Ein zweiter Versuch von maidlin (Luke Castellan-Rick Riordan) ================================================================================ Kapitel 20: Alte Freunde ------------------------ Alte Freunde Ungläubig starrte Percy sein Schwert, Springflut, an. Er konnte einfach nicht begreifen, was geschehen war. Er kannte diesen Trick, er hatte ihnen anderen beigebracht und wusste ebenso gut, wie man ihn verhinderte. Wie hatte es Luke also geschafft ihn gerade damit zu entwaffnen?, überlegte er krampfhaft. Dann riss er den Kopf nach oben, als ihn die Erkenntnis traf. Etwas in Lukes Augen hatte ihn einen Moment zögern lassen. Nein, das stimmte nicht. Es hatte ihn erschrocken. Er sah Luke fest in die Augen und als er es sah, schnappte er hörbar nach Luft. Warum war ihm das nicht schon vorher aufgefallen? Diese goldenen Sprenkel in Lukes Augen, waren neu. Luke hatte strahlend blaue Augen gehabt. Doch nun... Das Gold war es gewesen, das ihn so erschrocken hatte. Es konnte nur eines bedeuten: Kronos. Allein der Gedanken ließ ihn erzittern. Nicht noch einmal, dachte er. Nicht schon wieder. Und gleichzeitig flüsterte eine Stimme in ihm: Ich wusste es. Die Klinge, die Luke ihm noch immer an den Hals hielt, war vergessen. „Was...“, setzte er an, doch genau in dem Moment ließ Luke das Schwert sinken und schüttelte leicht den Kopf. Mit den Augen blickte er zu Chiron und nickte dann leicht. Percy verstand nicht recht. Was sollte das? Was wollte er ihm damit sagen? „Guter Kampf.“, sagte Luke schließlich. Er reichte Percy die Hand und ohne zu warten, nahm er sie in seine und drückte sie kurz. Dann kam er Percy näher, so dass dieser seine geflüsterten Worte verstehen konnte. „Chiron weiß schon lange Bescheid, ich wäre dir also dankbar, wenn du den Mund hältst.“ „Was?!“, zischte Percy. „Oh, aber ich hätte dich auch so geschlagen.“, fügte Luke selbstbewusst an, ohne weiter auf das andere einzugehen. Dabei grinste er schief. „Davon träumst du vielleicht. Wie ist das möglich?“, sagte er weiter. Inzwischen hatte Luke seine Hand losgelassen und deutete zum Ausgang der Arena. Er wollte es ihm dort erklären. Doch gerade als er sich umdrehte, zischte ein silberner Pfeil an seinem Ohr vorbei und blieb in der Erde hinter ihm stecken. Luke wirbelte herum und sah im Eingang eine ihm sehr wohlvertraute Person. Doch statt Pfeil und Bogen hatte sie nun Schwert und Schild in der Hand. „Begrüßt man so etwa einen alten Freund, Thalia?“, fragte Luke und ein Lächeln umspielte seinen Mund. „Du bist schon lange nicht mehr mein Freund. Ich werde dich dahin zurückschicken, wo du hingehörst.“ „Bedauere, ich muss leider ablehnen.“, antwortete er und sein Blick glitt kurz über Thalias Schild. Es war furchteinflößend. Der Medusenkopf sah einfach schrecklich aus und flößte jedem, der es sah unheimlich viel Angst ein. Doch Luke atmete einmal tief durch und erinnerte sich an den ersten Traum, den er seit seiner Auferstehung in Hütte elf gehabt hatte. In diesem Traum hatte er weitaus grauenhaftere Dinge gesehen und ja auch gespürt, so dass ihm Thalias Schild nur noch einen leichten Schauer über den Rücken jagte, der aber schnell verklang. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, griff Thalia an. Percy sprang zur Seite und sah unentschlossen zwischen Thalia, Luke und Chiron hin und her. Dann ging er zu dem Zentauren, jedoch ohne den Kampf aus den Augen zu lassen. „Chiron solltest du nicht etwas machen?“, hörte er Annabeth gerade sagen, als er sich neben sie stellte. Der Zentaur runzelte die Stirn. Thalia war es durchaus zuzutrauen, dass sie mit ihrer Drohung ernst machte, ohne Fragen zu stellen oder zu zögern. Sie hatte die Kraft dazu, das stand außer Frage. Dennoch wollte er sehen, wie gut Luke war, ob er auch diesen Kampf durchhalten würde. Percy hatte er geschlagen und schien noch recht fit zu sein, doch es war auch auf dem Schlachtfeld nicht so, dass man immer nur einen Gegner hatte. Chiron beobachtete die gekonnten Schwerthiebe von Luke, die von großem Talent und Können zeugten. Während er die wenigen und kleinen Lücken in Thalias Verteidigung hin und wieder nutzen konnte, wich er gleichzeitig geschickt ihren Angriffen aus. Dabei hätte er eigentlich im Nachteil sein müssen, denn schließlich besaß er kein Schild, das ihm zusätzlichen Schutz verlieh. Anders als Thalia konnte er Angriffe nicht einfach blocken, sondern musste ihnen tatsächlich mit dem gesamten Körper ausweichen. Luke war also viel mehr in Bewegung als Thalia und das Grinsen auf ihrem Gesicht verriet ihm, dass sie es ebenso wusste. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis er ermüdete. Es war für Chiron interessant zu sehen, wie weit Luke wirklich gehen konnte und welche Rolle Kronos eventuell spielen könnte. Würden sie es überhaupt merken? „Chiron?“, fragte Annabeth noch einmal, doch er schüttelte nur mit dem Kopf. „Du willst wissen, wie weit er gehen kann.“, sagte Percy neben ihm. „Es hat dir wohl nicht gereicht, dass er mich geschlagen hat.“ „Du warst abgelenkt.“, stellte Chiron klar. Percy sah ihn überrascht an. Er hatte nicht erwartete, dass es überhaupt einer bemerkt hatte. „Warum?“, wandte sich nun Annabeth an Percy. Dieser sah sie einen Moment prüfend an, entschied sich dann aber ehrlich zu sein. Er vertraute ihr. Trotzdem würde er noch einmal unter vier Augen mit Luke sprechen, von Mann zu Mann. „Seine Augen haben goldene Sprenkel.“, erwiderte er ausdruckslos. Ihr Mund öffnete sich zu einem erstauntem „Oh. Wie-“ „Das wird er uns später noch sagen müssen oder Chiron?“ „Natürlich. Nur bitte ich euch, den anderen noch nichts zu sagen.“ „Warum? Weil die anderen ihn sonst fertig machen würden?“ „Ja. Er wird morgen sowieso zum Olymp gehen. Was danach geschieht, wissen nur die Götter. Ich denke nicht, dass wir uns deswegen noch Unruhen bereiten sollten.“ Alle drei wandten ihren Blick wieder zu den beiden Kontrahenten und sahen gerade, wie Luke mit seinem Schwert Thalias parierte und sie dann nach hinten drückte. Seine Bewegungen waren schon nicht mehr ganz so flüssig und zeugten von Anstrengung. Das Schild vor ihrer Brust, das Schwert hoch erhoben – so stürmte Thalia abermals auf ihn zu. Luke sprang nach links und riss gleichzeitig sein eigenes Schwert nach oben, so dass er Thalias noch abwehren konnte. Sie hatte viel Kraft in ihren Schlag gelegt und er spürte die Vibration durch seinen ganzen Körper fahren. Blitzschnell zog Luke seine Klinge zurück und wollte ihre ungedeckte Seite angreifen. Thalia änderte ihre Armhaltung ein wenig und hielt das Schild schützend an die entsprechende Stelle, so dass Lukes genau darauf traf und ein schepperndes Geräusch entstand. Mit zwei großen Schritten wich Luke zurück, doch sie folgte ihm ebenso schnell und ließ ihm keine Ruhe. Erneut trafen die Metalle unerbittlich aufeinander. Jeder versuchte eine Lücke in der Abwehr des Anderen zu entdecken und so einen entscheidenden Treffer zu erlangen. Luke wusste, dass Thalias Körper gut geschützt war, ihre Beine jedoch weniger. Er musste versuchen sie dort zu treffen. Er musste ihr zeigen, dass er ihr ebenbürtig, wenn nicht sogar besser war als sie. Erst dann würde sie ihn anhören und die Entscheidung der Götter akzeptieren. Verzeihen würde sie ihm nie. Sein Schwert schoss nach vorn, doch Thalia ließ sich zur Seite fallen und rollte sich geschickt ab. Schwert und Schild hielt sie sicher in der Hand und war sofort wieder auf den Beinen. Sie griff erneut an. Luke versuchte diesen Angriff abzuwehren, indem er sein Schwert senkrecht nach unten hielt. Dabei ließ er jedoch eine zu große Lücke in seiner Verteidigung. Doch als er es bemerkte, war es bereits zu spät. Mit aller Kraft stieß Thalia ihm das Schild in die Brust. Mit einem Keuchen entwich die Luft aus seinen Lungen und er taumelte ein paar Schritte rückwärts. Sein Blick war nach unten gerichtet, um nicht zu stolpern. Sein Unterbewusstsein sagte ihm, dass Thalia mit dem nächsten Angriff nicht warten würde. Instinktiv riss er sein Schwert nach oben und sofort hörte er Metall klirren. Er stand noch gebeugt, doch sein Körper versteifte sich, um Thalia keine Chance zu geben, ihn zu übertrumpfen und weiter zurückzudrängen. Thalia war es schließlich, die ihre Haltung ein wenig verlagerte. Ihre Schwertspitze zeigte direkt auf Lukes Brust. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich die Sehnen ihres linken Armes spannten, in dem sie den Schild hielt. Luke wusste sofort, was sie als nächtest vorhatte. Die Gedanken rasten in seinem Kopf. Würde er versuchen dem Schild auszuweichen, würde sie ungehindert mit dem Schwert zustoßen können. Ein Treffer mit dem Schild würde ihn auch verletzten, vielleicht nicht ganz so schädlich. Er könnte den Schild mit dem linken Arm abwehren und gleichzeitig dem Schwert entgehen. Wenn er es wirklich gut machte, könnte er selbst angreifen und Thalia überraschen. Sobald er den Gedanken beendet hatte, tat Thalia auch genau das: Mit dem Schild griff sie seine Seite an. Luke hob den linken Arm und wehrte mit dem Ellenbogen das Schild ab. Gleichzeitig drehte er sich von der Schwertspitze weg und holte mit der Klinge blitzschnell aus. Dieses Mal war es Thalia, die Mühe hatte den Abgriff abzuwehren und nach hinten auswich. Schwert atmend standen sich die beiden gegenüber. Luke spürte den Schmerz in seinem linken Arm, wie Feuer. Es breitete sich über seine Schulter aus, die Seite hinab und doch schien sich alles unter dem linken Arm zu sammeln. An der Stelle, an der er die große Narbe hatte. Er musste diesen Kampf beenden, dachte er. Würde er sie nicht bald besiegen, konnte es noch Stunden so weiter gehen. Nur eine Sekunde. Wenn er nur eine Sekunde hätte, in der er schneller wäre als sie, der Kampf wäre entschieden. An Thalias gespannter Haltung glaubte Luke zu erkennen, dass sie ähnliche Gedanken hatte. Sie blicke ihn konzentriert an und rührte sich nicht. Plötzlich zogen sich die Wolken über ihnen zusammen und der Himmel verdunkelte sich. Luke schaute nach oben und erwartete eine schlichte Wolke, die sich vor die Sonne geschoben hatte. Stattdessen sah er dunkle, schwarze Wolkenberge, die sich direkt über ihm aufgetürmt hatten. Im nächsten Moment grollte ein Donner über ihn hinweg und die ersten Blitze zuckten auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)