Ein zweiter Versuch von maidlin (Luke Castellan-Rick Riordan) ================================================================================ Kapitel 15: Zu Hause -------------------- Zu Hause Hermes stand im Flur des Hauses, in dem er einmal fast ein ganzes Jahr verbracht hatte. Das Zimmer, in dem sich Luke aufhielt, lag direkt hinter der Tür vor ihm. Was hatte sich Luke nur dabei gedacht? Waren Mays Worte wirklich so verlockend gewesen? Er musste doch wissen, dass er sie damit ebenso in Gefahr brachte. „Hey.“, sagte eine leise Stimme plötzlich. Als Hermes den Kopf wandte, sah er in Mays Gesicht, die an der Treppe stand. Eine Hand hatte sie noch am Geländer und auf ihren Lippen lag ein Lächeln, das er zaghaft erwiderte. May kam zu ihm und nahm seine Hand in ihre und drückte sie sanft. „Nachdem ich ihn in seinem Zimmer fand, dachte ich mir schon, dass du kommen wirst.“, flüsterte sie und beantwortete seine unausgesprochene Frage. „Lass uns nach unten gehen und reden.“ Noch einmal sah Hermes zur Tür, nickte dann aber. Gleichzeitig fragte er sich, was er eigentlich tat. Er hatte genügend anderen Dinge zu tun und Zeus hatte ihn sehr deutlich davor gewarnt, sich May oder Luke wieder zu nähern. Trotzdem ging er mit ihr. In der Küche war es aufgeräumt und sauber, wie es Hermes schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. „Möchtest du etwas trinken?“, fragte May ihn und nahm bereits eine Tasse aus dem Schrank. „Nein.“, antwortete er einsilbig. „May, warum ist er hier?“ Sie nahm sich einen Teebeutel als eine Packung und hängte ihn in die Tasse. Dann goss sie heißes, dampfendes Wasser auf. „Ich weiß es nicht. Ich dachte du könntest mir das beantworten. Ich weiß nicht mal seit wann er hier ist. Ich geh manchmal in sein Zimmer und denke an früher. An die Zeit, kurz nachdem er geboren wurde. Weißt du noch? Wir waren fast so etwas wie eine Familie. Ich erinnere mich gern daran. Jedenfalls wollte ich das heute Morgen auch wieder tun. Die Tatsache, dass er wieder lebt ist einfach so überwältigend und kommt mir so unwirklich vor, dass...“ May brach ab. Sie fand die richtigen Worte nicht. „Jedenfalls kannst du dir nicht vorstellen, wie erschrocken ich war, als er dann plötzlich in seinem Bett lag.“ „Und? Was hat er gesagt?“, wollte Hermes gleich wissen. „Nichts. Er war noch nicht einmal munter.“, erwiderte sie. „Warum hast du hier nach ihm gesucht?“, war es nun sie, die ihn fragte. In kurzen Worten erzählte Hermes ihr, was geschehen war und was Annabeth in dem Schild gesehen hatte. „Er hat schlecht geträumt?“, fragte May etwas ungläubig. „Du weißt, dass es bei Halbgöttern sehr intensiv sein kann.“ „Ja, natürlich, aber... was für ein Traum war es, dass er sich hier versteckt?“ „Versteckt? Glaubst du wirklich das tut er?“ May zuckte mit den Schultern und seufzte. „Ich wünschte, ich würde das nicht denken, aber... Das hier ist der Ort, an den er am wenigsten zurückkehren wollte. Du hast seinen Gesichtsausdruck auf mein Angebot gesehen, auch wenn er etwas anderes gesagt hat. In diesen Haus gibt es keine schönen Erinnerungen für ihn.“ Hermes war von ihrer inneren Stärke beeindruckt. Sie wusste genau was Luke dachte, was er fühlte und akzeptierte es, auch wenn es sich eigentlich verletzten sollte und ganz sicher traurig stimmte. Aber sie sah dem gefasst entgegen. Luke war ihr darin nicht einmal unähnlich. „Er hat es getan.“, sagte Hermes schließlich. Verwirrte sah May ihn an. „Ich glaube ich nehme doch einen Tee.“, erwiderte er darauf und setzte sich. Er würden den anderen schon eine Erklärung geben, mit der sie zufrieden sein konnten. Aber May hatte es einfach verdient die Wahrheit zu erfahren. Er konnte sie nicht im Unklaren lassen. Sie würde es verstehen. Sie würde damit umgehen können. Nachdenklich drehte May ihre Tasse in der Hand. Hermes hatte gerade geendet und sie wusste ehrlich nicht, was sie davon halten oder darüber denken sollte. Ihr Blick glitt nach oben an die Decke und sie dachte an Luke, der in seinem alten Kinderzimmer schlief. „Hast du nun Angst vor ihm?“ Entrüstet sah sie den Götterboten an. „Natürlich nicht.“ Hermes nickte. „Dennoch ist es... seltsam. Niemand anderes wäre dazu in der Lage gewesen. Warum er?“ May atmete tief aus. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ihm gelungen ist. Aber von Geburt an, war sein Schicksal ein besonderes gewesen.“, sagte May nachdenklich. „Es muss ihn eine Menge an Kraft gekostet haben und noch immer abverlangen. Du sagst, er hatte einen Albtraum. Vielleicht ist er dann deswegen hier. Er will Ruhe finden.“ „Aber warum heimlich? Er war doch abzusehen, dass man es als Flucht auslegen würde.“ „Hätte man ihn denn gehen lassen, wenn er sich abgemeldet hätte?“, fragte sie ein wenig spitz. Hermes schüttelte als Antwort nur den Kopf. Natürlich hätten sie das nicht. Einen Moment schwiegen beide. May stand auf und stellte die Tassen in die Spüle. Nachdenklich sah sie auf das Bild von Luke, welches auf ihrem Küchenschrank stand. Dann sagte sie langsam: „Ich glaube in dem, was du mir erzählt hast, hast du deine Antwort für die Träume gefunden.“ „Wie meinst du das?“ „Die Menschen verarbeiten in ihren Träumen, dass was sie erleben, sich wünschen oder fürchten. Warum sollte es bei Luke anders sein? Seine Seele verarbeitet das erlebte und da Kronos nun ein Teil von ihm ist, könnte es doch gut sein, dass eben auch das verarbeitet, was Kronos erlebt hat.“ Der Götterbote runzelte die Stirn. Sollte das möglich sein? Einen Moment dachte er darüber nach, dann erhob er sich mit einem Ruck. Es war Zeit das heraus zu finden. In schnellen Schritten ging er die Treppe nach oben und öffnete die Zimmertür leise. Innerlich bereitete er sich darauf vor, dass Luke seine Anwesenheit bemerkt hatte und wieder verschwunden war. Doch er lag noch genauso im Bett, wie er es im Videoschild von Annabeth gesehen hatte: komplett in Decken eingehüllt und zusammengerollt. Als wollte er sich vor der Welt verstecken. May war ihm gefolgt und blieb nun in der Zimmertür stehen. Hermes begann vorsichtig die Decke zur Seite zu ziehen. Doch selbst als er die Bettdecke von Lukes Kopf zog rührte sich dieser nicht. Dann legte er erneut eine Hand auf Lukes blonden Haarschopf und war im nächsten Moment in dessen Traum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)