Abgründe von God_of_Mischief (~ wenn du das Ende nicht sehen willst ~) ================================================================================ Prolog: ~ Prolog ~ ------------------ Prolog: „G-geh nicht, bitte nicht, Bruder!“ Ein kleiner Junge stand am Straßenrand, schrie so laut er konnte. Die Hand ausgestreckt nach seinem großen Bruder „I-ich weiß doch gar nicht, was ich o-ohne dich … -“, schluchzte er stockend; wissend, dass er damit doch nichts erreichte. Gilbert drehte sich langsam um - leicht genervt, die aufkommenden Tränen jedoch wieder schluckend. Gerade hatte er es doch geschafft, sich von dem kleinen Jungen loszureißen … gerade hatte er sich rumdrehen können, bereit zu gehen. „Verdammt, Lutz … mach‘s mir nicht schwerer, als es sowieso schon ist.“ Er grinste nicht wie üblich. Distanzierter als sonst stand er seinem kleinen Bruder gegenüber. Kaum drei Schritte entfernt. „Ich komm‘ dich doch besuchen, Kleiner. Das haben wir doch ausgemacht.“, meinte er und versuchte sich an einem misslungenen Lächeln. Der kleine Junge schluchzte weiter. Seine anderen großen Brüder hatten auch versprochen, ihn besuchen zu kommen. Das war mittlerweile drei Jahre her. Gilbert würde ihn genauso wenig vermissen. „A-aber … du wirst mich vergessen.“ Gilbert seufzte leise auf. „Ich werde dich nicht vergessen, Ludwig. Hör mir zu.“, er kniete sich vor den kleinen Jungen. „Wir haben es doch ausgemacht. Ich bin awesome, ich halte immer mein Wort, verstanden? Bald besuch‘ ich dich und dann machen wir was zusammen.“, grinste er. „A-aber Vash … und Roderich …“ Ludwig klammerte sich an die dürre Hand seines großen Bruders. „Sie haben mich doch auch vergessen.“ Die großen, himmelblauen Augen blickten auf. Zu Gilbert. So erfüllt von einer verdammten Leere, die er ihm einfach nicht nehmen konnte. „Die sind ja auch nicht so awesome wie ich.“ Gilbert grinste wieder. „Sie haben es sicherlich nur vor sich hergeschoben und es dann einfach nicht geschafft. Das passiert. Sie haben dich bestimmt nicht vergessen.“ Als Gilbert die Augen schloss, um aufzustehen und sich umzudrehen, da waren diese unnatürlich blauen Augen mit weiteren Tränen gefüllt. Die träge Leere einer gewissen Ahnung gewichen. Was zur Hölle hatte er da gerade gesagt? „Du wirst bestimmt auch zu beschäftigt sein, Bruder. Ihr alle habt mich doch schon längst verdrängt.“ Gilbert kniff die Augenlider aufeinander, die Brauen hilflos erhoben. „Nein, verdammt. Ich werd‘ es ihnen sagen, ja? Dann kommen wir alle dich besuchen.“ Überfordert mit der ganzen Situation hob er abwehrend die Hände. Ludwig schluckte leise. So etwas hatten die anderen auch gesagt. „M-macht euch keine Umstände.“, murmelte der Kleine, dessen letzte Hoffnung mittlerweile restlos ausgelöscht irgendwo in der nächsten Mülltonne lag. „I-ihr hasst mich doch alle. Sonst würdet ihr mich nicht alleine lassen.“ Ludwig blickte zu Boden; musterte den glatten Asphalt, zählte die Ritzen. Er war gut im Zählen. Er hatte schon gezählt, als er noch klein war. Mit vier, da hatte er angefangen. 1168 Tage war es jetzt her, seit Roderich und Vash das Stipendium erhalten hatten. 1167 Tage, seit sie ihn verlassen hatten. Heute würde Gilbert ihn verlassen. Der Einzige, dem er noch vertraut und der ihn beschützt hatte. „Das stimmt nicht, du kleiner Idiot. Ich hab dich doch lieb. Sonst hätte ich es dir nicht versprochen.“ Gilbert lächelte ihm munter zu. „Du bist doch schon groß, Ludwig. Bis ich dich besuchen komme, wirst du es auch allein schaffen. Vater ist doch schließlich auch noch da.“ Ludwig lächelte nicht. Er weinte auch nicht mehr. Ausdruckslos murmelte er: „Vater hasst mich. Genauso, wie du mich hasst. Wie Vash und Roderich mich hassen.“ Verstohlen wischte er sich über die zusammengekniffenen Augen und schaute dann zur Seite. Zählte die Pflastersteine auf der Straße. Gilbert wusste sehr gut, was Ludwig meinte. Dieses Gefühl, vergessen zu werden. Aber Gilbert würde ihn nicht vergessen. Nicht in einhundert Jahren. Wie kam sein kleiner Bruder darauf, so etwas zu glauben? „Verdammt, kleiner Trottel. Ich hasse dich nicht, Vater hasst dich auch nicht und Vash und Roderich sicherlich auch nicht. Wir haben dich alle lieb. Vergiss das niemals!“ Im Hintergrund hörte Gilbert eine Hupe; die Hupe eines Autos – … die Hupe seines Autos! Er sah, wie sein Vater aus der Tür trat, auf sie beide zu kam. „Ludwig? Lass Gilbert jetzt endlich fahren. Du hattest Zeit genug, dich zu verabschieden, jetzt ist gut.“ Streng wurde der Kleine am schmalen Handgelenk gepackt. Weggezogen von seinem großen Bruder. „J-ja, Vater“, murmelte er leise, den Blick noch immer gesenkt. „Bis bald, Gilbert.“ Der Vater zog ihn besitzergreifend zu sich. Strich ihm sanft durch die kurzen, blonden Haare und lächelte. „Braver Junge.“ Gilbert nickte leicht; fast schon dankbar, das kleine Nervenbündel endlich loszuhaben. „Bis bald, Ludwig. Sei lieb zu Vater und tu‘, was er dir sagt.“ Ludwig schniefte leise. „Ja, großer Bruder.“ Dann verschwand Gilbert im Inneren des schwarzen Wagens. Als jener um die nächste Ecke bog, kniete sich der Vater neben ihn. „So, mein Kleiner. Du weißt, was wir heute Abend machen, nicht wahr?“ Vater lächelte voller Vorfreude. „Gilbert ist nicht mehr da und wir können viel Zeit zu zweit verbringen. Meinst du nicht auch?“ Ludwig wollte erschrocken zusammen zucken, aber er konnte nicht. Natürlich wusste er, was kommen würde. „Ja, Vater.“ *~~~*Ende Prolog*~~~* Autorenbla :3 Eigentlich sollte der Prolog schon letzte Woche geuploadet werden, aber … da mein Internet auf meinem normalen Laptop einfach nicht mitspielen wollte, hab ich es aufgeschoben :3 Argh und verbessert hab ich auch noch ein bisschen was, aber einen ganz großen Teil hat gemacht Sie hat mir sehr geholfen und … mein Geschreibsel ein bisschen entwirrt. Teilweise… .////. Danke dir *umfluff* [wenigstens erwähne ich sie, ohne, dass sie betteln muss 8DD – ich bin ja so liebenswürdig |DD ] Hu, ich mag jetzt auch nicht mehr viel sagen, außer, dass ich mich über jedes Review freuen würde :3 ~ Nächstes Kapitel kommt demnächst. ~ Liebe Grüße :3 Amy Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Er wusste, es war zu spät, um weg zu laufen. Vater fixierte ihn grinsend mit diesen eisblauen, irren Iriden und hob die scharfe Glasscherbe auf. „Du wolltest es doch nie anders, Bastard.“ Ludwig blickte auf, die großen Augen tränenunterlaufen und geweitet. „V-Vater …“ Vater lachte heiser auf, nur wenige Schritte von seinem Sohn entfernt. Ludwig stöhnte innerlich, zitterte vor Angst. Vater würde weiter gehen. Weiter als sonst sogar. Hatte er das wirklich verdient? Hatte er es verdient, geschlagen, verprügelt und getreten zu werden? Hatte er es verdient, dass Vater ihn hasste; ihn als Box-Sack missbrauchte? Hatte er das wirklich … verdient? Innerlich kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen: Natürlich. Vater war ein ehrlicher und gerechter Mann. Vater würde nie etwas Unrechtes tun und wenn er sagte, Ludwig verdiene eine Bestrafung, dann verdiente er eine. Trotzdem … bitte schlag mich nicht. „Kleines Stück Dreck.“, meinte der Mann noch immer grinsend. Vater hasste ihn, dabei hatte er doch heute gute Noten mit nach Hause gebracht. Dabei hatte er doch versucht … ein braver Junge zu sein. Bitte … bitte nicht … Ludwig wich weiter zurück, die Hände schützend über seinen Kopf haltend. Er hasste diese Situationen, aber Vater sagte immer, er verdiene es doch gar nicht anders. Er hatte gesehen, wie andere Kinder in seinem Alter umarmt wurden. Wie die Väter sich freuten, dass ihre Söhne so gute Schüler waren, wie sie die Kinder aufmunterten, wenn sie schlechte Noten mit nach Hause brachten. Ludwig war jetzt fast 13 Jahre alt und sein Vater hatte ihn noch nie umarmt. Die einzige Nähe, die er von Vater empfing, die bekam er abends … wenn sie … - Ich bin nicht gut genug, oder? Du willst mich bluten sehen. Plötzlich stand Vater neben ihm und schnitt ihm mit der scharfen Glasscherbe und seinem tiefen Knurren in den rechten Arm; ließ seine Waffe viele Male niedersausen, ehe ihn schließlich die Kraft verließ. Ludwig schrie. Er schrie, weinte, flehte um Gnade. „Vater, bitte … V-Vater“, Ludwig schluchzte leise auf, biss die Zähne zusammen und ertrug die Schmerzen. Er ertrug es so wie immer, doch anders als sonst achtete Vater nicht mehr auf Ludwig oder dessen geschundenen Körper. Vater lachte schrill, heißer. Er ließ alles an „seinem“ Jungen aus - all seine Wut, all seinen Hass. Ludwig spürte, wie ihm das heiße Blut an den Armen und an einigen ungeschützten Stellen seines Schädels herunterlief. Er spürte, wie die roten Tropfen auf den Boden fielen, als er mit dem Rücken unsanft gegen die Wand stieß und sich daran herunter gleiten ließ. Er spürte, wie Vater ihn mit dem Fuß trat, immer und immer wieder. Vater hatte die Glasscherbe fallen gelassen. Endlich. „B-Bitte, Vater …“, Ludwigs Stimme glich dem Wimmern eines getretenen Hundes. „H-hör … auf … bitte ...“, oder einem leichten Regenschauer, der jegliche Intensität in wenigen Minuten verlor. „Du kleiner Bastard! Kleiner, wichsender Bastard!“, lachte Vater. Er lachte immer, wenn er hysterisch wurde … oder abends … wenn sie- „Deine Mutter war eine Hure!“, keifte er. „Deine Mutter war eine Hure und du bist es genauso! Du bist es nicht wert!“ Vater trat noch einmal zu, ehe er mit dem gleichen hysterischen Lachen in die kleine Kochnische verschwand. Ludwig rührte sich keinen Millimeter, die Hände noch immer schützend über den Kopf gehalten, die Knie angezogen. Vater hatte ihn schon oft beschimpft. Vater hatte schon oft Bastard zu ihm gesagt. Er hatte ihn auch schon Hure genannt … Ich … bin es nicht wert. Ich habe alles gemacht, was du verlangt hast, Vater. Ich bin Klassenbester. Ich habe heute wieder nur die besten Noten mitgebracht. Trotzdem … trotzdem reicht es dir nicht … ich kann dich verstehen … Gilbert war besser, nicht wahr? Gilbert … Ludwig wagte es nicht, aufzublicken. Er wusste, wenn er sich ruhig verhielt, konnte er fliehen, bevor sein Vater wieder kam. Bevor Vater ihn wieder anblickte und bevor Ludwig von diesem Hass zu Boden gerissen wurde. Vater hasste ihn … und Ludwig nahm es an. Weil ich nicht so bin wie Gilbert, oder? „Mach‘ deine Wunden sauber und verschwinde“, fauchte Vater plötzlich und Ludwig wagte es jetzt, endlich aufzublicken. Vater stand neben dem kleinen Küchentisch und gönnte sich ein Bier. Ludwig starrte ihn verwundert an. Es war kaum mehr Nachmittag und Vater wollte sich schon wieder betrinken? Ludwig wusste, dass Vater nachher noch einmal zur Arbeit musste. Kurz nur, aber betrunken durfte er nicht erscheinen … - „Verschwinde, Bastard! Ich will dich erst heute Abend wieder zu Gesicht bekommen.“ Ludwig nickte eilig und so schnell er konnte stand er auf und taumelte benommen ins Bad. Er machte sich Sorgen um Vater, aber … nachher musste er noch Boxen gehen. Wenn er sich beeilte, würde er es noch zum Boxen schaffen. Vater liebte es, wenn er Boxen ging und danach verschwitzt nach Hause kam. ~~~ „Zieh das Hemd aus, Ludwig.“ „Nein, es tut mir Leid, Coach.“ Ludwig starrte ihn desinteressiert an. Er hatte gelernt, wie er mit anderen Menschen umgehen musste. Er hatte gelernt, dass er sich durchsetzen musste, wenn er seinen Vater schützen wollte. „Zieh. Das. Hemd. Aus.“ Ludwig wäre beinahe einen Schritt zurück gewichen, als sein Mentor wütend auf ihn zutrat. Ihm war die plötzliche Nähe unangenehm und … er hatte Angst. „Wenn ich dir sage, dass du dein Hemd ausziehen sollst, dann hast du es gefälligst auch zutun, Ludwig“, knurrte der Trainer leise, fast schon zischend. „Hatten wir das nicht schon?“ Ludwig nickte leicht. „Ja, das hatten wir schon, Sir.“, entgegnete er weitestgehend unbeeindruckt. Bitte … schlag mich nicht … „Einem Lehrer sollte man sich nicht widersetzen, Ludwig.“ Ludwig sah, wie der Coach seine riesige Hand hob und zu einer Ohrfeige ansetzte. Er hatte es schon oft erlebt, dass der Trainer seine Schüler zurecht wies … I-Ich meine es nicht so … schlag mich nicht … b-bitte …! Kurz flackerte greifbare Angst, gar richtige Furcht in Ludwigs eisblauen Iriden auf. Er hasste es, wenn man ihm zu nahe trat. Er hasste es, wenn man ihn bedrohte. Wie ein wildes, in die Ecke gedrängtes Tier suchte er aus den Augenwinkeln heraus einen Fluchtweg, suchte nach erreichbaren Türen, irgendwelchen Schutzmauern oder Schränken, hinter denen er sich hätte verstecken können. Er spürte, wie sich sein Bauch unsanft zusammenkrampfte, als er enttäuscht wurde. Nichts. Erschrocken wollte er zurück weichen, sich ducken und zu Boden sinken. Sein Lehrer war so nah, so …- Ich weiß doch, ich habe es nicht anders verdient … „Ich mische mich nicht gerne in die privaten Angelegenheiten meiner Schüler ein, aber … wurdest du wieder geschlagen, Ludwig?“ Der Trainer seufzte, bevor er Ludwig die Hand an die blasse Wange legte. „Deswegen der Verband um den Kopf, nicht wahr?“ Ludwig blickte ihn erstaunt an und zuckte unter der Berührung zusammen. Hatte er ihn etwa nicht schlagen wollen? Hatte er nicht die Hand gehoben, um ihn zu demütigen, um ihn zurecht zu weisen? Natürlich; alle wollten ihn bestrafen. Schließlich machte er immer alles falsch. „Nein, Herr Ausbilder. Ich bin unglücklich gefallen, als ich die Treppe runtergegangen bin, und hab mir den Kopf an der Schrankkante gestoßen. Dann ist die Vase auf meinen Kopf gefallen und deswegen die Kratzer an den Armen.“ Ludwig war noch nie ein guter Lügner gewesen, aber die Geschichten, die er immer erzählte, um seinen Vater zu schützen, die erzählte er mit einer solchen Überzeugung – „Lüg‘ mich nicht an, Kleiner!“ Die Augen des Anderen funkelten vor Wut. „Deine ewige Lügnerei erträgt ja selbst mein toter Vater nicht.“ Ludwigs leichtes Lächeln erstarb. „D-Das tut mir Leid …“, murmelte er und senkte den Blick. „Ich wusste nicht, dass-“ „Meine Güte, darum geht es doch gar nicht, Kleiner!“ Erneut zucket Ludwig erschrocken zusammen. „Entschuldigung.“ Seufzend legte der Ausbilder eine Hand auf Ludwigs Schulter, ehe er die dunkel untermalten Augen für einen Moment der Schwäche schloss. „Du musst dich für nichts entschuldigen. Geh einfach da raus und kämpf‘ gegen deinen Gegner. Wenn du willst, rede ich mit deinem Vater.“ Erstaunt hob Ludwig den Kopf. „Sie müssen nicht mit Vater reden. Vater liebt mich.“, antwortete er „Vater liebt mich wirklich.“ „Wie kann er dich lieben, wenn er dich schlägt, Kleiner?“ Er weiß nur nicht, wie er sich ausdrücken soll, oder? „Er liebt mich“, fauchte Ludwig ungewöhnlich aufgebracht. „Vater liebt mich!“ Er hat nur keine Ahnung, wie er es mir zeigen soll, nicht wahr? Ich weiß doch, dass ich all seine Strafen verdiene. Ich weiß doch, dass er immer Recht hat. Niemand hat sich da einzumischen. Vater liebt mich schließlich. Vater liebt mich, weil er mich schlägt. Er kann es nur nicht anders zeigen, weil ich es nicht anders verdient habe, nicht wahr? Wenn nicht einmal Vater mich lieben würde, dann wäre ich nicht gut genug, um von anderen geliebt zu werden. Aber Vater liebt mich. Da bin ich mir sicher. Vater schlägt mich nur, weil ich zu unfähig bin, mir die Umarmungen richtig zu verdienen. „Ich frage mich immer wieder, wie du ihn so in Schutz nehmen kannst. Er hat es nicht verdient, Ludwig.“ Ludwigs große Augen weiteten sich. Unfähig sich zu bewegen, flehte er in Gedanken. Flehte, dass sein Lehrer ihn endlich allein lassen würde. Dass er sich endlich vorbereiten konnte. Vorbereiten auf den Kampf, ohne an die Schläge zu denken, die er von Vater bekam. Es war etwas anderes, als wenn er im Ring geschlagen wurde. Da durfte er zurück boxen. Durfte sich wehren. Aber Vater hasste es, wenn er um sich schlug … Vater hörte ihn lieber betteln und flehen … und schreien. Er hörte noch, wie die schwere Metalltür an die Wand knallte, ehe seine Kameraden, einer nach dem anderen, über die Schwelle traten, um ihm Glück zu wünschen. Er sah, wie sein Trainer ihn keines Blickes mehr würdigte und die Gruppe der aufgeregten Jungen mit ihm allein ließ. Jetzt musste er wieder schauspielern. Lächeln, Ludwig, Lächeln. Grins sie an. „Du schaffst das, Ludwig“ – „Schlag den alten Kerl!“ – „Ey, Kleiner! Rette unsere Ehre!“ – „Hau ordentlich drauf!“ Unweigerlich musste er an Vater denken … Vater war noch nie zu einem Kampf gekommen. Innerlich seufzend schüttelte er die Gedanken ab, die ihn wieder zu übermannen drohten. Es brachte nicht mehr, als dass er sich immer nur im Kreis drehte. … Gilbert hatte auch geboxt. Gilbert hatte immer gewonnen, sagte Vater ihm jedes Mal. Würde Vater ihn lieben, wenn er diesen Kampf gewann? Würde Vater … ihn lieber haben als Gilbert damals? ~~~* Ende Kapitel 1 *~~~ Autorenbla: Schlagt mich bitte nicht ;__; Es ist erst der Anfang und ich … ich wollte zeigen, wie kaputt ein Kind nach so vielen Jahren eigentlich ist … obwohl ich die Tiefgründigkeit irgendwie überhaupt nicht getroffen habe … Argh, es war so schwierig, den Teil zu schreiben. Und Ludi wird noch IC, keine Angst. ~ in diesem Sinne tut es mir auch Leid, wenn ich einigen Leuten auf den Schlips trete, in dem ich ihn so … verwundbar schreibe .////. Ist er ja eigentlich auch nicht. Das wird noch, das wird noch *selbst hoff* Es wäre mir lieb, wenn ihr mir eure Meinungen schreiben würdet. Die ersten Kapitel sind sehr schwierig, finde ich … argh, ich weiß gar nicht, wo ich da immer ansetzen kann. Was sieht ein solches Kind, was nimmt es gar nicht wahr? Dieser Scheuklappenblick, den ich manchmal so hinderlich finde, weil er so viel gar nicht sieht. Schreibt eure Gedanken, bitte, sonst denke ich zu viel über meine eigenen Ideen nach *heftig nick* |D Und ganz, ganz, ganz dickes Dankeschön an die vielen Rückmeldungen vom letzten Mal Es hat mich so unglaublich gefreut, dass so viele Interesse an der Story haben Liebe Grüße~ Amy :3 PS.: Gebetat hat das Kapitel wieder meine liebe Lime~ *knuffelz* Dankeschön an dich & deine aufmunternden Worte ;////; PPS.: … für das Kapi ist „Life is beautiful“ von Sixx A.M Dauerschleife gelaufen o.o Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 Ludwig grinste siegessicher. „Komm schon, Ludwig, den schnappst du dir!“ – „Gib dein Bestes, Kleiner!“ Sie feuerten ihn an, weil er gut war, oder? Weil er … gut war? Innerlich ironisch auflachend, verneinte er. Das war kein Grund. Sympathie vielleicht? „Merk dir eins, Ludwig“, sein Trainer stand vor ihm, nahm ihm sein Handtuch ab und legte die großen Hände auf die knochigen Schultern. Ludwig trug immer noch sein Hemd, das seinen vernarbten Körper vor neugierigen Blicken schützte. „Lass dich nicht ablenken.“, flüsterte er, nahe genug an Ludwigs Ohr, dass dieser seinen heißen Atem spüren konnte. „Ja, Sir“, antwortete Ludwig unbeirrt, obwohl ihm diese plötzliche Nähe unangenehm war. Er gab es ungern zu, aber Nähe war nicht unbedingt das, was er gerne um sich hatte. Nicht, dass er sich in irgendeiner Weise so etwas aussuchen durfte. Für dergleichen war er viel zu unbedeutend. Vater hatte ihm das schließlich oft genug bewiesen. A-aber … er liebt mich, nicht wahr? Vater liebt mich. Ludwig schluckte schnell, unterdrückte das aufkommende Zittern seiner vernarbten Hände. Glücklicherweise trug er bereits die Boxhandschuhe. Der Ausbilder ließ von ihm ab. „Gut“, nickte er und klopfte Ludwig noch einmal anerkennend auf die rechte Schulter, ehe er durch die Seile aus dem Ring verschwand. Ludwig nickte leicht, ehe er sein selbstgefälliges Grinsen aufsetzte. Er versuchte die Gedanken an Vater zu verdrängen. Er versuchte es wirklich … Ludwig wusste, er war besessen von dem Gedanken an Vater, von der Liebe, von Gilbert. Wie konnte man so etwas abschalten? Wie brachte man diese innere Stimme zum Schweigen? Er hörte seine Kameraden aus den Zuschauerreihen jubeln. Er hörte, wie sie ihn anfeuerten. Aber … ich habe noch nichts gemacht, oder? Sie haben keinen Grund mir ihre … Zuneigung … zu zeigen, nicht wahr? B-bestimmt ist es nicht einmal richtige … Zuneigung … Heuchelei … Warum machen sie das? W-weil … Weil sie … mich mehr mögen, als den Anderen? Sympathie? Würden sie mich auch anfeuern, wenn sie wüssten, wie schrecklich ich aussehe? Würden sie mich auch dann mögen, wenn sie wüssten, dass ich nicht liebenswert bin? Es ist Heuchelei … Sie kennen mich nicht. … Im Prinzip … haben sie kein Recht, mir zuzujubeln, nicht wahr? Sie wissen nichts … Ich habe meinen Gegner noch gar nicht besiegt … ich verdiene es doch gar nicht, nicht wahr? Ich verdiene nichts. Sie sollten das nicht tun. Der Schiedsrichter winkte ihm gelassen zu, woraufhin Ludwig aufstand und zur Mitte des Ringes schritt. Gleich würde es los gehen. Er machte sich meist wenig Gedanken um seine äußere Erscheinung, doch den Anderen schien der Verband, den er noch immer um den Kopf trug, zu verwirren. Sah er angreifbar aus? Würde sein Gegner ihn überhaupt für voll nehmen? Ludwig lachte innerlich trocken auf. Wenn nicht, dann wird er es lernen, nicht wahr, Vater? Du hast mich auch immer für voll genommen, ganz egal wie schlecht ich aussah. Egal, wie sehr ich es auch versuche, du wirst mich immer begleiten, Vater … Wie ein Gespenst und … ich werde immer an dich denken, Vater. Liebst du mich deswegen nicht so sehr, wie du Gilbert geliebt hast? Vater, du hasst mich, ... oder? Er verlor sich fast in seinen Gedanken. Es war eine seiner größten Schwächen, dass er immerzu den Fokus verlor, wenn seine Gedanken wanderten. Sein Trainer sagte immer, er wäre zu unaufmerksam. Sein Trainer hasste es, wenn er unaufmerksam war und … manchmal … manchmal holte er aus und … Kurz schüttelte Ludwig den blonden Schopf, konzentrierte sich wieder auf die wesentlichen Dinge. Sein Gegner sah nervös aus. Schlank, fast schon mager, aber dennoch war sein Körperbau muskulös, ein schmales eckiges Kinn, verschwitzte Schläfen. Das dunkelbraune Haar fiel ihm in Strähnen in die smaragdgrünen Augen, doch trotzdem erkannte Ludwig in dessen Iriden die selbe Entschlossenheit, die auch Ludwig spürte. Er wollte hier und gleich gewinnen. Für Vater, für sich selbst und für dieses Stipendium. Er wollte auf diese Schule, die man ihm immer vorenthalten hatte. Er wollte dorthin und Gilbert wieder sehen. Er wollte seinen Vater stolz machen. Endlich geliebt werden. Heute Abend wirst du stolz auf mich sein, Vater. Vielleicht … vielleicht l-liebst du … mich dann? Ich bin nichts wert … Vater, nicht wahr? Und trotzdem … und trotzdem existiere ich … neben dir. „Kämpft!“ Als Ludwig zu einer starken Rechten ansetzte, verschwand seine sonstige Zurückhaltung gegenüber körperlicher Gewalt. Es gab etwas in ihm, dass seine schüchterne, zurückhaltende Seite verdrängen konnte … Und gerade, als der Ringrichter das Signal gegeben hatte, da legte sich der Schalter in seinem Kopf um. Vielleicht, nur vielleicht, war das hier sein wahres Zuhause. Wo er … ausnahmsweise die Macht hatte, die Kraft, etwas zu verändern … andere Menschen stolz zu machen … Seine zusammengepressten Lippen verzogen sich zu einem fast schon wahnsinnigen Grinsen. Und er spürte die Furcht seines Gegenübers. Die plötzliche Furcht vor einer Niederlage. Die plötzliche Furcht vor dem eigenen Versagen. Natürlich traf er sein Ziel. Er boxte, schlug den Jungen gegen die Brust, traf den Halsbereich, blockte alles, was der Andere zu bieten hatte und er verschwendete nicht einen Gedanken an den Jungen, den er gnadenlos in die Ecke drängte. Der Brünette vor ihm lächelte nicht, sondern biss fast schon schmerzhaft die Zähne aufeinander. Ludwig bemitleidete ihn nicht. Es tat gut, auf der anderen Seite zu stehen. Es tat gut, Macht zu haben. Vater wird stolz auf mich sein. Vater wird mich lieb haben. Ludwigs Blick fixierte die Fäuste des anderen Jungen. Er hatte bisher noch kein einziges Mal die Chance gehabt, einen Treffer zu erzielen. Ludwig grinste weiter, bis sein Gegenüber plötzlich und völlig unerwartet mit der Linken ausholte und ihn fast an der Schläfe getroffen hätte, wären Ludwigs Reaktion und Fäuste nicht so schnell zur Abwehr übergegangen. Der Andere war also Linkshänder? Warum war ihm das noch nicht aufgefallen? Eine Finte also … die sein Gegenüber wohl oder übel zu nutzen wusste, wie es aussah. Er hatte Ludwig zappeln lassen, ihn zuschlagen lassen, bis sich eine geeignete Gelegenheit bot, ihn mit der linken Faust völlig aus dem Konzept zu bringen … Sein Trainer würde ihn für diese Unachtsamkeit schlagen … Ludwig spürte die fassungslosen Blicke der Anderen auf seinem vor Schamesröte brennenden Gesicht. Der Junge mit den smaragdgrünen Augen fixierte ihn immer wieder, ehe seine linke Faust so schnell niedersauste, dass Ludwig es beinahe nicht mehr mitkam. Seine Abwehr würde bröckeln, wenn er weiter zurück gedrängt wurde. Vater wird mich hassen … er wird mich nicht lieb haben, wenn ich nicht gewinne. Er hat mich nie geliebt, oder? D-doch! Er hat sich um mich gekümmert! Er … er kann es nur nicht so offen zeigen, das ist alles; und ich bin sowieso nicht gut genug, um sein Sohn zu sein, deswegen verdiene ich alles, nicht wahr? Er hat immer nur Gilbert gesehen … nicht wahr? Gilbert, der so fantastisch boxen konnte. Gilbert, sein liebster Sohn. Gilbert, mein großer Bruder, der immer auf mich aufgepasst hat … und jetzt hat Vater nur noch mich … Kein Wunder, dass er enttäuscht ist. Innerlich lachte Ludwig kalt, wusste genau, dass alles, was ihm durch den Kopf schoss, stimmte. Das Blatt hatte sich anscheinend gewendet, denn sein Gegenüber boxte nun ohne Zurückhaltung auf den schmächtigen Körper des Deutschen ein. Ludwig spürte jede Narbe, jede Verletzung, jeden Bluterguss und jeden Knochenbruch von früher … in den kurzen Sekunden der Verschnaufpause wischte er sich das Blut von der Lippe, spürte nicht, wie sich das zerschlissene, ehemals weiße Sporthemd mit dem eigenen Blut vollsog. Er wird mich dafür hassen, dass ich das Hemd wieder dreckig gemacht habe … Aber wenn ich gewinne, dann kann ich es wieder gut machen, oder? Sicher, oder? Er wird mich lieben, wenn ich gewinne, nicht wahr? Es wird ihn begeistern und … er wird mich umarmen und … und ... endlich aufhören, mich zu schlagen …, nicht wahr? Ludwigs Rechte schnellte wieder nach vorne. Es war ihm egal, dass er damit seine Deckung fallen ließ. Seine Linke folgte der starken Rechten und schlug dem anderen, unwesentlich kleineren Jungen unters Kinn, gefolgt von der Rechten, die die Schulter des Jungen striff und danach ihr Ziel – die rechte Schläfe – traf. Ludwig setzte meistens auf einen Treffer an der Schläfe. Ludwig setzte immer auf die kurze Verwirrung seiner Gegner, die er mit einem Angriff auf besagte Stelle erreichen konnte. Ludwig liebte die irritierten Blicke. Und gerade jetzt, als der andere junge Mann, vielleicht ein paar Jahre älter als er selbst, die Augen in blankem Entsetzen und purer Verwirrung weitete, ihn irritiert anblickte … - da spürte Ludwig die Macht, die ihm gegeben wurde. Sein einziges Problem war die Tatsache, dass er nicht mehr den Jungen vor Augen hatte, den er besiegen musste. Er hatte Ähnlichkeit mit ihm selbst, vielleicht wegen der vor Angst und Furcht geweiteten Augen oder dem halboffenen Mund, fassungslos und erstaunt darüber, dass es nicht er war, der gewann … Vor seinem inneren Auge verwandelte sich der braunhaarige, grünäugige Junge in ein blondes, kleines Balg … kaum einen Meter groß … Hatte er eine dermaßen kranke Seele, dass er nicht einmal mehr die Realität sah? Wieso konnte er nicht zuschlagen? Wieso zögerte er? War er … so schwach geworden? I-ich kann nicht … Ich bin zu schwach … Vater wird mich hassen. Nur mich. D-das ist nur meine Schuld … Sein Verstand, irritiert von der ganzen Situation, verstand nicht, dass dies alles nur in seinem Kopf stattfand. Die eiskalten, blauen Iriden im Schock geweitet, zerbrach die Hoffnung in den Augen. War es nicht Ironie, dass er den einzigen Erfolg mit der gleichen Brutalität, wie sein Vater sie an ihm ausübte, erreichen wollte? War es nicht Ironie, dass er dafür kleine Jungen schlagen musste, kaum größer als er damals? Doch Ludwig sah nicht, dass es keinen kleinen Jungen gab. Er sah nicht, dass der einzig wahre Gegner immer noch der schlanke junge Mann war, dem er zu viel Zeit gegeben hatte. Ludwig hatte zu lange gezögert … und Antonio wusste dies genau auszunutzen. Mit seiner starken, linken Faust schlug Antonio gegen Ludwig’s Schläfe, beobachtete den gebrochenen Ausdruck in den Augen des anderen, als der Blonde nach hinten fiel und die eisblauen Iriden schloss. Mit dem Arm wischte er kurz über seine Nase, musterte das Blut an seinem Arm, bevor er den Blick wieder zu Ludwig und dessen reglosen Körper gleiten ließ. Er fragte sich nicht, was im Kopf des anderen vorgegangen war und weswegen er gezögert hatte. Er fragte sich, weiß Gott, nicht einmal, warum der Andere so ein zerschlissenes weißes Hemd anhatte … aber es tat ihm Leid. Egal wie gut der Kleine auch geboxt hatte, am Schluss hatte er nicht den Mut gehabt, zuzuschlagen; verloren - und das nur, weil er gezögert hatte … Das letzte, was Ludwig tatsächlich dachte, bevor alles, was er sich je erträumt hatte, schwarz wurde, waren die Worte, die ihm Vater immer wieder an den Kopf geworden hatte … Kleiner Idiot, was? Dachtest, du könntest gewinnen, aber ich wusste ja, du bist ein Versager! ~~~ Vielleicht gab es Dinge, die Ludwig nie hatte sehen wollen, genauso, wie es Dinge gab, die er einfach übersah. Ludwig war kein Kind, kein Junge, kein Teenager, der das Offensichtliche als solches wahrnahm. Er hatte verlernt, nicht nur sich selbst zu sehen. Er hatte verlernt, wie es war, sich um andere Menschen zu sorgen. Er war … schlicht und ergreifend vielleicht sogar eine Art Autist, dem man das eigene Gewissen genommen hatte. „Ein Gewissen wird nur überbewertet, Kleiner. Hör auf mich und du wirst schon wissen, was richtig und was falsch ist!“ Autorenbla: Hey~ :3 Es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte wiedermal eine meiner kreativen Tief-Phasen … Zum Ende hin muss ich noch sagen, dass ich etwas geändert habe :3 -> Für alle, die sich darüber vielleicht sogar gefreut hatten, wann die FF spielt: Leider kam ich mit dem 3. Reich in mehreren Punkten nicht weiter, was mir Leid tut … und keine Sorge, irgendwann MUSS ich etwas über die ganzen Plotbunnys schreiben, die mir dazu noch im Kopf rumschwirren, aber jetzt spielt diese FF in unserer Zeit. Zum Schluss nochmal einen riesengroßen Dank, nicht nur an meine Beta sondern auch an all die vielen, wunderbaren Rückmeldungen … damit hatte ich ganz ehrlich, gar nicht gerechnet, erst recht nicht bei SO einer FF ö/////////ö Ich war wirklich total überrascht ;u; Ich wünsche morgen allen einen frohen Nikolaustag und dass ihr keine Kohle in euren Schuhen findet <‘3 [Armes Lutz … ich wette, er hat nie … Nikolausgeschenke bekommen ;A; *das jetzt noch sagen musste*] … und nein, ich bin keine ewig-schlimme Sadistin, ich will nur das dazu aufschreiben, was ich gerne sagen möchte .////. Ciao ~ :3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)