Ich schenke dir eine Geschichte von Lily_Toyama (OS-Sammlung für den Harry Potter Wichtel Zirkel) ================================================================================ Kapitel 1: [HG] Zukunft ----------------------- Das, wobei unsere Berechnungen versagen, nennen wir Zufall. Albert Einstein Der Krieg hatte überall Spuren hinterlassen, als Hannah mit Seamus und Susan durch die Winkelgasse ging, sah sie überall kaputte und verrammelte Läden. In ihren Augen bildeten sich Tränen. Das letzte Mal, als sie durch diese Straße gegangen war, war ihre Mutter noch an ihrer Seite gewesen... Sie blieben vor Mr. Ollivanders Laden stehen. Hannahs Zauberstab hatte die Schlacht nicht überlebt und nun brauchte sie endlich einen neuen, um bei den Aufräumarbeiten helfen zu können. Es gab keine Glocke mehr, die läutete, als sich die Tür öffnete und auch sonst erinnerte nicht mehr viel an den Laden von früher. Doch auch so erschien Mr. Ollivanders aus dem Nichts. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Er sah noch älter und zerbrechlicher als damals aus und auch das machte Hannah traurig. Sie hatte das Gefühl, egal wo sie hinschaute, überall war Traurigkeit. „Ich bräuchte einen Zauberstab.“ Mr. Ollivander legte den Kopf schief und murmelte. „Einhornhaar.“ Zumindest das hatte sich nicht geändert, sein nachdenklicher Gesichtsausdruck und der Kern ihres Zauberstabs. Er lief in das innere seines Ladens und kramte nach einer Schachtel. „Weide. Dreizehneinhalb Zoll. Was ist Junge?“ Er hatte Seamus kritischen Blick bemerkt. Der schien sich erst zu scheuen, zu sagen, was er dachte. „Eigentlich, ohne all das hier…“ Er deutet nach draußen. „hat Hannah ein sonniges Gemüt. Weide ist so melodramisch.“ „Du hast ein gutes Gespür.“ Mr. Ollivander lächelte, reichte Hannah dennoch den Zauberstab. Als sie diesen ergriff, spürte sie nicht das gleiche, was sie bei ihrem alten Zauberstab gespürt hatte. „Und Recht hast du auch noch. Was für einen Baum würdest du denn vorschlagen?“ „In möchte Ihnen nicht ins Handwerk fuschen.“ Seamus warf Susan schnell einen bösen Blick zu, denn die hustet gekünstelt. Früher hätte er so etwas nicht gesagt, sondern hätte einfach drauf los geredet, doch der Krieg hatte ihn verändert. „Aber ich würde eine Buche nehmen oder einen Obstbaum.“ Mr. Ollivander musterte Hannah erneut und nickte dann. „Ich würde sagen, Kirsche könnte passen.“ Er verschwand und brachte dann eine neue Schachtel. „Einhornhaar. Kirsche. Zwölf Zoll.“ Hannah griff nach dem Zauberstab und da war es wieder - das Gefühl -, ihre Finger fingen an zu kribbeln und der Zauberstab verspürte Funken. „Das ist er.“ „Das würde ich auch sagen.“ Mr. Ollivander lächelte. „Sir?“ Seamus schien nervös. „Ich wollte fragen, ob ich hier arbeiten könnte. Ich könnte ihn helfen, hier wieder alles herzurichten und dann würde ich gern ihr Lehrling werden.“ Mr. Ollivander sah von Hannah zu Seamus, musterte ihn. „Wann kannst du anfangen?“ Seamus strahlte. „Morgen.“ „Dann sehen mir uns Morgen um acht.“ „Vielen vielen Dank.“ „Ich habe zu danken, mein Junge.“ „Ich werden Zauberstabmacher.“ Hannah freute sich für Seamus, doch nun war sie die Einzige ihrer Freunde, die noch nicht wusste, was sie machen wollte. Sie hatte Heilerin werden wollen, doch seit der Schlacht konnte sie kein Blut mehr sehen, ohne gleich anzufangen zu weinen. Sie war zwar auf Susans Angebot eingegangen und hatte sie bei der Kinderbetreuung begleitet, doch nach einer Woche wusste sie, dass es nicht das war, was sie ihr lebenlang machen wollte. „Wir finden etwas für dich.“ Susan schien zu spüren, was sie dachte und drückte ihre Hand. „Es wird ganz sicher etwas geben.“ „Etwas mit Menschen.“ fügte Seamus hinzu. „Du bist eine gute Zuhörerin und deine Ratschläge sind Gold wert.“ „Danke.“ Sie war wirklich ihren Freunden dankbar, dass sie versuchten sie aufzumuntern und am Tag hatte sie auch das Gefühl, dass alles irgendwann wieder gut werden würde, doch manchmal besonders Nachts beschlich sie die Angst, dass sie nie wieder ein normales Leben führen könnte. „Ich habe was für dich.“ Susan strahlte sie an. „Was?“ Es war noch viel zu früh und Hannah hatte gerade noch geschlafen. „Ich habe einen Job für dich.“ Susan dagegen schien vollkommen ausgeruht und ziemlich aufgekratzt. „Einen was?“ Mit einem Ruck saß Hannah im Bett und starrte ihrer beste Freundin. „Einen Job. Ich sag dir alles heute Abend, also halt dir frei.“ Susan küsste Hannah auf die Wange und stand auf. „Du lässt mich jetzt einfach so stehen?“ Hannah zog eine Schnute, dass konnte Susan ihr doch nicht antun. So rein scheinen und dann einfach wieder verschwinden, ohne etwas zu sagen. Hannah würde diesen Tag nicht überleben vor Neugier. „Doch. Bis heute Abend.“ Und schon war Susan wieder zur Tür raus. Hannah ließ sich wieder zurück in die Kissen fallen, doch jetzt konnte sie auch nicht wieder einschlafen. Seufzend stand sie auf, um für sich und ihren Bruder Manuel Frühstück zu machen. Doch der saß schon am Küchentisch, in ein Buch vertieft. „Du bist ja schon wach.“ Manuel hob den Kopf und lächelte. „Klar. Wer glaubst du denn, hat Susan reingelassen? Seamus ist schon bei der Arbeit.“ Nach dem Tod ihrer Eltern und der Zerstörung ihres Hauses hatten Susan und Manuel kein Zuhause mehr gehabt, wo sie nach dem Krieg hätten hin gehen können. So hatte sie eine Art WG mit Hannahs bestem Freund Seamus gegründet, der nach London hatte ziehen wollen. „Kaffee?“ Manuel hob eine Tasse hoch, aus der es dampfte. „Danke.“ Hannah war kein Morgenmensch und brauchte die Zeit des Frühstückens um wach zu werden. „Wann musst du heute los?“ „Ich bin heute nur mit Austeilen dran, halb elf müsste genügen.“ So lange sie noch nicht wusste, was sie tun wollte, half sie in der Küche des Ministeriums, die kostenloses Essen für die Helfer verteilten. „Weißt du, was Susan mir heute Abend zeigen will?“ „Nein.“ Manuel schüttelte den Kopf, doch Hannah sah, dass er log. „Manu?“ Sie hob die Augenbraun und musterte ihn. „Komm sag es mir.“ „Ich weiß nichts.“ „Eine Eigenschaft der Hufflepuffs ist, nicht besonders gut lügen zu können.“ Manuel runzelte die Stirn. „Du bist doch selbst eine Hufflepuff.“ „Ich sage ja auch nicht, dass ich lügen kann. Ich will nur damit sagen, dass du nicht lügen kannst.“ „Ich verrate nichts.“ Er schüttelte den Kopf. „Manu.“ Doch auch die Langziehung seines Namens und ein herzzerreisender Blick seitens Hannahs, verleitenden ihn nicht, es ihr zu sagen. Für seine dreizehn Jahre konnte er manchmal erstaunlich konsequent sein. „Jetzt sag es mir doch.“ Hannahs Stimme war quengelig und sie zog an Susans Arm. „Nein.“ Auch Susan blieb konsequent, auch wenn es sonst nicht so ihre Stärke war. „Und jetzt mach die Augen zu.“ Sie standen mitten in der Winkelgasse und Hannah hatte wirklich keine Ahnung, wo Susan sie hinführen wollte. „Warum das Tuch?“ „Weil du blinzeln würdest.“ Susan kannte ihre beste Freundin. „Und jetzt komm.“ Sie war aufgeregt, weniger ob Hannah ihre Idee gefallen würde, sondern mit dem, was daraus folgen würde. Sie gingen durch die Straße und Hannah war sich sicher, dass sie fast am Ende der Winkelgasse angekommen waren. Aber da war doch nichts. „Und...Trommelwirbel.“ Susan griff nach dem Tuch und löste es von Hannahs Augen. „Deine neue Arbeitsstätte.“ Sie standen vor dem Tropfenden Kessel, an dem ein riesiges Schild zum Kauf aufforderte. „Den alten Wirt Tom haben die Todesser...“ Susan beendet den Satz nicht. „Seine einzige Familie ist seine Muggelschwester und die möchte nichts mit der Zauberwelt zu tun haben, darum wird der Schuppen zum Verkauf angeboten. Ich dachte, dass würde zu dir passen, du kannst gut zuhören und kochst super.“ „Wirtin.“ Hannah war seit dem Krieg nicht mehr in dem Lokal gewesen. „Aber...“ Sie sah auf das Verkaufsschild. „Das kann ich mir nicht leisten.“ Das war der Schwachpunkt der Sache. „Ich habe schon mit den anderen gesprochen, wenn wir zusammenlegen reicht es.“ „Den anderen?“ „Na Manu, Seamus, Ernie, Justin und ich.“ „Das kann ich nicht annehmen.“ Hannah schüttelt den Kopf. „Das kann ich nicht annehmen.“ „Natürlich kannst.“ Susan griff nach ihrer Hand. „Du bist meine beste Freundin, ich will das du das Geld annimmst.“ „Nein.“ „Es ist doch nur geliehen, du kannst es uns in den nächsten Jahren, wenn das Geschäft floriert, einfach wieder zurück geben.“ „Oder wir kriegen unser Leben lang umsonst bei dir Essen und zu Trinken.“ Die anderen waren nachgekommen. „Sag mal Ernie kannst du an etwas andres denken, als ans Essen?“ „Nein.“ „Und nach der Arbeit helfen wir dir natürlich aufbauen.“ Justin lächelte. „Wir sind Freunde, Hannah.“ „Anni.“ Manuel verdrehte die Augen. „Nimm es an. Sonst habe ich Angst, dass es schnulzig wird.“ Hannah lächelte, geschlagen. „Danke.“ Sie umarmte Susan, die ihr am nächsten stand. „Vielen vielen Dank.“ „Noch hat sie das Chaos im Haus nicht gesehen oder?“ Seamus öffnete die Tür. „Sonst hätte sie wohl ein viel schlechteres Gewissen, dass wir ihr nach der Arbeit noch helfen wollen.“ „Seamus.“ Susan stemmte die Hände in die Hüfte. „Was? Ich kenne sie nur. Ich sage ja nicht, dass das schlechte Gewissen begründet ist.“ Hannah trat ein und wusste was Seamus meinte, es war ein Wunder, dass das Gebäude noch stand. „Das wird viel Arbeit.“ „Aber zu schaffen.“ Seamus legte Hannah die Hand auf die Schulter. „Ich besorge noch ein paar Freunde und dann klappt das schon.“ „Ja, das macht sicher Spaß. Ich kann auch hier bleiben und dir helfen.“ „Du steigst in drei Wochen in der Hogwartsexpress, haben dir uns verstanden?“ Hannah musterte ihren Bruder scharf. Seit sie die Vormundschaft für ihn erhalten hatte, fühlte sie sich noch mehr für ihn und seine Zukunft verantwortlich. „Ja.“ Manuel verdreht erneut die Augen. „Ich habe schon einen Termin mit dem Verkäufer ausgemacht.“ informierte sie Susan. „Morgen um halb neun.“ „Und ihr wollt wirklich euer Geld...“ „Ja.“ schnitt Ernie ihr das Wort ab. „Keine Widerrede.“ „Sie müssen dann noch hier unterschreiben.“ Der Verkäufer, dessen Namen ihr nichts sagte, sie aber sicher war, sein Gesicht schon mal in Hogwarts gesehen zu haben, zeigte auf eine Linie. „Und dann gehört der Der Tropfende Kessel Ihnen, Miss Abbott.“ Hannah strahlte, als sie unterschrieb, denn nun würde sie einen neuen Abschnitt ihres Lebens beginnen. „Etwas Angst habe ich aber schon.“ gab sie gegenüber Manuel zu, der sie begleitet hatte, als sie das Gebäude verließen. „Ich bin aufgeregt.“ Er drückte ihre Hand. „Wir schaffen das.“ „Dann lass uns gleich anfangen. Die anderen werden kommen, sobald sie mit der Arbeit fertig sind.“ Hannah hatte sich nie als Pessimistin gesehen, doch wenn sie an die ganze Arbeit dachte, wurde ihr etwas flau im Magen, wie sollten sie das alles schaffen? Vor allem als Leinen und gerade Volljährige Zauberer. „Wenigstens dürft ihr Zaubern.“ Es war als hätte sie ihrer Gedanken laut ausgesprochen. „Ich muss noch fast vier Jahre warten.“ „Drei und ein bisschen. Im November wirst du vierzehn, Kleiner.“ Noch konnte sie es sagen, war er doch noch ein Stück kleiner als sie, doch sicher nicht mehr lange. Den kleineren Schutt und die Asche, hatte sie relativ schnell entfernt, denn ihre Mutter hatte ihr den Zauberspruch schon sehr früh beigebracht. So konnte sie schon mit Justin beginnen, die größeren Trümmerteile zu beseitigen, als dieser von der Arbeit kam. Manuel ging durch die Räume und suchte nach Dingen, die noch mal verwendet werden konnten. „Das sieht doch schon um einiges besser aus.“ bewundernd sah Susan sich in den Räumen um, nachdem sie gekommen war. „Ich habe schon vor meinem geistigen Auge gesehen, wie Hannah da hinten hinter dem Tresen steht und die Leute bedient.“ Justin lächelte. „Du hattest schon immer eine sehr gute Fantasie.“ Er selbst sah noch die Arbeit, die auf sie zu kam. Es klopfte an die Tür und kurz danach öffnete Seamus die Tür. „Ich habe noch Hilfe mitgebracht. Dean und Neville. Ich glaube nicht, dass ich vorstellen muss. Dean möchte später im Hausschutz arbeiten, er kann sicher hier etwas in der Sache tun.“ Dean grinste. „Ich kann aber auch noch andere Sachen.“ „Und Neville macht irgendwas mit Pflanzen, er könnte sich um die Blümchen kümmern.“ Seamus machte eine wegwerfende Handbewegung, als würde er Neville nicht wirklich ernst nehmen. „Kräuter, Seamus, Kräuter. Keine Blümchen.“ Neville war selbstbewusster geworden und nicht nur das, wie Hannah feststellte. „Aber was erwarte ich von dir.“ Es war die Art, wie er stand und der Ausdruck in seinem Gesicht. Hannah hätte nicht sagen können, was es genau war, doch es wirkte männlicher und reifer. „Nur das Beste.“ Seamus sah sich um. „Ihr habt ja schon gut angefangen.“ „Schaut mal.“ Manuel kam aus der Küche und zog irgendetwas hinter sich her. „Ich habe einen Kessel gefunden, der mindeste aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammt.“ Der Kessel war alt und verbeult. Susan beugte sich runter. „So riecht der auch.“ „Geschichtsbanause.“ Manuel schüttelte den Kopf. „Der ist cool, darf ich den behalten?“ „Von mir aus. Der wird aber gewaschen.“ Hannah krempelte die Arme hoch. „Jetzt aber weiter.“ Sie wirbelte ihren Zauberstab durch die Luft und die zwei großen, beide zerbrochenen Tische erhoben sich. „Was sollen wir tun?“, frage Dean Seamus. „Wir entkernen erst einmal. Draußen sind zwei riesige Kisten, in den einen kommt der Müll, in den anderen, die Sachen, die man noch verwenden kann.“ Sie arbeiteten alle konzentriert, doch nach zwei Stunden merkte man, wie anstrengend der Tag schon gewesen war. „Spinnst du?“, fauchte Ernie als das halbe Regal fast auf ihn nieder sauste. „Tut mir Leid.“ Susan gähnte. „Ich bin einfach müde.“ „Wir sollten vielleicht für heute aufhören.“ schlug Dean vor. Er selbst war müde und merkte, wie seine Konzentration nachließ. „Wir haben heute schon viel geschafft.“ Aus dem großen Schenksaal waren alle beweglichen Teile entfernt worden und auch die Küche war leer. „Dean hat Recht.“ Hannah nickte. „Hat jemand Hunger?“ Bevor sie heute Mittag hergekommen war, hatte sie einen Eintopf gemacht. „Das fragst du noch?“ Ernie strahlte sie an. Er aß alles, was Hannah kochte, für sein Leben gern. „Aber das sollten wir in unserer Wohnung essen.“ Seamus sah sich um. „Hier ist es noch etwas ungemütlich.“ „Essen.“ rief Ernie laut, damit auch die anderen kamen. „Wir kommen ja schon.“ Manuel setzt sich auf das Geländer und rutschte runter. „Ach, wo ich dich gerade sehe, fällt mir doch glatt ein, dass ich den Müll noch raus bringen muss.“ Er starrte Ernie an. „Warum bist so gemein? Nur weil ich nicht zaubern darf, mobbst du mich? Hannah.“ „Was? Nein, das fällt mir nur gerade ein, weil du Plastiktüten in der Hand hast. Ich würde dich doch niemals mobben.“ „Immer rein in die gute Stube.“ Seamus öffnete die Tür. „Das riecht super.“ Ernie war schon in Richtung Küche. „Und es schmeckt auch gut.“ „Lass es sie doch wenigstens warm machen.“ Susan schüttelte den Kopf und ging erste einmal ins Bad, um sich die Hände zu waschen. „Es riecht aber wirklich gut.“ stimmte Neville Ernie zu. „Da merkt man erst, wie großen Hunger man hat.“ „Ernie nimm den Löffel aus der Suppe.“ Hannahs Stimme klang tadelnd, doch sie lächelte dabei. Sie schaltete den Herd an und griff nach einem Löffel, um den Eintopf umzurühren. „In fünf Minuten dürfte er warm sein.“ „Kochst du ganz ohne Magie?“ Neville wohnte noch zuhause bei seiner Oma und die erwärmte die Gerichte, indem sie sie mit dem Zauberstab abtippte. „Meistens. Kochen beruhigt mich und ich finde, es schmeckt besser.“ „Mama hat auch immer ohne Zauberei gekocht.“ „Mama war ein Muggel, sie hat auch gar nicht anders kochen können.“ Manchmal hatten sie beide vergessen, dass ihre Eltern unterschiedlich waren. „Stimmt.“ Manuel stand noch einmal auf, um den Tisch zu denken. „Ihr macht vieles ohne Magie.“ Neville, der aus einer reinblütigen Familie stammte, kannte nur den Wink mit dem Zauberstab. „Daran muss ich mich auch gewöhnen.“ Auch Susan war reinblütig. „Es macht das Leben irgendwie langsamer.“ Hannah setzt sich neben Neville und schüttelte leicht den Kopf. „Du spinnst Su. Stell dir mal vor, dein Zauberstab geht kaputt. Ihr würdet beide verängstigt in der Ecke sitzen und nicht mal mehr ein Marmeladen-Glas auf bekommen.“ „Ich habe noch nie ein Marmeladenglas mit dem Zauberstab geöffnet.“ verteidigte sich Neville. „Solange dürfen wir auch noch nicht zuhause zaubern.“ „Mmh, schon klar.“ „Nein, wirklich.“ „Du hast deine Oma gefragt und die hat es mit den Zauberstab aufgemacht.“ riet Seamus. „Nein. Fast.“ lenkte Neville ein. „Mein Großonkel Algie.“ „Woher wusstest du das?“ „Seine Mama hat es immer für ihn gemacht, wenn er zu schwach war.“ verriet Dean und lachte. „Oder wenn sie Angst hatte, dass er die Sachen los lässt oder sie in die Luft fliegen.“ „Halt die Klappe, Dean. Hannah hat's auch gewusst und war ruhig.“ Die lachte und streckte Dean die Zunge raus. „Jetzt weißt du, wem er als nächstes ein Geheimnis erzählt.“ Dann stand sie auf um die inzwischen warme Suppe zu holen und auszuschenken. Ernie nahm einen Löffel und seufzte. „Ich bin im Himmel.“ „Die schmeckt super, Hannah.“ lobte Susan. „Und da soll noch einer sagen, ich hätte nicht die perfekte Idee gehabt.“ Seamus hustete. „Fishing for compliments.“ „Ich ignoriere ihn einfach. Wir haben sie immerhin erobert.“ „Das ist der beste Eintopf, den ich jemals gegessen habe. Bekomme ich jeden Abend, wenn ich euch helfe, so etwas Gutes zu essen?“ „Was wird deine Oma sagen?“ Doch Hannah freute das Kompliment. „Mrs. Longbottom kommt mit.“ lachte Seamus, der sie kannte. „Sie ist die tatkräftigste Oma, die ich jemals kennen gelernt habe.“ „Und in Irland gibt es viele alte Leute.“ fügte Justin grinsend hinzu, die wie die anderen wusste, dass Seamus sehr nationalstolz war. „Ihr könnte mich mal.“ Es war ein gutes Gefühl für Hannah morgens aufzustehen und ein wirkliches Ziel zu haben. Sie würden den Tropfenden Kessel renovieren und dann würde sie dieses Lokal eröffnen. Vormittags saß sie zusammen mit Manuel am Küchentisch und besprachen, wie sie die Räume gestalten wollten. Oder sie versuchten neue Rezepte, die einfach und schnell zubereitet werden konnten und trotzdem gut schmeckten. Abends nach getaner Arbeit kamen die Helfer in die Wohnküche und die Gerichte wurden probiert und bewertet. „Was ist?“, fragte Neville, der sah, dass Hannah durch die Räume ging und sich alles betrachtet. „Vor genau einer Woche, hat Susan mich hierher geführt und mit gezeigt, dass der Kessel zum Verkauf steht.“ „Hat sich viel verändern, was?“ Auch er erinnerte sich, wie er das erste Mal mit Seamus hierher gekommen war und das zerstörte Lokal gesehen hatte. Viel war nicht mehr davon übrig. Hannah ging zwei Schritte auf ihn zu und ergriff seine Hand. „Danke.“ „Für was?“ „Das du mir hilfst.“ Hannah lächelte. „Ohne euch hätte ich das sicher nicht so schnell geschafft.“ „Ich werde fürstlich entlohnt.“ Sie lächelte immer noch, verdrehte aber die Augen. „Das bisschen Essen.“ „Komm. Sonst werde ich heute nicht mehr entlohnt.“ Er zog sie in Richtung Lokalküche, wo Hannah seit gestern kochte. „Die sollen sich wagen, an meine Töpfe zu gehen.“ Er sagte ihr nicht, dass es auch ihre Gesellschaft war. „Ich glaube, ich werde Inneneinrichter.“ Manuel drehte sich im Kreis. „Ich wäre für gelbe Vorhänge.“ „Nur weil du ein Hufflepuff bist.“ riet Dean. „Na und?“ „Aber kein quietschegelb.“ Seamus sah über Manuels Schultern und auf die Liste. „Mehr orangegelb, sonst tut es ja in den Augen weh.“ „Wie wäre es mit den Vorhängen, die wir kriegen?“ Justin, ein sehr pragmatischer Mensch, hatte sich als guter Berater für Hannah herausgestellt. „Aber kein grün.“ „Deine Augen sind grün, Manu.“ „Ich weiß, ich wollte schon immer so blaue Augen wie Hannah.“ „Kräuter sind auch grün.“ schaltete sich Neville ein. „Die meisten Pfalzen sind grün, wir brauchen sie zum Atmen.“ „Aber grüne Vorhänge werden uns nicht das Atmen ermöglichen.“ Manuel war schon richtig in seinem Haus, aber eine seiner hervorstechendsten Eigenschaften war gar nicht Hufflepuff typisch: Sturheit. „Anni, ich will keine grünen Vorhänge.“ Hannah seufzte. „Keine grünen Vorhänge.“ Manchmal vergaß sie, dass er noch ein Kind war. Immer dann, wenn er ihr das Gefühl gab, er würde sie beschützen und nicht andersherum. Nach der Schlacht war er es gewesen, der sich um alles gekümmert hatte, nicht sie, die auch noch Tage danach nicht in der Lage gewesen war, vernünftige Sätze aneinander zu reihen, ohne zu weinen. Für dieses Erwachsensein war sie ihm dankbar und vielleicht ließ sie ihn darum in manchen Situationen kindlicher sein, als er hätte sein müssen. „Wenn es um deinen Bruder geht, bist du ziemlich weich, was?“ Nevilles Stimme war so leise, dass nur sie ihn verstehen konnte. „Er ist meine ganze Familie.“ Hannah lächelte liebevoll. „Ich liebe ihn und möchte, dass er glücklich ist. Und sein Glück in nicht grünen Vorhängen besteht...“ Sie zuckte mit den Schultern. Neville lächelte, irgendwie nachsichtig, fand Hannah. Justin nahm Manuel die Liste ab. „Su und Ernie ihr kümmert euch ja um die Tische. Wie kommen wir voran?“ „Diese vier inbegriffen, haben wir... vier!" Susan seufzte. „Es ist schwer große stabile Tische zu bekommen.“ „Oder Holz, um sie zusammen zu hämmern.“ „Als könntest du Tische zaubern.“ Handwerklich war Ernie nicht so begabt. „Ich gebe mein Bestes.“ Seamus lachte. „Was?“ Ernies Miene wurde finster. „Nichts, nur das hat Neville auch immer in Zaubertränke gesagt, nachdem sein Kessel in die Luft geflogen ist.“ „Depp.“ Neville warf einen Lappen nach ihm. „Wie kann jemand, der so gut mit Kräutern kann, Zaubertränke nicht mögen?“ Hannah war gut in beiden Fächern gewesen, mit einem anderen Lehrer in Zaubertränke, wäre es sogar ihr Lieblingsfach geworden. „Ich hatte Angst vor Snape.“ gab Neville freimütig zu. „Erinnerst du dich an den Vorfall in der dritten Klasse mit dem Irrwicht?“ Susan lachte. „Klar, wer erinnert sich nicht daran?“ „Die Angst vor ihm hat mich wohl die ganzen Tränke vermasseln lassen. Wobei ich nicht besonders gut im Kochen bin und das ist ja so ähnlich.“ Er zuckte mit den Schultern. „Daher weiß ich nicht, ob ich heute besser in Zaubertränke wäre.“ „Apropos Essen, was gibt es heute?“ Ernie gehört zu den Leuten, die viel Essen konnten, ohne dass man es ihnen ansah, den kleinen Bauch hatte er schon immer gehabt. „Schnitzel mit Kürbispüree und Bratkartoffeln. Aber erst wird gearbeitet.“ Hannah hob spaßeshalber den Finger und sah in ernst an. „Klar, Mama.“ Ernie streckte ihr die Zunge raus und verschwand dann mit Susan, um mehr Holz in der Winkelgasse aufzutreiben. „Ich würde erst einmal drei, vier Gästezimmer fertig machen, wenn das Geschäft gut geht, können wir immer noch den Rest machen.“ Justin hatte sich an einen Tisch gesetzt und sah sich die Unterlagen an. „Es wäre gut, wenn du so schnell wie möglich eröffnen könntest.“ „Machen wir eine Eröffnungsfeier?“ Manuel setzt sich zu Justin an den Tisch. „Dann aber nächste Woche schon.“ In anderthalb Wochen würde er wieder nach Hogwarts gehen. „Keine richtige Feier, aber so, dass die Leute aufmerksam werden, dass der Tropfende Kessel wieder eröffnet hat.“ Hannah hatte lange überlegt, ob sie den Namen beibehalten wollte und hatte sich dafür entschieden, es hingen viele Erinnerungen an diesem Lokal, nicht nur für sie. Neville schien an das Gleiche zu denken. „Ich weiß noch, wie ich das erste Mal hier war. Ich ging meiner Oma nicht mal bis zur Hüfte. Es war laut und voll hier und die meisten waren fröhlich.“ „Es roh meistens nach Kürbis und Alkohol.“ Auch Seamus erinnert sich. „Und ich hatte anfangs Angst vor Tom.“ Neville lachte leicht. „Ich hatte früher vor vielen Sachen Angst.“ „Das würde keiner glauben, der dich letztes Jahr in Hogwarts gesehen hat.“ Seamus klopfte ihm auf die Schulter. „Jetzt aber weiter. Manu möchte doch bei der Eröffnung dabei sein.“ Der stand auf. „Ich helfe Hannah in der Küche.“ „Ich will auch nichts erzählen, was dich eh' nicht interessiert, will mit dir was erleben, was uns beide fasziniert,“ Hannah stand im Türrahmen und beobachtet ihn, wie er singend und in Gedanken versunken die Wand mit seinem Zauberstab strich. „und ich gebe offen zu: Das, was ich will, bist du!“ Sie lächelte. Schon als er das erste Mal mit Seamus hier aufgetaucht war, hatte sie gemerkt, dass er sich verändert hatte. Natürlich war ihr das schon im Raum der Wünsche aufgefallen, doch jetzt war es noch mal anders. Neville drehte sich um und bemerkte sie. „Wie lange stehst du schon da?“ „So lange, um zu bemerkten, dass du kein begnadeter Sänger bist.“ „Das sagt meine Oma auch. Zuhause darf ich nur noch unter der Dusche singen.“ Sie lachte. „Jetzt kennst du schon drei Dinge, die ich nicht kann. Und ich kenne keine einzige von dir.“ Hannah fühlte sich mit einem Mal befangen und eine schlagfertige Antwort wollte ihr nicht einfallen. „Ich habe Angst im Dunkeln.“ Er fragte nicht warum oder ob es ein Nachtlichtchen gäbe, er nickte nur. „Ich verliere nicht gern beim Spielen, ich muss nicht Erste sein, aber Letzte...“ Sie schüttelte den Kopf. „Dann muss ich aufpassen, dass ich nicht unleidlich werde.“ „Das sind zwei und das dritte?“ Hannah lächelte. „Das verrate ich dir nicht.“ „Hey, das wäre nur gerecht.“ „Finde es selber raus.“ Sie drehte sich um. „Es gibt übrigens Essen.“ sagte sie noch über die Schulter, bevor sie in Richtung Treppe verschwand. Sie wusste nicht, warum sie sich auf einmal so beschwingt fühlte. „Das werde ich, verlass dich drauf.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)