Wolfsruf von Chisaku (Bellas Freundin Yuna kommt nach Forks und ausgerechnet der aufbrausende Werwolf Paul prägt sich auf sie...) ================================================================================ Kapitel 3: Der große freundliche Wolf ------------------------------------- Der große freundliche Wolf Yuna mochte Jared nicht besonders, weil er ständig seine Klappe aufriss und große Töne spuckte. Außerdem befürchtete sie, dass Paul sich bedrängt fühlen könnte, wenn sein Freund Bemerkungen wie seine letzte nicht unterließ. Paul würde dadurch vielleicht einen falschen Eindruck erhalten. Sie mochte ihn zwar, gar keine Frage, aber nach nicht einmal vierundzwanzig Stunden an so intime Dinge wie einen Kuss zu denken, fand sie äußerst oberflächlich. Außerdem war sie sich sicher, dass Paul ohnehin jedes Mädchen haben konnte, das er wollte. Er hatte Humor, ein umwerfendes Lächeln und sah geradezu verboten gut aus. Er hatte bestimmt viele Verehrerinnen, die weit mehr hermachten als sie und die er auch schon viel besser kannte. Seufzend folgte sie dem Waldweg bis sie eine kleine Lichtung erreichte, die von Sonnenlicht überflutet wurde. Vorsichtig ging sie darauf zu und ließ sich genau in der Mitte nieder. Sie bildete fast einen perfekten Kreis und im niedrigen Gras blühten vereinzelt Gänseblümchen, Mohn und Klee. Mo spielte vergnügt mit Schmetterlingen und Marienkäfern, die er in der Luft zu fangen versuchte. Dabei sah er sich aber immer wieder nach Yuna um, damit er nicht zu weit fort lief und wenn er doch einmal weiter rannte als er sollte, rief sie ihn zurück. Als sie gerade wieder nach ihm rufen wollte, trat plötzlich ein gigantischer grauer Wolf zwischen den Bäumen hindurch und trug Mo im Maul. Er hatte ihn vorsichtig am Nackenfell gepackt und setzte ihn direkt vor ihr wieder ins Gras. Yuna war nicht im Stande sich zu bewegen, geschweige denn zu atmen. Erst als ihr schwindelig wurde, schnappte sie wieder nach Luft, doch sie starrte das schöne Tier derweil unentwegt an. Paul hatte lange überlegt, ob er sich ihr zweigen sollte. Aber sie mochte Wölfe ganz offensichtlich und er hoffte nun darauf, dass seine Größe daran nichts ändern würde. Und überraschenderweise konnte er bei ihr tatsächlich nicht den geringsten Hauch von Angst riechen. Langsam näherte er sich ihrem Gesicht noch ein Stück, bis er ihre Nase fast mit seiner Schnauze berührte. Yuna spürte den warmen Atem des Tieres auf ihrem Gesicht und ganz vorsichtig streckte sie langsam ihre Hand aus, um den Wolf zu berühren. Dieser schmiegte sie an ihre Hand und ließ sich plötzlich ganz dicht neben sie fallen. Geduldig wartete Paul bis Yuna mutiger wurde und begann seine Konturen ganz sachte nachzufahren. Dabei blickte sie immer wieder in sein Gesicht, um seine Reaktionen zu sehen. Sie war sehr vorsichtig und wollte nicht riskieren ihn zu reizen. Doch Paul schloss einfach die Augen und genoss ihre Nähe. Als ihre Hand jedoch aus seinem Fell verschwand, sah er augenblicklich auf und stellte fest, dass sie wieder vor seinem Kopf saß und ihn mit glitzernden Augen ansah. Mit vor Ehrfurcht leiser Stimme, hauchte sie: „Du bist wunderschön. Woher kommst du nur? Ich habe noch nie einen so großen Wolf wie dich gesehen.“ Sie sahen sich eine ganze Weile still in die Augen, während Mo seinen neuen Spielgefährten begeistert erkletterte und sich dann auf ihm schlafen legte. Auch Yuna überkam plötzlich eine Welle der Müdigkeit und sie schmiegte sich an Pauls weiche Flanke. Träum süß, ich werde euch beschützen. Sie lächelte und sagte: „Deine Stimme klingt genauso wie die eines Jungen, den ich kenne, weißt du das?“ Paul starrte sie erschrocken an, doch sie murmelte nur: „Ich kann euch Wölfe verstehen. Das ist das einzig Gute, das ich meinem Vater verdanke.“ Hat er dir wehgetan? Der Gedanke daran, dass ihr Vater ihr etwas angetan haben könnte, ließ ihn vor Wut und Angst fast durchdrehen. Die Vorstellung daran, dass sie leiden könnte, schmerzte ihn tief in der Seele. „Er ist ein böser Mann. Meine Mutter hat ihn deshalb verlassen, weil er mich schon genetisch verändern wollte, als ich noch gar nicht geboren war. Aber als ich zehn war, wollte ich ihn kennenlernen. Das war furchtbar dumm von mir. Er hat mich zum Versuchskaninchen gemacht und jetzt bin ich kein normaler Mensch mehr. Aber ich konnte fliehen, bevor er mir noch viel Schlimmeres antun konnte. Weißt du, ich kann nicht nur mit euch reden, bei Vollmond bekomme ich Wolfsohren und einen Schwanz. Mom und Dan nennen mich immer liebevoll ihr kleines Wolfsmädchen, aber ich weiß, dass es sonst keiner verstehen würde. Ich werde immer alleine sein. Wer will sein Leben denn schon mit einem Monster verbringen? Wer will denn mit jemandem wie mir eine Familie gründen?“ Yuna fing an heftig zu weinen und Paul rollte sich tröstend um sie, auch Mo schmiegte sich fest in ihre Arme, während sie sich in Pauls Fell drückte. Es vergingen fast zwei Stunden, bis Yuna wieder aufwachte, nachdem sie sich in den Schlaf geweint hatte. Der Wolf war wirklich die ganze Zeit bei ihr geblieben und sie verabschiedete sich nur schweren Herzens von ihm. Doch Dan würde sich Sorgen machen, wenn sie nicht bald wieder nach Hause kam und sie musste heute das Abendessen kochen, was zunächst einen Einkauf voraussetzte. Also aß sie zu Hause rasch eine Kleinigkeit zu Mittag und kaufte dann ein. Paul saß zu Hause auf seinem Bett und starrte die Wand an. Er konnte Yunas herzzerreißendes Schluchzen nicht aus seinem Kopf bekommen. Ihn störte es gar nicht, dass sie ein Wolfsmädchen war. Er fand es sogar ganz fantastisch, dass er auch in seiner Wolfsform mit ihr kommunizieren konnte. Doch, dass Yuna so sehr darunter litt und was sie durchmachen musste, damit sie nun so war, bedrückten Paul sehr. Er kämpfte immer wieder damit, seine Gestalt zu wechseln, wenn er daran dachte, was ihr Vater ihr wohl alles angetan hatte. Ihm schossen ständig Bilder durch den Kopf, in denen die kleine Yuna schrie und weinte, während ein für ihn noch gesichtsloser Mann irgendwelche Experimente mit ihr durchführte. Beruhige dich Paul! Du kannst daran nichts mehr ändern. Aber du kannst sie vor weiterem Unglück beschützen. Konzentriere dich darauf. Sams Worte holten ihn wieder auf den Boden zurück, er hatte ganz vergessen, dass seine Gedanken auch seine Brüder belasteten. Dennoch, obwohl er Yuna erst vor drei Stunden verlassen hatte, musste er sie unbedingt sehen, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Als er sich ihrem Haus näherte, kam ihm der Geruch von Lasagne entgegen und er konnte Yuna durch das Küchenfenster erkennen. Sie sah sogar mit wirr zusammengebundenen Haaren und Tomatensoße im Gesicht noch fantastisch aus. Er blieb am Fenster stehen und lehnte sich auf die Fensterbank: „Kochen kannst du also auch.“ Yuna fuhr erschrocken herum und starrte Paul überrascht an, ehe sie schließlich errötete. Eigentlich hatte sie vermeiden wollen, dass sie jemand in diesem Zustand sah. „Ja, ähm, hast du Hunger? Das Essen ist gleich fertig und Dan wird sicher auch demnächst aus der Wanne steigen.“ Paul war erstaunt, dass sie gar nicht näher nachhakte, weshalb er dort war, aber er wollte die Chance etwas Selbstgekochtes von ihr zu bekommen, keinesfalls ungenutzt lassen. Darum sprang er einfach durchs Fenster in die Küche und grinste Yuna breit an: „Da sage ich nicht nein.“ Yuna lächelte kurz schüchtern und wandte sich dann wieder dem Ofen zu: „Was führt dich eigentlich her?“ Also doch, aber Paul hatte sich seine Antwort schon zurechtgelegt: „Du schienst wütend zu sein, als du heute früh gegangen bist, darum wollte ich nachsehen, ob alles in Ordnung ist.“ „Hast du dir etwa Sorgen um mich gemacht?“ Yuna sah ihn völlig überrascht an, was ihn durchaus ein wenig störte. Was war daran so ungewöhnlich? „Natürlich, bin doch kein Stein.“ „Entschuldige, das wollte ich damit nicht sagen. Mir geht es gut. Ich war nur verärgert, weil ich die Kommentare von Jared nicht besonders mag. Ich fand es ziemlich oberflächlich und unangebracht, wenn man bedenkt, dass wir uns erst seit gestern Abend kennen.“ Aufgrund Jareds vorheriger Annäherungsversuche, empfand Paul es keineswegs als besonders tragisch, dass Yuna seinen Rudelgefährten nicht sehr mochte: „Jared kann manchmal ein ziemlicher Idiot sein, ignorier es einfach. Das ist am einfachsten.“ Er beugte sich über sie, als sie den Backofen öffnete und atmete ihren Duft tief ein, der sich dann mit dem der Lasagne vermischte. Sie roch einfach herrlich. „Riecht gut, was?“, sagte Yuna, als sie das große Blech herauszog. „Mhm, fantastisch.“ Im Gegensatz zu ihr, meinte er damit jedoch nicht die Lasagne. „Dan, beweg deinen Arsch in die Küche! Das Essen ist fertig und wir haben Besuch!“ Yunas Stimme dröhnte laut durchs Haus und man konnte ein grimmiges: „Sofort!“ von oben hören. Während Yuna den Tisch deckte, klebte Pauls Blick an dem kleinen Tomatenklecks an ihrer Wange und als sie neben ihm in die Schublade griff, um das Besteck aufzulegen, hielt er sie kurz fest und strich die Soße fort. Als er sie dann aber noch von seinem Daumen leckte, schoss Yuna erneut die Hitze in die Wangen und sie murmelte ein hastiges: „Danke“ bevor sie schnell zum Tisch flüchtete. Am Treppenabsatz stand inzwischen Dan und warf Paul einen warnenden Blick zu. Doch der Werwolf grinste nur schief und sagte ganz freundlich: „Hi, Dan. Deine Schwester ist eine ziemlich gute Köchin, ich entführe sie vielleicht irgendwann.“ „Der Kerl, der sie heimlich aus einem Haus stielt, in dem ich ebenfalls anwesend bin, muss erst noch geboren werden, mein Großer.“ Dan setzte sich und Paul tat es ihm gleich. Natürlich war bei dem Tierarzt der Beschützerinstinkt des älteren Bruders zu spüren, es hätte Paul auch gewundert, wenn Dan nicht auf Yuna achten würde. Yuna füllte Pauls Teller mit einem riesigen Stück Lasagne und schmunzelte, als sie den Teller vor ihn hinstellte. Paul grinste breit zurück, ihr war offensichtlich nicht entgangen, wie viel er und seine Freunde verdrückten. Während des Essens betrieben Paul und Dan lediglich etwas Smalltalk, während Yuna nur etwas sagte, wenn sie gefragt wurde. Paul mochte ihre ruhige Art aber und fühlte sich auch äußerst entspannt in ihrer Gegenwart. Als er sich schließlich wieder verabschiedete, gab Yuna ihm noch ein großes Lasagnestück mit, weil er sich keinen Nachschlag genommen hatte. Er hatte schließlich nicht das ganze Blech leeren wollen, zumal er ohnehin unangemeldet aufgetaucht war. Als er nun aber zur Versammlung zu Sam ging, trug er den Teller fast wie eine Trophäe vor sich her. Yuna war so süß und liebevoll, dass er gar nicht anders konnte, als sich zu freuen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)