Will you not stay another night? von Hypnos ================================================================================ Kapitel 1: ----------- "Swallow, Swallow, little Swallow will you not stay with me for one more night" Alles war leer. So leer. Ich hatte nun tatsächlich nichts mehr von Toshi gehört. Er hatte es wirklich getan. Er hatte mich tatsächlich schier für immer verlassen. Dabei hatte ich doch so sehr gehofft, es wäre nur eine Laune gewesen, es wäre gar nicht so gemeint gewesen. Doch anscheinend war es ihm noch nicht genug, mich Leiden zu sehen, weil wir uns überhaupt gestritten hatten - nein, nun musste er mir auch noch mein... mein Kind wegnehmen. Dabei war ich so glücklich gewesen! Ich hatte nicht mehr wirklich Spaß gehabt, bis wir die ersten Auftritte mit X gemeistert hatten, und all das - das nahm er mir nun? WIESO? "Yoshiki?", es klang seltsam, dass diese Stimme meinen vollen Namen sagte. Dennoch war ich irritiert, sie überhaupt zu hören. Immerhin war ich doch in meiner Villa, dort, wo mich niemand stören sollte. "Mh?" Er schwieg lange Zeit, schien selbst nicht zu wissen, was er eigentlich hier wollte, oder wie er seine Frage stellen sollte. Es verstrichen schier Stunden, in denen ich in meinem Sessel saß, zusammengekauert mit einer Tasse kalten Kaffees in meiner Hand und er im Türrahmen stand, in seiner linken Hand die abgenutzte Reisetasche. "Ich muss bald weiter... Ich... nun ja... ich wollte nur nicht alleine sein, diese Nacht." Ich nickte ein wenig verdutzt, das erklärte nun aber durchaus, warum er nicht einfach in seiner eigenen Wohnung war. Dann löste ich meine verkrampfte Haltung und stellte die volle Tasse ab. "Macht es dir dann was aus, bei mir im Bett zu schlafen? Meine Gästezimmer werden derzeit renoviert." "Nein... das wäre mir sogar eigentlich... recht...", flüsterte er und folgte mir ein Stockwerk höher. Ich wischte über mein Gesicht, als er es nicht sah. Ich hatte nur wenige Male vor ihm geweint und wollte es nicht wieder tun. Ich wollte sowieso nicht wieder vor Menschen weinen, aus Angst nur noch mehr verletzt zu werden. "Du... du hast geweint, oder?", fragte er dann, den Rücken noch immer zu mir gedreht. Ich nickte, was er zwar nicht sehen konnte, aber anscheinend doch spürte. Ein leises Seufzen verließ seinen Mund, ich sah nur, wie er in sich zusammen sackte. Zögernd zog er den Reißverschluss seiner Jacke auf und drehte sich doch wieder um, nur um mir direkt in die Augen zu schauen. Ich biss auf meine Unterlippe und sah nur schüchtern zurück. "Ach... ich... was kann ich für dich tun, damit du wieder glücklich wirst?" Ich wand den Blick ab und schüttelte den Kopf. "Werde du einfach für mich glücklich... das macht mich auch schon glücklich." Er hing die Jacke über den Stuhl, der am Schreibtisch hier stand, dann legte er seine Arme um mich. Ich atmete weiterhin konzentriert ruhig und zögerte lange, diese Umarmung zu erwidern. "Hey, ich bin da. Sag doch einfach, dass du jemanden brauchst." Ich schwieg wieder. "Bitte... bleib diese Nacht." "Ich gehe erst morgen, Yoshiki... das vespreche ich dir..." Mir wurde in dem Moment bewusst, dass ich ihn wirklich brauchte... um zumindest irgendjemanden. Und er war der einzige, der mich nicht enttäuscht hatte. Außer ihm hatte keiner sich mehr gemeldet. Und das, obwohl er selbst doch genug zu tun hatte. "Danke..." Und so verging die erste Nacht. Ich war froh, dass er bei mir war. Einer der Gründe dafür war, dass ich einfach schon lange nicht mehr durchgeschlafen hatte. Am nächsten Tag wurde ich erst wach, als er mich leicht anschubste. "Mmmmh?" "Ich muss los... hab n meeting." "Kommst du wieder...?" Ich spürte seine Wange noch einmal, ehe die Kälte und die Unruhe wieder kamen. Er war wieder weg. Und er hatte mir keine Antwort gegeben. Also verbrachte ich den Tag wieder wie den letzten. Ich hielt mich an der Kaffeetasse fest - dieses Mal jedoch lief ich unruhig durch das Haus, saß eine Stunde auf dem Sessel und lief wieder, blieb am Klavier stehen, Tränen traten in meine Augen. Ich ging nach unten, fand dort die letzten Songideen, die nun auch schon ein Halbes Jahr alt waren, aber noch unbearbeitet da lagen. Die Tränen flossen nun ungehindert über meine Wangen und ich las wieder über den Song. Als ichmich davon lösen konnte, sah ich wieder in die Nussbraunen Augen - er war wirklich wieder da. "Willst du deinen Kaffee nicht auch mal trinken?" "Ich... ich kann nicht." "Hast du heute überhaupt schon was gegessen?" "Ich kann nicht." "Behältst du es nicht drin?", seine Hand lag auf meine Schulter und ich schüttelte den Kopf. "Ich kann es nicht essen. Ich hab keinen Hunger." "Ach... Yoshiki..." "Hör auf." "Womit? Du wolltest, dass ich wieder komme." "Sag einfach wieder 'Yosh' zu mir, wie du es schon immer getan hast!" Ich sah ihn mit großen Augen an. Er stutzte. "Ich... ich wollte dich nicht daran erinnern... na ja... an... alles eben." "Ich hab keine Chance mich NICHT zu erinnern. Schau dich doch um. An diesen Drums hab ich schon so viel geschrieben, das Keyboard hier", ich deutete an die Wand, sein Blick folgte dem Deut, "das war damals auf unserer ersten gemeinsamen Tour dabei. Das Gekritzel auf dem Schreibtisch hab ich noch geschrieben, als Toshi mich angerufen hatte!" Er fasste nun an meine Wange und nickte. "Beruhig dich... tut mir Leid, Yosh... ich... na ja... ich wollte dich einfach nur nicht verlieren...", nuschelte er und fuhr mit seinem Daumen über meine Wange. "Lass uns doch was Essen gehen. Immerhin... hast du schon seit Tagen anscheinend nichts gegessen... und getrunken wohl auch zu wenig." Ich schüttelte den Kopf. "Lass uns lieber ne Pizza bestellen." Er nickte und fuhr nun lächelnd durch meine Haare. "Können wir auch tun." Gesagt, getan. Ich war so froh, dass wir einfach wieder unter uns waren. Es war, wie damals, nur wenige Tage nach der Veröffentlichung seines ersten Soloalbums. Damals hatten wir in seiner Wohnung in Tokyo gesessen und er hatte ein paar Gerichte mitgenommen auf dem Weg. Ein wahres Festmahl war es gewesen... und wir hatten ordentlich gegessen, also hatte er auch dieses mal direkt zwei große Pizzen bestellt - obwohl wir uns normalerweise zu zweit eine geteilt hätten. Aber bei Kummer war der Appetit eben größer. Und in Amerika waren auch die Portionen um einiges größer - was auch leicht erklärte, warum die Leute hier doch oft eher kräftiger waren. "Willst du eigentlich noch Musik machen? Oder... was hast du vor?", wollte er dann wissen, immerhin hatten wir fast kein Wort geredet, bis heute. "Ich weiß es nicht..." "Hättest du sonst irgendwas, was du machen könntest?" "Managen und Songs schreiben... was ich eben auch so schon nebenbei immer gemacht hab. Ich hab nie was anderes getan." Wieder nickte er und schmunzelte. Wie er es immer tat, wenn er sich freute. Und ich sah die Freude auch in seinen Braunen Augen, die immer wieder zu mir aufblickten, fast schon Verhalten. Die Pizza war einfach nur großartig - besonders, wenn man sich echt schlecht fühlte. Wir genossen Stück um Stück, machten Witze, ahmten unsere Bandkollegen nach, von denen jeder seine eigene seltsame Art hatte, so etwas zu essen, und saßen nach einer Ewigkeit des Schlemmens wieder Nebeneinander. "Bleibst du heute Nacht wieder? Ich hab so gut geschlafen, als du neben mir warst.", bat ich ihn leise und sah zu ihm auf. Er nahm einen Schluck Wasser und nickte. "Klar. Aber ich muss spätestens in einer Woche wieder nach Japan. Hab dort nen Termin." Ich nickte einfach nur, glücklich über die Zusage. Dieses Mal wurde ich von alleine wach, aber er war schon aufgestanden, ich hörte seine Stimme, vor der Tür, leise. "DU bist der Unmensch! Ich kümmer mich wenigstens um ihn!... Der Grund dafür ist doch nicht so wichtig! Es wäre nur richtig von dir, wenn du dich bei ihm entschuldigst!" Ich öffnete die Tür und er sah mich überrascht an, war noch immer nur in der Unterhose. "Ich ruf dich später wieder an.", meinte er dann und drückte auf einen Knopf, umarmte mich dann. "Mit wem hast du telefoniert?" "Ach... nicht so wichtig, war nur mein Bruder." Ich seufzte, das konnte ja kaum wahr sein... Aber ich war einfach zu froh, ihn bei mir zu wissen. "Um wen kümmerst du dich denn?" "Ach... unser Vater ist im Altenheim, und immer wenn ich in Japan bin, bin ich viel bei ihm." "Musst du zu ihm?" "Nein, nein... Er ist auch froh, wenn er mich nicht jeden zweiten Tag bei sich hat. Immerhin bin ich trotz allem nicht sein Lieblingssohn. Allein die Haarfarbe.", er grinste mich schief an und drückte mich wieder an sich. Es war einfach wieder ein so gutes Gefühl. So... rein. Es waren so schöne Tage, die wir gemeinsam verbrachten. Irgendwann spielte ich sogar wieder Klavier und Schlagzeug - so gesehen hätte mein Arzt mir wohl den Umgang mit ihm verboten. Doch das schönste, was je hätte passieren können, passierte in seiner letzten Nacht bei mir. Am Abend lagen wir zusammen im Bett, er hatte seinen Arm um mich gelegt. "Ich... wann wirst du wieder kommen? Oder soll ich nachkommen?" "Mh?", er lächelte mich an und fuhr durch meine Haare. "Na... nach Japan." "Ich komm wieder. Nur der Termin, Pata hallo sagen und meinen Dad besuchen." "Alles klar." Ich lächelte und zog ihn zu mir, küsste ihn. "Aber versprich es mir." Er zog mich zu sich, seine Hand auf meiner Hüfte. "Ich versprech es. Nur ein paar Tage." Dann erwiderte er den Kuss und schien überglücklich. "Ich liebe dich.", flüsterte er, erstickte eine Antwort in einem weiteren Kuss. Es war wirklich das reinste aller Gefühle schien es mir. Absolutes Glück. Es schien nichtmal ansatzweise schmutzig, oder verrucht, dass er mich berührte und ich mich in die Berührungen schmiegte. Dass ich seine Zunge an meiner Spürte, und seine weiche Haut berührte. Der Abschied am nächsten Morgen schmerzte schon fast, als er mich wieder leidenschaftlich küsste. "Ich liebe dich.", flüsterte ich und fuhr durch die Pinken Strähnen, die noch immer ungeordnet in sein Gesicht fielen. "Du wartest hier auf mich, ja?" "Natürlich, ich werd hier auf dich warten und deine Nähe ersehnen.", flüsterte ich. "Versprich es mir." "Ich versprech es dir." "Danke... ich bin dann in ein paar Tagen wieder da.", wieder ein Kuss. Dann ging er. Ich lag glücklich im Bett und konnte es kaum erwarten, ihn wieder zu sehen, von dem Moment an, wo die Tür ins schloss gefallen war. Als ich aufgestanden war, begann ich sogar wieder, Songs zu schreiben. Ich war wieder glücklich. Ich konnte es kaum erwarten, die Kaffeemaschine blieb aus, sogar als am zweiten Tag mein Telefon klingelte. Ich hob einfach ab und fragte einfach nur "Ja?" "Yoshiki?" Ich riss die Augen auf und eine Klaue schloss sich um meinen Magen. "Toshi?" "Ich... wie geht's dir?" "Gut, richtig gut und dir?" "Schlecht.", seine Stimme klang abgeschnürt. "Ich wollte sagen, dass es mir leid tut." "Bitte?" "Toshi... wie kannst du jetzt Smalltalk halten?!", fragte Pata entsetzt im Hintergrund. "Verdammt, lass mich mit ihm reden!", entgegnete Toshi mit zitternder Stimme. "Yoshiki, mir tut leid, was passiert ist." "Weswegen rufst du an?", fragte ich nun misstrauisch. Irgendwas stimmte da doch nicht. "hide bat mich gestern, das noch zu tun. Er redet schon die ganze Zeit auf mich ein..." "Was ist los?!", schrie ich den Hörer nun an, irgendetwas war los. Pata weinte leise im Hintergrund, das hörte ich genau. "hide ist vor einer Stunde gestorben." At that moment a curious crack sounded inside the statue, as if something had broken. The fact is that the leaden heart had snapped right in two. It certainly was a dreadfully hard frost. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)