Gedankensplitter von w-shine (100 Storys) ================================================================================ Kapitel 18: 90. Du siehst aus wie… ---------------------------------- „Oh, verdammt, was mach ich hier bloß?“ Das fragte er sich allerdings auch. Was machte er hier an einem schönen Samstagvormittag und wartete darauf, was seine beste Freundin dort trieb? Hier war in diesem Fall die Couch in dem Wohnzimmer des Appartements besagter bester Freundin auf dem er gerade Platz genommen hatte. Wobei gerade auch eine Untertreibung war – mittlerweile saß er seit geschlagenen zehn Minuten hier herum und wartete darauf, dass er langsam darüber aufgeklärt werden würde, was er hier eigentlich machte. Oder warum sie ihn so panisch angerufen hatte, dass er unbedingt herkommen müsse. Er hatte erwartet, dass ihr Appartement in Flammen oder wenigstens unter Wasser stand, aber beides war augenscheinlich nicht der Fall. Eine Antwort hatte er allerdings auch nicht bekommen, als er an ihrer Tür geklingelt hatte. „Oh, da bist du ja endlich!“ Wer auch immer damit gemeint war, dass wusste er nicht, aber er war ebenso von ihr begrüßt worden, nachdem sie die Tür aufgerissen und ihn angestarrt hatte. Keine fünf Sekunden später hatte sie ihn auf die Couch verfrachtet und ihm ein Glas Wasser vor die Nase gestellt nur um dann mit den Worten „Ich bin gleich wieder da“ zu entschwinden. Und „gleich“ konnte bei ihr wirklich lange dauern. Merkte er gerade mal wieder am eigenen Leibe. Was er alles mit diesem Samstagmorgen hätte anfangen können: Er hätte schlafen können – immer sehr wichtig, schließlich brauchte man seinen Schönheitsschlaf -, er hätte zur Maniküre gehen können – ja, gelegentlich musste man dem Schönheitsschlaf nachhelfen, denn leider zeigten sich Fingernägel herzlich unbeeindruckt vom Schlafen – oder er hätte auch versuchen können, noch mal ein Treffen mit diesem niedlichen Typen, den er neulich getroffen hatte, auszumachen. Aber nein, er hockte hier rum und wartete darauf, dass irgendwas passierte. „Schaaaatz, bist du noch da?“, schallte die Stimme seiner besten Freundin herüber. „Ja. Noch bin ich da. Könntest du mich jetzt aber bitte mal aufklären?“ Ihr Kopf erschien um die Ecke und sie grinste ihn an. „Ich dachte, dass wärst du schon längst.“ „Haha… ich meine, warum ich eigentlich hier bin. Was ist der große Notfall?“ „Ich brauche deine Meinung. Ich habe später ein wirklich wichtiges Date und da muss ich totschick aussehen.“ „Aha.“ „Ich such dann mal weiter.“ Mit diesen Worten verschwand der Kopf wieder im Ankleidezimmer und er hörte sie weiter rumpeln. Das war es also, er musste mal wieder als Modeberater herhalten. Warum er dieses Los gezogen hatte, war ihm auch sehr rätselhaft. Anscheinend war sie aus irgendwelchen Gründen der Meinung, dass er total die Ahnung von Mode hatte. „Ich hab’s gleich.“ „Schöööön.“ Ja, wenn sie es gleich geschafft hätte, dann konnte er vielleicht gleich gehen und noch etwas Vernünftiges mit seinem Samstagvormittag anfangen. Das wäre doch mal etwas Innovatives. Fünf Minuten später erschien sie um die Ecke und drehte sich einmal im Kreis. „Ta-Da! Hier bin ich!“ Er starrte sie an. Nach all dem Suchen und dem Zusammenstellen hätte er viel erwartet, doch nicht so etwas. Dieses Outfit war einfach… unbeschreiblich. Er wusste gar nicht, wie er es in Worte fassen sollte. „Und?“ Er atmete noch einmal tief durch, um sich wieder zusammeln, damit er ihr auch genau sagen konnte, was er dachte. „Du siehst aus wie… wie… ein überdimensionaler Fruchtspieß.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)