I'm (not) gonna teach your boyfriend how to dance with you von Mikeito ================================================================================ Kapitel 6: Von Eifersucht und Pizzaflecken ------------------------------------------ Nachdem Suzaku verschwunden war, ging ich ins Haus, wo ich die Stimmen von Nunnally und Sayoko vernahm. „Lelouch, bist du das?“ Nunnally musste gehört haben, wie ich hereingekommen bin. Sie war zwar blind, doch waren ihre anderen Sinne, vor allem ihr Gehör, dafür umso besser. Ich ging ins Wohnzimmer, wo ich sie mit Sayoko am Kranichenfalten sah, und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Da bin ich.“ „Bruderherz, schön dass du da bist! „Hast du schon zu Abend gegessen, Schwesterchen?“ „Ja. Tut mir leid, dass ich nicht auf dich gewartet habe. Wir wussten nicht, wann du genau nach Hause kommen würdest.“ „Das macht doch nichts. Ich habe sowieso keinen Hunger.“ „Aber Lelouch, du musst was essen...“ „Vielleicht später, ja?“ „Okay…“ Ich setze mich neben meine kleine Schwester und sah ihr zu, wie sie gerade einen Kranich zu Ende faltete. Sayoko sass auf der anderen Seite neben sie und sah mich an. Sicher wollte sie gleich aufstehen und mir jetzt was zu essen machen, aber ich schüttelte den Kopf. Sie verstand und konzentrierte sich wieder aufs Falten. Ich blickte dann auf die vielen Kraniche, die sie schon gebastelt hatten. Das Kranichefalten hatte Sayoko Nunnally beigebracht und für ein blindes Mädchen konnte sie das sehr gut. „Was war schon wieder der Grund, warum du diese Kraniche faltest Nunnally?“ „Aber das solltest du doch wissen Bruderherz! Wenn man 1‘000 Kraniche gefalten hat, geht ein Wunsch in Erfüllung.“ „Oh stimmt, das war es…“ Nunnallys Wunsch... Ich wusste nur zu gut, welcher das war, denn sie hatte nur diesen einen: Eine friedlichere und gerechtere Welt. Er war der Grund gewesen, wieso ich überhaupt Zero, meine zweite Identität mit der ich mit den Schwarzen Rittern gegen Britannia kämpfte, erfunden hatte. Britannia – ein Land, dass sich nahm, was es wollte und welches einen Herrscher hatte, der schwache Menschen nur tot sehen wollte. Ein Herrscher, der selbst sein eigen Fleisch und Blut als wertlos betrachtete, weil es weder sehen noch gehen konnte. So jemand durfte kein Land regieren bzw. so ein Land durfte nicht die Großmacht schlechthin sein. Deswegen kämpfte ich, Schlacht für Schlacht, um Britannia zu stürzen, Japan seine Unabhängigkeit zurückzugeben und Nunnally die Welt zu geben, die sie sich so sehr wünschte. „Willst du auch mitfalten, Bruderherz?“ „Ehm… klar, wieso nicht.“ So machte ich bei der Bastelrunde mit und versuchte einen Kranich zu falten. Nunnally fragte dann, wie mein Tag gewesen war. Ich erzählte ihr und Sayoko, was heute so geschehen war und wie ich mit Suzaku das Tanzen geübt hatte. Die Beiden fanden die Story recht unterhaltsam. Nunnally kicherte und Sayoko musste auch ab und zu schmunzeln. „… Und dann fiel er sicher zum zehnten Mal um.“ „Ohje, armer Suzaku! Aber du bist doch geduldig mit ihm, oder Bruder?“ „Natürlich Nunnally. Auch wenn er sich manchmal echt blöd anstellt.“ „So ist Suzaku… und das finde ich eigentlich ganz süß an ihm.“ „Findest du?“ Ob Nunnally vielleicht mehr in Suzaku sah als nur einen gewöhnlichen Freund? Sie war 14 Jahre alt, da fingen viele Mädchen an, ihre erste Liebe zu erleben. Suzaku war mein bester Freund, doch fand ich das toll, wenn er eines Tages nicht nur der persönliche Ritter von Nunnally wurde, sondern mehr? Und was war mit Euphie? Irgendwie hatte ich das dumpfe Gefühl, dass sie mehr für meinen Kindheitsfreund empfand, als sie sollte… und Suzaku umgekehrt auch für Euphie. Das gefiel mir noch viel weniger. Es machte alles nur komplizierter als es sein musste. Nunnally musste wohl bemerkt haben, wie ich mir über etwas den Kopf zerbrach, denn sie legte ihre Hand auf meine. „Bedrückt dich etwas Lelouch? Du bist auf einmal so ruhig…“ „Was? Nein, keine Sorge, mir geht’s gut.“ „Aber du hast über etwas nachgedacht, nicht?“ „… Nunnally, sag mal… wie sehr magst du Suzaku?“ „Wie sehr ich ihn mag? … Fast so sehr wie dich Bruderherz!“ „Also nur als eine Art Bruder?“ „Ja, natürlich! Was dachtest du denn, etwa, dass ich…“ „…“ Meine kleine Schwester fing auf einmal an zu lachen. War der Gedanke etwas so abwegig gewesen, dass sie mehr für unseren Freund empfinden könnte, als nur Freundschaft? Eigentlich könnte ich es ihr nicht mal übel nehmen, wenn es so gewesen wäre. Suzaku war ein guter Mensch. Stark, freundlich und er könnte Nunnally beschützen, wie sonst keiner. Er wäre einfach perfekt für sie! Aber so wie es aussah, liebte sie Suzaku wirklich nur platonisch. Konnte mir auch recht sein. „Aber nein Lelouch! Ich liebe Suzaku nur wie einen Freund oder Bruder. Nicht mehr.“ „Alles klar…“ „Warst du etwa eifersüchtig?“ „Was? Nicht doch!“ Wieso sollte ich eifersüchtig auf Nunnally sein, was Suzaku anging? Sie durfte ihn so gerne haben, wie sie wollte. Das machte mir nichts aus. Absolut kein Problem, ehrlich. Ich machte Nunnally klar, dass ich nie eifersüchtig auf sie sein würde, vor allem nicht wegen Suzaku. Doch anscheinend musste ich etwas falsch aufgenommen haben, denn sie lachte schon wieder. „Aber nein! Ich meinte damit, dass du eifersüchtig auf Suzaku sein könntest.“ „Suzaku? Aber wieso?“ „Du könntest ja die grundlose Befürchtung gehabt haben, dass ich ihn mehr liebe als dich.“ „Oh, das war es…?“ „Natürlich. Sag bloß, du warst jetzt nicht auf Suzaku eifersüchtig, sondern auf mich?“ „Ich bin auf niemanden eifersüchtig!“ Na klasse. Zuerst nahm ich an, Nunnally meinte, ich sei auf sie eifersüchtig. Jetzt stellte sich heraus, dass sie dachte, dass ich auf Suzaku eifersüchtig war. Toll, wie stand ich jetzt da? Dass ich auf Nunnally eifersüchtig war, machte noch weniger Sinn, als wenn ich das auf Suzaku wäre. Er war nur ein Freund von mir, was sollte ich schon von ihm wollen außer Freundschaft? Also wenn Nunnally wirklich dachte, ich wäre auf sie eifersüchtig, weil sie annahm, dass ich Gefühle für Suzaku hätte… romantische Gefühle in diesem Fall. Gefühle, die über Freundschaft hinausgingen, in eine Richtung, die… Oh Gott, was dachte sie da bitte? Und was dachte vor allem ich?! Ich blickte zu Sayoko und fragte mich, was sie von allem hielt. Unsere Maid sah mich ganz normal an, doch wer wusste schon, was im Kopf einer Frau so vor sich ging? Vielleicht fand sie mich insgeheim auf einmal pervers, weil ich jetzt angeblich auf einen Typen stand. Japaner sollen ja konservativer sein als Britannier, soviel ich gehört hatte. Bevor Nunnally noch Sayoko irgendetwas sagen konnten, stand ich auf, wünschte beiden eine gute Nacht, küsste Nunnally noch kurz auf den Kopf und verließ das Wohnzimmer. Ich würde definitiv nicht mit ihnen über nicht-existierende Liebesgefühle für einen Kindheitsfreund oder desgleichen reden. Als ich mein Zimmer betrat, sah ich ein sehr bekanntes Bild vor mir. Das Gerede von vorhin vergaß ich auf einem Schlag. „Du lässt dich endlich mal blicken, C.C.“ „Was heißt da endlich? Ich bin seit einer Weile zurück. Du warst nur nicht da.“ „Und stopfst dich mit Pizza voll…“ „Die habe ich mir verdient, bei der Extra-Arbeit, die ich gerade ableiste…“ Ich verdrehte die Augen. Welche Extra-Arbeit? Mir war nicht bekannt, was sie noch tat, außer jede Menge Pizza zu verdrücken. Und mir manchmal auf den Geist zu gehen. C.C. räkelte sich faul auf meinem Bett und machte es sich schön gemütlich; eine Pizzascheibe in der Hand, dessen Käse fast auf das Bettlaken tropfte. Wehe sie passte nicht auf, die Flecken könnte sie mir eigenhändig rauswaschen! Genug Zeit hätte sie ja… Die grünhaarige Hexe sah die kommende Gefahr für mein Bett in Form von triefender Mozzarella wohl nicht, denn sie schaute zu mir und hatte einen gelangweilten Ausdruck im Gesicht. Diese Frau… Ich beschloss, statt mich aufzuregen, sie nach dem aktuellen Stand der Dinge zu befragen. „Wie sieht es aus? Klappt alles, wie es sollte?“ „Tut es. Und deine Schwarzen Ritter haben nicht die leiseste Ahnung, dass ihr Zero nicht derselbe wie sonst ist. Nicht mal diese Rothaarige.“ „Du meinst Kallen…“ „Ja. Wobei, sie wollte einmal mit mir bzw. dir reden.“ „Was wollte sie denn?“ „Keine Ahnung, frag sie doch selbst.“ „Sehr witzig, ich habe keine Zeit dafür.“ „Ach stimmt, da ist ja dein kleiner Freund da…“ „Er heißt Suzaku. Und du weißt, was ich mit ihm machen muss.“ „Mir ist es egal, was ihr tut. Nur, wenn er Verdacht schöpfen sollte…“ „Wird er nicht. Ich sorge schon dafür. Und dafür bist ja eben du statt ich als Zero unterwegs.“ Ich hoffte, dass diese Konversation nun zu Ende wäre, doch C.C. hatte heute wohl ihren kommunikativen Tag und plapperte einfach weiter. „Wie du meinst… aber…“ „Was aber?“ „Wieso hast du nicht einfach dein Geass benutzt und ihn so zum Tanzen gebracht?“[1] Eigentlich eine gute Frage. Aber eben nur eigentlich, denn es war vollkommen klar, wieso ich mein Geass noch nicht an Suzaku benutzt hatte. Was brächte es mir, wenn ich das tat? Dann könnte Suzaku tanzen und sonst? Mir würde es absolut keinen Nutzen bringen und was mir nicht nützte, war unnötig und eine Verschwendung des Geass. Ich nannte C.C. diesen Grund, doch schien ihr etwas anderes im Kopf zu schwirren. Zumindest hatte sie plötzlich ein leicht schelmisches Lächeln auf den Lippen. Mir schwante nichts Gutes… „Gib es zu, du wolltest einfach mehr Zeit mit ihm verbringen.“ „Das entspricht nicht der Wahrheit. Also… nicht ganz…“ „…“ „… Na schön, ja, ich wollte Zeit mit ihm verbringen. Ist daran was falsch? Er ist mein bester Freund. Und ich habe auch noch ein Leben neben der Rebellion.“ „Du musst dich nicht gleich von mir angegriffen fühlen. Dein Privatleben ist ganz allein deine Sache.“ „Da sprichst du endlich mal etwas Wahres aus. Und jetzt geh von meinem Bett runter, ich will schlafen.“ „Vergiss es, wenn ich da bin, schläfst du dort.“ C.C. zeigte auf dem Boden. Wundervoll, jetzt musste ich nach den heutigen Strapazen auch noch auf dem harten Boden schlafen. Ich fragte sie, ob sie nicht wieder als Zero rausmüsste. Die werte Dame hatte aber beschlossen, einmal auszuschlafen (als ob sie das nicht immer tat) und hatte den Schwarzen Rittern irgendeine Lüge vorgetischt, damit sie diese Nacht ihre Ruhe hatte. Naja, solange Kallen und die anderen ihr bzw. Zero alles glaubten… Ich zog mich schließlich um, setzte mich auf den Boden und lehnte mich an mein Bett. Das Einzige, was ich nun wollte, war schlafen. Ich schloss die Augen und wäre fast eingeschlafen, wenn ich nicht ein Geräusch gehört hätte. Was verdächtig nach einer Pizzascheibe klang, die auf mein Bett gefallen war. Natürlich mit der belegten Seiten nach unten. Toll. Ganz toll. „Oh… Naja, immer noch essbar…“ „C.C.!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)