Miserably Loving You von Namika ([Lee Jordan x Blaise Zabini]) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich seufze und lächle zufrieden. „Ist das nicht ein wunderschöner Frühsommertag?“ Die einzige Antwort, die ich bekomme ist ein leises Brummen. Ich sehe zur Seite. Schwarzes, längeres Haar, blaue Augen, die jetzt allerdings von mir abgewandt sind. Blaise Zabini. „Man könnte meinen, du wärst in das Pergament da verliebt. So wie du nicht einmal deine Augen abwendest.“ Ich grinse amüsiert, als er den Kopf hebt und mich mit einer hochgezogenen Augenbraue ansieht. Ich liebe es, wenn seine Augen Unverständnis über mich ausdrücken. Das heißt, dass ich ihn überraschen kann. „Ich habe dir vor drei Minuten gesagt, dass ich diesen Verwandlungsaufsatz auf jeden Fall fertig schreiben muss.“ „Und du hast gesagt, dass du ihn erst nächste Woche abgeben musst.“ Ich nehme ihm die Feder aus der Hand, was mit einem noch empörteren Blick quittiert wird, und lehne mich an den Baum hinter mir. Wie ich schon sagte ist dieser Tag wirklich schön. Die Sonne scheint und fast alle Schüler hatten bereits nach dem Mittagessen Unterrichtsschluss. Es ist trotzdem nicht zu warm, da ein leichter Wind weht. Blaise und ich sitzen wie die Hälfte der Schülerschaft auf dem Schulgelände. Während ich mich einfach nur entspannen will, versucht er Hausaufgaben zu machen. Der kleine Streber. Wir treffen uns eigentlich recht häufig. Mindestens einmal pro Woche, denn wir sind Freunde. Er ist ein Slytherin und ich ein Gryffindor, das stimmt. Aber nicht die ganze Schule ist von diesem Rivalitätsgedanken besessen und uns beide stört es nicht. Es ist uns auch egal, wenn man weiß, dass wir befreundet sind. Obwohl Fred und George mich manchmal mit „meinem kleinen Slytherin-Freund“ aufziehen, weil er zwei Stufen unter uns ist. Dabei ist er intelligenter und fleißiger als meine beiden besten Freunde und ich zusammen. „Und das gibt Mister Lee Jordan das Recht, zu entscheiden, dass ich meine Hausaufgabe jetzt nicht erledige?“, fragt er. Aber er greift nicht nach der Feder! Also nicke ich zufrieden. „Das hast du sehr gut erkannt.“ Noch zufriedener beobachte ich, wie er sein Pergament zusammenrollt und in seiner Schultasche verstaut. Er ist einer der wenigen, die ihre Taschen oder Bücher überhaupt mit nach draußen gebracht haben. Wie gesagt, er ist ein Streber. „Es wäre zu einfach gewesen zu sagen, dass du dich langweilst, richtig?“ Er kennt mich gut. „Dahinten sind übrigens deine Freunde. Dort hättest du auch hingehen können, bis ich fertig gewesen wäre.“ Er deutet auf Fred und George, die eins der Boote, mit denen Erstklässler zum Schloss gebracht werden, irgendwoher geklaut haben und damit über den See rudern. Das ist vermutlich nur so halb erlaubt und es kann eigentich nicht lange dauern, bis ein Lehrer sie erwischt. Aber jetzt haben sie noch Spaß. „Die kommen gut ohne mich aus“, erwidere ich. „Also erzähl mir was Schönes, mein Freund.“ Blaise dreht sich etwas, so dass er jetzt seitlich im Schneidersitz zu mir sitzt und mich anblickt. „Und was?“ Habe ich schon erwähnt, dass Blaise ein toller Kerl ist? Er macht es einem aber ziemlich schwer, mit ihm befreundet zu sein. Aber egal, ich bin Lee Jordan, ich liebe Herausforderungen! Und Schokolade...Ich hätte jetzt gerne ein Schokoeis. Aber das tut nichts zur Sache. „Warum hast du heute morgen beim Frühstück so genervt geguckt und die Augen verdreht? Wenn ich es mir recht überlege, ist der Grund zwar bestimmt nicht sonderlich schön, aber erzähl trotzdem. Sonst muss ich leider vor Neugierde vergehen und das würdest du doch nicht wollen.“ Nachdenklich sieht er mich an. Offensichtlich überlegt er, weshalb er heute Morgen genervt war. „Achso. Das war wegen Vincent, also Crabbe.“ Er verdreht erneut die Augen. Das Thema scheint ihm wirklich auf die Nerven zu gehen. Das bin ich von ihm nicht gewohnt. „Er hat sich in irgendein Mädchen aus der dritten Klasse verliebt. Frag mich nicht, ich habe keine Ahnung und ich will es auch nicht wissen. Jedenfalls hat er es sich jetzt zur Lebensaufgabe gemacht, uns alles über sie zu erzählen und was er fühlt und ob er sie nicht zu einem Date fragen sollte und den ganzen unnötigen Quatsch“, erklärt er. Ich schlucke kurz. Das Ganze hat mir einen kleinen Stich versetzt. „Aber Blaise! Also ich finde das Ganze irgendwie süß.“ Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass Crabbe sich verliebt. Und dann verhält er sich auch noch so! Aber an sich klingt das sehr liebenswürdig. „Es ist nicht süß. Seine Wahnvorstellungen nerven. Inzwischen nicht nur mich.“ Ich weiß, was er antworten wird. Aber trotzdem frage ich. Vielleicht bin ich masochistisch veranlagt oder ich muss seine nächste Antwort noch viel öfter hören, um sie zu glauben. „Warum Wahnvorstellungen?“ Blaise fährt sich durch die schwarzen Haare. „Das weißt du doch. Es gibt sowas wie Liebe und verliebt sein und diese ganzen Gefühle nicht. Das ist alles Einbildung.“ Wie erwartet versetzt es mir einen Stich. Natürlich weiß ich, was Blaise über Liebe und „diese ganzen Gefühle“ denkt. Er glaubt einfach nicht daran. Wir haben schon oft darüber geredet. Aber trotzdem schmerzt es mich jedesmal, wenn er seine Einstellung deutlich macht. „Sieh dir meine Mutter an“, fährt er fort. „Sie hat den Mann, dem sie ewige Liebe geschworen hat, umgebracht. Um an sein Geld zu kommen.“ Blaise spricht leiser, denn obwohl viele darüber spekulieren, weiß niemand es genau. Er hat es mir einmal erzählt, als er von seiner Mutter einen Brief bekam, in dem stand, dass sie einen neuen Freund habe. Ich habe versprochen nichts weiterzuerzählen, obwohl es mich schon in wahre Gewissenskonflikte gestürzt hat. Wie er mit seiner Mutter noch zusammen leben kann ist mir ein Rätsel. Aber es erklärt seine Einstellung. „Aber nur weil es bei ihr so ist, muss nicht jeder Liebende ein Lügner sein.“ Ich weiß nicht, warum ich diese Diskussion schon wieder aufleben lassen. Normalerweise gebe ich an dieser Stelle auf. Er ist nicht vom Gegenteil zu überzeugen. „Nein, sie lügen nicht. Sie bilden es sich ein.“ Ich lasse den Kopf etwas nach hinten sinken und schließe die Augen. Blaise weiß nicht einmal, wie weh das tut. Kann überhaupt jemand sich vorstellen, wie schmerzhaft es ist von der Person, in die man verliebt ist, zu hören, dass es so etwas wie Liebe überhaupt nicht gibt? Das ist schlimmer als ein einfacher Korb. Er zerstört alle Hoffnungen darauf, dass vielleicht doch noch irgendwann mehr aus uns werden könnte Und dabei gibt es eigentlich so viel Hoffnung! Ich höre Blaise neben mir leise atmen. Er glaubt wahrscheinlich, ich wolle einfach nicht mehr diskutieren, sondern mich entspannen. Er hat mir erzählt, dass er Jungen und Mädchen gleichermaßen hübsch finden kann. Dass er da eigentlich keinen Unterschied sieht. Als ich daraufhin gesagt habe, dass er wohl bisexuell sei, hat er gelacht. Er meinte, ja, nur, dass er sich nicht verliebe. Weil es das nicht gebe. Damit hat er schon damals die neu aufgekeimte Hoffnung sofort wieder erstickt. Außerdem verstehen wir uns gut. Ich verbringe sehr gerne Zeit mit ihm, aber das ist logisch. Ich bin schließlich in ihn verliebt. Aber ich habe auch das Gefühl, dass er ganz gerne bei mir ist. Jedenfalls lacht er recht häufig und macht Witze und all diese Dinge. Er sagt fast immer ja, wenn ich frage, ob er Zeit hat. Wir mögen uns also. Eigentlich müsste alles so einfach sein. Aber nein. Ich muss ja in die einzige Person verlieben, die so verstört und geprägt ist, dass sie die Existenz eines sehr menschlichen Gefühls gleich komplett verleugnet. Er glaubt einfach nicht, dass es die Liebe gibt. Es ist zermürbend. Ich öffne die Augen wieder und sehe Blaise an. Er hat sich zurück gelehnt und stützt sich auf seine Hände. Als ich ihn wieder ansehe, lächelt er schmal und mein Herz macht einen Hüpfer. Das bilde ich mir nicht ein. „Du magst mich doch, oder?“ Ich beobachte, wie seine Augenbrauen in die Höhe wandern. Diese Mimik macht er oft. Aber er sagt nichts, sondern nickt nur langsam. Warum sollte er es auch leugnen? Wir sind Freunde. Ich wünschte, wir wären mehr. Eigentlich wäre ich schon glücklich, wenn ich nur die Aussicht darauf hätte, irgendwann mehr für ihn zu sein. „Also was...was, wenn ich in dich verliebt wäre, Blaise?“ Seine blauen Augen zeigen nicht so sehr Überraschung wie ich erwartet hatte. Er ist höchstens leicht geschockt. Natürlich. Er ist intelligent. Sicher hat er sich schon lange gedacht, dass ich etwas vor ihm verheimliche, etwas in der Richtung. Ich bin auch nicht gerade das, was man unauffällig nennen würde. So oft mache ich ihm Komplimente oder berühre ihn auf eine Art, wie ich meine anderen Freunde nicht berühre. Er hat nie auch nur ein Zeichen gezeigt, dass es ihn stört oder, dass er es bemerkt. Dass er trotzdem gewusst hat schmerzt irgendwie. So egal ist ihm das also. „Nun. Das würdest du dir einbilden.“ Ich glaube, seine Stimme ist unsicherer geworden. Nur ein klein wenig. Mit Sicherheit will er nicht darüber sprechen. Es ist ihm unangenehm, aber darauf nehme ich jetzt keine Rücksicht. „Das würde ich mir einbilden?“ Ich richte mich etwas auf und streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich bilde mir also nur ein, dass mein Herz zu rasen beginnt, sobald ich dich sehe und sei es nur aus der Ferne. Ich bilde es mir ein, dass mir so furchtbar warm wird, wenn du mich umarmst oder berührt oder einfach nur ansiehst. Ich bilde es mir ein, dass mein Herz regelrecht aus meiner Brust springen will, wenn du nur lächelst. Ich bilde es mir ein, dass ich am Liebsten den ganzen Tag und die ganze Nacht nur neben dir sitzen und dich ansehen würde. All meine Freunde bilden es sich ein, dass jeder zweite Satz von mir inzwischen mit deinem Namen beginnt.“ Ich weiß, dass es eigentlich schöne Dinge sind, die ich da sage. Verliebte Dinge. Und sie sind alle wahr. Aber es hat nichts Schönes oder Romantisches einen letzten, verzweifelten Versuch zu machen jemanden davon zu überzeugen, dass man ihn wirklich mag-mag. „Ich bilde es mir ein, dass ich dich am liebsten die ganze Zeit irgendwie berühren würde.“ Ich kann beobachten, wie er rot wird. „Ich bilde es mir ein, dass ich der Meinung bin, dass es auf der Welt nichts gibt was schöner ist als deine Augen, weil sie manchmal die Farbe des Meers haben und manchmal die des Himmels und die all der Blautöne dazwischen?“ Es ist genau zu sehen, dass ich ihn aus der Bahn gebracht habe mit meinem Gryffindor-Mut. Auch, wenn es eher ein Akt der Verzweiflung auf meiner Seite ist. „Es ist keine Einbildung, dass es mir augenblicklich besser geht, sobald du in meiner Nähe bist. Und das, obwohl du immer diese Sachen sagst, die ganz schön weh tun.“ Bevor er irgendwas tun kann nehme ich seine Hand und lege sie mir auf die Brust. „Fühlst du nicht, wie schnell mein Herz schlägt?!“ Erschrocken sieht er mich an, doch seine Hand zieht er erst nach ein paar Sekunden wieder weg. „Lee...“ Er steht auf und ich glaube, mein Herz bricht. Mist, Mist. Mist! Warum halte ich nicht einfach den Mund? Eigentlich bin ich froh darüber, endlich die Wahrheit gesagt zu haben. Aber jetzt habe ich ihn verschreckt. Er wird nie wieder mit mir sprechen wollen. Irgendwie gehetzt sieht er sich um und erst nach einem Moment bemerke ich, dass seine blauen Augen heller geworden sind. Nicht von Tränen, sondern von etwas anderem. Ich bin zu aufgewühlt, um darüber nachzudenken. „Ich muss los. Das Quidditchtraining beginnt gleich.“ Er stolpert einen Schritt zurück und ich lasse den Blick sinken. Dass er seine Tasche nicht aufgehoben hat erwähne ich nicht. Vielleicht habe ich eine Chance mit ihm zu reden und mich für meinen Gefühlsausbruch zu entschuldigen, wenn ich sie ihm zurück ge- „Manchmal...also, nein oft.“ Ich sehe auf, als er wieder zu sprechen beginnt. Er hat sich schon ein paar Schritte von mir entfernt, sieht mich jetzt aber direkt an. „Wenn ich schlafe oder Unterricht habe oder esse oder im Gemeinschaftsraum sitze... Egal, was ich tue. Ich vermisse dich. Obwohl wir uns meistens kurz davor gesehen haben. Ich vermisse dich! Und dann höre ich dein Lachen oder ich sehe dein Lächeln und...“ Er scheint erschrocken über sich selbst zu sein und fährt sich wieder durch die Haare, die er schon ganz durcheinander gebracht hat. „Es gibt keine Liebe. Dieses Gefühl, das ist nicht da. Lee, das ist Einbildung. Das muss Einbildung sein.“ Nur für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich noch die Angst in seinen Augen, dann dreht er sich um und läuft davon. Ich sehe ihm nach und kann kaum atmen. Ich kann nicht mal mehr denken. Er vermisst mich. Er vermisst mich? Blaise vermisst mich... Das bedeutet, er denkt an mich. Und er will zu mir. Und er mag es, wenn ich lache oder lächle. Ich habe ihm so viele Sachen und Symptome aufgezählt. Obwohl er nur ein einziges genannt hat, bedeutet es so viel mehr. Ich ziehe seine Schultasche zu mir. Das dümmliche Grinsen auf meinem Gesicht ist nicht meine Schuld, sondern eindeutig seine. Mit langsam Bewegungen – Bei Merlin, meine Hände zittern – verstaue ich seine Schreibfeder, die die ganze Zeit neben mir im Gras lag, darin und stehe langsam auf. Die ganze Zeit habe ich versucht, Blaise davon zu überzeugen, dass es dieses Gefühl wirklich gibt. Dabei weiß er das schon längst. Mein Grinsen wird noch etwas breiter, als ich in Richtung Schloss losgehe. Ich muss ihm nur noch diese Angst nehmen. Das wird ein Kinderspiel, denke ich, als ich mit seiner Tasche unter dem Arm jetzt ebenfalls beginne, zu rennen. Er kann sich wehren, wie er will, und sagen, was er möchte. Ich liebe diesen seltsamen Kerl und ich werde ihn noch davon überzeugen, dass das vollkommen in Ordnung ist. Oh und davon, dass wir füreinander bestimmt sind, natürlich auch! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)