Time Began To Play von Riafya (HP/LV, DM/HG) ================================================================================ Kapitel 14: Love ---------------- Danke an meine Beta, alle Reviewer und Schwarzleser! An dieser Stelle möchte ich mich auch bei Animexx bedanken: DANKE, dass man endlich den bereits formatierten Text einfügen kann und nicht mehr alle Formatierungszeichen einfügen muss!!! Eine wunderbare Neuerung! *strahl* Beim letzten Kapitel gab es einige Verwirrung über Ginnys plötzliches Auftauchen. Einige haben mich gefragt, ob sie jetzt wieder am Leben ist. Die Antwort ist: Nein, sie ist nach wie vor „nur“ eine Mira, allerdings sind Mira in der Lage, sich in der „wirklichen“ Welt zu materialisieren und sich so in die Ereignisse einzumischen. In TCE ist Ariana auch einmal vor Rufus erschienen, falls sich irgendjemand außer mir noch dunkel daran erinnert... Zu Dracos „Tod“: Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ich einem Malfoy eine so einfallslose Todesszene geben würde, die nur einen Absatz lang ist, oder? _______________________________________________________ Love Der Plan war einfach gewesen. Wurmschwanz sollte den Orden ausspionieren, um dabei früher oder später von Weasley oder einem anderen entdeckt zu werden. Wirkliche Informationen hatten sie gar nicht gebraucht, warum auch, die Zwillinge und Snape hatten bereits in den letzten Jahren alles nützliche zusammengetragen, was man wissen musste, um erfolgreich gegen sie vorgehen zu können. Nein, Wurmschwanz' Aufgabe war es nur gewesen, dafür zu sorgen, dass die Ruhe vor dem Sturm eintrat – und genau in dieser Ruhe würden sie zuschlagen. Als nächstes kamen die Todesser. Um die Hausbewohner abzulenken, sollten sie das Hauptquartier anzünden und damit für Aufregung sorgen. Was Draco nicht bedacht hatte, war, dass sie so leidenschaftlich vorgehen würden. Er hatte niemanden töten wollen, niemanden außer Ronald zumindest. Im Gegensatz zum dunklen Lord hielt er nichts von unschuldigen Opfern. Doch es hatte sie gegeben. Wegen ihm, wegen einer falschen Kalkulation waren auch andere gestorben. Er fragte sich, ob der dunkle Lord nicht das von Anfang an geplant hatte. Draco selbst hatte an der Trauerweide gewartet, die normalerweise als Durchgang zur Appariergrenze genutzt wurde. Dabei hatte er die Schreie der Menschen gehört, als sie erwacht waren und erkannt hatten, dass sie verbrennen würden. Er hatte die Kampfgeräusche gehört. Er hatte Flehen gehörte. Und hatte nichts unternommen. Anstatt das ganze zu stoppen und Hilfe zu holen, war er unter der Trauerweide geblieben und hatte gewartet, denn früher oder später würde er ihn finden. Draco machte sich keine Illusionen. Er und auch Weasley wussten, dass das hier nichts mit dem Krieg oder irgendwelchen Machtverhältnissen zu tun hatte. Das hier war eine Sache zwischen ihnen beiden. Und heute Nacht würden sie das endlich klären. Sie hatten sich nie gemocht. Ganz am Anfang war Draco eifersüchtig gewesen, weil Harry mit Weasley und Longbottom mehr Zeit verbracht hatte, als mit ihm selbst, dann hatte niemand Weasley gemocht, weil er immer so komisch gewesen war und zum Schluss hatte Hermione zwischen ihnen gestanden. Das einzige, was sich in all den Jahren zwischen ihnen geändert hatte, war der Grad ihrer Abneigung. Anfangs hatten sie sich nur nicht gemocht, jetzt hassten sie sich. Schon erstaunlich, was eine einzelne Person alles ändern konnte. Heute würde das alles endlich ein Ende haben. Heute würde sich alles entscheiden. Heute... würde einer von ihnen sterben. Die Frage war nur: Wer. Seufzend setzte er sich auf eine der unzähligen Wurzeln der Trauerweide. Er machte sich keine Illusionen. Ronald war stärker als er. Früher, in der Schule, hätte er vielleicht eine Chance gegen ihn gehabt, doch jetzt... //Wie hast du nur so stark werden können, Weasley? Was ist passiert?// Draco wusste es nicht und wollte es gar nicht wissen. Er fragte sich nur, warum der dunkle Lord ihn losgeschickt hatte, um Weasley zu erledigen. War das eine Strafe? Wollte er ihn loswerden? Oder glaubte er tatsächlich daran, dass Draco triumphieren würde? //Ja, klar glaubt er das. Eher wird die Hölle zufrieren, als dass er dir so etwas zutraut.// Wollte er ihn also wirklich tot sehen? Andererseits hatte er vielleicht Draco gewählt, um ihm eine Chance zu geben, sich zu rächen. Der dunkle Lord wusste wahrscheinlich alles über ihn, Hermione und Weasley. War das nun also seine Art und Weise Güte zu zeigen? Bevor er weiter darüber nachsinnen konnte, ging die Wurzel unter ihm in Flammen auf. Erschrocken sprang er auf und klopfte auf seinen Hintern, aus Angst, seine Hose könnte Feuer gefangen haben, während er sich gleichzeitig umsah, um den Idioten zu finden, der das getan hatte. Es war niemand zu sehen. Argwöhnisch griff er nach seinem Zauberstab und löschte das Feuer mit einem einfachen Wasserzauber. Irgendjemand war hier und er konnte sich gut vorstellen, wer es war. „Bist du jetzt schon so feige, dass du mir nicht einmal mehr dein Gesicht zeigen kannst, Weasley?“ Zu seiner Linken hörte er ein Schnauben. „Das hättest du wohl gerne, Malfoy.“ Draco drehte sich zu ihm um. Weasley wirkte sichtlich verärgert über die Gesamtsituation, was man ihm eigentlich auch nicht verdenken konnte. Niemand würde es sonderlich amüsant finden, durch einen Angriff auf das eigene Zuhause aus dem Schlaf gerissen zu werden, nicht zuletzt, wenn man eine schwangere Freundin neben sich liegen hatte. Sofort fühlte er sich etwas besser. Der Gedanke, Ronald Weasley zur Weißglut getrieben zu haben, hatte etwas äußerst befriedigendes an sich. „Du siehst heute äußerst angepisst aus, mein Freund“, provozierte er ihn absichtlich. „Hat dich etwas aus dem Konzept gebracht?“ „Du kannst dir deine Selbstgefälligkeit sonst wo hinstecken, Malfoy“, zischte Ronald und trat noch ein paar Schritte näher. „Ich hätte wissen müssen, dass du hinter diesem Angriff steckst. Der dunkle Lord würde niemals so leichtfertig vorgehen.“ „Leichtfertig?“, wiederholte Draco. „Wieso leichtfertig? Es hat doch funktioniert, oder?“ Er breitete die Arme aus. „Wir haben euch überrumpelt. Insofern war es doch ein voller Erfolg. Obwohl ich zugeben muss, dass ich überrascht bin, wie einfach es war, dich zu überlisten. Ich hätte eher gedacht, du würdest meine Strategie durchschauen und das Gebäude räumen, sobald du Wurmschwanz entdeckt hattest. Schon lustig, dass ich in der Lage war, dich so zu überlisten, nicht wahr?“ Als Antwort schoss ein roter Zauber auf Draco zu, dem er allerdings geschickt auswich. „Hast du jetzt auch noch das Zielen verlernt, Weasley?“, zog er ihn auf. „Wirklich, wie kann der dunkle Lord dich als eine Bedrohung ansehen?“ „Wahrscheinlich aus demselben Grund, warum Hermione sich für mich entschieden hat und nicht für dich.“ Diese Worte sollten ihn verletzen, aber Draco konnte nur lachen. „Hermione hat sich für dich entschieden, weil ich sie von mir gestoßen habe. Ansonsten wäre sie bei mir geblieben bis zum Schluss.“ „Und dieser Schluss wird heute sein.“ Ronald trat näher, bis sie nur noch wenige Schritte voneinander getrennt waren. Sein Blick war kalt und kalkulierend, wie beim dunklen Lord, wenn er kurz davor stand, einen Feind zu eliminieren. Warum waren die beiden sich so ähnlich? „Du bist ein Todesser, Malfoy“, fuhr Ronald kühl fort, „und der Kopf hinter diesem Angriff. Wegen dir sind viele gestorben, die nicht hätten sterben sollen. Du hast schreckliches getan und dafür musst du bestraft werden.“ „Ach, komm schon Weasley, wir beide wissen, dass es hier nicht um diesen Angriff geht. Der Krieg ist dir im Grund doch genauso egal, wie mir.“ „Da irrst du dich. Der Ausgang dieses Krieges ist alles, was für mich zählt. Der dunkle Lord ist ein herzloses Monster, das besiegt werden muss und schwarze Magie muss weiterhin verboten bleiben. Sie kann nichts als Böses anrichten.“ „Wie kannst du so etwas sagen?“, fragte Draco und sah ihn verständnislos an. „Du setzt doch auch nichts anderes mehr ein.“ Es war ihm vor etwa einem Jahr aufgefallen, als er bei einem der ersten Angriffe dabei gewesen war. Damals hatten alle dafür gesorgt, dass er sich in den hinteren Reihen aufhielt, da alle Todesser gewusst hatten, wie sehr seine Mutter unter Harrys egoistischer Abwesenheit gelitten hatte. Keiner hatte riskieren wollen, dass sie nun auch noch ihren leiblichen Sohn verlor, da niemand gewusst hätte, wie sie darauf reagiert hätte. Aus diesem Grund hatte er die „ehrenvolle“ Aufgabe gehabt, den Kampfstil der stärksten Ordensmitglieder zu analysieren. Zunächst hatte er sich auf die bekannten Kämpfer konzentriert – Moody, James Potter, Dumbledore (wobei der sich meistens aus diesen Aktionen heraushielt) – doch bald war ihm Ronald aufgefallen, der deutlich aus der Masse herausstach. Ursprünglich hatte Draco geglaubt, dass es daran lag, dass er so jung war und keiner damit rechnete, dass er über solch ausgeprägte Duellfähigkeiten verfügte, aber dann hatte er ihn mit Barty Crouch Junior kämpfen sehen – und ab diesem Moment hatte er gewusst, was ihn so einzigartig machte: Er verwendete schwarze Magie. Diese Erkenntnis war ein Schock gewesen. Ronald Weasley, der wohl konservativste Mensch im Universum und schwarze Magie? Nie und nimmer. Und doch... es war die Wahrheit. Ronalds Reaktion überraschte ihn trotzdem. Sein Gesicht schien sich geradezu zu versteinern, während seine Augen – wenn möglich – noch kälter wurden. Warum waren Menschen, die so viel schwarze Magie in sich hatten immer zu solchen Gesichtsausdrücken fähig? „Manchmal muss man um zu gewinnen, auf Mittel zurückgreifen, die man niemals haben wollte. Nicht, dass ich erwarte, dass ausgerechnet du das verstehst, Malfoy.“ Draco dachte daran, dass er Hermione aufgegeben, Pansy geheiratet und sich dem dunklen Lord angeschlossen hatte, um sein persönliches, eigenes Ziel zu erreichen und kam zu folgendem Schluss: „Vielleicht verstehe ich es besser, als du glaubst.“ Ronald schnaubte. „Spar' dir deine Lügen für andere auf. Ich möchte sie nicht hören.“ „Für andere? Ich dachte, du bringst mich jetzt um?“ Beziehungsweise, Draco würde ihn umbringen. „Umbringen? Dich? Bilde dir ja nicht zu viel ein“, Ronald sah ihn verachtend an. „An dir mache ich mir sicher nicht die Hände schmutzig. Vielleicht hätte ich es früher einmal getan, aber jetzt nicht mehr. Außerdem gibt es eine viel bessere Verwendung für dich.“ „Verwendung?“, fragte Draco. „Was für eine Verwendung? Wovon redest du?“ Die Antwort darauf tat weh und das im wahrsten Sinne des Wortes. Es war, als würden tausend, unsichtbare Messer um ihn herumfliegen und nacheinander seine Haut aufritzen. Immer, wenn an einer Stelle der Schmerz verebbte, begann er an einer anderen Stelle wieder von neuem. Dieser Zustand hielt war nur für wenige Sekunden an, aber es war lange genug, um ihm zu sagen, dass er diesen Fluch nie wieder spüren wollte. Seine Beine knickten ein und er fiel auf die Knie. Seine Wunden brannten höllisch und an Gegenwehr war nicht zu denken. Mann, er war wirklich jämmerlich. Sich von so etwas unterkriegen zu lassen. Aber eigentlich hatte er von Anfang an gewusst, dass es so enden würde. Er war nicht so skrupellos, wie der dunkle Lord oder andere Todesser. Er konnte nicht einfach das Leben eines anderen beenden, selbst wenn er ihn so sehr hasste wie Ronald Weasley. //Außerdem ist er Hermiones einzige Chance, um hier lebend herauszukommen. Ich kann ihn nicht töten.// Hermione... es war schon seltsam, wie alles in seinem Leben um sie zu kreisen schien. Liebe war schon etwas seltsames.... Von irgendwo weit weg schien er Ronalds Stimme zu hören: „Du wirst bald herausfinden, was für eine Verwendung du haben wirst, Malfoy. Ich gebe zu, dass ich froh bin, dass du es bist, den wir fangen konnten. So wird es mir eine noch größere Freude sein, es zu beobachten.“ Beobachten? Was denn beobachten? Was immer es war, es bereitete Ronald große Freude und das war für ihn Grund genug, um es irgendwie zu verhindern. Er war ein Malfoy, verdammt noch mal! Er konnte nicht einfach in Selbstmitleid versinken und aufgeben! Er musste aufstehen und kämpfen! Das war das mindeste, was er tun konnte. Für seine Familie. Für seine Ehre. Und für sich selbst. Mühsam rappelte er sich wieder auf, bis er schwankend zum Stehen kam und Ronald ansehen konnte, der ihn geduldig beobachtete. Wahrscheinlich wollte selbst jemand wie er keinem den Rest geben, der wehrlos auf dem Boden lag. Oder es lag daran, dass er Draco Malfoy war. Sein persönlicher Widersacher. Sein Feind. Sein Rivale. Zumindest wusste er nicht, wie er es sich anders erklären sollte. Während er so dastand, bemerkte er aber, dass auch Ronald Schwierigkeiten mit dem Stehen hatte und ein paar Wunden aufwies. Wahrscheinlich war er ein paar anderen Todessern begegnet, die sich seiner angenommen hatte. Zu schade, dass sie ihn am Leben gelassen hatten. Oder waren sie jetzt tot? Er hoffte nicht. Er wollte nicht, dass die schwarze Seite wegen ihm so viele Verluste machen musste. Es war schon schlimm genug, dass er seinen Auftrag nicht fertig ausführen würde. Er hatte keine Chance. Sein Zauberstab war irgendwo zwischen den Wurzeln verschwunden, er konnte kaum laufen und meilenweit war niemand, der ihm helfen würde. Das war es. Er war am Ende angekommen. Und alles, was er in diesem Moment sehen konnte, war Hermione. Sie kam zwischen den herabhängenden Ästen der Trauerweide hindurchgestolpert. Ihr Bauch war deutlich gerundet, die Schwangerschaft war also definitiv keine Erfindung. Sie wirkte blass und leicht verängstigt, aber sonst schien es ihr gut zu gehen. Ihr war nichts passiert und sie war am Leben. Das war die Hauptsache. Er hoffte, sie würde glücklich werden. Ihre Blicke kreuzten sich. Draco sah das Entsetzen in ihren Augen, als sie erkannte, was hier gerade geschah. Ein resigniertes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Ja, das war es. Das Ende eines Malfoys. Er hatte es sich immer ehrenvoller vorgestellt. Dass er mitten in einer Schlacht sterben würde. Oder um jemanden zu retten, der ihm nahe stand. Aber nichts von alledem war hier der Fall. Verdammtes Schicksal. Er bekam kaum mit, dass er von einem grünen Lichtblitz getroffen wurde. Er merkte nur, wie seine Beine wieder einknickten und ihm schwarz vor Augen wurde. Das letzte, was er hörte, war sein Name. Danach... nichts. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nichts. Das hörte Harry, als er in Malfoy Manor ankam. Es war, als wäre jede Bewegung, jeder Gegenstand, jedes Portrait, einfach alles erstarrt und in tiefer Trauer versunken. Er fand es immer wieder faszinierend, dass magische Häuser so sehr die Stimmung ihrer Bewohner widerspiegelten. Man wusste immer sofort in welcher Stimmung die Hausherren gerade waren. War etwas Gutes passiert – war zum Beispiel ein Kind geboren oder stand eine Hochzeit an – schien alles mit Wärme erfüllt zu sein. Selbst die dunkelsten Ecken schienen an einem solchen Tag zu leuchten und man fühlte sich augenblicklich fröhlicher. Heute war alles dunkel und still. Abweisend. Kalt. Traurig. Eine Überreaktion, seiner Meinung nach, aber trotz allem verständlich. Darüber hinaus konnte man die Gegenwart des dunklen Lords spüren. Unterschwellig und abgeschwächt, aber nichtsdestotrotz gegenwärtig. Was hatte er wohl hier zu suchen? Der Familie sein Beileid bekunden? Sich entschuldigen? Oder sich einfach nur davon vergewissern, dass sie ihm jetzt nicht abtrünnig wurden? Harry tippte stark auf letzteres. Egoistischer Bastard. Langsam setzte er sich in Bewegung und ignorierte dabei Dobby, der ihn aufgeregt begrüßen kam. Er wusste, wo er hin musste. Er wusste nur nicht, ob er diesen Weg wirklich gehen konnte. Er lief zur Lounge. Die Tür war verschlossen und dahinter war nur Stille zu hören. Trotzdem wusste er, dass sie da waren. Er konnte es beinahe spüren. Jetzt musste er nur noch die Tür aufmachen und hinein gehen. Eigentlich nicht schwer. Er hatte es schon tausendmal getan. Trotzdem, heute konnte er es nicht. //Du kannst immer noch umdrehen und verschwinden.// Das wäre tatsächlich eine Möglichkeit und noch dazu so einfach. Einfach umdrehen und verschwinden. Weglaufen. Darin war er ja schon immer ein Experte gewesen. Vor manchen Dingen konnte man aber nicht weglaufen, so sehr man es sich auch wünschte. Und so sehr er auch hoffte, dass er Draco sehen würde, wenn er diese Tür öffnen würde, wusste er, dass es nicht möglich war. Draco war fort. //Aber er lebt.// Noch. Harry atmete mit geschlossenen Augen noch einmal tief durch, dann drückte er doch noch die Türklinke herunter und spähte vorsichtig in den Raum. Zu sehen waren nur Narcissa und Bellatrix. Erstere verlieh ihrer Verzweiflung Ausdruck, indem sie schrecklich weinte und ihre Schwester jedes Mal von sich stieß, wenn diese versuchte, sie zu trösten. Harry konnte das verstehen. Narcissa war gerade dabei, ihren Sohn zu verlieren. Da brauchte sie keinen Trost. Das einzige, was sie brauchte, war Draco, doch den würde sie nicht bekommen. Für einen Moment betrachte er sie noch.. Er war nicht für Narcissa hier. Selbst wenn sie ihn persönlich anflehen würde, er würde sie nicht trösten. Er konnte es nicht. Plötzlich hob sie ihren Kopf und für einen kurzen Augenblick trafen sich ihre Blicke. Sie hätte nun vieles tun können. Seinen Namen rufen zum Beispiel. Oder ihn zu sich winken. Oder noch mehr weinen. Doch sie tat nichts davon. Sie starrte ihn einfach nur an. Und dadurch wusste er, dass sie verstand, dass sie wusste, was er tun musste und dass sie es akzeptierte. Er hatte selten so stark spüren können, wie sehr er sie eigentlich liebte. Ohne ein Wort zu verlieren, drehte er sich wieder um und ging weiter, auf der Suche nach Tom und Lucius. Irgendwo in diesem Haus mussten sie doch sein. Ehrlich gesagt hatte er gehofft, sie bereits in der Lounge aufzufinden. Das hätte ihm einiges erspart, vor allen Dingen das weitere Hinauszögern des Unvermeidlichen. Er wollte es nicht tun. //Aber du musst.// Warum? //Weil es die einzig richtige Entscheidung ist.// Vielleicht auch nicht. //Willst du etwa weitermachen wie bisher? Du bist der Tempus Amicus. Du hast Verantwortung. Weil du nichts getan hast, ist dein Bruder jetzt in der Gewalt der weißen Seiten. Du hättest es verhindern können.// Nein, hätte er nicht. Er war zu schwach, zu unerfahren, zu verliebt gewesen. //Bist du das nicht immer noch?// Ja. Und genau deshalb wollte er es nicht tun. Es würde ihm das Herz brechen. //Das wäre nicht das erste Mal.// Das stimmte. Ein Herz konnte aus vielen Gründen brechen. Bei Harry war es das erste Mal gewesen, als seine Mutter ihn ein „Monster“ genannt hatte. Das zweite Mal als sie und sein Vater ihn zurückgelassen hatten. Das dritte Mal, als er Ginny hatte sterben sehen. Das vierte Mal, als Cedric von ihnen gegangen war. Das fünfte Mal, als seine Eltern und damit seine Erinnerungen daran wiedergekommen waren. Und schließlich das sechste Mal, als er Ronald dabei beobachtet hatte, wie er Toms Horkux zerstört hatte. Dieses Mal, das siebte Mal, würde er sich selbst das Herz brechen. Manchmal fragte er sich, ob seine Mutter nicht Recht gehabt hatte, als sie ihn als „Monster“ bezeichnet hatte. Wie konnte er nach allem, was passiert war, noch ein Herz besitzen? //Immerhin hast du noch deine Seele. Ganz im Gegensatz zu jemand anderen.// Kein Wunder, dass er sich so zu Tom hingezogen fühlte. Sie waren sich einfach zu ähnlich. Seine Füße trugen ihn, ohne dass er wirklich bemerkt, wo er hinging und kurz darauf fand er sich tatsächlich im Garten wieder. Es war ein wunderschöner Sommerabend. Die Schwüle des Tages ließ langsam etwas nach und über den nahen See konnte man die Insekten ihre Kreise ziehen sehen. Lucius stand unter den beiden Eichen, an denen zu dieser Jahreszeit immer eine Hängematte angebracht wurde. Früher hatten sich Harry und Draco immer darum gezankt, wer sich hineinlegen durfte. In der Regel hatte Draco gewonnen, aber Harry hatte dafür mit Narcissa im Schatten sitzen und ihr ein Buch vorlesen dürfen. Es war eine schöne Zeit gewesen. Auch heute hing die Hängematte dort und schaukelte leicht hin und her, so als wäre sie erst vor wenigen Minuten verlassen worden. Kurz glaubte er sogar noch das Kinderlachen zu hören, das früher ein fester Bestandteil dieses Ortes gewesen war, doch diese Illusion verschwand rasch wieder. Das war nichts weiter als eine ferne Erinnerung an bessere Zeiten. Sie würden nicht wiederkommen, da half kein Wünschen und kein Flehen. Wäre er doch nur niemals erwachsen geworden. „Sie werden ihn töten.“ Lucius' Stimme war ruhig und gefasster, als Harrys es unter diesen Umständen erwartet hätte. Er schien sich mit der Wahrheit abgefunden zu haben und versuchte nun, irgendwie damit klar zu kommen. Bemerkenswert. Harry trat neben ihn. „Vermutlich.“ Lucius schloss die Augen und nickte bedächtig. „Es ist meine Schuld“, bekannte er. „Ich hätte besser auf ihn aufpassen sollen. Ihn aus der ganzen Sache heraushalten sollen. Narcissa... sie hat mich immer dafür verurteilt. Ich habe immer gedacht, sie wäre zu beschützerisch, wir würden ihn zu sehr verwöhnen, aber sie hatte Recht... Draco hätte niemals in den Kreis der Todesser aufgenommen werden sollen.“ Und da waren sie, die berühmten Schuldgefühle. Setzte das nicht normalerweise erst ein, wenn die betreffende Person tot war? „Draco ist dein Sohn, Lucius. Er ist ein Malfoy und nicht nur das, er ist auch ein Black. Er ist in zwei Familien hineingeboren, die dem dunklen Lord treu ergeben sind. Du hättest ihn nicht davor beschützen können, ein Todesser zu werden.“ Lucius öffnete seine Augen wieder und drehte sich zu ihm um. „Wie kommt es, dass du in den Menschen immer das Beste sehen kannst, Harry?“ „Das tue ich nicht. Das habe ich nie getan.“ Er lächelte leicht. „Ich bin viel besser darin, in jedem nur das Schlechte zu sehen. Aber diesmal bist nicht du Schuld. Draco hat diesen Weg gehen müssen und daran kann niemand von uns etwas ändern. Wir können nur die Zukunft ändern.“ „Und selbst das ist immer schwierig“, sagte Lucius leise. „Warum bist du hier?“ „Um dafür zu sorgen, dass du zu deiner Frau gehst“, entgegnete er. „Wie kannst du sie zu einer solchen Zeit mit Bellatrix allein lassen? Und mit Pansy? Ich habe sie zwar nicht gesehen, aber sie wird sicher auch irgendwo hier herumschwirren und jedem erzählen, dass sie diejenige ist, die am meisten unter der ganzen Sache leidet.“ „Du hältst nicht viel von ihr.“ „Das habe ich noch nie getan.“ „Die Heirat war das Beste für die Familie.“ „Du meinst so, wie es das Beste war, einen Tempus Amicus aufzunehmen?“ Stille folgte seiner Aussage, was Antwort genug war. Harry seufzte. „Du versuchst immer, das Richtige zu tun. Aber manchmal ist das, was richtig erscheint, der schlimmste Fehler, den man machen könnte. Ich weiß, dass du gehofft hast, dass mit Draco und Pansy dasselbe wie mit dir und Narcissa geschieht. Dass Draco sie lieben kann anstatt dem Mädchen, das nicht in die Familie passt. Aber Draco ist nicht wie du. Und Hermione ist nicht meine Mutter.“ Lucius wirkte ehrlich überrascht: „Du weißt es?“ „Natürlich“, meinte Harry Augen verdrehend. „Abraxas hat viel geredet, während er mir das Cellospielen beibrachte. Dabei hat er mir auch davon erzählt, wobei ich nicht verstehe, warum ihr sie alle so sehr liebt beziehungsweise geliebt habt... Severus, mein Vater und du.“ „Ich weiß. Für dich muss es tatsächlich sehr unverständlich sein“, sagte er leise. „Du hast deine Mutter nur als die grausame, herzlose Frau kennengelernt, zu der sie aus irgendeinen Grund geworden ist. Aber sie war nicht immer so. Früher, als wir noch in Hogwarts waren, waren sie, Narcissa und Severus beste Freunde. Das war der Hauptgrund, warum ich auf sie aufmerksam geworden bin. Sie hatte ein sehr einnehmendes Wesen... sie hat immer gelacht und war eine unverbesserliche Optimistin. Bei ihr fühlte man sich wohl... und man fühlte sich... freier. Eigentlich habe ich niemals sie geliebt. Ich habe nur geliebt, dass sie in mir etwas sehen konnte, was ich selbst nicht sehen konnte: einen guten, liebenswerten Menschen.“ Er seufzte schwer. „Ich glaube, von uns allen hat Severus sie am meisten geliebt, obwohl er wahrscheinlich noch viel besser als ich weiß, warum du sie meidest. Für ihn hat es nie eine Rolle gespielt, ob sie lächelte oder weinte, ob sie gut gelaunt war oder schlecht, er wollte einfach nur bei ihr sein. Das ist auch der Grund, weshalb Narcissa sich so sehr mit Lily gestritten hat, als sie sich dazu entschloss, mit James auszugehen.“ „Weil sie wollte, dass sie mit Severus zusammenkommt?“ „Genau. Narcissa konnte nicht mehr mit ansehen, wie sehr er unter der ganzen Sache litt. Ich glaube, seine Gefühle zu ihr haben sie schon immer sehr gerührt, aber letztendlich war sie doch froh, dass sie sich für James entschieden hat.“ Harry runzelte verwirrt die Stirn. „Und warum?“ „Weil du so geboren werden konntest natürlich.“ Lucius sah ihn ernst an. „Narcissa liebt dich sehr, wir beide tun es. Du bist unser zweiter Sohn, selbst wenn wir nicht deine biologischen Eltern sind. Deshalb bitte, egal was immer du vor hast, bring dich nicht unnötig in Gefahr. Es genügt, dass wir vielleicht Draco für immer verloren haben. Geh du nicht auch noch weg.“ Lucius klopfte ihm auf die Schulter, ehe er langsam in Richtung Haus davonging. Harry vermutete, dass er sich auf den Weg zu Narcissa machte. Oder aber er zog sich in sein Arbeitszimmer zurück, um in Selbstmitleid zu versinken. Was auch immer sein Ziel war, sobald er im Haus verschwunden war, trat Tom zwischen den Bäumen hervor. „Rührend“, kommentierte er das Vater-Sohn-Gespräch. Natürlich hatte er mitgehört. Wie hätte es auch anders sein können. Mistkerl. „Ich wusste nicht, dass Lucius eine solch sentimentale Ader hat.“ „Es gibt vieles, was du nicht weißt“, konterte Harry und wandte sich zu ihm um. Hatte er erwartet, in Toms Gesicht Reue zu sehen? Mitgefühl? Verständnis? Eigentlich nicht. Allerdings hatte er auch nicht erwartet überhaupt nichts zu sehen. Es war fast so, als wäre ihm völlig egal, was mit Draco passierte. Wahrscheinlich war es das sogar. Oder er wollte seine Gefühle momentan einfach nur lieber verstecken. //Jaja, rede dir nur alles schön.// Und wieder einmal könnte er seinen Verstand am liebsten verprügeln. //Sei froh, dass er gerade den herzlosen Mistkerl spielt. Das macht alles einfacher.// Er wollte aber nicht, dass es einfacher wurde. „Warum bist du hier, Tom?“, fragte er. „Solltest du nicht lieber eine Rettungsaktion planen? Einer deiner Todesser befindet sich in Gefangenschaft und soll öffentlich hingerichtet werden. Das ist eine eindeutige Provokation der weißen Seite. Kannst du das in deiner Position als dunkler Lord wirklich auf dir sitzen lassen?“ Es hatte in allen Zeitungen gestanden. Harry war nicht ganz klar, was genau die weiße Seite damit beabsichtigte, ausgerechnet Draco vor aller Augen zu töten. Eigentlich wäre das mehr der Stil der dunklen Seite gewesen. Rache für die Opfer. Vergeltung. Sühne. Hass. Stand weiß nicht für Vergebung? Liebe? Freundschaft? //So ist es noch nie gewesen. Die weiße Seite war schon immer konservativ und voller Vorurteile. Es ist nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie damit beginnt, vollkommen böse zu werden.// Jetzt war es offensichtlich soweit. Harry war sich ziemlich sicher, dass es auf Ronalds Mist gewachsen war. Tom ließ sich von Harrys Worten nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen lehnte er sich an die nächste Buche, verschränkte lässig die Arme und betrachtete ihn. „Ich bin hier, weil ich einer trauernden Familie, die mir immer treu gedient hat, mein Beileid bekunden möchte. Dracos Tod wird ein schwerer Verlust sein.“ „Noch kannst du ihn verhindern. Stell dich ihnen entgegen, Tom. Hol ihn da raus. Du kannst das.“ „Um in eine Falle von Dumbledores lächerlichen Phönixorden zu laufen? Sicher nicht.“ Harry ballte seine Hände zu Fäusten und zwang sich, ihn nicht zu schlagen. Wie konnte er es wagen? Wie konnte er allen Ernstes so vor ihm stehen und tun, als ob nichts weltbewegendes passiert wäre? //Ganz einfach, weil es für ihn nicht weltbewegend ist.// Harry schüttelte mit dem Kopf und wandte sich von ihm ab, verschränkte dabei ebenfalls die Arme. „Manchmal frage ich mich, ob du wirklich so herzlos bist oder nur so tust.“ „Die aktuelle Situation hat nichts mit Herzlosigkeit zu tun, sondern mit reinem Menschenverstand. Wenn Draco besser...“ „Mein Bruder trägt daran keine Schuld“, unterbrach Harry ihn, wobei er sich weiterhin von ihm abwandte. Er hatte Angst, etwas zu tun, was er hinterher bereuen würde, wenn er ihn ansah. „Er hat nur getan, was er glaubte tun zu müssen, um seine Familie zufrieden zu stellen.“ „Falsch. Er wollte sich an demjenigen rächen, der ihm seine kleine Schlammblutfreundin weggenommen hat“, berichtigte Tom ihn ungerührt. „Er hätte seine Rache bekommen können, doch er hat versagt. Jetzt muss er dafür bezahlen.“ Nun drehte er sich doch zu ihm. „Du hast es mir versprochen.“ Irgendetwas in seinem Gesicht schien Tom zu rühren, denn er löste seine Arme aus seiner Verschränkung und trat einen Schritt auf Harry zu. „Harry...“ „Du hast es mir versprochen, Tom“, wiederholte er und sah ihn fest an. „Du hast mir versprochen, dass meinem Bruder nichts passieren würde.“ „Ihm wäre nichts passiert, wenn er bei den anderen geblieben wäre. Ich kann nichts dafür, wenn er...“ „Darum geht es nicht“, sagte er und spürte plötzlich Resignation in sich aufsteigen. Das alles hatte doch keinen Sinn. „Es geht nicht darum, was Draco getan oder nicht getan hat. Es geht auch nicht um den Angriff. Es geht um uns.“ Tom sah ihn für einen Augenblick mit undefinierbarem Gesichtsausdruck an, ehe er sich wieder an den Baum lehnte und erneut seine Arme verschränkte. Verwunderlich, dass er diese Position überhaupt verlassen hatte. „Ah, jetzt kommt also dieses Gespräch. Ich hatte mich schon gefragt, wie lange es noch dauern würde.“ „Dieses Gespräch?“, wiederholte Harry mit gehobenen Brauen. „Das Gespräch bei dem du mir alles an den Kopf werfen wirst, was dir nicht an mir gefällt. In dem du mich beschimpfen, beschuldigen und beleidigen wirst. Und zum Schluss wirst du sagen, dass es aus ist und du dich der weißen Seite anschließen wirst. Aber eines hast du vergessen.“ Tom sah ihn mit kalten Augen an. „Ich lasse dich nicht mehr gehen.“ Harry schüttelte seufzend mit dem Kopf. „Du irrst dich. Darauf will ich überhaupt nicht hinaus. Es hätte sowieso keinen Sinn.“ Tom würde ohnehin nicht zuhören. Selbst bei einem sachlichen Gespräch wäre Tom viel zu stur, um auch nur flüchtig in Betracht zu ziehen, dass er falsch liegen könnte. Deshalb gab es nur eines, was er ihm sagen konnte, wenn er zu ihm durchdringen wollte. Nur eine einzige Sache. „Worauf willst du dann hinaus?“, fragte Tom stirnrunzelnd. Harry betrachtete ihn, ließ seinen Blick über sein Gesicht und schließlich über seinen ganzen Körper gleiten, ehe er ihm direkt in die Augen sah. „Ich liebe dich.“ Es waren Worte, die er ihm schon lange hätte sagen können, bereits damals bevor er Ronald Toms Tagebuch gebracht hatte. Allerdings hatte er sie ihm nie gesagt, da er immer Angst gehabt hatte, dadurch die Kontrolle zu verlieren. Tom hätte seine Gefühle benutzt, um ihn zu manipulieren. Heute würde jedoch Harry sie benutzen, um Tom zu manipulieren. Bisher funktionierte es ziemlich gut, denn er starrte ihn sprachlos an. „Was?“ „Ich liebe dich“, wiederholte Harry sanft. Vorsichtig ging er auf ihn zu, bis sie nur noch wenige Zentimeter trennten. Er musste ihm nahe genug sein, um Tom beeinflussen zu können, aber nicht so nahe, dass er selbst nicht mehr denken konnte. Das hier durfte keine „Ich liebe dich für immer und ewig, lass uns heiraten“-Liebeserklärung werden. Er musste ruhig bleiben. Rational. Und gelassen genug, um sich selbst in Stücke zu reißen. „Ich liebe dich so sehr, dass ich dich am liebsten bei der Hand nehmen und irgendwohin gehen würde, wo uns niemand kennt. Wo es keine Rolle spielt, wer wir sind und wir einfach gemeinsam leben können. Wenn das möglich wäre, würde ich sofort alles hier hinter mir lassen und mit dir gehen.“ Tom betrachtete ihn mit ausdrucksloser Miene. „Tat... sächlich?“ „Ja“, sagte Harry leise und legte seine Hand auf seinen Arm. Dabei behielt er weiterhin den Blickkontakt aufrecht. Er musste dafür sorgen, dass Tom seine Gefühle sehen konnte. Er wollte, dass er ihm glaubte und das er endlich wusste, wie es sich anfühlte, von einem Menschen geliebt zu werden. Harry war klar, dass er bisher nur wenig Liebe bekommen hatte. Irgendwie machte das die ganze Angelegenheit noch grausamer. „Das Problem ist nur, ich kann dir nicht vertrauen.“ Langsam senkte er seinen Kopf und lehnte seinen Kopf an Toms Brust. Dabei suchte er mit seinen Sinnen nach Toms Magiefluss. Als Tempus Amicus würde es für ihn ein leichtes sein, diesen zu verlangsamen. Wobei es bei jemandem mit Toms Kaliber um einiges schwieriger war, als bei den unzähligen Testpersonen, die er in Frankreich gehabt hatte. Gut also, dass er ihn mit seinen Worten ablenken konnte. Und dass er ihm bisher noch nie gezeigt hatte, was er eigentlich konnte. Er spürte, wie sich Toms Arme sanft um seinen Körper schlangen und schloss die Augen. Es tat so gut. Zu gut. „Es wäre so einfach mich einfach in dir zu verlieren und dir blind zu folgen, so wie es die meisten deiner Anhänger tun“, fuhr er leise fort. „Dir jedes Wort zu glauben und das Denken ganz sein zu lassen. Aber das geht nicht. So ein Mensch bin ich nicht und so einen Menschen würdest du auch niemals an deiner Seite akzeptieren.“ „Was hast du nun also vor?“, fragte Tom leise. Es war schwer, aus seiner Stimme schlau zu werden. Er war gut darin, seine Gefühle zu verbergen. Aber da Harry momentan nebenbei direkt auf seine Magie zugriff, konnte er spüren, dass seine Worte etwas in ihm berührten – und ihn überaus verwirrten. Tom hatte nicht mit so etwas gerechnet und war dementsprechend abgelenkt. Perfekt. Vorsichtig begann er, die Magie zu seinen Gunsten zu manipulieren. Er wollte die Chance haben, von hier zu entkommen und dafür würde er ihn einfrieren lassen müssen. Nicht für ewig... dafür waren seine Fähigkeiten ohnehin noch zu schwach, aber zumindest lange genug, damit er verschwinden konnte. War er wieder einmal ein Feigling? Oh ja. Er würde sich wahrscheinlich nie ändern. „Ich kann dir nicht vertrauen. Ich werde jeden deiner Schritte hinterfragen und in allem, was du sagst, eine tiefere Bedeutung suchen. Und wenn ich dir widerspreche... wirst du mir vielleicht zuerst zustimmen, aber hinter meinem Rücken doch tun, was immer dir gefällt. So geht das nicht.“ Er löste sich aus seiner Umarmung, ließ seine Hand aber weiterhin an seinem Arm. „Außerdem wirst du bald meinen Bruder auf den Gewissen haben. Du warst es, der ihn dorthin geschickt hat. Und du bist es, der ihn im Stich lässt und ihn sterben lassen will. Ich kann nicht bei dir bleiben.“ Er hob seinen Blick und sah, dass Tom seinen Mund öffnen wollte, um etwas zu sagen. Jedoch erkannte er im selben Augenblick, dass er keinen Muskel mehr bewegen konnte. In einer anderen Situation wäre der Ausdruck, der jetzt in seine Augen trat, lustig gewesen. Momentan brachte es seine Entscheidung wieder einmal zum Schwanken. //Du tust das Richtige.// Tat er das wirklich? Er trat einen Schritt zurück und löste dabei endlich seine Hand von ihm. „Du darfst mich gerne umbringen, wenn du willst“, sagte er leise. Er machte einen weiteren Schritt rückwärts. „Aber ich habe meine Entscheidung getroffen.“ Noch ein Schritt. „Leb wohl.“ In dem Moment, in dem er die Wut in den roten Augen auflodern sah, drehte er sich um und rannte. Und das Schicksal ging wieder einmal in Führung. ______________________________________________ Dieses Kapitel hatte einen Wendepunkt, der vielen nicht gefallen wird.... und der eigentlich auch zum Teil nicht rational zu erklären ist. Warum Harry so entschieden hat, wird bald noch genauer erklärt. Deshalb... seid geduldig. Ich wünsche euch schon einmal frohe Ostern. ;) Liebe Grüße, Ayako Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)