Time Began To Play von Riafya (HP/LV, DM/HG) ================================================================================ Kapitel 4: Diagon Alley ----------------------- Vielen Dank an alle Leser, meine Beta und den lieben Reviewern zum letzten Kapitel. Diesmal gibt es ein wenig Action, Tod, Zerstörung und einen inneren Monolog voller Selbstmordgedanken. Sagt also nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. __________________________________________ Diagon Alley Das seltsamste daran, nach zwei Jahren in seine Heimat zurückzukehren, war nicht etwa festzustellen, dass sich nichts – oder in manchen Fällen auch alles – geändert hatte, sondern dass auf einmal wieder von allen Seiten die eigene Muttersprache ertönte. Plötzlich verstand man die Menschen wieder ohne Probleme und sie verstanden dich. Ein unbeschreibliches Gefühl. Zumindest war das Harrys Meinung, als er durch die Winkelgasse lief und um sich herum die Rufe der Verkäufer und Gesprächsfetzen der Einkaufenden aufschnappte. Zwar war sein Französisch nicht unbedingt schlecht, aber es war trotzdem schön, wieder einmal fließendes Englisch zu vernehmen. Er hatte gar nicht bemerkt, wie sehr er es eigentlich vermisst hatte. Während er über die Einkaufsstraße schritt, bemerkte er, dass der Bürgerkrieg, der in England herrschte, bisher offenbar noch nicht in das einfache Bürgertum durchgedrungen war, zumindest waren alle gut gelaunt und im Kaufrausch. Nur einige wenige wirkten verspannt und auf der Hut, weshalb er annahm, dass es sich um eingeweihte Auroren, Mitglieder von Dumbledores Phönixorden oder Todesser, die er nicht kannte, handelte. Er fragte sich wirklich, wie das Ministerium es schaffte, die Kämpfe bedeckt zu halten, wenn selbst er in Frankreich etwas davon mitbekommen hatte. //Vielleicht liegt es auch daran, dass du nach den Zeichen geschaut hast, während der Durchschnittsbürger andere Probleme hat.// Das wäre selbstverständlich eine Möglichkeit. Auf seinem Weg durch die Winkelgasse begegnete er niemanden, der ihn kannte, was ihn einerseits beruhigte und andererseits ärgerte. Dafür, dass der dunkle Lord seine Rückkehr erzwingen wollte, überwachte er Orte, an denen er auftauchen könnte, wirklich schlecht. //Er rechnet einfach nicht damit, dass du einfach so am helllichten Tag durch die Winkelgasse läufst. Es ist ja auch verständlich, immerhin bist du lange genug weg gewesen, um dafür zu sorgen, dass niemand so schnell deine Rückkehr erwarten würde.// Es war also doch die richtige Entscheidung gewesen, bereits eine Woche vor der Hochzeit nach England zurückzukehren. Ansonsten wäre er wahrscheinlich kaum, dass er einen Fuß in das Land gesetzt hätte, zum dunklen Lord gebracht worden und darauf hatte er momentan noch keine Lust. Nun kam aber vielleicht die Frage auf, warum er gerade die Winkelgasse gewählt hatte und nicht das Hause Malfoy oder vielleicht sogar seine leiblichen Eltern. Eigentlich war es eine natürliche Reaktion, nach mehreren Jahren Abwesenheit, zunächst die Familie aufzusuchen und sie von seiner Rückkehr in Kenntnis zu setzen. Und wenn nicht die Familie, dann wenigstens die besten Freunde – Neville und Hermione zum Beispiel. Er musste zugeben, dass er all diese Möglichkeiten – selbst den dunklen Lord selbst – in Betracht gezogen hatte. Dummerweise hatte er bei jeden einzelnen von ihnen mindestens einen Grund gefunden, warum er sie nicht zuerst wiedersehen wollte und darum war er nun hier. Seufzend blieb er vor den buntesten Schaufenstern des magischen Londons stehen. Dort hatten sich bereits ein paar Kinder, die wahrscheinlich dieses Jahr ihre Karriere in Hogwarts beginnen würden, versammelt, um die dargebotenen Güter staunend zu betrachten. Auch im Inneren befand sich für diese Zeit auffallend viel Kundschaft, aber Harry wusste aus Erfahrung, dass in den Sommerferien – die bald sein würden – mindestens dreimal soviel los sein würde. Es war schon erstaunlich, wie viel sie aus ihrer anfänglichen Geschäftsidee gemacht hatten. Er betrat den Laden, schlenderte in aller Ruhe durch die Gänge und begutachtete die verschiedenen Waren. Dabei näherte er sich langsam der Kasse, wo sich die beiden Besitzer des Ladens mit einem schwarzhaarigen Mann unterhielten. Die Zwillinge wirkten so fröhlich wie eh und je. Gut gelaunt unterhielten sie sich mit Severus Snape, während immer einer von ihnen den Laden im Blick behielt, damit Diebe keine Chance hatten. Der Zaubertrankmeister war währenddessen grummelig und redete in einem strengen Tonfall auf sie ein. Diese drei ihm so vertrauten Menschen wiederzusehen, tat unerwartet gut. Sie lebten noch, sie hatten keine ernsthaften Verletzungen und sie schienen sich nicht im geringsten geändert zu haben. Ganz im Gegensatz zu ihm. Neugierig musterte er weiterhin die Gegenstände in den Regalen, während er sich langsam auf die drei zubewegte, um ihr Gespräch mithören zu können. Gerade sprach Severus: „...wird langsam misstrauisch. Ihr müsst euch bedeckt halten und euch ein Alibi verschaffen, wenn es wieder einmal eine Versammlung gibt. Wäre Thomas nicht seit Harrys Verschwinden so schlecht gelaunt, würde ich vorschlagen, dass ihr ihn fragt, ob ihr fern bleiben könnt, aber momentan explodiert er öfter als sonst...“ „Warum ist Harry eigentlich so einfach verschwunden? Er schrieb, es sei, weil er eine Auszeit bräuchte, aber so lange?“, fragte Fred. „Wenn er klug ist, wird er solange wegbleiben, bis dieser Krieg zu Ende ist“, meinte Severus. „Wenn er hier ist, wird er nur verlieren, egal für welche Seite er sich entscheidet, denn er wird immer gegen jemanden agieren müssen, den er liebt.“ „Er ist doch abgehauen, nachdem er Neville das Leben gerettet hat, oder?“, meinte George und lehnte sich an die Verkaufstheke. „Bedeutet das nicht, er hat sich gegen Thomas entschieden?“ „Dann wäre er nicht abgehauen“, widersprach der Zaubertrankmeister. „Dann würde er jetzt an Longbottoms Seite kämpfen. Doch das tut er nicht und das bringt mich zu dem Schluss, dass er sich noch nicht entschieden hat.“ Ein Schweigen folgte seinen Worten, weshalb Harry nach einer Packung „Euphorie Schokolade“ griff und damit zur Kasse ging. Sofort wandten alle drei ihm ihre Aufmerksamkeit zu. „Einmal das bitte“, meinte er und begann, nach seiner Geldbörse zu suchen. Da er dadurch zu einem normalen Kunden wurde, der keine Beratung mehr brauchte und er darüber hinaus Vielsafttrank genommen hatte, um wirklich in aller Ruhe hierher zu kommen, nahm George die Schokolade und klimperte auf der Kasse herum, während er zu den anderen beiden Männern sagte: „Es könnte natürlich auch sein, dass er nur auf den richtigen Zeitpunkt wartet. Würde mich nicht wundern, wenn er auf der Hochzeit nächste Woche auftaucht.“ „Damit rechnet Thomas auch“, sagte Severus. „Deshalb wird er dort sein und jede Person zweimal überprüfen.“ „Reden Sie von Harry Potter?“, fragte Harry interessiert und stieg damit von „einfacher Kunde“ zu „interessanter Kunde“ auf. Es gab Tage, an denen liebte er es, ein Tempus Amicus zu sein. Die Zwillinge sahen ihn diesmal genauer an und versuchten wahrscheinlich herauszufinden, ob sie ihn kannten. Aber egal was sie taten, sie würden nicht auf die Idee kommen, dass er Harry war. Dafür würde er sorgen. Severus war da eine andere Geschichte. Da er ein brillanter Legilimentiker und Okklumentiker war – nur Empathen würden ihn übertreffen können – war es schwer, auf seine Gefühle zuzugreifen und genau das tat er als Tempus Amicus. Er nahm die Gefühle seines Gegenübers und manipulierte sie so, wie er es wollte. Vor zwei Jahren hätte er nie geglaubt, dass er das wirklich jemals tun würde, aber inzwischen machte es ihm einen Heidenspaß. Allerdings beließ er es bei harmlosen Sachen, wie Sympathie, eine leichte Abneigung oder Misstrauen. Dauerhafte, anhaltende Dinge wie Freundschaft, Hass oder Liebe versuchte er zu vermeiden, weil genau solche Manipulationen das waren, was den TAs so einen schlechten Ruf eingebracht hatte. Harry konnte nicht wirklich verstehen, wie man andere Menschen dazu zwingen konnte, einen zu lieben. Es wäre doch überhaupt nicht das, was die andere Person empfinden würde und somit eine Lüge. Anderseits: Konnten existierende Gefühle eine Lüge sein? „Was wissen Sie über Harry Potter, Sir?“, fragte Fred misstrauisch, während Severus die Stirn gerunzelt hatte und seine Körperhaltung, seine Gesten, sein ganzes Auftreten observierte. Harry war gespannt, wie lange es dauern würde, bis der Groschen fiel. „Nur das, was alle wissen“, entgegnete er und legte ihm das Geld hin, das er für die Schokolade bezahlen musste. „Wunderkind, Familienkrise, mit dem aufsteigenden Politiker Thomas Mask liiert und seit zwei Jahren verschollen. Wie lange haben Sie den Euphorietrank ziehen lassen?“ Die Frage bezog sich auf die Schokolade, da dort mit einer hohen Wahrscheinlichkeit genau das drin war. Die Zwillinge schien es zu verwirren, doch Severus' Augen weiteten sich, ehe er ihn am Arm packte und mit sich zog. In einem Nebenraum angekommen wurde Harry von seinem Paten an die nächste Wand gepresst, während der Mann ihm die Kehle zudrückte. „Du Dummkopf“, zischte er. „Wenn ich der dunkle Lord wäre, würde ich dich jetzt höchst wahrscheinlich zu Tode foltern!“ „Aber du bist nicht der dunkle Lord, Sev“, brachte er leise hervor und erwiderte seinen wütenden Blick ruhig. „Und mich vor ihm zu töten, wird weder dir noch ihm etwas bringen.“ Der Mann schnaubte und trat einen Schritt zurück, wobei er ihn freigab. „Jetzt wieder aufzutauchen, ist sowohl mutig als auch töricht. Er sucht dich bereits seit zwei Jahren mit dem einzigen Wunsch, dich dafür büßen zu lassen, was immer du ihm auch angetan hast. Es kann nicht allein dein Verschwinden sein oder sollte ich lieber Flucht sagen? Wie konntest du auch so dumm sein, Longbottom...“ „Wenn Neville gestorben wäre, hätte Tom diesen Krieg gewonnen, das ist wahr“, sagte Harry. „Aber es wäre eine Herrschaft gewesen, die sich auf Angst und Terror stützt. Früher oder später wäre dadurch alles eingestürzt, was er aufgebaut hätte und er selbst wäre höchst wahrscheinlich gestorben.“ Er sah Severus ernst an. „Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alles so wird, wie es das beste für uns ist. Also erwarte nicht von mir, dass ich etwas unterstütze, was nach einigen Jahren schon wieder zerstört sein wird.“ Severus seufzte schwer. „Na schön. Ich verstehe deine Argumentation, allerdings glaube ich nicht, dass er sie verstehen wird.“ „Keine Sorge, ich habe auch nicht vor, ihn damit zu belästigen“, sagte Harry und lächelte ihn an. „Weißt du eigentlich, wie schön es ist, dich wiederzusehen?“ „Spar dir deine netten Worte, Potter. Ich bin zu wütend auf dich, als dass sie mich rühren könnten.“ „Tut mir Leid, dass du dir wegen mir Sorgen machen musstest.“ Severus schnaubte wieder und verschränkte die Arme. „Was hast du jetzt vor? Wehe, wenn du bei mir unterkommen willst, das kannst du dir gleich wieder aus dem Kopf schlagen. Ich habe nicht vor, ihn unnötig zu provozieren, indem ich dich vor ihm verstecke. Am besten wäre es ohnehin, wenn ich dich sofort zu ihm bringen würde.“ So ging es eine ganze Weile weiter, weshalb Harry sich einfach an die Wand lehnte und ihm schmunzelnd zuhörte. Sein Pate konnte sagen, was er wollte, er hatte sich Sorgen gemacht und er war mehr als erleichtert, ihn wiederzusehen – selbst wenn es mit falschem Aussehen war. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Severus gab ihm bereitwillig Auskunft über alles, was momentan in England vor sich ging und kommentierte dabei jede noch so unbedeutende Einzelheit mit seinem unvergleichbaren Sarkasmus. Als Harry „Weasleys Zauberhafte Zauberscherze“ also eine Stunde später – immer noch in seiner Vielsafttrankgestalt – verließ, wusste er im großen und ganzen über alles Bescheid. Ronald kämpfte an Nevilles Seite und Hermione erwartete von ihm ein Kind – okay, wo war die versteckte Kamera? Draco wollte Pansy wirklich heiraten, obwohl er darüber unglücklich war – welch Überraschung – während Lucius die Aufgabe hatte, ihn – Harry – zu finden und zum dunklen Lord zu bringen. Dadurch hatte er in den letzten Jahren mehr Cruciatiusflüche abbekommen, als jeder andere Todesser, nicht zuletzt, weil er ihm damals seine Flucht ermöglicht hatte. Diese Tatsache tat ihm wirklich Leid, zeigte ihm aber gleichzeitig, dass er seinem Adoptivvater nun vollkommen verzeihen konnte, für alles, was in der Vergangenheit geschehen war. Er hatte seinen Hals für ihn in die Schlinge gelegt und höchst wahrscheinlich dafür gesorgt, dass ihn niemand finden konnte. Er würde sich überlegen müssen, wie er sich dafür bedanken würde. Was ihn jedoch am meisten beunruhigte, war Narcissas Zustand. Er hätte nie geglaubt, dass sein Verschwinden ihr so sehr zusetzen würde und es bereitete ihm ein mehr als schlechtes Gewissen. Er konnte nur hoffen, dass seine Rückkehr sie aus ihrer Schwermut befreien würde. Dann waren da noch seine biologischen Eltern, die laut Severus nach wie vor getrennt lebten und nur wenige Worte wechselten, selbst im Orden, obwohl sie dort ziemlich oft aufeinandertrafen – was sollte er bitte schön davon halten? Am besten würde er sich irgendwann mit James unterhalten oder Sirius' Bericht abwarten, immerhin hatte dieser vor, ihn so bald wie möglich zu besuchen. Soviel zu seiner Familie. Blieb jetzt nur noch Tom... Thomas... der dunkle Lord, der seit zwei Jahren durchgehend schlechte Laune hatte und explodierte, wenn man den Namen „Harry“ auch nur erwähnte. Merlin, ihr Zusammentreffen würde lustig werden. Am besten ging er schon einmal zum nächsten Leichenbestatter und ließ sich einen Sarg anfertigen. Es war ja auch verständlich. Er hatte seinen Horkrux zerstört und damit Neville ihm vorgezogen und ihm dauerhaft geschadet. Darüber hinaus erinnerte er sich noch gut an die Worte, die der Tagebuch-Tom ihm entgegen geschleudert hatte, als er von Ronald erledigt worden war: „Wie konntest du? Von allen Menschen dieser Welt? Wir haben dich geliebt! Wir hätten dir die Welt gegeben! Warum, Harry?“ Weil er es hatte tun müssen, aber das klang im Nachhinein nur wie eine feige Ausrede. Aber ob es stimmte? Ob Tom ihn wirklich geliebt hatte? Und wenn ja, tat er es immer noch? //Du wirst es wissen, sobald ihr euch das nächste Mal getroffen habt.// Nur, wenn er diese Begegnung überleben würde. //Zur Not wirst du ihn eben dazu zwingen müssen, dich zu lieben. Du bist ein Tempus Amicus, wenn es jemand kann, dann du.// Natürlich wäre das eine Möglichkeit, aber er wollte es nicht. Dafür war ihm Tom einfach zu wichtig. //Es wäre dir also lieber, wenn er dich hasst?// Nein, aber darauf würde er es ankommen lassen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf lief er wieder über die Winkelgasse. Nach wie vor war die Stimmung gelöst und friedlich und keiner achtete großartig auf ihn. Er genoss es wirklich, wieder hier zu sein. So schön Paris auch war, das hier war seine Heimat, sein Zuhause, das Land, in dem er geboren und aufgewachsen war. Nichts würde das jemals ersetzen können. Mit einem Gefühl der Nostalgie lief er an den Schaufenstern vorbei und betrachtete die ausgestellten Waren, während er sich daran erinnerte, wie er vor seinem ersten Schuljahr in Hogwarts mit Narcissa, Lucius und Draco hier gewesen war, um seine ganzen Sachen für die Schule zu kaufen. Inzwischen hatte er diese für immer hinter sich gebracht und musste erwachsen sein. //Zwei Jahre zu flüchten ist nicht sehr erwachsen. Es ist vielmehr kindisch.// Mag sein, aber er hatte es tun müssen um... //...zu überleben? Zu lernen? Zu wachsen? Zu reifen?// Genau. //Das hättest du auch hier tun können.// Ja, schon, aber... //Du bist lieber davongerannt. Du hast dich versteckt und hast den Konflikt gescheut. Gut, damals sah es wirklich so aus, als würde er dich töten, aber vielleicht hätte er es nicht getan und deine Abwesenheit hat nun alles schlimmer gemacht.// Das war eine Lüge. //Er hätte nie einen Krieg begonnen, wenn du da gewesen wärst, um es zu verhindern. Menschen, die jetzt tot sind würden noch leben.// So viele waren noch nicht gestorben und das schlimmste würde er vielleicht verhindern können. //Die wenigen Toten, die es gab, holt es trotzdem nicht zurück. Und es macht auch nicht wieder gut, dass Lucius zwei Jahre lang nur gefoltert wurde.// Das war nicht seine Schuld. Dafür konnte er nichts. Er hatte nach Frankreich gehen müssen, um dort zu lernen, denn er war... //Du bist ein Tempus Amicus. Das ist richtig und es ist auch richtig, dass du in Frankreich gelernt hast, was es heißt, einer zu sein. Aber es ändert nichts daran, dass es deine Pflicht gewesen ist, diesen Krieg niemals beginnen zu lassen. Und du hast versagt.// Warum war seine innere Stimme eigentlich immer so hart zu ihm? //Warum bist du immer so hart zu dir?// Oh, wie sehr er sie doch hass... In genau diesem Augenblick ertönten mehrere Appariergeräusche in der Winkelgasse und im nächsten Moment schrien mehrere Leute auf. Todesser waren erschienen und schossen nun mit verschiedenen Flüchen um sich. Fensterscheiben zerbarsten, Menschen brachen zusammen, Kinder schrien und dazwischen war das Lachen eines Mannes zu hören, den Harry als Barty Crouch Junior erkannte. Offenbar ging der dunkle Lord nun dazu über, seine Angriffe öffentlich zu machen. Großartig. Warum musste es denn ausgerechnet an dem Tag passieren, an dem er hier entlang ging? Eilig verschwand er in der nächsten Gasse und entfernte sich damit von den Menschenmassen, die auf den Ausgang der Winkelgasse zuströmten oder sich in Geschäfte retten wollten und damit die perfekte Zielscheibe für die Angreifer waren. Er selbst konnte entweder einfach in der Dunkelheit stehen bleiben und warten, bis es vorbei war oder sich von hier aus durch die verwinkelten Gassen jenseits der Winkelgasse schlängeln und einen Ort suchen, wo man apparieren konnte. Kaum waren die Todesser nämlich angekommen, hatten sie dafür gesorgt, dass ihnen niemand einfach so entkommen würde können. Eins musste man ihnen lassen, sie wussten, was sie taten. Dummerweise war genau diese Tatsache das schreckliche. Schweigend sah Harry dabei zu, wie gleich mehrere Todesser sich auf eine junge Mutter stürzten, die ihr Kind wegbringen wollte und sie mit Flüchen folterten. Die Frau schrie und flehte, während sie verzweifelt versuchte, wenigstens das Kind – es war ein Junge – zu beschützen. „Ihr könnt mit mir machen, was ihr wollt“, hörte er sie sagen. „Aber verschont meinen Sohn.“ Im nächsten Augenblick ging ihr Körper in Flammen auf und Harry stolperte entsetzt ein paar Schritte zurück. Wie konnte Tom so etwas zulassen? //Weil Menschen ihm nichts bedeuten. Er ist ein dunkler Lord. Ihm geht es nur um Macht. Und um dich.// Da war er sich gar nicht mal so sicher. Vorsichtig zog er sich mehr in die Dunkelheit der Gasse zurück. Ein Held wie Neville oder diese Figuren aus den Muggelcomics, die besonders bei Schulkindern sehr beliebt waren, hätte sich wahrscheinlich todesmutig in den Kampf gestürzt und versucht, so viele wie möglich zu retten. Harry jedoch war kein Held. Er sah es überhaupt nicht ein, sich selbst für irgendwelche Unbekannte umbringen zu lassen. Dafür hing er zu sehr an seinem Leben, nicht zu vergessen, dass ihm in den letzten beiden Jahren oft genug eingeschärft worden war, dass er sich auf keinen Fall töten lassen durfte. Er musste leben, denn er war der Tempus Amicus. Er war die Hoffnung. Nett, dass ihn niemand gefragt hatte, ob er diese Rolle haben wollte. Plötzlich hörte er, wie jemand hinter ihm laut einatmete, was ihn zusammenzucken ließ. Er hatte geglaubt, alleine zu sein. Allerdings fiel ihm bald auf, dass das nicht einfaches atmen war. Das war schnüffeln und das taten bekanntlich nur Tiere oder... Das erste Mal seit langer Zeit wünschte er sich, er hätte Unrecht. Doch die Stimme, die kurz darauf in sein Ohr flüsterte, ließ seine Hoffnungen zu Staub werden: „Ich kenne deinen Geruch. Es war unklug von dir, hierher zurückzukehren, Harry.“ Er wirbelte herum und zog zeitgleich seinen Zauberstab. Zuallererst glitt sein Blick für den Bruchteil einer Sekunde über den reglosen Körper eines kleinen Mädchens, ehe er den Mann fixierte, von dem er nie gewusst hatte, ob er sein Freund oder Feind war. „Fenrir Greyback“, flüsterte er und er sah nun mit anderen Augen zu dem Mädchen hinüber. Der Werwolf lachte über diese Handlung. „Überrascht? Sie war ein wirklich hübsches Ding, das gebe ich zu, aber ihr Vater hat den dunklen Lord einmal zu oft beleidigt. Deinen Stab kannst du übrigens wegstecken. Er wird dir – wie du weißt – nichts nützen.“ Harry trat vorsichtig einen Schritt zurück und betrachtete ihn argwöhnisch. „Ich hatte dich nie für jemanden gehalten, der mordet, nur weil es ihm befohlen wird.“ „Ich hatte dich auch nie für jemanden gehalten, der zwei Jahre einfach so grundlos verschwindet.“ Gutes Argument. „Was mich angeht, so habe ich nie behauptet, ein guter Werwolf zu sein“, er grinste breit und zeigte damit seine blutverschmierten Zähne. Harry spürte, wie ihm bei diesem Anblick schlecht wurde. „Ich liebe töten. Ich liebe verletzen. Ich liebe Blut und ich liebe Menschenfleisch. Ich habe nur einmal in meinem Leben einen Menschen aus Wohltätigkeit zu einem Werwolf gemacht und dieser wird mich für alle Zeit dafür hassen.“ „Dass Remus dich immer wieder abweist, ist kein Grund dafür, deine Wut an unschuldigen Kindern auszulassen!“ „Dass du dem dunklen Lord das Herz gebrochen hast, ist auch kein Grund dafür, anderen Vorträge über ihre Gefühle und Taten zu halten.“ „Das Herz gebrochen?“, wiederholte Harry schnaubend. „Das glaubst du doch selber nicht.“ „Ich habe ihn gesehen“, entgegnete er schlicht. „Ich habe ihn jeden Tag gesehen. Ihn und seine Taten. Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, aber du hast ihn zu einen gebrochenen Mann werden lassen. Nicht, dass es mich stören würde. Dank ihm kann ich nun in aller Ruhe meinen Tätigkeiten nachgehen und das alles unter dem Deckmantel eines großen Krieges.“ „Du bist doch vollkommen wahnsinnig.“ „Harry, wir alle sind wahnsinnig. Das ist einfach das Merkmal dieser Zeit. Aber was mache ich jetzt mit dir? Soll ich dich zum dunklen Lord bringen? Oder gleich selbst umbringen?“ Er trat einen Schritt vor und schnüffelte an ihm. „Ich habe mich schon immer gefragt, wie du schmecken würdest. Ich bin mir sicher, es wäre traumhaft. Und da du offiziell immer noch verschwunden bist und dein Körper sich nicht zurückverwandeln wird, wenn du jetzt stirbst, wird niemand wissen, dass du es bist, den ich getötet habe. Niemand könnte mir etwas vorwerfen.“ „Das ist doch nicht dein Ernst!“, flüsterte er, während er sich darüber bewusst war, dass hinter ihm immer noch Todesser dabei waren, die Winkelgasse in Schutt und Asche zu legen. Er hoffte nur, Severus und die Zwillinge hatten davon gewusst und würden verschont bleiben. Allerdings war das Problem vor ihm etwas dringender. Fenrir sah wirklich so aus, als hätte er große Lust, ihn zu seinem Mittagessen zu machen und er wusste, dass Zauber und auch seine Fähigkeiten als TA nicht viel gegen einen Werwolf ausrichten konnten. Er hatte keine Chance gegen ihn. Soviel zum Thema, die Zeit würde auf ihn aufpassen. //Vielleicht ist sie ja abgelenkt.// Was auch immer sie ablenkte, er hoffte, dass es mindestens dreimal interessanter als er selbst war, ansonsten wäre er nämlich mehr als beleidigt. Unauffällig ging er noch einen Schritt zurück, als auf einmal eine dunkle Gestalt vor ihm erschien und sich auf den Werwolf stürzte, während irgendjemand seine Hand nahm und ihn mit sich zog. Für einen Augenblick wollte er protestieren, als er erkannte, wer ihn da wohl gerade die Haut gerettet hatte. Na gut, vielleicht hatte die Zeit doch auf ihn aufgepasst. „Du warst sehr unvorsichtig, Harry“, sagte Ronald Weasley und bahnte sich mit ihm einen Weg durch die Todesser, die nun offensichtlich gegen Mitglieder des Ordens kämpften. „Wir sind hier mitten in einem Bürgerkrieg. Da solltest gerade du nicht alleine herumlaufen.“ Harry konnte sich einen sarkastischen Kommentar einfach nicht verkneifen: „Und müsstest du nicht dem Auserwählten den Rücken decken?“ Der Rothaarige schnaubte. „Wenn er getötet wird, nur weil ich mal zwei Minuten nicht auf ihn aufpasse, hat er es nicht verdient, als Auserwählter bezeichnet zu werden.“ „Stimmt“, entgegnete er glucksend und duckte sich, als ein roter Zauber über ihn hinweg flog. „Dennoch, womit habe ich die Ehre verdient, dich als Beschützer zu bekommen?“ „Mit deiner eigenen Blödheit“, sagte er schlicht und stieß ihn in einen Laden. „Das Flohnetzwerk funktioniert. Was auch immer du tun musst, tu es. Aber lass dich ja nicht umbringen, verstanden?“ „Sind das deine Worte oder ist das ein Befehl von oben?“, fragte er amüsiert. Ronald grinste breit. „Glaub mir, Harry, meine Worte wären um einiges vulgärer.“ Damit stürzte er sich in die Straßenschlacht. Harry beobachtete ihn kurz dabei, wie er mehrere Todesser außer Gefecht setzte und musste seine Fähigkeiten unwillkürlich bewundern. Egal, wie er es geschafft hatte, so gut zu werden, es hatte sich definitiv gelohnt. Als jedoch ein Todesfluch direkt an Harrys Wange vorbeischoss, beschloss er, dass es an der Zeit war, zu verschwinden. Ohne noch einen weiteren Blick zurückzuwerfen, ging er zum Kamin und war kurz darauf verschwunden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Draco hatte den Tag im Ministerium verbracht, obwohl er dort nicht gerne unterwegs war. Die Manipulation, die Intrigen, das Streben nach Macht, all das war einfach nichts für ihn. Er war kein Politiker, er war es nie gewesen, aber er würde es sein. Denn er war der einzige Erbe der Familie Malfoy und als solcher war es seine Pflicht. Oh, wie sehr er sein Leben doch hasste. Der einzige Lichtblick an diesem Tag war, dass Pansy nicht da sein würde. Da er erst spät nach Hause kam, hielt sie es nicht vonnöten, sich in Malfoy Manor aufzuhalten und blieb bei ihrer eigenen Familie. Was sollte sie auch dort, wo nur eine Frau im Wintergarten saß und kein Wort von sich gab? Was sollte sie dort? Was sollte er dort? Warum war er eigentlich noch hier? Schlecht gelaunt ging er zu seinem Zimmer, wo er sich umzog und über die Straßenschlacht nachdachte, die vor einigen Stunden in der Winkelgasse stattgefunden hatte. Das ganze Ministerium war in Aufruhr gewesen, als sie davon erfahren hatten und man hatte sofort eine Delegation Auroren dorthin geschickt, die allerdings nur einen Leichenberg und gefesselte Mitglieder des Phönixordens vorgefunden hatten. Die Todesser waren zu diesem Zeitpunkt schon längst verschwunden gewesen. Überhaupt hatte es sich um einen sehr spontanen Angriff gehandelt, wenn man den Zwillingen glauben durfte, die Draco kurz darauf getroffen hatte. Sie selbst waren nicht einmal gewarnt worden, obwohl sie Todesser waren und dort einen Laden hatten. Der dunkle Lord wurde wirklich immer unberechenbarer. Draco selbst war nicht für den Angriff eingeteilt worden und er wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Natürlich würde er sich nicht darüber beschweren, so scharf war er wirklich nicht darauf, Gebäude zu zerstören, Menschen zu quälen und Todesflüche zu verteilen. Allerdings war es selten gut, wenn der dunkle Lord einem keine Aufgaben gab, da es oft bedeutete, dass man ihn irgendwie enttäuscht hatte und niemand, der auch nur ein wenig Verstand besaß, würde das riskieren. Niemand außer Harry. Seufzend stützte er sich auf seinem Waschbecken ab – er war ins Badezimmer gegangen, um etwas Wasser in sein Gesicht zu spritzen – und betrachtete sein Spiegelbild. Er sah nicht sehr malfoyhaft aus. Er war zu blass, seine Augenringe waren zu dunkel, sein Blick zu gehetzt, das Haar zu fahl. War er wirklich so in der Öffentlichkeit herumgerannt? Und hatte ihn wirklich niemand darauf aufmerksam gemacht? Schoben sie sein Aussehen auf die nahende Hochzeit und auf den damit verbundenen Stress? Oder wussten sie, wie es um seine Familie stand und hatten alle zu viel Mitleid, um ihn auch noch im Ministerium daran zu erinnern? Ohne wirklich darüber nachzudenken, was er tat, griff er nach der Seife und schleuderte sie auf sein Spiegelbild. Mit einem vorwurfsvollen Klirren zerbrach es und die Glasscherben fielen als kleine, scharfe Geschosse auf das Waschbecken, das sich kurz darauf rot färbte. Draco wunderte sich zunächst darüber – wo kam denn auf einmal die rote Farbe her? – doch dann bemerkte er die Glassplitter, die sich in seine Hände gebohrt hatten und seine Verwirrtheit legte sich wieder. Kurz dachte er daran, dass er sich verarzten müsste, nicht dass noch Narben zurückbleiben würden, doch dann ließ er sich einfach auf die kalten Fliesen sinken und starrte an die Decke. Irgendwie kam ihm alles sinnlos vor. Seine Familie war am Ende und dieser Krieg würde ihn sowieso umbringen, wenn das nicht vorher Pansy erledigte. Eigentlich könnte er das auch einfach beenden. Es würde ihn ohnehin niemand vermissen. Seine Mutter war schon lange fort, sein Vater würde das ganze auch nicht mehr lange durchhalten, Blaise würde einen anderen Freund finden und Pansy wäre mit einem anderen Ehemann ohnehin viel besser dran. Er sollte es wirklich beenden. Dann wäre es endlich vorbei. „D... Draco?“ Die Stimme war nicht mehr als ein Hauch. Er hörte sie trotzdem und verstand, was sie sagte und auch, was sie nicht sagte. Aber es musste ein Hirngespinst sein. Sie sprach nicht, schon lange nicht mehr. Oder vielleicht doch? Langsam ließ er seinen Blick zur Tür gleiten und da stand sie, leichenblass und doch so wunderschön wie eh und je, während ihre Hände einen Brief umklammerten. „Mutter“, flüsterte er. Für einen Moment starrten sie sich einfach an, während wohl keiner von ihnen glauben konnte, was sie da gerade sahen. Doch dann stürzte Narcissa auf ihn zu – wobei sie den Brief nicht losließ – und kniete sich neben ihn. „Draco, was beim Barte des Merlin tust du da?!“, rief sie entsetzt und betrachtete seine Hände. „Willst du dich umbringen?!“ Anstatt ihr zu antworten, setzte er sich auf und sah sie an, als wäre sie eine Erscheinung. Was sie für ihn ehrlich gesagt auch war. Warum redete sie wieder? Warum war sie auf einmal wieder lebendig? Warum schimpfte sie ihn aus und sorgte sich plötzlich wieder um ihn? Eigentlich gab es darauf nur eine Antwort. „Mutter, von wem ist dieser Brief?“, fragte er leise. Sie betrachtete ihn noch einmal besorgt, ehe sie ihm diesen in die Hand drückte. Es war eine der Einladungen zu seiner Hochzeit mit Pansy. Allerdings war es nicht irgendeine Einladung, sondern die, die er Harry geschickt hatte. Und dort, unter seiner privaten Nachricht an seinen Bruder standen vier neue Worte: Ich werde da sein. Draco begann zu weinen. ____________________________________________ Das nächste Mal gibt es endlich die von euch allen herbeigesehnte Hochzeit von Draco und Pansy. Freut euch auf tränenreiche Dialoge, eine kitschige Trauung und eine heiße Hochzeitsnacht, in der... ups, das hier ist ja gar keine Draco/Pansy-FF. Na ja, dann gibt es eben nur eine kitschige Hochzeit, tränenreiche Dialoge und ein Wiedersehen der Familie Malfoy. Außerdem munkelt man, dass Thomas Mask auf der Hochzeit sein soll. Mal sehen, was an diesem Gerücht dran ist... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)