Arkham Asylum - Madness von RoxyDaydreamer (Warum lachst du nicht über den Witz?) ================================================================================ Kapitel 9: HQ/ Mr. J – Die Drohung ------------------------------------ HQ Und schon stand ich wieder mit meiner Aktentasche vor der Sicherheitstür zum Personaltrakt. Ich öffnete meinen Spint und zog mich um. Ich machte mich ehrlich gesagt aufs Schlimmste gefasst. Sicher hatte sich rumgesprochen, dass ich angegriffen wurde und dass mein Patient ausgebrochen war. Ich hasste so was. Aber da musste ich durch. Und zwar mit erhobenem Haupt. Ich klemmte mein Namensschild an meinen Kittel und ging schliesslich los. Locker öffnete sich die Tür zum Zellentrakt. Ich konnte Dr. Arkham und Dr. Steel bereits vor der Zelle 0801 stehen sehen. Der Tag fing ja unglaublich gut an! Als ich in ihre Reichweite kam, wandten sich beide zu mir um. Ich straffte meinen Körper und versuchte ausdruckslos zu schauen. „Guten Morgen.“, begrüsste ich sie ganz einfach und simpel. Ich erhielt ein: „Guten Morgen Dr. Quinzel.“, mit einem strengen Unterton zurück. Mein Blick fiel ganz kurz auf Joker, der mir mit seinen Augen bereits alles sagte, was ich wissen musste. Aber das hatte ich ja bereits erwartet. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und besah mir den schwarzhaarigen Mann vor mir. Steel würdigte ich keines Blickes. „Was kann ich für sie tun, Dr. Arkham?“, fragte ich dann. Der fast 1.85 m grosse Mann sah mich mit einem kritischen Blick an. Er sagte ein zwei Sekunden nichts, aber begann dann doch zu sprechen. „Freitagabend soll sich etwas hier zugetragen haben. Sind sie verletzt?“, wollte er eher halbherzig wissen, als wirklich besorgt. Ich schüttelte daraufhin den Kopf. „Nein, Doktor.“ Oh wie gern würde ich ihm jetzt an den Kopf knallen, dass ich mit Mortensen Recht hatte! Aber das konnte ich natürlich nicht. Mal sehen ob er sich wenigstens dafür entschuldige. Er räusperte sich und drehte sich halbwegs zur Zelle um. „Miss Quinzel, ihr Patient konnte ausbrechen und hat einer meiner Mitarbeiter getötet. Sie sind sich darüber in Klaren was das für Folgen hat.“ Ich nickte. „Natürlich Sir.“ Sowohl für Joker als auch für mich hiess es mehr arbeiten. Joker durfte noch ein paar Jahre länger hier sitzen und ich wusste, dass ich mir keine Fehler mehr erlauben durfte. Wie es meine Position erlaubte musste ich dann was sagen, doch alles sträubte sich ihn mir dagegen. „Es tut mir leid um ihren Angestellten, Dr.“, sprach ich mein (geheucheltes) Beileid aus. Doch das schien ihn nicht zu beeindrucken. Er schüttelte gar den Kopf. „Braucht es ihnen nicht. Ich muss mich wohl bei ihnen entschuldigen. Aber dennoch…..auch wenn sein Verhalten absolut unkorrekt war, so hat er den Tod nicht verdient.“ Damit sprach er wohl aus, dass ich mich über seinen Tod nicht zu freuen brauchte. Aber das konnte er mir nicht verbieten. Ich war Joker dankbar. „Er hat den Tod verdient!“, zischte Joker dazwischen. Ich zuckte kurz zusammen, als sich Joker in unser Gespräch einmischte und das nicht grade leise. Dr. Arkham drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein angewiderten Blick, so als ob er sich vor seinem Äusseren ekeln würde. „Sind sie so undankbar?! Man rettet ihre Ärztin und sie beschweren sich noch über die getane Arbeit? Schon mal überlegt warum viele Insassen akute Schmerzen haben? Weil das Drecksschwein von Mortesen sie misshandelnt hat. Mich eingeschlossen. Zwangsjacken enger zu machen als sie sein sollten, kann zu schlimmen Verletzungen führen, Herr Doktor. Ich denke sie wissen das.“, sprach er. Mein Blick jedoch enthielt Güte und Dankbarkeit. Dass er sich für mich einsetze berührte mich irgendwie. Wie am Freitag als er mich gerettet hatte. Seine Worte widerhallten noch immer in meinem Kopf: „Ich mag dich.“ „Dass ich frei gewesen bin ist alleine meine Sache. Sie trifft keine Schuld. Auch wenn sie ihr das liebend gerne anhängen wollen. Ja, ich weiss wie sie ticken, Dr. Jeremiah Arkham.“, sagte er nun grinsend. Dr. Arkham gab nur ein abfälliges Zischen von sich und drehte sich dann wieder zu mir um. „Ich denke wir sollten uns ein Zimmer suchen, wo wir uns UNGESTÖRT unterhalten können.“ Offensichtlich störte es ihn, dass er mithörte. Aber eigentlich hatte er da ja auch ein Wörtchen mitzureden. Aber es war nur zu verständlich, dass er dies nicht duldete. „Wie sie wollen.“, antwortete ich dann eben darauf. Er ging mit Steel schon mal vor. Ich blieb noch eine Sekunde vor dem Glas stehen und formte mit meinen Lippen ein „Danke.“, sprach es aber nicht aus, eh ich den beiden Speichellecker folgte. Ich musste die ganze Geschichte von Freitag nochmals erzählen und schildern was ich gesehen hatte, was Mortensen seinen Patienten antat. Bis auf den Vorfall mit der Zwangsjacke konnte ich aber leider keine Beispiele nennen. Genervt von der dämlichen Fragerei konnte ich schliesslich nach einer halben Stunde das Büro verlassen. Jetzt musste ich endlich an meine Arbeit! Ich nahm mir die Akten von Dr. Crane und bereitete mich schliesslich auf unsere erste Sitzung vor. Die Sitzung mit Dr. Crane war anstrengender als ich gedacht hatte. Hin und wieder schrie er herum, er würde irgendwelche Fledermäuse sehen. Das lag wohl immer noch an dem Halluzinogen, dass er eingeatmet hatte. Aber wenn er grade keiner dieser Anfälle hatte, war er ein ganz normaler Mensch. Abgesehen davon natürlich, dass er ganz Gotham in eine Irrenstadt verwandeln wollte. Ich glaube, ich übertrieb auch nicht wenn ich sagte, dass er mich doch tatsächlich versuchte anzumachen. Er flirtete ab und an mit mir. Ob mir das mit allen männlichen Patienten hier blühte? Als ich aus dem Sitzungsraum kam überflog ich meine Notizen, die ich gemacht hatte. Und ich stellte fest, dass er um einiges einfacher war zu therapieren als Joker. Nicht dass ich ihn schwierig fand. Nein. Er war nur nicht gleich zu durchschauen wie die anderen. Er machte aus allem ein Spiel. Der Morgen ging dann auch schon rum und ich war auf dem Weg zu meinem Büro. Am Nachmittag hatte ich nur die anderen beiden Normalpatienten. Morgen dann wieder Sitzung mit Joker. Und Mittwoch kam Ivy dran. Ich war auch schon ziemlich gespannt wie es war, eine Frau zu therapieren. Noch immer über meinen Notizen studierend ging ich in mein Büro. Erst als ich aufschaute erblickte ich die eine Rose auf meinem Tisch. Ich blieb stehen. Verwirrt sah ich zur Tür. War heute Morgen jemand in meinem Büro? Neugierig ging ich an den Tisch heran und erblickte schliesslich die Karte. Meine Augen weiteten sich, als sie die zwei Zeilen überflogen. „Wie ist das möglich…..?“, kam es keuchen von mir. Hatte Larry den Joker wieder rausgelassen? Oder hatte er wen beauftragt mir diese Blume zukommen zu lassen? Aber ich bezweifelte dass jemand seiner Bitte nachkommen würde. Ausser Charlie. Ich beschloss ihn beim Mittagessen danach zu fragen. Erst einmal hob ich die Blume auf und roch daran. ~*~ Mr. J Seit dem Vorfall war ich einfach nur noch....mürrisch. Ich redete mit niemanden, mit keinem Wachmann, der mir das essen brachte und auch nicht mit Steel, die ab und an, an meiner Zelle vorbei schaute. Sie wollte sehen ob ich wieder was gemacht hatte. Das Einzige worauf ich mich fast alle vier Tage freute war die Dusche. Selbst auf eine Sitzung hatte ich gar keine Lust. Doch Larry legte mir am Dienstagmorgen die Handschellen wieder an und ich dackelte wie üblich den Weg zum Sitzungsraum herunter. Der gestrige Tag war schnell vergangen, aber nicht ohne einen weiteren Zwischenfall. Seit Charlie mich gebeten hatte mich zu zügeln, war alles nur trostlos und zum kotzen. Ich setzte mich also mit der Miene auf den Stuhl, während Larry mir die Handschellen abnahm. Ich hatte in letzter Zeit auch sehr schlimme Dinge geträumt, wobei mir das ansehen konnte. Rote Augen, dunkle Ringe unter den Augen und eine Gesicht wie ewiges Regenwetter. Als Harley eintrat sah ich sofort das auch sie kaum Schlaf fand. Ich wandt meinen Blick von ihr ab. Ich wusste auch nicht, aber seitdem ich sie so nahe bei mir vor der Nase hatte, tat es mir fast schon weh sie anzusehen. Oder war es mir einfach nur peinlich? Nein, war es nicht. Jeder Mann hätte wohl dasselbe gemacht. Doch ich musste sie ansehen, schliesslich war es eine Sitzung. Ich war gespannt was sie dieses Mal fragen wollte. „So still heute?“, fragte sie leicht lächelnd. Harley zog ihre Ärmel des Kittels weiter nach vorn, damit ich offenbar den schwachen Verband von Charlie nicht sehen konnte, der seit dem Vorfall mit Dr. McAdams dort ruhte. Charlie hatte mich gestern besucht um mich anzuschnauzen es sein zu lassen. Harley in Frieden zu lassen. Daraufhin hatte ich mich mit ihm geprügelt und die Wächter schritten ein. Harley musste uns auseisender nehmen. Ich hatte mir dann einen Scherz erlaubt und sie auf die Probe gestellt, sie festgehalten um zu sehen, wie sie reagierte. Die Druckstelle kam von mir, deshalb auch der Verband. Es wunderte mich nicht, dass sie besorgt wirkte. Ich sprach ja sonst wie ein Buch, aber heute nicht. Ich beobachtete sie nur. Mir war trotz ihrer schnellen Reaktion, der Verband aufgefallen, machte mir aber nicht die Mühe sie deswegen aufzuziehen. Erst als sie mich ansprach zog ich es vor zu sprechen. „Ich habe schlecht geschlafen.“, meinte ich. Meine Stimme klang kratzig. Larry war der Einzige (ausser den anderen Insassen), der wusste das ich im Schlaf geschrien hatte. Weswegen eigentlich? Ich wusste es nicht mehr. Meine Therapeutin zog etwas aus ihrer Kitteltasche. Ich folgte ihrer Hand, die etwas fest hielt. Die Schublade wurde aufgezogen und wieder zu gemacht. Still schweigend zog ich die Schublade auf der anderen Seite auf und schaute überrascht hinein. Ein Säckchen voller..... Kekse? Ich hob das essbare Geschenk aus der Kiste und legte es auf meinen Schoss, ehr ich eines versuchte. Sie schmeckten sehr gut. Genauso wie ich es als Kind in Erinnerung behalten hatte. Das letzte Mal als ich Kekse gegessen hatte war in dem Jahr als mein Vater mir die Fratze gezogen hatte. Meine Mutter hatte immer gerne gebacken. Ich ass den Keks und band den Rest wieder zusammen, legte dies dann auf den Tisch vor mir. „Wofür hab ich die verdien?“, fragte ich schliesslich. „Für die Blume.“, erklärte sie mir und nickte. Ein kleines Grinsen huschte über mein Gesicht als ich den Grund erfuhr. Nur weil ich jemand eine Blume gestohlen hatte und ihr aufs Pult gelegt hatte, bekam ich also was Essbares? Musste ich denn noch x-beliebige Blumen klauen um dem Schweinefrass hier zu entkommen? „Haben sie Medikamente bekommen?“, wollte sie dann wissen. Auf ihre Frage hin lachte ich kurz und schmerzlos. „Nein. Sagen wir es so. Keine Medizin, aber mein Gewissen hat sich gestern gemeldet.“ „Schlechtes Gewissen?“, fragte sie nach und sah zum Tonband dass leise summend unser Gespräch aufzeichnete. „Weshalb?“ Harley lies nicht locker. Sie wollte den Grund wissen. „Schlechtes Gewissen in Sinne eines Menschen.“, verdeutlichte ich. „Weshalb? Ich bin skrupellos. Deshalb!“, sprach ich und lehnte mich in den Stuhl zurück und hob die Füsse auf den Tisch. „Schlecht geschlafen Harley?“, fragte ich nun etwas mit mehr Stärke in der Stimme. Ich leckte mir schliesslich über die Lippen. „War ein anstrengender Tag gestern.“ Ich konnte mir denken das alle einen weiten Bogen um sie machten. Phase zwei, erledigt. Jetzt kamen wir schon mal weiter. Ich brauchte Charlie nicht für den Ausbruch. Ich wusste schliesslich, dass er gerade glücklich schien, ich konnte ihm das gut ansehen. Mir machte keiner so schnell etwas vor. Phase drei konnte beginnen. Ich musste es schaffen sie verrückt zu machen. Und ein Teil davon war mir schon mal gelungen. Nun leckte ich mir über die Lippen. „Ist das nicht etwas widersprüchlich?“, korrigierte sie mich. „Nicht in meinen Augen.“, antwortete ich Harley. Ich war eben genau so. Ich war launisch, änderte alle Minute mein Vorhaben und war widersprüchlich. „Hältst du dich für professionell?“, fragte ich so unbeschwert wie möglich. Ich wusste ja von Charlie das sie bereits zu schwanken begann, sonst hätte er sich nicht die Mühe gemacht mich aufzusuchen. „Wieso fragen sie mich das? Wegen den Keksen?“, schlussfolgerte sie. „Nicht wegen den Keksen.“, sprach ich und schüttelte meinen Schopf. „Nun Anbetracht der Kekse, würde ich sagen, dass mein Handeln gerade nicht sehr professionell war.“, grinste sie. „Aber sonst. Was genau verstehen sie denn unter professionell, Mister J?“ „Was verstehe ich unter unprofessionell?“, stellte ich mir die Frage und überlegte. „Ich könnte so einige Beispiele nennen, aber die meisten weißt du wohl selbst. Da brauche ich sie nicht auch noch aufzuzählen.“, meinte ich und grinste. Nun rutschte ich näher ans Glas. „Cafeteria, zum Beispiel. Oder Gestern. Suche dir eines aus.“ Doch ehr sie darauf noch was sagen konnte klopfte ich ans Glas. „Wan verschwindet die hier endlich? Ich bin es leid ständig durch Gals sprechen zu müssen.“ Es war mein Ernst. Ich mochte das verdammte Glas nicht. Zumal da es noch ein Stück dickeres Glas war als vorhin. Ich hatte ja bevor sie meine Therapeutin wurde jemand mit dem Stuhl verletzt in dem ich damit durchs Glas gehauen hatte. Aber ich hegte so den Verdacht, dass ich noch lange darauf warten musste. „So wie die Dinge liegen Mister J, wird sie noch eine ganze Weile da stehen bleiben. Es sei dann sie vermeiden in der nächsten Zeit solch Ereignisse wie gestern mit dem Personal.“, ermahnte Harley mich. Ich schob die Ärmel meiner Uniform hoch. Der Verband von Charlie klebte noch immer an der Stelle wo meine Schnittwunde von der Dusche lag. Ich hatte einer meiner Wutausbrüche. Und das unter der Dusche. Wo ich mir auch die Schnittwunde verpasst hatte. Und das alles nur weil ich sauer auf Charlie gewesen war. Es war meine Sache was ich tun wollte. Ihn hatte das alles nicht zu interessieren. Harley öffnete den Mund um etwas zu sagen, dass mich an meinem Tun hinderte. Ich fasste an den Klebstreifen und riss mir den Verband ab. Zum Vorschein kam der Glasschnitt aus der Dusche, der sich meinen Unterarm entlang zog bis fast zum Handgelenk. Man hätte ja auch meinen können das ich mir die Ader aufschlitzen wollte. Aber dafür war ich noch nicht krank genug. Das Harley wegen meines Verband gleich aus dem Konzept kam, fand ich süss. Ich beobachtete sie, wie sie auf meinen Arm starrte. Hatte sie eine Schwäche für Männer wie mich? Schien der Fall zu sein. Ich hatte aber nicht aus lauter Neugierde den Verband weggenommen, sondern weil er mich nervte. Da die Wunde ja nicht mehr blutete sah ich nicht ein warum ich noch länger den Mist tragen sollte. Ich schob nun auch den anderen Ärmel meines Oberteils hoch. Nun sass ich also dicht vor dem Glas und schaute in ihr hübsches Gesicht. Ich konnte es nicht ganz genau deuten, aber anscheinend war sie angetan. Angetan von der Tatsache das ich so nahe war. Ohne Glas hätte ich ihr schon längst die Brille mal abgenommen, die sie nicht brauchte. Ich wollte wissen wie es war ohne durch noch weitere Glasscheiben sehen zu müssen. Ich wollte ihre Augen sehen. „Das Personal interessiert mich nicht.“, meinte ich knapp und trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Tisch herum. „Wenn sie mir versprechen sich zu benehmen, kann ich veranlassen dass es etwas humaner zugeht. Aber dazu müssen sie mitarbeiten. Es liegt alles bei ihnen.“ Wiederwillig nickte ich auf ihr Versprechen hin. „Ich werde es versuchen....“, klopfte allerdings wieder gegen die Scheibe. „Nur um das Ding los zu werden. Ich komme mir schon in meiner Zelle vor wie ein Tier, dann brauche ich das hier nicht auch noch während einer Sitzung.“ Das war nur einer von vielen Gründen. Aber die behielt ich schön für mich. Es brauchte nicht gleich jeder zu wissen, wie es um mich stand. Ich teilte schliesslich nicht mit allen oder fast mit niemand meine Gedankenströme. Plötzlich legte Harley den Notizblock weg und legte ihre Hände in den Schoss. Ich sass noch immer so nahe da, sah ihr zu wie sie meine Akten zusammen klappte und sie zur Seite legte. Ich hatte erst jetzt gesehen wie viel von mir darin stand. Ausserdem war die Akte schon recht dick. „Sagen sie mir eines Mister J. Gestern in ihrer Zelle….“, begann sie vorsichtig und sah mich mit grossen Augen an, während sie etwas näher ans Glas rutschte. „….was genau hatten sie gestern von Nutzen mich festzuhalten. Offensichtlich sind sie nicht darauf aus mich zu töten. Ansonsten hätten sie schon zig Gelegenheiten dazu gehabt.“ Dass sie mich noch wegen gestern fragen wollte, wusste ich bereits. Ich war mehr als verwundert gewesen, dass sie das noch nicht gefragt hatte, immer hin sassen wir schon eine Weile hier drin. Ein Grinsen trat auf mein Gesicht. „Und ich bezweifle, dass sie nur wegen eines Radios so einen Aufstand beziehungsweise so eine gefährliche Annäherung riskiert haben.“ Ich hatte angegeben das ich mehr Unterhaltung wollte. Und auf die Schnelle war mir gestern nichts Besseres eingefallen um auch das mit Charlie zu vertuschen. „Da liegst du richtig. Ich bin nicht auf ein Radio aus, obwohl es schon unterhaltsamer wäre.“, begann ich. Erst schaute ich sie noch einen Moment lang an. Bevor ich weiter sprach. Sie war ungeduldig. „Ich wollte dich testen.“, gestand ich. „Testen ob du Angst hättest, wenn ich dir so nahe kommen würde. Ob du dich unter Kontrolle hättest, wenn ich dich als Geisel mitnehmen würde. Und du hast mich nicht enttäuscht.“, sagte ich weiter. „Du bist eben nicht wie die anderen hier. Für die bist du bloss ein Hühnchen das nicht wie alle anderen Gackert. Weißt du was du für sie bist?“, fragte ich. Doch ich liess ihr keine Möglichkeit zu antworten. „Für die bist du bloss ein Freak. Wie ich. Solange sie dich noch brauchen um mich zu „heilen“ werden sie dich erdulden. Aber was passiert wenn ich weg bin? Glaubst du sie würden dich noch behalten? Solange du nicht wie alle anderen gackerst, fliegst du raus. Aber im Moment brauchen sie dich noch. Solange ich hier drin bin.“ Ich konnte in ihrem Gesicht lesen, dass es nicht die Antwort war auf die sie aus war. Das hat auf jeden Fall gesessen. Ein zufriedenes Grinsen zierte mein Gesicht. Doch ehr ich mich von ihrem Blick lösen konnte wanderte ihr Blick nach unten. Und zwar zu meiner kleinsten Narbe an der Lippe, die ich schon ewig hatte. „Gefällt dir was du siehst?“, fragte ich immer noch grinsend. Ihr Blick heftete sich wieder auf meinen Augen. Offensichtlich hatte ich ins Schwarze getroffen. Zufrieden lehnte ich mich ebenfalls zurück. Ich betrachtete sie weiter. Sie sah eigentlich nicht viel anders aus als sonst auch. Nur der Gesichtsausdruck hatte sich verändert und ihre Augen wirkten leer. Ich verdrehte die Augen und seufzte. „Ein Freak zu sein ist nichts Schlimmes. Sieh mich an?!“, meinte ich. „Wirklich? Und wieso sitzen sie dann in einer Zelle, wenn’s nichts Schlimmes ist?“, fragte Harley nun etwas trotzig. Mit hochgezogener Augenbraue legte ich den Kopf schief und leckte mir über die Lippen. „So schockiert über die Tatsache, dass wir uns nicht mal so unähnlich sind, Doc?“, hackte ich nach. Die Stunde war auch fast vorbei, deshalb drängte ich sie weiter. Sie konnte später darüber nachdenken. Jetzt hatte ich meine Zeit und die wollte ich nicht mit weiteren Schweigeminuten verbringen. „Nach deiner Reaktion von Gestern...“, fing ich wieder an. „...bist du ziemlich mutig einfach so in meine Zelle zu kommen, wo du doch weißt was ich alles anstellen kann.“ Es sollte wie ein Lob klingen. Ich ergriff die Kekse und stibitzte mir gleich zwei um sie mir in den Mund zu stopfen. „Ja das weiss ich. Darum konnte ich mir ja dann auch gleich einiges von Dr. Arkham anhören.“, begann sie. Harley legte ihre Brille ab und fasste sich an den Nasenrücken nur um ihre Augen kurz zusammenzukneifen. „Ich bin für meine Patienten verantwortlich, also auch für ihren psychischen Zustand. Da muss ich auch in Notfällen bereit sein alles für meinen Patient zu geben. Und das habe ich.“, erklärte sie mir ihren Standpunkt. „Und daran wird sich auch nichts ändern, nur weil mir ein herzloser Mann gesagt hat, dass ich das nicht dürfte. Oder weil mir die Wachen erzählen, dass mein Patient gefährlich ist. Mörder hin oder her. Sie sind auch ein Mensch. Und ich bin dafür zuständig, dass ihre Behandlung voranschreitet.“ Ich lachte auf. „Der Unterschied, Harley, ist genau der. Ich töte weil es mir Spass macht.“, meinte ich ernst. „Deshalb sitze ich ja auch hinter der Glasscheibe und du vor dran. Du nimmst dir alles viel zu persönlich.“, kam ich zum Schluss. „Du brauchst dich nicht nächtelange mit meinem Kram zu beschäftigen. Weil ich gerade ein Mensch bin, bin ich ein Unmensch weil ich dich damit belaste. Du brauchst dich nicht noch tiefer in die Scheisse zu winden als du es bereits bist. Es ist doch so....letztendlich werde ich sowieso sterben egal wie, egal wo. Mich kann man nicht mehr verändern. Mein ganzes Leben lang hatte ich Angst. In mir starb alles, an was ich je geglaubt habe. Letztendlich zählt nicht meine Psyche sondern deine. DU darfst dich nicht kaputt machen. Sonst landest du genau wie ich auf diese Seite des Glases.“, sprach ich und schaute ihr ins Gesicht. „Das was sie da beschreiben ist aber mein Job. Ich beschäftige mich mit jedem meiner Patienten.“, verteidigte sie sich. Natürlich, die Leier wieder. Ich hatte sie aus dem Konzept gebracht und sie versuchte ihr Gesicht noch zu wahren, obwohl ich genau wusste was in ihrem Kopf vor sich ging. „Nun, du sollst sie betreuen und nicht gänzlich verändern, Harley.“, sprach ich und grinste. „Und das willst du lieber nicht......auf dieser Seite....das ist nichts für dich, Harley.“ „Sie sind also der Meinung dass ich auf ihrer Seite lande, wenn ich mich weiter mit ihnen beschäftige? Wollen sie mir das sagen?“, fragte sie nach. Lachend strich ich mir das Haar aus dem Gesicht. „Das habe ich nicht gemeint. Wenn du versuchst mich zu ergründen, wirst du nichts finden. Und das wird dich bis in den Wahnsinn führen und erst DANN landest du hier drin.“ Und ja, es war eine kleine Drohung. Wenn sie mich komplett verändern wollte, dann würde ich Mittel finden sie so zu verwirren, dass sie nicht mehr wusste wo oben oder unten war. Ein schriller Ton ertönte und die Tür hinter Harley ging auf. „Entschuldigung, aber ihre Zeit ist um.“, erinnerte Larry sie daran, dass wir nun schon eine Stunde hier sassen und redeten. Mein Blick blieb bei Harley. „Oh….ja…natürlich. Wir sind gleich fertig. Danke.“, winkte sie wieder ab und der Wächter verschwand auch wieder. „Überlege es dir Harley. Wenn du auf meine Seite wechselst....da gibt es kein Zurück mehr.“, meinte ich noch ehr auf meiner Seite die Tür aufflog und Larry mit den Handschellen kam. Er legte sie mir heute ausgesprochen locker um, trotzdem konnte ich meine Hände nicht durch ziehen. Anscheinend hatte er Respekt vor mir, soviel dass er schon Angst hatte. Ich warf einen letzten warnenden Blick auf Harley, bevor ich den Raum verlies. Natürlich wollte ich nicht, dass sie jetzt Angst hatte mich weiter zu therapieren. Ich wollte ihr damit nur sagen, wenn sie ihre Grenzen überschritt dann würde sie vermutlich nicht mehr sie selbst sein. Und wenn man nicht mehr sich selbst war, wer war man dann? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)