God is all over there... von Zorroline (...but not to protect his children) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war eine warme Sommernacht, als Sarah Feierabend hatte und sich in ihr Auto setzte. Es stand hinter der Bar auf dem Parkplatz, in der sie arbeitet. Eine ganze Weile saß sie einfach nur auf dem Fahrersitz und starrte gegen die Windschutzscheibe, durch die man wegen dem schüttenden Regen schon gar nichts mehr erkennen konnte. Sarah überlegte schon seit einigen Tagen, ob sie ihrem jungen Leben ein Ende bereiten sollte. Bei ihrem ersten Suizidversuch vor vier Tagen hatte sie eine Menge Schlaftabletten mit ordentlich Wodka heruntergespült, doch war sie am nächsten Morgen dennoch wieder aufgewacht. Dementsprechend schlecht war es ihr gegangen und dort beschloss sie, so was nicht mehr zu tun. Zumindest nicht mit Medikamenten oder Ähnlichem. Sie nahm an, da sie stets jeden Abend um ihr kleines, persönliches Wunder bat, dass Gott sie erhört und deswegen wieder hatte aufwachen lassen. Doch nun, da sich in den vier Tagen noch immer nichts geändert hatte, verlor sie immer mehr ihre Hoffnung. Sie war verzweifelt. Sie war allein. Und sie lebte seit dem Rauswurf aus ihrer Wohnung in ihrem Auto. Sie wollte einfach nicht mehr. Sie verdiente nicht mehr genug, als dass sie irgendetwas an ihrer Situation hätte ändern können, was sie nur noch weiter in ihre Depression trieb. Doch arbeiten musste sie, sie musste ja Essen und Sprit haben, denn ohne Essen und ohne ihr Auto war sie komplett aufgeschmissen. Nachdem Sarah immer weiter überlegt hatte, weit über eine halbe Stunde, startete sie ihren Wagen und fuhr los. Sie fuhr zu der Brücke, an der vor acht Jahren der schlimme Unfall passiert war. Die Brücke, die ihre Familie getötet hatte. Sarah war seitdem nie wieder dort gewesen. Früher war sie oft mit ihren Freunden dort. Sie sahen zum Wasser hinab, warfen Steine und ähnliches runter um zu sehen, wie lange die Sachen brauchten, bis sie ins Wasser fallen würden. Kurz vor der Brücke hielt Sarah den Wagen an, schaltete ihn jedoch nicht aus. Bei dem Unfall ihrer Eltern hatte es ebenso geregnet, wie in dieser Nacht. Es dauerte noch einige Momente, bis Sarah den Wagen in die Mitte der Brücke fuhr und ihn schräg abstellte. Das Licht ließ sie an, damit sie etwas sehen konnte. Die Laternen, die sich auf der Brücke befanden, waren nicht sonderlich hell und so konnte sie wenigstens die Brüstung erkennen, auf die sie steigen und von der sie sich in die Tiefe stürzen wollte. Zuerst blieb die kurz vor dem Geländer stehen, sah einige Momente hinab, bevor sie schließlich auf die Brüstung kletterte und mit beiden Beinen freihändig dort oben stand. Doch sie zögerte. Sollte sie es wirklich tun? Was würden ihre Eltern wohl sagen? Sarah wusste, dass sie nicht zu ihrer Familie in den Himmel kommen würde, denn bekanntlich kamen Selbstmörder in die Hölle. Doch Sarah wollte nicht warten, bis sie jemand irgendwann von ihren Qualen befreite. Sie musste endlich einen Schlussstrich über ihr, wie sie selbst sagte, armseliges Leben ziehen. Zur selben Zeit im Himmel. „Ja, Vater. Natürlich werden Gabriel und ich es erledigen.“ antwortete Erzengel Michael seinem Vater auf die Frage, ob er und sein kleiner Bruder einige Dämonen unschädlich machen können, die auf der Erde ihr Unwesen trieben. Gott hätte auch Raphael diesen Befehl erteilen können, doch dieser war gerade damit beschäftigt, Gottes Armee mit neuen Soldaten zu erweitern. Als Michael Gott verlies, wurde er von Gabriel beiseite gezogen. Dieser hatte, wenn Michael keine Zeit hatte, stets ein wachendes Auge auf Sarah, worum Michael ihn einmal gebeten hatte. Gabriel wusste von Michaels Gefühlen gegenüber Sarah schon seit einer ganzen Weile und behielt es stets für sich. Gabriel und Michael waren die einzigen Erzengel, die sich in allen Punkten verstanden und sich ohne Wenn und Aber liebten, als auch vertrauten. Und dieses Vertrauen wurde auch niemals von einem der beiden missbraucht. Auch hatten beide noch ihren Glauben, im Gegensatz zu ihrem Vater. Gabriel erzählte Michael, was Sarah in diesem Moment vor hatte und wo sie sich befand. Allein schon die Tatsache, dass sie an diesem Ort war, machte für Michael den Ernst der Lage klar. Er wusste ja, dass Sarah seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr dort war. Für sie war dies ein Ort des Bösen. Einerseits hatte sie damit auch Recht, doch wusste sie das nicht. Michael sah seinem Bruder in die Augen, der ihm entgegenlächelte und nickte. „Geh schon, ich lasse mir schon irgendwas einfallen.“ hatte der Jüngere gesagt, was dem Älteren jedoch noch nie gefiel. „Du sollst dir nicht immer irgendwas ausdenken. Es würde schon reichen, wenn du sagen würdest, du wüsstest nicht, wo ich bin.“ sagte Michael, der daraufhin schon verschwunden war. „Das mach ich doch gern, Bruderherz.“ hatte Gabriel dann noch von sich gegeben, als Michael verschwunden war. Während Gabriel sich zum Gehen wand, um anderen Dingen nach zu gehen, tauchte Michael urplötzlich am anderen Ende der Brücke auf. Von dort sah er schon, was Sarah da im Begriff war zu tun. Noch nie war er in ihrer Nähe, stets hatte er dies vermieden, weil er nicht wusste, was er tun würde, wenn sie sich nahe waren. Doch nun blieb ihm nichts Anderes übrig. Er musste sie irgendwie von diesem Fehler abhalten, ihr Leben vorzeitig durch diesen Sprung zu beenden. Doch wie sollte er das anstellen? Was sollte er sagen? Was würde sie glauben? Auf einmal fühlte Michael sich ein wenig hilflos. In diesem Moment wusste er zum ersten Mal nicht, was er sagen sollte. Noch nie war er mit so einer Situation konfrontiert, doch irgendwie musste er es verhindern. Noch immer stand die Rothaarige dort oben auf der Brüstung. Von dem Mann, der dort hinten am anderen Ende der Brücke im Dunkeln stand, bekam sie nichts mit. Sie blickte in den Himmel, blinzelte aufgrund des Regens, der sich mit ihren Tränen vermischte, immer öfter. Sie bat Gott um ein Wunder, welches sie von ihrem Sprung abhielt und ihr Leben rettete. Ein Wunder, welches ihre Seele heilen sollte, damit sie wieder die Alte werden konnte, denn aus eigener Kraft, die völlig aufgebraucht war, schaffte sie es nicht. Während die betete trat Michael seinen Weg in Richtung seiner Sarah an. Ja, es war seine Sarah. Er liebte sie. Natürlich war ihm klar, dass sie ein freier Mensch war und niemals ihm oder sonst irgendjemandem gehören würde. Doch sie war es. Sie war die Eine. Die Eine, für die er zu einem Sterblichen werden wollte. Wenn für einen Menschen, dann nur für Sarah. Doch war es noch nicht so weit. Die Zeit war noch nicht reif. Er konnte ihr im Moment, in ihrer Situation, nicht einfach sagen, dass er ein Engel sei. Er wusste, dass sie ihm das nicht glauben würde. Zumindest dachte er das. Er konnte ja nicht ihre Gedanken lesen, doch nahm er dies an. Als Michael circa zehn Meter von ihr entfernt unter einer der dunklen Laternen zum Stehen kam, erhob er sein sanftes und warmes Wort. „Tu es nicht.“ hatte er mit ruhiger Stimme gesagt, während er sie ansah. Sarah hatte sich bei diesen Worten beinahe zu Tode erschreckt, was ihr in diesem Moment am liebsten gewesen wäre. So hätte sie nicht springen müssen und wäre an einem Herzinfarkt gestorben. Doch war dies, ihrer Meinung nach, leider nicht der Fall. Entsetzt und mit großen Augen sah sie den Mann mit dem langen, grauen Mantel an. Sie war zuerst viel zu geschockt, als dass sie hätte antworten können, doch als der Schreck vorbei war, verfinsterte sich ihre Miene ein wenig und erneut blickte sie in die Tiefe, aus der man den reißenden Fluss hören konnte. „Was geht dich das an?“ entgegnete sie ihm nicht gerade freundlich, doch konnte man ihre Traurigkeit durchaus heraus hören. Natürlich ging es Michael im Prinzip nichts an, doch er konnte jetzt schlecht mit der Wahrheit antworten. „Sag mir, was bringt es dir, dich in die Tiefe zu stürzen, außer Schmerzen?“ fragte er sie, was sie ihn wieder ansehen ließ. „Den Tod.“ antwortete sie und strich sich anschließend ihre nassen Haare aus dem Gesicht. „Und was bringt dir der Tod?“ fragte er erneut, was sie nun kurz zum Schweigen brachte. „Na, was soll der mir schon bringen? Ich bin weg von diesem Ort und mein armseliges Leben hat endlich ein Ende.“ sagte sie dann und sah wieder weg. Michael seufzte kurz auf und ging ein paar Schritte näher an sie heran, blieb dann jedoch wieder stehen. „Denkst du nicht, dass es in der Hölle wesentlich schlimmer zugeht, als hier? Als Katholikin müsstest du wissen, dass Selbstmörder in der Hölle landen.“ stellte er fest, sah sie weiterhin an. Erneut sah Sarah zu dem Mann, der hier einfach so aufgetaucht war und sie von ihrem Tun abhielt. Doch er hatte Recht, das wusste sie. Bisher hatte sie einfach noch nicht weiter darüber nachgedacht, was nach ihrem Sprung passieren würde. Doch erneut sprach ihr Blick große Skepsis und großes Misstrauen aus. „Wer bist du eigentlich, dass du dich in meine Angelegenheiten einmischst?“ fragte sie, ihr Blick auf ihm ruhend, jede einzelne Bewegung beobachtend. Wer weiß, was der Kerl mitten in der Nacht mit ihr vorhatte. „Mein Name ist Michael.“ sagte er und sah mit seinen leuchtenden Augen in die von Sarah. Doch das schien Sarah nicht zu reichen. Sie hatte eine andere Antwort erwartet, als so was. „Das beantwortet meine Frage trotzdem nicht.“ sagte sie und nun musste Michael sich etwas einfallen lassen. „Ich bin auf der Durchreise und ein paar Meilen von hier mit meinem Wagen stehen geblieben.“ sagte er und bevor Sarah wieder etwas sagen konnte, fuhr er fort. „Ich war auf der Suche nach einer Stadt, kam zufällig hier vorbei und sah dich auf der Brüstung stehen.“ „Und das gibt dir dann automatisch das Recht, dich hier einmischen zu müssen?“ fragte sie weiterhin misstrauisch. „Naja, ich hab eins und eins zusammengezählt und fand, dass eine junge Frau wie du, das nicht tun sollte. Egal, was für Probleme sie hat.“ kam dann von ihm, was Sarah sogar selbst für einen Moment als sehr logisch empfand. Sie sagte nichts mehr. Zumindest nicht zu diesem Thema. Sie wollte allein sein und tun, weswegen sie hergekommen war und nicht mit irgendeinem Wildfremden über diese Situation diskutieren. Als sie ihn kurz musterte, wobei sie feststellen musste, dass er nicht aussah, als wäre er ein Frauenmörder oder sonst etwas, bemerkte sie dieses Ding, welches um seinen Hals gelegt war. Doch sie sprach ihn auch hier nicht darauf an. Michael ging wieder ein paar Schritte auf sie zu, bis er bei ihr angelangt war, was Sarah überhaupt nicht in den Kram passte. Als er ihr dann auch noch seine große Hand entgegenstreckte, dachte sie, sie wäre jetzt vollkommen verrückt geworden. Sie wusste, was diese Geste bedeutete und aus irgendeinem Grund, den sie sich selbst nicht erklären konnte, nahm sie seine Hand. Er half ihr von der Brüstung und ehe sie sich versah, hatte er ihr seinen Mantel um die Schultern gelegt. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie plötzlich, seit sie richtig in seine Augen gesehen hatte, eine ungewohnte, innere Wärme verspürte. Als ihre Eltern noch lebten erfüllte diese Wärme jeden Tag aufs Neue ihren Körper. War er vielleicht das, worum sie Gott gebeten hatte? Hatte Gott nun doch endlich einmal eines ihrer Gebete erhört? Selbst, wenn es so wäre, noch immer war sie skeptisch. Sie vertraute ihm nicht, doch irgendwas sagte ihr, dass sie es tun sollte. „Komm, ich bring dich in ein Motel. Du solltest dich umziehen und dich aufwärmen.“ sagte er, während er zur Fahrerseite ihres Autos ging und schließlich einstieg. Doch Sarah blieb noch dort stehen, wo er sie zurückgelassen hatte. Er kurbelte das Beifahrerfenster herunter und sah zu ihr auf. „Wenn du sowieso schon kurz davor warst, dein Leben zu beenden, dann hast du doch nichts zu verlieren. Also steig schon ein.“ sagte er wieder mit seiner sanften Stimme. Er hatte schon wieder Recht, das sah Sarah ein. Also öffnete sie die Beifahrertür und setzte sich ins Innere ihres Wagens. Michael fuhr los. Auf der Hälfte der Strecke zwischen der Brücke und Paradise Falls lag ein abgelegenes Motel, zu dem Michael fuhr. Es war klein und von außen sah es nicht sonderlich seriös aus, doch auch Sarah wusste, dass die Zimmer hier viel gemütlicher und einladender waren, als das Motel von außen. Öfter hatte sie dort schon übernachtet, weil es das billigste Motel in der ganzen Umgebung war. Michael wies Sarah kurz an, nachdem er auf dem Parkplatz vor dem Motel angehalten hatte, im Auto auf ihn zu warten, was sie auch tat. Michael ging ins Innere des Motels zur Rezeption, an der sich, trotz der späten Stunde, noch ein alter Mann befand. Er war fast achtzig Jahre alt, sah schon ein wenig gebrechlich aus. Als der alte Mann Michael ansah, verspürte er ganz plötzlich eine Wärme und Zufriedenheit, die er noch nie zuvor gefühlt hatte. Michael erklärte ihm kurz die Situation und auch, dass keiner der beiden momentan Geld bei sich führte, was für den alten Mann kein Problem darstellte. Bereitwillig, nachdem er auch einen Blick nach draußen ins Wageninnere geworfen und Sarah entdeckt hatte, gab er Michael einen der Schlüssel zu einem der wenigen Zimmer des Motels. Auch erklärte er dem Erzengel, falls Hunger auftreten sollte, man ihm nur Bescheid geben müsse, er würde sich dann darum kümmern. Michael bedankte sich, holte Sarah, die noch ihre Reisetasche mit den wichtigsten Sachen aus dem Kofferraum holte, und betrat schließlich mit ihr das gemütliche Zimmer. Sarah fühlte sich nicht wirklich wohl bei der Sache, doch auf einer Seite freute sie sich auch, mal wieder in einem richtigen Bett schlafen und ein schönes Bad nehmen zu können. „Du solltest ein heißes Bad nehmen, damit du dich nicht erkältest. Wenn du Hunger hast, dann sag dem alten Mann an der Rezeption Bescheid.“ sagte Michael, der ihre Reisetasche, die er ihr draußen noch abgenommen hatte, auf die kleine mit Polster und Stoff bezogene Bank vor dem Fußende des Bettes stellte. Plötzlich hörte Michael ein unglaublich lautes Fiepen, welches nur in seinen Ohren ertönte. Auch leuchtete sein stählernes Band auf, welches für die Verbindung mit Gott und seinen Brüdern stand. Man rief ihn. Er wusste nicht, wer ihn rief, ob Gott oder einer seiner Brüder, doch er wusste, er musste nun schnell das Weite suchen. Sarah fiel das Leuchten und Michaels Reaktion, dass plötzlich irgendwas nicht in Ordnung war, auf, doch sagte sie nichts. „Denk dran. Du musst dich ausruhen und auch mal richtig ausschlafen. Morgen sieht der Tag schon ganz anders aus. Ich muss mich jetzt verabschieden.“ hatte er mit einem kleinen Lächeln gesagt, während er rückwärts in Richtung Tür ging, aus der er kurz darauf auch schon verschwand. Und so plötzlich, wie er auf der Brücke aufgetaucht war, war er auch direkt vor dem Motelzimmer wieder verschwunden. Während Michael im Himmel auftauchte und Gabriel ihn empfing, der ihn schließlich gerufen hatte, fiel Sarah auf, dass Michael seinen Mantel vergessen hatte. Sie nahm ihn von den Schultern, ging schnellen Schrittes zur Tür und öffnete diese. „Hey! Dein…. Mantel..“ rief sie zuerst, stockte dann jedoch und wurde bei dem letzten Wort leise. Als sie den Gang links und rechts entlang sah und ihren Blick auch über den Parkplatz bis zur Straße gleiten lies, war niemand mehr zu sehen. Wie konnte das sein? Er war urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt! Drehte sie nun völlig durch? Doch woher würde dann der Mantel kommen, wenn sie sich den Mann, der sie vor dem Sprung rettete, nur eingebildet hatte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)