Yajuu - find your own reason to live von Avyr ================================================================================ Kapitel 19: Die Geburt der Yajuu 1 ---------------------------------- Ein Schatten zog durch die Straßen. Es regnete, wie immer in letzter Zeit. Der Schatten manifestierte sich und ein junges Mädchen war zu erkennen, äußerlich nicht älter als 12 Jahre zu schätzen. Um sie herum waberten einige kleine Nebelwolken, aber für Außenstehende sah es nur wie gewöhnlicher Regen aus, der irgendeine Spiegelung oder so hervor rief. Das Mädchen trug nur ein leicht zerfetztes Kleidchen, sonst nichts und ihre schulterlangen braunen Haare hingen durchnässt herab, aber dennoch beachtete sie niemand weiter. Die Leute schauten sie zwar entsetzt an, zumindest einige, aber alles im allen scherte sich niemand um das mittellose Mädchen. Sie tappte weiter durch den Regen und blickte verwundert die leuchtenden Häuser an. „Ich glaube an den Fortschritt kann ich mich nicht so recht gewöhnen. Naja ich bin wohl einfach schon zu alt dafür.“ Irgendwann kam sie am Park vorbei. Sie entschied sich ihn zu durchqueren und erreichte ein kleines Plateau. Über der Stadt lag ein merkwürdiger Dunst und irgendwie stand eine Spannung in der Luft. Die Menschen hatten Angst und die Welt war zerstört. Es war fast so, als stände eine Apokalypse bevor. Nicht einmal Tiere waren mehr unbeschwert. Irgendwann ging das Mädchen weiter und erreichte den wohl schlimmsten Teil der Stadt. Er war komplett von Kämpfen zerstört und nun wurde dort nur noch Müll abgeladen. Ein trostloser Ort... Nun wollte das Mädchen nicht mehr laufen. Sie setzte sich auf ein großes Stahlrohr, welches herrenlos in der Gegend lag und betrachtete sich selbst in einer großen Pfütze. Vorsichtig hob sie ihr Handgelenk und betrachtet die Nummern, die darauf eintätowiert worden waren „19.9.8.16.1.18.5.19“ „Werde ich das jemals wieder los? Wohl eher nicht… na ja das ist wohl der einzige Beweiß, den es noch für meine Existenz gibt, schätze ich… und für mein früheres Leben.“, sprach sie zu sich selbst verloren in ihren Gedanken und mit ausdrucksloser Miene. Verträumt blichte das Mädchen in die Wolken und ihre Gedanken drifteten weiter davon. Wenige Augenblicke später saß sie wieder in dieser engen dunklen Zelle und hörte die gequälten Schrei um sich herum. Ja, ihre Vergangenheit war nicht wirklich ein Segen gewesen… eher ein Fluch für die gesamte Menschheit. „Hey, ich hab jetzt endlich einen Namen für dich gefunden. Du sagst ja du hast nie einen bekommen, nur diese olle Zahlenkombination, aber die kannst du ja nicht behalten. Willst du es hören?“ Das Mädchen lag auf dem Rücken auf dem unteren der beiden Doppelbetten. In ihren Armen war ein Junge, der vielleicht 2 Jahre jünger war als sie. Sie selbst war erst vor wenigen Wochen 12 Jahre alt geworden, aber außer Yoru hatte es niemanden interessiert. Wo sie war? Sie war eine von hunderten Kindern, die heimlich in den unterirdischen Laboren der Regierung gehalten wurden, um mit ihnen zu experimentieren. Es tobte der 3. Weltkrieg und die Menschheit wurde radikal dezimiert. Nun hatte sich ein reiches Land überlegt, es brauche eine Superwaffe, um zu gewinnen. Heimlich wurden überall Kinder eingesammelt, Neugeborene wurden den Eltern manchmal sofort abgekauft. Sie bekamen keinen Namen nur einen Zahlencode und wurden ihr Leben lang in einer kleinen Zelle eingesperrt, meist mit einem Partner und mussten dort ihr Dasein fristen und warten, bis sie wieder abgeholt wurden, nur damit weitere Experimente durchgeführt werden konnten. 500 Meter unter der Erde hörte niemand ihre Schreie. Vor dem Krieg gab es jahrelang bereits Auseinandersetzungen, die der Menschheit schadeten. Die Ressourcen waren knapp geworden und große Teile der Welt waren durch Verschmutzung und Naturkatastrophen unbewohnbar geworden. Die Armut stieg so immer weiter. Irgendwann wurde aus dem inoffiziellen Krieg, dann der offizielle 3. Weltkrieg, an dem sich jedes Land beteiligte, welches über Kampfkraft verfügte. Viele schlossen sich in ihrer Verzweiflung auch zusammen. So dauerte dieser Krieg nun schon fast 15 Jahre und ein Ende war nicht in Sicht. Und das Mädchen und ihr kleiner Freund waren mitten drin. Sie blickte Yoru in die Augen. „Nun, ich bin ganz Ohr. Was hast du dir ausgedacht?“ „Seraphis! Klingt toll oder?“, platzte es sofort aus ihm heraus. „Wie kommst du denn darauf?“ „Naja… deine Zahlenkombi rückwärts ergibt das… Gefällt es dir nicht?“ Er setzte seinen Welpenblick auf. „Nein, nein, ich mag den Namen, nur ist er recht lang. Aber echt schlau, wie du darauf gekommen bist.“ Sie struppelte ihn durch die Haare und er freute sich darüber. „Dann nenn ich dich einfach Sera… als Kurzform.“, überlegte er. „In Ordnung, dann heiße ich ab heute eben Sera. Soll mir recht sein.“, gab sie lächelnd nach. Einen Namen… ein merkwürdiges Gefühl. Yoru lachte und kuschelte sich an sie. In diesen Zeiten in denen es kaum Freude gab, war die Nähe zu einem Menschen oft das einzige was einem blieb. Doch plötzlich musste Yoru husten. Erschrocken fuhr Sera leicht hoch. „Alles in Ordnung?“ „Ja… geht schon… alles ok.“, keuchte er und rang nach Luft. „Nein, nichts ist ok. Du verträgst all diese Experimente überhaupt nicht. Du wirst immer schwächer. Wenn das so weiter geht, stirbst du noch. Das will ich aber nicht.“, sagte sie aufgebracht. „Keine Sorge, ich sterbe schon nicht. Ich kann dich ja nicht allein lassen.“ Mühsam lächelte Yoru und wischte sich das Blut vom Mund. Dann legte er sich wieder hin. „Meinst du, sie werden je den Erfolg haben, den sie wollen?“, lenkte er vom Thema ab. „Weiß nicht… sie machen leider Fortschritte.“ „Ja, aber sie können sie nicht kontrollieren, das ist das Problem.“ „Naja, wenn sie es lösen, dann haben sie wohl gewonnen.“, murmelte sie. „Was wird dann aus den anderen?“ „Die werden wohl sterben…“ Da ertönte ein gequälter Schrei ein paar Zellen weiter. Ein älteres Mädchen, vielleicht um die 16 Jahre rastete total aus. Sie schrie und demolierte in der Zelle. Ihre Kameradin versuchte sie erst noch zu beruhigen, aber es gelang nicht. Es wurde immer schlimmer. Die Schreie wurden schriller und monströser. „Es ist wohl wieder passiert. Es erwacht wieder eine.“, keuchte Yoru erstickt und ängstlich. „Ja, aber sie hat schon seit vorgestern Anzeichen gezeigt.“, fügte sie hinzu. Die Schreie verwandelten sich nach einigen Minuten in ein tiefes Knurren und der Schatten in der Zelle wurde größer. Die andere in der Zelle schrie vor Angst und versuchte an ihre Menschlichkeit zu appellieren, ohne Erfolg. Einen Augenblick später erstarben die Schreie, als man nur noch ein lautes knacken hörte. „Sie hat sie umgebracht!“, schrie Yoru auf. Obwohl auch er schon lange hier war, konnte er sich nicht daran gewöhnen. Es zermaterte ihn. „Pst. Ruhig. Komm her.“ Sera drückte Yoru fester an sich und sie warteten still darauf, dass die Wärter kamen, die Bestie betäubten und sie dann wegschleiften. Ein anderes Team entsorgte die Leiche, der anderen. Während dieser Zeit waren alle Zellen wie ausgestorben. So lief es eben ab. Die Wissenschaftler spielten mit den Genen der Menschen herum, Kinder eigneten sich anscheinend am besten. Am Anfang verstarben alle, aber irgendwann gelang ein Durchbruch. Ein Kind der damaligen 3. Generation von Laborratten, mutierte zu einer furchtbaren Bestie und tötete dabei alles was in dessen Quere kam. Man nannte diese neuen Wesen Yajuu, die Bestien. Mit der Zeit wurden immer mehr Yajuu geschaffen, die aber nicht zu kontrollieren waren. Daher schaffte man sie in einen Bunker tief unter der Erde und sie wurden dort wie Tiere gehalten, bis man irgendwann ein Mittel finden würde, sie doch zu kontrollieren, denn sie waren schließlich sehr wertvoll. Man hatte jedoch noch nicht herausgefunden, wie genau der Prozess ablief. Es verhielt sich wie ein Virus. Lange Zeit geschah nichts. Doch dann begann es wie mit einer normalen Erkältung und nach spätestens 3 Tagen mutierten die Betroffenen und verloren jegliche Menschlichkeit. Sera wurde schon seit ihrer Geburt hier eingesperrt, aber ihr war es noch nicht passiert. Es gab viele, die schon jahrelang verharrten und sich dann verwandelten und andere verwandelten sich bereits nach der ersten Anwendung. Yoru war auch bereits länger da. Er kam zu Sera, als er 4 war und sie wurden beste Freunde, oder viel mehr wurden sie zu einer kleinen Familie. Während Sera akzeptable Testergebnisse in Verträglichkeit und Widerstandskraft erzielte, war Yoru jedoch eher schwach. Sein Körper verwandelte sich nicht, er rebellierte komplett gegen die Versuche und wurde langsam schwer krank und starb. Immer wieder versuchte Sera mit den Wachleuten zu reden und sie dazu zu bewegen ihn in Ruhe zu lassen und nur sie zu nehmen. Sie hätte alles ertragen, damit ihre Familie nicht starb. Yoru versuchte es immer herunter zu spielen und ging doch jedes Mal mit. Am nächsten Morgen wurden sie erneut abgeholt. Lange klammerten sie sich aneinander und wurden dann unsanft auseinander gezerrt, als es den Wachleuten reichte. Sera bestand darauf an seiner Seite zu bleiben, aber man ignorierte sie nur. An dem Tag bekam sie 8 Spritzen und musste 5 Ausdauer und Krafttests machen. Man war wohl zufrieden mit ihr, denn sie konnte wieder gehen danach. Doch Yoru war noch nicht da. Sie wartete geduldig und erst sehr spät abends brachten sie ihn zurück. Sie mussten ihn regelrecht hinterher schleifen, denn er war buchstäblich am Ende. Die Wachleute schmissen ihn unsanft in die Zelle und schlossen ab. Schockiert über Yoru´s Zustand rannte Sera zu ihm und fing ihn auf, bevor er auf den harten Boden aufschlug. Seine Augen waren Blutunterlaufen, aber er versuchte sie anlächeln. Seine dunklen Haare klebten ihm vor Schweiß im Gesicht. Wütend fauchte Sera die Wärter an. „Was habt ihr mit ihm gemacht?! Lasst ihn gefälligst in Ruhe, merkt ihr nicht, wie sehr er darunter leidet?“ „Klappe, solche Schwächlinge machen es eh nicht mehr lange.“ Er spuckte vor ihre Füße und dann verschwanden die Wärter. Vorsichtig hievte sie Yoru auf das Bett. „Was haben sie nur mit dir gemacht?“ „Nur ein paar Tests… nichts Schlimmes.“, flüsterte er ausgezerrt. „Nichts Schlimmes? Schau dich doch mal an, du bist am Ende deiner Kräfte.“, regte sie sich auf, wobei sich ihre Wut nicht gegen ihn, sondern gegen die Wissenschaftler und Wärter und… eigentlich alles hier richtete, was sie so quälte. „Das wird schon wieder ich muss mich nur ordentlich ausruhen…“ Schon schlief Yoru ein. Sera kochte vor Wut. Am nächsten Tag kehrten die Wärter zurück. Yoru war noch immer nicht wach zu bekommen, daher wollte sich Sera um das ganze kümmern. Mutig und entschlossen trat sie vor die Wachen, auch wenn sie innerlich vor Angst zitterte. „Ich mach euch einen Vorschlag. Ich mach seine Tests alle mit, dafür lasst ihr ihn in Ruhe.“ Nach einigem hin und her willigten die Wissenschaftler tatsächlich ein. Sera handelte einen richtigen Vertrag mit ihnen aus. Sie willigte ein alles über sich ergehen zu lassen, dafür wurde Yoru medizinisch versorgt und war für´s erste aus dem Schneider. Dieser wunderte sich später über seine neue Behandlung, aber Sera erzählte ihm natürlich nicht die Wahrheit. Die Experimente mit ihr wurden sogleich viel härter. Schließlich hatte sie nun die doppelte Anzahl zu ertragen, was sie jedoch still hinnahm, denn sie sah, dass es Yoru besser ging, seit er versorgt wurde. Einige Monate ging dies gut, doch auch kam der Punkt, an welchem auch sie ihre Grenze der Belastbarkeit erreichte. Die Tests zerrten an ihren Kräften und auch wenn sie es zu überspielen versuchte, sanken ihre Leistungen mit der Zeit deutlich. Die Wissenschaftler sahen darin einen Vertragsbruch und nahmen wenige Tage später die Experimente mit Yoru wieder auf. Als Sera davon erfuhr war sie außer sich, doch die Wissenschaftler ignorierten sie einfach. Als dann die Wärter eines Tages wieder kamen um die beiden abzuholen, stellte sich Sera quer. „Ihr werdet Yoru nicht mitnehmen! Er ist total fertig und würde das kaum durchhalten, dass müsst ihr doch sehen. Ich lasse nicht zu, dass ihr ihn mitnehmt.“ „Nein, lass doch… du wirst nur wieder bestraft werden!“ Yoru stand hinter ihr und versuchte sie zur Vernunft zu bringen. „Nein, ist schon gut.“, brummte sie entschlossen. „Was soll das Affentheater hier? Kommt ihr wohl mit?!“ Die Wachen zeigten sich unbeeindruckt, schließlich stand vor ihnen nur ein ausgezehrtes Zwölfjähriges Mädchen. Den Wachen ging es prima und sie waren zudem gut bewaffnet. Von so jemand ließen sie sich nicht auf der Nase herum tanzen. Dennoch stellte sie sich weiterhin Quer und keifte die Wachen an. Ohne Umschweife packte einer seinen Schlagstock aus und schlug sie damit brutal nieder. Sera wurde Bewusstlos und die Wärter nahmen Yoru mit. Doch auch sie nahmen sie mit. ........................................................................................ So, das war der erste Teil des kleinen Intermezzos ^^ Von der Handlung her werden nämlich nun andere Personen im Vordergrund stehen, auch wenn Kyria und co. natürlich nach wie vor vorkommen werden. Achja und bevor ihr euch wundert, Yajuu spielt ziemlich weit in der Zukunft, der Krieg selbst ist zeitlich hier etwa 2500/2600 gewesen und die Haupthandlung spielt um etwa 3000 :) Außerdem möchte ich mich mal bei meinen Lesern bedanken und auch für die gelegentlichen Meinungen dazu :3 lg Avyr Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)