Abschied eines Waldgeistes. von abgemeldet (Mido auf Reisen!) ================================================================================ Kapitel 6: Ihr Verlobter? ------------------------- Das Erste, an was ich mich erinnern sollte, war ein schrecklicher Würgereiz und das Spucken von Wasser, während ich mich fühlte, als würde ich ersticken. Ich rollte mich auf die Seite und zog meine Beine an, hustete und schnaubte, ehe ich wieder Luft bekam. Schwächlich blieb ich liegen. Überall um mich herum hörte ich das Rauschen von Wasser und leise Stimmen, die sich unterhielten. Eine Stimme näherte sich mir. „Oh, du bist wach!“ Die Stimme war mir fremd, stammte aber definitiv von einem weiblichen Wesen. Allerdings wusste ich noch nicht, wie dieses Wesen zu mir stand, daher wollte ich zuerst nicht reagieren und mich vielleicht besser tot stellen, aber anscheinend war das Wesen nicht blind. „Ich sehe, dass du lebst. Und, dass du atmest.“, informierte sie mich. Also musste ich mich doch geschlagen geben. Als ich mich aufrichtete blickte ich in ein großes, violettes Augenpaar. Als ich so saß, überkam mich eine weitere Welle des Hustens, so dass ich mich nur gerade so schnell genug abwenden konnte, hustete und wieder hinfiel. „Nichtmal bedanken kannst du dich. Ich habe dir das Leben gerettet. Nur einmal zur Information.“ Ich erholte mich, blickte zu dem Wesen hinauf. Was war sie? Sie legte ihre Hände in ihr blaues, schuppiges Antlitz. Schuppig? Blau? Ich konnte nicht anders, als sie anzustarren, denn eine Spezies wie diese war mir noch nie untergekommen! Sie erinnerte mich ein bisschen an die Fische, die bei uns im Wald in den Bächen herum schwammen. Ob man dieses Mädchen auch essen konnte? Ich bezweifelte, dass sie lecker war, denn sie sah zäh aus. Während ich so darüber nachdachte, knurrte mein Magen. Und das nicht gerade leise. Zu lange war mein letztes Essen her und wenn ich noch an die leckeren gegrillten Fische dachte, merkte ich, dass ich im Moment wohl einen ganzen Kokiri herunterschlingen könnte, wenn es nicht absolut abartig wäre, andere, sprechende Lebewesen zu verspeisen. Verwirrt über meine eigenen, seltsamen Gedanken schüttelte ich den Kopf. Aber bevor ich den Mund noch öffnen konnte sprach das Fischmädchen weiter. „Was starrst du mich denn so an, hä? Noch nie einen Zora gesehen? Du weißt wohl nicht, wen du vor dir hast! Ich bin die Prinzessin der Zora! Prinzessin Ruto!“ Abgesehen davon, dass sie eine Prinzessin war, und ich mich unhöflich benahm, fragte ich mich, ob sie sich selber nur gerne reden hörte, oder sich wohl über alles liebte. Und, ob mich das interessieren sollte. „Ehrlich gesagt, nein.“, gab ich plump von mir. „Aber es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ Ich stand auf und schüttelte mich zu aller erst einmal, bevor ich mir ihre Hand schnappte und sie schüttelte. Sie sah mich angewidert an und zog ihre zierliche Hand weg. „Nein, wie unhöflich und ungebildet. Erst Duzen und dann Händeschütteln? Wo sind wir denn hier? Bei den Goronen!?“ Was auch immer Goronen waren, sie schienen zumindest kein Volk zu sein, das viel Klasse hatte. Ich zog die Braue hoch. „Entschuldige.“ „Du weißt wohl auch nicht, wie man mit einer Prinzessin umgeht, hm? Dann bist du wohl nicht vom selben Stamm wie mein Verlobter… Auch, wenn ihr euch echt ähnlich seht… Ich wünschte, er käme bald zurück…“ „Aha.“, machte ich knapp und wandte mich ab, um Ausschau nach Merle zu halten. Sollte dieses Mädchen doch fantasieren, schon verlobt zu sein und eine Prinzessin zu sein. Irgendwie war sie verdammt abgehoben und das fand ich unfreundlich – nicht, dass ich besonders freundlich war. „Er hieß Link, und er war viel netter als du.“ „Das interessiert mich relativ we… Sagtest du Link!?“ Ich drehte mich auf den Absätzen zu ihr um und sie lächelte verlegen. Link? Das musste ein Versehen sein… Aber wenn ich ihm so ähnlich sah… Vielleicht meinte sie die Kleidung! Natürlich, Link musste hier vorbeigekommen sein! Und wenn sie von einem netten Kerl sprach, dann war er sicher gemeint, immerhin war er ja der Frauenheld schlechthin… Aber dass er sich direkt mit einer dahergelaufenen Prinzessin einlassen würde? Ich wusste ja nicht so Recht… „Ja, Link. Mein Verlobter. Er ist vom Stamme der Kokiri und sooo stark! Er hat mich aus Jabu Jabus Bauch befreit und die Barinade verprügelt! Aber dann ist er einfach gegangen… Ich habe ihm unseren Verlobungsstein mitgegeben, damit er sich für immer und ewig an mich erinnert!“ Es verschlug mir die Sprache. Aha. Salia ließ er alleine, aber mit dieser Prinzessin hier verlobte dieser unsensible Dummkopf sich direkt? Ich war keinesfalls sensibel, aber hier sah sogar ich, dass irgendetwas seltsam war. Bedeutete unser Volk ihm denn gar nichts? Nein, nicht unser Volk… Die Kokiri, zu denen wir nicht mehr gehörten. Meine Stirn lag in Falten und ich verschränkte die Arme, betrachtete Ruto eindringlich. „Verlobungsstein.“, wiederholte ich. „Wie habe ich mir das vorzustellen?“ Vielleicht war es ja gar keine richtige Verlobung sondern nur eine Art Spiel… Außerdem erinnerte es mich an das Relikt der Kokiri – Den Kokirismaragd… Der Deku Baum hatte uns einst erklärt, dass er wichtiger wäre, als wir alle dachten. Warum, verstand ich bis heute nicht. „Meine Mutter hat ihn mir gegeben, als sie starb. Aber das kannst du vergessen, der gehört nur Link, auch, wenn du mich sicher auch gerne auf der Stelle zur Frau nehmen würdest.“ Ich blickte sie mit hochgezogener Braue an, ehe ich stumpf konterte: „Oder auch nicht. Es geht um Link. Wir glauben, er schwebt in Gefahr. Ich brauche die Informationen.“. Warum hatte ich mich noch gleich zu Links persönlichem Leibwächter ernannt? Es war jedenfalls interessant, seine Spuren zu verfolgen, und wenn ich erfahren konnte, was mit ihm geschehen war, vielleicht konnte ich Salia dann beruhigen. Vielleicht saß dieser kleine Idiot einfach irgendwo und verlobte sich mit noch mehr Prinzessinnen. „Was? Link? In Gefahr?“, echote sie. „Sonst würde ich es doch nicht sagen, oder?“ Ruto setzte sich. Anscheinend schien sie wirklich schockiert darüber. „Na, in Ordnung. Ich sage dir, was du wissen willst…“, begann sie und stand schließlich wieder auf. „Folg mir zuerst in mein Gemach. Wir werden uns dort unterhalten. Deine Fee ist auch dort.“ Ich schob die Hände in meine klitschnassen Hosentaschen und bemerkte erst jetzt, dass es ziemlich kalt war. Wenn ich mich nicht erkälten würde, wusste ich auch nicht weiter. Dieser ganze Stress in letzter Zeit. Nervige Prinzessinnen, das Dorf verlassen und einem Dummkopf nachsteigen, der sich mit jeder verlobte, die ihm über den Weg lief. Zumindest hatte ich jetzt für den Rest meines traurigen Lebens ein tolles Hobby gefunden. Ironischerweise befasste sich jenes mit der Person, die ich am meisten auf dieser Welt hasste. Eine Tür wurde geöffnet und Ruto ging hindurch. Sie setzte sich auf ihr Bett und senkte den Blick. „Mach die Tür bitte hinter dir zu. Setz dich, wohin auch immer du willst. Ich werde reden.“ So leicht war es, ihren Willen zu brechen? Ich schloss die Tür und setzte mich auf einen Stuhl, der aus einem weiß-bläulichen Gestein angefertigt war. Das Rauschen der Wellen hörte man selbst hier noch. „Wie kommst du darauf, dass ihm etwas zugestoßen ist?“ Die Frage machte mich einen Moment lang mundtot, weil ich mir dachte, dass sie mir nicht glauben würde, aber mehr als die Wahrheit hatte ich nicht. „Also, es gibt so ein Mädchen, bei uns im Wald – Ihr Name ist Salia.“ „Ein Mädchen? Liebt Link sie?!“ Sie hatte wohl nur ihre Verlobung mit ihm in ihrem hohlen Köpfchen. „Nein, aber das ist auch jetzt gar nicht wichtig! Sie hat eine Art Verbindung zu ihm und seit kurzem nimmt sie ihn nicht mehr wahr. Sie hat Angst, dass ihm etwas zugestoßen ist und deswegen bin ich los, um ihn zu suchen.“ Eigentlich war das nicht der Grund gewesen, warum ich mein Dorf verlassen hatte, aber davon musste das Mädchen hier ja nichts wissen. Am Ende würde sie mich noch heraus schmeißen, weil ich keinen Namen hatte. Ach ja, einen Namen! Ich musste ihr meinen noch sagen. „Ich heiße im Übrigen Mido.“, stellte ich mich der kleinen Prinzessin vor. Sie atmete tief ein und aus. „Und diese Salia, sie mag ihn?“ Ich schlug die Hand wie aus Reflex gegen die Stirn. Hier könnte jemand gestorben sein, aber ihr war es vollkommen egal! „Ja, ich glaube schon.“, antwortete ich ehrlich. „Was hat sie, was ich nicht habe? Sie ist nichtmal eine Prinzessin! Sag mir, dass Link sie wirklich nicht so liebt, wie er mich liebt!“ Es war ein Moment, in dem ich meinen Kopf gegen die Wand schlagen wollte. Wie konnte so ein junges Ding über die Liebe reden? Selbst ich maßte mir das nicht einmal an. „Ich habe keine Ahnung, wie er dich liebt, oder ob er sie liebt, aber er hat uns verlassen, also kann die Liebe ja nicht besonders groß gewesen sein…“, sagte ich trocken. „Und jetzt sag mir schon, was ich wissen will.“ Nur aus dem Augenwinkel sah ich Merle, die es sich in einem Schrank bequem gemacht hatte und wohl andere Sorgen hatte. Sie hatte Glück, dass sie dieses Armutszeugnis an Ernsthaftigkeit nicht mitbekommen musste. In meinem Kopf machten sich Schmerzen breit… Ich konnte mit diesem Mädchen einfach nicht umgehen und wenn sie ihre Antwort noch mehr als ein paar Sekunden herauszögerte würde ich sie zu gegrilltem Fisch verarbeiten! „Und du bist so tapfer, ihm nachzureisen?“ „Naja, tapfer, haha…“ Vielleicht würde ich ihr auch nicht weh tun. „Oh nein, stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Es ist so mutig und nobel von dir, das zu tun!“ Naja, eigentlich war sie vielleicht nicht einmal so schlecht. Ich grinste breit und nickte. Ja, und wie mutig und nobel ich war! Mit einer Hand zog ich mir die Mütze vom Kopf und wrang sie aus. „Also, Mido…“, begann sie. „Eigentlich nennt man mich eher den Großen Mido! Ich führe die Kokiri an.“ „Oh, ein Anführer? Wie erhaben…“, sagte sie und sah ein wenig sinnierend aus. Ja, wie erhaben ich war! Ich war so unglaublich erhaben! Und Link war es nicht. „Großer Mido, mit welcher Information kann ich dir behilflich sein?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)