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Wächterinnen

Finde dein Schicksal in der Vergangenheit
von

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25. Februar 2006 Schottland, Skye
 

Die letzte Fähre am Samstagabend. Eigentlich hatte der Fährmann nicht damit gerechnet, dass zu so später Stunde noch jemand seine Arbeit annehmen würde und hatte daher ein Nickerchen gehalten. Ein klitzekleiner Fehler wie er feststellen durfte, als er wohl nicht sofort auf die junge blonde Dame reagiert hatte. Er hatte, nachdem sie für sich und ihre beiden Gefährtinnen bezahlt hatte, in aller Ruhe das Schiff fertig gemacht. Die Mädchen hatte er nicht verstanden, da sie in einer für ihn fremden Sprache redeten oder besser schimpften, zumindest die Blondine. Ihre Begleiterinnen eine hochgewachsener Rotschopf und eine kleine Brünette schien das nur zu erheitern, da sie grinsten.

Ein verdammt kalter Wind wehte dem Fährmann entgegen, als sie auf das Meer hinausfuhren, doch störte ihn das nicht. Er war immerhin geschützt und steuerte das Boot zielsicher zu der kleinen Insel Schottlands. Ein schönes Plätzchen, seine Heimat und doch verstand er nicht, wie man zu dieser Jahreszeit dort hinwollte. Momentan war es einfach nur kalt und grau. Typisches Wetter für diese Jahreszeit. Touristen ließen sich eigentlich nicht hier blicken und auch die wenigstens Bed and Breakfast hatten jetzt schon geöffnet. Die kleine Insel lag sozusagen im Winterschlaf. Ein seliges Lächeln schlich sich auf seine harten Züge, als er an das warme Zimmer dachte und seine Frau, die sicherlich einen stärkenden Eintopf gekocht hatte.
 

„Könnt ihr mir nochmal erklären, warum wir genau zu dieser verfluchten Jahreszeit in Schottland rumkurven?“, fragte Selena mit bissiger Stimme und sah auf das Meer. Es war eisig kalt, wie die Blondine empfand und daher schlang sie ihren Trenchcoat noch etwas enger um sich. Sie trug eine bequeme Jeans, Stricksocken und Wanderschuhe. Normalerweise steckten ihre Füße in hochhackigen Schuhen, aber die hätten sie hier nur umgebracht. Kurz wühlte sie in ihrer Tasche und band ihre blonden Haare zu einem Zopf zusammen, erst danach suchten ihre hellblauen Augen wieder den Blickkontakt zu ihren Freundinnen, Io und Artemis.

„Weil unsere Abschlussprüfung Anfang Mai ist und eine gewisse Blondine einfach nicht im April in den Urlaub fahren wollte, mein ich zumindest zu erinnern oder?“, antwortete Artemis wahrheitsgemäß, allerdings tat sie dabei so, als müsse sie angestrengt nachdenken und rieb sich dabei ihr Kinn. Io lachte leise und nickte zur Bestätigung. Selena gab einen äußerst frustrierten Laut von sich und versetzte ihren Freundinnen einen freundschaftlichen Schlag. Sie kannten sich nun fast drei Jahre, weil sie denselben Beruf erlernen wollten. Bürokauffrau. Niemals hätte die Blondine erwartet, dass sich so eine tiefe Bindung zwischen ihnen entstehen würde. Waren sie doch Grundverschieden und doch in manchen Dingen gleich.

„Hey, wir haben dir gesagt, dass das Wetter nicht das Beste sein wird.“, wehrte sich nun Io und strich sich eine rote Strähne aus ihrem Gesicht. Ihr Gesicht war bleich. Bootfahren, war so gar nicht ihre Fortbewegungsmittel, aber sie war froh, dass sie durch den kleinen Aufstand, den Selena probte, abgelenkt wurde.

„Du bist nur verwöhnt, weil du immer auf Ibiza rumhängst.“, fügte Artemis auch noch hinzu, während sie ihre Kapuze ihres Pullovers über die braune Mähne zog. Ihre blassrosa Lippen verzogen sich zu einem neckenden Grinsen. „Pass bloss auf, dass ich nicht nochmal zu schlage.“ Sofort trat die Braunhaarige einen Schritt zurück und endlich lachte Selena und die beiden Mädchen sahen sich grinsend an. Immerhin war die Blondine nun nicht mehr verstimmt und sie schienen auch jeden Moment anlegen zu können.
 

„Vielen Dank und einen schönen Feierabend.“, verabschiedete sich Artemis brav bei dem Fährmann, der ihr zu Antwort zu grummelte und dann die kleine Fähre fest machte. Die braunhaarige junge Frau schulterte ihren Reiserucksack und ächzte. „Man, mittlerweile sollte man sich doch an das Gewicht gewohnt haben oder?“, fragte sie, während sie die Planke zu Festland runter ging. Io schmunzelte. „Ich bin einfach nur glücklich, dass ich wieder festen Boden unter den Füßen habe.“

„Eure Probleme möchte ich haben. Kein Taxi weit und breit und mir ist sau kalt.“, motzte Selena schon wieder und rieb sich die Arme um sich zu wärmen. Ihr Blick sah verdrießlich auf die verlassene Hafenstraße von Portree. So bekam sie nicht, dass Artemis wieder zurück ging und kurz mit dem Fährmann sprach.

„Ich habe die Lösung unseres Problems.“, rief sie, als sie nach wenigen Minuten zurück kam und grinste von einem Ohr zum Anderen. Sofort hatte sie die uneingeschränkte Aufmerksamkeit ihrer Freundinnen und erklärte, dass der Fährmann sie mitnehmen würde.

„Wehe er schläft am Steuer ein.“, warnte Selena, die zwar begeistert darüber war, dass sie nicht laufen mussten bis zu ihrer Schlafmöglichkeit. Irgendein B&B. Sie setzte sich auf ihren Reiserucksack und wartete, dass der Mann fertig wurde.
 

***
 

„Boah, es ist einfach wunderschön oder?“ Io drehte sich im Kreis und breitete dabei lachend ihre Arme aus, als sie an einer weiteren Grünfläche vorbei kamen. Sealt war der südliche Teil von Skye und war der Garten, zumindest stand dies im Touri-Führer, den Selena in der Hand hielt um sich weiter zu informieren. „Genau, matschig, nass und kalt.“, murmelte sie und bekam dafür einen Knuff von Artemis, die leise lachend nehmen ihr lief. Ihre Augen huschten dabei auch über die Grünflachen und die sanften Hügel. Am längsten blieben ihre Augen an der Schafherde hängen, die sich verstreut hatte und in aller Ruhe vor sich hin graste oder aber schlief. „Wie wäre es damit. Wir setzen dich einfach zwischen die Schafe. Da hast du es warm und kannst weiter lesen, während wir die Gegend erkunden.“, schlug sie ihrer blonden Freundin vor und fing sich einen bösen Blick ein, der sie nur noch mehr lachen ließ. „Wie lange brauchen wir zu den Ruinen des MacDonald Anwesens?“, rief Io von weiter vorne und streichelte ein Schaf, das auf blökte.

„Du bist hell auf begeistert von deiner Umgebung und siehst die Ruine nicht.“, wieder sah sich Selena gezwungen von ihrer Lektüre aufzusehen. „Schau einfach mal schräg nach rechts. Einfach den Weg folgen. Wir sind sicherlich in ein paar Minuten da und wehe einer von euch quietscht.“

„Ach, sei doch nicht immer so ein Spielverderber.“, beschwerte sich nun Artemis wieder und beeilte sich Abstand zwischen sich und ihre Freundin zu bringen, die sie schon wieder anfunkelte. Als sie bei Io angekommen war, flüsterte sie: „Sag mal, warum ist sie den heute noch schlechter drauf als gestern Abend.“ Io zuckte nur unschlüssig mit den Schultern und ließ von den Schaf ab. „Vielleicht kriegt sie ihre Tage oder sie hat einfach genug von uns.“

Erschrocken riss Artemis die Augen auf und blickte zu dem Rotschopf auf. Sie war das Küken in der Gruppe und zudem auch noch die Kleinste. Irgendwie nicht fair, wie sie fand. „Du scherzt oder? So schlimm, sind wir doch gar nicht. Oder etwas doch?“ Nachdenklich wanderte ihr Blick von ihrer Freundin zu der Ruine. Normalerweise schlug ihr Herz höher, bei alten Gebäuden, doch dieses Mal verfehlte es seine Wirkung. Gerade als sie wieder ihren Mund öffnen wollte, spürte sie einen Schlag auf den Hinterkopf und schrie erschrocken auf.

„Wofür war die?“, fragte Io und rieb sich über die Stelle, wo sie getroffen wurde. Selena hatte zu ihnen aufgeschlossen und schüttelte einfach nur ihren Kopf, so dass sich einige Strähnen aus ihrem Zopf lösten. „Ihr seid nicht der Grund.“, brummte sie noch und stapfte weiter.

Io und Artemis sahen sich kurz an, ehe sie zu ihrer Freundin aufschlossen. Doch Selena würgte sie gleich ab, in dem sie leise knurrte. Ein Zeichen, dass sie auf gar keinen Fall darüber reden wollte. Wieder sahen sich die Zwei an und zuckten gleichzeitig mit den Schultern.
 

Den restlichen Weg bis zur Ruine verbrachten die drei Frauen schweigend. Anscheinend passte sich das Wetter Selena’s Stimmung an und verdüsterte sich. Dunkle Wolken zogen auf und der Wind frischte auf. Von weiten konnte man schon den Donner hören, aber der Blitz war noch nicht zu sehen.

Kurz vor ihrem Ziel wurde Io auf einmal von etwas, dass im Gras lag abgelenkt. „Wartet mal kurz.“, rief sie zu den Beiden, als sie bei dem goldenen Ding war, ein Amulett, wie es sich herausstellte. Eine Kette war nicht daran. „Meint ihr, das ist aus dem Museum?“, fragte sie und zeigte den Beiden ihren Fund. Es war ein einfaches Amulett aus deren Mitte sie ein Mann angrinste. Drumherum waren lateinische Worte geschrieben. „Wäre gut möglich.“, meinte Selena und griff danach um sich die Wörter genauer zu betrachten. „Ich hatte leider kein Latein. Wäre doch deine Aufgabe, dass zu lesen, Artemis.“ Die Angesprochene lachte auf. „Genau, ich habe Latein nur bis zu 8. Klasse mitgemacht. Danach habe ich es sein lassen. Aber zeig mal her.“ Als Selena das Amulett in die Hand ihrer Freundin legte, fing es anzuglühen. Überraschung zeichnete sich auf den drei Gesichtern ab, ehe sich das Leuchten weiter ausbreitete und die Mädchen einschloss.



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