Von wegen Freundschaft! von _Masaru_ (Ein Leben auf dem Internat...) ================================================================================ Kapitel 7: Insgesamt wohl ein seltsamer Tag ------------------------------------------- 7. Insgesamt wohl ein seltsamer Tag [...]Wie konnte ein Mensch nur so unglaublich gut aussehen und dann auch noch so einen tollen, witzigen, liebevollen Charakter haben? War er etwa ein Engel? Ich musste bei dem Gedanken leicht schmunzeln und bekam gar nicht wirklich mit, wie die Müdigkeit sich immer mehr wie ein Schleier um mich legte und mich zuletzt ganz einhüllte. Auch diese Nacht träumte ich von dem braunhaarigen Wuschelkopf, aber es war einer der friedlichsten und schönsten Träume, die ich je gehabt hatte. *** Ich wachte auf. Aber nicht wie ich erhoffte durch einen sanften Kuss wie in Dornröschen, nein, mich quälte das penetrante, piepsende Geräusch, dass der nervigste Wecker, den ich je gesehen, pardon gehört hatte, von sich gab. Es gab sicher keinen Menschen, der von diesem Gedudel nicht wach wurde. Ich hatte schon meine Gründe, warum ich immer mein Handy als Wecker benutzte. Wohl auch, weil ich die anderen als ich klein war immer gegen die Wand geworfen hatte, damit ich weiter schlafen konnte und da sie mich einfach derbe aufgeregt hatten. Meiner Kehle entkam ein leises Murren. Warum erbarmte sich niemand und stellte dieses Ding endlich aus? Oder warf es zur Not auch aus dem Fenster? Aber da auch nach weiteren 20 Sekunden das Gepiepse noch kein Ende genommen hatte, musste ich wohl oder übel zur Tat schreiten und das, obwohl es gerade so schön warm unter der Decke war. Apropos, schön geträumt hatte ich auch, bevor dieses vermaledeite Etwas mich aufgeweckt hatte! Deshalb drehte ich mich in die Richtung aus der das Geräusch kam, tastete anschließend blind nach dem Wecker, um ihn wenn möglich auszuschalten und seufzte erleichtert auf, als endlich wieder Ruhe herrschte. Glücklich und mit einem Lächeln auf den Lippen kuschelte ich mich wieder in meine Decke ein, doch...irgendetwas war seltsam. Seit wann bewegte sich mein Bett? Und seit wann duftete mein Bett so unglaublich gut? Verwirrt und mit dem Gedanken im Kopf, dass ich's doch gestern nicht einmal mehr ins Bett geschafft hatte, weil ich vorher am Schreibtisch eingeschlafen bin, blinzelte ich etwas bevor ich meine Augen schließlich und endlich ganz aufschlug und das was ich sah...half mir nicht wirklich. Vor mir entdeckte ich den Stoff meiner Bettdecke. Mein Blick glitt weiter nach oben. Ein Hals. Noch weiter. Verlockende, unwiderstehliche Lippen. Ein Stückchen weiter noch. Geschlossene Augen, umrahmt von braunen, verwuschelten Haaren. Shit. Was machte Vjet in meinem Bett?! Gut. Jess beruhige dich. Tief durchatmen und nachdenken. Meine Klamotten hatte ich noch an, ebenso wie Vjet selbst, was für mich schon mal hieß, dass ich nicht über ihn hergefallen war. Hmm...aber was war dann passiert? Und welcher Tag war heute? Mussten wir nicht in die Schule? Wobei...scheiß doch einfach auf die Schule. Ich musste diesen Moment ausnutzen, solange er sich mir noch bot, deswegen seufzte ich leise und kuschelte mich anschließend wieder an meinen Mitbewohner, der immer noch zu schlafen schien. Da fragte ich mich doch, warum er bei so einem Wecker nicht wach wurde, sonder friedlich weiterschlafen konnte...Merkwürdig. Aber ich machte mir nicht weiter Gedanken über solch einen Mist, sondern genoss einfach nur die Nähe zu Vjet, seinen einmaligen Duft und die Wärme die sein Körper ausstrahlte. Mein Herz hatte sich heute wohl für Cha-Cha-Cha entschieden, was ich aber gekonnt ignorierte, genau wie das Kribbeln auf meiner Haut dort wo ich ihn berührte, denn natürlich lagen wir beide unter einer Decke. Ich war bereits wieder im Halbschlaf, als da wieder dieses unglaublich nervtötendes Piepsen des Weckers an mein empfindliches Ohr drang. Ich dachte ich hätte ihn ausgeschalten?!! Murrend und jammernd zog ich mir einfach die Bettdecke über den Kopf und hoffte so, den Wecker nicht mehr hören zu können, aber das einzige was es mir einbrachte war ein kleines Auflachen seitens meines wohl gerade wach gewordenen Mitbewohners. Okay...was nun? Sollte ich irgendetwas sagen? Mich dafür entschuldigen, dass ich mich an ihn gekuschelt hatte oder so? Ich wusste es nicht, weshalb ich einfach mal unter der Decke versteckt blieb und erleichtert aufatmete, als Vjet dieses Ding ausmachte. Stille. Ich wurde nervös. Shit. Glücklicherweise wurde mir die Frage was tun aber abgenommen, indem er sich auf die Seite drehte, die Arme um mich legte und mich an sich drückte. Fuck. Ich starb hier gleich an Herzüberbelastung! Doch...wenn er mich schon näher an sich drückte, konnte ich mich doch auch näher an ihn rankuscheln, nich? War doch dann erlaubt, oder? Gesagt, getan. Was mir gleichzeitig neben einem unglaublichen Hochgefühl auch wieder einmal ein Lachen einbrachte. „Ich würd auch lieber weiterkuscheln, aber wir sollten echt aufstehen, oder wollen wir schon wieder fast zu spät kommen?“, fragte er mich und ich seufzte nur resignierend auf. Er hatte ja recht, aber es war halt verdammt bequem in meinem Bettchen. „Komm, auf auf mir dir Jessy! Vielleicht schaffen es wir dann auch mal zu frühstücken.“ Wir hatten es nicht geschafft etwas zu essen. Ich hatte nämlich so überhaupt keine Lust aufzustehen, weshalb wir einfach noch 20 Minuten liegen blieben, wobei er mir immer wieder über den Rücken strich, mich damit total wuschig machte und mir die ganze Zeit eine Gänsehaut bescherte. Zum Glück hatte ich aber keine Morgenlatte, wäre nämlich echt unglaublich peinlich gewesen. Naja...irgendwann hat er mich dann aber doch aus dem Bett geschmissen und wir machten uns fertig. Ich vermied es ihm in die Augen zu blicken, einfach, weil ich mich total schämte. Ihm schien es aber eher weniger augemacht zu haben, dass ich mich so an ihn geklammert hatte, denn er smilte mich wie immer an und redete wie immer über Gott und die Welt. Und ich war ehrlich froh drüber, doch mit irgendjemanden musste ich darüber reden. Ich musste mich mit jemanden austauschen, mir anhören, was derjenige davon hielt et cetera. Ja, ja ich weiß, ich war sehr von anderen abhängig manchmal, aber so war ich nun einmal. Außerdem war ich wenn man es mal so sah total unerfahren und mir eben unsicher, da half es doch schon wirklich, wenn du dich mit jemanden austauschen konntest. Jedenfalls...Zu Max wollte ich nicht, er würde mich wahrscheinlich auslachen, behaupten ich solle doch nicht so schüchtern sein und ihn einfach um ein Date oder so fragen, weshalb ich eher zu Eli tendierte. Wir hatten uns wirklich gut angefreundet und er kannte Vjet auch schon eine Weile. Weshalb ich beschloss ihn mal nach dem Unterricht zu entführen und mit ihm zu reden. „Na du Gnom, was gibt’s wichtiges?“ Okay...wenn ich gerade nicht so durcheinander wäre, dann würde ich ihn für diesen Kosenamen eigentlich eine runterhaun. Wirklich, was bildete sich Eli bitte ein?! Nur weil wir hier zu zweit in einem verlassenen Männerklo standen, gab es für ihn keine Gründe mich zu beleidigen auch wenn ich wusste, dass er es selbst nicht als Beleidigung sah. So wie er mich mal wieder angrinste wollte er mich eher etwas auf die Palme bringen, doch ich ging nicht drauf ein. „Naja...ich bin...verwirrt?“ „War das jetz ne Frage oder ne Tatsache?“, wollte er wissen, wobei er sich das Lachen wirklich verkneifen musste. Ja was konnte ich dafür, dass ich mich selbst nicht mal verstand? Es durfte doch jeder mal so durcheinander sein! War er doch sicher auch schon mal. „Hör auf mich auszulachen!“ Ey, langsam wurd's mir echt zu viel! Eli hob abwehrend die Hände und grinste mich wie ein Honigkuchenpferd an. „Ich lach doch gar nicht, alter.“ „Na aber fast!“ „Is doch nicht das selbe.“ „Und ob!“ Ich wurde mit der Zeit immer wütender. Was bildete sich der Zwerg eigentlich ein? Okay...Zwerg passte jetzt nicht, aber ich war immerhin älter als er! „Haha, ach Jess! Geht's dir jetzt besser?“ Hääää? Warum sollte es mir jetzt besser gehen? Ging's mir schlecht? Wobei...n' bisschen vielleicht ja...aber... „Ja...“ Tatsächlich. Ich hatte gerade nicht nachgedacht. Ich hatte mich auf das Hier und Jetzt konzentriert und mir nicht den Kopf über Vjet zerbrochen, was mich nämlich wirklich zu schaffen machte. Eli hatte mich abgelenkt und mir gerade geholfen. Was hatte ich nur für tolle Freunde? „Dann passt's ja“ Er schlug mir kumpelhaft gegen die Schulter „Und nun, da du nich mehr so viel nachdenkst, sag mir was los is und was dich so durcheinander bringt.“ Auffordernd und ernst wurde ich angesehen, was mich einmal Schlucken ließ. Ich erzählte ihm von gestern Abend und heute Morgen. Wo ich aufgewacht bin, bei wem und was danach war. Er hörte mir aufmerksam und stillschweigend zu und dafür war ich ihm wirklich dankbar. Ich glaubte, Eli mochte mich und wollte, dass es mir gut ging. Warum sonst würde er mir helfen? Wir kannten uns ja erst seit knapp einer Woche. „Hm...“ Nachdem ich ihm alles haargenau geschildert hatte, kratzte er sich nachdenklich am Hinterkopf und blickte auf die hässliche weiße Decke. Die war aber auch nur einfach zum Kotzen. Es war kein weiß mehr, sondern schon eher so ein grau-weiß mit lauter Flecken und Rissen. Schrecklich. Eli holte mich aus meinen eigenartigen Gedanken als er wohl endlich die richtigen Worte gefunden hatte. „Ich denke Jess, dass du dir dein hübsches Köpfchen nicht so sehr darüber zerbrechen solltest. Ehrlich, denk nicht darüber nach warum oder was nun, sondern lass dich einfach treiben. Sei spontan und warte, was als nächstes auf die Zukommt und handle eben aus dem Affekt. Wenn irgendwem irgendwas nicht passen sollte, dann wird er dich schon darauf hinweisen, aber bis dahin tu einfach, was die Herz dir sagt. Dein Problem ist nämlich, dass du einfach zu viel nachdenkst. Auch über die Konsequenzen. Und das solltest du einfach mal abstellen, dann wird’s dir bald besser gehen, glaub mir.“ Wow...okay...ich war baff. Ich wusste ja, dass Eli auch ernst und hilfsbereit sein konnte, aber...so? Man konnte ihn ja glatt als Psychologe bezeichnen! Außerdem, wer traute ihm bitte so etwas zu, wenn man ihn das erste mal sah? Also ich ja nicht...aber, könnte er recht haben? Dachte ich wirklich zu viel nach? Ein Lachen riss mich erneut aus meinen Gedanken und als ich aufblickte, sah ich den Braunhaarigen halb auf den Boden kugeln. „Hey, mach dir damit jetz kein Stress oder so, haha, hör einfach auf mich.“ Und nun kam was, was ich auf's Übelste nicht leiden konnte. Er wuschelte mir durch meine perfekt sitzenden Haare. Ein kleines Knurren entkam dabei meiner Kehle, was ihn noch mehr zum Lachen brachte. Bevor ich ihn aber hätte zusammenschlagen können – was ich wirklich gerne gemacht hätte – ertönte auch schon der Gong und er zog mich schnurstracks aus dem Klo Richtung Klassenzimmer ohne dabei aufzuhören mich auszulachen. Dieser Arsch. Ich hatte Hunger. Seit Mittag hatte ich nichts mehr zu mir genommen, was weder mir selbst, noch meinem Magen besonders gefiel. Aber zum Glück war es nur noch eine halbe Stunde, bis es endlich Abendessen gab, nur hoffte ich, dass wir bis dahin überhaupt fertig waren. Wen ich mit 'wir' meinte? Damit meinte ich im allgemeinen die Schulband, zu der ich mich ja seit neuesten auch zählen durfte. Heute war die erste Bandprobe und als aller erstes durfte ich natürlich einmal vorsingen, obwohl Ra schon die ganze Zeit seinen Kumpels sagte, dass ich unglaublich gut singen konnte. Sie waren anfangs etwas skeptisch, was ja auch begründet war, aber nachdem ich dann etwas gesungen hatte, während mich Ra mit seiner Gitarre begleitet hatte, waren sie vollends begeistert von mir und wollten mich nie mehr gehen lassen. Nur ein Problem gab es da noch. Ich konnte deren Texte alle nicht. Klar übten sie einige mir bekannten Lieder, aber auch selbst komponierte waren dabei und die kannte ich ja nicht. Übrigens meinte sie auch, dass sie mal meine selbst geschriebenen Lieder durchgehen würden – nicht heute, aber beim nächsten Mal – und dann würden sie entscheiden, ob sie davon welche einstudieren würden oder nicht. Wär aber echt cool nach meiner Meinung. „Okay Leute, noch mal von vorne!“, schrie Ra durch den Musiksaal. Ich selbst war damit nicht gemeint, da sie momentan ein eigenes Lied durchgingen. Deshalb las ich die Liedtexte durch, die sie mir aufgedrückt hatten und die ich doch bitte auswendig lernen sollte. Interessiert lauschte ich der Band, die – und das muss ich hier auch einmal erwähnen – wirklich richtig gut waren und da freute es mich noch mehr, dass ich da dabei sein durfte. Die Band – sie nannten sich selbst 'Till The End' – bestand nun mit mir aus insgesamt fünf Leuten. Alle männlich, alle gutaussehend, aber keiner mein Geschmack. Da hätte wir den langhaarigen, blonden Tom mit seiner Gitarre, den großen Hünen Lucas an seinem Schlagzeug, der dunkelrothaarige Michi an seinem Keyboard und natürlich unser schwarzhaariger Ra als Gitarrist und Backgroundsänger. Alles in Allem also eine kleine, bunte, durchgeknallte Truppe. Und ich fühlte mich hier unglaublich wohl. 18.15 Uhr zeigte die kleine Wanduhr in dem Raum. Wir waren immer noch nicht fertig und mein Bauch hatte schon angefangen vor sich hin zu knurren und nach Essen zu schreien. Aber okay. Zumindestens wurde ich gut unterhalten und es machte ja auch Spaß mit diesen Chaoten. Im Moment durfte ich sogar mitsingen, da ich dieses Lied nun schon ein paar mal gehört hatte und ich den Text vor mir liegen hatte. Ein wirklich schönes Lied. Ich war richtig drinnen und nahm kaum noch etwas von meiner Umgebung war. Das Singen machte mir einfach unglaublich viel Freude, gab mir ein gewisses Freiheitsgefühl. Und es vertrieb die Zeit. Doch leider, wie alles in dieser verdammten Welt, endete es nach kurzen 4 Minuten und es herrschte kurz Stille, bis ein Klatschen ertönte, doch nicht von einem aus der Band. Es kam von der Tür und als ich zu dieser Blickte, stand Vjet – einfach nur sexy am Türrahmen lehnend – und smilte uns entgegen. Täuschte ich mich oder sah er hauptsächlich mich an? „Vjety!! Hast du das gehört? Sind wir nicht einfach klasse?!“, schrie Ra dem Wuschelkopf durch das Mikro entgegen und ich wunderte mich, warum ich danach überhaupt noch etwas hören konnte. Unser heimlicher Zuschauer nickte zustimmend und kam etwas auf uns zu. „Ihr seit wirklich einfach nur hammer, aber eigentlich bin ich wegen etwas anderem hier.“ Bei diesen Worte blickte er kurz zu mir, bevor er sein Augenmerk wieder auf den Schwarzhaarigen richtete. Doch bevor dieser nachfragen konnte, meldete sich Tom zu Wort. „Na was will denn unser Schönling von uns alten, hässlichen Kerlen?“ Blondy musste bei seinen eigenen Worten lachen, denn mal ehrlich, hässlich war keiner aus der Band, vor allem Tom selbst nicht. Nur halt alle nicht mein Typ. Mein Typ stand vor mir und lachte selbst gerade über das Gehörte. „Tommy du weißt doch, dass ihr selbst alle an als Models durchgehen würdet!“ Er zwinkerte ihm kurz zu und grinste weiter vor sich hin. „Jedenfalls bin ich hier um Jessy abzuholen.“ Nun blickte er mich an, nur die Art wie...dieser...Blick...machte mich ganz wuschig, ich konnte ihn nicht einmal beschreiben. „Mich...abholen?“, echote ich leise und verwirrt. Warum wollte er mich abholen? Hatten wir irgendetwas vor? Hab ich was verpasst? „Hmh schon. Es is kurz nach 6 und ich wollte dich zum Essen abholen.“ Ein Lächeln zierte seine wunderschönen Lippen und ich fiel gleich in Ohnmacht. Er wollte mich zum Essen abholen! Oh my god...das hörte sich ja fast an wie ein Date! Herz, beruhige dich. Nichts missverstehen. Atmen Jess. Nicht durchdrehen. „Wir sind eh schon so gut wie fertig. Kannst ihn ruhig mitnehmen, nicht das er uns hier noch verhungert.“, stimmte Lucas – kurz einfach Lu – an meiner statt zu und die anderen nickten zustimmend, während Tom mich sogar nach leicht nach vorne schubste und ich – dank meiner wohl nie weggehenden Tollpatschigkeit – so halb über meine eigenen Füße stolperte und prompt gegen Vjet fiel, der mich aber, dem nicht existierenden Gott sei Dank, auffing. Nun hing ich also in den Armen des lachenden Wuschelkopfs, der sich einfach meine Tasche schnappte, die Liedtexte vom Schwarzhaarigen entgegen nahm und mich dann mit sich zog, einen Arm um meine Schultern. Also, ich hatte ja wirklich echt Hunger, aber...durfte ich vorher nicht einmal schnell ins Bad und nachschauen, ob meine Haare und mein Make-Up noch saßen?! Reichte ja schon, dass dieses scheiß Herzklopfen und das Kribbeln da war, aber es musste ja nicht sein, dass er mich sah, wenn ich total hässlich aussah! Hm...shit Eli hatte recht. Ich machte mir zu viele Gedanken, aber hübsch aussehen durfte man doch noch vor seinem Angebeteten oder nich? Doch leider durfte ich ja nicht entscheiden wo es hinging, denn Vjet hatte mich in den Händen und führte mich Richtung Speisesaal. Weil sein Arm immer noch um meine Schultern lag und es nicht so aussah, als wollte er ihn da wieder wegnehmen – er störte mich ja auch herzlich wenig – legte ich vorsichtig meinen um seine Hüfte. Nicht denken, einfach machen, rief ich mir immer wieder in Gedanken zu. Lass dich einfach leiten und ja das tat ich. Der Braunhaarige stieß mich nicht zurück, nein er drückte mich noch ein Stück näher an sich ran und ging einfach weiter. Er trug immer noch meine Sachen, aber abnehmen wollte ich sie ihm nicht. Wenn's ihm Spaß machte. „Ihr seit wirklich gut.“ Durchbrach er die angenehmen Stille, die sich zwischen uns gelegt hatte. Zu anfangs verstand ich nicht, was er damit meinte, aber nach weiteren paar Sekunden checkte ich, dass er die Band meinte. „Hmh und es macht mir auch unglaublich viel Spaß dabei zu sein. Sie sind auch alle unglaublich lieb.“ Leicht verträumt blickte ich in den Himmel. Die Sonne näherte sich langsam dem Horizont, aber ansonsten war es einfach nur wunderschön. Fast keine Wolken waren zu sehen und die Vögel, die noch nicht vor der Kälte geflohen waren, zwitscherten nur so vor sich hin. Vjet kicherte leise. „Es ist schön zu hören, dass es dir hier gefällt und du dich mit den Leuten verstehst. Nur...“ Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. „...nimm dich in acht vor Tom. Er steht auf hübsche, süße Typen, ist aber keinem treu, deshalb lass dich bitte nicht auf ihn ein.“ War das Sorge, dass ich in seinen Augen sah? Wahrscheinlich, aber ich fand es einfach nur unglaublich lieb von ihm, dass er mir so etwas sagte. Außerdem wusste ich jetzt, dass Tom dem Anschein nach schwul war. „Ach keine Sorge, er ist eh nicht mein Typ.“ Ich zwinkerte ihm zu und grinste vor mich hin. Keine Ahnung wo auf einmal dieser Mut herkam, aber gut, schaden tat's ja nicht. Ich sah, dass im noch etwas auf der Zunge brannte, doch er sagte nichts weiter dazu. Während des Abendessens, welches is übrigens wirklich genossen hatte, weil sich Vjet allein auf mich konzentriert hatte, unterhielten wir uns über dies und das, aßen unser unglaublich gut schmeckendes essen und wenn ich so darüber nachdachte, kam es mir im Nachhinein sogar irgendwie wirklich vor wie ein kleines Date, aber wie es es sah wusste ich nicht, deshalb sagte ich einfach mal nichts dazu und schwelgte lieber in Tagträumen, wo der Himmel rosa war und die Menschen bunte Ponys. Danach gingen wir hoch in unser Zimmer – langsam aber sicher gewöhnte ich mich sogar dran die ganzen Stufen hoch zu laufen, aber anstrengend war es immer noch – und ich erklärte ihm noch weiter Mathe. Ich war so unglaublich stolz auf mich, weil ich ihm wirklich helfen konnte und andererseits auch auf ihn, weil er mit der Zeit immer besser wurde und nun auch weitaus mehr verstand als noch vor 1 Woche. Hätte ich jetzt einen Keks gehabt, ich hätte ihn ihm als Belohnung gegeben wie bei einem Hündchen. Die Uhr zeigte mal wieder irgendwas nach 22 Uhr als ich in meinem eigenen Bett lag, abgeschminkt, bettfertig und dumm vor mich hin glotzend. Naja nicht ganz. Ich las mir die Songtexte immer und immer wieder durch, damit ich mir die mal einprägte, was auch wirklich gut funktionierte, weil die Lieder schon schön waren und für mich selbst Ohrwurm-Potential hatten. Vjet selbst hatte sich auch bereits in sein Bett zurückgezogen. Hatte wohl bereits die Schnauze voll von den ganzen Zahlen, was ich auch verstehen konnte. Ich blickte kurz zu ihm hinüber, sah aber nicht besonders viel, da er mit dem Rücken zu mir lag und anscheinend sogar bereits schlief. Zumindestens gab er keinen Mucks mehr von sich und atmete gleichmäßig und weil ich ja ein äußerst sozialer und zuvorkommender – man sehe die Ironie hinter diesen Worten – Mensch war, erbarmte ich mich, schaltete das kleine Nachtlicht aus und legte mich ebenfalls hin. Doch woher konnte ich wissen, dass ich diese Nacht so partout nicht einschlafen wollte? Ich wusste es nicht, nur, dass es mein Handy bereits 0 Uhr anzeigte. Fuck, wie mich sowas einfach nur an nervte. Ja okay, ich gab's ja zu, ich vermisste irgendwie Vjets warmen Körper neben mir, aber das war doch immer noch kein Grund dafür, dass ich nicht penn konnte...oder? Zumindestens für mich nicht. Genervt von mir selbst seufzte ich leise auf und drehte mich wieder auf die andere Seite. Als hätte ich in den letzten 2 Stunden was anderes getan neben dem denken an meinen Zimmergenossen, der friedlich vor sich hin zu schlafen schien. Unfair. Der anhaltende Ohrwurm den ich hatte half mir auch nicht besonders fiel bei dem Versuch endlich einzuschlafen, aber er lenkte mich ein bisschen von anderen Dingen ab, obwohl die Versuchung, mich einfach in Vjets Bett zu schmuggeln und mich an ihn zu kuscheln doch recht hoch und ausgeprägt war. „Kannst du nich schlafen?“ Ich erschrak. Und wie ich erschrak! Ich erschrak so sehr, dass ich einen kleinen heiseren Schrei von mir gab und prompt aus dem Bett viel und unglaublich hart auf dem Boden aufkam. Warum mussten Böden aber auch so unbequem sein? Schrecklich. Mein Arsch tat weh. Außerdem hatte ich mich total komisch in meine Decke eingewickelt, weshalb ich jetzt erst einmal versuchte, hier wieder heraus zu kommen, doch glücklicherweise half mir ein bestimmter jemand dabei. Während er nebenher am Lachen war. Man erkenne diesen wütenden Unterton in meiner Stimme bei diesen Worten. „Hey sorry, ich wollte nicht, dass du gleich aus dem Bett fällst.“ Na super, danke Vjet, half mir wirklich viel. Ich schnaufte nur sauer, stand endlich mal wieder auf nachdem ich die Decke losgeworden war und legte mich eingeschnappt in mein Bett, wobei ich mich mit dem Rücken zu ihn drehte. Er konnte mich mal kreuzweise! Es half aber nichts, denn er lachte einmal kurz auf und dann merkte ich auch schon, wie sich meine Matratze auf der einen Seite senkte. Keine 5 Sekunden später spürte ich schon weiche, kühle Finger durch meine Haare streichen und obwohl ich hier eigentlich schmollte, konnte ich nicht anders als diese Streicheleinheiten zu genießen. Er sollte nie nie nie wieder damit aufhören. „Tut mir wirklich leid, ich hab nur mitbekommen, dass du dich die ganze Zeit bewegt hast und dachte, dass du vielleicht noch wach bist.“ Der Braunhaarige sagte dies mit so viel Liebe in der Stimme – ija Liebe! - , dass ich nicht anders konnte, als ihm zu verzeihen. Schon allein wegen seinem Aussehen an sich würde ich ihm immer verzeihen, auch wenn das jetzt total oberflächlich klang, aber auch das Äußere spielte eine kleine Rolle. „Is schon okay, tat aber trotzdem weh!“ Ein paar Schuldgefühle konnte er ruhig haben, so leicht machte ich es ihm dann doch nicht! Ein Kichern entkam seiner Kehle. Ich spürte seinen Blick auf mir, aber ich traute mich nicht, ihn anzuschauen. Weiß Gott warum, ich wusste es jedenfalls nicht, ich genoss nur diesen Moment. „Sag mal, Jessy“ Ich liebte es, wie er meinen Spitznamen aussprach, auch wenn ich immer noch fand, dass es ein Mädchenname war, aber er durfte das. „Wie wäre es, wenn ich mich mit zu dir lege, wir kuscheln ein bisschen und vielleicht kannst du dann besser schlafen? Du hast mal erwähnt, dass du gewöhnt bist, mit deinem Bruder in einem Bett zu schlafen und zu kuscheln.“ Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich diesen Kerl einfach nur liebte? Er konnte wohl meine Gedanken lesen und ich fand's auch unglaublich lieb von ihm, dass er das für mich machen würde. Er muss mich halt doch auch irgendwie mögen, wenn er sowas freiwillig anbot. Und da ich ja mal nicht so sein wollte, murmelte ich ein leises „ja“, rückte zur Seite, und spürte Sekunden darauf schon, wie sich die Decke hob und sich Vjet mit darunter legte. Einen Arm legte er um meinen Bauch und zog mich näher an sich ran, sodass ich ihn und seine Wärme in meinen Rücken spüren konnte. Ich konnte mir einen wohligen Aufseufzer nicht unterdrücken, woraufhin er leise lachte. „Gute Nacht, Kleiner und schlaf gut.“ „Hmmm du auch, Vjet.“ Langsam – und ich konnte wirklich kaum glauben, dass das passierte – glitt ich in die Traumwelt über. Der erholsame Schlaf erbarmte sich endlich und kurz bevor ich komplett wegpennte spürte ich noch ganz kurz weiche, warme Lippen an meinem Hals. Ich träumte wohl bereits... ----------------------------------- to be continued~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)