Tempora Nova von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 24: Der Unreine, verraten --------------------------------- Ich konnte derweilen noch nicht sagen, ob ich die Lady wirklich komplett überzeugt hatte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich das hatte. Sie würde Rache üben wollen, so waren Menschen nun mal. Und genau das würde ich mir zu Nutzen machen. Dieser Unreine Dämon und sein Geliebter würden noch bis Sonnenuntergang tot sein! Ich kam einfach nicht um ein zufriedenes Lächeln. Dafür würde Gott mich loben, ganz sicher! In positiver Erwartung auf das Kommende machte ich mich auf den Weg, um dem Herrn von den Erfolgen zu berichten. Es war kein besonders weiter weg mehr. Der Palast war beinahe greifbar, dennoch zögerte ich einen Moment. Sollte ich dem Herrn schon berichten, bevor ich mir in der Sache der Lady auch komplett sicher war? Wenn es um den Herrn ging, wurde ich manchmal ein wenig übereifrig und enthusiastisch, aber das ging wahrscheinlich allen Engeln so. Unsere Dankbarkeit und Loyalität ihm gegenüber gab uns eine immense Kraft, von der auch ein Dämon nur träumen konnte. Doch diesmal hatte ich Glück. Kaum hatte ich darüber nachgedacht, sah ich die Lady hinter mir herkommen. „So wartet doch!“ Was war das? Hatte sie ihren Geist etwa vor mir verschlossen? Warum tat sie dies? Allein, dass sie das geschafft hatte, gab mir allen Grund misstrauisch zu sein, doch das würde ich mir vorerst nicht anmerken lassen. Zunächst würde ich einmal sehen, was sie mir zu berichten hatte. „Junge Lady! Habt Ihr Euch dazu entschieden, uns bei unserem Vorhaben zu helfen?“ Ich beäugte sie eingehend, versuchte in ihren Augen zu lesen, doch sie hatte sich komplett abgeschottet. Wie hatte sie das nur gemacht? Hatte ich ihre Macht unterschätzt? Nein, das konnte nicht sein… Sie ist ein kompletter Neuling auf dem Gebiet „Seid Ihr wütend?“ Ich versuchte bei dieser Frage nicht zu zufrieden zu klingen, doch es gelang mir wohl nicht ganz, denn kaum hatte ich meine Frage beendet, verengten sich ihre Augen zu schmalen Schlitzen und sie sah mich mit mörderischem Blick an. „Ob ich wütend bin?! Was glaubt Ihr denn!? Gerade eben noch sagt Ihr mir, dass mein Verlobter mich nie geliebt hat, und dass er etwas mit einem Mann hat und nun fragt Ihr mich allen Ernstes ob ich wütend bin?! ICH BIN WÜTEND!!“ Einen solchen Gefühlsausbruch hatte ich von der Lady gar nicht erwartet, doch es gefiel mir, sie so zu sehen. Das erste Mal schien es, als sei sie in der Lage, diesen Unreinen aus eigener Kraft zu töten. Doch diese eine Sache beunruhigte mich trotzdem. „Junge Lady, wieso verschließt Ihr dann Euren Geist vor mir, wenn Ihr uns doch helfen wollt?“ Ich hatte das Gefühl, dass für einen Moment lang Schrecken in ihren Augen lag, doch ich war mir dabei nicht sicher. Und so schnell dieser Ausdruck verschwunden war bekam ich auch meine Antwort. „Ich verschließe überhaupt nichts du drittklassiger Amateur! Und jetzt kommst du gefälligst mit und hilfst mir, meinen Verlobten kalt zu machen, sonst hast du ein ernstes Problem!“ Okay, das war deutlich… Es konnte durchaus sein, dass sie sich vor lauter Wut abgeschottet hatte, es musste nicht einmal unbedingt… Nein, es konnte nicht anders sein. Sie war ein junges Mädchen und sie war verletzt. Sie meinte es ernst, das sah ich. „Jetzt beruhigt Euch erst einmal. Wir haben einen Plan, wie wir Ciel Phantomhive zur Strecke bringen. Und Ihr junge Lady, seid genau das, was wir dazu brauchen werden.“ Ich bat ihr meinen Arm und sie ergriff ihn. Einen Moment hatte ich das Gefühl Unsicherheit in ihrem Geist zu spüren, doch auch diese war schnell verschwunden. „My Lady, Ihr braucht Euch nicht zu fürchten. Es gibt hier nichts, das Euch in irgendeiner Weise schadet. Ihr seid hier im Reich Gottes, und wer hier willkommen ist, wird auch von Gott geliebt.“ Elizabeth sah das erste Mal zu mir auf und zu meiner Verwunderung lächelte sie mich einen kurzen Moment an. Sie war wirklich eine Schönheit, obwohl Ihr weißes Kleid zerschlissen war, sah sie darin immer noch wunderbar aus. Ich konnte nicht umhin zuzugeben, dass sie mir gefiel. Vielleicht würde ich sie zu meiner Partnerin nehmen, wenn wir die Sache mit Ciel endlich erledigt hatten. Aber vorerst ging das nicht, vorerst musste ich die Pläne des Herrn erfüllen. „Das ist schön zu wissen.“, sie sprach leicht nach unten gebeugt und wirkte auf einmal fast ein wenig schüchtern. Sieht ganz so aus, als hätte sie gefallen an mir gefunden. Aber was sollte das denn plötzlich? War das einfach ihre Art, mit der Sache die ihren Verlobten betraf umzugehen? „Du hast mir deinen Namen noch nicht verraten.“, meinte sie plötzlich und ich vergaß meine Überlegungen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie mir etwas vorspielte, dafür hatte das alles zu echt gewirkt. „Mein Name ist Rasiel. Ich bin der Erzengel und die rechte Hand Gottes.“ Wieder sah sie zu mir auf und lächelte. Sie wirkte komplett rein, sowohl äußerlich als auch innerlich… Und sie war unbeschmutzt, das spürte ich. „Rasiel also… Kannst du mich irgendwo hinbringen, wo ich ein neues Kleid herbekomme? Ich möchte nicht weiter in diesem beschmutzten Fetzen herumlaufen. Ich denke doch, dass dieses Kleid meiner nicht mehr würdig ist.“ Damit hatte sie natürlich vollkommen Recht, zumal ich sie so sicherlich nicht mitnehmen konnte. Aber dafür wurde ebenfalls vorgesorgt. „Sehr wohl, dann werde ich Euch jetzt zu Eurem Wohnsitz begleiten. Es ist alles bereits eingerichtet, es wird Euch an nichts fehlen.“ „Das freut mich sehr!“ Mir gefiel Ihr Enthusiasmus immer mehr. Sie war wohl sehr dankbar für alles, was sie hier bekam, und so sollte es auch sein! Es war sicher, dass sie eine einzigartige Dienerin Gottes abgeben würde. Genau diese Art von Charakter benötigen wir. Ich geleitete die junge Lady zu ihrem Wohnsitz und verabschiedete mich angemessen mit einem Handkuss von Ihr. „Ich werde Euch heute Abend abholen. Heute wird die Konferenz stattfinden.“ Sie schien zu wissen, von was ich sprach und nickte leicht. „Dann wird meine Rache bald vollkommen sein.“ Mehr sagte sie nicht, drehte sich um und öffnete die Tür zum Haus, ohne sich auch nur noch einmal umzudrehen. Ich musste mir eingestehen, dass ich fasziniert war. Es steckte so viel Wut in ihr, so viel Verlangen nach Rache! Das war es, was einen perfekten Engel ausmachte! Auch ich drehte mich um und ging ohne noch einmal zurück zu sehen. Nun musste ich endlich vor Gott treten, ich wollte den Herrn doch nicht warten lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)