Tempora Nova von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 23: Mein Verlobter, die Wahrheit ---------------------------------------- Eigentlich hatte ich mich damit abgefunden, die Augen nie wieder zu öffnen und dennoch konnte ich es plötzlich. Langsam setzte ich mich auf und versuchte, die schrecklichen Kopfschmerzen die ich hatte, durch sanftes Reiben meiner Schläfen zu vertreiben, doch es wollte mir nicht so recht gelingen… Wo war ich überhaupt? Ein wenig verwirrt sah ich auf, doch viel war um mich herum nicht zu entdecken. Ich saß alleine in einem kleinen, weißen, fensterlosen Raum, der von keiner Lampe oder ähnlichem erhellt wurde, und dennoch so helles Licht ausstrahlte, dass ich Mühe hatte, meine Augen nicht zuzukneifen. Nur eine kleine Tür, der den Raum von irgendetwas trennte, war zu sehen, ansonsten war hier nichts. Gar nichts. Wo bin ich hier nur gelandet? Langsam fielen mir all die Ereignisse, die vor meinem geglaubten Tode geschehen waren, wieder ein. Ciel! Wo um Himmels Willen war mein geliebter Ciel?! Mir war noch bewusst, dass er mich in seinen Armen gehalten hatte, als ich ‚gestorben‘ war, aber jetzt war keine Spur von ihm. Ist seither so viel Zeit vergangen? Gehetzt stand ich auf und sah an mir herunter. Mein schönes weißes Kleid, dass ich eigentlich damals gekauft hatte, für den Tag an dem ich Ciel heiraten würde, war vollkommen zerschlissen und schmutzig, sodass ich nicht um ein Seufzen kam. Dennoch war das nun bei weitem nicht mein größtes Problem! Ich musste Ciel finden, ich musste wissen, ob alles in Ordnung mit ihm war! Ich sah mich noch einmal kurz in dem kleinen Raum um, bevor ich zur Tür lief und sie schlagartig aufstieß. Was mich außerhalb jedoch erwartete, raubte mir den Atem, aber nur so lange, bis ich feststellte, das ich gar keinen Atem mehr hatte… Um mich herum war eine Landschaft, die nicht einmal von der Bezeichnung ‚Vollkommen‘ richtig beschrieben worden wäre. Es war einfach wunderschön. Ich befand mich in Mitten einer kleinen Stadt, prunkvolle, wunderschön geschmückte Häuser in den Straßen, jedes mit einem Garten in denen die unglaublichsten Bäume und Pflanzen wuchsen. In der Ferne waren Gebirge zu sehen, deren Spitzen mit Schnee bedeckt zu seien schienen und der Himmel war von einem Blau, dass mich mehr denn je an Ciels Augen erinnerte. „Was um Himmels Willen…?!“, entwich es mir, eigentlich nicht in der Erwartung, dass es jemand hören würde, doch auch hier wurde ich eines Besseren belehrt. „ ‚Der Wille des Himmels‘ trifft es ziemlich gut!“, gab eine schöne Stimme hinter mir plötzlich zu vernehmen. Schlagartig drehte ich mich um und blickte direkt in die Augen des Engels, der meinen Körper übernommen hatte. Auf einmal war meine Faszination für die Landschaft um mich herum vergessen, und das einzige, was in meinem Kopf noch seinen Platz fand, war die Rache, die ich an ihm ausüben wollte. Wütend blickte ich den Engel an, welcher daraufhin nur kurz den Kopf schüttelte und zu mir herunter geflogen kam. „Aber Lady Elizabeth, wenn Ihr weiterhin solche Gedanken hegt, dann wird es Euch nicht gelingen, hier unter Gottes Gnade weiterleben zu können. Man wendet sich doch nicht gegen sein Volk!“ Gegen sein Volk? Was um alles in der Welt geht hier nur vor?! Wieder lächelte der Engel – es war kein warmes Lächeln, sondern ein kaltes, überhebliches Lächeln – und schüttelte erneut den Kopf. „Lady Elizabeth, Ihr solltet Euch glücklich schätzen! Gott hat Euch erlaubt, ein Engel zu werden, einer von uns! Stellt Euch das nur vor! Und das, obwohl Ihr die Verlobte dieses unreinen Dämonen wart!“ „Ciel ist nicht unrein!“, entfuhr es mir, doch der Engel schien sich von meiner Wut nicht beeindrucken zu lassen. Egal was ich auch tat, er würde wissen, was ich dachte, selbst wenn ich ihm etwas anderes zum Besten gab, wieso sollte ich meine Wut also zügeln? „Aber Lady Elizabeth, gehört sich das denn? Natürlich war er ein Unreiner, sonst wäre er jetzt wohl kein Dämon. Ihr selbst seit nur hier, weil Ihr, oder besser gesagt Euer Körper uns von großem Nutzen war, auch wenn Ciel es geschafft hatte, ihn schließlich zu zerstören. Gott selbst hat Eurer Seele erlaubt, hier Einlass zu finden! Dafür solltet Ihr dankbar sein!“ Grob packte mich der Engel am Arm und zog mich schließlich mit sich, ohne, dass ich auch nur die geringste Chance hatte, mich von ihm loszureißen, also ließ ich es geschehen. Ich seufzte innerlich und dachte über alles nach. Ciel hätte mich niemals getötet, wenn ich nicht von diesem Engel besessen gewesen wäre, und das wusste ich! Aber das er ein Dämon wurde… Ich wusste zwar nicht, wie das passiert ist, dennoch konnte ich mir gut vorstellen, dass es mit den Dingen zu tun hatte, die in seiner Vergangenheit passiert sind. War das Feuer und sein Verschwinden doch keine natürliche Sache gewesen? Hatten damit wirklich diese Engel zu tun gehabt? „Da liegt Ihr vollkommen richtig, my Lady.“ Warum konnte dieser verdammte Engel nicht einmal seine Ruhe geben und mich mit meinen Gedanken allein lassen?! Wie das nervt! „Verzeiht mir junge Lady, mir wäre es anders auch lieber. Aber wenn Ihr nun schon hier seid, dann wäre es wohl an der Zeit, Euch darüber aufzuklären, was mit dem Leben Eures Verlobten geplant war, und wieso wie immer noch hinter ihm her sind.“ Er legte eine kleine Pause ein und ich konnte nicht leugnen, dass ich auf das gespannt war, was ich nun zu hören bekommen würde. „Wisst Ihr, zu Beginn war die Leitung der Anhänger Gottes in den Händen Eurer geliebten Queen. Das einzige Ziel war es nun, das Unreine dieser Welt auszurotten, damit ein Paradies auf Erden geschaffen werden würde, in dem nur die von Gott erwählten Menschen lebten. Doch Ciel Phantomhive erwies sich dabei leider als ‚kleines Problem‘. Statt einfach zu sterben, so wie es alle anderen getan hatten, war sein Geist so mit dem Gedanken an Rache erfüllt, dass er es geschafft hatte, nach seinem Tode einen Dämon zu beschwören. Und dieser Dämon war nicht irgendein beliebiger Dämon, es war Luzifer persönlich!“ „Sebastian…“, entfuhr es mir leise. Konnte das wirklich sein, dass Sebastian… „Ja junge Lady, Ihr kennt ihn als Sebastian Michaelis, aber dies ist nur der Name, den Ciel ihm gab.“ Inzwischen war es nicht mehr nötig, dass der Engel mich hinter sich herzog. Ich hatte mich dazu entschieden, einfach mitzugehen, denn ich wollte hören, was er noch zu sagen hatte. „Ciel hat ihm also den Namen gegeben…“ „Genauso ist es. Ich konnte mir zu Beginn nicht erklären, warum sozusagen der Herrscher der Dämonen bei so einem nutzlosen Kind bleibt, allerdingst wurde mir sehr bald klar, dass er wohl mehr für den Jungen empfinden musste, und damit hatten wir seine Schwachstelle entdeckt.“ Er seufzte und meine Gedanken wollten sich bereits überschlagen, doch scheinbar gab es noch mehr, was er zu berichten hatte. „Es galt nun als einmalige Chance, hätten wir es geschafft, die beiden zu vernichten, wäre der Rest ein Kinderspiel gewesen, doch Luzifer hatte es geschafft, Ash und Angela, unsere besten Kämpfer, die wir zu diesem Zeitpunkt hatten, einfach zu besiegen, und das obwohl wir sie fusioniert hatten, und sie somit ein immenses Ausmaß an Kraft besaßen. Und wisst Ihr auch, warum Luzifer das geschafft hatte?“ Ich schüttelte den Kopf, doch ich hatte langsam eine leichte Vorahnung, was die ganze Sache betraf. „Weil Luzifer, Euch bekannt als Sebastian Michaelis, Euren Verlobten liebt.“ Ich musste in diesem Moment einfach lächerlich ausgesehen haben. Mir war zwar schon länger bewusst, dass Sebastian sehr an Ciel hing, aber dass er ihn wirklich liebte… „Und wollt Ihr noch etwas wissen, junge Lady?“ Wieder machte er eine kurze Pause, und obwohl ich bereits dachte, dass es schlimmer nicht mehr kommen könnte, brachte mir der Engel damit endgültig zu Fall. „Ciel Phantomhive hat Euch nie wirklich geliebt. Seit er den Vertrag mit Luzifer geschlossen hatte, war er es, den er am meisten begehrt hatte. Ihr wart nichts weiter als eine nervige Bekannte für ihn, und genau das hat er Euch auch spüren lassen, habe ich recht?“ Verzweifelt blieb ich stehen und sackte auf den Boden zusammen. Tränen liefen mir über mein Gesicht, und obwohl ich bereits tot war fühlte sich mein Herz an, als würde es zerreißen. Das schlimmste an der Sache war, dass der Engel recht damit hatte, und das wusste ich! Ciel hatte mich niemals geliebt, er war nie darauf eingegangen, wenn ich von unserer Heirat sprach, hatte es nie für nötig empfunden mir zu sagen, dass er mich liebte… Ich spürte, wie sich eine Hand auf meine Schulter legte und sah auf. Es war die Hand des Engels. Ich blickte nun in seine für mich nun so schön aussehenden Augen, die mich fast mitleidig anblickten. „Verspürt Ihr nun den Drang, Euch an Eurem Verlobten zu rächen, jetzt wo Ihr wisst, was geschehen ist? Jetzt wo Ihr wisst, dass er nur Sebastian liebt?“ Hatte ich wirklich das Bedürfnis nach Rache? Ich zweifelte einen Moment daran, doch der Engel stand einfach auf und ließ mich dort, wo ich war sitzen. „Teilt mir Eure Entscheidung mit, wenn Ihr soweit seid.“ Ich wartete einen Moment, bis er verschwunden war und wagte vorher nicht, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Erst als ich mir sicher war, dass der Engel außer Reichweite für meine Gedanken war, bemühte ich mich, so sehr es ging, meinen Geist vor allem um mich herum abzuschotten. Der Engel sollte nicht bemerken, dass ich trotz seiner Argumente und der damit verbunden Trauer nicht auf seiner Seite stand. Langsam erhob ich mich, wohl wissend, dass sicher niemand um mich herum von meinen Gedanken erfahren würde und machte mich auf den Weg zu diesem Miststück. Wenn Ciel nicht mich, sondern Sebastian liebte, dann konnte ich das nicht ändern, aber deswegen liebte ich ihn nicht weniger! Ich hatte nicht das Bedürfnis, mich an ihm zu rächen, ich wollte sein Glück und dafür würde ich sorgen! Egal was dieser Engel weiter mit ihm vorhatte, ich würde seine Pläne in die Hölle schicken! Und das im wahrsten Sinne des Wortes! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)