Nachhilfe von Wolfseye (H&M) ================================================================================ Kapitel 1: Zwei Welten ---------------------- „Du hast WAS getan?“ „Jetzt tu nicht so überrascht. Du wusstest, dass das irgendwann passieren würde.“ „Ich hab da aber überhaupt kein bock drauf!“ „Ruka-chan, wenn sich deine Noten noch weiter verschlechtern, dann fliegst du von der Schule!“ „Das ist mir doch egal! Wer braucht die schon, ich jedenfalls nicht. Ich verdiene mehr als genug Geld. Und hör gefälligst auf mich so zu nennen, du weißt das ich das hasse!“ „Es ist mir egal wie viel Geld du verdienst. Ich und dein Vater haben diesem Vertrag nur zugestimmt, unter der Bedingung, dass du die Schule zu Ende bringst, und zwar mit akzeptablen Noten. Und derzeit sieht es so aus, als ob du nicht einmal das Halbjahr schaffst.“ „Na, und?! Du kannst mich nicht dazu zwingen!“ „Und ob ich das kann! Ich bin deine Mutter, und du noch nicht volljährig, also wirst du dir von dem Mädchen helfen lassen.“ „Aber warum muss die denn hier wohnen?“ klang es jetzt doch ziemlich verzweifelt. „Nun ja, ihre Mutter ist eine alte Freundin von mir. Wir sind damals zusammen zur Schule gegangen, aber leider ist sie weggezogen. Sie wohnt mit ihrer Familie derzeit noch in Osaka. Ihre Tochter hat gerade ein Stipendium für die Mugen Gakuen bekommen also wollen sie wieder nach Tokio ziehen. Bis sie eine Wohnung und Arbeit gefunden haben wohnt sie eben bei uns, und wie es der Zufall so will, ist sie eine ausgezeichnete Schülerin, schreibt nur Einsen.“ „Na ganz toll `ne kleine Streberin!“ „Ruka-ch… ja schon gut, ich meine Haruka, du wirst nett zu diesem Mädchen sein. Sie ist neu in der Stadt und kennt hier niemanden. Ich erwarte von dir, dass du dich um sie kümmerst.“ „Was soll das denn heißen? Soll ich Babysitter spielen oder was?“ „Sei nicht albern. Du sollst sie lediglich ein wenig herumführen, dich mit ihr unterhalten und vielleicht freundet ihr euch sogar an.“ „Pah! Ich brauch keine Freunde. Schon gar keine kleine Streberin, die meint mir etwas beibringen zu müssen!“ „Sie möchte dir nur helfen. Außerdem ist es so etwas wie eine Gegenleistung dafür, dass sie hier kostenlos wohnen darf.“ „Von mir aus soll sie hier wohn, aber ich hab absolut keine Lust mich mit der abzugeben, und ich werde mich auch nicht von der unterrichten lassen. Ich hab sowieso gar keine Zeit. Ich muss zum Training.“ „Da mach dir mal keine Sorgen. Ich habe alles mit deinem Trainer und deinem Chef besprochen. Du hast in nächster Zeit keine wichtigen Rennen von daher brauchst du auch kein Training. Du hast so zu sagen ein paar Wochen Urlaub bekommen. Und wenn sich deine Noten nicht bald verbessern darfst du gar nicht mehr Motorrad fahren. Haben wir uns verstanden, junge Dame?!“ „WAS! Du hast mich beurlauben lassen! Hast du sie noch alle?“ „Sprich nicht in diesem Ton mit mir Haruka! Wenn sich deine Noten wieder verbessern darfst du auch wieder zum Training, aber bis dahin wirst du dich um dieses Mädchen kümmern, und sie wird dir Nachhilfe geben, ob du willst oder nicht!“ „Aber…“ „Kein aber. Im Übrigen wird sie bald eintreffen.“ „Wie? Sie kommt schon heute? Jetzt gleich?“ „Ja. Sie hat am Montag ihren ersten Schultag. Somit kann sie sich übers Wochenende noch ein wenig eingewöhnen.“ Haruka wollte noch protestieren musste sich aber wohl oder übel eingestehen, dass sie verloren hatte. Sie ließ sich zurück aufs Sofa fallen, von dem sie während des Gesprächs aufgesprungen war und sah ihre Mutter finster an. „Ach, jetzt guck doch nicht so, Haruka. Sie wird dir gefallen, da bin ich ganz sicher. Ihre Mutter hat mir ein wenig von ihr Erzählt. Sie ist eine sehr begabte Violinisten und malt außergewöhnlich schöne Bilder, außerdem soll sie sehr hübsch sein.“ „Mir doch egal. Das sagt gar nichts über sie aus.“ Haruka war immer noch ziemlich wütend, aber inzwischen auch ein klein wenig Neugierig, das würde sie vor ihrer Mutter aber natürlich nie zugeben. „Hhmm, … wie heißt die eigentlich?“ „Ach, ja richtig. Ihr Name ist Kaioh Michiru und sie ist genau wie du 17 Jahre alt. … Haruka wo willst du hin?“ „Weg. Einfach nur weg.“ „Was, aber sie kommt doch gleich!“ „Das ist mir doch egal.“ „Haruka! Haruka bleib stehen!“ Doch die hörte gar nicht und war schon aus dem Zimmer und somit auch aus dem Haus verschwunden. „Ahrg, dieses Kind macht mich wahnsinnig.“ Draußen vor der Eingangstür schwang sich Haruka so schnell es ging auf ihr Motorrad und sauste in einem Affenzahn die lange einfahrt, bis zur Straße hinunter. »Nachhilfe?! Die kann mich mal. Wen interessiert schon diese dämliche Schule?!« Gerade als sie in die Straße einbiegen wollte kam ihr eine schwarze Limousine entgegen, das veranlasste sie nur dazu noch schneller zufahren und ihre Stimmung noch weiter nach unten sickern zulassen. Währenddessen saß eine etwas nervöse und ziemlich erschreckte Michiru in der eben erwähnten Limousine. »Was war das?« Sie war etwas in ihrem Sitz zusammen gezuckt, da sie beinahe von einem Motorrad gerammt worden wären. Sie war sowieso schon ziemlich nervös gewesen, nicht nur das sie ganz allein, ohne ihre Eltern in eine fremde Stadt ziehen musste, nein, sie sollte auch noch bei einer völlig fremden Familie leben und deren Tochter Nachhilfe geben. Sie hatte sich zwar bereit erklärt dies zu tun, zumal sie es auch nur fair fand der Familie auch etwas zurück zu geben, doch so ganz wohl dabei war ihr nicht. „Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“ wurde sie von dem Fahrer gefragt. „Was? Oh. Ja, natürlich. Nichts passiert.“ „Tut mir wirklich leid. Dieses Kind ist einfach unglaublich.“ „War das etwa die Tochter der Familie?“ „Ja. Ich fahre öfter für diese Familie, und da bin ich ihr auch schon ein paar Mal begegnet, aber ich hätte auch gut darauf verzichten können. Sie ist wirklich ein seltsames Kind.“ »Na, ganz toll. Die wird sich doch niemals etwas von mir sagen lassen. Was hab ich mir nur dabei gedacht? Wahrscheinlich ist sie eine dieser reichen verzogenen Gören die sich für etwas Besseres halten. ... Aber ich hätte nie gedacht, dass die Motorrad fahren, und wieso darf sie das überhaupt? Ich dachte sie ist genauso alt wie ich.« Mit einem traurigen und etwas verwunderlichen Blick sah sie durch die Heckscheibe der Limousine, dem schon längst verschwundenen Motorrad hinterher. „Wenn ich bitten dürfte, Kaioh-san?“ „Oh, entschuldigen Sie.“ Die Limousine war inzwischen an dem Haus angekommen und der Fahrer hielt ihr jetzt die Tür auf. Zögerlich stieg Michiru aus dem Auto aus und betrachtete dann das Anwesen vor sich. »Wow!« war das einzige was ihr dazu einfiel. Ihre Mutter hatte zwar erwähnt, dass ihre ehemalige Freundin ziemlich viel Geld besaß, aber so viel hätte Michiru nicht erwartet. Vor ihr stand eine ziemlich große Villa im westlichen Stil. Sie erstreckte sich über zwei Etagen, war in einem zarten Gelb gestrichen und hatte Schwarze Dachziegel. Überall waren große weiße Fenster, die bis zum Boden reichten, und Säulen die das jeweilige Dach abstützten. Michiru ging ein paar Schritte auf das Haus zu, damit der Fahrer die Tür hinter ihr zu machen konnte, war aber unschlüssig darüber ob sie einfach an die Tür klopfen sollte oder ob es hier irgendwelche bestimmten Richtlinien gab, an denen sie sich jetzt halten müsste. Zu ihrem Glück ging aber gerade die Tür von selber auf und eine große Frau mit langen blonden Haaren, blauen Augen und freundlichem Gesicht trat heraus. „Du musst Michiru-san sein. Es freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Tenoh Sachiko. Wie geht es dir? Ich hoffe du hattest eine angenehme Reise.“ Sofort viel jegliche Anspannung von Michiru. Sie hatte sich solche Sorgen darüber gemacht, wie sie hier wohl aufgenommen würde, auch wenn ihre Mutter ihr versichert hatte, dass Sachiko eine liebenswürdige Person sei und sich schon auf sie freuen würde. Michiru war schon immer eher schüchtern gegenüber fremden Menschen und machte sich immer mehr Sorgen als überhaupt nötig war. Das wurde ihr auch jetzt wieder bewusst nach der herzlichen Begrüßung Sachikos. „Ja, danke. Es freut mich auch sie kennen zu lernen.“ sagte sie und machte eine kurze Verbeugung. „Na, komm erst mal rein. Um dein Gepäck wird sich der Fahrer schon kümmern.“ Sie ging mit Michiru ins Haus und führte sie ein wenig herum. „Ich weiß das Haus ist ziemlich groß aber du wirst dich schon daran gewöhnen. Wenn du möchtest kannst du dich Nachher auch ein wenig selbst umsehen, jetzt zeige ich dir erst mal dein Zimmer, dann kannst du dich vor dem Essen noch ein wenig ausruhen.“ Michiru war ziemlich beeindruckt aber auch ein wenig eingeschüchtert von dem Haus. »Hoffentlich verlauf ich mich hier drinnen nicht. Aber es ist echt wunderschön.« „Hier ist dein Zimmer, ich hoffe es gefällt dir. Du kannst es aber natürlich auch nach deinen Wünschen umgestalten.“ Sachiko öffnete die Tür und ließ Michiru den Vortritt. „Ich denke das wird nicht nötig sein, es ist wundervoll.“ Michiru kam aus den staunen gar nicht mehr raus. Sie befand sich in einem riesigen Raum in dem sich ein prachtvolles Himmelbett, ein großer Schreibtisch, eine Sitzecke mit Sessel und Couch, eine Kommode mit Fernseher und ein mächtiger Kleiderschrank befanden. Die Wände waren in einem zarten Blau gehalten und an der gegenüberliegenden Wand der Tür waren Fenster die sich ebenfalls bis zum Boden streckten und in der sich auch eine Tür befand die auf den riesigen Balkon führte, von dem man eine wunderschöne Aussicht auf den Garten hatte. „Freut mich, dass es dir gefällt. Deine Mutter sagte mir du magst die Farbe Blau und da dachte ich mir dieses Zimmer würde dir am besten gefallen.“ „Ja, das stimmt. Ich danke ihnen wirklich vielmals, dass Sie mich bei sich wohnen lassen, Tenoh-san. Und dieses Zimmer ist wirklich mehr als ich mir jemals erträumt habe.“ „Bitte, nenn mich Sachiko. Und du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich freu mich, wenn ich deiner Mutter helfen kann. Außerdem hoffe ich ja auch, dass du meine Tochter ein wenig in der Schule unterstützen kannst.“ „Ich werd auf jeden Fall mein Bestes geben.“ „Das weiß ich wirklich zu schätzen und ich Entschuldige mich jetzt schon, für alles was sie tun oder sagen wird. Auch wenn ich immer noch Hoffe, dass sie sich dir gegenüber benehmen wird.“ „So schlimm wird es schon nicht werden.“ „Das Hoffe ich wirklich, aber sie ist … nun sagen wir mal ein bisschen schwierig. Ich würde sie dir ja gerne vorstellen aber sie ist leider nicht da.“ „Ja, ich weiß. Sie ist uns vorhin entgegen gekommen.“ »Oder gerast!« „Ach so, nun ja du wirst sie schon noch früh genug kennenlernen. Im Übrigen ist ihr Zimmer direkt neben deinem und die Tür dort vorn führt zum Badezimmer. Das wirst du dir mit ihr teilen müssen. Ich hoffe es stört dich nicht, ansonsten kannst du auch das am Ende des Ganges benutzen.“ Sie hatte auf eine Tür gezeigt die ebenfalls noch im Raum war. Das Badezimmer musste also genau zwischen den Räumen liegen. „Nein, das ist schon in Ordnung.“ „Gut. So, ich denke ich werde dich jetzt mal ein wenig allein lassen. Dein Gepäck ist ja auch schon hier. Falls du noch Hilfe oder irgendetwas anderes brauchst, sag mir einfach Bescheid. Ich bin unten und bereite schon mal das Abendessen vor. Wir Essen um sieben.“ „Okay, und danke nochmal vielmals.“ „Keine Ursache.“ Damit verließ Sachiko das Zimmer und Michiru blieb allein zurück. Sie ließ sich erst mal auf das riesige Bett fallen und schloss die Augen. Lange blieb sie jedoch nicht liegen, sondern machte sich gleich daran ihre Koffer auszupacken und deren Inhalt in den Großen Kleiderschrank und die Kommode einzuräumen. Als sie mit auspacken fertig war genoss sie ein wenig die Aussicht und entdeckte zu ihrer großen Freude einen Pool im Garten und sie konnte sogar das Meer am Horizont sehen. Weit weg konnte es also nicht sein. Überglücklich verließ auch sie das Zimmer, denn es war inzwischen kurz vor sieben und sie wollte auf gar keinen Fall zu spät zum Essen kommen. Zu ihrer eigenen Überraschung hatte sie jedoch keine Probleme die Küche zu finden und war so nur wenig später dort angekommen. Sachiko war gerade dabei den Tisch zudecken an dessen Ende ein großer stattlicher dunkelhaariger Mann saß. Dieser erblickte Michiru als erster und sah sie mit einem finsteren Blick an, der Michiru irgendwie Angst einjagte. „Wer bist du denn?“ „Oh, Michiru-san, da bist du ja. Keisuke das ist Kaioh Michiru-san die Tochter meiner Freundin aus Osaka. Ich habe dir doch erzählt, dass sie eine Weile bei uns wohnen wird und Haruka Nachhilfe geben wird. Michiru-san das ist mein Mann Tenoh Keisuke.“ „Es freut mich sehr Sie kennen zu lernen.“ sagte Michiru und machte eine höfliche Verbeugung. „Ah, ach so. Wieso braucht Haruka Nachhilfe? Ich denk sie ist gut in der Schule.“ „Hörst du mir überhaupt zu, wenn ich mit dir rede? Ich sagte doch, dass ihre Noten in letzter Zeit immer schlechter geworden sind.“ „Oh. Na ja, solange ihr Training nicht darunter leidet. Aber findest du nicht wir sollten einen richtigen Nachhilfelehrer engagieren? Das Mädchen da ist doch nicht älter als sie.“ „Sie ist genauso alt wie Haruka und eine ausgezeichnete Schülerin. Ich glaube kaum, dass sich Haruka von einem richtigen Lehrer etwas sagen lässt, dass funktioniert in der Schule ja auch nicht, daher dachte ich jemanden in ihrem alter würde sie vielleicht eher akzeptieren.“ „Na, von mir aus. Wo ist Haruka überhaupt?“ „Ich weiß es nicht. Sie ist vorhin mit dem Motorrad weggefahren.“ „Was?! Sie ist doch nicht wohl schon wieder abgehauen? Die wird was zuhören kriegen wenn sie schon wieder so spät zurückkommt!“ „Beruhige dich. Mir war klar, dass sie nicht sonderlich begeistert sein wird. Sie soll sich ruhig erst mal ein bisschen abreagieren. … Michiru-san möchtest du dich nicht setzen?“ Michiru hatte während des ganzen Gesprächs nur schüchtern und ängstlich von einem zum anderen geguckt. Sie konnte diesen Keisuke immer weniger leiden, ließ sich aber nichts anmerken und setzte sich mit einem Lächeln an den Tisch. »Hoffentlich ist diese Haruka nicht genauso furchteinflößend wie ihr Vater.« Während des Essens wurde nicht weiter über das Thema gesprochen, eigentlich wurde überhaupt nicht mehr gesprochen. Nachdem Essen half Michiru Sachiko noch beim Abräumen und Abwaschen während Keisuke in sein Arbeitszimmer verschwand. „Du brauchst mir wirklich nicht zu helfen, Michiru-san. Du bist hier Gast in unserem Haus.“ „Ich mach das wirklich gerne. Zuhause habe ich meiner Mutter auch immer geholfen.“ „Na, wenn das so ist, danke.“ „Hab ich das richtig verstanden, dass Haruka-san früher gut in der Schule war?“ „Ja, eigentlich war Haruka immer gut in der Schule gewesen. Sie hatte nie Probleme dem Unterricht zu folgen. Wenn sie mal schlechtere Noten geschrieben hatte lag es eher an ihrer Faulheit zu lernen, aber sie war trotzdem nie schlechter als drei. Doch seit einem Jahr werden ihre Noten kontinuierlich schlechter. Ständig kommen Beschwerden von ihren Lehrern, dass sie keine Hausaufgaben macht oder überhaupt gar nicht erst zum Unterricht erscheint. Und dann diese ständigen Schlägereien in denen sie gerät. Ich weiß wirklich nicht was in sie gefahren ist. Sie hat nur noch ihren Sport und vor allem diese schrecklichen Motorradrennen im Kopf.“ „Schlägereien? Motorradrennen?“ Michiru konnte sich beim besten Willen kein Bild von diesem Mädchen machen. Sie hatte noch nie von einem Mädchen gehört, dass Motorradrennen fuhr und sich auch noch Prügelte. Sie verabscheute jegliche Art von Gewalt und hatte plötzlich ziemliche Angst vor diesem Mädchen. »Und der soll ich jetzt sagen, dass sie lernen soll? Das kann doch nur schief gehen. Hoffentlich bin ich nicht auch noch alleine mit der in einem Raum.« Sie hatte jetzt, nachdem sie das gehört hatte auch nicht gerade das Gefühl, als würde Harukas Problem die Schule sein, sondern eher, dass sich ihr Problem, welches sie auch immer hatte, auf die Schule und ihr Verhalten auswirkte. „Ja, ich weiß. Nicht sehr „weiblich“, oder? Eigentlich hat sie so gut wie gar nichts von einem klassischen Mädchen, aber das wirst du verstehen wenn du sie siehst. Und keine Sorge sie würde dich niemals verletzen, Prügeln tut sie sich nur mit Jungs.“ Michiru wurde immer verwirrter und das Bild im ihrem Kopf, welches sie sich trotz allem versuchte zu machen, nahm immer verrückter Züge an. »So gut wie nichts von einem Mädchen? Aber sie ist doch ein Mädchen. Das kapier ich nicht. Und sie prügelt sich mit Jungs? Wieso? Und wie kann sie das überleben?« Sie gab es nach einiger Zeit auf sich weitere Gedanken darüber zu machen und konzentrierte sich wieder darauf die Geschirrspülmaschine einzuräumen. Nachdem die Küche wieder sauber war, wünschte Michiru Sachiko schon mal eine gute Nacht, denn sie war inzwischen doch ziemlich Müde von der Zugfahrt hierher und wollte nur noch ins Bett. In dem Flur mit ihrem Zimmer blieb sie jedoch plötzlich stehen. Sie stand vor der Tür, die zu Harukas Zimmer gehören musste und sah sie einfach nur an. Eigentlich war sie nicht der Typ, der sich in fremde Zimmer schlich und herumspionierte, doch sie war inzwischen so neugierig auf dieses Mädchen, dass sie es ernsthaft in Erwägung zog. »Sie is ja schließlich nicht da und Sachiko sagte doch, dass ich mich ruhig etwas umsehen könnte, wenn ich will.« Sie wusste sehr wohl, dass das so sicher nicht gemeint war aber das interessierte sie in diesem Moment nicht. Nach weiteren fünf Minuten des Grübelns nahm sie schließlich all ihren Mut zusammen und ging auf die Tür zu. Sie horchte zunächst an der Tür, ob auch wirklich niemand im Raum war. Es war nicht das Geringste zuhören also drückte sie vorsichtig die Klinke hinunter und öffnete die Tür einen Spalt. Nachdem sie auch niemanden im Raum erkennen konnte, öffnete sie die Tür ganz. Was sie sah stellte sie aber nicht wirklich zufrieden. Es hätte das Zimmer von so gut wie jedem sein können, denn bis auf die Paar Motorrad und Auto Poster und Modelle war rein gar nichts Persönliches in diesem Raum. Die Wände waren schlicht weiß, es hatte dieselben großen Fenster und Balkontür wie Michirus Zimmer und auch in etwa dieselbe Größe. Die Möbel waren alle, vom großen Bett, bis hin zum Schreibtisch in schwarz gehalten. Auf der Kommode gegenüber dem Bett war ein mindestens doppelt so großer Fernseher wie Michiru ihn in ihrem Zimmer hatte und drum herum irgendwelche Geräte, die sie als Spielkonsolen deutete. Außer einigen Kleidungsstücken, die im sämtlichen Raum verteilt waren, war das Zimmer recht ordentlich. Na ja, das heißt wenn man Leer als Ordentlich bezeichnen konnte. Es war nicht eine Pflanze im Raum, kein einziges Foto und wenn dieses Mädchen Bücher besaß waren sie jedenfalls nicht im Regal. Autozeitschriften, ein paar Filme und Konsolenspiele konnte sie erkennen aber kein Buch. Michiru konnte sich ein Leben ohne Bücher gar nicht vorstellen und dieses Mädchen besaß offenbar nicht eins. Und dass nur diese, für sie grässlichen, Poster an der Wand waren und nicht ein schönes Bild fand sie auch mehr als seltsam. »Vielleicht war es das was Sachiko gemeint hatte. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich auch sagen in diesem Zimmer wohnt ein Mann.« Nicht weniger neugierig und verwirrt verließ sie den Raum wieder. In ihrem eigenen angekommen machte sie sich schnell bettfertig und ging dann auch gleich schlafen. Sie brauchte aber noch eine Weile um einzuschlafen, da sie sich weiter darüber den Kopf zerbrach, wie diese Haruka wohl sein würde, und vor allem wie die sich ihr gegenüber verhalten würde. Haruka indes war Stundenlang mit dem Motorrad durch die Gegend gerast. Eigentlich hatte sie vorgehabt in irgendeiner Bar abzusteigen und das erst beste, schöne Mädchen abzuschleppen, das sich ihr an den Hals warf. Doch sie konnte einfach nicht aufhören Gas zu geben. Letzten Endes war sie am Strand gelandet und lag jetzt da, im Sand, ließ sich den Wind durch die kurzen Haare wehen und starrte in den inzwischen dunklen Nachthimmel. Ihre Wut war mittlerweile auch wieder verraucht und sie hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, weil sie ihre Mutter so angeschrien hatte. Sie wusste selbst, dass ihre Noten miserabel waren und wenn sie wirklich wollte, könnten sie um einiges besser sein. Aber sie konnte sich beim besten Willen einfach nicht darauf konzentrieren und fand im Moment auch nichts unwichtiger als diese blöde Schule. Ihre Schulpflicht war seit über einem Jahr vorbei und sie wollte eh nichts studieren. Sie wusste genau was sie wollte und das war an ihrer Rennfahrerkarriere arbeiten. Also wozu da überhaupt noch hingehen? »Warum können sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?« Sie richtete sich ein wenig auf und sah dann auf ihre Uhr. »Schon fast zwölf. Er wird mich mit Sicherheit umbringen.« Sie atmete einmal tief durch und grinste dann dreckig. »Soll er doch!« Es war inzwischen doch ziemlich kalt geworden, also stand sie auf, streckte sich einmal und ging dann lässig zu ihrem Motorrad zurück. Auf der Rückfahrt gab sie nicht weniger Gas und war so schon nach zehn Minuten bei der großen Villa angekommen. Sie stellte ihre Honda in der großen Garage ab und schlich sich dann leise ins Haus, in der Hoffnung, dass schon alle schlafen würden und sie niemand hören würde. Doch ihre Hoffnungen wurden ignoriert, denn als sie am Arbeitszimmer ihres Vaters vorbei schlich sprang plötzlich die Tür auf. „Haruka! Wo zum Teufel warst du?“ Keisuke wartete erst gar nicht auf ihre Antwort, sondern packte sie gleich am Kragen und zerrte sie in sein Arbeitszimmer. Hinter sich schloss er die Tür und drückte sie dann gewaltsam an deren Innenseite. „Ich habe dir doch gesagt, du bist zum Essen gefälligst Zuhause und treibst dich auch danach nirgends mehr rum! Ich weiß genau, wo du wieder warst!“ „Gar nichts weißt du!“ presste sie gequält hervor. „Sprich gefälligst nicht so mit mir! Ich werde dir deine kranken Gedanken schon noch austreiben, du undankbares Kind!“ Damit ließ er von ihr ab, nur um in der nächsten Sekunde seine Faust in ihren Magen zu rammen. Haruka hatte das Gefühl ihr würde der Magen explodieren, doch sie unterdrückte den Schrei der in ihr hochkommen wollte. Stattdessen sank sie auf ihre Knie zusammen und hielt sich den Bauch vor Schmerzen. In diesem Moment war sie froh noch nichts gegessen zu haben, denn es wäre ihr wahrscheinlich jetzt sowieso wieder hochgekommen. Keisuke ließ ihr nicht viel Zeit sich von dem Schlag zu erholen. Er packte sie an den Haaren und zog sie wieder zu sich hoch. Ein paarmal schlug er noch zu bis Haruka das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen, dann packte er sie am Arm und sah sie mit einem strafenden Blick an. „Ich warne dich! Dieses Mädchen das ab heute bei uns wohnt, solltest du auch nur daran denken sie anzufassen oder ihr irgendetwas erzählen, schwör ich dir, werde ich dich so zusammen schlagen, dass du dir wünscht nie geboren worden zu sein! Und die Kleine am besten gleich mit! ... Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass sie sich auf deine kranken Spielchen einlässt. Und jetzt mach, dass du hier verschwindest! Ich kann dich nicht mehr sehen.“ Er wartete wieder nicht bis sie reagierte, sondern schleuderte sie, immer noch am Arm packend, in dem Haruka schon längst kein Gefühl mehr hatte, nach draußen auf den dunklen Flur und schwang die Tür wieder hinter sich zu. Einige Minuten lag sie schwer atmend einfach nur da und versuchte den Schmerz zu unterdrücken. »Dieser widerliche Scheißkerl! ... Verdammt tut das weh.« Irgendwie schaffte sie es sich in ihr Zimmer zu schleppen und lag jetzt immer noch in ihrer Schuluniform gekleidet auf dem Bett und war innerhalb von Sekunden eingeschlafen, oder vielleicht verlor sie auch nur das Bewusstsein, sie wusste es nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)