Frühlingsmagie von Erzsebet (Eine Frühlingsromanze) ================================================================================ 2: Im Restaurant ---------------- Ich war ein paar Minuten zu früh, also wunderte es mich nicht, an meiner Bank niemanden zu sehen. Die Sonne stand schon recht tief, die langen Schatten der Bäume fielen über Bank und Weg, aber trotzdem setzte ich mich, um nicht nervös hin und her zu laufen. Nur mit dem dünnen Baumwollstoff des Kleides zwischen mir und der Bank fühlte sich das kunststoffbezogene Holz allerdings doch recht kühl an. Ich legte mir also die Jeansjacke als Sitzpolster unter und wartete. Trotz meines so guten Gefühls begann ich mich mit dem Verstreichen der Minuten zu fragen, ob die beiden, oder wenigstens Florian, denn wirklich kamen. Inzwischen hatte ich sogar regelrechten Hunger. Selbst wenn es zu nichts weiter kam, wollte ich doch bald etwas zwischen die Zähne kriegen. Aber insgeheim hoffte ich natürlich, mehr von Florians sanften Fingern auf meiner Haut zu spüren, durch seine roten Locken streichen zu dürfen, vielleicht sogar einen Blick darauf werfen zu können, was sich in Juans Hose verbarg. Und als das Bewußtsein darüber sackte, tatsächlich zugleich an zwei Männer zu denken, stieg wieder die Hitze in meine Wangen. Ich lehnte mich nach hinten, betrachtete den schönen, alten japanischen Kirschbaum über mir, um mir nicht zu genau den Abend mit den beiden Kerlen vorzustellen. So würde ich später zumindest nicht enttäuscht sein. In den wenigen Stunden seit dem Mittag waren mindestens die Hälfte der Blüten aufgegangen. Sie leuchteten im Abendlicht so auffällig, als würde jede einzelne von einem Spot beleuchtet. "Hallo, Melissa", erklang da der samtige Bass von Florian. Und er war nicht allein gekommen. Ich bekam wieder Herzklopfen bei dem Anblick, dabei trugen beide nur bedruckte T-Shirts und gewöhnliche Jeans. Juan hatte sein kurzes, schwarzes Haar anscheinend mit Stylinggel bearbeitet, denn es stand gewollt wild in alle Richtungen, aber Florian hatte seine roten Locken gelassen, wie sie waren, und das war einfach perfekt. "Wow, du siehst gut aus, Süße", sagte Juan nach einem bewundernden Pfiff, reichte mir seine Rechte, um mir aufzuhelfen. Noch ein Kavalier also. Florian gab mir meine Jacke, sah in die Runde. "So, also Burger oder lieber Chinamann?" Es wurde drei zu null für das Chinarestaurant, das gleich hinter dem Ausgang des Parks, zwei Häuser neben Bobs Laden lag. Wir setzten uns in eine der schummrigen Ecken, nahmen die Speisekarten entgegen, aber ich sah gar nicht hinein. Ich war wenigstens dreimal in der Woche in der Mittagspause hier und hatte meine Favoriten. "Hast du gar keinen Hunger?" fragte Juan erstaunt, als er sah, daß ich die Karte nicht aufschlug. "Na, dann lad ich dich sogar alleine ein, wird ja billig werden." Und sein Gesicht wurde von einem so strahlenden Lächeln beleuchtet, daß mir ganz warm ums Herz wurde. Dieser junge Mann mit den langen, außergewöhnlich dichten, schwarzen Wimpern um die dunkelbraunen Augen war ja eine wahrhafte Schönheit! "Freu dich nur nicht zu früh", gab ich zurück. "Ich weiß nur schon, was ich nehme. Ich arbeite praktisch nebenan." "Etwa in dem Kiffershop?" fragte Juan mit ungläubig hochgezogenen Brauen. Da Bob auch afrikanische Vorfahren hatte, lag es wohl nahe, das zu vermuten. Aber den 'Harmony' als 'Kiffershop' zu bezeichnen, fand ich doch etwas unangebracht. Florian erkannte offenbar mein Unbehagen, denn er knuffte Juan mit dem Ellbogen. "Nur weil ich mir dort mein Dope besorge, heißt das nicht, daß das ein Kiffershop ist." "'Tschuldigung", gab Juan wenig entschuldigend zurück. "Aber Bob ist ein Kiffer wie er im Buche steht. Es fehlt ihm nur eine Strickmütze in den Kubanischen Farben auf seinen Dreadlocks." Offenbar kannte Juan meinen Chef wirklich, denn ich mußte zugeben, daß diese Beschreibung absolut ins Schwarze traf, und das breite Grinsen konnte ich nicht verhindern. Ich versuchte, es hinter meiner Hand zu verstecken. "Kiffst du auch?" fragte Florian plötzlich neugierig. "Nein", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Hab' ich auch noch nie." "Hey, dann solltest du es vielleicht mal ausprobieren", sagte er eifrig. "Wir könnten ja statt Disco..." Das Geräusch, das Florian zum Verstummen brachte, mußte ein Tritt gegen sein Bein gewesen sein, so schmerzerfüllt wie sein Gesicht sich verzog. Juan erwiderte seinen vorwurfsvollen Blick nicht, sondern war plötzlich auffällig mit dem Studium der Speisekarte beschäftigt. "Ich kann die Sauerscharf-Suppe nur wärmstens empfehlen", sagte ich in das eisig werdende Schweigen der beiden. "Und streitet euch bloß nicht wegen mir", setzte ich hinzu. "Ich bin schon ein großes Mädchen und weiß, wie weit ich gehen will. Ich sag' Bescheid, wenn mir was nicht paßt." Darauf sahen mich die beiden so sehnsüchtig an, daß mir doch etwas mulmig wurde. "Also keine Disco?" fragte ich leise. "Ähm, laßt uns doch erst mal futtern, und dann die weitere Planung machen", warf Florian ein. "Kommt ja auch ein bißchen drauf an, wie viel wir essen", gab Juan zu bedenken. "Mit vollem Magen gleich in der Disco rumhopsen ist nicht so eine tolle Idee." "Da spricht unser erfahrener Rückwärtsesser", lästerte Florian. "Wenn ich daran denke, wie du..." "Das sollten wir vielleicht nicht gerade beim Essen erörtern", unterbrach Juan ihn, sah mich etwas ängstlich an, aber dann erkannte er wohl, daß ich mich prächtig amüsierte. Diese Mischung aus jungenhaftem Eifer und erwachsenem Anstandsdenken, die Bemühungen beider, mich bei bester Laune zu halten, auch wenn der andere es in ihren Augen zu torpedieren schien, fand ich einfach großartig. "Kennt ihr euch schon lange?" fragte ich. "Seit einem halben Jahr wohnen, essen, schlafen, f...", Florian wurde rot und unterbrach sich mitten im Wort. "...studieren wir zusammen", half Juan souverän aus. "Ich habe die Wohnung schon seit einem Jahr, Florian ist zum Anfang dieses Semesters eingezogen." "Ist wirklich eine schöne Wohnung", warf Florian ein, "gleich hier um die Ecke. Mußt du dir unbedingt ansehen." "Irgendwann", ergänzte Juan und warf Florian einen bösen Blick zu. "Warum dann nicht nach dem Essen, wenn sie so nah ist?" fragte ich, denn mit den aus seinen Worten so offensichtlich erkennbaren lüsternen Gedanken hatte Florian mich inzwischen schon ziemlich heiß gemacht. Meine Worte zauberten eine Variation von Rottönen auf die Wangen meiner beiden Kavaliere. "Äh, gern", raffte Juan sich auf, Florian schluckte nur schwer. War ich etwa doch zu forsch gewesen? Aber eigentlich sah Florian bei aller Röte in seinem Gesicht recht zufrieden aus, als könne er sein Glück kaum fassen. "Nur auf einen Kaffee", stellte Juan klar, als müsse er eine Reißleine ziehen, um die Geschwindigkeit zu drosseln. "Der Kaffee hier ist nämlich grauenhaft." Aber auch bei seinem Gesichtsausdruck hatte ich das Gefühl, daß es nicht der Gedanke an Kaffee war, der zu diesem sinnigen Lächeln auf seinen Lippen führte. Ich stützte das Kinn auf die Hand und lächelte zurück, dachte an sein eindrucksvolles Profil. "Aber ja, nur auf einen Kaffee", behauptete ich. * Während des Essens lockerte sich die Stimmung wieder etwas, die Jungs hatten ein unverfänglicheres Thema gefunden und damit begonnen, von ihren früheren Lehrern und jetzigen Professoren und deren Marotten zu erzählen. Und ich hörte vor allem zu, erfreute mich an Florians jugendlichem Bass und Juans kraftvollem Bariton, während sie von schusseligen Wirrköpfen und schmierigen Karrieristen berichteten. Und dann wurde kassiert. Die beiden legten für die Rechnung zusammen und luden mich tatsächlich ein, dann nahmen wir die Glückskekse und gingen nach draußen. Es war merklich frischer geworden, also zog ich meine Jacke über, aber um meinen erhitzten Schoß war die Kühle angenehm.  Und als dann noch immer keiner wagte, seinen Keks auseinander zu brechen, machte ich den Anfang. "Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt", eröffnete mir das Orakel. "Das Lächeln, das du aussendest, kehrt zu dir zurück", las Juan kurz darauf leise vor, und von Florian kam: "Das Herz hat seine Gründe, die die Vernunft nicht kennt." Dann seufzte er sehnsüchtig, sah mich fragend an. "Also zu uns?" und streckte die Hand nach mir aus, "...äh, zum Kaffee", erinnerte er sich dann noch. Ich war im Zweifel, ob ich seine Hand nehmen konnte, denn auch Juan streckte mir nun eine Hand entgegen, mit auffällig wohlmanikürten Nägeln, die im aufflammenden Laternenlicht glänzten, als wären sie lackiert. Eigentlich wollte ich beide Hände ergreifen, aber konnte ich das wirklich machen? Die beiden waren doch gute Freunde, und es wäre nicht die erste Männerfreundschaft, die durch eine Frau zerstört wurde. Aber so eine Frau wollte ich nicht sein. Vielleicht war es besser, doch auf den Discobesuch zu bestehen. "Eigentlich teilen wir doch immer alles", sagte Florian langsam, sah Juan fragend an und der nickte. "Da hast du recht. Aber vielleicht will Melissa nicht geteilt werden." Mit von plötzlicher Panik fast zugeschnürter Kehle griff ich jetzt beherzt mit beiden Händen zu, nahm Juans Hand in die Rechte und Florians in die Linke, schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. "Es kommt darauf an, wie ihr mich zu teilen gedenkt", erklärte ich dann. "Ich könnte mir so einige Methoden vorstellen, denen ich nicht abgeneigt wäre." Wie es wohl wäre, von zwei Paar Männerhänden liebkost zu werden, beide Männer in mir zu spüren? Sie griffen nun fester um meine Hände, und Florians Hand schien plötzlich schweißnaß. Er räusperte sich. "Du willst wirklich,... ich mein', wenn du nicht willst, dann...", hilfesuchend sah er zu Juan. Juan griff meine Hand nun mit beiden Händen, sah mich aus seinen dunklen Augen lange an. "Sie hat gesagt, sie weiß, wie weit sie gehen will." Das hatte ich und ich nickte, empfing seinen zarten Kuß auf meine rechte Wange. "Ja, das hat sie", flüsterte Florian dicht neben meinem linken Ohr und küßte mich ebenfalls auf die Wange. Das Kribbeln der Erregung war fast unerträglich in diesem Moment und ich wünschte, wir wären schon in der angeblich so nahen Wohnung der beiden. Als teilten sie meinen Wunsch, hakten sie sich beide bei mir unter, liefen mit mir bis zur nächsten Straßenecke, noch ein paar Meter in die Nebenstraße hinein, bis wir drei mit heftigem Herzklopfen, nach Luft schnappend vor einer Haustür zum Stehen kamen. Juan schloß auf, nahm zwei Treppenstufen auf einmal, um rasch zur richtigen Etage zu kommen, Florian zog mich hinterher, als könne keiner der beiden jetzt auch nur noch eine Minute länger warten, und auch ich sehnte mich danach, mehr von ihnen zu spüren, als nur die flüchtige Berührung ihrer Hände. * * * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)