Die magische Zahl "3" von Psychopath (Karyu X Hizumi) ================================================================================ Kapitel 3: 3 ------------ Dadurch, dass Hizumi eher wenige Freunde hatte, machte er sich viel mehr Gedanken, wenn jemand nett zu ihm war. So kam es auch, dass er die ersten zwei Wochen der Ferien damit verbrachte, sich Szenarien auszumalen, in denen Karyu eine entscheidende Rolle spielte. Immer nach dem Motto „Prinz auf dem weißen Pferd“. Nur gab es kein Pferd, weil er keine Pferde mochte. Außerdem verließ er erstaunlich oft das Haus, um in sein Lieblingscafé zu gehen. Selbstverständlich immer die Tische mit den Augen absuchend, ob da jemand saß, der blond und groß war. Doch er hatte einfach kein Glück. Oft verließ er das Café nicht, ohne etwas zu kaufen. Und da er immer nur Süßkram und alles andere, was lecker aber ungesund war, aß, hatte er zu allem Überfluss auch noch zugenommen. Nicht so viel, dass man es hätte sehen können, doch die Waage schrie förmlich: „Fetti!“ Er schränkte seine täglichen Besuche im Café ein und ging dann nur noch alle drei Tage hin. Doch er nahm weder ab, noch sah er Karyu. Seine Fantasien und Träume verminderten sich Tag für Tag und gingen mehr und mehr in die Richtung, dass Karyu sich ins Fäustchen lachte, dass Hizumi sich so schnell um den Finger hatte wickeln lassen. In der vorletzten Ferienwoche waren Ausschauhalten und Träumen vorbei und Hizumi ging seinen täglichen Pflichten nach, d. h. er spielte sämtliche Konsolenspiele, die er besaß und setzte sich vor den PC. Eines sonnigen Tages hatte seine Mutter die Nase voll davon, dass ihr Sohn die Vorhänge zugezogen und sich wieder vor seine Konsolen gesetzt hatte. Sie klopfte zwar an, öffnete die Tür aber gleichzeitig und ließ ihren Unmut heraus. Hizumi widersetzte sich grundsätzlich nicht, weil es immer das Einfachste war. Er stand also brav auf und verließ das Haus. Allerdings ohne Ziel. Er schlenderte so vor sich hin und schaute nach, was im Kino lief. Das Plakat für den neuen SAW-Teil wurde gerade aufgehängt. An dem Tag wäre die erste Vorstellung, allerdings gegen 22 Uhr und nicht um 13 Uhr. So musste er sich noch 9 Stunden beschäftigen, bevor er etwas Interessantes machen konnte. Das dachte er zumindest fünf Sekunden lang, denn dann tippte ihm jemand auf die Schulter. Er drehte sich um und erblickte…Karyu! „Hey, Goth!“, sagte Karyu grinsend. „Du willst dir SAW ansehen?“ „Ja. Was machst du hier?“ „Ich wollte ins Kino, weil es langsam langweilig wurde, immer zu Hause zu sein. Was machst du?“ „Meine Mutter hat mich rausgeworfen.“ „Ohne Tasche?! Wie sollst du denn überleben, wenn du nicht mal Klamotten hast?“ „Nicht in diesem Sinne. Sie meinte, ich müsse mal frische Luft schnappen.“ „Ach so!“ Damit war das Gespräch erst einmal beendet und die beiden starrten wortlos das SAW-Plakat an. „Lass uns Eisessen gehen.“, sagte Karyu plötzlich und erschreckte Hizumi damit zu Tode. „Ich habe zu wenig Geld dabei, wenn ich auch noch SAW sehen will.“ „Das hält uns doch nicht vom Eisessen ab.“ Karyu grinste und drehte Hizumi vom Plakat weg, indem er ihn an den Schultern griff und sanft in eine andere Richtung drehte. „Soll ich dich weiter schieben oder gehst du selbstständig?“, fragte er und Hizumi konnte sein Grinsen beinahe schon hören. „Du solltest weniger grinsen und ich gehe selbst.“ „Woher wusstest du, dass ich grinse?“ „Weil das bei dir ein Dauerzustand ist.“ „Aber das ist doch gut, oder nicht?“ „Tja…“ Jetzt war Hizumi an der Reihe zu grinsen. Auf dem ganzen Weg, versuchte Karyu Hizumi eine Antwort zu entlocken, doch dieser blieb stumm und grinste manchmal. Kurz vor der Eingangstür des Cafés streckte er Karyu dann die Zunge raus und betrat dann das Café. So gut hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Und vor allem, kam er sich kein bisschen einsam vor. Hizumis Stammtisch war - wie üblich - nicht besetzt, sodass die beiden sich dort hinsetzen konnten und empörte Blicke anderer ernteten, die in der langen Schlange anstanden, um bei der Hitze ein Eis zu bekommen, dass sie nicht im kühlen Gebäude, sondern in der prallen Sonne schlecken mussten. Noch empörter wurden einige, als Hizumis Freund ihn erblickte, sich beim wartenden Gast entschuldigte und zuerst Karyu und Hizumi fragte, was er ihnen denn bringen könnte. Noch bevor Hizumi etwas sagen konnte, antwortete Karyu: „Er bekommt das übliche, was er hier immer bestellt. Ich denke das wird etwas sein, wovon jeder andere Karies und Zahnschmerzen kriegt. Und ich hätte gern ein Wasser mit Eiswürfeln.“ Die Bestellung wurde notiert und an die Aushilfskraft weitergegeben, die völlig überfordert war und sich wohl dachte, nie wieder einen Job in den Sommerferien annehmen zu wollen. So bekam Hizumi statt Gummibärcheneis Schokoladeneis und Karyu bekam kein Wasser, sondern Tee, den er zwar schräg anschaute, aber nichts sagte. Als die Aushilfe dann wieder hinter dem Tresen verschwand, beugte sich Karyu nach vorne und flüsterte Hizumi zu: „Normalerweise hätte ich gesagt, dass ich keinen Tee will, aber er scheint ziemlich überfordert zu sein. Was kriegst du hier normalerweise? Oder stimmt die Geschmacksrichtung?“ „Nein. Normalerweise bekomme ich Gummibärchen.“ „Aber die werden doch bestimmt stahlhart, wenn sie kalt sind.“ „Na und? Dann macht es noch mehr Spaß, sie zu essen. Magst du etwa keine Gummibärchen?“ „Naja…eigentlich mag ich nichts, was süß ist. Ich fürchte, du bist da die Ausnahme.“ Hizumi verschluckte sich und erstickte fast, als er diesen Satz hörte. „Was?!“, keuchte er und schnappte nach Luft. „Sag mir nicht, dass dich das überrascht! Du hast bestimmt viele Verehrer.“ „Du bist der erste.“ „Das macht dich irgendwie noch niedlicher.“ „Hör auf das zu sagen.“ „Wieso?“ „Das ist…na ja…peinlich.“ „Oh! Ich hoffe, dir ist klar, dass du dich immer weiter hineinreitest? Mit jedem Satz, den du sagst, wirst du immer sympathischer. Vor allem, weil du bestimmt rot geworden wärst, wärest du es nicht sowieso schon, weil du fast erstickt bist. Verrate mir etwas. Sehen wir uns SAW zusammen an? Ich denke zwar, dass es nicht der perfekte Film für ein Date ist, aber du scheinst ihn zu mögen, also muss ich mich wohl nach deinen Vorlieben richten. Ich lade dich selbstverständlich ein.“ Eine Einladung hatte er schon lange nicht mehr bekommen. Und Karyu hatte es offen als Date bezeichnet, also nicht bloß Popcorn kaufen und einen Horrorfilm gucken, über den man danach redet. Oder stellte er sich jetzt zu viel vor? Was konnte Karyu schon Romantisches in einem solchen Film finden? „Also? Was sagst du?“ „Du hast es ein Date genannt.“ „Und? Wir können es auch ein Rendez-vous nennen.“ „Du machst mich fertig.“ „Gehst du trotzdem mit mir ins Kino?“ „Ich glaube schon.“ „Glauben ist Kirchenrecht. Du hast bloß die Wahl zwischen Ja und Nein. Wenn du mich nicht leiden kannst, dann sag’s mir einfach und ich lasse dich in Ruhe. Schließlich will ich dir nicht auf die Nerven gehen.“ „Wenn du mich ins Kino einlädst, bekomme ich dann auch Popcorn und Cola von dir?“ „Selbstverständlich.“ „Dann können wir heute Abend hingehen.“ Karyu strahlte Hizumi an, winkte der Aushilfe zu und rief: „Ein Wunder ist geschehen! Zur Feier des Tages hätte ich jetzt gerne mein bestelltes Wasser und das Gummibärcheneis.“ Hosted by Animexx e.V. 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