Protozoansitter von Mi-sa-ki (GenZel) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Zelos wirkte alles andere als begeistert. Er war alles andere als begeistert. Zweifelnd sah er vom einen zum anderen. Die Gemeinsamkeit seiner Besucher: Sie hatten beide weißes Haar. Der Unterschied: Dem einen hing die Zunge fast meterweit aus dem Hals. Seufzend fuhr er sich durch die Haare. “Dass ich auf dich aufpassen soll, Genis, leuchtet mir ja noch ein. Aber was bitte hat Noishe hier verloren?” “Auf mich musst du überhaupt nicht aufpassen. Ich passe bloß auf, dass du auch wirklich auf Noishe aufpasst.” Dem Halbelf war bewusst, wie kompliziert das klang. Aber das bewies, dass diese Idee nur von einem stammen konnte: Von Lloyd höchstpersönlich. Wer sonst würde einen Aufpasser für den Aufpasser seines Hundes schicken? “Warum kann Lloyd sich nicht einfach selbst um sein Vieh kümmern?” “Weil er mit Sheena für eine Weile auf Flanoir ist.” Nun horchte der Rothaarige auf. “Und warum nimmt er dann nicht seinen Hund mit und lässt mich stattdessen auf Sheena aufpassen?” Genervt rollte Genis mit den Augen. Konnte man überhaupt vernünftig mit Zelos sprechen? “Du weißt, dass Lloyd die Expheres einsammeln will. Und du weißt auch, dass du eigentlich mithelfen solltest, anstatt dich den ganzen Tag in Meltokio zu vergnügen. Alle anderen haben bisher auch ihren Teil dazu beigetragen und Sheena war lange nicht im Norden und wollte eben gerne mitkommen… Noishe mag die Kälte nicht, Dirk ist nicht da um sich um ihn zu kümmern und darum bist du dran.” Doch überzeugt wirkte der Ältere noch immer nicht. “Du hast doch Zeit. Warum ist er nicht bei dir?” “Meine Schwester will keine Tiere im Haus.” Aha, so einfach war das also. Rains Wille zählte, der von Zelos allerdings nicht. Resigniert seufzte er. Sich ein paar Tage um diesen “Hund” zu kümmern war im Endeffekt wohl immer noch weniger anstrengend, als jetzt weiter mit dem Rotzlöffel zu diskutieren. Außerdem konnte er auch einfach einen Großteil der Arbeit auf Sebastian abschieben, wozu sonst hatte er einen Diener? Eine Woche später begann Zelos sich langsam zu fragen, wie er sich überhaupt hatte einbilden können, dass das Ganze nach einigen Tagen vorbei sein würde. Lloyd hatte sich bisher nicht gemeldet, vermutlich aus reiner Gedankenlosigkeit. Sheena hatte sich ebenso wenig gemeldet, vermutlich eher aus reiner Boshaftigkeit. Zudem war Sebastian krank und nicht in der Lage zu arbeiten, was ebenfalls Boshaftigkeit war, aber eher von Seiten einer höheren Macht. Maxwell setzte wahrscheinlich in diesem Moment alle Moleküle in Bewegung, um Zelos das Leben schwer zu machen. Zumindest bildete dieser sich das ein. Noishe hatte sich inzwischen als unerträgliche Nervensäge herausgestellt, was dem Adligen auf der langen Reise, bei welcher er das Tier ja auch stets um sich gehabt hatte, nie aufgefallen war. Ursprünglich sollte Noishe im Wintergarten schlafen, wo er aber ein fürchterliches Theater veranstaltete. Die Nacht, die er danach draußen verbringen durfte, wurde von den Nachbarn mit Drohbriefen quittiert, dass sie sich beim König persönlich beschweren würden, wenn das Gejaule nicht bald aufhören möge. Das Resultat war, dass Noishe ein eigenes Gästezimmer für sich bekam, mit welchem er sich dann auch zufrieden gab. Das Resultat dieses Resultates wiederum war, dass Genis auf das Sofa in Zelos´ Schlafzimmer ziehen musste. Und diese Tatsache schließlich führte dazu, dass Zelos neuerdings viel zu früh geweckt wurde. Spät ins Bett gehen und spät aufstehen, das war sein Lebensstil. Genis jedoch wagte es stets, die Vorhänge zu einer absolut unmenschlichen (und unhalbelfischen) Zeit aufzuziehen, um den Rothaarigen mit der geballten Sonnenenergie zu wecken. Fast schon sadistisch. So lief es auch an diesem Morgen ab, als die warmen Lichtstrahlen sich sanft (oder auch brutal) über Zelos´ Bettdecke tasteten. Nach nur zwei Tagen hatte er es sich bereits angewöhnt, die Decke vor dem Einschlafen über den Kopf zu ziehen, um sich wenigstens ein bisschen vor der morgendlichen Folter zu schützen. “Zelos, steh auf. Wir haben viel zu tun.” “Wassn?” “Schon vergessen? Noishe muss gebadet werden…” Auch das noch! Er wusste schon, warum er es bereut hatte, sich über Noishes Gestank zu beschweren, kaum dass diese Worte gestern seinen Mund verlassen hatten. “Muss das heute sein?” “Nein. Aber wir machen es trotzdem heute.” Wieso klang der Kleine eigentlich so, als sei er hie der Boss? Demonstrativ blieb Zelos liegen und zog sich die Decke noch etwas weiter über den Kopf. Die Matratze wippte etwas, als Genis sich auf den Bettrand setzte. “Wer hat dir erlaubt, mir so auf die Pelle zu rücken, Rotzköffel?” Mehr als ein dumpfes Gemurmel war kaum zu hören. “Du hältst ganz schön an diesen albernen Spitznamen fest, kann das sein?” “Sie sind ja auch noch immer zutreffend!” Eine Weile schwieg der Jüngere und Zelos dachte schon, er hätte ihn diesmal ernsthaft verärgert. Das aber hätte bedeutet, dass Genis ihn ernst nahm… und das war ihm eigentlich nicht zuzutrauen. “Steh einfach auf und mach dich fertig. Aber beeil dich etwas… Bis du dir die Haare gekämmt hast, könnte man Noishes Ohren dreimal striegeln.” Nun zog Zelos die Decke weg, gerade rechtzeitig, um noch einen Blick auf das freche Grinsen des anderen zu erhaschen. Dann war dieser auch schon aus dem Zimmer verschwunden, um sich um das Frühstück zu kümmern. Gähnend rollte der Adlige sich aus dem Bett, kleidete sich an, griff nach der Bürste und kämmte sich das Haar extra noch langsamer als sonst. Keine drei Stunden später waren Zelos´ Arme bis zu den Ellenbogen bedeckt mit Schaum, die von Genis sogar bis zu den Schultern. Genau genommen waren es nicht nur ihren Arme, auch ihre Kleidung, der gesamte Boden, die Wände und sogar die zwei Fenster des Badezimmers waren voll damit. Unglaublicherweise schien Noishe jedoch noch immer komplett verschont von den weißen Wogen. Sie hatten es schon zweimal geschafft, das große Tier hoch zuwuchten und in die Wanne zu befördern- zweimal war Noishe nach dem Bruchteil einer Sekunde wieder heraus gesprungen und hatte dabei ganze Ladungen an Wasser überall verteilt. Gerade ließen sie neues Wasser nachlaufen, was der Hund scheinbar amüsiert zur Kenntnis nahm. Er saß seelenruhig auf dem letzten trockenen Fleck welchen das Bad zu bieten hatte, hechelte und machte nicht den Anschein, als plante er Böses. Dennoch war Zelos der festen Überzeugung, dass er genau das gerade tat. “Wir brauchen eine Taktik.” “Von wegen Taktik. Wir brauchen eine Kanone. Oder ein Weibchen, das ihn lockt.” “Hör auf, von dir auf andere zu schließen.” “Und hör du auf, so spießig zu sein. Also… auf ein Neues!” Mit diesen Worten stürzte der Rothaarige sich auf Noishe, welcher jedoch gekonnt auswich. Zelos schlitterte über den Boden und in einen Berg Shampooflaschen. Das Poltern dieser sowie Genis´ Lachen dröhnten in seinem Kopf. Dieser Zwerg lachte ihn tatsächlich aus! Grummelnd richtete er sich wieder auf, schnappte sich eine der Plastikflaschen und warf sie nach dem Halbelf. Dabei unterschätze er dessen Reaktionsfähigkeit jedoch, wodurch die Flasche prompt zurück geschleudert wurde. Zelos gelang es mit einer ähnlichen Bewegung wie Noishe zuvor auszuweichen. “He, spinnst du, Knirps? “ Und obwohl er wusste, dass er sich gerade kindischer benahm als sein zehn Jahre jüngerer Freund, warf er mit der nächsten Flasche. Diesmal wich Genis selbst nach vorne aus, verlor ebenfalls das Gleichgewicht auf dem feuchten Boden und landete mehr oder weniger weich auf dem ehemals Auserwählten. Dieser jaulte fast so protestierend auf wie Noishe, als dieser gemerkt hatte, wozu das Wasser in der Wanne gedacht war. “Willst du blaue Flecken auf meinem perfekten Körper hinterlassen? Runter von mir…” Aber Genis machte kein Anstalten, sich zu bewegen. “Erde an Rotzlöffel… Bist du festgeklebt?” Er konnte das Kopfschütteln des Kleineren eher spüren als sehen, so zaghaft war es. “Also, dann…” Doch da wurde er auch schon losgelassen. Etwas verwirrt folgte sein Blick Genis, als dieser wieder von ihm wegrutschte. Kam es ihm nur so vor, oder wirkte dieser auf einmal etwas unsicher? “He… alles okay?” Der Magier nickte bloß. Dann war dieser kurze Moment der Zögerlichkeit vorbei, er hob den Blick wieder und lächelte wie gewohnt. “Klar. Und jetzt lass uns weiter machen, sonst werden wir nie fertig.” Diesmal versuchte Genis, Noishe einzufangen. Zelos beobachtete ihn, sich fragend, was das eben zu bedeuten hatte. Dann zuckte er mit den Schultern, entschied sich, dass das wohl nicht zu bedeuten gehabt hatte und beteiligte sich wieder an der Aktion “Badet/Ertränkt den Hund”. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)