An unfinished Life von Aphelios (The Grid - a digital Frontier) ================================================================================ Kapitel 2: Der Input/Output Tower --------------------------------- ~*~*~*~*~*~*~* They can't break me As long as I know who I am And I want a moment to be real, Wanna touch things I don't feel, Wanna hold on and feel I belong. And how can the world want me to change, They’re the ones that stay the same. They can’t see me, But I’m still here. John Rzeznik – I’m still here ~*~*~*~*~*~*~* 2. Der Input/Output Tower „Wach …“, gähnte das Mädchen verschlafen und hob den Kopf von Rels Schulter. „Du bist wieder wach!“, stellte dieser auch gleich fest, bekam aber keine Antwort sondern nur ein weiteres Gähnen. Die ISO rieb sich kurz die Augen und streckte sich ehe sie sich tatsächlich dem Programm zuwendete das sie trug. „Scheint so.“, antwortete sie und sah sich ihre Umgebung genau aus ihrer neuen Position an. An dieses Tragen durch den Schwarzhaarigen konnte sie sich durchaus gewöhnen und er war ihr auch viel lieber als die anderen die ihr einen Diskus aufzwängen wollten. Schon allein wenn sie einen von ihnen sah lief es ihr eiskalt über den Rücken, nein, sie durfte keinen haben. Warum das so war konnte sie selbst nicht sagen, aber es war so – sie brauchte keinen, sie hatte schon einen, er war nur nicht hier. Es dauerte noch etwas bis ihr auffiel, dass Rel nun auch andere Kleidung trug, mit den lustigen blauen Zeichen gegen die sie nur zu gerne tippte, auch gegen ihre eigenen. Jedes Mal wenn sie das bei sich tat leuchtete der Punkt an diesem Symbol kurz hellblau auf ehe es sich wieder verflüchtigte und ganz langweilig blau weiter leuchtete. „Wo gehen wir hin?“, fragte sie schließlich und sah zu Rel auf, der Cache zurück in die Krankenstation folgte. Um sie herum waren immer noch unzählige ISOs die einen freien Platz am Boden suchten und auch etwas zur Ruhe kommen wollen. „In die Krankenstation.“, antwortete Rel leicht angespannt, schließlich würde er Tron jetzt wirklich treffen und wenn man bedachte was für eine hohe Meinung alle von ihm hatte – dann war er wirklich gespannt. Fast schon bedächtig betrat Rel nach Cache die Krankenstation und sah den Systemwächter der noch auf dem Tisch lag und praktisch von Diagnoseprogrammen umschwärmt war, die nicht glauben konnten, was Flav diagnostiziert hatte. „Hey, hey hört auf!“, rief Cache irgendwann und schob ein paar Programme zur Seite damit Tron auch wieder so etwas wie Luft zum Atmen bekam. Man sah ihm deutlich an, dass er nicht ganz glücklich damit war, dass er von den anderen so eingekreist war und bedrängt wurde. „Hier sind noch genügend die nicht versorgt sind – kümmert euch erst einmal darum! Los hier!“, schimpfte der Türwächter und die Gruppe um Tron begann sich aufzulösen, jedoch nicht ohne einem missmutigen Murren oder einem abfälligen Kommentar ihm gegenüber. Aber Cache scherte sich nicht darum sondern sah sie streng an, außer Flav sie blieb dort um den Wächter im Auge zu behalten. „Warum gehst du nicht näher hin?“, weckte Atlantis Rel mit ihrer Frage aus seiner Trance, schließlich starrte dieser einfach nur Tron an. „Ich … ich weiß nicht. Ich denke ich bin dort fehl am Platz.“, „Aber du kennst ihn doch, das hast du gesagt?“, „Schon, doch ich habe ihn nur gefunden.“, „Mhm, aber ich mag hin!“, beschloss das kleine Programm und fing an zu zappeln, damit er sie runterließ. „Schon gut hör auf!“, sprach er schnell und ging zu ebenfalls zu dem Untersuchungstisch hin, blieb jedoch am Fußende stehen. „Wir dachten du wärst tot.“, begann schließlich Cache und Tron wandte seinen Kopf von Flav zu ihm. „In gewisser Weise war ich das auch.“, seufzte dieser leise und versuchte sich erst einmal aufzurichten. Fast wäre er in eine sitzende Position gelangt, doch plötzlich sackte er wieder zusammen und Cache fing ihn auf. „Das ist vielleicht keine so gute Idee.“, meinte dieser und verhalf Tron in eine aufrechte Position. „Ich war lange genug untätig.“, war dessen ruhige Antwort während er sich an den Kopf fasste und die Augen zusammenkniff. Flav und Cache tauschten wissende Blicke aus und Rel beschlich das Gefühl, dass dessen Einschätzungen wohl nicht ganz falsch waren. Tron würde man festbinden müssen. „Und das wirst du auch weiterhin sein.“, kam es streng von Flav, die ihn mit einem todernsten Blick musterte. Etwas ungläubig sah Tron zu ihr auf, schließlich verbot sie ihm etwas und das hatte noch kein Programm ihm gegenüber gewagt. „Du bist schwer beschädigt – ich kann es nicht zulassen, dass du diesen Ort verlässt. Keine deiner Funktionen konnten wiederhergestellt werden und ohne ein User, wirst du nur ein einfaches Programm sein.“, fuhr die Weißhaarige fort und man konnte deutlich sehen wie wenig Tron das gefiel. Doch er schwieg, weil sie Recht hatte. Rinzler war immer noch in seinem Kopf, er verhielt sich ruhig, doch ihm gefiel die Situation nicht, während er selbst noch einige offene Fragen hatte und das betraf nicht seinen Zustand – den kannte er. „Wo bin ich?“, fragte er schließlich und beendete damit das Thema, ohne wirklich auf das Verbot einzugehen. Den anderen Programmen entging der plötzliche Wechsel nicht, sogar Rel fiel er auf – nur Atlantis war wieder mit etwas anderen beschäftigt. „Am äußersten Stadtrand im Sektor Q4 – oder auch den Slums - dank Clu.“, antwortete schließlich Cache und musterte Trons Reaktion genau, besonders da man deutlich sah wie er seinen Schultern etwas hängen ließ als der Name Clu fiel. Danach herrschte erneutes Schweigen und irgendwie hatte Cache etwas anderes von dem Systemwächter erwartet. Was genau das wusste er nicht, doch etwas mehr Elan war es auf jeden Fall. Tron wirkte in seinen Augen einfach nur noch schwach und gebrochen, ersteres nicht nur wegen der Beschädigung allgemein an ihm, sondern auch weil er immer mal wieder die Augen zusammen kniff. Tron war schwach. Cache traf diese Erkenntnis wie ein Faustschlag und mit einem mal fühlte er sich wieder auf sich gestellt mit seinem Kampf gegen Clu. Er konnte nicht auf den Wächter zählen. „Bleib einfach hier bei den ISOs.“, seufzte er schließlich resignierend und wand sich enttäuscht ab. Fast schon geschockt über diese Aussage, die Tron klar machte wie unerwünscht seine Hilfe wäre oder eher sagte, dass er nicht im Weg stehen sollte, was er würde, wenn er etwas tun würde. Ein Satz, der ihm all das sagte und ihn tief traf. „Das werde ich nicht!“, rief er dem dunkelhäutigen Programm hinterher das den Raum schon fast verlassen hatte. Wütend darüber sprang er vom Behandlungstisch und versuchte ihm hinterher zu laufen, doch in dem Moment als seine Füße den Boden berührten, knickten sie ihm weg. Unsanft stürzte Tron zur Seite und blieb für ein paar Sekunden benommen liegen. „Tron!“, rief Rel erschrocken und setzte Atlantis auf dem Boden ab, um dem Sicherheitsprogramm wieder auf zu helfen. Er packte ihn an den Armen und setzte ihn auf, so dass er mit dem Rücken an den Untersuchungstisch lehnen konnte. „Alles in Ordnung?“, fragte der ISO besorgt und musterte Tron. Auch Flav kniete sich neben ihnen auf den Boden um zu sehen ob noch alles an ihm dran war. „Sieh dich an – du hast keine Wahl!“, schnaubte Cache und verschränkte die Arme. Er sah Tron abfällig an, der verdammt wütend zurück starrte. „Du hast nicht zu entscheiden was ich tue!“, knurrte Tron bedrohlich. „Doch habe ich! Weil du uns – den Untergrund in Gefahr bringst wenn du einen Fuß vor die Tür setzt. Sogar dieser Fehler da“, mit diesen Worten zeigte er auf Atlantis die etwas abseits stand, „könnte dich überwältigen. Man wird uns durch dich finden und alle hier sind dem Tod geweiht. Wir sind schon ziemlich lange allein, wir schaffen es auch weiterhin.“ Damit drehte sich Cache endgültig um und verschwand aus dem Raum. Obwohl Tron am liebsten aufgesprungen wäre um die Cluster des Kerls neu zu sortieren, saß er einfach nur da und sah ihm wütend hinterher. „Was sollte das denn?“, murrte Rel verstimmt, weil ihm ganz und gar nicht gefallen hatte was hier geschehen war. Zuerst waren alle unglaublich froh gewesen, dass Tron wieder da war und dann sperrten sie ihn praktisch ein? Natürlich war dieser geschwächt, doch deswegen wollte man doch den User von ihm kontaktieren. Was hatte er verpasst? „Ich glaube er hat einfach etwas anderes erwartet.“, mischte sich Flav ein, die ebenfalls noch zu der Tür sah, die sich automatisch wieder geschlossen hatte, nachdem Cache hindurch gegangen war. „Und was?“, fragte der ISO immer noch verärgert. „Einen strahlenden Helden und kein Programm das nicht einmal stehen kann.“, sprach sie nüchtern und traf mit ihrer Aussage Tron am härtesten. „Muss man den stehen können um ein Held zu sein?“, kam es plötzlich ganz naiv von Atlantis, die die ganze Zeit an sich hinab gesehen zu haben um zu erkennen was für einen Fehler Cache meinte. „Mhm also ich kann hier nichts entdecken … da sind keine Fehler.“, redete sie weiter während sie versuchte ihren Rücken zu sehen in dem sie den Kopf verrenkte und etwas wankend ein paar Schritte zur Seite machte um mehr zu sehen. Doch nur weil sie ihren Körper bewegte würde sie nicht automatisch mehr von ihrem Rücken sehen. „Das verstehe ich nicht!“, seufzte sie entnervt und atmete demonstrativ aus. Diese ganzen Großen hier waren wirklich seltsam und auch verdammt anstrengend. „Vermutlich.“, flüsterte Tron und musterte das Mädchen das inzwischen direkt vor ihm stand. „Also dann sind Helden alle Leute die stehen? BOAH ich bin ein Held!“, rief sie freudig und hüpfte auf der Stelle, worauf sie von drei Programmen völlig entgeistert angestarrt wurde. Nur Tron lächelte dabei auch noch schwach. „Ich glaube so war das nicht gemeint.“, versuchte Rel die Euphorie des kleinen Programms etwas zu dämpfen. „Wie dann?“, fragte sie, stand plötzlich wieder ruhig auf der Stelle und legte den Kopf schief. „Verstehst du das absichtlich falsch?“, kam Flav dem ISO zuvor, da sie langsam genug hatte von der ungewöhnlichen und vor allem anstrengenden Art des Kindes. „Falsch verstehen?“, echote sie und man sah ihr an, dass sie nicht verstand worauf die Frau hinaus wollte. „Du bist ein Kind.“, es war Tron der das sagte und sich dabei an Flynn zurück erinnerte, der ihm von Sam erzählt hatte. Dieser hatte aus den Erzählungen heraus ähnliche Anwandlungen gehabt, doch Kevin entschuldigte dies immer mit einem „Er ist noch ein Kind.“ „Was ist ein Kind?“, wand Rel ein, der mit dem Wort nichts anfangen konnte. „User haben Kinder, die wie kleine Programme sind - die noch alles lernen müssen. Praktisch als würde sich ein Bit zu einem Basic weiter entwickeln im Lauf der Zeit in dem es andere Basics nachahmt. Sie verstehen immer nur direkte Dinge und denken weder weit in die Zukunft, noch sorgen sie sich um die Vergangenheit. Bis du ein Kind?“. Die letzten Worte galten wieder dem kleinen Programm vor ihm das ihn immer noch ziemlich verwirrt ansah. „Das … das weiß ich nicht.“, stammelte sie vor sich hin und wirkte mit einem Schlag sehr verunsichert. „Sie … sie sagen ich bin eine ISO und … und … ich weiß nicht.“ Traurig sah sie zu Boden, weil sie die Frage nicht beantworten konnte. Niemand wusste wer oder was sie war, außer eben das sie ungewöhnlich war. „Ist das schlecht?“, fragte sie schniefend und verzog das Gesicht, so als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Weder Flav noch Rel wussten darauf zu reagieren und schauten sich daher auch verwirrt an. „Nein. Komm her.“, antwortete Tron ruhig und streckte eine Hand nach dem Kind aus. Der Virus in seinem Kopf setzte wieder einmal diesen brennenden Schmerz frei, von dem sich der Wächter nicht beeindrucken ließ. Natürlich hätte er sich am liebsten wieder den Kopf gehalten und wäre vor Schmerzen eingeknickt, die seinen ganzen Körper erfüllten, doch die Kleine würde gleich weinen. Und so wie die beiden neben ihm aussahen, hatten sie keine Ahnung was Kinder betraf. Er selbst hatte auch noch nie eines getroffen, doch er hatte sich genug von Flynn anhören können um zu wissen, dass sie alle bald am Ende waren wenn sie in Tränen ausbrach und das vermutlich auch lautstark. Und irgendwie ging es ihm gerade genauso wie dem Mädchen. Er fühlte sich völlig fehl am Platz, überflüssig, fehlerhaft und allein. Der Drang Flynn zu suchen gewann Überhand, doch Rinzler rief ihn zurück in die Gegenwart - dank der brennenden Schmerzen, die sich bis zu den Fingerspitzen zogen. Nur zögerlich ergriff Atlantis Trons Hand und ließ sich von ihm zu sich ziehen, doch mit einem Satz sprang sie ihn auch an. „Uff~“, stöhnte der Wächter, der das nicht erwartet hatte und auch weil ihr Knie direkt in seinem Magen gelandet war. Im selben Moment war auch schon das Schluchzen von ihr zu hören, während sie ihr Gesicht an Trons Brust vergrub. Nun doch etwas überfordert sah er Rel hilfesuchend an, doch dieser zuckte nur mit den Schulter, ebenso wie Flav. Er wusste nicht wirklich was er jetzt tun oder sagen sollte, also legte er pauschal einfach mal die Arme um sie, worauf sie noch mehr zu weinen anfing. Langsam aber sicher bekam Tron so etwas wie einen verzweifelten Gesichtsausdruck, weil er nicht wusste was er tun konnte um dieses Weinen abzustellen. „Kinder sind unberechenbar und tun immer das was man ihnen verbietet.“, hallte Flynns Stimme durch den Kopf, zusammen mit einem Erinnerungsfetzen. Irgendwie half ihm das jetzt nichts, also musste er warten bis sie von selbst aufhörte – hoffentlich tat sie das! Und sie tat es – glücklicherweise! Obwohl Tron nicht wirklich etwas zu tun hatte und er noch länger so hätte sitzen können, wollte er jetzt endlich etwas tun, entgegen Cache Worten. Doch vorerst wandte er sich an Rel, der inzwischen auch neben ihm saß, nachdem Flav sich nach einiger Zeit wieder ihren anderen Aufgaben gewidmet hatte. „Danke, dass du mich gerettet hast.“, „Ich habe nichts getan.“, winkte der ISO ab, doch Tron schüttelte den Kopf: „Ohne dich wäre ich nicht mehr hier her gekommen. Ich wäre schon am See deintegriert.“, „Nun ja das ist schon wahr.“, gab Rel schließlich zu. Und dann herrschte wieder Stille, sogar Atlantis war wieder ruhig geworden und starrte teilnahmslos vor sich hin. „Wir … jetzt wohl nur noch ich, wollte dich fragen wer dein User ist. Sie meinten er könne dich reparieren, doch niemand weiß wer das ist, außer eben, dass es sich nicht um diesen Flynn handelt. Über den I/O Tower soll man mit ihnen Kontakt aufnehmen können.“, brach Rel erneut das Schweigen und bekam auch sofort ungeteilte Aufmerksamkeit von Tron, der ihn erstaunt aber auch ernst anschaute. „Nein, das ist zu gefährlich.“, entschied dieser sofort, aus Angst er könne seinen User in Gefahr bringen. Er hatte ja nicht einmal Flynn beschützen können! „Aber es kann dich keiner reparieren – du würdest immer so bleiben.“, entgegnete ihm der ISO und sah ihn etwas unverständlich an. „Ich bin sicher dein User ….“, er brach ab, weil er nicht wusste was User eigentlich taten, aber er musste irgendetwas sagen damit sich der Wächter es anders überlegte. „Clu muss besiegt werden, so viel weiß ich und alle hoffen das du es sein wirst, der ihn besiegt.“, „Das tun sie nicht Rel, du hast ihn gehört.“, widersprach ihm Tron und zeigte auf die Tür durch die Cache gegangen war. „Na … na gut dann tue ich es! Lass mich in den I/O Tower gehen und deinen User Bescheid geben, dass du seine Hilfe brauchst!“ So schnell gab sich Rel nicht geschlagen, auch wenn Tron so aussah als würde er weiterhin blocken, doch er wirkte leicht verunsichert. „Nein, ich kann Alan nicht in Gefahr bringen.“, „Alan? So heißt er? Gut, das wird reichen, ich werden jetzt dieses Ding suchen!“, beschloss Rel voller Tatendrang und sprang auf um aus der Türe zu gehen. Hatte Tron gerade richtig gehört? Ihm stand tatsächlich der Mund offen und auch Atlantis hatte den Kopf angehoben um Rel hinter her zu sehen. „Was für ein … er wird sich umbringen, noch dazu hat er keine Ahnung! ISOs! Ständig bringen sie sich in Gefahr.“, murrte er und schob Atlantis von seinem Schoss runter, die sofort zu quengeln begann. „Hör auf!“, fauchte Tron sie sofort an, als sie noch nicht einmal den Mund aufgemacht hatte. Augenblicklich schluckte das Kind schwer und sah ihn schuldbewusst an. Wie befohlen blieb sie stumm neben ihm sitzen, während er sich damit abmühte aufzustehen. Es ging besser als draußen beim See der Simulation, doch er war immer noch ziemlich erschöpft, trotz der vielen Energie die ihm über den Untersuchungstisch zugeführt worden war. „Was tust du?“, fragte das kleine Mädchen, das ebenfalls aufgestanden war und neben dem schwankendem Wächter her lief. „Ihm hinterher gehen! Rel begeht gerade Selbstmord!“, antwortete er und ging mit eisernem Willen zur Tür. Kurz vor ihr tauchte Flav auf und stellte sich ihnen in den Weg. Eingeschüchtert von ihrem ernsten Gesicht und den verschränkten Armen versteckte sich Atlantis hinter Trons Bein, an das sie sich auch klammerte. Etwas genervt von der hinderlichen Aktion des ISOs sah Tron kurz an seinem Bein hinab, wandte sich dann aber auch schon wieder Flav zu. „Geh aus dem Weg!“, befahl er ihr streng, doch sie ließ sich davon nicht beeindrucken. „Nein. Du bist zu beschädigt!“, entgegnete sie ihm und wollte ihn schon an den Schultern packen um ihn zurück zur Liege zu schieben. Doch Tron schlug ihre Hände weg, mit einer Kraft die sie nicht erwartet hatte. Taumelnd versuchte sie ihr Gleichgewicht zu halten, doch sie stürzte zu Boden und sah etwas verwirrt zu ihm auf. Woher hatte er plötzlich diese Kraft? Tron wusste es im ersten Moment auch nicht, vor allem weil es ihm auch auf einen Schlag besser ging und das Brennen in seinem Körper etwas nachließ. Verwundert starrte er auf seine Hände und sah das sich die Symbole weiß verfärbt hatten und langsam wieder ihre Ursprungsfarbe annahmen. Das Weiß zog sich aus seinen Händen zurück und wanderte über seinen ganzen Körper zurück in sein linkes Bein – zurück in den Körper von Atlantis. Er fühlte seine Schwäche wieder etwas stärker werden, doch Rinzler war ruhig gestellt und nur noch als Druck in seinem Kopf spürbar. „Ich bin übrigens Tron.“, stellte er sich dem Mädchen vor, das er jetzt auf jeden Fall mitnehmen würde. Er brauchte sie, oder eher gesagt ihre Fähigkeit ihm Kraft zu geben. Doch vorher musterte er sie noch einmal genau ob sie nicht gleich einfach umfallen würde, da sie diese Kraft jetzt ja an ihn verloren hatte. Doch sie grinste ihn quietsch lebendig an und stellte sich vor: „Und ich bin Atlantis!“, „Gut – kommst du mit um Rel vor dem sicheren Tod zu bewahren?“, fragte er sie und hängte in Gedanken ein „Und ihm etwas Verstand einzuprügeln.“ Vermutlich würde er Rel nichts tun wenn er diesen fand, abgesehen von der schlechten Laune die dieser dann ertragen müsste. „Jawohl!“, nickte die Braunhaarige und griff nach Trons Hand, welche er ihr anbot. Sofort hastete er aus dem Raum in den großen Saal in dem sich die ganzen ISOs befanden welche gefunden worden waren. Einen Augenblick lang blieb Tron stehen und versuchte sich zu orientieren, jedoch etwas erfolglos. Der Saal war riesig und dazu noch überfüllt an Programmen. „Dort entlang!“, rief Atlantis und zog an der Hand des Systemwächters, während sie auf die Treppe auf der anderen Seite des Raumes zeigte. Mit unglaublicher Geschicklichkeit zog sie ihn durch die ganzen ISOs und Basics durch, ohne darauf zu achten ob Tron überhaupt mitkam. Dieser stolperte ihr eher hinterher, als das er lief, schließlich war er nicht so klein um sich zwischen den ganzen kleinen Lücken hindurch zu quetschen. Also rempelte er die Hälfte der Programme zwischen der Treppe und der Krankenstation an. „Nicht so schnell Atlantis!“, ermahnte er die Kleine, doch sie hörte nicht auf ihn, sondern sprang schon die ersten beiden Stufen hoch. Tron blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Unterdessen war immer noch die Frage offen warum plötzlich ein Programm in Form eines Kindes aufgetaucht war und um genau zu sein noch hundert andere. Cache hätte sie ihm beantworten können, wenn dieser nicht so schnell verschwunden wäre. Und Rel … nun er war ein ISO, der gerade einmal ein paar Zyklen alt war. Dieser hatte noch weniger Ahnung von all dem hier als er selbst. Der Beweis dafür war, dass Rel sich Hals über Kopf in etwas stürzte von dem er nichts wusste. Tron wollte Alan nicht in Gefahr bringen solange es nicht nötig war und vor allem solange er nicht auf dem neuesten Stand war – mit allem. Dabei fiel ihm auch wieder ein, wie unberechenbar Kinder doch waren, laut Flynn und er zweifelte daran, dass es klug wäre Atlantis mitzunehmen. Andererseits hatte sie ihm einen Kraftschub verpasst, unbewusst, da war er sich sicher. „Halt! Atlantis!“, rief Tron nun streng und zog sie mit einem Ruck zurück. Sie stolperte rückwärts die Treppe herunter, wurde aber sofort von dem Wächter aufgefangen und wieder auf die Beine gestellt. „Du darfst nur unter einer Bedingung mit!“, begann er und sah ihr direkt in die aufgeweckten, blauen Augen. „Du tust was ich dir sage. Hast du verstanden?“. Etwas zögerlich nickte das Mädchen, wollte aber das zweite Programm das sie mochte nicht enttäuschen und fügte sich somit seiner Bedingung. „Okay, dann lass uns weiter. Rel kann noch nicht weit sein!“ Sofort sprang das kleine Programm wieder los, doch diesmal ohne Trons Hand zu halten. Sie hüpfte zur Eingangstüre, öffnete diese und lief nach draußen. Erst dort wartete sie auf den Wächter, der ihr praktisch direkt gefolgt war. „Und wohin jetzt?“, fragte sie und ging auf die Straße um sich umzusehen. „Dort!“, rief Tron und zeigte auf eine Gestalt in der Gasse, die sich schnell von ihnen entfernte. „Das muss er sein!“. Mit diesen Worten rannte er los, spürte jedoch fast unverzüglich wie seine Erschöpfung ihn einholte und er sich erneut kraftlos und müde fühlte, doch er wollte Rel noch erreichen, bevor er in bewohntere Gebiete der Stadt kam. Er hatte sicherlich keine Ahnung wie man überhaupt zu dem Tower gelangte, ganz zu schweigen von seiner noch unerfahrenen ISO Art. Die Basics würden es spüren und dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Wachen ihn holen würden. Tron war so in seinem Sprint vertieft, dass er gar nicht bemerkte wie er Atlantis innerhalb von einem Microzyklus abgehängt hatte. Sie versuchte mit ihm Schritt zu halten, doch ihre kleinen Füße waren nicht für so etwas ausgelegt und außerdem war sie auch kein Wächterprogramm, das für körperliche Aktivitäten programmiert worden war. „Warte!“, versuchte sie Tron hinterher zu rufen und achtete dabei auch nicht auf ihre Beine. Gerade als sie noch einmal den Mund aufmachen wollte stolperte sie über ihre eigenen Füße und fiel mit einem Aufschrei der Länge nach hin. Doch nicht einmal darauf reagierte Tron, sondern sprintete noch einige hundert Meter weiter, ehe er mit einem letzten Satz Rels Arm zu fassen bekam und ihn nach hinten riss. Augenblicklich verlor der ISO das Gleichgewicht und kippte nach hinten, zusammen mit Tron, auf dem er teilweise landete. Verwirrt und schwer atmend drehte sich Rel um und sah zu dem Schuldigen, der gerade ziemlich nach Atem rang. Entweder war Tron gerade richtig aus der Übung oder seine Beschädigung war doch noch gravierender als eigentlich gedacht. Er war außer Atem! „Tron!? Was machst du hier?“, fragte Rel schließlich nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte und Tron gleich mit auf die Beine half. „Dafür sorgen, dass du dich nicht umbringst!“, keuchte er und stütze seine Hände auf den Knien ab, als er sich nach vorne beugte. Außer Atem, das konnte Tron einfach nicht fassen. Nun gut, es gab vieles was er nicht wirklich fassen konnte, angefangen mit Clus Putsch und seinem ganz persönlichen Virus, der ihm als dauerhafter Schmerz das Leben schwer machte. Verwirrt sah Rel den Wächter an und zuckte dann mit den Schultern: „Aber es muss doch jemand in den Tower!“, „Schon …“, gab Tron nach ein paar Sekunden zerknirscht zu, „Doch kopflos darauf losrennen wird dich nur umbringen! Lass uns gemeinsam dorthin.“, „Gemeinsam? Aber du hättest noch nicht einmal den Keller verlassen dürfen. Flav hat es sogar verboten!“, „Atlantis …“, gerade als Tron den Namen ausgesprochen hatte fiel ihm auf das etwas fehlte. Erschrocken richtete er sich vollständig auf und drehte sich um. Nur entfernt war das kleine Programm noch zu sehen wie es auf dem Boden saß und … Tron war sich nicht sicher, aber er hatte sie wohl abgehängt. „Komm wir müssen sie noch holen.“, beendete er schließlich den Satz und winkte Rel mit der Hand zu. Diesmal verzichtete der Wächter jedoch auf das Rennen, sondern lief einfach nur schnell in ihre Richtung. „Sie kommt auch mit? Das gibt doch nur Ärger, wenn du schon sagst, dass ich in den sicheren Tod laufe.“, sprach der ISO und musterte ebenfalls die Braunhaarige am Boden. „Das ist die einzige Möglichkeit wie ich mit kann!“, „Was? Wie … wie das?“, „Als Flav mich aufhalten wollte dir zu folgen klammerte sich das Mädchen an meinen Fuß. Ich konnte Flav weg schlagen, fühlte mich wesentlich stärker und kräftiger und vor allem konnte ich sehen wie über Atlantis die Energie in mich floss. Keine Ahnung wie sie es anstellt, aber so können wir gemeinsam zum Tower gehen und überleben auch – hoffentlich.“, fügte er noch etwas pessimistisch hinzu. Ein Himmelfahrtskommando war es allemal, aber jetzt würde Rel nur noch zu 96% sterben. „Was ist los Atlantis?“, fragte der Wächter das kleine Mädchen das auf dem Boden saß und mal wieder weinte. In Gedanken fragte er sich ob es nicht einen Code gab, um das abzustellen. „Ich bin hingefallen.“, schniefte sie und rieb sich die Tränen etwas aus den Augen, doch es kullerten weitere schimmernde Tränen über ihre Wangen. „Dann musst du wieder aufstehen.“, seufzte Tron verständnislos und zog sie einfach auf die Beine. „Jetzt komm, wir müssen weiter!“, „Aber mein Bein!?“, quengelte das Mädchen und schon beim ersten Schritt sah man das ihr Knie eine gekräuselte Oberfläche hatte und ganz schwach blau leuchtete. „Du bist nur hingefallen, das kann kaum zu einer Beschädigung deiner Cluster führen!?“, antwortete Tron, der zwar das Knie sah, aber nicht wirklich glauben konnte wie man so schnell verletzt werden konnte. Er war bereits mehrere Meter tief gestürzt, hatte Kämpfe hinter sich gehabt, die ihn schon öfters mal einen Arm oder ein Bein gekostet hatten oder er bereits kurz vor Deintegrierung stand, was daran lag das er mehrere hundert Meter tief hinab in den See der Simulation gefallen war. Das Kind aber war nur gestolpert! Wieso sollte das Raster so etwas Zerbrechliches erschaffen – selbst für ISOs war das ungewöhnlich. Sollte Flynn das programmiert haben? Irgendwie war das ebenfalls nicht einleuchtend. Als Basic würde sie schließlich einen Zweck erfüllen, doch es sah nicht so aus als würde sie unbewusst in eine Richtung tendieren. „Aber es tut weh!“, jammerte sie und knickte beim ersten Schritt etwas ein. „Ist wohl sehr ungewöhnlich das ein Programm gleich verletzt ist.“, murmelte Rel vor sich hin, der bis jetzt daran noch gar nichts ungewöhnlich gefunden hatte – Tron jedoch schon. Dem ISO war schon klar, dass er überhaupt keine Ahnung von alle dem hier hatte, der Stadt, den Basics, Flynn, Clu, Tron und was ISO sein bedeutete. Doch er wollte nützlich sein und Tron helfen. Er war das erste Programm das er getroffen hatte und er hatte seine Hilfe benötigt. Der Systemwächter hatte wohl Recht wenn er sagte, dass er tot wäre, sollte er versuchen den Tower alleine zu erreichen. Zerknirscht schnappte sich Tron einfach das Mädchen und trug es auf dem Arm. „Wir müssen los.“, murrte er und ging einfach los, ohne auf die Proteste zu achten oder auf den leicht abwesenden Rel, der noch ein paar Augenblicke brauchte bis er begriff, dass Tron schon wieder unterwegs war. „Mhm?“, verwirrt drehte er sich um und holte dann aber schnell zu den beiden auf. Unterdessen hatte auch Atlantis ihre Proteste eingestellt, aber sie sah immer noch ziemlich verweint aus und zog eine Schnute. Schweigend liefen sie nebeneinander her, während Tron die Richtung vor gab und oft irgendwelche dunklen Gassen wählte, auch als sie die Innenstadt betraten. Dort wechselte er zusätzlich noch einige Stockwerke höher. Die Stadt war zwar an die Userwelt angelehnt, jedoch wesentlich vielschichtiger und komplizierter. Straßen gab es nicht nur am Boden sondern auch auf „höheren“ Ebenen zwischen den Gebäuden. Nach dem fünften Stock hattees Flynn jedoch nur noch auf Fußwege belassen, die mitten durch eigentliche Kreuzungen liefen und der Physik zum Trotz dennoch bestehen blieben. Das Raster hatte seine eigenen Regeln um genau zu sein die von Flynn. Somit war es möglich auch Brücken ins Nichts zu bauen, ohne Stützpfeiler. „Lauf normal neben mir her, lass dir nicht anmerken das du ein ISO bist.“, ermahnte Tron Rel, der doch etwas unsicher und scheu neben ihm her ging.die Blicke der anderen Programme machten ihn nervös. „Aber sie starren uns an!“, „Nein, sie starren Atlantis an! Verhalte dich normal, dann schauen sie dich auch nicht mehr an!“ Was war denn normal? Rel wusste es nicht, aber er versuchte den selbstsicheren Gang von Tron und dessen ausdrucksloses Gesicht zu imitieren. Atlantis selbst wurde immer noch getragen, wehrte sich jedoch nicht mehr dagegen, sondern lehnte teilnahmslos gegen Trons Brust und gähnte hin und wieder mal. Schon nach den ersten Metern die Atlantis von ihm getragen worden war, hatte man sehen können, dass sich das intensive Wächterblau in ein Hellblau verwandelt hatte und Rel hatte natürlich nachgehakt. Tron bestätigte ihm, dass Atlantis ihm wohl wieder Kraft gab, da die Schmerzen die Rinzler in seinem Kopf ausgelöst hatte verschwunden waren und er auch keine Erschöpfungsanzeichen mehr zeigte. Daraufhin hatte der ISO natürlich Atlantis gefragt ob ihr das den nichts ausmachen würde, schließlich gab sie einfach so ihre Kraft her und irgendwo müsste sie ihr ja dann wieder fehlen. Doch sie hatte nur den Kopf geschüttelt. Immer wieder warfen die Basics Atlantis seltsame Blicke zu, aber auch Tron der vielen so unglaublich bekannt vorkam, doch niemand konnte ihn wirklich einordnen. Ab und zu konnte man sie tuscheln hören mit Worten wie „Fehler“, „Was sind die?“, „Siehst du das kleine Programm da?“ Mehr war es jedoch noch nicht. „Sie sollen aufhören …“, flüsterte Atlantis und versuchte ihr Gesicht zu verstecken. „Das werden sie nicht.“, antwortete Tron nüchtern und ging einfach weiter. Er selbst blendete soweit es ging alles einfach nur aus, es war nur wichtig, dass sie den Input/Output Tower erreichten. Im alten ENCOM System waren die Türme einfach zu finden gewesen, da ein konstanter blauer Strahl von ihnen aus zum Himmel ging, doch jetzt sahen sie aus wie jedes andere Gebäude. Die Nachricht selbst würde dann zum Strahl werden und in den Himmel des Rasters geschleudert werden. Es gab nicht viele Möglichkeiten mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen, doch der Pager von Alan war eine. Nur was sollten sie schreiben? Die Zahl der Buchstaben war begrenzt und ob er „Help Tron“, verstand war auch fragwürdig. Seit seinem letzten Kontakt mit ihm waren über 20 Userjahre vergangen. Konnte Alan überhaupt noch etwas mit Tron anfangen? Der Systemwächter wusste es nicht und das ärgerte ihn am meisten. Die Chancen etwas zu erreichen waren so verdammt gering, doch von selbst würde nichts passieren. Der Raster war aber nicht frei, nicht solange Clus Herrschaft nicht beendet war. Ob Flynn lebte oder nicht, die Programme sollten wieder frei sein und sollte sein bester Freund noch leben, dann würde Tron alles daran setzen um ihn zu finden und heil in die Userwelt zu bringen. In all der Zeit, die er auch schon hier war, gab es noch jemanden den er schmerzlich vermisste: Yori. Flynn hatte sie noch in dieses Raster eingliedern wollen, doch Clus Putsch hatte das verhindert. Mit einem Kopfschütteln versuchte er seine Wehmut zu vertreiben. Er war ein Programm, er musste sich auf das Wesentliche konzentrieren – seine Aufgabe. „Wie weit ist es noch?“, fragte Rel irgendwann der sich schon ein paar Mal in Gedanken gefragt hatte ob Tron sich vielleicht verirrt hatte. „Nicht mehr weit, doch wir mussten einigen Patrouillen ausweichen, weswegen wir Umwege gemacht haben. Siehst du das Gebäude da vorne?“. Tron verlagerte Atlantis Gewicht auf seinen linken Arm, damit er mit der rechten Hand auf den großen Turm vor ihnen zeigen konnte. Es lag noch etwas von ihnen weg, war aber schon deutlich zu erkennen, vor allem weil er so hoch war. „Ja … ist es das?“, „Mhm. Das ist der I/O Tower und gleichzeitig das Zentrum der Stadt.“ Tron bemühte sich noch die restlichen Wachen geschickt zu umgehen oder sich einfach mit Atlantis im richtigen Moment wegzudrehen, um eine Bank ganz fasziniert anzusehen oder eine Straßenlaterne. Dabei lief Rel natürlich immer weiter und bemerkte erst ein paar Sekunden später das Tron versuchte unscheinbar zu wirken. Als sie endlich den Tower erreicht hatte, blieb Tron etwas abseits im Schatten eines Gebäudes stehen und musterte die Wachen am Eingang. „Ich vermute mal die stehen an jedem Eingang oder?“, seufzte Rel und kratzte sich am Kopf. „Wie sollen wir nur an ihnen vorbei kommen?“, „Ich habe schon eine Idee, doch das wird dir nicht gefallen - Atlantis.“, antwortete der Wächter und sah zu dem Mädchen das mit Fallen ihres Namens wieder aus ihrer Trance erwacht war. Etwas ängstlich sah sie zu ihm hoch in sein ernstes, verschlossenes Gesicht. „Was hast du denn vor?“, fragte Rel, der im nächsten Moment einen Satz zurück machte, als er zusah wie sich plötzlich ein Helm um Trons Kopf bildete. „Wie … wie hast du das gemacht?“, „Gehört zur Ausrüstung. Jeder hat einen du musst deinen auch aktivieren – denk einfach daran das du ihn im Moment tragen willst.“ Noch etwas überrascht davon nickte Rel und ließ auch seinen Helm erscheinen, der sein Gesicht verdeckte. „So erkennen mich die Wachen nicht und wir gehen in der Masse unter.“, erklärte er schließlich und ließ Atlantis auf den Boden runter. Im selben Moment färbten sich auch die Symbole beider wieder dunkelblau. „Du darfst unter keinen Umständen unsere Namen sagen! Hast du verstanden Atlantis? Egal was jetzt passiert!“, wandte er sich an das Mädchen, das ihn nun eindeutig ängstlich ansah. „Wie…“, doch bevor sie die Frage beenden konnte hatte sie Tron am Kragen der Kleidung gepackt. „Bleib bei mir Rel!“, befahl er diesem und schritt mit dem ISO auf die Straße. „Was soll das?“, rief Atlantis und zappelte wie wild, doch Tron hielt sie weiter fest, jedoch eher so als hätte er etwas schmutziges in der Hand das man schnell wegwerfen wollte. „Lass mich runter!“, entgegen aller Proteste lief er weiter und herrschte sie auch noch wenige Meter vor den Wachen an: „Sei still! Fehler werden gelöscht und aus dem System entfernt.“ Die Aussage genügte um Atlantis zum Weinen zu bringen und zum Schreien. Sie schrie sich die Seele aus dem Leib wie gemein das doch alles wäre und innerhalb von Sekunden klingelten Tron, aber auch Rel die Ohren. Die Wachen hatten das Schauspiel natürlich auch bemerkt und kamen ihnen entgegen. Sie trugen schwarze Anzüge mit roten Symbole und lange Stabwaffen, mit deren Spitzen sie Schocks verteilen konnten und was für welche. Bei längeren Anwendungen konnten damit Programme ganz einfach gegrillt werden, da durch die Energieüberlastung ihre Codes einfach dahin schmolzen – in dem Fall half auch keine Sicherheitsdeaktivierung. „Was ist hier los?“, herrschte eine der Wachen Tron an. „Wir haben hier dieses – Ding gefunden und wollten es zur Untersuchung bringen oder auch zur Löschung.“, erklärte der Systemwächter, während es schon ziemlich schwer war, die Worte der Wache zu verstehen. In Gedanken hoffte er das die Kleine langsam wirklich die Klappe hielt, weil er bestimmt nicht der einzige war, den das nervte. „Sei still Programm!“, befahl nun die andere Wache Atlantis, die sich davon natürlich nicht beeindrucken ließ. Obwohl Tron schon erwartet hatte, dass sein Name fiel, brüllte sie nur heraus, dass er sie loslassen sollte. „Ich sagte sei still!“, wiederholte die Wache und schlug gleichzeitig mit der Spitze seines Waffenstabes zu. Schmerzhaft schrie Atlantis auf, krümmte sie unter den plötzlichen Stromschock und dann war es still. Die ruckartige Bewegung von Rels Kopf entging Tron dabei nicht, doch er zog es vor ruhig darauf zu reagieren, damit die Wachen keinen Verdacht schöpften. „Endlich.“, kam es von ihm kalt und er ließ Atlantis etwas sinken, so dass er sie mehr oder weniger hinter sich her schliff. „Bringt sie rein. 12 Stock, das ist Javis Labor er wird sich darum kümmern wenn er wieder da ist.“, sprach die zweite Wache zu ihnen und gab den Weg in den Tower frei. Eine drückende Stille breitete sich über Tron und Rel aus als sie den Turm betraten. „Schau gerade aus!“, zischte ihm der Systemwächter zu. Glücklicherweise konnte man Rels Gesicht durch den Helm nicht sehen, da dieser sicherlich geschockt wie besorgt aussah. Doch sie konnten es sich nicht leisten aufzufliegen, selbst wenn er selbst sich auch seine Sorgen um Atlantis machte. Schlaff rutschte ihr Unterkörper über den Boden, während er sie immer noch am Kragen hielt und durch die Lobby zog. In der Lobby befanden sich nur wenige Programme. Die meisten waren damit beschäftigt etwas in die Konsolen einzutippen oder sie liefen mit Pads durch die Gegend um Nachrichten zu überbringen. Ein paar standen auch abseits und unterhielten sich. Der Raum an sich war bis auf eines nicht besonders ungewöhnlich und sah aus wie jeder andere Teil der Stadt auch – schwarz mit blauen Symbolen an den Wänden. In der Mitte des Stockwerkes, was auch der zentrale Punkt des Rasters darstellte, befand sich eine durchsichtige Röhre. Tron wusste das sie sich durch den ganzen Turm zog und als dessen Spitze enden würde. Der I/O Kanal. „Sie ist …“, „Ich weiß! Aber wir sind tot wenn sie misstrauisch werden!“, unterbrach ihn Tron während er seinen Hand auf das Aufzugssymbol legte. Augenblicklich leuchtete dieses auf und kurze Zeit später öffneten sich auch schon die Türen vor ihnen. Bedächtig trat er ein, drehte sich um und drückte das Symbol für das unterste Stockwerk. In der Lobby hatten sie noch andere Programme befunden die sie noch ungläubig anstarrten, nun ja eher Atlantis, aber sie waren zweifelsohne der Mittelpunkt gewesen. Erst als die Türen sich schlossen ging Tron in die Hocke und drehte das bewusstlose Kind auf den Rücken. Ihre blauen Symbole flackerten leicht, als Zeichen das sie beschädigt war, doch sie blieb im gesamten stabil. „Atlantis? Hörst du mich?“, fragte er und tätschelte ihr leicht auf die Wange. Auch Rel gesellte sich neben ihm und nahm ihre Hand. „Wie konntest du das zulassen?“, warf ihm der ISO vor uns selbst mit Helm wusste Tron das dessen Blick voller Zorn und Unglauben war. „Das war nicht geplant!“, verteidigte er sich, musste aber schwer schlucken weil für ihn der Satz noch wesentlich mehr bedeutete. Er hatte vieles zugelassen und Rinzler erinnerte ihn jede Sekunde daran. Es schnürte ihm den Hals zu, als er daran dachte wie er seine Aufgabe, seine Programmierung missachtet hatte. Sofort schoss der qualvolle Schmerz erneut durch seinen Körper und er sackte nach vorne. „Tron? Was?“, rief Rel und stütze den Wächter so, dass dieser nicht einfach vornüber kippte. „Es geht schon.“, keuchte er und richtete sich wieder auf. Diese gegensätzlichen Gedanken waren tödlich, vor allem weil er ein Basic war. Womöglich war er einem ISO ähnlicher als nur irgendein Basic es jemals sein könnte – dank seiner langen Existenz, doch er blieb ein Programm, das sich an Regeln zu halten hatte. Nur langsam schob er die Gedanken zur Seite und auch der Schmerz benötigte seine Zeit bis er abebbte. „Sicher?“, hakte Rel nach und ließ den Wächter nur ungern wieder los. „Ja.“, beschwichtigte ihn dieser und wand sich wieder Atlantis zu. „Es ist wichtiger, dass es ihr gut geht, aber im Moment können wir nichts tun. Sie ist stabil und wir ...“, Tron brach ab, als das gewünschte Stockwerk mit einem leisen Kling erreicht wurde. „Los hoch!“, fuhr er Rel an, stand selbst auch auf und packte Atlantis wieder an ihrem Kragen. „Aber …“, „TU ES!“, wiederholte Tron mit Nachdruck. Ihm gefiel es bei weitem auch nicht, aber es gab immer noch eine 90 % Chance, dass sie drauf gingen. Nach dem einbrechen kam nämlich immer noch das ausbrechen! Rel lag schon eine bissige Antwort auf der Zunge, doch der plötzliche Ton den der Systemwächter an den Tag legte, ließ ihn hochschnellen und seine Position einnehmen. Ja, Tron strahlte Autorität aus und wusste auch genau wie man damit umging. Als sich die Türen öffneten und den Raum freigaben konnte man nur drei Personen erkennen. Ein alter Mann mit weißen Symbolen auf dem Anzug, der in einem Stuhl saß und auf eine Konsole tippte und zwei Wachen. Ohne zu zögern verließ Tron den Aufzug und betrat den Raum. „Hey du!? Was tust du hier? Dieser Raum ist Sperrzone.“, rief ihm einer der Soldaten zu, während beide auf sie zugingen. „Ich denke ich muss auf den falschen Knopf gekommen sein.“, antwortete Tron ruhig und mit einem sehr naiven Tonfall. Rel hätte dabei fast gelacht, weil es absolut lächerlich war das Tron so etwas passieren würde. Cache hatte Recht behalten, der Wächter war viel zu korrekt um gravierende Fehler zu machen. „Natürlich den falschen Knopf!“, höhnte die zweite Wache und stand nun direkt vor ihnen. „Was ist das denn?“, fragte der andere und beugte sich zu Atlantis hinab. Ohne ein weiteres Wort hob Tron langsam seinen Arm und griff damit auf seinem Rücken nach seinem Diskus. Innerhalb von Augenblicken war das Surren des Diskus zu hören während er der ersten Wache diesen direkt gegen die Brust rammte. Dieser splitterte sofort und die roten Symbole der Wache erloschen. Noch bevor diese sich deintegrierte ließ Tron Atlantis los, sprang vom Boden ab und schlug den zweiten Soldaten mit voller Wucht. Dieser war nun vorgewarnt und riss im letzten Moment den Stab hoch und blockte Trons Diskus. Zwangsweise sprang dieser einige Meter zurück, doch nur um sofort wieder auf die Wache loszusprinten. Diesmal sprang er jedoch ein einem Salto über den Soldaten und zerschnitt dessen Diskus, noch bevor er wieder den Boden erreichte. Das Leuchten der roten Symbole verschwand, zusammen mit dem Soldaten der sich einfach auflöste. „Das … das war unglaublich!“, rief Rel der dem Ganzen mit offenem Mund zugesehen hatte. Doch anstatt einer Antwort kippte Tron nur nach vorne und blieb auf dem Boden liegen. „TRON!“ Ohne zu überlegen schnappte sich der ISO Atlantis und rannte zu Tron, wo er schlitternd stehen blieb. Das andere Programm das sich in dem Raum befand ignorierte er dabei völlig. „Hey~ Tron!“, rief Rel erneut und schüttelte den Wächter mit einer Hand, während er mit der anderen Atlantis an sich drückte. „Ich bin wach, also hör auf!“, murrte dieser und sein Helm löste sich auf. „Nur ein Schwächeanfall aufgrund des kleinen Intermezzos hier!“, „Okay … ich … ich dachte schon du würdest … vielleicht …“, „Ich bin Okay!“, unterbrach ihn Tron und er dreht sich auf den Rücken. „Tron?“, fragte eine Stimme leise und Rel drehte sich zu dem alten Mann um, der inzwischen aufgestanden war. „Dumont!“, antwortete er auch gleich und lächelte den alten Mann an. Auch wenn es nicht der Dumont aus dem alten ENCOM Raster war, so handelte es sich hier um eine Kopie von ihm. Flynn hatte genau denselben erschaffen und Tron war früher viel bei ihm gewesen. Der richtige Dumont war vielleicht nicht hier, aber dieser hier, war ebenfalls ein guter Freund. „Du lebst!“, grinste dieser. „Mehr oder weniger. Wir müssen Kontakt mit Alan aufnehmen! Kannst du das tun?“, „Du meinst deinem User? Natürlich kann ich das, aber wenn ich unautorisiert etwas tue, dann wird es hier bald von Wachen wimmeln.“ „Aber es muss sein! Tron ist so schwer beschädigt, das nur Alan ihn wieder herstellen kann.“, antwortete Rel anstatt Tron. „Mhm.“, murmelte Dumont und ging wieder zurück zur Konsole. „Ich sehe schon du bist ein keiner guten Verfassung … doch ob du es noch lebend aus dem Turm schaffst wenn ich das tue?“, „Das werde ich!“, seufzte Tron und richtete sich wieder auf. Alles drehte sich in seinem Kopf, aber er schaffte es zu sitzen. „Nimm den Helm ab Rel, Dumont ist in Ordnung – lass uns lieber nach Atlantis sehen!“ „Okay.“, stimmte ihm der ISO zu und auch sein Helm löste sich auf. „Atlantis?“, hauchte er der Kleinen entgegen die er immer noch im Arm hielt. Doch sie reagierte nicht, nur ihre Zeichen flackerten auf. „Sie … sie wird doch ….“, fing Rel mit abgehackten Worten an und Tron wusste was dieser andeuten wollte, doch er schüttelte schnell den Kopf: „Nein, sie ist stabil. Es war nur ein kurzer Schlag – uns hätte er gar nichts getan, vielleicht ein paar Kopfschmerzen, doch bei ihr … ist ein Schaden entstanden.“ Schon vorhin bei Sturz hatte sie sich verletzt und langsam aber sicher wurde Tron bewusst, dass wenn er nicht besser auf sie Acht gab, sie sich deintegrieren würde. Doch diese Kraft die von ihr aus ging, sie war so enorm, das sie schon längst gelöscht sein müsste. Je länger Tron darüber nach dachte desto weniger Sinn er gab das Ganze für ihn, aber umso mehr glaubte er das es sich um eine Basic handelte, die einen Zweck erfüllte. Diese Gegensätzlichkeit war ein Beweis dafür. „Ah! Hier ist Alans Pagernummer!“, unterbrach Dumont sie und sah danach Tron auch schon abwartend an. Dieser reagierte nicht sofort sondern war noch auf Atlantis fixiert: „Hey, Atlantis – wach auf!“. Seine Worte waren leise und umsichtig, da ihn ein mulmiges Gefühl beschlich wenn er zurück dachte und daran wie sie geschrieen hatte. Vielleicht hätte er ihr sagen sollen, dass alles nur gespielt wäre, schließlich war sie ausgeflippt und zwar so, dass man gemeint hat sie würden sie wirklich ausliefern. Es war nicht wirklich eine Reaktion zu erwarten, zumindest nahm Tron das an, doch er täuschte sich. Langsam und nur sehr zögerlich öffnete sie die Augen und seufzte schwer. „Du bist wach!“, grinste Rel und drückte die Kleine sofort an sich, „Ich hab mir wirklich sorgen gemacht!“. Noch benommen erwiderte sie seine Umarmung und lehnte sich weiterhin an ihn an als er diese wieder löste. Ihre Symbole flackerten immer noch leicht, doch sie war bei Bewusstsein, was ein ungemein gutes Zeichen war. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte schließlich Tron, doch ehe er sich versah schrie sie auf und versuchte sich in Rels Armen zu verstecken. Dicke leuchtenden Tränen kullerten über ihre Wangen, doch sie wagte es nicht auch nur einen Laut von sich zu geben. Das war wohl eine ziemlich eindeutige Sache. „Atlantis! Das ist Tron – er tut dir nichts!“, versuchte sie der ISO zu beschwichtigen aber sie versteckte sich nur weiter in seinen Armen und wandte dem Systemwächter den Rücken zu. „Er ist gemein!“, antwortete sie nach einigen Augenblicken in ihrem kindlichen Trotz, der noch nicht verstand was „Mittel zum Zweck“ bedeutete – glücklicherweise. Vermutlich wäre sie dann wütend gewesen anstatt enttäuscht. „Ich habe das getan damit wir hier rein kommen!“, erklärte sich Tron und bekam dabei langsam aber sicher ein richtig, richtig schlechtes Gewissen. „Ich wusste nicht das sie dich verletzen … aber …“, er brach ab und starrte vor sich auf den Boden. Was aber? Er hätte danach abbrechen sollen, doch dann wären sie aufgeflogen und die Chance Dumont zu erreichen wäre vertan. Er hatte sie also zu einem Ding degradiert und in Kauf genommen das sie verletzt wird. „Entschuldige … es war ein Fehler.“, seufzte Tron schließlich, „Das wird nicht wieder vorkommen.“ Auch wenn sie nicht darauf reagierte, ließ zumindest das Schluchzen nach und sie versuchte nicht mehr ganz so verzweifelt sich in Rels Armen zu verstecken. „Ich will euch ja nicht stören, doch in einem Zyklus ist Schichtwechsel – ihr solltet euch beeilen wenn ihr noch eine Nachricht abschicken wollt.“, mischte sich nun wieder der Turmwächter ein. „Genau – eine Nachricht! Aber was schicken wir?“, fragte Rel, der immer noch neben Tron auf dem Boden saß, jedoch Dumont ansah. „Meinst du dein Name genügt?“, „Ich bin mir nicht sicher.“, „Mhm … Hilf Tron?“, schlug Rel weiter vor, doch so wirklich reagierte das Sicherheitsprogramm nicht, also entschied der ISO. „Na gut, dann schreib Alan: Help Tron!“, beschloss dieser einfach und Dumont, der noch kurz Tron musterte nickte zustimmend. Seine Finger flogen über die Tastatur bis er zustimmend nickte: „In Ordnung, aber jetzt geht wieder zum Aufzug! Ich gebe euch etwas Vorsprung bis ich die Nachricht abschicke.“, „Okay! Los komm Tron!“ Mit diesen Worten sprang der ISO auf, zusammen mit Atlantis auf dem Arm und wollte schon losrennen, doch er stockte. „Was ist?“, „Ich kann nicht aufstehen.“, seufzte dieser geknickt. „Na gut … dann … Hey Atlantis! Hör mal Tron braucht Kraft hast du noch etwas übrig?“, die Frage kam von Rel sehr vorsichtig, schließlich flackerten ihre Symbole ab und zu leicht und außerdem war sie gerade nicht sonderlich gut auf den Systemwächter zu sprechen. „Er ist gemein!“, beharrte die Kleine und starrte Tron finster an. „Aber er wollte es nicht und er hat sich entschuldigt!“, verteidigte er ihn, auch wenn es nicht ganz seiner momentanen Überzeugung entsprach. Tron hatte einen Fehler gemacht, aber er schien ihn wenigstens ehrlich zu bereuen. „Aber es tut immer noch weh!“, „Schau mal – Tron hat auch Schmerzen und sein User muss ihn reparieren, aber wenn wir nicht hier weg können, dann werden ihn die Wachen finden und … wer weiß was dann passiert.“, „Schmerzen?“, wiederholte sie verwirrt und sah Tron an, der inzwischen den Kopf wieder gehoben hatte und die Beiden ansah. Obwohl Atlantis sich alle Mühe gab etwas von diesen Schmerzen bei Tron zu sehen, so sah er doch wie immer aus. „Aber er weint ja gar nicht!“, beschwerte sie sich und schob die begangene Tat langsam von sich weg. Kinder vergaßen schließlich schnell wieder etwas. Bei der Antwort musste Rel lachen und auch Tron grinste leicht vor sich hin, so wie Dumont. „Also …“, begann Rel, nach dem er sich wieder etwas im Griff hatte, aber ihm fiel nicht so Recht ein was er sagen sollte, „Tron ist … Ein Systemwächter, der passt eigentlich auf das alles richtig läuft hier in der Stadt und wenn man ein Wächter ist dann muss man stark sein, dann darf man nicht weinen!“. Irgendwie war die Erklärung absolut lächerlich, doch anders konnte er es kaum begründen, okay, das war auch kein Grund, aber mehr als nichts. Atlantis verstand einfach so vieles falsch oder verband so vieles direkt mit ihrer Art. „Ach so.“, murmelte sie als wäre der Groschen endgültig gefallen, doch Rel glaubte das es sich nur auf diese Situation bezog. Aber wenigstens hatte er etwas erreicht: Sie dachte nach. Hoffentlich beeilte sich die Kleine und das tat sie auch. Unruhig zappelte sie auf Rels Armen, der das als Zeichen verstand das sie herunter wollte. Sofort lief sie nach dem sie den Boden unter den Füßen hatte zu Tron, stockte jedoch vor ihm noch einmal. Misstrauisch beäugte sie ihn und schlich sich die letzten Meter zu ihm. „Und … du machst das nicht noch einmal?“, fragte sie ihn, um auch wirklich sicher zu gehen. „Es kommt nicht wieder vor.“, wiederholte er sich erneut, „Ab sofort passe ich auf das dir nichts geschieht, das ist meine Aufgabe.“, „Mhm. Na gut.“, seufzte sie und berührte noch etwas zögerlich die Schulter des Wächters. Nur langsam floss ihre Energie in dessen Körper, aber man konnte über die Symbole den Fluss der Kraft verfolgen, bis er wieder gänzlich hellblau glühte, zusammen mit ihr. Der Energieschub machte sich sofort bemerkbar und Tron fühlte sich erheblich besser, aber auch Atlantis. Ihr flackern hatte aufgehört und sie leuchtete nun wieder ruhig und konstant. Etwas misstrauisch nahm er das zur Kenntnis und stand auf. Dabei hob er auch gleich Atlantis hoch, so dass er sie wieder auf dem Arm trug. Noch etwas ängstlich sah sie zu ihm hoch, aber er lächelte sie an und das beruhigte das kleine Programm ungemein. „Danke Dumont!“, wand sich Tron diesem noch zu, als er sich auf dem Weg zum Aufzug machte. „Bring dem Raster die Freiheit wieder!“, antwortete dieser nur mit voller Überzeugung, die nichts anderes sagte, als das er an Tron glaubte und es immer getan hatte. Der Wächter zweifelte zwar noch daran ob dieses Vertrauen in ihn noch gerechtfertigt war, doch es gab ihm zumindest schon einmal Zuversicht. „Das werde ich!“, antwortete er und erlebte ein Deja vu, jedoch ein sehr reales. Das gleiche hatte er dem alten Dumont im ENCOM System schon einmal gesagt und er hatte sein Wort gehalten. Damit wandte sich Tron endgültig um und folgte Rel in den Aufzug, der bereits das Stockwerk ausgewählt hatte von dem sie gekommen sind und nur noch die Tür für ihn blockierte. Gerade als sie die Türen hinter ihm schlossen konnte man einen massiven blauen Strahl sehen, der durch die zentrale Röhre des Turm schoss. „Wow!“, rief Atlantis während Rel ein paar Schritte zurück machte. „Was ist das?“, staunte er und starrte weiter auf den Strahl. „Die Nachricht an Alan. Sie wird in dieser Form aus dem Raster geschossen.“, erklärte Tron, der in diesem Strahl auch die Hoffnung sah für ihn und das Raster, vielleicht auf Flynn. Es dauerte nicht lange bis der Outputstrahl wieder verschwand und nur noch ein leichtes glimmen zurück ließ. Fast im selben Moment färbten sich auch alle Symbole an der Aufzugswand rot und ein Alarm ertönte. Der hohe summende Ton war vermutlich im ganzen Turm zu hören und alarmierte sämtliche Wachen. „Jetzt geht’s los.“, seufzte Tron und griff mit seiner freien Hand nach seinem Diskus auf dem Rücken. Mit einem surren aktivierte sich der Diskus, aber kein Helm erschien, es gab nur diesen einen festen Blick in den tief blauen Augen des Sicherheitsprogramms. Rel schluckte schwer als er das sah, denn so hatte er den Wächter noch nicht erlebt. Dieses Mal tat es der ISO jedoch Tron nach und nahm seinen Diskus in die Hand, dessen Ränder ebenfalls aufglühten. „Was ist den Helmen?“, fragte ihn Rel noch als das Klingen wieder das gewünschte Stockwerk ankündigte. „Du kannst gerne, aber mich sollen sie dieses Mal erkennen!“ Dann öffneten sich die Türen. Es hatten sich schon einige Soldaten in der Lobby versammelt, doch es sah noch so aus als wüssten sie nicht in welches Stockwerk sie gehen sollten um die Eindringlinge zu fassen oder eher Dumont. Doch das erledigte sich als die Beiden den Aufzug verließen mit gezogenem Diskus. Atlantis, welche die Wachen nun ebenfalls bemerkt hatte drückte sich fest an Tron und hielt sich auch entsprechend an ihm fest. Der Wächter müsste aufpassen, dass sie ihn mit ihrem Klammergriff um den Hals nicht erwürgte, doch es schien als würde sie ihre Grenze kennen was das betraf. „Da! Nicht autorisierte Programme waren im Kommunikationstower!“, rief einer der Soldaten und zeigte auf die Drei. „Um genau zu sein – bin ich sehr wohl autorisiert dazu!“, antwortete Tron und sah die Wache mit einem Blick an der ganze Bände sprach. Etwas verwirrt machte der vermummte Soldat einen Schritt zurück und öffnete schließlich den Mund für nur ein Wort: „Tron.“ Dann brach die Hölle los. Zuerst wichen ein paar Soldaten zurück, doch im nächsten Moment stürmten sie auf die Drei zu. Tron wich dem ersten Stabangriff aus in dem er hoch sprang und gleichzeitig seinen Diskus warf. Dieser spaltete den Stab, den die Wache zur Verteidigung hoch gehoben hatte, sofort entzwei und den Soldaten gleich mit. Atlantis Kraft schien sich auch auf seinen Diskus und seine Kampfkraft auszuwirken, etwas das ihm sehr Recht war, vor allem weil er sich jetzt unzähligen Gegnern stellen musste. Geschickt wich er weiteren Angriffen, mit Atlantis auf dem Arm, aus und fing seinen Diskus wieder auf als dieser zurückkam. Nicht ganz so gut stellte sich Rel an, der von den Soldaten schon längst in die Defensive gezwungen worden waren. Ihm fehlten die Upgrades von Alan und Flynn, das merkte Tron ziemlich deutlich als auch er anfing sich gegen die Massen an Programme zu verteidigen. Er brauchte zwei Hände, doch wenn er Atlantis los ließ dann war das ihr Todesurteil und er hatte versprochen auf sie aufzupassen. „Atlantis, los klettere auf meinen Rücken!“, befahl er ihr, als er sich unter einer Stabwaffe hindurch duckte und darauf einen Rundumschlag mit seinem Diskus durchführte. Der kurze Abstand den die Wachen darauf zu ihm hatten reichte aus das er ihr helfen konnte auf seinen Rücken zu klettern. „Lass auf gar keinen Fall los!“. Auch wenn die Worte sinnlos waren, weil dann nicht nur sie verloren wäre sondern auch er, ermahnte Tron sie. „Ja!“, flüsterte sie ihm leise ins Ohr während sie sich festhielt und ihr Gesicht an seinen Rücken presste. Diesen Kampf wollte sie nicht sehen, schon allein weil sie sich so fürchtete. Wieder ein Blick zur Seite – Rel wurde immer mehr bedrängt. Tron musste zu ihm! Der Systemwächter wich den nächsten beiden Soldaten aus, wobei Atlantis ihm ins Ohr schrie als er einen Überschlag nach hinten machte und in einer enormen Geschwindigkeit den Attacken auswich. Nur mühsam bahnte er sich auf diese Art einen Weg zu dem ISO, der bereits in die Knie ging da er wieder von einer Stabwaffe getroffen wurde. Ein gezielter Tritt in die Seite von Tron ließ den Soldaten einige Meter weit fliegen bis er von der Wand aufgehalten wurde. Schnell schnappte er sich Rels Hand und riss ihn vom Kampfplatz weg, dabei musste er sich nun den Weg mit dem Diskus frei schlagen. „Komm schon Rel! Wir müssen hier weg!“, rief er dem geschwächten ISO zu und löste sich mit ihm gemeinsam aus dem Kampffeld heraus zum Treppenhaus. Dort nahm er mit einem Satz gleich mehrere Treppen, bei denen Rel erst einmal noch benommen stolperte. Einzig die Kraft mit der ihm der Wächter mit schleifte hielt ihn auf den Beinen. „Das sind zu viele!“, stöhnte Rel nach dem sie das erste Stockwerk nach oben gelaufen waren und natürlich verfolgt wurden. „Ja! Wir müssen irgendwie anders raus!“, antwortete Tron der versuchte über die nächste Ebene den Tower zu verlassen, doch auch hier standen schon Wachen und er rannte weiter hinauf ins nächste Stockwerk. Noch zwei Ebenen weiter spielte sich dasselbe Bild vor ihnen ab – sie waren gerade am Treppenabsatz angekommen, als die Soldaten schon auf sie los stürmten und vor allem hatten sie gerade den letzten Ausgang passiert. Jetzt gab es nur noch springen als Ausweg – was ein wenig an Selbstmord grenzte. „Halt!“, rief Rel irgendwann mitten auf der Treppe und sah nach unten. Der nächste Trupp Soldaten lag noch ein Stockwerk unter ihnen. „Ich halte sie auf – du fliehst!“, keuchte der ISO atemlos, aber mit Nachdruck. „Nein!“, schoss es sofort aus Trons Mund der gar nicht einsah das Programm zurück zu lassen. „Du kannst sonst nicht auf Atlantis aufpassen und was soll Alan reparieren wenn wir beide hier drauf gehen? Wenn ich keine Aufgabe habe und sie mir also heraus suchen kann, dann will ich dich und Atlantis beschützen! Das wird meine Aufgabe sein! Tu das was Dumont gesagt hat – befreie den Raster!“ Noch bevor Tron antworten konnte oder Rel am Arm packen hatte dieser sich umgedreht und lief den Wachen entgegen. „Rel, du Idiot! Komm zurück!“, schrie Tron und folgte ihm ein paar Stufen, aber als er sah wie sich dieser in den Kampf stürzte blieb er stehen. Er wollte keine Opfer und schon gar nicht wegen ihm … doch es war ausweglos! Selbst wenn er jetzt Zeit hatte, so musste sie mindestens noch fünf Stockwerke bis zur ersten Fußgängerebene springen, direkt durch das Fenster. Ihm blieb nicht mehr wirklich Zeit zum Denken, denn inzwischen kamen die Wachen auf von oben auf sie zu. „Rel! Rel!“, rief Atlantis verzweifelt auf seinem Rücken, hielt sich jedoch noch weiter fest. „Wir … müssen weg.“, seufzte Tron und ihm fiel es schwer diese Worte zu sagen. „Aber was ist mit Rel?“, „Wir kommen wieder … ihn holen.“, „Wirklich?“, „Ja.“ Bei diesem letzten Wort schnürte es ihm die Kehle ab, da es wohl kein Zurück mehr für Rel gab. Er würde in dem Gefecht sterben, vom System deintegriert werden. „Halt dich gut fest!“, flüsterte er mit erstickter Stimme und steckte seinen Diskus weg, achtete jedoch drauf das er Atlantis mit diesem nicht traf. „Wir müssen springen.“ Er hatte keine Updates mehr zur Verfügung mit denen er diesen Sprung hätte überstehen können, weshalb er auf Atlantis vertraute. Sie müsste ihm die Kraft geben, also schnappte er sie am Arm und zog sie wieder nach vorne. Mit ihr auf dem Rücken könnte er sich nicht abrollen ohne sie schwer zu beschädigen, als würde er sie anders schützen müssen. „Aber das ist zu tief!“, wisperte sie ängstlich und klammerte sich trotzdem noch an ihn. „Wir haben keine Wahl, aber lass Rel das nicht umsonst gemacht haben!“, flüsterte er ihr zu und legte beide Arme schützend um sie. „Und jetzt mach die Augen zu!“ Als diese Worte seinen Mund verließen schloss er ebenfalls kurz die Augen und holte tief Luft, dann nahm er Anlauf. Seine Beine stießen ihn mit voller Kraft vom Boden ab und er konnte fühlen wie die Codes der Treppe unter ihnen beschädigt wurden. Da war sie wieder, seine Kraft. Er sprang vom Boden ab auf das Treppengeländer und stieß sich erneut ab. Kurz vor dem Aufprall mit der Scheibe zog er den Kopf ein und drehte sich um um Atlantis so gut wie möglich abzuschirmen. Mit dem Rücken schoss er durch das codierte Glas – Und fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)