An unfinished Life von Aphelios (The Grid - a digital Frontier) ================================================================================ Kapitel 1: Isomorphe Algorithmen -------------------------------- ~*~*~*~*~*~*~* I remembered black skies The lightning all around me I remembered each flash As time began to blur Like a startling sign That fate had finally found me And your voice was all I heard That I get what I deserve In every loss In every lie In every truth that you'd deny And each regret And each goodbye So give me reason To prove me wrong To wash this memory clean Let the floods cross the distance in your eyes Linkin Park – New Divide ~*~*~*~*~*~*~* 1. Isomorphe Algorithmen Systemguardian disconnected. Shut down. Access: Master Key authorized by Kevin Flynn Loading emergency Programm ... Atlantis. Reading Code. Compress full Back up. Welcome to the Grid, Programm. Er fühlte sich schwach. Ausgelaugt, als würde sich seine Energie kontinuierlich verflüchtigen. Aber das war unmöglich, er war ein vollständiges Programm. Doch innerhalb eines Augenblickes wurde er eines besseren belehrt, von sich selbst. Druck breitete sich in seinem Kopf aus, lähmte seine Gedanken und bereitete ihm Schmerzen indem es ihn überlastete. Schneller als ihm lieb war wurde ihm bewusst, dass es seine unsaubere Arbeit war, die noch versuchte ihre Befehle auszuführen. Rinzler. Und dabei hatte er gehofft er wäre weg, eigentlich sollte er das auch sein. Er hätte gelöscht werden müssen. Obwohl er sich darum bemühte die Augen zu öffnen um sich zu orientieren, dauerte es fast einen Minizyklus bis er es schaffte oder zumindest glaubte er das. Noch bevor er langsam in den bewölkten Himmel blicken konnte hörte er das Wasser des Sees der Simulation, der wohl inzwischen unter ihm lag. War er an Land gespült worden? Er war sich nicht sicher und während der Schmerz ihn noch daran hinderte, starrte er weiter in den Himmel, dessen dunkles Antlitz immer wieder von einem hellblauen Entladungsblitz gespalten wurde. Der Virus war also immer noch da, weshalb er die Augen schloss um ihn erneut und diesmal ordentlich zu überschreiben. Gerade als er sich darauf konzentrierte – wurde ihm der Zugang verweigert. Er hatte keine Berechtigung mehr an seinem Programm zu arbeiten! Aber er hatte doch seine Administratorrechte wiederbekommen. Hastig richtete er sich auf, eine schlechte Idee, da er im selben Moment zur Seite kippte, jedoch von einer Wand gestoppt wurde. Schwer atmend öffnete er wieder die Augen und sah an sich hinab. Die komplette oberste Programmierungsschicht war herausgebrochen und immer mal wieder splitterte ein Stück von ihm ab. Wenn er sich jetzt schon nicht mehr selbst programmieren konnte, dann vielleicht aber sein System stabilisieren. In seinem Innersten, neben den brennenden Protestschreien von Rinzler, hoffte er dass es Flynn gut ging, nicht nur weil sie Freunde waren, sondern weil er Hilfe brauchte. Mit einer langsamen Bewegung wollte er nach seinem Identitätsdiskus greifen, doch als er seine Hand sah schob er den Gedanken schnell beiseite. Die Finger seiner linken Hand sahen verstümmelt aus. Zwei fehlten sogar schon ganz und als er versuchte sie zu bewegen brach noch etwas heraus. Seine rechte Hand ähnelte der linken dabei sehr, jedoch hatte er dort noch alle Finger. Seine Arme, wie Beine waren da nicht besser und ihn beschlich das Gefühl das er lieber nicht wissen wollte wo genau er sich befand. Doch das Rauschen des Sees war nah und mit einem Blick zur Seite erkannte er, dass er nur auf einer Klippe am Rand des Sees saß. Entweder war er jetzt so gut wie tot, weil er sich auf der Seite des Portals befand oder er war so gut wie tot, weil er auf der anderen Seite war. In jedem Fall an einem einsamen Ort auf dem Raster. Er konnte also oben sterben, auf dem Weg dorthin oder hier unten auf den Klippen. Es war Rinzler, der ihm einen mentalen Tritt verpasste und ihm erklärte, dass er nicht hier sterben wollte, doch es war Tron, der die endgültige Entscheidung traf. Er entschied sich dafür, vielleicht gab es noch Hoffnung für ihn und wenn Flynn noch hier war, dann könnte er vielleicht noch einen letzten Zweck erfüllen indem er ihn zum Portal brachte. Mit einem Seitenblick korrigierte er sich jedoch, das Portal war bereits geschlossen, dann würde er Flynn eben beschützen und an einen sicheren Ort im Raster bringen. Der Virus in ihm fauchte sofort gereizt auf, da er Flynn eher über eine Klippe schubsen würde, anstatt ihm zu helfen. Stöhnend zog er sich an der Wand hoch und lehnte sich gegen die kühle Wand der Rasterklippe. Sein Kopf dröhnte, nicht nur wegen Rinzler sondern auch wegen der Beschädigung an seinem ganzen Programm. Seine ehemals leuchtend blauen Streifen flackerten gefährlich auf und erloschen teilweise für kurze Zeit. Genau in dieser Zeit bekam er bedrohliche Gleichgewichtsstörungen, die ihn fast wieder in die Knie gezwungen hätten. Doch er blieb stehen und griff mit dem Rest der von seinen Händen übrig war an den nächsten Vorsprung um sich hochzuziehen. Entgegen seiner Erwartung lösten sich seine restlichen Finger unter der Belastung nicht auf, doch ihm selbst fehlte fast schon die Kraft, um sich zu bewegen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit für ihn, auch wenn sein System ihm die konstante der Zeit erklärte und das es für ihn, als logische Programm kein „vergehen wie im Flug“ gab oder auch das bekannte „ziehen“ gab. Jede Bewegung war ein Kampf mit sich selbst und jeder Vorsprung eine Rasterreise von ihm entfernt. Einzig sein Wille war es, der ihn immer wieder dazu brachte aufzustehen und weiterzumachen. Er hatte lange genug seine Aufgabe schleifen lassen, 20 Userjahre und tausende von Zyklen. Fast hatte er schon nicht mehr daran geglaubt die Klippen hinter sich zu lassen, doch irgendwann griff seine Hand nach dem letzten Vorsprung und zog ihn hoch über den Rand des Rasters. Seufzend blieb er dort liegen, hob seine rechte Hand und besah sich diese etwas genauer. Vorhin war sie verstümmelt gewesen, jetzt brachen sichtbar kleine Cluster aus ihr heraus und lösten sich in blauen Staub auf. Es war so weit. Sein System brach zusammen. Das Flackern des Lichtes seiner Hand war fast ganz erloschen und nur noch schwach konnte man es sehen, als hätte man es gedimmt. Er richtete sich noch ein Stück auf und griff nach seinem Diskus, der ebenso mitgenommen aussah, sackte wieder zurück in die alte Position und aktivierte diesen. Kurz darauf flackerte sein eigenes Gesicht in Form eines Datenstromes auf. Mit der zweiten Hand schob er es zur Seite, zusammen mit den weiteren Bits die alles Upgrades von Alan darstellten und von Flynn. Sie waren noch nicht in sein Grundprogramm eingearbeitet gewesen. Unterdessen stolperte er auch über Rinzlers Programmierung, doch er konnte sie nicht entfernen oder den Druck in seinem Kopf lindern. Dieses Ding blieb weiterhin aktiv in seinem Bewusstsein, also blieb ihm keine andere Wahl als das zu akzeptieren und weiter zu seinem Aufbau zu blättern. Es dauerte einen gefühlten Zyklus bis er diesen erreichte und noch einen, bis er ihn komplett gemustert hatte. Fast seine kompletten Codes leuchteten in dem bedrohlichen Orange auf, nur ein kleiner Teil in einem schimmernden Hellblau und ein paar wenige in einem aggressiven Rot. Vorsichtig zog er ein paar orange Codes heraus, die seine Energie steuerten und schnippte sie einfach aus dem Anzeigefeld des Diskus heraus. Erneut wurde er von Schwäche und Schwindel übermannt, die wieder nachließen als die verschwunden Codes sich einfach neu schrieben und zwar im hellem Blau. Wenigstens blieb ihm das bisschen Kraft noch und verflüchtigte sich nicht im Datenstrom des Rasters. Es genügte leider nicht mehr um den Rest seiner Problemzonen wiederherzustellen, dafür hatte er schon zu viel Energie verloren. Er steckte den Diskus wieder zurück an seinen Platz, wofür er sich dieses Mal auf die Seite rollte um an seinen Rücken zu kommen. „Und jetzt steh auf Tron!“, flüsterte er sich selbst zu, während er mit seinen Augen die Stadt in Visier nahm. Es dauerte seine Zeit und benötigte noch einige Versuche, doch letztendlich stand er. Wankend und mit gekrümmter Haltung, doch seine tauben Füße bewegten sich in die gewünschte Richtung. Allgemein fühlte er nichts mehr, was vermutlich daran lag, dass der Teil seiner Programmierung, die fühlen konnte, bereits zerstört war. Wie aufmunternd doch die ganzen Feststellungen waren, da konnte er doch glatt seinen Diskus gleich zerstören und sich löschen. Ihm war sowieso so, als wäre sein ganzes kleines System heruntergefahren und nur noch sein Basisprogramm aktiv. Hoffentlich verlor er nicht auch noch seine Persönlichkeit – Rinzler könnte aber gerne in den Weiten des Rasters verschwinden. Die Antwort auf diesen Gedanken war ein stechender Schmerz von dem Virus, der ihn sofort in die Knie zwang. „Argh~“, rief er fast schon wütend während er sich die Hand an den Kopf presste. Es dauerte viel zu lange bis die überlasteten Codes sich wieder einfingen, ebenso Rinzler dessen Wut deutlich zu fühlen war. Eine gespaltene Persönlichkeit. Schlimmer konnte es gar nicht mehr werden. Dieses Mal schaffte es Tron jedoch nicht mehr aufzustehen. Er kniete schwer atmend auf dem Boden, bis er sich dazu entschloss, sich einfach zur Seite fallen zu lassen. Warum knien, wenn er sowieso nicht mehr hoch kam? Dank der gelöschten Codes spürte er den Aufprall sowieso nicht mehr. Jetzt konnte er nur noch in den Himmel starren, zusehen wie sich dort die Blitze des Rasters entluden. Bewölkt. Früher war er einmal klar gewesen, zwar mit Blitzen, aber klar und ohne Wolken. Hatte Clu das bewerkstelligt? Vermutlich, so wie damals der MCP. Irgendwann verlor er jedes Gefühl für den Augenblick und im Nachhinein hätte er auch nicht mehr sagen können wie viele Zyklen er am Boden lag und darauf wartete, dass er sich auflöste. Sein Kopf fühlte sich leer an, sogar der Druck, welcher ihm sagte, dass Rinzler immer noch da war wurde schwächer. Er hatte sich viel mit Usern beschäftigt auch mit deren Wissenschaften, Büchern und dem Verhalten. Flynn hatte ihn damit versorgt und ihm auch viel von der Welt der User berichtet, sofern bei all der Arbeit noch Zeit blieb. Obwohl, wenn Tron es recht bedachte, war Flynn schon immer darauf aus gewesen nicht zu viel zu arbeiten. Alan. Was sein User jetzt wohl machte? Enttäuscht wäre er sicherlich, besonders weil er Flynn nicht hatte beschützen können und dann noch dessen Sohn angegriffen hatte, wenn man mal allgemein von den ganzen Morden absah, die er im Namen von Clu begangen hatte. Ja, Alan wäre enttäuscht gewesen und Flynn sicherlich auch. Was hatte er nur getan? Seufzend schloss er die Augen, in der Hoffnung vielleicht schlafen zu können. Etwas, das er eigentlich nicht benötigte, da er kein User war und seine Energie generell konstant blieb, abgesehen von einigen Kraftschüben die meistens für Kämpfe nötig waren oder wenn er sich regenerieren musste. Aber sich zu „erholen“, im Sinne der User hatte er nicht nötig, doch er konnte. Viele Basics taten das, schon allein um dem „Erschaffer“ nachzueifern. Flynn hatte die Menschlichkeit in das Raster gebracht und das im Guten wie Schlechtem Sinne. Die Programme hatten sich selbstständig weiterentwickelt und damit auch Gefühle wie Zuneigung, aber auch Eifersucht und Hass oder Neid. Er selbst war davon nicht verschont geblieben, aber sein Pflichtgefühl und auch die Ethik die ihm Flynn predigte, zusammen mit Alans Programmierung ließen nicht zu, dass er sich zu so etwas wie Clu entwickelt hatte, zumindest nicht von alleine. Er kannte seine Aufgabe – für Ordnung auf dem Raster sorgen und die User beschützen. Rinzler widersprach dem ganzen natürlich, aber das ignorierte er einfach und konzentrierte sich auf das Schlafen. Er hatte es schon öfters getan und dabei erschrocken feststellen müssen, dass er zu der Zeit Bilder gesehen hatte. Unzusammenhängende Dinge, unrealistische Handlungen von Personen die er kannte, aber auch teilweise wieder so realistisch, dass er nach dem Aufwachen kontrollieren ging ob das nun die Wahrheit war oder nur eine Illusion. Als er Flynn das erste Mal davon berichtete und ihm auch erklärte, dass er nicht mehr schlafen würde, hatte dieser amüsiert gelacht. Es dauerte einen Microzyklus bis Tron ihn soweit hatte ihm endlich zu erzählen was daran genau so lustig war. Im Nachhinein zeigte sich Kevin unglaublich begeistert davon, da diese Schatten seines Systems sich selbstständig gemacht hatten. Er nahm an dass es unvollständige Querverweise oder temporäre Codes gab, die das verursachten, aber genau konnte er es nicht sagen. Einige Programme berichteten dasselbe Phänomen, doch die meisten sahen es nur als verschwendete Zeit an. Ganz im Gegensatz zu den ISOs. Ausnahmslos alle von ihnen träumten und ähnelten auch sonst sehr den Usern, was auch Flynn immer wieder bestätigte. „Sie sind unglaublich Tron. So was hätte ich niemals programmieren können! Freier Wille, Träume, Wünsche, Hoffnungen! Sie sind perfekt!“, schwärmte ihm Flynn vor, so wie fast jedes Mal wenn er da war und die ISOs beobachtete. Ihn selbst störten die ISOs nur, wenn sie mit den Basics aneinander gerieten, eigentlich war es immer umgekehrt. Die Programme hielten diese Wesen für überflüssig, da sie keine zweckdienliche Aufgabe erfüllten und griffen sie deshalb auch gerne an. Obwohl Flynn es offiziell verboten hatte, kämpfte Tron inoffiziell sehr damit. Es oblag ihm und seinen Systemwächtern die streitenden Parteien zu trennen und dabei hatte er schon oft einige Clusterstücke an den Kopf bekommen. Sei es jetzt in Form eines Steins oder einer Flasche gewesen. Oft genug hatte er ein paar seiner Codes erneuern und sie regenerieren müssen. Das alles hatte nicht nur ihn besorgt sondern auch Flynn. Und dann gingen die Morde los und Abraxas war aufgetaucht, dicht gefolgt von Clus Putsch. Während er nachdachte geschah es – er schlief ein. Nicht für lange, da ihn ein beunruhigendes Gefühl weckte und zwar glaubte er beobachtet zu werden. So weit draußen vor Tron City war das zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Die Systemuhr sagte ihm, dass er 3 ganze Zyklen hier gelegen war, ehe er die Augen wieder öffnete und in das verwirrte Gesicht eines Programmes sah. Es starrte ihn direkt an, man könnte sagen es hatte ihn fixiert. Aber nicht nur das eine war da, um ihn herum standen dutzende Programme, alle mit dem Stoff von Usern bekleidet, verwirrt und gleichzeitig völlig abwesend. „Wer seid ihr?“, flüsterte Tron schwach und musterte das Programm das nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht weg war. „Wer seid ihr?“, echote es im selben Tonfall und starrte ihn weiterhin an, doch inzwischen mit so etwas wie Neugierde auf dem Gesicht. Ein leeres Programm? Tron war sich nicht sicher, aber er konnte sich nicht aufrichten um es möglicherweise zu überprüfen. „Wer seid ihr?“, fragten weitere Stimmen und ein Raunen ging durch die Programme, die immer wieder dieselbe Frage stellten. Solange, bis irgendwann die Person vor ihm die Frage umstellte: „Wer bist du?“. Verwundert zog das fast gelöschte Sicherheitsprogramm die Augenbrauen hoch, antwortete jedoch mit einem knappen: „Tron.“ Erneut wiederholte die Menge seinen Namen, solange bis plötzlich verschiedene Wörter oder eher Namen durch die Luft flogen und auch das Programm vor ihm stellte sich praktisch vor. „Rel. Ich bin Rel.“, kam es schließlich von ihm und er sah auch zu den anderen, die sich ebenfalls vorstellten. Tron konnte sich sowieso nicht die ganzen Namen merken, abgesehen von Rels, mit seinen schwarzen Haaren und den tief blauen Augen, die ihn schon so eindringlich gemustert hatten. Gerade als dieser sich zur Seite drehte und die anderen ansah fiel Tron etwas an seinem Arm auf, ein leuchtendes Symbol. ISO Isomorphe Algorithmen. „Unmöglich zu programmieren.“, hallte Flynns Stimme in seinem Kopf wieder, zusammen mit dem starken Druck von Rinzler der die Programme am liebsten auf der Stelle zerfetzt hätte. Sein Kopf begann wieder zu brennen als er versuchte dagegen anzukämpfen – er war ein Friedenswächter! Stöhnend hielt er sich den Kopf mit seinen fast aufgelösten Händen und drehte sich auf die Seite. Ihm war als würde er gleich platzen, während Rinzler es genoss wie er litt und noch weiter seine Wut auslebte, über die Existenz der ISOs. Anscheinend waren neue entstanden, was ihn auch nicht wunderte schließlich wusste niemand, wie sie beim ersten Mal entstanden waren. Flüsternde Stimmen erreichten sein Ohr, bis sie anschwollen zu besorgten Stimmen. „Es geht ihm nicht gut.“, vernahm Tron und plötzlich spürte er wie man ihn hoch hob. „Helft mir mal!“, rief Rel, den er eindeutig zuordnen konnte und kurz darauf fühlte, nur als Druck nicht als tatsächliche Berührung, wie man ihn auf einen Rücken verfrachtete. „Dort ist etwas. Vielleicht finden wir dort Hilfe für dich.“, sprach Rel zu ihm, dessen Stimme so nah war das Tron sich sicher war, dass dieser ihn trug. Rinzler sprang unterdessen in seinem Kopf im Dreieck. Nicht nur das ISOs wieder aufgetaucht waren, nein sie trugen ihn auch noch, diese Fehler halfen ihm! Ja, für den Virus war es ein schlimmer Albtraum und für Tron irgendwie auch. Diese Überlastung! In seiner ganzen Existenz als Programm hatte er noch nie solche Schmerzen gespürt und er war das älteste Programm hier! Rel entging nicht, wie sich der beschädigte Tron auf seinem Rücken weiter krümmte und schmerzhafte Laute von sich gab. Obwohl er noch immer verwirrt war und nicht wusste wie er hierher kam, konnte er klar erkennen, dass es ihm nicht gut ging und er Hilfe benötigte. Der ISO hatte keine Ahnung wie er das anstellen sollte, aber dieser Ort dort vorne – vielleicht gab es dort jemanden der ihnen helfen konnte, ihnen allen. „Du musst durchhalten Tron!“, ermahnte Rel den Basic, während Rinzler diesem noch weiter die Hölle heiß machte. Schon allein bei dem Satz des ISOs tickte der Virus erneut aus und übersah dabei eines – er übertrieb. Nach der großen Wut kam der Fall. Die Sicherungen von Tron deaktivierten ihn als sich der erste Code auflöste, da er durch die Überlastung beschädigt wurde. Regungslos sackte das Sicherheitsprogramm auf dem Rücken des ISOs zusammen. Sein Kopf ruhte auf der Schulter von Rel während seine Arme schlaff herunter hingen. In Gedanken glaubte sein Träger auch, dass es so vielleicht besser war, was auch immer diesen Tron gequält hatte. Zuerst liefen sie alle nur schweigend in die Richtung der schemenhaften Stadt, doch dann begannen sie zu reden. Verschiedene Dinge gab es zu bereden, doch das Wieso und Weshalb waren dabei die Hauptfragen. Rel war nicht entgangen wie Tron auf sein Mal am Arm gesehen hatte, das alle anderen auch hatten. Vielleicht wusste dieser etwas und der Rest der Gruppe ahnte das auch. Immer mal wieder wurde ihm Tron abgenommen und sie machten auch Pausen weil sie erschöpft waren, doch in der Zeit wachte er leider nicht auf. Es gab so viele Fragen. Je näher sie der Stadt kamen, desto aufgeregter wurden sie und Rel bekam auch wieder das Gefühl er müsse jetzt wieder Tron tragen, weshalb er ihn Avir abnahm. Von dem Moment an als sie den Stadt betraten herrschte Stille unter ihnen. Schweigend und ohne wirkliches Ziel durchquerten sie die Straßen, während sie von den Basics ungläubig angestarrt wurden. Immer wieder vernahm Rel das Wort „ISO“ als sie durch die Straßen schritten und die anderen normalen Programme tuschelten. Irgendwann, einfach so, blieb er stehen und ging auf zwei dieser Basics zu. „Wer sind wir?“, fragte er ganz simpel und erntete dafür ungläubige Blicke, doch nicht nur er, sondern auch Tron, den er trug, wurde misstrauisch gemustert. „Ihr seid ISOs.“, antwortete schließlich eine der beiden weiblichen Programme vor ihm. Sie trug weiße Kleidung, so wie weiße Symbole, während die andere schwarze mit grünen Symbolen trug. Rel vermutete, dass es etwas zu bedeuten hatte, da Tron ähnliche hatte, diese jedoch blau glühten, wenn auch sehr schwach. „Was sind ISOs?“, fragte Rel unwissend weiter und meinte so etwas wie Ablehnung aus ihrer Stimme herauszuhören, wobei er nicht wusste warum. „Das sind Programme, die niemand geschrieben hat – ihr habt keine Aufgabe und seid im Raster überflüssig.“, erklärte sie ihm ruhig weiter während ihre ganze Aufmerksamkeit jedoch auf Tron ruhte. Rel folgte ihrem Blick zu Tron und sprach sie nun auf ihn an: „Wir haben ihn gefunden, er scheint ziemlich beschädigt zu sein. Kannst du ihm helfen?“. Doch zu seinem Bedauern schüttelte sie den Kopf: „Nein, ich bin nur eine Sirene. Er muss zum primären A Sektor, dort gibt es Diagnose- und Regenerationsprogramme. Sie können ihn vielleicht wieder herstellen, doch er ist schon fast deintegriert. Vermutlich kann man ihn gar nicht mehr ganz herstellen. Er ist … aber kein ISO.“ Neugierig ging sie in einem ungewöhnlich, abgehackten Maschinengang auf ihn zu und hob Trons Kopf etwas hoch um dessen Gesicht genau zu sehen. „Gem! Geh von ihnen weg! Clu wird das nicht gefallen.“, warnte das andere Programm, doch die Weißhaarige hörte nicht darauf. „Er ist aber nicht hier.“, erwiderte sie monoton und musterte Tron weiter. „Wer ist Clu?“, wand schließlich Rel wieder ein, hinter dem sich nun die ganze ISO Gruppe versammelt hatte um zu erfahren, was sie waren und sie hier machten. „Er kontrolliert den Raster, er hat unseren Erschaffer Flynn getötet und Tron, zumindest hat das Zuse vor vielen Zyklen verkünden lassen.“, seufzte sie leise und erinnerte sich daran wie Flynn den End of Line Club betreten hatte. Ob er noch lebte? Gem wusste es nicht, doch sie hoffte es, besonders nach dem sie nur knapp überlebt hatte nach dem Clu das Gebäude gesprengt hatte. „Tron.“, wiederholte Rel und machte misstrauisch einen Schritt zurück. Aber auch Gem hob den Kopf als sie zwangsweise von dem deaktivierten Programm ablassen musste. „Du kennst ihn.“ Es war keine Frage sondern eine Feststellung, schließlich sollte dieser Rel, ein ISO, Tron nicht kennen, doch er reagierte wissend auf den Namen und dann wurde der Sirene bewusst warum ihr das Gesicht so bekannt vorkam. Mit einem Mal war es auch gar keine so gute Idee mehr ihn in den A Sektor zu bringen, schon allein weil er viel zu nah am Zentrum lag, in dem auch Clu lebte. Zwar war dieser im Moment nicht in der Stadt – um genau zu sein wusste keiner wo er gerade war, doch die strenge, unsichtbare Faust des Systemadministrators schwebte immer noch über allen. In dieser Zeit hatten auch einige Rebellen versucht das Regime von Clus Soldaten, die ihren Vorgesetzten vertraten zu stürzen, leider noch ohne Erfolg. Im Stillen wussten alle Basics das der Aufstand nicht mehr weit war und jetzt tauchten wieder ISOs auf, bald würde der Kessel überkochen und die Stadt in ein Schlachtfeld verwandeln. Doch nicht wenn … es wieder jemanden gab der Frieden garantierte. „Komm.“, flüsterte Gem schließlich leise mit einem verschmitzten Lächeln. „Wohin?“, entgegnete Rel und bewegte sich keinen Zentimeter – er traute dieser Frau, diesem Programm, nicht. „An einen Ort wo euch Clu nicht findet, er hatte alle eurer Art töten lassen.“, antwortete sie immer noch lächelnd, wandte sich um und betrat die nächste Seitengasse. „Gem? Sind dir die Cluster durchgebrannt?“, fragte die andere Basic und starrte sie ungläubig an. „Vielleicht, doch mir ist nach all der Zeit nach Frieden.“, kam es von ihr ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie wollte ihr Quartier auch einmal verlassen können ohne irgendwelche Sicherheitsfreigaben oder einfach mal wieder außerhalb der Stadt die Ruhe genießen. Doch Clu hatte alles außerhalb der Stadt zu Sperrzonen erklärt, nicht einmal mit Solarzügen konnte man in andere Städte reisen. Was ihm nicht gefiel oder beschädigt war wurde zerstört. Egal welches Programm oder welches Gebäude, es war zerstört worden und Clu war ein Tyrann. Jeder wusste es, jeder dachte es, aber alle fügten sich. Sogar Zuse hatte es getan, in seinem Machthunger. Wo auch immer er sich noch befand – schließlich waren sie beide entkommen, dort sollte er auch bleiben. Es dauerte nicht lange, da vernahm die Sirene die Schritte der ISOs die ihr durch die Gasse folgten und durch das Labyrinth von weiteren. Mit jedem Schritt den Rel ging wurde die Umgebung unheimlicher, aber auch defekter. Ein paar Gebäude wiesen Störungen in ihrer Grundstruktur auf und offene Cluster wurden sichtbar. Auch konnte man hin und wieder sehen, wie reine Codes sich im blauen Dunst auflösten. Immer schmäler und düsterer wurde der Weg den sie gingen, bis sie schließlich vor einem heruntergekommenen Haus standen. Ein paar Gestalten huschten um die Ecke und nur schwach konnte man das Leuchten ihrer Symbole sehen. Rel schluckte als er vor Angst erschauderte, einem Gefühl das er zum ersten Mal wahrnahm. Es gefiel ihm hier nicht, doch vorher wo die ganzen Basics ihn angestarrt hatten war es auch nicht besser gewesen. Gem klopfte fast schon seelenruhig an die Tür und das auch nicht einfach irgendwie, sondern in einem gewissen Takt. Es dauerte einen kurzen Moment bis eben jene aufging und eine im Mantel verhüllte Gestalt darin zu sehen war. „Was?“, fragte diese streng und starrte Gem böse an. „Ich hab hier ein paar die Hilfe brauchen.“, antwortete sie unbeeindruckt und drehte sich dabei um, um auf die Gruppe von ISOs zu zeigen. „Neue ISOs und jemanden der für euren Clown von Anführer etwas wäre.“, fuhr sie fort und schritt wieder auf Rel zu, packte jedoch den regungslosen Tron an den Haaren um dessen Kopf hochzuheben damit der Mann sein Gesicht sehen konnte. „Tron.“, war das einzige was er voller Ehrfurcht hauchte. „Er ist tot!“ „Das war Flynn auch.“, warf Gem ein und ignorierte dabei die völlig verwirrten ISOs welche sich nur blind darauf verließen, endlich auch etwas zu erfahren, außer, dass sie überflüssig waren. „Die ISOs haben ihn gefunden und hergebracht, er ist schwer beschädigt.“ „Das ist nicht zu übersehen.“, murrte der Mann, machte aber einen Schritt zur Seite und wies mit der Hand ins Hausinnere. „Nach links und die Treppe runter.“ „Kommt.“, wandte sich die Weißhaarige wieder an die Gruppe ISOs und betrat als erstes das Haus, dicht gefolgt von Rel mit Tron. Wie der Unbekannte gewünscht hatte, führte sie Gem hinab in den Keller. Schon auf halben Weg begann Rel zu staunen. Das Haus an sich war von außen so klein und unbedeutend gewesen, dass er niemals gedacht hätte, dass sich hier unten ein so großer Raum befand, der noch weitere Türen besaß die vermutlich in weitere Räume führten. Der Saal, so konnte man es schon fast nennen, war überfüllt von Programmen in weißer Kleidung, aber da waren auch noch andere die ähnliche Kleidung wie sie trugen. Auch Gem blieb überrascht am Fuße der Treppe stehen und sah zu wie sich beschädigte Basics um die ISOs kümmerten und versuchten Ordnung in das Chaos zu bringen. Man gab ihnen Decken und Kissen, wies ihnen einen Platz zu, an den sie sich hinsetzen sollten. Andere verteilten Kleidung oder beschrieben die notwendigen Identitätsdiskusse, aber es gab auch Programme die durch die Reihen gingen und Namen aufschrieben. „Ja, du bist nicht die erste!“, lachte der Mann von der Türe und quetschte sich einfach an den ISOs vorbei die noch auf der Treppe standen, auch an Rel und Tron. „Wie viele sind das, Cache?“, fragte Gem und machte einen Schritt zur Seite, damit die restlichen ISOs an ihr vorbei konnten. „Wir schätzen auf mindestens 200 Stück und mit deinen hier sind es vermutlich noch einmal 50.“, kam es von Cache der inzwischen seine Kapuze abgenommen hatte und sein Gesicht offenbarte, das auf der linken Seite offene Codes aufwies. „Ich hab schon einige Programme raus geschickt um weitere ISOs abzufangen, doch diese Nachricht wird sich ausbreiten wie ein Lauffeuer. Wenn Clu wieder zurück ist, wird er Jagd auf sie machen. Aber vielleicht war diese enorme Explosion am Portal ein Zeichen und das ist auf jeden Fall eines.“ Mit diesen Worten drehte er sich zu Rel um, der unsicher einen Schritt zurück machte. Anscheinend kannte hier alle Tron und das verwirrte ihn. Weshalb war dieser so weit weg von der Stadt wenn man hier auf ihn baute? „Wer … Nein, was ist dieser Tron?“, wollte Rel jetzt endgültig wissen, während er zusah wie Cache zwei Programme herwinkte. „Kümmert euch um die Neuankömmlinge.“, sprach er gedämpft zu ihnen um Rel beim sprechen nicht direkt zu unterbrechen und wandte sich diesem dann auch gleich zu. „Dieser Ort, das Raster wurde von Flynn erschaffen. Wir alle, mit Ausnahme von euch. Keiner weiß wer die ISOs erschaffen hat, plötzlich seid ihr aufgetaucht und der Erschaffer nannte es ein Wunder. Flynn hat uns jedoch nicht alleine geschaffen, neben ihm gab es von Anfang an Clu, ein Programm das zu ihm völlig identisch aussah und Tron, dem Systemwächter.“ Cache entging nicht wie die ISOs ihn auch weiterhin verwirrt anstarrten, also holte er noch einmal weiter aus. „Flynn hat diesen Ort erschaffen – alles. Die Gebäude, uns – die Programme. Alles was ihr hier seht. Er ist ein User und kommt aus der Welt in der alle User leben. Als er begann diese Stadt zu bauen und uns Basics zu programmieren erschuf er ein Programm das so aussah wie er und ihn vertreten sollte so lange er in der Userwelt war. Außerdem brachte Flynn jemanden mit aus einem anderen System – Tron.“, mit diesen Worten zeigte er auf das fast gelöschte Programm das deaktiviert von Rel getragen wurde. „Tron war der oberste Systemwächter. Ihm oblag die Sicherheit aller Programme und ihn unterstützten weitere Sicherheitsprogramme, die er koordinierte. Aber hauptsächlich schützte er Flynn und achtete auf seine Unversehrtheit. Außerdem bekam Tron nicht alle Updates von Flynn, es gab noch eine weitere Person, seinen User. Ich weiß nicht wer es war. Jeder hier schätzte Tron, schon allein weil er älter war als alle hier und außerdem von einem anderen Raster kommt. Man könnte ihn eine Legende nennen – wenn du es so willst.“ „Aber wieso lag er vor der Stadt?“, warf Avir ein während die anderen ISOs murmelten und zustimmend nickten. „Vor mehreren tausend Zyklen brach ein Virus im System aus und tötete viele ISOs wie Basics. Clu ließ verbreiten, dass dieser auch Flynn und Tron getötet hat, aber es gab zwei Zeugen die gesehen hatten, wie Clu die beiden mit mehreren Programmen angegriffen hat. Tron hielt die Masse in Schach und befahl Flynn zu fliehen. Bis vor kurzen glaubten wir noch das beide dabei gestorben sind, doch Flynn wie Tron leben noch. Ich hoffe Clu hat unseren Erschaffer und dessen Sohn nicht bekommen, der vor ein paar Microzyklen im Raster auftauchte. Mit Tron können wir die Truppen endlich zurück schlagen und uns unsere Freiheit zurückholen!“ Schweigend musterten die ISOs Cache, der ihnen trotz der Geschichte noch suspekt blieb, aber nun wussten sie wer Tron war – jemand wichtiges, zumindest für das Programm vor ihnen. „Aber jetzt braucht ihr erst einmal richtige Kleidung und einen Identitätsdiskus, damit ihr euch verteidigen könnt solltet ihr angegriffen werden – Gem zeig ihnen den Weg.“, befahl er schließlich und wandte sich dann allein Rel zu. „Komm mit mir, wir bringen ihn in die Krankenstation.“ Mit einem zustimmenden Nicken folgte der ISO dem Basic, auch wenn ihm die Sache nicht geheuer war. Es schien zumindest einmal so, dass sie Tron nichts tun würden, also wäre es auch nicht falsch Cache zu folgen. „Wie habt ihr ihn gefunden?“, fragte schließlich der Türwächter, ein dunkelhäutiges Programm mit fast schwarzen Augen. „Er lag auf dem Boden am Rand eines Sees, als ich näher hin bin um zu sehen was mit ihm ist – ist er zu sich gekommen.“, erzählte ihm Rel und holte sich dabei die Erinnerung wieder ins Gedächtnis. „Tron war in dem Zustand noch wach?“, hakte Cache ungläubig nach und ließ sich einen Schritt zurück fallen um sich das ganze Ausmaß genauer anzusehen. „Ja.“, nickte der ISO und blieb daraufhin stehen, schließlich wusste er nicht einmal wohin Cache ihn führen wollte. „Er wollte wissen wer wir sind und ich fragte ihn wer er sei. Er hat mit Tron geantwortet, worauf wir uns dann vorgestellt hatten. Doch bevor wir weiter reden konnten fasste er sich an den Kopf und krümmte sich vor Schmerzen. Wir haben ihn mitgenommen, in der Hoffnung man könne ihm hier helfen – wir wussten nicht wer er war.“, „Schmerzen? Wir sind Programme – wir haben keine Schmerzen, außer es stimmt mit unserer Programmierung etwas nicht, aber dafür müsste man zwei gegensätzliche Befehle programmieren – das wäre unlogisch.“, erklärte ihm der Dunkelhäutige, während er wieder weiter ging und Rel in einen Raum führte, in dem einige Programme auf Tischen lagen. Basics nahmen deren Identitätsdiskusse vom Rücken und begannen diesen zu scannen; wiederum andere diagnostizierten das Problem und weitere versuchten es zu beheben. „Wir können nicht viel machen, da Clu alle Reparaturprogramme gefangen hält und für sich nutzt. Rebellen wie wir oder Tron hätten keine Chance. Er würde uns sofort töten lassen. Allen anderen hier fehlt die Zugriffsberechtigung um im Systemcode von anderen Programmen etwas zu ändern. Tron könnte es – er ist Systemadministrator, sogar auf höherer Ebene als Clu. Doch mit genügend Energie sollte er sich selbst regenerieren können.“, „Dann ist er wirklich wichtig und stark.“, schlussfolgerte Rel und legte Tron auf dem Untersuchungstisch ab auf den Cache zeigte. „Er ist es in jeder Hinsicht auch wenn er im Moment nur die Moral unter uns allen heben kann, zu mehr wird er vorerst nicht fähig sein. Flynn könnte ihn schneller wiederherstellen oder sein User, doch wir wissen nicht wer das ist.“, „Dann fragen wir ihn doch einfach wenn er wach ist und dann versuchen wir Kontakt mit ihm aufzunehmen.“, „Ha! Etwas zu einfach. Findest du nicht?“, „Es erscheint mir sinnvoll den einfacheren Weg zu nehmen, als sich einen schweren auszudenken – wir sollten seinen User finden!“. „Clu überwacht die I/O Tower, selbst wenn wir über den Wächter eine Nachricht schicken können, ist es erstens fraglich ob dieser sie bekommt und zweitens können wir nicht einfach so an hunderten von Clus Wächtern vorbei marschieren, dazu bräuchten wir eine Armee.“, „Oder eine Person die sich einschleicht und verkleidet.“, antwortete Rel, als handelte es sich hier um das natürlichste der Welt. „Ein Trojaner? Das klingt nach einer Möglichkeit, doch alleine wäre das zu riskant, aber lass uns später darüber reden – jetzt ist etwas anderes wichtig.“, beendete Cache das Thema und sah wieder zu Tron der deaktiviert auf dem Tisch lag. Inzwischen hatte sich auch ein Diagnoseprogramm zu ihnen gesellt und dem Systemwächter den Identitätsdiskus abgenommen, um mit der Routineuntersuchung der Daten zu beginnen. Der Diskus glühte auf und das unverkennbare Gesicht von Tron erschien, dicht gefolgt von den Updatebits, die noch nicht in seiner Matrix fest eingegliedert waren. Es dauerte seine Zeit bis das Diagnoseprogramm sich durchgeblättert hat zu Trons Urcodes. „Das sieht nicht gut aus.“, seufzte das weibliche Programm mit den weißen Haaren und der dunkleren Haut, deren Symbole auf der Kleidung grün leuchteten. „Seine ganze Struktur ist schwer beschädigt und an diesen Stellen instabil.“, fuhr sie fort und die gefährdeten Bereiche vergrößerten sich, um zu verdeutlichen, wovon sie sprach. „Sein Energielevel ist fast völlig aufgebraucht und hier sind einige Sektoren von ihm überschrieben worden – ein Virus. Es tut mir leid, dass ich keine besseren Nachrichten habe, doch kein Reparaturprogramm, selbst wenn wir die von Clu zur Verfügung hätten, könnte diesen Schaden beheben. Seine administrativen Rechte für das Raster sind zusätzlich noch gesperrt, so wie die ganzen Bits die man vorhin gesehen hat. Nur der Erschaffer könnte sie wieder freischalten.“ Cache ließ den Kopf hängen – was für eine vernichtende Diagnose. Sie hatten Tron lebendig gefunden und doch war er zur Löschung verdammt, sollte er etwas anderes tun außer liegen. „Ich habe ihn nie persönlich kennen gelernt, aber einige seiner Sicherheitsleute. Sie beschrieben ihn als jemanden der sehr auf seine Pflicht achtet und diese auch akribisch erfüllt. Am schlimmsten war er da im Bezug auf Flynn, dort duldete er keine Fehler.“, begann Cache und fürchtete, dass sie einen wachen Tron kaum dazu bringen konnten, untätig herum zu liegen. „Jeder musste ganz genau arbeiten? Aber Fehler passieren!“, fragte Rel nach und musterte das leere Gesicht des braunhaarigen Systemwächters. „Natürlich passieren sie. Ich will damit eigentlich nur sagen das er sich in dem Zustand nicht bewegen darf, aber er es wird, wenn wir ihn nicht festbinden. Als Basic erfüllt man einen gewissen Zweck und der von Tron ist es das System zu schützen und Flynn. Er wird es also trotz seines Zustandes versuchen.“, erklärte ihm Cache, während er mit verschränkten Armen zusah wie das Diagnoseprogramm einige Eingaben am Kopfende des Tisches machte. Kurz darauf leuchteten dieselben blauen Symbole wie auf Trons Anzug am Tisch auf nur in einem starken Energiestrom der sich auf das Sicherheitsprogramm übertrug. Ich stabilisiere sein System damit er sich nicht plötzlich deintegriert.“, erläuterte die Frau und versuchte kurz danach ein paar orange Codes aus Trons Anzeigefeld zu ziehen. Doch der Code leuchtete jedes Mal blau auf und in großer Schrift erschien vor ihr „Access denied“. Mit einem ärgerlichen Murren versuchte sie es mit unwichtigen Codes, die sich zu ihrer Verwunderung entfernen ließen und nach kurzer Zeit weiß aufleuchteten, als Zeichen das sie da waren und sich installierten, sobald Tron wieder seinen Diskus bekam. „Scheint doch etwas zu funktionieren.“, meine Rel der dem ganzen fasziniert zusah. „Es sind nur Kleinigkeiten in der Energiespeicherung und Grundstruktur. Nichts was tatsächlich mit seinem Programm und seinen Fähigkeiten an sich zu tun hat. Außerdem kann ich auf den Virus auch nicht zugreifen und auf diese Stellen auch nicht.“, mit den Worten zeigte die Weißhaarige auf ein paar Codesequenzen die zwar als Grundfarbe blau hatten aber mit roten Punkten gesprenkelt waren. „Sieht aus als hätte man versucht den Virus zu überschreiben – schlampige Arbeit.“ „Und das heißt?“, fragte Rel und beobachtete wie Tron zur Seite gedreht wurde und man den Diskus an seinem Rücken befestigte. Seine Zeichen flackerten kurz auf, erhielten jedoch dank der Energiezufuhr über den Untersuchungstisch sofort wieder Kraft die der Wächter sofort umsetzte. Wie in Zeitlupe konnte Rel zusehen wie sich die Finger wieder regenerierten und bildeten, zusammen mit seinem restlichen Körper. Innerhalb kürzester Zeit lag vor ihm wieder ein vollständiges Programm, zumindest äußerlich. Schließlich hatte die Frau alle Euphorie schnell wieder zerschlagen. „Danke Flav. Sag uns Bescheid, wenn er wach ist, denn du brauchst noch einen Diskus.“, die letzten Worten von Cache galten definitiv Rel, der nicht wirklich etwas damit anfangen konnte. Doch er folgte ihm ohne Widerworte aus dem Raum, jedoch nicht, ohne sich vorher noch einmal umzudrehen. Jetzt wo Tron wieder vollständig als Person dort lag strahlte er eine gewisse Aura von Macht aus. Keine Furchteinflößende, eher etwas ruhiges und sehr, sehr altes. „Ahhhhhhhhhh!“, brüllte eine Stimme quer durch den Raum und Rel wurde aus seiner Gedankenwelt gerissen. Noch bevor der ISO sich, der Stimme folgend, umdrehen konnte rannte etwas Kleines an ihm vorbei und sprang auf den leeren Untersuchungstisch neben Tron. „Nein!“, schrie sie und stampfte mit dem Fuß. „Das tut weh! Das will ich nicht!“, protestierte die Kleine und starrte ihren Verfolger, einen blonden Basic, böse an. „Aber jeder braucht einen Diskus!“, verteidigte er anscheinend sein Handeln und hielt dabei einen dieser besagten Diskusse in der Hand. Das kleine Programm wirkte trotz seiner Größe vollständig und wies keine sichtbaren beschädigten Stellen auf. Sie trug wie der Rest der Programme die typische eng anliegende, weiße Kleidung deren Symbole in einem intensiven blau leuchteten. Ihre langen haselnussbraunen Haare wallten über ihre Schultern während ihre saphirblauen Augen versuchten den Mann aufzuspießen. Der Basic schnappte nach ihrer Hand und versuchte sie herzuziehen um ihr gewaltsam den Diskus anzulegen, doch das kleine ISO Programm trat ihm einfach ins Gesicht und sprang zum nächsten Tisch – den von Tron. Sie landete auf der Tischkante und sprang über den Wächter auf die andere Seite ohne ihn zu beachten, doch bevor sie den nächsten Satz machen konnte fing sie Flav ab. Das Diagnoseprogramm hielt sie fest, obwohl sie wie wild zappelte und der blonde Basic legte ihr den Diskus am Rücken an. Erneut schrie das kleine Programm auf, doch diesmal war ihre Stimme voller Qual. Ein Leuchten breitete sich im Raum aus und als Ursprung konnte Rel den Diskus am Rücken des Mädchens ausmachen. Aber nicht lange da es so hell wurde das er sich zur Seite drehen musste. Es knallte und man konnte hören wie Splitter durch den Raum schossen und an den verschiedensten Gegenständen abprallten. Im selben Moment verschwand auch das Licht und zurück blieb – nichts. Die Kleine bewegte sich nicht mehr, war aber ihren Augen nach noch aufgeschlagen und sie wirkte so, als wäre sie wach. „Was zur Hölle war das?“, fragte Cache halb schimpfend hinter Rel. „Sie hat den Diskus zerstört.“, stellte die Weißhaarige verwirrt fest und ließ das Mädchen los um eine Scherbe aufzuheben. Das Mädchen selbst stand wie benommen daneben und gab keinen Laut mehr von sich. „Selbst für eine ISO ist das ungewöhnlich.“, murmelte sie leise vor sich hin und musterte weiter die Scherbe. „Tja, ist wohl eine fehlerhafte ISO!“, brummte Cache und drehte sich wieder um, damit Rel auch endlich zu den Sirenen kam. Doch der Schwarzhaarige bewegte sich keinen Zentimeter, dafür war er noch viel zu fasziniert von diesem kleinen Programm. Vorsichtig ging er auf sie, so als hätte er Angst, dass sie aus ihrer Trance aufwachen könnte und erneut schrie. „Kleines?“, fragte er ruhig und die beiden Basics die ihr den Diskus hatten anlegen wollen wichen zurück um ihn Platz zu machen. Vielleicht brachte er diesen Wildfang zur Vernunft, schließlich zeterte sie schon seit Tagen herum. „Mein Name ist Rel. Wie ist deiner?“, redete er weiter auf sie ein und sie wachte auch tatsächlich aus ihrer Starre auf. Das Mädchen zuckte zusammen und wich vor ihm zurück, sie hatte Angst, das konnte Rel sehen auch wenn er sich nicht sicher war woran er das erkannte. „Wie heißt du?“, probierte er es noch einmal, während sie den Tisch ängstlich umrundete und er nur noch ihren Kopf sehen konnte. „A …“, begann sie, sah dann aber zu der Tür hindurch wo man sah wie die Basics die ISOs versorgen. „Atlantis.“, murmelte sie vor sich hin und wandte sich dann wieder Rel zu, jedoch nicht lange da fand sie nämlich etwas neues Interessantes. „Wer ist das?“, fragte sie neugierig und tippte gegen Trons Arm als wäre er etwas neues Unbekanntes das man erst anstupste bevor man es richtig berührte. „Hör auf!“, ermahnte sie Flav gleich und als Antwort bekam diese einen bitterbösen Blick des Mädchens. Wie aus Trotz tippte sie weiter gegen die Hand und wanderte weiter hoch bis zu seinen Arm. „Und wenn nicht?“, fragte sie herausfordernd, wobei ihr Gesicht wieder ernst wurde. „Dann wird auch nichts passieren!“, warf Rel hastig ein, ehe Flav antworten konnte. „Lass uns einfach gehen, ja?“, schlug er freundlich vor und ging zu ihr auf die andere Seite. Diesmal ließ sie zu, dass er sich ihr näherte und hörte auch auf Tron anzutippen. „Komm.“, wiederholte der ISO und hob das Mädchen einfach hoch um sie wegzutragen. Sofort legte sie ihre kleinen Arme um ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter während sie noch einen Blick auf Tron erhaschte, bevor sie den Raum verließen. „Wer war das?“, fragte Atlantis irgendwann nachdem Rel schon lange zu Cache aufgeholt hatte. „Tron, er ist ein Systemwächter.“, antwortete er ruhig und hörte sich dabei ihr Gähnen an aus dem sie keinen Hehl machte. „Und wieso liegt er dann da rum?“, „Er ist verletzt.“, „Wieso?“, „Das weiß ich nicht.“, „Warum weißt du das nicht?“, „Ich war nicht dabei.“, „Mhm.“ In Gedanken schloss Rel schon mit dem Gespräch ab, doch Atlantis war wohl noch nicht fertig. „Warum?“ „Ich habe ihn nur gefunden – ich weiß nicht was davor war.“ „Ich bin auch gefunden worden!“, erklärte sie ihm aufgeregt und Rel begann sich langsam über das seltsame Verhalten des kleinen Programmes zu wundern. Abwartend sah ihn die Kleine weiter an, doch er antwortete nicht mehr darauf und als sie das begriff seufzte sie leise. Gelangweilt spielte sie an seiner Kleidung und gähnte immer mal wieder vor sich hin. „Wie hast du das gemacht?“, fragte Cache irgendwann den ISO, der das inzwischen schlafende Mädchen trug. „Was?“, „Na ja du trägst sie und sie lässt es zu. Diese ISO traktiert das Lager schon seit ein paar Zyklen mit ihrem lauten Geschrei. So brav, ruhig und zutraulich war sie noch zu niemanden, nicht einmal der Gruppe ISOs mit der sie hier angekommen ist.“, erzählte ihm der Basic und ging mit ihm in einen etwas abgelegenen Raum wo Rel zusehen konnte, wie die anderen seiner Art eingekleidet wurden und einen Diskus bekamen. Vier Frauen gingen auf die Person in der Mitte zu, schnitten dieser wortwörtlich die Kleidung vom Leib, welche im selben Moment durch einen dieser Anzüge ersetzt wurde die alle hier trugen. Der Stoff oder was auch immer es war kletterte am Körper der jeweiligen Person hoch bis diese gänzlich damit bedeckt war, dabei schien sie wahllos auch ihre Form, den Schnitt und das Muster zu ändern. Auch die leuchtenden Symbole die nach dem Anlegen des Identitätsdiskus aufleuchteten waren nicht immer gleichfarbig. „Was hat es mit den Farben auf sich?“, fragte Rel schließlich und sah dabei immer noch zu, wie ein ISO nach dem anderen wortwörtlich angezogen wurde. Nach kurzer Zeit ging eine der Sirenen weg und wurde durch Gem ersetzt die nahtlos weiter machte. „Das hat mit dem persönlichen Status und dem Systemstatus zu tun. ISOs haben meistens weiße wie du sehen kannst, da sie neutral sind und eigentlich keine Funktion haben. Einige entscheiden sich jedoch im Laufe der Zeit eine Aufgabe zu übernehmen oder entwickeln bestimmte Charakterzüge. Blau ist zum Beispiel ein deutliches Zeichen für einen Systemwächter oder jemand der dafür arbeitet bzw. in diese Richtung neigt. Grün bedeutet, dass man zur Diagnose oder Heilabteilung gehört. Dann gibt es noch gelb für reine Bereichsadministratoren die Dinge überwachen für die sie eingeteilt werden. Was gibt es den noch mhm … violett für technische Programme die Strukturschäden reparieren und dann noch rote. Die roten solltest du meiden, da sie entweder zu Clu gehören oder Viren sind. Doch das ist nur eine ganz grobe Übersicht und man kann niemals genau sagen das jemand mit gelben Zeichen ein Bereichsadministrator ist – es gab schon einen selbstständigen Virus mit gelben Symbolen.“, erläuterte Cache und wies nach einiger Zeit auf die Mitte des Raumes – Rel war dran. Behutsam legte er Atlantis an der Seite ab und ging dann zu den Sirenen. Wie die anderen verlor er seine ursprüngliche Kleidung und bekam einen schwarzen Anzug. Achtung Programm. Du erhältst einen Identitätsdiskus. Alles was du tust oder lernst wird darauf gespeichert. Verliert ein Programm diesen Diskus oder leistet einem Kommando nicht Folge wird dieses Programm mit sofortiger Wirkung gelöscht. „Spiegelung abgeschlossen. Diskus aktiviert und synchronisiert.“, diagnostizierte Gem und trat wieder von ihm zurück. Seine eigenen Symbole flackerten kurz auf bis sie ein intensives blau annahmen, wie bei Tron und Atlantis. „Gelöscht? Was soll das heißen?“, rief er fast schon verärgert. „Ich lasse mich nicht einfach so löschen!“. „Schon klar.“, beschwichtigte ihn Cache. „Aber der Erschaffer könnte es oder ein anderer User. Ein Programm muss dich schon zerstören um dich zu löschen.“. „Also kann ich nicht einfach so gelöscht werden nur weil ich einem Befehl nicht folge?“, „Nein, man, du bist ein ISO! Du hast keinen Befehl wie ein Basic!“, grinste Cache zum ersten Mal, wobei es seltsam wirkte, da seine linke Gesichtshälfte ja fehlte. Rel versuchte es zu ignorieren, doch immer wieder starrte er dabei auf die offenen Codes. „Ja, üble Sache.“, meinte der Türwächter irgendwann und zeigte demonstrativ auf sein Gesicht. „Hat mir einer von Clus Leuten verpasst, als wir ihn stürzen wollten. Wie du siehst hat es nicht geklappt.“, „Ich habe gar nichts gesagt.“, „Aber ich kenne die Blicke von anderen Programmen, deswegen wollte ich einfach der Frage vorbeugen.“ „Mhm.“, kam es nur noch von Rel und er ging wieder zu Atlantis um sie vom Boden aufzuheben, da sie immer noch schlief – etwas das Programme eigentlich nicht taten. Schweigend verließen sie wieder den Raum, der ISO wollte sich noch zu Gem umdrehen um sich zu verabschieden, doch sie war bereits verschwunden zusammen mit den anderen drei Frauen. Auf dem ganzen Weg zurück oder wohin auch immer es ging redeten sie kein Wort mehr, es war Flav die ihnen entgegenlief und mit einem Satz die Stille unterbrach: „Tron. Er ist wach.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)