Bring me to life von lunalinn (I’ve been living a lie, there’s nothing inside) ================================================================================ Prolog: Wake me up inside ------------------------- Angenehme, friedliche Stille herrschte in ihrem Zimmer, ließ sie wohlig aufseufzen und unwillkürlich ihr Kissen fester umklammern, wobei sie nicht einmal richtig wach war. Warme Sonnenstrahlen kitzelten ihre Haut, brachten sie zum Lächeln, etwas, das sich nur sehr selten auf ihren vollen Lippen zeigte. Wie von selbst räkelte sich der schlanke Körper unter der schwarzen Satin-Decke, woraufhin der glänzende Stoff ein Stück von ihren Beinen rutschte. Es war Sonntag...Ruhetag. Allerdings schien das nicht jedem bewusst zu sein, denn plötzlich ertönten hektische Schritte im Gang, dann das Zuschlagen einer Tür und... "MACH DIE TÜR AUF, DU DRECKIGE HURE!!!" ...das penetrante Geschrei von einem ihrer anstrengenden Mitbewohner. Dumas Konan schlug entnervt die bernsteinfarbenen Augen auf, schloss sie aber zugleich wieder, da sie das Licht blendete. Erst nach mehrmaligem Blinzeln gewöhnte sie sich an die Helligkeit, gähnte hinter vorgehaltener Hand, während sie sich aufrichtete. "ICH BRING DICH UM, WENN DU NICHT SOFORT AUFMACHST!!!" Soviel zu ihrem wunderschönen Sonntag... "Oh, verdammt...warum kann dieser Wichser nicht die Fresse halten?!", hörte sie ihre Zimmergenossin Mitarashi Anko, welche im gegenüber liegenden Bett lag und das Gesicht im Kissen vergraben hatte, knurren. Die Blauhaarige antwortete nicht darauf, streckte sich stattdessen kurz, ehe sie aufstand; schlafen konnte sie bei diesem Lärm ohnehin nicht mehr. Manchmal war es eben auch ein Nachteil, in einer Wohngemeinschaft zu leben...besonders mit jemandem, der so asozial und laut wie Tanaka Hidan war. Sie mochte ihn nicht, wenngleich sie sich ihm stets höflich gegenüber benahm. Viel zu tun hatten sie beide ja sowieso nicht miteinander, es sei denn, sie waren zum gleichen Zeitpunkt im Haus...oder aber Yamanaka Deidara befand sich nicht in Reichweite, teilte Letzterer sich mit Hidan ein Zimmer- keiner beneidete ihn darum - und war deshalb dessen Lieblingsopfer. Andererseits schien auch das sehr weibliche Äußere des jungen Mannes dazu beizutragen, was der Grund dafür war, dass ihn Hidan ihn immer als Transe betitelte. "Idioten-Pack...", meldete sich Anko wieder zu Wort, klang aber eher abwesend. Der Grund war plausibel: die Jüngere trug nicht mehr als knappe Hotpants und ein dünnes Top am Leibe, wodurch sich ihre femininen Rundungen geradezu aufreizend abzeichneten. Das Wetter ließ momentan auch nichts anderes zu, weshalb sich die hübsche Halb-Französin keinesfalls schuldig fühlte, sich ihrer lesbischen Zimmergenossin zu zeigen. Überhaupt hatte sie keine Probleme mit Anko, verhielt sich diese ihr gegenüber doch immer freundlich, anstatt sich auf sie zu stürzen, was wiederum ein Kommentar Hidans war. Dennoch holte sie rasch einen blauen Yukata, der mit weißen Origami-Blumen verziert war, aus dem Schrank und band sich diesen um. Ohne sich noch einmal umzudrehen verschwand sie aus dem Zimmer, steuerte die Küche an, die sicher wie jeden Morgen an ein Schlachtfeld erinnerte. Es gab Momente, da fühlte sie sich wie das Mädchen für alles. Zugegeben, sie musste nicht aufräumen...aber diese Unordnung war unerträglich, so dass sie es gar nicht stehen und liegen lassen konnte. Putzzwang nannte es Anko, die selbst mehr Chaos verbreitete, als half, es zu beseitigen. Sie waren sieben Leute und sie die Einzige, die sich um den Haushalt kümmerte, so kam es ihr vor. Ab und an gesellte sich Pain zu ihr, half ihr sogar...oder einer der beiden Uchiha. Generell schien es jedoch so zu sein, dass sie dafür zuständig war. Diskriminierend. "Morgen, Konan", wurde sie begrüßt, als sie ihr Ziel erreicht hatte - verdreckt wie eh und je. Zwei schwarze Augenpaare richteten sich auf sie, wovon sich das eine jedoch schnell wieder abwandte, desinteressiert in die Kaffeetasse, welche auf dem Tisch stand, schaute. "Guten Morgen, Madara...Itachi", gab sie den Gruß zurück, der allerdings nur vom Älteren der beiden kam. Auch wenn die beiden Cousins waren, so ähnelten sie sich doch reichlich wenig- abgesehen von ihrem empfindlichen Stolz und der kühlen Art. Während Madara sich ausgesprochen gut, manchmal sogar etwas zu gehoben, ausdrückte und des Öfteren einen ziemlich bösen Sarkasmus an den Tag legte, reagierte Itachi meistens nur mit einem knappen Nicken oder Kopfschütteln, wirkte seltsam in sich gekehrt. Sie konnte beide nur schwer einschätzen, aber das war in Ordnung. Sie wohnten nur zusammen, also ging sie nicht alles was an. Eine Tratschtante war sie ohnehin nicht - Hidan dafür umso mehr. Schweigend begann sie das schmutzige Geschirr, welches unordentlich in der ganzen Küche verteilt war, einzusammeln und es in die Spülmaschine einzuräumen. "...diese verfluchte Fotze...die ist so was von tot!" Es war nicht schwer zu erraten, von wem diese vulgär formulierte Drohung stammte; Konan drehte sich nicht mal um, fuhr fort, die Küche zu räumen. "Oh~ sieh mal einer an! Die Schlampe vom Dienst tritt wieder in Aktion...bück dich noch mal so, dann kann dein Stecher gleich einlochen...oh, der ist ja noch gar nicht da! Pech für dich!" Konan sah es gar nicht ein, sich darüber aufzuregen, kannte sie die Sprüche zur Genüge. Ignoranz war das Einzige, mit dem man Hidan strafen konnte und es schien zu funktionieren, denn der Silbehaarige wandte sich nun zu den beiden Uchihas um. Grinsend ließ er sich auf dem Tisch in Reichweite der Cousins nieder und blitzte sie an. "Eine schöne Nacht gehabt?" Konan verdrehte die Augen; Hidan war der festen Überzeugung, dass die Beiden was miteinander hatten, konnte bisher aber keine Beweise dafür vorbringen und die Uchihas bestritten dies natürlich. Na gut, nicht direkt. Itachi äußerte sich nicht dazu und Madara...aus dem wurde man sowieso nicht schlau. "Nun kommt schon! Ich verrate es bestimmt auch niemandem!" Nachdem die Küche vom gröbsten Dreck befreit war, genehmigte Konan sich erst einmal einen Tee. Hidans Sticheleien ignorierte sie weiterhin großteils, immerhin interessierte es sie auch nicht sonderlich, was ihre Mitbewohner in ihrer Freizeit machten. Und wenn es stimmen sollte, dass die Uchihas innerhalb der Familie auch andere Beziehungen pflegten... Nun, ihr Problem war das bestimmt nicht. Auch diesmal bekam der Jüngere keine Antwort, Itachi blickte stumm in seine Tasse und Madara beobachtete ihn dabei. Vielleicht war ja doch etwas an seinen Vermutungen dran? Gerade, als sie sich auf einem der Stühle niedergelassen hatte, betrat eine missgelaunte Anko den Raum, warf dem Silberhaarigen einen wütenden Blick zu. "Wenn du noch einmal deine Fresse aufreißt, während ich schlafen will, kannst du im Keller übernachten!" Doch der Jüngere grinste einfach weiter. "Uh~ Hab ich euch bei euren Lesbenspielchen gestört?" "Ich stör dich gleich bei was ganz anderem, du Hurensohn!" "Glaubst du, ich hab vor so' ner Kampflesbe wie dir Angst?" Jetzt hatte Konan auch keine Lust mehr auf dieses Theater und so erhob sie sich kommentarlos. Auf Kopfschmerzen konnte sie auch gut verzichten. Sie schnappte sich ihre Tasse und warf den Beiden undeutbare Blicke zu. "Wenn was kaputt geht, zahlt ihr die Rechnung", war alles, was sie dazu sagte, bevor sie die Küche wieder verließ und sich stattdessen auf den Weg zu Pains Zimmer - nebenbei bemerkt das einzige Einzelzimmer - machte. Pain Nagato- von allen nur Pain genannt- war halb Amerikaner, halb Japaner, also geteilter Herkunft wie sie selbst auch und ihr bester Freund aus Kindertagen, wenn man es denn so nennen konnte, ließ der von unzähligen Piercings zerstochene Mann doch kaum jemanden an sich heran. Es grenzte beinahe an ein Wunder, dass er sie nicht wie die meisten anderen ignorierte...in der Hinsicht erinnerte er sie an Itachi. Gleichzeitig wusste sie, dass Pain vollkommen anders als der Uchiha war. Nachdem sie geklopft hatte und niemand antwortete, schob sie die Tür vorsichtig auf und vernahm sofort den Geruch von Gras wahr. Es war nicht viel, aber doch genug, dass sie erstmal durch den Raum lief und das Fenster aufriss. Nachdem die erste kalte Luft in das Zimmer strömte, drehte sie sich wieder zum Bett um, auf dem der Älteste aus der WG sich zusammengerollt hatte und noch immer schlief. "Pain, du solltest aufstehen!" Sie wusste aus Erfahrung, dass er öfter mal seinen Wecker überhörte, aber wenn er nicht zur Arbeit ging, würde er auch seine Miete nicht mehr bezahlen können. Also weckte sie ihn lieber. Nach gut zwanzig Minuten hatte Konan dieses Vorhaben erfolgreich in die Tat umsetzen können. Mit einem letzten Blick auf das mittlerweile leere Bett verließ sie den Raum. An Ruhe war wohl den Tag über nicht mehr zu denken, denn schon wieder hatte sich Hidan mit Anko in der Wolle. Sie sollte einfach den Tag woanders verbringen. In ein Café gehen vielleicht. Oder einfach nur im Park spazieren. Lernen für die bevorstehenden Prüfungen würde sowieso nicht funktionieren. Damit musste sie wohl oder übel warten, bis Hidan zu seiner Arbeit aufgebrochen war. Aber was sollte es...Konan war das, was die meisten neidvoll oder auch belustigt als Streberin bezeichneten. So nötig hatte sie das Lernen also auch nicht, fragte sich nur, was sie sonst mit ihrer freien Zeit anfangen sollte? Aber da würde sich im Laufe des Tages schon was finden, möglicherweise würde sie eine Freundin anrufen...Kurenai vielleicht...oder Shizune. Beide waren sehr gut in der Schule und vielleicht konnte sie mit ihnen lernen oder noch besser bei ihnen. Denn in dieser chaotischen WG hatte sie kaum eine ruhige Minute. Kapitel 1: I can't wake up -------------------------- Es war ein geradezu deprimierender Freitag-Nachmittag, wenn man bedachte, dass dies der Tag war, der das Wochenende einleiten würde. Wie ein trister Schleier legte sich der Regen über Tokios Straßen und Häuser, währen der graue Himmel sich zuzog. Vielleicht würde es Gewitter geben. Er hörte ein paar Leute über das Unwetter fluchen, weil sie ihr sonniges Wochenende, welches nun ins Wasser fiel, wohl schon verplant hatten. Ihm selbst war es völlig egal, ob nun die Sonne schien oder es durchregnete, es änderte sich ja doch nichts. So oder so würde er zuhause bleiben und lernen; Montag würden sie eine Englisch-Klausur schreiben. Wie auch Konan war Itachi überdurchschnittlich gut in der Schule, hatte es demnach gar nicht nötig, sich hinter die Bücher zu setzen. Dennoch würde er es tun...wenn man ihn denn ließ. Madara war nicht der einzige Störfaktor, der ihn daran hindern würde, nein, ganz gewiss nicht. Solange Hidan, Deidara oder Anko sich zusammen im Haus befanden, war die Hölle los. Meist waren es kindische Gründe, aus denen sie sich an die Gurgel gingen, aber er äußerte sich gar nicht dazu, käme das einer Provokation gleich und diesbezüglich hegte er keinerlei Absicht. Inzwischen waren seine Haare und seine Kleidung vollkommen durchnässt, aber es störte ihn nicht. Bald würde er ohnehin zuhause sein. Seltsam...auch nach einem Jahr scheute er sich noch davor, es als solches zu betiteln. Er hätte sich damals nicht von Madara beschwatzen lassen sollen, dort einzuziehen. Es war ein Fehler gewesen. Ein Fehler in jeglicher Hinsicht...obwohl, bei seinen Eltern wäre es auch nicht besser gewesen. Er vergrub die kalten Finger in den Taschen, starrte geradeaus. Seine Schritte verlangsamten sich unwillkürlich, als er die letzten paar Meter zur Haustür schritt, während seine Hand in seine Tasche wanderte, den kleinen Schlüssel heraus kramte. Die Tür quietschte, als er sie öffnete und er stieg die Treppen rauf zur Wohnung, nachdem er sich flüchtig die Schuhe an der Matte abgeputzt hatte, was eigentlich überflüssig war, da er sowieso alles nass machte. Als er oben ankam und aufschloss, war es ebenso still wie im Treppenhaus, was an sich ein gutes Zeichen war und er trat ein, entschied sofort sich zu duschen und umzuziehen, bevor er sich nachher noch eine Erkältung einfing; Fehlzeiten in der Schule machten sich schlecht auf dem Zeugnis. Kopfschüttelnd stellte er seine Schuhe ab und zog sich die Jacke aus, während er sich auf den Weg in das Zimmer machte, welches er sich mit seinem Cousin teilte. Er hoffte, dass dieser nicht da sein würde, doch mal wieder wurde er enttäuscht. Anscheinend hatte der Ältere sogar auf ihn gewartet, so wie er da saß, als die Tür geöffnet wurde. Allein schon Madaras unheilvolles Lächeln ließ ihn erschaudern; ein Bild entstand in seinem Kopf, zerfiel aber genauso schnell wieder in seine Einzelteile. Für einen Moment blickte er den Älteren ohne jegliche Emotionen an, ignorierte ihn dann gänzlich. Schweigend stellte er seine Schultasche unter den Schreibtisch und machte sich auf die Suche nach bequemer Kleidung, die er gegen seine schwarze Schuluniform tauschen konnte. Doch schon kurze Zeit später fühlte er einen warmen Körper an seinem Rücken und schlanke Arme, die sich um seinen Bauch legten. Der warme Atem an seinem Hals ließ ihn abermals erzittern und er spannte sich augenblicklich an, blieb wie erstarrt stehen. Gleichzeitig loderte Wut in ihm auf; er hasste diese Art von Nähe und Madara wusste das. „Du bist ja ganz feucht“, vernahm er die raue Stimme. Itachi konnte fühlen, wie die Zunge des Älteren über sein Ohr glitt, rang um Beherrschung. "Lass das!", knirschte er möglichst ruhig, bewirkte allerdings nicht das Geringste. "Stell dich nicht so an!" So langsam hatte er wirklich genug und das machte er seinem Cousin auch deutlich, indem er seinen Ellenbogen in dessen Magengrube versenkte, ihn entschieden von sich schubste. Madara grinste amüsiert, nachdem er kurz das Gesicht verzogen hatte und machte schon den Mund auf, um etwas zu sagen. Itachi achtete nicht darauf, schnappte sich seine Sachen und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer, warf dabei die Tür hinter sich zu. Er hatte es so unheimlich satt...wenn er nicht diese ganzen Fehler gemacht hätte, würde er jetzt nicht in dieser Wohnung festsitzen und Madara jeden Tag aufs Neue ertragen müssen. Sowieso war alles außer Kontrolle geraten und das Schlimmste, er konnte nicht mehr zurück, war gezwungen, mit dieser Situation zurechtzukommen. Versucht beherrscht atmete er einmal durch, schloss die Tür zum Bad hinter sich und achtete darauf, dass er auch ja den Schlüssel herumgedreht hatte; Madara traute er so einiges zu, ebenso wie Hidan, der auch bald wieder da sein würde. Wiederholt atmete tief durch, begann sich dann zu entkleiden und stellte das Wasser an; vielleicht würde ihm das den Kopf waschen und diese ganzen unliebsamen Gedanken gleich mit weg spülen. Noch in derselben Sekunde zog sich ein zynisches Lächeln über seine Lippen; als würde dies möglich sein... "Deidara-chan~" Entnervt verdrehte Angesprochener die Augen; hatte man denn nicht wenigstens einmal am Tag seine Ruhe vor diesem Mistkerl? Anscheinend nicht, denn schon an dem heiteren Tonfall konnte Deidara erkennen, dass sein ungewollter Mitbewohner sich keinesfalls so leicht abschütteln lassen würde. Nein, wirklich...seit Sasoris Tod lief einfach alles schief. Nicht nur, dass er zum unfreiwilligen, trauernden Single mutiert war und die Wohnung, die sie sich geteilt hatten, nicht mehr bezahlen konnte, nein, als Arschkarten-Bonus hatte er ausgerechnet Tanaka Hidan als Zimmerpartner zugeteilt bekommen. Schwul, notgeil und absolut tödlich für seine armen Nerven...ach ja, scharf war er anscheinend auch noch auf ihn, so wie er ihm hinterher rannte. "Musst du nicht arbeiten, hmm?", murrte er missgelaunt, wusste aber, dass der Strip-Club, in dem der Ältere arbeitete, erst spät abends aufmachte. Unheimlich gut gelaunt holte der Silberhaarige zu ihm auf, grinste über das ganze Gesicht, während dieses Funkeln in seinen violetten Iriden lag. Verfolgte Hidan ihn jetzt schon nach der Schule? Das grenzte wirklich an Stalkerei! Vielleicht sollte er die Polizei benachrichtigen. "Du weißt doch, dass ich nur die Hüllen fallen lasse, wenn’s dunkel ist, Schnecke!" Deidara schnaubte. "Gestern war es nicht dunkel...und sehen wollte ich das auch nicht, hmm!", fügte er noch etwas zu hastig an. Hidan grinste weiterhin sein typisches, spöttisches Grinsen, bei dem der Blonde unweigerlich Lust bekam, ihm eine rein zu hauen. Warum er es nicht tat? Sein Mitbewohner war erstens Masochist und zweitens ein wenig kräftiger als er selbst, weshalb der Jüngere liebend gern darauf verzichtete, sich ernsthaft mit ihm anzulegen. "Dabei hab ich extra gewartet, bis du ins Zimmer gekommen bist~" Oh, das glaubte er ihm sofort, schließlich war es nicht das erste Mal gewesen, dass er Hidan nackt in seinem Zimmer vorgefunden hatte. Der Silberhaarige galt in dieser Hinsicht sehr offen und genierte sich daher auch nicht vor anderen Leuten - was wohl an seinem außergewöhnlichen Job liegen musste. Käme sicher nicht gut an, wenn er sich dort schämen würde. "Wirklich aufmerksam von dir...aber in Zukunft komm ich auch ohne deinen Anblick aus, hmm", erwiderte er abweisend. "Ach, gib schon zu, dass dir mein Körper gefällt~", raunte Hidan mit seinem russischen Akzent. Und dieser perverse Kerl behauptete doch tatsächlich, gottesfürchtig zu sein, noch dazu wo er wie eine russische Straßennutte fluchte. Aber mal abgesehen von seinem Job und seinem seltsamen Gott schaute Hidan wirklich nicht schlecht aus...was nicht bedeutete, dass der Blondschopf in irgendeiner Weise Interesse an ihm haben würde. Sasoris Unfall hatte sich erst vor einem halben Jahr ereignet und bis heute konnte Deidara nicht von sich behaupten, darüber hinweg gekommen zu sein. Er war seit der Beerdigung nicht einmal auf dem Friedhof gewesen...das eine Mal terrorisierte seine Erinnerungen und Träume noch immer. Vor allem Sasoris nervige Großmutter Chiyo, die gleichzeitig die noch einzige lebende Verwandte sowie Feindin eines jeden Homosexuellen war. Wie hatte sie um ihren armen Enkel geweint und ihn angefaucht, er hätte nichts an Sasoris Grab zu suchen. Diese alte... Er unterbrach sich, spürte er schon wieder Hidans bohrenden Blick auf sich; gab dieser Typ denn nie auf?! "Du wirkst wie ne verbitterte Transe, die keinen mehr hochbekommt", witzelte besagter Russe. "Verwechsle mich nicht mit einem deiner Kunden, hmm", spritzte Deidara das Gift zurück. "Ich bin keine Nutte!", blaffte der Jashinist sofort drauf los, doch er stieß damit auf taube Ohren. "Nicht? Dann solltest du dir mal was anziehen...die Leute denken noch was Falsches, hmm...", entgegnete er trocken und ging weiter, wohl wissend, dass Hidan nun an sich herunter schaute, um festzustellen, ob er tatsächlich sehr freizügig aussah. Tat er - und war stolz drauf. "Ich scheiß auf die Leute! Latex und Netze sind Dinge, auf die man in meinem Beruf nicht verzichten kann!" "Sehr interessant...", murmelte er und fügte ein Gähnen an. "Tse! Warte es nur ab, Deidara-chan...wenn du erstmal mit mir in der Kiste warst, änderst du deine Einstellung ganz schnell. Verlass dich drauf, Puppe!" Deidara gab auf diese Drohung - er empfand es als eine - nichts, würde er sich doch niemals dem Silberhaarigen hingeben und damit Sasoris Andenken beschmutzen. Ja, der Akasuna war tot und sein eigenes Leben ging weiter...er wusste das und trotzdem war er nicht fähig, sich wieder auf jemanden einzulassen. Was würde das bringen? Er würde ohnehin nur an einen denken...und es würde die alte Wunde unnötig aufreißen. Na toll, jetzt fühlte er wieder dieses ätzende Stechen in der Brust. „Darauf kannst du lange warten, hmm“, gab er schließlich kalt zurück und wandte sich ab. Hidans dummes Gelaber interessierte ihn einen Dreck. "Schon wieder eine Eins...manchmal beneide ich dich, Konan-chan", seufzte Yuuhi Kurenai, nachdem sie ihrer Klassenkameradin über die Schulter geguckt hatte. Konan vermied es, die Brünette darauf hinzuweisen, dass sie eigentlich keinerlei Grund hatte, sich mit ihrer Zwei zu beklagen und zuckte lediglich die Achseln, bevor sie das Arbeitsheft zuschlug und in ihrer Tasche verstaute. Freitag...Ende der Woche...und draußen regnete es in Strömen, was jegliche Planung über den Haufen warf. Andererseits hatte sie ohnehin keine große Lust gehabt, mit Kurenai shoppen zu gehen. "Sag mal, holt Pain dich ab?", riss sie die Frage aus den Gedanken und sie sah auf. Ob er sie abholte? Unwillkürlich dachte sie an früher zurück, als Pain sich noch wie ein großer Bruder um sie gekümmert hatte. Damals waren sie nahezu unzertrennlich gewesen und noch heute musste sie darüber lächeln, wie er nach der Schule extra mit einem Regenschirm - ihren hatte sie des Öfteren vergessen - hergekommen war, damit sie nicht nass wurde und sich eine Erkältung einfing. Wie alt war sie gewesen? 10 Jahre? Pain hatte jedenfalls keinen Führerschein gehabt...erst später kam er so oft es die Arbeit zuließ mit dem Auto, um sie abzuholen und sie hatte sich wahnsinnig darüber gefreut, war stolz gewesen, so einen netten Freund zu haben. Der große Altersunterschied hatte sie dabei nie gestört. "Konan-chan?" Sie schüttelte leicht den Kopf, als sie wieder Kurenais Stimme hörte; er würde sie nicht abholen...die Wahrscheinlichkeit, dass er es doch tat, war sehr gering. In den letzten vier Jahren war die enge Beziehung zwischen ihnen mehr und mehr in die Brüche gegangen, was wohl daran lag, dass Pain weggezogen war. Als sie ihn vor zwei Monaten schließlich nach einer Wohngelegenheit gefragt hatte, schien er nicht sehr glücklich darüber, wenngleich er ihr zugesagt hatte. Und auch jetzt, wo sie so nah beieinander wohnten, wurde sie das Gefühl nicht los, dass er sie so gut es ging mied. Ihre Gespräche waren knapp und wenn sie von früher anfangen wollte, blockte er gleich ab oder ging einfach mit irgendeiner Ausrede. Aber was sollte sie dagegen tun? Pain war nie ein großer Redner gewesen...und sie wollte sich nicht unnötig aufdrängen, befürchtete sie, dass sie es bereits tat. Wenn er sie nicht in seiner Nähe haben wollte, musste sie das halt akzeptieren, etwas anderes blieb ihr nicht wirklich übrig. "Nein...eher nicht." "Oh...okay." Es war nicht okay, es tat weh, mit einem geliebten Menschen, den man sein ganzes Leben kannte, so auf Distanz zu sein. Und noch schwerer war es, wenn besagter Mensch in derselben Wohnung lebte und man ihn täglich zu Gesicht bekam. So hatte sie sich den Einzug wirklich nicht vorgestellt. _________________________________________________ Huhu, da bin ich wieder. =) Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass sich so schnell jemand hier meldet, aber nach nur einem Tag kann ich behaupten, dass ich stolz auf 11 Favoriten und 4 Kommentare bin. Deshalb kommt das erste Kapitel auch schon heute. Nochmal um die häufigsten Fragen zu beantworten: 1. Die Pairings bleiben wie bei der alten Version gleich. 2. Beim Verlauf wird sich ebenfalls nicht viel tun...vorerst jedenfalls. Dennoch lohnt es sich, die Fanfic noch einmal genau zu lesen, auch wenn man sie schon kennt, denn es gibt zwischendurch komplett neue Szenen. Soweit dazu...ich werde das nächste Kapitel in einer Woche hochladen und hoffe, ihr freut euch darauf. ;) lg Pia Kapitel 2: Call my name ----------------------- Es war so still im Zimmer, dass man das Fallen einer winzigen Stecknadel hätte vernehmen können, nur ab und an ertönte das fast lautlose Rascheln der Seiten. Dann kratzte die Miene des Kugelschreibers über das Papier, bis es wieder ruhig wurde. Regentropfen bahnten sich den Weg über die Fensterscheibe, die das Geräusch des Unwetters ein wenig dämmte. Abermals griff seine Hand zum Stift und schrieb Wörter in das aufgeschlagene Heft, ehe er sie wieder sinken ließ, beide Materialien zur Seite legte und den Kopf, den er bis jetzt gesenkt gehalten hatte, hob. "...würdest du damit aufhören?" Amüsiert erwiderte der Ältere seinen Blick. “Womit?” “Mich anzustarren.” Madara legte den Kopf auf die Seite, schaute ihn belustigt an und dieses Verhalten zerrte an seinen ohnehin schon gespannten Nerven. “Mache ich dich etwa nervös?” Itachi zog es vor, nicht darauf zu antworten, auch wenn es der Wahrheit entsprach. Ihm war klar, dass Madara es darauf anlegte, ihn zu piesacken und er würde den Teufel tun, indem er mitspielte. Erneut versuchte er, sich auf das Geschriebene zu konzentrieren, doch es ging nicht. Er war sich dem Blick nur zu deutlich bewusst, welchen der Andere ihm zuwarf...und wie automatisch spannte sich jede Faser seines Körpers an. Gezwungen blickte Itachi auf sein Heft; er konnte keine schlechten Noten gebrauchen und davon abgesehen war es eines der wenigen Aktivitäten, die ihn ablenkten. Er fühlte den Blick des Älteren weiterhin auf sich ruhend, schloss schließlich das Heft und drehte sich zu ihm. “Ich möchte hiermit endlich fertig werden”, versuchte er es noch einmal mit aller Ruhe, die er aufbringen konnte. “Und?”, entgegnete der andere mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen. “Ich kann mich nicht konzentrieren.” “Das tut mir jetzt aber Leid...” Itachi gab es auf; bei diesem Mistkerl biss man auf Granit, wenn man auf etwas Verständnis hoffte - besonders wenn er es war, der dies tat. “Vielleicht sollte ich dir helfen?” Itachi konnte sich ziemlich gut denken, in welche Richtung diese Hilfe gehen würde. “Ich schaffe das schon allein.” Irgendwie hörte sich das an, wie der Widerspruch eines trotzigen Kindes...na, sei es drum. Er regte sich nicht, als Madara hinter ihn trat und die Hände in seinen Kragen schob, um seinen Hals zu streicheln. „Du bist immer so verspannt“, hörte er ihn wispern und gleich darauf kneteten die geschickten Finger seinen Schultern durch. Es war nicht unangenehm, eigentlich eher wohltuend, aber dennoch krampfte sich etwas in dem jüngeren Uchiha zusammen, sperrte sich dagegen, sich fallen zu lassen. Weil ihm dafür das Vertrauen zu seinem Cousin fehlte. Ohne Vorwarnung rutschten die Finger eine Spur tiefer, rieben sachte über seine Brust, die sich unter dem schwarzen Shirt abzeichnete. Itachi keuchte auf, bereute diese Reaktion sogleich, als er Madaras leises Lachen hörte. “Du amüsierst mich, Itachi.” Entgegen seiner Befürchtungen entfernten sich die Hände von seinem Körper, ließen ihn tatsächlich in Ruhe. Misstrauisch sah er zu seinem Cousin, welcher ihn unverfroren angrinste, hoch. „Viel Spaß bei deinen Aufgaben.“ Und dann verließ er wirklich den Raum, ließ Itachi mit der gewohnten Stille zurück. Eine Weile starrte er scheinbar durch die Tür hindurch, regte sich kein Stück…bevor er erneut zu seinem Kugelschreiber griff. "Komm schon, Deidara-chan...sei lieb und mach die Tür auf...bevor ich dir deinen durchgefickten Arsch aufreiße, du kleine Fotze!!" Um seine Worte zu unterstreichen, schlug der Jashinist einmal mit der Faust gegen die Tür, so dass diese ein unüberhörbares Ächzen von sich gab. Wütend knurrt er, als die erhoffte Reaktion einer sich öffnenden Tür ausblieb und er stattdessen wie bestellt und nicht abgeholt da stehen blieb. Das würde diese kleine Schlampe noch bereuen... An sich hatte der junge Russe rein gar nichts gegen die Zimmeraufteilung einzuwenden, fand er seinen blonden Mitbewohner doch äußerst interessant und dessen kratzbürstige Art war auch ganz unterhaltsam. Er ging sogar soweit zu behaupten, Deidara zu mögen, aber dieser hasste ihn anscheinend wie die Pest. Eigentlich machte ihm so was nichts aus, er konnte damit leben, von anderen gehasst zu werden und auch bei Deidara störte es ihn nicht wirklich, nein, denn was ihn ankotzte, war schlicht die Tatsache, dass er aus seinem eigenen Zimmer ausgesperrt wurde! Das musste er sich bestimmt nicht bieten lassen! Er würde...ins Wohnzimmer gehen und das Telefon abnehmen, denn eben jenes hatte gerade sein nervtötendes Klingeln erschallen lassen. Aber Blondie würde er das trotzdem nicht durchgehen lassen – vor allem nicht schon wieder! "Tanaka", meldete er sich ruppig, runzelte aber gleich darauf die Stirn. Versucht beherrscht hob Itachi den Blick, hatte ihn das penetrant laute Klopfen an der Tür gerade aus dem Konzept gebracht, eine komplizierte Aufgabe zu lösen; wer wollte ihn denn jetzt wieder vom Lernen abhalten? Madara war inzwischen bestimmt aus dem Haus verschwunden, also konnte es der Art sich anzukündigen nach nur Hidan sein. Und natürlich lag er mit dieser Annahme richtig, stürmte auch nur zwei Sekunden später eben genannter Russe ins Zimmer, auf den Lippen ein breites Grinsen und...ein Telefon in der Hand. "Da ist jemand am Telefon, der dich sprechen will, Uschi", spöttelte der Silberhaarige und funkelte ihn an. Itachi reagierte gar nicht auf den stupiden Spitznamen, sondern starrte sein Gegenüber ungläubig an. Das war doch ein dummer Scherz...wer würde ihn schon sprechen wollen? Oder besser, wer würde dies können? Er stand nicht im Telefonbuch, hatte eine neue Handynummer und darüber hinaus niemandem seinen Wohnort genannt. Wer hatte sich also die Mühe gemacht, seine Adresse oder Nummer heraus zu bekommen? Seine Gedanken überschlugen sich einen Moment lang und Übelkeit stieg seine Kehle hinauf – dann fasste er sich jedoch. Wenn Hidan bemerkte, wie sehr ihn ein einziger Anruf aufwühlte, würde er mit Sicherheit nachhaken und das galt es zu verhindern. Der schien seine Reaktion allerdings bemerkt zu haben, ließ ihn nicht aus den Augen, während er ihm den Hörer reichte. Es wäre sinnlos, ihn jetzt darum zu bitten den Raum zu verlassen, also ließ der Schwarzhaarige es auch. "Uchiha", meldete er sich monoton, wartete die Antwort ab. Ein paar Sekunden kam nichts. "Schön, deine Stimme mal wieder zu hören. Ist lange her, was?" Itachi musste nicht überlegen, wer sich am anderen Ende der Leitung befand - und er benötigte all seine Beherrschung, damit er nicht den Hörer fallen ließ. "Sogar ziemlich lange, wenn man bedenkt, dass du seit fast drei Jahren nichts mehr von dir hast hören lassen." Das war ein unüberhörbarer Vorwurf und teilweise sogar ein gerechtfertigter, wie er innerlich zugeben musste. "Itachi? Ich weiß genau, dass du noch dran bist, also antworte gefälligst!" Antworten? Allein dass er noch nicht aufgelegt hatte, grenzte an ein Wunder, hatte er doch den Drang, dies möglichst schnell zu tun. Vor allem bevor der andere Fragen stellte, auf die er nichts sagen würde. "Und wehe du legst jetzt a-" Zu spät. Itachi hatte gerade den Finger auf besagte rote Taste gedrückt und schon war die Stimme verstummt...nur in seinem Kopf hallte sie weiter, zermaterte ihm den Schädel. "Wer war denn das, he?!" Ohne auf den Jashinisten einzugehen, drückte er diesem das Telefon in die Hand und schubste ihn ungewohnt grob zur Tür hinaus, knallte diese zu, bevor Hidan noch einmal den Mund aufmachen konnte. Den konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen, musste er diesen Anruf erst einmal selbst verarbeiten. Warum meldete der sich plötzlich wieder?! Fast drei Jahre hatte so etwas wie Funkstille geherrscht, die von beiderlei Seiten ausgegangen war; warum gerade jetzt?! Er atmete tief durch, beruhigte sich gezwungenermaßen wieder oder versuchte dies zumindest; das war sicher der letzte Anruf. Immerhin hatte er fast sofort aufgelegt, also unmissverständlich klar gemacht, was er von dem anderen hielt. Nichts, um das man sich Sorgen machen musste. Und doch wurde er das Gefühl nicht los, dass es jetzt wieder anfangen würde...und diese Befürchtung würde ihn sicher nächtelang nicht schlafen lassen. "Schlampe!", zischte der Jashinist, welcher soeben unsanft aus dem Zimmer befördert worden war und geriet sofort in Versuchung, abermals die Tür aufzureißen und dem Uchiha die Meinung zu geigen. "Suchst du wieder Streit, Blödmann?" Er wandte sich um, schaute direkt in die braunen Iriden seiner lesbischen Mitbewohnerin, welche ein spöttisches Grinsen auf den Lippen trug. "Macht Blondie deine Launen nicht mehr mit, so dass du dir jetzt ein neues Opfer suchen musst, du kranker Vollidiot?" Hidan wusste schon, warum er diese Frau nicht leiden konnte; sie hatte das Fluchen und Beleidigen beinahe ebenso gut drauf wie er und war darüber hinaus nicht einmal nach einer ordentlichen Tracht Prügel still. "Hast du keine Fotze zu lecken, Miststück?", entgegnete er aggressiv, woraufhin die Violetthaarige nur amüsiert lächelte. "Gerade nicht...und du? Mal keinen Schwanz in deinem dreckigen Maul?" "Überschätz deine große Fresse mal nicht, sonst hast du gleich was drin stecken!" "Uh, jetzt hab ich aber Angst...komm doch her, wenn du dich traust, Schwuchtel!" "Ich schlage keine Frauen...aber bei halben Kerlen mach ich Ausnahmen!" "Arschloch!" "Hure!" "Ich mach dich fertig!" "Mach doch!" Ab diesem Punkt stoppten die Beleidigungen, hatten sich beide so in ihre Wut gesteigert, dass diese Auseinandersetzung nur noch mit den Fäusten zu klären war. Der Kälte wegen leicht schaudernd schüttelte Konan ihren Regenschirm aus, so dass sich die Flüssigkeit ein wenig von diesem löste und sie ihn vor der Haustür zum Trocknen stellen konnte. Sie war weitgehend trocken geblieben, nur ihre schwarzen Stiefel waren ein wenig in Mitleidenschaft gezogen worden, weswegen sie diese ebenfalls vor die Tür legte. Pain hatte sie natürlich nicht abgeholt; wahrscheinlich arbeitete er gerade in seinem Shop. Nein, sie war nicht enttäuscht...okay, vielleicht ein bisschen, hatte sie doch eigentlich gewusst, dass er nicht kommen würde. Kopfschüttelnd strich sie sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht und suchte dann den Schlüssel aus ihrer Jackentasche. Sie hielt kurz inne, als etwas von drinnen klirrte und sie musste auch nicht überlegen, was da vor sich ging. Hidan und Anko im selben Haus zu halten, war eine Gefahr für alles und jeden...besonders aber für gewisse Gegenstände wie Vasen. Im Laufe ihres Zusammenlebens waren bestimmt zehn Stück in ihre Einzelteile zerlegt worden. Die Blauhaarige sollte es endlich aufgeben, jedes Mal eine neue zu kaufen. Sie seufzte leise, betrat dann die Wohnung und hörte auch schon das Rumgekeife aus dem Flur. "Das ist deine Schuld, verdammte Lesbe!!" "Gar nicht wahr!! Du Idiot hast sie runter geworfen!!" "Hab ich nicht!! Und jetzt beweg deinen fetten Arsch von mir runter, ich lieg auf ner verfluchten Scherbe!!" "Gut so!! Ich hoffe, es tut richtig weh!" "Du...!!" Konan entschied, sich bemerkbar zu machen, sagte ihr das Bild eines inmitten der Scherben liegenden Hidans und einer auf ihm sitzenden Anko, die beide Hände um seinen Hals gelegt hatte und ihn würgte, nicht besonders zu. Schlimmer als im Kindergarten. "Lass ihn los, Anko!", forderte sie sichtlich genervt und sofort drehten sich beide Köpfe zu ihr. "Oh...hi, Konan...wegen der Vase...er war’s!" "War ich gar nicht!!", blaffte der Jashinist und funkelte die Frau wütend an. Seufzend schüttelte Konan den Kopf und blickte auf die beiden am Boden Liegenden hinab. “Jetzt steht auf und macht die Scherben weg!”, brummte sie, sah vor allem Anko vorwurfsvoll an. Wie oft hatten sie das Thema schon ausdiskutiert, aber anscheinend interessierte die Ältere das nicht sonderlich. Grummelnd erhob diese sich von ihrem Opfer und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. “Nächstes Mal bist du fällig!” “Träum weiter, Schlampe!” Am liebsten hätte sich Anko erneut auf Hidan gestürzt, doch Konans kalter Blick hielt sie davon ab. Schnaubend drehte der Jüngere sich weg; er würde die Scherben sicherlich nicht alleine wegräumen! Konan ließ sich auf das Sofa im Wohnzimmer sinken und hob eine Augenbraue, als Anko sich nur ein paar Sekunden später neben sie setzte. “Schon fertig mit Aufräumen?” Die darauf folgende Stille beantwortete diese Frage sehr gut und Konan seufzte entnervt, schloss für einen Moment die blauen Augen. Dieses Mal würde sie nicht klein beigeben und den anderen ihren Dreck hinterher räumen. Das tat sie schon oft genug, anfangs nur, weil sie die Neue in der Wohngemeinschaft gewesen war und den Wunsch gehabt hatte, sich nützlich zu machen. Sie war ja froh, dass wenigstens Itachi und Pain ihre Sachen in der Spülmaschine verstauten, manchmal war sogar Madara hilfsbereit. Aber bei Anko und Hidan hatte die Erziehung diesbezüglich gründlich versagt. "Soll Hidan das doch machen! Schließlich hat er mit dem Scheiß angefangen!", knurrte die Violetthaarige. "Mir ist es egal, wer angefangen hat. Hidan räumt es nicht weg, du auch nicht und am Ende bleibt das Ganze wieder an mir hängen. Willst du das?", sie zwang sich ruhig zu sprechen, damit Anko das nicht als Angriff sah. "Aber-" "Anko...", allmählich riss ihr der Geduldsfaden und sie konnte weiß Gott nicht behaupten, eine schnell reizbare Person zu sein. "Ist ja gut..." Anscheinend hatte ihre Zimmergenossin den drohenden Unterton vernommen, denn sie erhob sich murrend und ging zurück in den Flur, um - wie Konan hoffte - das Porzellan vom Boden zu entfernen. Vielleicht war sie wirklich zu nett und sollte öfter diesen rauen Ton anschlagen. Sie hob den Blick, als sie das Schlagen der Haustür vernahm und wenig später eine weitere Person das Wohnzimmer betrat. "Pain." Ihre Stimme klang erbärmlich leise und auch die Begrüßung war nicht mehr als eine Bestätigung seiner Anwesenheit. Er erwiderte den Blick kurz, die vom Regen nassen, orangefarbenen Haare fielen ihm in die Stirn, als er den Kopf in ihre Richtung drehte. "Konan." In einem angenehmen Bariton hallte seine Stimme in ihren Ohren wieder, bevor er auch schon an ihr vorbei in sein Zimmer ging. Nichts...nicht mal die Frage, wie sie in der Schule zurechtkam oder wie es ihr ging. Als würde ihn das alles nicht mehr interessieren, als wären sie nie so etwas wie Freunde gewesen. Und es schmerzte immer wieder von neuem, dass sie ihm so wenig zu bedeuten schien. Kapitel 3: And save me from the dark ------------------------------------ Schon als kleines Mädchen hatte Konan eine ziemliche Abneigung gegen Gewitter gehabt und auch wenn sie jetzt älter war, verursachte es ihr immer noch Unwohlsein. Vielleicht lag es an dem lauten Donnergrollen, das sie unwillkürlich an schlagende Trommeln vor einem großen Krieg erinnerte. Vielleicht auch an den grellen Blitzen, die sie jedes Mal den Atem anhalten ließen. Sie hatte keine Angst – nicht mehr zumindest –, doch es jagte ihr immer noch Schauer der Gänsehaut über den Rücken. Früher war sie bei Gewitter zu ihren Eltern ins Bett gekrochen, sie hatten ihr gut zugeredet und so war das Gewitter zu ertragen gewesen. Es mochte eine schöne Erinnerung sein, aber noch viel mehr bedeutete ihr die Zeit, die sie bei solchem Unwetter mit Pain verbracht hatte. Einmal waren sie am späten Nachmittag noch draußen gewesen, doch als sich der Himmel verdunkelt hatte, hatten sie das Spiel mit den anderen Kindern abgebrochen. Pain hatte sich mit ihr bei einem der Jugendzentren untergestellt und ihre Hand gehalten. Seltsamerweise hatte das fast noch besser gewirkt, als das gute Zureden ihrer Eltern. Konan erinnerte sich sehr gut daran, wie sie ihre dünnen Ärmchen um seine Hüfte gelegt und den Kopf in seinem Shirt vergraben hatte. Sie war gerade sieben geworden, Pain war dreizehn gewesen, aber das Alter hatte zwischen ihnen nie eine Bedeutung gehabt. Sie fragte sich nicht selten, ob es jetzt eine Rolle spielte, ob das möglicherweise der Grund für das verschlossene Verhalten ihres ehemals besten Freundes gewesen war. Oder hatten sie sich so sehr verändert, dass ein gemeinsames Miteinander keine Option mehr war? Dabei hatte sie zu Anfang sogar versucht, ihm nachzueifern, indem sie sich das Piercing unter der Lippe hatte stechen lassen. Es gefiel ihr, sehr sogar, aber der Hauptgrund für die kleine Kugel war Pain. Er hatte ihr nie gesagt, was er davon hielt. Nachdenklich bewegte sie das Piercing mit der Fingerkuppe, seufzte leise, ehe sie zusammenzuckte, da ein weiterer Blitz das Zimmer erhellte. Dann folgte das Donnergrollen. Sie schlang die Arme um ihren Körper, lehnte sich gegen die Wand, während ihre Füße unruhig auf dem Laken des Bettes herumrutschten. Nicht selten verspürte sie das Verlangen, einfach aufzustehen und in Pains Zimmer zu gehen. Sie würde sich wie früher zu ihm ins Bett legen und seine Nähe genießen…natürlich tat sie es nicht, denn Pain hatte deutlich gemacht, dass er ihre Anwesenheit nicht wünschte. Wenn es sich dabei um ihren Fehler handelte, dann wusste sie nicht, wann sie ihn gemacht haben sollte. Pain hatte ihr nie etwas gesagt. Und soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie immer zu ihm gestanden, auch als seine optische Veränderung angefangen hatte. Es war ihr egal gewesen, dass das Leben ihres Freundes nicht so intakt wie ihr eigenes gewesen war. Seine Eltern waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als er gerade zwei Jahre gewesen war und danach hatte ihn ein kinderloses Paar übernommen. Das anfangs nette Erscheinungsbild hatte das Jugendamt gut genug getäuscht, so dass es ihn von dem Alkoholiker, der Frau und Kind schlug, niemals weggeholt hatte. Pain hatte es oft zu verstecken versucht, jedem erzählt, dass er sich mit einem anderen Jungen geprügelt hatte, aber Konan war nicht nur seine Freundin, sondern auch seine Nachbarin gewesen. Vielleicht hatte sich Nagato deshalb diesen Namen ausgesucht, damit er alles hinter sich lassen konnte. Konan wünschte sich nur, er hätte sie nicht ebenso abgestoßen wie seine Vergangenheit. Unweigerlich hob sie den Kopf, als die Tür knarrte und nur für eine Sekunde hielt sie den Atem an, hoffend, dass es sich um den Mann drehte, an den sie so oft dachte. Die Enttäuschung folgte sogleich, als sie Ankos violetten Schopf ausmachte und sie senkte den Blick wieder. Hatte sie ihre Naivität nicht eigentlich hinter sich gelassen? „Hey, Konan!“, wurde sie auch sogleich von ihrer Mitbewohnerin angesprochen. „Das Wetter ist echt ätzend, was?“ Sie nickte nur knapp, fühlte sich nicht in der Stimmung, um Smalltalk zu betreiben, auch wenn sie wusste, dass Anko nett sein wollte. Es war kein Geheimnis, dass die Ältere auf Frauen stand und ihr anscheinend nicht gerade abgeneigt war. Konan hatte niemals in Erwägung gezogen, jemand anderen zu mögen als Nagato – vielleicht war sie ja wirklich zu verbohrt und deshalb immer noch allein. „Kein Wunder, dass du hier drin hockst und versauerst. Aber weißt du, was dir gut tun würde?“, fragte Anko und ein Lächeln umschmiegte ihre Lippen. Konan hob eine Braue, ahnte aber schon, was jetzt wieder kommen würde. „Ich gehe nicht mit dir aus.“ Es war eine knappe Abfuhr, aber war es auch nicht die erste Anmache und Konan verspürte nicht das Bedürfnis, sich mit Anko zu trösten. Sie war nicht lesbisch…jedenfalls hatte sie sich bisher nie nach Frauen umgeschaut. Aber auch nicht nach Männern, weil Pain immer da gewesen war. „Oh, jetzt komm schon!“, maulte die Violetthaarige und zog einen Flunsch. „Du kannst dem wandelnden Nadelkissen nicht ewig nachtrauern! Dieser Arsch hat das gar nicht verdient, weil er dich überhaupt nicht zu schätzen weiß!“ „Tu nicht so, als würdest du ihn kennen.“ Ihre Stimme war weiterhin ruhig, aber das Flackern in ihren Bernsteinen machte deutlich, dass sich die Ältere soeben auf dünnes Eis begab. Pain war ein empfindliches Thema. „Ja, okay, ich hab es verstanden“, murrte die ältere Frau, schnaubte dann. „Aber dich hier drin zu verstecken, macht es auch nicht besser.“ Da steckte schon ein Funken Wahrheit drin, aber Konan weigerte sich, das zu akzeptieren. Noch hatte sie ihre Hoffnung nicht aufgegeben – dafür bedeutete ihr dieser Mann zu viel. Es wunderte sie nicht, dass Anko das nicht verstehen konnte. „Überleg es dir wenigstens, ja?“, hörte sie Anko sagen und dann schloss sich eine warme Hand um ihre eigene. Verwirrt schaute sie auf, sah in Ankos funkelnde, braune Iriden, die sie fest fixierten. Mit einem Mal lag eine seltsame Spannung zwischen ihnen in der Luft und Konans Herz schlug unweigerlich schneller. Verlegen entzog sie der Älteren die Hand wieder und schaute zur Seite. Was war denn das gewesen? „Konan?“ „Ich überlege es mir“, murmelte sie zurück, blickte immer noch weg. Anko schien das erstmal zu reichen und das war auch der Plan gewesen, denn überzeugt war die Blauhaarige lange nicht. Die andere Frau brachte sie immer so durcheinander mit ihren Komplimenten und Anspielungen, dass sie sich nicht selten überfordert fühlte. Aber nichts von alldem verriet sie ihr. „Super!“, kam der Kommentar und Anko nahm zufrieden auf ihrem eigenen Bett Platz. Damit war das Thema erstmal beendet…fragte sich nur, für wie lange. "Na, hast du dich abreagiert, hmm?" Es war diese Dreistigkeit, die den Jashinisten nahe an den Rand des Wahnsinns trieb- man bedenke, dass dies eigentlich seine Aufgabe war- und er verspürte wirklich üble Lust, der Blondine mal so richtig ihren Arsch aufzureißen. Allerdings- so sagte er sich- hatte er nicht das Bedürfnis, nachher wegen Vergewaltigung angezeigt zu werden und ein paar Jahre im Knast verbringen zu dürfen. Nein, er musste Deidara irgendwie anders heimzahlen, dass dieser ihn bestimmt 3 Stunden lang aus seinem eigenen Zimmer ausgesperrt hatte und nun die Frechheit besaß, ihn zu verspotten. Und wie machte man das? Natürlich immer auf den empfindlichsten Punkt zielen...und glücklicherweise wusste er genau, um welchen es sich da handelte. "Scheint so", meinte er auf die gestellte Frage bloß und ging an dem Kunst-Fanatiker vorbei, welcher ihm die Stirn runzelnd nach sah, dann die Tür schloss. Ohne einen bösartigen Hintergedanken zu verkörpern, stolzierte der Silberhaarige zu seinem Bett und ließ sich auf dieses fallen, streckte sich ein wenig. "Musst du heute nicht arbeiten, hmm?" Und es funktionierte genau so, wie er es sich gedacht hatte...sein Mitbewohner wurde unruhig. "Heute springt netterweise jemand für mich ein, damit ich mein Wochenende genießen kann...schön, nicht?", grinste der Halbrusse mehr als gut gelaunt. "Hmm...wundervoll", hörte er Deidara sarkastisch murmeln, warf diesem einen amüsierten Blick zu. "Ganz deiner Meinung, Herzchen~" Anstatt sich dazu zu äußern, ignorierte der Blondschopf ihn und setzte sich auf sein eigenes Bett. Hidan hörte die Schublade aufgehen, ehe sie wieder zugeschoben wurde, dann ertönte ein Rascheln und kurz darauf vernahm er das Geräusch eines Bleistifts, der über Papier schrabbte. War klar gewesen, dass dieser Freak vor dem Schlafen noch zeichnen musste...und momentan kam ihm das ganz gelegen. "Zeichnest du wieder deinen toten Stecher?" Schlagartig hörte das Schrabben auf und Stille durchflutete den Raum wie unsichtbares Licht. Hidan grinste diabolisch; natürlich hatte er die Schränke des Blonden durchstöbert, wenn der gerade nicht in der Nähe gewesen war und mehr als einmal waren ihm die Skizzen eines Typen aufgefallen. Derselbe Kerl, den er auch auf mehreren Fotos - Deidara besaß genau wie er keine Ordnung und daher hatte er sich durch das Chaos wühlen müssen - entdeckt hatte. "Das geht dich gar nichts an, hmm." Blondie klang seltsam gefasst, dafür dass er so eben einen schmerzhaften, verbalen Tritt hatte einstecken müssen und so wie es sich anhörte, zeichnete er sogar weiter...vielleicht, um sich abzureagieren? Da musste man doch gleich Öl ins Feuer gießen. "Verstehe...damit verarbeitest du wohl deine Gefühle, hm? Wie rührend", säuselte er spöttisch und plötzlich ertönte ein Knacken. Hidan schaute auf, erkannte, dass Deidara soeben den Bleistift entzwei gebrochen hatte, was ihm ein zufriedenes Grinsen auf die Lippen zauberte. "Halt einfach die Fresse, hmm!", zischte der angehende Künstler wütend und schmiss den Block auf den Boden, ebenso wie die Bleistiftreste. "Hab ich etwa was Schlimmes gesagt?", stichelte der Silberhaarige weiter und sah voller Genugtuung zu, wie Deidara wortlos das Licht löschte und sich auf die Seite drehte. Hundert Punkte...voll erwischt! "Das Leben kann schon grausam sein, was, Deidara-chan?" Keine Antwort...aber er schlief noch nicht, so viel war sicher. Selbst Schuld, war alles, was ihm durch den Kopf ging; schließlich hatte Barbie mit dem Krieg angefangen und Hidan war nicht der Typ, der sich so was bieten ließ. Deidara konnte froh sein, dass er ihm nicht gehörig den Arsch aufgerissen hatte, denn gewöhnlich regelte der Jashinist seine Streitigkeiten mit Gewalt. "Weißt du, Hidan...eigentlich frage ich mich nur, wie grausam dein Leben gewesen sein muss, dass aus dir so ein mieses Arschloch geworden ist", durchbrach Deidaras Stimme mit einem Mal die Stille und damit auch den Triumph, den der Ältere bis eben noch verspürt hatte. "Halts Maul!", knurrte er lediglich, sagte nichts weiter dazu und auch sein Mitbewohner beließ es dabei. Deidara würde niemals erfahren, wie grausam sein Leben gewesen war, aber er würde spüren, was passierte, wenn man ihn verarschte. Es war ein wahrlich beschissener Tag für Uchiha Madara gewesen. Wenig Kunden, ein paar Minderjährige, die ihm hatten weismachen wollen, sie wären reif genug, um in seinem Laden einkaufen zu gehen und nicht zu vergessen die Proleten, die er später hatte raus werfen dürfen. Madara mochte ja keine Statur wie ein Bodyguard haben, aber er war durchaus in der Lage, sich ordentlich zu prügeln. Zumindest hatte er so seine aufgestaute Wut rauslassen können, doch gänzlich fühlte er sich nicht befriedigt und deshalb ging er direkt in sein Zimmer, um diesen Zustand zu ändern. Er fragte sich, ob Itachi wirklich schlief, denn nicht selten lag er die ganze Nacht wach. Madara wusste, dass er es vor ihm zu verbergen versuchte, dennoch bekam das Meiste mit. Vor allem die Albträume seines Cousins und er verdrängte das Mitleid rasch, bevor es ihn so einnahm, dass er noch auf sein Recht verzichtete. Leise schloss er die Tür hinter sich, bewegte sich im Halbdunkeln durch das Zimmer zum Bett des Jüngeren, welcher mit dem Rücken zu ihm lag. Madara nahm Platz auf der Bettkante, musterte den Rücken des anderen eine Weile still…bevor er eine Hand auf seinen Kopf legte, durch das lange, schwarze Haar strich. Itachi regte sich nicht, was darauf schließen ließ, dass er tatsächlich schlief; der ruhige Atem drang an Madaras Ohren und er schloss für einen Moment die Augen, lauschte. Als er sie wieder öffnete, strich er die Haare zur Seite und beugte sich zum Ohr seines Cousins runter, wisperte dessen Namen hinein. Mehr brauchte es nicht, um ihn zu wecken – seit ein paar Jahren hatte Itachi seine Schwierigkeiten damit, tief und fest zu schlafen. Ein heftiges Zucken ging durch den schlanken Körper und die dunklen Iriden schauten erschrocken zu ihm auf. Nur langsam legte sich dieser Ausdruck wieder und Madara streichelte ihn noch ein wenig. Er konnte nicht verhehlen, dass es ihm auch Genugtuung bereitete, den anderen so zu sehen…es tat gut zu wissen, dass es jemandem noch mieser ging als ihm selbst. „Du bist wieder da“, murmelte Itachi bloß, lehnte den Kopf zur Seite. Madara nickte, spielte mit einer Ponysträhne und langsam erschien ein Lächeln auf seinen Lippen. Sein Cousin blickte starr an die Wand, hielt ihn nicht davon ab, ihn anzufassen. „Ich hatte einen furchtbaren Tag, Itachi.“ Keine Antwort, nicht dass Madara eine erwartet hätte. Sie waren sich nicht besonders ähnlich, das waren sie noch nie gewesen. Aber vielleicht funktionierte das zwischen ihnen deshalb so gut, wobei gut doch sehr relativ war. „Und ich bin sicher, dass du dafür sorgen willst, dass es mir ein wenig besser geht, nicht wahr?“ Sanft legte er die Finger um das Kinn des Jüngeren, dirigierte dieses in seine Richtung, so dass der andere ihn anschauen musste. Unwillen zeigte sich in den dunklen Tiefen, machte deutlich, wie wenig angetan Itachi von dieser Forderung war. Madara blieb unnachgiebig, strich mit dem Daumen über die aufeinander gepressten Lippen, die sich daraufhin zögerlich öffneten. Es war ein anregendes Gefühl, seine Finger in die warme, feuchte Mundhöhle zu schieben, und Itachis Zunge zu spüren. Er ließ Zeige- und Mittelfinger tiefer eindringen, vernahm ein unterdrücktes Würgen, welches ihn zum Grinsen brachte. „Das sollten wir wohl noch mal üben…“ Itachi sagte nichts, das tat er nie, wenn sie solche Dinge miteinander machten…er ertrug es lieber mit eisernem Schweigen. Natürlich wusste Madara, wie er ihm dennoch einige Laute entlocken konnte und so ließ er die Finger seiner freien Hand tiefer wandern… Letztendlich lag jeder wieder in seinem eigenen Bett und es dauerte nicht lange, bis Madara einschlief – Itachi konnte seinen ruhigen Atem hören. Stumm schaute er an die Wand, hatte die Decke fest um seinen immer noch nackten Körper geschlungen. Morgen würde er das Laken wechseln müssen und vor allem ausgiebig duschen. Damit er dieses widerliche Gefühl loswurde. Tief holte er Luft, atmete geräuschevoll aus, doch es ging ihm nicht besser…das würde es auch nicht. Der Teufelskreis, in dem er gefangen war, würde ihn niemals loslassen. Genau wie Madara niemals aufhören würde, ihn für seine Befriedigung zu missbrauchen. Und er konnte nichts dagegen tun. Weil er sich bereits in seiner persönlichen Hölle befand und es einfach keinen Ausgang gab. ________________________________________________ Das Kapitel umzuschreiben war echt ne Hürde für mich, weil es lange her ist, dass ich mich mit Pain/Nagato und Konan beschäftigt habe. Aber eigentlich bin ich recht zufrieden mit dem Anfang...ich habe ihn nämlich komplett neu verfasst. Inhalt blieb größenteils der selbe, aber hey! Der Handlungsstrang muss ja fortbestehen. *ächz* Momentan ist mein Leben ein ständiges Auf und Ab, zudem fühle ich mich wie der Hamster im Laufrad...deshalb schaffe ich zurzeit kaum noch was und die Kapitel werden vermutlich länger auf sich warten lassen. Da "Bring me to life" schon größenteils fertig ist und ich nur noch hochladen muss, werden sich die Auswirkungen bei dieser ff jedoch in Grenzen halten. Ich sitze schon an "Closer to the edge", keine Sorge, aber ob ich es am WE fertig bekomme, ist so ne Sache...ich bemühe mich! >_< lg Pia Kapitel 4: Bid my blood to run ------------------------------ Manchmal konnte sturmfrei auch langweilig sein. Hidan gähnte demonstrativ, während er auf der schwarzen Ledercouch - die Madara gesponsert hatte - lag und sich eine billige Seifenoper nach der anderen rein zog. Wie er Soaps hasste...warum liefen um diese Zeit nicht Filme, in denen haufenweise Leute abgeschlachtet wurden und literweise Blut floss? Nur, weil eventuell auch Kinder am Nachmittag vor der Glotze saßen? Das war doch kein Grund! Sollten die Blagen halt nach draußen gehen, anstatt fern zu schauen, aber nein, bloß immer Rücksicht auf die Monster nehmen, nicht auf Leute wie ihn, die erst abends zur Arbeit gingen und den ganzen Tag über keinen einzigen guten Film zu Gesicht bekamen. Vielleicht sollte er eine seiner DVDs raus holen, die hatte er zwar schon zwanzigmal gesehen, aber was sollte es? Besser als dieser Kitsch-Kram war es allemal...oder er zog sich einen seiner Pornos rein, war ja schließlich keiner da, der stören konnte. Ein dreckiges Grinsen überfolg die Lippen des Jashinisten, jedoch wurde aus dem spontanen Plan nichts, da es in diesem Moment an der Tür schellte. "Scheißdreck!", fluchte Hidan und schaltete hastig den Fernseher aus. Nicht, dass noch jemand dachte, er würde auf so einen Müll abfahren, das wäre wirklich zu peinlich. Schon wieder bis zum Anschlag genervt ging er in den Flur, um die Tür zu öffnen; wenn das jetzt die blöde Lesbe war, würde die aber ordentlich aufs Maul bekommen, so viel war sicher! Reichte schon, dass die ihm gestern den Tag versaut hatte. Obwohl Deidara daran auch nicht ganz unschuldig war und dafür würde er sich noch gebühren rächen. Wieder ertönte die Schelle und Hidan knurrte gereizt. "Ist ja gut, man!", blaffte er und riss die Tür auf. Das wirklich sehr Positive an dem ungebetenen Besuch war, dass es sich weder um Anko, noch um Deidara handelte. Irritiert musterte er den doch ziemlich großen, muskulösen Mann und dabei fand er auch sofort einen negativen Aspekt; der Typ weckte unangenehme Erinnerungen an eine Person, die er lieber vergessen wollte. Aber den Gedanken schob der Jashinist schnell beiseite, verspürte er doch eine viel zu große Neugier, was der Kerl von ihm - oder einem der anderen - wollte. "Wohnt Itachi hier?" Nun wurde es tatsächlich interessant! Diese Stimme hatte er doch schon einmal gehört, genau und zwar am Telefon. Als dieses miese Wiesel in einfach aus seinem Zimmer geschmissen und ihn im Unklaren gelassen hatte. Der Tag der Abrechnung war also gekommen. "Klar wohnt der hier. Ist nur grade arbeiten. Aber in einer Stunde oder so wird er wohl wieder da sein...kannst ja so lange reinkommen!", schlug er dem Fremden nicht ganz uneigennützig vor. Dieser schien darüber gar nicht nachdenken zu müssen, sondern nickte sofort, wobei ein breites Grinsen seinen Mund, das von den Zügen her an einen Haifisch erinnerte, verzog. Genau der Typ, den man nicht einfach so in sein Haus lassen sollte, aber der Silberhaarige entschied, dieses Risiko für seine Neugier einzugehen. War immerhin für einen guten Zweck. Ohne seine Bedenken weiter zu verfolgen oder gar ein schlechtes Gewissen zu haben, diesen Kerl einfach rein zu lassen, obwohl Itachi allem Anschein nach nicht mit ihm hatte sprechen wollen, führte er ihn ins Wohnzimmer. "Also, wer bist du überhaupt? Und was willst du von der Uschi, hm?", erkundigte sich der Jashinist, nachdem sie beide auf der Couch Platz genommen hatten. "Hoshigaki Kisame...und bevor ich dir irgendwas sage, solltest du mir erst mal deinen eigenen Namen nennen", entgegnete der Typ immer noch mit diesem monströsen Grinsen. Hidan schnaubte entnervt, dann lächelte er wieder. "Tanaka Hidan...Itachi und ich sind gute Freunde, weißt du", log er ohne rot zu werden. Kisame hob daraufhin eine Braue, ehe er sich mit amüsiertem Unterton in der Stimme dazu äußerte. "Wenn das so ist, dann wird er dir doch sicher gesagt haben, was ich von ihm will, nicht wahr?" Mist, dumm war dieser blöde Muskelprotz jedenfalls nicht. Dass aber auch nichts nach Plan verlaufen konnte, wenn es nötig war. "Na ja, sehr gesprächig war er ja noch nie oder? Mal ehrlich, die einzige Person, mit der er redet, ist sein Cousin und-" "Madara wohnt hier?", unterbrach ihn Kisame und klang eindeutig interessiert. Bingo! Wenn man das nicht für sich ausnutzen konnte. "Schon ne ganze Weile, sie wohnen sogar im selben Zimmer. Und letztens…ach, vergiss es lieber. Ich habe Itachi versprochen, dass ich nichts verrate." Also wenn der komische Kauz jetzt nicht anbiss, wusste er auch nicht. Aufmerksam beobachtete er dessen Reaktion und stellte freudig fest, dass ihm diese Neuigkeit ganz und gar nicht zu passen schien. "Was meinst du mit letztens?" Scheinbar verschwiegen winkte der Silberhaarige ab, tat, als würde er sich um jeden Preis raus reden wollen und der Fischkopf - der Kosename passte wie Faust aufs Auge - schien ihm die Nummer abzukaufen. "Ich kann doch nicht Itachis schmutzige Geheimnisse ausplaudern...aber wenn du mir sagst, was du von ihm willst, werde ich darüber nachdenken. Ich muss immerhin sicher sein, dass du ihm nicht schaden willst." Schließlich wollte Hidan ihm schon genug schaden, da brauchte er Kisame nun wirklich nicht. Dieser schien inzwischen mit sich zu ringen, ob er ihm nun etwas sagen sollte oder nicht. "Na meinetwegen“, gab er letztendlich auf. „Sein bester Freund ist ein Kumpel von meinem Cousin gewesen, durch den kennen wir uns. Vor drei Jahren hat er plötzlich den Kontakt abgebrochen, ist von zuhause weggezogen, hat sich ne neue Nummer zugelegt und seitdem herrscht Funkstille." Mehr nicht? Das sollte schon alles gewesen sein? Damit ließ sich ja nicht mal das Gerücht verbreiten, dass das Wiesel eine herum hurende Schlampe war, die es nicht nur mit ihrem Cousin trieb. Andererseits hörte sich diese Story geradezu nach einer Flucht an...fragte sich nur, wovor Itachi geflüchtet war. Danach fragen würde er ihn auf jeden Fall. "Und? Was ist jetzt mit letztens?", riss ihn Kisame aus den Gedanken. Ach ja, was erzählte er der Pappnase denn jetzt? Nichts Harmloses, besser etwas, worüber sich der Typ ärgern würde und das Itachi eine Menge Stress bringen würde. "Gut, ich sag es dir, aber du musst schwören, Itachi nichts zu sagen!" Nachdem Kisame nickte, fuhr der Silberhaarige fort… Es war bereits dunkel, als Konan auf dem Rückweg war und leicht schaudernd schlang sie die schwarze Jacke enger um ihren Körper. In dem Café, in dem sie sich mit Yugito, einer alten Freundin ihrerseits, getroffen hatte, war es wesentlich wärmer gewesen. Vielleicht hätte sie ja doch nicht ablehnen sollen, als Yugito ihr angeboten hatte, sie nach Hause zu fahren, denn im Gegensatz zu ihr besaß die Blondine ein eigenes Auto. Aber sie hatte ja ablehnen müssen…weil sie gehofft hatte, hier draußen an der frischen Luft ihren Kopf freizubekommen. Pain…nein, Nagato spukte nämlich immer noch in diesem herum. Die Blauhaarige seufzte leise, während sie in zügigem Schritttempo in die nächste Straße einbog, erleichtert darüber, dass sie gleich zuhause wäre. Nagato wäre sicher ausgeflippt, wenn er gewusst hätte, dass sie hier allein rum rannte. Oder aber es wäre ihm mal wieder völlig egal, was sie tat. Vielleicht machte er sich nicht einmal mehr Sorgen um sie… Sie schrak aus ihren Gedanken, als sie ohne Vorwarnung am Arm gepackt und ein Stück zurückgezerrt wurde. Eine Hand presste sich auf ihren Mund und erstickte somit den Schrei, der ihr entwichen war. Panik keimte in ihr auf, während sie sich nach Leibeskräften wehrte, jedoch nichts ausrichten konnte. Ihr Herz schien ihr aus der Brust springen zu wollen, so hart hämmerte es gegen den Rippenkäfig. „Beruhige dich.“ Eigentlich war das das Letzte, das ihr vorschwebte, doch der Klang der vertrauten Stimme ließ sie innehalten. Die Hand löste sich von ihrem Mund, der Griff um ihren Arm lockerte sich und sie fuhr augenblicklich herum. Ungläubig schaute sie in graue, ausdruckslose Iriden, die im Licht der Straßenlaternen beinahe unheilvoll schimmerten. „Nagato! Bist du wahnsinnig?!“, zischte sie außer sich vor Wut über den Schrecken, den er ihr eingejagt hatte. Hieß es nicht, wenn man vom Teufel sprach? In diesem Fall traf dies wohl zu. Konan machte seine teilnahmslose Miene nur noch zorniger und sie ballte die Fäuste zu ihren Seiten. „Frauen sollten abends nicht allein herumlaufen.“ Und was sollte ihr das jetzt sagen? Hatte er ihr eine Lektion erteilen wollen? Oder machte es ihm einfach nur Spaß, sie beinahe zu Tode zu erschrecken? Sie konnte ihn nicht mehr einschätzen. „Das ist kein Grund, mich von hinten zu überfallen!“, erwiderte sie garstiger als es ihrer Art entsprach und ihr Gegenüber runzelte die Stirn. „Komm!“, meinte er dann nur und der Befehlston stieß ihr sauer auf. Jedoch sagte sie nichts weiter dazu, sondern folgte ihm kommentarlos zur Wohnung. Was hätte sie auch noch sagen sollen? Eventuell zeigte er ihr ja mit diesem fragwürdigen Handeln, dass sie ihm nicht gänzlich egal war. Oder wollte sie das nur glauben? „Warte!“, entwich es ihr, ohne dass sie es hatte aussprechen wollen. Pain tat, was sie von ihm verlangte, doch als er sich umdrehte und sie abwartend anschaute, schnürte es Konan die Kehle zu. Was hatte sie eigentlich sagen wollen? Wie sollte sie sich ausdrücken? Konnte man so etwas überhaupt in Worte fassen? Irgendwie erschien ihr jegliche Formulierung unpassend. „Wenn du nichts zu sagen hast, sollten wir w-“ „Warum tust du das, Nagato?“ Der Angesprochene sah sie irritiert an, schien nicht zu verstehen, was sie ihm damit sagen wollte, doch bevor er nachfragen konnte, sprach sie schon weiter. „Seit ich zu dir gezogen bin, behandelst du mich wie Luft. Du meidest mich und redest kaum ein Wort mit mir. Und jetzt tauchst du plötzlich wie ein Schatten hinter mir auf und willst mir sagen, was ich tun und lassen soll?“ „…das hat nichts zu bedeuten.“ Konan wusste nicht einmal, worauf sich das bezog, aber es machte sie wütend, dass er schon wieder dicht machte. „Ich verdiene eine Erklärung“, erwiderte sie so ruhig es ihr möglich war, doch Nagato ging einfach weiter. Er ließ sie stehen, als ginge ihn das nichts an. Rasch holte Konan wieder zu ihm auf, funkelte ihn von der Seite her an. „Nagato!“ Er antwortete nicht und er sah sie auch nicht an, ging zügig weiter, so dass sie neben ihm herhasten musste, um mithalten zu können. „Weich mir nicht schon wieder aus!“ Sie zuckte zusammen, als er ruckartig stehen blieb und sie mit einem Blick maß, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass er sie jemals zuvor mit einem so kalten Blick bedacht hatte. „Wir sind keine Kinder mehr, Konan“, begann er leise. „Also hör auf, mich mit der Vergangenheit zu nerven.“ Wie Peitschenschläge zerrissen die Worte ihre Hoffnung, doch glauben konnte sie es immer noch nicht. „Das…meinst du nicht ernst“, kam es ihr über die zitternden Lippen, aber der Ältere schnaubte nur. „Ich habe mich verändert. Für dich ist da kein Platz mehr. Akzeptier das endlich und lass mich mit deinem albernen Gewäsch in Ruhe.“ Es vergingen keine drei Sekunden, bis ein lautes Klatschen durch die Straßen schallte. Pain rührte sich nicht, als die flache Hand seine Wange traf, er wandte auch den Blick nicht ab. Konans Sicht war tränenverschleiert, als sie ein Schluchzen herunter schluckte und einfach an ihm vorbei rannte. Es war so klischeehaft…wie in einer schlechten Romanze, aber es war das Einzige, das sie tun konnte. Seine Nähe noch länger zu ertragen, während er so mit ihr umsprang…das konnte sie nicht ertragen. Alles was sie wollte, war, sich in ihrem Zimmer unter der Bettdecke zu vergraben und allein zu sein. Vielleicht hatte Anko ja Recht gehabt und sie lief einer Illusion hinterher…trotzdem es ihr Herz zersplittern ließ, wenn sie daran dachte, dass Pain soeben das letzte Band zwischen ihnen gekappt hatte. Feierabend...Itachi konnte eigentlich an nichts anderes mehr denken, als an seine wohl verdiente Ruhe. Und dabei war es erst 21 Uhr, noch relativ früh und dazu noch Samstag. Die meisten Leute in seinem Alter besuchten jetzt Discotheken oder gingen anderweitig aus. Und was tat er? Er freute sich auf die Zeit, die er gleich mit seinen Büchern verbringen würde. Der Tag hatte ihn dermaßen erschöpft, dass er gar nicht zu mehr in der Lage gewesen wäre. Erst diese grauenvolle Nacht mit Madara, dann war ihm auf der Arbeit ein Tablett heruntergefallen und nicht zuletzt gab es da noch die bösen Geister, die ihn ohnehin jede freie Sekunde verfolgten. An diesem Tag war mehr als nur ein Teller gesplittert und die Scherben hatten etwas unheimlich Symbolisches...als würde ihm jemand sein kaputtes Leben zeigen wollen. Kopfschüttelnd ging er die restlichen Treppen zur Wohnung hoch, hoffend, dass Madara heute wieder spät oder noch besser gar nicht zurückkommen würde und Hidan sich längst auf der Arbeit befand. Was Deidara anging, der würde ihn nicht eines Blickes würdigen, wenn er nach Hause kam und das war dem Uchiha nur Recht so. Mehr konnte an diesem Tag doch nicht schief gehen. Allerdings musste er erkennen, dass das sehr wohl möglich war, als er die Haustür hinter sich schloss und durch das Wohnzimmer zu seinem Zimmer gelangen wollte. "Lange nicht gesehen, was?" Er hielt augenblicklich in der Bewegung inne, starrte seinen Gegenüber, den er das letzte Mal vor knapp drei Jahren gesehen hatte, ungläubig an. Das durfte nicht wahr sein. Tausende Gedanken und Fragen durchfluteten seinen Kopf, machten ihm bereits jetzt, wo Kisame den Grund für sein Kommen noch gar nicht genannt hatte, zu schaffen. "...was willst du hier?", rang er sich schließlich zum Sprechen durch, blieb stehen, wo er war. "Dich wieder sehen? Wäre nach drei Jahren gar nicht mal so ungewöhnlich, findest du nicht?", erwiderte der Ältere darauf. Das war doch nicht zu fassen! Dabei hatte Itachi ihm mehr als einmal gesagt, dass er nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Nach den drei Jahren Ruhe hatte er geglaubt, dass der andere es nun endlich begriffen hatte. Ein Irrtum. "Raus hier!", zischte er scharf, was Kisame allerdings kein bisschen beeindruckte. "Freundlich wie eh und je...aber dieses Mal wirst du mich nicht so einfach los. Ich will endlich eine Antwort!", beharrte der haiähnlich aussehende Mann und fixierte ihn unnachgiebig. "Ich habe gesagt, du sollst gehen", wiederholte sich der Schwarzhaarige. "Und ich habe gesagt, dass du mir antworten sollst!" Unwillkürlich wich Itachi einen Schritt zurück, als der Ältere sich erhob und ihm näher kam. Irrsinnigerweise lag es nicht an dessen Größe, die so manch einen einschüchtern konnte, sondern daran, dass ihm die Nähe schlicht unangenehm war. Wer hatte Kisame eigentlich das Recht gegeben, sich in sein Leben einzumischen? "Ich höre!", teilte ihm dieser mit und verschränkte abwartend die Arme. Itachi schwieg und er hatte auch nicht vor, irgendetwas zu antworten. Das hier war seine Sache und sie ging den Älteren absolut nichts an. Warum wollte der das nicht kapieren? Wieder wich er zurück, als Kisame noch einen Schritt auf ihn zumachte, spürte plötzlich die Wand in seinem Rücken, was ihm ganz und gar nicht behagte. Ebenso wie der Blick der Raubtieraugen, der nach wie vor auf ihm verweilte. "Ich muss dir überhaupt nichts erklären." Kisame schnaubte verärgert, schien langsam die Geduld zu verlieren, was nur allzu typisch für ihn war. "Jetzt hör mal zu! Ich habe drei Jahre lang darauf gewartet, dass du dich endlich meldest und mir erklärst, was diese scheiß Nummer sollte! Ich will jetzt endlich eine Antwort! Warum bist du von zuhause abgehauen und vergräbst dich hier?! Noch dazu mit Madara...", der verächtliche Unterton entging Itachi nicht, doch er blieb stumm. Unsanft wurde er daraufhin an den Schultern gepackt und gegen die Wand gedrückt, sah dem anderen mit emotionsloser Miene entgegen. "Lass mich los." "Erst, wenn du mir geantwortet hast!", erwiderte Kisame hartnäckig und ohne den Griff zu lösen. So langsam wurde es dem Uchiha unangenehm, fühlte er sich wieder an die letzte Nacht erinnert, als Madara sich ebenfalls über seinen Willen hinweg gesetzt hatte. Möglicherweise etwas zu hektisch wand er sich aus der ungewollten Lage, funkelte seinen Gegenüber zornig an. "Ich schulde dir nichts, also lass mich endlich in Ruhe!" Scheinbar dämmerte es dem Älteren nun, dass er so nicht weiterkommen würde, denn er fasste ihn nicht noch einmal an. Stattdessen funkelten die grünlichen Iriden ihn mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung an, machten klar, dass er sich mehr von ihrem Gespräch erhofft hatte. Aber das war nicht sein Problem, er hatte nicht darum gebeten, dass Kisame sich in sein Leben einmischte...zweimal hatte er bereits den Fehler gemacht, jemandem zu vertrauen und bereute es bis heute. Kein drittes Mal würde sich dies wiederholen. "Aber Madara weiß den Grund, nicht wahr?!" Augenblicklich fragte sich Itachi, wie Kisame überhaupt herein gekommen war...aber dann fiel der Groschen. Hidan. Niemand sonst würde einen Fremden einfach so in die Wohnung lassen. Sicher hatte der Jashinist versucht, etwas aufzuschnappen, das garantiert nicht für dessen Ohren bestimmt war und nebenbei ein paar Lügen erzählt. "Was ich mit Madara zu tun habe, geht dich absolut nichts an!" Einen Moment herrschte wieder Stille zwischen ihnen und Itachi hatte das Gefühl, als wollten die Raubtieraugen seines Gegenübers ihn aufspießen. "Weißt du, dass du mir nicht vertraust, ist mir schon ne ganze Weile klar", begann Kisame dann erneut, ohne den Blick von ihm zu wenden. "Aber dass du dich hier mit Madara verschanzt und heile Welt spielst...das macht mich einfach nur krank!" Itachi versteifte sich unwillkürlich, während ein unangenehmes Gefühl in ihm aufkeimte, als hätte der Ältere ihm soeben eine Ohrfeige verpasst. "Du bist echt erbärmlich!", traf ihn der zweite Schlag und der dritte kam, als Kisame einfach an ihm vorbei ging und wenige Sekunden später die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel. Und es verletzte ihn mehr, als es eigentlich sollte. _______________________________________________________________ Jaahaa, jetzt wird es langsam spannend - finde ich jedenfalls. :D Konan tat mir während des Schreibens wirklich extrem leid...wenn ich mir vorstelle, dass mich ein Mensch, den ich so sehr liebe, dermaßen verletzt...das muss wehtun. Allerdings lebe ich für das Drama und von daher musste ich die Szene so brutal durchziehen. Tja und Itachi hat es auch nicht unbedingt besser - Kisame ist kein Mann, der kampflos aufgibt. So, ich wünsche euch dann mal ein schönes Wochenende! Ich bin mal wieder in Duisburg bei und hoffe mich dort gut erholen und inspirieren lassen zu können, damit das neue Kapitel bald kommt. :) lg Pia Kapitel 5: Before I come undone ------------------------------- Wenn der Mensch verzweifelt war, griff er oft zu verzweifelten Mitteln und genau das tat auch Konan gerade. Wenig begeistert hafteten ihre bernsteinfarbenen Augen auf dem Glas, in welchem sich irgendein Wodkagemisch befand. Eigentlich trank sie nicht, hatte nie das Bedürfnis nach so etwas gehabt. Ein bisschen Alkohol würde ihr auch nicht helfen, über Pains Abfuhr hinweg zu kommen. Dennoch setzte sie das Glas nach einigen Sekunden an die Lippen und trank einen großen Schluck. Es brannte leicht in ihrer Kehle und auch der Nachgeschmack war nicht besonders gut. Aber bekanntlich starb die Hoffnung ja zuletzt und so trank sie auch den Rest sehr schnell aus, starrte dann wieder den Tresen vor ihr an. Der Barkeeper musterte sie schon seit einiger Zeit so argwöhnisch, aber er unternahm keinen Versuch, sie nach ihrem Ausweis zu fragen. Konan ahnte auch, woran das lag. „So, da bin ich wieder. Alles klar?“ Sie warf einen Blick zu der jungen Frau, die sich mit einem heiteren Grinsen im Gesicht neben ihr auf einen Barhocker fallen ließ. Im Gegensatz zu ihr machten Anko das laute Hämmern der Musik und die vielen Menschen nichts aus, weil sie unheimlich gern feiern ging. Konan konnte nicht verhehlen, dass sie in den knappen Hotpants ziemlich attraktiv aussah und wäre sie auf Männer aus gewesen, hätte sie bestimmt gute Chancen gehabt. „Ja. Alles in Ordnung“, murmelte sie bloß und wandte den Blick wieder ab. Es war Anko gewesen, die sie hier reingeschmuggelt hatte, weil sie den Türsteher, einen brutal aussehenden Mann namens Ibiki, kannte. Konan hatte anfangs nicht gewollt, doch Anko hatte nicht aufgegeben, als sie sie weinend in ihrem Zimmer gefunden hatte. Eine peinliche Situation, aber die Ältere schien es wirklich gut mit ihr zu meinen – auch wenn sie natürlich Hintergedanken haben musste. „Möchtest du noch etwas trinken? Oder sollen wir tanzen gehen?“, kam auch schon der zweite Versuch und Konan seufzte innerlich. „Noch mal dasselbe“, gab sie zurück und zwang sich ein Lächeln auf. Das würde ein langer Abend werden… "Gibt’s einen Grund dafür, dass du deine Busenfreundin nicht mitgenommen hast?" Madara warf einen desinteressierten Blick zur Seite, begegnete einem violetten Augenpaar. "Itachi hasst Discos." Mit dieser knappen Erwiderung wandte sich der Ältere ab, um sich noch einen weiteren Drink zu bestellen. Das, was er bisher intus hatte, reichte ja nicht mal, um Hidans penetrante Stimme auszublenden. Außerdem war die Frage überflüssig gewesen, da Itachi noch nicht zwanzig und somit laut Gesetz sowieso nicht hätte hier sein dürfen. Gut, es gab da Mittel und Wege, aber Madara hatte seinem Cousin schon so viel abverlangt, dass er ihm wenigstens heute mal Ruhe gönnen wollte. Möglicherweise war das sein schlechtes Gewissen, das er die meiste Zeit über unterdrückte. "Uh~ gibt es auch etwas, das die Schnalle nicht hasst?" "...frag ihn doch selbst, anstatt mir auf die Nerven zu gehen", gab der Schwarzhaarige schnippisch zurück. "Als ob der mit mir reden würde...erzähl doch mal, ist er im Bett gesprächiger? Ja?", hakte der Russe interessiert nach. Madara verdrehte innerlich die Augen, während er äußerlich gewohnt ruhig blieb. Warum hatte er hier auch ausgerechnet auf den Idioten treffen müssen? Es gab Zufälle, die niemand gebrauchen konnte. "Schreit er deinen Namen? Wimmert er?" Wenn der Ältere so überlegte, musste er zugeben, dass sein Cousin selbst im Bett noch über eine gewisse Selbstbeherrschung verfügte...einerseits beneidenswert, andererseits ziemlich langweilig. "Nicht, dass ich wüsste." Er musste nicht von den wenigen Ausbrüchen erzählen - das ging den Silberhaarigen einen Dreck an. "Kurz gesagt lohnt es sich also nicht, die Muschi zu toppen, ja? Ist ja öde..." Madara hob eine Braue, dann zuckte er mit den Schultern. "Du bist doch sowieso mehr auf blond aus, nicht? Was also kümmert dich meine Familie?" Hidan blinzelte, grinste aber sofort wieder und beugte sich vor, die funkelnden Iriden auf ihn gerichtet. "Oh, ich bin da nicht so wählerisch...ich hatte auch schon Schwarzhaarige...Wiesel-chan wäre nicht die erste, dunkelhaarige Pussy, die ich flachlegen würde!" Madara schnaubte, kippte als Nächstes den Rest seines Sake runter, ehe er zu einer Antwort kam. "Halt dich an deine Barbie", eine leise Drohung war nicht zu überhören und wenn Madara ehrlich war, sollte es auch eine sein. Mochte ja sein, dass er Itachi ausnutze, ihn immer wieder aufs Neue demütigte und absichtlich in den offenen Wunden stocherte, aber das war sein Privileg und er würde es sich von niemanden streitig machen lassen - schon gar nicht von jemandem wie Hidan. Davon abgesehen, dass der Russe keine Ahnung hatte, was wirklich zwischen Itachi und ihm ablief. Sein Cousin ließ ihn bestimmt nicht machen, weil er solchen Spaß daran hatte. Abmachung war Abmachung und wann selbige erfüllt sein würde, das entschied allein Madara. "Eifersüchtig?", flötete der andere und grinste spöttisch, was Madara geflissentlich ignorierte. "Bist deinem Schatz wohl treu, hm? Aber weißt du was?", irgendwas an Hidans Ton missfiel dem Uchiha. Vielleicht lag es auch nur an diesem boshaften Funkeln in seinen Augen. "Itachi-chan fährt zweigleisig!" "Hatschie." Missmutig sah Deidara zu dem Uchiha, der mit seinem Niesen soeben einen wunderbaren Moment zerstört hatte und sich nun die Nase rieb. "...geht’s noch lauter, hmm?", brummte er und schaute den Schwarzhaarigen anklagend an. Selbiger runzelte nur die Stirn, schien wohl nicht zu begreifen, was ein Feuerwerk - und sei es auch nur auf der flachen Mattscheibe vorhanden - dem Künstler bedeutete. Allein dass er Itachi hier neben ihm auf der Couch sitzen und mit gucken ließ, erforderte schon eine Menge Toleranz, wie Deidara fand. Ohne sich noch weiter dazu zu äußern schaute der Blonde wieder zum Fernseher, ehe auch er zu niesen begann. Mist! Irgendwer schien da wohl über sie zu sprechen. "Was soll das heißen?" Madaras Stimme klang ungewöhnlich scharf, während er seinen noch immer grinsenden Mitbewohner fixierte. Natürlich wusste er, dass Hidan es meistens nur darauf anlegte, jemanden zur provozieren, doch irgendwie wurde der Uchiha das Gefühl nicht los, dass diesmal wirklich etwas an dem dummen Geschwätz dran war. "Oh~ er hat es dir also nicht erzählt, ja?" "Was erzählt?", hinterfragte der Ältere mit mehr Nachdruck - Geduld war bekanntlich keine seiner Stärken. "Na, dass er Besuch bekommen hat...von seinem zweiten Lover, nehme ich an. So ein Fischkopf...ziemlich groß...ungesunde Hautfarbe...Kisa-irgendwas war sein Name. Der hat letztens schon angerufen und wollte deine Süße sprechen. Interessant oder? Eigentlich wollte ich ja bis zum Schluss bleiben, um mir das rührende Wiedersehen der beiden rein zu ziehen, aber ich wollte nicht den ganzen Abend in der Bude versauern, wenn du verstehst." Genüsslich nippte Hidan an seinem mit Wodka gefüllten Glas, ihn dabei nicht eine Sekunde aus den Augen lassend. Madara wusste nicht, was gerade größer war: Die Überraschung, dass Kisame sich nach bestimmt drei Jahren wieder meldete oder die Wut auf Itachi, der das mit keiner Silbe erwähnt hatte. Aber was es auch war, es kam alles andere als gelegen. Dabei war der Uchiha sicher gewesen, dass sein Cousin jegliche Bindungen seiner Vergangenheit abgerissen hatte - zu seinem eigenen und ebenso zu Madaras Wohl. "So wie du guckst, gefällt dir das nicht, hm? Dachte ich mir...tut bestimmt weh, wenn man mit so ner Bratze betrogen wird, he?", stichelte der Silberhaarige von neuem los, doch Madara ignorierte ihn. Hier ging es nicht um so etwas Lächerliches wie Eifersucht...nein, dann wäre die Sache wohl nur halb so schlimm gewesen - oder auch nicht; eine von Madaras sehr ausgeprägten Eigenschaften besann sich schließlich auf Selbstsüchtigkeit. Dennoch, Hoshigaki Kisame stellte ein Hindernis dar, dass weder er noch sein Cousin brauchen konnten...warum also hatte der Jüngere geschwiegen, wo es doch nicht nur ihn allein etwas anging? Dafür würde er ihn noch büßen lassen; ein zweites Mal betrog man ihn nicht. Ohne noch etwas zu sagen, geschweige denn Hidan noch einen Blick zuzuwerfen, zog sich der Schwarzhaarige die dünne Lederjacke über und wandte sich zum Gehen; die Lust am Feiern war ihm gerade gehörig vergangen. "Hey! Sag nicht du gehst, wo es jetzt schon so lustig ist und..." Hidans Stimme verhallte, wurde immer leiser, bis sie dem dauerhaften Gedröhne der Boxen nicht mehr standhalten konnte, da Madara ihn einfach sitzen ließ. "...ich denke, du hast jetzt genug getrunken, Konan." Anko grinste amüsiert, während sie ihrer Mitbewohnerin, die mit verdächtig glänzenden Augen und geröteten Wangen da saß, das halbvolle Glas aus der Hand nahm und es auf den Tresen stellte. Anscheinend war die Jüngere nicht besonders trinkfest, kannte darüber hinaus ihr eigenes Maß nicht...hoffentlich hatte sie morgen nicht unter einem üblen Kater zu leiden. Die Violetthaarige schmunzelte, schickte ihren Blick noch einmal über Konans Körper, der heute mal ein wenig mehr Haut als sonst entblößte - was allein Ankos Überredenskünsten zu verdanken war. Sie würde schon dafür sorgen, dass die Jüngere diesen Mistkerl vergaß...das hier erachtete sie jedenfalls als guten Anfang. Allerdings musste sie es langsam angehen, weshalb sie auch darauf verzichtete, der anderen aufdringlich zu erscheinen und nur ihre Hand nahm, mit den Fingerspitzen darüber strich. Auch der Alkohol hatte es nicht geschafft, Konan ein bisschen gesprächiger zu machen...leider. Die Blauhaarige saß nur da und schaute ein wenig benebelt vor sich hin, zuckte leicht zusammen, als sie die Berührung wahrnahm. Erst als sie ihren Kopf zu ihr drehte, ihren Blick erwiderte, beschloss Anko, dass sie sich genug zurückgehalten hatte. Wenigstens einmal wollte sie ihre Mitbewohnerin küssen...und sie tat es auch. Ihre Lippen fühlten sich warm und weich an, wie sie es sich vorgestellt hatte und der Alkohol-Geruch störte überhaupt nicht, hatte Anko ebenfalls einige Gläser getrunken. Eine Hand fand den Weg an ihre Wange und sie schaute die Blauhaarige verwirrt an, hatte nicht erwartet, dass diese in irgendeiner Form die Initiative ergreifen würde. Umso mehr freute es sie...auch wenn Konan das wohl nur tat, weil sie betrunken war. "...Na...gato..." Sie erstarrte, kaum dass sie das Wispern gegen ihre Lippen vernommen hatte...dann löste sie sich von der Jüngeren, lächelte niedergeschlagen. Natürlich...wer auch sonst? Konan schien nicht mal richtig bemerkt zu haben, was sie da gesagt hatte, schaute nur wieder vor sich hin. Und das alles wegen Pain. Sie schüttelte innerlich den Kopf, erhob sich von ihrem Platz und reichte ihrer Mitbewohnerin die Hand. "Komm...ich bring dich nach Hause." Die Angesprochene sah auf, dann nickte sie dankbar, ergriff die dargebotene Hand und stand unbeholfen auf, musste sich an sie lehnen. Anko legte daraufhin einen Arm um die Jüngere, stützte sie so ein wenig, so wie sie immer versuchte, eine Stütze für die andere zu sein. Und das würde sich auch nicht ändern, sie würde dafür sorgen, dass Konan diesen Dreckskerl vergaß...und wenn es das Letzte war, das sie tun würde. Unwirsch drängte sich der Uchiha durch die Mengen, schubste die ihm im Weg stehenden Leute ruppig beiseite ohne sich zu entschuldigen. Er war schon immer jähzornig gewesen...früher hatte man ihm das immer vorgehalten, aber er selbst stritt das unnachgiebig ab. Auch jetzt würde er dies wohl tun; Madara war kein Mensch, der seine eigenen Fehler gern zugab. Schnell drängte er sich an den Türstehern vorbei, spürte die frische, vom Regen noch feuchte Luft auf seiner Haut, die nur durch eine dünne Stoff- und Netz-Schicht geschützt wurde. Aber es machte nichts, dass es etwas kühl war...im Gegenteil, es beruhigte ihn ein wenig. Vielleicht tat er Itachi Unrecht? Wer wusste schon, ob sein Cousin nicht doch noch zu ihm gekommen wäre, ihm von Kisames Anruf erzählt hätte? Wieder brodelte die Wut in seinen Adern und er beschleunigte seinen Gang noch, passte dabei nicht wirklich auf den Weg auf und rannte frontal gegen jemanden. Der Uchiha taumelte etwas nach hinten, hätte wohl den Halt verloren, wenn sich nicht eine Hand um seinen Oberarm geschlossen und ihn somit davor bewahrt hätte. Wenigstens blieb ihm auf diese Weise die Blamage, im Dreck zu liegen, erspart und er wäre fast soweit gewesen, seinem Retter ein knappes Danke entgegen zu bringen...wenn er nicht in diesem Augenblick erkannt hätte, um wen es sich handelte. Schwarze Iriden trafen auf braune...beide blickten einander zuerst verwirrt an, ehe sich pure Fassungslosigkeit in Madaras dunkle Tiefen spiegelte, während in des anderen Seelenspiegeln, die von gleicher Farbe wie das lange Haar waren, Erkenntnis aufflackerte, ja, vielleicht sogar ein Funken Freude. Madara riss sich los, als hätte ihn irgendetwas gestochen und er schaute sein Gegenüber feindselig an, machte dabei einen Schritt zurück. "Guten Abend, Madara", erklang die bekannte, sanfte Stimme, die ihn sogar in seinen Albträumen und Gedanken heimsuchte. Ein schwaches Lächeln zog sich über die Lippen, die er schon so oft auf den seinen gespürt hatte...von denen er wusste, wie sie schmeckten...wie er schmeckte. Hastig scheuchte er die Bruchstücke aus seinem Kopf, bevor sie tiefer gehen, ihn zu unüberlegten Reaktionen zwingen konnten. Beherrscht straffte Madara die Schultern, versuchte Gleichgültigkeit an den Tag zu legen, um ihm keine zusätzliche Genugtuung zu geben. "Geh mir aus dem Weg, Senju", zischte er, nicht ohne eine leise Drohung, die den anderen amüsiert eine Augenbraue heben ließ. "Da sehen wir uns seit Monaten wieder und du sagst so was...nicht gerade fair, meinst du nicht auch?" Madara schnaubte abfällig. "Dass du so was wie Fairness überhaupt in deinem beschränkten Vokabular führst, wundert mich. Hast du das auswendig gelernt?", hinterfragte er mit möglichst viel Arroganz in der Stimme. Dann ging er einfach an dem Älteren vorbei. Dieser schien jedoch damit gerechnet zu haben, fasste abermals seinen Oberarm, hielt ihn somit an Ort und Stelle. "Madara...warte! Wir müssen endlich miteinander-" Aggressiv schlug der Uchiha die Hand weg, funkelte den anderen tödlich an, ehe er mit so viel Hass wie möglich zischte: "Wir müssen gar nichts! Wenn du mich noch einmal anfasst, geschweige denn ansprichst oder anrufst...dann schwöre ich, Senju, ich bring dich um!" Und mit diesem Versprechen kehrte er Hashirama den Rücken, froh, dass dieser nicht folgte, denn bei den Emotionen, die ihn gerade durchfluteten, war Madara nicht sicher, ob er sich andernfalls noch hätte zurückhalten können. Schweigend starrte Itachi an die weiße Raufasertapete, während er mit dem Rücken auf dem Bett lag und dabei versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Kurzweilig hatte er versucht, die Begegnung mit Kisame zu verdrängen, indem er sich auf den Fernseher konzentrierte - erfolglos. Wie ein inneres Mantra hallten die Worte in seinem Kopf wieder...klagten ihn an, ließen ihn Vergangenes wieder aufwärmen. Er schloss für einen Moment die Augen, versuchte in der Stille etwas Ruhe zu finden, doch auch dieser Versuch stellte sich als vergebens raus, ließ ihm allein die Befürchtung, Kisame würde zurückkommen, mehr Fragen stellen, etwas herausfinden, übel werden. Madara hatte er davon auch noch nichts erzählt...wollte er das überhaupt, wenn dieser zurück war? Die Reaktion seines Cousins war abzusehen und ganz bestimmt nicht positiv. Möglicherweise sollte er Kisames Neugierde lieber für sich behalten...zumindest solange er es vor Madara verbergen konnte. Sicher, er würde wütend werden, wenn er es nicht von ihm erfuhr, aber das würde sich geben; er hatte keine Angst vor Madara...nur vor den Erinnerungen an Vergangenes...und das würde sich auch niemals ändern. Itachi richtete sich rasch auf, als er energische Schritte vernahm, die vor seiner Tür verhallten...wenn man vom Teufel sprach. Und tatsächlich war es sein Cousin, der sich Eintritt in ihr Zimmer verschaffte und die Tür hinter sich abschloss. Nicht ungewöhnlich. Madaras Gesichtsausdruck ließ ihn allerdings stutzen und ebenfalls als selbiger die Tür mit mehr Gewalt als sonst zuknallte, so wie der Hass, der in seinen Augen pulsierte. Gar nicht gut. Der Ältere bekam nur sehr selten richtige Wutanfälle, die er dann an seinen Mitmenschen ausließ...Itachi hatte erst einen erlebt und das war wahrlich genug gewesen, um eine ganze Woche im Bett zu verbringen. Madara hatte sich im Nachhinein nicht entschuldigt. Unsicher blieb er auf dem Bett sitzen, erwiderte den kalten Blick seines Cousins und versuchte nicht zu erschaudern, was kaum möglich war, bildete sich bereits jetzt eine Gänsehaut bei ihm. "Wann hattest du vor, mir zu sagen, dass Kisame angerufen hat? Und dass er heute hier war?" Also hatte er es schon herausgefunden...natürlich, Hidan aller Wahrscheinlichkeit nach, wer auch sonst? Madaras Stimme fehlte die Ruhe, mit der er sich gewöhnlich ausdrückte, stattdessen durchschnitt sie die Stille wie Papier, scharf wie eine Rasierklinge. "Antworte!", zischte er nachdrücklich, trat etwas näher, was ziemlich beunruhigend auf Itachi wirkte. "...irgendwann", entfuhr es ihm schließlich, fiel ihm keine bessere Antwort ein. Doch kaum waren ihm die Worte über die Lippen geglitten, zog sich ein heftiger Schmerz durch sein Gesicht, so wie seinen Kopf, als Madara ihm ohne Vorwarnung die Faust ins Gesicht schlug, was dazu führte, dass er mit dem Hinterkopf an die Wand knallte. Er keuchte leise auf, blieb kurz benommen an der Tapete lehnen, ehe er sich mit dem Finger über die aufgeplatzte Lippe fuhr, Blut in seinem Mund schmeckte. Das Ganze wirkte so surreal, dass er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte; Madara hatte ihn nie zuvor geschlagen. "Irgendwann, hm? Verarsch mich nicht!", hörte er den Älteren knurren, spürte gleich darauf, wie sich die Finger des anderen in sein Haar gruben, seinen Kopf nach hinten zogen, so dass er ihm unweigerlich ins Gesicht sehen musste. Madaras Augen schienen vor Hass nur so zu brennen und so langsam bezweifelte der Jüngere, dass das allein an der Sache mit Kisame lag. "...das tu ich nicht." Ein schmerzhafter Ruck durchfuhr seine Kopfhaut, als Madara an seinen Haaren riss, gleichzeitig grob sein Kinn packte. "Lüg nicht!", vernahm er das Zischen, schluckte hart. "Scheinbar vergisst du langsam, um wessen Leben es hier geht, nicht nur um deins, Itachi. Ich bin es leid! Wir hatten einen Deal, weißt du noch?" Zögerlich nickte der Jüngere; natürlich wusste er das. Er würde es nie vergessen können, dafür war zu viel passiert. "Aber du willst mir anscheinend weder deinen Körper geben, noch dein Vertrauen." "So ist das n-", er kam nicht weit, presste Madara ihm die Hand auf den Mund, drücke ihn mit der anderen aufs Bett. "Deine Ausreden kotzen mich an...du bist genau wie er", spie der Ältere seine Verachtung aus und Itachi wusste beim besten Willen nicht, wovon er redete. Nur eines wusste er: Er würde dafür herhalten dürfen, wer auch immer seinen Cousin verärgert hatte. Wie Madara es gesagt hatte, sie hatten eine Vereinbarung und egal wie sehr es ihn zersplittern ließ, er musste es über sich ergehen lassen. So tat er nichts, als Madara ihn seiner Kleidung entledigte, sich nahm, was ihm rechtlich zustand und die alten Wunden erneut aufriss, ihn auch in dieser Nacht einen seelischen Tod sterben ließ. ___________________________________________________ Ich habe wieder Internet! *_* Drei Tage ohne Verbindung können echt die Hölle sein...aber jetzt geht es wieder! Yay! Und ich habs ganz allein geschafft!! So...ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Wieder so viele Fragen~ Wird Konan jemals über Pain hinwegkommen? Was hat Madara mit Hashirama zu schaffen? Wird Hidan jemals erwachsen...? Letzte Frage kann man wohl mit nein beantworten. xD Wie auch immer, ich wünsche euch ein schönes Wochenende! Bis denne! lg Pia Kapitel 6: My spirit sleeping ----------------------------- Es war fast unheimlich still auf dem sonst so belebten Platz, einzig der Wind kündigte seine Anwesenheit mit einem kaum hörbaren Pfeifen an, blies ihm ein paar schwarze Haarsträhnen ins Gesicht. Eigentlich rannten hier immer ein paar Kinder rum, spielten fangen, kletterten auf die Gerüste, benutzten die Rutsche...nur heute war es wie ausgestorben, was natürlich auch am Wetter liegen konnte. Der Himmel war von grauen Wolken bedeckt, die ein baldiges Unwetter oder zumindest einen Regenschauer ankündigten - wie so oft in letzter Zeit. Ein Knartschen durchbrach die Ruhe, als Itachi sein Gewicht verlagerte, die Schaukel, auf der er saß, damit vor und zurück wippte. Gleich darauf zuckte er zusammen, verzog jedoch keine Miene...machte nach ein paar Sekunden weiter, scharrte mit den Füßen dabei im Sand und malte Spuren in selbigen...verlor sich dabei mehr und mehr in Erinnerungen an früher... "Sieh mal, Itachi-kun! Schau doch mal! Guck! Hey!" Angesprochener verdrehte entnervt die Augen, drehte sich dann notgedrungen zu seinem besten Freund, der mit dem Kopf nach unten vom Gerüst baumelte und ihn breit grinsend ansah, dabei mit den Armen ruderte, was mehr als nur lächerlich aussah. "..." Nicht nur heute fragte sich der Uchiha, wer von ihnen der Jüngere war, benahm sich Shisui mit seinen fünfzehn Jahren kindischer als er selbst - und er war erst zehn. Ein ziemlich großer Altersunterschied, wie viele bemerkten, aber ihr enges Verhältnis zueinander hatte es nie gestört. Vielleicht auch weil Itachi immer etwas frühreif gewesen war, was sich besonders auffällig an seinen schulischen Leistungen und der Verhaltens-, sowie Sprechweise bemerkbar machte - das sagte jedenfalls sein Vater und der hatte immer Recht. Schweigend sah er dabei zu, wie Shisui sich hoch zog, um dann vom Gerüst zu springen, wobei der Sand in alle Richtungen flog. "Du benimmst dich viel zu erwachsen! Hast du Angst, du kriegst Falten, wenn du zu viel lachst?", neckte ihn der Ältere grinsend, während er sich mit den Händen den Sand von der Hose klopfte. "Du bist albern", erwiderte Itachi lediglich und ließ sich auf dem Rand des Sandkastens nieder. "Und du langweilig", gab Shisui zurück und blieb vor ihm stehen, musterte ihn. "Und wenn schon", erklang es mit leichtem Trotz. Shisui lachte und funkelte ihn aus seinen dunklen Augen belustigt an, ehe er ohne Vorwarnung auf ihn sprang, wobei Itachi ein erschrockener Schrei entfloh. Er fiel relativ weich, wenn man von dem Förmchen absah, welches sich ein wenig schmerzhaft in seinen Rücken bohrte. "Runter von mir!", murrte er und versuchte den Älteren von sich zu schieben. Dieser dachte allerdings gar nicht daran, lächelte lediglich, während er den funkelnden Iriden, welche ihm begegneten, nicht viel Beachtung schenkte - das tat er nie. "Shisui..." "Itachi." Der Jüngere gab es auf, blieb einfach liegen und schaute den auf ihm Sitzenden böse an, was Letzterem allerdings nur ein amüsiertes Lachen abrang...typisch, nie nahm er ihn ernst. Irritiert sah er auf, als Shisui schließlich von ihm abließ und ihm sogar die Hand reichte, die Itachi nach einigem Zögern auch ergriff. Einschätzen würde er seinen besten Freund wohl nie können, egal, wie viele Jahre er noch mit ihm verbringen würde. "Zieh nicht so ein Gesicht!", grinste dieser ihn schon wieder breit an, während er ihn auf die Beine zog. Itachi schnaubte nur; konnte der andere dieses Thema nicht mal sein lassen? "Na ja...du bist trotzdem mein bester Freund - da kannst du noch so mürrisch gucken, das ändert gar nichts!" Was sollte das denn jetzt? Und vor allem, musste Shisui das so direkt sagen? Um eine Erwiderung kam der Uchiha jedoch herum, war Shisui nach diesen Worten bereits davon gestürmt und machte sich daran, das nächste Klettergerüst zu erklimmen. Einfach nur albern...oder empfand Itachi das letztendlich nur, weil er solche Sachen nicht so leicht über die Lippen bringen konnte? War er neidisch auf Shisui, weil der sich ohne schlechtes Gewissen so ausgelassen benehmen konnte und er nicht? Unsinn! Außerdem hatte Shisui es bereits gesagt: Sie waren beste Freunde und daran würde sich nie etwas ändern. Niemals. "Tagträumereien hätte ich dir eigentlich nicht zugetraut." Itachi zuckte zusammen, kaum dass ihn die nur allzu bekannte Stimme aus den Gedanken gerissen hatte und er hob den Blick, begegnete Kisames vor Spott funkelnden Iriden. Ausgerechnet jetzt. Dabei hatte er nur einen Platz gesucht, an dem er seine Ruhe haben konnte. Vergebens, wie es schien. "...was willst du?" Kisame hob eine Braue, setzte sich dann auf die Schaukel neben ihm, woraufhin das Gerät ein jämmerliches Ächzen von sich gab, daraufhin wies, dass selbiges eigentlich für Kinder gedacht war und nicht für einen Mann mit seiner Statur. "Mit dir reden." Itachi schnaubte leise. "Ich aber nicht mit dir." "Du schuldest mir eine Antwort. Schon vergessen?" Als ob der Jüngere dies jemals würde vergessen können. Damit hatte schließlich alles angefangen, aber davon hatte Kisame keine Ahnung und so sollte es nach Möglichkeit auch bleiben. Sollte er glauben, was er wollte, denn alles war besser als die Wahrheit. Er hörte den Älteren entnervt aufseufzen, als ihm eine Entgegnung versagt blieb. "Hör zu, wenn ich dich damals verschreckt hab, dann sag es einfach. Aber diese scheiß Nummer, die du deswegen abziehst, geht mir ziemlich auf den Keks! Ich renn dir hinterher, du läufst weg, ich renn dir wieder hinterher und du läufst wieder weg. Mag ja sein, dass du das ganz amüsant findest, aber mich kotzt das an." "Kisame." "Ja?" Es kribbelte dem Uchiha bereits in den Fingerspitzen, so wütend machten ihn Kisames Worte. Am liebsten hätte er ihm eine rein gehauen, aber er zwang sich zur Beherrschung – nie wieder würde er diese verlieren. Nie wieder! "Halt einfach den Mund! Keiner zwingt dich, mir wie ein Hund hinterher zu rennen! Lass das also in Zukunft!", und damit stieß er sich von der Schaukel ab, den Schmerz, der ihn durchfuhr, ignorierend und hoffend, dass das deutlich genug gewesen war. Kisames Erwiderung darauf zerstörte diese allerdings ziemlich schnell. "Klasse! Renn ruhig wieder weg! Tust du ja immer! Aber glaub nicht, dass ich aufgebe, nur weil du dich wie ein Feigling benimmst! Denn das werde ich nicht!" Itachi sagte nichts mehr, er blieb auch nicht stehen. Er ging weiter und versuchte dieses "Versprechen", das für ihn mehr Drohung darstellte, auszublenden…erfolglos. "Jetzt komm schon, zier dich nicht so!" "Ich hab nein gesagt, hmm!" "Interessiert mich nicht!" "Hidan, du-" "Klappe jetzt!" Und wieder drückten sich die Lippen des Jashinisten auf Deidaras Mund, erstickten jeden Protestlaut, während der Ältere auf seinem Becken saß, die Handgelenke über seinen Kopf drückend. Wie oft waren sie schon in dieser Position gelandet? Eindeutig zu oft, wenn man ihn frage. Das einzig Beruhigende war, dass es bisher niemals zu mehr gekommen war...ein Kuss hier, ein bisschen Gefummel da, aber Hidan war nicht weiter gegangen. Entweder hatte Deidara es geschafft, ihm zu entwischen oder der Russe hatte von selbst aufgehört, wohl eingesehen, dass es keinen Sinn machte, wenn sich der Blonde so sträubte. Was man Hidan auch nachsagen mochte, ein Vergewaltiger war er nicht - zumindest hatte Deidara diesen Eindruck vermittelt bekommen. Wobei die sexuelle Nötigung eigentlich schon reichte. "Ich wette, du hast schon seit dem Tod deines Stechers keinen Sex mehr gehabt, eh?", fing dieser mit seinem Lieblingsthema an, kaum dass er von seinen Lippen gelassen hatte. "Und wenn es so wäre – nimm deine Griffel weg, hmm!", zischte er aggressiv zurück, war er doch empfindlich, was das anging. "Ach, komm schon, Deidara-chan! Es wäre nur Sex! Nichts von Bedeutung, einfach nur Spaß und den hast vor allem du nötig!", belehrte ihn der Silberhaarige, den Blick über seinen Körper schweifen lassend. "Das entscheide ich immer noch selbst und jetzt runter von mir, du Schwein, hmm!" Sicher, Hidan hatte Recht; er lebte seit Sasoris Tod in völliger Enthaltsamkeit, war mit niemandem ins Bett gestiegen und das nicht, weil er keine Angebote bekommen hätte. Es war seine eigene Entscheidung gewesen und noch immer hielt er diese für die richtige. "Kein Wunder, dass du so verbittert wirkst...bei der Einstellung", argumentierte Hidan und schnaubte abfällig. "Weißt du, wie ich das nenne? Abhängigkeit! Wenn du nicht ohne deinen Kerl zurechtkommst, solltest du ihm besser folgen! Möglichkeiten gibt’s ja genug. Tot bist du so oder so!" Fassungslos starrte Deidara den anderen an, brachte kein Wort zu seiner Verteidigung heraus; es war ihm durchaus bekannt, dass Hidan kein Blatt vor den Mund nahm, geschweige denn einen Funken Taktgefühl im Leibe besaß...aber das überspannte den Bogen. Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, riss er sich von dem Älteren los, doch dieser ließ bereits freiwillig von ihm ab, begegnete den vor Wut blitzenden, blauen Iriden unbeeindruckt. "Das ist es nicht! Halt den Mund! Du weißt nichts, hmm!!", fauchte Deidara in Rage und sprang auf. "Nicht? Aber sicher..." "Halt dich einfach da raus, das geht dich nichts an, hmm!", blaffte der Blonde zornig, ehe er aus dem Zimmer stürmte - nicht ohne Hidans Worte zu vernehmen. "Weglaufen macht’s auch nicht besser, Deidara-chan!" Wie er diesen verfluchten Mistkerl hasste, er hasste ihn wirklich und am meisten hasste er es, dass eben jener Recht hatte. Verdammt, er war wirklich abhängig und unfähig, sein Leben ohne Sasori weiterzuleben...und dafür verabscheute er sich selbst zutiefst. Konan hätte sich eigentlich denken können, dass ihr Alkohol nicht gut bekommen würde. Sie vertrug einfach nichts und demnach war es kein Wunder, dass sie so schnell einen im Tee gehabt hatte. Das allein war peinlich…aber die Tatsache, dass Anko sie geküsst hatte, die war ein Weltuntergang. Weil sie es genossen und sogar mitgemacht hatte. Auch wenn sie betrunken gewesen war, stellte das keine Entschuldigung dar. Die Kopfschmerzen machten sich wieder bemerkbar und sie stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab, stöhnte leise. Gott sei Dank war noch niemand in die Küche gekommen – nur Deidara war soeben an ihr vorbei gestürmt und nach draußen verschwunden, aber das war halb so schlimm. Jeder hier hatte seine eigenen Probleme und obwohl jeder wusste, dass es dem anderen nicht gut ging, unternahm niemand etwas. Egoismus, weil sich jeder selbst am wichtigsten nahm, aber so war die Menschheit. Sie wollte nicht behaupten, eine Ausnahme zu sein, denn momentan ging sie davon aus, dass ihr Zwiespalt das Schlimmste war. Es war konfus; wie konnte sie mit einer Frau so intim werden, wenn sie sich doch absolut sicher war, nur Nagato zu lieben. Er war es immer gewesen und nie hatte sie jemand anderen in Betracht gezogen…doch jetzt war sie verwirrt. Anko stellte das genaue Gegenteil von ihrem ehemals besten Freund dar und trotzdem hatte sie sich darauf eingelassen. Hatte Anko Recht und sie verschloss sich vor allem, weil sie so fixiert war? Aber sie war doch nicht lesbisch…das konnte gar nicht sein. Andererseits hatten sich Ankos Lippen wirklich gut angefühlt und die zärtlichen Berührungen ebenfalls. Es war nicht zu mehr gekommen, daran hätte sich Konan erinnert, schließlich war sie noch unberührt. Sie hatten nur in einem Bett geschlafen, mehr nicht und als es hell geworden war, hatte Konan sich rasch aus den Armen ihrer Mitbewohnerin gestohlen. Nur wie sollte sie ihr jetzt gegenüber treten? Den Vorfall zu leugnen, indem sie vorgab, sich an nichts zu erinnern, das wäre nicht nur feige, sondern auch unmöglich. Und wenn Nagato davon erfuhr, würde er…ja, was würde er dann tun? Vermutlich wäre es ihm ebenso egal, wie Konan ihm egal war. Das hatte er doch deutlich gemacht, als er ihr eine Abfuhr erteilt hatte. Was wollte sie sich eigentlich vormachen? Dass sie ihn hiermit würde eifersüchtig machen können? Dass sie somit wieder seine Aufmerksamkeit bekommen könnte? Konan senkte die Lider über die brennenden Augen, rieb sich die Schläfen; nein, Wunschdenken half ihr hier nicht weiter. Sie musste sich endlich entscheiden, ob sie dieses einst so wichtige Band kappen wollte oder nicht. Täte sie es nicht, würde es ewig so weiterlaufen zwischen Nagato und ihr…und das konnte sie nicht länger. "Ich muss mit dir reden!" Kritisch musterte Madara seinen Gegenüber, der ihn mit grimmiger Miene anschaute, eine Hand umklammerte den Rahmen, ein Fuß verhinderte zusätzlich, dass man die Tür einfach so zuschlagen konnte. Eigentlich war er nicht einmal überrascht, geschweige denn verstimmt darüber, dass der andere nun hier auftauchte...viel mehr spürte er eine gewisse Art von Schadenfreude- weil er mehr wusste, als sein unerwünschter Besuch. Er wich nicht zurück, würde ihn nicht in seine Wohnung lassen...soweit kam es noch. "Rede, ich höre", erwiderte er, ein ironisches Lächeln umschmiegte dabei seine Lippen. Unter normalen Umständen wäre Madara wohl vor Wut ausgerastet...die Nacht mit Itachi hatte ihm wahrlich gut getan. Er fühlte sich befreit...ausgeglichen...und vor allem lagen die Gedanken an die ihm verhasste Person nun so weit zurück, dass er nicht ständig ihr Gesicht vor sich sah. Niemand konnte diesen Tag noch kippen, nicht einmal Hoshigaki Kisame. Selbiger funkelte ihn wütend an, war wohl nicht damit einverstanden, nicht herein gelassen zu werden, doch er beschwerte sich nicht. "Was hast du mit ihm gemacht?" Der Uchiha hob eine Braue; was gab der Typ ihm die Schuld für Itachis abnormales Verhalten? "Ich habe gar nichts mit ihm gemacht. Wir wohnen zusammen, mehr nicht." Natürlich war das gelogen, aber die Wahrheit würde Kisame sowieso niemals erfahren. Warum ihm also mit kleinen Häppchen den Mund wässrig machen? "Davon abgesehen, dass ich dir kein Wort glaube...warum verhält er sich sonst so…seltsam?!" Madara fiel nebenbei auf, dass Kisame nun mehr denn je einem Hai ähnelte oder auch nur einem Köter, so wie er die Zähne fletschte und ihn tödlich anstarrte. Vermutlich hätte der Ältere ihm gerade tatsächlich nur allzu gern die Kehle aufgerissen. "Wer weiß..." "Du weißt es! Also sag mir, was los ist, damit ich es wenigstens nachvollziehen kann!", wurde er angefaucht. "Warum fragst du ihn nicht selbst?" "Weil er nicht mit mir redet, verdammt!" Wie überraschend, Itachi redete mit niemandem. Nicht mehr, nicht seit der Sache vor drei Jahren. "Tja, mit mir leider auch nicht." "Madara!", das klang drohend. Der Angesprochene verschränkte die Arme, ließ sich kein Stück aus der Ruhe bringen. "Du bist ziemlich dreist. Glaubst du, ich würde dir erzählen, was du wissen willst, nur weil du hierher kommst und Stress machst? Vergiss es! Würde Itachi wollen, dass du den Grund für sein abweisendes Verhalten weißt, würde er ihn dir mitteilen. Das tut er aber nicht, wieso sollte ich es dann tun?" Das hatte gesessen, er sah es Kisames Gesichtsausdruck an und es schenkte ihm pure Genugtuung. "Ich kann dich nicht ausstehen." "Danke, gleichfalls. Und dennoch bist du hergekommen." "War wohl ein Fehler", grollte der haiähnlich aussehende Mann erbost und Madara musste ihm gedanklich zustimmen. Andererseits, würde er Itachi einen kleinen Dämpfer gönnen und allein das bewog ihn dazu, Kisame einen minimalen Hinweis zu geben; herausfinden würde er sowieso nichts. "Vielleicht solltest du ein wenig tiefer bohren, anstatt dich auf den einen Punkt zu versteifen." "Hä?" Das war wohl nichts, aber Kisames selten dämlicher Ausdruck machte das schnell wieder wett. "Mehr kann ich dir nicht sagen. Man sieht sich...hoffentlich nicht so schnell wieder", und damit schlug er die Tür geräuschevoll zu, was ihm auch tatsächlich gelang. Daran würde der Typ erstmal zu kauen haben, für so schlau, dass er die Bedeutung der Worte erschließen konnte, hielt Madara ihn nicht. Gut gelaunt ging er zurück ins Wohnzimmer, um sich dort auf der Couch breit zu machen und sich irgendeinen halbwegs interessanten Film anzuschauen...nein, heute konnte ihm niemand die Stimmung vermiesen. ______________________________________________________ Ja, neues Kapitel kommt schon heute, weil ich einfach gut drauf bin, yeah! :D Es werden wieder Steine ins Rollen gebracht...Kisame wird penetranter, Madara gesprächiger und Konan nachdenklicher. Ich hab mich echt gefreut, dass so viele Interesse an der ff haben und ich danke euch für die tollen Kommentare. Übrigens: Wer Lust hat, kann ja mal einen Blick in meine neue KisaIta werfen: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/265058/271184/ Ansonsten sehen wir uns dann beim nächsten Kapitel! :D lg Pia Kapitel 7: Somewhere cold ------------------------- Gedankenverloren hafteten die dunklen Iriden auf dem Display des silberfarbenen Handys, während selbiges unruhig in den schlanken Fingern, welche auffällig oft über die Tasten glitten, hing. Entscheidungen waren niemals einfach, aber diese hier...war unmöglich und genau deshalb verwarf Itachi sie sofort wieder, wandte den Blick ab und steckte es in seine Tasche, ehe er sich auf den Weg zurück nach Hause machte. Oder viel eher auf den Weg zu seinem Gefängnis; Madara begegnete ihm seit der Geschichte mit Kisame mit einer Verachtung, die sich kaum messen ließ. Absichtlich brachte er Dinge zur Sprache, bei denen sie geschworen hatten, nie wieder darüber zu reden. Immer wieder kamen Seitenhiebe, verbale Schläge...oder halt körperliche - wenngleich sich diese auf den Sex beschränkten. Sein Cousin hatte ihm nicht noch einmal ins Gesicht geschlagen, aber entschuldigt hatte er sich im Gegenzug auch nicht. Der ganze Stress, die schreckliche Stimmung erschien dem Jüngeren erdrückend und nicht zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass das alles endlich ein Ende haben musste. Er verwarf dies allerdings sehr schnell wieder, wollte nicht wirklich daran denken; besser machen würde es das auch nicht, eher im Gegenteil. Es tat schon genug weh, dass er gleich wie jeden Nachmittag in seinem Zimmer sitzen und lernen würde...einsam halt, so wie er es gewollt hatte. "Hey!" Na wunderbar...nun gesellte sich zu seiner schon beinahe peinlichen Melancholie auch noch der Grund allen Übels. "Verschwinde", murrte Itachi missgelaunt und ohne stehen zu bleiben. Kisame grinste lediglich, holte mit nur wenigen Schritten zu ihm auf und funkelte ihn von der Seite her belustigt an. "Nicht so freundlich...sonst denk ich noch, dass du mich magst." "...", dazu fiel dem Uchiha nicht mal eine Erwiderung ein. Schweigen. "Jetzt mal im Ernst...wie lange willst du noch vor mir wegrennen?" "...solange bis du endlich aufgibst." Er warf dem Älteren einen kurzen Seitenblick zu, wandte sich aber sofort wieder ab, vernahm ein leises Schnauben. "Du weißt genau, dass das nicht passieren wird." Es war Itachi nicht egal, keineswegs und sicher wusste Kisame das ebenso gut wie er selbst, doch zugeben würde er dies nicht. Wieder verfielen sie in Schweigen, was ziemlich ungewöhnlich für den haiähnlich aussehenden Mann war. Gewöhnlich nutzte er jede Gelegenheit für einen in seinen Augen humorvollen Spruch...früher war es jedenfalls so gewesen. "Ich habe mit Madara gesprochen." Ein Volltreffer. Itachi spürte sofort, wie ihm das Herz in die Hose rutschte, er sich reflexartig verspannte. "Er hat seltsame Sachen gesagt...von wegen, ich soll tiefer bohren oder so...was er mir damit sagen wollte, kapier ich nicht." Madara...dieser verdammte Mistkerl. Ohne Zweifel war das die Rache dafür, dass er seinem Cousin verschwiegen hatte, dass Kisame aufgetaucht war. Aber er hatte nichts durchsickern lassen, natürlich nicht, immerhin würde er sich damit ein Eigentor schießen. "Du weißt, was er gemeint hat, nicht wahr?" Er zuckte zusammen, als Kisame nach seinem Handgelenk griff, ihn somit an Ort und Stelle hielt, ihn dabei nicht aus den Augen lassend, was dem Uchiha einen Schauer über den Rücken jagte. "Nein! Und jetzt lass mich los!", wich er aus und versuchte sich dem Griff zu entziehen. Tatsächlich schaffte er es, sich von dem anderen zu lösen, wenn auch nur weil Kisame ihn ließ. "Du stellst dich an wie ein Mädchen. Zickst rum und benimmst dich, als würde ich dir was Böses wollen...dabei will ich nur mit dir reden." Das Gespräch zog sich langsam hin, traf wunde Punkte und Itachi verspürte immer mehr den Drang, sich einfach umzudrehen und wirklich davon zu laufen. Es ging Kisame nichts an, überhaupt nichts! "Früher warst du nicht so. Was ist los mit dir?" "Menschen verändern sich", seine Stimme klang bitter. "Mag sein, aber sicher nicht von einem Tag auf den anderen! Verdammt noch mal, was willst du mir hier für einen Scheißdreck erzählen? Ich hab dir damals gesagt, dass es mir leid tut, dass ich-" "Halt den Mund!", unterbrach der Jüngere ihn harsch, richtete seine schwarzen Iriden nun auf den anderen. "Es geht nicht immer nur um dich! Genau genommen geht es überhaupt nicht um dich und jetzt lass mich endlich in Ruhe!" Eigentlich hatte er sich damals geschworen, nie wieder die Beherrschung zu verlieren...nie wieder und was tat er dann hier? Er erhob seine Stimme, zeigte Kisame, wie wütend ihn dessen Gerede machte, anscheinend lernte man doch nicht aus Fehlern, aber wenigstens hielt der Ältere für einen Moment den Mund, schien aufgrund seiner heftigen Reaktion etwas perplex zu sein. "Wenn es nicht um mich geht, um wen oder was geht es dann?! Du redest ja nicht mit mir, wie soll ich also wissen, was abgeht?", rechtfertigte sich Letzterer nun und funkelte ihn ebenfalls erzürnt an. "Um nichts, lass mich e-" "Nein, ich lasse dich nicht!", fuhr ihm Kisame dazwischen und packte erneut sein Handgelenk. Itachi hatte selten ein Déjà-vu gehabt und garantiert nicht so derart stark wie in dem Augenblick, in der einen Ruck spürte und danach Kisames muskulösen Körper an seinem eigenen. Es dauerte sicher nicht mehr als fünf Sekunden, bevor der Uchiha sich losriss, doch es reichte. Bilder setzten sich in seinem Kopf fest und ob er es wollte oder nicht, er konnte Kisames Lippen bereits auf seinen fühlen...nur imaginär und doch so, als sei es real. Er riss die Augen auf, trat noch einen Schritt zurück, während Kisame ihn nur irritiert anschaute, sich über sein Verhalten wohl keine eindeutige Meinung bilden konnte. Niemand konnte das. "...fass mich nie wieder an", er gab sich Mühe, so viel Kälte und Distanz in seine Worte zu bringen, dass der Ältere sich davon abschrecken lassen würde, ihm ein weiteres Mal zu folgen. Doch auch wenn Kisame nichts sagte, ihm nicht einmal hinterher rannte, so wusste Itachi, dass er nicht das erreicht hatte, was er wollte. Abermals hallte die Frage in seinem Kopf wieder: wann würde das alles enden...? "Verdammt, Hidan, hmm!" Angesprochener zuckte stark zusammen und fuhr zeitgleich senkrecht aus dem Bett, die Hände mehr aus Reflex vor seine nicht zu übersehene Erregung, die er gerade noch mit routinierten Bewegungen bearbeitet hatte, haltend. Seine hellen Haare hatte er entgegen der Gewohnheit nicht zurück gegelt und so hingen diese ihm wirr ins Gesicht, was darauf hinwies, dass er noch nicht lange wach war. Ein leichter Rotschimmer hatte sich auf seine Wangen gelegt, doch dieser kam wohl eher von der Lust, anstatt von Schamgefühl, war Deidara doch davon überzeugt, dass Hidan selbiges nicht besaß. Hastig wandte der Blonde den Blick ab, blieb allerdings in der Tür stehen; immerhin war dies auch sein Zimmer. "Warum kannst du nie die Tür abschließen, hmm?!", zischte er, während er konsequent den Fußboden anstarrte. "Normalerweise hast du doch länger Schule oder? Kann ich wissen, dass du hier plötzlich reingestürmt kommst? Tse...und tu gar nicht erst so, als würde dir der Anblick missfallen...dein Schwanz verrät dich, Deidara-chan~", raunte der Ältere, welcher sich wohl schon wieder gefasst hatte. Perplex hob Deidara den Kopf, schaute sofort an sich herunter, um nachzuschauen, ob der andere nicht doch Recht hatte...er war doch wohl nicht... "Verarscht!", lachte der Silberhaarige auf und ließ sich nach hinten fallen. Sofort nahmen Deidaras Wangen die Farbe von frischen Tomaten an und er ballte wütend die Fäuste. "Du perverses Arschloch!" "Na, na, nicht so unfreundlich. Hast du dir mein Angebot mal überlegt, hm?", entgegnete Hidan und blieb weiterhin nackt und erregt auf dem Bett liegen. "Ich lehne ab", murrte der Jüngere und stellte seine Tasche neben den Schreibtisch, wobei er sich ermahnte, den anderen ja nicht anzusehen; wer wusste schon, wie dieser das wieder auffassen würde. Und er würde dem Jashinisten auch nicht auf die Nase binden, dass er sehr wohl über das Angebot nachgedacht hatte - natürlich ohne die Absicht, darauf einzugehen. Nicht mit Hidan. Es war eigentlich eher der Antrieb, mal wieder etwas zu tun, das er seit Sasoris Tod aufgegeben hatte. Der Wunsch, sich lebendig zu fühlen, sein Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken, ob er nun wollte oder nicht. Denn mit einem einzigen Punkt hatte Hidan Recht; sein Leben entsprach dem einer verwelkten Pflanze. Was tat er den ganzen Tag eigentlich? Zeichnen...essen...schlafen...in die Schule gehen...in Ausnahmefällen lernen...und sonst? Er ging nicht raus am Wochenende, Freunde hatte er auch nicht und Alkohol stellte inzwischen nur noch eine Lösung zum vergessen dar. Wenn man sich das so vor Augen hielt, fühlte man sich gleich richtig erbärmlich, wie ein Versager, der sich nur noch einen Sarg bestellen musste. Aber verdammt, Deidara war nicht tot! Was würde Sasori sagen, wenn er ihn so sehen würde? Daran wollte der Blonde nicht mal denken, denn der Akasuna war zu Lebzeiten immer ein gnadenlos aufrichtiger Mensch gewesen, der ohne Umschweife genau das gesagt hatte, was er dachte und das mit einer Kälte, die die Eiszeit übertraf. Er hörte das Rascheln der Bettdecke, vermutete, dass Hidan sich aufgerichtet hatte; er konnte die violetten Iriden auf sich spüren und es behagte ihm nicht. "Weißt du, Blondie...irgendwie glaub ich dir nicht." "Mir ist egal, was du glaubst", erwiderte Deidara lediglich, hörte Schritte. Er spannte sich an, als sich von hinten zwei Arme um seinen Oberkörper schlangen, er Hidans bloße Brust an seinem Rücken spürte...ebenso wie etwas Hartes an seinem Hintern. "Tatsächlich?", raunte der Ältere und drückte sich an den Blonden, der somit gezwungen war, sich zu beugen und sich auf dem Tisch vor sich abzustützen. "Hidan!" "Klappe!" Deidara wollte sich umdrehen, als er Hidans Lippen an seinem Hals spürte, die feuchte Zunge, welche die empfindliche Haut reizte und ob er wollte oder nicht, er konnte ein gewisses Gefühl der Erregung nicht unterdrücken. Trotzdem würde er sich nicht darauf einlassen...nicht mit Hidan. Außerdem war da noch immer der Gedanke, dass das, was er hier tat, Verrat an Sasori war. Was, wenn der Rothaarige ihn hierbei sehen könnte, was- "Hidan, hmm!! Nimm sofort deine Hände da weg!" Er konnte fühlen, wie der Russe gegen seinen Hals grinste, die Hand zwischen seinen Beinen ließ und ihm somit das Blut in die Wangen trieb. "Du hast ja doch was in der Hose…" "Pfoten weg, d-ah...", weiter kam er nicht, konnte er nicht anders, als aufzustöhnen, kaum dass Hidan gegen den Stoff seiner Hose rieb. "Kannst ruhig lauter stöhnen, wenn’s dir so gefällt", spottete der Russe und rieb sich nun zusätzlich an seinem Hintern. Deidara wusste nicht wirklich, was mit ihm geschah, spürte er einerseits das schlechte Gewissen wegen Sasori und die Abneigung zu Hidan, andererseits aber mindestens ebenso intensiv das Verlangen nach den Berührungen, war es doch so lange her, seit er selbige gefühlt hatte. Sein Kopf war gefüllt mit Erinnerungen an die Zeit mit Sasori...doch allmählich verblassten jene und mit Sicherheit war das ein Grund, warum Deidara entschied, diese Situation für sich zu nutzen. Vielleicht würde es besser werden, wenn er sich vorstellen würde, dass es Sasori wäre, der diese Dinge mit ihm tat...er durfte Hidan nur nicht ansehen. Genau...dadurch würde alles besser werden...er musste es sich nur einreden...und so schloss er die Augen und ließ die Berührungen zu. Man konnte Mitarashi Anko eine Menge negativer Dinge nachsagen, zum Beispiel, dass sie von Natur aus recht gewalttätig agieren konnte, wenn man sie provozierte. Ebenfalls dass sie ihren vorlauten Mund niemals zu halten vermochte und sich damit eine Menge Feinde in der Umgebung schaffte. Ja, einige mochten es sogar als negativ empfinden, dass sie Frauen liebte und keine Männer, was in der Gesellschaft immer noch als recht abnormal galt. Ihre Haarfarbe war ungewöhnlich, genau wie ihr Lebensstil, der aus Alkohol, Party, Sex und der Arbeit als Barkeeperin bestand. All diese Sachen konnte man ihr übel nehmen, aber sicher nicht, dass sie so dumm war, nicht zu bemerken, dass ihre Zimmergenossin ihr seit dem Abend am Wochenende auswich. Sie konnte Konan verstehen, wirklich, immerhin wurde man nicht jeden Tag von einer Frau geküsst...aber war das ein ernsthafter Grund, vor ihr zu flüchten? Nein, das war es nicht! Bisher hatte zwischen ihnen eine Art stilles Vertrauen bestanden, Konan hatte sie beinahe wie eine Freundin behandelt, die Neigung zum anderen Geschlecht niemals als Problem angesehen. Und jetzt das... Die Jüngere war immer ein ruhiger Mensch gewesen, der nicht besonders viel sprach oder auf sich aufmerksam machte, das schätzte Anko an ihr. Aber seit dem einen Abend sprachen sie so gut wie gar nicht mehr miteinander, gingen aneinander vorbei, ohne sich auch nur anzusehen. Das ging nicht von ihr aus, sie hatte versucht, Konan in ein Gespräch zu verwickeln, doch diese hatte nur etwas gemurmelt und war dann in Richtung Bad verschwunden. Verdammt noch mal, so ging das nicht weiter! Schön, sie hatte Konans Gefühle für Pain ignoriert, sie einfach geküsst, aber darüber konnte man reden oder nicht? Anko war nicht der Typ, der sich Vorwürfe machte oder Gewissensbisse entwickelte und dennoch konnte sie das leichte Unbehagen nicht verbannen. So selbstsicher sie noch in der Disco gewesen war, so unsicher fühlte sie sich nun...was war nur los mit ihr? Kopfschüttelnd verschwand sie in die Küche, würde ein Kaffee sie vielleicht aufmuntern können...doch daraus wurde nichts, denn kaum hatte sie den Türrahmen durchschritten, blickten ihr zwei graufarbene Iriden entgegen. Dass dieser Idiot auch immer dann auftauchen musste, wenn sie ihn nicht gebrauchen konnte - okay, er wohnte auch hier, aber trotzdem! Sollte er sich in seinem Zimmer verbarrikadieren und sich einen Joint rauchen, viel Hirn ging da auch nicht mehr verloren. Missmutig ließ sie sich auf einen der Stühle fallen, nachdem sie eine Zigarette aus ihrer Hosentasche gekramt hatte; Kaffee würde ihre Nerven jetzt nicht mehr beruhigen können, lediglich ihre Aggressionen steigern. Pain sagte nichts, beachtete sie auch nicht weiter, sondern zog still an seiner eigenen Kippe, während der Qualm aus dem geöffneten Fenster zog. Die Violetthaarige suchte nach ihrem Feuerzeug; wo war das blöde Ding bloß?! Noch gereizter als ohnehin schon sah sie auf, erblickte das rote Feuerzeug auf dem Tisch und griff danach, obgleich es nicht ihres war. Wie erwartet sagte Pain nichts, hob stumm eine Augenbraue, ohne sein Eigentum zurückverlangen zu wollen. Was für ein Waschlappen! Schnell zündete sie ihre Zigarette an, nahm einen tiefen Atemzug, spürte den Rauch in ihrer Lunge und genoss es. Dann pfefferte sie sein Feuerzeug zurück auf den Tisch, nahm weitere tiefe Züge. Es herrschte Schweigen zwischen ihnen - wie immer, wenn Anko nicht gerade dabei war, ihn zu beleidigen. Pain selbst sagte ja selten etwas...langweilig. Und mit einem Mal fragte sie sich, was Konan eigentlich an ihm fand...wieso sie ihn liebte, einen Eisblock wie ihn. Sie gestattete sich eine kurze Musterung seinerseits, versuchte so unauffällig wie möglich in seine Richtung zu schielen- nicht, dass er sich nachher noch was drauf einbildete. Gut, er war recht attraktiv für einen Mann, mit seinem ebenmäßigen und dennoch maskulin kantigen Gesicht und ja, auch die ausgeprägten Muskeln, die sich unter dem schwarzen Shirt wölbten, hatten für eine heterosexuelle Frau sicher ihren Reiz. Sie selbst stand ja eher auf weichere Kurven. Möglicherweise waren es auch die Haare...blonde Männer erschienen einem in Japan doch eher selten, jedenfalls welche, die sie nicht gefärbt hatten. Aber Pain war ja auch halber Amerikaner...vielleicht war es sein leichter Akzent, die tiefe, raue Stimme. Die Augen konnten es einfach nicht sein...genauso gut hätte man sich in eine Leiche verlieben können. Tote, graue Iriden ohne jeden Ausdruck, immer nur mit der gleichen Monotonie. Welche Frau würde darin etwas sehen, was ihr gefiel? Ach ja...und die Löcher, die sich durch seinen ganzen Körper fraßen, von zahlreichen Piercings zerstochen. Anko selbst bevorzugte Tattoos, trug einen Drachen, welcher sich um ihren Oberarm schlängelte und ein Tribal an der Hüfte. Im Grunde hatte sie auch nichts gegen Piercings, aber Pain übertrieb damit wirklich maßlos. Wie zum Teufel konnte Konan also diesen Mann lieben?! Unbegreiflich... "Ist etwas?" Vielleicht hatte sie ihn doch etwas zu auffällig angestarrt... "Nein", erwiderte sie ungewohnt knapp und zog wieder an ihrer Zigarette. Dazu musste nichts weiter gesagt werden. "Du hast mit ihm gesprochen!" Ohne sich aus dieser Feststellung aus der Bahn werfen zu lassen, öffnete Madara die linke Tür des Kleiderschrankes, musterte den Inhalt eingehend, ehe er sich eine dunkelblaue Jogginghose heraus holte und selbige anzog, bevor er sich auf die Suche nach einem Shirt machte. Heute würde er nicht mehr raus gehen, von daher war die Wahl der Kleidung nicht von Bedeutung...eigentlich wollte er nur noch schlafen. "Mit wem?", fragte er schließlich, obwohl er genau wusste, um wen und was es ging. Madara hatte im Laufe der Jahre gelernt, dass man bei unangenehmen Gesprächsthemen immer zuerst auf Unwissenheit plädieren sollte, ehe man sich dazu äußerte. Das konnte manchmal nützlich sein, wenn man sich heraus reden wollte und auch wenn er das bei Itachi keinesfalls nötig hatte, so fand er es doch amüsant, seinen Cousin etwas hinzuhalten. "Das weißt du genau", gab jener nun zurück und Madara entging der zornige Unterton nicht. Natürlich wusste er es, schließlich war sein Handeln pure Berechnung gewesen. "Drück dich doch bitte klarer a-" "Du hast mit Kisame gesprochen!" "...und fall mir nicht ins Wort, du weißt, ich hasse respektloses Verhalten." Wenn man es genau nahm, war Itachi nie respektlos. Er verhielt sich immer korrekt, benahm sich überall höflich und war mit seiner Meinung eher zurückhaltend, was Madara bis heute auf Fugakus strenge Erziehung schob. Jedenfalls war Itachi das alles gewesen, bis vor drei Jahren, erst in diesem Zeitraum hatte sich sein Charakter verändert, aber das war in Ordnung. Angst oder auch nur ein schlechtes Gewissen, Schuld...einfach gesagt, negative Gefühle veränderten Menschen nun mal, das war unausweichlich. "Und ja, ich habe mit ihm gesprochen", antwortete er schließlich auf die Frage, zog sich das schwarze Shirt über den Kopf. "Du wusstest, wie er das verstehen würde und du wusstest, dass er jetzt erst recht nicht aufhören wird." Fast richtig. Madara hatte an das bisschen Verstand im Hirn des haiähnlichen Mannes geglaubt, wohl vergebens, aber er hatte es geglaubt. Und dass Kisame seinen Cousin nicht in Ruhe lassen würde, hing wohl kaum von seinem Geschwafel - das ja sowieso keinen Sinn ergeben hatte - ab. "Das hat nichts damit zu tun", erwiderte er daher nur und schloss die Schranktür wieder, strich sich die Haare zurück. "Warum hast du ihm nicht gleich alles erzählt?" Er wandte sich Itachi, der seinen Blick kalt erwiderte zu; irrte er sich oder vernahm er da eine Spur von Rebellion in seiner Stimme? Bisher hatte es das nicht gegeben und Madara legte keinen Wert darauf, dass Itachi plötzlich entschied, die Dinge auf seine Weise zu regeln. Jetzt, wo sie so weit gegangen waren, nicht mehr. Dafür war es zu spät. "Werd nicht hysterisch", er wusste, wie sehr Itachi es hasste, wenn er mit femininen Eigenschaften in Verbindung gebracht wurde. "Ich habe ihm nicht mal einen hilfreichen Rat gegeben, geschweige denn, dass der Typ ihn verstanden hätte. Warum also machst du so ein Drama daraus?" Ihm fiel auf, dass Itachis Finger sich in das Laken krallten, während er wohl seine Mühe hatte, sich zu beherrschen. Also ging ihm das immer noch nahe. Sicher, mit nichts anderem war zu rechnen gewesen. "Letztens noch bist du derjenige gewesen, der einen Aufstand gemacht hat, weil ich dir etwas verschwiegen habe und jetzt sagst du mir, ich sei hysterisch? Ich würde ein Drama daraus machen?" "Ich hasse es, wenn man mich hintergeht. Sieh mein Handeln also als Vorbeugung gegen eventuelle Schwierigkeiten, die du mir machen könntest, weil du denkst, du schaffst den Rest allein. So läuft das nämlich nicht, Itachi." Er sah dem Jüngeren an, dass diese Begründung ihm nicht reichte, er sich wohl ungerecht behandelt fühlte. "Du willst mir sagen, ich hätte das verdient?", kam es diesem schließlich über die Lippen. Gute Frage. Aus Madaras Blickwinkel heraus war die Strafe angemessen gewesen, also nickte er bloß. Eventuelle Fehler in Erwägung zu ziehen, gehörte sowieso nie zu seinen Stärken und außerdem ließ Itachi sich so unglaublich leicht manipulieren, man musste nur wissen, welche Knöpfe man zu betätigen hatte. "Du weißt doch selbst genau, was du verdient hast, oder nicht?", gab er daher zurück, beobachtete mit einem dünnen Lächeln, wie das Funkeln aus den dunklen Augen seines Gegenübers schwand. Stattdessen schien Itachi einzusehen, dass er kein Argument hatte, was dem widersprach. Schuld war wirklich ein gemeines Mittel der Erpressung, aber ebenso effektiv und Madara sah keinen Grund, darauf zu verzichten. "Können wir das Thema also beenden? Ich denke, wir sind quitt, was meinst du?" Lediglich ein schwaches Nicken, aber den Widerstand hatte er gebrochen, selbstverständlich. Und wenn Madara es sich recht überlegte, war ihm soeben auch die Lust aufs Schlafen vergangen. Viel lieber würde er nun mit jemandem schlafen. Sex war nicht nur ein Mittel zur Entspannung, sondern auch zur Verdrängung und momentan gab es einiges, das Madara aus seinen Gedanken streichen wollte. Warum also nicht dafür sorgen, dass sein Cousin sich wieder bewusst wurde, welche Rollen sie in diesem Spiel spielten? Wem er sich unterzuordnen hatte und wem er noch als einziges vertrauen konnte. "Das freut mich", raunte er daher, legte die Hände auf die Schultern des Jüngeren und drückte ihn in die Laken, fand Platz auf seinen Hüften. Wie erwartet fehlte auch hier jeglicher Widerstand, nicht mal der halbherzige Versuch, ihn von sich zu schieben. Stattdessen sah Itachi ihm mit einem Blick entgegen, der fast schon Madaras Mitleid anregte...aber halt nur fast. "Du solltest dich endlich damit abfinden", riet er ihm, woraufhin der andere lediglich zur Seite blickte, keine Antwort gab. "...sonst zerstört es dich am Ende noch." Und mit diesen Worten nahm er die Lippen Itachis in Beschlag, schickte seine Hände über den unter ihm liegenden Körper und nahm sich das, was ihm zustand. Man konnte wirklich behaupten, dass Deidara in seinem Leben eine Menge Scheiße gebaut hatte...mehr als genug, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Als er klein gewesen war, hatte er zum Beispiel zu Silvester immer die Briefkästen in der Umgebung gesprengt. Und einmal wäre um ein Haar das Chemie-Labor in der Schule explodiert, weil er sich nicht an die Anweisungen gehalten hatte...die Folgen waren, dass einer seiner Klassenkameraden mit Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Dann hatte er irgendwann erkannt, dass er nicht auf Frauen stand und das gab auch schon die nächste Katastrophen-Lawine...bis Sasori aufgetaucht war. Sasori hatte es geschafft, ein kleines bisschen Ordnung in sein total verkorkstes, chaotisches Leben zu bringen und das war wirklich eine Meisterleistung. Nicht, dass Deidara dies gewollt hatte, konnte er doch mit Perfektion, Ordentlichkeit und der Norm nichts anfangen, aber schlussendlich hatte er zugeben müssen, dass Sasoris Einfluss auch ein paar positive Aspekte hervor gebracht hatte. Leider schien er jetzt, wo der Akasuna nicht mehr bei ihm war, wieder in alte Muster zu verfallen...wie sonst sollte er sich erklären, dass er mal eben so aus heiterem Himmel mit Hidan in die Kiste gesprungen war? Warum hatte es gerade dieser aufdringliche Mistkerl sein müssen? Es gab doch weiß Gott genug Schwule auf der Welt! Warum also Hidan? Schön, er hatte sich ablenken wollen, mal wieder Sex haben wollen...klang alles ganz plausibel. Nur warum hatte er sich dann auf Hidan eingelassen? Das würde noch ein wahrhaftiges Desaster geben. Nicht, dass es nicht gut gewesen wäre, anders als mit Sasori, auch nicht so gut wie mit Sasori, aber dennoch sicher nicht der schlechteste Sex, den er je in seinem Leben gehabt hatte. Einzig die Tatsache, dass es sich dabei um Hidan handelte, versaute das Ganze - wie sollte er sich dem Russen in Zukunft gegenüber verhalten? Sicher würde sein Mitbewohner sich nicht diskreter verhalten als sonst...nein, eher würde er wohl damit hausieren gehen, angeben, dass er es geschafft hatte, ihn rumzukriegen. Vielleicht war es sogar eine Wette gewesen? Amüsierte sich Hidan womöglich gerade darüber, wie einfach er zu haben gewesen war? Der bloße Gedanke daran verursachte ihm Magenschmerzen...bitte nicht! Seufzend schob Deidara seinen Stuhl zurück, legte das Geld für die Cola auf den Tresen und verließ die Imbissbude, in der er sich eigentlich nur aufgehalten hatte, um Hidan aus dem Weg gehen und ungestört nachdenken zu können. Viel gebracht hatte es nicht. Er würde sich halt wie immer verhalten...möglicherweise tat der Russe es bereits als einen weiteren bedeutungslosen One Night Stand auf seiner Liste- auf welcher sich bestimmt schon tausende tummelten- ab. Genau...es würde nie wieder geschehen. "Ich kann’s kaum erwarten, ihn das nächste Mal flachzulegen!" Grinsend beobachtete Hidan, wie sein Gegenüber die Augenbrauen zusammenzog, ihn skeptisch musterte. "Hast du nicht gesagt, er wäre dir bisher immer abgeneigt gewesen?" "Ist ja auch so...ich weiß auch nicht, was plötzlich mit ihm los war...ist mir auch egal! Hauptsache ist doch, dass er mir brav den Arsch hingehalten und sich richtig hat durchnehmen lassen. Ich sag’s dir, er sieht zwar aus wie ein Mädchen, aber er stöhnt wie ein russischer Stricher!" "Du muss es ja wissen, nicht wahr?", erwiderte die blonde Frau und ein süffisantes Lächeln umschmiegte ihre schmalen Lippen, während sie sich eine Zigarette zwischen selbige stecke. "Hast du Feuer?" "Wenn ich ne Kippe abkriege, ja." "Schmarotzer..." "Willst du oder nicht?" "Ach, hier hast du...und jetzt gib schon her!" Ungeduldig schlossen sich die schmalen Finger um das mit einem nackten Männerkörper gezierte Feuerzeug, ehe sie sich ihre Zigarette ansteckte und es ihm schließlich zurückgab, woraufhin er es ihr gleich tat. Genüsslich zog er an dem Glimmstängel, inhalierte den Rauch tief und stieß ihn dann aus. "Und wie willst du ihn zu einer zweiten Runde überreden?", nahm die junge Frau das Gespräch wieder auf, musterte ihn aus ihren grünen Iriden. Hidan zuckte mit den Schultern, hatte er sich darüber noch keine wirklichen Gedanken gemacht. "Wird schon klappen..." "Ach ja? Sei nur nicht zu optimistisch..." "Bin ich nicht...die blonde Schlampe hat sich einmal drauf eingelassen, ein zweites Mal ist locker drin, verlass dich drauf!" "Und wenn er es gerade eben bereut?" "Niemand bereut Sex mit mir, klar?" "Das bezweifle ich doch sehr." "Tse, glaub, was du willst, aber ich sag’s dir...das war nicht das letzte Mal...dafür werde ich sorgen." Er beobachtete, wie die Blondine nachdenklich aus dem Fenster der kleinen Kneipe, in der sie saßen, schaute, dann noch einen Zug ihrer Zigarette nahm. "Scheint so, als ginge dir sein Verlust ziemlich nahe, hm? Suchst du jemanden, an dem du dich auslassen kannst?", fragte sie dann, fixierte ihn mit ihren Katzenaugen. Natürlich wusste er sofort, von wem sie sprach und sie wusste mit absoluter Sicherheit, wie sehr er dieses Thema verabscheute. Dementsprechend garstig reagierte er auch auf diese Frage, die mehr Feststellung war. "Erstens hat das nichts damit zu tun und zweitens geht dich das einen Scheiß an, Temari!", fauchte er ungehalten, was die andere keineswegs zu beeindrucken schien. "Bleib cool...wenn’s dich nicht interessiert, warum regst du dich dann so auf?" Voll ins Schwarze getroffen...typisch, Sabaku no Temari war immer schon sehr scharfsinnig gewesen, seit er sie kannte und er kannte sie bereits ziemlich lange. "Scheiß drauf, klar?! Das Thema ist beschissen, also reden wir nicht drüber!", versuchte er einen Schlussstrich zu ziehen und tatsächlich ging die Blonde mit einem wissenden Lächeln darauf ein. "Schön...reden wir wieder über Dei-chan." Aber dass dieses Thema noch nicht gegessen war, darüber waren sie sich beide im Klaren...trotzdem, Hidan selbst würde versuchen, es so lange unter den Teppich zu kehren, wie es nur möglich war. _______________________________________________________ Ich gebe es zu...es macht mir Spaß, die Charaktere ein wenig leiden zu lassen. :P Die Auflösung wird noch etwas dauern, bis dahin kann ich euch nur Häppchen geben, tut mir leid. Im nächsten Kapitel gibt es dafür mehr Informationen über Kisame und Itachi. Zudem wird Deidara eine Entscheidung treffen und Konan spricht endlich mit Anko. Als Bonus gibt es ein Wiedersehen mit Hashirama...das Madara überhaupt nicht passt. Bis denne! Pia Kapitel 8: Save me from the nothing i´ve become ----------------------------------------------- "Ich liebe dich." Lippen drückten sich auf seine, erstickten jedes Wort, welches über selbige gleiten wollte, im Keim. "Du weißt doch, warum ich das tue." Hände auf seinem Körper. "Und du weißt, dass du es verdient hast." Male auf seiner Haut, weitere Beweise, Flecken, die bezeugten, was geschehen war. "Weißt du, wie sehr ich dich liebe?" Begriffe, die nicht zu dem Tun passen, dem widersprachen und somit zur Heuchelei wurden. "Schon so lange..." Und doch befand sich ein Funken Wahrheit in ihnen...und wahrscheinlich war genau das das Erschreckende. "Weißt du, wie weh es tut, verraten zu werden?" Nadelstiche, die sich in sein Herz bohrten, ihm gleichzeitig die Luft zum Atmen nahmen. "Nein...das weißt du nicht, aber ich kann es dir zeigen..." Schmerzen...physisch, wie psychisch. "Verstehst du mich jetzt?" Hilflosigkeit, nicht imstande, sich selbst aus der Situation, die er selbst zu verantworten hatte, zu befreien. "...nein, du tust es immer noch nicht." Dummheit...unaussprechliche Naivität und das Gefühl, die ganze Zeit blind gewesen zu sein. "Aber du wirst es tun." Und wieder Schmerzen...bis ihn die Finsternis einhüllte und ihm half, sich wenigstens eine Weile nicht mit seinem Schicksal auseinandersetzen zu müssen. Wie kurz die Gnadenfrist auch sein mochte...er war dankbar für sie. Es gab viele Dinge, die in der Öffentlichkeit als peinlich eingestuft wurden und gerade in der Schule war es wohl jedem Menschen wichtig, sich nicht vor anderen zu blamieren. Handelte es sich nun um ein Missgeschick, wie zum Beispiel das Fallen von einem Sportgerät oder auch nur darum, eine dumme Antwort im Unterricht gegeben zu haben, weil man nicht aufgepasst hatte...gern machte sich niemand zum Idioten. Es gab Leute, die am laufenden Band in solche Fettnäpfchen traten und es gab Leute, denen in zehn Jahren im schlimmsten Falle mal ein Stift runter fiel. Bisher hatte sich Itachi immer zu Letzteren gezählt und da war er sicher nicht der einzige, denn jedem war bekannt, dass der Uchiha über eine Art verfügte, die ihn für viele nahezu perfekt erschienen ließen. Vielleicht war das der Grund, weshalb er zur Pause nicht raus gegangen war, sondern auf einer Liege im Krankenzimmer der Schule saß, den wachsamen Augen seines Lehrers ausgesetzt. Natürlich, es war nicht üblich, mitten im Unterricht bewusstlos umzukippen, aber so einen...Schwächeanfall hatte doch jeder schon mal gehabt und nachdem Itachi sich fünfmal kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, fühlte er sich auch schon wieder ganz gut. "Leg dich lieber hin." Und trotzdem sah er Hatake an, dass der ihn am liebsten sofort nach Hause geschickt hätte - was der Schwarzhaarige bis jetzt partout abgelehnt hatte. Was sollte er zuhause? Was kümmerten ihn die Blicke seiner Mitschüler, das Getuschel über seine Ohnmacht, wenn er stattdessen nicht den Stoff der nächsten Stunden verpasste und so ein wenig länger außerhalb seines eigens ausgesuchten Gefängnisses blieb...denn das stellte die Wohnung für ihn da. "Es geht schon", entgegnete er bloß in der üblichen, desinteressierten Tonlage. Hatake Kakashi, Sportlehrer und chronischer Zuspätkommer seines Zeichens, hob lediglich eine Braue aufgrund dieser Aussage, verschränkte die Arme. "Du bist mit dem Hinterkopf genau auf die Reckstange geknallt und dein Fall auf den Boden sah auch nicht sehr elegant aus. Du kannst froh sein, dass du keine Gehirnerschütterung hast." Nun, das entsprach wohl der Wahrheit und wenn Itachi ehrlich war, spürte er immer noch eine gewisse Übelkeit und sein Kopf pochte auch ununterbrochen. "Davon abgesehen bist du bleich wie eine Leiche und...", Hatake brach ab, schien sich nicht sicher zu sein, wie er die folgenden Worte formulieren sollte. "...mal ganz ehrlich, Itachi; hast du irgendwelche privaten Probleme?" Das hatte gesessen. Eine Ohrfeige wäre wohl humaner gewesen, als dieser Schock, den gerade verspürte. Was sollte das heißen, ob er private Probleme hatte? "Wie...meinen Sie das?", erkundigte er sich äußerlich ruhig, obwohl er das Gefühl hatte, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen. "Nun, du hast nach deinem Sturz ein paar Dinge gemurmelt - im Unterbewusstsein, nehme ich an -, die darauf hinweisen, dass du...dass dich wohl etwas beschäftigt." Wieder setzte das schmerzhafte Pochen in seinem Kopf ein und sein Herz schien aus der Brust springen zu wollen, so heftig schlug es dagegen. Was hatte er gesagt?! Er konnte sich nicht mehr erinnern und das versetzte ihn in Panik. "...mir geht es gut." "Wirklich? Hör zu, du weißt, dass solche Angelegenheiten streng vertraulich behandelt werden. Ich als dein Lehrer habe die Pflicht, mir eventuelle Probleme anzuhören und weiterzuhelfen, wenn ich dazu in der Lage bin...und wenn jemand plötzlich zusammenbricht und dann auch noch davon spricht, seinem Leben ein Ende machen zu wollen...du wirst verstehen, dass ich da nicht weg sehen kann." Was hatte er gesagt, dass Hatake zu so einem Schluss kam? Was hatte er gesagt?! Der Brechreiz wurde stärker und er schmeckte bereits die Magensäure in seinem Hals. "So etwas würde ich nicht sagen." Sein Lehrer blickte ihn prüfend und zugleich ungläubig an, hatte sich wohl seine Meinung bereits gebildet. "Ich habe die Wörter Ende, keinen Sinn und nicht mehr verstanden...erklär mir bitte, was daran misszuverstehen ist." "Die Schule." Die Antwort war so schnell aus seinem Mund gekommen, dass er selbst einen Moment brauchte, um selbige zu realisieren. Hatake blinzelte irritiert, schien das nicht ganz zu verstehen. "Die Schule?" "Ich überlege, ob ich sie nicht abbreche und mir eine Ausbildung suche", es war nicht das erste Mal, dass er jemanden belügen musste. "Das kann ich nicht nachvollziehen...deine Noten sind doch überdurchschnittlich gut." "Es ist momentan ein wenig viel. Ich bin mir nicht sicher, ob ich damit weiter machen möchte." Wieder eine Lüge. Niemals würde er die Schule einfach so abbrechen, bestand sein Leben doch eigentlich nur aus Lernen. "Und der Zusammenbruch? Welche Erklärung hast du dafür?" "Ich habe heute noch nichts gegessen." Das entsprach der Wahrheit, aber der Grund für diesen Unfall lag woanders; davon würde er Hatake niemals erzählen, ganz gleich, was dieser sich nun denken mochte. So hielt er dem Blick seines Lehrers stand, hoffend, dass dieser nun Ruhe gab und es dabei belassen würde. "Na schön. Ich werde dir glauben. Aber falls etwas sein sollte…du kannst mit mir reden, das weißt du oder?" Er nickte knapp; eigentlich war Hatake gar nicht so übel, wo andere die Fassung verloren und rum schrieen, blieb er ruhig und versuchte eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden waren. Möglicherweise war es auch echte Besorgnis und nicht bloß der Grund, dass er zum Helfen verpflichtet war. Dennoch, er würde ihm niemals erzählen, was ihn belastete. Helfen konnte ihm sowieso keiner, dazu war es bereits viel zu spät. Er sah auf, als er eine Hand spürte, die sich auf seine Schulter legte und selbige leicht drückte. Ein freundliches Lächeln begegnete ihm, sollte wohl aufmunternd wirken und Itachi war sich nicht ganz sicher, ob der Grauhaarige ihm nun doch nicht glaubte. "Dann solltest du jetzt etwas essen, wenn du schon nicht nach Hause willst." Abermals ein Nicken, ehe er sich erhob und daran machte, das Zimmer zu verlassen. "Oh und das mit der Schule solltest du dir noch einmal überlegen", vernahm er die Stimme hinter sich, nickte ein drittes Mal. Kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte, spürte er eine ziemliche Erleichterung, gleichzeitig aber auch das erdrückende Gefühl der Schuld. Außerdem die Angst, irgendwann nicht mehr alles unter Verschluss halten zu können; war er wirklich schon soweit, dass er Suizidgedanken hegte? Wenn ja, musste er unbedingt mit Madara reden und...er unterbrach sich selbst; mit Madara reden? Natürlich, damals hatte er das gekonnt, doch jetzt blieb ihm auch das verwehrt. Der Ältere würde ihn nicht ernst nehmen oder ihm Ratschläge erteilen, die nur ihm einen Vorteil boten. Vertrauen konnte er inzwischen niemandem mehr, nicht einmal sich selbst. Gut gelaunt schmiss Deidara seine Schultasche in den Flur, machte sich nicht mal die Mühe, eben jene in sein Zimmer zu bringen. Sollte Konan doch meckern, gerade war ihm das alles ziemlich gleich. An diesem Tag waren ihm nämlich gleich zwei gute Dinge widerfahren und er wusste nicht, über was er sich mehr freuen sollte. So beschissen der Tag angefangen hatte - Hidan hatte ihn am Morgen ziemlich bedrängt -, so perfekt hatte sich das Fazit des Tages ergeben. Als seine Kunstlehrerin Inuzuka Hana ihm schon in der ersten Stunde mitgeteilt hatte, dass die letzte Abgabe seiner Werke ziemlich eindrucksvoll gewesen sei und er dafür eine glatte Eins bekommen würde, war ihm zuerst nur die Kinnlade herunter geklappt und im Nachhinein war er den ganzen Tag mit einem fast schon beängstigendem Grinsen in der Schule herumgelaufen. Wie lange war es her, dass er so für seine Arbeit belohnt worden war? Mindestens ein halbes Jahr; er war nach Sasoris Tod schlechter geworden, konnte nicht mehr wirklich etwas mit seinem sonstigen Talent anfangen und das hatte ihn mehr als nur deprimiert. Aber jetzt hatte er es geschafft und er würde weiter so machen, damit er seine Leistungen auch in Zukunft steigern konnte. Die zweite gute Nachricht war ihm von einer Bekannten aus der Parallelklasse mitgeteilt worden; Uchiha Itachi, die Perfektion in Person, war doch tatsächlich im Sportunterricht umgekippt. Den Tratsch zu urteilen war er ziemlich unschön gefallen, genau auf die Reckstange...uh, das würde eine hübsche Beule geben. Na ja, vielleicht verhielt er sich ein bisschen zu schadenfroh, aber Itachi stellte nun mal einen Faktor dar, der einfach nur störte. Schon weil er als Inbegriff der Perfektion galt. Perfektion war etwas, das Deidara nicht einfach so tolerieren konnte, vor allem nicht, weil es niemanden ohne Fehler oder Makel gab. Warum also himmelten die ganzen Weiber den Uchiha an, wo der doch vor Ecken und Kanten nicht wohin wusste. Ein Punkt, bei dem Itachi bei ihm unten durch war und dann noch diese extrem nervige Schweigsamkeit, seine herablassenden Blicke und diese Kälte, die aus ihm ein arrogantes Arschloch machte. Ja, Deidara schämte sich wirklich nicht für seine Schadenfreude, gönnte es dem Uchiha. Er hielt inne, als er die Tür hinter sich erneut aufgehen hörte und als er sich umdrehte und erkannte, um wen es sich da handelte, konnte er nicht anders, als zu grinsen; wenn man vom Teufel sprach. Anscheinend hatte Itachi heute ebenfalls acht Stunden Schule gehabt; warum war der nach seinem ach so dramatischen Sturz eigentlich nicht nach Hause gegangen? Bescheuert. Kurz trafen sich ihre Blicke, dann wandte sich Itachi ab, zog kommentarlos seine Schuhe aus; im Gegensatz zu dem Blonden, schmiss er seine Tasche nicht in die Ecke. "Hab gehört, du bist ohnmächtig geworden, hmm", einen Spruch konnte er sich nun wirklich nicht verkneifen. Wie erwartet, sagte der Uchiha nichts, stellte seine Schuhe ordentlich in neben den Schrank, ohne auch nur aufzusehen. Schon wieder! Wahrscheinlich hielt er sich noch für was Besseres. "Gibt sicher ne hübsche Beule, hmm? Ach und stimmt es eigentlich, dass du dich umbringen willst?" Deidara hielt dieses Gerücht für blanken Unsinn; welchen Grund hätte Itachi schon, sein Leben zu beenden? Er hatte doch alles. Er war beliebt in der Schule, schrieb die besten Noten und Geld von seinen Schnösel-Eltern bekam er sicher auch noch rein geschoben; der Name "Uchiha" tauchte so oft in der Zeitung auf. Soweit Deidara wusste, war Itachis Vater Polizei-Chef und als solcher verdiente man bestimmt eine gute Summe. Auch diesmal schwieg der andere, legte seine Jacke ab und hängte sie an die Garderobe; schon wieder ignorierte dieser Mistkerl ihn. Noch ein Punkt, wegen dem er ihn nicht leiden konnte; dieses feige Ausweichen. War Itachi nicht fähig, ihm etwas Kontra zu bieten? Sich gegen solche Vorwürfe zu wehren? Als würde ihm alles und jeder am Arsch vorbei gehen, wie der Blonde das hasste. Nur einmal wollte er Wut oder irgendein anderes Gefühl in diesen leblosen Augen sehen, etwas, das bewies, dass da keine wandelnde Leiche vor ihm stand, sondern ein Mensch. "Wenn du dich schon mal zum Aufwärmen ein bisschen ritzen willst, du weißt ja, wo die Messer liegen, hmm", wie heftig seine Worte eigentlich waren, bemerkte Deidara erst, als er sie schon ausgesprochen hatte und er bereute sie. Tatsächlich zeigte Itachi nun eine Reaktion und der Kunstfanatiker schluckte, als er etwas ihm sehr Bekanntes in den dunklen Iriden ausmachte. Scheiße, bekam er jetzt Mitleid? Unsinn, warum sollte er? Itachi hatte doch gar keinen Grund, sich umzubringen. Also waren seine Worte nichtig. "Willst du mir noch sagen, wo ich ansetzen soll?" Die Worte hatten einen bitteren Beigeschmack, der sich rasch verbreitete; verdammt noch mal, seit wann antwortete der Schwarzhaarige denn auf so was? "Ich-", begann er, doch Itachi war schon an ihm vorbei gegangen und der Blonde hörte nur noch, wie die Zimmertür ins Schloss fiel. Warum hatte er das unangenehme Gefühl, gerade richtig Mist gebaut zu haben? Als Konan schließlich von der Schule zurück in die Wohnung kam, fiel ihr gleich auf, dass schlechte Stimmung herrschte. Sie wusste nicht, woran dies lag oder warum es ihr sogleich auffiel, obwohl sie nicht mal einen ihrer Mitbewohner zu Gesicht bekommen hatte, aber es lag irgendwie in der Luft. Vielleicht, dachte sie, während sie ihre Schuhe auszog und die Jacke aufhängte, lag es aber auch an ihren eigenen Problemen. Möglicherweise sah sie alles negativ, weil sie die Schuldgefühle wegen Anko einfach nicht loswurde. Seit dem Kuss herrschte in Konans verworrener Gefühlswelt noch mehr Chaos als es vorher der Fall gewesen war. Noch nie hatte sie eine Frau geküsst, überhaupt war es ihr erster Kuss gewesen. Mit Anko und sie wusste absolut nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Einerseits erinnerte sie sich vage daran, dass die Vereinigung ihrer Lippen gar kein so unangenehmes Erlebnis gewesen war und außerdem mochte sie Anko eigentlich sehr gern, hübsch war sie auch noch und sie kümmerte sich wenigstens um sie. Anders als Pain und damit war sie auch schon bei den Sachen, die dagegen sprachen, sich auf ihre Mitbewohnerin einzulassen. Wie würde Nagato darauf reagieren, wenn Konan mit einem Mal zum anderen Ufer wechselte? Sich mit einer Frau wie Anko abgab? Wie würde er sie dann sehen? Würde sich dadurch noch etwas ändern? Konnte Konan überhaupt eine Frau lieben oder suchte sie in der Violetthaarigen nur eine Art billigen Trost, weil Nagato sich mehr und mehr von ihr entfernte? All das gab ihr zu denken und brachte sie zum Weglaufen, wich sie der Älteren doch kontinuierlich aus, fühlte sich nicht in der Lage, mit ihr darüber zu sprechen. Wie albern, immerhin waren sie beide erwachsene Frauen - Konan sah sich trotz ihrer Minderjährigkeit nicht als Kind - und sollten somit darüber reden können. Diese Ungewissheit belastete sie. Selbst Kurenai war aufgefallen, dass sie sich anders als sonst verhielt, noch abwesender als sonst war und ständig mit einer Miene herum lief, die einem Sorgen bereiten konnte. Erzählt hatte Konan niemandem etwas, weil die Mehrheit es nicht verstehen würde, dessen war sie sich sicher. Nicht jeder ging mit Homosexualität so locker um und sie wollte weder sich noch Anko Probleme bereiten. Beiläufig griff sie nach ihrer Tasche, ehe sie in ihr Zimmer ging; Hunger hatte sie nicht wirklich und kochen würde heute sowieso jemand anderer - sie war erst morgen wieder an der Reihe. Mit einer Spur Nervosität drückte sie die Türklinke runter, ahte, dass Anko vielleicht auf sie wartete, doch sie hoffte dennoch, dass dies nicht der Fall sein würde. Dies sollte nicht geschehen, wie sie merkte, als sie eintrat; ernst sahen ihr die braunen Augen der anderen entgegen und Konan begriff, dass es dieses Mal keine Flucht gab. Also stellte sie ihre Tasche auf dem Tisch ab und lehnte sich an selbigen, während sie darauf wartete, dass Anko etwas sagte; sie würde niemals den ersten Schritt machen. Dessen war sich wohl auch die Ältere bewusst, denn sie setzte zum Sprechen an, erhob sich vom Bett, blieb aber noch auf eine gewisse Distanz, was auch besser so war. "Wir müssen reden." Konan nickte; das mussten sie wirklich; nur wie, das war ihr schleierhaft. Anko schien allerdings genau zu wissen, worüber sie sich zu unterhalten hatten. "Du weichst mir seit dem Wochenende aus. Seit ich dich geküsst habe. Ich meine, ja, ich weiß, es war zu schnell...ich hab dich wahrscheinlich überrumpelt und ja, okay, du warst ziemlich beschwippst und ich hätte das nicht ausnutzen dürfen. Das war falsch. Aber, Konan, es...ist nun mal passiert! Und wenn es so schrecklich für dich war, weil du nichts mit Frauen anfangen kannst oder mich nicht willst, dann sag das doch einfach, anstatt immer nur wegzulaufen! Ich will nur wissen, woran ich bin, okay?" Etwas perplex blinzelte die Blauhaarige; mit so einem Redefluss hatte sie nicht gerechnet. Andererseits schien ihre Zimmergenossin lange über diese Sache nachgedacht zu haben und es klang plausibel, was sie gesagt hatte. Sie seufzte leise, erwiderte dann den Blick der anderen. "Das verstehe ich und ich bin dir auch nicht böse", murmelte sie leise, sah, wie sich Ankos Miene aufhellte. "Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich...das kann", ergänzte sie nachträglich. "Wegen Pain?", der zornige Unterton entging ihr nicht. "Auch, aber nicht nur. Ich weiß nicht, ob das etwas werden kann. Ich habe es noch nie…mit einer Frau versucht." "Das verstehe ich ja auch, aber vielleicht musst du dich nur mal drauf einlassen?" "Und wenn es nichts wird?" "Dann haben wir es probiert. Hast du Angst, mir falsche Hoffnungen zu machen? Sei ehrlich, Konan!" Das war sie doch oder nicht? Wenigstens versuchte sie es. "Ein bisschen", gab sie schließlich zurück. Sie hörte Anko seufzen, spürte gleich darauf zwei Hände, die sich auf ihre Schultern legten, diese sanft drückten. "Ich mache dir keinen Vorwurf, falls es nichts werden sollte, aber wie willst du das wissen, wenn du immer gleich abblockst?" Darauf wusste sie nun auch keine Antwort. Vielleicht war sie wirklich feige, aber der Schritt, den sie machen sollte, erschien ihr zu groß, um das leichtfertig zu entscheiden. Sie wehrte sich nicht, als die Ältere die Arme um sie legte und sie an ihren Körper zog, wenngleich sie noch immer zögerte. "Wir gehen es langsam an, wenn du willst", vernahm sie das Wispern neben ihrem Ohr und es beruhigte sie tatsächlich ein bisschen, so dass sie sich endlich fallen lassen konnte. Nicht gänzlich, aber fürs Erste reichte es, um sie zu beruhigen. "In Ordnung." Unsicher fanden ihre Hände den Weg zu Ankos Taille, suchten Halt an eben jener, den sie auch bekamen; es war seltsam, einer Frau so nahe zu sein, aber nicht unangenehm. Möglicherweise würde es später nicht funktionieren, doch bis dahin konnte Konan es versuchen; sie war Anko nicht von vornherein abgeneigt und vielleicht war es ihr möglich, so über Pain hinweg zu kommen. Währenddessen lag Deidara auf seinem Bett und überlegte; war er wirklich zu heftig gewesen? Anscheinend. Itachis Blick konnte einem schon durch Mark und Bein gehen, diese schreckliche Trauermiene und der Blonde fragte sich unwillkürlich, ob er nicht auch des Öfteren so geschaut hatte, so als wäre jemand gestorben. Gut, bei ihm war auch jemand gestorben, also ganz plausibel, nur was hatte Itachi für einen Grund, dass er ihn so ansah? Hatte er ihn überhaupt angesehen? Oder mehr durch ihn hindurch? Unheimlich. Was sorgte er sich aber auch darum? Es war nur Itachi, der Uchiha, den er absolut nicht leiden konnte und wenn der Probleme hatte, war das sein eigenes Verschulden. Damit musste Deidara nicht klar kommen...obwohl sein Spruch mit dem Ritzen wirklich nicht entschuldbar war, das sah er inzwischen ein. Vor allem, da solch verletzende Worte eigentlich immer nur von Hidan kamen. Hatte der Russe auf ihn abgefärbt? Seufzend drehte er sich auf die andere Seite, schaute an die Wand, die der Jashinist für sich eingenommen hatte. Bilder von nackten Kerlen, ein seltsames mit roter Farbe an die Tapete geschmiertes Dreieck in einem Kreis und Gebetssprüche so wie Flüche zierten das einstige kahle Weiß. Zum Vergleich schaute Deidara an seine eigene Wand und fand dort die üblichen Funken sprühenden Feuerwerke vor, so wie seinen Lieblingsspruch Art is a bang!. Jeder hatte seine Obsession. Er sah auf, als er Schritte vernahm, machte sich daran, sich aufzusetzen, als auch schon die Tür aufflog und ein überaus gut gelaunter Hidan eintrat; wenn man vom Teufel sprach - oder eher dachte. "Bleib ruhig liegen, Deidara-chan - du wirst sowieso nicht lange stehen!", flötete dieser auch sofort und begann schon mal, sein Shirt auszuziehen, ehe er die Tür schloss. Empört setzte sich der Jüngere auf, funkelte den Russen wütend an. "Ich hab dir doch gesagt, dass es eine einmalige Sache war, hmm!" Hidan grinste ihn breit an, fuhr fort, seine Hose anzustreifen und Deidara stellte zu seinem Entsetzen fest, dass der andere keine Unterwäsche trug. "Hast du das? Ups, muss mir wohl zwischen deinem aussagekräftigen Hidan, hmm...ah...oh Gott...weiter...ja entgangen sein." "Halt den Mund!!", zischte der Amerikaner hastig und versuchte zu verhindern, dass sein Kopf rot wie eine Tomate anlief. "Ich muss schon sagen, du klingst männlicher, als ich dachte", entgegnete der Silberhaarige amüsiert, während er sich auf ihn zu bewegte, an seinem Oberteil zu fummeln begann. "Und jetzt runter damit! Du weißt ebenso gut wie ich, dass du es bitter nötig hast!" "Pfoten we-" "Ach, zier dich nicht so! Du hast Spaß, ich hab Spaß und alles ist toll, klar?", fuhr der Jashinist ihm über den Mund und schaffte es tatsächlich, ihn des Stoffes zu entledigen. "Nichts ist toll, hmm! Ich will das ni-" "Ja, ja, das hast du letztes Mal auch gesagt und jetzt runter mit der Hose, Blondie! Hopp, hopp! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!", und wie zur Bekräftigung seiner Worte legte der Russe auch schon die Hände an den Reißverschluss seiner Hose. "Ich sagte nein, verdammt, hmm!", fauchte Deidara und schlug die Finger weg, was dazu führte, dass der Ältere sich auf seinem Becken platzierte. "Hidan!!" "Bor, halt doch mal für zwei Sekunden die Klappe!", murrte Angesprochener genervt und drückte ihm dann einfach seine Lippen auf, brachte damit jeglichen Protest zum Schweigen - bis Deidara ihn biss. "Au, verdammt! Aber sonst geht’s dir gut, ja?", murrte dieser und leckte sich über die schmerzende Lippe. Deidara schnaubte. "Anders verstehst du es ja nicht, hmm!" "Du bist es, der nicht versteht, Scheiße noch mal! Gib doch zu, dass du den Sex genossen hast! Warum wehrst du dich jetzt wieder dagegen? Es war gut! Wir wissen beide, dass es gut war! Wo liegt dein verficktes Problem?!" Scheinbar verstand der Jashinist es wirklich nicht...oder er wollte es nicht verstehen, weil er zu egoistisch dafür war. "Mein Problem liegt darin, dass ich genau weiß, wie du bist! Ich bin keine Schlampe, die du mal eben so durchnehmen kannst, um anschließend mit deinen Freunden über mich lachen zu können! Du siehst hier drin doch nur einen billigen Fick!" Zu seiner Verwunderung schien Hidan tatsächlich ein wenig perplex zu sein, hatte wohl erwartet, dass der Störfaktor sich mehr auf Sasoris Tod beschränkte und nicht auf ihn selbst. "Meine Fresse, bist du komplett bescheuert? Warum sollte ich über dich lachen?! Ich meine...schau dich mal an, du Vollpfosten! Okay, du siehst aus wie ein Weib und deine Zicken kotzen mich an...aber, bei Jashin-sama, du...bist...vergiss es, ich krieg es nicht über die Lippen, ohne zu kotzen. Kapier endlich, dass ich dich geil finde und dich...vielleicht...sogar...irgendwie...ein klitzekleines bisschen...fuck, ist das widerlich...mag." Stille. Ungläubig schaute Deidara den Älteren, der immer noch nackt auf ihm saß und nach seiner Rede verbohrt zur Seite blickte, an, brauchte eine Weile, um dessen Worte zu realisieren. Hidan sollte ihn mögen? Ohne Witz? Unmöglich...das war ein Scherz...oder doch nicht? Oh man, das klang ja fast, als würde er es ernst meinen und das war wirklich beängstigend! "Ähm, du verarscht mich nicht zufällig, hmm?", wagte er schließlich zu fragen und erntete ein Augenrollen. "Scheiße noch mal, nein!" "Okay." Schweigen. Was sollte er denn darauf nun erwidern, das war ja fast ne Art Geständnis...nein, Stopp, aufhören! Hidan versuchte mal nett zu sein, vielleicht wollte er nur seinen Spaß und dieses Gesülze war mehr ein Vorwand, um ihn rumzukriegen. Ja, das klang schon eher nach dem Silberhaarigen, aber bitte, wenn er es so haben wollte; das Spiel konnte man auch zu zweit spielen. Wenn er es sich recht überlegte, der Sex war gut gewesen, mehr als gut und Hidan sah auch nicht schlecht aus. Hatte er das alles nicht schon einmal festgestellt? Trotzdem, warum ging er nicht einfach drauf ein? Genau! Er benutzte Hidan ja auch nur, um zu vergessen! Wenn der Russe ihn unbedingt mit solchen Lügen einlullen wollte, sollte er ruhig glauben, dass die Masche zog. Und am Ende würde er derjenige sein, der lachte, denn Gefühle hatte er hierbei nicht. "Na dann. Machen wir mal weiter, hmm?", entgegnete er mit einem Mal sehr gut gelaunt, ehe er dem anderen die Hand in den Nacken legte und ihn zu einem Kuss zu sich zog. Er wusste, dass er Hidan damit überrascht hatte und er wusste, dass er nicht derjenige sein würde, der dieses Spiel verlor. Eigentlich hatte Madara nicht vorgehabt, diesen Abend in einem Club zu verbringen, doch dann hatten die Leuchtbuchstaben seinen Blick doch auf sich gezogen. Natürlich war er sich bewusst, dass es hier vorwiegend weibliche Stripperinnen gab, doch was sollte es. Zum nach Hause gehen war der hübsche Grünschopf auf seinem Schoß viel zu entzückend, auch wenn die Oberweite ein wenig zu wünschen übrig ließ. Fasziniert strich er über den flachen Bauch, musterte die dunkle Haut ausgiebig – die kleine Exotin musste neu hier sein, hatte er sie doch vorher nie bemerkt und dabei entging Madara so gut wie nichts. „Strippst du für mich, wenn ich dir ein paar hübsche Scheinchen in deinen BH stecke?“, fragte er grinsend, woraufhin ihm das Mädchen ein süßes Lächeln schenkte. Das hieß dann wohl ja – anscheinend sprach sie kein Japanisch oder aber sie war stumm. Was sollte es, solange sie sich später abschleppen ließ, war ihm das auch recht. Eigentlich stand er ja mehr auf Männer, aber ab und zu bekam er auch mal Lust auf Frauen und die Kleine gefiel ihm wirklich außerordentlich gut – damit würde er Itachi zudem eine kurze Pause gönnen. Sein Grinsen wurde sofort breiter, doch dann angelte er nach seinem Portemonnaie, um sich seinen Privat-Strip finanzieren zu können. Weit kam er damit nicht, legte sich in diesem Moment doch eine Hand auf seine Schulter und drückte diese. „Es tut mir sehr leid, aber dieser Mann gehört zu mir“, drang eine viel zu vertraute Stimme an seine Ohren. Der Grünschopf legte verwirrt den Kopf schief, musterte erst ihn und dann den unerwünschten Störenfried aus ihren rötlichen Iriden. Madara dagegen kochte vor Wut. „Was fällt dir eigentlich-“ „Mal sehen…das müsste reichen, um Sie für einen verlorenen Kunden entschädigen“, fuhr ihm der andere einfach über den Mund und kurz darauf wechselten ein paar Scheine direkt vor seiner Nase den Besitzer. Die kleine Stripperin strahlte ihren Gönner an, zwinkerte Madara ein letztes Mal zu und sprang schließlich mit einem Satz von seinem Schoß, um in der Menge das Weite zu suchen. Der Uchiha konnte es einfach nicht fassen, starrte ihr ein paar Sekunden lang sprachlos nach…bevor er sich ganz langsam zu dem Mann, welcher sich soeben neben ihm auf die Couch setzte, umwandte. Es verlangte ihm jeden Funken Beherrschung ab, diesen nicht an Ort und Stelle anzuschreien und zu verprügeln. Tief atmete er durch, ballte so fest er konnte beide Fäuste und löste die Finger dann wieder; er durfte jetzt nicht ausrasten, musste sich souverän geben, auch wenn er seinem Nebenmann am liebsten den Eispickel seines Cocktails in den Oberschenkel gerammt hätte. Ganz ruhig, das würde nur seine schöne Kleidung versauen und ihn eine Menge Schadensgeld kosten. „Hashirama“, begann er sehr langsam. „Ich gebe dir genau eine Minute Zeit, mir eine Erklärung zu liefern, die mich davon abhält, deinen verdammten Arsch in eine Toilette zu schleifen und deinen Kopf solange in die Schüssel zu tunken, bis du jämmerlich absäufst.“ Der Angesprochene hörte ihm ruhig zu und das Lächeln auf seinen Lippen wankte nicht eine Sekunde, auch wenn die Drohung durchaus ernst gemeint war. Er trug einen schwarzen Anzug, der seine schlanke und dennoch eindrucksvolle Gestalt viel zu gut betonte…nur die violette Krawatte war absolut hässlich. Warum nicht rot? Oder seinetwegen blau? Nein, lieber ein widerliches Gemisch daraus. „Ich könnte dir als Entschuldigung einen Drink spendieren?“, bot der verschlagene Hund ihm an und Madara war kurz davor zu platzen. „Erklärung! Jetzt!“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Und fass dich kurz, die Hälfe der Minute ist nämlich rum!“ Der Senju schüttelte nur leicht den Kopf, so wie er es immer getan hatte, wenn er Madaras Benehmen als unpassend empfand. Es kribbelte dem Uchiha in den Fingern, ihm eine zu scheuern. „Du blockst meine Anrufe, du hast mir Hausverbot in deinem Laden erteilt, dein eigener Bruder verleugnet dich-“ „Du hast Izuna angerufen?!“ „Und meine Karte hast du wahrscheinlich zerrissen, nicht wahr?“, überging der Ältere seine Frage, während Madara noch damit beschäftigt war, ihn fassungslos anzustarren. „Ich komme überhaupt nicht an dich heran, Madara. Was bleibt mir denn anderes übrig, als deine Clubs und Stammkneipen aufzusuchen, um dich zu treffen?“ Das schlug dem Fass doch wirklich den Boden aus…anders konnte man das nicht sagen. Die Zornesader an Madaras Schläfe war inzwischen auf das Doppelte angeschwollen und das Malen seines Kiefers war auch kein gutes Zeichen. „Warum lässt du es dann nicht einfach sein?! Ich hab dir gesagt, dass es vorbei ist, verdammt noch mal! Bist du taub?! Oder nur blöd?! Oder beides?!“, brach es aus ihm hervor. Jeder andere hätte sich dadurch vielleicht verschrecken lassen, nicht aber jemand, der es so lange mit ihm ausgehalten hatte wie Senju Hashirama. Dieser blieb nämlich die Ruhe selbst, ließ ihn sogar höflich ausreden…dieser steife Arsch! Madara zuckte zusammen, als besagter Arsch seine Hand in die eigene nahm, ihn fest aus seinen braunen Iriden anschaute. Mit diesem gottverdammten Hundeblick hatte er ihn damals auch immer rum bekommen, daran erinnerte sich der Uchiha bestens…und inzwischen hasste er es wie die Pest. „Vielleicht liebe ich dich einfach nur viel zu sehr, als dass ich dich gehen lassen könnte.“ Es war das Schlimmste, dass Hashirama hätte sagen können…von allen Sätzen auf dieser Welt war es dieser eine, der etwas in Madara zum brechen brachte. Die Worte sorgten dafür, dass er keinen Ton mehr hervorbringen konnte, weil ihn jede einzelne Silbe innerlich zerstörte und zwar in einem erschütternden Ausmaß. Und es fühlte sich mit einem Mal genauso schrecklich wie damals an, als ihm Senju Hashirama eröffnet hatte, dass die Frau, mit der er ihn erwischt hatte, Uzumaki Mito hieß und seine Verlobte war. Er presste sich die Handfläche auf den Mund, weil er das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen und er schlug Hashiramas Finger, die sich seinen Haaren näherten, mit der anderen zur Seite. Wenn er ihn jetzt anfassen würde, wäre es vorbei…und er hatte sich geschworen, dass es niemals wieder dazu kommen würde. „Madara…lass mich bitte erklären, wieso ich-“ Er gab ihm die Gelegenheit nicht, weil er im nächsten Augenblick aufsprang und aus dem Club stürmte. Sollte Hashirama doch seinen Drink zahlen, das war ihm gleich…er musste raus aus diesem stickigen Raum…weg von Hashirama. Draußen war es kalt und er trug nur dünne Kleidung mit Netzstoff oben rum, doch momentan war ihm das so egal. Alles war ihm egal, als er mit den Nerven am Ende zurück zu seiner Wohnung schlurfte und nur eines wollte: Vergessen, wie sehr er selbst Senju Hashirama geliebt hatte, bevor dieser ihn betrogen hatte. ____________________________________________________________________ Monsterlanges Kapitel...aber ich wollte es so. Hab den Teil bereits halb fertig gehabt und mich entschieden, ihm nun den letzten Schliff zu geben und ihn dann hochzuladen. Der Virus ist endlich von meinem PC runter und (Gott sei Dank) sind alle meine Dateien noch auf dem Rechner. Morgen noch die Beerdigung von meinem Opa hinter mich bringen und danach wird sich hoffentlich alles wieder etwas normalisieren. Leben kann manchmal echt scheiße sein...da kommen mir so depressive Kapitel wie diese gerade recht, an denen kann man sich auslassen - aber genug rumgeheult. Nun zum Kapitel selbst, jetzt wisst ihr, was der böse Hashirama dem lieben Madara angetan hat. Wahrscheinlich habens einige schon vermutet...aber ich wette, ihr wisst nicht, wie und ob Hashirama das je wieder gutmachen kann. ;P Ich würde mich sehr über weitere Spekulationen bezüglich des Werdegangs dieser ff freuen. Lieben Gruß und bis demnächst Pia Kapitel 9: Frozen inside ------------------------ Die Woche war vergleichsweise schnell rum gegangen, trotz der vielen Prüfungen, was wohl daran lag, dass Itachi nicht mehr als sonst hatte lernen müssen. So einige hatten sich über mangelnde Zeit zu besagtem Zweck geäußert, aber sein Problem lag darin ganz bestimmt nicht. Viel mehr war er unkonzentrierter geworden - selbst den Lehrern war dies nicht entgangen und Umino hatte ihn kürzlich sogar darauf angesprochen - und in unregelmäßigen Zeitabständen überfiel ihn eine Müdigkeit, die möglicherweise auch von fehlendem Schlaf her führte. Er bekam seit Neuestem nicht ein Auge zu...egal, ob Madara sich nun zuhause befand oder nicht. Kisame hatte sich zwischendurch wieder gemeldet, ihn angerufen oder nach der Schule abgepasst, jedoch nichts herausgefunden und so langsam beschlich den Uchiha die Hoffnung, dass er es aufgeben könnte. Andererseits hatte sich Kisame bereits als extrem hartnäckig erwiesen. Itachi seufzte leise und wandte den Blick zum Fenster, an welchem gerade ein paar Regentropfen herunter liefen und damit perfekt seine momentane Stimmung trafen. Er sah kurz auf die kleine Digitaluhr auf dem Nachtschrank und stellte fest, dass es gerade mal 23 Uhr war, die Zeit, zu der die meisten gerade anfingen ins Wochenende zu feiern. Seine Schulkollegen hörte er des Öfteren davon reden...Discos, Mädchen, Alkohol und so weiter, er kannte die Leier inzwischen in und auswendig. Selbst vor diesen drei Jahren war er niemand gewesen, der besonders gern ausging und gegen laute Musik, die einem halb das Trommelfell zertrümmerte, hatte er schon immer eine Abneigung gehegt. Aber dennoch war er das ein oder andere Mal mitgegangen, das musste zu der Zeit gewesen sein, in der er Kisame kennen gelernt hatte...auf Shisuis Geburtstagsparty. Sein bester Freund hatte damals seinen Zwanzigsten gefeiert und einer seiner Freunde, Houzuki Suigetsu, wollte seinen Cousin unbedingt mitbringen. Soweit Itachi sich erinnerte, war er an diesem Tag das erste Mal betrunken gewesen, nicht zuletzt weil Kisame es unheimlich witzig gefunden hatte, einen Fünfzehnjährigen abzufüllen. Eigentlich hätte er deswegen nachtragend sein müssen, aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, konnte Itachi nicht leugnen, dass diese Zeit die Beste seines Lebens gewesen war und ebenso dass sie viel zu abrupt geendet hatte. Er schüttelte leicht den Kopf, lehnte selbigen gegen die Wand und schaute wieder nach draußen, wo sich allmählich ein Unwetter zusammenbraute. Unwillkürlich fragte er sich, ob alles anders gelaufen wäre, wenn er Kisame damals nicht getroffen hätte. Wenn er nicht...er brach ab, bevor die Gedanken Überhand nehmen konnten, spürte er bereits jetzt den Kloß in seinem Hals, der ihm das Atmen erschwerte. Er musste endlich damit aufhören. Nichts würde sich ändern, egal wie oft er sich wünschen würde, dass gewisse Dinge einfach nicht geschehen wären. Niemand konnte die Zeit zurückdrehen. Ruckartig hob er den Blick, als er herrische Schritte vor der Tür vernahm und selbige kurz darauf aufgerissen wurde, ein ziemlich zerzaust aussehender Madara, der seinem Gesichtsausdruck zu urteilen nicht recht wusste, wo ihm der Kopf stand, das Zimmer betrat. Itachi schwieg lieber, verfolgte mit, wie der Ältere die Tür hinter sich schloss und sich dann zerstreut umsah, bis er ihn ins Auge fasste, selbige zu Schlitzen verengte. "Was?!", fauchte Madara und funkelte ihn an, als sei er der Schuldige für sein Verhalten. Immer öfter schien es so zu laufen, dass er für irgendwelche Sachen herhalten musste und es tat jedes Mal von neuem weh, wenn er daran dachte, wie sein Cousin ihn früher unterstützt hatte. Wann hatte sich das geändert? Wieso hatten sie sich so voneinander entfernt? Ab welchem Punkt war das Vertrauen in die Brüche gegangen? Er hatte es vergessen. "Wenn du nichts zu sagen hast, dann starr mich nicht so an!", herrschte ihn der Ältere an, ehe er sich weg drehte. Wortlos schaute er ihm dabei zu, wie er durch das Zimmer tigerte, dabei etwas Unverständliches murmelnd. "Ist etwas passiert?", wagte er sich nach ein paar Sekunden zu fragen und hätte es besser gelassen, denn der hasserfüllte Blick, der ihn traf, ließ ihn zusammenzucken. "Was geht dich das an?! Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß, Itachi! Ich denke, du hast genug davon oder?" Ehe sich der Jüngere versah, hatte sich der Ältere über ihn gebeugt, die Hände neben seinem Kopf an die Wand gedrückt und ihn fixierend wie ein Raubtier seine Beute. "Du kannst dir nicht einmal selbst helfen...also versuch gar nicht erst, dich in meine Angelegenheiten einzumischen!" "Das hatte ich nicht vor", versuchte er die Worte nicht allzu nah an sich heran zu lassen, aber sie trafen genau den Kern. Er war nicht imstande, sich allein zu helfen. Er war abhängig von so vielem. "Ist auch besser so", knurrte sein Cousin immer noch aggressiv, ließ aber von ihm ab. Itachi sah mit einem flauen Gefühl im Magen zu, wie er sich ein paar neue Klamotten aus dem Schrank fischte, wohl duschen gehen wollte und er zögerte, das auszusprechen, was ihm durch den Kopf ging. Eine Frage, die er unbedingt beantwortet haben musste und darum stellte er sie. "Bereust du, was du damals für mich getan hast?" Madara hielt inne und seine Finger verharrten einige Sekunden auf der Klinke, welche sie bereits umklammert hatten. "Ja." Und damit fiel die Tür ins Schloss. Es war nicht der Abend, den sich Anko gewünscht hätte, aber es gab einige Aspekte, die sie davon abgehalten hatten, ihre Wünsche durchzusetzen. Erstens wusste sie, dass Konan sich in Discos nicht sonderlich wohl fühlte, so dass sie sich gemeinsam für einen DVD-Abend auf der Couch entschieden hatten. Hinzu kam die erschwerende Tatsache, dass die Blauhaarige immer noch nicht schlüssig war, was sie eigentlich wollte. Ihre Dominanz jetzt schon durchzusetzen wäre also keine gute Taktik, so dass sie nun Arm in Arm zusammen saßen und auf die Mattscheibe starrten. Wenigstens hatte Konan nicht auf einen Liebesfilm oder dergleichen bestanden – Anko kannte das von einer ihrer früheren Freundinnen. Der Thriller, den sie eingeworfen hatten, war zwar kein Horrorfilm, aber er war gut gemacht und ein paar Mal war die Jüngere schon neben ihr zusammengezuckt, so dass sie sich schnell getraut hatte, den Arm um sie zu legen. Wenn das mal kein Erfolg war. Das Beste war, das bisher niemand gestört hatte und es vermutlich auch nicht tun würde, denn Hidan musste heute arbeiten und damit war Störfaktor Nummer eins aus dem Weg geräumt. Gut, einmal war Madara an ihnen vorbei gestürmt, aber solange das kommentarlos und nicht ständig passierte, sollte es ihr egal sein. Vermutlich trieb er es inzwischen schon wieder mit seinem Cousin und damit hatte sich auch diese Sache erledigt. Oder auch nicht, denn kaum dass sie den Gedanken zu Ende geführt hatte, hörte sie eine Zimmertür knallen und Itachi hastete mit schnellen Schritten an ihnen vorbei. Was war denn mit denen los? „Haben wohl Krach“, murmelte Anko, um ihren Ärger zu überspielen. Konan antwortete nicht, blieb aber weiterhin an ihre Schulter gelehnt. „Denkst du, Hidan hat Recht und die treiben es wirklich?“, hakte sie nach und hörte Konan leise schnauben. „Ich denke, dass uns das nichts angeht…und dass Hidan ein Idiot ist.“ Anko konnte sich ein Grinsen darüber nicht verkneifen, auch wenn da Kritik an sie gerichtet worden war. „Beim Letzten stimme ich dir zu…obwohl er in der Hinsicht Recht haben könnte.“ „Anko…“ „Mal ehrlich, so wie die aufeinander hocken…“ „Ich möchte das nicht wissen, okay?“, unterbrach ihre Freundin die Überlegungen und Anko musste schmunzeln. „Dann halt nicht, ist mir auch egal. Gibt Wichtigeres, das mich interessiert.“ Zum Beispiel Konans gerötete Lippen, auf die sie sich während des Films ein paar Mal gebissen hatte. Anko entschied, dass es jetzt Zeit wurde, die Initiative zu ergreifen – überdies quatschten soeben die unwichtigen Nebenpersonen, da verpassten sie nichts. Vorsichtig hob sie das Kinn ihrer Mitbewohnerin an, fing deren irritierten Blick ein. Konans Augen hatten eine wirklich schöne Farbe; das warme Bernstein war von einigen Goldtupfern gesprenkelt, die ein sternförmiges Muster ergaben. Eine blaue Strähne hatte sich aus dem lockeren Dutt gelöst und hing ihr nun in die Stirn, hob sich von der porzellanfarbenen Haut ab. Ihr Daumen berührte flüchtig das kleine Piercing unter der Lippe und sie versuchte nicht daran zu denken, wegen wem sie es trug. Schlussendlich war es jedoch ausgerechnet Konan, die sich zu ihr vorbeugte, um ihre vollen Lippen auf die ihren zu legen. Anko erschauderte innerlich und ihr Herz machte einen Sprung nach dem anderen, schien sich nicht mehr einkriegen zu wollen. Eine von Konans filigranen Händen fand auf ihrer Platz und sanft streichelten die Fingerspitzen über ihre Haut, jagten ihr Gänsehaut ein. Anko ließ ihre freie Hand etwas tiefer gleiten, bis sie an der Hüfte der Jüngeren verweilte und sich leicht unter das weiße Shirt schoben, die warme Haut ertastete. Konan ließ sie machen und ihre Körper schmiegten sich wie von selbst aneinander. Konan gab schließlich nach, ließ sich rücklings auf die Couch drücken und Anko genoss das Gefühl ihrer Finger in ihrem Nacken, wie sie sie dort streichelten. Der Kuss nahm an Leidenschaft zu, ihre Zungen berührten sich und Ankos Lider senkten sich halb, während Konan sie bereits geschlossen hielt. Der Film war nicht mehr von Bedeutung und sogar die Geräusche blendete die Violetthaarige erfolgreich aus. Es war das, was sie sich schon so lange gewünscht und sich doch niemals erhofft zu haben glaubte. „Oh.“ Und es endete so schnell, dass sie es nicht fassen konnte. Nie hatte sie Pain mehr gehasst als in diesem Moment, in dem er es wagte, diesen überraschten Laut von sich zu geben. Er stand einfach nur da in der Tür, mit diesem starren Blick und gaffte sie beide an, doch es reichte, um Konan ruckartig hochfahren zu lassen. Die Stimmung von gerade eben war vorbei, das stand für Anko fest, als sie in Konans Gesicht sah, in dem sich das blanke Entsetzen spiegelte. Anko verspürte nicht übel Lust, Pain ordentlich zu verprügeln. „Du störst!“, blaffte sie ungehobelt und sie hoffte geradezu, dass er etwas Falsches sagte. Ihretwegen etwas Abfälliges über sie oder auch nur eine intolerante Bemerkung, Hauptsache er gab ihr Grund dazu, ihn in die Mangel zu nehmen…aber das tat er nicht. Seine Mimik war emotionslos wie immer und als er die Stimme wieder erhob, klang er, als ob nichts gewesen sei. „Entschuldigt.“ Nicht mehr als dieses eine läppische Wort und doch sah Konan aus, als breche ihre Welt in tausend Scherben. Anko wusste nicht, was sie tun sollte, aber für eine Entschuldigung konnte sie Pain nicht an die Kehle springen. Er drehte sich einfach um und ging zurück in sein Zimmer, ließ sie mit dem Schaden zurück, von dem Anko nicht wusste, wie sie ihn beheben konnte. Vorsichtig streichelte sie Konans Schulter, woraufhin ihr ein halbherziges Lächeln geschenkt wurde. „Schon gut…er ist nicht wichtig“, hörte sie sie sagen und doch wusste sie, dass das eine Lüge war. Würde sie irgendwann einmal genauso eine bedeutungsvolle Person in Konans Leben sein, wie Pain es war? Sie hoffte es so sehr und gleichzeitig zweifelte eine Stimme in ihrem Kopf daran. Mit einem belustigten Funkeln schweiften die violetten Iriden über die Menschenmenge, die sich vor der kleinen Bühne versammelt hatte und aus der zahlreiche Leute - fast nur Männer - mit Geldscheinen wedelten und irgendwelche schmutzigen Sprüche von sich gaben. Hidan genoss die Aufmerksamkeit und sorgte mit ein paar weiteren schwungvollen Bewegungen seines Beckenbereichs dafür, dass diese auch ja ihm allein zuteilwurde - was natürlich nicht der Fall war, aber Einbildung galt ja bekanntlich auch als eine Art Bildung. Er schauderte leicht, als das kalte Metall der Stange seine nackte Haut berührte - mittlerweile trug er nur noch einen schwarzen String -, konzentrierte sich dann aber wieder auf den Rhythmus der Musik, verdiente er doch mit dieser Vorstellung sein Geld. Und gleich hatte er auch die erste Runde geschafft...möglicherweise würde er sich in seiner Pause etwas Passendes für die Nacht raus suchen können. Oder er sparte sich das für später auf; Deidara schlief doch bestimmt noch nicht und wenn doch würde der Russe ihn halt wecken. Was war dabei? "Hidan! Der Boss will dich sehen!" Entnervt hob der Jashinist den Kopf, funkelte seinen Kollegen, der auf den Namen Sabaku no Kankuro hörte, nebenbei bemerkt der ätzende Bruder seiner so genannten Busenfreundin Temari war und hier als Barkeeper sein täglich Brot verdiente, verstimmt an. "Sag ihm, er kann mich am Arsch lecken!", brummte er nur und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, beobachtete nebenbei seine momentane Vertretung auf der Bühne. Bei Jashin hatte die Tante einen grauenvollen Hüftschwung! Bestimmt die Neue, die sein verhasster Chef angeheuert hatte. Der glaubte auch, dass alles, was jung und knackig aussah, was taugte...tja, von wegen! Die da hätte gut Karriere auf dem Strich gemacht, aber nicht in einem Strip-Club. Bevor er sich jedoch noch weiter über dieses kleine Miststück aufregen konnte, versperrte ihm Kankuro mit seinem Körper - der nebenbei bemerkt nicht besonders schlank war - das Sichtfeld. Nun eindeutig angepisst schaute der Silberhaarige auf, erdolchte diese Pestbeule imaginär. "Das kannst du ihm selbst sagen! Und jetzt beweg dich, es ist wichtig!" "Wichtig ist relativ, Speichellecker, aber meinetwegen. Mal sehen, was der Alte jetzt wieder zu kacken hat." Und mit diesen Worten erhob sich der Russe von seinem Platz, störte sich nicht daran, dass der knappe, schwarze Yukata daraufhin noch ein wenig mehr von seinem Körper enthüllte. Mit einem selbstbewussten Grinsen, das sich über sein ganzes Gesicht zog, stieg er die wenigen Treppen hoch und klopfte dann an die Tür des Club-Besitzers. Na ja, eigentlich war der hässliche Sack ja nicht mal der Eigentümer, nein, Hidans richtiger Arbeitgeber hatte sich nach Amerika abgesetzt und ließ sich jetzt wahrscheinlich von amerikanischen Bräuten mit fetten Titten gepflegt den Schwanz lutschen. Ja, das passte zu diesem miesen Dreckskerl. Aber genug davon, jetzt hieß es erst mal mit dem Narben-Glatzkopf fertig werden, denn der konnte zuweilen auch ziemlich ungemütlich werden - vor allem wenn man ihn daran erinnerte, dass man Tänzer war und keine Nutte. Aber er würde mit diesem Opa nie in die Kiste steigen, darauf konnte der einen lassen! Und feuern konnte das Dreckschwein ihn auch nicht; das würde der andere Alte nicht zulassen. Also öffnete er die Tür und trat ein, schloss sie auch gleich hinter sich und drehte sich dann nach vorn. "Was willst du, Ar-...was zur...Kakuzu?!" Unverschämt ruhig begegneten die grünen Augen des Dunkelhaarigen seinen eigenen und allein dieser Blick brachte das Blut des Silberhaarigen zum Kochen. Hidan musterte seinen Gegenüber knapp, nur um festzustellen, dass sich dieser sich kein bisschen verändert hatte. Gebräunt war er ja schon immer gewesen und jetzt wusste er auch wieder, warum die Leute so einen Schiss vor dem Typen hatten - mit so einer Größe, solchen Muskeln und diesen heftigen Narben war das absolut keine Überraschung. "Hidan", entgegnete besagter Muskelprotz lediglich und schon für die Tonlage hätte Genannter ihm am liebsten die Faust in die Fresse gedonnert. "Du verdammter Wichser!", presste er stattdessen hervor, die Hände zusammengeballt. Daraufhin hob der Ältere eine Braue, zuckte nur mit den Schultern. "Scheint, als wärst du immer noch das Rotzblag von vor einem halben Jahr." "Ich geb dir gleich Rotzblag!! Wer hat sich denn von uns so beschissen verpisst?! Du Hurensohn hast es mir nicht mal direkt gesagt! Nein, du schickst lieber ne Vertretung her und ach, was labere ich überhaupt mit so einer Pussy wie dir?! Fick dich!", und um die Geste zu unterstreichen hob der Jashinist die rechte Hand und streckte ihm den Stinkefinger entgegen. "Bist du fertig?" "Noch lange nicht!" "Auch gut. Um deine alberne Schimpftirade dennoch kurz zu unterbrechen; was ich tue und was nicht, geht dich rein gar nichts an. Vergiss nicht, dass du mir einiges zu verdanken hast." Hart biss sich der Jüngere auf die Lippen, konnte er das Letzte nicht einmal widerlegen. "Du hast mich sitzen lassen", murrte er dann und funkelte Kakuzu wütend an. "Und das verzeihe ich dir nie!" Ohne Kakuzu die Chance zu geben, darauf etwas zu sagen, drehte sich der Jüngere um und verließ Tür knallend den Raum - heute würde er nicht durcharbeiten. Er wusste nicht, ob er überhaupt je wieder zur Arbeit kommen würde. Nicht unter diesen Umständen! __________________________________________ Hallo alle zusammen! Und hier ist schon das nächste Kapitel, ich hoffe, es hat euch gefallen. Was soll ich sagen...Konan ist hin und her gerissen, Madara lässt seinen Ärger mal wieder an Itachi aus und Hidan hat die Schnauze voll. Was mich mal interessieren würde, ist, wer euer Liebling in dieser ff ist. Wer mag, kann mir das ja in einem Kommentar mitteilen. :) Lg Pia Kapitel 10: All this time ------------------------- Absolute Selbstbeherrschung hatte in der Familie Uchiha schon immer als grundlegende Disziplin in der Erziehung und unverzichtbare Eigenschaft gegolten, wenn man es im Leben mal zu etwas bringen wollte und Itachi konnte von sich behaupten, dass er dies verinnerlicht hatte. Er war so gut wie nie aus der Ruhe zu bringen und selbst, als Sasuke ihm einmal versehentlich seinen Nachtisch ins Gesicht gepfeffert hatte - seine Haare hatten noch drei Tage später geklebt -, war er, zumindest äußerlich, gelassen geblieben. Was brachte es auch, sich aufzuregen? Nichts außer schwachen Nerven - er kannte genug Beispiele in seiner Umgebung, die ihn abschreckten, so einem Pfad zu folgen. Ja, bis heute. Als Hoshigaki Kisame den Bogen überspannt hatte, indem er ihm dreist seine Lippen aufgedrückt hatte - mit dem absehbaren Ziel, ihn noch viel weiter zu kriegen. Die Folge davon war ein Tritt in die empfindlichste Stelle eines jeden Mannes gewesen. Was fiel diesem Idioten auch ein?! Nichts desto trotz war es mehr als verwirrend, dass Itachi sich zu allem Übel eingestehen musste, dass es sich verdammt gut angefühlt hatte...viel zu gut und seine brutale Erwiderung war somit als nicht mehr als einen Akt der Überraschung zu erklären. Es war nicht so, dass Kisame nicht schon des Öfteren zweideutige Bemerkungen hatte fallen lassen, sogar recht häufig kam dies vor. Eigentlich immer, wenn sie sich begegneten, ob nun andere anwesend waren oder nicht spielte dabei keine Rolle. Tatsächlich schien der andere es darauf abgesehen zu haben, ihn in peinliche Situationen zu bringen und Itachi musste erkennen, dass er an dem Punkt angelangt war, an dem er nicht mehr nur mit Gleichgültigkeit reagieren konnte. Selbst Shisui hatte das in all den Jahren nicht geschafft und der nervte ihn immerhin seit er in den Kindergarten gegangen war. Unfassbar. Er seufzte still, ehe er die letzten Meter zu Shisuis Wohnung hinter sich brachte, wissend, dass er um zwei Stunden zu spät war. Daran war übrigens auch Kisame Schuld. Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass er selbigen nicht einmal richtig hassen konnte, geschweige denn sich von ihm fern halten. Letzteres gelang erstens nicht, da der Ältere ihm an den Fersen klebte, sogar schon vor seiner Haustür gestanden hatte - Fugaku war nur dank Mikotos Hilfe davon abzubringen gewesen, ihn sofort zu verhaften, da er ihn für einen Schläger oder ähnliches gehalten hatte - und zweitens, weil Itachi selbst nicht wirklich den Willen besaß, den Kontakt zu unterbinden. Man konnte die Situation mit Shisui vergleichen und doch fühlte es sich anders an. Positiv und das erschreckte ihn fast, wenn man bedachte, dass er wegen Kisame die Schule und seine wenigen Freunde so wie seinen Bruder vernachlässigte. Fazit: Kisame nahm bereits einen viel zu großen Platz in seinem Leben ein. Abermals glitt ein Seufzen über seine Lippen, als er die Finger auf die Klingel drückte, abwartend, dass Shisui ihm öffnete. Vielleicht würde er beleidigt sein, weil er ihn warten gelassen hatte. Wohlmöglich würde er ihm vorwerfen, ein schlechter Freund zu sein, aber das wäre es dann auch schon gewesen. Er kannte Shisui gut genug, um zu wissen, dass dieser ihm nie lange böse sein konnte - umgekehrt war es genauso. Itachi lehnte sich leicht gegen die Tür, woraufhin diese nachgab, um die Treppen hoch zu Shisuis Wohnung zu gehen. Sein bester Freund wartete jedoch nicht oben, nur die Tür hatte er geöffnet; vielleicht war er doch ein wenig verstimmt. Itachi betrat leise die Wohnung, zog die Tür hinter sich zu und vernahm schon im Flur den Fernseher. Rasch zog er sich die Schuhe aus, ging dann in Richtung Wohnzimmer, wo er den Älteren vermutete - und er sollte Recht behalten. "Auch mal da?", wurde er nicht besonders freundlich begrüßt, davon abgesehen, dass Shisuis schwarze Iriden auf der Mattscheibe klebten, ihn nicht eines Blickes würdigten. Itachi hob eine Braue, setzte sich neben seinen Freund, der nun doch aufsah, wohl eine Erklärung erwartete. "Ich hab die Zeit vergessen." Shisui gab ein Schnauben von sich, schaute ihn ungläubig an. "Ich bitte dich. Wenn du mir schon ins Gesicht lügen musst, dann richtig! Du bist der überpünktlichste Mensch, den ich kenne…es sei denn, du rennst mit diesem Typen durch die Gegend", irrte er sich oder schwang da ein bitterer Unterton mit? Und warum zum Teufel gelang es Shisui immer, ihn so leicht zu durchschauen? "..." "Ich wusste es. Was habt ihr diesmal Schönes gemacht? Muss ja spaßig gewesen sein, wenn du mich vergisst." "Er hat mich geküsst." Totenstille. Gut, so hatte er Shisui eigentlich nicht davon berichten wollen, wahrscheinlich hätte er es ihm irgendwann gesagt, vermutlich sogar heute, aber ganz bestimmt nicht so und sofort am Anfang. Gewöhnlich war der Ältere es, der mit seinem schlechten Timing Minuspunkte sammelte. Heute schien so einiges nicht normal. Vor allem wollte es ihm nicht ganz gelingen, Shisuis Mimik zu deuten. Zuerst sah er aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen, dann wurde er etwas bleich, bis sich seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammenpressten und Itachi überlegte, ob das nun der krampfhafte Versuch war, das Geschehen zu akzeptieren oder zu verhindern, die Toilette aufsuchen zu müssen, um seinen Mageninhalt zu entleeren. Die meisten Männer hegten eine enorme Abneigung zur Homosexualität und Itachi selbst hatte bis vor ein paar Stunden noch eben jene Meinung vertreten…bis Kisame ihn geküsst und damit sein Weltbild auf den Kopf gestellt hatte. Jedenfalls hoffte er, dass Shisui erwachsen genug war, um ihn nicht gleich aus der Wohnung zu werfen. Ganz uneigennützig hatte er ihm das nun auch nicht erzählt. Er brauchte einen Rat, irgendwas, das ihn davor bewahrte, sich vor den nächsten Zug zu werfen oder auch nur davor, nicht in seinen verwirrten Gedanken zu versinken. "Warum erzählst du mir das?!", vernahm er Shisuis Stimme und er sah, wie sich sein bester Freund hektisch durch die Haare fuhr, während seine Gesichtsfarbe nun mehr ins Rötliche stach. Itachi schwieg eine Weile. "Weil du mein bester Freund bist." Und es war die Wahrheit; mit wem sollte er sonst reden? Shisui war der Einzige, bei dem ein Funken Hoffnung bestand, dass er ihn nicht gleich wie Abschaum behandelte. "Itachi…" "Du hast selbst gesagt, ich könnte mit dir reden, wenn ich Probleme habe. Und das ist ein Problem." "Ich meinte nicht...das..." Der Jüngere runzelte die Stirn, empfand er die Reaktion des anderen nun doch ein wenig übertrieben. Andererseits, wie wäre er selbst damit zurechtgekommen, wäre Shisui ihm mit so etwas gekommen? Er wusste es nicht. "Ich würde nicht drüber sprechen, wenn es mir nicht wichtig wäre." "...das ist mir bewusst." "Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll." "Und du meinst, ich weiß das? Wenn du es nicht willst, dann-" "Ich weiß nicht, was ich will." Er senkte den Blick, konnte Shisuis ungläubigen Blick auf sich ruhen spüren und nun erschien ihm alles noch unangenehmer als zuvor. "Sag mir nicht, dass du den Typen...sag’s nicht!", hörte er seinen Freund murmeln und plötzlich schien die Luft ziemlich dünn. "Ich bin nicht sicher, aber-" "Halt den Mund, verdammt!!", brach es plötzlich aus Shisui heraus und im selben Moment spürte er des anderen Hände an seinen Schultern, das Gewicht des anderen auf sich, wie es ihn in das raue Leder der Couch drückte. "Was-" "Sei still!! Halt einfach mal die Schnauze!! Du verstehst nichts, du verstehst gar nichts, verdammt noch mal!" Soweit Itachi sich erinnern konnte, war es das erste Mal, dass Shisui ausrastete und es machte ihm gewissermaßen Angst, weil er es nicht von ihm kannte. Schmerzhaft gruben sich die Nägel des anderen in seine Schultern, während die schwarzen Augen vor Wut glühten. "Du hast keine Ahnung, was dein blödes Gelaber überhaupt bedeutet...was es mir bedeutet." "Shisui, lass m-" "Du sollst die Klappe halten!! Ich bin noch nicht fertig! Unterbrich mich nicht! Du verstehst nichts...du weißt nicht, wie sich das anfühlt!" Allmählich geriet das Ganze außer Kontrolle. "Wovon...redest du?" Shisuis Blick hätte nicht tödlicher sein können, kaum dass er die Frage gestellt hatte, aber er antwortete ihm nicht. Stattdessen beugte er sich runter und drückte ihm grob seine Lippen auf. Itachi erstarrte, als zum zweiten Mal an diesem Tage seine Welt auf den Kopf gestellt wurde und dieses Mal konnte er nichts Positives daran finden. Auf einmal schien es schrecklich kalt in Shisuis Wohnung zu sein. Abrupt drehte er den Kopf zur Seite, nicht fähig, auch nur ein Wort zu sagen. Das konnte nur ein Albtraum sein und er hoffte, dass er bald aufwachen würde. Allerdings nahm Shisui ihm diese Hoffnung sehr schnell. "Verstehst du es jetzt? Kapierst du jetzt endlich, warum ich nichts davon hören wollte?! Verdammt, Itachi, warum ausgerechnet er?! Wenn es ein Mann sein muss...warum nicht ich?! Warum, verdammt?! Sag schon! Warum?!" Aber Itachi konnte ihm darauf keine Antwort geben, weil er es selbst nicht wusste. "Bin ich es nicht einmal wert, eine Antwort zu bekommen?! Kisame hat seine bestimmt schon bekommen oder?" "Shi-" "Spar dir das, ich will es nicht hören! Ich will nichts mehr von dir hören.“ Pfeifender Atem drang an seine Ohren und alles in ihm krampfte sich fürchterlich zusammen. „Aber ich kann dir zeigen, wie schmerzhaft so ein Verrat ist. Vielleicht verstehst du es dann." Er spürte Shisuis Hände an seinem Shirt, wie sie an dem Stoff rissen, bis sie ihn entblößten, fühlte die fremden Lippen auf seiner Haut, des anderen Körper dicht an seinen gedrängt...und hoffte immer noch, dass das hier nur ein Traum war...ein Albtraum. "Ich tue das nur, weil ich dich liebe." "Ni-", abermals wurden die Worte grob erstickt, indem sich ihm des anderen Lippen aufzwängten. Grob wurden seine Hände nach oben gedrückt und jedes Wehren war vergebens, nicht nur weil Shisui ihm körperlich überlegen war. Itachi schloss die Augen, versuchte das alles auszublenden, wollte die Realität nicht erkennen. "...schon seit damals...aber du bemerkst ja nichts." Shisui war sein bester Freund und er würde ihm so etwas nicht antun. Er würde solche Gefühle nicht für ihn hegen. Das konnte nicht sein...es durfte nicht sein...und dennoch, es war so. "Ich habe dich immer geliebt!" Und je weiter Shisui ging, desto mehr er an ihm riss, ihn von innen heraus zerstörte, umso näher kam Itachi der Hölle, die ihn noch viele Jahre gefangen halten würde und aus der es kein Entrinnen gab. ~+~ Aus der es kein Entrinnen gab...Itachi lächelte schwach, während er bereits bis auf die Knochen durchnässt durch den immer stärker werdenden Regen schwankte. Damals hatte sich alles verändert...an einem einzigen Tag hatte Shisui ihre Freundschaft, bei der sie sich geschworen hatten, sie würde niemals enden, zerbrochen. Nein, das war nicht ganz richtig, denn er selbst trug ebenfalls Schuld an der Reaktion. Wäre er doch nicht so blind gewesen. Er hatte ihn verletzt...immer wieder...und es nicht gemerkt. Und die Strafe hatte er bereits erhalten...inzwischen musste es genug sein...er hatte endgültig genug von allem...seit drei Jahren dieses beschissene Versteckspiel. Madara hatte ihm damals versprochen, dass es irgendwann besser werden würde, dass es irgendwann in Vergessenheit geraten würde und dass er ihm helfen würde. Aber nichts hatte sich geändert, stattdessen bereute sein Cousin, ihm überhaupt seine Hilfe angeboten zu haben. Er war ihm eine Last, konnte nicht mal mehr seinen Körper als Entschädigung bieten. Eigentlich war Itachi sich sogar selbst eine Last. Und er würde Kisame ebenso lästig werden, weil er das niemals würde vergessen können. Warum spielte er dieses Theater dann noch mit, wenn alles so aussichtslos schien? Wieso gab er dem Drang, das alles zu beenden, nicht einfach nach? Wenn du dich schon mal zum Aufwärmen ein bisschen ritzen willst, du weißt ja, wo die Messer liegen, hmm... Es wäre so einfach...viel zu einfach... "Verdammter Senju", murmelte Madara, während er unter der Dusche stand und die Gedanken an diesen Mann aus dem Kopf zu bekommen. Der Uchiha seufzte leise, drehte dann den Wasserhahn zu und griff nach einem Handtuch, trocknete zuerst seine Mähne, ehe er sich um seinen Körper kümmerte. Reden...der Senju und er miteinander reden...na sicher; Madara schnaubte verächtlich, hielt er davon nicht das Geringste. Er wusste, was damals geschehen war, was er gesehen hatte und warum er ihm niemals verzeihen würde. Hashiramas Worte konnten ihm gestohlen bleiben, nein, sie mussten es sogar, denn er hatte sich damals geschworen, nie wieder von jemandem abhängig zu sein. Liebe...tse! Allein dieses Wort widerte ihn dermaßen an! Nur Trottel verliebten sich und er würde sich nie wieder zu einem machen lassen. Finster funkelte er sein Spiegelbild an, schmiss dann das weiße Handtuch in die Ecke und zog sich eine schwarze Hose mit gleichfarbigem Shirt über die ebenfalls schwarzen Shorts. Das Kapitel würde nun endlich geschlossen werden! Madara atmete aus, verließ dann das Bad und bewegte sich zurück in sein Zimmer. Unwillkürlich fragte er sich, ob Itachi noch wach sein würde...sein Cousin schlief sehr schlecht in letzter Zeit. Und plötzlich tat es ihm sogar ein wenig leid, was er gesagt hatte. Natürlich bereute er nicht, ihm damals geholfen zu haben. Er war wütend gewesen und Itachi wusste, wie er drauf war, wenn er sich über etwas ärgerte. Madara würde sich nicht entschuldigen, aber er würde ihn demnächst etwas freundlicher behandeln. Es lief momentan wirklich nicht gut zwischen ihnen und ihm war bewusst, dass er einen großen Teil der Schuld daran trug. Na ja, sei es drum. Itachi würde Verständnis haben - hatte er immer. Umso verwirrter war der Ältere, als er seinen Cousin nicht im Zimmer vorfand. Bestimmt saß er in der Küche, um ihm aus dem Weg gehen zu können. Madara zögerte auch nicht, dieser Vermutung nachzugehen, aber er befand sich auch nicht in der Küche. Also suchte er die restlichen gemeinsamen Räume ab, fand ihn aber nirgendwo. Ob er gegangen war? Nein, Itachi würde bei diesem Unwetter nicht draußen rumlaufen und sich den Tod holen. Andererseits musste er ja irgendwo da draußen sein, wenn er nicht hier war. Kurz überlegte er, ob er ihm nach sollte, entschied sich schließlich dagegen; Itachi war kein Kind mehr, um das man sich kümmern musste. Sicher brauchte er einfach nur frische Luft und würde in spätestens zwei Stunden wieder zurück sein...er musste sich deswegen nicht verrückt machen. Und trotzdem, Madara konnte das schreckliche Gefühl, dass er einen furchtbaren Fehler gemacht hatte, nicht abschütteln. ________________________________________________ Ein Vergangenheitskapitel...hm, ich kann euch versprechen, dass jeder seine Rückblick-Szenen bekommt. Im nächsten gibt es noch einmal etwas von Itachi und danach folgen Madara und Pain. Anscheinend sind Itachi und Konan die Favoriten...hab ich mir schon fast gedacht. Bei mir siehts nicht viel anders aus. ;) Ich hoffe, dass euch das Kapitel zugesagt hat - bin für Kritik oder Lob immer offen. ^^ lg Pia Kapitel 11: I can't believe --------------------------- Es war ein schöner Sommertag mit klarem Himmel und Windstille, der einen dazu verleitete, sich in das Gras fallen zu lassen und eine Runde zu dösen. Genau das tat er auch, spürte die weichen Halme unter seinem Körper, wie sie darunter nachgaben. Die Sonnenstrahlen kitzelten seine Haut, jagten ihm wohlige Schauer über den Rücken und er ließ ein leises Seufzen vernehmen. So könnte es eigentlich immer sein, dachte er, während er seine Augen geschlossen hielt und ruhig ausatmete. Wobei…etwas fehlte da doch noch…eine ganz besondere Person. „Nagato!“ Er hob die Lider, kaum dass er die sanfte Stimme vernahm und tatsächlich, da saß plötzlich ein Mädchen neben ihm auf der Wiese. Blaues Haar umrahmte ein kindliches Gesicht und viele meinten, dass das Mädchen sicher einmal eine schöne Frau werden würde. Nagato fand sie bereits jetzt viel hübscher als jedes Mädchen in der Umgebung. Natürlich durfte er das keinem sagen, denn Konan war erst acht und er schon vierzehn – das würde komisch rüberkommen und in so eine peinliche Situation wollte er seine kleine Schwester, wie er sie des Öfteren liebevoll nannte, nicht bringen. „Nagato…“ Er lächelte, als sie noch einmal seinen Namen rief – Konan gab ihm immer das Gefühl, jemand Tolles zu sein. Einer, zu dem man aufsehen konnte und dabei stimmte das überhaupt nicht. „Nagato!!“ Er zuckte zusammen, als sich ihre Lippen öffneten und ihn beinahe anschrien. Was war denn nun los? Genau das wollte er fragen, doch kein Laut drang aus seinem Mund. Und Konan? Ihr Gesicht verzerrte sich plötzlich, verschwamm mehr und mehr und gleichzeitig bekam er keine Luft mehr. Er wollte nach ihr greifen, doch sie entglitt seinen Fingern. „NAGATO!!“ Mit einem dumpfen Geräusch landete Nagato auf dem Boden neben seinem Bett, keuchte vor Schmerz und Schreck auf. Benommen blieb er erst mal liegen, konnte das Geschehen gar nicht einordnen…bis jemand gegen seine Tür trat und diese damit zum Erbeben brachte. „Nagato!! Verdammte Satansbrut! Wenn du noch einmal die Tür abschließt, bring ich dich um, du nutzloser Bastard!“ Ein Schlag gegen das ohnehin schon morsche Holz der Tür folgte und Nagato richtete sich langsam auf. Sein Rücken tat ihm noch vom gestrigen Abend weh, denn da hatte sein Stiefvater keinen passenden Gegenstand gefunden, der seine Tobsucht ausgehalten hatte. Und seine so genannte Mutter? Die hatte sich eine Kippe angezündet und starr aus dem Fenster gesehen, so als gäbe es dieses Szenario gar nicht. Nagato wusste, dass er von ihr keine Hilfe erwarten konnte, weil sie bereits aufgegeben hatte und nur noch hoffte, dass sie nicht wieder dran war. „Komm jetzt da raus, du Missgeburt!!“ Nagato würde einen Teufel tun, denn er hörte noch den Restalkohol aus der Stimme des Mannes, der ihn einst aus dem Kinderheim geholt hatte. Er sollte angeblich ein Neuanfang für die beiden sein, hatte ihm seine Stiefmutter gesagt…nun, es war drei Jahre in Ordnung gewesen. Bis sein Stiefvater seine Arbeit verloren und wieder zum Alkohol gegriffen hatte. Erst hatte er sich an seiner Frau ausgelassen, sie beleidigt, misshandelt, vergewaltigt…und irgendwann war Nagato dran gewesen. Die Hölle war nie so weit entfernt, wie man glauben mochte. Ein bitteres Lächeln überflog seine Lippen, während er seine Klamotten zusammensuchte. Ein Blick auf die Uhr machte ihm deutlich, dass er schon wieder zu spät war. Die erste Stunde hatte er also verpasst, aber das machte nichts. Dumm war er nicht, begriff die meisten Sachen schneller als die Schüler, die regelmäßig und pünktlich die Schule besuchten. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der er Einsen geschrieben hatte. Heute reichten Dreien, denn Lob bekam er von seinen Stiefeltern sowieso nicht und zudem bekam er so kein Problem mit neidischen Kameraden. Die Einzige, die sich wirklich um ihn scherte, war Konan. Nagato pustete sich eine rote Strähne aus dem Gesicht, während er mit zusammengebissenen Zähnen Jeans und Shirt anzog. Beides verwaschen und vermutlich aus der Altkleidersammlung, denn Miete, Alkohol und Zigaretten waren wichtiger. Vielleicht durfte er demnächst wieder mal bei Konan übernachten und dort baden – ihre Eltern sahen das mit den Wasserkosten nicht so eng. Ebenso wie das Essen immer gut schmeckte und wenn noch was da war, durfte er sogar Nachschlag haben. Wären seine Stiefeltern nur halb so nett wie Konans Eltern, er hätte sich wie im siebten Himmel gefühlt. Stattdessen saß er mit diesen schrecklichen Menschen hier fest und konnte einfach nicht weg. Weil er nicht in ein Heim wollte, denn dort würde er Konan vielleicht nicht wiedersehen können und darauf wollte er nicht verzichten. Nie! „Nagato!“ Er hatte schon das Gefühl eines Déjà-vus, als er die angenehme Stimme seiner Freundin hörte, doch ein Blick zur Seite ließ das Wunschdenken wahr werden. Es kam öfters vor, dass Konan auf ihn bei seiner Schule wartete, weil sie früher Schluss hatte. Ihre bernsteinfarbenen Augen strahlten wie die einer Katze und sofort fühlte er sich geborgen, kam ihr entgegen. Er wusste, was gleich folgen würde und nur zwei Sekunden später war sie losgesprintet, um sich in seine Arme zu werfen. Ein Grinsen überflog seine Lippen, als er sie auffing und einmal herumwirbelte, was das Mädchen zum Lachen brachte. Als er sie wieder absetzte, erschien sie ihm noch fröhlicher…und diese Laune steckte ihn an. „Okaa-san hat gesagt, ich darf dich zum Essen mitbringen! Freust du dich?“ „Klar freu ich mich!“, gab er zurück und sie hängte sich an seinen Arm. „Dann lass uns gehen, ja? Sonst wird es kalt!“ Er nickte nur, musste über ihren eindringlichen Ton schmunzeln; nur sie brachte es fertig, ihn von seinem beschissenen Leben abzulenken. Dazu reichte schon ein Wort, eine Geste…oder ihre bloße Anwesenheit. „Ich hab überlegt, ob ich mir die Haare färbe“, murmelte er, um die Stille zu brechen. Konans Kopf schoss hoch und ihre Augen wurden mit einem Mal tellergroß, so als könne sie das Gesagte nur schwer fassen. Nagato meinte das jedoch ernst, auch wenn er eigentlich nichts gegen seine rote Mähne hatte. Für seinen Stiefvater schien das allerdings wie ein rotes Tuch zu sein und zudem gingen ihm die Sprüche von seinen Schulkameraden auf den Geist. Blond wäre doch eine schöne Farbe. „Nein!“, widersprach Konan und es klang beinahe trotzig. „Ich mag deine Haare so wie sie sind!“ „Hm…“, machte er nur, hatte sich so was schon gedacht. Er stutzte, als sie ihm fast schon in die Hand kniff, ihn bestimmt anfunkelte. „Ich mag dich so wie du bist!“ Diese Worte regten etwas in Nagato, etwas, das er noch nie gespürt hatte…aber es war ein gutes Gefühl. Lächeln tat er nur selten, aber wenn sie da war, fiel es ihm so leicht. Vielleicht wusste Konan es nicht, aber jedes Lächeln gehörte ihr allein. Das würde es immer. ~+~ Und wenn sie einmal nicht mehr an seiner Seite wäre, würde er sein Lächeln für immer begraben. Das hatte er sich damals geschworen und er hatte es gehalten. Als er das Band, das sie beide so lange verbunden hatte, gekappt hatte, da hatte er auch keinen Grund zum Lächeln mehr gehabt. Pain nahm noch einen tiefen Zug von seiner Zigarette, inhalierte die giftigen Stoffe, doch er glaubte dennoch nicht, dass er wegen ein bisschen Nikotin sterben würde. Da gab es so viele andere, wahrscheinlichere Möglichkeiten umzukommen. Seine momentane Arbeit war nicht ungefährlich und wer konnte ihm garantieren, dass ihm einer von den Idioten, die unter seiner Fuchtel standen, nicht hinterrücks ein Messer ins Kreuz stecken würde? Pain blies den Rauch in die Luft, bewegte seine Hand dabei in Richtung des Aschenbechers, doch bevor er sie ausdrückte, hielt er inne. Ruhig musterte er den glimmenden Stängel und die Nostalgie überkam ihn, ohne dass er etwas dagegen machen konnte. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihm in die Nase, als er die Kippe auf seinem Arm ausdrückte, etwas, das er lange nicht getan hatte. Als Kind hatte er das immer als eine Art Befriedigung empfunden, doch jetzt war der Schmerz nicht mehr erwähnenswert. Vielleicht weil er nun die wahre Bedeutung des Begriffes Schmerz kannte. Sich selbst zu verbrennen oder zu ritzen…das mochte ja noch in sein, aber Pain war zu alt für solchen Kinderkram, konnte darüber nur abfällig schnauben. Entscheidungen zu treffen, würde niemals einfach sein, aber die, die er getroffen hatte, hatte ihm das einzig Positive in seinem Leben genommen. Er schnippte die noch warme Zigarette in den Aschenbecher, den er stets in seinem Zimmer aufbewahrte und schaute dann teilnahmslos aus dem Fenster – draußen war es bereits dunkel. Er war nicht sicher, ob es ihn beruhigen sollte, dass Konan mit Anko in ihrem Zimmer war, denn die Beziehung der beiden konnte er nicht ganz einordnen. Nicht weil Anko eine Frau war, sondern weil er wusste, was für eine Art Frau sie war. In Rücksichtslosigkeit stand sie Hidan nicht unbedingt nach und überhaupt benahm sie sich des Öfteren wie ein halber Kerl. Stellte sich die schwierige Frage, ob Anko gut für Konan war. Wenn ja, so würde er sich raushalten und schweigend ertragen, aber wenn nicht…würde er das unter gar keinen Umständen zulassen. Und es gab viele Optionen, einen unliebsamen Menschen loszuwerden. Deidara verabscheute Friedhöfe seit dem Tod seiner Mutter, die schon recht früh ihr Leben gelassen hatte. Er wusste, dass sein Vater und seine Schwester mindestens einmal die Woche ihr Grab besuchten, aber er selbst war schon seit Ewigkeiten nicht mehr an diesem Ort gewesen. Weder um seine tote Mutter, noch seinen toten Freund zu besuchen. Weil er keine Verbindung zu einem Stein hatte aufnehmen können und wollen. Warum war er also ausgerechnet jetzt hier und suchte mit den blauen Augen nach der Platte, die den Namen Akasuna no Sasori tragen musste. Der Rotschopf hatte einmal gesagt, dass er kein prunkvolles Grab wollte, da sich sowieso nachher keiner drum kümmern wollte. Außer vielleicht Chiyo, die alte Hexe, aber die lebte ja sicher auch nicht mehr allzu lange. Deidara schnaubte, musste daran denken, wie er Sasori damals versichert hatte, dass er auch kein Interesse daran hätte, sich um ein bescheuertes Grab zu kümmern. Sein Freund hatte nur herablassend gelächelt, so wie er es immer getan hatte, wenn er sich überlegen fühlte, und dann gemeint, dass er das wisse. Sie waren wie Tag und Nacht gewesen, Sasori hatte in dem Begriff Kunst die Ewigkeit gesehen und Deidara den Moment. Sasori mochte das Puppenspiel, es war sein Hobby gewesen, so wie Deidara das Feuerwerk liebte. Wie oft hatten sie sich wegen solcher Meinungsverschiedenheiten in die Haare bekommen? Sasori war nicht leicht aus der Ruhe zu bringen gewesen, aber der Blonde hatte gewusst, wie er ihn provozieren konnte. Deidara fand nicht, dass er streitsüchtig war, aber er diskutierte gern und das ließ er sich von niemandem nehmen. Er fluchte leise, als er versehentlich auf eine der Platten, die in die Wiese gebettet worden waren, trat. Hoffentlich nahm ihm dieser Gekkou Hayate das nicht übel, kam es ihm sarkastisch in den Sinn. Wenigstens regnete es zur Abwechslung einmal nicht, dachte er noch, aber das wäre wohl auch zu klischeehaft gewesen. Er konzentrierte sich wieder darauf, Sasoris Steintafel zu finden; irgendwo musste die doch rumliegen! Oder war er hier etwa ganz falsch? Na super…warum tat er sich das auch an? Vielleicht weil er hoffte, so endlich abschließen zu können, denn Sasoris Grab zu besuchen war für ihn eine wirkliche Hürde. Wenn er das hinter sich brachte, könnte er möglicherweise einen Neustart beginnen und sei es mit Hidan. Verglich man die beiden, so musste man einfach sagen, dass Sasori eindeutig der bessere Fang gewesen war. Er war Chirurg gewesen und es hatte Deidara zu Lebzeiten jedes Mal angewidert, wenn er mit unheimlicher Faszination beschrieben hatte, welchen Menschen er wie und wo aufgeschnitten und wieder zugenäht hatte. Dennoch hatte er sein Geld verdient und das war nicht wenig gewesen. Und was machte Hidan? Der strippte in einem Club und Deidara wollte nicht unbedingt wissen, was er in seinem Leben noch alles für Geld getan hatte. Vom Verhalten wollte er gar nicht erst anfangen, denn schon da machte sich der Altersunterschied bemerkbar. Insgesamt gravierende Unterschiede und trotzdem wollte Deidara es zumindest versuchen, weil Hidan sich für ihn zu interessieren schien. Zwar schien sein Körper da im Vordergrund zu stehen, aber er hegte ja immer noch die Hoffnung, dass da mehr sein könnte. Hidan hatte ihm schließlich gesagt, dass er ihn gern hatte, das musste den Idioten eine Menge Überwindung gekostet haben. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Künstlers, doch es verschwand augenblicklich, als ihm etwas auffiel. Genauer gesagt jemand, der ein Stück weiter hinten vor einem der Gräber mit dem Rücken zu ihm kniete. Die roten Haare waren es, die ihn gefangen nahmen und seine Kehle fühlte sich mit einem Mal staubtrocken an. Das konnte doch nicht sein, auch wenn der Haarschnitt gleich war, das musste ein dummer Zufall sein. Deidara war versucht, sich umzudrehen und einfach zu gehen, doch ebenso wusste er, dass er dann wieder nächtelang wach liegen würde. Also schluckte er den Kloß in seinem Hals herunter und ging näher zu dem Rotschopf heran, die Nerven aufs Äußerste gespannt. Sogar die Größe stimmte ungefähr, wie er feststellte, als sich die Person erhob. Deidara ertappte sich dabei, wie er die Hand ausstrecken wollte, um sie an der Schulter zu berühren und als sich der Typ zu ihm umdrehte, war er nur froh, es nicht getan zu haben. Türkisfarbene Iriden, die um einiges extremer mit Kajalstift umrandet waren als seine eigenen, blickten ihm fragend entgegen und Deidara öffnete den Mund, ohne zu wissen, was er sagen sollte. Der Junge konnte nicht älter als fünfzehn sein und natürlich war er nicht Sasori, wie dumm von ihm, das anzunehmen. Wortlos ging er an dem Rothaarigen vorbei, welcher ihm genauso schweigend nachschauen musste, aber es kümmerte Deidara nicht. Sasoris Grab ging ihm auch sonst wo vorbei, er wollte einfach nur noch weg von diesem schrecklichen Ort, der ihm gerade klar gemacht hatte, dass er niemals wirklich über seinen Freund hinwegkommen würde. Aber vielleicht…konnte er ja trotzdem etwas Neues beginnen. Würde sich zeigen. Konan hatte in der Regel keine Berührungsängste und schon gar nicht bei Frauen, doch bei Anko war das eine gänzlich andere Sache. Vor allem weil sie sich der braunen Iriden, die erwartungsvoll auf ihr lagen, durchaus bewusst war. Sie seufzte innerlich, zupfte verunsichert an ihrem Top herum, um noch ein wenig Zeit zu schinden. Warum hatte sie sich überhaupt darauf eingelassen? Ach ja, weil sie nicht mehr an Nagato denken und es mit Anko versuchen wollte. „Wenn du so weitermachst, ist das Wasser kalt, bevor du drin bist“, hörte sie ihre Mitbewohnerin sagen. Diese trug die Haare zur Abwechslung einmal offen, was sie ein bisschen femininer wirken ließ, und nun tippte sie ungeduldig mit den nassen Fingerspitzen auf den Wannenrand. Konan verdrehte innerlich die Augen, sprach aber nicht aus was sie dachte: Anko benahm sich wirklich des Öfteren wie ein Kerl, da konnte sie noch so hübsch aussehen. Sie zog sich das Kleidungsstück über den Kopf, fuhr dann damit fort, Hose und Slip auszuziehen, bevor sie zu der Älteren in die Wanne stieg. Das Wasser fühlte sich angenehm warm an und so wie sie saßen, berührte sie Anko lediglich mit den Knien. Das war akzeptabel, denn schließlich hatte Konan noch keine sexuellen Erfahrungen und sie mochte es nicht, wenn etwas zu schnell ging. Prüde konnte man das ihrer Meinung nach nicht nennen, sie hielt sich einfach nur für vorsichtig. „Na also, ist doch nichts dabei“, meinte Anko und zuckte mit den Schultern, während sie sich nach hinten lehnte. „Du musst dich mit so einer Figur ja wohl kaum schämen.“ Konan hoffte, dass sie jetzt nicht wieder rot wurde, denn das passierte ihr bei solchen Komplimenten oft. „Danke“, murmelte sie nur und ließ sich etwas tiefer ins Wasser sinken. Das war tatsächlich ziemlich angenehm und sie senkte die Lider ein Stück, atmete tief durch. Nagato und sie hatten noch nie zusammen gebadet, auch nicht früher, als sie noch klein gewesen waren. Aber Nagato war ja auch schon immer um einiges älter als sie selbst gewesen. Sechs Jahre mochten sich nicht viel anhören und es hatte auch nie gestört, aber trotzdem gab es diesbezüglich einige Tabus. „Du tust es schon wieder.“ Sie blickte irritiert auf, direkt in Ankos entnervte Miene, die ihr deutlich machte, dass ihr etwas nicht passte. „Bitte?“, fragte sie nach, da sie immer noch nicht verstand. „Du denkst doch schon wieder an ihn, nicht wahr?“, brummte die Violetthaarige und die Eifersucht stand ihr ins Gesicht geschrieben. Konan seufzte leise, erwiderte ihren Blick ruhig. „Was erwartest du, Anko? Er ist lange Zeit mein bester Freund gewesen…“ „Mehr als das, huh?“ „Müssen wir das jetzt ausdiskutieren?“ Anscheinend reichte das, um Anko verstummen zu lassen und Konan war froh darüber. Über so etwas wollte sie mit der Älteren nicht reden, auch wenn diese sicher Recht hatte. Dennoch war es Konan hiermit ernst und das wollte sie beweisen – nicht nur Anko, sondern in erster Linie sich selbst. Deshalb verdrängte sie den Gedanken an Nagato und legte ein Lächeln auf, ehe sie ihrem Gegenüber mit der Hand ein wenig Wasser ins Gesicht spritzte. Anko gab ein unpassendes Quietschen von sich und Konan konnte nicht anders, als zu lachen. So gefiel ihr das doch schon viel besser. „Na warte!“, murrte ihre Mitbewohnerin grinsend und nun bekam sie ebenfalls einen Schwall Wasser ab, japste auf. Jetzt waren auch noch ihre Haare nass…aber na ja, die hatte sie sowieso waschen wollen, also würde sie darüber hinwegkommen. Sie hob die Hand, um die blauen Strähnen beiseite zu schieben, als Anko ihr zuvorkam. Konan blinzelte, als sie die angenehm zärtliche Berührung spürte und reflexartig lehnte sie sich gegen die warme Handfläche. Anko veränderte ihre Position ein wenig, rutschte näher zu ihr heran, so dass sie sich zwischen ihren Beinen befand. Es hätte Konan etwas ausmachen sollen, aber das tat es in diesem Moment gar nicht. Ihre Brüste berührten sich sachte, als sich die Ältere mit diesem besonderen Funkeln in den braunen Augen vorbeugte, um sie zu küssen und Konan ließ sie. Sie senkte die Lider gänzlich über ihre Bernsteine und ihre Hände wanderten wie von allein in Ankos Nacken, blieben dort ruhen. Es war seltsam, wie gut sich das anfühlte und es ließ Konan hoffen, dass sie hiermit vielleicht doch das Richtige tat. __________________________________________________________________ Eigentlich sollte hier noch ein Kapitel komplett über Itachi folgen, aber...ich habs mir anders überlegt. :D Weil ich die Spannung erhalten wollte und es nicht erwarten konnte, dieses kleine Kapitelchen zu posten. Warum? Nun, weil ich es einfach unheimlich liebe!! >_< So viele Emotionen und eeeendlich ein wenig Erleuchtung über Nagatos Vergangenheit, ich muss zugeben, ich hab den Kerl ins Herz geschlossen - dabei war er mir vor einer Weile noch total egal. ôo So kanns gehen, tja ja...das Drama darf natürlich nicht fehlen und ich muss hier noch einmal loswerden, dass ich mich wie blöde über jeden Kommentar freue und mich das immer wieder zum Weiterschreiben animiert! Ich danke euch! >_< Bis zum nächsten Kapitel, das auf jeden Fall am Wochenende kommen wird! lg Pia Kapitel 12: I couldn't see -------------------------- Mittlerweile saß Madara in seinem Wagen, die Hände ums Lenkrad verkrampft und den Blick starr auf die Straße gerichtet. Er hielt sich nicht an die vorgegebene Geschwindigkeit und es war ihm auch vollkommen egal, ob die Polizei plötzlich hinter ihm sein würde - er würde nicht mal dann anhalten oder langsamer werden. Eine ältere Fußgängerin, die er beinahe über den Haufen fuhr, hob die Faust und schimpfte wie ein Rohrspatz, er konnte es im Spiegel sehen und es war ihm ebenfalls gleichgültig. Wie bei einem Echo hallten die Worte in seinem Kopf wieder, brachten ihn dazu, wiederholt den Fuß aufs Gaspedal zu drücken und sich noch mehr zu beeilen. Er wusste, dass er nichts würde ausrichten können, dass es egal sein würde, ob er zehn Minuten eher oder später da sein würde, aber darum ging es auch nicht, sondern darum, Wut abzubauen. Wut auf sich selbst, weil er so ein verdammter Idiot gewesen war. Und Wut auf Itachi. Eine halbe Stunde zuvor hatte das Telefon geklingelt und ihn somit unsanft aus dem Schlaf, den er eigentlich noch länger hatte genießen wollen, gerissen. Da keiner seiner werten Mitbewohner auch nur daran zu denken schien, einmal abzunehmen, war diese Aufgabe an dem Uchiha hängen geblieben. Mit einem Blick auf das Bett seines Cousins hatte er dann feststellen müssen, dass der immer noch nicht wieder zurück war. Nicht gerade typisch. "Uchiha?", hatte er sich genervt gemeldet. "Ich hoffe, du hast gut geschlafen", hatte sich sein Gesprächspartner mit eindeutigem Sarkasmus zu Wort gemeldet und Madara hatte ihn sofort erkannt. "Was willst du, Kisame? Itachi ist nicht da." "Oh, das ist mir bewusst. Ich weiß auch zufällig, wo er ist." Er hatte die Stirn gerunzelt und sich plötzlich gewundert, warum der andere so bissig klang, geradezu zornig. "Sag nicht, er ist bei dir?" "Nein, er ist nicht bei mir. Er liegt wegen versuchtem Selbstmord im Krankenhaus. Klasse, oder?" Abrupt war es sehr kalt im Raum gewesen und Madara hatte gespürt, wie sich seine Kehle zuschnürte, er einen Moment glaubte, ihm würden die Beine weg knicken - allerdings hatte er sich sehr schnell wieder gefasst. "In welchem Krankenhaus ist er?" Kisame hatte nur geschnaubt. "Sag mir einen Grund, warum ich dir das sagen sollte?" "Kisame, er ist mein Cousin, verdammt!" "Ach? Merkt man ja nicht viel von, was?" "...bitte", er hatte nur zähneknirschend dieses Wort ausgesprochen, sich beinahe lieber die Zunge abgebissen, aber es hatte kein Weg dran vorbei geführt. Glücklicherweise hatte der Ältere nicht gelacht, ihn nicht einmal verspottet, sondern ihm daraufhin den Namen des Krankenhauses genannt. Madara hielt den Wagen auf dem Parkplatz vor dem großen Gebäude und verlor dann auch keine Zeit mehr, näherte sich diesem mit schnellen Schritten. Seine Gedanken rasten...Selbstmord...Itachi hatte versucht, sich das Leben zu nehmen...dieser Idiot...der konnte was erleben, wenn er wieder bei Bewusstsein war! Er wusste, dass seine Worte vom Abend der Auslöser für diese Tat gewesen sein musste, er praktisch die Schuld an dem hier trug...und er spürte bereits jetzt, wie ihn sein Gewissen zwickte. Aber er verdrängte dieses schnell, suchte die Eingangshalle nach Kisame ab- apropos, woher wusste der überhaupt Bescheid? "Hast ja doch hergefunden." Madara fuhr herum, begegnete den spöttisch aufblitzenden Iriden des Älteren. "Wo ist er?", zischte er gereizt. "Sie überprüfen gerade seinen Zustand...ob er stabil ist oder so was...keine Ahnung, ich kenn mich nicht aus...jedenfalls darf noch niemand rein. Du schon gar nicht." Es war Kisame anzumerken, dass der ihm die Schuld an dem Geschehen gab und dem Uchiha fiel nicht einmal etwas ein, mit dem er sich hätte rechtfertigen können, deshalb ließ er es bleiben. "Wie ist es passiert?" "Er hat versucht, sich die Pulsadern durchzuschneiden...mit einer Glasscherbe, wenn du es genau wissen willst. Und weißt du auch, wo er es gemacht hat?" Madara hob eine Braue, schwieg aber ansonsten; was sollte das denn jetzt? Was interessierte ihn der Ort? "Vor Shisuis ehemaliger Wohnung...seltsam, nicht?" Fast zuckte der Uchiha unter Kisames stechendem Blick zusammen, wenn auch nur, weil er jetzt begriff, was der andere ihm damit sagen wollte. Und gleichzeitig überkamen ihn solche heftigen Schuldgefühle, dass ihm ganz übel wurde. "Es war nur Zufall, dass ich in der Nähe war, Madara...er wäre verblutet." "Zufall...ja?", kam es nicht sehr überzeugt zurück, doch dies schien Kisame nicht wirklich zu kümmern. "Ich bin ja wohl nicht derjenige, der sich hier rechtfertigen muss, oder?", zischte dieser ihn an. "Du wirst mir jetzt endlich sagen, was vor drei Jahren passiert ist...und wag es nicht, mir irgendeine beschissene Lüge aufzutischen! Ich habe ein Recht darauf zu wissen, warum er versucht hat, sich umzubringen!" Madara blieb zunächst still, verzichtete darauf zu fragen, wer ihm dieses Recht zugesprochen hatte, denn das Blöde an der ganzen Sache war, dass der Ältere es tatsächlich verdient hätte, davon zu erfahren...andererseits hatte er Itachi sein Wort gegeben. Aber hatte er das nicht sowieso längst gebrochen? Immerhin hatte er seinem Cousin damals versprochen, für ihn da zu sein, ihm zu helfen...anfangs hatte er es sogar getan, sich um ihn gekümmert...bis die Sache mit Hashirama passiert war und Madara dadurch nur noch seine eigenen Probleme vor Augen gehabt hatte. Er war so ein verdammter Egoist... Sich das einzugestehen, machte es nicht besser, das wusste er, aber es konnte der erste Schritt sein. Er hob den Blick, sagte immer noch nichts, obwohl Kisame ihn nach wie vor fixierte, wohl auf die Antwort wartete. Ihm alles zu erzählen wäre natürlich ein erneuter Verrat an Itachi...fragte sich nur, ob es ihm nicht letztendlich helfen würde. Madara wusste gut genug, dass er bisher nur in seinem eigenen Sinne gehandelt hatte...allmählich wurde es wohl Zeit, etwas richtig zu machen. Und falls Itachi ihn deswegen hassen sollte- womöglich noch mehr als er es bereits tat-, würde er das in Kauf nehmen. "Also gut. Setzen wir uns...wird länger dauern." ~+~ Fordernd glitten die rauen Fingerkuppen seine Brust hinab, strichen weiter runter zu seinem Bauch und schließlich tiefer in Richtung der Lendengegend, wo sie einen Moment verweilten. Ein warmer Körper drückte sich an seinen, er spürte den bereits beschleunigten Atem an seinem Ohr, wenig später die Lippen an seinem Hals. Erneut kamen die Hände in Bewegung, griffen zwischen seine Schenkel, berührten intime Stellen, die zuvor nur er selbst angefasst hatte. Etwas Hartes presste sich an seinen Hintern, dann wurde sein Oberkörper nach vorn gedrückt, er fühlte weichen Stoff unter sich. Der Körper des anderen rieb sich an seinem, jede Berührung brannte auf seiner Haut. Unwirsch wurden seine Beine gespreizt, bevor er nach und nach in ihn eindrang und immer nur hörte er dieselben Worte. "Ich liebe dich." Itachi hatte anfangs geglaubt, dass es ein Aussetzer gewesen war. Eine Überreaktion, ein Fehler, den Shisui erkennen würde. Er hatte angenommen, dass er sich am nächsten Tag dafür entschuldigen und erkennen würde, dass er ihn verletzt und ihr Vertrauen ineinander gebrochen hatte. Nichts von alldem geschah. Er machte genauso weiter und das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass Itachi nicht wusste, was er tun sollte. Er konnte mit niemandem darüber reden, weil es kein Fremder war, der ihn vergewaltigte, sondern sein bester Freund. Hatten sie sich nicht damals geschworen, dass sie für immer Freunde sein würden? Shisui selbst hatte ihm dieses Versprechen abgerungen. Sie waren immer füreinander da gewesen, hatten sich nie im Stich gelassen. Wie konnte es also dazu gekommen sein? War er wirklich so blind gewesen? Anscheinend. Vielleicht wäre es nie dazu gekommen, wenn er nicht ausschließlich an sich gedacht hätte. Wenn er mehr an Shisui gedacht hätte, anstatt sich über Kisame aufzuregen. Wie oft hatte er seinem besten Freund in den Ohren gelegen? Nicht einmal hatte sich dieser beschwert, doch er war ihm ausgewichen und Itachi hatte es ignoriert, war nicht darauf eingegangen. Diese Erkenntnis schmerzte mindestens ebenso, wie die Tatsache, dass Shisui ihn missbrauchte. "Nii-san?" Er zuckte zusammen, blickte kurz irritiert auf seine Bücher, die offen auf dem Schreibtisch lagen; eigentlich hatte er lernen wollen, doch bis jetzt hatte er nur aus dem Fenster gestarrt. Durchatmend wandte er sich seinem kleinen Bruder, der ihn erwartungsvoll anblickte, zu. "Was ist denn?", erwiderte er so ruhig, wie es ihm möglich war. "Na ja, das Wetter ist so schön...und...ich weiß, dass du lernen musst, aber vielleicht können wir ja später ein Eis essen gehen?" Itachi blinzelte irritiert, hatte er nicht mit so etwas Banalem gerechnet. "Ein anderes Mal vielleicht, Sasuke", murmelte er ausweichend, hatte absolut keine Lust, jetzt raus zu gehen. Überhaupt verkroch er sich seit dem Vorfall so oft wie möglich in seinem Zimmer. Er wandte sich absichtlich ab, wollte nicht den enttäuschten Blick sehen, den ihm sein jüngerer Bruder nun mit Sicherheit zuwarf, denn noch mehr Schuldgefühle konnte er jetzt einfach nicht gebrauchen. "Das sagst du immer", vernahm er die leise Stimme und das nächste, das er hörte, war das Zuschlagen der Tür. "Itachi?", drang die gedämpfte Stimme seiner Mutter durch die Tür, doch er stand nicht auf, blieb auf seinem Bett liegen, den Blick zur Decke gerichtet. Was auch immer sie wollte, es war ihm egal. "Dieser...also, dein Freund war hier...der Große...ich hab ihm wieder gesagt, du wärst nicht da, ich hoffe, das geht in Ordnung." Kisame. Und es wunderte ihn nicht einmal, schließlich war der Ältere bereits dreimal hier gewesen, seitdem er ihm gesagt hatte, dass er ab jetzt keine Zeit mehr für ihn haben würde...wegen der Prüfungen. Dass der andere sich damit nicht zufrieden geben würde, war Itachi von vornherein klar gewesen, aber er konnte es nicht ändern. Vielleicht würde er sein Verhältnis zu Shisui retten können, wenn er sich von Kisame fernhielt. Es war sein Fehler gewesen und sollte er ihn so bereinigen können, musste er das in Kauf nehmen. Allerdings veränderte sich nichts, nicht als er sich von Kisame entfernte und auch nicht als er versuchte, mit Shisui zu reden. Er hörte nicht zu, steigerte sich mehr und mehr in die Sache rein und immer nur hörte Itachi, dass sein bester Freund ihn liebte. Es wurde von Tag zu Tag schwerer, sich nichts anmerken zu lassen, weder vor seinen Freunden noch vor seiner Familie. Seine Noten sanken mit einem Mal in den Keller und er konnte keine Erklärung dafür abgeben. Die Nächte wurden endlos, weil ihn sein Gewissen nicht schlafen ließ und ihn der Gedanke an den nächsten Morgen quälte. Außerdem ging er nicht mehr raus, verbarrikadierte sich so lange wie möglich in seinem Zimmer, bis er es nicht mehr aushielt und erneut zu Shisui ging - um mit ihm zu reden. Während er die Treppen hoch zur Wohnung stieg, legte er sich bereits die Worte zurecht, die er dem anderen entgegen bringen wollte. Sie würden das bereinigen, irgendwie...es würde vielleicht wieder so werden können wie vorher, irgendwann...aber selbst als er versuchte, sich das einzureden, klang es unglaubhaft in seinen Ohren und mit jedem Schritt verspürte er mehr den Drang, sich umzudrehen und einfach davon zu laufen. Aber er würde es nicht tun, er durfte es nicht, wenn er noch retten wollte, was zu retten war. Daher betrat er die Wohnung - die Tür stand wie immer offen -, blieb einen Moment unschlüssig im Flur stehen, rang sich dann aber doch dazu durch, den anderen zu suchen. Er fand ihn im Wohnzimmer. Schon als er Shisuis Gesichtsausdruck bemerkte, wusste er, dass er den falschen Zeitpunkt gewählt hatte. Unwillkürlich fragte er sich, was er jetzt wieder falsch gemacht hatte - und erschrak im selben Augenblick, dass er sofort davon ausgegangen war, es läge an ihm. Kaum dass der Ältere von ihnen aufgestanden war, machte Itachi reflexartig einen Schritt zurück, seine Haltung verspannte sich und als er den Mund aufmachte, bemerkte er, dass alle zuvor gut durchdachten Worte mit einem Mal wie aus seinem Kopf gefegt waren. "Was ist? Hast du Angst vor mir, Itachi?" "...nein", warum zögerte er dann so mit der Antwort, fragte er sich im gleichen Moment. Shisui schnaubte, funkelte ihn nicht gerade überzeugt an. "Lüg doch nicht, du zitterst ja!" Zitterte er wirklich? Es musste wohl so sein. "Ich..." "Und du bist weiß wie die Wand...schlechtes Gewissen, hm? Ich hätte wirklich nicht geglaubt, dass du zu ihm rennst. Ich dachte, ich wäre dir etwas wert." Itachi schwieg, konnte seinen besten Freund nur verwirrt anstarren; wovon redete der überhaupt? Zu wem sollte er gerannt sein, wenn er sich doch seit Tagen in seinem Zimmer einschloss, nicht mal mehr mit seiner Familie redete? Abermals wich er zurück, als Shisui sich ihm beharrlich näherte und plötzlich schien die Luft ganz dünn zu sein. "Warum sonst wäre dein Freund bei mir aufgetaucht?! Was sollte das werden? Wolltest du mich einschüchtern?!" Noch näher...allmählich setzte Itachis Verstand aus und Panik war alles, was er noch fühlte. Und Verzweiflung, weil er absolut keine Antworten für Shisui hatte. Dabei hatte er doch vorher genau darüber nachgedacht, was er ihm sagen wollte. Was war damit? Er zuckte zusammen, als er an den Türrahmen zur Küche stieß, eine Hand in selbigen krallte. Warum war Kisame hier gewesen? Warum hatte er sich einmischen müssen? "Sieh mir wenigstens in die Augen und lauf nicht weg!", durchbrach Shisuis Stimme, die mit einem Mal viel lauter geworden war, die Stille und er machte automatisch noch einen Schritt zurück. "Ich liebe dich! Du weißt, dass ich dich liebe! Warum verletzt du mich schon wieder?! Warum, Itachi?!" Schon wieder dieselben Worte, allmählich konnte er sie nicht mehr hören, wollte sie nicht mehr hören. "Sag das nicht immer..." Sofort wünschte er sich, er hätte es nicht gesagt, konnte er seinem besten Freund ansehen, dass er diesen damit verletzt hatte - und es tat ihm leid. Dennoch, er war hierhergekommen, um etwas zu klären. Er konnte nun keinen Rückzieher mehr machen, dazu war es bereits zu spät. "Shisui, du bist mein bester Freund...aber mehr...als das wird niemals zwischen uns sein." Es war so schwierig und als er in das Gesicht des Älteren sah, wusste er, dass er nun endgültig alles zerstört hatte. Zuerst wurde Shisui sehr blass, die dunklen Iriden fixierten ihn unablässig, während sich stumme Worte auf den Lippen formten. "Es tut mir leid." "...tut es nicht...aber ich werde dafür sorgen, dass es dir leid tut", wie Gift ätzte sich die Drohung in sein Bewusstsein, trieb ihn dazu, zurückzuweichen. Gleich darauf zuckte er zusammen, war er doch gegen einen der Küchenschränke gestoßen, bemerkte, dass er nun keine Möglichkeit zur Flucht haben würde. Shisui kam näher, immer näher und Itachi wusste, dass es gleich genauso ablaufen würde, wie in den Tagen zuvor. Panik stieg in ihm auf, nahm jeden freien Gedanken ein und dann spürte er Shisuis Hände auf seinem Körper, wie sie grob an seinem Shirt zerrten, die fordernden Lippen an seinem Hals, wie die Finger, nachdem sie das Oberteil entfernt hatten, in seine Hose wanderten...und sein Verstand setzte aus. Nach Luft schnappend langte er hinter sich, griff den nächst besten Gegenstand und...rutschte ab. Reflexartig versuchte er, sich mit den Händen abzufangen, konnte sich nicht halten, da seine Beine ihm einfach wegknickten und er schloss die Augen, als er den Schmerz in seinem Rücken wahrnahm. Er hörte Shisuis Keuchen, als er selbigen mit auf den Boden riss, unternahm eine letzte Abwehrhaltung, indem er die Hände gegen den Körper auf ihm stemmte...und dabei vergaß, dass er den Gegenstand noch immer in der Hand hielt. Das Geräusch, welches daraufhin folgte, war schwer zu beschreiben, darauf folgte eine Art Gurgeln...eine warme Flüssigkeit rann seine Hand hinab. Itachi wurde übel und er wagte nicht, die Augen zu öffnen. Ein ersticktes Röcheln trieb ihn dann aber doch dazu...und im gleichen Moment wünschte er, er hätte nicht aufgesehen, als ihm Shisuis weit aufgerissene, starre Iriden entgegenblickten. Zitternd hatte der Ältere seine Finger in Itachis Arme gegraben, seine Nägel zerkratzten ihm die Haut, immer wieder drangen unartikulierte Laute aus seinem Mund…bis er einfach zur Seite kippte, halb auf ihm liegen blieb. Itachi unterdrückte ein Würgen, als er den Griff des Küchenmessers, welches in der Brust seines besten Freundes steckte, sah. Dann schaute er auf seine Hände, die ebenso blutbefleckt waren, wie es inzwischen der Boden war. Am ganzen Körper zitternd rutschte er von dem leblos da liegenden Körper weg, starrte auf die Blutlache, die sich auf den Fliesen ausbreitete. Shisui...er hatte Shisui getötet...abgestochen...einfach so...binnen von Sekunden hatte er seinen besten Freund ermordet. Die Gedanken strömten so schnell auf ihn ein, dass er sie kaum richtig realisieren konnte. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Er musste hingehen, seinen Puls fühlen...aber er konnte sich nicht überwinden, fühlte sich vor Angst wie gelähmt. Hilfe, er brauchte Hilfe. Aber wer würde ihm helfen? Einem Mörder. Man würde ihn dafür einsperren. Der Name seiner Familie würde in den Dreck gezogen werden, bereits jetzt sah er die bestürzten Blicke seiner Eltern und Sasuke würde ihn verabscheuen. Itachi wischte sich verzweifelt mit den Händen übers Gesicht, doch diese unüberlegte Handlung führte nur dazu, dass der Blutgeruch noch schlimmer wurde. Es gab keinen Ausweg, er hatte soeben Shisuis und gleichzeitig sein eigenes Leben ausgelöscht. Es dauerte eine Stunde, bis Itachi sich so weit gefasst hatte, dass er wieder zu Handlungen fähig war. Das Blut an seinem Körper war bereits getrocknet, der Gestank nach und nach schlimmer geworden - nicht zuletzt, weil er sich zwischendurch auf dem Küchenboden erbrochen hatte. Der Albtraum schien kein Ende zu nehmen...vielleicht sollte er Shisui folgen? Zerstört hatte er ja bereits alles. Itachi schloss die Augen, versuchte, sich zu beherrschen, aber die Tränen liefen, ohne dass er sie daran hindern konnte. Es war ein Unfall gewesen, er hatte das nicht gewollt. Niemand würde ihm glauben, niemand ihm helfen, alle würden nur - er hielt inne. Es gab jemanden, der ihm helfen konnte, jemand, der in seiner Familie keinen guten Ruf hatte. Jemand, der sich mit zwielichten Typen rum trieb und scheinbar keinerlei Moral besaß. Itachi schluckte; sie hatten keinen guten Kontakt zueinander, aber auch nie gestritten und er hatte seine Nummer. Mit zittrigen Fingern wühlte er sein Handy aus seiner Hosentasche, fuhr mit den dreckigen Fingern über das saubere Display und hinterließ darauf Spuren, wie auch auf den Tasten, als er wählte. Und nie war er erleichterter gewesen, als sein Cousin, Uchiha Madara, versprach, dass er diese Sache bereinigen, ihm helfen würde...zu welchem Preis, das sollte er erst viel später erfahren. ~+~ Schweigend saß Kisame in dem Raum mit den weißen Wänden, ließ sich die Dinge, die Madara ihm vor zwei Tagen erzählt hatte, noch einmal durch den Kopf gehen. Er hatte vieles erwartet. Dass er Itachi mit dem unüberlegten Kuss möglicherweise verschreckt hatte, dass selbiger eher auf Mädchen stand...dass er Probleme mit Madara hatte - aber nicht das! Und vor allem nicht, dass Itachi anscheinend wirklich etwas für ihn empfand. Die ganze Geschichte überforderte ihn zugegebenermaßen. Abermals richtete sich sein Blick auf den Uchiha, der mit geschlossenen Augen in dem weiß bezogenen Bett lag. Die schwarzen, leicht zerzausten Haare bildeten einen ziemlich extremen Kontrast zu Itachis bleicher Haut, ebenso wie die Verbände um seine Unterarme. Kisame konnte immer noch nicht begreifen, dass der andere anstatt mit ihm zu reden, lieber den Tod gewählt hatte. Mit Madara hätte er an des anderen Stelle auch nicht geredet, nicht nachdem, was der sich geleistet hatte. Der ältere Uchiha hatte ihn genauso missbraucht wie Shisui. Shisui...hätte Itachi diesen Drecksack nicht umgebracht, hätte er selbst es spätestens jetzt getan und wegen dem hatte er auch noch Schuldgefühle. Kisame schnaubte verächtlich, ließ den Jüngeren nicht aus den Augen; wenn der wach werden würde, konnte er was erleben. Immerhin hatte er sich verdammte Sorgen um ihn gemacht und seit drei Jahren schon rannte er ihm hinterher, ohne dass er etwas erfahren hatte. Auch wenn Itachi es sicher nicht im Sinn gehabt hatte, ihn zu verletzen...er hatte es verdammt noch mal getan. Hätte Madara ihm nichts erzählt…Kisame fragte sich, ob Itachi es jemals über sich gebracht hätte, mit ihm zu reden. Aber noch größere Wut verspürte er gegenüber Shisui, ob der nun tot war oder nicht, denn wenn der damals nicht durchgedreht wäre, hätte alles anders laufen können. Besser...er hatte verdammt noch mal eine Chance bei Itachi gehabt. Es war niemals der Kuss gewesen, wegen dem der Jüngere ihn abgewiesen hatte, sondern das schlechte Gewissen und wahrscheinlich die Angst, erneut verletzt zu werden. Kaum dass ihm dies durch den Kopf gegangen war, bewegte sich der Uchiha leicht, schien gerade wach zu werden - na endlich. Eine gewisse Erleichterung konnte Kisame nun doch nicht verhindern und diese dämmte die vorige Wut ein wenig. Ungewohnt ruhig blieb er neben dem Bett sitzen, beobachtete, wie Itachis Lider zuckten, er langsam die Augen öffnete, diese orientierungslos durch den Raum wandern ließ. Allerdings sickerte wohl langsam die Erkenntnis durch, denn der verwirrte Blick aus schwarzen Iriden klärte sich und als er den haiähnlichen Mann fixierte, flackerte kurz so etwas wie Überraschung auf. Sicher, ihn hatte er bestimmt nicht hier erwartet. Itachi fragte nicht danach, was passiert war, stattdessen setzte er sich stillschweigend auf. Dann verfinsterte sich sein Ausdruck, anscheinend war er nicht besonders froh darüber, noch am Leben zu sein. "Hey!" Kisame war nie ein Mensch gewesen, der die Stille mochte oder lange den Mund halten konnte und er sah es auch nicht ein, es jetzt zu tun - egal, wie angebracht es schien. Es war lange genug geschwiegen worden. "Was tust du hier?", murmelte Itachi heiser. "Warten, bis du wach wirst", entgegnete Kisame ohne drum herum zu reden. "Bin ich ja nun. Also kannst du gehen." Es war abzusehen gewesen, dass der Uchiha so reagieren würde, doch davon ließ sich Kisame nicht abschrecken. Trotzdem regte es ihn auf, dass Itachi selbst jetzt noch so tat, als bräuchte er ihn nicht, als wollte er wirklich, dass er endlich ging. Und ebenso dass er so tat, als hätte er nicht versucht, sich umzubringen. Am liebsten hätte er ihn an den Schultern gepackt und ihm die Wahrheit ins Gesicht gebrüllt, aber das würde sich dann wahrscheinlich eher negativ auf ihre sowieso schon schlechte Beziehung auswirken. "Madara hat mir erzählt, was damals passiert ist." Das war auch nicht viel taktvoller gewesen, wie er nun feststellen musste, denn kaum waren die Worte aus seinem Mund gelangt, ruckte Itachis Kopf hoch und der Ausdruck in den sonst so emotionslosen Iriden spiegelte sowohl Fassungslosigkeit, als auch Angst und Verzweiflung wieder...so viele Gefühle, die er zuvor niemals bei dem Uchiha gesehen hatte. "Was...hat er dir erzählt...?", Itachis Stimme glich nun mehr einem Würgen und er schien alle Mühe zu haben, sich zu beherrschen. Fast schon tat es dem haiähnlichen Mann leid, dass er gleich mit der Tür ins Haus gefallen war, keine Rücksicht auf den ohnehin schon geschwächten Zustand des anderen genommen hatte, aber ändern konnte er es auch nicht mehr. "Alles. Was Shisui dir-" "Es war meine Schuld!", fiel ihm Itachi unerwartet heftig ins Wort und seine Hände zitterten. Kisame schnaubte verächtlich, konnte nicht wirklich begreifen, wie der Uchiha sich dafür die Schuld geben konnte. Sie lag definitiv nicht bei ihm. "Hör auf, dir so einen Scheiß einzureden. Es war nicht deine Schuld." Itachi schüttelte nur den Kopf, reagierte nicht wirklich auf seine Worte, murmelte nur teils verständliche Sätze, da er sie mittendrin immer abbrach. "...ich...Madara hat...keine Ahnung...Shisui-" "Verdammt, Itachi! Er hat dich vergewaltigt!", knurrte Kisame und funkelte sein Gegenüber wütend an - zu seiner Überraschung reagierte dieser nicht minder zornig. "Halt den Mund!!" Scheinbar hatte er damit eine Grenze überschritten. In der nächsten Sekunde schien Itachi selbst über seinen Ausbruch erschrocken, das konnte er in seinen Augen sehen. Das und die bloße Verzweiflung, die ihn innerlich zerreißen musste. "Sei...einfach still...", vernahm er das Wispern und Itachi vergrub das Gesicht in den Händen, atmete geräuschvoll durch. Er bot ein jämmerliches Bild. Entgegen der Erwartungen schwieg Kisame tatsächlich, jedenfalls fürs Erste und das gab Itachi Zeit, sich ein wenig zu beruhigen. Er durfte jetzt nicht schwächlich erscheinen, immerhin hatte er das schon durch den Selbstmordversuch getan. Hätte Kisame sich nicht eingemischt; er war überzeugt davon, dass der Ältere die Schuld trug. Es hätte vorbei sein können. Stattdessen würde es jetzt weitergehen wie bisher, nur mit dem Unterschied, dass er nicht länger in der Wohngemeinschaft Madaras wohnen bleiben würde können und wollen. Nie würde er seinem Cousin verzeihen, dass dieser Kisame solche Dinge erzählt hatte. Er war die letzte Person, die seine Geschichte hatte erfahren sollen und was tat Madara? Kisame würde sicher nicht zur Polizei gehen, aber er würde ihn damit erpressen können. Würde er so etwas tun? Itachi wusste es nicht, überhaupt wusste er nicht mehr, was er glauben sollte. "Ist es wahr?" Irritiert schaute er auf, begegnete Kisames ernstem Blick…kein Spott, keine Wut, viel mehr Anspannung, soweit er das beurteilen konnte. "Was meinst du?" "Damals, als du abgehauen bist, wegen dem Kuss...es war dir nicht unangenehm?" Einen Augenblick lang war Itachi sprachlos und er senkte den Blick. "...nein. Nein, war es nicht." "Und du bist fast drei Jahre vor mir weggerannt, weil - Scheiße, das ist mir zu hoch! Dachtest du, ich würde dich verpfeifen? Oder dir Vorwürfe machen? Ich versteh das nicht!" "Musst du auch nicht", murmelte Itachi resigniert und fixierte die Bettdecke. Allerdings nicht lange, denn Kisame packte ihn nicht sonderlich sanft an den Schultern, zwang ihn, zu ihm aufzusehen. "Ich will es aber! Dieser Mist muss endlich mal aufhören! Du musst damit aufhören! Du hast keine Schuld, du wolltest es nicht! Es war ein Unfall! Unfälle passieren halt und um ihn war es nicht schade!" "Rede nicht so über ihn!! Du hast keine Ahnung! Du weißt nichts - und fass mich nicht an!" Nie hatte Kisame den Uchiha so außer sich erlebt. Damals war er stets kühl und beherrscht, ab und zu ein wenig sarkastisch gewesen. Auch wenn er sich immer gewünscht hatte, Itachi würde mehr Emotionen zeigen, jetzt hoffte er, dass das kein Dauerzustand werden würde. Kisame konnte sein Gegenüber ja nicht mal anschreien, wenn dieser so völlig mit den Nerven am Ende da saß und sich allem Anschein nach zusammenreißen musste, um nicht zu heulen. Verdammt, er war nicht der Typ, der mit so was gut umgehen konnte. Viel lieber hatte er den kühlen, unnahbaren Jungen gereizt, ihn zur Weißglut getrieben, bis dieser etwas aus sich raus kam. Und nun? Die Gestalt, die da in sich zusammengesunken im Bett saß, hatte nichts mit der Person gemeinsam, die er vor drei Jahren auf dieser Party kennen gelernt hatte...die er geküsst hatte und der er bis heute nachgelaufen war. Kisame ließ ihn los. "Ich komme morgen wieder." Itachi schwieg, rieb sich ohne es zu merken den linken Unterarm, fuhr über die festgezogenen Verbände und spürte den pochenden Schmerz. Dann nickte er wie mechanisch, dennoch hatte er verstanden. "Vielleicht bist du dann in der Lage mit mir zu reden. So hat das keinen Sinn." Er hörte, wie Kisames Stuhl auf dem Boden scharrte, die Schritte, die sich immer mehr entfernten und erst als die Tür zuschlug, ließ der Uchiha jede noch vorhandene Beherrschung fallen. Es war nicht vorbei. Der Albtraum ging weiter. ________________________________________________ Eigentlich wollte ich das Kapitel ja erst am Sonntag hochladen...aber irgendwie konnte ich es dann doch nicht mehr zurückhalten. Daran seid ihr Schuld, ihr alle mit euren tollen Kommentaren...die machen mich süchtig. ~__~ Nein, im Ernst, danke! Ich freue mich jedes Mal wie ein Schnitzel! *_* Zum Kapitel...ja, es ist sehr düster und ich kann euch nicht versprechen, dass es in nächster Zeit wieder fröhlicher zugehen wird - in jeglicher Hinsicht. Aber deshalb ist das Genre ja auch unter anderem Drama. Im nächsten Kapitel wieder etwas zu Hidan...freut euch drauf! ;) lg Pia Kapitel 13: Without your touch ------------------------------ "Ey, du Wichser!! Das ist nur die Hälfte der Kohle!!" Laut hallte die wütende Stimme in der kleinen Seitenstraße wieder, ließ ein paar Menschen, die dort ebenfalls ihr Geld verdienten, herumfahren und schon bald lag alle Aufmerksamkeit auf dem jungen Mann, der mit erhobenen Fäusten dem davon rasenden Wagen hinterher schimpfte. "Was glotzt ihr denn so?! Fickt euch doch!", zischte er aggressiv, kaum dass er die Blicke bemerkt hatte und schnell machten sich die anderen wieder an ihre Arbeit. Er schnaubte, wandte sich dann ab, hatte er doch keine Lust, den Huren dabei zuzusehen, wie sie ihre Röcke, die eigentlich nur breite Gürtel waren, noch ein Stück höher zogen und widerlich mit den übertrieben getuschten Wimpern klimperten. Wie ihn das alles ankotzte... Ausgerechnet jetzt fehlte Temari...bei der hätte er sich richtig schön aufregen können und die Blondine hätte ihm mitfluchend zugestimmt; Kunden, die nicht ordentlich zahlten, gehörten doch geopfert. Die Wahrscheinlichkeit, dass Temari ihm eine Standpauke hielt, war allerdings ebenso groß...immerhin sagte sie ihm jedes Mal, er solle sich erst das Geld geben lassen und es dann mit dem Kunden treiben. Aber Geld war Hidan nie besonders wichtig gewesen...solange er genug zu essen hatte und ein Dach überm Kopf, war alles in bester Ordnung...und dank Temari hatte er oftmals beides. Allerdings auch nicht immer, denn die Blonde hatte noch ihre beiden Brüder zu versorgen...schon mies, wenn der Vater Alkoholiker war und die eigene Tochter auf den Strich schickte, aber hey, jeder hatte seine Bürden zu tragen. Hidan seufzte entnervt, zog den Kragen seiner dünnen Jacke etwas weiter hoch; wenn dieser Mistkerl von Zuhälter nicht wäre, würde sein Leben viel besser laufen...aber irgendwoher musste man ja die Knete bekommen. Missgelaunt schritt er den Straßenstrich herunter, war froh, als das penetrante Gesäusel der Nutten allmählich verstummte...wie er das alles hasste. Wie lange war er eigentlich schon hier? Er hatte es vergessen...wie beschissen. Sich eine Zigarette aus der Jackentasche fischend blieb er schließlich stehen, suchte seine Taschen nach Feuer ab- vergebens. So ein Scheißdreck... Gerade wollte er kehrt machen und eine der Huren nach Feuer fragen, als ihn helle Scheinwerfer blendeten und ihn zum Fluchen brachten- allerdings nur bis er den Fahrer in dem schwarzen Luxusschlitten auch Porsche genannt erkannte. "...sieh an. Auch mal wieder da?", spottete er bitter, kaum dass die Scheibe runter gefahren wurde. "Willst du labern oder einsteigen?", hörte er die kühle, raue Stimme, die ihm immer wieder einen Schauer über den Rücken jagte. Er schnaubte trotzig, murmelte ein paar Verwünschungen, stieg dann aber schnell in den Wagen. "Die ganze Nacht wird dich kosten, Kuzu-chan", säuselte er, kaum dass er sich angeschnallt hatte und der Ältere losgefahren war. Eben jener ließ ein verächtliches Schnauben ertönen und kurz richteten sich die grünen Iriden auf ihn. "Du weißt, ich zahle nicht für Sex." Stimmte auffallend... Hidan gähnte provokativ, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schaute gelangweilt auf die Straße. Eine ganze Weile war es sehr still zwischen ihnen...der junge Russe lehnte sich zurück, vernahm den leicht metallischen Geruch von Geld...oder auch Blut, so wie einen Hauch von Aftershave, der stets an dem anderen haftete...angenehm irgendwie. "Wann holst du mich endlich da weg?", fragte er schließlich, ohne es wirklich ausgesprochen haben zu wollen. Die Lichter der Laternen verschwommen ein wenig, als Kakuzu etwas mehr Gas gab und Hidan senkte die Lider, wandte den Blick aber nicht ab, obwohl es da draußen nichts Interessantes zu sehen gab. "Bald." Der Jüngere nickte nur, schloss die Augen nun gänzlich...bald klang gut... ~+~ Entnervt schlug Hidan die violetten Augen auf, sah missmutig an die Decke seines Zimmers; warum konnte er das Vergangene nicht einfach vergessen? Kakuzu war ein Mistkerl, der ihn immer nur belogen und anschließend verlassen hatte. Sicher, er hatte ihn von der Straße geholt, das hatte er gehalten, doch was war mit…verdammt! Er fuhr sich stöhnend übers Gesicht, schlug mit der freien Hand gegen die Wand. Nachdem so viel Zeit vergangen war, konnte er immer noch nicht aufhören, an den alten Sack zu denken und sich nach ihm zu verzehren. Hidan wollte glauben, dass es der Sex war…es musste der Sex sein, denn wer würde schon auf so ein hässliches Fossil stehen? Es konnte nur an der Tatsache liegen, dass Kakuzu wusste, wie man mit ihm umzuspringen hatte, damit er einen heftigen Orgasmus bekam. „Ist dir schlecht oder so, hmm?“ Hidan zuckte schlagartig zusammen, schaute auf und damit direkt in die meerblauen Iriden Deidaras, welcher sich über ihn gebeugt hatte. Seit wann war der denn hier? Und warum hatte er jetzt so ein beschissen schlechtes Gewissen ihm gegenüber? „Liegt an deiner Visage“, brummte er ausweichend und Deidara runzelte die Stirn. „Die Beleidigung war für deine Verhältnisse aber ziemlich lahm, hmm“, wurde er gleich darauf informiert. Hidan grummelte ein paar Flüche, ehe er sich bockig auf die Seite drehte, was Deidara mit den Augen rollen ließ. Eine Weile war es bemerkenswert still zwischen ihnen, dann setzte der Künstler erneut zum Sprechen an. „Was ist dein Problem, du Spinner?“ Der Jashinist knurrte erbost, wollte nur seine Ruhe haben und sich garantiert nicht mit so einem Müll auseinander setzen. „Du bist nicht meine Therapeutin, Barbie, also halt die Backen!“ „Und was bin ich dann, hmm?“ Es war diese Frage, die Hidans Wut in Luft auflöste und die ihn so verwirrte, dass er verstummte. Es war eine berechtigte Frage, das musste er zugeben, aber wenn er den Ernst jetzt herunterspielte, um sich aus der Affäre zu ziehen, würde Blondie wahrscheinlich ausrasten. Wollte er noch mehr Terror? Ausnahmsweise nicht. Mit einem Ruck hatte er sich wieder umgedreht, schaute Deidara prüfend ins Gesicht. Scheiße, ganz schlechte Idee. „Ich hab keine Ahnung, okay?!“, fauchte er los. „Wir wohnen zusammen, wir hassen einander und wir ficken einander! Mehr weiß ich nicht, verdammt!“ Deidaras Mimik verfinsterte sich augenblicklich und Hidan begriff, dass er soeben noch mehr Terror veranstaltet hatte – ohne es zu wollen. Das kam auch nicht alle Tage vor. „Schön, hmm. Dann wäre das ja geklärt“, versetzte der Blonde kalt. „Deidara-chan, du-“ „Ich will es gar nicht hören, hmm“, schnitt ihm Deidara das Wort ab und ging zur Tür. Das laute Knallen war alles, was Hidan blieb und er hieb abermals auf die Wand ein, fluchte laut. „Scheiße! Verflucht noch mal!“ Anko wusste nicht, was Konan an ihm fand. Natürlich, er war nicht unbedingt hässlich für einen Mann, wenn man davon absah, dass sein Gesicht einem Nadelkissen glitt. Charaktermäßig? Das größte Arschloch in der Wohngemeinschaft, wenn man einmal von Hidan absah. Wie konnte es sein, dass sich ein tolles Mädchen wie Konan zu so einem Mistkerl hingezogen fühlte? Es musste an der Zeit liegen, ganz sicher, denn ein anderer Grund fiel ihr nicht ein. Vielleicht wollte sie auch gar nicht wissen, warum Konan so an ihm hing, denn es tat ihr ja doch nur weh. Ihre braunen Augen verengten sich ein bisschen mehr, als sie ihn über den Tisch hinweg fixierte, doch ihre finsteren Blicke schienen ihn nicht zu kümmern. Er saß nur da und starrte in die Tageszeitung, die inzwischen wohl jeder außer ihm durch hatte. Pain war oft weg und wenn er endlich wieder da war, dann verschanzte er sich meistens sofort in seinem Zimmer. Sie wünschte sich fast, dass er sie blöd anmachen würde, damit sie ihm an die Gurgel gehen konnte, doch er tat nichts dergleichen. War der Mann überhaupt lebendig? Ihr kam er ja mehr wie eine wandelnde Leiche vor, wenn sie ihn so betrachtete. Kein Funkeln in den grauen Augen, keine Emotionen…als trüge er eine Maske. Sie schauderte unwillkürlich, als er den Blick dann doch hob und den ihren erwiderte. Ruhig, kühl und sie wollte ihm eine verpassen, damit er aufhörte, sie so arrogant anzuglotzen. Stattdessen fiel ihr etwas fiel Besseres ein, als sie die Tür hörte und kurz darauf Konan in die Küche kam. Sie war einkaufen gewesen und ihre Wangen waren von dem frischen Wind draußen gerötet. Anko zögerte nicht, sich zu erheben und ihr die Tüten aus der Hand zu nehmen, dabei ein Lächeln auf den Lippen. „Hallo Schatz“, wisperte sie und küsste sie. Ein harmloser Kuss, nicht länger als ein paar Sekunden, weil sie wusste, dass Konan es nicht mochte, wenn sie das vor ihm taten. Ihr missfiel das zwar, aber es war besser als gar nichts und sie wettete damit, dass Pain nun geradezu krampfhaft in seine Zeitung schaute. Vielleicht konnte er Konan täuschen, aber Anko würde er nicht weismachen, dass er kein Interesse an ihrer Freundin hatte. Warum auch immer er sich so widerlich ihr gegenüber benahm, sie würde nicht zulassen, dass er sie am Ende bekam. Und genau deshalb half sie Konan nun beim Einräumen der Einkäufe, verwickelte sie in ein lockeres Gespräch und berührte sie dabei. Nicht zu intim, aber dennoch sichtbar und es gab kein schöneres Gefühl des Sieges, als sie hörte, wie er sich von seinem Stuhl erhob und aus dem Raum verschwand. Der Punkt ging eindeutig an sie – Pech für ihn. Nachdenklich schweifte Madaras Blick in die Ferne, beobachtete, wie die Sonne unterging und den Himmel rot-goldenes Licht tauchte, zumindest ein wenig Wärme spendete, denn momentan fühlte der Uchiha nur eines: die kalte Leere. Er war noch nicht bei seinem Cousin gewesen, hatte nicht gewusst, wie er ihm nach diesem Geschehen gegenüber treten sollte...und er befürchtete, dass er Itachi mit seiner Anwesenheit aufregen könnte. Dass seiner scharfen Zunge wieder einmal etwas entglitt, das er besser für sich behalten hätte. Kurz schloss er die Augen, versuchte, seine Gewissensbisse in Verdrängung zu dämpfen, doch es gelang ihm nicht und unweigerlich wurde das Verlangen, nach des Senjus Nähe so heftig, dass er Lust bekam, sich von der Brücke zu stürzen, auf welcher er stand. Fest krampften sich seine Hände um das morsche, hölzerne Geländer; er würde niemals springen, einzig der Selbsthass brachte ihn dazu, so etwas in Betracht zu ziehen. Wie konnte er nach allem und ausgerechnet jetzt an Hashirama denken? Madara sah wieder in das Wasser, auf dessen Oberfläche sich die Sonne spiegelte, runter...er kannte die Antwort und er hasste sich dafür umso mehr. ~+~ "Wieso glaubst du mir nicht?" Madara verdrehte stumm die Augen, während die warme Stimme mit leisem Vorwurf auf ihn einredete, ihn gegen seinen Willen einlullte und unweigerlich ruhiger werden ließ. Etwas, das nur dieser eine Mann konnte und ob dies Segen oder Fluch darstellen würde, war bis jetzt noch ungewiss. Er seufzte tonlos, schloss die Augen, um die Berührungen der rauen Fingerkuppen, welche seinen Nacken hinab streichelten, besser nachfühlen zu können und schauderte. "Weil du ein Mann bist." Er konnte fast spüren, wie der andere beide Brauen empor zog, ihn ungläubig ansah...sogar die Streicheleinheiten stoppten. So konnte man Senju Hashirama also aus der Fassung bringen...interessant. Er schmunzelte. "Du bist doch auch einer." Madara streckte sich, fühlte die schwarze Satinbettdecke über seinen nackten Körper fließen, als er sich räkelte, nur um sich dann umzudrehen und dem anderen in die braunen Augen zu sehen. "Deshalb weiß ich auch, wovon ich rede", antwortete er mit süffisantem Unterton. Hashirama blinzelte irritiert, dann lächelte er amüsiert, beugte sich anschließend zu ihm runter, um ihm sanft seine Lippen aufzudrücken, welche Madara nur allzu gern in Empfang nahm. So abweisend er sich auch gab, konnte er doch nicht seine wahren Gefühle verbergen und eigentlich wollte er es nicht einmal. Also gab er sich dem anderen hin, verschränkte ihre Finger, spürte den ebenfalls nackten, braun gebrannten Leib auf dem seinen und öffnete bereitwillig den Mund, zettelte in provozierender Herausforderung ein kleines Duell der Dominanz an...welches leider viel zu früh unterbrochen wurde. Verärgert zischend löste sich Madara von seinem Freund und drehte den Oberkörper zur Seite, um einen Arm auszustrecken und sein Handy auf dem Nachttisch zu ertasten - währenddessen scholl die Stimme Amy Lees aus dem kleinen Gerät und die Melodie zu ihrem Song Bring me to life. Er ignorierte Hashiramas unterdrücktes Glucksen und nahm stattdessen ab. "Uchiha." Noch während er sich hastig anzog, überschlugen sich seine Gedanken, wirbelten in seinem Kopf herum und ließen Itachis Worte wie ein Echo widerschallen. Er hatte mit etwas Einfachem gerechnet, als sein Cousin, mit dem er kaum Kontakt hatte- unterbunden von Fugaku-, angerufen und gemeint hatte, er hätte ein Problem...vielleicht ein Mädchen- oder ein Junge - oder er hatte ausnahmsweise aus der Reihe getanzt, zuhause eine Party in Abwesenheit der Eltern gefeiert...aber nein, wenn ein Uchiha Probleme hatte, musste es gleich so etwas sein. Madara ignorierte Hashiramas fragenden Blick, band seine Schnürsenkel zu und erhob sich dann. "Soll ich mitkommen?" Ganz bestimmt nicht. Er würde dem Senju nicht erzählen, worum es ging – das würde die Sache verkomplizieren. Umso weniger Mitwissende, desto besser. "Nein, ich bin ja bald zurück", entgegnete er schlicht und Hashirama nickte seufzend. "Wie du meinst. Ich warte auf dich." Madara lächelte, küsste den Älteren noch einmal. "Weiß ich doch." Noch bevor Madara ins Auto gestiegen und losgefahren war, hatte er bereits ein paar Leute per Telefon kontaktiert...Leute, die ihm helfen würden, das Geschehene zu vertuschen und dafür zu sorgen, dass niemals jemand davon erfahren würde. Wenn er es recht bedachte, wünschte er sich, Itachi würde nur hysterisch sein...sich geirrt haben, den Puls aus Aufregung nicht gefunden hatte...aber er ahnte bereits, dass dem nicht so sein würde. Sein Cousin - so wenig sie sich auch sahen - gehörte nicht zu der Art Menschen, die leicht aus der Fassung zu bringen waren und sollte dieser Typ, den er abgestochen hatte, tatsächlich noch leben, so würde er spätestens jetzt verblutet sein. Madara wusste nicht, was er darüber denken sollte; er wusste nur, dass das Probleme geben würde. Und damit war nicht einmal die Beseitigung der Leiche gemeint. Nein, das würde schnell und hoffentlich reibungslos verlaufen; diese Kerle hatten Ahnung davon. Wirklich problematisch würden die Schuldgefühle sein. Jemand, der von einem Polizisten großgezogen worden war, konnte einfach nur unter zu ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn leiden. Madara seufzte stumm, hielt dann den Wagen ein Stück entfernt von dem Haus, welches ihm sein Cousin genannt hatte, atmete noch einmal durch und begab sich schlussendlich dorthin. Nun würde er ja erfahren, wie groß der Schaden war, den Itachi angerichtet hatte. Als er die Treppen zur Wohnung hoch ging, war die Tür nicht verschlossen, nur angelehnt und so war es ein leichtes hinein zu kommen. Interessiert sah er sich um, konnte allerdings weder im Flur, noch im Wohnzimmer irgendetwas Eigenartiges ausmachen. So wie er das sah, hatte der Besitzer Stil gehabt. Madara gefiel die Einrichtung recht gut, vor allem die schwarze Ledercouch und der hübsche Glastisch, aber er riss sich von diesen Dingen recht schnell los, überwog dann doch die Sorge. Außerdem konnte man den Toten später noch ausnehmen...in erster Linie hoffte er natürlich, dass dieser nicht wirklich den Löffel abgegeben hatte. Wenn er Itachi wegen Körperverletzung anzeigen wollte, würde Madara schon noch ein Weg einfallen, dies zu verhindern. "Itachi?" Keine Antwort. Er schnaubte entnervt, machte ein paar Schritte auf den Türrahmen zu- als er etwas aus genau dieser Richtung klirren hörte. Dann wurde es wieder still...oder nein, nicht ganz...allerdings verstand er die gemurmelten Worte nicht. Der Uchiha fasste sich, trat um die Ecke und das Erste, was seine Aufmerksamkeit auf sich zog, war das viele Blut, das Pfützen gleich den gefliesten Küchen verdeckte. Zu viel Blut. Madara sah auf, konnte einen jungen Mann inmitten des Blutbads ausmachen und er erkannte bereits aus der Entfernung, dass es zu spät war. Er wandte sich ab, erweckte doch die Person, welche an einen der Küchenschränke gelehnt saß und sich eine rot beschmierte Hand auf den Mund drückte, einen viel schlimmeren Eindruck. Immerhin sah Madara nicht zum ersten Mal eine Leiche, das war nichts, was ihn wirklich schockierte. "Hast ganze Arbeit geleistet, was?", wandte er sich an den Jüngeren, der kreidebleich war und unterdrückt würgte. Er hatte es ja gewusst...der Sohn eines Polizisten, durch und durch. Madara rümpfte die Nase; der Geruch war mit Abstand das Schlimmste und wenn Pain und seine Kumpanen nicht bald hier auftauchten, um sauber zu machen, würden bald auch die anderen Mieter hiervon erfahren. "Reiß dich zusammen und geh dich waschen. So kannst du nicht raus", murrte er an seinen Cousin gewandt, zerrte diesen am Arm hoch und hielt ihn über die Spüle. "Shisui...", brachte der nur total apathisch hervor. "Wenn das der Typ auf dem Boden ist, dem kannst du nicht mehr helfen", brummte der Ältere und hielt Itachi mit einer Hand über das Becken, während er mit der anderen das heiße Wasser aufdrehte. "Du solltest dich jetzt um dich kümmern", riet er seinem Cousin und fuhr ihm mit einem Lappen, der auf der Anrichte gelegen hatte, nicht sehr sanft übers Gesicht. Itachis Aufkeuchen ignorierte er einfach, ebenso dass dessen Knöchel bereits weiß hervor traten, so fest krampften sich seine Finger um die Kante der Arbeitsplatte. "Andernfalls musst du dafür grade stehen, was bedeuten würde, dass du den Rest deines Lebens im Knast verbringen kannst...nicht sehr angenehme Aussichten, oder?" Itachi antwortete nicht, aber Madara spürte, wie er unter ihm zusammenzuckte. Er atmete durch, drehte das Wasser ab, nachdem er das Blut oberflächlich und vor allem aus dem Gesicht des anderen Uchihas entfernt hatte. "Ich werde dir dabei helfen", versprach er und meinte es ehrlich. Vielleicht hatten sie nie besonders viel miteinander zu tun gehabt...aber Familie war irgendwie ja doch etwas Bedeutendes und was nicht war, konnte eventuell noch werden. Itachi hier in seiner Schuld und deren Folgen zurückzulassen, wäre nicht richtig gewesen. Also gab er ihm ein Versprechen...nicht wissend, dass er es in nicht allzu langer Zeit aus reinem Egoismus heraus brechen würde. ~+~ Madara war nicht der Einzige, der gerade an diesen Teil seiner Vergangenheit zurückdachte. Ausdrucks starrte Itachi an die weiße Wand des Krankenhauses, während er noch immer im Bett lag...das Frühstück hatte er nicht angerührt, selbst auf Bitten der Schwestern nicht. Jedoch würde er nicht lange damit durchkommen, das wusste er, auch wenn er keinen Appetit verspürte, musste er früher oder später etwas zu sich nehmen. Andernfalls würde man ihn zwingen und das war noch weniger in seinem Interesse. Kisame hatte sich seit dem vorigen Tag nicht mehr bei ihm gemeldet und der Uchiha glaubte fast, dass der Ältere ihn nun endgültig aufgegeben hatte - was sicher besser so war. Er kannte den anderen, wusste, was dieser wollte und dass er es ihm nicht würde geben können. Es machte keinen Sinn. Seit Shisuis und auch Madaras Vertrauensbruch war er nicht mehr in der Lage, noch irgendjemandem zu vertrauen. Deshalb hatte er diesen abgelehnt, obwohl da immer noch Gefühle vorhanden waren...aber Sympathie reichte nicht für eine Beziehung, wie Kisame sie sich wünschte. Und diese Wunden würde auch die Zeit nicht heilen können...seine Schuld an Shisuis Tod würde ihn noch sein ganzes Leben verfolgen. Er lehnte sich zurück, senkte halb die Lider über die brennenden Augen, als ihn das Quietschen der Tür aus den Gedanken riss. Die Krankenschwester, der Arzt...vielleicht doch wieder Kisame...oder Madara...aber keine der aufgezählten Personen war es. Itachi erstarrte, traute seinen Augen kaum, gleich wie real sein Besucher zu sein schien. Sein Gegenüber sah ihn unerwartet ruhig an, schob einen Stuhl an das Bett, in dem er lag und setzte sich. Es dauerte mindestens eine Minute, ehe der Jüngere den Mund aufmachte, ihn dabei intensiv musterte. "Itachi." "...Sasuke." ___________________________________________________________ So, da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel. :) Ich hoffe, dieses sagt euch zu und ich freue mich sehr auf eure Meinung! Diesmal ein hübscher Cliffy...und diejenigen, die die ff noch nicht kennen, fragen sich sicher, wie die beiden Uchiha-Brüder aufeinander reagieren. Nun, lasst euch überraschen. Tja und Anko hat den Kampf aufgenommen! Fragt sich, ob sie den auch gewinnen wird... Hidans Entscheidung ist da auch nicht einfacher, wie man anhand seiner Reaktion merkt und ich freue mich schon sehr auf das ganze Beziehungsdrama. :D lg Pia Kapitel 14: Without your love, darling -------------------------------------- Es konnte wirklich peinlich sein, wenn man mit jemandem in einem Raum saß und nicht wusste, was man sagen sollte. Um einiges schlimmer war es allerdings, wenn man auch noch mit einem Familienmitglied da saß. Die Stille schwebte wie eine Last über ihnen beiden und doch schien sie keiner brechen zu wollen oder zu können. Itachi hatte den Blick zuerst auf seine Hände gesenkt, sich aber sogleich dafür geschämt – die Verbände schienen ihn geradezu anzuklagen und da er ahnte, dass Sasuke seinem Blick gefolgt war, hatte er sie kurzerhand unter der Bettdecke vergraben, starrte nun auf das sterile Weiß. Die Wahrheit war, dass er nicht wollte, dass Sasuke hier war, dass er ihn so sah. Sein Bruder schien auch nicht wirklich zu wissen, was er sagen sollte, seufzte schließlich hörbar. „Ich muss dir nicht sagen, was für einen erbärmlichen Eindruck du gerade machst oder?“ Itachis Lippen formten sich zu einem bitteren Lächeln, verbargen seine Erschütterung über das Gesagte ziemlich gut. Er hatte geahnt, dass Sasuke ihn nicht gleich umarmen und ihm sagen würde, welche Sorgen er sich um ihn gemacht hatte. Die Zeiten, in denen er alles für seinen Bruder gewesen war, waren vorbei. „Nein“, sagte er leise, sah immer noch nicht auf. Anscheinend war Sasuke wirklich wütend auf ihn – auch wenn er ruhig und gefasst wirkte, so kannte er doch den feinen Unterschied in seiner gleichgültigen Tonlage sehr gut. „Ich meine…Selbstmord? Ehrlich, Nii-san, das ist sogar für deine Verhältnisse ziemlich armselig.“ Itachi korrigierte sich; Sasuke musste ihn wirklich hassen, wenn er ihm so was ins Gesicht schleuderte. Aber er war ja auch selbst schuld daran, dass es so weit gekommen war. „Und dann machst du es nicht mal richtig. Du bist echt ein Versager.“ Allmählich reichte es, das war selbst für Sasuke ziemlich heftig und nur weil Itachi wusste, dass der Jüngere es darauf anlegte, ihn zu verletzen, unterband er dessen Gerede nicht. „Eigentlich wollte ich gar nicht herkommen. Wenn ich so was brauchen würde, würde ich den Fernseher einschalten, da gibt es genug von solchen Fällen. Aber ich dachte, dass ich dir wenigstens sagen sollte, dass du dadurch nicht mehr Aufmerksamkeit bekommst. Oto-san und Okaa-san wissen nicht mal davon, also keine Sorge, sie werden vorerst nicht vorbeikommen.“ „Sasuke…“ „Kannst du mir nicht in die Augen sehen, wenn du mich schon ansprichst?“, fiel ihm Sasuke scharf ins Wort. Itachi hob langsam den Blick und es fiel ihm wirklich schwer, den anderen anzusehen – weil er wusste, dass dieser zu Recht auf ihn wütend war. „Es ist nicht-“, begann er, kam aber nicht sehr weit. „Das, wonach es aussieht? Oh, schon klar! Du bist natürlich kein Feigling, der sich mal ebenso die Arme aufschlitzt?“ Sasuke gab ein abfälliges Schnauben von sich, funkelte ihn zornig an. „Weißt du was? Normale Menschen würden mit jemandem darüber reden, sich Hilfe besorgen, zu ihrer Familie gehen – aber du…du versuchst lieber, dich umzubringen und das macht mich krank!“ Sasuke hatte Recht, allerdings war seine Situation viel zu ausweglos, als dass er mit seinem Vater, seiner Mutter oder gar Sasuke darüber hätte sprechen können. Er wollte einfach nur vergessen, gleich wie feige das auch sein mochte. „Und du sagst nicht einmal etwas zu deiner Verteidigung!“, herrschte ihn sein Bruder an. Was hätte er auch vorbringen sollen? Ihm fiel einfach nichts ein, dass Sasuke besänftigen könnte. „Es tut mir leid.“ „Nein! Komm mir nicht so! Es tut dir sicher nicht leid! Du weißt gar nicht, was du mit deinem selbstsüchtigen Verhalten anrichtest. Du hast gar keine Ahnung, was zuhause los ist, seit du einfach abgehauen bist und nicht mehr mit uns redest.“ „Ich wollte niemanden verletzen“, versuchte er Sasukes Vorwürfe zurückzudrängen, doch vergeblich. „Ach nein? Das hast du ja gut hinbekommen. Weißt du, wie oft Okaa-san wegen dir weint? Sie denkt, sie hat dich vergrault und Oto-san ist nur noch schlecht drauf – sie streiten die ganze Zeit!“ Ihre Eltern hatten auch damals einige Meinungsverschiedenheiten gehabt – es gab einfach keine perfekten Ehen. Allerdings hatte Mikoto immer früh genug eingelenkt, so dass es niemals zu größeren Reibereien gekommen war. Dass seine Eltern nun wegen ihm streiten sollten, das war unangenehm. „Sasuke, ich wollte nicht, dass es dazu kommt. Ich…es ist nicht ihre Schuld – nur meine.“ Ihm war ganz übel und die Kopfschmerzen setzten wieder ein, so wie ein bekanntes Stechen in der Brust, das wohl von seinem Gewissen herrührte. „Die ist es wirklich! Schön, dass du das wenigstens einsiehst. Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, was los wäre, wenn dein Versuch geklappt hätte? Wenn du drauf gegangen wärst? Du bist so was von egoistisch!“, zischte sein Bruder und erhob sich gleichzeitig. „Ich hab gar keine Lust, noch weiter mit dir zu reden! Du sagst mir ja sowieso nicht, was los ist.“ „Weil ich nicht kann!“, warf er ein, aber er erwartete nicht, dass Sasuke das verstehen würde. Und er hatte Recht, denn sein Bruder blickte ihn mit blanker Wut an, ballte die Fäuste an seinen Seiten. „Genau das meine ich! Wie soll ich mich um jemanden sorgen, denn ich gar nicht mehr kenne?“ Sasuke schüttelte den Kopf, wirkte nun mehr enttäuscht und vielleicht auch verzweifelt, weil er nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. „Das geht so einfach nicht. Was ist los mit dir? Was ist passiert, dass du dich so verändert hast? Itachi, es gab mal eine Zeit, in der wir uns alles gesagt haben! In der wir zusammen gelacht haben…ich war stolz, dass ich so einen tollen, großen Bruder hatte.“ Und Itachi war froh gewesen, dass Sasuke da gewesen war. Er war niemals eifersüchtig gewesen, als sich nach Sasukes Geburt nur noch alles um diesen gedreht hatte. Stattdessen hatte er sich geschworen, ihn immer zu beschützen…vor allem und wenn er selbst dazu gehörte, würde er ihn auch davor schützen. Sasuke in diese Sache einzuweihen, das wäre ein Fehler gewesen, weil er ihn damit reinziehen würde, was er unter keinen Umständen wollte. Er zuckte zusammen, als sein Bruder näher trat und die Hand hob, ihm diese wohl auf die Schulter legen wollte – aber er tat es nicht, ließ den Arm wieder sinken. „Es muss so nicht laufen. Du weißt, dass du mir vertrauen kannst. Sag mir einfach was los ist und ich würde versuchen, dir zu helfen. Und Oto-san und Okaa-san auch. Wir wissen nur nicht wie…das musst du uns sagen.“ Eigentlich wollte er Sasuke nicht so abweisen, er wollte im Moment nichts lieber, als sich ihm anzuvertrauen – aber er konnte einfach nicht. Er durfte nicht und außerdem…was würde Sasuke von ihm denken, wenn raus kam, dass Shisui ihn…nein, er würde nie mit ihm darüber sprechen können. „Ich kann einfach nicht. Es tut mir leid, Sasuke.“ Die Worte zerstörten Sasukes restliches Verständnis anscheinend ganz und so wie dessen rechte Hand zuckte, hätte sein Bruder ihm am liebsten eine verpasst. Itachi wandte den Blick ab, machte ihm das nicht weniger zu schaffen, als dem Jüngeren. „Wie du willst. Wir sind fertig miteinander“, erwiderte dieser so eisig, dass es den Älteren schaudern ließ. „Sasuke, ich-“ „Spar es dir! Für mich bist du wirklich tot! Und es ist mir scheißegal, ob du so eine Aktion noch mal versuchst! Für dich hab ich kein Mitleid!“ Und damit rauschte der Jüngere aus dem Raum, ließ ihn allein und mit drückenden Schuldgefühlen zurück. „Also, ich bin ja froh, dass du mich mal besuchen kommst, ne? Aber mit gerechnet hätte ich jetzt nicht, ganz ehrlich.“ Yamanaka Ino sah ihren um drei Jahre älteren Bruder über den Rand ihrer Kaffeetasse belustigt an, woraufhin dieser nur die Augen verdrehte. Manchmal war die Blondine echt nervig, aber wenn man sonst kaum Freunde hatte, die einem zuhörten, wenn man Probleme hatte, musste man halt nehmen, was man kriegen konnte. „Hab halt viel zu tun gehabt, hmm.“ Ino gab ein spöttisches Lachen von sich und ihre blauen Augen, die den seinen so ähnlich waren, blitzten auf. „Viel zu tun gehabt? Okay, jetzt versuchst du aber, mich zu verarschen. Du wärst nicht mal hier, wenn du nicht wüsstest, dass Dad auf Geschäftsreise ist.“ Deidara murrte nur leise, widersprach aber nicht; er mochte sich nicht mit seinem Vater verstehen, aber er wusste dennoch, was dieser alles für sie getan hatte. Vielleicht war er auch undankbar, denn nachdem ihre Mutter vor 10 Jahren verstorben war, hatte Inoichi seinen Kindern diese so gut wie möglich zu ersetzen versucht – manchmal mehr schlecht als recht. Für Deidara war klar, dass er nicht länger bei seinem Vater wohnen konnte. Ihre Ansichten waren einfach zu verschieden und solange Inoichi seine Leidenschaft für die Kunst als Blödsinn abtat, würde sich da auch nichts dran ändern. Dass er mehr zu Beziehungen mit Männern neigte, hatte er dagegen ganz gefasst aufgenommen, es wohl schon immer geahnt; sein Aussehen wirkte ja auch sehr androgyn. „Warum bist du hier, Nii-chan?“, unterbrach Ino seine Gedanken und er sah auf. „Hm, dachte, du hast einen Rat für mich oder so“, murmelte er und seine Schwester lächelte verständnisvoll. Das war sie selten, aber bei ihm machte sie schon mal Ausnahmen. Wenn er es recht bedachte, war Ino die wohl launenhafteste Prinzessin, die er kannte – woran Inoichi Schuld war. Der Mann hatte sie einfach zu sehr verwöhnt. „Worum geht’s denn? Um die Liebe? Da kenn ich mich aus! Erst neulich war da dieser süße Typ! Der kann es fast mit Sasuke-kun aufnehmen, weißt du? Ach, er ist wahnsinnig gutaussehend! Er heißt Sai und er hat mich als schöne Blume bezeichnet!“, sie errötete, presste sich die Hände auf die Wangen. Deidara schaute nur reichlich dumm aus der Wäsche, hatte jetzt schon Mitleid mit dem armen Jungen. „Können wir uns meinem Problem widmen?“, fragte er entnervt und sie hielt inne. „Klar doch! Schieß los!“, forderte sie ihn auf und warf ihren blonden Zopf zurück. „Ich hab was mit Hidan angefangen.“ Stille. Ino starrte ihren Bruder perplex an, dachte erst, sie hätte sich verhört, doch als der andere keine Miene verzog, verstand sie, dass das sein Ernst war. „Hidan?! Der Hidan?! Dein perverser Mitbewohner, den du so verflucht hast und-“ „Ja, genau der, hmm.“ Ino schüttelte fassungslos den Kopf, forderte ihn aber zum Weiterreden auf. „Es gibt Momente, in denen ist er ganz erträglich und der Sex ist jetzt auch keine Qual oder so. Nur…ist er halt ein mieses Arschloch. Manchmal weiß ich nicht, ob ich ihn küssen oder ihm lieber in die Fresse hauen soll, hmm.“ Ino nickte verstehend, dachte einige Sekunden darüber nach, ehe sie fragte: „Vergleichst du ihn mit Sasori?“ Deidara blinzelte, konnte nicht sofort darauf antworten. Tat er das? Okay, sich selbst zu belügen brachte wohl nicht viel, also nickte er. „Manchmal. Wieso? Ist das schlecht, hmm?“ „Na ja, es ist nicht gerade positiv für eure Beziehung, wenn ich das so nennen darf…obwohl ich nicht sicher bin, ob das überhaupt was wird. Ich meine, du hasst den Kerl!“ Deidara seufzte leise, konnte da nicht wirklich widersprechen. Andererseits, Sasori hatte er zuerst auch gehasst. Diese elende Klugscheißerei, da wurde man kirre im Kopf. Trotzdem war Sasori eine ganz andere Geschichte. Das konnte er nur schwer vergleichen. „Und was schlägst du vor, soll ich machen, hmm?“, fragte er daher. „Abwarten? Ich weiß ja nicht, wie er darüber denkt. Vielleicht meint er es ja ernst? Und wenn nicht, dann wirst du es merken. Ich kann dir nur den Rat geben, dass du dich da nicht reinsteigern solltest. Verlieb dich nicht, okay?“ „Toller Rat“, argumentierte der Ältere und verdrehte die Augen. Ob er sich jemals in Hidan verlieben würde können? Das was sie bisher hatten, das war keine Liebe, das wusste er, immerhin hatte er schon einmal richtig geliebt. Außerdem waren Hidans Worte ihm gut im Gedächtnis geblieben. Dieses Arschloch. „Hey! Ich versuche es wenigstens!“, meinte Ino ein wenig beleidigt und trank noch einen Schluck von ihrem Kaffee. „Für dein Glück bist du dann selbst verantwortlich.“ Deidara seufzte nur leise, ehe er sich ihre Kaffeetasse schnappte und ebenfalls davon trank – ihren Protest nicht beachtend. Er wusste immer noch nicht, was er tun sollte oder wie es weitergehen sollte. Scheiße. Es war selten, dass man Nagato außerhalb seines Zimmers antraf, dazu noch vollkommen clean. Jedenfalls hoffte sie das, doch seine Haltung und der Ausdruck in seinen Augen ließen Positives vermuten und das gab ihr den Anlass, sich einfach neben ihn zu setzen. Er drehte weder den Kopf in ihre Richtung, noch zeigte er ihr sonst auf irgendeine Art und Weise, dass er sie bemerkt hatte. Die übliche Ignoranz, mit der er sie für etwas strafte, das ihr gänzlich unbekannt war. Allerdings hatte sie heute nicht vor, sich davon abschrecken zu lassen und deshalb machte sie ihren Mund auf, anstatt zu verschwinden. „Ich möchte mit dir reden, Nagato.“ Eigentlich hatte sie gedacht, dass er sie nicht einmal ansehen würde, doch das tat er und es lag etwas Abwertendes in seinem Blick. Etwas, das sie verletzte. „Wenn ich mich recht entsinne, hast du dafür doch eine Freundin.“ Es missfiel ihr, in welchem Ton er das sagte, doch gleichermaßen irritierte er sie. Nagato war niemals gehässig gewesen, weshalb sie ihn jetzt nicht einschätzen konnte. Was war aus dem netten Jungen geworden, den sie einmal gekannt hatte? „Wenn ich mich recht entsinne, bist du mein bester Freund“, äffte sie seinen Ton nach und der Triumph machte sich in ihr breit, als sie kurz Verwunderung in seinem Blick ausmachte. Es dauerte nur leider nicht länger, als zwei Sekunden, ehe er seine Maske wieder aufgesetzt hatte und dennoch…es war ein Anfang, der ihr zeigte, dass sie ihn immer noch aus der Bahn werfen konnte. Sie konnte ihm einfach nicht egal sein. „Nur weil ich jetzt mit Anko zusammen bin, bedeutet das nicht, dass ich dich nicht mehr brauche.“ Sie hatte schnell nachgesetzt, da sie ahnte, dass er schon wieder dabei war, ihr das Wort abzuschneiden. Es war das erste Mal, dass sie ihre Beziehung zu ihrer Mitbewohnerin in seiner Gegenwart freiwillig offenbarte und es beinhaltete einen seltsamen Beigeschmack. Doch da musste sie nun durch, immerhin wollte sie auch Anko nicht verletzen, indem sie ihr Zusammensein herunterspielte. „Konan“, fing er langsam an und sie spannte sich automatisch an. „Wenn du nicht zufällig preiswerten Stoff benötigst, sehe ich keinen Grund, weshalb du mich brauchen solltest.“ Sie schnappte nach Luft, doch er ließ ihr keine Chance, ihrer Empörung Luft zu machen, sondern drehte sich nun vollends zu ihr um. Seine Augen waren kalt wie Stahl und es jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken. „Und hör endlich auf, mich Nagato zu nennen. Nagato gibt es nicht mehr. Ich bin jetzt Pain.“ Ein Schnauben verließ ihre Kehle und sie hoffte, dass es genauso verächtlich klang, wie sie es meinte. „Tut mir leid, aber für mich wirst du immer Nagato sein. Der Nagato, mit dem ich meine Nachmittage verbracht habe. Der Nagato, der mich von der Schule abgeholt hat und sich für mich geprügelt hat, obwohl ich das absolut nicht wollte. Aber du hast ja nie auf mich gehört, nicht wahr?“ „Es reicht jetzt.“ „Es reicht noch lange nicht!“, erwiderte sie ebenso eisig und ihre Blicke bohrten sich unnachgiebig ineinander. Ein paar Sekunden lang schien die Stille zwischen ihnen zum Zerreißen gespannt, doch dann war es Nagato, der das Eis brach. „Du bist immer noch ein Sturkopf.“ Es klang beinahe zärtlich, doch Konan wollte nicht glauben, dass es auch so gemeint war. Wenn sie das tat, würde sie sich wieder ein Stück verletzlicher machen. Sie war fest davon überzeugt, dass sie stark sein musste, wenn sie ihn tatsächlich zurückholen wollte. Bei dem Zug um seine Mundwinkel allerdings fiel ihr das unheimlich schwer. Wie lange war es her, dass sie ihn hatte lächeln sehen? Der Junge mit den roten Haaren und den traurigen Augen tauchte vor ihrem geistigen Auge auf und er rang sich dieses Lächeln nur für sie ab. Das hatte sie sich damals immer vorgestellt. Ein schöner Traum. „Nagato“, begann sie leise, sah aus bernsteinfarbenen Augen zu ihm auf. „Warum kann es nicht wie früher sein?“ Er machte Anstalten etwas zu sagen, doch am Ende krallte er nur die Hände in seine abgewetzten Hosen und wich ihrem Blick aus. „Bitte! Du bist ein Teil meines Lebens!“, versuchte sie es wieder und griff unvermittelt nach seiner Hand, spürte, wie er zusammenzuckte. „Konan-“ „Nein! Nichts Konan! Du nimmst mich nicht ernst!“, fuhr sie ihm dazwischen und er sah sie perplex aus seinen grauen Iriden an. Dann senkte sich Finsternis über sein Gesicht, kein Zorn, sondern Bedauern. Was bedeutete das? Warum ließ er sie nicht an seinen Sorgen teilnehmen? Es war wie früher, als er versucht hatte, alles Schreckliche vor ihr geheim zu halten. Er hatte ihr nichts von seinem Leiden anvertrauen wollen, doch herausgefunden hatte sie es trotzdem und vielleicht war es nicht nur ihre Zuneigung, sondern auch das Mitgefühl, das sie so an ihn band. Er hatte es nie leicht gehabt und war dennoch immer für sie da gewesen. Aber jetzt machte er komplett dicht, das spürte sie und es ließ sie wütend werden, weil sie sich hilflos vorkam…so wie damals, als er mit dem Ritzen angefangen hatte und sich davon nicht hatte abbringen lassen. „Na schön, dann nicht! Wenn dir meine Anwesenheit so missfällt, dann werde ich-“ Gehen. Das hatte sie sagen wollen, doch es kam nie mehr über ihre Lippen, denn bevor dies geschehen konnte, packte Nagato ihr Handgelenk und zog sie mit einem Ruck zu sich. Konan hatte sich nicht selten vorgestellt, wie es sein würde, ihn zu küssen. Seine Lippen schmeckten noch ein wenig nach den Zigaretten, die er regelmäßig rauchte, doch es war nicht störend. Sie hatte sich oft gefragt, ob seine Piercings sie nicht piksen würden oder das Metall nicht zu kalt wäre. Nichts von alledem, es war einfach nur wunderschön, diesem Menschen auf diese Weise nahe zu sein. Deshalb vergaß sie innerhalb einer Sekunde alles…und das würde sie noch bereuen. ______________________________________________________________ Ich glaube nicht, dass irgendjemand mit Konan tauschen möchte. Zwischen den Stühlen zu stehen ist bestimmt nicht schön - auch nicht für Hidan, wie man im nächsten Kapitel sehen wird. ;) Bevor alle auf Sasuke los gehen, möchte ich dazu sagen, dass ich seine Reaktion durchaus verständlich finde. Wenn das meine Schwester wäre, würde ich auch ausrasten, so viel steht fest. Das war das letzte überarbeitete Kapitel, von nun an könnte es daher auch mal länger dauern, bis was on gestellt wird. Ich bin zwar schon bei Kapitel 17, aber wer weiß, was noch kommt. Natürlich gebe ich mir weiterhin große Mühe und hoffe, euch zufrieden stellen zu können! :) lg Pia Kapitel 15: Kept in the dark ---------------------------- Die Sonne schien ihm geradezu schadenfroh ins Gesicht, blendete ihn und vermittelte ihm gleichzeitig den Eindruck, es sei alles in Ordnung. Aber das war es nicht und das würde es auch nie wieder sein. Er selbst hatte dafür gesorgt, dass er sich nun in dieser Lage befand...das hatte ihm Sasukes Besuch am Vortag nur allzu gut deutlich gemacht. Einfach alles war aus dem Ruder gelaufen – angefangen mit dem Mord an Shisui. Itachi schloss für einen Moment die Augen, atmete durch – auch nach drei Jahren waren die Bilder nicht vergessen, existierten in seinem Kopf und quälten ihn. Seine Schuldgefühle ließen ihn nicht selten Shisuis Gesicht sehen...manchmal hörte er seine Stimme, wie sie ihm Vorwürfe machte. Noch vor einem Jahr hätte Itachi sich vielleicht an Madara gewandt, sich irgendeinen Rat von diesem geholt, aber nun war er froh, dass sein Cousin anscheinend zu feige war, ihn zu besuchen. Es lag nicht einmal an dem, was Madara ihm an den Kopf geworfen hatte, immerhin hatte er ja Recht gehabt. Nein, es war die Tatsache, dass er sein Vertrauen missbraucht und Kisame die ganze Geschichte erzählt hatte. Ausgerechnet dem Menschen, wegen dem dieser Albtraum überhaupt begonnen hatte – natürlich wusste er, dass er selbst mehr Schuld an der Misere trug, als Kisame, aber Letzterer war nun einmal der Grund gewesen. Hätte er gewusst, was Shisui für ihn gefühlt hatte...er hätte sich weniger ignorant verhalten, nicht nur an sich gedacht...aber für solche Vorbehalte war es nun zu spät. Sachte legte er die Handfläche gegen die Fensterscheibe, fühlte das angewärmte Glas unter seinen Fingerspitzen und das wohlige Gefühl beruhigte ihn zumindest ein bisschen. Mehr als das Gerede der Ärzte, er sollte sich am besten in eine Therapie begeben, da seine Psyche angeblich ziemlich beschädigt sei. Als ob er das nicht selbst wüsste, aber er war auch nicht gewillt, fremden Menschen Einblick in seine Seele zu geben. Lieber wollte er verdrängen, nicht noch tiefer in der offenen Wunde bohren und wenn er es sich damit einfacher machte, dann war das halt so – er musste niemandem Rechenschaft ablegen. Hätte Kisame ihn nicht gefunden, wäre alles zu Ende gewesen, aber so saß er vorerst hier fest und konnte nichts anderes tun, als darüber nachzudenken, wie es von nun an weitergehen sollte. Bisher hatte er absolut keine Ahnung. Frustriert ballte er die linke Hand zur Faust, spürte das Brennen unter den Verbänden, als er die verletzte Haut spannte. Es würden keine allzu schlimmen Narben bleiben...er hatte nicht tief genug geschnitten. Dennoch wusste er, dass er auch diese Erinnerung sein Leben lang nicht vergessen würde...wie er halb bewusstlos in der Ecke gelegen hatte...wahrlich erbärmlich. Sasuke hatte Recht gehabt. „Gibt’s da draußen was Interessantes zu sehen?“ Eigentlich hätte er damit rechnen müssen, dass das nicht das letzte Mal gewesen war, dass Kisame herkommen würde. Trotzdem zuckte er, wenn auch kaum merklich, zusammen, ließ die zuvor noch an der Scheibe verweilende Hand langsam sinken. Er hatte ihn nicht reinkommen hören. „Was willst du?“, überging er die Frage, stellte stattdessen selbst eine und drehte sich dabei nicht zu dem anderen um. Kisames Schritte halten auf dem Boden wieder, verringerten die Distanz noch mehr, so dass er des anderen Präsenz sehr deutlich hinter sich spürte – und er versteifte sich sofort etwas, war es ihm doch unangenehm. „Dich sehen.“ Die Antwort war ernsthafter gesprochen, als Itachi es vermutet hatte...und für einen Augenblick wusste er nicht, was er darauf sagen sollte. Die meiste Zeit über zeigte sich Kisame eher von seiner schlechteren Seite – er hatte nicht geglaubt, dass es auch eine andere gäbe. „Und dir ein Angebot machen“, fuhr der Größere fort und nun drehte sich Itachi doch um, sah direkt in die stechenden Augen seines Gegenübers. Misstrauisch blieb er still, wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte – auch weil der andere ihm so nahe stand...er musste nur den Arm ausstrecken, um ihn zu berühren und das verunsicherte ihn noch mehr. „Was für ein Angebot?“, fragte er schließlich, verschränkte unwillkürlich die Arme. Ein Grinsen legte sich auf die Züge des haiähnlich aussehenden Mannes und das allein versprach schon nichts Gutes. „Du kannst bei mir einziehen.“ Er hatte mit vielem gerechnet...aber das kam doch etwas sehr überraschend – davon abgesehen, dass er das ganz sicher nicht wollte. „Nein“, war das Erste, das ihm einfiel. Kisame zog daraufhin eine Grimasse, die wohl Enttäuschung ausdrücken sollte, doch es berührte ihn nicht. „Willst du lieber zu Madara zurück?“, fragte er merklich verärgert über die Antwort. Das war ja öfters der Fall...dass der Ältere ruppig wurde, wenn er nicht das bekam, was er wollte. Er kannte ihn gar nicht anders. „Das hat damit nichts zu-“, begann er, doch Kisame ließ ihn nicht ausreden. „Nicht? Was bleibt dir denn sonst über? Du willst nicht zurück zu Madara. Zu deiner Familie kannst du auch nicht mehr...willst du unter irgendeiner Brücke schlafen?“ Das Schlimme daran war, dass Kisame nicht ganz Unrecht hatte...er hatte nicht viel Geld, konnte sich diese Wohngemeinschaft mit Madaras Hilfe gerade so leisten, seit er Fugakus Unterstützung abgelehnt hatte. Und selbst wenn er eine andere, billige Wohnung finden sollte, so würde das Zeit beanspruchen und in der Zwischenzeit konnte er einfach nicht weiter mit Madara in einem Zimmer leben. Aber er wollte auch nicht zu Kisame ziehen...das ging einfach nicht, weil er wusste, welcher Gedanke dahinter steckte. „Das geht dich nichts an“, blockte er daher ab, wich seinem Blick aus. Er hörte Kisame schnauben, rührte sich aber nicht, blieb bei seinem Standpunkt. „Es geht mich etwas an, Itachi“, sagte der Ältere leise, ließ ihn nicht aus den Augen. „Spätestens seit du mir gesagt hast, dass ich dir etwas bedeute – und jetzt streite das nicht ab!“ Vermutlich interpretierte er das aus seiner unbedachten Aussage, dass er sich damals nicht wegen ihm isoliert hatte...dass ihm Kisames Annäherungen nicht unangenehm gewesen waren. Und es stimmte, dass er immer noch einiges für ihn fühlte, aber es konnte nicht funktionieren. Jetzt nicht mehr. „Das spielt keine Rolle“, meinte er daher nur, wollte sich abwenden. Doch bevor er dies tun konnte, packte Kisame ihn an den Schultern, hielt ihn fest und sein Gesichtsausdruck sagte einiges aus. „Weich mir nicht immer aus, verdammt!“ Die tiefe Stimme donnerte durch den Raum und Itachi spannte sich reflexartig an, spürte dieselbe Angst wie damals mit dem Unterschied, dass Kisame wohl bemerkte, was er mit seinem Verhalten anrichtete – denn er ließ ihn sofort los, trat einen Schritt zurück. Der Uchiha versuchte, sein rasendes Herz zu beruhigen, doch es brachte nicht viel. Ihm war leicht schwindelig und seine Handgelenke schienen in Flammen zu stehen. Anscheinend rang Kisame mit sich, ob er sich dafür nicht besser entschuldigte, doch letzten Endes blieb er still. Die Spannung zwischen ihnen war fast fühlbar; Itachi entschied sich, diese zu lösen. „Wenn ich vorübergehend bei dir einziehe, erwarte ich, dass du mir meine Privatsphäre lässt. Es wird nichts zwischen uns ändern. Rein gar nichts und sobald ich eine andere Wohnung gefunden habe, lässt du mich in Ruhe“, stellte er klar und beobachtete die Reaktion. Zuerst sah Kisame aus, als hätte er gerade etwas gewonnen, dann schwächte die Freude ein wenig ab, machte Enttäuschung Platz und am Ende wirkte er geradezu zerknirscht. Trotzdem nickte er ohne zu murren. „Ist gut, ich hab’s ja verstanden“, meinte er nur und grinste dann wieder. Vermutlich, weil ihm die Aussicht auf das Kommende wirklich gefiel. Itachi dagegen fragte sich, ob er damit nicht einen großen Fehler gemacht hatte – einen weiteren auf seiner endlosen Liste. Auch Madara bereute, jedoch zu recht später Zeit und auf seine eigene Weise, indem er sich in einer Kneipe voll laufen ließ. Mittlerweile wusste er nicht einmal mehr, wie viele Bierflaschen er schon geleert hatte, aber das war ihm auch gleichgültig. Seine Sorgen in Alkohol zu ertränken mochte nicht die beste Lösung sein, aber es war die einzige, die ihm einfiel. Schließlich konnte er mit niemandem darüber reden und Itachi würde ihn vermutlich hassen. Langsam verfiel er in Selbstmitleid, ließ den Kopf auf die Theke sinken und blieb somit allein mit seinen wirren Gedanken. Den skeptischen Blick des Barkeepers ignorierte er schlichtweg, genau wie die übrigen Leute um sich herum. Die konnten ihn alle kreuzweise, sollten sich gefälligst mit ihrem eigenen Scheiß befassen, anstatt ihn anzugaffen wie ein Tier im Zoo. Er fühlte sich so elend…und das Schlimmste war, dass die Vorwürfe in seinem Kopf immer lauter wurden, ihn nahezu folterten. Zu Recht, weil er einfach ein widerliches, egoistisches Arschloch war, das sogar über Leichen ging. Über die Leichen seiner eigenen Familie…dabei hatte er Itachi Beistand versprochen. Er hatte ihm gesagt, dass er das schon in Ordnung bringen würde, doch was hatte er stattdessen gemacht? Ihn missbraucht, obwohl er gewusst hatte, was Shisui mit ihm angestellt hatte, und das nur weil er nicht mehr allein zurechtgekommen war. Daran war Hashirama Schuld…doch jetzt, wo Madara nicht mehr Herr seiner Sinne war, fragte er sich unweigerlich, ob das richtig so war. Trug der Senju tatsächlich die ganze Schuld? Oder war er derjenige, der ihre Beziehung zum Scheitern verurteilt hatte? Dass er ein schwieriger Mensch war, das wusste er, es hatten ihm genug Leute gesagt. Madara war kein Beziehungstyp, weil er seine Freiheiten liebte und kaum zu halten war…doch bei Hashirama hatte er das erste Mal das Gefühl gehabt, dass es ihm an nichts fehlen würde. Er war glücklich gewesen…bis Hashirama ihn mit dieser rothaarigen Schlampe betrogen hatte. Uzumaki Mito…er erinnerte sich noch genau daran, wie sie ihn angeschaut hatte…mit ihren anthrazitfarbenen Iriden und den langen Wimpern. Sie hatte die dünnen Träger ihres weißen Sommerkleides wieder hoch gezogen, doch der Uchiha erinnerte sich noch an den feinen mit Rüschen besetzten BH darunter. Ebenso wusste er noch, wie Hashirama sein Hemd wieder zugeknöpft hatte, untypisch hastig. Zugegeben, Mito war eine bildschöne Frau und unter anderen Umständen hätte er vielleicht selbst etwas mit ihr angefangen, doch wieso hatte Hashirama ihm das angetan? Hatte er ihm nicht gereicht? War er ihm zu anstrengend gewesen? Hatte er mit seinem lauten Mundwerk und seinem Hang zur Arroganz einmal mehr alles zerstört, was ihm wichtig gewesen war? Er wollte es gar nicht wissen, weil er fürchtete, dass ihn die Wahrheit zerschmettern würde. „Madara!“ Er zuckte heftig zusammen, fuhr abrupt hoch, so dass er beinahe die Bierflasche vom Tisch gefegt hätte. Erschrocken schaute er auf, nahm die Umgebung nur verschwommen wahr und ebenso die Person, die da vor ihm stand. Ernste, haselnussfarbene Iriden, ein sanfter Ausdruck darin. „Wasch will’schu hier, Senschu“, nuschelte er und sein Unterbewusstsein verriet ihm, dass er lallte. Hashirama maß ihn mit einem ungewohnt strengen Blick, was Madara aber gerade ziemlich egal war. „Du stinkst nach Alkohol“, teilte er ihm mit und die Abneigung war nicht zu überhören. „Ehrlisch?“, murmelte er nur und zuckte dann mit den Schultern. „Lasch misch!“ Der Senju schien damit ganz und gar nicht einverstanden, packte ihn kurzerhand unterm Arm und zog ihn mit einem Ruck vom Barhocker. Madaras Welt begann sich einmal mehr zu drehen und er lachte, ohne zu wissen, worüber er eigentlich lachte. Hashirama faselte irgendwas daher, doch er verstand nicht, weil ihn das Rauschen in seinen Ohren davon abhielt. Als ihm die kühle Abendluft entgegen schlug, schloss er die Augen und lehnte sich gegen die Schulter des Älteren. Ob er jetzt entführt werden würde? Vom Senju? Darüber musste er gleich wieder kichern, wankte dabei bedächtig und hängte sich noch mehr an Hashiramas Arm. Eine Weile später lag Madara immer noch ziemlich benebelt auf der dunkelbraunen Ledercouch in Hashiramas Haus. Meistens waren sie in seiner Wohnung gewesen, weil sich der Uchiha dort wohler als in dieser Luxushütte gefühlt hatte. Trotzdem erkannte er es sofort, auch wenn er betrunken war. Außerdem schien der Geruch des Senjus überall zu sein. „Trink, dann geht es dir morgen nicht so schlecht“, hörte er die warme Stimme und schwerfällig hob er die Lider, richtete sich halb auf. „Was kümmert disch das“, gab er leise zurück, nahm das Glas mit zittrigen Händen entgegen. Hashirama half ihm beim Trinken, setzte das Gefäß dann wieder auf dem Tisch ab, der aus dem gleichen Material gefertigt war. So ein verdammter Schnösel, dieser Senju. „Ich sorge mich halt um dich. Darüber solltest du froh sein.“ Madara schnaubte abfällig, ließ aber zu, dass der Braunhaarige seinen Kopf in seinem Schoß bettete. Ihm war so schlecht und schwindelig, doch als Hashirama ihm sanft durch seine Mähne fuhr, konnte er es besser ertragen. Ein schönes Gefühl, nicht länger allein zu sein und jemanden zu haben, der sich um einen kümmerte. „Warum betrinkst du dich allein, hm? Das sieht dir nicht ähnlich, Madara.“ Wie Recht er doch hatte, denn normalerweise trank Madara nur in Gesellschaft und so viel, wie er auch vertrug. Weil er eigentlich kein Idiot war. Aber jetzt war so vieles anders. Er krallte die Finger in die dunkle Stoffhose des Senjus, welcher das kommentarlos zuließ, ihn weiter kraulte. „Hab…Scheiße gebaut, weischte…noch mehr Scheiße…alsch du…“ Ihm war wirklich zum Heulen zumute, hatte er sich lange nicht so hilflos gefühlt und der Alkohol lockerte seine Zunge immer mehr. Und Hashirama tat genau das, was er lieber hätte lassen sollen. „Willst du darüber reden?“ Die Frage brachte einen Damm zum Einsturz und nun schwemmten die Worte geradezu über seine trockenen Lippen…unaufhaltsam wie ein reißender Fluss. „Itaschi…liegt im Kranken…haus…wollt sisch umbringen…meine Schuld…Senschu, meine Schuld…geht auf…mein Konto, weischte. Ich…hab alles verbockt…wirklisch alles…“ Hashirama murmelte ihm zu, dass er sich beruhigen sollte, doch Madara konnte sich gar nicht beruhigen – nicht jetzt. „Hab…furschtbare Dinge gemacht…ich…bin ein Arsch…loch…er hasst misch…und du ha…hasst misch auch.“ Hätte er nicht unter dem Einfluss von Alkohol gestanden, er hätte sich für jedes einzelne Wort geschämt, aber so tat es unheimlich gut, alles raus zu lassen. „Ich könnte dich niemals hassen, glaub mir, Madara.“ „Wenn du wüsstest…wasch ich…getan hab…dann schon. Bin…dasch Letzte…hab disch verloren…und ihn auch. Ich…bin scho beschissen.“ „Wir reden besser morgen weiter. Du bist erschöpft.“ Das war er wirklich und die Finger, die ihm die verirrten Strähnen aus der Stirn strichen, verstärkten diesen Zustand nur noch mehr. Er schloss die Augen langsam wieder, schmiegte sich in den Schoß dieses ihm eigentlich so verhassten Mannes. Für heute konnte er damit leben…aber morgen würden ihn die Schatten wieder einholen und damit auch die Konsequenzen seines unbedachten Vertrauens. Konan hatte oft in ihrem Leben ein schlechtes Gewissen gehabt, doch nie war es schlimmer gewesen als in diesem Moment. Ihre Finger krallten sich wieder in ihre Bettdecke, unter der sie sich vergraben hatte. Sie war froh, dass Anko erst gegen Morgen zurückkommen würde, weil sie so lange arbeitete. Aber selbst am nächsten Tag würde sie ihrer Freundin nicht in die Augen sehen können, ohne sich schuldig zu fühlen. Wie hatte sie zulassen können, dass Pain sie küsste? Sie hatte sich nicht gewehrt und wenn sie ehrlich war, hatte es ihr sogar gefallen. Es war das gewesen, was sie sich immer gewünscht hatte. Doch warum musste Pain sich jetzt dazu entscheiden, ihr diesen Traum zu erfüllen, wo er sie doch sonst immer mit Distanz gestraft hatte? Sie stöhnte leise, fühlte sich einfach nur schäbig und das auch noch zu Recht. Seit dem Vorfall hatte sie es vorgezogen, sich in ihrem Zimmer zu verstecken und fieberhaft darüber nachzudenken, wie sie jetzt handeln sollte. Egal aus welchem Grund Pain seine Meinung geändert hatte, es hätte ihr gleich sein müssen, weil sie bereits in einer Beziehung war. Anko war ihr gegenüber aufmerksam, behandelte sie gut und sie wollte aufrichtig mit ihr zusammen sein. Was hatte Nagato in den letzten Jahren für sie getan? Nichts von alldem. Und er hatte auch nichts gesagt, nachdem er sie geküsst hatte, sondern sie nur angestarrt. Vielleicht weil er über sich selbst erschrocken war, denn geplant war das wohl nicht. Trotzdem, wie hatte er ihr das nur antun können? Sie war so durcheinander…und verlogen noch dazu. Anko musste das auf jeden Fall erfahren, alles andere wäre unehrlich und damit würde Konan nicht leben können. Sie schloss die bernsteinfarbenen Augen, zog die Decke wieder enger um ihren Körper und beschloss, dass sie das Problem morgen auf jeden Fall aus der Welt schaffen musste. Vielleicht wäre es ihr besser gegangen, wenn sie gewusst hätte, wie sehr Pain selbst unter dem Vorgefallenen litt. Er fühlte sich elend, saß seit Stunden an seinem Schreibtisch und starrte nach draußen, wo es bereits dunkel war. Was hatte er sich dabei gedacht? Gar nichts, weil es ein schierer Reflex gewesen war, ein Verlangen, das er bereits abgetötet geglaubt hatte. Er war davon ausgegangen, dass seine Beherrschung reichen würde, um sich von Konan fernzuhalten, besonders jetzt, wo sie mit Anko zusammen und anscheinend glücklich war. Das hatte er ihr jedenfalls ordentlich versaut, so viel stand schon mal fest. Konan war viel zu ehrlich, als dass sie diesen Fehler von ihnen beiden würde geheim halten können, so war sie schon immer gewesen. Damals, als sie beide versehentlich mit den Fahrrädern in das Blumenbeet einer Nachbarin gebrettert und die Pflanzen zerstört hatten, war es dasselbe gewesen. Pain hatte vorgeschlagen, dass sie schnell verschwanden, da niemand zugesehen hatte, doch Konan hatte sich geweigert. Letzten Endes lief es darauf hinaus, dass sie zusammen angeschellt und sich entschuldigt hatten. Natürlich hatten sie die Sache in Ordnung bringen müssen und es war ein anstrengender Tag geworden, doch Konan – so dreckbeschmiert und erschöpft sie gewesen sein mochte – hatte ihn angestrahlt, als gäbe es nichts Schöneres, als in der Erde rumzuwühlen. Weil sie es gemeinsam gemacht hatten. Er ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken, raufte sich die abstehenden Haare, denn jeder Gedanke an dieses Mädchen…diese Frau, die sie inzwischen war, brachte ihn beinahe um den Verstand. Hektisch griff er mit der rechten Hand in die Schublade, wühlte in dieser herum, bis er die kleine Tüte mit dem weißen Pulver gefunden hatte. Die einzige Möglichkeit, den Kopf freizubekommen und sich selbst davon abzuhalten, Konan zu folgen und etwas zu tun, das er noch mehr bereuen würde als diesen Kuss. Es war nicht so, dass Hidan seinen Job hasste, denn er war definitiv Schlimmeres gewohnt. Sein ganzes Leben lang befand er sich schon auf der schiefen Bahn, angefangen damit, dass seine Mutter eine drogenabhängige Straßennutte gewesen war. Er war ein Unfall, den seine dämliche Alte nicht bemerkt hatte, bis es zu spät gewesen war. Man musste ihr dennoch zugutehalten, dass sie sich bemüht hatte, ihm ein akzeptables Leben zu ermöglichen. Sie war ständig high gewesen, aber sie hatte auch dafür gesorgt, dass er stets etwas zu essen hatte. Dafür hatte es mit der Schule nicht so ganz geklappt, da seine Mutter selbst nicht die Hellste gewesen war und ihn diesbezüglich kaum unterstützt hatte. Als er gerade vierzehn geworden war, hatte man sie tot in einem Müllcontainer vorgefunden. Vermutlich hatte sich irgendein Freier überschätzt und ihr zu lange die Luft abgedrückt, so dass sie erstickt war. Von da an hatte Hidan sein Geld selbst verdienen müssen und als Kind einer Prostituierten, die ihre Freier nicht selten mit in das schäbige Loch, das sich ihr Zuhause geschimpft hatte, mitnahm, hatte er auch sofort gewusst wie. Was blieb ihm denn bitte anderes übrig, als sich an die Straße zu stellen? Seine Zukunftsperspektiven waren begrenzt und auch wenn er von der Statur her ziemlich kräftig war, schien ihm sein ausländisches Aussehen einen Vorteil zu verschaffen. Ein Jahr später hatte ihn ein Freier mit zu sich genommen und ihm von seiner Religion berichtet, von wegen ob er nicht einsteigen wolle. Hidan besaß keine echten Freunde und vermutlich war es die Einsamkeit gewesen, die ihn dazu getrieben hatte, sich darauf einzulassen. Seitdem war Jashin sein Schutzengel gewesen, denn er hob sich von dem heuchlerischen Gott, den alle verehrten und der doch niemandem half ab. Jashin war Chaos, Zerstörung und Zorn, man musste ihm seine Schmerzen und sein Blut opfern. Dafür gab er einem Stärke und diese Art der Stärke hatte Hidan verinnerlicht, so hatte er überlebt. Es war fast normal geworden, bevor Kakuzu in sein Leben getreten war. Wie immer hatte sich der Silberhaarige aufgedrängt, ihm einen guten Preis gemacht und nebenbei versprochen, dass er nicht zahlen müsste, wenn er es ihm gut genug besorgte. Das war okay, denn im Gegenzug würde er über Nacht bleiben – davon hatte er Kakuzu natürlich kein Wort gesagt, sonst hätte der vermutlich sofort abgelehnt. Hidan hatte nie einen Vater gehabt, vielleicht hatte er diesbezüglich einen Komplex, der ihn für ältere Männer begeisterte. Fakt war jedoch, dass Kakuzu, so vernarbt und bedrohlich er auch aussehen mochte, nicht nur ein guter Stecher gewesen war. Hidan hatte diesen Hang zum Masochismus schon immer gehabt und das, was Kakuzu mit ihm veranstaltet hatte, das hatte ihn nahezu süchtig gemacht. Es hatte einfach gepasst. Warum ihn der Bordellbesitzer in seinem Laden übernommen hatte, konnte sich Hidan bis heute nicht wirklich erklären, aber er sagte sich, dass das an seinem Talent lag. Und dann hatte Kakuzu ihn verlassen, einfach so und ohne ein Wort hatte er ihn in seinem Laden zurückgelassen. Möglicherweise hatte er sich zu viel auf sich selbst eingebildet, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass es die ersten Schmerzen gewesen waren, die Hidan nicht hatte kompensieren können. Selbst nach dem Tod seiner Mutter hatte er nicht so gelitten wie in diesem Moment, als man ihm ausgerichtet hatte, dass der Boss auf unbestimmte Zeit in Amerika unterwegs war. Hidan hatte nicht wissen wollen, um was für Geschäfte es ging. Geld hatte ihn noch nie interessiert und er hatte wirklich geglaubt, dass es eventuell das gewesen war, was Kakuzu an ihm mochte. Am Arsch, denn er schien dem geizigen Mistkerl überhaupt nichts bedeutet zu haben. Aber Hidan war flexibel, deshalb suhlte er sich nicht lange in Selbstmitleid, sondern trieb es mit so vielen verschiedenen Männern wie nur möglich, um sich selbst zu beweisen, dass er Kakuzu nicht brauchte. Und schließlich war da Deidara mit seinem albernen, gebrochenen Herz gewesen, der das genaue Gegenteil von dem Mann, der ihn verraten hatte, darstellte. Es war paradox, aber Hidan hatte sich fast ein Stück weit mit ihm verbunden gefühlt – dabei konnte man ihre Situation kaum miteinander vergleichen. Der Russe war niemals gut darin gewesen, seine Gefühle rüberzubringen, aber er hatte sich Mühe gegeben. Jetzt hatte er, was er wollte, nämlich den störrischen Künstler. Es war wie ein Neuanfang, denn auch wenn Deidara ein Freak mit dem Gesicht eines Weibstücks war, so verhielt er sich dennoch normal. Sogar der Sex war nichts Außergewöhnliches. Es war nicht schlecht, hatte seinen Reiz, aber es war nicht wie mit Kakuzu…und ausgerechnet jetzt musste besagter Bastard zurückkehren. „Das ist verdammt noch mal nicht fair, du Arschloch!“ Um seinen aggressiven Ton zu unterstreichen, knallte er beide Handflächen auf die Tischplatte, erwiderte den ruhigen Blick seines Gegenübers. „Andere würden sich über Urlaub freuen.“ Am liebsten wäre er dem Mann vor sich an die Gurgel gesprungen, doch noch konnte er sich zurückhalten. Der Hass pulsierte in seinen Adern, richtete sich einzig allein gegen seinen Boss. „Du willst mich loswerden! Das ist es doch?! Du dreckiger Bastard, du willst mich abschieben! Aber so läuft das nicht, Kakuzu! Das kannst du nicht machen, du Arschloch!“ Seine Wut schaukelte ihn immer weiter hoch und dieser unbeteiligte Ausdruck in den grünen Iriden machte ihn schier wahnsinnig, so dass er das Letzte herausbrüllte. Kakuzu wischte sich den Speichel von der Wange, verzog immer noch keine Miene. „Ich bin dein Chef, Hidan. Ich kann dich auch kündigen, das ist allein meine Entscheidung. Wenn ich also sage, dass ich dich die nächste Woche hier nicht sehen will, dann wirst du mir gehorchen.“ Seine Nägel kratzten über den teuren Holztisch, bohrten sich hinein. „Haben wir uns verstanden?“ Eine rhetorische Frage, weil es eigentlich gar keine war…und der Jashinist hasste ihn dafür umso mehr. Es wäre klüger gewesen, wenn er gegangen wäre, Kakuzu nur den Stinkefinger gezeigt hätte, doch er war niemals der Hellste gewesen. „Fick dich doch!!“, schrie er deshalb heraus und stürzte sich auf den Mann im Anzug. Der Stuhl fiel nach hinten und Hidan landete auf dem muskulösen Körper, spürte, wie sich eine kräftige Hand um seinen Hals schloss und ihn zu würgen begann. Er schnappte nach Luft, hieb im gleichen Moment auf die breite Brust ein. Kakuzus grüne Augen funkelten, während sich der Griff um seinen Hals festigte und ihm die Luft nahm. Hidan verfluchte ihn, doch gleichzeitig fühlte er sich erregt, die Härte seiner Schläge schwächte automatisch ab. Unterdrückt japste er auf, war sicher schon ganz rot im Gesicht, doch das Einzige, an das er denken konnte, war, wie es sich anfühlen würde, ihn jetzt zu reiten. Seine Hände zitterten, als er das Jackett aufriss, es mit dem Hemd gleichtat…und Kakuzu ließ ihn machen. Der Griff lockerte sich kurzzeitig, doch nur wenige Sekunden später schlossen sich die Finger erneut um seinen Hals. „Treib es nicht zu weit“, hörte er die tiefe Stimme drohen, doch lediglich ein Krächzen entwich seiner Kehle. Er wusste nicht, ob er das hier später bereuen würde, aber das war auch egal. In dem Augenblick, in dem Kakuzu eine Hand in seine Hose schob, dachte er nicht einmal im Entferntesten an Deidara. Er verlor sich selbst, ohne es zu wollen. _________________________________________________________________________ So schnell kanns gehen...wie man sieht, ist Hidan noch nicht so wirklich von Kakuzu losgekommen. Stellt sich die Frage, ob er das jemals wird...und was Deidara dazu sagt, sollte er das erfahren. Ein Hoch auf Dreiecksbeziehungen, tja ja. Und Itachi zieht bei Kisame ein...ob das gut geht? Bleibt nur abzuwarten. ;) Das Kapitel zu schreiben hat mir ziemlichen Spaß gemacht - vor allem der Teil mit Madara, den ich ausnahmsweise mal ein bisschen bloßgestellt hab. Auch ein eigentlicher Oberbösewicht hat das Recht, seine Sorgen zu ersäufen...fragt sich nur, wie er darauf reagiert, wenn er wieder bei klarem Verstand ist. Hashirama hat sicher kein Blackout. Würde wie immer über Kommis freuen, also zögert nicht, mir eure Meinung mitzuteilen! :D lg Pia Kapitel 16: But you were there ------------------------------ Es gab nicht viele Dinge im Leben, die einen Kater und ein Blackout übertreffen konnten. Als Uchiha Madara am folgenden Morgen wach wurde, dröhnte sein Kopf dermaßen, dass er glaubte, dass ihn ein Laster überrollt hätte. Das grelle Sonnenlicht brannte in seinen Augen, so dass er den pochenden Schädel rasch wieder unter das Kissen brachte und es sich auf eben diesen drückte. Der pelzige Geschmack auf seiner Zunge war mehr als unangenehm und allein beim Gedanken an Alkohol wurde ihm übel. Wenigstens roch das Kissen gut…nach einem vertrauten Parfüm, das dennoch nicht sein eigenes war. Itachis eventuell? Hatte er sich versehentlich in das leere Bett seines Cousins fallen lassen, weil er so einen im Tee gehabt hatte? Moment…das war definitiv nicht Itachis Geruch! Ruckartig manövrierte Madara seinen angeschlagenen Körper in eine aufrechte Position und das Blenden der Sonne war augenblicklich vergessen. Dieses Zimmer war nämlich nicht sein eigenes, auch wenn er hier schon einige Male aufgewacht war. Madara widerstand dem klischeehaften Drang, sich die Hand auf den Mund zu schlagen und ein beinahe hysterisches Keuchen von sich zu geben, nur schwer. Das war absolut scheiße! Was war gestern passiert? Ein kurzer Blick unter die Bettdecke verschaffte ihm zumindest etwas Erleichterung, denn er trug seine Shorts noch am Leib. Kein Sex im besoffenen Zustand mit seinem verhassten Ex-Freund, ein Glück! Trotzdem, wie war er hierhergekommen und wo war Hashirama? Seine Erinnerung war wie von einem Schleier überdeckt, so dass es ihm nicht leicht fiel, sich zurückzuerinnern. Er war in dieser Kneipe gewesen, hatte sich ablenken wollen…und dann war Hashirama aufgetaucht. Der Mistkerl hatte ihn einfach entführt und dann hatte er ihn ausgequetscht wie eine überreife Zitrone. Madara schmeckte seine Magensäure, als ihm bewusst wurde, was er da gestern vor sich her genuschelt hatte; das durfte doch nicht wahr sein! „Du bist wach?“ Wieso zum Geier noch mal hatte Hashirama es geschafft, die Tür unbemerkt zu öffnen?! Und warum sah er selbst am Morgen so unverschämt gut aus, dass man neidisch werden konnte? War es überhaupt noch morgen? Ein schneller Seitenblick zu der Uhr, welche auf der Kommode stand, würde das Rätsel ohne peinliche Fragerei lösen. „Es ist bereits zwölf Uhr, falls es dich interessiert.“ Das war dann wohl nichts, aber gut, wenigstens hatte er nicht gefragt. Madara schnaubte, verschränkte gleichzeitig die Arme und lehnte sich zurück. Schön, er hatte mächtig Mist gebaut, aber klein beigeben? Niemals! „Du brauchst mich gar nicht so böse anzuschauen“, zerstörte Hashirama den letzten Funken seiner Selbstachtung. „Hätte ich dich gestern nicht zufällig in dieser Bar gefunden, würdest du jetzt vermutlich in irgendeiner Gasse liegen.“ „Du übertreibst.“ „Natürlich.“ „Ich habe dich nicht um deine Hilfe gebeten, Senju!“, zischte Madara angriffslustig wie eh und je. Leider hatte das noch nie bei dem Älteren gezogen, denn dieser maß ihn lediglich mit einem milden Lächeln. Und er schien es auf die Spitze des Eisberges treiben zu wollen, indem er sich zu ihm auf die Bettkante setzte. Ernste, braune Augen suchten seine eigenen und Madara wollte nichts lieber, als sofort zu verschwinden. „Du hast gestern zusammenhangloses Zeug gelallt.“ „Tatsächlich“, murmelte der Uchiha und wich dem Blick aus. „Jedoch steckt ja bekanntlich in jedem Wort ein Körnchen Wahrheit.“ Diesmal schwieg Madara beharrlich, wobei er hoffte, dass das ausreichen würde, um das Thema endgültig zu streichen. Er wusste noch in etwa, was er gesagt hatte und das reichte. „Ich gehe mal davon aus, dass du mir nichts erzählen wirst, aber das, was ich gestern mitbekommen habe, hörte sich nicht gut an.“ „Wie scharfsinnig, Senju…an dir ist ein Psychiater verloren gegangen.“ Seine scharfe Zunge, die fließend Sarkasmus beherrschte, hatte ihn bisher aus jeder noch so misslichen Lage gerettet – aber nicht bei Senju Hashirama. Der schmunzelte nämlich nur, ehe er mit seinem Monolog fortfuhr. "Ich möchte dir nicht zu nahe treten, denn-“ „Dann lass es!“ „Denn das mit deinem Cousin ist allein deine Angelegenheit und ich werde mich da nicht einmischen. Allerdings hast du auch etwas gesagt, das mich betrifft und darüber will ich mit dir reden.“ Es war eine dieser ausweglosen Situationen, aus denen man sich nicht winden konnte, so sehr man es sich auch wünschte. Eigentlich war es schon ziemlich nobel von Hashirama, dass er zumindest die Sache mit Itachi nicht ansprechen wollte. Madara wusste nicht, ob er das ebenso gemacht hätte, wenn er an des anderen Stelle gewesen wäre. Aber so war der Senju halt…ein widerlich anständiger Kerl. Auch wenn es natürlich alles andere als anständig gewesen war, ihn mit dieser rothaarigen Schnalle zu betrügen. Genau daran musste er sich jetzt klammern, dann würde er schon an seinen Prinzipien festhalten können. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll…vielleicht: Geht mir am Arsch vorbei! Ja, ich denke, das trifft es perfekt!“ Und mit diesen glorreichen Worten wollte er aufstehen und durch die nächste Tür verschwinden. Leider war Hashirama für einen Bürokraten ziemlich schnell und so fand sich der Jüngere nur zwei Sekunden später unter dem anderen wieder. Früher schon hatte ihn diese Position aufgeregt, denn selbst beim Sex gab er gern den Ton an – wenn Hashirama ihn schon nicht hatte reinstecken lassen, so wollte er wenigstens das Tempo bestimmen. Okay, das Thema war jetzt wirklich fehl am Platz! „Runter von mir, Senju!“, knirschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, doch der andere schüttelte nur den Kopf. „Du kannst mir nicht ewig ausweichen, Madara. Gestern, da meintest du, ich würde dich hassen. Du hast gesagt, dass du mich verloren hättest.“ Am liebsten hätte er Hashirama eine gescheuert, damit er ihn nicht mehr rezitieren konnte. Mochte ja sein, dass er das gesagt hatte, aber er war betrunken gewesen! Das war doch nur wirres Zeug gewesen. „Und? Denkst du, dass das mein Ernst war? Ich hab Stress mit Itachi und etwas viel Alkohol im Blut gehabt…ich hab mich gehen lassen. Was ich gesagt habe, hat keine Bedeutung.“ Madara hatte vergessen, dass man einen Senju nur schwer täuschen konnte und mit seinem gespielt abgebrühten Gelaber alles nur schlimmer gemacht hatte. Hashiramas Griff festigte sich, hielt ihn an Ort und Stelle, während er ihn musterte. Feine Haarsträhnen, die noch länger als seine eigenen waren, kitzelten seine Haut und er schauderte merklich. Ein Hauch von Aftershave wehte ihm um die Nase und das empfand Madara alles andere als fair. Ebenso wie die Antwort auf seine Abweisung. Madara hatte auch vergessen, wie gut Hashirama küssen konnte und wie leicht er selbst sich von so einer Geste um den Finger wickeln ließ. Das ätzende Klischee der tausend Motten in seinem Bauch schien ausnahmsweise mal keine dumme Teenager-Lüge zu sein. Vermutlich konnte man einen brodelnden Vulkan nicht völlig ersticken, denn mit diesem einen Kuss brach er erneut aus. Madara schaffte es, zumindest eine Hand aus dem festen Griff zu lösen, nur um sie in dem weinroten Hemd des Senjus zu vergraben – hoffentlich blieben ein paar Knitterfalten zurück. Hashirama schmeckte immer noch wie damals und Madara meinte noch einen Hauch der Zahnpasta wahrzunehmen. Die vertraute Zunge glitt in seinen Mund, traf dort auf seine eigene und wie immer kämpften sie um die Dominanz. Hashirama vergrub eine Hand in seiner Mähne, während er ein gedämpftes Stöhnen von sich gab. Jedes einzelne Härchen an Madaras Körper stellte sich auf und es fiel ihm schwer, sich zusammenzunehmen. Viel zu lange her…und viel zu falsch! Mit einem heftigen Stoß gegen Hashiramas Brust brachte er Abstand zwischen sie beide, erkannte Irritation in den haselnussbraunen Iriden. Dieser Bastard… „Du…bist einfach das Letzte!“, stieß er hervor und rauschte aus dem Raum, so schnell es ihm möglich war. Das war doch alles beschissen! Was war eigentlich in ihn gefahren? Und wo waren seine verdammten Klamotten?! Egal! Lieber würde er halbnackt nach Hause stampfen, als Hashirama danach zu fragen! Von dem hatte er die Schnauze gestrichen voll! Von wegen Reden…dieses Arschloch! Hidan wachte an diesem Tag mit eindeutigen Schmerzen im Unterleib auf und als er einen Blick zur Seite warf, erkannte er einen bekannten, breiten Rücken. Ungewohnt still musterte er die gebräunte Haut des alten Mannes, widerstand dem Drang, mit den Fingern über die unverkennbaren Narben zu streichen, nur schwer. Was tat er hier eigentlich? Stöhnend drehte er sich wieder auf den Rücken, hörte das leise Rauschen der Satin-Bettwäsche, die sich angenehm an seinen nackten Körper schmiegte. Was stimmte nicht mit ihm, dass er jetzt ausgerechnet hier gelandet war? Mit Kakuzu in der Kiste und ohne Deidara auch nur Bescheid zu geben, wo er sich rum trieb. Andererseits waren sie beide ja nicht richtig zusammen…also konnte ihm der Künstler auch keinen Vorwurf machen. „Bist du schon wach, Hackfresse?“, brummte er schließlich, weil er diese grausame Stille nicht mehr ertrug. Ein entnervtes Schnauben beantwortete die Frage, doch Kakuzu drehte sich nicht um. Hidan hasste diese Art von ihm manchmal, weil er sich wie ein Ding vorkam, das man benutzte und dann zur Seite legte, bis man es wieder brauchte. So war es immer gewesen. „Gib mir besser ne verdammt gute Erklärung für das, was wir da gestern gemacht haben!“, knurrte er, obwohl er selbst keine hatte. „Du hattest es nötig. Ich habe es dir besorgt.“ Zwei Sätze, die so nüchtern ausgesprochen worden waren, dass Hidan ihm am liebsten eine verpasst hätte. „Du wolltest mich!“, knirschte er und Kakuzu gab ein trockenes Lachen von sich. „Du hättest anders keine Ruhe gegeben.“ „Verarsch mich nicht!“, fauchte der Jashinist und schlug ihm hart gegen die Schulter. Nun drehte sich Kakuzu tatsächlich um, doch entgegen Hidans Erwartungen schien er es nicht darauf abgesehen zu haben, sich für den Schlag zu revanchieren. Etwas Nachdenkliches lag in den grünen Augen, die Hidan schon seit ihrem ersten Aufeinandertreffen irgendwie fasziniert hatten. „Du bist ein Idiot“, wurde es ihm wenig schmeichelhaft eröffnet. „Seit ich dich kenne, bist du aufdringlich und laut. Gestern habe ich dir Urlaub zugewiesen und du hast mich beleidigt und angegriffen. Für mich bist du nicht mehr als eine dauerhafte Belastung, die ich einfach nicht loswerde.“ Geschenkt hatten sie sich beide noch nie etwas, aber das ging wirklich zu weit! So etwas musste er sich nicht sagen lassen! Kakuzu konnte das auf keinen Fall ernst meinen, wollte ihn vermutlich nur verletzen, weil er sich über ihn geärgert hatte. „Und jetzt zieh dir deinen Fummel wieder an und schwing deinen Arsch aus meinem Haus, bevor ich dich rauswerfe.“ Hätte er ihn doch lieber verprügelt, das wäre nur halb so schlimm gewesen und dabei war er nicht empfindlich. „Fick dich doch, du selbstgefälliges Arschloch!“, zischte er zurück und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Seine Klamotten klemmte er sich rasch unter den Arm, wollte keine Sekunde länger bleiben. „Ich kündige!“, hängte er noch hinterher und ohne zu überlegen. Dann fiel die Tür ins Schloss…und Kakuzu starrte die Klinke sehr lange an, bevor er sich eine Zigarette anzündete. Nachdenklich schaute Deidara nach draußen, wo es bereits wieder zu regnen begonnen hatte…ein trister Samstag, den er bis jetzt allein verbracht hatte. Ohne Hidan, weil der sich seit dem letzten Tag nicht mehr gemeldet hatte. Sei es drum, Deidara war Künstler, kein Kontrollfreak und er würde den Russen bestimmt nicht anrufen, um sich zu erkundigen, wie es diesem ging. Hidan war erwachsen und sie waren nicht richtig zusammen, also musste er nicht alles wissen. Auch wenn es ihn natürlich wurmte, dass er nicht einmal eine SMS bekommen hatte. Das war ja wohl das Mindeste! Er murrte leise, als ihm klar wurde, dass er sich soeben doch wie eine eifersüchtige Schnalle benahm. Verdammt! Wenn das so weiterging, würde er noch zu einer zweiten Ino mutieren und das wollte er auf keinen Fall. Definitiv durfte er heute nicht hier drin versauern, nur weil Hidan nicht anwesend war, und aus genau diesem Grund ging er ins Wohnzimmer. Doch da saß nur eine abwesend wirkende Konan, deren Hände eine Kaffeetasse umklammert hielten. Weder Pain, noch Anko, nicht mal die Uchiha…das war doch nicht normal. Konans traurige Miene riet ihm, sich am besten nicht dazu zu setzen, weil er absolut keine Lust auf deprimierende Gespräche verspürte. Andererseits war es vielleicht mal Zeit für eine gute Tat… „Wo sind die anderen, hmm?“, fragte er frei heraus und setzte sich ohne zu fragen, woraufhin die Blauhaarige zusammenzuckte. „Ich weiß es nicht“, murmelte sie dann, ehe sie wieder in ihre Tasse starrte. Toller Anfang für eine ungezwungene Konversation, da hatte er sich wirklich selbst übertroffen. „Was ist los, Konan?“, überwand er sich schließlich doch, denn eigentlich mochte er den ruhigen Blauschopf. Genau genommen kam jeder gut mit ihr aus, weil sie sich nicht auf Streitigkeiten einließ und ihre Meinung gewöhnlich für sich behielt. Damit ähnelte sie zwar Itachi, doch sie wirkte auf ihn nicht so arrogant wie Letzterer. „Hast du dich jemals zu zwei Menschen gleichzeitig hingezogen gefühlt?“ Okay, nicht unbedingt das Problem, das er sich gewünscht hatte, denn in emotionalen Angelegenheiten war Deidara schon immer grottenschlecht gewesen. Das hatte ihm seine erste Beziehung mit einem Mädchen versaut – auch wenn Kurotsuchi einen verdächtig männlichen Touch gehabt hatte. „Nicht wirklich, hmm“, brummte er, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Auch wenn Sasori tot war, fühlte er immer noch einiges für ihn und gleichzeitig hatte er sich auf Hidan eingelassen, weil…warum eigentlich? Weil er nicht allein sein wollte? Oder weil er sich ablenken wollte? Oder weil Hidan ihm tatsächlich auf eine absurde Art und Weise…gefiel? Konfus, er war für solche Gespräche nicht gemacht. „Warum fragst du so was? Ich dachte, du und Anko seid jetzt so?“, er formte mit Zeige- und Mittelfinger ein V und streckte die Zunge dazwischen heraus. „Jedenfalls hat Hidan das so formuliert…hmm“, fügte er auf ihren pikierten Blick hinzu. „Ich mag sie.“ Deidara stieß pfeifend die Luft aus, lehnte sich zurück. „Das wird ihr wohl kaum reichen.“ Konan schien noch etwas mehr in sich zusammenzusinken, ehe sie nickte. Mit den nächsten Worten riss sie ihn jedoch umgangssprachlich fast vom Hocker. „Pain hat mich gestern geküsst.“ „Was?!“ „Behalte das für dich.“ „Ähm…ja, sicher, hmm“, murmelte er zerstreut, schaute sie aber immer noch ungläubig an. Es war bekannt, dass Konan dem Punk schon seit einer Ewigkeit hinterher rannte, aber seit der Sache mit Anko schien sie darüber hinweg zu sein. Anscheinend ein Irrtum, so wie es ihr zusetzte. Deidara war froh, dass er sich nicht in ihrer Lage befand. „Ich muss noch mit ihm darüber reden“, hörte er sie wispern und nickte zustimmend. „Das solltest du tun, hmm“, bestärkte er sie und dafür erhielt er ein schwaches Lächeln. Nun, das war mehr, als er erwartet hatte und es gab ihm ein gutes Gefühl. Allerdings verschwand dieses Gefühl in dem Moment, als er hörte, wie die Haustür geöffnet wurde und ohne dass er etwas dafür konnte, sprang er wie von der Tarantel gestochen auf. Konan schien ihm das nicht übel zu nehmen, denn sie reagierte ähnlich, stellte die Tasse rasch auf dem Tisch ab. Vermutlich fürchtete sie, dass es sich um Anko oder Pain handeln könnte, so wie Deidara Hidan erwartete. Die Enttäuschung folgte, als jemand eintrat, den sie beide eigentlich hätten vermissen sollen. Deidara hatte immer eine gewisse Abneigung gegen Itachi gehegt und auch jetzt konnte er diese nicht einstellen, doch gleichzeitig fühlte er so etwas wie Bedauern. Es war nicht in Ordnung gewesen, was er dem Uchiha bei ihrem letzten Zusammentreffen an den Kopf geworfen hatte, und ihm jetzt in die ausdruckslosen Augen zu sehen, das war schon hart. Itachi sah wirklich schlecht aus, denn er war noch blasser als sonst, die Haare hingen ihm matt über die Schultern und seine sonstige Ruhe glich nun eher Apathie. Was zur Hölle war mit dem passiert? Konan schien der Zustand ihres Mitbewohners nicht minder zu schockieren, doch sie war im Gegensatz zu ihm nicht zu stur, das zum Ausdruck zu bringen. „Meine Güte, du siehst furchtbar aus“, entkam es ihr und Deidara pflichtete dem stumm bei. „Setz dich erst mal. Soll ich dir einen Tee machen?“ Itachi hob den Blick zwar, schüttelte auch den Kopf, doch er schien durch sie beide hindurch zu sehen. „Er wird sowieso nicht lange bleiben“, ertönte eine Stimme, die ihnen fremd war. Der Mann, der soeben hinter den Uchiha trat, hatte ein angesichts der Situation unpassendes Grinsen im Gesicht, das ihn nicht gerade sympathisch wirken ließ. Itachi sagte nichts darauf, sondern schlug den Weg in Richtung seines Zimmers ein. Es war Konan, die die unangenehme Stille brach. „Was soll das heißen?“, fragte sie sachlich und musterte den Unbekannten argwöhnisch. „Das heißt, dass er jetzt seine Sachen packt und zu mir zieht.“ Deidara wäre beinahe die Kinnlade herunter geklappt; Itachi zog zu diesem seltsamen Typen? Einfach so? Von jetzt auf gleich? Konan schien ebenfalls erschüttert darüber, doch sie fasste sich schnell wieder, fixierte den Mann kühl. „Und aus welchem Grund?“ Das hätte den Künstler natürlich auch interessiert, auch wenn er immer vorgab, dass Itachi seinetwegen verrecken könnte. „Schätzchen, wenn du das wissen willst, solltest du ihn fragen. Ich bin nicht die Auskunft“, gab der Hüne spöttisch zurück und Konan verengte die bernsteinfarbenen Augen. Okay, diese beiden wurden schon mal keine Freunde, allerdings schien die Blauhaarige das ernst zu nehmen, denn schon war sie aus dem Raum verschwunden. Toll, denn jetzt durfte er sich mit dem Typen rumschlagen. „Du ziehst also wirklich aus.“ Itachi reagierte nicht auf die Feststellung, sondern fuhr fort, seine Kleidung aus dem Schrank zu räumen und in die Reisetasche, die er schon beim Auszug von zuhause verwendet hatte, zu packen. Eigentlich konnte er selbst noch nicht glauben, dass er das tat. „Warum jetzt?“ Es war ungewöhnlich, dass Konan sich so beharrlich in anderer Leute Angelegenheiten einmischte. Vielleicht hatte er sich geirrt und es gab in dieser Wohngemeinschaft tatsächlich Menschen, die nicht nur an sich selbst dachten. Jedoch kam ihm diese Erkenntnis soeben mehr als ungelegen, hatte er nicht vor, sich von seinem Entschluss abbringen zu lassen. Er wollte nicht zu Kisame ziehen, aber er war momentan das kleinere Übel, wenn er an Madara dachte. Allein der Gedanke an seinen Cousin reichte aus, um einen Brechreiz auszulösen. Er konnte hier nicht länger bleiben. „Itachi…“ Er zuckte zusammen, als Konans Stimme so dicht neben ihm ertönte, und als sich auch noch deren Finger auf seinen Arm legten, ließ er reflexartig einen Stapel Jeans fallen. Es würde noch dauern, bis die Wunden richtig abgeheilt waren, und die Narben würden ihn sein ganzes Leben lang daran erinnern, was er für ein Feigling war. Doch Konan musste das nicht wissen und so widerstand er dem Drang, nachzuschauen, ob die Verbände noch richtig saßen und unbefleckt waren. „Du hast dich verletzt, nicht wahr?“ Er erwiderte zuerst nichts darauf, während er die Hosen aufsammelte und in der Tasche verstaute. Gleichzeitig wurde ihm heiß und kalt, weil er nicht mit solchem Scharfsinn gerechnet hatte. Aber er wollte das nicht weiter ausführen. „Unsinn.“ Konan schnaubte leise, während sie sich neben ihn kniete und eine der Jeans zusammenfaltete. „Nagato hat sich damals oft selbst verletzt, Itachi. Ich kenne den Blick eines Menschen, der nicht mit seinem Leben fertig wird und das an seinem Körper auslässt.“ Itachi wünschte sich nur, sie möge verstummen, doch er sagte nichts, versuchte das verräterische Zittern seiner Finger unter Kontrolle zu bekommen. „Wenn du sicher bist, dass es dir hilft zu diesem Typen zu ziehen, dann tu das. Wenn nicht, solltest du dir anderweitig Hilfe suchen.“ „Ich brauche keine Hilfe“, schlug er ihren vermutlich gut gemeinten Rat aus, ehe er aufstand und die Tasche schulterte. Sie glaubte ihm nicht, das war ihm bewusst, doch sie sprach auch nicht weiter dagegen, erkannte wohl, dass das nichts bringen würde. „Dann wünsche ich dir alles Gute.“ Sie tat es ihm gleich und er war erleichtert, dass sie ihn nicht umarmte; das hätte er nicht ertragen. „Danke…ich dir auch.“ Die junge Frau war ihm gegenüber immer freundlich gewesen, er hatte nie ein Problem mit ihr gehabt. Sie waren keine Freunde, das hätte er nicht zugelassen, aber trotzdem meinte er das Gesagte ernst…und Konan hoffentlich auch. Als er ins Wohnzimmer zurückkam, diskutierte Deidara gerade mit Kisame über ein ihm unbekanntes Thema. Es war einfach, sich mit Kisame zu unterhalten, wenn man sich erst mal an sein abschreckendes Äußeres gewöhnt hatte. Vielleicht weil er so offen war oder einige Menschen seinem Humor doch etwas abgewinnen konnten. Jedoch erstarb die Unterhaltung augenblicklich, als er dazu kam. Deidara wirkte merklich angespannt, fixierte abwechselnd den Boden und ihn. Wollte er ihm noch etwas sagen? Fühlte er sich schuldig wegen dem, was er zu ihm gesagt hatte? Wohl kaum, denn der Uchiha wusste, wie sehr Deidara ihn hasste. Dafür gab es keinen besonderen Grund, hauptsächlich resultierte dieser Zustand aus Antisympathie. „Hast du alles?“ Er nickte auf die gestellte Frage, lehnte jedoch ab, als Kisame ihm die Tasche abnehmen wollte. Ja, er fühlte sich schlecht, aber er hatte auch seinen Stolz. Wortlos folgte er dem haiähnlich aussehenden Mann in Richtung Flur, jedenfalls hatte er dies tun wollen. „Warte mal, Itachi!“ Das kam nun doch unerwartet, doch er behielt diesen Gedanken für sich. Deidara schien sich auch so sichtlich unwohl zu fühlen. „Was ich da…gesagt habe, als du…ich meine, das war…ich wollte nicht…jedenfalls tut es mir leid, hmm.“ Wie viel Überwindung mochte es den blonden Künstler gekostet haben, das auszusprechen. Sicher nicht wenig und das obwohl Itachi ihm seine Worte bis jetzt nicht übel genommen hatte. Deidara trug keine Schuld an dem, was passiert war…und auch nicht daran, dass er nun auszog. „Ich trage dir nichts nach“, sagte er daher nur und damit war das Gespräch für ihn beendet, so dass er Kisame nach unten folgte. Erst Konan, dann Deidara…und als er sich neben Kisame in dessen Wagen setzte, fragte er sich, warum das alles jetzt passierte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich jemand um ihn Gedanken machte. Und er hatte Kisame nicht ernst genommen, als dieser ihm so hartnäckig an den Fersen geklebt hatte. Die Geschehnisse verwirrten ihn und er senkte die Lider halb, lehnte den Kopf gegen die Fensterscheibe. Auch wenn er es sich von ganzem Herzen wünschte, einen Neuanfang würde es für ihn nicht geben. Niemals. _______________________________________________________________ So viel dazu...Itachi wirkt nicht sehr positiv und es wird auch seine Zeit brauchen, bis er das alles verarbeitet hat und wieder klar kommt. Ob Kisame ihm dabei eine Hilfe ist oder ihn letztendlich behindert, ist ungewiss. Im nächsten Kapitel gibt es endlich Pains und Konans Aussprache...bleibt abzuwarten, wie das ausgeht. Und Madara lässt sich ins Gewissen reden... Bis zum nächsten Mal und danke an alle Kommischreiber! Ihr motiviert mich! :D lg Pia Kapitel 17: In front of me -------------------------- „Du kannst deine Tasche in mein Zimmer stellen. Ich hab schon den Futon vorbereitet – meinetwegen kannst du aber auch das Bett haben.“ Itachi erwiderte nichts darauf, ließ den Blick weiterhin durch die Wohnung streifen, ohne die Einrichtung wirklich wahrzunehmen. Er fühlte sich überfordert und Kisames Worte waren daran nicht unschuldig. Sie würden also in einem Raum schlafen. Zusammen. „Ich nehme die Couch“, meinte er nach einer Weile, doch der Ältere schien damit weniger einverstanden. „Vergiss es! Erstens hab ich mir die Mühe nicht umsonst gemacht und zweitens…wer weiß, was du dir antust, wenn keiner dabei ist.“ Der Uchiha warf ihm einen kühlen Blick zu, doch das zog nicht. „Spar es dir, Itachi. Du pennst nicht allein!“ „Eine meiner Bedingungen war Privatsphäre.“ „Die kriegst du auch…in angemessenem Rahmen.“ „Ich tue mir nichts an. Nicht mehr“, versuchte er es noch einmal, doch der andere schüttelte bestimmend den Kopf. Vielleicht hätte sich Itachi selbst nicht geglaubt, war er doch immer noch ziemlich labil, doch ein anderer Teil von ihm wollte beweisen, dass er fähig war, sich wieder aufzurichten. Dass er unabhängig sein konnte, jetzt, wo er sich von Madara gelöst hatte. Außerdem steckte in ihm immer noch die Angst, Kisame könnte es sich überlegen und ihm doch zu nahe treten. „Kommst du dann? Oder willst du im Flur übernachten?“ „Lieber als bei dir.“ Die Worte waren nicht absichtlich gesprochen worden, doch sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Kurz flackerte es in den grünlich schimmernden Iriden und Itachi fühlte sich augenblicklich mies. Undankbarkeit war kein Ausdruck für sein Verhalten. Wenn Kisame ihn nun rausgeworfen hätte, wäre das nur allzu nachvollziehbar gewesen. Doch der atmete nur einmal beherrscht durch, ehe er ihm ruppig die Tasche abnahm und sich umdrehte. „Beweg deinen Arsch!“, knurrte er verstimmt und ging Richtung Schlafzimmer. Wenn das jetzt schon so anfing, brauchte er wohl gar nicht auf Besserung seiner Situation hoffen. Es war unglaublich, wie leer ein Raum sein konnte, wenn man feststellte, dass der Mensch, der ihn noch bis vor kurzem bewohnt hatte, auf einmal nicht mehr da war. Madara hatte nicht damit gerechnet, dass Itachi hier bleiben würde, aber er hatte auch nicht erwartet, dass er so schnell ausziehen würde. Und diese Entscheidung war endgültig, das war ihm klar, denn sonst hätte er nur ein oder zwei Shirts mitgenommen, anstatt seine Hälfte des Schranks zu räumen. Ausgerechnet jetzt, wo er ihn hätte brauchen können...andererseits hatte ihn sein Cousin die ganze Zeit über gebraucht und hatte ihn das interessiert? Die Antwort lag auf der Hand. "Er wird dir sicher irgendwann verzeihen. Was auch passiert ist, ihr seid Familie oder nicht?" Ein bitteres Lächeln legte sich auf seine Lippen, doch eines Blickes würdigte er Konan, die neben ihm auf dem Bett saß, nicht. Was wusste sie schon? Nichts und wenn sie es wüsste, würde sie ihn ebenso verachten, wie er sich selbst verachtete. Sein Verhalten war nicht entschuldbar und die Konsequenzen musste er nun ausbaden. "Das hat keine Bedeutung mehr." Konan runzelte die Stirn, dann seufzte sie und erhob sich im gleichen Atemzug. "Ihr Männer seid doch alle gleich! Badet in eurem Selbstmitleid, anstatt die Zähne auseinander zu bekommen und mit jemandem zu sprechen!" Dem Uchiha war klar, dass sich das hauptsächlich auf einen anderen Mann bezog, doch trotzdem stießen die Worte bei ihm sauer auf. Eigentlich hatte sie ja Recht, denn sowohl mit Itachi als auch mit Hashirama hatte er nicht reden können. Jeden Versuch hatte er abgeblockt und lieber falsch gehandelt. Und jetzt saß er hier rum und wusste nichts mit sich anzufangen, weil er den einen vergrault und den anderen abgewiesen hatte. Letzteren aus gutem Grund, aber trotzdem hatte er sich damit im Endeffekt selbst bestraft. "Schweigen macht es auch nicht besser!" Seit wann erteilten ihm eigentlich Frauen Ratschläge über das Leben? Irgendwas lief hier aber mal verdammt schief. Wenigstens schien Konan mit ihrer Predigt fertig zu sein, denn sie knallte soeben die Tür hinter sich zu. Sollte sie doch Pain auf den Keks gehen. Unschlüssig ließ er den Blick durch das Zimmer schweifen, ehe ihm ein Gedanke kam. Zögernd griff er zu seinem Handy, suchte nach der Nummer, die ihm eventuell weiterhelfen konnte. Mit wem sollte er sonst reden? Niemand aus der Wohngemeinschaft stand ihm nahe genug, als dass er sich einem von ihnen hätte anvertrauen können und bekanntlich war Blut ja dicker als Wasser. "Du hast lange nicht mehr angerufen." Eine trockene Begrüßung, aber es hätte schlimmer kommen können. "Ist etwas passiert?" Der Funken Sorge, der in der Stimme mitschwang, trieb ihn dazu, sich zu überwinden. "Können wir uns treffen?" "In diesem Café, wo wir das letzte Mal waren?" "Meinetwegen." "In zwei Stunden." "Danke...Izuna." "Kein Problem, Aniki." Deidara hatte Hidan schon in allen möglichen Stimmungen erlebt, ob jähzornig, lüstern oder schadenfroh, doch noch nie…so. Der Jashinist hatte kein Wort darüber verloren, wo er letzte Nacht gewesen war und auf ihn reagiert hatte er auch nicht wirklich. Er war einfach an ihm vorbei gegangen, hatte seine Klamotten durch den Raum geworfen und sich ins Bett gelegt, wo er sich immer noch befand. Mit dem Rücken zu ihm und in die Decke gewickelt. Deidara hatte ihn noch nie so in sich gekehrt erlebt und es machte ihm gewissermaßen Sorgen – das kannte er nicht. Allerdings wollte er sich auch keine Blöße geben, indem er Hidan diese Sorge zeigte, denn im Normalfall nutzte der Russe so was aus. „Was hast du denn?“, fragte er deshalb und klang absichtlich spöttisch. „Wohl zu tief ins Glas geschaut, hmm?“ Das konnte es nicht sein, denn die Fahne hätte Deidara gerochen und zudem wirkte Hidan nicht so, als hätte er einen Kater. In solchen Fällen war er nämlich sonst immer unausstehlich und fluchte was das Zeug hielt. „Hidan? Hallo, ich rede mit dir, hmm!“, murrte er, als keine Antwort erfolgte. Was war los mit dem Kerl? Allmählich wurde dieses Verhalten, das so gar nicht zu Hidan passen wollte, unheimlich. „Nichts!“, brummte der endlich zurück. „Lass mich in Ruhe, verdammt!“ Deidara schnaubte bloß, sah das absolut nicht ein und um das zu verdeutlichen, setzte er sich ungefragt auf die Bettkante. „Jetzt hör mal zu, du Depp! Erst meldest du dich nicht mehr, bleibst die ganze Nacht weg und dann verkriechst du dich hier? Was ist dein Problem, hmm?“ Okay, das war nicht geplant gewesen, Hidan hatte doch nicht erfahren sollen, dass er sich insgeheim doch Sorgen machte. Deidara biss sich auf die Lippen, warf einen angespannten Blick zu dem Silberhaarigen, welcher jedoch keine Regung von sich gab. Das alles war einfach nicht Hidan und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Deidara war kein einfühlsamer Mensch, auch wenn man das hätte erwarten können, und bei Personen, die ein übergroßes Ego besaßen, tat er sich ohnehin schwer. Er hatte es doch gerade erst mit Mühe fertig gebracht, sich bei Itachi zu entschuldigen – warum musste Hidan ihm das ausgerechnet jetzt antun? Seufzend ließ er sich neben dem Russen auf dessen Bett nieder, musterte ihn einen Moment lang nachdenklich. Es war schlichtweg schwer, mit diesem Menschen normal umzugehen…wie mit einem Freund. Außerdem hatte Deidara sowieso keine richtigen Freunde, meistens fixierte er sich auf ein paar wenige Menschen, mit denen er einigermaßen gut auskam. Er seufzte abermals, ehe er sich kurzerhand neben Hidan legte, wobei er diesen zur Seite schubsen musste, was ihm ein unfreundliches Brummen einbrachte. Deidara zog es vor, das zu ignorieren und richtete seinen Blick stattdessen auf Hidans Nacken. Moment mal…waren das Würgemale? Der Blonde schauderte unwillkürlich, wollte lieber nicht nachfragen, woher die stammten. So streitsüchtig wie Hidan war, hätte es ihn nicht gewundert, wenn sich dieser in der letzten Nacht noch geprügelt hätte. Zögerlich streckte er die Hand aus, fuhr mit den Fingerspitzen über die verfärbten Abdrücke und er spürte, wie sich Hidans silberne Haare aufstellten. Es war seltsam, ihn so anzufassen…so ungezwungen und sanft. Deidara hatte es nicht so mit Blümchensex, aber Hidan ging manchmal schon fast brutal vor, wenn sie es miteinander trieben. „Was wird das…Deidara-chan?“ „Keine Ahnung“, erwiderte der Angesprochene ehrlich. Er nahm die unpassende Ansprache kommentarlos hin, verspürte gerade gar keine Lust, sich über solchen Mist aufzuregen. „Machst du mich an?“ Deidara zuckte mit den Schultern, zog mit den kurz geschnittenen Nägeln Kreise auf der malträtierten Haut. „Kann sein, hmm.“ Die letzte Nacht war langweilig gewesen, weil er sie allein verbracht hatte und wenn ein bisschen Körpereinsatz dafür sorgen würde, dass Hidan aufhörte, sich wie ein depressives Gör zu benehmen, dann würde er das Opfer halt bringen. Irgendwie ironisch, dass das gerade von ihm kam. „Ficken?“ Er verdrehte die Augen, konnte ein Stöhnen nicht verhindern; das war wirklich typisch. Aber so war es ihm eindeutig lieber, denn diesen Hidan, der sich soeben mit funkelnden Iriden über ihn beugte, den konnte er einschätzen. Also legte er die Hände an die Wangen des Älteren und zog ihn ruppig zu sich herunter. „Ficken“, gab er knapp zurück, ehe er ihm die Lippen aufdrückte. Hidans Finger verkrallten sich in seinen langen Haaren, zogen daran, während die Zunge beinahe gewaltsam in seine Mundhöhle vordrang. Der muskulöse und dennoch geschmeidige Körper presste sich an seinen, ein Knie rieb sich in seinem Schritt und Deidara ließ ihn machen. Gleichzeitig tötete er die fiese Stimme, die ihm einreden wollte, dass es so nicht weitergehen konnte, in seinem Hinterkopf ab. Sie waren ja nicht mal richtig zusammen, also konnte es ihm egal sein, was Hidan letzte Nacht getan hatte…weswegen er sich so komisch benahm. Und dennoch konnte er den Gedanken nicht völlig verbannen; vielleicht meinte er es inzwischen doch ernster, als er geglaubt hatte und das machte ihm in gewisser Hinsicht Angst. Konan hatte lange darüber nachgedacht, was sie zuerst tun sollte und letztendlich hatte sie sich dafür entschieden, Pain zur Rede zu stellen. Was hätte sie auch Anko sagen sollen, wo sie sich das Geschehen selbst nicht erklären konnte? Bevor ihre Freundin davon erfuhr, musste sie zuerst Gewissheit haben, was mit Nagato los gewesen war, als er sich zu dieser Aktion hatte hinreißen lassen. Sie glaubte bei ihm einfach nicht an pure Berechnung, das entsprach nicht seinem Charakter und sie musste es schließlich wissen. Weil sie ihn kannte, wie ihn niemand kannte und aus diesem Grund klopfte sie nun an seine Tür, ehe sie ohne Erlaubnis eintrat. Der strenge Geruch fiel ihr sofort auf und sie wusste, was das bedeutete. Das Zeug, das ihr bester Freund geraucht hatte, lag noch teilweise auf dem Tisch, während er sich mit dem Rücken auf dem Bett befand und die Decke anstarrte. Er jagte ihr mit diesem teilnahmslosen Verhalten jedes Mal aufs Neue Angst ein. Bisher hatte sie sich jedoch immer damit beruhigt, dass er sicher wusste, was er tat. Sie seufzte still, als er sich nicht regte, sie kaum wahrzunehmen schien oder aber er wollte es gar nicht. Ungeachtet dessen setzte sie sich neben ihn auf die Bettkante, maß ihn aus ihren bernsteinfarbenen Iriden und stellte fest, dass er bald wieder seine Haare würde färben müssen. Der rote Ansatz fiel nicht auf den ersten Blick auf, verlieh dem blonden Ton lediglich einen feinen Stich, so dass es orange wirkte, aber sie wusste, dass er seine natürliche Farbe nicht mochte. Es war das Erste, das er geändert hatte und gleichzeitig das, was ihr am wenigsten ausmachte. Vielleicht weil sie seine Gründe nachvollziehen konnte. „Wir müssen reden, Nagato“, brach sie schließlich das Schweigen und er schloss die Augen. „Worüber?“ Es war nicht fair, dass er es ihr so schwer machte, indem er vorgab, nicht zu wissen, worum es sich handelte. Dennoch war Konan nicht gewillt, so einfach aufzugeben – sie war nicht mehr das kleine Mädchen von damals. Heute war sie eine Frau und sie war in der Lage, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. „Das weißt du genau“, versetzte sie scharf und nun schaute Pain wieder auf, erhob sich langsam. Die Kälte in seinem Blick ließ sie unterdrückt schaudern, so schaute er sie nur selten an. Seine ohnehin schon tristen, grauen Augen wirkten durch diesen Ausdruck noch härter. „Da gibt es nichts zu reden.“ Es war ihr schleierhaft, wie er in dieser Situation so stur abblocken konnte und es versetzte ihr einen Stich. Hatte er so wenig Respekt vor ihr, dass er noch nicht einmal über das Geschehene sprechen konnte? „Du hast mich geküsst und ich will jetzt wissen, warum du das getan hast!“ Auch wenn sie energisch klang, fühlte sie sich in ihrem Inneren verzweifelt. „Die ganze Zeit über zeigst du mir die kalte Schulter und redest nicht mal mehr mit mir…warum dieser Kuss? Ich verstehe dich nicht.“ „Das reicht.“ Sie schnappte nach Luft, fand noch lange nicht, dass es reichte, doch er nahm ihr die Gelegenheit, noch weiterzusprechen. „Du willst wissen, was das sollte? Schau in den Spiegel, Konan! Mir ist nicht entgangen, wie hübsch du geworden bist und als du mich letztens mit diesem Müll vollgequasselt hast, ist mir die Kontrolle entglitten.“ Konan konnte nicht anders, als ihn fassungslos anzustarren; was redete er da? „Und es hat doch funktioniert oder nicht? Du hast die Klappe gehalten und ich weiß nun, dass ein schöner Mund nicht alles ist. Ehrlich gesagt hatte ich schon bedeutend bessere Küsse.“ Ihr wurde übel, als sie ihn so sprechen hörte und sie konnte ihm dieses Getue einfach nicht abkaufen. Es musste einen Grund dafür geben, dass er sie schon wieder so verletzte. Oder verrannte sie sich wieder in etwas? Glaubte sie fälschlicherweise an einen Menschen, der längst nicht mehr existierte? „Das…meinst du nicht ernst“, entwich es ihr, doch der Ältere schnaubte nur abfällig. „Das ist mein voller Ernst.“ Die Tränen schossen ihr in die Augen, bevor sie es verhindern konnte und sie musste sich auf die Lippen beißen, um ein Geräusch zu unterdrücken. Wie oft hatte sie schon wegen Nagato geweint? Und dabei hatte sie gehofft, dass sie eine Aussprache würden führen können. „Du solltest vielleicht mehr mit deiner Freundin üben, anstatt mir ewig mit derselben Leier auf den Geist zu gehen.“ Die Ohrfeige war zu erwarten gewesen und Pain hatte vollstes Verständnis für sie, weil sie absolut gerechtfertigt war. Tränen liefen Konan über die Wangen, perlten von ihrem Kinn und sie sah dermaßen verletzt aus, dass es ihm die Kehle zuschnürte. Sie brachte kein Wort mehr über die Lippen, lediglich ein trockenes Schluchzen entwich ihr, als sie ruckartig aufstand und sein Zimmer verließ. Nur sehr langsam hob er die Hand und führte sie über seine brennende Wange, nur um festzustellen, dass das der Schmerz nicht mal ansatzweise reichte, um den in seinem Herzen zu betäuben. Seine Worte waren unverzeihlich, das war ihm klar, doch er konnte ihr nicht nachrennen und er würde sich nicht dafür entschuldigen. Es war eindeutig besser so, auch wenn Konan das niemals einsehen würde und auch das war seine Schuld. Was er getan hatte, war das Richtige gewesen. Lieber verletzte er sie auf diese primitive Art und Weise, als sich irgendwann vielleicht damit auseinandersetzen zu müssen, ihr echtes Leid zugefügt zu haben. Konan war immer stärker als er gewesen und sie hatte die Chance auf ein normales Leben in geordneten Bahnen. Er würde ihr das nicht kaputt machen und er würde nie wieder die Kontrolle verlieren. „Deine Augenringe sind noch schlimmer geworden.“ Eine ziemlich unpassende Begrüßung, vor allem nach so langer Zeit, doch Madara ließ lediglich ein leises Murren vernehmen. Sein Bruder lächelte ihn auf die üblich heitere Weise an, wirkte neben ihm selbst mal wieder wie der Sonnenschein in Person. Sie waren schon immer sehr verschieden gewesen und vermutlich kamen sie deshalb nicht sonderlich gut miteinander aus. Dennoch waren sie Geschwister und in den meisten Fällen waren solche füreinander da, wenn es drauf ankam. „Danke für das Kompliment, Froschmaul.“ Izunas Lächeln verblasste keine Sekunde, während er sich ihm gegenüber setzte und einfach so tat, als hätte er seinen Bruder nicht gehört. Seine vollen Lippen waren schon immer die beliebteste Angriffsfläche für Gehässigkeiten gewesen. „Wollen wir uns weiter beleidigen oder kommen wir gleich zum Punkt?“ Madara antwortete nicht sofort, wandte seine Aufmerksamkeit erst mal der Bedienung, welche soeben an den Tisch getreten war, zu. „Einen Kaffee, schwarz“, teilte er der jungen Frau mit, während Izuna einen Cappuccino wählte. Einen Moment lang überlegte er wirklich, wo er ansetzen sollte, doch dann redete er einfach drauf los, kaum dass die Kellnerin verschwunden war. „Ich habe Mist gebaut.“ „Überraschend. Erzähl mir was Neues.“ Sowohl der Tonfall als auch Izunas Miene wirkten ungemein herzlich und Madara wusste wieder, warum sie sich so schlecht verstanden. Wobei schlecht relativ war, denn immerhin war das sein Bruder. Somit war das Privileg, ihn zu beleidigen oder zu verprügeln allein seins. „Es geht um Itachi.“ „Und nicht um Hashirama? Das ist tatsächlich neu.“ Madaras Neigungen waren seinem Bruder natürlich nicht verborgen geblieben und auch wenn Izuna sie niemals verstehen würde, weil er selbst hundertprozentig heterosexuell war, hatte er ihn deswegen niemals anders behandelt. Ob das positiv war, darüber ließ sich streiten, doch es sprach für seine Toleranz. „Dazu komme ich später“, nuschelte er, da die Bedienung in diesem Augenblick ihre Getränke brachte. „Wohnt ihr noch zusammen?“, fragte Izuna und rührte mit dem Löffel in seiner Tasse, den Blick nicht von seinem älteren Bruder lassend. Er konnte ungemein aufmerksam sein, wenn er wollte und das schätzte Madara an ihm. „Er ist heute Morgen ausgezogen.“ „Mit oder ohne dein Wissen?“ „Was glaubst du wohl?“ Izunas Lächeln schwächte ein wenig ab, während er darüber nachzudenken schien. Der Löffel wurde aus der Tasse genommen und fand seinen Platz auf dem Unterteller. „Habt ihr euch gestritten? Oder bist du ihm einfach zu aufdringlich geworden?“ Nun lächelte auch Madara, doch im Gegensatz zu dem Lächeln seines Bruders wirkte das seine regelrecht verbittert. Er nahm einen Schluck Kaffee, setzte die Tasse dann wieder ab. „Weder noch. Ich habe sein Vertrauen missbraucht.“ Izuna seufzte langgezogen, nippte dann ebenfalls an seiner Tasse, wobei er den Blick durch den Laden schweifen ließ. Es war ein recht unscheinbares, kleines Café und sie beide schätzten die Tatsache, dass es immer sehr leer war. „Womit du den einzigen Menschen, der es dauerhaft mit dir ausgehalten hat, vergrault hast. Glückwunsch, Madara“, erwiderte sein Bruder und trank noch einen Schluck. „Und jetzt erklär mir doch noch, warum du das getan hast, damit ich mein schlechtes Bild von dir gerade rücken kann.“ „Du meinst also, die Antwort, dass ich ein Arsch bin, reicht diesmal nicht?“, erkundigte sich der Ältere und stützte das Kinn auf den Handrücken. „Leider nicht.“ „Würdest du mir glauben, wenn ich dir sagen würde, dass ich es gut gemeint habe?“ „Schwer vorstellbar, da du ein unverbesserlicher Egoist bist.“ Nun, an Ehrlichkeit fehlte es ihnen beiden wohl nicht, aber so wurden wenigstens klare Verhältnisse geschafft. „Ich meine es aber ernst.“ „Vielleicht meinte Hashirama es ja auch ernst und hast du ihm zugehört?“ Okay, das ging zu weit! Madara verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, machte damit deutlich, dass ihm der abrupte Themawechsel missfiel. Auch wenn er natürlich gewusst hatte, dass Hashirama seinen Bruder angerufen hatte. Dieser hinterhältige Bastard. „Das ist etwas anderes.“ „Nein, Madara, das ist es nicht. Er hat dein Vertrauen doch ebenfalls missbraucht oder nicht? Und du hast ihn abgefertigt, was dein gutes Recht ist. Jetzt darfst du dich allerdings nicht beschweren, wenn dir unser Cousin ebenfalls die Tür vor der Nase zuschlägt.“ Manchmal war zu viel Ehrlichkeit auch niederschmetternd, so wie in diesem Moment. Vermutlich weil er innerlich wusste, dass Izunas Argumente gut waren. Aber was sollte ihm das jetzt im Klartext sagen? „Wenn du willst, dass dir andere verzeihen, solltest du dazu erst einmal selbst in der Lage sein, sonst wird das nichts.“ Vielleicht stimmte das sogar, doch diesen Schritt zu gehen…das war wirklich zu viel für den Älteren. Hashirama zu verzeihen war ihm unmöglich, weil er es gar nicht wollte. Auf der anderen Seite musste es Itachi genauso ergehen, doch wie sollte er sich da reinversetzen, wenn er sich gegen alles sträubte? Verdammt, Izuna war wirklich verdammt gut darin, jemandem ins Gewissen zu reden. „Klugscheißer“, murmelte er jedoch nur, was seinen Bruder zum Lächeln brachte. „Gern geschehen.“ Dazu musste nichts mehr gesagt werden und erschreckenderweise bemerkte Madara, dass er dabei war, diesen Rat zu befolgen. Na schön, dafür würde er seinem Bruder auch den Cappuccino bezahlen – so wie der schaute, erwartete er das sowieso. Na ja…gab schlimmeres. ______________________________________ Gewöhnt euch an den Rythmus. Ich habe nicht mehr so viel Zeit zum Schreiben, weswegen es ab und zu mal länger dauern könnte. Allerdings hoffe ich, dass euch das Kapitel trotzdem gefallen hat. ;) Ja, was soll ich sagen...Izuna war niemals geplant, aber nun ist er da und...ich mag ihn einfach! :D Leider ist ja so wenig über ihn bekannt, aber ich bezweifle, dass er trotz seines Engelsgesichts so ein liebes Kerlchen war...als Madaras Bruder ist das unmöglich. xD Tja und Pain macht nicht zum ersten Mal in seinem Leben einen Fehler. Konan hat es wirklich nicht leicht. Im nächsten Kapitel gibt es dann Ankos Reaktion, also seid gespannt! ;D Ich freue mich wie immer auf eure Feedbacks! lg Pia Kapitel 18: Breathe into me --------------------------- Die Nächte waren immer am Härtesten gewesen, da zu dieser Zeit die Erinnerungen besonders intensiv in Form von Albträumen wieder auftauchten. Madaras nächtliche Besuche in sein Bett hatten auch ihren Teil dazu beigetragen und so hatte Itachi meistens nur wenige Stunden Ruhe gehabt. Heute war es nicht viel besser, auch wenn Kisame Wort gehalten und ihm sein Bett überlassen hatte. Es reichte das Wissen, den Älteren neben sich liegen zu haben und ihm schutzlos ausgeliefert zu sein. Sein Herz raste in seiner Brust, die Gedanken wirbelten wie einem Strudel durch seinen Kopf und auch wenn er ihm bewusst war, dass er durch seine Erlebnisse überreagierte, konnte er nichts dagegen tun. Die nackte Angst umklammerte sein Herz, lähmte seinen Körper und er war sicher, dass er diese Nacht kein Auge zutun konnte. Nicht mal den Rücken zudrehen konnte er Kisame, so dass er seit etwa einer Stunde regungslos in die Dunkelheit starrte. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und stieg infolgedessen so leise aus dem Bett, wie es ihm möglich war. Dabei musste er einmal um das Bett herumgehen, da er sonst bestimmt auf den Älteren getreten wäre – Orientierung konnte er hier total vergessen. Dennoch schaffte er es zur Tür, ohne dass ihn ein allzu verräterischer Laut verriet. Das Letzte, das er wollte, war Kisame zu wecken und sich mit ihm auseinander setzen zu müssen. Der Tag war auch so schon anstrengend genug gewesen, weil Itachi jedes Gespräch abgeblockt hatte, da ihm nicht nach Reden gewesen war. Die Dielen knarrten unter seinen Füßen und er hoffte, dass Kisame einen tiefen Schlaf hatte. Schließlich fand er sich im Wohnzimmer wieder und öffnete so vorsichtig wie es nur ging die Balkontür. Draußen war es zwar kühl, aber die frische Luft half ihm dabei, sich zu beruhigen. Ironischerweise fühlte er sich da drin ebenso eingesperrt, wie es in der Wohngemeinschaft der Fall gewesen war. Und dabei gab sich Kisame wirklich Mühe mit ihm, das wusste er und es tat ihm leid, dass er dafür nicht dankbar sein konnte. Unschlüssig blieb er am Geländer des Balkons stehen, schaute hinunter, wo ihm die leeren Straßen begegneten. Wahrscheinlich schliefen die meisten um diese Uhrzeit bereits, nicht so wie er, der sich im Bett herum wälzte und kein Auge zubekam. Innerlich seufzend ließ er sich an dem Geländer hinab sinken, lehnte den Rücken gegen die Wand und zog die Knie an, um die Arme darum zu schlingen. Er blendete den Schmerz darin so gut es ging aus, lehnte die Stirn auf seine Kniescheiben und senkte die Lider. Es war ja nicht so, als sei er nicht müde, aber die Erinnerung ließ nicht zu, dass er schlafen konnte. Kisames Worte waren ihm zudem im Gedächtnis geblieben und auch wenn er teilweise zugeben musste, dass er Recht hatte, konnte er die Schuld nicht von sich weisen. Ja, es war ein Unfall gewesen, aber dieser Unfall hätte nie passieren dürfen. Nicht mal erste Hilfe hatte er Shisui geleistet, stattdessen hatte er ihn in seinem Blut liegen lassen. Itachi presste die Lippen aufeinander und seine Nägel krallten sich in seine Haut, während er das Zittern, das schon wieder von ihm Besitz ergriff, krampfhaft zu unterdrücken versuchte. „Hier bist du.“ Abrupt schlug er die Augen wieder auf und hob den Kopf, blickte in Kisames verschlafene Miene. Der Ältere gähnte einmal, ehe er zu ihm auf den Balkon trat. „Willst du krank werden oder warum sitzt du hier draußen rum?“ Itachi sagte nichts dazu; schließlich trug er Jogginghose und Shirt, während Kisame in Shorts vor ihm stand. Letzterer seufzte entnervt, schien ihn die Stille zu nerven, doch dann setzte er sich einfach neben ihn, was den Jüngeren aus reinem Reflex zusammenzucken ließ. Kisame entging das selbstverständlich nicht, aber er sprach es nicht direkt an. „Du kannst nicht pennen, was?“ Ein knappes Nicken musste als Erwiderung reichen. „Willst du darüber reden?“ „Nein.“ Kisame knurrte verstimmt, hatte sich wohl eine andere Antwort erhofft, aber hätte der Uchiha reden wollen, wäre er schließlich nicht hier draußen. Der Ältere stellte sich das alles zu einfach vor, aber das war es nicht. Deshalb hatte er doch zuerst abgelehnt, weil er gewusst hatte, dass Kisame keine ernsthafte Option war, um sein Leben in den Griff zu bekommen. „Wie du willst“, brummte der bloß und lehnte sich zurück. Eine Weile herrschte Stille zwischen ihnen und Itachi machte das nervös, weil er Kisame immer noch nicht einschätzen konnte. Das, was er noch von damals über ihn wusste, half ihm nicht gerade, sich besser zu fühlen. „Hey.“ Ein Ellenbogen traf ihn leicht in die Rippen, doch er schaute nicht auf, gab nur ein obligatorisches Hm von sich, das zur Kenntnis genommen wurde. „Ich hoffe echt, du weißt, dass ich dich nicht nerve, weil ich dir was Schlechtes will.“ Er schlug für einen Moment die Lider nieder, nickte aber gleichzeitig; sicher wusste er das. Verhielt er sich wirklich so furchtbar, dass Kisame sich seinetwegen mies fühlte? Dem Ton nach zu urteilen ja und das ließ Itachi ein schlechtes Gewissen bekommen. „Deine Suizid-Aktion war richtig scheiße und…ich will halt nicht, dass noch mal so was passiert.“ Verblüffend wie viele Sorgen sich jeder plötzlich machte, wenn man sich etwas antat. Andererseits hatte sich Kisame schon die ganze Zeit über um ihn gesorgt, erinnerte er sich. Deshalb war er ihm doch nachgelaufen oder nicht? Vielleicht wollte er das aber auch nur glauben, denn immerhin wusste er, was Kisame in erster Linie im Sinn gehabt hatte. „Das wird es nicht“, erwiderte er nur und erhielt einen zweifelnden Seitenblick. „Dann kommst du also damit klar, dass du jemanden umgebracht hast und vergewaltigt worden bist?“ „Hör auf damit.“ „Nur wenn du aufhörst.“ Itachi verengte die Augen, sah den Älteren nun direkt an, doch dieser schaute unbeeindruckt zurück. Was für eine festgefahrene Situation. Der Uchiha seufzte entnervt, fuhr sich durch das dunkle Haar – das Spiel ermüdete ihn. „Schön“, murmelte er. „Was willst du von mir hören?“ „Dass du dir endlich eingestehst, dass du das allein nicht schaffst.“ Itachi kam nicht umhin, ein spöttisches Lächeln aufzusetzen. „Du willst von mir hören, dass ich dich brauche?“ Er wusste ja um Kisames großes Ego, aber allmählich übertrieb er mit seinem Verhalten. Kisame schien da allerdings anderer Meinung zu sein und Itachi zuckte zusammen, als sein Kinn grob gepackt wurde. Sein Herzschlag beschleunigte sich binnen von Sekunden und er hielt die Luft an. „Ja, verdammt, genau das will ich von dir hören!“, knirschte der Ältere. „Weil es nämlich genau so ist und solange du dich dagegen sperrst, weil du der Ansicht bist, dass du das auch allein hinkriegst, werde ich dich nie aus den Augen lassen können, verstanden? Also fang endlich damit an, dich auf jemand anderen als dich selbst zu verlassen! Dazu bin ich schließlich hier, du Idiot!“ Itachi fühlte sich immer noch wie erstarrt, konnte sich nicht rühren, doch das lag weniger an Kisames Nähe, als an seinen Worten. Es stimmte ja, dass er sich ihm nicht anvertrauen konnte…und er wollte es ja auch gar nicht. Seit ihn sogar Madara verraten hatte, wollte er am liebsten mit niemandem mehr sprechen. Er hatte tatsächlich Angst davor. „Das geht so einfach nicht weiter. Wenn du nicht mit mir reden willst, dann besorgen wir dir halt einen Psychiater…obwohl ich bezweifle, dass du mit dem reden würdest.“ Würde er nicht. Fremde Menschen hatten damit rein gar nichts zu tun und er würde sich so eine Blöße niemals geben können. Aber mit Kisame zu reden… „Das ist nicht so leicht, wie du dir das vorstellst“, gab er mit belegter Stimme zurück und die Hand löste sich endlich von seinem Kinn. „Ich wette, es ist sauschwer, aber das ändert nichts daran, dass du nicht alles in dich reinfressen kannst.“ Itachi schluckte trocken, denn die Worte gingen ihm wirklich an die Nieren und sicher steckte darin ein Funken Wahrheit. Er zuckte zusammen, als Kisame ohne Vorwarnung nach seiner Hand griff und diese drückte. „Ich will dir helfen, okay? Und ich verlange dafür nichts weiter, als ein bisschen Vertrauen.“ Das war schon erheblich viel für Itachi, doch er biss sich auf die Unterlippe, um das für sich zu behalten. Er fühlte sich überfordert, aber er wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte, um das zu verdeutlichen. Die Finger des anderen schlangen sich noch fester um seine Hand und es vermittelte ihm ungewohnten Halt. „Du hast ganz kalte Hände.“ Er nickte langsam, wich Kisames Blick nun wieder aus. „Lass uns wieder reingehen. Wir können uns meinetwegen Filme reinziehen, bis dir die Augen automatisch zufallen, einverstanden?“ Der Themawechsel war zum richtigen Zeitpunkt gewählt worden und Itachi fühlte sich erleichtert, ließ sich von ihm hochziehen. Die Ablenkung würde vielleicht ganz gut tun, doch eines wollte er dann doch noch loswerden. Kisame sah ihn verdutzt an, als er in der Tür stehen blieb. „Ich versuche es…aber erwarte nicht zu viel von mir.“ Der Ältere musterte ihn eine Weile schweigend und Itachi konnte das Unwohlsein nicht unterdrücken. Sich schon wieder auf einen anderen Menschen zu verlassen, das schaffte ihn an den Rand seiner Selbstbeherrschung. Umso verwirrter war er, als Kisame ihn mit einem Ruck in die Wohnung zog, dabei ein heiteres Grinsen auf den Lippen. „Das reicht mir schon.“ Nun, vielleicht hatte er sich bezüglich Kisame ja doch geirrt. Anko konnte einiges verkraften; als ihre Eltern sie wegen ihrer Sexualität aus dem Haus geworfen hatten, hatte sie sich vorgenommen, keine Tränen mehr zu vergießen. Wenn sie traurig war, wandelte sie diesen Zustand gewöhnlich in blanke Wut um und reagierte sich ab. Immerhin wollte sie eine starke und unabhängige Frau sein. Als sie jedoch nach Hause kam und Konan weinend auf dem Bett sitzend vorfand, da wurde ihr ganz seltsam zumute. Nicht nur weil sie andere Frauen nicht weinen sehen konnte, sondern auch, weil sie ein ungutes Gefühl hierbei hatte. Es gab nur einen Menschen, wegen dem Konan so durcheinander sein konnte und sie wollte Pain am liebsten strangulieren. Stattdessen atmete sie einmal tief durch und setzte sich neben ihre Zimmergenossin, die nun erschrocken zu ihr aufsah und sich übers Gesicht wischte. Anko hielt sanft ihre Hand fest, strich ihr mit der anderen die Tränenspuren von den Wangen. Selbst verheult und mit zausem Haar sah Konan noch über alle Maßen schön aus. „Was ist passiert?“, fragte sie ruhig nach. Sie sah in Konans bernsteinfarbenen Augen, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde, doch sie nahm sich vor, nicht auszurasten. Dass der Kampf um ihre Beziehung noch lange nicht vorbei war, das war ihr klar gewesen und ebenso, dass es immer wieder neue Hürden geben würde. „Nagato…er hat…er hat mich geküsst.“ Es versetzte ihr einen schmerzhaften Stich, diese Worte zu hören. Was sollte das bedeuten? Warum hatte er sie geküsst? Konnte er es nicht ertragen, dass jemand anderes mit dieser Frau zusammen war? Wollte Pain sie von ihr losbekommen? Oh, sie würde ihn umbringen! „Es tut mir so leid, Anko“, wisperte Konan und Anko sah sie verwirrt an. „Wieso?“, entkam es ihr perplex, doch dann wurde ihr bewusst, was ihre Freundin meinte. Sicher hatte sie Pain nicht von sich gestoßen, weil er ihr zu nahe getreten war. Bestimmt hatte sich etwas in Konan nach so einer Berührung gesehnt und ja, das war Grund genug, um auch auf sie wütend zu sein. Anko konnte sie trotzdem nicht dafür verantwortlich machen. „Wegen wem weinst du eigentlich, Konan?“, fragte sie leise und nahm ihre Hand zur Seite. Die Blauhaarige sah sie irritiert an, schien ihr nicht sofort eine Antwort geben zu können, doch dann senkte sie den Blick. „Ich wollte mit ihm reden. Ich wollte nur…den Grund wissen. Aber es gibt gar keinen Grund…ich bedeute ihm nichts.“ Es war bitter für Anko, Konan in diesem verzweifelten Zustand zu sehen, weil es bewies, was sie die ganze Zeit geahnt hatte. Dennoch legte sie die Arme um ihre Freundin und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Sie fragte nicht nach, was gewesen wäre, wenn es Pain ernst gemeint hätte. Sie wollte es nicht auch noch ins Gesicht gesagt haben, das würde ihr den Rest geben. „Ist okay“, wisperte sie stattdessen und schob ihre eigene Trauer und Eifersucht beiseite. Sie musste es tun, wenn sie Konan nicht verlieren wollte, denn die Hoffnung konnte sie einfach nicht aufgeben. Irgendwann würde Konan diesen Bastard vergessen. Anko würde höchstpersönlich dafür sorgen, dass er aus ihrem Leben gestrichen wurde. „Ich verzeihe dir“, sagte sie leise und hörte Konan aufschluchzen. Es war ihr Ernst, sie vergab ihr diesen Kuss…aber sie wusste, wem sie nicht vergeben würde. „Hey Nutte.“ Sabaku no Temari wurde nicht selten in ihrem Leben so genannt, aber es gab nur einen Menschen auf der Welt, dem sie diese Bezeichnung nicht übelnahm. Entnervt drehte sie sich um, schaute geradewegs in Hidans violette Iriden, die sie fixierten. Sein Grinsen war anders als sonst, das fiel ihr sofort auf und sie wusste, was das bedeutete. „Du kannst mit zu mir. Der Zuhälter ist ausgeflogen.“ Sie fischte sich eine Zigarette aus der Jackentasche und klemmte sich diese zwischen die Lippen, während sie nach Feuer suchte. Lange musste sie das nicht tun, sah wieder zu ihm auf, als ihr die Flamme vors Gesicht gehalten wurde. Temaris Mundwinkel zuckten; es war wirklich schön, wenn man sich ohne Worte verstand. „Dann erzähl mal.“ Hidan beobachtete, wie sie etwas Öl in die Pfanne gab und den Herd auf die höchste Stufe stellte. Die Wohnung war wie immer unaufgeräumt und überall standen Bierflaschen herum, die bis heute Abend verschwunden sein mussten. Wäre Temaris Erzeuger zuhause gewesen, so hätte er nicht mal hier sein dürfen. „Kakuzu ist wieder da.“ Temari stieß einen Pfiff aus, während sie sich ein Messer dazu holte, um das Gemüse zu schneiden. Es war seltsam, sie in dieser Mutterrolle zu sehen, aber er kam nicht umhin zuzugeben, dass sie es ziemlich gut machte. Überhaupt war sie die einzige Frau, die Hidan respektierte. „Was machst du jetzt mit deiner blonden Affäre?“ „Ich hab nicht ihr den Laufpass gegeben.“ Temari drehte sich abrupt zu ihm um, schaute ihn perplex an, weil sie damit nicht gerechnet hatte. Tja, anscheinend war er doch noch für Überraschungen gut. „Hidan…sag, dass das nicht wahr ist.“ „Ich hab gekündigt.“ „Verdammt noch mal!“ Temari keifte oft herum, wenn ihr etwas nicht passte, aber dieses Mal erschien sie ihm geradezu zornig. Tat schon gut, wenn man erkannte, dass man ein paar Menschen doch nicht egal war. „Was hast du dir dabei gedacht?“ Da war sie wieder, die besorgte Mutter. Ob das der Grund war, weshalb er so an dieser Frau hang? Na hoffentlich nicht, denn ein Komplex reichte ihm völlig. „Er wollte mich loswerden! Und bevor ich mich abschieben lasse, geh ich lieber von allein!“, brummte er zu seiner Verteidigung. Temari stöhnte nur leise, schüttelte den Kopf über ihn. „Und was willst du jetzt machen? Du bist arbeitslos, hast nichts Vernünftiges gelernt…und anschaffen gehen kannst du auch nicht wieder.“ Tatsache, denn wer einmal da weg war, der sollte auch weg bleiben. Die Zuhälter nahmen das sehr persönlich, wenn man sich einfach vom Acker machte und das machte eine Rückkehr zum absoluten Horror. „Hab ich mir noch nicht überlegt.“ „Klasse.“ Er sah zu, wie sie das Gemüse in die Pfanne warf und wütend darin herumrührte. Dann jedoch legte sie den Löffel zur Seite und wandte sich wieder ihm zu, verschränkte die Arme. „Das ist wirklich allergrößte Scheiße. Ist dir klar oder?“ „Ist es.“ „Weiß Blondie schon davon?“ „Nein.“ „Und du kannst Kakuzu nicht noch mal fragen, ob er-“ „Nein, verdammt!“ Die Sache war damit abgeschlossen und er würde ganz sicher nicht wie ein Hund angekrochen kommen. Kakuzu würde schon merken, was er an ihm verloren hatte, darauf versteifte er sich. Und wenn er es nicht merkte, war es auch scheißegal. Er brauchte diesen Typen nicht, er würde sein Leben schon irgendwie auf die Reihe bekommen. „Ich bin immer allein zurechtgekommen“, murmelte er trotzig. „Verarsch dich doch nicht selbst, Hidan. Vielleicht bist du vor Kakuzu allein zurechtgekommen…“ Temari unterbrach sich kurz selbst, um den Herd niedriger zu stellen und den Reis aus einem anderen Topf zu nehmen. „…aber willst du das wirklich? Woanders arbeiten? Weg von ihm? Ich glaube, wir wissen beide, dass er mehr als nur dein Boss ist.“ Hidan machte schon den Mund auf, um ihr zu widersprechen – er war nicht abhängig von diesem geizigen Mistkerl! Vielleicht hatte Kakuzu ihm etwas bedeutet, aber er ließ sich deshalb trotzdem nicht rumschubsen. Er wollte Temari sagen, dass er ihn nicht brauchte, doch die Tür, die in diesem Moment aufflog, ließ ihn innehalten. Er bemerkte, wie seine Freundin sich automatisch anspannte, die Lippen fest aufeinander presste. Glücklicherweise war es nur ihr jüngerer Bruder, Gaara, der sie beide mit einem finsteren Blick aus seinen schwarz umrandeten Augen maß, ehe er stumm an ihnen vorbei ging. „Es gibt bald Essen!“, rief Temari ihm hinterher und auch wenn die Anspannung aus ihr gewichen war, wirkte sie mitgenommen. Zur Antwort wurde die Tür geräuschvoll zugeschlagen und sie ließ die Schultern sinken, fuhr sich durch die Haare. Er war wirklich nicht der Einzige mit Problemen und weil ihm das gerade bewusst wurde, redete er nicht weiter gegen Temari an. So beschissen es ihm auch gerade ging, vielleicht war es jetzt an der Zeit, auch mal ihr zuzuhören. So ein bescheuerter Spruch hieß doch Geben und Nehmen. Pain hatte damit gerechnet, dass ein Gespräch mit Anko irgendwann unvermeidlich sein würde. Er hatte aber eher gedacht, dass sie ihn in seinem Zimmer aufsuchen würde, anstatt ihm draußen aufzulauern. Obwohl er sich ihrer Anwesenheit bewusst war, würdigte er sie keines Blickes, schaute hinab in das Wasser, während seine Finger locker um das Geländer der Brücke lagen. Es war kühl, trotzdem trug er ein T-Shirt und der raue Wind riss an dem schwarzen Stoff. Der Qualm der Zigarette, welche in seinem Mundwinkel hing, stieg empor und nahm noch einen tiefen Zug von ihr. „Du bist so ein verdammter Bastard!“ Ihre Stimme war aggressiv und ihre Haltung war es ebenso, als sie mit schnellen Schritten auf ihn zukam. Er schaute immer noch nicht auf, ließ den Blick stattdessen in die Ferne schweifen, wo allmählich die Sonne unterging und den Himmel in blutiges Rot tauchte. Die Selbstbeherrschung dieser Frau hielt sich arg in Grenzen und er zählte die Sekunden runter, bis ihr der Geduldsfaden mit ihm riss. „Was hast du eigentlich für ein Problem, du kranker Freak?!“, zischte sie in wie eine Giftschlange an. „Konan war schon so weit, dass sie dich aufgegeben wollte, aber das konntest du nicht ertragen oder? Was für ein scheiß Spielchen treibst du da eigentlich mit ihr?!“ Pain hätte am liebsten aufgelacht; Konan wollte ihn aufgeben? Das war ihm aber ganz anders erschienen, als sie ein Gespräch mit ihm gesucht hatte. Eifersucht brachte wirklich das hässlichste Gesicht der Menschheit hervor. „Es ist absolut widerlich von dir, ihr mit diesem scheiß Kuss Hoffnungen zu machen, nur um sie danach wieder zu verletzen! Deinetwegen hat sie schon wieder geweint!“ Dieses Mal hatte er sie wirklich zerschmettert, aber vielleicht würde sie sich somit in Zukunft von ihm fernhalten. Der Nagato, dem sie so lange nachgerannt war, hätte so etwas Abscheuliches niemals von sich gegeben. „Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir spreche!“, fauchte Anko und riss ihn an seinem Kragen zu ihr rum. In den braunen Augen tobte ein Orkan und die ganze Spannung schien sich nun zu entladen. Sein Kopf flog zur Seite, als sie ihm die Faust ins Gesicht rammte und er schmeckte Blut in seinem Mund. Die meisten Frauen ohrfeigten mit der flachen Hand, aber Anko hatte ihm die Knöchel mit voller Wucht reingehauen. Die Zigarette verlor ihren Halt und landete lautlos auf dem Asphalt. Ein kurzzeitiges Gefühl von Schwindel erfasste ihn, doch er bekam sich schnell wieder in den Griff. „Gibt dir das den Kick oder was?! Ich warne dich, wenn du ihr noch einmal zu nahe kommst, prügele ich dich ins Krankenhaus!“ Pain sah die Faust abermals auf sich zurasen, doch dieses Mal fing er ihre Hand ab und er quetschte sie so stark zusammen, dass Anko schmerzgepeinigt keuchte. Mitleidslos riss er ihren Arm hoch und drehte ihn ihr auf den Rücken, drückte sie dabei im Nacken runter, so dass sie sich nicht bewegen konnte. Das Treten und Zappeln brachte nicht das Geringste, denn auch wenn sie einiges drauf hatte, so war er doch kräftiger. Er ignorierte den schockierten Blick einiger Passanten, als er sich zu ihr runterbeugte. „Pass auf, mit wem du dich anlegst“, sagte er bedächtig ruhig. „Sonst kannst du dir bald Gedanken um deine Bestattung machen.“ „Du…“, knirschte Anko, doch ein Ruck an ihrem Arm ließ sie nach Luft ringen. „Kümmere dich gut um Konan.“ Es war das Letzte, das er zu ihr sagte, ehe er sie ruppig von sich stieß und sie einfach stehen ließ. Er wusste, dass sie ihm nicht folgen würde, aber er hätte ihr geraten, seine Anweisung zu befolgen. Andererseits würde es schlecht für sie ausgehen. Senju Hashirama hatte einen anstrengenden Tag gehabt, was vor allem daran lag, dass seine Firma zurzeit wie am Schnürchen lief. Natürlich war das nur wünschenswert, aber es sorgte auch dafür, dass er mehr Arbeit auf dem Tisch liegen hatte. Zudem lag ihm auch noch der Streit mit Madara schwer im Magen und er wusste nicht, was er noch sagen oder tun konnte, damit der andere ihm zuhörte. Seufzend fuhr Hashirama seinen weißen Audi in die Garage, welche sich direkt neben seinem Haus befand. Ihm kam wieder in den Sinn, dass Madara weiße Autos nicht abkonnte und wie er einmal vorgeschlagen hatte, das Ding rot lackieren zu lassen. Ein feines Schmunzeln umspielte seine Lippen bei diesem Gedanken, doch es verschwand recht schnell wieder. Er drückte den Knopf der Fernbedienung und das Garagentor schloss sich langsam. Eigentlich war es doch ziemlich ironisch, dass er alles besaß, was er sich wünschte mit Ausnahme dieses Menschen. Kaum ein Mann oder eine Frau würde ihn abblitzen lassen, schon gar nicht, wenn die Person einen Blick in sein Portemonnaie warf. Warum hatte er sich auch ausgerechnet in Madara verlieben müssen? Oder besser gesagt, warum hatte ihm ausgerechnet bei Madara dieser Fehler unterlaufen müssen? Es war zum Verzweifeln. Er griff mit der freien Hand in seine Jackentasche, um den Schlüssel wieder hervorzuholen und die Tür aufzuschließen. „Hast dir ja Zeit gelassen.“ Ruckartig hob er den Kopf, konnte nicht fassen, wer da tatsächlich vor seiner Haustür saß und ihn abschätzend musterte. Einen Moment lang starrte er ihn nur an, wusste nicht, was er sagen sollte. „Was tust du hier?“, entkam es ihm, ehe ihm bewusst wurde, wie dumm das klang. Madara schien es ihm nicht übel zu nehmen, denn er zuckte nur mit den Schultern, erhob sich dann von der Treppenstufe. Hashirama fiel auf, dass er die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte, etwas, das er nur tat, wenn er nervös war und sich lässig geben wollte. „Wenn du mich noch länger hier rumstehen lässt, gehe ich wieder“, murrte er und Hashirama hob eine Braue. Allerdings sparte er sich eine entsprechende Bemerkung; nicht dass Madara sofort wieder verschwand, weil er ihn auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Ohne noch etwas dazu zu sagen, öffnete er die Tür und trat mit ihm ein. „Möchtest du etwas trinken?“, erkundigte er sich höflich, nachdem er ihn ins Wohnzimmer gebracht hatte. Madara ließ sich auf die Couch fallen, maß ihn mit einem missbilligenden Blick. „Lass die Floskeln, ich bin kein Fremder. Wenn ich was will, melde ich mich.“ So viel dazu. Hashirama legte seinen Aktenkoffer auf dem Tisch ab und setzte sich dann neben den Uchiha auf die Couch. Nachdem dieser nichts weiter sagte, entschied Hashirama den Anfang zu machen. „Du überraschst mich, Madara. Nach deinem imposanten Abgang habe ich nicht damit gerechnet, dich gleich einen Tag später wieder bei mir sitzen zu haben.“ „War auch nicht geplant.“ „Trotzdem bist du hier. Weshalb?“ Dieses Mal antwortete Madara nicht so forsch und das gab Hashirama ebenso zu denken, wie das lange Zögern. „Ich möchte jetzt alles wissen, was damals zwischen dir und dieser Schlampe vorgefallen ist.“ Es war nicht schwer zu erraten, wer die Schlampe war, doch der Ältere war nicht der Ausdrucksweise wegen überrascht. „Du hast mir seit dem Vorfall keine Chance gegeben, mich zu erklären. Warum jetzt?“, wollte er mit ernstem Tonfall wissen. „Jemand meinte, dass ich erst selbst vergeben muss, ehe ich das von anderen verlangen kann. Und jetzt hör auf, mich Unsinn zu fragen und rede – deine Zeit läuft.“ Er war so ruppig wie eh und je, aber Hashirama konnte nicht leugnen, dass er alles Recht dazu hatte. Innerlich seufzte er, doch äußerlich versuchte er nichts von seiner Anspannung durchdringen zu lassen. „Wenn du fertig bist, entscheide ich, ob du überhaupt Vergebung wert bist.“ Nun, mehr konnte er wohl auch nicht erwarten. Da keine weiteren Worte folgten, war es nun an ihm, den Mund aufzumachen und sich nach über einem Jahr endlich zu seiner Schuld aussprechen zu können...ob sich dadurch nun etwas ändern würde oder nicht. __________________________________________________________ Huhu, da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel. =) Nun, Anko hat ihren Frust zumindest ein bisschen abbauen können, Hidan verdrängt, Itachi dagegen beginnt zu vertrauen und Hashirama bekommt endlich seine Chance. Bleibt abzuwarten, ob er die nicht versaut...Madara vergibt nicht leicht. Noch einmal vielen Dank für die lieben Kommentare! Es ist wirklich sehr aufbauend, Unterstützung zu bekommen. ^^ lg Pia Kapitel 19: And make me real ---------------------------- Es war nicht einfach, wenn man vorgeben musste, etwas zu sein, das man letztendlich doch nicht war. Senju Hashirama war mit seinen beinahe neunundzwanzig Jahren schon sehr weit in seinem Leben gekommen. Schließlich gehörte er nicht nur zu einer angesehenen Familie, sondern leitete auch bereits seine eigene Firma. Die Medien berichteten über seine Erfolge, die Frauen warfen sich ihm an den Hals und es gab kaum einen seiner Freunde, der ihm sein Geld nicht neidete. Das alles machte es unheimlich schwer, seine Fehler zu verbergen und er hatte viele. Sein Blick glitt nachdenklich zur Uhr, während er in seinem Arbeitszimmer saß und die Finger, welche soeben noch die Tasten seines Laptops bearbeitet hatten, ruhig hielt. Madara würde vermutlich erst gegen Abend bei ihm auftauchen, wenn nicht mehr so viele Menschen auf den Straßen waren. Ihre Beziehung war riskant für ihn, das wussten sie beide und obwohl sein Freund ein außerordentliches Miststück sein konnte, war er ihm in dieser Hinsicht nie in den Rücken gefallen. Hashirama hatte damit gerechnet, dass Madara fordern würde, dass er auch in der Öffentlichkeit zu ihm stehen würde, doch das tat er nicht. Es schien ihm regelrecht egal zu sein, dass sie sich ausschließlich bei ihm zuhause trafen und wenn sie doch einmal etwas zusammen unternahmen, hielten sie stets höflichen Abstand. Einerseits war das eine große Erleichterung, doch andererseits fragte sich Hashirama manchmal, warum es seinem Freund nichts ausmachte. In diesem zu lesen war wirklich schwierig, auch wenn er so langsam den Dreh raus hatte. Hashirama warf einen Blick nach draußen, wo die Sonne schien und ihm deutlich machte, dass er schon wieder den Tag mit der Arbeit verbrachte, anstatt sich mal eine Auszeit zu gönnen. Ein Gähnen unterdrückend streckte er sich, ließ den Nacken einmal knacken und fragte sich, ob er Madara wohl überreden konnte, ihn nachher zu massieren. Vielleicht wenn er bei guter Laune war… Er sah irritiert auf, als ihn das Geräusch der Türklingel aus den Gedanken riss – war Madara ausnahmsweise doch früher als sonst da? Nun, übel nehmen konnte er ihm das kaum, dafür fand er zu viel Gefallen an ihrer gemeinsamen Zeit. Vielleicht hatte er ja seinen Schlüssel vergessen und klingelte deshalb bei ihm an. Er erhob sich daher, um seinem unangemeldeten Besucher die Tür zu öffnen. Wider Erwarten handelte es sich dabei nicht um Madara, sondern um eine Person, die er seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatte. „Mito?“ Ein sanftes Lächeln legte sich auf die roten Lippen der jungen Frau und Hashirama stellte fest, dass sie noch viel hübscher geworden war. Ihr langes rotes Haar trug sie zu zwei Dutten hochgesteckt, was bei jeder anderen vermutlich kindisch gewirkt hätte, bei ihr aber elegant aussah. Das weiße Sommerkleid betonte ihre schlanke Figur und er ertappte sich dabei, wie er sie einen Moment zu lange anschaute. Um seine Verlegung zu überspielen, räusperte er sich vernehmlich. „Komm doch rein.“ Mitos anthrazitfarbene Iriden strahlten ihn regelrecht an und er hoffte, dass sie nicht aus dem Grund da war, den er vermutete. „Du hast ein sehr schönes Haus…wohnst du allein hier?“, hörte er sie fragen, während er sie ins Wohnzimmer führte. Er nickte knapp, immerhin stimmte das ja auch, denn wohnen tat Madara nicht bei ihm. Dennoch sollte er ihr von seinem Freund erzählen, ehe sie sich falsche Tatsachen ausmalte. „Möchtest du etwas trinken?“, erkundigte er sich zuerst. „Nur Wasser, danke.“ Während er ihrem Wunsch nachkam, bemerkte er, dass sich eine gewisse Nervosität in ihm breit machte. Mito und er hatten sich so lange nicht mehr gesehen, warum also kam sie ausgerechnet jetzt? „Was kann ich für dich tun?“, fragte er daher nach und setzte sich in höflichem Abstand zu ihr. Mito antwortete nicht sofort, setzte stattdessen das Glas an ihre Lippen und nippte daran, ehe sie es wieder auf den Tisch stellte. Ein leichter Abdruck von Lippenstift zeichnete sich nun am Rand ab. „Ich habe nachgedacht, Hashirama.“ Ihr Blick wurde nun ernst, machte deutlich, dass sie nicht nur auf ein Treffen von alten Freunden aus war. „Wie du weißt, haben uns unsere Eltern schon als Kinder einander zugesprochen“, sprach sie weiter, doch er gab sofort seinen Einwand. „Wir sind damals übereingekommen, dass wir uns diesem Willen nicht beugen, Mito“, erinnerte er sie eine Spur kühler. „Da waren wir Kinder, Hashirama. Doch sieh uns jetzt einmal an! Du bist ein aufstrebender Firmenboss, der schon seit Jahren alleinstehend ist und ich bin die Tochter deiner ärgsten Konkurrenz. Wenn wir beide unsere Hochzeit bekannt geben würden, hätte das Vorteile für beide Seiten. Sag mir nicht, dass dir das nie in den Sinn gekommen sei.“ Die Argumentation war natürlich logisch, auch wenn das mit dem alleinstehend nicht der Wahrheit entsprach. Allerdings weigerte sich etwas in Hashirama immer noch, Madara zu erwähnen. Er hob eine Braue, als er ihre zarten Finger an seiner Wange spürte und plötzlich schien der höfliche Abstand bedeutend verringert. Mitos graue Augen strahlten ehrliche Zuneigung ihm gegenüber aus und auch er selbst merkte, dass er noch immer von ihr angetan war. Wenn sie nicht für diese drei Jahre ins Ausland gegangen wäre und er Madara nie kennengelernt hätte, vielleicht hätte dann wirklich mehr aus ihnen werden können. „Warum jetzt?“, zwang er sich zu fragen, schlug ihre Hand aber nicht weg. Er wusste, dass es fatal wäre, Gefühle für sie zu hegen, denn schließlich war er bereits mit einem Mann zusammen. Möglicherweise lag es nur daran, dass Mito so völlig anders als sein dickköpfiger Freund war. Sie war sanft und anmutig, wo Madara grob und rabiat erschien, zudem war sie eine Frau. Frauen waren immer anders als Männer. Er wusste auch, dass Mito eine gute Partie wäre, besaß sie doch einen guten Charakter, war klug und hübsch. „Ich sagte doch, dass ich nachgedacht habe…und ich habe dich vermisst. Warum sollte aus guten Freunden nicht mehr werden können?“, fragte sie immer noch mit diesem Lächeln, das sein Herz in Bewegung brachte. Er musste ihr unbedingt die Wahrheit sagen, bevor sie sich da rein steigerte und er letztendlich nicht mehr aus der Geschichte raus kam. Immerhin wollte er Madara…oder etwa nicht? Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als Mito beide Hände an seine Wangen legte und ihn zu sich runterzog. Der Geruch ihres nach Erdbeeren duftenden Parfüms schien auch an ihren weichen Lippen zu haften, sie auf die seinen trafen. Sie hatten sich nur einmal geküsst, das war am Flughafen gewesen, bevor sie weggegangen war. Er stellte fest, dass sie ihm gefehlt hatte und verlor sich in diesem einen Kuss. Ehe er wusste, wie ihm geschah, lag sie unter ihm auf der Couch, die Träger des Kleides verrutscht und er konnte die Spitze ihres gleichfarbigen BHs sehen. Ihre Finger machten sich unaufgefordert an seinem Hemd zu schaffen, wobei ihre Wangen in einem hellen Rot leuchteten. Hashiramas Atem ging keuchend und er ertappte sich dabei, das hier wirklich ausprobieren zu wollen. „Mito, warte!“ Sie war bereits beim letzten Knopf angelangt, sah ihn nun fragend an, weil sie nicht verstand, warum er seine Meinung gerade jetzt änderte. Hashirama kam der Grund einfach nicht über die Lippen und er sah die Ungeduld in ihren Augen. Mit einem Mal fühlte er sich schäbig und verlogen. Schließlich hatten Mito und er noch miteinander geschrieben, selten auch mal telefoniert und er hatte ihr nie etwas von Madara erzählt. „Ich bin…“, begann er, wurde jedoch schlagartig unterbrochen. „Ein verlogenes Arschloch.“ Es war nicht Mito, die ihm diese Worte entgegen geschleudert hatte, das hätte sie niemals getan, denn dazu war sie zu gut erzogen. Hashiramas Kopf ruckte herum, als er die Person, welche im Türrahmen des Wohnzimmers stand, erblickte und er richtete sich so schnell es ging auf, knöpfte sein Hemd hektisch wieder zu. Mito tat es ihm gleich, auch wenn offensichtlich nicht verstand, was hier gerade vor sich ging. Madaras dunkle Augen brannten vor Wut und seine gesamte Körperhaltung machte deutlich, dass er so aggressiv war, dass er sich am liebsten auf ihn gestürzt hätte. Wieso hatte er ihn nicht gehört, als er die Tür aufgeschlossen hatte? „Es ist nicht so, wie du denkst, Madara, ich-“, begann er ungewollt klischeehaft. „Noch ein Wort, Senju, und ich vergesse mein gutes Benehmen und reiß dir deinen dreckigen Arsch auf!“ „Beruhige dich doch!“ „Beruhigen?!“, schrie Madara ihn nun an und dann griff er nach einer der Vasen, welche in den Regalen standen, um sie mit einem lautem Knall an seinem Kopf vorbei an die Wand zu schleudern. Mito schrie auf, Hashirama starrte seinen Freund lediglich an. Aber was hatte er auch erwartet? Das hier war sein Fehler, den er nun ausbaden durfte. „Madara, lass mich dir doch erklären-“, versuchte er es erneut und machte einen Schritt auf den anderen zu. Dieser wich zurück und blickte ihn so hasserfüllt an, dass es den Senju schauderte. Verdammt, wieso hatte er das hier zugelassen? Er hoffte wirklich, dass Madara ihn anhören würde. „Ich hoffe, du wirst mit deinem scheiß Flittchen glücklich! Zwischen uns ist es jedenfalls aus! Nicht zu fassen, dass ich meine Zeit mit so einem Drecksack wie dir verschwendet habe! Fahr zur Hölle, Senju!“ „Madara!“ Doch der Gerufene reagierte nicht mehr, sondern warf ihm den Schlüssel vor die Füße und verließ dann, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, das Haus. Hashirama wusste, dass es nichts bringen würde, ihm jetzt zu folgen, auch wenn er nichts lieber getan hätte. Er spürte Mitos Blick in seinem Nacken und fühlte sich wie das Letzte. „So ist das also.“ Mehr als das musste sie nicht sagen, um ihm deutlich zu machen, wie dumm er gewesen war. ~+~ „Hast du noch Kontakt mit ihr?“ Hashirama hatte nicht erwartet, dass Madara so eine Frage stellen würde, doch er gab ihm eine ehrliche Antwort. „Sie ist wieder ins Ausland gegangen, aber wir telefonieren manchmal noch.“ Mito hatte es ihm lange Zeit übel genommen, dass er ihr nichts über Madara erzählt und sie so bloßgestellt hatte. Irgendwann hatten sie sich dann noch mal ausgesprochen und beschlossen, die Sache unter den Teppich zu kehren. Auch Mito war wohl der Meinung gewesen, dass er durch Madaras Reaktion auf die ganze Geschichte schon genug litt. Er hatte nichts ausgelassen und er hoffte, dass das etwas bringen würde. „Ihr hattet also keinen Sex?“ Madaras Miene blieb unbewegt, während er ihm diese Frage stellte. Überhaupt war er bemerkenswert ruhig geblieben, auch als Hashirama gestanden hatte, dass er Gefühle für Mito gehabt hatte. „Nein.“ „Und du hättest nicht mit ihr geschlafen?“ „Du bist reingekommen, als ich ihr von dir erzählen wollte.“ „Das klingt wie eine billige Ausrede, Senju.“ „Mag sein, aber es ist die Wahrheit.“ Daraufhin schwieg Madara erst einmal, musste das alles wohl ein wenig verdauen. Hashirama dagegen fühlte sich endlich erleichtert – auch wenn nicht sicher war, dass Madara ihn jetzt zum Teufel jagen würde. So unbewegt seine Miene auch war, seine Haltung verriet Anspannung, vielleicht war er sich selbst nicht im Klaren darüber, wie es nun weitergehen sollte. „Wieso hast du dich dafür entschieden, mir nachzurennen? Ich bin sicher, dass dir dein Flittchen eher verziehen hätte“, murrte der Jüngere schließlich und Verachtung lag in seiner Stimme. Hashirama ignorierte es, blickte seinem Ex-Freund stattdessen fest in die Augen. „Weil ich dich liebe.“ Madara schnaubte leise. „Du hättest ihr sofort von mir erzählen müssen.“ „Ich weiß.“ „Als sie dich geküsst hat, hättest du sie wegstoßen sollen.“ „Du hast Recht.“ „Tse…“ Hashirama rutschte etwas näher zu Madara heran, legte eine Hand auf seine verkrampften Finger. Ein misstrauischer Blick traf ihn, doch zurückziehen tat Madara seine Hand nicht. „Ich habe einen Fehler begangen und das tut mir leid. Aber ich schwöre dir, dass ich daraus gelernt habe. Die Zeit ohne dich war nicht dasselbe und ich vermisse dich. Ich weiß, dass ich kein Recht habe, dich um Verzeihung zu bitten, aber ich werde es trotzdem tun.“ Er sah das verräterische Flackern in Madaras Blick, ahnte, dass es ihm schwer fiel, so konsequent zu bleiben. „Madara, ich liebe dich wirklich…und ich schwöre dir, dass ich dich nie wieder so enttäuschen werde. Bitte glaub mir das.“ Es war sein Ernst und zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass Madara ihm richtig zuhörte. Letzterer schloss für einen Moment die Augen, ehe er sie wieder aufschlug und ihn fest fixierte. „Folgendes“, meinte er kühl und verpasste ihm einen groben Stoß gegen die Brust. Verdutzt schaute Hashirama zu ihm hoch, als er sich unter Madara auf der Couch wiederfand und dieser sich auf sein Becken setzte. Er konnte seinen Atem spüren, als er sich runter beugte, kurz vor seinen Lippen verharrte. „Ich werde dir keineswegs so schnell verzeihen, verstanden?“ Hashirama schluckte, nickte dann aber, was Madara zu besänftigen schien. „Ich gebe dir noch eine Chance, was du daraus machst, ist deine Sache. Aber ich rate dir, Senju, dass du mich nicht noch einmal verarschen solltest.“ Eine Chance also? Das war alles, was sich Hashirama erhofft hatte und das beklommene Gefühl in seiner Magengegend schwächte langsam ab. Er blinzelte, als Madara ihn am Kragen packte und ruppig zu sich ran zog. „Und jetzt küss mich schon, du Idiot!“ Nun, zumindest das musste man ihm kein zweites Mal sagen und er leistete dem Befehl folge. Ihm war klar, dass die Geschichte noch nicht vorbei war und dass da noch einiges auf sie beide zukommen würde, aber er war gewillt, seine Chance sinnvoll zu nutzen. Er schlang seine Arme um Madaras Körper, vernahm seinen Geruch, schmeckte ihn…und er wusste, dass es sich gelohnt hatte, diesem Mann so lange nachzulaufen. Kalte Nachtluft blies ihr ins Gesicht, als sie das Café verließ, dabei ihre Finger um ihre Handtasche verkrampfte. Sie hatte niemandem gesagt, dass sie ausgehen würde, noch dazu allein um diese Uhrzeit. Konan schnaubte leise, ignorierte das Vibrieren ihres Handys, welches sich in ihrer Tasche befand. Sie hatte absichtlich auf lautlos gestellt, wollte selbst mit Anko momentan nicht reden. Die Sache mit Pain gab ihr immer noch zu denken und sie musste einfach allein sein, um das irgendwie zu verarbeiten. Anko wollte ihr helfen, das wusste sie ja, aber sie schimpfte die meiste Zeit nur über ihren ehemaligen besten Freund und das konnte Konan selbst jetzt nicht ertragen. Ja, er war ein Mistkerl, der sie verletzt hatte, aber das musste nicht dauernd auch noch ausgesprochen werden. Während sie die Straße in Richtung der U-Bahn-Station ging, fragte sie sich immer wieder, warum er sie so behandelt hatte. War ihr Nagato, den sie so gern gehabt hatte, tatsächlich verschwunden? Sie atmete tief durch, fuhr sich über die Augen, die schon wieder feucht wurden. Dabei war sie doch kein kleines Mädchen mehr, das sich vor der Realität verschließen wollte. Konan bog um die nächste Ecke, entschied im gleichen Moment, dass sie wohl doch einmal zurückrufen oder eine SMS schicken sollte, bevor Anko die ganze Stadt nach ihr absuchte. Mit einem Seufzen auf den Lippen blieb sie stehen und zog den Reißverschluss auf, kramte nach ihrem Handy. Bevor sie dieses jedoch in die Finger bekam, presste ihr jemand von hinten ein Tuch auf den Mund und riss sie in die Seitengasse. Konan versuchte zu schreien, wand sich nach Leibeskräften, um sich zu befreien, doch ihre Gegenwehr verebbte schneller, als sie es kontrollieren konnte. Ihr Bewusstsein schwand allmählich und die Tasche glitt ihr aus den Händen, kam mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf. Ihr letzter Gedanke, bevor sie das Bewusstsein verlor, war der, dass das ganz bestimmt nicht Nagato war…und dann wurde alles schwarz. _________________________________________________________________ Bei Hashirama und Madara beginnt es wieder zu laufen...und Konan wird von einem mysteriösen Unbekannten entführt. Sonnenschein kann es halt nicht bei jedem geben. Im nächsten Kapitel werfen wir wieder einen Blick auf Kisame und Itachi, so wie auf unseren Künstler Deidara. Über Kommentare freue ich mich wie immer...und ich wette, es kommt niemand darauf, wer der böse Kerl ist, der Konan überfallen hat. >:D lg Pia Kapitel 20: Without a thought ----------------------------- Das warme Wasser fühlte sich gut auf seiner Haut an, wusch den imaginären Dreck ab und ließ ihn für kurze Zeit vergessen. Er genoss das Alleinsein, die ruhige Atmosphäre im Bad und den Geruch des Shampoos nach Mandeln und Honig. Ein süßer Geruch, so wie er es mochte, und fast fühlte er sich ein bisschen wohl in seinem Körper, etwas, das nicht oft vorkam. Jedoch währte die Illusion nicht lange, war es ihm doch unmöglich einen Faktor auszublenden, der ihn schlichtweg störte. „Was verstehst du unter Privatsphäre, Kisame?“, murmelte er und lehnte sich gegen die hellblau gekachelte Wand in seinem Rücken. Die dunkle Silhouette hinter dem Duschvorhang entfernte sich ein wenig, verschwand aber nicht gänzlich. „Muss ich mich wiederholen? Sei lieber froh, dass ich nicht zu dir unter die Dusche steige.“ Itachi schloss die Augen, rutschte dann langsam an der Wand hinab und blieb dort sitzen, den Kopf auf die Knie gestützt. So viel dazu, er hätte sich in Kisame geirrt. Vielleicht war er bei ihm geblieben und ja, er hatte ihn nicht weiter angefasst, als sie zusammen auf der Couch gesessen haben, doch was hieß das schon? Bei Madara war das oft genauso gewesen und am nächsten Tag hatte er einen plötzlichen Sinneswandel durchgemacht. Wahrscheinlich lag es nicht mal an Madara, auch nicht an Shisui und erst recht nicht an Kisame, dass ihm all das widerfahren war, sondern an ihm. Oder besser gesagt an seinem vermaledeiten Körper. Itachi wusste, dass er so nicht denken sollte, aber die Frage, was passiert wäre, wenn er sich anstatt den Armen das Gesicht zerschnitten hätte, blieb präsent. Wie in Trance wandte er den Blick zur Seite, erfasste die Rasierklingen, die neben den Duschgels standen. Ohne es richtig zu realisieren, hatte er bereits die Hand ausgestreckt, berührte das glatte Metall der Klingen und… „Lebst du noch?“ …zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. Erschrocken über sich selbst starrte er vor sich hin, begann trotz des warmen Wassers zu zittern. Was tat er hier eigentlich? „Itachi?“ „Ja…alles in Ordnung“, gab er mit belegter Stimme zurück und fuhr sich übers Gesicht. Er hatte doch versprochen, dass so was nicht noch einmal passieren würde. Was war also in ihn gefahren, dass er schon wieder dabei war, eine Dummheit zu begehen? Itachi atmete durch, versuchte sich selbst klar zu machen, dass das soeben nur ein Ausrutscher gewesen war. Es würde nicht wieder vorkommen, immerhin war er bei klarem Verstand. Er durfte sich einfach nicht mehr gehen lassen, musste sich zusammenreißen. „Klingt aber nicht so. Komm raus da, bevor ich dich hole!“, hörte er Kisame knurren, reagierte aber nicht sofort. Zuerst mal musste er sein rasendes Herz unter Kontrolle bekommen und den Kloß in seinem Hals runterschlucken. Kisame sollte nicht merken, dass es ihm nicht so gut ging, wie er vorgab. Er würde sich keine Blöße geben. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch, als der Vorhang mit einem hässlichen Ratschen zur Seite gerissen wurde. „Heulst du?“ Wie mechanisch schüttelte er den Kopf, wich dem bohrenden Blick aus. Schließlich saß er unter der Dusche, das auf seinen Wangen war nur Wasser. Kisame schnaubte, drehte dann den Hahn zu und zog ihn mit einem groben Ruck vom Boden. Der Griff um seinen Oberarm war fest und Itachi verkrampfte sich reflexartig, fühlte sich bereits bedroht. „Hier!“, brummte der Ältere nur und drückte ihm ein größeres Handtuch in die Arme. „Und beeil dich! Ich hab kein Bock, dass du krank wirst.“ Flüchtig nickte er, presste das Handtuch gegen seine Brust, während er Kisames Blick immer noch auf sich spürte. Warum ging er nicht einfach und ließ ihn allein? Stattdessen bedrängte er ihn, obwohl sie ausgemacht hatten, dass es nicht dazu kommen würde. Itachi wandte sich um, stand nun mit dem Rücken zu dem Älteren, welcher sich immer noch nicht zum Gehen hatte zwingen können. Der Uchiha versuchte das auszublenden, wickelte das Handtuch um seinen Körper. Die Situation hatte etwas Groteskes an sich und er wünschte sich wirklich, Kisame würde endlich den Raum verlassen. Vergeblich. „Worauf wartest du?“, hörte er sich selbst fragen und seine Stimme klang eigenartig fremd. Es war zutiefst beunruhigend, dass keine Antwort kam und Itachi schloss für einen kurzen Moment die Augen, atmete durch. Nur einen Wimpernschlag später schlangen sich muskulöse Arme um seine Brust, drückte ihn an einen breiten Torso. Er versteifte sich unwillkürlich, krallte die Nägel in den weichen Stoff des Handtuchs. Er spürte Kisames Lippen an seinem Hals, die ungewöhnlich spitzen Zähne, wie sie seine Haut streiften. Es war abzusehen, was folgen würde und er hoffte, dass es schnell gehen würde. „Du wehrst dich nicht mal.“ Itachi hielt inne, starrte ungläubig an die gegenüberliegende Wand. „Ich hab dich damals nur geküsst und du hast mir dein Knie in die Eier gerammt.“ Die Szene hatte er nicht vergessen und er ahnte, warum Kisame gerade jetzt darauf anspielte. Wenigstens hatte er aufgehört, seinen Hals zu küssen. „Was hält dich davon ab, mir jetzt eine zu verpassen?“ Vermutlich die nackte Angst, dass etwas Ähnliches passieren könnte wie bei dem Zwischenfall mit Shisui. Die Umarmung festigte sich und Itachi bekam eine Gänsehaut, die er nicht einordnen konnte. Wasser perlte aus seinen nassen Haaren, rann ihm über das rechte Schlüsselbein. „Du weißt doch, was ich für dich…empfinde. Ich hab in den drei Jahren nicht aufgegeben, ich werde es auch jetzt nicht tun. Wenn du mir also nicht zeigst, wo die Grenzen sind, werde ich dir irgendwann wehtun.“ Itachi senkte den Kopf und ein Vorhang feuchter Haare verschleierte seine Sicht. Er wusste, dass das eben keine Drohung gewesen war, aber es fühlte sich trotzdem wie eine an. Dennoch verstand er, was Kisame ihm damit sagen wollte und er würde wenigstens versuchen, es zu beherzigen…um seiner selbst willen. „Soll ich dich loslassen?“ Bevor er den Gedanken verarbeiten konnte, griff seine Hand auch schon nach Kisames Arm, vergrub sich in dessen Haut. Das war definitiv keine logische Reaktion, immerhin hatte er die ganze Zeit gewollt, dass Kisame ihn in Ruhe ließ. Warum jagte ihm der Gedanke daran, allein zu sein, plötzlich ebenso viel Angst ein? Er wusste es nicht. Zu seiner Erleichterung gab Kisame keinen unangebrachten Kommentar von sich, er blieb einfach so mit ihm stehen und hielt ihn fest. Das Einzige, das er im Moment für ihn tun konnte. Die Straßenbahn war mal wieder über alle Maßen überfüllt, so dass man sich kaum bewegen konnte, ohne jemandem den Ellenbogen in die Rippen zu hauen. Die Luft in dem Abteil, in dem er stand, war stickig und das aufdringliche Parfüm einer älteren Dame verursachte ihm Übelkeit. Deidara verdrehte entnervt die Augen, als in seiner unmittelbaren Nähe ein Baby zu schreien begann und er überlegte schon, ob er an der nächsten Haltestelle aussteigen und laufen sollte. Schlechte Idee, denn Hidan hatte es ihm am Vorabend ganz schön besorgt, so dass er heute kaum gerade stehen konnte. Gut, dass sie heute kein Sport gehabt hatten, das wäre wirklich ein Problem geworden. Der Sex mit Hidan mochte ja niemals besonders sanft sein und eigentlich war es ihm so auch ganz Recht, doch gestern hatte er eindeutig übertrieben. Als hätte er sich an ihm abreagieren müssen…Deidara wusste nicht, ob er wissen wollte, was mit dem Russen los war, dass der sich so eigenartig verhielt. Er hatte ihn nach dem Akt auch nicht von sich gestoßen, stattdessen das Gesicht in seinen Haaren vergraben und ihn regelrecht an sich gepresst. Das war untypisch für Hidan und Deidara hatte nicht gewusst, wie er sich hätte verhalten sollen. Als Resultat hatte er ihn einfach gelassen und irgendwann waren sie beide eingeschlafen. Vermutlich mussten sie miteinander reden, aber keiner von ihnen beiden war besonders gut darin. Deidara murrte leise, als ihm die Frau mit dem penetranten Geruch auf den Fuß tat, und sich noch nicht einmal entschuldigte. Manche alten Schabracken waren dreister als er selbst und da hieß es immer, die Jugend sei unmöglich. Deidara lehnte sich an die Scheibe, schaute zu, wie noch mehr Leute ausstiegen und damit endlich wieder Platz schafften. Zu seinem Glück war darunter auch die Frau mit dem schreienden Balg, so dass die Weiterfahrt eventuell angenehmer werden würde. Fehlte eigentlich nur noch ein Sitzplatz und… Deidara hielt schlagartig inne, hielt den Blick starr auf die Menschenmenge, welche sich soeben von der Bahn entfernte, gerichtet. Ungläubig erfasste er ein bekanntes Gesicht, drückte die Handflächen gegen die Scheiben. Feuerrotes Haar hob sich von der Masse ab, die braunen Augen wirkten abwesend, wie in Trance und Deidara konnte sich nicht mehr abwenden. Sein Verstand setzte aus, ließ ihn herumfahren und die Leute aus dem Weg schubsen. Er musste sofort aussteigen! Einige beschwerten sich über sein ruppiges Benehmen, doch er blendete die Stimmen aus, hastete auf die Tür zu. Vergeblich, denn diese schlossen sich direkt vor seinen Augen und bevor er den Knopf betätigen konnte, hatte sich die Bahn bereits wieder in Bewegung gesetzt. „Scheiße!“, fluchte er und schlug gegen das Metall. Dann aber drehte er sich wieder zum Fenster, stieß erneut die anderen Leute aus dem Weg und suchte hektisch nach dem Rotschopf. So schnell konnte der doch nicht verschwunden sein? Deidara wurde heiß und kalt, als ihm klar wurde, dass er nicht mehr da war. War er überhaupt da gewesen? Mit angeschlagenen Nerven ließ er sich gegen die Wand sinken, fuhr sich durch das blonde Haar. Wurde er jetzt etwa verrückt? Sah er schon Gespenster? Auf dem Friedhof war es ihm ja immerhin ähnlich ergangen, da hatte er auch zuerst geglaubt, es handele sich um seinen verstorbenen Freund. Konnte er immer noch nicht akzeptieren, dass Sasori tot war? Bildete er sich deshalb ein, er würde noch immer in seiner Nähe sein? Deidara lachte halbwegs hysterisch auf, fing sich dafür den argwöhnischen Blick einer jungen Frau ein, doch es war ihm egal. Was war los mit ihm, dass er anscheinend noch immer nicht damit abschließen konnte, dass Sasori unter der Erde lag? Schließlich hatte er jetzt was mit Hidan und auf den sollte er sich konzentrieren. Er musste es sogar, denn immerhin wollte er nicht in der Vergangenheit festhängen. Deidara konnte nicht ahnen, dass sich Hidan mit ähnlichen Problemen herumschlug. Leider war sein Problem noch durchaus lebendig und amüsierte sich vermutlich über seinen Abgang. Hidan wäre am liebsten noch einmal zu ihm gegangen, um ihm ins Gesicht zu spucken, doch das würde von Schwäche zeugen. Kakuzu lag also nichts an ihm, ja? Schön, ihm lag auch nichts an dem alten Sack! Schluss, aus, ende, fertig! Zornig knallte er sein Glas auf den Tisch und der Wodka darin schwappte gefährlich hin und her. Mit geröteten Wangen, aber noch lange nicht besoffen, ging er die Zeitung mit den Stellenanzeigen durch. „Scheiße…auch scheiße…verdammt scheiße…vergiss es!“, murmelte er vor sich hin und strich eine Stelle nach der anderen mit dem roten Edding durch. Weder hatte er Lust, bei McDonalds zu arbeiten, noch würde er sich in einer Transvestiten-Show einbringen…und für den Rest fehlte ihm die Qualifikation. Auf eine Ausbildung hatte er auch keinen Bock, Anschaffen auf dem Strich fiel auch weg und so blieb kaum etwas übrig. Hidan vergrub das Gesicht in den Händen, stöhnte leise; hatte Temari doch Recht und er hatte sich die Zukunft verbaut? Ach was, immerhin war er gerade mal zwei Tage arbeitslos, das würde schon noch werden und notfalls musste er sich eben im Drogenhandel betätigen. Die suchten doch immer Kuriere, da würden sie schon ein paar Aufträge für ihn haben, halb so wild. Wenn es nur nicht so schwer gewesen wäre, sich einzureden, dass er Kakuzu kein Stück vermissen würde. Der alte Mann hatte ihn sechs Monate allein gelassen und er hatte es nicht geschafft, über ihn hinweg zu kommen. Jetzt war er wieder da, benutzte ihn und was tat Hidan? Dabei hätte er mit Deidara um einiges glücklicher sein sollen, doch die Wahrheit war, dass er das eben nicht war. Warum sonst hätte er ihn gestern während dem Sex am liebsten noch verprügelt? Er war so aggressiv geworden, wie es lange nicht der Fall gewesen war, und es wäre ein Wunder, wenn Blondie diese Tatsache entgangen wäre. Allerdings hatte er auch nicht nachgefragt, was in ihn gefahren war…war es ihm also egal? War Hidan ihm egal? Die Frage beschäftigte ihn dann doch, aber Deidara drauf ansprechen konnte er auch nicht. Wie klang denn das? Damit würde er sich ja zum totalen Vollidioten machen und Deidara würde ihn sicher nie wieder ernst nehmen – zu Recht! „Hey Schwachkopf!“ Na toll, die olle Schnepfe hatte ihm gerade noch gefehlt. „Hast du keine Pussy zu lecken?“, brummte er und schaute mürrisch auf. Anko strafte ihm mit einem kühlen Blick aus ihren braunen Augen, setzte sich dann aber zu ihm an den Tisch. Sie sah fertig aus, irgendwie unruhig und es verschaffte ihm Genugtuung, dass er sich nicht als Einziger beschissen zu fühlen schien. „Lass deine blöden Sprüche und beantworte mir lieber eine Frage“, knurrte die Kampflesbe und Hidan grinste süffisant. Also gab es da tatsächlich ein Problem und er wettete, dass es um die liebe Konan ging. „Hast du Konan heute schon gesehen?“, wollte sie wie erwartet wissen und der Russe überlegte. Außer Deidara und Anko hatte er heute noch niemanden gesehen. Itachi schien ja ausgezogen zu sein, so viel hatte er von Blondie mitbekommen, aber er hatte dummerweise nicht nach dem Grund gefragt. Normalerweise hätte er sich liebend gern das Maul über die Uchiha zerrissen, denn dass Madara mit diesem Auszug zu tun haben musste, das stand außer Frage, aber zu dem Zeitpunkt hatte Hidan seine eigenen Differenzen gehabt. Jetzt rächte sich das wohl. „Nö“, erwiderte er, nachdem er sie einen Moment lang zappeln gelassen hatte und zuckte mit den Schultern, nur um bösartig anzufügen: „Hast du schon in Pains Bett nachgesehen?“ Die Sorge verschwand auf der Stelle aus ihrem Blick, machte deutlich, dass er sie verletzt hatte…nein, wie niedlich, da war wohl jemand richtig verknallt. Oh, es konnte so gut tun, seine Launen an jemand anderem auszulassen. „Halt einfach die Fresse!“, zischte Anko schließlich und starrte zerknirscht auf die Tischplatte. Eigentlich wollte der Russe noch nachsetzen, aber da Pain gerade die Küche betrat, erledigte sich das von allein. Schade, dass er kein Popcorn dabei hatte, das würde jetzt sicher spannend werden. „Du!“, fauchte Anko da auch schon und erhob sich so ruppig, dass ihr Stuhl beinahe nach hinten fiel. „Wo ist sie?!“ So wie es aussah, hatte Pain keinen Schimmer, wovon sie eigentlich sprach, denn er zog nur die Brauen zusammen, sah sie verständnislos an. „Wer?“, fragte er entnervt und blieb im Türrahmen stehen. „Tu nicht so scheinheilig! Ich rede von Konan! Seit unserem Gespräch ist sie nicht mehr aufgetaucht!“ Nur kurz veränderte sich etwas in Pains Blick und es ließ ihn beinahe menschlich wirken, doch dann verhärteten sich seine Züge wieder. „Vermutlich ist sie bei einer Freundin.“ „Warum geht sie dann nicht ans Handy?! Nicht mal eine SMS hat sie mir geschrieben…“ Hidan verdrehte darüber bloß die Augen – was hatten Weiber nur mit ihrem SMS-Fimmel? Er wäre viel zu faul für solchen überflüssigen Schreibverkehr. „Vielleicht hat sie nur keinen Bock auf dich?“, mischte er sich ein und nun taxierten ihn gleich zwei eisige Augenpaare. „Halt dich da raus, Hidan!“, warnte ihn zu seiner Überraschung die Piercingfresse und das brachte Hidan tatsächlich zum Verstummen. Normalerweise ließ er sich ja von keinem was sagen, aber Pain war auch nicht keiner. Der Typ hatte einiges auf dem Kasten und so war es besser, ihn nicht zu verärgern. Jedenfalls nicht in so einer Situation und außerdem konnte er durch den Kerl vielleicht in der Drogenszene unterkommen, der bewegte sich doch darin. Deshalb hielt er vorerst den Mund, hörte still zu, wie die beiden diskutierten. „Vielleicht ist sie bei ihren Eltern.“ „Dann gib mir die Nummer! Ich will wissen, was da los ist!“, forderte Anko ernst und Pain sperrte sich nicht dagegen. Das schien ja noch interessant zu werden, auch wenn er bezweifelte, dass Konan in ernsthafter Gefahr war. Warum sollte sie? Sie war ja wohl kaum etwas Bedeutendes und wäre sie eine steinreiche Erbin, hätte sie sicher nicht in dieser popligen Wohngemeinschaft gehaust. Die machten einfach nur viel zu viel Wirbel um ihre Prinzessin, aber sollten sie doch. War ja nicht sein Bier. Im Endeffekt war Itachi sein Ausrutscher peinlich und somit verbrachte er die nächsten Stunden auf dem Balkon, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Nun, es brachte nicht wirklich etwas, aber zumindest hatte er für eine Weile seine Ruhe. Kisame saß im Wohnzimmer und schenkte seine Aufmerksamkeit gerade dem Fernseher. Vielleicht hatte er gemerkt, dass er ihn überfordert hatte und gönnte ihm deshalb etwas Ruhe. Das wäre zwar unerwartet einfühlsam, aber Itachi war es ganz recht. Irritiert schaute er auf, als sein Handy vibrierte und er holte es aus der Hosentasche, richtete die dunklen Iriden auf das Display. Der Name, der angezeigt wurde, verleitete Itachi beinahe dazu, die SMS ungelesen zu löschen, doch er rief sich zur Vernunft. Wenigstens lesen konnte er sie, beantworten musste er sie nicht. Ich weiß, dass du mich vermutlich zur Hölle wünschst und das ist dein gutes Recht. Können wir trotzdem reden? Madara Nett und absolut treffend formuliert und Itachis Finger schwebten über den Tasten, um eine Antwort zurückzusenden. Nur was sollte er auf so eine Frage schreiben? Dass er Madara in nächster Zeit, eigentlich sogar nie wieder sehen wollte, war klar, aber sollte er ihm reinen Wein einschenken oder ihn mit Funkstille quälen? Itachi entschied sich für Letzteres und so löschte er die SMS doch, schob das Handy wieder in seine Tasche. Das Thema war für ihn erledigt. „Er wird nicht zurückschreiben.“ Die Feststellung kam unvermittelt und Madara blickte mit sichtbarer Verbitterung auf das Handy in seiner Hand, während er auf der Seite lag. Zwei Arme schlangen sich von hinten um seinen Oberkörper, gaben ihm ein Gefühl der Geborgenheit. Wie eigenartig, dass er Hashiramas Gesellschaft schon jetzt wieder genießen konnte, sich bei ihm sicher fühlte, wo ihr Gespräch doch nicht mal einen vollwertigen Tag zurück lag. Trotzdem beruhigte ihn der warme Atem in seinem Nacken, die Lippen, die seine Haut berührten und er senkte halb die Lider, schaute aber immer noch auf sein Handy. „Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, Madara…aber gib ihm Zeit.“ Madara zweifelte daran, dass Itachi nach ein paar Wochen, wenn nicht Monaten seine Meinung über ihn geändert haben konnte. Schließlich hatte er ihn mehrmals verletzt und am Ende sogar sein Vertrauen gebrochen. Würde er ihm das jemals verzeihen können? Andererseits hatte er auch nicht geglaubt, dass er Hashirama würde verzeihen können und dennoch lagen sie nun hier zusammen. Das Bett war immer noch so weich, wie er es in Erinnerung hatte und die Bezüge rochen so vertraut. Es war gut, dass er ihn so lange abgewiesen hatte, auch wenn es für beide Seiten schwer gewesen war, aber anders hätte er sich nicht sicher sein können, dass es Hashirama ernst war. Gut, hundertprozentig konnte er sich dessen auch jetzt nicht sicher sein und das Misstrauen würde nicht so schnell verschwinden, aber es war ein Anfang. Ein Neuanfang und er hoffte, dass auch Itachi ihm eines Tages die Chance dazu geben würde. „Menschen machen Fehler“, hörte er den Älteren wispern und nickte langsam. „Nur dass meine Fehler nicht gutzumachen sind.“ Es war nicht fair gewesen, Itachis Situation für seine eigene auszunutzen und rücksichtslos einen viel zu teuren Preis als Gegenleistung zu fordern. Es war ihm egal gewesen, weil er sich selbst einsam und verraten gefühlt hatte und um das besser ertragen zu können, hatte er seinen Cousin benutzt. Obwohl er ihm versprochen hatte, dass alles in Ordnung kommen würde, hatte er ihn am Ende nicht unterstützt, sondern vermutlich auch noch in den Selbstmord getrieben. Seine unbedachten, nicht mal ernst gemeinten Worte hatten die ganze Situation verschlimmert und auch wenn er es wieder gut hatte machen wollen, indem er Kisame eingeweiht hatte, würde Itachi ihm das niemals vergeben können. Hatte er überhaupt richtig gehandelt? Kisame war eigentlich nicht der Typ Mensch, der Rücksicht nahm und dennoch hatte er Itachi nie aufgegeben…so wie Hashirama an ihm festgehalten hatte. War das nicht gewissermaßen ein Beweis? Es blieb nur zu hoffen, dass er sich nicht geirrt und Itachi erneut in die Hölle geschickt hatte. „Indem du bereust, zeigst du Einsicht. Außerdem seid ihr Familie.“ Hashiramas Fingerkuppen streiften seinen Bauch, ließen ihn erschaudern und das Handy glitt ihm aus den Fingern, landete auf dem Boden. Er hatte die tiefe Stimme, ihren ruhigen Ton vermisst, das wurde ihm jetzt erst richtig bewusst. Seufzend drehte er sich um, legte die Handflächen an Hashiramas Wangen und zog ihn zu sich runter. „Genug geschwafelt“, murmelte er nun gewohnt unsensibel und Hashirama schmunzelte, ehe er dem stummen Befehl nachkam. Als Konan langsam wieder zu Bewusstsein kam, spürte sie zuerst die pochenden Kopfschmerzen, die ihr leichte Übelkeit verursachten. Sie blinzelte ein paar Mal, nahm ihre Umgebung nur verschwommen wahr und versuchte, sich aufzurichten. Dabei scheiterte sie, stellte fest, dass sie mit dünnen Seilen regelrecht zusammengeschnürt worden war und auf einer alten Matratze lag. Ein Keuchen entfloh ihrer trockenen Kehle und sie wand sich hektisch, nur um festzustellen, dass ihr das überhaupt nichts bringen würde. Zumindest trug sie noch alle ihre Kleider am Leib und schien auch sonst unverletzt zu sein. Wie war sie hierhergekommen? Viel konnte sie in dem nur spärlich beleuchteten Keller nicht erkennen, denn das einzige Fenster im Raum war mit Holzbrettern zugemauert worden. Konan zwang sich zur Ruhe, auch wenn ihr Herz wie verrückt raste und die Angst allmählich präsenter wurde. Irgendjemand hatte sie betäubt, entführt und hierher verschleppt, die Frage war nur: Warum? Ihre Eltern besaßen nicht viel, also konnte es schon mal nicht um Lösegeld gehen. Feinde hatte sie auch nicht großartig, selbst mit Hidan konnte sie sich recht gut arrangieren oder ihn eben ignorieren, wenn er ihr auf die Nerven fiel. Sie schluckte hart, als ihr klar wurde, was das bedeuten könnte. Immerhin hatte sie schon von Menschenhandel gehört und sie hoffte wirklich, dass das hier nicht der Fall sein würde. Oder aber sie war an einen Serienkiller geraten…auch das sorgte für die schlimmsten Bilder in ihrem Kopf. Okay, sie musste ganz ruhig bleiben und scharf nachdenken. Jemand würde sie sicher vermissen…Anko zum Beispiel und auch ihre restlichen Mitbewohner würden bemerken, wenn sie fehlte – schließlich erledigte sie einen großen Teil der Hausarbeit. Ihr Handy, fiel es ihr augenblicklich ein und sie versuchte, ihre Tasche zu erspähen. Leider vergebens, anscheinend hatte ihr Entführer diese bereits außer Reichweite gebracht. Konans soeben noch angespannter Körper sackte wieder in sich zusammen und sie schluckte die aufkommenden Tränen runter. Noch war nichts verloren, vielleicht ließ ihr Entführer ja mit sich reden und sie konnte verhandeln. Sie durfte nicht schon jetzt aufgeben und hysterisch werden, das würde nichts ändern. Und trotzdem wünschte sie sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als Anko bei sich zu wissen…oder Nagato. „Bei ihren Eltern ist sie nicht!“ Pain sah auf, als Anko ohne anzuklopfen sein Zimmer stürmte und allmählich steckte ihn ihre Unruhe an. Es war nicht Konans Art, sich solange nicht zu melden, auch wenn sie nur bei einer Freundin war. Zumindest Anko hätte sie doch eine Nachricht senden können, dass sie ihm schrieb, das erwartete er ja gar nicht. „Ich mache mir langsam echt Sorgen!“, brach Anko die Stille und tigerte unruhig durch sein Zimmer. „Wie kannst du nur so eiskalt ruhig sein?!“ Das war er ja gar nicht, er zeigte seine Emotionen bloß nicht so offensichtlich wie sie es tat. Doch warum sollte er ihr sein Denken und Handeln erklären? Wichtig war nur Konans Sicherheit. In diesem Moment lenkte sein Handy die Aufmerksamkeit von ihnen beiden auf sich und Pain holte es sofort hervor. „Konan“, murmelte er monoton und schon stand Anko neben ihm. „Was hat sie geschrieben? Wo ist sie?“ Pain antwortete nicht, konnte das Display nur anstarren, nicht wissend, wie er sich nun verhalten sollte. Allerdings wäre es untertrieben gewesen, hätte er behauptet, dass ihm das Herz soeben in die Hose rutschte. Er wusste, warum Anko keine Nachricht bekommen hatte…und er wusste, wer diese SMS verfasst hatte. „Die SMS ist nicht von ihr“, erwiderte er schließlich tonlos. „Was soll das heißen?! Verdammt noch mal, drück dich klarer aus!“, fauchte ihn die Violetthaarige an, doch er kam diesem Befehl nicht nach. „Ich kümmere mich darum. Halt dich raus.“ Doch Anko ließ sich natürlich nicht so leicht abwimmeln, packte ihn stattdessen am Kragen. „Du sagst mir jetzt sofort, was hier los ist, sonst-“ „Anko.“ Pains Ton war messerscharf und das veranlasste sogar Anko dazu, ihn loszulassen und einen Schritt zurückzutreten. Die Lage war viel zu ernst, als dass er sich mit ihr herumstreiten konnte. „Misch dich nicht ein“, warnte er sie noch einmal und wandte sich ab. „Du…verdammt, Pain! Wenn ihr was passiert, bring ich dich um! Also sieh zu, dass du das regelst!“ Und damit knallte sie die Tür hinter sich zu, ließ ihn allein mit seinen Schuldgefühlen. Denn es war seine Schuld, dass Konan nun in der Gewalt dieses Kerls war. Ihm war bewusst, dass Anko nicht aufgeben würde, ihn bald wieder belagern würde, doch er musste das allein klären. Noch einmal überflogen seine sonst so ausdruckslosen Iriden die wenigen Zeilen und er atmete beherrscht durch. Ich habe das Mädchen. Du weißt, wo du mich findest, wenn du sie zurückwillst. Es wird Zeit für einen neuen Deal. Lass dir nicht zu viel Zeit, Nagato. Pain biss sich hart auf die Lippe, krampfte die Finger um das Handy und nickte dann wie in Trance. Ja, er wusste, wo er ihn finden würde…und er würde Konan da rausholen, bevor ihr etwas geschah. ________________________________________________________ Und immer noch ist unbekannt, wer der ominöse Entführer ist...die Meinungen von euch gehen da ja sehr auseinander. :) Na ja, wie ihr wisst, richte ich mich oft nach dem Manga und baue bekannte Charaktere ein. Hidan scheidet schon mal aus - habt ihr ihm das echt zugetraut? Ich meine, klar, er ist ein Arsch, aber doch nicht so einer. ;) Das Kapitel ist schon heute hochgeladen worden, weil ich am WE aufem Japantag in Düsseldorf bin. Geht da noch jemand hin? =) lg Pia Kapitel 21: Without a voice --------------------------- “Aufstehen, Prinzessin!“ Konan zuckte zusammen, als die Tür mit einem lauten Knall aufgestoßen wurde und zwei ihr unbekannte Männer eintraten. Augenblicklich spannte sie sich an, rutschte soweit es ihr möglich war in die hinterste Ecke. Die beiden Männer waren völlig in schwarz gekleidet, was ihr Misstrauen noch weiter schürte und sie zog es vor zu schweigen. Zwar brannten ihr die klischeehaften Fragen, wo sie sei und was diese Typen mit ihr vorhatten, auf der Zunge, doch sie hielt sich zurück. Sicher würde man ihr schon bald mitteilen, weshalb man sie entführt hatte. „Der Boss will dich sehen, Schätzen!“, grinste einer der beiden und kam auf sie zu, um sie grob an der Schulter zu packen und hochzuziehen. Konan funkelte ihn zornig an, blieb aber still. Der andere lachte daraufhin, fand ihren Starrsinn wohl auch noch amüsant. „Sieh mal an, die macht ja gar keine Szene!“ „Was erwartest du auch von Pains Schnalle?“ Konan fuhr herum, blickte den Mann neben sich ungläubig an. „Pain?“, entfuhr es ihr nun doch. „Was soll das bedeuten? Was hat er hiermit zu tun?“ Anscheinend waren das die falschen Fragen gewesen, denn die Miene des Kerls verdüsterte sich sofort. Ruppig wurde sie zur Tür gezogen, woraufhin ihr ein Keuchen entwich. „Das wird dir unser Boss schon noch erzählen und jetzt halt die Klappe!“ „Sei nicht zu grob zu ihr, schließlich ist sie unsere Geisel.“ „Ja, ja, ist mir schon klar.“ Geisel? Konans Gedanken rasten und fieberhaft suchte sie nach einem Zusammenhang zwischen ihrer Entführung und Pain. Hatte man sie vielleicht entführt, um ihn hierher zu locken? Aber warum? Im gleichen Moment schalt sie sich für diese Frage, denn schließlich war ihr doch klar gewesen, dass mit ihrem Freund etwas nicht stimmte. Sie hatte doch geahnt, dass er durch seine Szene an die falschen Leute geraten würde, doch warum musste sie nun den Preis dafür zahlen? Vor allem wo er sich doch so von ihr abgewendet hatte…hatte er sie letztendlich von sich gewiesen, um so etwas zu verhindern? Sie zuckte zusammen, als man ihr die Augen verband und dann eine Treppe hoch führte. Die beiden Männer sprachen leise miteinander, während sie sie wohin auch immer führten, doch für Konan ergab das Gespräch keinen Sinn. Schließlich hörte sie, wie man eine Tür öffnete und gleich darauf löste man ihre Fesseln, so dass sie langsam wieder ihre Arme zu spüren begann. Die Erleichterung darüber wich dem Schock, als sie grob in den Raum gestoßen wurde und sich mehr schlecht als recht mit Händen abstützte, um nicht schmerzhaft mit dem Boden zu kollidieren. „Mach dich zurecht! Wenn du in einer Stunde nicht fertig bist, übernehmen wir das, also sieh zu!“ Konan riss sich die Augenbinde herunter, doch die Tür war bereits wieder ins Schloss gefallen und das unverkennbare Klicken machte deutlich, dass sie hier nicht rauskommen würde. Sie blinzelte ein paar Mal, musste sich erst an die Helligkeit gewöhnen, ehe sie sich richtig umschauen konnte. Sie befand sich in einem Badezimmer und dieses war nicht gerade klein. Weiße Fliesen glänzten beinahe so sehr, dass sie sich darin spiegeln konnte und die goldenen Ornamente wirkten nicht besonders billig. Zu ihrem Leidwesen besaß der Raum keine Fenster, durch die sie hätte entkommen können und somit fiel eine Flucht schon einmal weg. Auf einem der Schränke lag ein zusammengefaltetes Kleidungsstück, bei dem es sich anscheinend um einen schwarzen Yukata mit rot-weißem Blumenmuster handelte. Neben dem Schrank stand ein hochhackiges Paar Riemchensandaletten und ein paar Sekunden lang konnte Konan die Sachen nur anstarren; was sollte dieser Mist eigentlich?! Zuerst überlegte sie, ob sie die Forderung nicht einfach in den Wind schießen sollte, doch die Drohung war ihr im Gedächtnis geblieben. Der bloße Gedanke daran, diese beiden Widerlinge könnten sie zwingen, ihnen zu gehorchen, ließ sie ihre Meinung ändern. Nach den Stunden, die sie in dem schrecklichen Keller verbracht hatte, würde ihr ein Bad zudem sicher gut tun und somit begann sie sich zu entkleiden. Hoffentlich hatten diese kranken Typen keine Kameras installiert…Konan schauderte unwillkürlich, stellte schnell das Wasser an. Eine Stunde war mehr als genug Zeit und so ließ sie sich seufzend in die große Wanne sinken, streckte ihre steifen Glieder von sich und schloss die Augen. Wo war sie da nur reingeraten…und was würde Pain tun, wenn er davon erfuhr? Würde er kommen, um ihr zu helfen? Oder würde er ihr auch jetzt die kalte Schulter zeigen? Nein, entschied sie sogleich und schüttelte den Kopf, Nagato würde kommen! Auch wenn er sie so schlecht behandelt hatte, er würde sie hier nicht im Stich lassen, daran glaubte sie fest. „Wie lange bist du eigentlich noch krankgeschrieben?“ Itachi blickte nicht auf, während er auf der Couch lag und eines seiner Schulbücher in der Hand hielt. Langsam blätterte er um, wobei die dunklen Iriden an den Seiten klebten, obwohl er momentan nur die Hälfte wirklich verstand. Dennoch durfte er nicht nachlässig werden, musste zumindest versuchen, den Stoff in seinen Kopf zu bekommen, wenn er schon nicht aus dem Haus ging. Schließlich wollte er bald sein Jura-Studium beginnen und dafür mussten seine Noten top sein. „Die nächsten zwei Wochen“, murmelte er und war insgeheim froh darüber. Mit Sicherheit wusste seine Klasse bereits darüber Bescheid, denn solche Geschichten sprachen sich immerhin rum. Itachi konnte auf Mitleid und neugierige Fragen gut verzichten und vielleicht würden in zwei Wochen die Gerüchte verstummt sein. Er versteifte sich ein wenig, als Kisame näher kam, um seine Beine beiseite zu schieben und sich zu ihm zu gesellen. Eine Weile schaffte es der Uchiha, sich nichts anmerken zu lassen und weiterhin ins Buch zu gucken. Jedoch machte es ihm Kisames bohrender Blick nicht einfach, so konzentriert zu wirken, weshalb er schließlich seufzend das Buch sinken ließ. „Was ist?“ „Ich hab mich nur gefragt, ob es dir nicht besser tun würde, wenn du das Pauken mal sein lässt und was machst, das dir Spaß macht.“ Itachi schaute ihn bloß verständnislos an, wusste ja nicht mal genau, was ihm Spaß machte. Seit er sich von seiner Umwelt abgeschottet hatte, hatte höchstens Madara Spaß mit ihm gehabt. Er selber war diesbezüglich auf der Strecke geblieben und so zuckte er nur teilnahmslos mit den Schultern. Kisame allerdings schien nicht so einfach aufgeben zu wollen und Itachi zuckte zusammen, als der andere unvermittelt nach seinen Beinen griff und ihn mit einem Ruck näher zu sich zog. Das Buch fiel ihm aus den Händen und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden, wo es unbeachtet liegen blieb. Das Schweigen lag bleischwer im Raum und Itachis Herz hämmerte unangenehm heftig gegen seine Brust, obwohl sie noch genug Abstand zueinander hielten. „Wir…könnten Karten spielen“, schlug Kisame zögerlich vor. Soweit Itachi sich erinnerte, konnte der Ältere solche Spiele überhaupt nicht leiden, doch er fragte nur: „Hast du ein Kartenspiel?“ „Äh…nein. Hab ich nicht.“ Damit hatte sich die Sache wohl geklärt und dem Uchiha wurde klar, dass der Vorschlag nichts weiter als eine Ausrede war. Er wollte sich am liebsten aufrichten und aus dem Zimmer verschwinden, aber Kisame lehnte inzwischen halb auf seinen Oberschenkeln. Er erinnerte sich daran, was Kisame am Morgen im Bad gesagt hatte, doch beruhigen tat es ihn nicht. „Was wird das?“, fragte er mit belegter Stimme, als der andere noch ein Stück näher kam, sich zu seinem Gesicht runter beugte. Hatte Itachi ihm falsche Hoffnungen gemacht, indem er ihn nicht weggeschickt hatte? Hatte er sich womöglich falsch verhalten, so dass Kisame glaubte, es wäre in Ordnung, sich ihm anzunähern? Angst stieg in ihm auf, ließ ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen, lähmte ihn praktisch. Kisame antwortete ihm nicht, fixierte ihn stattdessen unablässig aus seinen im Licht grün funkelnden Augen und der Ausdruck darin verursachte Itachi eine Gänsehaut. Eine Hand legte sich an seine Wange, Finger strichen über seine Haut, glitten zu seinem Hals runter und ihm blieb kurzzeitig die Luft weg. Alles in ihm schrie danach, Kisame von sich zu schubsen, jede Faser seines Körpers begehrte gegen die Berührung auf und dennoch tat er nichts, um sie zu unterbinden. Die Finger wanderten wieder hoch, verharrten schließlich an seinen Lippen, fuhren die Konturen nach und Kisames Züge drückten Verlangen aus. Itachi atmete tief durch, doch das unkontrollierte Zucken seiner Muskeln hatte ihn bereits erfasst, so dass er seine Beherrschung kaum noch aufrechterhalten konnte. Nicht schon wieder, dachte er und schloss die Augen, hoffend, dass sich der Ältere doch noch rechtzeitig besann, ehe er das bisschen Vertrauen, das Itachi in ihn gesetzt hatte, zerstörte. Kisame tat es nicht. Er war kurz davor gewesen, die Grenze zu überschreiten und damit alles kaputt zu machen, doch letztendlich verzichtete er darauf. Vielleicht lag es an Itachis entsetztem Blick, vielleicht war ihm auch einfach nur die Lust vergangen…aber was zählte, war, dass er es eben nicht getan hatte. Als der Jüngere wieder aufsah, wirkte Kisame nicht mal halb so frustriert, wie er erwartet hatte. Allerdings mied er seinen Blick, als er wieder von ihm abrückte und dann das Thema wechselte. „Wir könnten Play Station zocken.“ Itachi nickte leicht, während er sich aufrichtete und selbst nicht wusste, wo er hinschauen sollte. Die Situation war ihm unangenehm und Kisame wohl ebenso. Er hatte sich gehen lassen, dafür aber im entscheidenden Moment das Richtige getan. Das mochte auf den ersten Blick nicht viel sein, aber für Itachi bedeutete das eine Menge. „Alles klar, ich schließ das Teil eben an und dann können wir loslegen.“ Itachi sah ihm still dabei zu, während er sich immer noch Gedanken um das Geschehene machte. Shisui hatte damals nicht aufgehört und von Madara wollte er gar nicht anfangen. Eigentlich hatte er Kisame nicht als zurückhaltend eingeschätzt und trotzdem hatte er sich soeben nicht über seinen Willen hinweggesetzt. Es war lange her, dass man ihm so viel Respekt entgegen gebracht hatte und es ließ sein Selbstwertgefühl sowie seine Sympathie für den Älteren zunehmen. „So“, meinte Kisame schließlich und setzte sich wieder neben ihn, um ihm einen der Controller zu reichen. „Ich hab einfach mal Tekken eingelegt, keine Ahnung ob du-“ Kisames Satz endete abrupt, als Itachi sich plötzlich an ihn lehnte, dabei mehr Nähe zuließ als er ursprünglich gewollt hatte. Er hätte sich bedanken können, aber was waren schon Worte? Es war nur eine simple Geste, aber sie war auch das Einzige, das er geben konnte. Er bemerkte Kisames Zögern, doch dann fuhr dieser fort, ihm etwas über das Spiel zu erzählen...sein Lächeln entging dem Uchiha dabei nicht. Ungläubig betrachtete sich Konan in dem großen Spiegel an der Wand, zupfte immer wieder an dem unteren Teil des Yukatas herum. Der Stoff war aus weicher Seide, schmiegte sich angenehm an die Haut und auch das Muster war wirklich hübsch. Den roten Obi hatte sie nicht zu fest gebunden und die Schleife betonte ihre schmale Taille. Wenn das Kleidungsstück nur nicht so kurz gewesen wäre, dass es ihr gerade mal knapp über den Hintern reichte. Die Sandaletten betonten diese Tatsache auf eine Weise, die ihr mehr als unlieb war und es graute ihr davor, in diesem Outfit rauszugehen. Das ließ ja schon erahnen, was man mit ihr anzustellen gedachte und der Gedanke bereitete ihr Übelkeit. „Wir hoffen, du bist so weit, Püppchen.“ „Ansonsten helfen wir dir schnell in die Klamotten…“ Konan atmete tief durch, nahm sich vor, einen klaren Kopf zu bewahren und gleichzeitig rief sie sich in Erinnerung, dass sie die Nadel in ihrem Haar notfalls auch zur Selbstverteidigung gebrauchen konnte. Viel mehr Zeit blieb ihr auch nicht, denn schon ging die Tür auf und die beiden Kerle von zuvor traten ein. „Braves Mädchen“, meinte der eine grinsend und reichte ihr die Hand. „Dürfen wir dann bitten?“ „Unser Boss freut sich schon auf dich!“, versicherte der andere und Konans Miene verfinsterte sich. Ohne die Hand zu ergreifen schritt sie an den beiden Männern vorbei, war sich der verwirrten Blicke bewusst und es gab ihr Genugtuung. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen! Bevor sie allerdings einen weiteren Schritt machen konnte, wurde sie zurückgehalten und einer der Männer verband ihr abermals die Augen. Es schien so, als sollte sie möglichst wenig von dem Haus, in dem sie sich befand, sehen. Schweigend und blind ließ sie sich zu dem Boss der beiden Kerle führen, wobei ihr die Nervosität zusetzte. Es wurde einmal an die Tür geklopft und ein dumpfes Herein! ertönte, woraufhin sie in den Raum geschoben wurde. Kurz wurde es wieder still, dann schickte die tiefe Männerstimme ihre zwei Aufpasser weg und Konan war allein mit demjenigen, der sie hatte entführen lassen. Schritte ertönten und sie spürte den Blick des Unbekannten auf sich, schauderte unwillkürlich. Dennoch blieb sie standhaft, zwang sich zur Ruhe, während der Mann sie anscheinend umrundete, ausgiebig musterte. „Ich muss sagen, Nagato hat Geschmack. Du bist wahrhaftig ein hübscher Anblick.“ Konan ballte die Fäuste zu ihren Seiten, als fremde Finger eine Strähne aus ihrer Stirn strichen und ihr Kinn umfassten. Reflexartig drehte sie den Kopf zur Seite, trat einen Schritt zurück. „Wer sind Sie?“, presste sie hervor und wagte es im gleichen Moment die Augenbinde zu lösen. Der Mann machte keine Anstalten, sie aufzuhalten und so schaute Konan auf, traf auf braune Iriden, die sie mit regem Interesse musterten. Langes blondes Haar umrahmte ein Gesicht mit groben Zügen und einer Narbe an der Wange. Konan schätzte ihn auf ungefähr vierzig und sie stellte fest, dass sie ihn nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte. Was hatte Nagato mit diesem Kerl zu schaffen? „Man nennt mich Hanzou und dein Freund und ich hatten eine Abmachung, die er aus mir unverständlichen Gründen gebrochen hat.“ Der Mann namens Hanzou machte einen Schritt auf sie zu, wobei sich seine Augen in die ihren bohrten. „Ich gehe davon aus, dass er dich über seine Arbeit aufgeklärt hat.“ Konan konnte nur den Kopf schütteln und jetzt bekam sie wirklich Angst. Was waren das für Jobs, die Nagato für diesen Mann erledigt hatte? Was hatte er getan? Hanzou schaute sie verwundert an, hatte wohl nicht damit gerechnet, dass sie wirklich keine Ahnung hatte. Glaubte er ihr überhaupt? „Nun…setz dich erst mal.“ Misstrauisch blickte sie auf den dargebotenen Stuhl, welcher sich vor einem großen Schreibtisch befand. Nachdem sie sich gesetzt hatte, tat es ihr Hanzou gleich und ein paar Sekunden musterte er sie abermals schweigend. Dann faltete er die Hände, als wollte er ihr einen Vorschlag unterbreiten. „Nagato hat vor sechs Jahren bei mir angefangen. Anfangs hat er nur ein paar Kurieraufträge übernommen, aber das brachte ihm nicht genug Geld. Er war sehr ehrgeizig, wollte unbedingt auf eigenen Beinen stehen und vor allem seine Eltern loswerden. Also hat er ein gewisses Training absolviert, um mich von…sagen wir mal, Störfaktoren zu befreien.“ Konan schluckte hart, ahnte bereits, was das im Klartext bedeutete und es fiel ihr schwer zu glauben, dass Nagato so weit gegangen sein sollte. Aber es passte zusammen…das wäre ein Grund gewesen, sich von ihr zu distanzieren. Er hatte sie immer aus Schwierigkeiten heraushalten wollen, doch dass er so tief in dieser Geschichte drin steckte, das erschrak sie. Hanzou holte eine Zigarette aus der Schublade, zündete sich diese auch sogleich an und der unangenehme Geruch ließ Konan die Nase rümpfen. Sie hasste diesen Gestank. „Leider hat er sich vor einiger Zeit dazu entschieden, nicht mehr für mich zu arbeiten. Das ist natürlich ein großer Verlust, denn er war nicht schlecht darin.“ Konan wusste nicht, warum er ihr das alles erzählte. Hatte er vor, sowohl sie als auch Nagato umzubringen? Packte er deshalb so bereitwillig vor ihr aus? Oder wollte er sie gegen ihren Freund aufhetzen? „Ich weiß, dass du ihm wichtig bist und deshalb wird er herkommen, um mit mir zu verhandeln. Bis dahin darfst du dich gern als mein Gast fühlen. Ich denke, er wird noch heute Abend hier auftauchen und wenn alles geregelt ist, kann er dich mitnehmen.“ Konan zögerte, ergriff schließlich doch das Wort. „Und wenn er ablehnt?“ Hanzous soeben noch recht neutraler Ausdruck wich eisiger Kälte und Konan sackte das Herz in die Hose. „Dann ist es wahrlich schade um dich.“ Also würden ihr diese miesen Schweine sonst was antun, wenn Nagato sich widersetzte. Hanzou beugte sich ein Stück über den Schreibtisch und Konan hoffte, dass der Yukata nicht zu viel von gewissen Stellen freigab. „Du kannst natürlich auch bei mir bleiben. Ich besitze nicht wenig Geld und wenn du schlau bist, tust du mir jetzt einen kleinen Gefallen…“ Konan verschränkte die Arme vor der Brust, machte somit deutlich, dass sie diesem Angebot abgeneigt war. „Ich warte auf Nagato.“ Hanzou nahm die Zigarette wieder zwischen die Lippen, zuckte mit den Schultern. „Wie du willst.“ Das räumte ihr zumindest eine Frist ein, doch was würde sein, wenn Nagato kam? Sie wusste nicht mehr, ob sie darauf hoffen sollte…gerade eben wusste sie gar nichts mehr. Dieser Albtraum sollte einfach nur enden. Deidara fragte sich ernsthaft, was in letzter Zeit eigentlich los war. Die Uchihas zogen aus, beziehungsweise ließen sich nicht mehr blicken, Konan verschwand wortlos und Hidan las Zeitungen. Er war vielleicht blond, aber nicht blöd, konnte sich den Rest schon zusammenreimen. Sein so genannter Freund war viel zu oft zuhause und die Ausrede von wegen Urlaub glaubte er ja schon mal gar nicht. Folglich musste Hidan seinen Job verloren haben und suchte jetzt was Neues. Das würde auch die abgedroschene SMS erklären, in der stand, dass er noch was erledigen müsste. Deidara schnaubte bloß, steckte das Handy dann wieder in seine Jackentasche und ging weiter. Es war bereits spät und morgen würde er wieder in die Schule müssen, von daher wollte er lieber schnell nach Hause. Sollte Hidan sich doch die Nacht um die Ohren schlagen, er würde es nicht tun, schon gar nicht, wo er so bescheuert abgefertigt worden war. Sein Blick schweifte zu den Schaufenstern, von denen einige bereits im Dunkeln lagen – kein Wunder, wenn man die Uhrzeit bedachte. Gerade wollte er sich abwenden, als ihn etwas schlagartig inne halten ließ. Wurde er jetzt tatsächlich paranoid? Und dennoch konnte er nicht einfach weitergehen, blieb vor dem kleinen Café stehen und starrte unvermittelt auf den roten Schopf. Nicht schon wieder so eine Szene wie auf dem Friedhof, dachte er entnervt, doch losreißen konnte er sich nicht. Sasori war tot und die Person, die da mit dem Rücken zu ihm saß, konnte daher unmöglich sein Freund sein. Deidaras Herz raste, während er wie ein Idiot vor dem Laden stand und die blauen Augen nicht abwenden konnte. Schließlich fasste er sich jedoch und betrat das Café, sah sich nervös um. „Willkommen!“, sprach ihn auch sogleich eine Bedienung an, doch bevor sie ihn nach seinen Wünschen fragen konnte, hatte er sie schon abgewimmelt. „Bin verabredet“, murmelte er und ließ sie stehen. Der Rotschopf hatte sich über den Tisch gebeugt und jetzt konnte Deidara sein Seitenprofil erkennen. Die Ähnlichkeit war verblüffend, aber noch war er nicht sicher, trat ein paar Schritte näher. Anscheinend war er vollkommen in seine Lektüre vertieft, während er hin und wieder einen Schluck Kaffee zu sich nahm. Er zögerte merklich, doch dann nahm er all seinen Mut zusammen und setzte sich dem anderen direkt gegenüber. Sein Innerstes schien zu zerspringen, als ihn die braunen Augen irritiert erfassten, ehe sich eindeutiger Ärger in ihnen spiegelte. Deidara brachte keinen Laut hervor, die Fassungslosigkeit hatte ihn vollkommen niedergestreckt. Kurz war ihm, als würde er keine Luft mehr bekommen und seine Hände begannen zu zittern. „Kennen wir uns?“ Sogar die Stimme klang identisch, hallte in einem angenehm sanften Bariton wieder. Doch was sagte er da? Ob sie sich kennen würden? Am liebsten hätte Deidara ihm die Faust ins puppenhafte Gesicht geschlagen, doch er regte sich nicht. Was war hier los? Wie konnte Sasori hier vor ihm sitzen, wenn er doch gestorben war? Er war auf seiner Beerdigung gewesen, hatte gesehen, wie man seine Urne seiner Großmutter überreicht hatte…wie war das möglich? „Falls du nichts zu sagen hast, wäre ich dir verbunden, wenn du dir einen anderen Tisch suchen würdest. Ich kann es nicht leiden, von Fremden angestarrt zu werden.“ Diese blasierte Art…Deidara konnte es einfach nicht glauben und letztendlich platzte ihm der Geduldsfaden. Die Tischplatte erbebte, als er die Faust ballte und sie auf das Holz krachen ließ. Der Kaffee schwappte gefährlich in der Tasse und Sasori verengte die Augen. „Du verdammtes Arschloch, hmm!“, entfuhr es ihm in schierer Wut und nun lag die Aufmerksamkeit des ganzen Cafés auf ihnen. Gleichzeitig fühlte er sich so hilflos, wusste nicht, was er sagen sollte. Was wurde hier eigentlich gespielt? Deidara fühlte sich dermaßen überfordert, dass er ruckartig aufsprang und den Rotschopf, welcher ihm perplex hinterher schaute, einfach sitzen ließ. Was war das gerade eben gewesen? Wie konnte Sasori vor ihm sitzen und wieso erkannte er ihn nicht? Deidara wusste es nicht, er wusste nur, dass er das nicht länger ertragen konnte…und er wusste, dass er dringend mit jemandem ein ernstes Wort reden musste. Jemand, der ihn lieber aufklären sollte, wenn er verhindern wollte, dass Deidara etwas Unüberlegtes tat. Er würde herausfinden, was es mit dieser Sache auf sich hatte…und erst danach konnte er sich überlegen, wie er handeln sollte. Hidan hatte schon eine Menge dummer Sachen angestellt, das wusste er ja selbst, aber soeben plante er seinen großen Coup. Vermutlich würde Deidara ihm den Hals umdrehen, wenn der wüsste, was er gerade trieb, aber aus diesem Grund hatte er es ihm ja auch verschwiegen. Die kurze SMS, dass er noch etwas zu erledigen hatte und daher spät nach Hause kommen würde, musste reichen. Vorsorglich hatte er sein Handy auf lautlos gestellt, damit ihn der Mann vor ihm nicht doch noch aufgrund eines Klingeltons entdeckte. Also bisher lief die Sache wie am Schnürchen, wenn man mal davon absah, dass ihm arschkalt in seiner dunklen Lederjacke war. Na ja, wenigstens sah er gut aus, das war doch was oder nicht? Er beschleunigte seine Schritte, ließ den grellen Haarschopf nicht aus den Augen, achtete aber ebenso darauf, immer genug Abstand zwischen ihnen zu lassen. Als dieser um die nächste Ecke bog, wartete er ein paar Sekunden, ehe er schnell wieder aufschloss. Im nächsten Moment wurde er grob am Kragen gepackt und gegen die nächste Betonwand gepresst. Hidan kam nicht mehr dazu, auch nur einen Fluch auszusprechen, denn schon wurde ihm ein Messer an die entblößte Kehle gehalten. Kalt bohrten sich die grauen Augen seines Gegenübers in die seinen und der Jashinist schluckte hart. „Warum rennst du mir nach?“ Ihm lag ein frecher Spruch auf den Lippen, doch diesen verkniff er sich lieber, als er sich der Schärfe der Tonlage bewusst wurde. Der Kerl war sowieso nicht mehr ganz dicht, wer wusste schon, ob der ihn nicht abstach, wenn er große Klappe hatte. „Ich…brauch Arbeit, okay?! Und ich dachte…also, du hast doch Beziehungen oder nicht? Vielleicht lässt sich da was machen…wenn ich lieb bitte sage?“ Den Wimpernaufschlag konnte er sich einfach nicht sparen, doch der Druck gegen seine Kehle ließ ihn augenblicklich wieder ernst werden. „Ich meins ernst, man! Also nimm das verfickte Messer weg, Pain!“ Der Punk bedachte ihn immer noch mit diesem mörderischen Blick, doch dann ließ er die Klinge sinken, schob sich das Teil zusammengeklappt in die Tasche. Irgendwie wirkte er angespannt, nicht so ruhig wie sonst. „Das ist ein schlechter Zeitpunkt, Hidan“, brummte er und wollte sich anscheinend abwenden. „Ist mir latte, du Arsch!“, rutschte es dem Russen heraus und er stemmte die Hände in die Hüften. „Ich brauch Knete, verstanden?!“ Vielleicht war er ja zu fordernd gewesen, denn eine Sekunde später bohrte sich eine Faust direkt neben seinem Gesicht in die Wand. Hidan weitete die violetten Augen und fürs Erste hatte es ihm die Sprache verschlagen. „Das hier ist kein Spiel“, knurrte Pain. „Ich habe noch was zu erledigen und du störst gerade.“ „Was hast du denn zu erledigen?“ „Das geht dich nichts an. Geh zurück nach Hause. Sofort!“, knirschte der Orangehaarige endgültig. Hidan wollte schon widersprechen, doch dann überlegte er es sich anders. Vielleicht sollte er ihn später noch mal drauf ansprechen, wenn dieser Bastard nicht so üble Laune hatte. Lag bestimmt an Konans Verschwinden, die Kampflesbe ging ja auch so darauf ab. Was die alle nur hatten mit diesem blöden Weibsstück. „Ist ja gut, du Sack…kein Grund, mich anzumachen!“, murrte er nicht minder zornig und drehte sich um. „Meine Fresse, wenn das so weitergeht, muss ich doch wieder bei Kakuzu antanzen und zu Kreuze kriechen…das ist doch echt der letzte-“ Der Rest ging in einem Keuchen unter, als Pain ihn ohne Vorwarnung am Kragen packte und zurückzerrte. „Was hast du da gesagt?“, fragte er und hielt ihn immer noch fest. Hidan verstand erst gar nicht, was dieser Irre von ihm wollte und das sagte er ihm auch. Drehte der jetzt eigentlich völlig am Rad? Wäre er diesem Scheißkerl gar nicht erst gefolgt…Drogen verticken konnte man doch sicher auch noch woanders. „Na, dass ich bei meinem alten Boss anfangen muss, wenn ich nix Neues finde.“ „Und dein Boss ist Asano Kakuzu?“ Kannte Pain den alten Bastard etwa? Vielleicht hätte er merken sollen, dass er sich auf dünnem Eis befand, doch Hidan hatte niemals den Schwanz eingezogen, schon gar nicht wenn er etwas wollte. Also setzte er ein überhebliches Grinsen auf, das Pain mit einem skeptischen Blick bedachte. „Der Typ ist nicht nur mein Boss, wenn du verstehst~“, säuselte er und leckte sich lasziv über die Unterlippe. Vielleicht konnte er hier noch was reißen, indem er so tat, als stünde er weit oben in Kakuzus Gunst. Dass der alte Mann Einfluss hatte, das wusste er und diesmal würde ihm das auch was nützen. „Ihr habt ein Verhältnis?“ Hidan nickte grinsend und die Hand an seinem Kragen löste sich sofort. Hatte da etwa jemand Schiss vor dem Fossil? Da musste er doch gleich noch mal nachsetzen, um sich glaubhafter zu machen. Musste ja niemand wissen, dass er Kakuzu anscheinend am Arsch vorbei ging. „Logisch! Der Alte kann nicht genug von mir kriegen!“, schweifte er aus und Pain hob eine Braue. „Bin so was wie sein Liebling~“ Sein Gegenüber schien nachzudenken, ob er ihm die Story abkaufen sollte und Hidan schickte ein stummes Gebet zu Jashin. Vielleicht hätte er schon bald einen neuen Job und dann konnte ihn Kakuzu sonst wo lecken. „Und warum bist du gefeuert worden?“, hakte er nach und der Russe hielt inne. „Weil…der Kerl ein Rad ab hat! Und außerdem bin ich nicht gefeuert worden! Der ist viel zu fixiert auf mich, da hab ich gekündigt, kapiert? Man, der alte Sack ist echt anstrengend, ich brauch einfach mal einen Tapetenwechsel, verstehst du? Aber ich wette, der würde mich sofort zurücknehmen, wenn er die Gelegenheit hätte!“, plapperte er drauf los und hoffe inständig, dass das jetzt nicht zu abgedreht klang. „Und was willst du von mir?“ „Na, einen Job halt…du hast doch Geschäfte am Laufen oder? Ich wär sofort dabei!“ Man sah dem Punk an, dass er gewisse Zweifel an dem Ganzen hatte, doch gänzlich abgeneigt schien er ihm auch nicht zu sein. Hidan hätte nie gedacht, dass er Kakuzu mal positiv benutzen konnte…sonst war es immer andersherum gewesen. Indirekt konnte er es dem Arsch somit heimzahlen. „Also gut…folge mir.“ Langsam nickte Pain schließlich, bedeutete ihm mit einer Handbewegung, ihm zu folgen und Hidan zögerte keine Sekunde. Das versprach interessant zu werden. ______________________________________________________________________ So und der glückliche Gewinner ist ! ;) Ja, es ist tatsächlich Hanzou, aber mit Yahiko und Orochimaru ward ihr nah dran, denn die beiden standen auch in der engeren Auswahl. So, wer möchte mit Konan tauschen? Ich denke mal niemand. Ist bestimmt alles andere als lustig, so als Geisel gehalten zu werden und nicht zu wissen, was mit einem passiert...vielleicht lügt Hanzou ja auch und murkst sie beide ab? Wer weiß... Tja, Kisame gibt weiterhin sein Bestes und es scheint zu funktionieren, womit allerdings nicht gewährleistet ist, dass er sich ewig in Zurückhaltung üben kann. Die Beziehung zwischen Itachi und ihm ist keine einfache Geschichte. Zu Sasori...tja, ist er es wirklich? Wenn ja, wie kann das sein? Oder ist es sein Zwillingsbruder? Ich würde mich wirklich sehr über Kommentare freuen, in denen ihr mir eure Vermutungen mitteilt. =) Ebenso zu dem, was Pain mit Hidan vor hat, denn das Interesse ist sicher nicht unbegründet, tja ja... Stellt euch bitte darauf ein, dass es in Zukunft öfter mal zu Verzögerungen der Kapitel kommen kann, ja? Ich hab momentan viel zu tun, muss Überstunden machen und ne Erkältung hab ich mir auch noch zugezogen. Ansonsten bedanke ich mich herzlich bei den Kommischreibern! Ihr gebt mir jedes Mal Elan und bringt mich auf gute Ideen! ^__^ Bis zum nächsten Mal und liebe Grüße! Pia Kapitel 22: Without a soul -------------------------- Es war die unmöglichste Zeit, um jemandem einen spontanen Besuch abzustatten, doch den Blondschopf kümmerte das nicht im Geringsten. Zielstrebig bog er um die Ecke, wo die Person, mit der er unbedingt ein ernstes Wort reden musste, wohnte. Die Siedlung war von hübschen Häusern und ihren prachtvollen Vorgärten geprägt, doch als Deidara das Tor des Zauns laut hinter sich zugeworfen hatte, interessierten ihn die beschissenen Blümchen einen Dreck. Immer noch unheimlich wütend trat er absichtlich in das liebevoll angelegte Beet, hinterließ Abdrücke in der glatt gezogenen Erde. Gern hätte er die nun schmutzigen Schuhe an der weißen Hauswand gesäubert, doch er rief sich zur Vernunft, atmete einmal tief durch. Vielleicht war all dies ein riesiges Missverständnis…ach von wegen! Was wollte er sich hier vormachen? Wenn er nicht halluzinierte und das glaubte er inzwischen nicht mehr, dann war Sasori noch sehr lebendig und verschimmelte keinesfalls unter der Erde. Doch wie konnte das sein? Die Antwort konnte ihm nur hier gegeben werden, auch wenn er sich nach Sasoris Ableben geschworen hatte, diese alte Hexe nie wieder zu sehen. Missmutig betätigte er den Knopf der Klingel und verschränkte die Arme. Es dauerte, bis sich etwas hinter der Tür tat, was ihn aber keinesfalls wunderte; die Schrulle war immerhin nicht mehr die Jüngste. Als ihm endlich geöffnet wurde, war er schon kurz davor, noch einmal Sturm zu klingeln, aber dazu bestand ja nun keine Notwendigkeit mehr. „Was willst du denn hier?“ Die krächzende Stimme schmerzte ihn immer noch in den Ohren und nicht zum ersten Mal wurde ihm klar, wie sehr er diese Schreckschraube verabscheute. Doch noch konnte er sich beherrschen, setzte ein heuchlerisch freundliches Lächeln auf. „Dich besuchen, was denn sonst, Chiyo-baa, hmm!“, behauptete er in so einem fröhlichen Ton, dass die Alte schon die Tür zuknallen wollte. Deidaras Miene verfinsterte sich und noch bevor er ausgesperrt werden konnte, steckte sein Fuß bereits zwischen Tür und Angel. Regelrechte Blitze schossen aus seinen blauen Augen, doch die alte Frau konnte er damit nicht einschüchtern. „Das ist Hausfriedensbruch, du unverschämter Bengel!“, zischte sie, als er sich gewaltsam Zutritt verschaffen wollte. „Ist mir egal! Wir unterhalten uns jetzt, kapiert, hmm?“, knurrte er zurück und schob sie beiseite, knallte die Tür hinter sich zu. Chiyo maß ihn mit einem verächtlichen Blick, doch er merkte ihr eine gewisse Nervosität an. Normalerweise wirkte sie wie ein Fels in der Brandung, doch jetzt stand sie da in ihrem rosa Nachthemd und ballte immer wieder die Fäuste, während sie auf ihrer Lippe kaute. Sie hatte doch nicht etwa tatsächlich Angst vor ihm oder? „Schön!“, meinte sie schließlich und funkelte ihn böse an. „Was willst du?“ Deidara war es nur recht, dass sie das im Flur klären würden – er wollte nicht lange bleiben, fühlte sich in der Nähe dieser Hexe unwohl. Immerhin hatte die ihm das Leben schon genug versaut mit ihrer intoleranten Einstellung gegenüber Homosexuellen. Leider schien die alte Vogelscheuche Sasori doch etwas bedeutet zu haben, denn er hatte manchmal darauf bestanden, sie zu besuchen. Jeder Besuch hatte in einem Desaster geendet und irgendwas war immer zu Bruch gegangen. „Du wirst mir jetzt erzählen, was hier los ist!“, begann er und sie fixierte ihn argwöhnisch. „Wie kann es sein, dass ich jemanden, der eigentlich tot sein sollte, noch heute Abend in einem Café rumsitzen sehe, hmm?!“ Etwas in Chiyos starrer Mimik zuckte und es lieferte Deidara den ersten Beweis, dass da was nicht stimmen konnte. „Du willst Sasori gesehen haben?“, fragte sie und es klang spöttisch. „Vielleicht wirst du ja langsam verrückt? Geh mal zum Arzt, Junge, vielleicht kann der dich auch von deiner Abartigkeit heilen.“ Das reichte für eine Kurzschlussreaktion und Chiyo konnte froh sein, dass Deidara seine Faust gegen die Wand schlug. Ein lautes Scheppern ertönte, als das Bild, auf dem sich eine Wüstenlandschaft abzeichnete, auf dem Boden in Scherben zerbarst. Stille senkte sich über den Raum und Chiyo presste unweigerlich die Lippen aufeinander. „Was ist denn da unten los, Nee-san?“ Chiyo schnaubte, kaum dass die ihnen beiden vertraute Stimme zu ihnen herunterscholl. „Nichts, Ebizo…schlaf weiter!“, rief sie dann hoch und damit verstummte ihr Bruder, der sein Zimmer auf dem Dachboden hatte, wieder. Deidara atmete tief durch, ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen, denn er erwartete immer noch eine Antwort. „Respektlos wie eh und je“, brummte die alte Frau und schüttelte den Kopf. „Das zahlst du mir, Bengel!“ „Erzähl mir endlich, was ich wissen will!“, ignorierte der Künstler die Forderung und machte einen Schritt auf sie zu. „Was wird hier gespielt, hmm? Warum ist er…“ „Nicht unter der Erde?“, beendete Chiyo den Satz und Bitterkeit hallte in ihrer Tonlage wieder. „Das wäre er beinahe gewesen, denn der Autounfall war wirklich schlimm. Sasori hatte einen Herzstillstand, ein Schädeltrauma und innere Blutungen. Die Ärzte wollten ihn schon aufgeben.“ Deidaras Augen weiteten sich und lediglich die Fassungslosigkeit verhinderte einen weiteren Ausbruch seinerseits. „Was…soll das heißen? Du…du hast mir erzählt, er wäre sofort tot gewesen! Sein Arzt hat mir gesagt, dass er zusammengequetscht wurde, wie…wie…“ Ihm fehlten einfach die passenden Worte, doch Chiyo übernahm das für ihn. „Nun, was soll ich sagen? Das war eben nur die halbe Wahrheit.“ Deidara war unbegreiflich, wie sie es wagen konnte, so ruhig mit ihm zu reden, so als sei es das Normalste der Welt, jemandem den Tod vorzugaukeln. Immer noch fühlte er sich wie gelähmt von diesen Informationen, die auf ihn einschlugen wie Hagelkörner. „Ich…die Beerdigung…es gab doch eine verdammte Beerdigung, hmm!“, brachte er nur hervor und Chiyo lächelte freudlos. „Wie lange warst du da? Zehn Minuten? Du bist so schnell verschwunden, dass du, selbst wenn Sasoris Asche in der Urne gewesen wäre, nicht mal die Predigt zu Ende gehört hättest.“ Plötzlich fühlte sich Deidaras Mund ungemein trocken an und es fehlte ihm sogar die Luft zum Atmen. Schwindel und Übelkeit stiegen in ihm auf und er konnte nur da stehen und sie anstarren. „Du warst dir doch immer selbst am Wichtigsten, nicht wahr?“, fuhr sie fort und die Verachtung war nicht zu überhören. „Sasori ist ein großartiger Chirurg, der es zu etwas hätte bringen können, aber du standst ihm im Weg! Wie hätte er dich jemals Kollegen vorstellen können oder gar seinem Chef? Ein halbes Mädchen, das pausenlos davon redet, wie toll Explosionen sind und mit so einem schrecklichen Sprachfehler! Er wäre unten durch gewesen, aber das war dir egal, oder?“ „Ich habe ihn verdammt noch mal geliebt, hmm!“, zischte Deidara und sein Hals brannte. Chiyo gab ein trockenes Auflachen von sich, bei dem sich seine Nackenhaare aufstellten. „Ach ja? Ich wette, du warst ihm in diesem halben Jahr nicht einmal treu! Du hast ihn geliebt, ja? Nun, das Strohfeuer muss ja rasch erloschen sein, doch das überrascht mich nicht. Ich habe dich von Anfang an durchschaut, Bursche! Du bist niemals gut für meinen Enkel gewesen! Sasori war immer ein bodenständiger, vernünftiger Junge, aber du…du bist wie Gift für sein Leben!“ „Was weißt du schon?! Wag es gefälligst nicht, über mich zu urteilen! Du kennst mich nicht, hmm!“, fauchte er zurück, doch die Anschuldigungen hatte bereits seinen Kern erreicht. Gewissermaßen hatte Chiyo Recht, zumindest was die Treue anbelangte, denn er hatte die Erinnerungen an Sasori verdrängt. Er hatte Hidan Sasori vorgezogen und dass er ihn für tot gehalten hatte, das machte es keinen Deut besser. Es war nur ein halbes Jahr, viel zu kurz…was hatte er getan? Chiyo verzog das Gesicht, gefiel ihr wohl seine Lautstärke nicht. „Dein Rumgebrülle ändert nichts an den Tatsachen.“ Deidara funkelte sie zornig an und am liebsten wäre er ihr an die Kehle gesprungen. Wusste sie überhaupt, wie sehr er unter Sasoris Verlust gelitten hatte? Wie schwer ihm dieser Neuanfang gefallen war? „Sasori hat sein Gedächtnis zum Teil verloren, deshalb hat er dich nicht erkannt. Er hat einiges vergessen, kennt mich, Ebizo, erinnert sich an seine Eltern und er kann immer noch operieren…allerdings fehlen ihm die letzten drei Jahre fast vollständig.“ Das gab ihm den Rest und er musste sich an der Wand festhalten, damit ihm nicht die Knie wegbrachen. Deshalb hatte er ihn nicht erkannt? Weil er unter Amnesie litt? Weil er ihn vergessen hatte? „Wenn du ihm einen Gefallen tun willst, dann hältst du dich von ihm fern. Oder glaubst du ernsthaft, er würde sich noch einmal freiwillig für dich entscheiden? Sein Leben läuft nun in geregelten Bahnen, er hat alles, was er braucht. Wäre es nicht unfair, ihn mit eurer Beziehung zu konfrontieren und damit unter Druck zu setzen?“ Der ziehende Schmerz in seiner Brust wollte einfach nicht verschwinden und er konnte auch nichts mehr dagegen sagen. Hatte diese alte Hexe etwa Recht? Nein! Nein, das hatte sie nicht! „Wenn er dir tatsächlich etwas bedeutet, dann lässt du ihn in Frieden und trittst nie wieder in sein Leben.“ Deidara schluckte hart und er wusste, dass er hätte zurückschlagen sollen. Das hier konnte er sich nicht bieten lassen, er musste sich verteidigen! Aber ihm fiel nichts ein, so dass er lediglich ein gepresstes „Fahr zur Hölle!“ von sich geben konnte. Dann drehte er sich um, wollte einfach nur noch fort von dieser schrecklichen Vogelscheuche, die ihm soeben einen deftigen Schlag verpasst hatte. Das Schlimmste war, dass zwischen all dem Gift ein Funken Wahrheit steckte…und Deidara bis jetzt nicht wusste, wie er damit in Zukunft umgehen sollte. Kisame war niemals ein romantischer Typ gewesen, der sich Gedanken um das perfekte Date oder Rosenblätter aufs Bett verteilen gemacht hatte. Er hasste Schnulzen und ebenso Klischees, erinnerte sich nicht an wichtige Ereignisse, wie zum Beispiel Geburtstage und er mochte die berühmten drei Worte nicht, hatte sie auch noch nie gesagt. In seinen bisher doch eher kurzlebigen Beziehungen war es meistens nur um Sex gegangen und Zärtlichkeiten gab es selten. Kisame mochte es so, das war seine Art und er verstellte sich nicht gern. Bisher hatte er nie einen Anreiz gehabt, sich zu verändern, doch in drei Jahren konnte so einiges passieren. Damals, als er sich in diesen schüchternen, unnahbaren Jungen verguckt hatte, war ihm noch nicht bewusst gewesen, dass diese Begegnung sein Leben umkrempeln würde. Nicht genug damit, dass er Itachi so lange hinterhergerannt war, nur um ihn dazu zu bringen, bei ihm einzuziehen und Kisame konnte immer noch nicht fassen, wie viel ihm allein das bedeutete. Doch so langsam wurde ihm klar, dass er dabei war, sich zu verbiegen, um es dem Uchiha einfacher zu machen. Wäre es nach seiner Natur gegangen, hätte er Itachi gleich am ersten Abend auf die Matratze gedrückt und sich seine Belohnung geholt. Es zerrte an seiner Beherrschung, ihm so nah zu sein und ihn nicht einmal küssen zu dürfen. Kisame wusste, was passieren würde, wenn er sich auch nur einmal gehen lassen würde und er wollte vermeiden, dass sich sein neuer Mitbewohner wieder vor ihm zurückzog. Schließlich hatte er sich vorhin freiwillig an ihn gelehnt und somit mehr Nähe zugelassen, als Kisame erwartet hätte. Vielleicht zahlte es sich am Ende ja doch für ihn aus, dass er so viel zurückstecken musste. Es mochte selbstsüchtig klingen, das war es vermutlich auch, doch es war die Wahrheit, dass es Kisame gehörig nervte, so viel Nachsicht zu zeigen. Sicher, er tat es Itachi zuliebe und jeder Fortschritt zwischen ihnen freute Kisame ungemein, doch ebenso reizte es ihn. Wie ein Hai, der Blut geleckt hatte, wollte er den Jüngeren berühren, ihn für sich beanspruchen…er wollte ihn ficken. Auf der anderen Seite wollte er aber auch, dass Itachi aus eigenem Antrieb heraus mitmachte. Er wollte ihn nicht vergewaltigen wie Shisui es getan hatte oder seinen Zustand ausnutzen, um ihn sich gefügig zu machen wie es in Madaras Sinn gewesen war. Das zwischen Itachi und ihm sollte Zukunft haben, er wollte, dass es hielt und dass es ohne Zwang ablief…aber er wollte auch nicht ewig warten und genau das brachte ihn in einen grauenvollen Gewissenskonflikt. Besonders in Momenten wie diesen, in denen er neben dem Uchiha lag und frustriert an die Decke starrte, um nicht auf dumme Gedanken zu kommen. Es war die erste Nacht, in der Itachi einigermaßen ruhig schlief und nicht jedes Mal hochschreckte. Allein deshalb hätte er sich am besten umdrehen und einschlafen sollen, doch er konnte nicht. Ein entnervtes Seufzen entfuhr ihm, während er dem gleichmäßigen Atem lauschte, doch dann hielt er es nicht länger aus. Vorsichtig setzte er sich auf, linste zum Bett rüber, wo Itachi mit dem Rücken zu ihm lag. Der Platz hätte locker für sie beide ausgereicht, dachte Kisame missmutig und die Idee, sich still und heimlich dazu zu legen, konnte er sich nicht aus dem Kopf schlagen. Er wollte ja nichts machen, nur ein bisschen mehr Körperkontakt. So leise wie möglich erhob er sich und legte sich zu dem Jüngeren, verfluchte dabei im Stillen die knarzende Matratze, die unter seinem Gewicht nachgab. Itachi regte sich nicht und Kisame atmete unweigerlich auf, ehe er sich auf die Seite drehte, um ihn im Blick zu behalten. Die Haare hatten sich aus dem losen Zopf befreit und das Schwarz der Strähnen schimmerte leicht im spärlichen Mondlicht. Unwillkürlich gab er dem Drang nach und strich sie zur Seite, legte Itachis Nacken frei. Damit hatte er sich im Endeffekt jedoch nur noch mehr Appetit gemacht und er rückte näher zu dem Jüngeren heran, spürte dessen Wärme, vernahm seinen Geruch…und schließlich konnte er nicht mehr an sich halten. Seine Arme schlangen sich um den schlanken Körper vor sich und er drückte sich von hinten an ihn, vergrub das Gesicht in diesem wunderbaren Nacken. Erst als Kisame das unnatürliche Zittern bemerkte, wurde ihm bewusst, was er dem Uchiha hiermit antat und er hielt in seinem Rausch inne. Itachi gab keinen Laut von sich, doch die verkrampfte Haltung machte deutlich, dass er wach war. Vermutlich hatte er ihm den Schrecken seines Lebens eingejagt, indem er ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen hatte und ihm dann auch noch so nahe war. Kisame zögerte merklich, hatte keine Ahnung, was er nun sagen oder tun sollte. Hatte er Itachis Vertrauen hiermit endgültig verloren? Doch der Jüngere machte keine Anstalten, sich zu befreien, blieb stocksteif so liegen. Kisame runzelte die Stirn, fragte sich, ob er sich nicht deutlich ausgedrückt hatte, als er gemeint hatte, dass Itachi ihm mitteilen müsse, wenn es ihm zu viel wurde. Warum wehrte er sich also nicht und zeigte ihm seine Grenzen auf? Weil er vermutlich viel zu viel Angst hat, du Idiot, schalt er sich innerlich selbst und wollte schon abrücken. „Kisame…“ Augenblicklich hielt er in seiner Bewegung inne, schaute Itachi irritiert an. „…bleib.“ Beinahe wäre ihm die Kinnlade heruntergeklappt, als er das hörte; was sollte das denn jetzt? Er hätte eher mit einer Panikattacke gerechnet, doch diese blieb aus. Lediglich zittern tat er noch und es verdeutlichte, wie viel es Itachi kosten musste, das ausgesprochen zu haben. „Bist du sicher?“, fragte er dennoch und ohrfeigte sich mental dafür. Wollte er sich die Gelegenheit jetzt auch noch freiwillig entgehen lassen, wo Itachi ihm schon entgegen kam? „Frag nicht solchen Unsinn.“ Der Ältere von ihnen hob eine Braue, war diesen Ton schon gar nicht mehr gewohnt gewesen, doch er brachte ihn zum Grinsen; vielleicht steckte da ja doch noch ein Funken vom alten Itachi. Dadurch ermutigt fuhren seine Hände über des anderen Brust, verharrten dort und nahmen Itachis kalte Finger in die seinen. Das Höhegefühl wollte einfach nicht verschwinden, auch wenn es nur ein Prozentteil dessen, was Kisame begehrte, war. Wie war es eigentlich möglich, sich so dermaßen glücklich zu fühlen, ohne dabei einen Orgasmus zu kriegen? „Mehr kann ich dir nicht geben.“ Kisame blinzelte, ließ den Uchiha aber nicht los; konnte der etwa Gedanken lesen? „Ich kann warten“, gab er zurück, auch wenn er damit nicht ganz ehrlich war. Itachi schwieg eine Weile, aber wenigstens zitterte er nicht mehr so heftig, auch wenn er immer noch angespannt wirkte. Er hatte schon einmal deutlich gemacht, dass er das alles nicht aus Mitleid tat, sondern weil Itachi ihm etwas bedeutete. Weil er ihn mehr als alles andere wollte. „Du verstehst nicht“, wisperte dieser schließlich. „Ich weiß nicht, ob ich jemals mit dir…“ Zum Ende hin verstummte der Jüngere, schien es nicht auch noch aussprechen zu wollen, aber Kisame reichte das. Es war ihm klar gewesen, dass es eventuell darauf hinauslaufen könnte und dennoch hatte es ihn nicht abgeschreckt. „Das ändert nichts an meiner Entscheidung“, erwiderte er ruhig und nun drehte sich Itachi zu ihm um. Die blasse Haut machte ihm Mondlicht einen geradezu unwirklichen Eindruck und auch wenn seine Augen auf den ersten Blick matt erschienen, war er immer noch unheimlich hübsch. Kisame merkte, wie seine Geduld abermals auf eine harte Probe gestellt wurde. Er hatte Itachi immer für eine starke Persönlichkeit gehalten, jemand, den nichts so leicht erschüttern konnte, doch dieses Bild war längst zerstört worden. Das, was ihn einst so sehr gereizt hatte, war kaum mehr vorzufinden, hatte Unsicherheit und Angst zurückgelassen. Nie zuvor hatte Kisame sich um jemanden so sehr bemüht, wie er es soeben tat, obwohl er vielleicht für immer abgewiesen werden würde. Zu seiner Überraschung legte sich plötzlich ein schwaches Lächeln auf die Lippen Itachis, ehe sich dieser mit dem Kopf an seine Brust lehnte. Reflexartig schloss Kisame ihn noch fester in seine Arme und wieder spürte er dieses Gefühl, von dem er nicht genug bekommen konnte. Itachis bloße Nähe berauschte ihn, wie es sonst nur der körperliche Akt tat und er verstand sich selbst nicht. „Ich weiß es wieder.“ „Hm?“ Während er dem Uchiha über den Rücken strich, entspannte sich dieser langsam. „Was ich damals so an dir mochte.“ Der Ältere hob eine Braue, fühlte abermals diese Wärme in sich aufsteigen. Um der ungewohnten Verlegenheit zu entkommen, fragte er grinsend: „Und das wäre?“ Doch die Antwort blieb ihm versagt und er fragte nicht weiter nach, lauschte lediglich Itachis gleichmäßigem Atem. Es musste wohl reichen, wenn er wusste, dass der Uchiha überhaupt irgendwas an ihm mochte…was auch immer das war. Darüber konnte er sich jetzt wahrscheinlich den Rest der Nacht den Kopf zerbrechen, ohne auf die Lösung zu kommen. Aber das war in Ordnung, denn so wie sein Herz gerade raste, würde er ohnehin nicht schlafen können. Als Pain zugesagt hatte, dass er ihm folgen dürfe, hatte Hidan mit einer schäbigen Bar, wenn nicht einer Seitengasse gerechnet. Als er jetzt nach der langen Fahrt mit der Bahn mit dem Punk vor einem der teuersten Casinos der Stadt stand, schaute er reichlich dumm aus der Wäsche. Das Gebäude war mindestens dreistöckig und wirkte dermaßen imposant, dass es dem Russen die Sprache verschlug. Goldene Ornamente zierten Außenwände und die Säulen am Eingang, über welchem ein riesiger ebenfalls goldfarbener Salamander in der Größe eines Hundes thronte. Rote Blitzlichter formten die Kanji Sanshouuo, was wohl der Name des Clubs sein sollte. Hidan klappte die Kinnlade herunter und er sah ungläubig zu Pain, der so gelassen wirkte, dass es ihm die Sprache verschlug. Wie hatte der überhaupt vor, da reinzukommen? Schließlich waren sie beide nicht mal annähernd so gut gekleidet, wie es hier wohl üblich war, wenn man die ganzen Anzugträger bedachte. Die Türsteher machten auch nicht gerade einen freundlichen Eindruck und er konnte sich bei besten Willen nicht vorstellen, dass die sich bequatschen ließen. „Komm!“ Irritiert nahm er wahr, dass Pain allem Anschein nach tatsächlich glaubte, da reinzukommen. Schnurstracks ging er auf die Türsteher zu und wechselte ein paar Worte mit diesen, woraufhin einer der Gorillas nickte. So einfach ging das? Schien, als hätte Pain wirklich einige Verbindungen, die er sich selbst noch zunutze machen konnte. Dadurch angespornt wollte er dem anderen folgen, wurde aber zurückgehalten, indem man ihn grob am Oberarm packte und festhielt. „Pfoten weg, ihr Affen!“, zischte Hidan und vergriff sich damit im falschen Ton. Vermutlich hätten ihn die beiden Schränke zu Brei verarbeitet, erhob der eine von ihnen doch bereits die Faust, doch Pain verhinderte eine solche Eskalation rechtzeitig. Verwirrt wurde er von den beiden Männern angeschaut, als er dem einen die Hand auf die Schulter legte, die grauen Iriden wirkten eindringlich. „Er gehört zu mir.“ Damit schien sich die Sache erledigt zu haben und er wurde losgelassen, wenn auch weiterhin mit Blicken erdolcht. Hidan schnaubte abfällig, besaß sogar noch die Dreistigkeit seinen Stinkefinger zu zeigen, ehe er Pain folgte. Dieser maß ihn mit einem kalten Blick, fand die Aktion soeben weniger lustig. „Benimm dich!“, warnte er. „Du bist hier nicht zuhause.“ „Ja, ja…reg dich ab, Alter“, brummte Hidan nur und Pain beließ es auch dabei. Neugierig blickte sich der Russe um, nur um festzustellen, dass die Inneneinrichtung nicht minder überteuert wirkte, wie das Äußere des Casinos. Die Musik schallte durch die schweren Türen nur gedämpft herüber, so dass es einem in den Gängen nicht das Trommelfell platzen ließ. Allerdings führte Pain ihn nicht einmal in die Nähe der Haupträume, sondern ging ohne zu zögern auf die Fahrstühle zu. Nachdem sein Mitbewohner den Knopf für den vierten Stock gedrückt hatte, schlossen sich die Türen und es wurde still. Ein mulmiges Gefühl stieg in dem Jashinisten auf und das lag sicher nicht daran, dass er Angst in engen Räumen hatte. Die Atmosphäre zwischen ihm und Pain wirkte auf einmal seltsam angespannt und er wusste nicht, ob das bloße Einbildung war. Andererseits…was sollte schon passieren? Der Punk würde ihn ja wohl kaum umbringen, davon hätte er schließlich absolut keinen Nutzen. „Wie läuft das eigentlich ab?“, fragte er betont gleichgültig und schob die Hände in die Jackentaschen. „Abwarten“, lautete die knappe Antwort und dann öffneten sich auch schon die Türen. Für normale Gäste war diese Etage tabu und so war es nicht weiter verwunderlich, dass sie abermals Wachmänner erwarteten, kaum dass sie aus dem Fahrstuhl stiegen. Dieses Mal musste Pain nicht einmal etwas sagen, denn einer der Männer trat augenblicklich vor. „Hanzou-sama erwartet Sie bereits.“ Ein knappes Nicken seinerseits genügte und der Typ drehte sich um, führte ihn zum Büro des Clubbesitzers. Hinter sich hörte er Hidan unverständliches Zeug murmeln, doch er ignorierte ihn. Früh genug würde er ihm mitteilen, warum er ihn hierher mitgenommen hatte, aber jetzt sollte er einfach nur den Mund halten und ihm nicht die Tour vermasseln. Schließlich ging es hier um Konans Leben und um das zu retten, hätte er selbst sein eigenes gegeben. Die Tür wurde erst nach ein paar Sekunden geöffnet und ohne eine Miene zu verziehen, trat der Punk ein. „Nagato!“ Sein Kopf fuhr herum, kaum dass er die vertraute Stimme vernommen hatte und er erblickte Konan, die in einem viel zu kurzen Yukata Hanzou gegenüber saß und sich jetzt erhob. Auch wenn ihm die Aufmachung nicht passte, so schien sie doch wenigstens unberührt und das war es, was zählte. Dennoch blieb seine Haltung angespannt, seine Miene eisern, als er sich ohne sie noch weiter zu beachten Hanzou zuwandte. Dieser lächelte auf eine Art und Weise, die alles andere als sympathisch rüberkam und er wartete darauf, was nun folgen würde. „Du bist also meiner Einladung gefolgt. Das freut mich.“ Auch der Besitzer des Casinos erhob sich nun und Pain wusste, dass die beiden Wachmänner, die sich inzwischen neben ihm positioniert hatten, die Hände bereits an ihren Waffen hatten. Mindestens zwei weitere standen vermutlich hinter der Tür, aber er war nicht lebensmüde, würde nichts Selbstmörderisches versuchen…nicht solange Konan hier war. „Wie du siehst, ist deine Freundin unbeschadet und das wird sie auch bleiben, wenn du dich bereit erklärst, auf meine Forderungen einzugehen.“ Pain war froh, dass Hidan seine vorlaute Klappe hielt und sich nicht einmischte, denn in solch einem Fall wäre er versucht gewesen, ihn eigenhändig zum Schweigen zu bringen. „Ich höre.“ Hanzou nickte verständnisvoll und es gefiel Pain nicht, wie nahe er mittlerweile neben Konan stand. Letztere sah unruhig zwischen ihnen hin und her, was die Situation nur noch unangenehmer gestaltete. „Ich will, dass du wieder in meine speziellen Dienste trittst, Nagato. Du bist fähig, was das angeht und du bist diskret. Das gefällt mir.“ „Fickt der Kerl dich oder was versteht der unter speziell? Ey Konan! Scheint, als hätte dein Stecher mehr für den alten Sack da übrig!“ Pain verzog keine Miene, als er herumfuhr und den Russen im Nacken packte, um ihn mit einem Griff in die Knie zu zwängen und seinen Kopf auf den Boden zu drücken. Zwar fluchte Hidan darauf erst recht los, doch als Pain den Druck verstärkte, ihm somit Schmerzen zufügte, verstummte er langsam. Hanzou runzelte die Stirn, während Konan ihn einfach nur erschrocken anschaute. „Ich denke, du wirst mir noch erklären, was das Großmaul hier macht.“ „Natürlich.“ „Und wie lautet nun deine Antwort?“ „Nein.“ „Hm…nein…“, wiederholte Hanzou langsam und fuhr sich nachdenklich übers Kinn. Im nächsten Moment stand einer der Wachleute direkt hinter seiner Freundin und griff ihr grob in das blaue Haar, um ihren Kopf nach hinten zu reißen. Konans Aufschrei jagte wie ein Stromstoß durch seinen Körper und er musste sich beherrschen, um nicht aufzuspringen und ihr zu helfen. Der Lauf einer Pistole richtete sich auf ihre Kehle und alles in ihm verkrampfte sich. „Ist das wirklich dein letztes Wort, Nagato?“, fragte Hanzou ernst und verschränkte die Arme. „Es wäre doch schade, wenn ich ihr etwas antun müsste, nicht wahr? Wobei…sie zu erschießen doch ein bisschen zu simpel ist.“ Ein Beben durchdrang ihn, als der Lauf der Waffe ihr Dekolleté herunterglitt, den Stoff zur Seite schob und den schwarzen BH darunter entblößte. Konans Keuchen jagte ihm einen Schauer über den Rücken und dennoch rührte er sich nicht. „Ich bin ein Geschäftsmann, wie du weißt und gewöhnlich schlage ich aus allem Profit. Mir fehlt noch jemand, der die Kunden ein wenig…unterhält.“ Inzwischen war die Knarre bereits an Konans Bauch angekommen und so hatte jeder von ihnen mehr Einsicht, als Pain jemals hatte zulassen wollen. Das verfluchte Ding in seiner Brust zog sich schmerzhaft zusammen, doch er durfte jetzt einfach nicht die Nerven verlieren und impulsiv handeln. „Ich habe ein Angebot für Sie.“ Bewegung kam in Konan, als die Pistole zwischen ihre Beine glitt, doch der Kerl bog ihren Kopf einfach weiter zurück, um dies zu unterbinden. Hanzou warf einen Blick seitwärts, dann zuckte er mit den Schultern und schaute wieder zu ihm zurück. „Ich hoffe, es ist ein Gutes.“ Pain nickte daraufhin bloß und erhob sich dann samt dem Russen, der ihm einen wütenden Blick aus seinen violetten Iriden zuwarf. Es war ihm egal, denn schließlich schuldete er ihm keine Rechenschaft und jetzt konnte Hidan auch endlich erfahren, wozu er ihn hierher gebracht hatte. „Ein Druckmittel gegen Kakuzu-san.“ „Was?!“, entfuhr es dem Jashinisten abrupt, doch Pain ignorierte ihn. Hanzou währenddessen schaute ihn an, als habe er den Verstand verloren. „Du willst mir ernsthaft erzählen, dass dieses Stück Dreck da auch nur irgendeinen Wert für den Geizkragen beinhaltet? Ich wusste nicht, dass du scherzen kannst, Nagato.“ In der Tat improvisierte er hier hauptsächlich, denn es war niemals klug, sich auf Hidans Wort zu verlassen. Aber was blieb ihm außer dem Versuch? Wenn das mit Hidan nicht funktionierte, musste er eben auf die Forderung eingehen…auch wenn es ihm widerstrebte. Eigentlich hatte er mit diesem Part abschließen wollen, doch man sah ja, was daraus geworden war. „Das ist das, was er behauptet.“ Hanzous Augen wurden schmal, fixierten nun mit eindeutigem Interesse den Russen, der sich nun zur Wehr setzte. Allerdings war Pain stärker und so reichte es, den Jüngeren in den Schwitzkasten zu nehmen und ihm die Luft abzudrücken. „Du…miese Drecksau!“, zischte dieser und trat nach ihm. Pain verstärkte den Griff lediglich und schaute wieder zu Hanzou rüber, welchem die Idee mehr und mehr zu gefallen schien. Es verlief so, wie Pain es sich vorgestellt hatte und dazu hatte er nur die Rivalität der beiden einflussreichen Männer benutzen müssen. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass Hidan tatsächlich wertvoll war, denn einen Reinfall würde Hanzou ihn teuer zu stehen kommen lassen. „Wenn das wahr ist, könnte mir das eine ziemliche Summe einbringen“, sprach dieser seine Gedanken laut aus und hob die Hand. Zu Pains Erleichterung steckte Hanzous Lakai daraufhin die Waffe weg, hielt die zitternde Konan allerdings immer noch fest. Ihre Augen glänzten verräterisch, doch sie weinte nicht, schien sich nach Kräften zusammenzureißen, auch wenn sie offensichtlich Angst hatte. Es versetzte ihm einen Stich, sie so zu sehen und er hätte es ihr so gern erspart. Am liebsten wäre er vorgeschossen und hätte diesem Mistkerl sein Messer in die Kehle gerammt, allein dafür, dass er sie berührt hatte. „Du Wichser hast mich reingelegt!“, blaffte Hidan ihn an und trat abermals nach ihm. Jedoch wurde er völlig übergangen, denn Hanzou griff nun zu seinem Handy, ließ sich anscheinend mit Kakuzu verbinden. Pain wusste, dass das nur ein weiterer Kleinkrieg zwischen den beiden werden würde. Der ewige Wettkampf darum, wer reicher war, mehr Viertel in seinem Besitz hatte, die besseren Verbindungen pflegte und jetzt, nachdem Kakuzu wieder in Japan war, würde der vorrübergehende Stillstand nicht länger anhalten. Die letzten Tage waren wahrlich anstrengend für Kakuzu gewesen, auch wenn seine Vertretung recht gute Arbeit geleistet hatte. Das Bordell lief gut, er hatte die Einnahmen und Ausgaben überprüft und festgestellt, dass alles im Rahmen gewesen war. Jetzt brauchte er nur noch einen Ersatz für Hidan, irgendein passabel aussehender Bengel würde sich dort draußen schon finden lassen. Immerhin hatte er Hidan ja auch von da draußen und er hatte seine Arbeit auch immer gut gemacht… Kakuzu lehnte sich in seinem Stuhl zurück, zog an der Zigarre, die er sich soeben angezündet hatte und inhalierte die Giftstoffe tief. Es war merkwürdig ohne Hidan gewesen, schon während der Zeit, die er in Amerika verbracht hatte, war ihm das aufgefallen und es hatte ihn verstört. Normalerweise lehnte er alles, was über körperliche Aktionen hinausging, ab. Für ihn war bisher jeder Mensch ersetzbar gewesen und doch hatte sein Interesse an Hidan bedenkliche Formen angenommen. Doch jetzt, wo der Kontakt gekappt war, spürte Kakuzu, dass er nicht so zufrieden war, wie er es hätte sein sollen. Woran lag das? Konnte es tatsächlich sein, dass er dieses vorlaute Balg auf eine absurde Art und Weise mochte? So ein Schwachsinn, vermutlich zog ihn lediglich die Tatsache an, dass er ihn so hart durchnehmen konnte, wie er wollte. Hidan war ein Masochist, er war Sadist, sie passten zueinander, das war alles. Wenn er es mal wieder nötig hatte, kaufte er sich halt einen anderen Bengel, der sich gern verprügeln ließ, so einfach war das. Als würde er Hidan wirklich brauchen, das war doch lächerlich. Kakuzu blickte auf, als sein Handy plötzlich klingelte und er runzelte die Stirn, als er den Namen las. Was wollte der denn von ihm? Diese Nervensäge wusste auch nicht, wann der Spaß vorbei war, aber gut so, dann konnte er diesem Sack gleich von seinen Geschäften auswärts erzählen. Natürlich nichts von seinen Aktien, die blieben streng vertraulich, aber dass er sein Gebiet ausgeweitet hatte, damit konnte er doch etwas prahlen. Gut, das steigerte seine Laune nun doch ein bisschen. Leider änderte sich das in den nächsten paar Minuten und die am Telefon gesprochenen Worte hinterließen bei Kakuzu einen sehr bitteren Nachgeschmack. „Diese verdammte Hure!“, zischte er, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte. Eins stand jedenfalls fest…heute würde es nichts mehr mit Ruhe werden und er wusste schon, wer dafür bezahlen würde. _________________________________________________ Hier bin ich auch schon mit dem nächsten Kapitel - hatte selbst nicht mit gerechnet, dass es noch diese Woche kommt. So, zum Inhalt lässt sich sagen, dass mit ihrer Annahme bezüglich Hidan vollkommen Recht hatte - du bist echt gut. ^^ Stellt sich nur die Frage, ob Kakuzu bereit ist, für Hidan zu bezahlen oder ihn lieber verrotten lässt, was für alle Beteiligten nicht gerade angenehm ausgehen könnte. Kisame hat die erste Hürde überwunden, aber wie lange kann er sein Versprechen halten? Er ist so ein ungeduldiger Mensch und das wollte ich unbedingt deutlich machen. Dass er sich für Itachi so am Riemen reißt, ist ihm hoch anzurechnen, wie ich finde. Und Deidara hat endlich die Wahrheit rausgefunden, weiß dafür aber nicht, was er jetzt machen soll. Zu Sasori rennen und ihn aufklären, was da läuft oder aber...Chiyos Rat befolgen und ihn in Ruhe lassen. Schwierig... Nun ja, wir sehen uns beim nächsten Kapitel und ich bedanke mich auch hier wieder für die ganzen lieben Kommentare. ^^ lg Pia Kapitel 23: Don't let me die here --------------------------------- Die Stille zwischen ihnen wog schwerer als Blei, was die Anspannung, die sie seit ihrer Entführung befallen hatte, noch schlimmer machte. Sie befand sich wieder in dem Keller, in dem man sie zu Anfang eingesperrt hatte, doch diesmal war sie nicht allein dort. Dennoch fühlte sie sich so…und es war gewiss kein schönes Gefühl. Ihre Handgelenke fühlten sich wund an, da die eisernen Schellen an ihrer Haut rieben, wann immer sie sich bewegte. Unruhig saß sie auf der alten Matratze, war an eines der Rohre, welches aus der Wand ragte, gekettet, während ihr Gegenüber an der Heizung lehnte. Er schaute sie nicht an und auch Konan hatte seinen Blick bis jetzt gemieden, ihn immer wieder nur flüchtig angeschaut, da sie nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Wie ironisch, wo sie doch die ganze Zeit in seiner Nähe sein wollte. „Es tut mir leid.“ Ruckartig schoss ihr Kopf hoch und sie sah ihn perplex an, hatte nicht erwartet, dass er das Schweigen als Erster brechen würde. Meinte er das ernst? Hatte er ihr gegenüber wirklich ein schlechtes Gewissen? Dabei hatte er doch viel schlimmere Dinge angestellt, sie ahnte es, obwohl es nicht direkt ausgesprochen worden war. Das alles hier, das war eine Nummer zu groß und sie war nicht sicher, ob sie diese Seite von Nagato jemals hatte kennenlernen wollen. Nein, ganz gewiss nicht. „Du hast ihn ausgeliefert“, murmelte sie, ohne auf seine Entschuldigung einzugehen. „Ja.“ Nagato sagte nichts weiter dazu und ihr wurde klar, dass es ihm egal war, was aus Hidan werden würde. Zugegeben, er war kein Freund von ihr, sie wohnten nur durch Zufall zusammen, aber trotzdem er sie die meiste Zeit über beleidigt hatte, wollte sie nicht, dass ihm etwas zustieß. Er war hier reingeraten, obwohl es eigentlich um sie gegangen war…sie war das Druckmittel gegen Nagato und Hidan war das Druckmittel gegen diesen Typen, den sie nicht kannte. Es war nicht fair und Konan fühlte sich schuldig. „Was werden sie mit ihm machen, wenn er…wenn dieser Kerl nicht kommt, um ihm zu helfen?“ Nagato zuckte mit den Schultern, aber sie ahnte, dass er ihr nur ausweichen wollte, weil ihr die Antwort nicht gefallen würde. Sie schauderte unwillkürlich und ihr war kalt in dem dünnen Stoff des Kimonos. „Du solltest lieber an dich selbst denken.“ Der Rat war unangebracht, wie sie fand, denn immerhin dachte er ja anscheinend auch nicht nur an sich. Ihr war bewusst, dass er sie hatte schützen wollen, deshalb war er hier, obwohl er mit dieser Szene abgeschlossen zu haben schien. Das hatte er doch…oder hatte er nur den Auftraggeber gewechselt? Sie hatte gedacht, dass er ein Dealer war, ein Süchtiger und eventuell war er auch ein Dieb, aber dass er tatsächlich ein Mörder sein sollte, das erschien ihr unbegreiflich. Sie wollte es nicht glauben. „Nagato?“ Ihre Stimme klang dünner, als gewollt und sie zwang sich, sich zusammenzureißen. Seine grauen, ausdruckslosen Augen fixierten sie, doch nun lag ein seltsamer Schimmer in ihnen. „Was hast du getan?“ Er antwortete nicht sofort, ein Zeichen dafür, dass er zögerte, dass er eventuell nicht mit ihr darüber reden wollte. War ihm ihre Meinung dermaßen wichtig? Bisher hatte er sich nicht so verhalten, doch anscheinend war seine kalte Art nur ein Vorwand gewesen, um sie von sich fern zu halten. Um sie vor dem hier zu beschützen. „Was hast du für diese Männer getan?“, wiederholte sie und hoffte, dass er ihr keine Bestätigung liefern würde. Ihre Gefühle waren bereits jetzt so zwiegespalten, dass sie nicht zu reagieren wusste – egal, wie er sich erklären würde. Nagato schien es nicht gern zu tun, seine Haltung wirkte längst nicht mehr so gelassen wie sonst, sein Blick war untypisch ruhelos und er schwieg lange. „Du weißt es bereits“, wisperte er, doch sie beharrte darauf. „Ich will es von dir hören.“ Nein, das war gelogen, denn wollen war definitiv das falsche Wort dafür. Eigentlich wollte sie nur, dass dieser Albtraum endete, doch was brachte es, sich vor der Realität zu verschließen? Sie musste wissen, ob sie zu Recht so schlecht von ihm dachte. „Vieles“, gab er nach einer Weile zurück und sein Blick schweifte ab. „Zu viel.“ „Hast du…jemanden umgebracht?“, zwang sie sich zu fragen und binnen von Sekunden war er wieder voll und ganz bei ihr. Als er endlich den Mund aufmachte, zog er ein Gesicht, als würde er vor sich selbst Ekel empfinden. „Ja…und es war mehr als einer.“ Sie senkte die Lider, atmete tief durch, um sich zu beherrschen; damit hatte sie rechnen müssen. Dennoch war es wie ein Schlag für sie, denn jetzt konnte sie sich nichts mehr einreden. Ihr bester Freund war ein Mörder und wer wusste, was er noch alles getan hatte. Sie fühlte, wie die Entfernung zwischen ihnen wuchs und sie bekam Angst vor dem Ergebnis. „Warum?“, brachte sie nur hervor und diesmal bemühte sie sich nicht darum, sich stark zu geben. Er zuckte wieder mit den Schultern und die Ketten hinter ihm rasselten hörbar. „Ich brauchte Geld, um da wegzukommen und das Angebot klang nicht schlecht. Ich wusste nicht, dass von mir noch mehr erwartet wurde und ich war…voller Hass. Ich wollte Rache. Mir war einfach alles egal, Konan.“ Sie wusste, was er meinte…und wen er meinte. Kurz trat das Mitleid wieder in den Vordergrund, doch sie besann sich, dafür war nicht der richtige Zeitpunkt. „Du hast dich von mir entfernt.“ „Weil ich dich nicht reinziehen wollte.“ „Was dir nicht gelungen ist.“ Mit dem letzten Satz hatte sie ihn verletzt, sie merkte es ihm an, auch wenn er äußerlich keine Regung zeigte. Fast bereitete es ihr Genugtuung, ihm seine Abweisung zurückzahlen zu können, doch im nächsten Moment verschwand diese Empfindung wieder und machte Traurigkeit Platz. „Ich wollte damit aufhören.“ „Du hättest mit mir darüber sprechen können!“, hielt sie an ihrem Standpunkt fest und er seufzte hörbar. „Es hätte nichts geändert.“ „Sag das nicht!“, fuhr sie ihn eine Spur schärfer an und er verstummte. „So warst du schon immer und…und ich hasse das.“ Sie hatte sich vorgenommen, nicht zu weinen, wollte keine weiteren Tränen für ihn vergießen, doch es fiel ihr schwer. Ihre Unterlippe zitterte bereits, doch Konan rang um Fassung, während sie weitersprach. „Ich hasse es, dass du immer glaubst, alles allein durchstehen zu können! Ob dich dein Vater verprügelt hat oder man dich wegen deiner Haarfarbe gehänselt hat, du bist nie zu mir gekommen, Nagato! Du hast lieber alles für dich behalten und dich mit Schmerzen bestraft! Aber das ist keine Freundschaft…auch wenn du damals immer für mich da warst, du hast mich nie an dich herangelassen. Ich…weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Du hast mir die ganze Zeit gefehlt, doch jetzt merke ich immer mehr, dass wir uns eigentlich kaum kennen. Und vielleicht hast du Recht…vielleicht bin ich tatsächlich kein Teil deines Lebens.“ Es war um ein Vielfaches grausamer, diese Worte aus Konans Mund zu hören und zuzusehen, wie sie da saß und sich zusammenriss, um nicht zu weinen. Er wollte das nicht. Sie sollte nicht wegen ihm so leiden, das hatte er doch immer zu verhindern versucht. Warum war sein Plan nicht aufgegangen? Stattdessen saß er hier mit ihr, eingesperrt, nicht mal fähig, sie in den Arm zu nehmen. Er konnte nur da sitzen und sie anstarren…und sich wie ein Arschloch, das er zweifelsohne war, zu fühlen. „Du verstehst das nicht“, begann er leise. „Jeder um dich herum hat sofort gesehen, dass ich nicht gut für dich bin, nur du nicht. Du…“, seine Stimme brach, weil er nicht wusste, ob er weitersprechen sollte. Soeben war er dabei, ihr einen Einblick in seine Gefühlswelt zu geben und das hatte er immer vermeiden wollen. Warum wankte er jetzt? Er wurde weich und das nur, weil sein Wunsch, sie zu trösten, unermesslich groß war. Sie hatte ihm immer alles bedeutet. „Du bist immer bei mir geblieben. Egal, was andere gesagt haben, du hast mich nie zurückgewiesen. Vielleicht denkst du, dass du mich gebraucht hast…aber eigentlich war ich es, der dich gebraucht hat. Mehr als alles andere.“ Er machte eine kurze Pause und mied dabei Konans Blick. „Wenn ich meine Abhängigkeit nicht unterbunden hätte, hätte ich dir geschadet und das wollte ich nicht. Deshalb habe ich mich von dir entfernt…ich wollte das hier verhindern.“ Aber dabei hatte er gründlich versagt, was er sich ewig vorwerfen würde. Der einzige Mensch in seinem Leben, der ihm etwas bedeutete, und er konnte ihn nicht beschützen. Wenn Hidan nichts erreichen konnte, würde er freiwillig wieder bei Hanzou einsteigen – und sich in eine andere Stadt versetzen lassen, weit weg von Konan. Er würde jeglichen Kontakt unterbinden und untertauchen, sich ihr nie wieder nähern. Es war das Beste, das er machen konnte, um ihr nicht noch einmal wehzutun. „Du Idiot!“ Er zuckte zusammen, schaute irritiert auf, als ihre Stimme durch das Zimmer scholl und nun rannen ihr die Tränen wie Sturzbäche über die Wangen. Doch ihre Bernsteine funkelten und spiegelten dabei so viele Emotionen wieder, dass es ihn erstarren ließ. „Warum machst du dich immer wieder selbst schlecht?! Warum kannst du nicht einfach meine Entscheidung akzeptieren und mich bei dir sein lassen?! Du denkst, ich sei ein Mädchen, das man vor allem beschützen muss, aber so ist es nicht, Nagato! Ich bin eine Frau, verdammt noch mal, und ich habe mich schon damals entschieden, immer an deiner Seite zu bleiben! Und es ist mir egal, was wer sagt! Es interessiert mich nicht, denn es ist mein Leben! Ich…ich brauche dich doch auch.“ Sie widersprach sich selbst, das war ihr bewusst und dennoch konnte sie nichts dagegen tun. Es sprudelte alles aus ihr heraus und das, was sie sich einzureden versucht hatte, wurde weggespült wie eine Welle. Nagato so über sie beide reden zu hören, so einseitig, das konnte sie nicht zulassen. Natürlich fühlte sie sich immer noch verunsichert, wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte, was ihr bester Freund getan hatte, doch…sie wollte ihn trotzdem nicht verlieren. Es ging einfach nicht, was sie auch versuchte, ob es nun die Beziehung mit Anko war oder ihr Vorhaben, ihn ebenfalls mit Distanz zu strafen…Nagato war und blieb präsent. Anscheinend hatte es ihm die Sprache verschlagen oder aber ihm waren die Gegenargumente ausgegangen, doch was es auch war, es ließ ihn still bleiben. Er schaute sie nur fassungslos an, konnte vermutlich immer noch nicht nachvollziehen, warum sie so sehr an ihm hing. Dabei war das doch inzwischen offensichtlich. Doch sie nahm sein Schweigen hin, lehnte sich erschöpft an die Wand in ihrem Rücken und schloss die Augen. Wie sollte diese Geschichte nur ausgehen? Hidan währenddessen war sich sicher, dass diese Geschichte für ihn hundertprozentig alles andere als gut ausgehen würde. Sie warteten bereits seit Stunden auf Kakuzu und während der Scheißkerl Pain und seine Schlampe für ein Techtelmechtel in den Keller geschickt worden waren, war er dran. Und wie er dran war. Anscheinend hatte Hanzou nicht viel für ihn übrig, weil er mit dem alten Sack in der Kiste gewesen war und das ließ er ihn spüren. Hidan geilte sich in der Regel an Schmerzen auf, es machte ihn scharf und er konnte nichts dagegen tun, wollte normalerweise auch nichts dagegen tun. Das hier war anders. „Die nächste halbe Stunde ist um“, hörte er Hanzou sagen und fuhr herum. „Du weißt ja, was ich gesagt habe.“ Hidan atmete beherrscht durch die Nase, hatte nicht mal mehr einen trotzigen Spruch auf den Lippen. Stattdessen spannte er jede Faser seines Körpers an, während einer der Lakaien auf ihn zukam und nach seinem linken Handgelenk griff. Er wollte sich entziehen, doch der Griff war stählern und da der Rest seines Körpers an den Stuhl, auf dem er saß, gefesselt war, konnte er sich ohnehin kaum rühren. Ein schmerzhaftes Pochen glitt durch zwei seiner Finger und Schweißperlen bahnten sich einen Weg über Hidans Stirn. Er biss die Zähne zusammen, als der Kerl grob seinen Mittelfinger nach hinten verdrehte. „Für jede halbe Stunde, die verstreicht, ist ein weiterer Finger dran.“ Kaum war der Satz zu Ende geführt worden, ertönte ein Knacken und Hidans Schrei hallte durch den Raum. Bereits der dritte gebrochene Finger, seit Hanzou bemerkt hatte, dass ihm die paar Schnittwunden nichts ausmachten. Da er ihn aber auch nicht komplett verstümmeln wollte, bevor nicht sicher war, dass er Geld einbrachte, hatte er sich für diese nette Variante entschieden. Hidan wurde schlecht, nicht nur wegen dem ungeheuren Schmerz, sondern weil er nicht glaubte, dass Kakuzu herkam. Warum sollte er auch? Ihm lag schließlich nichts an ihm, das hatte er ja deutlich gemacht. „Ich bezweifle, dass er überhaupt kommen wird“, sprach Hanzou seine Gedanken laut aus und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, während er sich eine neue Zigarette anzündete. „Aber ich gebe dir noch ein wenig Zeit – sieben Finger sind schließlich noch übrig, nicht wahr?“ „Fick dich doch!“, zischte Hidan angestrengt hervor, doch gleichzeitig rutschte ihm das Herz in die Hose. Dieser Drecksack würde ihn einfach umbringen, wenn er ihm nicht von Nutzen sein konnte, und vorher würde er ihn foltern. Was für beschissene Aussichten, doch was konnte er in seiner Situation tun, außer zu warten, bis man ihn abmurksen würde? „Vorsicht, Junge!“, mahnte ihn Hanzou und strich sich eine seiner blonden Strähnen zurück. Dann schnippte er mit gelassener Miene mit dem Finger und einer seiner Gorillas riss seinen Kopf so stark in den Nacken, dass der Russe nach Luft rang. Seine Kehle lag ungeschützt dar und das war unangenehm. Er hörte einen Stuhl über den Boden schaben, doch sehen konnte er nichts, schluckte nur heftig, was seinen Adamsapfel in Bewegung brachte. „Du spielst mit dem Feuer“, raunte ihm die tiefe Stimme dieses Bastards ins Ohr und kurz darauf drückte dieser seinen Glimmstängel auf seinem angeschwollenen Ringfinger aus. Hidan schrie erneut auf, brach aber ab, als sich eine Faust in seinen Magen rammte und ihm zur selben Zeit mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen wurde. Dann wurde er losgelassen, kippte wieder nach vorn, wo ihn ein kühles Augenpaar musterte. „Ich verstehe nicht, was man an jemandem wie dir finden kann.“ Unsanft umschlossen raue Finger sein Kinn und drehte es hin und her, als wolle Hanzou ein seltenes Tier bestaunen. „Du bist recht attraktiv, allerdings nicht grazil genug, um dem bevorzugten Typ nahezukommen. Eine Erziehung hast du anscheinend auch nicht genossen und Respekt scheint ein Fremdwort zu sein. Ich nehme an, dass Kakuzu dich aufgrund deiner Robustheit bei sich behalten hat. Du scheinst ja einiges auszuhalten…“ Der Blick gefiel ihm nicht, denn er drückte eine beängstigende Neugierde aus. „Was geht…dich das an, du Flachwichser?!“ „Immer noch so unverschämt. Ich sollte-“ Der Satz wurde nicht zu Ende geführt, da es in diesem Augenblick an der Tür klopfte und gleich darauf ein weiterer Kerl in Anzug reinkam. Dieser ging schnell zu seinem Boss, um ihm irgendwas ins Ohr zu flüstern, so dass Hidan nicht verstand. „Gut“, hörte er Hanzou sagen und blickte auf. „Ich erwarte ihn.“ Der Jashinist erstarrte innerlich, fragte sich, ob er wirklich das meinte, was er glaubte. War Kakuzu tatsächlich gekommen, um ihn hier rauszuholen? Eigentlich war das doch unmöglich oder nicht? Dem Alten lag doch überhaupt nichts an ihm und Geld würde er niemals für ihn ausgeben. Da er mit dem Rücken zur Tür saß, konnte er diese nicht im Auge behalten, lauschte daher genauestens. Schritte ertönten, näherten sich und er konnte ein abschätzendes Lächeln auf Hanzous Zügen erkennen. Unwillkürlich klopfte Hidans Herz schneller, auch wenn er sich zwingen wollte, realistisch zu bleiben. „Ich hätte nicht gedacht, dass du kommen würdest.“ Die Schritte verstummten knapp hinter ihm und gerade als er den Kopf drehte, traf ihn ein heftiger Faustschlag ins Gesicht. Hidan stöhnte auf, als er samt dem Stuhl mit dem Boden kollidierte und dort liegen blieb. Als er aufsah, stand Kakuzu tatsächlich vor ihm…und seine grünen Augen leuchteten so hasserfüllt, dass Hidan jede Beleidigung im Halse stecken blieb. Er war nicht mehr sicher, ob das eine positive Wendung für ihn bedeutete. „Nachdem du mich so beleidigt hast, hatte ich wohl kaum eine Wahl“, hallte die tiefe Stimme in seinen Ohren wieder und er biss sich auf die aufgeplatzte Lippe, schmeckte Blut. Kakuzu trat vor und anscheinend hatte auch er zwei Bodyguards mitgebracht, denn diese blieben hinter ihm wie brave Schoßhunde. „Habe ich das? Ich habe dich lediglich vor die Wahl gestellt…ist das deine Antwort?“ Hanzou nickte in seine Richtung und Kakuzu schnaubte verächtlich. „Glaubst du wirklich, ich würde auch nur einen Yen für diesen Abschaum verschwenden?“ Hidan presste die Lippen zusammen, verabschiedete sich innerlich bereits von seinem Leben – wie hatte er auch nur eine Sekunde von etwas anderem ausgehen können? „Warum bist du sonst hier?“ „Geschäftliches“, lautete die knappe Antwort, aber es schien die richtige zu sein. „Setz dich.“ Die folgenden Minuten verstrichen langsam und Hidan verstand nicht, worum es in dem Gespräch überhaupt ging. Er schnappte etwas von Aktien auf, irgendwelche Verhandlungen wurden ausdiskutiert und Kakuzu erwähnte ein paar Mal seinen Aufenthalt in Amerika. Letztendlich war es ihm aber auch scheißegal, um was es da ging, denn er würde allem Anschein nach nicht mehr lange am Leben sein. Kakuzu hatte ja deutlich gemacht, dass er ihm nichts wert war und der bittere Geschmack dieser Erkenntnis haftete ihm auf der Zunge. Kakuzu würde wahrscheinlich einfach zusehen, wenn sie ihm den Rest gaben. Der Mord an ihm würde vertuscht werden, dessen war er sich sicher, und niemand würde nachhaken, weil sich keiner für ihn interessierte. Temari hatte eigene Probleme, auch wenn sie ihn eventuell vermissen würde und Deidara…wie wichtig war er Blondie? Würde der zur Polizei gehen und eine Anzeige in Auftrag geben? Vielleicht…vielleicht aber auch nicht, Hidan konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. Ihre Beziehung war für ihn schwer in Worte zu fassen, aber er erwischte sich bei dem Gedanken, dass er hoffte, Deidara würde nur gering für ihn empfinden. Immerhin war der Künstler schon wegen Sasoris Tod so daneben gewesen, da brauchte er nicht noch einen Tiefschlag. War es etwa schon so weit, dass er sich Sorgen um andere machte? Mehr als um sich selbst? Dabei wollte er doch noch gar nicht ins Gras beißen, verdammt! Er hatte so lange alles Mögliche irgendwie überlebt und jetzt sollte er drauf gehen? „Dann sind wir uns also einig?“ Hidan schrak aus seinen Gedanken, schaute wieder zu den beiden Männern rüber, wo Hanzou langsam nickte. Der Jashinist wusste nicht, was Kakuzu ausgehandelt hatte, aber keiner von ihnen beiden schien verärgert. „Ich denke, so werden wir uns nicht in die Quere kommen.“ „Sehe ich genauso.“ Er beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie sich beide erhoben und sich die Hand gaben, ehe sie sich ihm zuwandten. Kakuzus Blick war kalt und sagte absolut nichts darüber aus, was er gerade dachte. Vermutlich wünschte er ihn in die Hölle und das konnte er ja auch haben. „Ich nehme ihn mit.“ Hidan hielt den Atem an, starrte Kakuzu verwirrt an und er war nicht der Einzige. „So? Ich dachte, er sei Abschaum?“, hakte er nach wie ein Raubtier, das auf Beute lauerte. „Das ist er auch“, erwiderte der Alte ungerührt und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Hidan konnte nicht an sich halten, als er ihm mit voller Absicht auf die verletzte Hand trat und seine gebrochenen Knochen quetschte. „Du…Bastard!!“, brüllte er vor Schmerz und Wut, doch infolgedessen trat Kakuzu lediglich fester zu. Dem Russen schossen die Tränen in die violetten Augen, doch er weigerte sich, dem Verlangen nachzugeben. Er würde sich nicht weiter bloßstellen lassen! Anstatt dessen schnappte er mit den Zähnen nach Kakuzus Bein, doch er erwischte ihn nicht. „Das ändert aber nichts an seinen Qualitäten.“ „Die da wären?“, hinterfragte Hanzou und stellte sich neben ihn. „Soweit ich das beurteilen kann, ist er weder außergewöhnlich hübsch noch kann er sich entsprechend benehmen.“ „Das Letzte kann man ändern.“ „Und was macht ihn so besonders, dass er die Mühe wert ist?“ Hidan spürte die Erleichterung, als Kakuzu endlich den Fuß von seiner Hand nahm, doch er versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen. Lieber legte er so viel Hass in seinen Blick, wie es nur möglich war – kuschen würde er nicht! „Genau das.“ Hanzou schwieg eine Weile und selbst Hidan verstand nicht, worauf der alte Mann anspielte. „Du meinst, weil er zäh ist? Huh, das wäre tatsächlich ein Grund.“ Worüber redeten diese Säcke eigentlich und warum zum Teufel gingen die sich nicht gegenseitig an die Gurgel, statt ihn zu foltern? Waren die jetzt beste Freunde oder was lief hier für ein krankes Spiel? Hidan fühlte sich überfordert und die Schmerzen machten ihn ganz kirre. Er keuchte auf, als ihn ohne Vorwarnung ein Fuß in den Magen traf und er würgte. Die Welt begann sich plötzlich zu drehen und das Letzte, das er vernahm, bevor man ihn abermals trat und ihm damit das Bewusstsein raubte, war Hanzous amüsiertes Lachen. „Er bedeutet dir wohl wirklich nichts.“ Konan blickte auf, als die Tür geöffnet wurde und zwei von Hanzous Leuten reinkamen. Sofort spannte sie sich an, befürchtete sie doch, dass etwas schief gegangen sein könnte und die zwei sie jetzt wieder in die Mangel nehmen würden. Doch um sie kümmerten sich die beiden gar nicht, machten stattdessen Nagato von seinen Fesseln los. „Der Boss hat ein neues Angebot für dich.“ Sie wurde hellhörig, spürte wieder diese Angst in sich aufsteigen, die sie beinahe lähmte. Nagato sagte nichts, wehrte sich auch nicht gegen den Griff der zwei, sondern nickte einfach. Vermutlich hatte er mit so was schon gerechnet oder aber er sorgte sich zu sehr um sie, als dass er etwas versuchen würde. Konan wusste nur eines gewiss und zwar, dass sie hier unten nicht allein bleiben wollte. Zudem sorgte sie sich um ihren Freund, das konnte sie nicht abstellen. „Nagato!“ Sie wollte so viel sagen, aber nichts erschien ihr passend und so blieb es dabei. Er drehte sich noch einmal zu ihr um, maß sie mit seinen gefühllosen Augen, in denen ein unterschwelliges Funkeln lag. Bestimmt würde er zurückkommen, auch wenn er dafür erneut den Pakt mit dem Teufel schließen musste, er würde zurückkommen. Er würde sie beide hier rausbringen und über die Konsequenzen würden sie danach zusammen nachdenken. Denn sie würde nicht mehr zulassen, dass er seine Kämpfe allein austrug. Das hier ging sie auch etwas an. Die Tür fiel ins Schloss und sie sackte auf der Matratze in sich zusammen, starrte ins Leere. Es würde alles gut werden…irgendwie. _______________________________________________________________ Hallo alle zusammen! Dieses Mal hat es länger gedauert, was erstens an dem Virus, der meinen PC befallen hatte, lag und zweitens daran, dass ich momentan so viel zu tun habe. Die Zeit zum Schreiben fehlte mir einfach und es wird bis Weihnachten nicht unbedingt besser werden. Geduldet euch also bitte in Zukunft ein bisschen, denn ich schaffs einfach nicht schneller. Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen, auch wenn er mehr ein Zwischending war...was mit Hidan geschieht, seht ihr im nächsten Kapitel, genau wie Pains Entscheidung ausgeht. Über Kommentare jeglicher Art freue ich mich wie immer sehr und bedanke mich im Voraus! Ihr seid meine Motivation! ^^ Im nächsten Kapitel gibts dann auch wieder KisaIta, so wie etwas von Anko und Madara taucht ebenfalls wieder auf. Zudem kommt auch Deidara nicht um seine Entscheidung herum...bis denne! lg Pia Kapitel 24: Don't let me die here (non-adult) --------------------------------------------- Die Stille zwischen ihnen wog schwerer als Blei, was die Anspannung, die sie seit ihrer Entführung befallen hatte, noch schlimmer machte. Sie befand sich wieder in dem Keller, in dem man sie zu Anfang eingesperrt hatte, doch diesmal war sie nicht allein dort. Dennoch fühlte sie sich so…und es war gewiss kein schönes Gefühl. Ihre Handgelenke fühlten sich wund an, da die eisernen Schellen an ihrer Haut rieben, wann immer sie sich bewegte. Unruhig saß sie auf der alten Matratze, war an eines der Rohre, welches aus der Wand ragte, gekettet, während ihr Gegenüber an der Heizung lehnte. Er schaute sie nicht an und auch Konan hatte seinen Blick bis jetzt gemieden, ihn immer wieder nur flüchtig angeschaut, da sie nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Wie ironisch, wo sie doch die ganze Zeit in seiner Nähe sein wollte. „Es tut mir leid.“ Ruckartig schoss ihr Kopf hoch und sie sah ihn perplex an, hatte nicht erwartet, dass er das Schweigen als Erster brechen würde. Meinte er das ernst? Hatte er ihr gegenüber wirklich ein schlechtes Gewissen? Dabei hatte er doch viel schlimmere Dinge angestellt, sie ahnte es, obwohl es nicht direkt ausgesprochen worden war. Das alles hier, das war eine Nummer zu groß und sie war nicht sicher, ob sie diese Seite von Nagato jemals hatte kennenlernen wollen. Nein, ganz gewiss nicht. „Du hast ihn ausgeliefert“, murmelte sie, ohne auf seine Entschuldigung einzugehen. „Ja.“ Nagato sagte nichts weiter dazu und ihr wurde klar, dass es ihm egal war, was aus Hidan werden würde. Zugegeben, er war kein Freund von ihr, sie wohnten nur durch Zufall zusammen, aber trotzdem er sie die meiste Zeit über beleidigt hatte, wollte sie nicht, dass ihm etwas zustieß. Er war hier reingeraten, obwohl es eigentlich um sie gegangen war…sie war das Druckmittel gegen Nagato und Hidan war das Druckmittel gegen diesen Typen, den sie nicht kannte. Es war nicht fair und Konan fühlte sich schuldig. „Was werden sie mit ihm machen, wenn er…wenn dieser Kerl nicht kommt, um ihm zu helfen?“ Nagato zuckte mit den Schultern, aber sie ahnte, dass er ihr nur ausweichen wollte, weil ihr die Antwort nicht gefallen würde. Sie schauderte unwillkürlich und ihr war kalt in dem dünnen Stoff des Kimonos. „Du solltest lieber an dich selbst denken.“ Der Rat war unangebracht, wie sie fand, denn immerhin dachte er ja anscheinend auch nicht nur an sich. Ihr war bewusst, dass er sie hatte schützen wollen, deshalb war er hier, obwohl er mit dieser Szene abgeschlossen zu haben schien. Das hatte er doch…oder hatte er nur den Auftraggeber gewechselt? Sie hatte gedacht, dass er ein Dealer war, ein Süchtiger und eventuell war er auch ein Dieb, aber dass er tatsächlich ein Mörder sein sollte, das erschien ihr unbegreiflich. Sie wollte es nicht glauben. „Nagato?“ Ihre Stimme klang dünner, als gewollt und sie zwang sich, sich zusammenzureißen. Seine grauen, ausdruckslosen Augen fixierten sie, doch nun lag ein seltsamer Schimmer in ihnen. „Was hast du getan?“ Er antwortete nicht sofort, ein Zeichen dafür, dass er zögerte, dass er eventuell nicht mit ihr darüber reden wollte. War ihm ihre Meinung dermaßen wichtig? Bisher hatte er sich nicht so verhalten, doch anscheinend war seine kalte Art nur ein Vorwand gewesen, um sie von sich fern zu halten. Um sie vor dem hier zu beschützen. „Was hast du für diese Männer getan?“, wiederholte sie und hoffte, dass er ihr keine Bestätigung liefern würde. Ihre Gefühle waren bereits jetzt so zwiegespalten, dass sie nicht zu reagieren wusste – egal, wie er sich erklären würde. Nagato schien es nicht gern zu tun, seine Haltung wirkte längst nicht mehr so gelassen wie sonst, sein Blick war untypisch ruhelos und er schwieg lange. „Du weißt es bereits“, wisperte er, doch sie beharrte darauf. „Ich will es von dir hören.“ Nein, das war gelogen, denn wollen war definitiv das falsche Wort dafür. Eigentlich wollte sie nur, dass dieser Albtraum endete, doch was brachte es, sich vor der Realität zu verschließen? Sie musste wissen, ob sie zu Recht so schlecht von ihm dachte. „Vieles“, gab er nach einer Weile zurück und sein Blick schweifte ab. „Zu viel.“ „Hast du…jemanden umgebracht?“, zwang sie sich zu fragen und binnen von Sekunden war er wieder voll und ganz bei ihr. Als er endlich den Mund aufmachte, zog er ein Gesicht, als würde er vor sich selbst Ekel empfinden. „Ja…und es war mehr als einer.“ Sie senkte die Lider, atmete tief durch, um sich zu beherrschen; damit hatte sie rechnen müssen. Dennoch war es wie ein Schlag für sie, denn jetzt konnte sie sich nichts mehr einreden. Ihr bester Freund war ein Mörder und wer wusste, was er noch alles getan hatte. Sie fühlte, wie die Entfernung zwischen ihnen wuchs und sie bekam Angst vor dem Ergebnis. „Warum?“, brachte sie nur hervor und diesmal bemühte sie sich nicht darum, sich stark zu geben. Er zuckte wieder mit den Schultern und die Ketten hinter ihm rasselten hörbar. „Ich brauchte Geld, um da wegzukommen und das Angebot klang nicht schlecht. Ich wusste nicht, dass von mir noch mehr erwartet wurde und ich war…voller Hass. Ich wollte Rache. Mir war einfach alles egal, Konan.“ Sie wusste, was er meinte…und wen er meinte. Kurz trat das Mitleid wieder in den Vordergrund, doch sie besann sich, dafür war nicht der richtige Zeitpunkt. „Du hast dich von mir entfernt.“ „Weil ich dich nicht reinziehen wollte.“ „Was dir nicht gelungen ist.“ Mit dem letzten Satz hatte sie ihn verletzt, sie merkte es ihm an, auch wenn er äußerlich keine Regung zeigte. Fast bereitete es ihr Genugtuung, ihm seine Abweisung zurückzahlen zu können, doch im nächsten Moment verschwand diese Empfindung wieder und machte Traurigkeit Platz. „Ich wollte damit aufhören.“ „Du hättest mit mir darüber sprechen können!“, hielt sie an ihrem Standpunkt fest und er seufzte hörbar. „Es hätte nichts geändert.“ „Sag das nicht!“, fuhr sie ihn eine Spur schärfer an und er verstummte. „So warst du schon immer und…und ich hasse das.“ Sie hatte sich vorgenommen, nicht zu weinen, wollte keine weiteren Tränen für ihn vergießen, doch es fiel ihr schwer. Ihre Unterlippe zitterte bereits, doch Konan rang um Fassung, während sie weitersprach. „Ich hasse es, dass du immer glaubst, alles allein durchstehen zu können! Ob dich dein Vater verprügelt hat oder man dich wegen deiner Haarfarbe gehänselt hat, du bist nie zu mir gekommen, Nagato! Du hast lieber alles für dich behalten und dich mit Schmerzen bestraft! Aber das ist keine Freundschaft…auch wenn du damals immer für mich da warst, du hast mich nie an dich herangelassen. Ich…weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Du hast mir die ganze Zeit gefehlt, doch jetzt merke ich immer mehr, dass wir uns eigentlich kaum kennen. Und vielleicht hast du Recht…vielleicht bin ich tatsächlich kein Teil deines Lebens.“ Es war um ein Vielfaches grausamer, diese Worte aus Konans Mund zu hören und zuzusehen, wie sie da saß und sich zusammenriss, um nicht zu weinen. Er wollte das nicht. Sie sollte nicht wegen ihm so leiden, das hatte er doch immer zu verhindern versucht. Warum war sein Plan nicht aufgegangen? Stattdessen saß er hier mit ihr, eingesperrt, nicht mal fähig, sie in den Arm zu nehmen. Er konnte nur da sitzen und sie anstarren…und sich wie ein Arschloch, das er zweifelsohne war, zu fühlen. „Du verstehst das nicht“, begann er leise. „Jeder um dich herum hat sofort gesehen, dass ich nicht gut für dich bin, nur du nicht. Du…“, seine Stimme brach, weil er nicht wusste, ob er weitersprechen sollte. Soeben war er dabei, ihr einen Einblick in seine Gefühlswelt zu geben und das hatte er immer vermeiden wollen. Warum wankte er jetzt? Er wurde weich und das nur, weil sein Wunsch, sie zu trösten, unermesslich groß war. Sie hatte ihm immer alles bedeutet. „Du bist immer bei mir geblieben. Egal, was andere gesagt haben, du hast mich nie zurückgewiesen. Vielleicht denkst du, dass du mich gebraucht hast…aber eigentlich war ich es, der dich gebraucht hat. Mehr als alles andere.“ Er machte eine kurze Pause und mied dabei Konans Blick. „Wenn ich meine Abhängigkeit nicht unterbunden hätte, hätte ich dir geschadet und das wollte ich nicht. Deshalb habe ich mich von dir entfernt…ich wollte das hier verhindern.“ Aber dabei hatte er gründlich versagt, was er sich ewig vorwerfen würde. Der einzige Mensch in seinem Leben, der ihm etwas bedeutete, und er konnte ihn nicht beschützen. Wenn Hidan nichts erreichen konnte, würde er freiwillig wieder bei Hanzou einsteigen – und sich in eine andere Stadt versetzen lassen, weit weg von Konan. Er würde jeglichen Kontakt unterbinden und untertauchen, sich ihr nie wieder nähern. Es war das Beste, das er machen konnte, um ihr nicht noch einmal wehzutun. „Du Idiot!“ Er zuckte zusammen, schaute irritiert auf, als ihre Stimme durch das Zimmer scholl und nun rannen ihr die Tränen wie Sturzbäche über die Wangen. Doch ihre Bernsteine funkelten und spiegelten dabei so viele Emotionen wieder, dass es ihn erstarren ließ. „Warum machst du dich immer wieder selbst schlecht?! Warum kannst du nicht einfach meine Entscheidung akzeptieren und mich bei dir sein lassen?! Du denkst, ich sei ein Mädchen, das man vor allem beschützen muss, aber so ist es nicht, Nagato! Ich bin eine Frau, verdammt noch mal, und ich habe mich schon damals entschieden, immer an deiner Seite zu bleiben! Und es ist mir egal, was wer sagt! Es interessiert mich nicht, denn es ist mein Leben! Ich…ich brauche dich doch auch.“ Sie widersprach sich selbst, das war ihr bewusst und dennoch konnte sie nichts dagegen tun. Es sprudelte alles aus ihr heraus und das, was sie sich einzureden versucht hatte, wurde weggespült wie eine Welle. Nagato so über sie beide reden zu hören, so einseitig, das konnte sie nicht zulassen. Natürlich fühlte sie sich immer noch verunsichert, wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte, was ihr bester Freund getan hatte, doch…sie wollte ihn trotzdem nicht verlieren. Es ging einfach nicht, was sie auch versuchte, ob es nun die Beziehung mit Anko war oder ihr Vorhaben, ihn ebenfalls mit Distanz zu strafen…Nagato war und blieb präsent. Anscheinend hatte es ihm die Sprache verschlagen oder aber ihm waren die Gegenargumente ausgegangen, doch was es auch war, es ließ ihn still bleiben. Er schaute sie nur fassungslos an, konnte vermutlich immer noch nicht nachvollziehen, warum sie so sehr an ihm hing. Dabei war das doch inzwischen offensichtlich. Doch sie nahm sein Schweigen hin, lehnte sich erschöpft an die Wand in ihrem Rücken und schloss die Augen. Wie sollte diese Geschichte nur ausgehen? Hidan währenddessen war sich sicher, dass diese Geschichte für ihn hundertprozentig alles andere als gut ausgehen würde. Sie warteten bereits seit Stunden auf Kakuzu und während der Scheißkerl Pain und seine Schlampe für ein Techtelmechtel in den Keller geschickt worden waren, war er dran. Und wie er dran war. Anscheinend hatte Hanzou nicht viel für ihn übrig, weil er mit dem alten Sack in der Kiste gewesen war und das ließ er ihn spüren. Hidan geilte sich in der Regel an Schmerzen auf, es machte ihn scharf und er konnte nichts dagegen tun, wollte normalerweise auch nichts dagegen tun. Das hier war anders. „Die nächste halbe Stunde ist um“, hörte er Hanzou sagen und fuhr herum. „Du weißt ja, was ich gesagt habe.“ Hidan atmete beherrscht durch die Nase, hatte nicht mal mehr einen trotzigen Spruch auf den Lippen. Stattdessen spannte er jede Faser seines Körpers an, während einer der Lakaien auf ihn zukam und nach seinem linken Handgelenk griff. Er wollte sich entziehen, doch der Griff war stählern und da der Rest seines Körpers an den Stuhl, auf dem er saß, gefesselt war, konnte er sich ohnehin kaum rühren. Ein schmerzhaftes Pochen glitt durch zwei seiner Finger und Schweißperlen bahnten sich einen Weg über Hidans Stirn. Er biss die Zähne zusammen… Hidan wurde schlecht, nicht nur wegen dem ungeheuren Schmerz, sondern weil er nicht glaubte, dass Kakuzu herkam. Warum sollte er auch? Ihm lag schließlich nichts an ihm, das hatte er ja deutlich gemacht. „Ich bezweifle, dass er überhaupt kommen wird“, sprach Hanzou seine Gedanken laut aus und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, während er sich eine neue Zigarette anzündete. „Aber ich gebe dir noch ein wenig Zeit – sieben Finger sind schließlich noch übrig, nicht wahr?“ „Fick dich doch!“, zischte Hidan angestrengt hervor, doch gleichzeitig rutschte ihm das Herz in die Hose. Dieser Drecksack würde ihn einfach umbringen, wenn er ihm nicht von Nutzen sein konnte, und vorher würde er ihn foltern. Was für beschissene Aussichten, doch was konnte er in seiner Situation tun, außer zu warten, bis man ihn abmurksen würde? „Vorsicht, Junge!“, mahnte ihn Hanzou und strich sich eine seiner blonden Strähnen zurück. Dann schnippte er mit gelassener Miene mit dem Finger und einer seiner Gorillas riss seinen Kopf so stark in den Nacken, dass der Russe nach Luft rang. Seine Kehle lag ungeschützt dar und das war unangenehm. Er hörte einen Stuhl über den Boden schaben, doch sehen konnte er nichts, schluckte nur heftig, was seinen Adamsapfel in Bewegung brachte. „Du spielst mit dem Feuer“, raunte ihm die tiefe Stimme dieses Bastards ins Ohr. Dann wurde er losgelassen, kippte wieder nach vorn, wo ihn ein kühles Augenpaar musterte. „Ich verstehe nicht, was man an jemandem wie dir finden kann.“ Unsanft umschlossen raue Finger sein Kinn und drehte es hin und her, als wolle Hanzou ein seltenes Tier bestaunen. „Du bist recht attraktiv, allerdings nicht grazil genug, um dem bevorzugten Typ nahezukommen. Eine Erziehung hast du anscheinend auch nicht genossen und Respekt scheint ein Fremdwort zu sein. Ich nehme an, dass Kakuzu dich aufgrund deiner Robustheit bei sich behalten hat. Du scheinst ja einiges auszuhalten…“ Der Blick gefiel ihm nicht, denn er drückte eine beängstigende Neugierde aus. „Was geht…dich das an, du Flachwichser?!“ „Immer noch so unverschämt. Ich sollte-“ Der Satz wurde nicht zu Ende geführt, da es in diesem Augenblick an der Tür klopfte und gleich darauf ein weiterer Kerl in Anzug reinkam. Dieser ging schnell zu seinem Boss, um ihm irgendwas ins Ohr zu flüstern, so dass Hidan nicht verstand. „Gut“, hörte er Hanzou sagen und blickte auf. „Ich erwarte ihn.“ Der Jashinist erstarrte innerlich, fragte sich, ob er wirklich das meinte, was er glaubte. War Kakuzu tatsächlich gekommen, um ihn hier rauszuholen? Eigentlich war das doch unmöglich oder nicht? Dem Alten lag doch überhaupt nichts an ihm und Geld würde er niemals für ihn ausgeben. Da er mit dem Rücken zur Tür saß, konnte er diese nicht im Auge behalten, lauschte daher genauestens. Schritte ertönten, näherten sich und er konnte ein abschätzendes Lächeln auf Hanzous Zügen erkennen. Unwillkürlich klopfte Hidans Herz schneller, auch wenn er sich zwingen wollte, realistisch zu bleiben. „Ich hätte nicht gedacht, dass du kommen würdest.“ Die Schritte verstummten knapp hinter ihm und gerade als er den Kopf drehte, traf ihn ein heftiger Faustschlag ins Gesicht. Hidan stöhnte auf, als er samt dem Stuhl mit dem Boden kollidierte und dort liegen blieb. Als er aufsah, stand Kakuzu tatsächlich vor ihm…und seine grünen Augen leuchteten so hasserfüllt, dass Hidan jede Beleidigung im Halse stecken blieb. Er war nicht mehr sicher, ob das eine positive Wendung für ihn bedeutete. „Nachdem du mich so beleidigt hast, hatte ich wohl kaum eine Wahl“, hallte die tiefe Stimme in seinen Ohren wieder und er biss sich auf die aufgeplatzte Lippe. Kakuzu trat vor und anscheinend hatte auch er zwei Bodyguards mitgebracht, denn diese blieben hinter ihm wie brave Schoßhunde. „Habe ich das? Ich habe dich lediglich vor die Wahl gestellt…ist das deine Antwort?“ Hanzou nickte in seine Richtung und Kakuzu schnaubte verächtlich. „Glaubst du wirklich, ich würde auch nur einen Yen für diesen Abschaum verschwenden?“ Hidan presste die Lippen zusammen, verabschiedete sich innerlich bereits von seinem Leben – wie hatte er auch nur eine Sekunde von etwas anderem ausgehen können? „Warum bist du sonst hier?“ „Geschäftliches“, lautete die knappe Antwort, aber es schien die richtige zu sein. „Setz dich.“ Die folgenden Minuten verstrichen langsam und Hidan verstand nicht, worum es in dem Gespräch überhaupt ging. Er schnappte etwas von Aktien auf, irgendwelche Verhandlungen wurden ausdiskutiert und Kakuzu erwähnte ein paar Mal seinen Aufenthalt in Amerika. Letztendlich war es ihm aber auch scheißegal, um was es da ging, denn er würde allem Anschein nach nicht mehr lange am Leben sein. Kakuzu hatte ja deutlich gemacht, dass er ihm nichts wert war und der bittere Geschmack dieser Erkenntnis haftete ihm auf der Zunge. Kakuzu würde wahrscheinlich einfach zusehen, wenn sie ihm den Rest gaben. Der Mord an ihm würde vertuscht werden, dessen war er sich sicher, und niemand würde nachhaken, weil sich keiner für ihn interessierte. Temari hatte eigene Probleme, auch wenn sie ihn eventuell vermissen würde und Deidara…wie wichtig war er Blondie? Würde der zur Polizei gehen und eine Anzeige in Auftrag geben? Vielleicht…vielleicht aber auch nicht, Hidan konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. Ihre Beziehung war für ihn schwer in Worte zu fassen, aber er erwischte sich bei dem Gedanken, dass er hoffte, Deidara würde nur gering für ihn empfinden. Immerhin war der Künstler schon wegen Sasoris Tod so daneben gewesen, da brauchte er nicht noch einen Tiefschlag. War es etwa schon so weit, dass er sich Sorgen um andere machte? Mehr als um sich selbst? Dabei wollte er doch noch gar nicht ins Gras beißen, verdammt! Er hatte so lange alles Mögliche irgendwie überlebt und jetzt sollte er drauf gehen? „Dann sind wir uns also einig?“ Hidan schrak aus seinen Gedanken, schaute wieder zu den beiden Männern rüber, wo Hanzou langsam nickte. Der Jashinist wusste nicht, was Kakuzu ausgehandelt hatte, aber keiner von ihnen beiden schien verärgert. „Ich denke, so werden wir uns nicht in die Quere kommen.“ „Sehe ich genauso.“ Er beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie sich beide erhoben und sich die Hand gaben, ehe sie sich ihm zuwandten. Kakuzus Blick war kalt und sagte absolut nichts darüber aus, was er gerade dachte. Vermutlich wünschte er ihn in die Hölle und das konnte er ja auch haben. „Ich nehme ihn mit.“ Hidan hielt den Atem an, starrte Kakuzu verwirrt an und er war nicht der Einzige. „So? Ich dachte, er sei Abschaum?“, hakte er nach wie ein Raubtier, das auf Beute lauerte. „Das ist er auch“, erwiderte der Alte ungerührt und ging ein paar Schritte auf ihn zu, trat ihm auf die Hand. „Du…Bastard!!“, brüllte Hidan vor Schmerz und Wut, doch infolgedessen trat Kakuzu lediglich fester zu. Dem Russen schossen die Tränen in die violetten Augen, doch er weigerte sich, dem Verlangen nachzugeben. Er würde sich nicht weiter bloßstellen lassen! Anstatt dessen schnappte er mit den Zähnen nach Kakuzus Bein, doch er erwischte ihn nicht. „Das ändert aber nichts an seinen Qualitäten.“ „Die da wären?“, hinterfragte Hanzou und stellte sich neben ihn. „Soweit ich das beurteilen kann, ist er weder außergewöhnlich hübsch noch kann er sich entsprechend benehmen.“ „Das Letzte kann man ändern.“ „Und was macht ihn so besonders, dass er die Mühe wert ist?“ Hidan spürte die Erleichterung, als Kakuzu endlich den Fuß von seiner Hand nahm, doch er versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen. Lieber legte er so viel Hass in seinen Blick, wie es nur möglich war – kuschen würde er nicht! „Genau das.“ Hanzou schwieg eine Weile und selbst Hidan verstand nicht, worauf der alte Mann anspielte. „Du meinst, weil er zäh ist? Huh, das wäre tatsächlich ein Grund.“ Worüber redeten diese Säcke eigentlich und warum zum Teufel gingen die sich nicht gegenseitig an die Gurgel, statt ihn zu foltern? Waren die jetzt beste Freunde oder was lief hier für ein krankes Spiel? Hidan fühlte sich überfordert und die Schmerzen machten ihn ganz kirre. Er keuchte auf, als er noch einen Tritt einstecken musste. Die Welt begann sich plötzlich zu drehen und das Letzte, das er vernahm, bevor man ihn abermals trat und ihm damit das Bewusstsein raubte, war Hanzous amüsiertes Lachen. „Er bedeutet dir wohl wirklich nichts.“ Konan blickte auf, als die Tür geöffnet wurde und zwei von Hanzous Leuten reinkamen. Sofort spannte sie sich an, befürchtete sie doch, dass etwas schief gegangen sein könnte und die zwei sie jetzt wieder in die Mangel nehmen würden. Doch um sie kümmerten sich die beiden gar nicht, machten stattdessen Nagato von seinen Fesseln los. „Der Boss hat ein neues Angebot für dich.“ Sie wurde hellhörig, spürte wieder diese Angst in sich aufsteigen, die sie beinahe lähmte. Nagato sagte nichts, wehrte sich auch nicht gegen den Griff der zwei, sondern nickte einfach. Vermutlich hatte er mit so was schon gerechnet oder aber er sorgte sich zu sehr um sie, als dass er etwas versuchen würde. Konan wusste nur eines gewiss und zwar, dass sie hier unten nicht allein bleiben wollte. Zudem sorgte sie sich um ihren Freund, das konnte sie nicht abstellen. „Nagato!“ Sie wollte so viel sagen, aber nichts erschien ihr passend und so blieb es dabei. Er drehte sich noch einmal zu ihr um, maß sie mit seinen gefühllosen Augen, in denen ein unterschwelliges Funkeln lag. Bestimmt würde er zurückkommen, auch wenn er dafür erneut den Pakt mit dem Teufel schließen musste, er würde zurückkommen. Er würde sie beide hier rausbringen und über die Konsequenzen würden sie danach zusammen nachdenken. Denn sie würde nicht mehr zulassen, dass er seine Kämpfe allein austrug. Das hier ging sie auch etwas an. Die Tür fiel ins Schloss und sie sackte auf der Matratze in sich zusammen, starrte ins Leere. Es würde alles gut werden…irgendwie. __________________________________________________________________ Das ist Hallo alle zusammen! Dieses Mal hat es länger gedauert, was erstens an dem Virus, der meinen PC befallen hatte, lag und zweitens daran, dass ich momentan so viel zu tun habe. Die Zeit zum Schreiben fehlte mir einfach und es wird bis Weihnachten nicht unbedingt besser werden. Geduldet euch also bitte in Zukunft ein bisschen, denn ich schaffs einfach nicht schneller. Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen, auch wenn er mehr ein Zwischending war...was mit Hidan geschieht, seht ihr im nächsten Kapitel, genau wie Pains Entscheidung ausgeht. Über Kommentare jeglicher Art freue ich mich wie immer sehr und bedanke mich im Voraus! Ihr seid meine Motivation! ^^ Im nächsten Kapitel gibts dann auch wieder KisaIta, so wie etwas von Anko und Madara taucht ebenfalls wieder auf. Zudem kommt auch Deidara nicht um seine Entscheidung herum...bis denne! lg Pia PS: Das ist das erste Mal, dass ein Kapitel von mir aufgrund gewalttätiger Szenen und nicht wegen sexueller Inhalte als Adult eingestuft wurde. ôo Kapitel 25: There must be something more ---------------------------------------- Es war einfach nur zum Haare raufen – und Deidara war kurz davor, dies tatsächlich zu tun. Schlecht gelaunt lag er bäuchlings auf Hidans Bett und starrte wütend an die Wand, wo ein gewisser Fanatiker mit rotem Edding Zeichen hin gekritzelt hatte. Deidara ließ den Kopf auf seine verschränkten Arme sinken, seufzte laut und tief, während er die Lider halb über die blauen Augen senkte. Nicht nur, dass er gestern etwas erfahren hatte, was die Situation grundlegend änderte, denn zudem war sein russischer Freund mal wieder wie vom Erdboden verschluckt. Dabei hätte Deidara ihn in diesem Moment wirklich gebrauchen können, denn das Alleinsein mit seinen Gedanken machte ihn krank. Er hätte mit Hidan reden können, damit auch gleich die Karten auf den Tisch gelegt, aber nein, der ging ja nicht mal an sein Handy. Vermutlich war er in der Nacht mit jemandem mitgegangen, um die Sau rauszulassen, zuzutrauen wäre es ihm. Deidara erinnerte sich wieder daran, dass ihre Beziehung keine Grundfesten zu besitzen schien und es ließ seine Laune noch weiter in den Keller sinken. Es war doch wirklich auf niemanden Verlass, nicht einmal auf Konan, denn die war auch nicht da. Klasse und wie sollte er sich nun verhalten? Chiyo hatte mit ihren verletzenden Worten nicht ganz Unrecht gehabt, denn wie man es auch drehte und wendete, er konnte Sasori nicht einfach alles erzählen und erwarten, dass der seine Gefühle erwiderte. Immerhin war er jetzt ein Fremder für ihn und mit jemand anderem in einer Beziehung – oder wie man das auch nennen mochte. Er hatte doch einen Neuanfang starten wollen und scheinbar hatte auch Sasori das getan. Deidara knirschte mit den Zähnen, schmeckte ihm diese Tatsache immer noch nicht…wie konnte es dieser Mistkerl wagen, ihn zu vergessen?! Warum hatte er stattdessen nicht diese alte Hexe vergessen können? Deidara drehte sich auf die Seite, schaute nun an seine eigene Wand, wo sein Lieblingsspruch stand und unwillkürlich erinnerte er sich wieder an die Diskussionen, die er mit seinem Ex-Freund immer gehabt hatte. Sie waren beide dickköpfig und sie waren beide Künstler, das konnte nur zu Streit führen. Trotzdem hatte er es genossen, sich wohl und verstanden gefühlt, obwohl sie dauernd aneinander geraten waren. Deidaras Ausdruck wurde wehmütig, als er daran zurückdachte und er entschied, dass etwas passieren musste. Er konnte sich das nicht bieten lassen, das war nicht seine Art! Er musste etwas tun und er wusste auch schon was. Lieber hätte er erst mit Hidan ein ernstes Wort gesprochen, doch der war ja nicht zu erreichen und so musste eben Plan B zu Plan A werden. Vielleicht konnte er Sasori nicht an einem Tag zurückgewinnen, vielleicht auch niemals, aber er konnte sich trotzdem in seiner Nähe aufhalten und sich um ihn bemühen. Eventuell könnten sie Freunde werden oder so was Ähnliches, das sollte doch reichen, bis er sich darüber im Klaren war, was er wirklich wollte. Damit würde er Hidan nicht mal fremdgehen, wobei dem das sicher egal wäre. Deidara schnaubte leise, richtete sich rasch auf und blickte finster an Hidans versaute Wand. Er würde das auch allein hinbekommen und wenn er Sasori hinterher zurückbekam und sich wieder für ihn entschied, sollte der Jashinist ja nicht rumheulen. Kümmern tat der sich ja nicht um ihn, geschweige denn, dass er sich mal meldete. Hidan erwachte in völliger Dunkelheit und mit unglaublichen Schmerzen, die ihn unweigerlich aufstöhnen ließen. Er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln und sich wieder daran zu erinnern, was eigentlich vorgefallen war. Dieser Hanzou hatte ihn gefoltert, ihm die Finger brechen lassen, dann war Kakuzu aufgetaucht, hatte Mist geschwafelt und schließlich hatte er ihn die Ohnmacht getreten. Hidan zischte einen üblen Fluch, wollte sich aufrichten, doch musste er feststellen, dass das nicht möglich war. Hände und Füße waren fixiert worden, so dass er sich kaum bewegen konnte. Was fiel Kakuzu eigentlich ein, ihn an ein Bett zu ketten? Noch dazu nackt?! Auch wenn das nicht das erste Mal war, dass er sich in dieser Position befand, war dies doch eine gänzlich andere Situation. Nun, zumindest seine Hand schien der alte Sack versorgt zu haben, denn er konnte die Finger der linken Hand nicht rühren. Vermutlich steckte diese in so einem beschissenen Gips, damit die Knochen wieder zusammen wuchsen. Nein, wie fürsorglich. Hidan lehnte den Kopf zurück, starrte frustriert seufzend in die Dunkelheit und verwünschte Kakuzu einfach nur. Was sollte diese Aktion überhaupt? Der Ältere hatte ihn schon oft geschlagen oder anderweitig verletzt, aber niemals hatte er ihn mit so einem Blick angesehen. Als wäre er wirklich nur Abschaum, der nichts wert war. Dachte Kakuzu so von ihm? Der Gedanke schmerzte unheimlich und es kotzte ihn an, dass er anscheinend schon so verweichlicht war, dass er sich davon fertig machen ließ. Immerhin war er sein Leben lang behandelt worden, als sei er Dreck unter den Schuhen der Leute, es sollte ihm nicht mehr so viel ausmachen. Vermutlich hatte er sich einfach zu sehr an Deidara gewöhnt, denn der behandelte ihn schließlich nahezu normal. Oh fuck! Deidara hatte er total vergessen! Er wollte gar nicht wissen, was der jetzt wieder von ihm dachte, nachdem er sich nicht mal abgemeldet hatte. Es war ja auch nie geplant gewesen, dass er sich foltern und entführen lassen würde. Da hatte er wohl noch ein Problem ohne Lösung. Er hielt inne, als er plötzlich wie aus dem Nichts Schritte vernahm und gleich darauf öffnete jemand die Tür. Das Licht wurde angemacht und Hidan knurrte ungehalten, brannte ihm die Helligkeit doch in den Augen. Schwarze Punkte flimmerten umher und er musste mehrmals die Lider zukneifen, damit sie verschwanden. „Ich hoffe, du weißt meine Großzügigkeit zu schätzen.“ Die Tür wurde geschlossen und die eindrucksvolle Gestalt Kakuzus nahm auf dem Bett Platz, direkt neben ihm. Hidan fiel auf, dass der Raum keine Fenster besaß und irgendwie machte ihm das soeben Angst. Der Raum war außerdem erschreckend leer, besaß eine Kommode mit mehreren Schubladen und einen Nachtschrank neben dem Bett, das war es dann aber auch. In diesem scheiß Kabuff würde ihn wohl kaum jemand hören, wenn er um Hilfe schrie. Hatte Kakuzu vor, ihn hier drin abzumurksen, weil er ihm Ärger gemacht hatte? Er schluckte hart, ehe er sich um ein spöttisches Grinsen bemühte. „Die Lokation ist beschissen, alter Sack! Also fünf Sterne sind das nicht gerade! Ich bin echt enttäuscht, man!“, versuchte er seine Unruhe zu verbergen. Kakuzu lachte natürlich nicht und er regte sich auch nicht auf, stattdessen blickte er ihm so eindringlich in die Augen, dass Hidan ganz flau wurde. Die Stimmung zwischen ihnen war noch nie so verdammt ernst und angespannt gewesen. Hidan hatte sich schon oft ausgeliefert gefühlt, aber bei Kakuzu niemals ungewollt. Er keuchte erschrocken auf, als sich Kakuzus große Hand um sein Kinn schloss und seinen Kopf grob herum riss. Wieder wurde ihm klar, dass das diesmal kein Spaß war. Kakuzu war verdammt wütend auf ihn und das zeigte er ihm deutlich. „Noch ein dummer Witz und ich reiße dir deine verfluchte Zunge raus!“, drohte er ihm und ohrfeigte ihn danach mit der anderen Hand. Hidan presste die Lippen zusammen, damit ihm keine Beleidigung entfuhr, doch innerlich kochte er. „Du hättest mich beinahe in ziemliche Schwierigkeiten gebracht, du nutzloses Balg!“, fuhr der Ältere fort. „Für deine Dummheit würde ich dir am liebsten noch mehr Finger brechen!“ Dem Russen lag eine entsprechende Erwiderung im Mund, doch er beherrschte sich, wollte nicht noch tiefer in die Wunde packen. Kakuzus Ton beunruhigte ihn und er ahnte schon, dass es mit einer Standpauke nicht getan sein würde. Da kam noch was auf ihn zu. „Ich will gar nicht wissen, wie du da reingeraten bist, aber ich verspreche dir, dass das ein Nachspiel haben wird, Hidan!“ Der Angesprochene schnaubte bloß, biss infolgedessen nach seiner Hand, die Kakuzu aber rechtzeitig zurückzog. Abermals verpasste Kakuzu ihm eine und er zischte. „Spiel dich nicht so auf, du Arschloch!“, entfuhr es ihm und dann konnte er nicht mehr an sich halten. „Du bist weder mein Vater, noch mein Lover, du bist ja nicht mal mehr mein Boss! Ich kann dir doch scheißegal sein! Was kümmert es dich, wenn ich verrecke?! Warum bist du hergekommen, wenn ich dich einen Dreck angehe?! Oder bist du jetzt angepisst, weil ich dir doch nicht am Arsch vorbei gehe?!“ E würgte, als sich Kakuzus Hand um seinen Hals schloss und zudrückte, ihm damit die Luft zum Atmen nahm. Wieder einmal hatte er sich zu weit aus dem Fenster gelehnt und jetzt bekam er die Quittung dafür. Mordlust blitzte in den grünen Iriden des Älteren auf und Hidan begann sich zu winden, als ihm der Sauerstoff ausging. Wie oft hatten sie solche Spielchen gespielt, doch normalerweise hatte Kakuzu dabei seinen Schwanz gepumpt und rechtzeitig wieder losgelassen. Der Daumen drückte brutal gegen seinen Adamsapfel und er gab erstickte Laute von sich. „Du vergisst jedes Mal wieder, wer am längeren Hebel sitzt“, vernahm er die tiefe Stimme und dann lockerte sich der Griff. Hidan rang nach Luft, sog diese gierig in seine Lungen und sein Kopf glühte, als hätte er Fieber. Ihm war schwindelig, aber Kakuzus Worte vernahm er klar und deutlich. „Es ist genug. Von jetzt an wirst du mir keinen Ärger mehr machen…dafür sorge ich.“ Die violetten Iriden weiteten sich, starrten Kakuzu fassungslos an. Was wollte der Arsch damit sagen? „Ich hoffe, dir gefällt dein Zimmer. Du wirst eine sehr lange Zeit hier drin verbringen.“ „Du kannst mich hier nicht einsperren! Das ist verdammt noch mal-“ „Freiheitsberaubung?“, unterbrach ihn der Ältere zynisch und erhob sich. „Mag sein, aber wer soll mich schon dafür zur Rechenschaft ziehen? Besser gesagt, wem liegt etwas an dir?“ Hidan wollte ihm widersprechen, ihm ins Gesicht schreien, dass es sehr wohl Menschen gab, die sich für ihn interessierten, doch er schwieg. Weil er wusste, dass er sich etwas vormachte. Deidara würde denken, dass er sich einfach abgesetzt hatte und wie schon einmal bemerkt, Temari hatte eigene Probleme. Außerdem kümmerten sich die Bullen nicht um Ausländer wie ihn, die ihr Geld mit ihrem Körper verdienten. Er gehörte praktisch zur untersten Schicht und das wurde ihm nur einmal mehr bewusst. Er presste trotzig die Lippen aufeinander, als Kakuzu sich zu ihm herunterbeugte und mit dem Daumen darüber strich. Entgegenkommen würde er ihm jetzt ganz bestimmt nicht mehr, das konnte er knicken! Die Miene des Älteren wurde eine Spur kälter, als er die Hand zurückzog, doch der Jashinist drehte bloß abweisend den Kopf zur Seite. „Die Wahrheit ist, dass sich niemand um dich schert, Hidan. Stell meine Geduld also besser nicht auf die Probe, das würde dir nicht gut bekommen.“ Die Worte schnitten tief, doch der Russe knirschte lediglich mit den Zähnen, würdigte den anderen keines Blickes mehr. Er hörte, wie Kakuzu das Zimmer verließ, das Licht löschte und die Tür hinter sich schloss. Erst dann erlaubte es sich Hidan, an den Fesseln zu reißen und den Kopf zornig zurückzuwerfen. „Scheiße!“, fauchte er in die Stille, war sich seiner Ausweglosigkeit nur zu gut bewusst. Wie lange ihn Kakuzu wohl hier drin lassen würde? Wollte er ihn hier drin verrotten lassen? Sich vorher wahrscheinlich noch an ihm bedienen, um ihn schließlich wie ein ausrangiertes Spielzeug wegzuwerfen? Hidan wusste es nicht, aber der Gedanke machte ihn krank, denn er wollte nicht so erbärmlich enden. Niemals wollte er enden wie seine Mutter. Irgendwas musste er tun, um hier rauszukommen. Itachi hasste Konfrontationen und das in allen möglichen Varianten, ob sie nun unerwartet kamen oder nicht. Dementsprechend fühlte er sich unwohl, als es an der Tür klingelte und sich damit ein Besucher ankündigte. Natürlich war Kisame nicht da, um selbst zu öffnen und sich mit seinem Gast auseinanderzusetzen, so dass dies unweigerlich an ihm hängen blieb. Nun, wenigstens hatte Kisame ihn vorgewarnt, dass jemand vorbeikommen würde, um ein paar DVDs zurückzubringen, die er verliehen hatte. Angeblich der Freund seines besten Freundes und Kisames kurz angebundener Ausführung zufolge ein netter Kerl. Über solche Beurteilungen ließ sich streiten, aber er hatte nicht widersprochen, sondern sich gefügt. Ihm war ja selbst klar, dass er sich nicht ewig in der Wohnung verstecken konnte, ohne jeglichen Kontakt zu anderen Menschen. Bald würde er wieder in die Schule müssen und dann fing sein Studium an, da musste er sich auch mit Leuten auseinandersetzen. Seine Erlebnisse waren in dieser Welt keine Entschuldigung, wenn er dadurch sein Leben verpatzte und er hatte nicht vor, sich von der Angst niederstrecken zu lassen. Er musste das irgendwie verarbeiten und nach einer Weile würde es besser werden. Als Kisame gesagt hatte, dass es sich um den Freund seines besten Freundes handelte, hatte Itachi mit einem Mann Mitte zwanzig gerechnet. Umso irritierter war er, als er sich einem Mädchen in ungefähr Sasukes Alter gegenüber sah. Moment mal…Mädchen? Er musterte sein Gegenüber noch einmal, nur um festzustellen, dass sich unter dem Pullover nicht einmal der Ansatz eines Busens zeigte. „Guten Tag!“, begrüßte ihn eine sanfte Stimme, die er unmöglich einem Geschlecht zuordnen konnte. „Ich bin Haku und du musst bestimmt Itachi-san sein, nicht wahr? Kisame-san hat mir schon viel von dir erzählt und ich freue mich wirklich, dich kennenzulernen!“ Haku, ein Jungenname, also konnte er die Zweifel aus dem Weg räumen. Itachi zwang sich zu einem Lächeln, das vermutlich auch genauso gequält aussah, während er Haku anbot, reinzukommen. Dieser nickte, sah sich dann kurz im Flur um, ehe er schnurstracks ins Wohnzimmer ging. Als Itachi ihm folgte, beobachtete er, wie der Junge die DVDs wieder in den Schrank räumte – demnach war er wohl öfter hier. Logisch, wenn Kisame so ein gutes Verhältnis zu seinem Freund hatte. „So, fertig!“, meinte Haku schließlich und stand wieder auf, schenkte ihm ein Lächeln. Itachi wusste, dass ihm viele nachsagten, dass er einen femininen Touch habe, doch Haku übertraf alles. Die braunen Haare fielen ihm lang über die schmalen Schultern und die gleichfarbigen Augen drückten eine beruhigende Sanftheit aus. Eine angenehme Person, das konnte er nicht leugnen, auch wenn er ihn kaum ein paar Minuten kannte. „Wenn du nichts dagegen hast, bleibe ich noch ein wenig, ja? Zabuza-san arbeitet heute wieder so lange und Kisame-san bleibt ja auch eine Weile weg, hm? Dann haben wir beide ein bisschen Gesellschaft!“ Das freundliche Lächeln erschwerte eine Ablehnung, aber im Grunde hatte Haku ja auch Recht mit dem Gesagten; außer Lernen tat er ja momentan sowieso nichts. „Von mir aus“, gab er zurück und Haku lachte. „Das klingt ja nichts besonders begeistert, aber ich versteh schon. Wenn du deine Ruhe haben willst, sagst du es mir, ja?“ Itachi nickte, hatte das eigentlich nicht so rüberkommen lassen wollen, aber vermutlich konnte man nicht so schnell aus seiner Haut. Er war Abwehrhaltung gewöhnt und sich jemandem nicht zu verschließen, war nicht so einfach, wie man hätte meinen können. Das hier war ein Anfang. Wenn Deidara etwas schwer fiel, dann über seinen Schatten zu springen und sich für Fehler zu entschuldigen. Schon bei Itachi war das nicht einfach gewesen, aber da hatte er wenigstens ehrliche Schuldgefühle verspürt, während es in Sasoris Fall mehr eine Notwendigkeit darstellte. Er hatte sich wie ein Idiot benommen, das war ihm klar, deshalb musste er die Sache wieder gerade biegen. Er kannte Sasori immerhin mehr als gut und er wusste, dass der Rothaarige nachtragend war. Aber gut, das war das zweite Problem, das erste war, ihn überhaupt zu finden, denn Chiyo hatte ihm natürlich keine Adresse gesagt. Dass Sasori noch in seiner alten Wohnung lebte, war auszuschließen, die hatte man in dem halben Jahr bereits geräumt. Vermutlich hatte die alte Hexe jede Erinnerung gewaltsam ausmerzen wollen, damit Sasori ja nicht mehr in Versuchung kam, wieder zu ihm zurückzukehren. Frustriert hatte Deidara schließlich den Plan gefasst, sich in Geduld zu üben – auch wenn davon nicht viel besaß. Sein Anhaltspunkt war dabei das kleine Café, in dem er Sasori das letzte Mal so eine Szene gemacht hatte. Mit etwas Glück kam der Rotschopf ja öfter hierher, um einen Kaffee zu trinken. Deidara musste also nur abwarten und dann konnte er loslegen. Leider erwies sich sein Vorhaben als nicht so einfach, denn nach drei Stunden saß der Künstler immer noch an Ort und Stelle, ohne dass sich seine Zielperson zu erkennen gegeben hatte. Dafür traf er auf ein anderes bekanntes Gesicht und verschluckte sich prompt an seinem Cappuccino. Die Person war in Begleitung eines älteren Mannes, den Deidara noch nie gesehen hatte. War das etwa sein Freund? Okay, das kam unerwartet, vor allem nach der Sache mit…oh Mist, hatte er ihn doch entdeckt. Deidara bemühte sich um Fassung, erwiderte den Blick der dunklen Augen so selbstbewusst, wie es ihm möglich war. Zu seinem Unglück setzte der Schwarzhaarige ein berechnendes Lächeln auf und zog seinen Geliebten oder was auch immer der Kerl darstellen sollte dann in seine Richtung. „Deidara.“ Uchiha Madara wartete nicht auf eine Einladung, sich doch zu ihm zu setzen, sondern tat dies ungefragt. Seine Begleitung runzelte die Stirn, nahm aber kommentarlos neben ihm Platz. Deidara wurde unbehaglich zumute, schließlich waren sie nie die besten Freunde gewesen – Uchihas waren so eine Sache für sich. „Guten Tag, ich bin Senju Hashirama.“ Der Mann im Anzug bewies Höflichkeit und reichte ihm inklusive eines charmanten Lächelns die Hand, die Deidara eher zögerlich ergriff. „Yamanaka Deidara, hmm“, murmelte er zurück und warf einen Blick zu Madara, der ihn belustigt fixierte. Deidara vermisste seine Ruhe bereits jetzt, doch er verschränkte nur die Arme, während Hashirama zwei Kaffee bestellte. Wollten die beiden ihm länger auf die Ketten gehen? Was sollte das überhaupt, sie waren doch niemals gute Freunde oder so gewesen. „Also…was gibt es Neues?“, brach Madara die eisige Stille und Deidara blinzelte. Er fragte wohl kaum danach, wie es ihm ging, also konnte das nur bedeuten, dass er ihn über seinen Cousin aushorchen wollte. Die beiden hatten ja anscheinend so was wie Streit und vermutlich war Itachi auch deshalb ausgezogen. Unwillkürlich kam Deidara der Gedanke, dass Madara Itachi vielleicht mit diesem Mann betrogen haben könnte und sie nun deshalb getrennte Wege gingen. Möglich wäre es zumindest. „Wenn du wissen willst, was mit Itachi ist, dann muss ich dich enttäuschen. Er hat sich nicht mehr gemeldet, seit er mit diesem Kerl mitgegangen ist, hmm“, gab er zurück und zuckte mit den Schultern. Madaras Ausdruck verfinsterte sich nach dieser Aussage und der Künstler zog die Brauen zusammen; steckte da etwa mehr dahinter als eine Affäre? Anscheinend ging ihrer aller Liebesleben soeben den Bach runter…oder auch nicht, wenn er bedachte, wie Hashirama einen Arm um den Uchiha legte und ihm sanft den Oberarm streichelte. Madara war kein besonders zärtlicher Typ, das hatte man im Umgang mit Itachi oft genug bemerkt, aber diesmal reagierte er anders. Deidara fühlte sich unwohl, als er sah, wie Madara seine Hand auf die seines vermeintlichen Freundes legte und diese drückte. Eine vertrauensvolle Geste. „Ähm…hast du denn zufällig etwas von Hidan gehört, hmm?“, fragte er schnell und kam sich noch mehr wie ein Störfaktor vor, obwohl er hier ja eigentlich zuerst gesessen hatte. Madara blinzelte, musterte ihn einen Moment lang. „Ach stimmt…ihr fickt ja neuerdings, nicht wahr?“, entgegnete er schließlich mit einem vielsagenden Grinsen. Hashirama neben ihm verdrehte die Augen, hielt anscheinend nicht viel von solch vulgären Äußerungen. Der Künstler dagegen kämpfte gegen seinen roten Kopf an und schnaubte verächtlich. „Hidan konnte seine Fresse einfach nicht halten, hmm?“ „Konnte er das jemals? Aber zu deiner Frage, nein, ich habe nichts von ihm gehört. Vielleicht solltest du mal an seinem Arbeitsplatz vorbei schauen?“ Deidara stockte; darauf hätte er eigentlich auch selbst kommen können, doch da gab es ein Problem. „Wo genau arbeitet er denn, hmm?“, murmelte er recht kleinlaut. Madara grinste noch breiter, schien ihm aber bereitwillig Auskunft geben zu wollen. „In einem von Asano Kakuzus speziellen Clubs, wenn du verstehst? Ich kann dir die Adresse gern aufschreiben, hab mich dort öfter rumgetrieben und ich verspreche dir, dass sich der Besuch lohnt~“ Anscheinend war Deidara nicht der einzige, dem das Thema nicht gefiel, denn Hashirama räusperte sich vernehmlich, wofür er von Madara einen hämischen Blick erntete. „Eifersüchtig?“, säuselte er, was den Älteren jedoch nur halb so sehr amüsierte wie den Uchiha. „Ich hoffe für dich, dass ich dich nie wieder aus einem dieser Clubs schleifen muss“, kam die nüchterne Antwort und Madara schmunzelte. „Dann gib mir nie wieder einen Grund, dorthin zu gehen, Senju!“, meinte er und packte ihn an seiner Krawatte, um ihm stürmisch die Lippen aufzudrücken. Deidara blickte demonstrativ zur Seite, stützte das Kinn auf den Handrücken – er war nicht prüde, aber das Flirten nervte langsam. Vor allem wenn man selbst ziemlich unglücklich war. Er seufzte, wollte noch einen Schluck seines Cappuccinos trinken, als ihm etwas Rotes ins Auge stach. Das durfte doch nicht wahr sein! Er hatte gar nicht bemerkt, dass Sasori das Café betreten hatte und jetzt belagerte ihn eine der Kellnerinnen. In Deidara kochte die Wut hoch, als er das kokette Lächeln bemerkte und das Gewackel mit dem Hintern war ihm auch ein wenig zu offensichtlich. Was fiel diesem Weibsstück eigentlich ein?! Ohne auf die beiden anderen zu achten, griff er nach seiner Tasse und ging schnurstracks auf den Tisch, an dem sein Ex-Freund saß, zu. Madara hielt inne, sah dem Blonden irritiert hinterher und zog die Brauen zusammen, als dieser doch tatsächlich stolperte. Dabei kippte er versehentlich den Café über die Kellnerin, die sich gerade noch mit einem Gast unterhalten hatte. Was sollte denn die Aktion? Sein Blick fiel auf den Rotschopf, der eindeutig verärgert wirkte und auf die jammernde Kellnerin, dann wieder auf Deidara, der sich überschwänglich entschuldige…zu überschwänglich für seinen Geschmack. Ein Grinsen schlich sich in seine Mimik – da fuhr wohl wer zweigleisig. „Was hast du?“ Er sah zu Hashirama, küsste ihn flüchtig auf den Mundwinkel, ehe er leise lachte. „Gar nichts…jedenfalls nichts Wichtiges.“ Vielleicht hatte Deidara ja übertrieben und sich mit seiner impulsiven Aktion die letzte Möglichkeit verbaut, Sasori näher zu kommen. Dieser schien ihn soeben nämlich mit seinen Blicken zu erdolchen, war wohl alles andere als erfreut, ihn wiederzusehen. Ein klasse Neustart, kam es ihm sarkastisch in den Sinn und er seufzte innerlich. Dann aber setzte er sich neben ihn, straffte die Schultern – die Kellnerin war zu seiner Erleichterung inzwischen abgedampft. „Scheint, als müsste ich mich entschuldigen, hmm“, murmelte er und Sasori maß ihn mit einem kalten Blick. „Wenn du damit deinen lächerlichen Ausbruch von letztens meinst, dann ja“, gab dieser zurück und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Es war seltsam, mit dem Akasuna zu reden, als handele es sich bei diesem um einen völlig Fremden. Aber eben weil er ihn kannte, wusste er auch, wie er reagieren musste, um ihn nicht noch mehr gegen sich aufzubringen. So schwer ihm das Lächeln auf fiel, er rang sich dazu durch, rieb sich verlegen den Nacken. „Tut mir wirklich leid, aber ich hab dich mit jemandem verwechselt. Da ist was mit mir durchgegangen, hätte nicht passieren dürfen, hmm.“ Sasori schnaubte, schien aber etwas besänftigt. „Und das eben war auch ziemlich dämlich von mir, ich bin manchmal echt schusselig.“ Diese Demutsnummer kotzte ihn ziemlich an, aber er musste irgendwie sein schlechtes Bild gerade rücken, sonst würde Sasori ihm nie eine Chance geben. Er hasste Respektlosigkeit ebenso wie das Warten. „Weißt du was? Ich lade dich ein, hmm? So quasi als Wiedergutmachung!“, schlug er vor und grinste. Sasori verengte die braunen Augen, das tat er immer, wenn er etwas abschätzte. Aber er würde nicht ablehnen, da war sich Deidara sicher und tatsächlich nickte der Rothaarige. „Also gut, meinetwegen. Aber dann lässt du mich gefälligst zufrieden.“ Da sprach mal wieder die Arroganz aus dem Giftzwerg und zu gern hätte Deidara etwas Entsprechendes erwidert. Vorerst konnte er das nicht, musste den Mund halten und so grinste er nur munter weiter. „Klar doch, hmm!“ Wie sagte man noch gleich? Rom wurde auch nicht an einem Tag gebaut? Er würde nach diesem Sprichwort handeln und die Sache langsam angehen. Die Bedenken wegen Hidan hatte er bereits wieder verdrängt. Itachi hatte nicht damit gerechnet, dass er so gut mit Haku auskommen würde, doch dieser hatte ihn vom Gegenteil überzeugt. Normalerweise fragten einen die Leute über alles Mögliche aus, aber der Junge war rücksichtsvoll, hakte nicht nach, wenn er merkte, dass er ein unangenehmes Thema angeschnitten hatte. Itachi hatte keine seiner Fragen bezüglich seiner Familie beantwortet und Haku hatte dies akzeptiert. Sie hatten ein paar Filme geschaut, sich nebenbei etwas in Kisames Küche zu essen gemacht und am Ende zusammen aufgeräumt. Die Zeit war schnell vergangen und ohne allzu unangenehme Zwischenfälle. Ein paar Mal war Itachi aufgrund einer unbedachten Berührung zusammengezuckt, aber Haku schien es nicht bemerkt zu haben. Er wusste nun, dass Haku schon eine ganze Weile bei Zabuza lebte, genauer gesagt seit er zehn Jahre alt war, was die Beziehung fragwürdig erscheinen ließ. Allerdings hatte Haku beteuert, dass Zabuza ihn nicht angefasst hatte, bis er fünfzehn geworden war. Ob das unbedingt besser war, konnte Itachi nicht beurteilen und so hatte er dazu geschwiegen. Sein eigenes Sexualverhalten war durch die Vorfälle in seinem Leben gestört, so dass es ihm wohl kaum zustand, über die Norm zu entscheiden. Sein Blick schweifte über die Straßen, die immer leerer wurden, aber das war auch kein Wunder. Inzwischen war die Sonne untergegangen und tauchte alles in Dunkelheit, nur die Straßenlaternen brannten noch. Kisame war immer noch nicht zurück, was Itachi doch wunderte und plötzlich kam ihm etwas Absurdes in den Sinn. Hatte Kisame Haku etwa hergeschickt, um ihn zu überwachen? Damit er sich nichts antat? Der Gedanke gefiel ihm nicht, er konnte es nicht leiden, kontrolliert zu werden. „Ist dir nicht kalt hier draußen?“ Er schaute auf und erkannte Haku, der sich neben ihn stellte, die Ellenbogen auf das Geländer gestützt und wie immer freundlich lächelnd. „Nein“, erwiderte er einsilbig und schaute wieder vom Balkon hinunter. Eine Weile schwiegen sie, blieben einfach nur nebeneinander stehen, ehe Haku sich ihm wieder zuwandte. Diesmal lächelte er nicht. „Wie tief sind die Wunden?“ Itachi erstarrte innerlich, rührte sich keinen Zentimeter, während er die Frage zu realisieren versuchte. Was fragte Haku ihn da überhaupt? Woher wusste er von seinen Wunden? Hatte Kisame ihm etwas erzählt? Wer wusste eigentlich noch alles von seiner Geschichte? Seine Gedanken rasten und unwillkürlich schlang er die Arme um seinen Körper, blickte ausdrucklos vor sich hin. „Kisame-san hat mir nichts erzählt, falls du das glaubst“, hörte er Haku aus weiter Entfernung wispern. „Ich weiß nichts über dich, außer dem, was du mir heute vermittelt hast, Itachi-san. Und das war mehr als du vielleicht glauben magst.“ Finger legten sich auf seinen Arm, strichen vorsichtig darüber und Itachi zwang sich zur Ruhe. Er wollte nicht aus der Haut fahren, er musste sich zusammenreißen. „Was…hat mich verraten?“, brachte er schließlich hervor und Haku lächelte traurig. „Deine Körpersprache, hauptsächlich. Du bist mir ausgewichen, sobald ich dir zu nahe getreten bin. An der Tür hast du mir nicht einmal die Hand gereicht und während des Films hast du dir mehrmals unbewusst über die Unterarme gerieben. Deine Haltung ist gerade, solange du dich beobachtet fühlst, aber in Augenblicken wie gerade eben sinkst du förmlich in dich zusammen. Deine Mimik war auch sehr aufschlussreich, selbst wenn ich dich kaum kenne, glaube ich nicht, dass ein sorgenfreier Mensch so traurig schaut wie du.“ Zu viele Informationen auf einmal, sie schienen ihn zu überschwemmen und kurz glaubte er wirklich, die Kontrolle zu verlieren. Haku musste sein Zittern bemerkt haben, denn er war sofort an seiner Seite, um ihn wenn nötig zu stützen. „Lass uns reingehen, Itachi-san…ich denke, eine Tasse Tee wird dir gut tun.“ Der Angesprochene nickte überfordert und sein Gesicht war kalkweiß, als er sich auf die Couch drücken ließ. Haku holte ihm eine Decke und legte sie ihm um die Schultern, ehe er sich um den Tee kümmerte. Das alles bekam der Uchiha nur am Rande mit, war er doch immer noch damit beschäftigt, sich nicht aufzuregen. Sein Innerstes brannte und trotzdem fror er erbärmlich, wurde immer wieder von Erinnerungsfetzen zurückgeworfen. Sie jagten durch seinen Verstand, verhinderten, dass er klar denken konnte und die Hilflosigkeit traf ihn hart. „Itachi-san?“ Ein sanfter Schlag gegen seine Wange riss ihn zurück in die Wirklichkeit, doch noch immer wollte sein Kreislauf nicht ganz mitmachen. „Ist dir übel? Musst du dich übergeben?“ Er schüttelte schwach den Kopf, fühlte sich zwar schlecht, aber noch ging es. Haku seufzte, reichte ihm dann den dampfenden Tee und setzte sich neben ihn. „Verzeih mit bitte, dass ich so direkt war“, murmelte er schuldbewusst und Itachi drehte langsam den Kopf in seine Richtung. Was wurde hier eigentlich gespielt? Er konnte nicht mehr richtig denken. „Kisame-san meinte, es sei eine gute Idee, wenn ich herkomme und mit dir rede. Er hat mir aber wirklich nicht erzählt, worum es geht!“, beteuerte er noch einmal und irgendwie glaubte Itachi ihm. Haku machte einen ehrlichen Eindruck und der Uchiha wollte ihm einfach glauben, war zu oft enttäuscht worden. „Warum?“, wisperte er und schaute in die grüne Flüssigkeit in der Tasse. „Weil…“, und hier schien es Haku schwer zu fallen, weiterzusprechen. „…mir in meiner Kindheit gewisse Dinge passiert sind. Schlimme Dinge, über die ich nicht gern rede. Und…ich habe das Gefühl, dass dir auch einiges passiert ist, das du lieber totschweigen würdest…nicht wahr?“ Itachi schloss für einen kurzen Moment die Augen, nickte dann aber kaum merklich. Hakus Vergangenheit war also auch nicht besonders rosig? War das Kisames Hintergedanke gewesen, dass er sich jemandem anvertraute, der Ähnliches durchlebt hatte? Er wusste nicht, was er davon halten sollte. „Du musst mir nicht jedes Detail erzählen, ich möchte nicht bohren, aber wenn du ein offenes Ohr brauchst, bin ich für dich da, Itachi-san.“ Da war es wieder, dieses Lächeln, das ihm viel besser zu Gesicht stand und so ehrlich wirkte. „Ich kann dich nämlich sehr gut leiden und Kisame-san geht es nicht anders.“ Itachi nippte an dem heißen Tee, während er sich die Worte durch den Kopf gehen ließ. Er wollte mit keinem Psychiater sprechen, sich nichts von der Seele reden…aber vielleicht konnte er einem Freund vertrauen. Das blieb abzuwarten, aber versuchen konnte er es und zu Haku hatte er bereits ein gewisses Vertrauen aufgebaut. Eine andere Art des Vertrauens als das, welches er mit Kisame teilte. Für Anko waren die letzten Tage die reinste Tortur gewesen, denn weder hatte sie aus Sorge um Konan richtig schlafen, noch ihr helfen können. Sie war so machtlos, wie sie es noch nie gewesen war und es zerrte an ihren Nerven, die Frau, die sie liebte, nicht in Sicherheit zu wissen. Wehe, wenn Pain ihr nicht rechtzeitig zur Hilfe kam, sie würde ihn erwürgen! Anko atmete tief durch, griff dann in ihre Jackentasche und holte eine Zigarette hervor, die sie sich mit zittrigen Fingern anzündete. Verdammt, das war schon die dritte Schachtel heute, ihr Verschleiß war eindeutig zu groß, doch was sollte sie machen? Es beruhigte sie, wenn auch geringfügig. Sie würde morgen zur Polizei gehen, wenn sie bis dahin nichts erfuhr, es half ja nichts. Anscheinend war Konan in großen Schwierigkeiten, es konnte nur so sein, wenn sie an Pains Miene dachte, als er die SMS gelesen hatte. Sie wollte doch nicht, dass Konan etwas geschah, sie hatte sie beschützen wollen. Doch im Moment konnte Anko nicht anders, als sich Vorwürfe zu machen, weil sie nicht da gewesen war. Sie hatte sie im Stich gelassen und damit kam sie nicht klar. Tief sog sie den Rauch in ihre Lunge, atmete das Nikotin ein und genoss die Schwere, die sich in ihrem Körper ausbreitete. Wenigstens war der Tag für heute vorbei und auch wenn sie wieder nicht würde schlafen können, wollte sie einfach nur ins Bett. Konan…sie konnte an nichts anderes denken und es trieb ihr die Tränen in die braunen Augen, dass sie zum Nichtstun verdammt war. ____________________________________________________________________ Huhu! Ich habs doch noch rechtzeitig mit dem Kapitel geschafft und es ist sogar ziemlich lang geworden. Eigentlich sollte noch mehr rein, aber dann hätte ich echt die Grenze gesprengt. ^^° Ich denke, dass es so ganz gut passt. Im nächsten Kapitel wird über Pains und Konans Verbleib aufgeklärt, denn Pain hat eine Entscheidung getroffen. Was Hidan angeht, so bleibt abzuwarten, was Kakuzu mit ihm vorhat, und Deidara bemüht sich um seinen Ex. Zu KisaIta ist zu sagen, dass ich unbedingt jemanden einbringen musste, der Kisames fehlendes Einfühlungsvermögen ausgleicht. Auch wenn er sich bemüht, ist er kein sonderlich sensibler Mensch und Itachi braucht ohnehin mehr als eine starke Bindung in seinem Leben. Haku ist ein ruhiger Pol, obwohl sein Leben niemals leicht war und somit ist er die beste Besetzung dafür. ;) Freue mich auf Kommis! lg Pia Kapitel 26: There's nothing inside ---------------------------------- Eine Woche war unglaublich schnell vergangen. Eine Woche nachdem man sie grob gepackt und in einen Wagen gesteckt hatte, der sie nach Hause bringen sollte. Sie erinnerte sich daran, dass sie nach Nagato gefragt hatte, doch eine Antwort war man ihr schuldig geblieben. Niemand hatte ihr etwas gesagt, stattdessen hatte man sie wie ein Paket abgeladen, direkt vor ihrer Haustür und dann war Konan allein gewesen. Sie hatte sich benebelt gefühlt, was daran liegen mochte, dass man ihr etwas Seltsames gespritzt hatte, kurz bevor man sie aus dem Kellerloch gezogen hatte. Es konnte nichts Schlimmes sein, dafür war es ihr zu gut gegangen, sogar die allgegenwärtige Sorge um Nagato war in den Hintergrund getreten. Es war Anko gewesen, die sie vor der Haustür sitzend vorgefunden und sofort hineingebracht hatte. Konan ahnte, dass sie Angst um sie gehabt hatte und es tat ihr leid. Sie hatte ihr beteuert, sich an nichts erinnern zu können, soweit es die Zunge, die an ihrem Gaumen geklebt hatte, zugelassen hatte. In Wahrheit wollte sie einfach nicht darüber reden, über das, was ihr widerfahren war…das, was sie über Nagato erfahren hatte. Sie fühlte sich einsam, obwohl Anko ihr kaum von der Seite wich. Nagato war nicht zurückgekommen und damit brach die Wohngemeinschaft wieder ein wenig mehr in sich zusammen. Itachi war bereits gegangen, Madara schaute nur noch ab und zu vorbei und was Hidan anging…der schien wie vom Erdboden verschluckt. Es war still in ihrem Zuhause geworden und das war keine gute Nachricht. „Möchtest eine Tasse Tee?“ Konan schüttelte sachte den Kopf, verneinte damit die gut gemeinte Frage und Anko seufzte leise. Es war wirklich lieb gemeint, dass sie sich um sie kümmerte, aber Konan wollte es nicht. Genauso wenig wie sie momentan die Nähe der anderen ertrug. Sie wies sie ab und das, obwohl sie so freundlich zu ihr war, alles für sie tat, was in ihrer Macht stand. Trotzdem…Konan wollte das nicht. Still schaute sie aus dem Küchenfenster, die Arme verschränkt und wie so oft in letzter Zeit abwesend. Die Woche ohne ein Lebenszeichen Nagatos hatte ihr zugesetzt und im Geiste ging sie immer wieder ihre Gespräche durch. Er war so ein verdammter Idiot…und sie sein passendes Gegenstück, wie es aussah. Ein bitteres Lächeln überflog ihre Lippen und sie merkte, dass sie dabei war, depressiv zu werden. „Ich muss jetzt los. Wir sehen uns dann morgen“, hörte sie Anko sagen und gleich darauf fühlte sie warme Lippen an ihrer Wange. Eine flüchtige, aber zärtliche Berührung, die deutlich machte, was Anko für sie empfand und sich nicht mehr zu zeigen traute. Andernfalls hätte sie sie auf die Lippen geküsst, doch seitdem Konan nicht mehr erwiderte, hatte sie damit aufgehört. Ihre Bindung zueinander ging den Bach runter und das Schlimmste war, dass es Konan einfach nicht kümmerte. Die Gleichgültigkeit, die sie für ihre kurzlebige Beziehung empfand, schockierte sie selbst und Anko tat ihr umso mehr leid. „Bis morgen“, murmelte sie und schaute ihr nach, doch da war Anko schon aus der Tür verschwunden. Sie würde heute nicht mehr zurückkommen, hatte ihre Schicht abzuarbeiten und wenn Konan ehrlich war, war sie froh darüber. Eine Nacht weniger, in der sie sich Gedanken machen musste, wie sie den Drang nach Abstand am besten erklärte. Es ging so einfach nicht weiter. Sie horchte auf, als sie erneut die Tür hörte und automatisch ging sie davon aus, dass Anko mal wieder die Zigaretten vergessen hatte. Das kam öfter vor und somit überraschte es sie nicht. Sie drehte sich nicht um, schaute weiterhin aus dem Fenster ins Nichts und vermutlich würde sie dies bis Mitternacht tun. Es fiel ihr schwer einzuschlafen, wenn die Gedanken fortwährend um die passierten Ereignisse kreisten. „Vielleicht hast du sie verloren?“, meinte sie leise, als sie Schritte hinter sich vernahm. Sie machte niemals einen Hehl daraus, dass sie Zigaretten verabscheute und es daher nicht bedauerte, wenn Anko die ihren nicht fand. „Wahrscheinlich habe ich das.“ Konans Augen weiteten sich, als sie die Worte hörte und es war nicht Ankos Stimme. Binnen von Sekunden drehte sie sich um, fassungslos und nicht wissend, was sie sagen sollte. Grau traf auf bernsteinfarben und es erschien ihr so unendlich lange her, dass sie einander in die Augen gesehen hatten. Dass sie miteinander gesprochen hatten und sie fühlte Erleichterung, dass er nicht verletzt zu sein schien. Im Gegenteil, er sah sogar äußerst gut aus und – sie konnte es kaum glauben – er trug einen teuer aussehenden Anzug mit einer locker gebundenen, roten Krawatte. Wie unpassend, wenn man den Rest seiner Erscheinung miteinbezog und ein paar Sekunden lang konnte sie ihn nur anstarren. Dann jedoch folgte die Wut und am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt, allein dafür, dass er sich nicht einmal bei ihr gemeldet hatte. „Ich kann nicht glauben, dass ich dir tatsächlich etwas bedeute“, ergriff sie schließlich das Wort und musste sich zusammenreißen, damit sie nicht doch noch weinte. „Du hast nicht mal angerufen. Nichts…ich hatte Angst um dich, Nagato. Kannst du das verstehen?“ Sie klang so verbittert, wie sie sich fühlte, aber wenigstens konnte sie die Tränen zurückhalten. Sie hatte genug geweint, sie wollte nicht mehr, denn sie war sicher, dass er keine ihrer Tränen verdient hatte. Sie musste endlich stärker werden und ihm mit der gleichen Kälte begegnen, die er ihr zuteilwerden ließ. „Ich konnte nicht.“ Sie schnaubte verächtlich, kehrte ihm wieder den Rücken, um ihm zu zeigen, was sie davon hielt. „Lass die Ausreden. Du hättest gekonnt, bestimmt hättest du irgendwie Bescheid geben können, dass es dir gut geht. Du wolltest einfach nicht.“ Er brauchte ihr nicht so kommen, nicht dauernd so tun, als geschehe alles nur zu ihrem Besten. Sie hatte es so satt, dass er sie ständig vor allem schützen wollte und wenn es dabei um ihn selbst ging. Sie war doch kein kleines Kind mehr, er sollte sich nicht für sie verantwortlich fühlen. „Konan…“ „Wozu bist du hergekommen, Nagato? Willst du mir wieder einen Vortrag darüber halten, wie viel ich dir wert bin? Und danach stößt du mich wieder von dir, nicht wahr? So wird es ewig weitergehen.“ „Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden.“ Sie war davon ausgegangen, dass es nicht noch schmerzhafter werden konnte, als es schon war. Wie sehr man sich doch irren konnte. Augenblicklich fuhr sie zu ihm herum, starrte ihn an, als sei er von Sinnen. „Was?“, hauchte sie, hoffend, dass sie sich verhört hatte. Das war nicht sein Ernst, er würde nicht wirklich fortgehen und damit die Bindung zwischen ihnen gänzlich kappen. Er konnte das nicht tun, er durfte einfach nicht! „Nein!“, entfuhr es ihr schrill und sie ballte die Fäuste. „Nein, das…du kannst nicht…du…“ „Es tut mir leid“, nahm er ihr die Hoffnung und ihre Beherrschung fiel in sich zusammen. Ihre Schultern erbebten unter dem Stoff des blauen Bademantels, den sie trug, während sie die letzten Schritte überwand und sich an ihn drückte. Sie klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihm fest, wollte ihn einfach nicht gehen lassen, ihn bei sich halten. Allerdings wusste sie genauso gut, dass sie dazu nicht imstande war, wenn er es ernst meinte…und das tat er. Sein Blick drückte eine solche Entschlossenheit aus, wie sie es lange nicht bei ihm gesehen hatte. „Ich werde ins Ausland gehen.“ Die Worte hallten in ihrem Kopf wieder und dennoch verstand sie nicht sofort. Er legte die Hände auf ihre schmalen Schultern, drückte sie leicht, als wollte er sie somit trösten. Als ob er das nach dieser Nachricht noch könnte. Er würde weggehen, aus ihrem Leben verschwinden und vermutlich würde sie ihn nie wieder sehen, das vermittelte er ihr. „Hanzou will sehen, was Kakuzu in Amerika am Laufen hat…ich weiß also nicht, wann ich zurückkomme. Ob ich überhaupt zurückkomme.“ War sie deshalb wieder zuhause, weil Nagato auf den Deal eingegangen war, sich von diesem reichen Typen benutzen zu lassen? Würde er in Amerika weitere Menschen umbringen? Konan fühlte sich erschöpft, lehnte den Kopf schwach gegen seine Brust. „Ich bin hier, um mich zu verabschieden und um ehrlich zu dir zu sein. Es wird vielleicht die letzte Gelegenheit sein.“ Ein trockenes Schluchzen entwich ihr, doch sie biss sich schnell auf die Lippe, versuchte ihre Haltung zu straffen. Ehrlich wollte er sein? Sie hob langsam den Kopf, die Bernsteine glitzerten feucht und sie erkannte denselben Schmerz, der ihre Brust materte, in Nagatos Augen. Keine Leere, sondern Gefühle, die sie ihm gar nicht mehr zugetraut hatte. Ihr Herz klopfte plötzlich hektischer, doch gleichzeitig fühlte sie Angst. „Ich wollte dich nie zum Weinen bringen“, wisperte er und streichelte ihr mit dem Daumen der rechten Hand über die Wange. „Alles, was ich je getan habe, war für dich…um dich zu beschützen und ich weiß, dass ich darin versagt habe.“ Sie schauderte, als er ihre Hand in seine Freie nahm und sie zu seinem Mund führte, ihren Handrücken küsste und sie hielt unweigerlich die Luft an. „Es ist mir nie leicht gefallen, dich abzuweisen und ich wollte mir so sehr einreden, dass du mit Anko glücklicher sein würdest. Auch dabei habe ich versagt.“ Er wirkte gequält, während er sprach und Konan stellte fest, dass es sie berührte. Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wange, doch sie blieb still, wollte ihm die letzte Gelegenheit nicht nehmen. Nur einmal wollte sie hören, wie er wirklich für sie fühlte…ob er dasselbe wie sie empfand. „Ich habe dich…immer sehr geliebt. Erst als kleine Schwester und irgendwann auch als Frau. Doch ich wusste nicht, ob es dir auch so ging, ich wollte nichts zerstören. Und dann kamen die Zweifel dazu, ich wusste, dass ich niemals gut genug für dich sein würde.“ Sie schüttelte nur den Kopf, doch immer noch ließ sie ihn reden, hatte zu große Angst, er könnte aufhören, sich nach Jahren endlich einmal zu offenbaren. Wie viel Unsinn er da von sich gab…so viel liebenswerten Unsinn. Ihr stockte der Atem, als er ihr Gesicht in seine beiden Hände nahm, es sozusagen umschloss und der Ausdruck in seinen Augen ließ die Aufregung in ihr steigen. „Du hast mir immer alles bedeutet und ich wollte nie, dass du leiden musst…nie!“, betonte er noch einmal und seine Lippen waren nur noch Zentimeter von den ihren entfernt. Konan schluckte noch einmal, die Wangen gerötet und ihr Herz machte geradezu Sprünge. Zittrig legte sie ihre filigranen Finger auf seine kräftigen Hände – Hände, die bereits getötet hatten. Vorsichtig erfühlte sie die kleinen Unebenheiten seiner Haut, ein paar verblasste Narben, ein Muttermal und sie schloss dabei die Augen. Sein Geruch schien sie plötzlich zu umgeben, sie erkannte sein Parfüm, nahm den leichten Hauch von Minze war, der ihn zudem umgab und all diese Eindrücke intensivierten sich nur noch, als er sie endlich küsste. Es war nicht so vorsichtig wie beim ersten Mal, als er es im Affekt getan hatte, sondern viel leidenschaftlicher. Seine Piercings berührten das Ihre, die Lippen glitten sanft über die ihren, liebkosten den Mundwinkel. Eine Hand streichelte sich ihren Rücken hinab, ertastete, was ihr auf dem Weg begegnete und Konan ließ ihn gewähren. Zaghaft ging sie auf seine Berührungen ein, öffnete den Mund ein Stück, als er sie mit der Zunge dazu aufforderte. Ihre Knie schienen jeden Moment nachzugeben, fühlten sich weich wie Butter an und sie keuchte leise in den Kuss. Unwillkürlich drängte sie sich näher an ihn, fühlte seinen durchtrainierten Körper durch den Stoff des Anzugs, der so ungewohnt war. Ihre Gedanken zerstreuten sich wie ein Schwarm Schmetterlinge, ebenso wie die Dinge, die er gesagt hatte. Das Einzige, das noch Platz in ihren Gedanken fand, war die Tatsache, dass er ihr soeben seine Liebe gestanden hatte. Sie begriff nicht, dass es unter Umständen das letzte Mal sein würde, dass sie ihn sah, sie wollte es gar nicht verstehen. Ihm nahe sein, das wollte sie und sie machte es deutlich, indem sie den Knoten seiner Krawatte löste. Ein merkliches Zögern befiel Nagato und er unterbrach den Kuss für wenige Sekunden, blickte sie unschlüssig an. „Konan…“ „Ich liebe dich.“ Sie ließ es nicht zu, dass er sich ihr entzog, ging nun selbst in die Initiative und küsste ihn wieder. Ein Ruck ging durch seine Glieder, als er ihre Worte vernahm, doch dann glätteten sich seine Züge wieder. Konan schlang die Arme um seinen Nacken, als er sie an den Hüften packte und sie hochhob, um sie in sein Zimmer zu tragen. Der Bademantel hing bereits genauso lose an ihr herab, wie seine Krawatte… Eine Woche…eine ganze verfluchte Woche harrte er bereits hier drin aus und niemand hatte sich bisher gemeldet. Keiner hatte nach ihm gefragt oder die Polizei eingeschaltet, wie der Alte ihm mitgeteilt hatte. Allmählich hatte Hidan die Hoffnung, dass sich doch irgendwer um ihn scherte, aufgegeben und es kostete mehr Überwindung, als er sich eingestehen wollte. Er lag immer noch in dem dunklen Zimmer ohne Fenster, in Fesseln gelegt und unfähig, sich allein zu befreien. Kakuzu schickte ab und zu jemanden zu ihm runter, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Folglich ließ man ihn nicht mal allein auf den Pott gehen und ohne zusammengeschnürte Handgelenke schon mal gar nicht. Einmal täglich ließ sich der Boss sogar persönlich dazu herab, ihn zu besuchen, um seine Launen an ihm auszulassen. Anal, oral, von hinten und von vorn, mal mit mehr, mal mit weniger Gewalt, alles war möglich. Hidan fühlte sich wieder an das Leben auf dem Strich erinnert und dass Kakuzu ihn genauso abwertend behandelte, machte es nicht besser. Zudem mochte er die Dunkelheit nicht, die Stille ebenso wenig, es machte ihn sowohl aggressiv als auch depressiv. Er fühlte sich allein, herabgestuft und von allen verraten. Mit Sicherheit wollte ihn der Alte mürbe machen, bis er ihn in der Hand hatte, ihn mit seinen Psychospielchen in den Wahnsinn treiben und verdammt…er würde es schaffen! „Ich hasse dich“, wisperte er leise in die Finsternis und als keine Antwort kam, schrie er die gleichen Worte noch einmal heraus. Niemand reagierte, natürlich nicht, da oben hörte ihn keiner und es wollte ihn ja auch gar keiner hören. Hidan atmete tief durch, um das beklemmende Gefühl in seiner Brust zum Verstummen zu bringen, doch es funktionierte nicht. Es wurde stattdessen immer schlimmer, rief eine eigenartige Form der Klaustrophobie in ihm hervor. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt, sein Kehlkopf quetschte sich von allein zusammen und erschwerte ihm das Atmen. „LASS MICH HIER RAUS!!“, brüllte er los und wand sich heftig in den Fesseln. „KAKUZU!!“ Seine Haut wurde aufgescheuert, doch er bemerkte es kaum, fuhr in seinem Tun fort. Er musste hier raus, er wollte nicht hier drin bleiben. Kakuzu hatte doch einen Schaden, er war doch nicht dessen Spielzeug, das er nach Belieben benutzen konnte. Wo blieb Deidara? Warum suchte nicht wenigstens er nach ihm? Weil er ihm egal war, vermutlich war er froh, dass Hidan weg war und ihm nicht mehr auf den Keks ging. Hidan stieß ein Grollen aus, wand sich noch mehr gegen die Fesseln und er hörte auch nicht damit auf, als die Tür aufgeschlossen und das Licht eingeschaltet wurde. Er wusste nicht, was er für einen Eindruck machte, es interessierte ihn auch nicht, aber die grünen Augen blickten ihn weder belustigt noch wütend an. Stattdessen wurde er wie ein seltenes Tier betrachtet, die Tür wurde geschlossen und Hidan wich automatisch zurück, als sich der andere näherte. Schwer keuchte er, funkelte den Älteren hasserfüllt an, was dieser ignorierte. Er setzte sich ruhig neben ihn, musterte ihn auch weiterhin fast schon neutral. „Dummer Junge“, begann Kakuzu dann und hob sein Kinn an. „Dein Toben bringt dir hier drin absolut nichts. Du bist auf meine Gnade angewiesen. Hast du das immer noch nicht verstanden, Hidan?“ Zur Antwort fuhr der Russe herum und biss nach seiner Hand, was ihm eine Ohrfeige einbrachte. Hidan knirschte mit den Zähnen, doch innerlich war er mehr aufgewühlt als zornig und Kakuzu schien es zu bemerken. Er musste wissen, dass es ihm zusetzte, hier drin eingesperrt zu sein. „Heute war ein junger Bengel hier, blond, blaue Augen, vermutlich Amerikaner und mit einem bemitleidenswerten Sprachfehler.“ Hidans violette Iriden weiteten sich und er reckte den Kopf, schaute Kakuzu ungläubig an. „Deidara…war hier?“, brachte er hervor und fühlte so etwas wie Erleichterung. War er ihm also doch nicht egal, er hatte ihn völlig falsch eingeschätzt, Jashin sei Dank! Kakuzu hatte Unrecht, er konnte ihn nicht hier verrotten lassen, weil es Menschen hab, die sich wohl um ihn scherten! „Deidara? Meinetwegen, ich neige nicht dazu, mir Unwichtiges zu merken. Jedenfalls behauptete der Junge, er wäre ein Freund von dir und stell dir vor, er war sehr ungehalten darüber, als ich ihm sagte, dass du hier gekündigt hast. Besorgt schien er nicht gerade und er war auch sehr schnell wieder weg, hat etwas von unzuverlässiger Mistkerl gemurmelt.“ Hidan spürte, wie ihn die Kraft, die ihn soeben erfüllt hatte, auch schon wieder verließ. Deidara hatte Kakuzu einfach so geglaubt? Er hatte nicht weiter nachgefragt und war davon ausgegangen, dass er sich aus dem Staub gemacht hatte? Seit einer Woche gab es kein Lebenszeichen von ihm und Deidara glaubte einem zwielichtigen Kerl wie Kakuzu? „Wie du siehst, bist du niemandem wichtig genug. Du tust mir beinahe leid.“ „Halt deine verdammte Lügen-Fresse!“, zischte der Jashinist und versuchte sich wegzudrehen. Kakuzu schlug ihn dieses Mal nicht dafür, trotzdem zuckte Hidan zusammen, als er die Hand hob. Umso irritierter war er, als raue Finger durch seine Haare fuhren, diese zurückstrichen. Misstrauisch blickte er aus den Augenwinkeln zu dem Älteren, welcher ausdruckslos auf ihn herabsah. „Falls es dir nicht aufgefallen ist…ich bin der Einzige, der dich nie belogen hat.“ Diese Behauptung verschlug dem Russen glatt die Sprache, doch als er näher darüber nachdachte, musste er dem Alten Recht geben. Verdammt, Kakuzu hatte ihm vielleicht ein paar Sachen verschwiegen, aber gelogen hatte er noch nie. Alles, was er ihm je versprochen hatte, hatte er gehalten. Er fuhr abermals zusammen, als sich Kakuzus freie Hand in seinen Schritt legte und das nackte Fleisch umfasste, nicht unbedingt sanft zusammendrückte. „Und ich bin der Einzige, der mit deinen kranken Bedürfnissen umgehen kann, nicht wahr?“, hörte er ihn raunen und die Finger verkrallten sich schmerzlich in seinem Haar. Trotzig wollte er ihm eine Beleidigung ins Gesicht schreien, ihm widersprechen – doch die kleine Stimme in seinem Kopf flüsterte ihm nur eine Antwort zu: Ja! Ja, verdammt, so ist es, du abartiges Arschloch! „Ich…hasse dich, Kakuzu! Beschissenes Sadisten-Schwein!“, zischte er, während die kraftvollen Finger den Schaft grob zu bearbeiten begannen. „Wir werden sehen…“, war alles, was von dem anderen kam und im nächsten Moment stöhnte Hidan ungeniert auf. Viele Wege waren steinig, so sagte man, aber das Ziel lohnte sich in der Regel immer. Nun, Itachi konnte behaupten, dass sein Weg wohl dem Erklimmen des Mount Everest gleichkam, aber ob sich das, worauf er hinarbeitete, am Ende lohnte, da war er sich nicht sicher. Haku hatte ihn noch dreimal in der Woche besucht und vorzugsweise dann, wenn er allein war, so dass sie ungestört waren. Es war kein aufgedrängter Besuch, so wie der, den seine Mutter oftmals empfangen hatte, weil es sich so gehörte. Haku meldete sich immer vorher an und er fragte höflich nach, ob er auch nicht störte – er nahm also Rücksicht auf ihn. Das war angenehm und Itachi fühlte sich somit auch nicht in die Enge getrieben. Die Entscheidung lag bei ihm, das wurde ihm damit deutlich gemacht und er hoffte, dass er das bald auch auf andere Bereiche seines Lebens projizieren konnte. Er wollte an sich arbeiten, sich entwickeln und diese vermaledeite Angst besiegen. Aber das ging nicht so schnell, er brauchte Zeit und diese sollte er sich laut Haku auch nehmen. Das Problem dabei war, dass er sich von jemand anderem bedrängt fühlte, denn obwohl Kisame ihm zugesichert hatte, dass er nichts tun würde, was Itachi nicht wollte, so kam er ihm auffällig oft nahe. Der Uchiha wurde nicht gleich hysterisch, nur weil man ihn an der Schulter berührte oder den Arm um seine Taille legte, aber mehr Körperkontakt setzte ihn doch unter gewissen Druck. Mit Kisame darüber zu sprechen, war schwierig und so behielt er es meistens für sich, wenn mal wieder eine Grenze zu stark ausgereizt worden war. Das mit der Ablehnung war ein heikles Thema, weil er lange Zeit nur hingenommen hatte, dass man sich an ihm vergriff. Das Umdenken war daher ein Hindernis, das viel einforderte und Itachi fühlte sich für Diskussionen oft nicht stark genug. Deshalb lag er auch in dieser Nacht wieder neben Kisame in dessen Bett und bemühte sich um innere Ruhe. Es fiel ihm nie leicht, einzuschlafen und mit dem Älteren im Rücken war es gleich noch viel schwieriger. Nur weil er sich einmal hatte überwinden können, war nicht alles automatisch in Ordnung. Kisame jedoch schien davon auszugehen, seine Vorsicht ihm gegenüber war abgeschwächt und Itachi befürchtete, dass er ihre zerbrechliche Bindung schon bald überstrapazieren würde. Bei Madara war das ähnlich abgelaufen und der hatte eine weitaus bessere Beherrschung als Kisame. „Itachi…“, hörte er seinen Namen gemurmelt und erstarrte. Der Arm, der bis vor kurzem noch locker auf seiner Hüfte gelegen hatte, bewegte sich und gleich darauf spürte er Finger unter sein Shirt und über seine Seite fahren. Der Uchiha schloss die Augen, brummte leise, um zu verdeutlichen, dass er wach war. „Sag mal“, fuhr der Ältere fort und die Hand glitt weiter hoch. „Gibt es einen Grund dafür, dass du ständig weiter von mir wegrückst?“ Die stumpfen Nägel bohrten sich leicht in seine Haut und Itachi öffnete die Augen wieder, starrte verbissen in die Dunkelheit. „Natürlich nicht“, gab er mit schleichendem Sarkasmus zurück. Kisame hinter ihm schnaubte. „Wenn dir meine Nähe nicht passt, dann mach gefälligst deine Klappe auf! Mit Haku sprichst du ja auch oder nicht?“ Die Hand löste sich, kaum dass der Satz beendet worden war, und das Knarzen der Matratze machte deutlich, dass sich der Ältere von ihm weggedreht hatte. Leider folgte keine Erleichterung, sondern ein unbegründetes, schlechtes Gewissen. Itachi seufzte stumm; auch das noch… „Es ist ungerecht, das miteinander zu vergleichen und das weißt du auch“, erwiderte er so kühl es ihm möglich war. „Kann sein, aber wahr ist es trotzdem.“ Was fiel Kisame überhaupt ein, ihm so eine trotzige Antwort zu geben? Als wäre es nur für ihn schwer unter diesen Umständen, dabei hatte er ja wohl die größeren Probleme. „Willst du mir jetzt wirklich mit Eifersucht kommen?“, fragte er entnervt, wollte nicht auch noch streiten. Ein paar Sekunden lang kam nichts von dem anderen und Itachi konnte nicht glauben, dass sie sich mitten in der Nacht eine Auseinandersetzung lieferten. Konfliktsituationen waren ihm verhasst und auch wenn er wusste, dass Kisame das nicht so sah, hatte er auf dessen Verständnis gehofft. Vermutlich lag genau da der Fehler. „Eigentlich will ich was anderes.“ Itachi spürte die feine Gänsehaut, die sich über seine Haut schlich und er zog die Decke enger um sich. Musste er darauf noch etwas sagen? Vielleicht machte sich ja auch mal irgendwer Gedanken darum, was er wollte? Seine Nägel gruben sich unwillkürlich in seine Handflächen, als er die Fäuste ballte. „War klar, dass du das in den falschen Hals bekommst“, hörte er Kisame murren, was Itachi dazu veranlasste, sich im Bett aufzusetzen. „Willst du mir jetzt ernsthaft sagen, dass du nicht daran interessiert bist, auf mir herumzurutschen?“, versetzte er schneidend und wählte mit Absicht diese Formulierung. Es knarzte ein zweites Mal, als sich Kisame ebenfalls aufsetzte und obwohl es ziemlich dunkel im Raum ging, erkannte der Uchiha die Wut in den Augen des anderen. Gleich darauf keuchte er erschrocken auf, als sich der halbnackte Körper auf ihn warf und ihn in die Matratze drückte. Die Position war absolut unmöglich, doch die einzige Gegenwehr, die er fertig brachte, bestand darin, die Hände gegen Kisames Brust zu drücken und den Kopf zur Seite zu drehen. Das war alles…und es war beschämend. „Wenn ich ehrlich bin, kann ich es kaum erwarten, auf dir herumzurutschen“, hörte er Kisame nahe seines Ohrs wispern und verkrampfte sich noch mehr. Allerdings blieb es dabei, der Ältere ging nicht weiter und vorsichtig schaute Itachi wieder zu ihm auf. Die Situation erschien ihm unwirklich, doch er versuchte sich zu fassen. „Zu deiner Information, es ist ziemlich normal, dass man den Menschen, den man…halt mag, auch körperlich begehrt. Ich habe Rücksicht auf dich genommen, das tue ich die ganze Zeit! Und ich verlange auch nichts von dir…nur, dass du mit mir redest. Ich meine, ich schmeiß mich schon die ganze Woche an dich ran und du sagst nichts? Verdammt Itachi, muss ich dir wirklich erst an die Hose gehen, damit du mir sagst, was geht und was nicht?! Wie soll ich deine Grenzen kennen, wenn du gar nicht reagierst? Das nervt!“ Itachi blinzelte, aber etwas hervorbringen konnte er nicht. Was hatte Kisame noch mal gesagt? Er musste ihm Grenzen zeigen, damit er ihn nicht verletzte? So falsch war das ja auch nicht, nur…ja, was, das wusste er selbst nicht. Er fühlte sich gehemmt. „Ich bin ja froh, dass das mit Haku so gut klappt – immerhin bist du schon ziemlich verkorkst.“ „Danke“, murmelte er matt, war das nicht wirklich ein Kompliment gewesen. „Aber ich wollte damit nicht erreichen, dass du dich von mir abwendest.“ „Das hatte ich auch nicht vor!“, widersprach er sofort und das stimmte auch. „Ich…du verstehst nicht…es…“ Was eigentlich? Kisame verstand nicht? Konnte er ja auch nicht, wenn Itachi sich selbst nicht verstand. Sein ganzes Leben lang hatte er sich auf Logik berufen und jetzt benahm er sich wie ein regelrechter Idiot, reagierte instinktiv oder eben gar nicht. Was er auch tat, es war falsch und es bereitete ihm Kopfschmerzen. Er weitete seine Augen leicht, als Kisame die muskulösen Arme um ihn schlang und das so fest, dass ihm kurz die Luft wegblieb. War das jetzt ein Racheakt oder sollte das tröstend sein? „Man, du bist anstrengend“, brummte der Ältere und Itachi wusste, dass er vermutlich Recht hatte. Behutsam legte er die Finger auf Kisames Rücken, zuckte kurz zusammen. „Nicht so fest“, murmelte er. „Das ist unangenehm.“ „Du machst ja Fortschritte“, kam es ironisch zurück, er lockerte aber trotzdem seinen Griff. „Oder soll ich dich ganz loslassen?“ „Nein“, er war selbst erstaunt, wie entschieden das klang. „Es ist dir also nicht unangenehm?“ „Doch.“ „Und wieso…?“ „Weil man seine Ängste so am besten loswird.“ Das war nur die halbe Wahrheit, die andere war, dass Kisames Nähe an sich wirklich etwas Schönes war. Wenn er eben nicht übertrieb, was er laut eigener Aussage ja absichtlich getan hatte. Anscheinend hatte er einen Ausgleich gefunden, denn Haku konnte ihm nicht allein helfen. „Schmeichelhaft“, meinte Kisame und klang beleidigt, was Itachi die Augen verdrehen ließ. „Und weil ich dich brauche…zufrieden?“ Daraufhin schwieg Kisame erst einmal, schien überrascht von dieser Antwort. Itachi beließ es dabei, versuchte ruhiger zu werden, was etwas Zeit brauchte. Die Beziehung zu dem Älteren würde nicht einfacher werden, aber für den Rückzug war es zu spät und er konnte momentan sowieso nirgendwo anders hin. Vielleicht mussten sie sich noch aneinander gewöhnen, vielleicht würde Itachi sich langsam ändern können, so dass sie einen Mittelweg fanden. „Zufrieden“, hörte er den anderen murmeln und er nickte leicht, als Zeichen dafür, dass er es vernommen hatte. Womöglich lohnte sich das Ziel ja doch, das blieb abzuwarten. ___________________________________________________________________ So, nach zwei Wochen Krankheit hab ich es endlich wieder auf die Kette bekommen, ein neues Kapitel online zu stellen. Der Status der ff stimmt und der Gedanke ist mir nicht erst heute gekommen. "Bring me to life" wird zu Ende geführt, das war das letzte Kapitel und es wird nur noch ein Epilog folgen. Allerdings gibt es eine Fortsetzung mit kleinem Time-Jump. Der Titel ist noch ungewiss, da ich noch nicht das richtige gefunden habe - Vorschläge sind mir sehr willkommen. Der Link zur Fortsetzung wird in die Kurzbeschreibung eingefügt, sobald sie da ist. Kommentare sind wie immer gern gesehen und ich freue mich drauf! Lg Pia Epilog: Bring me to life ------------------------ Entscheidungen zu treffen war niemals leicht gewesen, denn jede Entscheidung trug ihre Konsequenzen mit sich. Manches ließ sich nicht mehr rückgängig machen, wenn man sich erst mal zu etwas bereit erklärt hatte und dann musste man damit leben. Konan wusste dies, ebenso wie sie wusste, dass sie wahrscheinlich die falsche Wahl getroffen hatte. Trotzdem bereute sie nicht, vermutlich war es dafür noch zu früh, eventuell würde sie in ein paar Jahren ihren Fehler begreifen. Aber das war momentan nicht von Bedeutung, denn es konnte genauso gut so enden, wie sie es sich wünschte. Manchmal war der Weg eben steinig und lang, aber das musste man in Kauf nehmen, wenn man ans Ziel gelangen wollte. Ihre Schritte hallten auf dem glatten Boden wieder, als sie die Halle durchschritten. Hand in Hand, Seite an Seite, gemeinsam, so wie sie es immer gewollt hatte. Sie bedachte ihn mit einem flüchtigen Blick und stellte wieder einmal fest, dass der Anzug, so unpassend er auch wirkte, ihm recht gut stand. Sein Ausdruck war verschlossen wie immer, aber sie wusste, was er fühlte. Endlich, denn er hatte es ihr in der gestrigen Nacht begreiflich gemacht, so dass sie nicht länger an ihm zweifelte. In was auch immer sie sich da verrannt hatte, sie würde nicht mehr von ihm loskommen und sie wollte es auch nicht. Dafür liebte sie diesen Mann einfach zu sehr. Innerlich zählte sie die Sekunden runter, denn sie wusste, dass es in Kürze soweit sein würde. Sie hatte sich entschieden und sie würde sich daran halten. Weil sie ihm vertraute und weil er der Einzige war, den sie je gewollt hatte. Genauso wie er keine andere außer ihr würde lieben können. Was auch die anderen sagten, wie wenig sie auch zueinander passen sollten…es war gleich, denn sie gehörten zueinander und irgendwann würden sie zusammen sein können. Sie glaubte fest daran. „Es ist soweit.“ Sie nickte leicht, prägte sich den tiefen Bariton seiner Stimme noch einmal ein, denn sie würde ihn lange nicht hören. Ohne Scheu trat sie näher zu ihm, legte sachte eine Hand an seine Wange und streichelte diese. Lange würde sie sein Gesicht nicht mehr sehen, diese Augen, die nur für sie aufleuchteten und Emotionen zeigten. „Ich werde auf dich warten“, wisperte sie und meinte es ernst. Nagato seufzte leise, legte eine Hand auf ihre und drückte diese; er wusste, dass es ihr Ernst war. Jedoch hätte er nie von ihr verlangt, dass sie ihm treu bleiben würde. Das war einfach zu viel, wenn man bedachte, dass er ihr nicht mal versprechen konnte, dass er zurückkommen würde. Er würde nach Amerika verschwinden und sie hier zurücklassen, sie nicht mehr beschützen können und trotzdem hatte kein Argument der Welt sie dazu bringen können, ihm abzuschwören. Sie war ein Dickkopf – genau wie er. „Das weiß ich“, gab er zurück, ehe er sich vorbeugte und sie küsste. Seine Lippen schmeckten noch ein wenig nach der Zigarette, die er draußen geraucht hatte, aber es war nicht allzu aufdringlich. Vielleicht gewöhnte sie sich auch nur langsam daran oder aber es kümmerte sie nicht mehr, weil sie wusste, dass sie sich frühestens in einem Jahr wieder würden nahe sein können. Eher würde Nagato nicht zu ihr zurückkehren können, das hatte er deutlich gemacht. Ihre Hände schlangen sich um seinen Nacken und er vergrub seine Finger in ihrem Haar, legte die freie Hand an ihre Hüfte, um sie näher an sich zu pressen. Es war ein schöner, zeitloser Kuss, der Konan beinahe ihrer Sinne beraubte und sie genoss es, ihn so zu spüren. Warum nur war es nicht eher hierzu gekommen? Was für eine Ironie, dass sie sich trennen mussten, kaum dass sie sich endlich gefunden hatten. Aber so spielte das Leben, Konan hatte sich damit abgefunden und ihre Entscheidung getroffen. Es war verwunderlich, wie sanft er zu ihr war, wenn man bedachte, dass er schon etliche Menschen umgebracht hatte. Doch das war eine andere Geschichte und sie musste seine Taten akzeptieren, wenn sie ihn wirklich wollte und das tat sie. „Versprich mir, dass du auf dich aufpasst“, murmelte sie, als sie den Kuss lösten. Nagato lehnte seine Stirn vorsichtig an die ihre und ihre Blicke trafen sich, während sie einander noch immer festhielten, als fürchteten sie, sich zu verlieren. „Dasselbe gilt für dich“, erwiderte er ruhig und seine Mundwinkel zuckten kurz. „Keine nächtlichen Alleingänge mehr und…halte dich von bösen Männern fern.“ Sie blinzelte einmal, sah ihn aus ihren bernsteinfarbenen Iriden irritiert an – dann musste sie lachen. Es war kein aufdringliches Lachen, mehr ein kleines Kichern und sie konnte einfach nicht anders. Nagato hatte schon seit Ewigkeiten keine Witze mehr gerissen, auch das hier war ein eher kläglicher Versuch, die Stimmung aufzulockern, aber sie verstand ihn. Vielleicht war sie die Einzige, die ihn verstand, und es gab ihr Hoffnung, dass er sich solche Mühe gab. Möglicherweise würde er wieder zu sich selbst zurückfinden und falls er zurückkam, nahm sie sich vor, ihm dabei zu helfen. „Ich verspreche es“, meinte sie schließlich und lächelte. Er nickte zufrieden und gleich darauf vereinten sich ihre Lippen erneut, schmiegten sich aneinander, als wären sie eins. Wie eigenartig, dass sie sich so gelassen geben konnte, denn eigentlich fürchtete sie seine Abreise. Es gelang ihr viel zu gut, das zu verbergen, aber was brachte es auch, ihm nachzuweinen? Er hatte keine Wahl, sie schon und sie hatte die einzig richtige getroffen. Sie hielten inne, als eine Stimme aus dem Lautsprechern über den Flughafen schallte und ankündigte, dass der nächste Flug in Kürze starten würde. Es war sein Flug und als sie das begriff, stieg die Wehmut in ihr auf, doch sie riss sich zusammen. Raue Fingerkuppen streichelten ihre Wangen, ein Kuss wurde ihr auf die Stirn gedrückt und sie senkte die Lider, wollte seine Berührungen nicht vergessen. „Du wirst mir fehlen“, verriet sie leise und drückte sich an seinen warmen Körper. Er schlang die Arme um ihre zierliche Figur und für einen Moment erschien es ihr, als wollte er sie nie wieder loslassen. Ein schöner Traum, aber er zerplatzte wie eine Seifenblase. „Du wirst immer die Einzige für mich sein.“ Es war ein schönes Geständnis und sie lächelte glücklich, schmiegte sich an seine breite Brust. Der Duft seines Aftershave vermischt mit leichtem Tabakgeruch schmeichelte ihrer Nase und sie würde ihn vermissen. Allerdings hatte auch sie sich etwas vorgenommen, denn bald würde ihr Studium beginnen und sie wollte alles dafür tun, um sich eine Zukunft nach ihren Wünschen aufzubauen. Eine Zukunft, die sie mit ihm teilen konnte, als selbstständige, junge Frau. „Ich muss jetzt gehen“, teilte er ihr schließlich mit und sie atmete einmal durch. Ein letzter Kuss folgte auf die Worte und sie wusste, dass es nun kein Zurück mehr gab. Es war ein Abschied, doch sie glaubte fest daran, dass er zu ihr zurückkommen würde. Sie wollte es glauben, weil sie ihn liebte. „Ich werde auf dich warten“, wiederholte sie ihre Worte und schenkte ihm ein letztes Lächeln. Seine grauen Augen bohrten sich in ihre, so als wollten sie in ihrer Seele lesen, doch dann nickte er knapp und drehte ihr den Rücken zu. Er blickte nicht einmal zurück und sie wusste, dass es gut so war. Er war vernünftiger als sie, denn hätte er sich noch einmal umgedreht, so wäre sie vielleicht nicht imstande gewesen, ihn wirklich ziehen zu lassen. Ich warte…auch wenn es dauert, ich werde auf dich warten, sagte sie sich selbst, als sie eine Weile später an dem großen Panoramafenster stand und dem Flugzeug dabei zusah, wie es sich in den Himmel erhob. Langsam legte sie ihre Handfläche an das kühle Glas, ließ ihren Blick zu dem Punkt schweifen, an dem die riesige Maschine immer winziger wurde, bis sie aus ihrer Sicht verschwand. Das hier war nicht das Ende, so sagte sie sich, das hier war ein Neuanfang und sie würden ihn beide nutzen, bis sie wieder vereint waren. _____________________________________________________________ So, hier der Epilog, kurz und nur auf Konan bezogen. Ich fand es passend, da es ja auch aus ihrer Sicht angefangen hat. Ich denke, dass ich in den letzten Kapiteln genug über die anderen Hauptcharaktere geschrieben habe, um zu verdeutlichen, wie es mit ihnen weitergeht. Konan hat als Einzige gefehlt...daher diese kleine Szene als abrundenden Abschluss und ich danke euch allen sehr für die lieben Kommentare! Ihr habt mich hierbei unterstützt und wie versprochen wird es eine Fortsetzung geben. Die lange Wartezeit kommt übrigens nicht von ungefähr, sondern von privatem und beruflichen Stress, da ich kürzlich gekündigt habe und nun woanders arbeiten werde. Von daher bringt bitte ein wenig Verständnis für die Verzögerung auf. ;) Wir sehen uns dann hoffentlich bei der "neuen ff" wieder. :D lg Pia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)