Bring me to life von lunalinn (I’ve been living a lie, there’s nothing inside) ================================================================================ Kapitel 20: Without a thought ----------------------------- Das warme Wasser fühlte sich gut auf seiner Haut an, wusch den imaginären Dreck ab und ließ ihn für kurze Zeit vergessen. Er genoss das Alleinsein, die ruhige Atmosphäre im Bad und den Geruch des Shampoos nach Mandeln und Honig. Ein süßer Geruch, so wie er es mochte, und fast fühlte er sich ein bisschen wohl in seinem Körper, etwas, das nicht oft vorkam. Jedoch währte die Illusion nicht lange, war es ihm doch unmöglich einen Faktor auszublenden, der ihn schlichtweg störte. „Was verstehst du unter Privatsphäre, Kisame?“, murmelte er und lehnte sich gegen die hellblau gekachelte Wand in seinem Rücken. Die dunkle Silhouette hinter dem Duschvorhang entfernte sich ein wenig, verschwand aber nicht gänzlich. „Muss ich mich wiederholen? Sei lieber froh, dass ich nicht zu dir unter die Dusche steige.“ Itachi schloss die Augen, rutschte dann langsam an der Wand hinab und blieb dort sitzen, den Kopf auf die Knie gestützt. So viel dazu, er hätte sich in Kisame geirrt. Vielleicht war er bei ihm geblieben und ja, er hatte ihn nicht weiter angefasst, als sie zusammen auf der Couch gesessen haben, doch was hieß das schon? Bei Madara war das oft genauso gewesen und am nächsten Tag hatte er einen plötzlichen Sinneswandel durchgemacht. Wahrscheinlich lag es nicht mal an Madara, auch nicht an Shisui und erst recht nicht an Kisame, dass ihm all das widerfahren war, sondern an ihm. Oder besser gesagt an seinem vermaledeiten Körper. Itachi wusste, dass er so nicht denken sollte, aber die Frage, was passiert wäre, wenn er sich anstatt den Armen das Gesicht zerschnitten hätte, blieb präsent. Wie in Trance wandte er den Blick zur Seite, erfasste die Rasierklingen, die neben den Duschgels standen. Ohne es richtig zu realisieren, hatte er bereits die Hand ausgestreckt, berührte das glatte Metall der Klingen und… „Lebst du noch?“ …zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. Erschrocken über sich selbst starrte er vor sich hin, begann trotz des warmen Wassers zu zittern. Was tat er hier eigentlich? „Itachi?“ „Ja…alles in Ordnung“, gab er mit belegter Stimme zurück und fuhr sich übers Gesicht. Er hatte doch versprochen, dass so was nicht noch einmal passieren würde. Was war also in ihn gefahren, dass er schon wieder dabei war, eine Dummheit zu begehen? Itachi atmete durch, versuchte sich selbst klar zu machen, dass das soeben nur ein Ausrutscher gewesen war. Es würde nicht wieder vorkommen, immerhin war er bei klarem Verstand. Er durfte sich einfach nicht mehr gehen lassen, musste sich zusammenreißen. „Klingt aber nicht so. Komm raus da, bevor ich dich hole!“, hörte er Kisame knurren, reagierte aber nicht sofort. Zuerst mal musste er sein rasendes Herz unter Kontrolle bekommen und den Kloß in seinem Hals runterschlucken. Kisame sollte nicht merken, dass es ihm nicht so gut ging, wie er vorgab. Er würde sich keine Blöße geben. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch, als der Vorhang mit einem hässlichen Ratschen zur Seite gerissen wurde. „Heulst du?“ Wie mechanisch schüttelte er den Kopf, wich dem bohrenden Blick aus. Schließlich saß er unter der Dusche, das auf seinen Wangen war nur Wasser. Kisame schnaubte, drehte dann den Hahn zu und zog ihn mit einem groben Ruck vom Boden. Der Griff um seinen Oberarm war fest und Itachi verkrampfte sich reflexartig, fühlte sich bereits bedroht. „Hier!“, brummte der Ältere nur und drückte ihm ein größeres Handtuch in die Arme. „Und beeil dich! Ich hab kein Bock, dass du krank wirst.“ Flüchtig nickte er, presste das Handtuch gegen seine Brust, während er Kisames Blick immer noch auf sich spürte. Warum ging er nicht einfach und ließ ihn allein? Stattdessen bedrängte er ihn, obwohl sie ausgemacht hatten, dass es nicht dazu kommen würde. Itachi wandte sich um, stand nun mit dem Rücken zu dem Älteren, welcher sich immer noch nicht zum Gehen hatte zwingen können. Der Uchiha versuchte das auszublenden, wickelte das Handtuch um seinen Körper. Die Situation hatte etwas Groteskes an sich und er wünschte sich wirklich, Kisame würde endlich den Raum verlassen. Vergeblich. „Worauf wartest du?“, hörte er sich selbst fragen und seine Stimme klang eigenartig fremd. Es war zutiefst beunruhigend, dass keine Antwort kam und Itachi schloss für einen kurzen Moment die Augen, atmete durch. Nur einen Wimpernschlag später schlangen sich muskulöse Arme um seine Brust, drückte ihn an einen breiten Torso. Er versteifte sich unwillkürlich, krallte die Nägel in den weichen Stoff des Handtuchs. Er spürte Kisames Lippen an seinem Hals, die ungewöhnlich spitzen Zähne, wie sie seine Haut streiften. Es war abzusehen, was folgen würde und er hoffte, dass es schnell gehen würde. „Du wehrst dich nicht mal.“ Itachi hielt inne, starrte ungläubig an die gegenüberliegende Wand. „Ich hab dich damals nur geküsst und du hast mir dein Knie in die Eier gerammt.“ Die Szene hatte er nicht vergessen und er ahnte, warum Kisame gerade jetzt darauf anspielte. Wenigstens hatte er aufgehört, seinen Hals zu küssen. „Was hält dich davon ab, mir jetzt eine zu verpassen?“ Vermutlich die nackte Angst, dass etwas Ähnliches passieren könnte wie bei dem Zwischenfall mit Shisui. Die Umarmung festigte sich und Itachi bekam eine Gänsehaut, die er nicht einordnen konnte. Wasser perlte aus seinen nassen Haaren, rann ihm über das rechte Schlüsselbein. „Du weißt doch, was ich für dich…empfinde. Ich hab in den drei Jahren nicht aufgegeben, ich werde es auch jetzt nicht tun. Wenn du mir also nicht zeigst, wo die Grenzen sind, werde ich dir irgendwann wehtun.“ Itachi senkte den Kopf und ein Vorhang feuchter Haare verschleierte seine Sicht. Er wusste, dass das eben keine Drohung gewesen war, aber es fühlte sich trotzdem wie eine an. Dennoch verstand er, was Kisame ihm damit sagen wollte und er würde wenigstens versuchen, es zu beherzigen…um seiner selbst willen. „Soll ich dich loslassen?“ Bevor er den Gedanken verarbeiten konnte, griff seine Hand auch schon nach Kisames Arm, vergrub sich in dessen Haut. Das war definitiv keine logische Reaktion, immerhin hatte er die ganze Zeit gewollt, dass Kisame ihn in Ruhe ließ. Warum jagte ihm der Gedanke daran, allein zu sein, plötzlich ebenso viel Angst ein? Er wusste es nicht. Zu seiner Erleichterung gab Kisame keinen unangebrachten Kommentar von sich, er blieb einfach so mit ihm stehen und hielt ihn fest. Das Einzige, das er im Moment für ihn tun konnte. Die Straßenbahn war mal wieder über alle Maßen überfüllt, so dass man sich kaum bewegen konnte, ohne jemandem den Ellenbogen in die Rippen zu hauen. Die Luft in dem Abteil, in dem er stand, war stickig und das aufdringliche Parfüm einer älteren Dame verursachte ihm Übelkeit. Deidara verdrehte entnervt die Augen, als in seiner unmittelbaren Nähe ein Baby zu schreien begann und er überlegte schon, ob er an der nächsten Haltestelle aussteigen und laufen sollte. Schlechte Idee, denn Hidan hatte es ihm am Vorabend ganz schön besorgt, so dass er heute kaum gerade stehen konnte. Gut, dass sie heute kein Sport gehabt hatten, das wäre wirklich ein Problem geworden. Der Sex mit Hidan mochte ja niemals besonders sanft sein und eigentlich war es ihm so auch ganz Recht, doch gestern hatte er eindeutig übertrieben. Als hätte er sich an ihm abreagieren müssen…Deidara wusste nicht, ob er wissen wollte, was mit dem Russen los war, dass der sich so eigenartig verhielt. Er hatte ihn nach dem Akt auch nicht von sich gestoßen, stattdessen das Gesicht in seinen Haaren vergraben und ihn regelrecht an sich gepresst. Das war untypisch für Hidan und Deidara hatte nicht gewusst, wie er sich hätte verhalten sollen. Als Resultat hatte er ihn einfach gelassen und irgendwann waren sie beide eingeschlafen. Vermutlich mussten sie miteinander reden, aber keiner von ihnen beiden war besonders gut darin. Deidara murrte leise, als ihm die Frau mit dem penetranten Geruch auf den Fuß tat, und sich noch nicht einmal entschuldigte. Manche alten Schabracken waren dreister als er selbst und da hieß es immer, die Jugend sei unmöglich. Deidara lehnte sich an die Scheibe, schaute zu, wie noch mehr Leute ausstiegen und damit endlich wieder Platz schafften. Zu seinem Glück war darunter auch die Frau mit dem schreienden Balg, so dass die Weiterfahrt eventuell angenehmer werden würde. Fehlte eigentlich nur noch ein Sitzplatz und… Deidara hielt schlagartig inne, hielt den Blick starr auf die Menschenmenge, welche sich soeben von der Bahn entfernte, gerichtet. Ungläubig erfasste er ein bekanntes Gesicht, drückte die Handflächen gegen die Scheiben. Feuerrotes Haar hob sich von der Masse ab, die braunen Augen wirkten abwesend, wie in Trance und Deidara konnte sich nicht mehr abwenden. Sein Verstand setzte aus, ließ ihn herumfahren und die Leute aus dem Weg schubsen. Er musste sofort aussteigen! Einige beschwerten sich über sein ruppiges Benehmen, doch er blendete die Stimmen aus, hastete auf die Tür zu. Vergeblich, denn diese schlossen sich direkt vor seinen Augen und bevor er den Knopf betätigen konnte, hatte sich die Bahn bereits wieder in Bewegung gesetzt. „Scheiße!“, fluchte er und schlug gegen das Metall. Dann aber drehte er sich wieder zum Fenster, stieß erneut die anderen Leute aus dem Weg und suchte hektisch nach dem Rotschopf. So schnell konnte der doch nicht verschwunden sein? Deidara wurde heiß und kalt, als ihm klar wurde, dass er nicht mehr da war. War er überhaupt da gewesen? Mit angeschlagenen Nerven ließ er sich gegen die Wand sinken, fuhr sich durch das blonde Haar. Wurde er jetzt etwa verrückt? Sah er schon Gespenster? Auf dem Friedhof war es ihm ja immerhin ähnlich ergangen, da hatte er auch zuerst geglaubt, es handele sich um seinen verstorbenen Freund. Konnte er immer noch nicht akzeptieren, dass Sasori tot war? Bildete er sich deshalb ein, er würde noch immer in seiner Nähe sein? Deidara lachte halbwegs hysterisch auf, fing sich dafür den argwöhnischen Blick einer jungen Frau ein, doch es war ihm egal. Was war los mit ihm, dass er anscheinend noch immer nicht damit abschließen konnte, dass Sasori unter der Erde lag? Schließlich hatte er jetzt was mit Hidan und auf den sollte er sich konzentrieren. Er musste es sogar, denn immerhin wollte er nicht in der Vergangenheit festhängen. Deidara konnte nicht ahnen, dass sich Hidan mit ähnlichen Problemen herumschlug. Leider war sein Problem noch durchaus lebendig und amüsierte sich vermutlich über seinen Abgang. Hidan wäre am liebsten noch einmal zu ihm gegangen, um ihm ins Gesicht zu spucken, doch das würde von Schwäche zeugen. Kakuzu lag also nichts an ihm, ja? Schön, ihm lag auch nichts an dem alten Sack! Schluss, aus, ende, fertig! Zornig knallte er sein Glas auf den Tisch und der Wodka darin schwappte gefährlich hin und her. Mit geröteten Wangen, aber noch lange nicht besoffen, ging er die Zeitung mit den Stellenanzeigen durch. „Scheiße…auch scheiße…verdammt scheiße…vergiss es!“, murmelte er vor sich hin und strich eine Stelle nach der anderen mit dem roten Edding durch. Weder hatte er Lust, bei McDonalds zu arbeiten, noch würde er sich in einer Transvestiten-Show einbringen…und für den Rest fehlte ihm die Qualifikation. Auf eine Ausbildung hatte er auch keinen Bock, Anschaffen auf dem Strich fiel auch weg und so blieb kaum etwas übrig. Hidan vergrub das Gesicht in den Händen, stöhnte leise; hatte Temari doch Recht und er hatte sich die Zukunft verbaut? Ach was, immerhin war er gerade mal zwei Tage arbeitslos, das würde schon noch werden und notfalls musste er sich eben im Drogenhandel betätigen. Die suchten doch immer Kuriere, da würden sie schon ein paar Aufträge für ihn haben, halb so wild. Wenn es nur nicht so schwer gewesen wäre, sich einzureden, dass er Kakuzu kein Stück vermissen würde. Der alte Mann hatte ihn sechs Monate allein gelassen und er hatte es nicht geschafft, über ihn hinweg zu kommen. Jetzt war er wieder da, benutzte ihn und was tat Hidan? Dabei hätte er mit Deidara um einiges glücklicher sein sollen, doch die Wahrheit war, dass er das eben nicht war. Warum sonst hätte er ihn gestern während dem Sex am liebsten noch verprügelt? Er war so aggressiv geworden, wie es lange nicht der Fall gewesen war, und es wäre ein Wunder, wenn Blondie diese Tatsache entgangen wäre. Allerdings hatte er auch nicht nachgefragt, was in ihn gefahren war…war es ihm also egal? War Hidan ihm egal? Die Frage beschäftigte ihn dann doch, aber Deidara drauf ansprechen konnte er auch nicht. Wie klang denn das? Damit würde er sich ja zum totalen Vollidioten machen und Deidara würde ihn sicher nie wieder ernst nehmen – zu Recht! „Hey Schwachkopf!“ Na toll, die olle Schnepfe hatte ihm gerade noch gefehlt. „Hast du keine Pussy zu lecken?“, brummte er und schaute mürrisch auf. Anko strafte ihm mit einem kühlen Blick aus ihren braunen Augen, setzte sich dann aber zu ihm an den Tisch. Sie sah fertig aus, irgendwie unruhig und es verschaffte ihm Genugtuung, dass er sich nicht als Einziger beschissen zu fühlen schien. „Lass deine blöden Sprüche und beantworte mir lieber eine Frage“, knurrte die Kampflesbe und Hidan grinste süffisant. Also gab es da tatsächlich ein Problem und er wettete, dass es um die liebe Konan ging. „Hast du Konan heute schon gesehen?“, wollte sie wie erwartet wissen und der Russe überlegte. Außer Deidara und Anko hatte er heute noch niemanden gesehen. Itachi schien ja ausgezogen zu sein, so viel hatte er von Blondie mitbekommen, aber er hatte dummerweise nicht nach dem Grund gefragt. Normalerweise hätte er sich liebend gern das Maul über die Uchiha zerrissen, denn dass Madara mit diesem Auszug zu tun haben musste, das stand außer Frage, aber zu dem Zeitpunkt hatte Hidan seine eigenen Differenzen gehabt. Jetzt rächte sich das wohl. „Nö“, erwiderte er, nachdem er sie einen Moment lang zappeln gelassen hatte und zuckte mit den Schultern, nur um bösartig anzufügen: „Hast du schon in Pains Bett nachgesehen?“ Die Sorge verschwand auf der Stelle aus ihrem Blick, machte deutlich, dass er sie verletzt hatte…nein, wie niedlich, da war wohl jemand richtig verknallt. Oh, es konnte so gut tun, seine Launen an jemand anderem auszulassen. „Halt einfach die Fresse!“, zischte Anko schließlich und starrte zerknirscht auf die Tischplatte. Eigentlich wollte der Russe noch nachsetzen, aber da Pain gerade die Küche betrat, erledigte sich das von allein. Schade, dass er kein Popcorn dabei hatte, das würde jetzt sicher spannend werden. „Du!“, fauchte Anko da auch schon und erhob sich so ruppig, dass ihr Stuhl beinahe nach hinten fiel. „Wo ist sie?!“ So wie es aussah, hatte Pain keinen Schimmer, wovon sie eigentlich sprach, denn er zog nur die Brauen zusammen, sah sie verständnislos an. „Wer?“, fragte er entnervt und blieb im Türrahmen stehen. „Tu nicht so scheinheilig! Ich rede von Konan! Seit unserem Gespräch ist sie nicht mehr aufgetaucht!“ Nur kurz veränderte sich etwas in Pains Blick und es ließ ihn beinahe menschlich wirken, doch dann verhärteten sich seine Züge wieder. „Vermutlich ist sie bei einer Freundin.“ „Warum geht sie dann nicht ans Handy?! Nicht mal eine SMS hat sie mir geschrieben…“ Hidan verdrehte darüber bloß die Augen – was hatten Weiber nur mit ihrem SMS-Fimmel? Er wäre viel zu faul für solchen überflüssigen Schreibverkehr. „Vielleicht hat sie nur keinen Bock auf dich?“, mischte er sich ein und nun taxierten ihn gleich zwei eisige Augenpaare. „Halt dich da raus, Hidan!“, warnte ihn zu seiner Überraschung die Piercingfresse und das brachte Hidan tatsächlich zum Verstummen. Normalerweise ließ er sich ja von keinem was sagen, aber Pain war auch nicht keiner. Der Typ hatte einiges auf dem Kasten und so war es besser, ihn nicht zu verärgern. Jedenfalls nicht in so einer Situation und außerdem konnte er durch den Kerl vielleicht in der Drogenszene unterkommen, der bewegte sich doch darin. Deshalb hielt er vorerst den Mund, hörte still zu, wie die beiden diskutierten. „Vielleicht ist sie bei ihren Eltern.“ „Dann gib mir die Nummer! Ich will wissen, was da los ist!“, forderte Anko ernst und Pain sperrte sich nicht dagegen. Das schien ja noch interessant zu werden, auch wenn er bezweifelte, dass Konan in ernsthafter Gefahr war. Warum sollte sie? Sie war ja wohl kaum etwas Bedeutendes und wäre sie eine steinreiche Erbin, hätte sie sicher nicht in dieser popligen Wohngemeinschaft gehaust. Die machten einfach nur viel zu viel Wirbel um ihre Prinzessin, aber sollten sie doch. War ja nicht sein Bier. Im Endeffekt war Itachi sein Ausrutscher peinlich und somit verbrachte er die nächsten Stunden auf dem Balkon, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Nun, es brachte nicht wirklich etwas, aber zumindest hatte er für eine Weile seine Ruhe. Kisame saß im Wohnzimmer und schenkte seine Aufmerksamkeit gerade dem Fernseher. Vielleicht hatte er gemerkt, dass er ihn überfordert hatte und gönnte ihm deshalb etwas Ruhe. Das wäre zwar unerwartet einfühlsam, aber Itachi war es ganz recht. Irritiert schaute er auf, als sein Handy vibrierte und er holte es aus der Hosentasche, richtete die dunklen Iriden auf das Display. Der Name, der angezeigt wurde, verleitete Itachi beinahe dazu, die SMS ungelesen zu löschen, doch er rief sich zur Vernunft. Wenigstens lesen konnte er sie, beantworten musste er sie nicht. Ich weiß, dass du mich vermutlich zur Hölle wünschst und das ist dein gutes Recht. Können wir trotzdem reden? Madara Nett und absolut treffend formuliert und Itachis Finger schwebten über den Tasten, um eine Antwort zurückzusenden. Nur was sollte er auf so eine Frage schreiben? Dass er Madara in nächster Zeit, eigentlich sogar nie wieder sehen wollte, war klar, aber sollte er ihm reinen Wein einschenken oder ihn mit Funkstille quälen? Itachi entschied sich für Letzteres und so löschte er die SMS doch, schob das Handy wieder in seine Tasche. Das Thema war für ihn erledigt. „Er wird nicht zurückschreiben.“ Die Feststellung kam unvermittelt und Madara blickte mit sichtbarer Verbitterung auf das Handy in seiner Hand, während er auf der Seite lag. Zwei Arme schlangen sich von hinten um seinen Oberkörper, gaben ihm ein Gefühl der Geborgenheit. Wie eigenartig, dass er Hashiramas Gesellschaft schon jetzt wieder genießen konnte, sich bei ihm sicher fühlte, wo ihr Gespräch doch nicht mal einen vollwertigen Tag zurück lag. Trotzdem beruhigte ihn der warme Atem in seinem Nacken, die Lippen, die seine Haut berührten und er senkte halb die Lider, schaute aber immer noch auf sein Handy. „Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, Madara…aber gib ihm Zeit.“ Madara zweifelte daran, dass Itachi nach ein paar Wochen, wenn nicht Monaten seine Meinung über ihn geändert haben konnte. Schließlich hatte er ihn mehrmals verletzt und am Ende sogar sein Vertrauen gebrochen. Würde er ihm das jemals verzeihen können? Andererseits hatte er auch nicht geglaubt, dass er Hashirama würde verzeihen können und dennoch lagen sie nun hier zusammen. Das Bett war immer noch so weich, wie er es in Erinnerung hatte und die Bezüge rochen so vertraut. Es war gut, dass er ihn so lange abgewiesen hatte, auch wenn es für beide Seiten schwer gewesen war, aber anders hätte er sich nicht sicher sein können, dass es Hashirama ernst war. Gut, hundertprozentig konnte er sich dessen auch jetzt nicht sicher sein und das Misstrauen würde nicht so schnell verschwinden, aber es war ein Anfang. Ein Neuanfang und er hoffte, dass auch Itachi ihm eines Tages die Chance dazu geben würde. „Menschen machen Fehler“, hörte er den Älteren wispern und nickte langsam. „Nur dass meine Fehler nicht gutzumachen sind.“ Es war nicht fair gewesen, Itachis Situation für seine eigene auszunutzen und rücksichtslos einen viel zu teuren Preis als Gegenleistung zu fordern. Es war ihm egal gewesen, weil er sich selbst einsam und verraten gefühlt hatte und um das besser ertragen zu können, hatte er seinen Cousin benutzt. Obwohl er ihm versprochen hatte, dass alles in Ordnung kommen würde, hatte er ihn am Ende nicht unterstützt, sondern vermutlich auch noch in den Selbstmord getrieben. Seine unbedachten, nicht mal ernst gemeinten Worte hatten die ganze Situation verschlimmert und auch wenn er es wieder gut hatte machen wollen, indem er Kisame eingeweiht hatte, würde Itachi ihm das niemals vergeben können. Hatte er überhaupt richtig gehandelt? Kisame war eigentlich nicht der Typ Mensch, der Rücksicht nahm und dennoch hatte er Itachi nie aufgegeben…so wie Hashirama an ihm festgehalten hatte. War das nicht gewissermaßen ein Beweis? Es blieb nur zu hoffen, dass er sich nicht geirrt und Itachi erneut in die Hölle geschickt hatte. „Indem du bereust, zeigst du Einsicht. Außerdem seid ihr Familie.“ Hashiramas Fingerkuppen streiften seinen Bauch, ließen ihn erschaudern und das Handy glitt ihm aus den Fingern, landete auf dem Boden. Er hatte die tiefe Stimme, ihren ruhigen Ton vermisst, das wurde ihm jetzt erst richtig bewusst. Seufzend drehte er sich um, legte die Handflächen an Hashiramas Wangen und zog ihn zu sich runter. „Genug geschwafelt“, murmelte er nun gewohnt unsensibel und Hashirama schmunzelte, ehe er dem stummen Befehl nachkam. Als Konan langsam wieder zu Bewusstsein kam, spürte sie zuerst die pochenden Kopfschmerzen, die ihr leichte Übelkeit verursachten. Sie blinzelte ein paar Mal, nahm ihre Umgebung nur verschwommen wahr und versuchte, sich aufzurichten. Dabei scheiterte sie, stellte fest, dass sie mit dünnen Seilen regelrecht zusammengeschnürt worden war und auf einer alten Matratze lag. Ein Keuchen entfloh ihrer trockenen Kehle und sie wand sich hektisch, nur um festzustellen, dass ihr das überhaupt nichts bringen würde. Zumindest trug sie noch alle ihre Kleider am Leib und schien auch sonst unverletzt zu sein. Wie war sie hierhergekommen? Viel konnte sie in dem nur spärlich beleuchteten Keller nicht erkennen, denn das einzige Fenster im Raum war mit Holzbrettern zugemauert worden. Konan zwang sich zur Ruhe, auch wenn ihr Herz wie verrückt raste und die Angst allmählich präsenter wurde. Irgendjemand hatte sie betäubt, entführt und hierher verschleppt, die Frage war nur: Warum? Ihre Eltern besaßen nicht viel, also konnte es schon mal nicht um Lösegeld gehen. Feinde hatte sie auch nicht großartig, selbst mit Hidan konnte sie sich recht gut arrangieren oder ihn eben ignorieren, wenn er ihr auf die Nerven fiel. Sie schluckte hart, als ihr klar wurde, was das bedeuten könnte. Immerhin hatte sie schon von Menschenhandel gehört und sie hoffte wirklich, dass das hier nicht der Fall sein würde. Oder aber sie war an einen Serienkiller geraten…auch das sorgte für die schlimmsten Bilder in ihrem Kopf. Okay, sie musste ganz ruhig bleiben und scharf nachdenken. Jemand würde sie sicher vermissen…Anko zum Beispiel und auch ihre restlichen Mitbewohner würden bemerken, wenn sie fehlte – schließlich erledigte sie einen großen Teil der Hausarbeit. Ihr Handy, fiel es ihr augenblicklich ein und sie versuchte, ihre Tasche zu erspähen. Leider vergebens, anscheinend hatte ihr Entführer diese bereits außer Reichweite gebracht. Konans soeben noch angespannter Körper sackte wieder in sich zusammen und sie schluckte die aufkommenden Tränen runter. Noch war nichts verloren, vielleicht ließ ihr Entführer ja mit sich reden und sie konnte verhandeln. Sie durfte nicht schon jetzt aufgeben und hysterisch werden, das würde nichts ändern. Und trotzdem wünschte sie sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als Anko bei sich zu wissen…oder Nagato. „Bei ihren Eltern ist sie nicht!“ Pain sah auf, als Anko ohne anzuklopfen sein Zimmer stürmte und allmählich steckte ihn ihre Unruhe an. Es war nicht Konans Art, sich solange nicht zu melden, auch wenn sie nur bei einer Freundin war. Zumindest Anko hätte sie doch eine Nachricht senden können, dass sie ihm schrieb, das erwartete er ja gar nicht. „Ich mache mir langsam echt Sorgen!“, brach Anko die Stille und tigerte unruhig durch sein Zimmer. „Wie kannst du nur so eiskalt ruhig sein?!“ Das war er ja gar nicht, er zeigte seine Emotionen bloß nicht so offensichtlich wie sie es tat. Doch warum sollte er ihr sein Denken und Handeln erklären? Wichtig war nur Konans Sicherheit. In diesem Moment lenkte sein Handy die Aufmerksamkeit von ihnen beiden auf sich und Pain holte es sofort hervor. „Konan“, murmelte er monoton und schon stand Anko neben ihm. „Was hat sie geschrieben? Wo ist sie?“ Pain antwortete nicht, konnte das Display nur anstarren, nicht wissend, wie er sich nun verhalten sollte. Allerdings wäre es untertrieben gewesen, hätte er behauptet, dass ihm das Herz soeben in die Hose rutschte. Er wusste, warum Anko keine Nachricht bekommen hatte…und er wusste, wer diese SMS verfasst hatte. „Die SMS ist nicht von ihr“, erwiderte er schließlich tonlos. „Was soll das heißen?! Verdammt noch mal, drück dich klarer aus!“, fauchte ihn die Violetthaarige an, doch er kam diesem Befehl nicht nach. „Ich kümmere mich darum. Halt dich raus.“ Doch Anko ließ sich natürlich nicht so leicht abwimmeln, packte ihn stattdessen am Kragen. „Du sagst mir jetzt sofort, was hier los ist, sonst-“ „Anko.“ Pains Ton war messerscharf und das veranlasste sogar Anko dazu, ihn loszulassen und einen Schritt zurückzutreten. Die Lage war viel zu ernst, als dass er sich mit ihr herumstreiten konnte. „Misch dich nicht ein“, warnte er sie noch einmal und wandte sich ab. „Du…verdammt, Pain! Wenn ihr was passiert, bring ich dich um! Also sieh zu, dass du das regelst!“ Und damit knallte sie die Tür hinter sich zu, ließ ihn allein mit seinen Schuldgefühlen. Denn es war seine Schuld, dass Konan nun in der Gewalt dieses Kerls war. Ihm war bewusst, dass Anko nicht aufgeben würde, ihn bald wieder belagern würde, doch er musste das allein klären. Noch einmal überflogen seine sonst so ausdruckslosen Iriden die wenigen Zeilen und er atmete beherrscht durch. Ich habe das Mädchen. Du weißt, wo du mich findest, wenn du sie zurückwillst. Es wird Zeit für einen neuen Deal. Lass dir nicht zu viel Zeit, Nagato. Pain biss sich hart auf die Lippe, krampfte die Finger um das Handy und nickte dann wie in Trance. Ja, er wusste, wo er ihn finden würde…und er würde Konan da rausholen, bevor ihr etwas geschah. ________________________________________________________ Und immer noch ist unbekannt, wer der ominöse Entführer ist...die Meinungen von euch gehen da ja sehr auseinander. :) Na ja, wie ihr wisst, richte ich mich oft nach dem Manga und baue bekannte Charaktere ein. Hidan scheidet schon mal aus - habt ihr ihm das echt zugetraut? Ich meine, klar, er ist ein Arsch, aber doch nicht so einer. ;) Das Kapitel ist schon heute hochgeladen worden, weil ich am WE aufem Japantag in Düsseldorf bin. Geht da noch jemand hin? =) lg Pia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)