Bring me to life von lunalinn (I’ve been living a lie, there’s nothing inside) ================================================================================ Kapitel 10: All this time ------------------------- Absolute Selbstbeherrschung hatte in der Familie Uchiha schon immer als grundlegende Disziplin in der Erziehung und unverzichtbare Eigenschaft gegolten, wenn man es im Leben mal zu etwas bringen wollte und Itachi konnte von sich behaupten, dass er dies verinnerlicht hatte. Er war so gut wie nie aus der Ruhe zu bringen und selbst, als Sasuke ihm einmal versehentlich seinen Nachtisch ins Gesicht gepfeffert hatte - seine Haare hatten noch drei Tage später geklebt -, war er, zumindest äußerlich, gelassen geblieben. Was brachte es auch, sich aufzuregen? Nichts außer schwachen Nerven - er kannte genug Beispiele in seiner Umgebung, die ihn abschreckten, so einem Pfad zu folgen. Ja, bis heute. Als Hoshigaki Kisame den Bogen überspannt hatte, indem er ihm dreist seine Lippen aufgedrückt hatte - mit dem absehbaren Ziel, ihn noch viel weiter zu kriegen. Die Folge davon war ein Tritt in die empfindlichste Stelle eines jeden Mannes gewesen. Was fiel diesem Idioten auch ein?! Nichts desto trotz war es mehr als verwirrend, dass Itachi sich zu allem Übel eingestehen musste, dass es sich verdammt gut angefühlt hatte...viel zu gut und seine brutale Erwiderung war somit als nicht mehr als einen Akt der Überraschung zu erklären. Es war nicht so, dass Kisame nicht schon des Öfteren zweideutige Bemerkungen hatte fallen lassen, sogar recht häufig kam dies vor. Eigentlich immer, wenn sie sich begegneten, ob nun andere anwesend waren oder nicht spielte dabei keine Rolle. Tatsächlich schien der andere es darauf abgesehen zu haben, ihn in peinliche Situationen zu bringen und Itachi musste erkennen, dass er an dem Punkt angelangt war, an dem er nicht mehr nur mit Gleichgültigkeit reagieren konnte. Selbst Shisui hatte das in all den Jahren nicht geschafft und der nervte ihn immerhin seit er in den Kindergarten gegangen war. Unfassbar. Er seufzte still, ehe er die letzten Meter zu Shisuis Wohnung hinter sich brachte, wissend, dass er um zwei Stunden zu spät war. Daran war übrigens auch Kisame Schuld. Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass er selbigen nicht einmal richtig hassen konnte, geschweige denn sich von ihm fern halten. Letzteres gelang erstens nicht, da der Ältere ihm an den Fersen klebte, sogar schon vor seiner Haustür gestanden hatte - Fugaku war nur dank Mikotos Hilfe davon abzubringen gewesen, ihn sofort zu verhaften, da er ihn für einen Schläger oder ähnliches gehalten hatte - und zweitens, weil Itachi selbst nicht wirklich den Willen besaß, den Kontakt zu unterbinden. Man konnte die Situation mit Shisui vergleichen und doch fühlte es sich anders an. Positiv und das erschreckte ihn fast, wenn man bedachte, dass er wegen Kisame die Schule und seine wenigen Freunde so wie seinen Bruder vernachlässigte. Fazit: Kisame nahm bereits einen viel zu großen Platz in seinem Leben ein. Abermals glitt ein Seufzen über seine Lippen, als er die Finger auf die Klingel drückte, abwartend, dass Shisui ihm öffnete. Vielleicht würde er beleidigt sein, weil er ihn warten gelassen hatte. Wohlmöglich würde er ihm vorwerfen, ein schlechter Freund zu sein, aber das wäre es dann auch schon gewesen. Er kannte Shisui gut genug, um zu wissen, dass dieser ihm nie lange böse sein konnte - umgekehrt war es genauso. Itachi lehnte sich leicht gegen die Tür, woraufhin diese nachgab, um die Treppen hoch zu Shisuis Wohnung zu gehen. Sein bester Freund wartete jedoch nicht oben, nur die Tür hatte er geöffnet; vielleicht war er doch ein wenig verstimmt. Itachi betrat leise die Wohnung, zog die Tür hinter sich zu und vernahm schon im Flur den Fernseher. Rasch zog er sich die Schuhe aus, ging dann in Richtung Wohnzimmer, wo er den Älteren vermutete - und er sollte Recht behalten. "Auch mal da?", wurde er nicht besonders freundlich begrüßt, davon abgesehen, dass Shisuis schwarze Iriden auf der Mattscheibe klebten, ihn nicht eines Blickes würdigten. Itachi hob eine Braue, setzte sich neben seinen Freund, der nun doch aufsah, wohl eine Erklärung erwartete. "Ich hab die Zeit vergessen." Shisui gab ein Schnauben von sich, schaute ihn ungläubig an. "Ich bitte dich. Wenn du mir schon ins Gesicht lügen musst, dann richtig! Du bist der überpünktlichste Mensch, den ich kenne…es sei denn, du rennst mit diesem Typen durch die Gegend", irrte er sich oder schwang da ein bitterer Unterton mit? Und warum zum Teufel gelang es Shisui immer, ihn so leicht zu durchschauen? "..." "Ich wusste es. Was habt ihr diesmal Schönes gemacht? Muss ja spaßig gewesen sein, wenn du mich vergisst." "Er hat mich geküsst." Totenstille. Gut, so hatte er Shisui eigentlich nicht davon berichten wollen, wahrscheinlich hätte er es ihm irgendwann gesagt, vermutlich sogar heute, aber ganz bestimmt nicht so und sofort am Anfang. Gewöhnlich war der Ältere es, der mit seinem schlechten Timing Minuspunkte sammelte. Heute schien so einiges nicht normal. Vor allem wollte es ihm nicht ganz gelingen, Shisuis Mimik zu deuten. Zuerst sah er aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen, dann wurde er etwas bleich, bis sich seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammenpressten und Itachi überlegte, ob das nun der krampfhafte Versuch war, das Geschehen zu akzeptieren oder zu verhindern, die Toilette aufsuchen zu müssen, um seinen Mageninhalt zu entleeren. Die meisten Männer hegten eine enorme Abneigung zur Homosexualität und Itachi selbst hatte bis vor ein paar Stunden noch eben jene Meinung vertreten…bis Kisame ihn geküsst und damit sein Weltbild auf den Kopf gestellt hatte. Jedenfalls hoffte er, dass Shisui erwachsen genug war, um ihn nicht gleich aus der Wohnung zu werfen. Ganz uneigennützig hatte er ihm das nun auch nicht erzählt. Er brauchte einen Rat, irgendwas, das ihn davor bewahrte, sich vor den nächsten Zug zu werfen oder auch nur davor, nicht in seinen verwirrten Gedanken zu versinken. "Warum erzählst du mir das?!", vernahm er Shisuis Stimme und er sah, wie sich sein bester Freund hektisch durch die Haare fuhr, während seine Gesichtsfarbe nun mehr ins Rötliche stach. Itachi schwieg eine Weile. "Weil du mein bester Freund bist." Und es war die Wahrheit; mit wem sollte er sonst reden? Shisui war der Einzige, bei dem ein Funken Hoffnung bestand, dass er ihn nicht gleich wie Abschaum behandelte. "Itachi…" "Du hast selbst gesagt, ich könnte mit dir reden, wenn ich Probleme habe. Und das ist ein Problem." "Ich meinte nicht...das..." Der Jüngere runzelte die Stirn, empfand er die Reaktion des anderen nun doch ein wenig übertrieben. Andererseits, wie wäre er selbst damit zurechtgekommen, wäre Shisui ihm mit so etwas gekommen? Er wusste es nicht. "Ich würde nicht drüber sprechen, wenn es mir nicht wichtig wäre." "...das ist mir bewusst." "Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll." "Und du meinst, ich weiß das? Wenn du es nicht willst, dann-" "Ich weiß nicht, was ich will." Er senkte den Blick, konnte Shisuis ungläubigen Blick auf sich ruhen spüren und nun erschien ihm alles noch unangenehmer als zuvor. "Sag mir nicht, dass du den Typen...sag’s nicht!", hörte er seinen Freund murmeln und plötzlich schien die Luft ziemlich dünn. "Ich bin nicht sicher, aber-" "Halt den Mund, verdammt!!", brach es plötzlich aus Shisui heraus und im selben Moment spürte er des anderen Hände an seinen Schultern, das Gewicht des anderen auf sich, wie es ihn in das raue Leder der Couch drückte. "Was-" "Sei still!! Halt einfach mal die Schnauze!! Du verstehst nichts, du verstehst gar nichts, verdammt noch mal!" Soweit Itachi sich erinnern konnte, war es das erste Mal, dass Shisui ausrastete und es machte ihm gewissermaßen Angst, weil er es nicht von ihm kannte. Schmerzhaft gruben sich die Nägel des anderen in seine Schultern, während die schwarzen Augen vor Wut glühten. "Du hast keine Ahnung, was dein blödes Gelaber überhaupt bedeutet...was es mir bedeutet." "Shisui, lass m-" "Du sollst die Klappe halten!! Ich bin noch nicht fertig! Unterbrich mich nicht! Du verstehst nichts...du weißt nicht, wie sich das anfühlt!" Allmählich geriet das Ganze außer Kontrolle. "Wovon...redest du?" Shisuis Blick hätte nicht tödlicher sein können, kaum dass er die Frage gestellt hatte, aber er antwortete ihm nicht. Stattdessen beugte er sich runter und drückte ihm grob seine Lippen auf. Itachi erstarrte, als zum zweiten Mal an diesem Tage seine Welt auf den Kopf gestellt wurde und dieses Mal konnte er nichts Positives daran finden. Auf einmal schien es schrecklich kalt in Shisuis Wohnung zu sein. Abrupt drehte er den Kopf zur Seite, nicht fähig, auch nur ein Wort zu sagen. Das konnte nur ein Albtraum sein und er hoffte, dass er bald aufwachen würde. Allerdings nahm Shisui ihm diese Hoffnung sehr schnell. "Verstehst du es jetzt? Kapierst du jetzt endlich, warum ich nichts davon hören wollte?! Verdammt, Itachi, warum ausgerechnet er?! Wenn es ein Mann sein muss...warum nicht ich?! Warum, verdammt?! Sag schon! Warum?!" Aber Itachi konnte ihm darauf keine Antwort geben, weil er es selbst nicht wusste. "Bin ich es nicht einmal wert, eine Antwort zu bekommen?! Kisame hat seine bestimmt schon bekommen oder?" "Shi-" "Spar dir das, ich will es nicht hören! Ich will nichts mehr von dir hören.“ Pfeifender Atem drang an seine Ohren und alles in ihm krampfte sich fürchterlich zusammen. „Aber ich kann dir zeigen, wie schmerzhaft so ein Verrat ist. Vielleicht verstehst du es dann." Er spürte Shisuis Hände an seinem Shirt, wie sie an dem Stoff rissen, bis sie ihn entblößten, fühlte die fremden Lippen auf seiner Haut, des anderen Körper dicht an seinen gedrängt...und hoffte immer noch, dass das hier nur ein Traum war...ein Albtraum. "Ich tue das nur, weil ich dich liebe." "Ni-", abermals wurden die Worte grob erstickt, indem sich ihm des anderen Lippen aufzwängten. Grob wurden seine Hände nach oben gedrückt und jedes Wehren war vergebens, nicht nur weil Shisui ihm körperlich überlegen war. Itachi schloss die Augen, versuchte das alles auszublenden, wollte die Realität nicht erkennen. "...schon seit damals...aber du bemerkst ja nichts." Shisui war sein bester Freund und er würde ihm so etwas nicht antun. Er würde solche Gefühle nicht für ihn hegen. Das konnte nicht sein...es durfte nicht sein...und dennoch, es war so. "Ich habe dich immer geliebt!" Und je weiter Shisui ging, desto mehr er an ihm riss, ihn von innen heraus zerstörte, umso näher kam Itachi der Hölle, die ihn noch viele Jahre gefangen halten würde und aus der es kein Entrinnen gab. ~+~ Aus der es kein Entrinnen gab...Itachi lächelte schwach, während er bereits bis auf die Knochen durchnässt durch den immer stärker werdenden Regen schwankte. Damals hatte sich alles verändert...an einem einzigen Tag hatte Shisui ihre Freundschaft, bei der sie sich geschworen hatten, sie würde niemals enden, zerbrochen. Nein, das war nicht ganz richtig, denn er selbst trug ebenfalls Schuld an der Reaktion. Wäre er doch nicht so blind gewesen. Er hatte ihn verletzt...immer wieder...und es nicht gemerkt. Und die Strafe hatte er bereits erhalten...inzwischen musste es genug sein...er hatte endgültig genug von allem...seit drei Jahren dieses beschissene Versteckspiel. Madara hatte ihm damals versprochen, dass es irgendwann besser werden würde, dass es irgendwann in Vergessenheit geraten würde und dass er ihm helfen würde. Aber nichts hatte sich geändert, stattdessen bereute sein Cousin, ihm überhaupt seine Hilfe angeboten zu haben. Er war ihm eine Last, konnte nicht mal mehr seinen Körper als Entschädigung bieten. Eigentlich war Itachi sich sogar selbst eine Last. Und er würde Kisame ebenso lästig werden, weil er das niemals würde vergessen können. Warum spielte er dieses Theater dann noch mit, wenn alles so aussichtslos schien? Wieso gab er dem Drang, das alles zu beenden, nicht einfach nach? Wenn du dich schon mal zum Aufwärmen ein bisschen ritzen willst, du weißt ja, wo die Messer liegen, hmm... Es wäre so einfach...viel zu einfach... "Verdammter Senju", murmelte Madara, während er unter der Dusche stand und die Gedanken an diesen Mann aus dem Kopf zu bekommen. Der Uchiha seufzte leise, drehte dann den Wasserhahn zu und griff nach einem Handtuch, trocknete zuerst seine Mähne, ehe er sich um seinen Körper kümmerte. Reden...der Senju und er miteinander reden...na sicher; Madara schnaubte verächtlich, hielt er davon nicht das Geringste. Er wusste, was damals geschehen war, was er gesehen hatte und warum er ihm niemals verzeihen würde. Hashiramas Worte konnten ihm gestohlen bleiben, nein, sie mussten es sogar, denn er hatte sich damals geschworen, nie wieder von jemandem abhängig zu sein. Liebe...tse! Allein dieses Wort widerte ihn dermaßen an! Nur Trottel verliebten sich und er würde sich nie wieder zu einem machen lassen. Finster funkelte er sein Spiegelbild an, schmiss dann das weiße Handtuch in die Ecke und zog sich eine schwarze Hose mit gleichfarbigem Shirt über die ebenfalls schwarzen Shorts. Das Kapitel würde nun endlich geschlossen werden! Madara atmete aus, verließ dann das Bad und bewegte sich zurück in sein Zimmer. Unwillkürlich fragte er sich, ob Itachi noch wach sein würde...sein Cousin schlief sehr schlecht in letzter Zeit. Und plötzlich tat es ihm sogar ein wenig leid, was er gesagt hatte. Natürlich bereute er nicht, ihm damals geholfen zu haben. Er war wütend gewesen und Itachi wusste, wie er drauf war, wenn er sich über etwas ärgerte. Madara würde sich nicht entschuldigen, aber er würde ihn demnächst etwas freundlicher behandeln. Es lief momentan wirklich nicht gut zwischen ihnen und ihm war bewusst, dass er einen großen Teil der Schuld daran trug. Na ja, sei es drum. Itachi würde Verständnis haben - hatte er immer. Umso verwirrter war der Ältere, als er seinen Cousin nicht im Zimmer vorfand. Bestimmt saß er in der Küche, um ihm aus dem Weg gehen zu können. Madara zögerte auch nicht, dieser Vermutung nachzugehen, aber er befand sich auch nicht in der Küche. Also suchte er die restlichen gemeinsamen Räume ab, fand ihn aber nirgendwo. Ob er gegangen war? Nein, Itachi würde bei diesem Unwetter nicht draußen rumlaufen und sich den Tod holen. Andererseits musste er ja irgendwo da draußen sein, wenn er nicht hier war. Kurz überlegte er, ob er ihm nach sollte, entschied sich schließlich dagegen; Itachi war kein Kind mehr, um das man sich kümmern musste. Sicher brauchte er einfach nur frische Luft und würde in spätestens zwei Stunden wieder zurück sein...er musste sich deswegen nicht verrückt machen. Und trotzdem, Madara konnte das schreckliche Gefühl, dass er einen furchtbaren Fehler gemacht hatte, nicht abschütteln. ________________________________________________ Ein Vergangenheitskapitel...hm, ich kann euch versprechen, dass jeder seine Rückblick-Szenen bekommt. Im nächsten gibt es noch einmal etwas von Itachi und danach folgen Madara und Pain. Anscheinend sind Itachi und Konan die Favoriten...hab ich mir schon fast gedacht. Bei mir siehts nicht viel anders aus. ;) Ich hoffe, dass euch das Kapitel zugesagt hat - bin für Kritik oder Lob immer offen. ^^ lg Pia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)