Happy Birthday, Pikachu! von Shizana (Ein verheerender Geburtstagswunsch (Pikashipping)) ================================================================================ Prolog: Ich wünsche mir... -------------------------- „Hey, Pikachu!“ „Pika?“ Neugierig kam das kleine, gelbe Maus-Pokémon zu dem schwarzhaarigen Jungen gesprungen, welcher gerade sein Zimmer betreten hatte. Vor einigen Tagen war Ash zusammen mit seinen Pokémon-Freund nach Alabastia zurückgekehrt, um sich eine kleine Pause von den langen Reisen voller Abenteuer zu gönnen. Und das hatten sich die beiden auch redlich verdient, nachdem nun schon Jahre verstrichen waren, seitdem Ash zu seiner langen Pokémon-Reise aufgebrochen war. Endlich wieder Zuhause würden sie es sich die nächsten Tage so richtig gut gehen lassen! Damals hatte alles hier angefangen, in Alabastia. Hier bekam Ash damals sein allererstes Pokémon von Professor Eich, dem begabten Pokémon-Erforscher, an seinem zehnten Geburtstag zugeteilt. Pikachu. Das damals noch eher widerspenstige Elektromaus-Pokémon, mit den großen, roten Kullerbäckchen, wurde bald mehr als nur ein Kampfgefährte. Pikachu wurde schnell zu einem wichtigen und wertvollen Freund für Ash, den er sich heute gar nicht mehr wegdenken konnte. „Pika?“ Mit einem Satz war Pikachu den Tisch hinaufgesprungen, vor welchem sein Trainer stehengeblieben war. Der Junge stellte ein kleines Päckchen auf der Holzplatte ab und legte seine Weste über den Stuhl, ehe er sich setzte. Lächelnd blickte er zu seinem Pokémon-Freund. „Es ist vielleicht noch etwas früh dafür, aber schau mal, was ich dir mitgebracht habe!“ Mit vorsichtigen Handgriffen löste Ash den lockeren Knoten der weißen Tüte, die für den Transport um das Paket gestülpt worden war. Anschließend öffnete er den hellen Karton nur einen winzigen Spalt breit, während er zu Pikachu grinste. „Na was meinst du, was das sein könnte?“ Das gelbe Maus-Pokémon trat ein wenig näher an das verpackte Etwas heran. Und während es neugierig an dem Karton schnüffelte, konnte es einen süßlichen Duft vernehmen. Es roch süß… und lecker? „Pi?“ Aus seinen großen Kulleraugen sah es fragend zu seinem jungen Trainer auf, worauf Ashs Grinsen noch breiter wurde. Endlich öffnete er den Kartondeckel vollständig und er konnte beobachten, wie die schwarzen Äuglein seines Freundes größer wurden vor Überraschung. „Morgen ist es wieder soweit. Da hast du Geburtstag, Pikachu! Immerhin haben wir uns morgen vor vier Jahren das erste Mal getroffen, nicht wahr?“, erklärte der Junge, wobei er sich etwas verlegen die Hand an den Hinterkopf legte. Ja, morgen war ihr Jahrestag. Und da Ash nicht wusste, wann sein kleiner Freund eigentlich seinen Geburtstag hatte, hatte er irgendwann beschlossen, dass sich ihr Jahrestag eigentlich perfekt dafür eignen würde. Seitdem hatten sie das einfach immer miteinander verbunden und gleich zwei wichtige Ereignisse auf einmal gefeiert. „Pi… Pikapi!“ Mit einem freudigen Satz sprang Pikachu in die Arme des Jungen. Fröhlich schmiegte es sich an das Gesicht seines Trainers und gab ein weiteres, leises Quiekgeräusch von sich. Es waren genau solche Kleinigkeiten wie diese, für die Pikachu seinen Menschenfreund so sehr liebte. Ashs kleine Gesten, die er nicht nur Menschen, sondern auch seinen Pokémon zukommen ließ. Es waren Momente wie diese, in denen Pikachu für sich wusste, dass er niemals einen anderen Trainer als seinen Ash gewollt hätte. Es war schlichtweg unvorstellbar, dass es einen liebevolleren Menschen geben konnte als diesen Jungen mit den schwarzen Strubbelhaaren. „Freust du dich?“, fragte Ash unter einem Lachen an sein Pokémon gewandt. Doch eine Antwort benötigte er gar nicht. Ebenfalls fröhlich gestimmt, umarmte er seinen kleinen Freund und drückte ihn eng an sich, ehe er ihn kurz darauf vor sein Gesicht hochhob. „Lass uns nachher schon mal ein wenig reinfeiern, ja? Und morgen machen wir uns einen schönen Tag - nur wir zwei!“ „Pika!“, bestätigte das gelbe Mauswesen und strahlte regelrecht zu seinem Menschenfreund hinunter. Zappelnd verlangte er zurück an Ashs Brust und schmuste sich erneut unter sein Kinn. Mit einem leichten Schlecken mit der kleinen, rosa Zunge über die Wange des Jungen bedankte er sich auf seine eigene, liebevolle Art bei seinem geliebten, besten Freund. Kurz vor Mitternacht war alles vorbereitet. Ash hatte gerade die vier gelben Kerzen angezündet, welche auf dem kleinen Kuchen thronten. Die zierlichen Flammen tanzten fröhlich vor den strahlenden Augen des „Geburtstagskindes“. „Okay Pikachu, noch… ähm… zwei Minuten, dann kannst du die Kerzen auspusten und dir etwas wünschen.“ Gerade wedelte Ash das lodernde Streichholz aus, was einen süßlich-rauchenden Duft im Raum hinterließ, ehe er sich zu seinem kleinen Freund hinunterbeugte, welcher vor ihm auf der Tischplatte saß und sichtlich aufgeregt den Kuchen bestaunte. Ash streichelte ihm den zierlichen Kopf. „Und wenn du ganz fest daran glaubst, wird er wahr. Du wirst schon sehen!“, fügte er fröhlich hinzu. „Chu?“ „Es ist soweit! Na los, blas die Kerzen aus!“ Ein wenig unsicher blickte das Maus-Pokémon erst zu seinem Trainer, dann wieder zu den zierlichen, tanzenden Flammen auf dem Geburtstagskuchen. Dann aber tat er einen tiefen Atemzug, sodass sich die roten Bäckchen noch runder aufblähten, ehe er die gesammelte Luft kräftig wieder ausstieß. Er musste dies noch einmal wiederholen, da er nur zwei der vier Kerzen mit einem Mal ausgeblasen bekam – immerhin war das für ein so kleines Pokémon gar nicht so einfach. „Sehr gut! Und nun wünsch dir schnell was!“, feuerte ihn Ash an und die vertraute Stimme seines Trainers klang fast schon euphorisch. Etwas wünschen… Pikachu überlegte kurz, wobei er den verhältnismäßig großen Kopf leicht schief legte. Dann aber schloss er die Augen und ließ die langen Ohren entspannt hängen. Ich wünsche mir, dass ich Ash irgendwann einmal „Danke für alles“ sagen kann. Und ihm zeigen kann, wie sehr ich ihn lieb habe! Kapitel 1: Morgendliche Überraschung ------------------------------------ Am nächsten Morgen riss ein lauter Aufschrei Ash aus seinem Schlaf. Er schreckte regelrecht hoch und blinzelte direkt in die gleißende Sonne, welche bereits hoch durch sein Fenster schien. Was war das für ein Radau gewesen? Er war sich sicher, dass er jemanden hatte schreien hören. Oder war es ein Poltern? Oder beides? Oder hatte er doch nur wieder irgendeinen Blödsinn geträumt? „Ah, ist das hell…“ Ash setzte sich in seinem Bett zurück und wandte seinen Blick zu seiner linken Seite. Aber das kleine gelbe Bündel, was er dort neben sich hätte vorfinden sollen, war nicht da. „Öh… Pikachu?“ Wo war er denn nur schon wieder? Da war es schon wieder! Diesmal hatte Ash es eindeutig gehört! Jemand hatte geschrien – nein, nicht irgendjemand. War das nicht…? „Pikachu?!“ Eilig war Ash nun aus seinem Bett gestürzt und stolperte regelrecht hinüber ins Bad. Ihn wunderte schon, dass die Tür offenstand. Das tat sie sonst nie! „Pikachu, was ist denn lo…?“, doch er konnte seinen Satz nicht zuendebringen. Denn kaum, dass er im Badezimmer stand, erschrak er über das, was er dort sah. Vor ihm kauerte ein Junge auf dem Boden, direkt vor dem Waschbecken, wo auch der Spiegel hing. Er hatte die Hände an den Kopf gehoben und zog beinahe panisch an den blonden Strähnen, die ihm etwas ins Gesicht fielen. Wer zum Geier war denn das?! Und wie kam dieser Junge hierher?? „Piii…“, ertönte es plötzlich leise und etwas zittrig. Dieses vertraute Geräusch war es, was Ash aus seiner Sekundenstarre riss. „Pi… Pikachu?“, fragte Ash etwas irritiert an den Jungen vor sich gewandt. Dieses Geräusch kam doch von ihm, oder träumte Ash immernoch? „Pi… Pi?“ Große, goldbraune Augen blickten aus dem geröteten Gesicht zu Ash hinüber. In ihnen standen Tränen, in denen sich ein Gemisch aus Verwirrung und Angst wiederspiegelte. Die Wangen des Jungen waren gerötet. Zwei rote, runde Bäckchen. Moment… rote, runde Bäckchen?! „Oh mein Gott! Was ist passiert?!“ Es fiel Ash wie Schuppen von den Augen und er stürzte auf den kauernden Jungen zu. Unsicher legte er ihm die Hände auf die schmalen Schultern und blickte in das noch immer verunsicherte Gesicht seines Gegenübers. Der blonde Junge zitterte wie Espenlaub. „Du bist doch Pikachu, nicht wahr? Du bist es doch?!“, fragte der junge Trainer mit nervösem Nachdruck in der Stimme. „Pi… chu…“, kam zögernd die Antwort, und der leicht fiepsige Unterton ließ jeden letzten Zweifel in Ash noch im Keim ersticken. Er wusste selbst nicht, wie er diese Gewissheit mit sich vereinbaren konnte, aber er war sich sicher: Dieser blonde Junge dort war sein Pikachu! Wie auch immer das möglich war, aber er war es! „Mein Gott… Wieso weinst du denn? Bist du hingefallen?“ Etwas in dem tränenbesticken Blick des Blonden änderte sich. Jegliche Spur von Angst schwand und ersetzte sich durch eine erstaunte Verwirrung. Seine Augen schienen sich etwas zu weiten und nur leicht legte der blonde Junge den Kopf schief, wobei lange, gelbe Ohren mit dunkler Spitze zwischen dem blonden Haar leicht hervorkippten. „Pi?“ „Na komm, hier kannst du jedenfalls nicht bleiben“, sprach Ash nun sichtlich ruhiger und entspannter, während er ein vorsichtiges Lächeln auf sein Gesicht zauberte. So und nicht anders war es schließlich typisch für ihn. Es war für ihn im Moment erst mal zweitrangig, was passiert war. Viel wichtiger war es, dass es seinem Freund gut ging. Und dieser Junge dort, kein Zweifel, das war sein Freund Pikachu. Gerade wollte Ash dem blonden Jungen aufhelfen, doch kaum, dass solcher sich aus der Kauerposition hieven wollte, drückte Ash ihn wieder mit einem „Stop!“ zurück. Verwirrt sah Pikachu zu seinem Trainer auf. Auf dessen Gesicht hatte sich nun eine verlegene Röte gelegt und er hatte seinen Blick zur Seite abgewandt. „Das… das geht so nicht! Warte hier, ich… ich hole dir etwas zum Anziehen von mir her. Beweg dich nicht vom Fleck!“ Und schon war Ash aus dem Badezimmer gestürmt. Er musste wohl in seinem Sprint gegen irgendetwas gestolpert sein, denn Pikachu vernahm ein aufgeregtes Poltern hinter seinem Trainer. „Pi?“ Fragend hob Pikachu seine Hände, die ihm noch so fremd waren, und betrachtete sie sich nachdenklich. Es war ungewohnt… Dann blickte er an sich herab. Dieser ganze Körper war so ungewohnt. So groß. Und alles war so lang. So lange Arme und Beine… und dann auch noch so schmächtig. Ihm war im Moment noch unklar, wie er sich damit bewegen sollte. Dieser neue, fremde Körper machte ihm etwas Angst. Und ihm war kalt. Aber Ash… Ash war warm gewesen. Nicht, dass Pikachu das nicht schon vorher gewusst hätte. Immerhin erinnerte er sich nur zu gut an all die Momente, wie auch gestern Abend erst, wo er sich an seinen Trainer geschmiegt hatte oder solcher das Pokémon umarmt und an sich gedrückt hatte. Ash war immer sehr warm gewesen. Aber eben, als er seine nackten Schultern berührt hatte… fühlten sich diese vertrauten Hände fast heiß an. So ungewohnt heiß. Aber… es fühlte sich gut an. „Chuuu!“, stieß der Blonde leise hervor und schlang sich die Arme um den nackten Oberkörper. Seine Wangen fühlten sich heiß an und es kribbelte etwas. „So, hoffen wir, dass es dir passt.“ Nur Minuten später war Ash wieder mit einigen Klamotten auf seinem Arm zurückgekehrt und hockte sich erneut vor den blonden Jungen. Solcher sah ihn etwas verlegen an und seine Nase zuckte leicht, während er scheinbar in Richtung der bunten Stoffe schnüffelte. „Heb deine Arme!“, befahl der Schwarzhaarige und demonstrierte seinem Pokémon-Freund, wie er es meinte. Pikachu verstand schnell und imitierte die Haltung seines Trainers etwas unsicher, die Arme über seinem Kopf gestreckt. So konnte Ash ihm mit geschickten Handgriffen eines seiner schwarzen Shirts vorsichtig überziehen. „Okay, und jetzt steh auf! Du kannst dich etwas an mir abstützen“, dirigierte er anschließend weiter und weitete die frische Shorts in seinen Händen, ehe er verlegen zur Seite blickte. Auch wenn ihn der Anblick eines nackten Jungen kaltlassen sollte, so war es bei einem Freund doch irgendwie anders. Er wollte seinen besten Freund nicht anstarren, ganz gleich, wie ungewohnt diese neue Gestalt auch für ihn sein mochte. Anfangs noch etwas wackelig erhob sich Pikachu auf seine Beine. Es war gar nicht so einfach, auf diesen langen, dünnen Dingern einen sicheren Halt zu finden. Und dass er auf einmal einen so hohen Abstand zum sicheren Erdboden bekam trug nicht sonderlich dazu bei, dass Pikachu seinen Unmut besiegen konnte. Aber zum Glück war da ja noch Ash, auf dessen Schulter er sich abstützen konnte. Dadurch fühlte sich das Pokémon zumindest etwas sicherer auf seinen Menschenbeinen. Ihm gelang somit einen einigermaßen sicher-gestützten Stand und er verstand auch die stumme Aufforderung seines Trainers, vorsichtig ein Bein sacht nach dem anderen kurz anzuheben, damit Ash ihm die Shorts überstreifen konnte. Es kitzelte, dieser ungewohnte Stoff und die Wärme, wenn Ash seine Haut kurz berührte – es kitzelte angenehm. „Und jetzt noch die Hose.“ Gerade machte sich Ash daran, seinem Freund die kurze Baggy überzuziehen, als er auf einmal stutzte. Jetzt erst, wo er wieder hinsah und sein Pokémon-Freund aufrecht vor ihm stand, fiel es ihm auf. Ungläubig griff der Schwarzhaarige nach dem gelben Etwas, was da auf Steißhöhe seines Freundes in die Luft ragte und leicht wippte. „Öhm…“ „Pika?“ Auch Pikachu bemerkte den seltsamen Griff seines Trainers und blickte über seine Schulter hinter sich hinab. „Pikachu! Das ist ja lustig, du hast ja immer noch deinen Schwanz!“, stellte Ash erstaunt fest und blickte zu dem Gesicht des anderen auf. Auch Pikachu schien über diese Tatsache etwas irritiert und wieder untermalte eine leichte Röte den verblüfften Ausdruck des Blonden. Ash musste lachen. „Naja, dann müssen wir wohl etwas umbasteln.“ Der Schwarzhaarige erhob sich und kramte in einer Schublade in dem Schrank oberhalb des Waschbeckens, wo auch der Spiegel befestigt war. Schnell fand er, wonach er gesucht hatte: Eine Schere. „Dreh dich um, und nicht bewegen! Sonst tu ich dir noch weh!“, gab Ash seinem Freund zu Befehl und der blonde Junge tat, wie ihm gesagt wurde. Neugierig beobachtete er dabei über seine Schulter blickend, wie sein Trainer vorsichtig kleine schlitzartige Löcher in Shorts und Hose schnitt, um anschließend den zackigen Schwanz durch den Stoff zu schieben. So war es auch endlich möglich, die Kleidung passend zu richten. „Pi!“, gab Pikachu schier begeistert von sich, während er etwas mit dem Zackenschwanz wippte. Perfekt! Gerade hatte sich Ash wieder erhoben, als sich der blonde Junge wieder zu ihm umwandte und mit einem leisen „Chu“ einen vorsichtigen Kuss gezielt auf die Lippen des Schwarzhaarigen setzte. Ash konnte sich nicht rühren. Hatte ihn sein Pokémon gerade geküsst? Eine verlegene Röte setzte sich in sein verblüfftes Gesicht, während er in die großen, goldbraunen Augen vor sich blickte. Seltsam… Ihm fiel erst jetzt auf, dass Pikachu größer war als er. Und während er ihn so von Nahem betrachtete, bemerkte er auch, dass dieser Junge – der nach wie vor eigentlich ein Pokémon war – älter als er selbst sein musste. Diese plötzliche Feststellung verblüffte Ash nur noch mehr. „Pika pi?“ Die fragende Stimme seines vertrauten Freundes in dieser fremden Gestalt holte Ash wieder aus seinen Gedanken in die Gegenwart zurück. Er hatte gar nicht bemerkt, wie er ungewollt mehr und mehr in diesen großen Augen des blonden Jungen schier versunken war. Abrupt wandte er sich ab und rieb sich verlegen mit dem Arm über seine Mundwinkel. „Lass das… du kannst mich nicht einfach küssen, Pikachu!“, bemerkte der Schwarzhaarige an den Blonden gerichtet und war bemüht, es ernst klingen zu lassen. Den fragenden Blick seines Pokémon-Freundes bemerkte er nicht. Mit einem kurzen Seufzen lächelte er schließlich wieder über seine Schulter zu dem Jungen zurück. „Na los, lass uns gehen. Mum hat bestimmt schon Frühstück für uns gemacht. Ich hab‘ ‘nen Mordshunger!“ Kapitel 2: Gary darf's nicht erfahren! -------------------------------------- Das Frühstück verlief überwiegend ruhig. Ashs Mutter hatte eine kurze Nachricht in der Küche neben dem vorbereiteten Frühstück hinterlassen, dass sie schon früh aufgebrochen war, um eine alte Freundin zu besuchen. Demzufolge waren Trainer und Pokémon alleine, was Ash aber ganz recht so war. Wie hätte er seiner Mutter auch das alles erklären sollen? Dass dieser fremde Junge sein Pikachu war, nur aus irgendeinem unerklärlichen Grund in einer Menschgestalt. Naja, wenn man von den langen, typischen Ohren und seinem Zackenschwanz absah. Und den verräterischen, roten Bäckchen, die man nur schlecht als eine Art „angeborene Röte“ hätte begründen können. Erneut seufzte Ash leise vor sich hin, was ihm einen besorgten Blick seines Freundes ihm gegenüber bescherte. „Pika pi?“, klang es leise fragend zu ihm hinüber. Schnell bemühte sich Ash wieder um sein unbesorgtes Lächeln. „Schon okay, Pikachu. Wir kriegen das schon wieder hin. Ganz bestimmt!“ „Pi… kachu“, kam die missmutige Antwort des blonden Jungen und er ließ die gelben Öhrchen etwas betrübt zur Seite fallen. Ash beobachtete, wie Pikachu etwas unbeholfen mit seinem Löffel in dem Rührei herumstocherte. Er war sich nur nicht ganz sicher, ob es daran lag, dass sein Pokémon mit dem Besteck nicht richtig umzugehen wusste, oder ob er nicht essen wollte. Es war schon irritierend genug gewesen, dass Pikachu das Pokémon-Futter abgelehnt hatte. Naja, aber wohl verständlich. Vermutlich… „Hey, nun lass den Kopf nicht so hängen. Wir haben doch bisher alles wieder irgendwie hinbekommen!“, versuchte Ash seinen Freund zu trösten und schenkte ihm ein aufmunterndes Grinsen. Tatsächlich gelang es ihm dadurch, dass der Blonde ebenfalls wieder leicht lächelte. „Ich hab’s! Wir können ja mal bei Professor Eich vorbeischauen. Vielleicht weiß der ja, was passiert ist und wie wir das rückgängig machen können. Immerhin…“ Ash tippte sich ein wenig verlegen gegen sein Kinn, während er den Blick zur Zimmerdecke hob. „… so kannst du immerhin nicht bleiben“, beendete er etwas leiser seinen Satz. „Chu?“ „Egal! Na los, Schluss mit Trübsal blasen!“ Ash erhob sich fast ruckartig von seinem Stuhl und ging die wenigen Schritte um den Tisch herum, bis er neben Pikachu stand. Der blonde Junge mit den gelben Pokémon-Ohren blickte zu dem Jüngeren auf und schien unsicher. Doch jegliche Reaktion schien ohnehin unnötig zu sein, denn schon hatte Ash ihm unter den Arm gegriffen und zog ihn regelrecht von seinem Stuhl hoch. Stolpernd folgte Pikachu ihm aus der Küche in den Flur, bremste sich aber widerspenstig ab als er erkannte, dass sie im Begriff waren das Haus zu verlassen. „Pika pika!!“, protestierte er und hatte die gelben Ohren eng zurückgelegt. Widerstrebend stützte er sich entgegen der Richtung, in die Ash ihn aus der Tür ziehen wollte und er schüttelte wild den Kopf. „Was ist denn los, Pikachu?“ Irritiert blickte Ash zu seinem Pokémon-Freund, welcher noch immer Protestlaute von sich gab. Also ließ er den blonden Jungen los und verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust, während er schweigend beobachtete, wie sich Pikachu gegen die Wand hinter sich drückte. Irgendetwas schien ihn zu verängstigen, nach draußen zu gehen. Das stand dem blonden Jungen regelrecht in seinem missmutigen Gesicht geschrieben. „Ah!“ Eilig rannte der Schwarzhaarige an dem eingeschüchterten Freund vorbei und blickte nur kurz nochmal lächelnd zurück. „Warte kurz, nicht weglaufen!“, und mit diesen Worten war er die Treppen hinauf in sein Zimmer verschwunden. Fragend mit einem leisen „Chu?“ legte Pikachu den Kopf seitlich, während er dem Freund nachblickte. Dann aber wandte er seinen Blick wieder gen Boden und beobachtete, wie er mit den Zehen wackelte, während er still auf Ashs Rückkehr wartete. „So!“ Ohne dass der Pokémon-Junge etwas bemerkt hatte, war Ash nur wenige, kurze Augenblicke später wieder hinter ihm und setzte ihm etwas auf den Kopf. Erschrocken wandte sich der Blonde um und stieß kräftig mit den Händen nach vorne, sodass Ash das Gleichgewicht verlor und nach hinten kippte. Unsanft landete er auf dem harten Boden, doch statt zu schimpfen, rieb er sich nur kurz den Hintern und grinste zu dem Blonden hoch. „Du willst doch sicherlich nicht, dass man deine Ohren sieht, richtig? Damit kannst du sie erst mal ‘ne Weile verstecken“, sprach er fröhlich und lehnte sich etwas zurück, sich mit den Händen hinter sich am Boden abstützend. Erst jetzt hob auch Pikachu neugierig seine Hände und tastete auf seinem Kopf. Dort war etwas Rundes, Weiches… Erstaunt riss er sich dieses Etwas vom Kopf und blickte schließlich auf das Kappy, welches Ash sonst immer trug. Ganz ohne Zweifel, das war Seins! „Pi pika?“, wandte er sich an den Schwarzhaarigen am Boden und hielt das Kappy fest umklammert an sich gedrückt. In seinem leicht geröteten Gesicht lag ein schwer definierbares Gemisch aus Unsicherheit, Widerspruch und Verlegenheit. Doch Ash grinste nur zu ihm hinauf. „Das ist schon okay. Und um deinen Schwanz zu verstecken binden wir dir einfach noch ‘nen Pulli um. Dann sieht man auch den nicht mehr.“ „Chuuu!“ Voller Freude stürzte sich Pikachu zu seinem Freund hinunter und umarmte ihn stürmisch. Immer wieder gab er ein fröhliches „chu chu“ von sich, während er sich an den Hals des Jüngeren schmiegte – so, wie er es auch sonst immer getan hatte. „I… ist schon gut, Pikachu. Geh runter von mir!“, stammelte Ash unter den stürmischen Knuddelattacken seines Pokémon-Freundes protestierend, während er zugleich versuchte, den Größeren etwas von sich zu schieben. Die Umarmung kam so plötzlich, dass er das Gleichgewicht verloren hatte und unter dem Blonden schier begraben wurde. Tatsächlich wich Pikachu ein wenig von seinem Trainer und sah ihn aus seinen großen Augen an. Noch immer lag dieser rötliche Schimmer auf seinem Gesicht und er nuschelte erneut ein leises „chuuu“. Schließlich stupste er leicht mit seiner Nase gegen die von Ash, was den Schwarzhaarigen erschrocken etwas zurückweichen ließ, ehe sich Pikachu das rot-schwarze Kappy zurück auf den Kopf setzte. Er schob es sich kurz zurecht, sodass die Ohren angenehm verborgen lagen, dann reichte er dem Jungen auf dem Boden die Hand. Sanft lächelte er dabei und Ash zögerte nur kurz, ehe er sich schließlich aufhelfen ließ. Nachdem nur Minuten später auch ein passender Pulli gefunden war, den Ash seinem Freund um die Hüfte knotete um so den gelben Zackenschwanz zu verbergen, ließ sich Pikachu nun auch endlich dazu überreden, das Haus mit seinem Trainer zu verlassen. Ganz gleich, was die Nacht oder den Morgen mit dem Maus-Pokémon passiert sein mochte, dass er jetzt in dieser fremden Gestalt wandeln musste – es änderte nichts an der Tatsache, dass heute der Geburtstag des Pokémon’s war. Und Ash wollte sich diesen besonderen Tag durch nichts vermiesen lassen. Sie hatten diesen Tag bisher immer irgendwie gefeiert, und das sollte heute auch nicht anders sein! „Worauf hast du Lust, Pikachu? Heute ist immerhin dein großer Tag!“ Ash strahlte seinen Pokémon-Freund regelrecht an, während er ihn an der Hand hinter sich herführte. Pikachu dagegen hatte seinen Frohsinn noch nicht recht wiedergefunden. Diese neue Gestalt war ihm noch immer etwas unangenehm. Er hielt die Hand seines jungen Trainers fest umklammert, um ja nicht den Anschluss zu ihm zu verlieren. „Pika?“, fragte er etwas irritiert zurück und legte den Kopf ein wenig seitlich. „Wir könnten vielleicht mal nach unseren alten Freunden bei Professor Eich sehen. Was meinst du? Klingt das nicht lustig?“ „Pi!“ Auch der blonde Junge strahlte nun. Das war wirklich eine großartige Idee! Immerhin waren sie so selten in Alabastia und bekamen so die alten Pokémon-Freunde selten zu Gesicht, denen sie während ihrer Reise begegnet waren. Einige von ihnen lebten nun bei Professor Eich, damit der Pokémon-Forscher ihr Verhalten weiter erkunden konnte. „Na dann mal los! Ah…“ Gerade als Ash um eine Ecke biegen wollte, prallte er mit irgendetwas zusammen. Die plötzliche Wucht war stark genug, um ihn etwas zurücktaumeln zu lassen, bis er schließlich ein weiteres Mal an diesem Tage auf seinem Hintern landete. Schmerzlich rieb er sich solchen, leise vor sich hinfluchend. „Kannst du nicht aufpassen?!“, meckerte ihm gegenüber eine nur zu bekannte, männliche Stimme. Ash horchte in seiner Flucherei auf. „Nanu? Gary?“ Verblüfft blickte der junge Trainer auf und erkannte den braunhaarigen Jungen vor sich sofort. Sein ehemaliger Rivale hatte ebenfalls mit dem Boden Bekanntschaft gemacht und funkelte nun streitsüchtig zu ihm hinüber. „Na wenn das nicht unser alter Freund Ash ist. Du bist also wieder in Alabastia?“ „Gary! Mann, lange nicht gesehen!“, rief Ash nun sichtlich begeistert aus. Unglaublich, dass er sich wirklich einmal freuen würde, diesen Angeber mit Namen Gary einmal wiederzusehen. Aber es war tatsächlich wieder eine Ewigkeit her, seit sie einander zuletzt begegnet waren. Damals war sein Erzrivale ebenfalls auf einer Pokémon-Reise gewesen und wollte ebenfalls Pokémon-Meister werden. Aber vor einiger Zeit hatte Ash gehört, dass sich diese Pläne wohl gelegt hätten. „Nachtara?“, mischte sich eine weiche Stimme dazwischen und Ash erkannte hinter dem braunhaarigen Jungen das schwarze Pokémon mit den gelblichen Kreisen im Fell. Gerade trat es auf seinen Trainer zu um sich zu vergewissern, dass ihm nichts passiert sei. Dann aber erregte wohl etwas anderes seine Aufmerksamkeit. „Tara?“ „Pika?“, klang es hinter Ash leise im fragenden Ton und er legte den Kopf in den Nacken, um aufzublicken. Dicht hinter ihm stand Pikachu und hatte ihm, ohne dass er es bemerkt hatte, besorgt die Hände auf die Schultern gelegt. Nun aber blickten die großen, goldbraunen Augen zu dem schwarzen Pokémon hinüber, welches ihn ebenfalls musterte. Oh verdammt!, schoss es Ash durch den Kopf, während er den Blickaustausch zwischen den beiden Pokémon bemerkte. Das war gar nicht gut! Nein, gar nicht gut! Wieso mussten sie ausgerechnet jetzt Gary über den Weg laufen? Schlechtes Timing… die Wiedersehensfreude war mit einem Mal bei Ash verschwunden. Gary darf Pikachu auf keinen Fall erkennen! Wenn Professor Eich mitbekommt, was mit Pikachu passiert ist, dann ist das eine Sache. Aber nicht Gary! „Willst du da Wurzeln schlagen?“, unterbrach Garys Stimme Ashs stille Gedanken. Der schwarzhaarige Trainer fuhr kurz erschrocken in sich zusammen, ehe er in die Richtung seines Rivalen sah. Jener hatte sich bereits wieder aufgerichtet und hielt ihm nun helfend die Hand entgegen, damit auch Ash wieder auf die Beine kam. Noch etwas perplex aufgrund der chaotischen Situation griff Ash schließlich nach der ihm gereichten Hand und ließ sich kommentarlos aufhelfen. Er bemerkte nicht, wie Gary ihn etwas irritiert musterte und anschließend die nahe Gegend abzusuchen schien. „Sag mal, Ash… Nichts für ungut, aber wo ist denn dein Pikachu geblieben? Ist es sonst nicht immer bei dir?“, bemerkte Gary einige Zeit später, nachdem er das gelbe kleine Pokémon nirgends finden konnte. Anhand dessen, wie er die Augenbrauen leicht zusammengezogen hatte, konnte Ash einen Anflug von Skepsis an seinem alten Rivalen erkennen. Das war gar nicht gut… „Ähm… naja… also, äh…“, stammelte er etwas unbeholfen, ohne zu wissen, was er eigentlich antworten sollte. Er konnte ihm ja kaum die Wahrheit sagen. Zumal er selbst noch nicht einmal wusste, wie diese Wahrheit überhaupt aussehen sollte. Er wusste ja selbst nicht mal, was mit seinem Freund passiert war. Nur, dass halt irgendwas passiert sein musste, was er vermutlich selbst nicht verstehen würde. „Und wer ist das da?“ Ashs Schweigen wurde durch diese weitere Frage Garys durchschnitten und der Braunhaarige deutete mit dem Finger zur Seite. Automatisch folgte Ash dieser Weisung und betrachtete sich dieselbe Szene, die auch Gary stutzig zu machen schien. Etwas abseits von ihnen hatte sich Pikachu in seiner Menschengestalt zu Nachtara hinuntergehockt. Das schwarze Pokémon saß vor diesem blonden Jungen und witterte immer wieder in seine Richtung, ehe es wieder und wieder den Kopf etwas schief legte. Die langen Ohren zuckten aufmerksam, aber nichts an dem Unlicht-Pokémon deutete auf eine feindliche Haltung hin. Und genau das beunruhigte Gary. Sein treuer Pokémon-Freund hatte sonst nie die Neigung, Fremden gegenüber auch nur ansatzweise zutraulich zu sein. Es ging normalerweise nicht auf andere Leute zu, sondern blieb stattdessen immer dicht an der Seite seines Trainers. Und schon gar nicht zeigte es normalerweise auch nur den Hauch von Interesse an irgendwelchen fremden Leuten, außer, Gary gab ihm Anlass dazu. Nicht weniger verdächtig war auch das Verhalten dieses blonden Jungen. Gary hätte schwören können, ihn noch nie in Alabastia gesehen zu haben. Oder sonst irgendwo. Und er hatte ihn auch nie mit Ash zusammen angetroffen, wenn sie auf ihren Pokémon-Reisen einander begegnet waren. Aber es musste wohl ein Freund von seinem schusseligen Ex-Rivalen sein. Eine andere Erklärung gab es nicht, wieso dieser Junge hier war. Aber es erklärte nicht, wieso er sich anscheinend so gut mit seinem Nachtara verstand… Dieser Blondschopf strahlte das Pokémon regelrecht an! Fast so, als wären sie bereits jahrelange Freunde, die sich endlich wiedersahen. Oder bildete er sich das nur ein? Nein, anders konnte man diese aufgeregte Heiterkeit in dem Gesicht des Jungen nicht deuten! Und was sollte dieses seltsame Verhalten, dass sich der Junge gerade auf alle Viere kauerte und mit der Nase gegen die von Nachtara stupste? Das war doch nicht normal! Dass dauernd Leute das weiche, schwarze Fell streicheln wollten – okay. Aber mit der Nase stupsen?! Und wieso ließ das schwarze Pokémon diese Nähe des Fremden zu? „Das ist wirklich sehr eigenartig…“, nuschelte Gary leise, doch Ash hatte es sehr wohl vernommen. Immerhin stand er dicht neben seinem ehemaligen Rivalen und beobachtete ebenfalls ganz genau das Geschehen. Verdammt, wie sollte er das nur erklären…? „Pi?“ Pikachu schien nun auch die Blicke zu bemerken, die skeptisch und nervös auf ihm ruhten. Fragend blickte er zu dem Schwarzhaarigen hinüber und bemerkte die versteckte Geste, damit Gary es bloß nicht bemerkte, dass Pikachu sofort da wegkommen sollte. Fröhlich strahlend sprang der blonde Junge wieder auf die Beine und hastete hinüber zu den Jungs, um sich dann mit einem heiteren „Pika“ an Ashs Hals zu werfen. Eine Knuddelattacke folgte, während Pikachu seinen Trainer stürmisch umarmte und das Gesicht an seinen Hals schmiegte. Ganz in Verlegenheit von Ash… und dem skeptischen Misstrauen von Gary, der natürlich alles äußerst aufmerksam beobachtete. „Hm…“ „Pikachu, lass das!“, flüsterte Ash zu seinem Pokémon und versuchte, ihn wieder von sich zu lösen. „Pi?“, kam es ebenfalls leise fragend zur Antwort. Unsicher ließ sich Pikachu von seinem Trainer abschütteln und legte unsicher den Kopf schief, während er den Schwarzhaarigen fast schon traurig ansah. „Hör zu, Gary darf auf keinen Fall erfahren, dass…“, begann der junge Trainer flüsternd seinem Freund zu erklären, als ihn Gary jedoch auch schon unterbrach. „Ja, Ash?“ „WOAH!!“ Erschrocken wich Ash ein paar Schritte zurück und schob Pikachu leicht hinter sich. Der blonde Junge lugte über die Schulter des jungen Trainers hinweg zu dem Braunhaarigen, während sich Ash nun verlegen in den Nacken fasste. „Also, äh… hähä…“ „Von wegen „hähä“. Hier ist doch was faul!“, bemerkte Gary und sein Blick war ernst, während er nun die Arme vor der Brust verschränkte. Er hatte skeptisch eine Braue hochgezogen und fixierte die anderen beiden Jungs eingehend. „Also, Ash, raus mit der Sprache! Wer ist das?“ „Das, ähm… das ist…“, stammelte der Schwarzhaarige abermals und blickte hilfesuchend über seine Schulter zu Pikachu. Natürlich konnte ihm sein Freund hier nicht helfen. Wie auch? Immerhin war er ja erst Auslöser dieser verzwickten Lage. „Das, äh… das ist mein Cousin!“ „Cousin?“, wiederholte der Braunhaarige viel zu lässig und sein Tonfall verriet, dass er seinem langjährigen Rivalen diese offensichtliche Lüge nicht abkaufte. „Ja, genau!“ Ash versuchte, all seine Überzeugungskraft in diese Bestätigung zu legen und bemühte sich zu einem unverfänglichen Grinsen. „Sieh an. Du hast also ganz plötzlich noch einen Onkel oder eine Tante bekommen?“, bohrte Gary nun mit gespielter Neugierde weiter nach und trat etwas näher auf Ash und den Blonden zu. Reflexartig wich der Schwarzhaarige ein wenig zurück und schob seinen Freund ebenfalls auf Abstand zu Gary. „Äh… das wusste ich vorher auch nicht!“, log er weiter und versuchte, sich schnell eine Erklärung zurechtzulegen. Verdammt, er hatte ganz vergessen, dass seine Mutter gar keine Geschwister hatte! „Mein Onkel war wohl lange Zeit verschollen. Und irgendwie ist er auch nicht so wirklich ein Blutsverwandter, ich habe das selbst nicht richtig begriffen…“ „Aha, ist ja interessant.“ Die Erklärungsversuche schienen ihren Zweck bei Gary nicht zu erfüllen, ganz im Gegenteil! Sie schienen ihn nur noch misstrauischer zu machen. Kein Wunder, schließlich kannten sich Ash und Gary schon vom Kleinkindalter an. Alabastia war keine sonderlich große Stadt, hier kannte eigentlich jeder jeden. „Und wo ist nun Pikachu?“ „Pikachu? Ähm, tja…“ Nochmals sah Ash nachdenklich zu dem blonden Jungen hinter sich. Pikachu erwiderte den fragenden Blick aus seinen großen, besorgten Augen und legte den Kopf leicht seitlich. Sein leises „Pi“ war leider auch keine große Hilfe… „Ich musste ihn ins Pokémon-Center bringen! Die letzten Tage waren sehr anstrengend und er braucht etwas Ruhe.“ „Lüg doch nicht rum, Ash!“ Die Stimme Garys war forsch und in seinen Augen spiegelte sich allmählich Wut wieder. Er löste die verschränkten Arme vor seiner Brust und tat weitere, schnelle Schritte auf den Schwarzhaarigen zu, bis er vor ihm stand und ihm den Zeigefinger fordernd gegen den Brustkorb drückte. „Wir wissen doch beide ganz genau, dass du Pikachu niemals alleine in einem Pokémon-Center zurücklassen würdest! Nie im Leben! So wie ich dich kenne, würdest du doch Tag und Nacht an seiner Seite hocken und rumheulen!“ Ash war zu perplex, um etwas darauf zu erwidern. Nicht nur, dass ihn Garys bedrohliche Nähe und Haltung doch zugegeben einschüchterte. Nein, dieser Kerl hatte natürlich auch noch Recht! Wenn dem wirklich so wäre, dann würde Ash einen Teufel tun, seinen besten Freund alleine zu lassen. Wie kam er überhaupt auf so einen absurden Gedanken für eine so dämliche Ausrede?! Geknickt wandte er seinen Blick schließlich von Gary ab und ließ den Kopf betrübt hängen. Gary hingegen blieb nicht verborgen, dass er scheinbar mitten ins Schwarze getroffen hatte. Aber das war auch nicht sonderlich schwer gewesen. Auch wenn er in Ash meistens eher einen nervigen Taugenichts-Rivalen sah, so kannte er ihn nach all den Auseinandersetzungen als Pokémon-Trainer mittlerweile gut genug um zu wissen, dass ihm seine Pokémon sehr am Herzen lagen. Er war immer um sie besorgt gewesen. Nach jedem ihrer Kämpfe hatte er sich beinahe rührend um sie gekümmert. Und auch zu den Pokémon seiner Gegner war er immer freundlich gewesen. Nie im Leben also würde er gerade Pikachu alleine lassen, wenn es ihm doch so schlecht ginge, wie er behauptete. Er tat einen lauten Seufzer aus. „Du bist ein noch miserablerer Lügner als ein Pokémon-Trainer. Wenn du das wirklich fertigbringen würdest, deine Pokémon so im Stich zu lassen, dann wäre ich wirklich sehr enttäuscht von dir!“ Endlich ließ er wieder von Ash ab und trat wenige Schritte zurück. Er stemmte seine rechte Hand in die Hüfte, während er beinahe abschätzend zu dem geknickten Schwarzhaarigen hinübersah. „Aber sei’s drum. Auf jeden Fall verhältst du dich äußerst verdächtig. Normalerweise hättest du mich doch sofort zu einem Kampf herausgefordert. Aber vermutlich denkst du, dass du ohne Pikachu eh nicht gegen mich gewinnen kannst.“ Die Stichelei zeigte Wirkung. Bei diesen provozierenden Worten kehrte Ash aus seinen Selbstvorwürfen in die Gegenwart zurück. Und nachdem er die Worte seines Rivalen realisiert hatte, knirschte er etwas mit den Zähnen und ballte die Hände wütend zu Fäusten. „Das glaubst auch nur du!“, entgegnete er streitsüchtig und blickte energisch zu dem Braunhaarigen hinüber. Doch als er einen Schritt auf ihn zutat, huschte Pikachu schnell zwischen die beiden Rivalen. Der blonde Junge hatte die Arme seitlich von sich gestreckt, um eine Art Schranke zwischen den beiden Streithähnen zu bilden. Ernst und mit einer versteckten, besorgten Bitte blickte er zu seinem Trainer hinüber. Nur leicht schüttelte er mit dem Kopf. „Pikachu?“, flüsterte Ash daraufhin leise und besah seinen Freund mit verwirrtem Blick. Erneut kam ein, nun deutlicheres, Kopfschütteln von dem Blonden, ehe er sich abermals dem jungen Trainer regelrecht an den Hals warf. Verdutzt blickten sowohl Ash als auch Gary zu ihm, aber keiner sagte auch nur ein Wort. Wenige Augenblicke später löste sich Pikachu wieder von seinem Trainer und griff stattdessen nach seiner Hand, ehe er ihn auch schon um die Ecke davonzerrte. Sie ließen einen verdutzten Gary neben seinem Nachtara zurück, welches nur den Kopf zur Seite legte. Sein Trainer dagegen verschränkte nun abermals die Arme vor der Brust, während er dem seltsamen Jungen-Duo in die Richtung nachblickte, in die sie verschwunden waren. „Höchst eigenartig…“, wiederholte er nuschelnd seine misstrauischen Worte und schien kurz über das Geschehene nachzudenken. Dann legte sich ein selbstsicheres Grinsen auf sein Gesicht. „Cousin also? Ash, du bist so ein miserabler Lügner… ich komme schon noch dahinter, verlass dich drauf!“ Kapitel 3: Ich mag dich! ------------------------ „Pikachu! Hey, Pikachu, nun renn doch nicht so!“ Schon seit Minuten protestierte Ash lautstark gegen das Geziehe und Gerenne seines Pokémon-Freundes. Sie waren längst außer Sichtweite von Gary und hatten das Zentrum Alabastias bereits verlassen. Doch erst, als sich der Trainer gegen den Griff an seinem Handgelenk zu wehren begann, hielt Pikachu in dem fluchtartigen Rennen inne. Ein wenig verblüfft wandte er sich zu seinem Trainer um, nachdem sie endlich zum Stehen gekommen waren. „Pika?“ „Was sollte denn das? Wieso rennen wir eigentlich vor Gary davon?“, fragte Ash leicht wütend, während er nach Luft rang. Er hatte den Oberkörper etwas vorgebeugt, die Hände auf die Knie gestützt, welche leicht gebeugt waren. Verständnislos sah er zu seinem Pokémon hinüber, welcher nun mit etwas verlegener Miene die Arme hinterm Rücken kreuzte. „Pi…“ „Ist ja auch egal.“ Mit einem leisen Seufzen ließ sich Ash schließlich ins Gras fallen und lehnte sich zurück, den Blick gen Himmel gewandt. Er verschränkte die Arme nachdenklich hinter seinem Kopf und schien einige Zeit über die Szene nachzudenken, die sich da eben mit Gary abgespielt hatte. „Gary hat vielleicht Verdacht geschöpft… aber das ist mir eigentlich egal. Ich frage mich eher, ob er wohlmöglich Recht hatte.“ In der Zeit, wo der Schwarzhaarige wieder verstummte und seinen Gedanken und Zweifeln nachzuhängen schien, trat Pikachu die wenigen Schritte zu ihm hinüber, ehe er sich neben ihm in die Hocke sinken ließ. Fragend blickte er zu seinem Trainer hinunter und legte den Kopf leicht seitlich. „Pika pi?“ Vorsichtig stupste er Ash schließlich an und zog nur leicht an seinem Ärmel, um ihn wieder aus seinen Gedanken zu holen. Der Schwarzhaarige bemühte sich um ein Lächeln. „Meinst du, dass ich Gary ohne dich wirklich nicht schlagen könnte?“, richtete er schließlich seine Frage an sein Pokémon. Er hatte es eigentlich für sich behalten wollen, aber Pikachu hatte er doch sonst auch immer alles anvertraut. Ein wenig niedergeschlagen stieß er die Luft in einem weiteren Seufzen aus. „Das wurmt mich, irgendwie. Auch wenn Gary die Sache mit dem Pokémon-Trainer an den Nagel gehangen haben soll, irgendwie will ich trotzdem noch besser als er sein. Und dabei möchte ich nicht nur von einem einzigen Pokémon abhängig sein. Ich meine, als guter Pokémon-Trainer muss es mir doch möglich sein, mit jedem meiner Pokémon gegen ihn zu gewinnnen“, setzte er missmutig seine Gedanken fort und wandte seinen Blick dabei wieder gen Himmel. Dennoch spürte er die Besorgnis seines Freundes neben sich. „Chuuu…“ Für einige Zeit schwiegen beide. Pikachu beobachtete eine Weile nachdenklich, wie sich sein Trainer in seinen missmutigen Gedanken verlor. Aber lange konnte er ihn nicht so sehen. Auf allen Vieren ging er noch etwas dichter an seinen Trainer heran, bis er direkt neben ihm sitzenblieb. Wissend griff er schließlich an Ashs Hüfte, was den Schwarzhaarigen aufschrecken ließ. „Was…?!“, setzte er seinen verlegenen Widerspruch ein, als Pikachu ihm das Shirt auch schon ein Stück nach oben geschoben hatte. Dann aber lag die Hand seines Freundes ruhig auf dem Gürtel, an welchem seitlich die Pokébälle mit den anderen Pokémon befestigt waren. Fragend blickte Ash zu dem blonden Jungen auf, doch Pikachu lächelte nur aufmunternd. „Pi, pika pi! Pi pika, chu!“ Und Ash verstand. Natürlich verstand er die Aufmunterung von seinem Freund. Wie hätte er auch das fröhliche Leuchten in dessen Augen missverstehen können, welche unterstrichen, was das Pokémon mit Worten nicht ausdrücken konnte. Und auch Ash folgte mit seiner Hand an seine Hüfte und berührte leicht einen der Pokébälle an seinem Gürtel. „Mhm, da hast du wohl Recht. Es gibt keinen Grund wegen Garys Worten an unseren Freunden zu zweifeln. Oder an mir.“ „Pika!“ Trainer und Pokémon lächelten einander an. Und in diesem Moment war Ash seinem Freund dankbar. Wie so oft schon, wenn Pikachu ihn immer wieder ermutigt oder getröstet hatte. Er schaffte es immer wieder auf seine ganz eigene Art, seinem jungen Trainer wieder seine Zweifel zu nehmen, die ihn hin und wieder heimsuchten. Leicht richtete sich Ash aus dem Liegen auf und stützte sich auf seine Arme. Anschließend hob er seinen rechten Arm, um dem blonden Jungen – seinem Pikachu – übers Haar zu streicheln. Pikachu ließ die Geste seines Trainers zu und schloss genießerisch die Augen, während ihm das vertraute Tätscheln auf dem Kopf eine wohlige Wärme bescherte. Er könnte sich ewig so von seinem geliebten Trainer und Freund tätscheln lassen! Als Ash schließlich seine Hand wieder zurückzog, reagierte Pikachu reflexartig und hielt sie sacht fest, kaum dass das Streicheln auf seinem Kopf nachgelassen hatte. Vorsichtig hielt er sie vor sich fest und sein eben noch glückliches Gesicht bekam einen betrübten Anstrich. Was Ash natürlich nicht verborgen blieb. „Pikachu? Was hast du denn?“ Besorgt blickte er seinen Freund an. Einige Augenblicke lang sah Pikachu nur auf die Hand, welche er zaghaft umklammert hielt. Dann aber hob er seinen Blick wieder seinem Trainer entgegen. Und während er in das besorgte Gesicht des Schwarzhaarigen sah, schlich sich ein verlegenes Lächeln zurück in sein Gesicht. „S… s… su… ki…“ Stammelnd formte Pikachu das Wort, was ihm schon so lange auf dem Herzen lag. Dabei tat er sich etwas unbeholfen, ehe es einigermaßen verständlich seine Lippen verlassen hatte. Erstaunt sah Ash seinen Pokémon-Freund an. Es dauerte einen Moment, bis er realisierte, was da eben passiert war. Und als er es endlich begriffen hatte, setzte er sich ruckartig auf und starrte regelrecht ungläubig zu dem Blonden herüber. „Du… du hast gesprochen?!“, entfuhr es ihm in all der Überraschung und selbst, als er es aussprach, konnte Ash es nicht fassen! Pikachus Strahlen wurde heller, seine Augen fingen regelrecht das Leuchten an voller Freude und Stolz. „Suki!“, wiederholte er mit fröhlicher Stimme und er strahlte überglücklich mit leichter Verlegenheit seinen Trainer an. Ashs Erstaunen legte sich nur langsam. Sekunde um Sekunde verstrichen, bis er das Geschehene richtig verarbeitet hatte. Pikachu, sein Pikachu, hatte gesprochen! Er hatte tatsächlich gesprochen! Und auch wenn es nur dieses einfache, kleine Wort war, so berührte es ihn mehr und mehr, je deutlicher ihm dessen Bedeutung wurde. Die Überraschung schwand allmählich aus seinem Blick und die verschiedensten Emotionen stürzten über den jungen Trainer herein. Sein Blick wurde glasig, als sich Tränen in den dunkelbraunen Augen sammelten. Nicht fähig, etwas darauf zu erwidern oder weiterhin etwas dazu zu sagen, umarmte Ash sein Pokémon schließlich einfach schweigend. Er konnte und wollte nicht anders ausdrücken, was dieses kleine Wort, welches sein liebster Pokémon-Freund gerade ausgesprochen hatte, in ihm bewirkte. Nur das leichte Beben seiner Schultern verriet Pikachu, dass Ash weinte. „Pika pi?“ Besorgt sah der blonde Junge auf den schwarzen Schopf herab und ein wenig unbeholfen legte er vorsichtig die Arme um den jungen Trainer. Hatte er etwas falsch gemacht? Wieso weinte Ash denn nur? „Pika pi?“, gab er nochmals leise von sich, während er den Schwarzhaarigen einfach nur in den Armen hielt, dem leisen Schluchzen an seiner Brust lauschend. Minuten vergingen, bis sich Ash wieder zu beruhigen schien. Die ganze Zeit über hielt Pikachu den jungen Trainer einfach nur still in den Armen. Was hätte er auch sonst tun sollen? Noch immer war er unsicher, ob er schuld an dem plötzlichen Emotionsausbruch seines liebsten Freundes war. „Chu?“, gab Pikachu vorsichtig von sich, als sich der Schwarzhaarige wieder zu regen begann. Das Beben seines Körpers war schon seit einer Weile verebbt und auch das Schluchzen hatte recht schnell wieder nachgelassen, nachdem Pikachu hilflos begonnen hatte, über den Rücken seines Trainers zu streicheln. So, wie dieser selbst es schon oft bei dem Pokémon getan hatte, wenn Pikachu bedrückt gewesen war. Und anscheinend hatte diese einfache Geste tatsächlich geholfen, um Ash ein wenig Trost zu spenden und ihn zu beruhigen. Sobald sich Ash wieder gefangen hatte, löste er sich aus den Armen seines Pokémon-Freundes und rückte ein wenig beiseite. Er wandte sich leicht von ihm ab und richtete verlegen seinen Blick vor sich gen Boden. Die Schultern hingen ihm ein wenig nach vorne, während auch sein Kopf weiterhin gesenkt war. „Gomen…“, nuschelte er schließlich leise, kaum hörbar. Aber er wusste um das feine Gehör seines Pokémon hinter ihm. Er wollte seiner Entschuldigung eine Erklärung folgen lassen, aber Ash wusste eigentlich selbst nicht, wofür er sich entschuldigen wollte. Und was sollte er schon groß erklären? Es war ihm selbst unbegreiflich, wieso ihn dieses Emotionsgewirr aus Freude, Glück und einer undefinierbaren Traurigkeit so heftig mitgenommen hatte. Er gab ja zu, dass er sich öfters mal von seinen Gefühlen übermannen ließ… aber nur wegen ein so kleines Wörtchen? Fragend legte Pikachu den Kopf etwas schief, während er den gekrümmten Rücken seines Trainers anblickte. Er registrierte, dass sein Freund noch immer nicht wieder ganz zu sich gekommen war. Zumindest war dieses Häufchen Elend, was dort vor ihm mit dem Rücken zu ihm im Gras saß, nicht der Ash, den er kannte. Sein Ash war fröhlich, immer frohen Mutes… und er lachte. Ohne dass Ash es merkte, war Pikachu um ihn herum gekrabbelt, bis er nun auf allen Vieren vor ihm kniete. Nach einem leisen „Chu?“ hob der Schwarzhaarige vorsichtig seinen Blick. Und sah direkt in das besorgte Gesicht des blonden Jungen vor sich. Die gelben, typischen Ohren seines Pokémon hingen leicht unter seinem Kappy heraus, welches Pikachu noch immer trug. „Ich…“, wollte Ash zu einer Erklärung ansetzen, um seinen Freund zu beruhigen. Aber ihm fiel noch immer nichts ein, was er sagen sollte. Also gab er es gleich wieder auf und ließ abermals den Kopf hängen. Er versteifte seinen Blick auf das Gras vor sich… bis sich große, goldbraune Augen in seine unklare Sicht schlichen und ihn aufschrecken ließen. Pikachu folgte seinem Trainer hartnäckig nachkrabbelnd, als jener erschrocken zurückwich und sich nach hinten auf seine Arme stützte. Schließlich kniete er über den schwarzhaarigen Jungen gebeugt, das Gesicht nur Zentimeter von seinem entfernt, und mit leicht schiefgelegten Kopf blickte er seinem Trainer unentwegt in die Augen. Ash wollte etwas sagen. Er wollte etwas tun. Die plötzliche Nähe des blonden Jungen, der sein Pikachu war, machte ihn seltsam nervös. Er wollte für etwas mehr Abstand sorgen, aber Ash hatte sich noch nicht genug gesammelt, um seine Gedanken klar und deutlich in Form eines Befehls an seinen Körper weiterzugeben. So sah er nur unsicher und etwas irrtiert zu seinem Freund hoch. Der blonde Junge kam noch etwas näher und musterte seinen Trainer eingehend. Dann aber legte sich ein vorsichtiges Lächeln auf sein Gesicht und er stupste leicht mit der Nase gegen die seines Trainers. Als keine Gegenwehr von dem Jüngeren kam, neigte er sich leicht zu ihm hinab und schleckte schließlich zaghaft und nur ganz kurz über dessen Kinn. So, wie er es schon so oft in seiner normalen Gestalt als kleines Pokémon getan hatte, um seinen Trainer wieder aufzuheitern. Ash begann leise zu kichern. „Nicht! Das kitzelt!“, brachte er lachend hervor, als er endlich seine Stimme wiedergefunden hatte. Und die vermisste Heiterkeit sprang sofort auch auf Pikachu über. Fröhlich lächelte er seinen Trainer an. „Pi!“ Erleichtert, dass der Trübsinn endlich aus dem Gesicht seines geliebten Freundes gewichen war, kuschelte er sich vergnügt an ihn. Hin und wieder hob er nochmal kurz den Kopf, um Ash einen weiteren, zaghaften Schlecker über die Wange zu geben. Sein vergnügtes „Chuuu“ vermischte sich dabei mit dem immer ausgelassener werdenden Lachen des jungen Trainers. „Hey, Ash! Ich habe dich gefunden!“ Eine vertraute, weibliche Stimme unterbrach schließlich nach einiger Zeit die traute, ausgelassene Zweisamkeit von Trainer und Pokémon. Beide blickten überrascht in die Richtung, aus der sie kam. Kapitel 4: Nur wir zwei! ------------------------ In der Ferne erkannten sie eine Silhouette, aber die Schattengestalt rief sofort bei beiden einen vertrauten Verdacht hervor. Sie war unverwechselbar. „Misty?“, gab Ash fragend zur Antwort und richtete sich unter dem blonden Jungen wieder ein wenig, sich mit den Händen abstützend, in eine halbwegs sitzende Position auf. Selbst auf diese Ferne würde er sie jederzeit wiedererkennen. Zumal die vertraute, weibliche Stimme auch schlichtweg unverwechselbar war. Gerade schien sich auch die Gewissheit bei der Person in der Ferne genug Platz geschaffen zu haben, nachdem Ash geantwortet hatte, denn schon bewegte sie sich von dem Hügel halb rennend auf das Jungen-Duo zu. Derweil schob der Schwarzhaarige den Blonden ein wenig von sich, um sich erheben zu können. Und dabei fiel ihm wieder etwas auf. „Pikachu! Das Kappy, richte das Kappy! Man kann deine Ohren sehen.“ Und dabei zeigte Ash unmissverständlich zum Kopf seines Pokémon-Freundes. „Pika?“ Fragend sah Pikachu erst zu seinem Trainer, dann schielte er ein wenig zwischen den blonden Strähnen nach oben, mit den Händen nach seinem Kopf tastend. Tatsächlich fiel auch ihm jetzt auf, dass die langen, gelben Ohren verräterisch unter dem Kappy hervor gerutscht waren und er machte sich sogleich bemüht daran, sie wieder zu verstecken. Dabei beobachtete er ein wenig misstrauisch, wie Ash der Person erwartungsvoll entgegenblickte, während solche schnell immer näher kam. „Dann stimmt es also! Du bist wieder in Alabastia!“ Gerade war das rothaarige Mädchen bei den Jungs angekommen und sie schnappte nur kurz nach Luft, ehe sie zu dem schwarzhaarigen Jungen hochlächelte. „Du hättest mich ruhig in Azuria-City besuchen kommen können, wenn du eh schon auf dem Weg warst!“, fügte sie mit gestellt trotzigem Ton hinzu. „Ähm ja, freut mich auch, dich wiederzusehen, Misty.“, gab Ash ein wenig verlegen zur Antwort, besah sich die alte Freundin aber mit leicht skeptischem Blick. Woher wusste Misty eigentlich, dass er wieder in Alabastia war? Zwar war Azuria-City nicht sehr weit weg von hier, aber auch nicht so nah, dass sich die Neuigkeit mal so eben so schnell bis dorthin hätte verbreiten können. „Wir sind ja auch erst seit gestern wieder hier. Also von daher hätte ich dich gar nicht besuchen können bisher. Und ich wollte auch unbedingt rechtzeitig wieder hier sein.“ „Rechtzeitig? Wozu denn?“, harkte das Mädchen ein wenig irritiert nach. Sie bemerkte, wie der Schwarzhaarige zu einer Antwort ansetzen wollte, aber aus irgendeinem Grund schluckte er sie sogleich wieder hinunter. Nur kurz überlegte sie, ob sie ihn darauf ansprechen und zu der geheimnisvollen Erklärung trietzen sollte, aber sie entschied sich dann doch dagegen und setzte stattdessen nur ein erneutes Lächeln auf. „Na ist ja auch egal. Ich freue mich, dass du wieder da bist! Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen…“ Bei den letzten Worten glaubte Ash, eine leichte Röte in Misty’s Gesicht zu erkennen. Verlegen fuhr er sich einmal durch sein zauses Haar. „Ja, das ist wahr…“, begann er mit einer Antwort und kam sich sogleich dämlich dabei vor. Er geriet daraufhin ins Schweigen und vermied es aus irgendeinem ihm unerklärlichen Grund, das rothaarige Mädchen vor sich anzublicken. Erst ein leises, fragendes „Pi?“ riss ihn wieder aus den ziellosen Gedanken. Fragend blickte Ash über seine Schulter nach hinten, wo Pikachu etwas missmutig die Szene zwischen seinem Trainer und der altbekannten, guten Freundin Misty beobachtete. Auch er hatte sich mittlerweile wieder erhoben und sich dicht hinter Ash gestellt, sodass er dem Mädchen anscheinend bisher noch nicht wirklich aufgefallen war. Oder aber sie ignorierte ihn bewusst. Aber sei’s drum. Missmutig zog sich der Pokémon-Junge das rot-schwarze Kappy etwas tiefer ins Gesicht, sodass sein Blick unter den blonden Haarsträhnen und dem Schatten der Mütze so gut wie verborgen war. Ash beobachtete seinen Freund etwas unsicher. „Was ist denn los?“, fragte er leise nach hinten an seinen Pokémon-Freund gewandt, doch Pikachu gab keinen Laut von sich. Diese Tatsache irritierte den jungen Trainer nur noch mehr. „Du erkennst Misty doch, oder?“ „Ash?“ Ein wenig erschrocken wandte der Angesprochene seinen Blick wieder von dem Blonden ab und besah das Mädchen vor sich mit einem Blick, als wäre er bei etwas Verbotenem ertappt worden. „Äh… ja, Misty?“ Die Rothaarige mit dem frechen Seitenzopf trat etwas näher auf den Schwarzhaarigen zu und fixierte ihn eindringlich mit einem skeptischen Blick. Und nun endlich bemerkte sie auch den blonden Jungen, der dicht hinter dem jungen Pokémon-Trainer stand und mit gesenktem Blick ganz genau das Tun des Mädchens beobachtete. Für kurz glaubte sie in den goldbraunen Augen ein misstrauisches Aufblitzen zu erkennen. Diese Tatsache ließ sie schließlich in ihrer Bewegung verharren und sie starrte den fremden Jungen noch einige Zeit irritiert an, ehe sie sich wieder an Ash wandte. „Wer ist das?“, wandte sie sich leise flüsternd an ihren Freund. Doch sie erhielt keine Antwort. Als sie zu Ash blickte erkannte sie stattdessen seine missmutige Verlegenheit, wobei er seinen Blick abgewandt gen Boden gerichtet hatte. Leicht blähte sie die Backen, verkniff sich aber eine Schimpfesrede und stieß stattdessen einen schweren Seufzer aus. „Du verhältst dich seltsam…“, warf sie ihm schließlich vor und stemmte die Hände betonend in die Hüften. „Ach… das kommt dir sicher nur so vor.“ Gezwungen lächelte Ash zu dem Mädchen hinüber und bemühte sich zu einem überzeugenden Grinsen, um von seiner misslichen Lage abzulenken, von der Misty vermutlich nicht einmal ahnen würde. Schnell suchte er nach einem anderen Thema, um Misty auf andere Gedanken zu bringen und sich vor weiteren Erklärungen zu schützen. „Aber mal was anderes: Was machst du eigentlich hier in Alabastia? Müsstest du dich nicht in Azuria-City um eure Pokémon-Arena kümmern?“ „Ach…“, begann Misty tatsächlich auf Ash’s Ablenkungsmanöver einzugehen und nahm auch wieder eine entspanntere Haltung ein. Auf ihr Gesicht schlich sich das fröhliche Lächeln zurück, mit welchem sie die beiden Jungs erst kurze Zeit vorher begrüßt hatte. „Als ich von deiner Mutter hörte, dass du auf dem Weg nach Alabastia bist, habe ich mir ein paar freie Tage eingeräumt und bin sofort aufgebrochen, um dich noch zu erwischen. So wie ich dich kenne wirst du wohl eh nicht lange hier bleiben und ich wollte dich auf keinen Fall verpassen!“ „Von meiner Mutter?!“, wiederholte Ash ungläubig ihre Worte und seine Augen weiteten sich erstaunt. Wieso erzählte seine Mutter rum, dass er einen Besuch geplant hatte? Wie kam es überhaupt, dass sie Kontakt zu Misty hatte? Zu spät wurde Misty nun klar, dass sie sich verraten hatte. Über sich selbst erschrocken hob sie beide Hände an den Mund, als könnte sie damit das bereits Ausgesprochene wieder rückgängig machen. Aber zu spät. „Naja, sei’s drum!“ Wenige Momente später legte sich auch diese Haltung von Misty wieder und ein verlegenes Grinsen kehrte in ihre Gesichtszüge zurück. In einem kurzen Satz sprang sie zu dem Schwarzhaarigen hinüber und harkte sich in seinem Arm unter. „Jetzt, wo wir schon mal hier sind, lass uns doch etwas zusammen unternehmen!“ „Ähm…“ Gerade setzte Ash zu einer Antwort an, die vermutlich auch positiv ausgefallen wäre – ginge man von dem freudigen Strahlen in seinen Augen aus – doch er kam gar nicht dazu, auch nur einen richtigen Anfang zu finden. Denn schon harkte sich eine weitere Person in seinem noch freien Arm unter und er konnte die Protestwelle neben sich bereits spüren, noch bevor er seinen Blick in die entsprechende Richtung wenden konnte. Die ganze Zeit über hatte sich Pikachu im Hintergrund gehalten und sich darauf beschränkt, die beiden Freunde nur zu beobachten. Aber die letzte Szene hatte ihn aus seiner Deckung gerissen. Nun hing er Misty gegenüber an der Seite seines Trainers und warf der Freundin einen fast schon feindseligen Blick unter der Kappy-Kappe entgegen. Weder Ash und schon gar nicht Misty blieb das verborgen. Und die Rothaarige erwiderte den trotzigen Blick nach nur kurzem Erstaunen. „Äh, Leute…?“, versuchte Ash unsicher stammelnd die Situation noch vor der sich anbahnenden Eskalation zu retten. Obgleich er noch nicht recht wusste, was das ergeben sollte und was er davon halten sollte – und vor allem, wie er sich verhalten sollte – fühlte er sich etwas unwohl in seiner Haut. „Hey, was willst du?“ Misty war schließlich die Erste, die wieder das Wort ergriff. Sie bemühte sich darum, noch etwas böser dreinzublicken in der Hoffnung, der Blonde ihr gegenüber würde daraufhin nachgeben. Aber da hatte sie die Rechnung nicht mit Pikachu gemacht. Natürlich nicht! Sie ahnte ja immerhin nicht mal, dass der vorwitzige Blondschopf dort ein altbekannter, guter Freund war, der das rothaarige Mädchen ebenso gut kannte wie Ash. Ihm konnten ihre Blicke nichts anhaben, ganz gleich, wie böse und drohend sie auch sein mochten. Trotzig hielt der Blonde ihrem Blick stand und klammerte sich nur noch fester an den Arm seines Trainers fest. Nur leicht zog er Ash dabei ein wenig näher in seine Richtung, was den letztlichen Auslöser bei Misty brachte. „Hey was soll das?! Erst sich nicht mal vorstellen, einen die ganze Zeit nur angaffen als sei man der erste Mensch und jetzt legst du dich auch noch mit mir an?!“, beschwerte sie sich daraufhin lautstark und erwiderte das Ziehen, sodass Ash fast das Gleichgewicht verlor. Misty dagegen wandte den Blick keinen Moment von dem unverschämten Jungen ihr gegenüber ab. „Ash, sag doch mal auch was!“, forderte sie hörbar wütend. „Ähm… ich… nun beruhigt euch doch wieder! Wir sind doch alle Freunde…“ Ash war sichtlich bemüht, die Situation wieder zu entschärfen. Nur leider stieß er auf taube Ohren. „Freunde?! Ich glaube, es hakt bei dir! Ich kenne den doch nicht einmal!“ Den eher zaghaften Widerstand, als Pikachu abermals sacht aber bestimmend an Ash’s Arm zog, erwiderte sie damit, dass sie sich so eng es ihr nur möglich war an den Schwarzhaarigen klammerte. Obendrein schnipste sie leicht gegen das Kappy des Blonden, woraufhin es sich ein wenig anhob und weitere blonde Haarsträhnen des Jungen freigab. Nur ein wenig stärker, und es wäre ihm vermutlich vom Kopf geflogen. „Chu!“ Das war dem Pokémon jetzt deutlich zu viel! Nicht nur, dass Misty sich in die traute Zweisamkeit von ihm und Ash gemischt und sich ohne große Mühen in den Mittelpunkt gestellt hatte… nun riskierte sie auch noch, dass Pikachu’s Tarnung aufflog! Und auch, wenn es Ash vielleicht ihr gegenüber egal gewesen wäre, aus irgendeinem Grund ging dieser Gedanke Pikachu selbst gewaltig gegen den Strich! Schnell hatte er einen kleinen Satz in Richtung der gemeinsamen Freundin gemacht, wobei er sich auch von seinem Trainer löste. Überraschend plötzlich stieß er kräftig die Arme nach vorne und gab Misty damit einen gewaltigen Schubs. Das Mädchen verlor daraufhin das Gleichgewicht und fiel unsanft ein kleines Stück von den Jungs entfernt ins Gras. Nicht einmal Ash hatte so schnell reagieren können, um sie eventuell noch am Arm festzuhalten, damit sie nicht stürzte. Noch ehe die beiden Pokémon-Trainer realisieren konnten, was gerade geschehen war, hatte sich Pikachu auch schon wieder bei Ash untergeharkt und zog ihn so plötzlich mit sich, dass der Schwarzhaarige schier gezwungen war, seinem Pokémon-Freund stolpernd in die Fluchtrichtung zu folgen. Es war wohl Ash’s Neigung zur Begriffsstutzigkeit in unerwarteten Situationen zu verdanken, dass Pikachu schnell eine ausreichende Distanz zu Misty mit seinem Trainer an der Hand gelang. Bald schon waren sie außer Sichtweite und erst, als Ash zu straucheln begann und beinahe über seine eigenen Füße gefallen wäre, hielt Pikachu in der Flucht inne. Zum zweiten Mal nun schon an diesem Tag hatte sie heute die Flucht ergreifen müssen. Und dem Pokémon-Jungen tat es insgeheim leid, dass er seinen Freund andauernd so durch die Gegend zerrte. Er hätte selbst nicht gedacht, dass er diese Kraft aufbringen könnte – das lag vermutlich daran, dass er schlichtweg etwas größer als sein Trainer war. Das wäre zumindest die einfachste Erklärung. Aber andererseits handelte Pikachu auch immer nur rein impulsiv. Sowohl die Flucht vor Gary als auch eben die vor Misty waren keineswegs in böser Absicht von dem Pokémon erfolgt – er handelte einfach aus seinem Gefühl heraus. Was hätte er auch sonst anderes tun sollen? Zum ersten Mal bedauerte es Pikachu insgeheim, dass er sich nicht mit Ash verständigen konnte. Jedenfalls nicht so, dass er ihm vielleicht alles hätte erklären können. Dass er ihm alles einfach hätte sagen können, was er wieso tat oder was er gerne getan hätte – oder gewollt hätte, dass Ash es tut… „Pikachu! Verdammt, was sollte das jetzt schon wieder?!“ Obwohl Pikachu damit gerechnet hatte, dass Ash keinenfalls begeistert über seine Handlung reagieren würde, schrak er dennoch bei dem schimpfenden Tonfall seines Trainers zusammen. Sofort ließ er den Schwarzhaarigen los und brachte einige Schrittlängen Abstand zwischen sie, ehe er vorsichtig zu ihm hinübersah. „Misty ist doch unsere Freundin! Du kennst sie doch! Also wieso hast du das eben getan?“, fuhr Ash währenddessen mit seinen Schimpfungen fort und besah sich seinen Pokémon-Freund mit anklagendem Blick. In seinem Gesicht stand zu deutlich geschrieben, dass er das Handeln des Pokémon’s nicht verstehen konnte. Pikachu hatte sich bisher nie auch nur ansatzweise feindlich gegenüber Misty verhalten. Diese Seite an ihm war Ash vollkommen fremd. Und er war sich selbst nicht sicher, ob es ihn nur verunsicherte, verärgerte oder gar ein wenig verängstigte. Immerhin hatte er sich bisher jeden Zweifel daran verboten, dass sein Pikachu durch dieses unerklärliche Missgeschick mit seiner Gestalt auch nur ansatzweise verändert war. Zumindest hatte er sich bisher sämtliche Verhaltensweisen, die sonst nicht zu dem Maus-Pokémon gepasst hätten, irgendwie logisch erklären können. Bisher! Schuldbewusst starrte Pikachu dagegen nur gen Boden. Wie gerne würde er seinem Freund alles erklären. Wie sehr wünschte er sich, sein Trainer würde ihn verstehen, wenn er eine Erklärung versuchen würde. Aber unter den gegebenen Umständen war er sich selbst nicht darüber im Klaren, wie er auch nur ansatzweise sein Verhalten von eben gegenüber Misty erklären sollte. Unsicher vergrub er die Finger im Stoffende seines Shirts. Ihm war zum Heulen zumute. Er hatte Misty nicht verletzen wollen… Sie war nach wie vor eine sehr gute Freundin, auch für ihn. Und er wusste, wie wichtig sie auch Ash war, selbst wenn dieser es nicht zugeben würde. Und für ihn selbst war Ash auch sehr wichtig. Sogar mehr als das! Er wollte seinem geliebten Trainer unter keinen Umständen wehtun. Aber… „N… nur… zwei… chu…“, brachte Pikachu unter großer Mühe schließlich stammelnd zur Antwort hervor. Noch immer sah er dabei nicht zu Ash auf, obgleich er dessen Erstaunen förmlich spüren konnte. Dennoch sprach sein Trainer kein Wort. Pikachu fasste also all seinen Mut, um wieder zu seinem Freund hochzusehen und bemühte sich abermals, die schwierigen Worte etwas lauter zu wiederholen. „Nur… zwei!“ „Nur zwei…? Ah!“, wiederholte Ash die Worte seines Pokémon-Freundes anfangs noch irritiert darüber, was sie bedeuten sollten. Doch nachdem er sie selbst ausgesprochen hatte fiel es ihm wieder ein. „Nur wir zwei!“, hatte er gestern noch zu Pikachu gesagt. Es war quasi ein Versprechen gewesen und Ash erinnerte sich nun auch wieder an diese Tatsache. Er erinnerte sich, wie sehr sich Pikachu gefreut hatte. Und nun hätte Ash sein Versprechen beinahe gebrochen, denn er hätte tatsächlich auch gerne Misty’s Angebot angenommen, etwas mit ihr zu unternehmen. Immerhin sah er seine beste Freundin nicht mehr so häufig, seit sie damals beschlossen hatte, die Pokémon-Arena ihrer Familie fortzuführen, während er selbst weiterhin seine Pokémon-Reise fortsetzen wollte. Sämtliche Wut, die Ash bis eben noch wegen des Verhaltens seines Freundes empfunden hatte, war nun erloschen und wich einem schweren Schuldgefühl. Er hatte den Tag Pikachu versprochen. Er selbst hatte diesen Tag doch nur mit seinem Freund verbringen wollen. Das war schließlich nicht nur irgendein Tag. Nur Einer unter Vielen. Es war ihr gemeinsamer Jahrestag und gleichzeitig zudem Pikachu’s Geburtstag. Und nachdem sie die vergangenen Jahre nicht immer dazu gekommen waren, diesen Tag auch entsprechend zu zweit zu feiern, hatte er das diesmal unbedingt nachholen wollen. Er hatte alles sorgfältig geplant, damit sie rechtzeitig in Alabastia ankommen würden. Hier, wo alles angefangen hatte. „Du hast ja Recht… entschuldige bitte, Pikachu.“ Betroffen blickte Ash zu seinem Pokémon-Freund hinüber und ging schließlich die wenigen Schritte auf ihn zu. Kaum dass er vor dem Blonden stand nahm er ihn behutsam in die Arme. „Ich habe es dir immerhin versprochen. Es tut mir leid.“ Anfangs noch fragend blickte Pikachu den schwarzhaarigen Jungen an, während er sich ohne Gegenwehr in den Arm nehmen ließ. Doch nur wenig später legte sich sein Trübsinn wieder und er lächelte erleichtert, ehe er die Umarmung seines Trainers liebevoll mit einem leisen „Chuuu“ erwiderte. Für einige Minuten standen sie so beieinander und keiner von ihnen sprach auch nur ein Wort. Pikachu genoss die Nähe zu seinem geliebten Freund und den liebevollen Trost, den er ihm durch seine Wärme spendete. Wie hätte Pikachu diesem Jungen mit den schwarzen Zottelhaaren nur lange böse sein können? „Na komm, lass uns bei Professor Eich vorbeischauen und unseren alten Pokémon-Freunden Hallo sagen!“, brach Ash schließlich nach einiger Zeit die Stille und drängte sich ein wenig von dem blonden Jungen weg. Sein aufmunterndes Lächeln wurde durch ein fröhliches Strahlen erwidert. „Pika!“ Wie gesagt, so getan. Die beiden machten sich schließlich also auf den Weg zu dem Labor des Professors. Das große Gebäude war schon von Weitem erkennbar mit der großen Windturbine auf dem Dach und den hohen Gewächsen rundherum, um das dahinterliegende Pokémon-Gelände vor neugierigen Blicken zu schützen. Ohne Umwege gingen sie auf das Tor zu, wo Ash auch sogleich die Klingel betätigte. „Ja bitte?“, erklang nur kurz darauf die Stimme des Professors und auf dem kleinen Monitor über dem Klingelknopf sprang eine Videoübertragung an, die den betagten Mann zeigte. „Hallo Professor!“, begrüßte Ash den älteren Herren sogleich voller Freude und strahlte in die Kamera. „Wir wollten Sie gerne mal besuchen und bei der Gelegenheit auch gleich mal nach meinen Pokémon sehen. Dürfen wir reinkommen?“ „Ah, Ash! Wir haben uns ja schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen. Einen Moment, ich lasse dich rein. Komm dann einfach schon mal in die Aula. Ich bin gleich bei dir.“ Und mit diesen Worten erklang ein leises Klacken, ehe sich das Tor langsam öffnete. Mit einem aufmunternden Nicken in Richtung des blonden Pokémon-Freundes trat Ash schließlich mit Pikachu an seiner Seite ein. Sie gingen ohne Umschweife die lange Treppe hinauf, die zum Labor hochführte und betraten schließlich auch durch den Haupteingang das riesige Gebäude. Ein kleiner Flur führte sie in einen größeren Raum, die Aula, und suchend sah sich Ash nach dem Professor um. „Ash! Was für eine Überraschung.“, wurden sie auch nur kurze Zeit später schließlich von der vertrauten Stimme des Professors begrüßt. Ash und Pikachu sahen neben sich die Treppe hinauf, die zu den Laborräumen führte. Dort erkannten sie den älteren Mann in seinem typisch-weißen Kittel und den gegrauten Haaren, die sein Alter entgegen seinem Gesicht mit dem gut gelaunten Lächeln untermalten. „Du hattest mir zwar gesagt, dass du wieder in Alabastia vorbeischauen willst, aber ich gebe zu, mit deinem Besuch hatte ich nicht gerechnet.“ „Ist doch selbstverständlich, dass ich bei Ihnen auch mal vorbeischaue, wenn ich schon mal wieder Zuhause bin. Wie geht es Ihnen, Professor?“ „Den Umständen entsprechend gut.“ Mittlerweile war der Professor bei den beiden Jungs angekommen und reichte Ash sogleich grüßend die Hand. Während des Händeschüttelns bemerkte er auch den blonden Jungen hinter Ash und eine weitere, nicht weniger mindere Nebensächlichkeit. „Heute nicht in Begleitung von Pikachu? Und wer ist dieser junge Mann?“ „Tja, Professor… das ist gar nicht so einfach...“, gab Ash mit belegtem Unterton zur Antwort und legte sich unsicher die Hand in den Nacken, während er zu Pikachu hinüberblickte. Dabei streifte er den Blick des Professors und dieser erkannte den Ernst der Situation schier sofort. „Ich verstehe. Es gibt da also etwas, was du mir erklären willst.“, schlussfolgerte er aus den Worten und der Reaktion des jungen Pokémon-Trainers und wandte sich dann lächelnd an den blonden Jungen vor sich, während er zu beiden sprach. „Na dann lasst uns am besten mal rüber ins Wohnzimmer gehen. Dort können wir uns in Ruhe unterhalten.“ Kapitel 5: Des Rätsels Lösung? ------------------------------ Mittlerweile hatten die beiden Jungs auf dem Sofa im Wohnzimmer des Professors Platz gefunden, während jener nochmal in die Küche verschwunden war, um Getränke zu holen. Unsicher starrte Ash auf seine Hände, während er überlegte, wie er dem Professor alles erklären sollte. Als Professor Eich schließlich mit einem kleinen Tablett und dem sich darauf befindenden frisch gepressten Orangensaft zurückkam, stellte er solches auf dem Tisch vor den Jungs ab und setzte sich selbst ihnen gegenüber. Er schenkte ihnen den gekühlten Saft in zwei Gläser, ehe er sich schließlich dem Gespräch mit Ash zuwandte. „Also, Ash, dann leg mal los.“ Nach einem weiteren, kurzen Schweigen begann der Schwarzhaarige schließlich zu erzählen. Er erzählte dem Professor, wie er in Alabastia angekommen war. Und wie er erste Vorbereitungen für den heutigen Tag getroffen hatte, um seinen Jahrestag mit Pikachu und dessen Geburtstag zu feiern. Er berichtete anschließend auch von dem heutigen Morgen und was passiert war. Dass er anstelle seines Pokémon auf einmal diesen blonden Jungen in seinem Badezimmer vorgefunden und dass sich schnell herausgestellt hatte, dass es sich dabei bei dem Jungen um keinen Geringeren als um Pikachu selbst gehandelt hatte. Ash bemühte sich keine noch so kleine, eventuell für den Professor wichtige Information auszulassen. So berichtete er ihm auch in groben Erläuterungen, wie sich Pikachu den Tag über verhalten hatte. Und er endete schließlich damit, dass er selbst weder wusste, wie das alles passieren konnte, noch, was er tun könnte, damit Pikachu wieder normal werden würde. Der Professor lauschte den Berichten des jungen Trainers äußerst aufmerksam, wobei er seinen musternden Blick immer wieder zwischen dem Schwarzhaarigen und dem blonden Jungen wechselte. Ihm entging nicht, dass es sowohl Ash als auch Pikachu unangenehm zu sein schien, sich jemandem mit diesem delikaten Thema anzuvertrauen. „Ich verstehe“, setzte er schließlich zu einer erläuternden Zusammenfassung an, nachdem Ash mit seinen Erzählungen geendet hatte und wieder verstummt war. Nachdenklich rieb sich der ältere Mann das Kinn. „Also hat Pikachu aus irgendeinem unerklärlichen Grund die Gestalt eines Menschen angenommen.“ „Naja, zumindest größtenteils.“ Um seinen Einspruch besser zu erklären, wandte sich Ash Pikachu zu und nahm ihm schließlich das Kappy vorsichtig vom Kopf. Zwischen den blonden Strähnen fielen sogleich auch die beiden langen, gelben Ohren herab, die eine Verkennung unmöglich machten. Pikachu selbst schien das unangenehm zu sein, denn er griff sofort nach solchen und versuchte sie irgendwie wieder zu verstecken. Der Professor gab ein nachdenkliches Seufzen von sich, ehe er sich langsam von seinem Platz erhob und um den Tisch herum auf die beiden Jungs zutrat. Vor dem blonden Jungen ging er schließlich in die Hocke und er langte vorsichtig nach dem Kopf des verunsicherten Jungen. Zwischen dem blonden Haar machte er die Ohren schnell ausfindig und strich Pikachu versichernd die Hände weg, um sie sich genauer betrachten zu können. „Hm, das ist ja höchst eigenartig…“ Gerade strich der Professor auch über die roten Bäckchen, welche die Wangen des Jungen zierten. Und er schien erstaunt zu sein, dass alles so eindeutig auf Pikachus eigentliche Pokémon-Gestalt hinwies. „Wie ist das denn nur möglich, Professor? Haben Sie dafür vielleicht eine Erklärung?“, fragte Ash nun, noch immer ein wenig unsicher, während er den Mann und seinen Freund neben sich aufmerksam beobachtete. Doch das folgende Seufzen des Professors wäre ihm schon Antwort genug gewesen. „Ich bin nicht sicher, Ash. Soweit ich weiß, ist eine Gestaltveränderung für Pokémon normalerweise ebenso unmöglich wie für Menschen. Zumindest ohne fremde Hilfe oder Eingriffe.“ Kurz schien er zu überlegen, ehe er den schwarzhaarigen Jungen wieder ernst anblickte. „Und du bist dir sicher, dass da kein Außenstehender seine Finger mit im Spiel hatte?“ „Ja, da bin ich mir sicher. Wie ich schon sagte, am Abend davor war noch alles vollkommen normal gewesen. Und als ich am nächsten Morgen aufwachte, war er so. Wir waren die ganze Zeit bei mir Zuhause gewesen. Es ist nichts Ungewöhnliches passiert, auch vorher nicht.“ „Höchst eigenartig…“, wiederholte Professor Eich seine nachdenklichen Worte, während er nun wieder zu Pikachu sah und ihn abermals eindringlich musterte. Immer wieder tastete er die Ohren des Pokémon-Jungen ab und fühlte vorsichtig den Druck der roten Backen, ehe er auch Stirn und Puls des Jungen fühlte. Aber alles war normal, sowohl für Pokémon- als auch für Menschenverhältnisse. „Wie soll es denn jetzt weitergehen? Wird Pikachu jetzt etwa für immer so bleiben?“ Ashs Stimme klang belegt und leicht zittrig. Bisher hatte er solche Fragen vermieden, aber jetzt, nachdem er sich dem Professor anvertraut hatte, der ja sonst auch immer auf alles eine Antwort hatte, wollte er Gewissheit haben. Denn auch wenn er sich die ganze Zeit eingeredet hatte, das sei schon alles irgendwie so in Ordnung, machte er sich doch schon seit heute Morgen große Sorgen um seinen Freund. Auch wenn Pikachu bisher keinen Anschein gemacht hatte, dass ihm diese Gestalt vielleicht zusetzte oder es ihm dadurch schlechter ging. Und wer wusste schon, ob das auch so bleiben würde, sollte Pikachu weiterhin in dieser menschlichen Gestalt umherlaufen müssen. „Da wir nicht wissen, wie es dazu gekommen ist, kann ich dir das leider auch nicht zu hundert Prozent sagen. Aber ich denke, dass es möglich sein sollte, Pikachu wieder in seine Ursprungsgestalt zurückzuversetzen.“ „Echt?! Und wie?“, hakte Ash sogleich aufgebracht nach. Ein Hoffnungsschimmer spiegelte sich in seiner Stimme wieder und er war sogar vor Aufregung aufgesprungen, die Hände angespannt zu Fäusten geballt. „Das weiß ich nicht.“ … Schluss. Aus. Alles für die Katz'! Jener Hoffnungsschimmer erlosch genauso schnell wieder wie er aufgekeimt war. Wenn nicht einmal Professor Eich wusste, was zu tun war, dann gab es auch keinen Grund, sich weitere Hoffnungen zu machen. Das war’s. Niedergeschlagen ließ Ash den Kopf hängen und sank zurück auf seinen Platz. Neben ihm sorgte sich Pikachu um seinen Trainer. „Pikapi…“ Vorsichtig lehnte sich der Blonde über den Schoß des Geknickten, um ihm von unten ins Gesicht blicken zu können. Tatsächlich gelang es ihm dadurch, dass Ash den Kopf wieder etwas hob. Er war noch zu bedrückt, um über die Nähe seines Pokémon zu erschrecken. Zaghaft stupste Pikachu ihm mit der Nase gegen das Kinn, ehe er einen aufmunternden Schlecker folgen ließ. Und nach einem ersten, kurzen Erstaunen des jungen Trainers folgte schließlich ein vorsichtiges Lächeln. Langsam hob er eine Hand, um dem Blonden anschließend leicht über den Kopf zu streicheln. „Das erklärt natürlich vieles“, drang plötzlich eine weitere Stimme zu der versammelten Runde von Trainer, Pokémon und Professor herüber. Eine nur zu bekannte Stimme von einer nur zu bekannten Person, die Ash hier niemals erwartet hätte. „Gary?!“ Der Schrecken fuhr dem Schwarzhaarigen durch den gesamten Körper. Seit wann war er hier? Und wie lange schon? Hatte er etwa alles mitgehört? „Wa… wa… was machst du denn hier?!“, entkam es ihm beinahe panisch, während er zu dem Ex-Rivalen hinüberstarrte. „Oh, habe ich euch etwa gestört? Das tut mir aber leid, dass ich eure kleine, vertraute Runde unterbreche“, kam die sarkastische Antwort, ehe sich der Brünette auch schon gemächlichen Schrittes von dem Durchgang auf die versammelte Runde zubewegte. Er nippte dabei eher desinteressiert an dem Dosengetränk, welches er in der Hand hielt. „Ich wollte meinem Großvater einen kleinen Besuch abstatten. Aber war ja klar, dass ich nochmal auf dich treffen würde.“ Gary trat hinter das Sofa, auf welchem sich Ash und Pikachu niedergelassen hatten. Und nach einem kurzen Mustern in Richtung des Blonden mit den gelben, langen Pokémon-Ohren, beugte er sich schließlich lässig etwas über die Lehne zwischen die beiden Jungs. „Pikachu also. Das hätte ich mir ja gleich denken können.“ Der Sarkasmus war der Gelassenheit gewichen, während Gary es nun dem Professor gleichtat und vorsichtig die gelben Ohren befühlte. Dabei ließ er den Blonden keine Sekunden aus den Augen, der ihn ruhig aber unsicher aus den großen, goldbraunen Augen ebenfalls musterte. „Das erklärt wirklich eine Menge.“ „Tut mir leid… aber ich wollte nicht, dass du es mitkriegst“, wandte sich Ash erklärend dazwischen, senkte seinen verlegenen Blick jedoch vor sich gen Boden. Es widerstrebte ihm innerlich, dass Gary es auf diese linke Art herausbekommen hatte. Aber nun war es eben so, das konnte er nicht mehr rückgängig machen. „War ja klar“, gab Gary nebensächlich zur Antwort, wobei er nur kurz den Schwarzhaarigen aus dem Augenwinkel musterte. Dann ließ er wieder von Pikachu ab und nippte erneut kurz an seinem Getränk, ehe er fortfuhr. „Dir ist wohl nie in den Sinn gekommen, dass ich zur Abwechslung auch mal von Hilfe sein könnte, was?“ „Du willst mir helfen?“ Ungläubig sah Ash seinen Rivalen an. Er glaubte sich verhört zu haben. Garys Blick weitete sich, aber nicht Erstaunen war es, was sich dort spiegelte, sondern vielmehr eine entgeisterte Herabschätzung. Ganz so, als würde er annehmen, Ash wolle ihn veräppeln. „Wer spricht denn von dir? Ich rede von Pikachu!“ BAMM! Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Die Euphorie war dahin und Ash rang kurz mit sich, Gary dafür nicht an die Gurgel zu springen. Naja, war ja auch irgendwie klar gewesen… „Also, nochmal von vorne. Du hast gesagt, dass ihr Pikachus Geburtstag gefeiert habt?“, setzte Gary dann erneut an, wobei er die Geste seines Großvaters von vorhin übernahm und nun ebenfalls die Hand ans Kinn legte. „Ja…“ „Wie genau?“ Ash seufzte. Eigentlich hatte er keine Lust ausgerechnet Gary alles zu erklären. Aber was hatte er schon für eine Wahl? „Na wie man das halt macht… Ich habe Pikachu einen kleinen Geburtstagskuchen besorgt, ich habe die Kerzen angezündet und Pikachu hat sie ausgeblasen und sich dabei was gewünscht. Das war gestern um Mitternacht. Heute dann sind wir halt aufgewacht und…“ „Moment!“, unterbrach Gary ihn forsch. Seine Stimme war dabei ungewollt so laut und schneidend, dass der Schwarzhaarige kurz in sich zusammenfuhr. „Du sagtest, Pikachu habe sich also etwas gewünscht?“ „Ähm… ja. Ich denke schon… glaube ich jedenfalls.“ Die Blicke der Anwesenden lag nun gebündelt auf dem blonden Pokémon-Jungen. Und etwas unsicher blickte Pikachu von einem zum anderen. Dass er auf einmal wieder im Mittelpunkt stand, war ihm sichtlich unangenehm. „Pi…?“ „Hm…“ Gary beugte sich erneut über die Sofalehne dicht zu dem Gesicht des blonden Jungen. Pikachu wich daraufhin ein wenig zurück und blickte hilfesuchend zu Ash hinüber, der aber selbst auch nur das Geschehen beobachten konnte. Nur leicht legte Gary den Kopf seitlich, während er den Pokémon-Jungen noch eine Weile nachdenklich musterte. „Hast du dir etwas gewünscht?“, fragte er schließlich klar und deutlich an Pikachu gewandt, wobei seine Stimme auf eine fast schon beängstigende Art beinahe zu ruhig klang. Der blonde Junge legte daraufhin die gelben Ohren eng zurück. „Chu…“, stieß er in einem leisen Seufzen zur Antwort aus und blickte etwas unsicher zu dem Braunhaarigen hoch. Schließlich nickte er leicht. „Was hast du dir gewünscht?“, hakte Gary daraufhin weiter nach. Neben dem Blonden sprang Ash nun auf seine Beine und bedachte den Braunhaarigen mit einem aufgebrachten Blick. „Was soll das, Gary? Was spielt denn das für eine Rolle?!“ „Du Knalltüte hast wohl echt keinen blassen Schimmer, oder?!“, kam die ebenso aufgebrachte Antwort, ehe Gary den Blick gereizt erwiderte. Er brachte sich wieder in eine aufrechte Position und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dir ist schon klar, wieso es diese Tradition mit dem Kerzenausblasen am Geburtstag gibt? Man bläst den Wunsch in die Flammen, damit er in dem Rauch zum Himmel aufsteigen kann und erhört wird. Und sich somit erfüllt.“ Eine nervöse Stille legte sich nun um die Runde. Ungläubig starrte Ash seinen alten Rivalen an. Nicht wegen dem, was er gesagt hatte – nicht direkt jedenfalls. Es war nur so… es gab kein passendes Wort dafür! Gary, ausgerechnet Gary, glaubte also an Wunder?! „Das wäre zumindest eine Theorie.“ Professor Eich war es schließlich, der das Schweigen nach einiger Zeit wieder brach. Nun war es an ihm, es seinem Enkel gleichzutun, indem auch er sich nun wieder auf seine Beine erhob. Dabei tat er einen angestrengten Seufzer, als er den Körper einmal komplett durchstrecken musste. „Man sagt unter den Forschern nicht umsonst: 'Es gibt für alles eine logische Erklärung, auch wenn solche noch so unglaublich erscheinen mag.'“ „Und deswegen frage ich jetzt nochmal“, brachte wieder Gary das Wort an sich, wobei er den Blick erneut ernst auf Pikachu richtete. „Was hat sich Pikachu gewünscht?“ „Pika… chu.“ Es mochte Einbildung sein, aber man glaubte tatsächlich einen rötlichen Schimmer auf Pikachus Gesicht zu erkennen. Verlegen wandte er seinen Blick sofort wieder gen Boden und zupfte unruhig an seinem Shirtende herum. Neben ihm seufzte Ash entnervt. „Das hat doch keinen Sinn, Gary. Pikachu kann nicht sprechen, wie soll er dir das sagen? Wenn es so einfach wäre, dann wüsste ich doch selbst, was das alles soll.“ Vorsichtig richtete er seinen Blick neben sich auf seinen Freund. Nur kurz, bis auch er wieder gen Boden sah. „Und wie ich ihm helfen kann“, fügte er anschließend leise hinzu. „Suki…“, gab der Blonde nach einer kurzen Zeit der erneuten Stille plötzlich von sich. Leise, dennoch konnte es jeder im Raum hören. Mit einem Mal richteten sich wieder alle drei Augenpaare äußerst aufmerksam auf den Blonden. Doch Pikachu sah dabei nur verlegen zu seinem Trainer. „Suki!“, wiederholte er, nun etwas lauter, ehe er zaghaft in Ashs Richtung lächelte. Ein Lächeln, was nur für ihn bestimmt war. Ash stieg die Röte ins Gesicht. Da war schon wieder dieses kleine, einfache Wort mit dieser großen, tiefen Bedeutung. Verrückt, aber er konnte irgendwie spüren, dass es tatsächlich so war. „Aha? Ich dachte, Pikachu spricht nicht?“, setzte Gary zu einer erneuten Stichelei gegen den Schwarzhaarigen an. Und hatte Erfolg! Nervös wandte sich Ash nach ihm um. „Das stimmt auch! Er sagt nur ab und an einzelne Worte, mehr aber auch nicht. Und das auch nicht sonderlich häufig.“ Schnell mahnte er sich selbst wieder zur Ruhe und atmete einmal tief durch. Das war doch alles verrückt! Nicht nur diese ganze Sache mit Pikachu, nein, auch noch Gary dazu! Wieso konnte nicht einfach wieder alles normal sein? Dann würde er Gary zu einem Pokémon-Kampf herausfordern und dort alles Weitere auf eine andere, ihm weitaus angenehmere Art klären. „Sei’s drum.“ Professor Eich schien das Thema damit zu einem Ende führen zu wollen, denn er wandte den Jungs nun auch den Rücken zu. Er griff über den Tisch nach dem Tablett und sammelte die bereits geleerten Gläser ein, ehe er sich zum Gehen wandte. „Ash, wolltet ihr nicht eure alten Freunde besuchen?“ „Ähm… ja, Professor?“ „Ja dann, du weißt ja, wo du suchen musst. Einige deiner Pokémon befinden sich draußen auf dem Gelände. Bleibt so lange wie ihr möchtet. Ihr wollt den Tag doch sicherlich nicht hier in diesem stickigen Labor verbringen?“ Für kurz lächelte er nochmal aufbauend zu dem jungen Trainer und seinem Pokémon hinüber, ehe er sich fröhlich an seinen Enkel wandte. „Gary, geh mir doch bitte ein wenig zur Hand. Ich wollte dir ohnehin etwas äußerst Interessantes zeigen, was erst kürzlich in meine Forschungen eingeflossen ist.“ Und schon entfernte er sich ohne weiteren Kommentar von der Jungengruppe in Richtung Küche. Einen Moment lang sahen die drei Jungs dem Professor nach, irritiert über sein Verhalten. Dann wurde es Gary zu bunt. Er verteilte eine mäßig starke Kopfnuss an den Schwarzhaarigen, bevor er sich daran machte, seinem Großvater zu folgen. Kurz blickte er nochmal zu dem jungen Trainer zurück, welcher sich schmerzlich und laut fluchend den Kopf rieb. „Kümmer dich ja gut um deine Pokémon, klar?“, warf er dem Schwarzhaarigen noch als letzte Stichelei entgegen, ehe auch er schließlich verschwunden war. Schnell war er schließlich an die Seite seines Großvaters getreten. Der Professor verstaute gerade die Gläser in der Spülmaschine, als er den Jungen neben sich bemerkte. Und auch seinen misstrauischen Blick. Doch er bemühte sich nicht um eine unaufgeforderte Erklärung zu seinem Verhalten. „Willst du denn nicht herausfinden…“, setzte Gary nach einigen Momenten zu seiner Frage an, die ihm begierig auf den Lippen brannte, doch Professor Eich unterbrach ihn noch während des Ansatzes mit einer Handgeste. „Was immer es gewesen sein mochte, was sich Pikachu gewünscht hat: Wir werden wohl kaum darin vorkommen, oder?“ Ein Blick über seine Schulter sagte ihm, dass sein junger Enkel wohl nicht ganz die Bedeutung seiner Worte verstand. Das jedenfalls sagte die Art aus, wie Gary die Braue skeptisch nach oben gezogen und abermals die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Der Professor kam um ein stilles Schmunzeln nicht herum. „Lassen wir den Dingen fürs Erste ihren Lauf. Ich bin mir sicher, dass wir alle besser daran tun, wenn wir es Ash und Pikachu überlassen, selbst auf des Rätsels Lösung zu kommen.“ Damit war das Thema für ihn beendet. In der Zwischenzeit hatten sich auch Ash und Pikachu damit abgefunden, dass sie von den Eichs allein gelassen worden waren. Und da es ohnehin keinen Sinn mehr gemacht hätte, weiterhin Trübsal zu blasen, hatte Ash schließlich vorgeschlagen, einfach dem Angebot des Professors Folge zu leisten. Immerhin waren sie ja ursprünglich auch nicht hergekommen, um über Pikachu zu reden. Auch wenn Ash wohl ohnehin in Versuchung gewesen wäre, den Professor um Rat zu fragen. Dennoch waren sie ja eigentlich hier, weil sie ihre alten Pokémon-Freunde sehen wollten. Es hatte sich halt alles ein wenig anders ergeben, nun gut, aber das sollte sie jetzt nicht weiter aufhalten. So hatten sie also das große Haus des Professors letztlich verlassen und Ash fand mühelos zum genannten Gelände. Er besuchte seine Pokémon schließlich nicht zum ersten Mal. Und nur wenig später hatten sie auch schon Erfolg bei ihrer Suche. Es war nicht schwer ihre Freunde bei den Seen wiederzuerkennen. Ash würde sein Karnimani unter Tausenden wiedererkennen! Und dank dem aufgeweckten Wasser-Pokémon, dem der Abschied von seinem Trainer damals anscheinend nichts an seiner stetig guten Laune hatte anhaben können, verbreitete sich die Nachricht über Ashs Rückkehr unter den lauten Rufen des Pokémon recht schnell. Zumindest erreichte es Noctuh, welches ganz in der Nähe auf einem der Bäume geruht hatte. Nach einer kurzen Begrüßung sammelte es schließlich auf Ashs Bitte hin einige weitere der Pokémon-Meute zusammen. Und so hatten sich nur Minuten später einige der alten Freunde um Ash und Pikachu gesammelt. Eine lange, zumeist herzliche Begrüßungsrunde folgte für jeden Einzelnen, der sich von dem jungen Trainer umarmen ließ. Und Ash blühte wieder regelrecht auf, während er unter seinen alten Freunden war, die ihn so herzlich empfingen. Auch wenn er mittlerweile zu stetig neuen Reisen aufgebrochen war und dadurch einige seiner Pokémon hier bei Professor Eich hatte lassen müssen, so hatte er keines von ihnen je vergessen. Mit jedem seiner Pokémon verband er Erinnerungen, schöne oder traurige, aber jeweils einen Part seiner bisherigen Pokémon-Reise und einen wichtigen Teil seiner eigenen Entwicklung. Es war ihm nicht leicht gefallen, sie alle hier zurückzulassen, während er wieder und wieder neue Richtungen eingeschlagen hatte. Aber es war die richtige Entscheidung gewesen. Das bewies allein schon die Tatsache, wie gut es seinen Pokémon hier ging. Sie alle wirkten ausgelassen, gesund und bester Laune. Ja, so war es richtig gewesen. Weder Ash noch Pikachu ließen sich die Freiheit nehmen, sich auf die alten Spielereien mit den Pokémon einzulassen. Sei es dass sie Fangen spielten, Verstecken oder sich Ash wieder und wieder unter dem bunten Pokémon-Haufen wiederfand. Es machte schlichtweg Spaß nach all der langen Zeit wieder ausgelassen zu sein. Zu spielen, als sei man selbst noch ein kleines Kind, das zum ersten Mal Pokémon sah. Ganz egal! Der heutige Tag gehörte nur ihnen beiden, also stand es ihnen ja wohl auch frei, das zu tun, wozu sie Lust hatten. Und das hier, diese Spielereien, waren genau das, was sie jetzt wollten. Es vergingen Stunden, in denen sich Trainer und Pokémon ausgiebig mit den alten Freunden beschäftigten. Bis sie irgendwann so erschöpft waren, dass sie sich einfach unter die Meute ins Gras fallen ließen. Nur kurz ausruhen. Nur ein wenig abschalten. Und einfach das Hier und Jetzt voll und ganz genießen… Kapitel 6: Danke (für alles)! ----------------------------- Sie mussten wohl dabei eingeschlafen sein, denn einige Zeit später wurde Ash sanft durch Lorblatt geweckt. Das Pflanzen-Pokémon rieb vorsichtig mit dem Kopf gegen die Wange des Jungen, bis er endlich die Augen blinzelnd aufschlug. Ein prüfender Blick in Richtung Sonne machte ihm schließlich klar, dass sie mittlerweile schon viel Zeit hier mit den Pokémon verbracht hatten. Es dürfte bald Abend sein und es würde an der Zeit, dass sie allmählich wieder nach Hause gingen. Also weckte er auch Pikachu, welcher an seinen Trainer gekuschelt ebenfalls eingeschlafen war. Und nach einer längeren Abschiedsrunde, die vor allem Lorblatt schwer zu fallen schien, brachen sie schließlich auf. Nur wenig später endlich wieder Zuhause angekommen, fiel Ash sofort eine ungewöhnliche Tatsache auf: Seine Mutter war anscheinend noch immer nicht zurück. Nicht dass das weiter schlimm wäre, aber das bedeutete auch, dass er für das Abendessen zuständig war. Das hatte seine sonst so fürsorgliche Mutter nämlich noch nicht vorbereitet. Mit einem Seufzen ging er schließlich in sein Zimmer hinauf, wo er sich rücklings aufs Bett fallen ließ. Nachdenklich blickte er an die Decke, die Arme hinterm Kopf verschränkt, bis er die Bewegung des Bettes unter sich bemerkte, als sich Pikachu neben ihn setzte. Mit einem Lächeln wandte er den Kopf leicht zur Seite und blickte seinen Freund ruhig an. „Na, alles klar bei dir, Pikachu?“ Der blonde Junge erwiderte das Lächeln des Schwarzhaarigen und nickte fröhlich. Ash begann kurz darauf laut zu lachen. Er hatte den Arm in Richtung des Pokémon-Jungen gehoben, während er sich mit der anderen Hand den Bauch hielt vor Lachen. „Du müsstest dich mal sehen! Du bist richtig schmutzig im Gesicht, haha!“, brachte der junge Trainer prustend hervor, ehe er einer weiteren Lachwelle verfiel. Irritiert legte Pikachu daraufhin den Kopf schief, anschließend ließ er den Blick an sich hinuntergleiten. An dem schwarzen Stoff des Shirts hatten sich noch immer einige abgebrochene Grashalme verflochten und Erde war überall in die Fasern eingetrocknet. Die beige Baggy sah kaum besser aus, eher im Gegenteil. Sie hatte sogar an einigen Stellen eine grüne Färbung vom Gras angenommen und war vom Schmutzanteil her weit mehr mitgenommen. Er konnte sich also vorstellen, wie sein Gesicht aussehen musste. Vielleicht hatten sie es doch ein wenig mit der Herumtollerei mit den anderen Pokémon vorhin übertrieben. „Hm, ich sehe aber bestimmt auch nicht besser aus“, riss Ash den Pokémon-Jungen aus seinen Gedanken und Pikachu warf seinen Blick wieder aufmerksam zu seinem Trainer hinüber. Jetzt war er es, der über den Schwarzhaarigen lauthals zu prusten begann und er krümmte sich vor lauter Lachen. Ash zog daraufhin eine leicht beleidigte Miene, stimmte dann aber ebenfalls wieder in das ausgelassene Lachen seines Freundes ein. „Ein Bad würde uns wohl ganz gut tun, was meinst du?“ „Pika chu!“, bestätigte der Blonde, noch immer unter Lachkrämpfen geplagt. Nachdem sich die beiden Jungs wieder einigermaßen beruhigt hatten, erhoben sie sich von dem Bett und Ash ging gezielt in Richtung Bad. Pikachu folgte ihm dabei neugierig auf wenig Abstand. Ein Blick in den Spiegel bestätigte den Jungs, dass Ash kein bisschen übertrieben hatte mit seiner Vermutung, wie sie aussehen mussten. Ganz im Gegenteil: Es war eine vollkommene Untertreibung gewesen! In den jungen Gesichtern fand sich von Dreck über Gras bishin zu Blättern einfach alles zwischen den Augen, auf der Nase und in den zerzausten Haaren. Und abermals mussten sie einen ungewollten Wettkampf in neuen Lachkrämpfen miteinander austragen, während sie einander betrachteten. Wie es Ash unter den erneuten Albereien gelang, etwas warmes Wasser in das Waschbecken zu lassen und zwei Lappen aus dem Wandschrank zu kramen, blieb ein Rätsel. Aber nur wenig später spritzten und planschten die Jungs schon ausgelassen ums Waschbecken stehend herum, um sich gegenseitig das Gesicht zu waschen. Immer wieder schlugen sie dabei mit dem Wasser nach dem jeweils anderen, sodass ein Lärmpegel bestehend aus Gequieke und lautes Lachen durch das ganze Haus ging. „Okay, Schluss jetzt“, versuchte Ash nach einiger Zeit der Albereien wieder Ordnung in das verspielte Chaos zu bringen. Zwar versagte er auf ganzer Linie darin ernst zu klingen, aber zumindest konnte er sich von Pikachus Klammergriff lösen und den Blonden so weit von sich schieben, dass er selbst sich wieder vom Boden aufrichten konnte. Dabei musste er aufpassen, auf dem glitschigen Seifen-Wasser-Belag nicht auszurutschen, was die kleinen Wasserspielchen in Form von mehreren kleinen Pfützen über den gesamten Boden hinterlassen hatten. Kurz streckte er sich einmal genüsslich durch, ehe er sich der Badewanne hinter sich zuwandte. Er stöpselte den Gummiverschluss ein und begann anschließend warmes Wasser einzulassen. „Also, Pikachu: Wenn die Wanne bis hierhin voll ist“, dabei deutete er dem Blonden eine gemeinte Höhe, die das Wasser in dem großen Keramikbehälter erreichen durfte, „dann machst du einfach das Wasser aus und rufst mich. Ich gehe mich derweil umziehen und komme dann wieder zu dir.“ „Pika pika?“ Der Blonde legte fragend den Kopf zur Seite, während er erst zu seinem Trainer deutete, dann auf sich selbst und anschließend in die Wanne hinein. Dabei zuckten die langen gelben Ohren zwischen seinen feucht-zausen Haaren kurz auf. Ash wiederholte die Handgesten seines Freundes, während er über die Bedeutung grübelte. Als er zu verstehen begann, stutzte er verlegen zu seinem Pokémon-Freund hinüber. „Wie jetzt? Ich soll mit in die Wanne?“, fragte er irritiert und schien beinahe entsetzt, als Pikachu seine Vermutung mit einem heiteren Kopfnicken bestätigte. Schnell schüttelte der Schwarzhaarige mit dem Kopf. „Äh, nein, das lassen wir besser bleiben. Du wirst alleine baden!“ „Chu?“ Nachdenklich tippte sich Ash gegen das Kinn, wobei er nachdenklich gen Boden blickte. Noch immer stand ihm der Nervositätsanflug ins Gesicht geschrieben. Normal wäre es kein Problem gewesen, mit Pikachu zu baden… wäre er in seiner normalen Pokémon-Gestalt. Aber so? Erneut schüttelte er, diesmal weniger stark, mit dem Kopf. „Ich… kann dir den Rücken waschen. Und die Haare, wenn du möchtest. Aber den Rest wirst du auch alleine schaffen“, machte er schließlich einen Kooperationsvorschlag an sein Pokémon gewandt und sah, noch immer etwas unsicher, wieder zu ihm hinüber. Dem jungen Trainer begegnete sogleich ein Strahlen im Gesicht des Blonden, ehe dieser ihn mit einem weiteren, fröhlichen „Pika“ herzlich umarmte. Ash hatte Mühe, seinen Freund wieder von sich loszubekommen. Schließlich gab er noch ein wenig der Badelotion in das Wasser, bestehend aus einem aromatisch-duftenden Gräserngemisch, ehe er das Badezimmer wieder verließ und Pikachu zurückließ. Er zog sich in sein Zimmer zurück, um sich umzuziehen. Seine Kleidung sah kaum besser aus als die von seinem Pokémon-Freund und er hatte jetzt schon leichte Magenschmerzen bei dem Gedanken daran, wie seine Mutter vermutlich ausrasten würde, wenn sie die Klamotten zum Waschen im Wäschekorb vorfinden würde. Was das anging, war sie sehr reinlich und konnte etwas überdrehen, wenn ein gewisser Grad an Schmutz überschritten wurde. Und das war hier definitiv der Fall! Mit einem schweren Seufzen bei dem Gedanken suchte sich Ash aus seinem Kleiderschrank neue Shorts und ein frisches Shirt, welche er sogleich anzog. Anschließend fand er schnell noch ein weiteres Shirt und weitere Unterwäsche, die er für Pikachu mit ins Bad nehmen würde. Er hatte gerade alles zusammengesucht, als auch schon das vertraute Rufen des Pokémon aus dem Bad zu ihm drang. Mit einem lauten „Komme schon!“ schloss Ash den Kleiderschrank wieder, brachte schnell seine alte Wäsche zum Wäschekorb, ehe er wieder ins Badezimmer trat. Sorgfältig legte er die frischen Klamotten auf einem kleinen Badhocker ab, ehe er aus dem großen Schrank zwei frische Handtücher – ein kleines und ein größeres für Haare und Körper – holte und sie über den Handtuchhalter neben dem Waschbecken hing. Schnell nochmal die Temperatur des Wassers getestet, dann wandte er sich an den Blonden. „Okay, dann zieh dich mal aus und dann kannst du in die Wanne klettern. Sei vorsichtig dabei, damit du nicht ausrutscht.“ Während er erklärte, kramte Ash schon wieder in einem weiteren Schrank, um einen frischen Waschlappen zu ergattern. Er griff anschließend noch zu einer der verschiedenen Plastikflaschen daneben und stellte beides auf dem Wannenrand ab. „Hiermit wirst du dich dann waschen. Wie das geht, weißt du ja. Während du dich wäschst, mache ich uns Abendessen fertig und komme dann wieder und wasche dir den Rücken.“ Mit einem eifrigen Nicken bestätigte Pikachu seinem Trainer, dass er die Anweisungen verstanden hatte, ehe er sich auch schon an dem Entfernen seines Shirts versuchte. Etwas ungeschickt, da er mehrere Anläufe benötigte, um den Stoff über seinen Körper zu koordinieren. Lachend half ihm Ash vorsichtig dabei und sprang auch über seinen Schatten, seinem Freund schon mal Knopf und Reißverschluss der Hose zu öffnen. Das sollte dann aber auch schon an Hilfe reichen, seiner Meinung nach. Mit einigen aufmunternden Abschlussworten verließ der Schwarzhaarige schließlich wieder das Badezimmer, die Tür sorgfältig hinter sich zuziehend. Vor der Tür atmete er einmal tief durch, um sich wieder zu beruhigen. Dann lenkte er seine Gedanken komplett auf das bevorstehende Abendessen, was es nun vorzubereiten galt. Er entschied sich schnell dafür, nichts Aufwendiges mehr zu machen. Brot mit etwas Wurst und Käse musste genügen. Okay, und vorsichtshalber noch etwas Obst und Gemüse, was er zu einer kleinen Platte zurechtschneiden würde. Immerhin war er sich nicht wirklich sicher, ob Pikachu selbst in dieser Gestalt auf einmal mit Wurst und Käse vorliebnehmen könnte. So war er auf jeden Fall auf der sicheren Seite - mit Obst und Gemüse konnte er für seinen Pokémon-Freund nichts falsch machen. Entsprechend war das Abendessen schnell vorbereitet. Ashs Mutter hatte zum Glück für alles gesorgt, was man an Leckereien fürs Brot benötigte – sofern man Ash hieß. Es dauerte kaum Zeit, einige der Brotscheiben zu belegen und auch das Zurechtschneiden von einigen Obst- und Gemüsestücken ging ihm schnell von der Hand. Zu schnell vielleicht, ging es dem jungen Pokémon-Trainer durch den Kopf, nachdem er soweit fertig geworden war. Ein Blick zur Uhr verriet ihm, dass er gerade mal eine viertel Stunde gebraucht hatte. Ob Pikachu wohl schon mit Waschen fertig war? Ash wollte ungerne zu einem ungünstigen Moment ins Bad zurückstürzen und seinen Freund in einer peinlichen Situation erwischen. Also doch lieber noch einige Verzierungen für die belegten Brote schnippeln, damit gewann er nochmal mindestens fünf Minuten… Schließlich war er mit allem fertig. Der Tisch war bereits gedeckt, das Essen hatte er mittig auf zwei großen Platten platziert, sodass Pikachu und er nach Belieben zugreifen konnten. Er hatte sogar noch etwas von dem Früchtetee aufgesetzt, den Ash so sehr liebte. Bis Pikachu aus der Wanne und angezogen war, würde der Tee sicherlich schon soweit abgekühlt sein, dass er sich angenehm trinken ließ. Somit war alles vorbereitet. Ash machte sich auf den Rückweg ins Bad und entschloss sich vorher anzuklopfen, auch wenn er sich etwas blöd dabei vorkam. Aber sicher war sicher. Und nachdem er nochmal drei Sekunden abgewartet hatte, trat er schließlich ins Badezimmer ein. Pikachu saß noch immer in der Badewanne und schien sichtlich Spaß an dem Bad zu haben. Er hatte die kleinen, hohlen Gummipuppen entdeckt, mit denen Ash als kleiner Junge selbst immer in der Badewanne während des Badens gespielt hatte. Nun tat es ihm der Pokémon-Junge scheinbar gleich, was Ash schmunzeln ließ. „Na, du scheinst ja deinen Spaß zu haben, was?“, begann er scherzend, ehe er sich auf den Blonden in dem Schaumbad zubewegte. Vor der Keramikwanne kniete sich der Schwarzhaarige schließlich hin und beobachtete einige Zeit, wie Pikachu die Karpador- und Flegmon-Puppen immer wieder kurz mit dem Finger anstupste, damit sie noch ein wenig weiter mit den leichten Wellen wippten. Ganz so als würden diese Mini-Plastik-Pokémon schwimmen. Ash angelte sich die kleine Shiggy-Puppe aus dem Wasser und betrachtete sie sich einige Zeit nachdenklich. „Wie es Shiggy wohl geht?“, sprach er nach einer Weile leise und blickte anschließend zu Pikachu hinüber, welcher fragend seinen Blick zu seinem Trainer warf und die gelben Ohren aufmerksam aufstellte. Lächelnd stellte Ash die Gummipuppe auf dem Wannenrand ab und griff stattdessen nach dem Waschlappen, welcher noch pitschnass über dem Wannenrand baumelte und auf den Boden tropfte. Darum würde er sich allerdings später kümmern, wenn er ohnehin das gesamte Badezimmer reinigen durfte, bevor seine Mutter einen Anfall kriegen würde sobald sie wieder Zuhause war. Stattdessen griff er noch nach dem Duschbad und gab sich ein wenig von der Flüssigkeit auf den Lappen, ehe er seinen Freund aufforderte, sich mit dem Rücken zu ihm zu drehen. Gehorsam tat Pikachu wie ihm gewiesen wurde und genoss kurz darauf sichtlich, wie sein Trainer ihm den Rücken einzuseifen begann. Das angenehme Kribbeln, welches sich bei dem kreisenden Streichelbewegungen und den leichten Massagen über seinem ganzen Körper ausbreitete, entlockte ihm wieder und wieder ein leises, seliges „Chuuu“. Wäre es nach dem Pokémon gegangen, dann hätte Ash ewig so weitermachen können – Pikachu wäre dem sicherlich niemals müde geworden. Umso enttäuschender war es, dass der Rücken nur Minuten später abgearbeitet war. Und Pikachu war sich auch nicht zu schade, seinem Freund seinen unwilligen Widerspruch mit einem deutlichen Protestlaut kundzutun. Doch Ash ließ sich davon gar nicht beeindrucken. Stattdessen begann er mit den Händen von dem Badewasser zu schöpfen und das warme Wasser über den Kopf des Blonden fließen zu lassen. Wieder und wieder, bis die hellen Haare nur so trieften vor Nässe. Kurz musste Ash darüber lachen, wie seinem Freund einige der blonden Haarsträhnen im Gesicht klebten und ihm einen begossenen Ausdruck verliehen. Ein weiterer Protestlaut folgte daraufhin von dem Pokémon-Jungen. Und während Ash sich bemühte, sich wieder zu beherrschen, begann er massierend mit der Haarwäsche seines Freundes. Sanft massierend wusch er so auch wieder den Missmut Pikachus davon und erfreute sich weiteren, genüsslichen Chu-Lauten. Selbst dann noch, als Ash mit dem Brauskopf unter warmen Wasser den Schaum aus dem blonden Haar gründlich herausspülte. „So, das war’s. Jetzt bist du wieder sauber.“ Lächelnd sah Ash Pikachu an, nachdem er das Wasser wieder abgeschaltet hatte und den Brauskopf gerade wieder an seine Position brachte. Er erhob sich aus seiner sitzenden Position vor der Keramikwanne und griff nach dem großen Handtuch, welches er bereitgelegt hatte. Ausgebreitet hielt er es vor seinem Pokémon-Freund, wobei er seinen Blick zur Seite abwandte. „Sei vorsichtig beim Rausklettern“, wies er den Blonden an und wartet anschließend ab, bis sich der nasse Körper des Jungen in seine Arme lehnte. Sogleich wickelte er das Handtuch um ihn und griff anschließend nach dem kleineren Handtuch, um solches um den blonden Haarschopf zu wickeln. Flüchtig trocknete er seinen Freund ab, drückte ihm die Handtuchenden schließlich in die Hand und langte nach den frischen Kleidungsstücken, welche er ihm dann entgegenhielt. „Anziehen kannst du dich jetzt sicherlich auch alleine. Wenn du fertig bist, leg die Handtücher hier hin“, mit einer Handgeste wies er dabei zu den Handtuchhaltern, „und komm dann runter.“ Gerade wandte sich Ash wieder zum Gehen um und griff nach der Türklinke, als er von hinten vorsichtig umarmt wurde. Schweigend hielt der Schwarzhaarige daraufhin in seiner Bewegung inne und blickte über die Schulter zu dem Blonden hinter. Dieser hatte sein Gesicht an dem Rücken des jungen Trainers gelehnt, wobei die gelben Pokémon-Ohren entspannt zur Seite hingen. „Dai… suki… chu“, drang es leise über seine Lippen, was Ash abermals erröten ließ. Doch anders als beim ersten Mal, als Pikachu die liebevollen Worte gesprochen hatte, fasste er sich schnell wieder und nahm die Worte entspannt an. Er hob den Arm und fuhr dem Pokémon-Jungen liebevoll über das feuchte Haar, was solchem ein weiteres leises „Chuuu“ entlockte. Anschließend löste Ash die Arme um seinen Körper und verließ letztlich ohne weiteren Kommentar das Badezimmer. Nur wenig später fanden sich beide Jungs zum gemeinsamen Abendessen in der Küche ein. Anders als beim Frühstück herrschte nun eine eher entspannte und gelöste Stimmung zwischen Trainer und Pokémon. Kurz lobte sich Ash selbst für seine nachträgliche Idee, Obst und Gemüse für Pikachu bereitgestellt zu haben, denn tatsächlich rührte sein Freund die belegten Brote nicht an – natürlich nicht. Um den Abend ruhig ausklingen zu lassen, schlug Ash schließlich vor, dass sie sich noch einen entspannten Fernsehabend machen könnten. Und so machten es sich die beiden schließlich im Wohnzimmer auf der Couch gemütlich, während sie sich von einer Comedy-Sendung beduseln ließen. Dabei wechselten sie bald in eine aneinandergekuschelte, liegende Position, wo es sich Pikachu wie gewohnt auf Ashs Oberkörper gemütlich machen durfte. Mittlerweile störte sich der Schwarzhaarige auch nicht mehr an der Nähe seines Freundes - immerhin waren den ganzen Tag über schon ganz andere Dinge mit Pikachu vorgefallen, die ihn in Verlegenheit gebracht hatten. Dagegen konnte nun nichts mehr sprechen, dass sie nun einfach entspannt wie sonst auch beieinander waren und all die Aufregung des Tages abklingen ließen. Noch ehe die Comedy-Sendung vorbei war, bemerkte Pikachu anhand der ruhigen, gleichmäßigen Atmung des Schwarzhaarigen unter ihm, dass Ash bereits eingeschlafen war. Der Tag musste ihn wohl mit all den kuriosen Erlebnissen und all den, teilweise heiklen, Aufregungen doch mehr mitgenommen haben als man annehmen mochte. Still schmunzelnd beobachtete Pikachu seinen besten Freund einige Zeit lang, wie dieser friedlich schlummerte. Doch nach einiger Zeit des Betrachtens wagte er es, sich vorsichtig etwas über den Schlafenden zu beugen und belegte dessen Lippen mit einem zaghaften Kuss. Nur kurz, flüchtig, ehe sich der Blonde wieder etwas zurückzog und abermals in das friedliche, so vertraute Gesicht von Ash blickte. „Ari… gato…“, flüsterte Pikachu nach einer Weile brüchig und ein glückliches Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Er kuschelte sich schließlich vorsichtig zurück an die Brust seines geliebten, jungen Trainers, der allem Anschein nach nichts von alledem mitbekam. Zutiefst zufrieden schloss Pikachu seine Augen und lauschte dem beruhigenden Herzschlag des Jungen unter ihm, dessen Rhythmus ihn in eine friedliche Müdigkeit hinübertrug. „Arigato…“ Epilog: Pika, Pikachu! ---------------------- Es war das ständige Klirren und Rascheln, was Ash aus seinem Schlaf weckte. Mittlerweile war es schon hell und er wandte schwer den Kopf in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Doch nichts war zu sehen. Von hier aus konnte er nicht in die Küche blicken, aus welcher der Lärm kam. Also richtete er sich auf. … Moment! Das ging zu schnell! Zu einfach! Hysterie kroch Ash in die Knochen, während er anfangs irritiert, dann beinahe panisch um sich blickte. Er beugte sich suchend über die Couchlehne, schmiss sämtliche Kissen vom Platz. Nichts! „Pikachu?! Pikachu! Wo bist du?!“, rief er aufgeregt, wobei er beinahe zeitgleich von der Couch sprang und in Richtung Küche eilte. Er musste dort sein! Immerhin kramte da doch irgendwer in den Schränken herum. „Ah, guten Morgen, Liebling!“ Nein, das war nicht Pikachus Stimme. Wäre auch zu seltsam gewesen, wenn er jetzt auch noch richtig sprechen könnte! Nein, das war seine Mutter, die fröhlich zu ihm herüberlächelte – in ihrer Hand hielt sie einen Teller und ein Putztuch. „Mum!“ „Was ist denn los, Ash? Wieso bist du denn so aufgeregt?“ Die Stimme seiner Mutter klang besorgt. Vielleicht sogar zu Recht! „Mum, hast du Pikachu gesehen?!“ „Pikachu?“, wiederholte sie fragend und stellte den abgetrockneten Teller nebenher zurück in den Schrank. „Pika?“ Das war sie! Das war die Stimme! Pikachu…! Nur kurz darauf huschte ein beschattetes Etwas über die Schulter von Ashs Mutter und der Junge bemerkte nur für den Bruchteil einer Sekunde, wie sich ein gelbes Bündel regelrecht in seine Arme warf. Ihm stiegen Tränen der Erleichterung in die Augen. „Pikachu!“, stieß er brüchig aus und ihm fiel ein riesiger Stein vom Herzen, als er in die großen, braunen Augen in dem gelben, runden Gesicht blickte. Zwei lange, gelbe Ohren zuckten über dem Köpfchen. „Pikapi!“, kam die fröhliche Antwort und Ash drückte das gelbe Maus-Pokémon eng an sich. „Na siehst du, hier geht doch niemand verloren.“ Delia Ketchum lächelte heiter zu ihrem Sohn hinüber, ehe sie fröhlich summend die Küche verließ. Ash hob Pikachu vor sich in die Höhe und vergewisserte sich, dass er nicht nur träumte. Doch das war wieder sein Pikachu - sein Pokémon, sein Freund! Tatsächlich! Und es ging ihm gut. Als sei den gestrigen Tag über gar nichts gewesen. Alles wie immer. Das Maus-Pokémon strahlte seinen jungen Trainer an, ehe es mit den kurzen Pfoten nach ihm zurückverlangte. Behutsam hielt Ash seinen kleinen Freund wieder vor sich auf den Armen und kassierten einen begrüßenden, zärtlichen Schlecker über die Nase. So wie immer. Es kitzelte angenehm, vertraut, und er musste herzlich lachen. Alles war wieder normal. Gott sei Dank! Kaum, dass er das gedacht hatte, ertönte ein lauter, hoher Schrei. - Ashs Mum! Er kam vom oberen Stockwerk, vermutlich aus dem Badezimmer. „ASH!! Um Himmels Willen, wie sieht es denn hier aus?! Das machst du gefälligst wieder sauber, und zwar ein wenig plötzlich!!“ ~ ~ ~ ~ ~ Owari ~ ~ ~ ~ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)