Raptor von jonglicious (JongTae, OnKey) ================================================================================ Kapitel 10: 伶盗龙 - Raptor - -------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: O9 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Das Kapitel ist ein Flashback ^^ Also wenn ihr euch an Kapitel 8 erinnert, hat Raptor doch angefangen zu erzählen und ja, deswegen springen wir nun geradewegs in die Vergangenheit XD [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- 1994 Nur langsam konnte der Junge seine schweren Lider dazu überreden sich zu öffnen und in das grelle Licht zu blinzeln. Sein Kopf schmerzte fürchterlich und lieferte sich dabei ein hartes Duell mit seinem Oberkörper, der sich anfühlte, als hätte man ein gewaltiges Gewicht darauf abgelegt. Wie oft er schon aufgewacht war und sich in diesem Zustand befunden hatte, wusste er nicht. Allerdings war er sich sicher, dass er nicht ausreichend Finger hatte, um nachzuzählen. „Bist du wach, Liebling?“ Der Junge blinzelte daraufhin schwach und konnte wenig später schon das Gesicht seiner Mutter über sich ausmachen. Es war schwierig sie anzusehen, da das Licht ihn immer noch blendete und somit Tränen in seine ohnehin schon vom Weinen strapazierten Augen trieb. „Mama“, hauchte er schließlich schwach und versuchte nach ihrer Hand zu greifen, „es tut weh. So weh.“ „Ich weiß, Jonghyun, ich weiß.“ Behutsam streichelte die Frau ihrem Sohn über die Wange, danach wandte sie sich von ihm ab, um stattdessen nach einem feuchten Tuch zu greifen. Sanft tupfte sie mit diesem über das Gesicht ihres Kindes und versuchte dabei keine allzu ernste Miene an den Tag zu legen. Jonghyun sollte nicht sehen, dass seine Mutter Angst hatte und außerdem nicht in der Lage war ihn zu beschützen. „Was hast du nur angestellt, Jonghyun? Wieso hast du ihn wütend gemacht?“ Sie hatte nicht vorgehabt ihrer Stimme einen derart vorwurfsvollen Ton zu verleihen und doch war es passiert. „Ich hab dir doch gesagt, dass du ihm aus dem Weg gehen sollst.“ „Es tut mir leid, Mama“, flüsterte Jonghyun geknickt. „Ich wollte Papa nicht wütend machen. Es ist einfach passiert.“ „Es passiert immer einfach so, Jonghyun.“ Erneut hatte sie sich im Ton vergriffen, allerdings schob sie dies sofort auf die Nervosität, die sich in ihr breit gemacht hatte. Sobald ihr Mann bemerken würde, dass sie sich wieder um Jonghyun gekümmert hatte, würde er sie zu sich rufen. Was auch immer ihr Sohn anstellte, fiel automatisch auf sie zurück – so war es immer. Jeden Tag, immer wieder aufs Neue. „Erzähl mir, was du getan hast“, verlangte sie schließlich leise und streichelte ihrem Sohn eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie konnte es nicht oft zeigen, allerdings liebte sie ihn über alles. Jonghyun war die einzige Freude, die sie im Leben noch hatte und es war ihr lieber, ihr Mann ließ seine Wut an ihr aus, als an ihrem Sohn. „Papa hat mir Bücher gegeben“, begann Jonghyun leise und drückte dabei vorsichtig gegen das getrocknete Blut an seiner Unterlippe, „aber ich konnte sie kaum verstehen. Es war so schwierig, Mama.“ Die Frau nickte verstehend. So sehr ihr Mann Jonghyun zu verabscheuen schien, so sehr legte er doch Wert darauf, dass der Junge Unmengen an Büchern las. Keine Kinder- oder Bilderbücher, nein, meistens handelte es sich dabei um Sachbücher. Diese waren geradezu gespickt mit lateinischen Fachbegriffen, die ein Kind in Jonghyuns Alter – er war vor einiger Zeit 7 geworden – unmöglich begreifen konnte. Und doch gab er nicht auf. Vollkommen untypisch für sein Alter, beschäftigte er sich mit den verwirrenden Begriffen und vergaß dabei vollkommen, dass er eigentlich ein Kind war. „Ich wollte ihn deswegen bitten, mir ein wenig zu helfen“, fuhr das Kind leise fort, „und bin zu ihm gegangen. Ich wusste nicht, dass er beschäftigt ist, wirklich nicht.“ Jonghyuns dunkle Augen hatten wieder zu glänzen begonnen und für einen Moment hatte die Frau das Gefühl, dass da etwas in ihnen war. Etwas, das sie bis jetzt noch nie in ihrem Sohn gesehen hatte und es machte ihr Angst. „Er wurde wütend und hat wieder auf mich eingeschlagen.“ „Mit seinem Gehstock?“ „Ja.“ Jonghyun schluckte schwer, als die Erinnerungen in ihm aufwallten und er seinen Vater nur zu deutlich über sich stehen sehen konnte. Er hielt seinen fast schwarzen Gehstock wütend in der Hand erhoben, bereit noch weitere Schläge auszuführen. Die silberne Klaue, die am Kopfende des Stockes angebracht worden war, funkelte dabei in dem matten Licht und zog Jonghyuns Blick auf sich. „Wieso wehren wir uns nicht?“ „Weil wir nicht können.“ Ohne ihren Worten noch etwas hinzuzufügen, erhob die Frau sich vom Bett ihres Sohnes. Nachdem sie ihn im Arbeitszimmer gefunden hatte, hatte sie ihn in sein Zimmer getragen und sich dort der schlimmsten Verletzungen angenommen. Glücklicherweise ging ihr Mann nie so weit, dass er Jonghyun etwas brach. Zumindest bis jetzt noch nicht und sie fürchtete den Tag, an dem sich dies ändern würde. Gewiss war, dass er kommen würde, nur wann, das konnte niemand vorhersagen. „Wir müssen einfach durchhalten. Ganz genau so, wie wir es bis jetzt getan haben. Es kann nicht immer so weitergehen.“ Jonghyun erwiderte nichts mehr darauf. Das musste er auch nicht. Sie beide wussten, dass sich bis zu dem Tag, an dem sein Vater tot umfiel, weil er wieder zu viel getrunken hatte, nichts ändern würde. Vielleicht würde die Härte der Bestrafungen sich verändern, aber sonst nichts. Tun konnten sie dagegen nichts. Wie auch? Er war ein Kind, er konnte sich gegen einen erwachsenen Mann unmöglich behaupten. Genauso wenig wie seine Mutter, eine eher zierliche und gutmütige Frau, es mit ihm aufnehmen hätte können. Die Wahrheit war, dass sie in einem Alptraum gefangen waren. In einem Alptraum, der bis zu diesem Moment noch nicht einmal seine volle Grausamkeit entfaltet hatte. „Was fällt dir ein, du verdammte Schlampe? Wie oft muss ich es dir noch sagen, bis du es endlich verstehst?“ „Junghwa, beruhig dich!“ Voller Angst beobachtete die Frau, wie ihr Mann den Esstisch mit nur einer Bewegung komplett leerfegte und das restliche Geschirr somit in tausende Stücke zersprang. „Ich bitte dich!“ „Ich habe es dir schon so oft gesagt, Sanghee. Wie oft willst du es noch hören?“ Sanghee gab ein leises, kaum hörbares Schluchzen von sich. Ihrem Mann war natürlich aufgefallen, dass Jonghyuns Wunden versorgt worden waren und dumm war er ja leider nicht. Er wusste genau, dass sie es gewesen war, die dem Jungen wieder auf die Beine geholfen hatte. „Er ist ein Kind, Junghwa“, flüsterte sie schließlich verzweifelt. „Du wirst ihn umbringen, wenn du ihn weiter so behandelst. Und mich auch.“ „Dann ist es eben so!“ Junghwa donnerte seine Fäuste mit aller Kraft auf den alten Küchentisch. Dieser würde den Wutausbrüchen seines Beziehers früher oder später auch noch nachgeben. Es war allerdings sehr wahrscheinlich, dass es eher früher als später passieren würde. „Wenn er nicht alleine überleben kann, stirbt er eben. So ist das nun einmal.“ „Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich meinen Sohn sterben lasse!“ Ängstlich zog Jonghyun seine Beine enger an seinen zerschundenen Oberkörper. Seine Mutter hatte ihn, nachdem sie gehört hatte, dass ihr Mann sich näherte, kurzerhand in den etwas geräumigeren Schrank unter der Spüle geschoben und die Tür fest verschlossen. Es war nicht das erste Mal, dass er dort versteckt wurde, wenn Gefahr im Verzug war, nein, aber bis jetzt hatte er noch nie erlebt, dass es außerhalb des Schrankes plötzlich still wurde. Beinahe schon totenstill. Es war beängstigend und Jonghyun musste gegen den Drang ankämpfen sich gegen die Schranktüre zu lehnen und sie mit der Schulter sachte aufzudrücken. Vermutlich war es die Angst, die ihn letzten Endes zurückhielt und dazu zwang, sich weiterhin ruhig zu verhalten. Seiner Mutter würde nichts passieren. Sie hatte sich immer irgendwie aus der Affäre ziehen und seinem Vater entkommen können. Zwar trug sie oft schmerzhafte Blessuren davon, aber immerhin blieb sie am Leben. Das kann nicht alles sein. Das kann einfach nicht alles sein! Jonghyun drückte seine Stirn fest gegen seine knochigen Knie und presste sich die flachen Hände an die Schläfen. Sein Kopf hatte wieder zu schmerzen begonnen; so wie er es immer tat, wenn er diese tiefe Unzufriedenheit und den Hass auf seinen Vater aufwallen spüren konnte. Das ist auch nicht alles. Das wissen wir beide. Diese Stimme – seine Stimme! Immer wieder tauchte sie auf und versuchte ihn davon überzeugen, dass es Zeit war zu handeln. Es war seltsam und es machte Jonghyun Angst. Große Angst sogar. Seine Mutter wusste nichts von der Stimme, die zu ihm sprach und so würde es auch bleiben. Er wollte ihr nicht noch größere Sorgen bereiten und sie glauben lassen, dass er nun auch schon verrückt wurde. Du bist nicht verrückt. Wir sind nicht verrückt. „Verschwinde“, flüsterte Jonghyun tonlos und verstärkte den Druck auf seine Schläfen noch weiter. Dass es in der Küche mittlerweile wieder laut geworden war, ging komplett an ihm vorüber. Diese Stimme beanspruchte seine komplette Aufmerksamkeit und sorgte dafür, dass er blind und taub gegenüber allen anderen Geschehnissen wurde. „Lass mich allein.“ Du bist nicht allein. Verzweifelt schüttelte Jonghyun den Kopf und schlug in seiner Panik dann auch versehentlich gegen die Tür des kleinen Schrankes. Diese schwang daraufhin knarrend auf und gab den Blick auf ein Bild frei, welches sich wohl für immer in Jonghyuns Kopf einbrennen würde. Der Küchentisch war brutal umgekippt und eines der Tischbeine offensichtlich abgebrochen worden, denn auf dem Boden lagen kleine Holzsplitter verstreut. Licht brannte keines mehr, aber dies lag vermutlich daran, dass die Lampe zerstört auf dem Boden lag. Wieso hatte er nichts von alle dem, was hier passiert war mitbekommen? Diese Stimme konnte ihn doch nicht etwa komplett von der Außenwelt abschotten, oder etwa doch? „Mama?“, flüsterte Jonghyun in die Dunkelheit und kroch schließlich zitternd aus dem Schrank. „Mama, wo bist du? Ma-“ Der Junge zog seine Hände erschrocken an sich, nachdem er sie direkt in ein paar Glassplitter gedrückt hatte. Das war ungeschickt von ihm gewesen, aber die winzigen Splitter waren wirklich leicht zu übersehen. Vor allem dann, wenn die Küche nur noch vom Mond erhellt wurde, der sachte durch das schmutzige Fensterglas drang. Ein leises Knirschen ließ Jonghyun aufhorchen und automatisch zu dem umgeworfenen Tisch blicken. Vielleicht hielt seine Mutter sich dort auf? Es musste so sein! „Mama, warte, ich komme schon“, hauchte Jonghyun und kroch dann vorsichtig über den kalten Fliesenboden der Küche auf den Tisch zu. Ganz bestimmt hatte seine Mutter dahinter Deckung gesucht, denn offensichtlich hatte sein Vater wieder heftig getobt und in seinem Zorn die Küche auseinander genommen. Geh dort nicht hin. Jonghyun hörte nicht. Er wollte nicht hören. Die Stimme war zwar sanfter geworden und kaum mehr als ein hauchendes Flüstern, aber der Junge mochte sie trotzdem nicht. Er würde sie auch ganz bestimmt nie mögen. Jonghyun, bleib stehen. Sofort. „Lass mich.“ Trotzig rutschte Jonghyun weiter auf den Tisch zu und konnte schließlich auch einen Blick darauf erhaschen, was sich hinter der großen Tischplatte verbarg. Bestimmt würde seine Mutter sich freuen zu sehen, dass er wohlauf war und ihm wieder ein bisschen von der Schokolade geben, die sie immer heimlich für ihn einsteckte, wenn sein Vater nicht anwesend oder abgelenkt war. „M-Mama …?“ Jonghyun schluckte schwer; sein Herz schlug ihm bis zum Hals und langsam spürte er eine gewisse Kälte über ihn hinweg schwappen. Seine Mutter lag direkt vor ihm, wobei sie ihre Stirn gegen den Fliesenboden drückte. Ob sie wohl Kopfschmerzen hatte? „Mama? Hat … Hat er dir wehgetan?“, wollte er leise wissen und rutschte dann schließlich neben sie, um seine Hand an ihre Schulter zu legen. Sachte, um ihr nicht wehzutun, rüttelte er ein bisschen an ihrem Oberarm und nahm nach kurzer Zeit schon seine zweite Hand zu Hilfe. „Mama, sag doch bitte etwas?“ Jonghyun … „Nein!“ Der Junge schüttelte heftig den Kopf und drehte seine Mutter schließlich auf den Rücken. Einfach war dies nicht, denn obwohl sie eine sehr zierliche Frau war, schien sie in diesem Moment wahnsinnig schwer zu sein. „Mama, mir ist kalt … Lass … lass uns nach oben gehen. Bitte …“ Verzweifelt verhedderte Jonghyun seine Hände in ihrer Bluse und zog ein paar Mal daran. Irgendwann musste sie doch aufwachen, so fest konnte niemand schlafen. Jonghyun, bitte, hör auf. Hör auf … Erneut ignorierte der Junge die Stimme und blickte stattdessen direkt in das Gesicht seiner Mutter. In dieser Position wurde es von dem schwachen Mondlicht erhellt und nun konnte Jonghyun auch eine schwarze Flüssigkeit erkennen, die sich ihren Weg wie ein kleiner Fluss über ihr Gesicht bahnte und eine kleine Lache auf dem Boden bildete. „B-Bitte … Mama …“ Jonghyun drehte seine Hände langsam und erkannte nun auch, dass seine Handflächen ebenfalls pechschwarz geworden waren. Die Flüssigkeit schien praktisch überall zu sein! Auf dem Boden, auf seinen Händen, in dem Gesicht seiner Mutter – überall. Jonghyun, das ist Blut. Sie ist tot. Er hat sie umgebracht. „Nein …“ Doch, wir wissen beide, dass es so ist. „Aber dann … bin ich allein.“ Langsam kullerten die ersten kleinen Tränen über Jonghyuns Wangen und ließen ihn schließlich ein wenig nach vorne sinken. So wie er es sonst immer getan hatte, wenn er nicht schlafen konnte, drückte er sein Ohr gegen die weiche Brust seiner Mutter. Ihr beruhigender Herzschlag und die sanfte Wärme, die von ihr ausgegangen war, hatten immer wahre Wunder bewirkt. Nun allerdings war sie erschreckend kalt und starr. Die Arme, die sich sonst so liebevoll um ihn gelegt hatten, um ihn zu trösten, blieben ruhig auf dem Boden liegen. „Verlass mich nicht … bitte …“, schluchzte der Junge leise und blickte dabei geradezu flehend in ihr unbewegtes Gesicht. „… bitte … Mama, bitte …!“ Immer heftiger zerrte Jonghyun an dem weichen Stoff der Bluse, bis er es schließlich aufgab und wieder auf ihr zusammensank. Er konnte nichts mehr tun – gar nichts mehr. Er ist endgültig zu weit gegangen, Jonghyun. Jemand muss dafür sorgen, dass das aufhört. Vertrau mir und ich werde dich beschützen. Diesmal wehrte Jonghyun sich nicht gegen die Stimme. tbc.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)