Kaffee und Vanille von Jeschi ================================================================================ Epilog: …findet mal ein Korn ---------------------------- „Ich bin stolz auf dich, Josh,“ verkündet mir Benni und ich sehe ihn fragend an. Was bei ihm jetzt los ist, kann ich auch nicht sagen. Wahrscheinlich ein Anfall von Sentimentalität. „Weshalb?“, will ich also verwirrt wissen und er nickt zur großen Bühnen in der Innenstadt von Köln. „Weil du es geschafft hast, zu deinen Gefühlen zu stehen,“ klärt er mich auf und ich verdrehe die Augen. „Es war nie eine Frage, ob ich dazu stehe oder nicht,“ murre ich, „Das Problem war einfach, dass ich es selbst nicht bemerkt habe.“ „Weil du schon immer ein blindes Huhn warst,“ kommentiert Benni das Ganze und Jona, neben ihm, wirft ein: „Aber auch ein blindes Huhn, findet mal ein Korn.“ Über all die Hühner und Körner, über die nun diskutiert wird, verpassen wir fast den Anfang, der zugegebenermaßen eigentlich auch nicht wirklich interessant ist. Der Bürgermeister steigt auf die Bühne, heißt alle stolz in seiner Stadt willkommen und erzählt dann in knappen Sätzen über alles Tolle, was Köln so zu bieten hat. Dabei ist das einzig Tolle, was Köln für mich je zu bieten hatte, eine gewisse Person, die hinter der Bühne garantiert an ihrer Aufregung verreckt. Dann endlich hat er erzählt, was er so zu erzählen hatte, und winkt irgendwelche Menschen auf die Bühne, die umbauen. Tolle Show, denke ich und sehe mich seufzend um. „Nun zieh nicht so eine Fresse, du hast ihn erst vor fünf Minuten gehen lassen,“ grinst mich Benni an. Dieser urkomische Romantiker treibt mich in den Wahnsinn. „Im Gegensatz zu dir kann ich es fünf Minuten ohne meinen Freund aushalten,“ maule ich, was eigentlich eine Lüge ist. Das würde ich aber niemals zugeben, schon gar nicht vor Benni. Der tatscht nur nach Jonas Hand und grinst mich wissend an. Wieso nur ist er mein bester Freund geworden. „Er ist eben aufgeregt. Immerhin ist das Valentins großer Auftritt,“ klärt Vic daraufhin Benni auf. Und ja, auch er, Lukas und Chris sind hier. Extra angereist, weil Benni ihnen brühwarm erzählt hat, dass Valentin seinen großen Auftritt hier hat. „Und er ist nicht so ein Weichei wie du, dass er Panikattacken kriegt, wenn sein Freund verschwunden ist,“ fügt Lukas grinsend hinzu und spielt dabei auf den gestrigen Tag an. Da ist Jona nämlich plötzlich verschwunden gewesen und Benni wäre fast an die Decke gegangen, so besorgt war er. Letztlich hat Jona dann nur Chris zu seinem Hotel begleitet, weil der zu viel getrunken hatte. Oder sagen wir es anders, Chris hat überhaupt mal was getrunken und war nach zwei Bier zu nichts mehr zu gebrauchen. Der erste – mir bekannte – Beziehungsstress, seit nun mehr als einem Jahr, entstand also dadurch, dass Jona zwanzig Minuten verschwunden war… „Könnt ihr nicht mal fünf Minuten eure Klappe halten?“, wirft Chris in dem Moment ein und spricht somit aus, was ich denke. „Warum? Damit Josh in Ruhe Hyperventilieren kann, sobald sein Freund die Bühne betritt?“, fragt Vic. „Oder damit Benni ungestört seinen gestrigen – grauenhaften, höchst verstörenden – Albtraum erneut durchleben kann?“, fügt Lukas hinzu. „Es reicht schon, wenn uns keiner mit Scheiße zukleistert,“ erwidert Chris brummig und so ist er nun das Opfer neuer Sticheleien. „Man glaubt kaum, dass die Jungs schon erwachsen sind,“ murre ich und Jona grinst, während Benni erwidert: „Mir kommt es vor, als wären sie mit Siebzehn vernünftiger gewesen, als jetzt.“ „Liegt nur an eurem schlechten Einfluss,“ kommentieren die anderen diese Unterhaltung wie aus einem Mund und ich verfluche es, überhaupt etwas von dem Sommerfest erwähnt zu haben. Wie schön wäre es, jetzt ganz alleine hier zu stehen, ein Unbekannter unter all den Menschen, und nervös auf Valentins Auftritt warten zu könne. „Versink nicht in Gedanken, es geht los,“ zupft Jona mich am Ärmel und ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf die Bühne, wo tatsächlich Valentins Band aufbaut. Ich suche nach meinem Freund und finde ihn bei diesem Sebastian. Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, wie hübsch mein Freund aussieht? „Die Einen fressen sich fast,“ murmelt Vic – bezogen auf Benni und Jona, die knutschen – „Und der Andere zieht seinen Kerl mit Blicken aus,“ fügt Lukas hinzu – bezogen auf mich. „Wo sind wir nun gelandet?“, seufzt Chris theatralisch. Da hat wohl wer die Seiten gewechselt, na Danke auch. Das man sich auch auf gar keinen mehr verlassen kann!!! Mürrisch sehe ich zu den Jungs – in der Hoffnung, dass sie endlich mal ihre Klappe halten – ehe ich wieder zur Bühne blicke. Die letzten Vorbereitungen sind getroffen und Valentin tritt ans Mikrofon und macht dabei schon eine verdammt gute Figur. Und dann geht’s endlich los und sie spielen ihren ersten Song. Und ich bin so stolz auf ihn. All seine Sorgen, von wegen er würde keinen Ton treffen oder irgendjemand würde sich verspielen, waren vollkommen umsonst. Sie spielen eine Mischung aus Covern und eigenen Songs und legen dabei wirklich eine tolle Show hin. Mein Freund kann’s einfach. Ich grinse vor mich hin und bin ganz stolz auf ihn. Hab ich eigentlich schon erwähnt, wie unglaublich toll mein Freund ist? „Den letzten Song widme ich meinem Freund.“ Er sucht in der Menge nach mir und sein Blick bleibt auf mir hängen. Ich könnte vor Freude tot umfallen. Ich meine, er hat mir einen Song geschrieben!!! Nach dem letzten Song gehen sie von der Bühne und die Leute sind – größtenteils, sagen wir mal – begeistert. Ein paar alte Omas beschweren sich, dass sie so eine Krachmusik ertragen mussten, aber die haben ja eh keinen Geschmack. Wie sonst könnten sie nicht sehen, dass Valentin so unglaublich gut klingt, dass es ganz egal ist, was er singt? Und das er einfach so heiß ist, dass das ganze Schauspiel wie purer Sex wirkt? Ich schleife meine Chaotengruppe zur Bühne und suche nach Valentin. „Jooosh,“ ertönt seine Stimme auch schon und er springt mich von der Seite an. „Wie wars?“, will er wissen und ich lächle ihn an. „Großartig,“ erwidere ich. „Und dein Song?“, will er wissen und umarmt mich fest. Ich schlinge die Arme um seinen Körper. „Gefällt er dir?“ Ich nicke nur und streiche ihm eine Strähne aus dem Gesicht, küsse ihn. Wahrscheinlich hatte Benni doch Recht und ich kann es doch keine fünf Minuten ohne ihn aushalten. Ich fühle mich, als wäre ich wochenlang auf Entzug gewesen. „Ich liebe ihn,“ eröffne ich ihm und küsse ihn noch mal. Das könnte ich echt den ganzen Tag machen, denke ich und ziehe ihn noch fester zu mir. Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, wie stolz ich auf meinen Freund bin? „Und ich liebe dich, Valentin,“ hauche ich ihm ins Ohr und er grinst mich an. „Ich weiß. Wie könntest du mich sonst ertragen?“ Ich muss lachen. „Das ist in der Tat schwer,“ necke ich ihn und er streckt mir die Zunge raus. „Also ich kann dich auch kaum ertragen,“ erwidert er und seine Hände umfassen mein Gesicht und er zieht meinen Kopf zu sich und meint: „Aber ich liebe dich trotzdem.“ Dann küsst er mich wieder und ich denke, dass ich der glücklichste Mensch auf Erden sein kann, ihn zum Freund zu haben. Ich lächle in den Kuss. Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, wie sehr ich ihn liebe? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)