Zum Inhalt der Seite

Parasomnia Kitten

Schlaf Schön Kleines Kätzchen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Während du schliefst

4. KAPITEL – Während du schliefst
 

Kitty war gereizt. Unendlich. Jeder der ihr in diesem Moment auf die Nerven ging, der würde wohl ihrer Laune zum Opfer fallen. Die Gereiztheit rührte aber daher, dass sie wieder seit einigen Tagen nicht geschlafen hatte. Nicht einmal ein Auge zugetan hatte sie, und blinzeln wurde immer absichtlich schnell erledigt. Nur kein Risiko eingehen. Und eben weil sie kein Risiko hatte eingehen wollen, hatte sie nun diese Strafarbeit. Das war doch zum Haare raufen.

Langsam wurde es für sie ausserdem extrem schwierig den Leuten, die sie nicht sehen wollte aus dem Weg zu gehen, denn es schienen immer mehr zu werden. John.. Bobby.. Und genau jetzt sollte es sogar unmöglich werden.

John Allerdyce.

Sie wollte umdrehen, kehrt machen und wieder nach Hause. Nach Hause ins Bett. Denn wenn er hier war, dann war sie sicher im Bett. Kittys sowieso schon halb geschlossene Augen – wegen der Müdigkeit – verengten sich noch mehr zu einem bösen Funkeln.

»Das machst du mit Absicht, oder?!« Er sah zu ihr auf und seine Lippen verzogen sich automatisch zu einem Grinsen.

»Also eigentlich bist du immer diejenige, die zu mir kommt.. aber..« Er schnippte seine Kippe mit einer einfachen Handbewegung weg und fügte an. »Ich freue mich auch, dich zu sehen, Kitten.«

Eisernes Schweigen folgte. Kitty drehte sich vollkommen von ihm ab, die Arme eng vor der Brust verschränkt. Der Tag fing wirklich sehr gut an. Der Abend würde es nicht unbedingt besser machen. Noch eine Person sehen, auf die sie momentan gut verzichten konnte. John schwieg ebenfalls, aber wohl mehr, weil es ihm egal war. Wie immer.

Die beiden Straftäter mussten auch nicht sonderlich lange warten, da erschien bereits der grimmige alte Hausmeister der Bayville High und wies sie an, ihm zu folgen. Die Aufgabenstellung war eigentlich ganz einfach. Bei A anfangen und alles bis Z sauber machen. Sie hatten ja den ganzen Tag Zeit. Der letzte Kommentar des Hausmeisters ging an John:

»Immerhin haben Sie diesmal die Hilfe einer reizenden Dame und müssen nicht wie sonst immer alles alleine machen, Mr Allerdyce.« Ein Zwinkern in Richtung John.

»Hilfreich glaube ich kaum, und reizend heute wahrscheinlich auch nicht. Madame leidet derzeit etwas unter Schlafmangel.« Gab John grinsend zurück, während er sich nach einem der Eimer bückte. Kitty schnaubte verächtlich.

- Schlafmangel, ja! Aber warum wohl?!

Sie griff ebenfalls nach einem der Eimer, aber im Vergleich zu seiner Bewegung war ihre hastig und man sah ihr den aufkommenden Zorn deutlich an. Der Hausmeister sah John fragend an. Dieser zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Aber das Grinsen sprach Bände.

Erst einmal galt es, den Schulhof von eben jenen Zigarettenstummeln zu befreien, welche John so gerne herumschnipste. Etwas an den Worten des Hausmeisters hatte Kitty doch stutzig gemacht und zwar so sehr, dass sie ihr ‚Strafen durch Schweigen‘ kurzzeitig unterbrach.

»Was meint er mit ‚Immer alles alleine machen‘?« John steckte sich eine Zigarette an. Es schien fast so, als wolle er gar nicht mit der Arbeit fertig werden. Seine braunen Augen wanderten überrascht zu ihr.

»Naja. Ich verbringe praktisch jeden meiner Samstage hier.« Kitty sah zu ihm hoch und musste schmunzeln. Das kam ihr bekannt vor. Früher hatte er auch ständig irgendwelche Strafarbeiten von Storm oder Scott aufgebrummt bekommen. »Aber ich hab nichts dagegen. Was sollte ich sonst tun?« Er bückte sich ebenfalls und hob den Stummel auf, den Kitty eben im Begriff gewesen war, aufzuheben. Kitty sah ihn an. In diesem Moment tat er ihr fast ein wenig Leid. Sie überlegte gar, ob sie ihm die Hand auf die Schulter legen sollte. Oder ob sie irgend etwas tröstendes sagen sollte. Aber er kam ihr zuvor:

»Ach übrigens, herrscht Stress im Paradies?« Diesmal war sein Grinsen schon fast feixend. Er tat ihr überhaupt nicht mehr Leid. Kitty erhob sich entschieden und beschloss so zu tun, als hätte sie ihn nicht gehört. Aber das liess er ihr natürlich nicht durchgehen. »Haben du und der Icedick einen kleinen Streit.« Kitty biss sich auf die Lippen. Sie hatte sich von John abgewandt. Woher wusste er das denn nun schon wieder.

- Sie hatte sicher nicht geschlafen… oder?!

Und ausserdem: Wusste er gar, dass sie seinetwegen Streit hatten?

»Nerv mich nicht!« Knurrte Kitty äusserst angespammt. Sie war wirklich schon strapaziert genug durch den Schlafentzug. Sie brauchte nicht noch den ehemaligen Feuerteufel, der ihr vorhielt, was sonst noch alles schief lief. Das versuchte sie ja gerade zu verdrängen.

»Ist er grundlos eifersüchtig..?« John klang so unschuldig, wie…

- Ach, ihr fiel kein passender Vergleich ein.

»Deiner Meinung nach liebe ich dich ja, von daher… grundlos wärs nicht?« Eine kleine Bemerkung, die deutlich zeugte, dass Kitty ihm natürlich nicht glaubte. Immerhin stand sie vor dem König der Lügner.

- Also bitte…

Dummerweise schien John bestens über alles Bescheid zu wissen. Sie sollte sich Nachts jeweils ans Bett binden lassen mit einem dicken Klebstreifen über den Lippen. Kitty verfluchte sich. »Leg die Kippe weg, sonst werden wir nie fertig!« Eigentlich wollte sie ganz gerne ablenken, denn sie befürchtete neue beunruhigende Dinge von dem anderen zu hören.

»Ich hab Zeit.« Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern und liess sich demonstrativ auf einer der Bänke nieder. Kitty stand vorwurfsvoll vor ihm. Entschieden verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Und du kennst den Grund bereits.« Kitty wusste, weshalb sie die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Denn als er weiter sprach begann ihr Herz wie wild zu klopfen. Sie wusste nicht wieso, aber eines wusste sie. Sie hasste dieses Spiel. Sie hasste es, das er scheinbar in ihre Karten blicken konnte und stets ein Ass im Ärmel hatte. Sie hasste die Hilflosigkeit in der sie ihm schutzlos ausgeliefert war. Es war keineswegs ein faires Spiel. Es war von Anfang an nicht fair gewesen. Aber sie konnte nicht aussteigen, dazu war sie wiederum zu neugierig.

Kitty brachte kein Wort über ihre Lippen, ihr Mund war trocken. Der einzige Schutz war Lance…

- Wenn man mal darüber nachdachte.

»Zumindest so wie ich das ganze sehe.« John winkte ab: »Ist aber schon länger her, wenn du dich jetzt wundern solltest, warum du dich nicht erinnern kannst.« Ein schelmisches Zwinkern. Er wusste genau, dass sie sich an nichts erinnern konnte. Kitty war zu müde dafür. Viel zu müde. Sie liess sich neben ihm nieder und stütze den Kopf in beide Hände. Sie schwieg eine längere Zeit. Er rauchte. Dann meinte sie nachdenklich:

»Ich.. ich rede.. mit dir?« Wenn an seinen Worten nun wirklich etwas dran war. Irgendwoher musste er schliesslich wissen, dass sie etwas mit Bobby gehabt hatte, irgendwoher musste er all das wissen. Kitty war nicht sicher, ob sie verängstigt darüber sein sollte oder ob es irgendwie ein seltsam gutes Gefühl war.

Er schien ihr zuzuhören… Wann hatte Bobby ihr das letzte Mal zugehört? Eigentlich drehte sich doch alles um Lorna, um Alex… Sie konnte es nicht mehr hören. Und wann hatte sie das letzte Mal mit Lance wirklich geredet…? Daran konnte sie sich auch nicht erinnern, genausowenig wie, dass sie mit John geredet haben sollte. Eine gewisse Ironie schwang da schon irgendwie mit.

»Tja, manchmal muss ich mir deinen Gefühlsscheiss eben anhören, wenn ich zum Schuss kommen will.« Seine Formulierung war wie immer unterstes Niveau. Darüber hätte Kitty sich erneut aufregen können. Aber sie war so müde. Ausserdem hatte er zweimal zu dem Satz angesetzt, als hätte er zuvor etwas anderes sagen wollen und sich danach noch schnell umentschieden. Und genau deswegen ignorierte sie seine rüde Bemerkung. Stattdessen drehte sie ihm den Kopf zu und meinte:

»Du redest mit mir..?!« Das war nun schon mit etwas Nachdruck. Aber aus seinen Worten war eindeutig hervorgegangen, dass auch er ihr Dinge erzählt hatte. Äusserst interessante sogar – und das liess sie verrückt werden. Vor Aufregung schlug ihr Herz immer noch bis zu ihrem Hals. Sie konnte es sich selbst nicht erklären.

John sah sie an. Ihre Blicke trafen sich. Mit ihren Augen fixierten sie einander. Er legte eine Pause ein. Ihm musste gerade klar geworden sein, dass er zu viel gesagt hatte. Genauso wie Kitty sich dessen gerade bewusst geworden war. Er hatte sich in die Karten blicken lassen. Nur ein kleines Bisschen. Aber dieses kleine Bisschen nahm seinen unfreundlichen Worten sämtliche Kraft zu verletzen.

»Selten.« Kam es äusserst knapp und er war im Begriff sich erheben zu wollen. »Wir sollten weiter arbeiten.« Sie packte ihn hastig am Arm und hielt ihn zurück.

- Jetzt war doch tatsächlich er derjenige, der ausweichen wollte!

»Du redest mit mir!!!« Rief Kitty aus und auf ihrem Gesicht bildete sich automatisch ein Lächeln. Sie konnte sich nicht erklären weswegen. Bisher hatte sie eigentlich nur geglaubt, dass es eine reine ‚Rein-Raus-Sache‘ war, die sie aus unerklärlichen Gründen mit sich machen liess.

»Ich werde nicht über dieses Thema reden, Kitten!« Kam es unerwartet heftig von ihm, scheinbar auch von ihm selbst nicht unbedingt geplant. John wand sich aus ihrem Griff und begann, weiter zu arbeiten. Kitty beobachtete ihn mit weit aufgerissenen Augen. Ihr wurde erneut etwas klar…

- »Ich werde nicht über dieses Thema reden!«

Sie hatte genau diesen Satz bereits von ihm Gehört. Nur war es dabei um seinen Verrat an Magneto gegangen und nicht um eine ‚verhältnismässig‘ kleine Sache wie diese hier. Aber trotzdem, dass er wohl eher unabsichtlich die genau gleichen Worte verwendet hatte zeigte deutlich, dass ihn dieses Thema nicht kalt liess. Eigentlich hatte Kitty sogar das Gefühl, dass sein Tonfall weitaus heftiger gewesen war, als als es um Magneto gegangen war.

- Nur schon das ‚Kitten‘ welches dem ganzen einigen Nachdruck verschaffte…!

Sie beschloss das Thema ruhen zu lassen, wie er wünschte. Sie wollte ihn nicht weiter provozieren, aber auf einem guten Weg, mehr über diese merkwürdige Sache herauszufinden war sie auf jeden Fall.

Inzwischen waren sie zum Lauf rächen über gegangen. Als sich ihre Wege kreuzten meinte Kitty mit einem Schmunzeln auf den Lippen:

»Bobby hat mich Schlampe genannt.« Sie drehte ihm den Kopf zu. John grinste:

»Wenn er wüsste, wie Recht er damit doch hat!« Ein kurzes Schweigen. Dann mussten sie beide auflachen. Weil es stimmte, aber auch, weil es in diesem Moment wirklich witzig war. Auch wenn John sie irgendwie genauso betitelt hatte, wie Bobby es getan hatte, so war es doch anders. Es war nicht auf diese abwertende Art und Weise. Es war anders. Es war so, wie sie es von Bobby erwartet hätte. Und Bobbys Kommentar war so, wie sie ihn von John erwartet hätte. Und eigentlich hatte sie immer geglaubt, dass John auf Bobby abgefärbt hatte…

»Du hast dich immer gefragt, wieso Bobby und ich uns so in den Haaren gelegen haben.. Du warst die einzige, die es hat kommen sehen. Die gemerkt hatte, dass wir schon bevor ich zu Magneto überwanderte längst nicht mehr beste Freunde waren. Du kanntest uns.« Johns Stimme klang unnatürlich ernst. Diesmal war er es, der unerwartet ein Gespräch begann. Kitty hielt in ihrer Rechenbewegung inne. Ein Nicken war unnötig. Er wusste, dass er Recht hatte.

- Was wusste er eigentlich nicht über sie ?!

»Als ich ans Institut kam, stand ich total auf dich. Frag mich heute noch wieso..« Kitty ignorierte diese Zwischenbemerkung und liess ihn stattdessen weiterreden. Sie ignorierte auch den Sprung, den ihr Herz dabei grundlos (!) vollführte. »Vielleicht weil du so ne unglaubliche Fröhlichkeit ausgestrahlt hast. Unglaublich dämlicher und naiver Optimismus.« Er verpackte das Kompliment sehr geschickt in einer weiteren Beleidigung. »Bobby wusste das!« Das klang nun schon etwas bitterer. »Und von dem Augenblick an, als er das wusste, hat er sich an dich ran gemacht.« Kitty dachte nach. Sie musste feststellen, dass Bobby sich lange Zeit kein bisschen für sie interessiert hatte, sondern stets für die viel Ältere Jean geschwärmt hatte.

- Wenn John nicht der König der Lügner wäre…. Sie musste misstrauisch bleiben.

»Im ersten Moment hab ich ihn dafür gehasst, als du darauf eingingst hab ich dich dafür gehasst und dann wars mir egal. Hatte er eben gewonnen, meinetwegen, wenn er damit glücklich und zufrieden war, meinetwegen. Wir waren noch immer beide beste Freunde…« John fixierte sie erneut mit seinen tiefen, braunen Augen. »Bis du mich geküsst hast. Und ich ihm davon erzählt habe. Und er mir angeblich nicht geglaubt hat, sondern dir…« Kittys Griff um den Rechen war inzwischen so eisern, dass sich ihre Fingernägel bereits in ihr Fleisch schnitten.

»Von dem Augenblick an, habe ich gemerkt, dass das seinen Stolz extrem gekränkt haben muss, denn – Ich gehe nicht davon aus, dass du mir glauben wirst – von dem Augenblick an war er nicht mehr mein bester Freund. Sondern mein grösster Rivale. Es fiel mir nicht sofort auf, aber mit der Zeit… Er nahm an keiner meiner Aktionen mehr teil, hat sie so gut es ging sogar sabotiert und heimlich beim Professor und Storm gepetzt. Er war der Saubermann, ich der Bastard – Was ich auch bin, aber trotzdem.« Er gab es wenigstens zu. Kitty musste leise auflachen. »Das war nur der kleine Anfang. Es warf grössere Wellen, die Rivalität zwischen uns wuchs automatisch. Ich kann nicht sagen, dass es mir egal war. Aber ich hatte den einen Kuss, den er nicht hatte!« John lächelte Kitty zu. Ein richtiges Lächeln. Ein zufriedenes. Aber nicht unbedingt, weil er dahingehend triumphiert hatte. Nein… Einfach ein Lächeln, das irgendwie Glück ausstrahlte. Sie hatte ihn noch niemals so lächeln sehen.

- Oder etwa doch…?

»Ich meine gegen Ende haben wir versucht uns gegenseitig umzubringen..« So wie John es sagte, klang es nach einer lustigen Freizeitaktivität. »Aber, was ich damit eigentlich sagen wollte: Bobby wird genau aus diesem Grund immer eifersüchtig auf alles sein, was mit dir und mir zu tun hat. Weil ich einmal scheinbar ein klein wenig besser gewesen bin, als er und er das bis heute nicht ertragen kann. Mal ganz abgesehen davon konnte er dich nach Alcatraz zwar küssen, aber nicht gänzlich haben..« Sein Lächeln wurde breiter. Kitty spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss und sie wurde automatisch rot. Sie sah ihn verlegen an und konnte sich nicht entscheiden, ob sie darüber jetzt empört sein sollte, oder sich gleichzeitig irgendwie geschmeichelt fühlen sollte.

- Was verdammt noch einmal hatte sie ihm eigentlich nicht erzählt ?!

»Weshalb ihn natürlich ziemlich stören würde, dass ich mit dir geschlafen hab.« Er verwendete zum ersten Mal schöne Worte dafür. Kitty errötete noch mehr und drehte den Kopf ab. Sie würde ihm nicht glauben, sie durfte ihm nicht glauben. Bobby war nicht so. Sie kannte ihn. Er war definitiv nicht so. Sie kannte ihn doch so gut.

Der Streit zwischen ihr und dem Eismutanten kam ihr erneut in den Sinn.

Schlampe, Verräterin…

Bobby war vielleicht doch so…

Kitty hatte sich soeben entschieden, es rauszufinden.

»Du hast heute Abend noch nichts vor oder..?« John zog eine Augenbraue hoch. Er unterliess zu antworten, also fuhr Kitty fort: »Dann bin ich mal gespannt, was Bobby zu meiner Begleitung sagt!« John runzelte die Stirn, schien dann aber zu begreifen. Er grinste, jetzt war es wieder das arrogante und auch recht fiese Grinsen, welches Kitty sonst so von ihm gewohnt war.

»Scheint ja wirklich Streit zu herrschen im Paradies.« Kommentierte der ehemalige Feuermutant. Kitty sah das als Zustimmung an und grinste zufrieden. Der Abend würde eine erstaunliche Wendung nehmen.

Das würde er wirklich. Für alle Beteiligten.

Den Rest des Tages verbrachten sie mit Fensterputz, Böden nass aufnehmen, natürlich Klos mit Zahnbürsten säubern und sonstigen idiotischen Arbeiten. Aber im grossen und ganzen war es ein schöner Tag – was Kitty nicht erwartet hatte. Sie redeten nicht viel, aber das, was sie redeten reichte vollkommen aus. Und wenn Kitty jeweils kurz davor war, wegzunicken, dann versetzte John ihr einen sanften Stoss in die Seite, damit sie wieder vollständig wach wurde.

- Schon seltsam.
 

»Wieso hast du mich damals geküsst…?« Meinte John dann plötzlich in die Stille, die erneut zwischen ihnen herrschte und so direkt, dass Kitty ihn regelrecht perplex ansah. Das kam nun vollkommen unerwartet. Die Überraschung war ihr auch deutlich anzusehen. Ihm war anzusehen, dass er in diesem Moment den Atem anhielt. Man sah ihm doch sonst nie etwas an. Das kannte sie von ihm. Das hier nicht. Er schien gar nervös.

- Etwas, das der gute Herr nicht zu wissen schien…?!

Kitty sah ihn mit einer unglaublich zufriedenen Mine an und sagte dann geheimnisvoll:

»Ich werde nicht über dieses Thema reden.« Die zierliche Braunhaarige grinste. John musste ebenfalls Grinsen.

»Schlampe!« War die einfache Antwort. Ihm war sie nicht böse. Bobby schon. Vielleicht, weil sie es von John erwartet hatte, er es aber nicht sonderlich ernst meinte. Im Gegensatz zu Bobby.
 


 

Bobby stand pünktlich zum Zeitpunkt, den er mit Kitty verabredet hatte ohne dass sie wirklich ihre Meinung dazu hatte sagen können, vor der Schule. Er lehnte gegen seinen Wagen und wippte ungeduldig mit einem Fuss auf und ab. Kitty hatte eigentlich erst gar nicht hingehen wollen, aber da John nun freundlicherweise den Part als ihre Begleitung unternahm und die Aussicht darauf bestand, dass der Abend noch annähernd witzig werden konnte, hatte sie ihre Meinung schlussendlich doch noch geändert. Auch wenn sie müde war…

Bobby kümmerte es kein bisschen, dass sie müde war. Er merkte es nicht einmal. Er merkte zurzeit sowieso nicht sonderlich viel.

John stupste sie an. Er merkte, wie müde sie eigentlich war…

»Ich.. ich hab nicht geschlafen..« Meinte Kitty etwas verlegen – verschlafen klang sie aber trotzdem.

»Du doch nicht.. Ich wollte auch nur sagen, dass Icedick uns bereits erwartet.« Kitty folgte einem Kopfnicken von John und spähte aus dem Fenster. Tatsächlich. Sie spürte eine unglaubliche Wut in sich. Aber sie hatte John. Und das würde Bobby sowas von auf die Palme bringen.

Gemeinsam verliessen sie die Schule und traten zu Bobby heran. Dieser hatte beschäftigt auf seinem Handy herumgetippt und hob den Kopf deswegen erst, als die beiden schon kurz vor ihm standen. Seine Mimik war sowieso schon kühl, aber als er John neben Kitty erblickte, wurde sie geradezu eiskalt.

»Was soll das?!« Blaffte er sie unverhohlen an. Die Begrüssung war er direkt übergangen. Kitty blinzelte perplex, musste dann jedoch zufrieden grinsen.

- Funktionierte perfekt!

»Meine Begleitung…?« Meinte sie mit einer Unschuldsmine und einem zuckersüssen Lächeln. Sie hakte bei John ein und blinzelte Bobby dabei immer noch so falsch lächelnd zu.

- Dass sie das überhaupt konnte, das verwunderte sogar John…!

»Was zur…« Bobby kochte schon jetzt. »Wo ist Lance?!«

»Keine Zeit.« Kittys Stimme war leiser geworden. Darüber wollte sie auch nicht reden.

»Wie immer..« Fügte John an. Kitty warf ihm einen Blick zu, der wohl eigentlich warnend hätte sein sollen, aber stattdessen traurig wirkte. Er hatte Recht. Sie musste ihm davon erzählt haben…

»Er kommt nicht mit!« Zischte Bobby.

- Er hätte genauso gut pure Galle spucken können, so klangen diese Worte.

»Oh doch!« Kittys Stimme selenruhig, aber bestimmt. John nickte grinsend. Er war wohl derjenige, der sich am meisten amüsierte.

»Du hasst ihn! Er kommt nicht mit!« Meinte Bobby mit einigem Nachdruck. Dabei packte er Kitty an der rechten Schulter, welche nicht an John gelehnt war, und wollte sie mitziehen. Da war es wieder. Das, was er früher nie gemacht hätte. Das, was sie darum auch nicht von ihm kannte. Kitty hielt sich an Johns Arm fest. John legte seinen Arm um ihre Taille. Ihr Herz hüpfte wie wild. Sie schob es auf die Aufregung über Bobby.

»Sag mir nicht, wen ich hasse und wen nicht!« Fauchte sie zurück. Bobby merkte, dass sie immer enger an John rückte. Er sah seine Hand. Es machte ihn rasend, aber er liess ihre Schulter los. »Sonst sag ich dir, wen ich momentan hasse!«

- Bobby!

Der Eismutant wusste, wer gemeint war. Auch John wusste es. Bobby verzog keine Mine. John lachte. Bobbys Blick wanderte zu ihm. Es war kälter geworden. Natürlich…

»Wir gehen jetzt!« Bestimmte Kitty, öffnete entschieden die Tür zum Beifahrersitz und liess sie demonstrativ mit einem lauten Knall zufallen. Sie würde nicht mehr weiter diskutieren, vorerst reichte die Genugtuung aus. Aber nur vorerst.

John grinste Bobby frech an. Der andere hatte die Hände zu Fäusten geballt. Kitty hörte nicht mehr, als der ehemalige Feuermutant gefährlich leise flüsterte:

»Ich schätze heute werde ich sie ficken… dank dir, Robert!« John zwinkerte Bobby provokant zu. Bobby machte einen Schritt auf ihn zu, als wolle er gerade ausholen und zuschlagen. Aber in diesem Moment kurbelte Kitty die Fensterscheibe nach unten und meinte ungeduldig:

»Jetzt mach schon, Bobby!« Bobby näherte sich John, dass nur noch wenige Zentimeter zwischen ihnen war und zischte dann für Kitty nicht hörbar:

»Wage es ja nicht…!« Sie fixierten sich mit starren, gehässigen Blicken. »Sonst vollende ich, was ich längst hätte vollenden sollen und bringe dich wirklich um!« Einige Sekunden vergingen. Dann lachte John auf und klopfte dem anderen fast freundschaftlich auf die Schulter.

»Wenn du Weichei es jemals gekonnt hättest, hättest du es damals getan, Cinderella!« Ein weiteres Klopfen auf die Schulter – es war fast so, als könne er Bobby damit in den Boden stampfen, denn die leicht geknickte Haltung Bobbys liess es irgendwie so wirken. Mit diesen Worten stieg auch John wieder in den Wagen. Kitty hatte längst die Fensterscheibe hochgedreht und die Musik angemacht.

Bobby betrachtete seinen Wagen, oder vielmehr die Insassen ehe mehr zu sich selbst meinte: »Ich werde es vollenden… das verspreche ich dir, Pyro!«
 

So betraten sie also das Café, in dem Lorna arbeitete. Bobby ziemlich übel gelaunt, Kitty hatte ebenfalls nicht ihren besten Tag, auch wenn momentan alles recht gut lief. Einzig John war gut gelaunt. Jubilee arbeitete nicht, das fiel Kitty auf. Sie war in letzter Zeit viel zu oft krank geschrieben, als dass es sich um ständig wechselnde oder widerkehrende Infektionen handeln konnte. Kitty hatte das Gefühl, dass es diesmal etwas mit ihr zu tun hatte. Sie kannte Jubilee. Sie musste sie kennen. Es war doch ihre beste Freundin. Eigentlich.

Lorna kam freudig auf sie zu und fiel Bobby überschwänglich in die Arme. Kitty drehte sich bei dem Anblick regelrecht der Magen um. Natürlich wurden sie und John erst einmal nicht beachtet, sondern es gab einen Begrüssungskuss. Erst, als Lorna den Kopf auf die Schulter des Eismutanten legte, hatte sie Blick auf seine Begleiter. Kitty schenkte sie ein Lächeln.

- Falsch, wie Kitty fand.

Denn als sie John erblickte, gefror ihre Mine zu Eis.

- Musste wohl von ihrem Freund kommen…

Abrupt liess sie Bobby los, welcher sie verdutzt ansah. Dann meinte die Blondine:

»Ich.. ich freue mich, dass es endlich geklappt hatte.« Diese Worte waren an Kitty gerichtet, aber Lorna konnte dabei ihren Blick nicht von John wenden. Sie wirkte gerade seltsam emotional bewegt. »Ich.. eh.. ich..« Kitty hob eine Augenbraue. John grinste Lorna genauso frech an wie zuvor ihren Freund. »Ich bin gleich wieder da..!« Ohne ein weiteres Wort der Erklärung stürmte die junge Frau zum Hinterausgang und verschwand. Kitty sah John an. John sah Kitty an. Er zuckte mit den Schultern und meinte dann an den perplexen Bobby:

»Ich glaub sie hat meinetwegen einen Hitzeschock. Kein Wunder, wahrscheinlich herrscht bei euch in allen Bereichen Eiszeit!« Er lachte dreckig auf. Bobby sah Kitty vorwurfsvoll an. Die zierliche Mutantin meinte lediglich gelassen:

»Wir trinken jetzt erstmal was!« Sie liess Bobby einfach beim Eingang stehen und zog John mit sich zur Bar.

Kurze Zeit später kehrte Lorna etwas gefasster zu den anderen zurück und auf Bobbys Drängen hin wurde sich an einen Tisch gesetzt. Die Theke selbst wirkte sich nicht sonderlich positiv auf den Gesprächsfluss aus, wie er Kitty zuraunte.

»Als würdest du dich ernsthaft mit mir Unterhalten wollen…« Flüsterte sie leise und bereits recht beschwipst zurück. Sie hatte es vorgezogen auf sämtliche Longdrinks zu verzichten und gleich mit Shots zu beginnen.

»Was soll das heissen?« Gab er zurück. John liess sich in der Zwischenzeit gegenüber von Lorna nieder, während Kitty und Bobby ihren Kleinkrieg flüsternd austrugen.

»Das weisst du ganz genau!« Meinte Kitty mit agressiverem Tonfall.
 

»Du bist ihr Freund..?« Es war Lorna anzusehen, dass es sie einige Überwindung gekostet hatte, ein Wort an John zu richten – aber wenn der Freund einem einfach hängen liess… John musterte sie. Seine Sinne waren praktisch trainiert darauf zu merken, wenn jemand nervös war, ängstlich oder eben so, wie Lorna sich gerade benahm.

Mal ganz abgesehen erinnerte sie ihn an jemanden…

Er liess seinen Blick zu Kitty schweifen, welche nun immer wütender mit Bobby diskutierte. Noch waren sie aber nicht so laut, dass man sie bis hierher hörte. Er schwieg.
 

»Nein, das weiss ich nicht. Ich hör dir immer zu. Und jetzt sei gefälligst leiser! Sonst merkt Lorna etwas.« Kittys Augen weiteten sich vor Empörung. Er verbot ihr den Mund.

- Er hätte genausogut sagen können: Halt die Klappe und mach einen auf Best Friend Forever.

Kitty schnaubte empört und packte ein Shotglas, welches noch auf der Theke auf sie wartete. Sie leerte es herunter und schritt schnellen Schrittes an Bobby vorbei zum Tisch. Ohne ein weiteres Wort und ohne ihm einen weiteren Blick zuzuwerfen.
 

»Nein… aber..« John kam nicht mehr weiter und dafür war er eigentlich auch dankbar, denn Kitty liess sich neben ihm nieder und rutschte dabei unnatürlich nahe an ihn heran. Ihm war vollkommen klar, dass es Absicht war und dieser kleine geflüsterte Streit zwischen den besten Freunden nur der Vorbote gewesen war.

Bobby setzte sich ebenfalls und legte den Arm um Lorna. Seine Freundin sah ihn fragend an. John beschloss Kitty einen Gefallen zu tun und legte den Arm um sie, dabei grinste er Bobby triumphierend zu. Sein Blick sagte alles.

- Ich habe es dir ja gesagt, Robert.

Kitty und Bobby waren vollkommen damit beschäftigt, sich wütende Blicke über den Tisch zuzuwerfen, während Lorna mehr hilflos versuchte, die Konversation anzukurbeln. John sorgte jeweils für Nachschub an Drinks. Er fand, dass es langsam Zeit wurde, für die Eskalation und meinte beiläufig:

»Was ich vorhin sagen wollte…« Er richtete seine Worte direkt an Lorna. »Nein, ich bin nicht ihr Freund, aber sie und Bobby wären mal fast zusammen gekommen.« John hob sein Glas gegen Bobby zu. Kitty verschluckte sich und musste husten. Bobby starrte ihn wütend und zugleich fassungslos an. Und Lorna sah verwirrt zwischen allen Beteiligten hin und her.

- Bravo.. Bravo…!

»Das hast du nie erwähnt, als wir…« Begann Lorna. Sie war viel zu erschrocken darüber um direkt zur Wut überzugehen. Bobby fuhr ihr auch sogleich ins Wort:

»Das hat nichts bedeutet… das war nur flüchtig!« John sah zu Kitty.

»Oh, das war aber nicht nett..« Bemerkte er.

- Immer schön Öl ins Feuer giessen…

Kitty leerte ihr Glas in einem Zug, denn gerade fielen ihr nur Schimpfwörter ein, die sie in Richtung Bobby brüllen konnte. Und gleich einen ganz schlechten Eindruck bei Lorna hinterlassen war eigentlich nicht das Ziel gewesen. Die zierliche Mutantin war viel zu wütend über Bobbys Kommentar dazu, als dass sie sich überhaupt noch hätte darüber aufregen können, dass John eigentlich der gewesen war, der damit angefangen hatte.

»Das ist überhaupt nicht mit dem zu vergleichen, was wir haben, Schatz..! Kitty hatte sowieso mit recht vielen etwas.« Ein hasserfüllter Blick zu John. Kitty keuchte empört auf und auch der Inhalt von Johns Glas fand den Weg in ihren Magen.

»Lässt du dir das gefallen…?« Flüsterte John ihr leise zu. Kitty war so müde. Bobby machte ihr Kopfschmerzen. Sie war viel zu müde um weiter mit ihm zu diskutieren und sich von ihm beleidigen zu lassen. Sie war so müde, dass sie gar nicht vorhatte, sich zu wehren. Lorna wollte etwas sagen – wahrscheinlich um die Situation zu entschärfen – doch bevor sie dazu kam erhob Kitty sich entschieden.

»Ich gehe…!« Es war anstrengend diese Worte zu sagen. Der Alkohol hatte sie noch viel müder gemacht. Ihre Zunge war zu müde um die Worte gänzlich richtig auszusprechen – und natürlich zu betrunken.

John war im Begriff, ebenfalls aufzustehen. Dabei liess er Bobby jedoch keineswegs aus den Augen. Wieder das triumphierende Grinsen.

- »Ich schätze heute werde ich sie ficken… dank dir, Robert!«

Wenn sie jetzt ging, dann würde das passieren..! Sie durfte nicht gehen! Er durfte nicht verlieren. Bobby riss Kitty zurück. Schon wieder. Er hatte sich verändert. Sie kannte ihn nicht mehr.

»Du bleibst! Lorna hat sich extra für heute frei genommen!« Kitty phaste sich aus seinem Griff. Es war ihr egal, was Lorna sah und was sie nicht sah. Er sollte sie nicht so packen. Sie griff nach Johns Hand. Sie war warm. Seltsam vertraut. Er drückte sie kurz. Ihr Herz.

»Ganz genau das meinte ich…« Sie war den Tränen nahe. Aber mehr wegen Enttäuschung und Wut, als wegen Trauer. »Weisst du..« Bobby liess sie nicht ausreden, kein bisschen. Er brüllte:

»Setzt dich sofort wieder hin! Keine Ahnung, was mit dir schief läuft, aber merkst du eigentlich, wessen Hand du hältst..?!« Kitty sah zu John. Er lächelte ihr sanft zu.

»Die richtige!« Kittys Stimme wurde lauter und diesmal liess sie nicht mehr zu, dass der Eismutant ihr ins Wort fiel. »Alles was dich interessiert ist Lorna. Nichts sonst. Sonst wär dir nämlich aufgefallen, weshalb Lance nicht hier ist und dass es mir auch schon mal besser ging.« Sie taumelte leicht und wäre wohl fast eingeknickt, wenn John sie nicht gehalten hätte. »Lorna ist dir so wichtig, dass dir unser Streit völlig egal war. Dass du mich hierher zwingst, statt irgendwie zu versuchen, herauszufinden, was eigentlich los ist!« Bobby sah sie überrascht an. Er war wohl erstens überrascht, dass sie sich gerade wehrte und zweitens überrascht von sich selbst. Zum ersten Mal seit langem hörte er zu, denn ihm fehlten sowieso die Worte.

»Gehen wir bitte nach Hause, John.« Kitty klang weinerlich, mal ganz abgesehen davon, dass sie Schwierigkeiten hatte, gerade zu stehen. John nickte. Bobby sah zwischen den beiden hin und her und sagte dann mehr flehend mit gebrochener Stimme:

»Tu das nicht.. Bitte. Nicht meinetwegen.« Lorna wagte es gar nicht, irgendetwas zu sagen. Kitty musste gerade gegen die Tränen ankämpfen. Der Alkohol machte auch das noch schwerer. Sie sah Bobby an und lächelte traurig, müde, bitter.

»Wenn du mich schon für eine Schlampe hältst… dann sollte ich mich auch wie eine benehmen.«

- Ein einziger Satz. Aber umso vernichtender.

»Können wir jetzt bitte gehen..!« Kitty drehte sich John zu und fiel ihm dabei praktisch in die Arme. Er meinte leise, aber doch für Bobby deutlich hörbar:

»Natürlich, Schatz. Ich habs gerne, wenn du dich wie ne Schlampe benehmen willst.« Ihr war egal, wie er es meinte. Ob ernst oder nicht. Alles war besser als hier bleiben und gerade zielte sie sowieso nur darauf ab, Bobby eins rein zu würgen.

»Lass uns einfach gehen…«
 

John musste die kleine Mutantin praktisch den ganzen Weg über halb stützen, halb tragen. Schlussendlich hatten sie es durch ein Taxi bis vor die Tür ihres Zimmers geschafft. Er öffnete sie für sie und meinte leise:

»Du hasts ihm ordentlich gegeben, Kitten. Den Rest schaffst du sicher alleine… Gute Nacht!« John wollte sich umdrehen, doch sie hielt ihn zurück – oder musste sie sich lediglich an ihm festhalten…? Wohl von beidem ein bisschen.

Sie sahen sich an. Kitty zog ihn zu sich. Er sträubte sich etwas dagegen.

»Was…?«

»Ich will was probieren..«

Kitty küsste ihn. Sanft und erst einmal vorsichtig. Er beugte sich mehr zu ihr runter und legte die Arme um ihre Taille. Sie schlang die Arme um seinen Hals. Kitty trat langsam zurück, zog ihn mit sich, den Kuss nicht unterbrechend. Sie drehten sich. Sie trat mit einem Fuss die Türe zu. Er drückte sie dagegen. Sie fuhr durch sein Haar. Er hob ihr Bein an. Sie schlang es um seinen Körper. Er hob sie hoch.

Als hätten sie es perfekt einstudiert.

Sie drehten sich. Er warf sich mit ihr aufs Bett, aber so, dass sein Gewicht nicht auf ihr lag.

Als wüsste er ganz genau, wie zerbrechlich sie innerlich und auch äusserlich war.

Sie fuhr unter sein Shirt, fand seine Hose, den Gürtel. Sie war im Begriff ihn zu öffnen. Zu ihrem eigenen Erstaunen wusste sie, dass er im dritten Loch befestigt war.

John hielt ihre Hand fest. Kitty wusste, dass er das sonst niemals tat, dass er sie sonst machen liess.

Als wüsste er, dass es nicht richtig war.

Erstmals lösten sie den Kuss. Beide ausser Atem. Automatisch trat eine Pause ein. John spielte mit ihrer Hand, liess seine Finger durch die Öffnungen zwischen ihren wandern.

»Was…?« Diesmal sagte Kitty dieses Wort.

»Du weisst, dass.. du nicht.. schläfst..!« Kam es zögerlich von John. Sie sah ihn wie versteinert an.

»Macht.. das für dich.. einen Unterschied?« Langsam kam sie wieder zu Atem. In Kittys Stimme schwang deutlich eine Warnung hin. John konnte das gar nicht überhören und trotzdem meinte er:

»Nein, aber…« Er stockte. Kitty liess ihre Hände sinken. Er hielt die eine jedoch noch immer, blickte stur diese Hand an, statt in ihr Gesicht. »Du bist betrunken, ich will nicht dass..« Wieder verstummte der ehemalige Feuermutant. Kitty nickte leicht, dann lachte sie leise auf:

»Ich glaubs nicht, es macht einen Unterschied..!«

»Nein…« Noch immer wagte er es nicht, sie anzusehen.

»Dann sag mir, warum du Magneto verraten hast!« Es war ein Test. Sie war sich sicher, dass er ihr das erzählt hatte, nur dass sie dabei geschlafen hatte. Johns Kopf fuhr herum. Er hielt ihre Hand zwar noch immer sanft, aber ihm war anzusehen, dass sie ihn damit aufbrachte. Eigentlich war das ja auch der Plan gewesen.

»Du weisst, dass ich darüber nicht reden will!« Meinte er bissig und knapp. Sie nickte wieder leicht. Bitter. Aus irgendeinem unverständlichen Grund tat es ihr irgendwo tief im Herzen weh.

»Meinem schlafenden Ich hast du es bestimmt erzählt…« Es war nur ein leises Hauchen. Sie war erneut den Tränen nah. Diesmal wusste sie nicht, wieso.

- Sie irrte, denn das war sein grösstes Geheimnis. Er hatte es ihr nicht mal als sie schlief erzählt. Sie hatte auch niemals gefragt. Niemand fragte ihn danach. Denn es hatte niemanden interessiert. Sie hatten sich alle schon ihre Meinung zu dem Thema gebildet. Bis sie angefangen hatte, ihm wirklich zuzuhören. Bewusst.

Aber John war der König der Lügner. König, walte deines Amtes:

»Sicher doch, und ich kann da auch ganz gerne sagen, wieso!« Er brüllte sie an und stockte dann. Ihm war aufgefallen, dass das, was er hatte sagen wollen in eine gute Richtung gegangen wäre. Automatisch. Weil er ihr trauriges Gesicht nicht sehen konnte. Neuer Ansatz. Entschieden liess er ihre Hand los und beugte sich näher zu ihr:

»Wenn du mir jetzt schön einen bläst und dich dann brav von mir vögeln lässt, dann sage ich es dir vielleicht. Das klappt bei deinem schlafenden Ich auch immer gut!« Er drückte ihr einen barschen Kuss auf. Nichts im Vergleich zu vorhin. Er war grausam. Er war John, wie sie ihn kannte. Nichts im Vergleich zu vorhin. Er war wieder wie immer.

Kitty schlug ihn. Eine Ohrfeige. Mitten ins Gesicht. Noch während des Kusses. Heftig. Diesmal gelang es ihr nicht zu verhindern, dass die Tränen langsam begannen, über ihre geröteten Wangen zu kullern. Sie phaste sich durch ihn hindurch und presste mit erstickter Stimme hervor:

»Und ich hätte fast vergessen, wer du bist. Danke, dass du mich daran erinnert hast, John!« Ohne ein weiteres Wort verliess sie den Raum. Auch wenn es ihr Zimmer war, sie konnte keine Sekunde länger mit ihm ein einem Raum sein. Sie realisierte, was sie eigentlich getan hatte. Sie musste alleine sein. Nachdenken. Schlafen…

- Verdammt, das durfte sie nicht. Aber es war dringend nötig.

Was Kitty nicht mehr sah, war, dass John tatsächlich aufgesprungen war und Anstalten machte, ihr nachzusetzen, aber schlussendlich bewegte er sich doch nicht von der Stelle.

Sie interessierte sich dafür. Sie war nervig, weil sie nicht locker liess, aber sie interessierte sich dafür. Niemand tat das. Alle dachten sie zu wissen wieso. Alle dachten sie, er hätte so den Knast vermieden und wäre deswegen auch schon nach zwei Jahren wieder raus. Nicht einmal ihr schlafendes Ich - Wobei er wirklich keinen Unterschied machte. Aber er merkte, dass sie sich bewusst dafür interessierte, ohne von ihrem Unterbewusstsein geleitet zu werden. Sie kannte ihn besser, als sie es selbst wusste. Und er hätte es ihr so gerne gesagt, damit sie nicht weinte.

Aber er konnte nicht….
 

Das war der einzige Punkt, von dem er wusste, dass sie ihn niemals verstehen würde.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _Natsumi_Ann_
2011-11-27T16:40:46+00:00 27.11.2011 17:40
Wenn du mir jetzt schön einen bläst und dich dann brav von mir vögeln lässt, dann sage ich es dir vielleicht.


ich liebe es wenn john so dreckig und einfach wie als wäre er unter jungs redet xD hahah zu geil, auch wenn sie jetzt weinen muss ._.

bin mal gespannt^^
Von:  Bernsteinseele
2011-11-18T21:22:01+00:00 18.11.2011 22:22
♥♥♥ Ich liebe diese FF! ♥♥♥
Von:  Kokoro-
2011-11-18T20:28:09+00:00 18.11.2011 21:28
Awww... Ich grade wirklich mit den Tränen kämpfen - kein Witz! Aber ich gehe mal der Reihe nach vor.
Also ich muss sagen ich liebe es wie du Bobby darstellst xD Also einfach dieser Arsch! Und wie du es erklärst ist perfekt - dieses ganze scheinheilige Getue und dass er John so dargestellt hat und echt toll einfach! Ich hab mir schon, als ich ihn das erste Mal gesehen hab, das gleiche gedacht! GÜ! :D
Die Beinahe-Sexszene war ganz schön... huff. Erregend! Ich hab richtig Herzklopfen bekommen, weil es so heiß her ging! SUPER! Alles dank, deinem Schreibtalent - weil ich finde, dass diese kurzen Sätze gut zur Stimmung passen!
Aber umso trauriger war das Ende... wie gesagt, den Tränen nahe. John tut mir so leid, ich will ihn einfach nur knuddeln und es macht alles so spannend! Obwohl wenn er vulgär wird, auch wenn etwas dahinter steckt, will ich ihn schlagen!Mit dem ficken, blasen und vögeln - NA NA! Also "Hut ab" an Kitty, dass sie ihm so eine verpasst hat!

So oder so, war es wie immer ein Hammerkapi! Ich hoffe du findest bald wieder Zeit zu schreiben, das wäre herrlichst, weil du es aber auch zuuu spannend machst!

Hab dich lieb ♥
(Na, ist das mal n Kommi oder was?;) )


Zurück