Zwischenblut von Kouichi ================================================================================ Kapitel 30: Der Wolfsbau ------------------------ Der Wolfsbau Zwei Tage später konnte Cloud das Krankenhaus wieder verlassen. Er hatte sich immer wieder versucht in Erinnerung zu rufen, wie es dazu gekommen war, dass er im Krankenhaus gelandet war, aber er konnte sich an gar nichts mehr erinnern. Seine Familie hatte ihm dazu auch nichts näheres gesagt, nur dass sie ihn bewusstlos im Schnee gefunden haben. Dazu kam noch, dass er sich plötzlich nicht mehr in Berlin, sondern in Österreich befand. Er war der felsenfesten Überzeugung gewesen, dass er gerade erst in seinem Zimmer zuhause aufgestanden war und zu Matt wollte. Wenn er immer an seine alte Sandkastenfreundin aus Kindertagen denken musste, wurde er rot und fing an zu grinsen. So brachten ihn seine Eltern zu einer Hütte, die etwas abseits einer Stadt lag. Neben der Hütte, in der sie während ihres Urlaubs wohnten, waren noch drei weitere Hütten. In der einen Hütte wohnte Wiki und Nurarihyon, in der anderen Hütte Agathe und Siegfried und die dritte Hütte war von einem nieder gestürzten Baum in der Mitte geteilt worden. Was Cloud aber auch zu schaffen machte war, dass er sich nicht daran erinnern konnte, wie er mit seinen Eltern in den Urlaub gefahren war und woher die Kleidung kam, die er trug. Seine Eltern hatten ihm dazu gesagt, dass er sie sich selbst gekauft hatte, was Cloud allerdings nicht so ganz glauben konnte, denn die Kleidungsstücke sahen teuer aus und soviel Geld hätte er mit Sicherheit nicht für seine Kleidung ausgegeben. So lag er auf dem Bett in seinem Zimmer, das er sich zusammen mit seinem Bruder teilte, und grübelte weiter nach. Als Léon herein kam und seinen Bruder so sah, sagte er: „Mach dir nicht so viele Gedanken darüber. Die werden über kurz oder lang wieder zurückkommen!“ Cloud gab nur ein murren von sich. Léon setzte sich auf das Bett seines Bruders und klopfte ihm auf die Schulter. „Seh es doch mal von der positiven Seite. Dir sind nur ein paar Tage flöten gegangen. Jetzt stell dir mal vor, dir gehen die Erinnerungen an dein gesamtes Dasein als Vampir flöten. Das wäre grausam!“, sagte Léon und wollte so seinen Bruder aufmuntern. Cloud jedoch hing so sehr seinen Gedanken hinterher, dass er die Worte seines Bruders nur teilweise wahrnahm. Es klopfte an der Tür und ohne das einer der beiden Brüder „Herein!“ gesagt hatte, öffnete sich diese und ein schlacksiger Mann trat in das Zimmer der beiden Brüder. Er hatte schütteres, graues Haar und einen schmalen Oberlippenbart. Er trug einen braunen Mantel und passend dazu braune Stiefel. „Guten Tag. Ich bin Kommissar Hunkel von der hiesigen Polizeidienststelle. Ich möchte einen Cloud zu Wallenstein zu dem Verbrechen befragen, dass sich in den letzten Tagen hier ereignet hat. Wer von euch beiden ist das?“, stellte sich der Kommissar vor. Cloud erhob sich leicht aus dem Bett und sagte: „Ich bin Cloud. Was haben Sie denn für Fragen?“, fragte Cloud den Mann. Dieser sah nun Cloud mit einem kalten und berechnenden Blick an. „Diese Fragen würde ich dir gerne im Wohnzimmer stellen und zwar allein!“, sagte er bestimmend, drehte sich um und ging ins Wohnzimmer. Cloud tauschte einen Blick mit seinem Bruder und gemeinsam gingen die beiden Brüder ins Wohnzimmer, wo bereits ihre Eltern am Tisch saßen. Sie setzten sich zu ihren Eltern an den Tisch und sahen den Kommissar erwartungsvoll an. Dieser runzelte verärgert die Stirn. „Ich wollte mit dir alleine reden, Cloud!“, sagte der Kommissar und in seiner Stimme schwang Ärger mit. Nun erhob Thomas die Stimme. „Wir bleiben hier bei unserem Sohn. Was auch immer Cloud erlebt hat ist schlimm genug und wir werden hier bei ihm bleiben!“, sagte Thomas entschlossen. Der Kommissar sah Thomas verärgert an, wandte seine Aufmerksamkeit dann aber wieder Cloud zu. „Na schön. Was hast du von dem gesehen, was vorgefallen ist?“, fragte der Kommissar und eröffnete so die Befragung. Cloud versuchte sich an das zu erinnern, was vorgefallen war, aber immer wenn er der Erinnerung nahe kam, schien eine Blockade ihn davon abzuhalten, diese Erinnerung wieder zu bekommen. So schüttelte Cloud resignierend den Kopf und sagte: „Ich weiß es nicht mehr. Ich erinnere mich nicht an diese Tat.“ Der Kommissar schien immer ungeduldiger mit Cloud zu werden, denn er fragte weiter. „An was erinnerst du dich denn überhaupt? Was ist die letzte Erinnerung, die du hast?“ Cloud versuchte sich zurück zu erinnern und das letzte, was ihm in den Sinn kam war, dass er gerade in seinem Zimmer in Berlin aufgestanden war und zu Matt wollte. Cloud wurde rot, doch er antwortete: „Ich war gerade aufgestanden und wollte zu einer Freundin! Das war in Berlin und war am 31.12.!“ Der Kommissar sah ihn wütend an. Er packte Cloud an den Schultern und schüttelte ihn leicht. „An irgendetwas musst du dich doch erinnern!“, knurrte der Mann und schüttelte Cloud weiter. Sofort war Léon aufgesprungen und stieß den Kommissar gegen die Wand. „Wie können Sie es wagen, Cloud anzufassen!“, knurrte Léon und hielt den Kommissar am Kragen fest und drückte ihn gegen die Wand. Auch Thomas und Béatrice waren aufgesprungen. Thomas sagte: „Léon, es ist genug. Lass ihn los!“ Léon wagte es nicht, eine direkte Anweisung seines Vaters zu missachten und so ließ er den Kommissar langsam runter und trat einen Schritt von ihm zurück. Dieser rückte sich den Mantel zurecht und fluchte leise: „Sie sollten ihren Sohn mal auf Tollwut untersuchen lassen!“ Anscheinend hatte er gedacht, die Familie hätte ihn nicht gehört, aber er hatte nicht mit Béatrice gerechnet, die nach vorne geschnellt war und dem Kommissar eine schallende Ohrfeige verpasst hatte. Danach packte Thomas den Kommissar am Handgelenk, zog ihn zur Tür und warf ihn aus der Hütte. „Der kann sich morgen einen neuen Job suchen!“, sagte Thomas und drehte sich zu Cloud um. Er drehte sich zu Cloud um und sah, dass dieser den Kopf auf seinen Händen gestützt hatte und sich auf dem Tisch abstützte. Thomas ging auf Cloud zu und beugte sich zu ihm herunter. Er legte seine Hand auf die Schulter seines Sohnes und bat ihm, ihn in die Augen zu sehen. Langsam hob Cloud den Kopf und sah in die roten Augen seines Vaters. „Mach dir nichts daraus! Irgendwann werden deine Erinnerungen wieder kommen. Bis dahin genieße einfach den Urlaub. Wie wäre es, wenn wir eine Schneeschuhwanderung am Staudamm entlang machen, um uns etwas abzulenken!“, sagte Thomas und sah seinen Sohn an. Léon stimmte sofort begeistert zu und auch Cloud nickte langsam nach einiger Bedenkzeit. So zogen sie sich an und machten sich auf den Weg zur Pension, um sich zur Schneeschuhwanderung anzumelden. An der Pension angekommen sahen sie ein Schild, das an der Tür angebracht worden war und auf dem stand, dass wegen einem Trauerfall die Pension für heute geschlossen sei und das alle Aktivitäten für heute entfallen würden. „Macht nichts! Dann gehen wir alleine los!“, sagte Thomas und sah zu seinen beiden Söhnen herüber. Diese nickten. Sie hatten sich entschlossen, diese Schneeschuhwanderung zu viert zu machen und so zogen sie los. Sie folgten dem Weg bis zum Fluss, der nun vollkommen zugefroren war und folgten dann dem Fluss, bis er in einem Wasserfall endete, der aus den Bergen kam. Sie stiegen den Weg hoch und sahen bald darauf den Staudamm. Sie stapften weiter durch den hohen Schnee den Weg entlang und waren nach ein paar Minuten am Staudamm angekommen. Sie konnten sehen, dass auf der einen Seite des Staudamms sich ein riesiger See staute, auf der anderen Seite jedoch nur ein kleiner Fluss entlangfuhr. Sie sahen sich diesen Anblick genauer an. Da fiel Léon ein zerfallenes Haus auf, dass etwas weiter in den Bergen sich befand. „Schaut mal dort! Können wir dort hingehen?“, sagte Léon und deutete auf das zerfallene Gebäude. Nun schaute die ganze Familie zu der zerfallenen Ruine hinüber und Thomas nickte. Béatrice schüttelte nur den Kopf, sagte aber nichts dazu. So machte sich die Familie auf den Weg zu dem zerfallenen Haus. Als sie dann nach einem anstrengenden Marsch dort angekommen waren, stockte ihnen der Atem. Das Haus sah aus, als wenn in deren Inneren eine Bombe eingeschlagen wäre. Das Dach war weggerissen worden, das Glas aus den Fenstern war geborsten und die Eingangstür hing nur noch in einer der Angeln und schwankte kläglich hin und her. Aber das, was Cloud so erschütterte war, dass er wusste, das dieser Schaden durch Magie verursacht wurde, denn er spürte noch immer deren Überbleibsel. Er tauschte einen schnellen Blick mit seinem Bruder und trat dann näher an die Ruine. Cloud schob die Tür beiseite und trat in den Flur des Hauses, der über und über mit Schnee bedeckt war. Von der Farbe an den Wänden war nichts mehr übrig, denn sie war abgesplittert. Cloud ging den Flur entlang und kam an deren Ende in ein Wohnzimmer, das zur Hälfte weggesprengt worden war und sich jetzt der Natur öffnete. Das einzige, das noch vollkommen ganz war, war der Kamin aus Backsteinen. Dort, auf dem Kaminsims, standen noch immer mehrere Bilderrahmen und Cloud nahm sich einen dieser von dem Kamin und sah sich das Foto an. Auf dem Bild war eine schöne, kleine Frau mit braunen, lockigen Haaren zu sehen. Neben ihr stand ein Mann und strahlte in die Kamera. Offenbar war er glücklich darüber, dass er eine solch hübsche Gattin zur Frau hatte. Was Cloud allerdings noch auffiel war, dass auf dem Foto noch ein dritter Mann war und er erkannte ihn sofort. Der Mann hatte lange, weiß blonde Haare und ein ziemlich arrogantes, aristokratisches Gesicht. Er war größer als das Paar und hatte jeweils eine Hand auf der Schulter der Frau und eine Hand auf der Schulter des Mannes gelegt. Der Gesichtsausdruck von Lucius Malfoy war höhnisch grinsend. Es irritierte Cloud, dass gerade hier ein Bild von Lucius Malfoy mit einem anderen Paar gab, wo doch sonst das ganze Haus zerstört war. Er wandte sich an seine Eltern und wollte sie etwas fragen, als ein Heulen ertönte. Cloud griff sich an den Kopf und ließ so den Bilderrahmen auf die Erde fallen, der daraufhin zerbrach. Etwas brachte dieses Heulen in Clouds Erinnerungen zum Erwachen, doch es wollte einfach nicht hervor dringen und Cloud hielt sich den Kopf.Sofort nahmen ihn seine Eltern und sein Bruder in die Arme. „Cloud, Schatz, was hast du?“, fragte Béatrice und sah ihren Sohn besorgt an. „Mein Kopf. In dem dreht sich alles!“, krächzte Cloud. Wieder ertönte das Heulen, doch diesmal war es näher. Wieder hielt sich Cloud die Ohren zu. Hören konnten es die Vampire schon früh, doch erstaunt waren sie trotzdem, als die Wölfe vor ihnen auftauchten, denn bei ihnen war noch ein Frau. Die Frau, die bei ihnen war, war eben jene Frau, die Cloud und Léon bereits im magischen Findling gesehen hatten. Sie erstarrte, als sie Cloud und Léon erkannte. „Ihr!“, stieß sie aus. Léon zog eine Augenbraue hoch. „Ja, wir! Was machen Sie hier und was haben Sie mit den Wölfen zu schaffen?“, fragte Léon die Frau misstrauisch. Die Frau ließ den Blick durch das zerstörte Haus wandern. Leid spiegelte sich in ihrem Gesicht. „Ich bin hier an dem Ort, an dem meine besten Freunde starben und die Wölfe sind bei mir, weil sie von dem Fluch wissen, der auf mir liegt. Sie haben sich dazu bereit erklärt, hier zu warten und mich im Auge zu behalten, wenn der Fluch wieder seine volle Stärke entfaltet!“, sagte die Frau. Ihre braunen Locken fielen ihr ins Gesicht und verbargen so ihre Augen. „Dann sind Sie also wirklich der Werwolf, der uns an unserem ersten Tag hier angegriffen hat?!“, sagte Léon und sah schockiert und verwundert zugleich die Frau an. Diese nickte und wimmerte. Da schaltete sich Cloud ein. „Moment mal. Wann wurden wir von einem Werwolf angegriffen. Was hat das alles zu bedeuten?“, stieß Cloud aus und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. Die Frau sah ihn verwirrt an. „Aber du warst es doch, der...!“, sagte sie, doch ihre Stimme zitterte so stark, dass sie den Satz unvollendet ließ. „Er kann sich nicht daran erinnern! Er hat seine Erinnerungen an die letzten Tage verloren!“, sagte Thomas. Die Frau wandte sich ihm zu und erschrak. „Sie! Sie sind ein Vampir!“, sagte sie und griff in das Innere ihrer Winterjacke. Cloud jedoch war schneller und hatte seinen Zauberstab schon gezückt, als sie ihren gerade erstmal berührt hatte. „Ja, das ist er und ich werde nicht zulassen, dass Sie auch nur einen Zauber gegen ihn oder jemand anderen aus meiner Familie sprechen!“, sagte Cloud mit einer eisigen Stimme. Die Frau sah ihn mit großen Augen an. „Junge, verstehst du nicht?! Da sind zwei Vampire hinter dir und du schützt sie auch noch? Bist du lebensmüde?“, keuchte die Frau und zog ihre Hand wieder aus der Winterjacke, jedoch ohne Zauberstab. Als sie die Hand aus der Jackentasche gezogen hatte, fiel etwas ebenfalls aus der Jacke. „Ich weiß, dass Sie Vampire sind und es ist mir egal, denn ich bin auch ein Vampir!“, sagte Cloud und hielt noch immer seinen Zauberstab auf die Frau gerichtet. Für einen Moment huschte sein Blick zu dem hinunter, was der Frau aus der Jacke gefallen war und er sah eine Brosche, auf deren Oberseite ein Wappen prangte. Das Wappen zeigte einen Löwen, einen Adler, einen Dachs und eine Schlange, die einen Kreis um den Buchstaben „H“ bildeten. Er kannte das Wappen, denn es war das Wappen der Zaubererschule Hogwarts, doch es erinnerte Cloud noch an etwas anderes. Er fing an zu zittern und seine Knie gaben nach. Er wäre auf dem Boden aufgeschlagen, hätten Thomas und Léon ihn nicht aufgefangen. Béatrice bauten sich vor ihnen auf und schirmte so die drei Männer vor den Blicken der Frau ab. Sie steckte wieder die Hand in ihrer Jackentasche, doch Béatrice zischte wütend: „Lassen Sie die Hand dort, wo ich sie sehen kann. Ich schwöre ihnen, wenn sie jetzt ihren Zauberstab ziehen und ihn auf Cloud richten, sorge ich selbst dafür, dass sie nie wieder einen Zauber ausführen können!“ Die Frau fing wieder an zu zittern. Sie schob ihre Hand wieder aus der Jacken und ihre Finger umklammerten eine kleine Flasche mit einer rötlichen Flüßigkeit. „Das ist ein Mega-Power-Trank. Wenn der Junge den trinkt, ist er sofort wieder auf dem Damm!“, sagte sie mit zittriger Stimme. Béatrice sah sie nur verächtlich an. „Den braucht er nicht. Wir haben unsere eigenen Methoden, unseren Kindern zu helfen!“, sagte sie giftig, beugte sich zu Cloud herunter, ließ dabei jedoch nicht den Blick von der Frau ab. Dabei öffnete Béatrice eine Vene an ihrem Handgelenk und ließ ihren Sohn von ihr trinken. Nach wenigen Schlucken ging es Cloud wieder besser und er erhob sich schwanken. Léon stützte ihn. Die Wölfe, die noch immer anwesend waren, sich jedoch im Hintergrund hielten, knurrten. Die Frau, die noch immer anwesend war, hob die Hände, zum Zeichen, dass sich sich ergab, und beugte sich dann herunter, um das Foto und den zersplitterten Bilderrahmen aufzuheben. Sie sah sich die Personen auf dem Foto an und ihr kamen wieder die Tränen. Cloud fand es merkwürdig, dass diese Frau in genau diesem Moment hier auftauchte und jetzt noch bei dem Anblick dieses Bildes weinte. „Warum weinen Sie? Was ist mit diesen Personen auf dem Bild?“, fragte Cloud und er konnte jetzt wieder auf eignen Beinen stehen. Die Frau wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, schniefte und antwortete dann: „Diese beiden Personen, der Mann und die Frau, gehörten zu meinen besten Freunden. Sie waren so lieb, zuverlässig und gütig. Sie hatten einen kleinen Sohn. Der ist jetzt nicht auf dem Foto hier mit drauf. War das ein kleiner, süßer Fratz! Wer aber der große Mann mit den weiß blonden Haaren ist, weiß ich aber nicht.“ Sie holte ein Taschentuch aus einer der Taschen und schnäuzte sich geräuschvoll die Nase. Nun war Clouds Neugier geweckt worden. „Was ist dann aus ihnen geworden und was ist hier passiert? Es sieht nämlich so aus, als wenn hier eine Bombe eingeschlagen wäre!“, sagte Cloud und deutete mit einer breiten Handbewegung auf das zerstörte Wohnzimmer. Die Frau schnaubte noch einmal in ihr Taschentuch, dann stopfte sie es sich in die Tasche. „Sie haben sich verändert. Sie haben sich immer mehr zurückgezogen und sich vor den anderen abgeschottet. Ich war eine der wenigen, zu denen sie damals noch wenig Kontakt hatten. Ich weiß nicht viel, nur dass eines nachts drei Männer aufgetaucht sind. Alle drei hatten schwarze Umhänge an. Ich habe sofort gespürt, dass sie nichts Gutes im Schildes führen und mich ihnen entgegen gestellt. Einer der Männer hat seinem Komplizen befohlen, mich anzugreifen und so entbrannte ein Kampf. Was ich damals noch nicht wusste war, dass mein Gegner ein Werwolf war, der auch einen Zauberstab führen konnte. Er überwältigte mich und biss mich noch dazu. So übertrug er den Fluch auf mich. Was dann passierte, weiß ich nur aus Erzählungen, denn ich bin dann ohnmächtig geworden. Die anderen beiden Männer müssen weiter gegangen sein und haben das Paar umgebracht.“, sagte die Frau und ihr kamen wieder die Tränen. Nun mischte sich Thomas in das Gespräch mit ein. „Sie sagten, dass das Paar noch einen Jungen hatten. Was ist aus dem Kind geworden?“, fragte Thomas. Die Frau sah nun zu ihm herüber. „Die Eltern hatten immer Schutzvorkehrungen getroffen. Sie haben das Kind mit Sicherheit mit einem Portschlüssel zu ihren Verwandten geschickt!“ Cloud machte sich seine Gedanken darüber, doch er wurde aus diesen Gedanken gerissen, als Léon die Frau fragte: „Können Sie uns noch sagen, wie die Frau und der Mann hießen, die hier getötet wurden?“ Nun sah die Frau Léon misstrauisch an. „Du bist für dein Alter ziemlich neugierig. Was geht dich diese ganze Sache an?“, fragte sie und sah Léon trotzig in die Augen. „Ich hab einen ziemlich schlimmen Verdacht und wenn dieser stimmt, sitzt da so ein gewisser Jemand ziemlich in der Scheiße!“, antwortete Léon und sah die Frau grimmig an. Die Frau schluckte, schloss die Augen und sagte dann: „Sie hießen Hans und Monika Wulff!“ Im ganzen Wohnzimmer war es bereits eisig kalt und ihr Atem bildete kleine Wölkchen über ihren Köpfen, doch als die Frau den Namen der Getöteten nannte, wurde es noch einmal 10 °C kälter und eine Schicht aus Eis bildete sich auf dem Boden und an den Wänden. In Cloud keimte ein schrecklicher Verdacht auf. Es war der gleiche Verdacht, den schon Léon vorher hatte. „Wie? Wie hieß der Junge, den die Eltern weggeschickt haben?“, fragte nun Cloud mit zitternder Stimme. Die Frau schien zu bemerken, das hier etwas ganz und gar nicht stimmte, denn sie trat ein paar Schritte zurück, bis sie aus versehen auf eine Pfote eines Wolfs trat, der sie daraufhin anknurrte. „Sie haben den Jungen nur weggeschickt, weil sie ihn liebten und ihn beschützen wollten!“, sagte die Frau leise. Cloud sah sie mit einem solch durchdringenden Blick an, dass sie zusammenzuckte. „Den Namen! Nennen Sie mir den Namen des Jungen!“, zischte er leise. Wieder ließ die Frau ein Wimmern hören. Das Wimmern hörte sich nach einem Namen an, doch er war nicht zu verstehen. „Den Namen! Nennen Sie uns den Namen!“, forderte nun Léon die Frau auf. Diese schloss die Augen und holte tief Luft, als wenn sie gleich in ein Schwimmbecken springen würde. Dann sagte sie den Namen. „Der Name des Jungen ist Cloud!“ Für Cloud war es, als wenn die Zeit plötzlich stehen geblieben wäre. Er hörte nichts mehr. Er spürte nichts mehr. Er war zu sehr gefangen in dem Schock, der durch seinen Körper jagte. Léon redete auf ihn ein, doch Cloud nahm seine Worte nicht wahr. Seine Eltern waren also wirklich von dem dunklen Lord umgebracht worden und Lucius Malfoy war bei ihm gewesen. Als Cloud wieder etwas zu spüren begann, spürte er zuerst, wie sich warme Arme um seinen Körper gelegt hatten und ihn in eine Umarmung zogen. Das nächste, was Cloud mitbekam war, dass etwas nasses seine Hand ableckte. Er sah an seinem Arm herunter zu seiner Hand und sah, dass einer der Wölfe, der Größte mit einer Narbe über dem linken Auge, seine Hand ableckte. Er zitterte nun heftiger denn je. „Ich muss hier weg!“, flüsterte Cloud. Er wollte sich vorwärts bewegen, doch sein Körper wollte nicht reagieren. Thomas trat vor Cloud und ging auf die Knie. „Steig auf. Ich trage dich!“, sagte er. Die warmen Arme von Léon, der seinen Bruder schon die ganze Zeit umarmt hatten, lösten sich von Cloud und dieser fiel nach vorne, direkt auf den Rücken seines Vaters. Er starrte nur noch geradeaus auf die Winterjacke seines Vaters. Thomas erhob sich mit Cloud auf dem Rücken und sagte dann zu der Frau: „Wir bringen Cloud jetzt zurück zu unserer Hütte. Das alles war zu viel für einen Jungen in seinem Alter. Wir würden jedoch noch einmal auf Sie zurück kommen, wenn Sie nichts dagegen haben!“, sagte Thomas und nickte der Frau zu. Diese nickte. „Natürlich. Sie finden mich immer im magischen Findling! Ich werde ab jetzt immer für Cloud da sein, da ich weiß, dass er in guten Händen ist. Eins sollten Sie jedoch noch wissen! Clouds leibliche Eltern haben mich zu seiner Patentante gemacht!“, sagte sie und reichte Béatrice noch eine kleine Visitenkarte des Ladens, auf der auch ihre private Telefonnummer stand. Béatrice und Thomas nickten und verließen dann zusammen mit Léon und Cloud, der noch immer auf dem Rücken seines Vaters lag, das zerstörte Haus der Familie Wulff. Ende des 30. Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)