Zwischenblut von Kouichi ================================================================================ Kapitel 17: Eine (fast) normale Familie --------------------------------------- Eine vampirische Familie Ein paar Tage nach ihrer Einkauftour erwachte Cloud früh morgens aus dem Schlaf. Er reckte sich und stand aus seinem Bett auf. Er ging hinüber ins Badezimmer, duschte und zog sich an. Danach verließ er sein Zimmer und ging hinunter in den Speisesaal. Als er in den Speisesaal eintrat, erblickte er bereits seine Eltern, die am Frühstückstisch saßen und gemeinsam frühstückten. Sie wünschten ihm einen guten Morgen und Cloud setzte sich mit einer Schüssel Cornflakes zu ihnen. Auch seine Eltern waren bereits angezogen und sein Vater war bereits passend gekleidet für einen Bürojob. Da fiel Cloud ein, dass er noch nicht einmal wusste, was seine Eltern vom Beruf her waren und hakte er nach. „Ich weiß leider noch nicht besonders viel über das Leben als Vampir, oder über die Familie, über euch...!“, sagte Cloud und er wurde immer leiser und brach dann ab. Béatrice und Thomas lächelten ihn wohlwollend an. Seine Mutter schloss seine Hände in die ihre und sagte: „Cloud, Schatz, dass du noch nicht so viel weißt über das Leben als Vampir ist ganz normal. Es wird einige Zeit dauern, bis du alle aus der Familie kennen gelernt hast. Dein Vater ist der Leiter einer großen Bäckerei mit mehreren Filialen in Deutschland und ich bin Leiterin eines großen Pharmakonzerns. Damit du auch mehr über unsere Arbeit kennenlernst, haben dein Vater und ich beschlossen, dass wir dich jeweils für einen Tag mitnehmen werden!“ Cloud sah überrascht zuerst zu seiner Mutter, dann zu seinem Vater. „Das ist super. Wann können wir gehen?“, fragte er und sprang vom Stuhl auf. Thomas lächelte und erwiderte: „Schön, dass du so voller Tatendrang bist. Iss jetzt auf und zieh dir dann deine Jacke an. Du wirst zuerst mit mir mit kommen. Aber ich warne dich. So ein Tag im Büro kann sehr langweilig für einen jungen Vampir wie dich werden!“ Thomas musterte seinen Sohn mit einem intensiven Blick. Aber für Cloud war das kein Grund um zurück zu schrecken von seinem Vorhaben, seine Eltern jetzt richtig kennen zu lernen. Er nickte, verschlang mit wenigen Zügen seine restlichen Cornflakes und räumte seine Schale und die Milch dahin zurück, wo sie hingehörten. Danach ging Cloud in den Eingangsbereich und nahm aus einem Kleiderschrank, der in der Wand eingelassen worden war und seine Jacke daraus hervor und zog sie sich an. Thomas kam kurz nach Cloud in die Eingangshalle und er zog sich ebenfalls eine Jacke an. Danach verabschiedeten sie sich von Béatrice und verließen das Haus. Sie stapften durch den hohen Schnee hinüber zur Garage und Thomas öffnete diese, indem er einen Code in ein Gerät eingab, das an der Wand angebracht worden war. Mit einem lauten Knarren öffnete sich die Garage und gab einen schwarzen BMW frei. Die Garage war riesig und mindestens drei Autos hätten hineingepasst, doch momentan stand nur der schwarze BMW in der Garage. Thomas schloss das Auto auf und sie stiegen gemeinsam ein. Cloud schnallte sich an und Thomas steuerte das Auto aus der Garage und vom Gelände der Villa. „Ich weiß, das dir dieser Streit und die verlorene Freundschaft zu deinen Mitschülern schwer zugesetzt hat, aber ich muss dir sagen, dass ich sehr stolz auf dich bin. Dass du dich gegen deine Mitschüler gestellt hast und dich vor denen, die nach der Meinung deiner Mitschüler als minderwertig gelten, gestellt hat, zeugt von Anstand, Mut und wahrhaftiger Größe. Ich kenne niemanden in deinem Alter und auch die, die viel älter sind als du, haben nur selten soviel Charakterstärke bewiesen wie du es hast!“, sagte Thomas, nahm seine rechte Hand vom Lenkrad und klopfte Cloud, seinem Sohn, auf die Schulter. Cloud musste schlucken. So ein Kompliment hatte ihm noch niemand gemacht und dass er es jetzt von seinem Vater bekam, machte ihn mehr als sprachlos und er kämpfte gegen den Klos in seinen Hals. Als er langsam die Sprache wiedererlangte, sagte er: „Danke, aber ich bin nicht allein zu dieser Entscheidung gekommen. Ein Mädchen, die zum einen Teil Hexe und zum anderen Teil nichtmagisch ist, hat mir das klar gemacht. Sie dachte, dass ich ebenfalls ein reinblütiger Zauberer bin, was aber nicht stimmt. Ich habe begriffen, dass der Wahn mit dem reinen Blut zu einer Welle der Gewalt führen würde, wie es sie noch nie gegeben hat. Zudem bin ich ja nach dieser Wahnvorstellung ja selbst nur minderwertig, denn ich bin zur Hälfte ein Zauberer und zur anderen Hälfte ein Vampir!“ Cloud lächelte bei dem Gedanken, was für Gesichter seine ehemaligen Freunde machen würden, wenn er ihnen dies auf die Nase binden würde. „Du bist nicht minderwertig, nur weil du zur Hälfte Zauberer und Vampir bist, sondern du bist genauso viel wert wie jedes andere Lebewesen auf dieser Welt und für uns bist du noch viel mehr wert als ich mit Worten sagen könnte, denn du bist unser Sohn.“ Sagte Thomas und in seiner Stimme schwang eine Spur von Stolz mit. Bei den Worten seines Vaters wurde Cloud ganz warm ums Herz. „Ich danke dir. Genau das habe ich dem Typen gesagt, den ich früher noch als einen meiner Freunde bezeichnet habe. Ich muss dir jetzt etwas gestehen. Als Léon mir damals das Angebot machte, mich in einen Vampir zu verwandeln und mich so in die Familie zu integrieren, da habe ich nicht mit einer Silbe an die Kräfte eines Vampirs gedacht, sondern nur daran, dass ich endlich eine Familie bekomme, die mich versteht und die mich stützt und auch unterstützt so wie ich bin.“ Erwiderte Cloud und sah durch die Heckscheibe, wie sie auf das Firmengelände des Bäckereikonzerns fuhren. Thomas parkte das Auto in einer freien Parklücke und sie stiegen gemeinsam aus. „Das glaube ich dir, aber du hast auf mich damals, als wir dich zum ersten mal sahen, nicht den Eindruck gemacht, als wenn du dir große Hoffnungen machst, aus diesem Heim zu kommen!“, sagte Thomas und Cloud nickte darauf. Während sie das Firmengebäude betraten, erklärte Cloud seinem Vater, wie schon viele Pflegeeltern sich hätten vorstellen können, Cloud zu adoptieren, es dann aber doch nicht getan hatten. Als sie in die Eingangshalle traten, sah sich Cloud verblüfft um. Die Eingangshalle war riesig und sie spaltete sich in drei Gänge. Jeweils ein Gang führte nach Westen, einer nach Osten und einer nach Norden, wobei der Weg nach Norden sie durch eine Treppe hinauf in die oberen Stockwerke führte. Sie stiegen die Treppe hinauf und folgten einem langen Gang, der einige Abbiegungen hatte. Sie folgten dem Weg dann nach rechts und kamen in eine Sackgasse, wo es nur noch eine Tür gab. An der Tür war fein und säuberlich ein Schild mit der Aufschrift „Thomas zu Wallenstein, Direktor von „Bäckers Meisterhand“, Sekretärin: Beate Riesel“ angebracht worden. Thomas öffnete die Tür und trat hinein. Cloud folgte ihm und fand sich in einem Büro wieder, dass offensichtlich viel Stauraum bot für Akten und andere wichtige Materialien. An einem Schreibtisch saß eine Frau mittleren Alters, die in größter Eile etwas auf ihrer Tastatur tippte. Als Cloud hinter sich die Tür schloss, sah die Frau vom Bildschirm des Computers auf und ihre Augen weiteten sich. „Herr zu Wallenstein, gut dass Sie da sind. Die anderen Mitglieder des Vorstands haben für in einer halben Stunde eine Sitzung angelegt und ich konnte Sie nicht auf Ihrem Handy erreichen, weil es ausgeschaltet war. „Es tut mir Leid, aber ich hatte wichtigeres mit meinem Sohn zu besprechen. Wenn ich vorstellen darf. Das hier ist mein Sohn Cloud. Meine Frau und ich haben ihn im Sommer adoptiert. Kurze Zeit darauf musste er zurück ins Internat, weshalb ich ihn nicht vorher vorstellen konnte!“, sagte Thomas und legte die Hand auf Clouds Schulter. Cloud reichte der Sekretärin die Hand und begrüßte sie. Sie schüttelte Clouds Hand und nahm dann wieder platz hinter ihrem Schreibtisch. Thomas ging an ihrem Schreibtisch vorbei und trat durch eine Tür, die in einen weiteren Raum führte. Cloud folgte seinem Vater und war vollkommen verblüfft, als er in einem Büro stand, das doppelt so groß war wie das der Sekretärin. Thomas stellte seine Aktentasche neben seinem Schreibtisch ab und gemeinsam mit Cloud verließ er wieder sein Büro. Thomas bat Frau Riesel, dass sie doch bitte unten im Lager anrufen und um einen weiteren Bürostuhl bitten solle. Danach verließen Thomas und Cloud das Büro. „Wieso ist es hier so stickig?“, fragte Cloud und lockerte sich etwas den Kragen, um mehr Luft zu bekommen. Thomas lächelte amüsiert. „Für normale Menschen wäre die Luft frisch und klar, aber für uns Vampire ist diese Luft schon stickig. Daran merke ich, dass dein Körper sich nun ganz an die vampirischen Neuerungen gewöhnt hat!“, sagte Thomas so leise, dass es nur Cloud hören konnte. Sie gingen den Gang entlang, den sie schon vorhin genommen hatten und als sie an der Gabelung ankamen, nahmen sie diesmal den linken Weg. Dieser Gang war weiter als die anderen Gänge und er war gesäumt von mehreren Bürotüren. Am Ende des Ganges stand eine Tür bereits weit offen und Thomas betrat den Raum. Als Cloud ihm folgte, sah er, dass der Raum ein riesiges Besprechungszimmer mit einem großen Tisch in deren Mitte war, an dem bereits mehrere Frauen und Männer saßen. Die sitzenden Personen erhoben sich, sobald sie Thomas sahen. Thomas ging zu dem einzigen freien Stuhl, der an der Stirnseite des Tisches stand und setzte sich. Cloud stellte sich neben ihn, nahm allerdings nicht platz, so wie die anderen Personen sich wieder setzten, denn für ihn war kein Stuhl mehr übrig. „Guten Morgen und danke, dass ihr alles so gut in meiner Abwesenheit geleitet habt!“, begrüßte Thomas die Anwesenden. Einige begrüßten Thomas mit freundlichen Worten, andere nickten nur und Cloud konnte eine gewisse Erleichterung in ihren Gesichtszügen sehen. „Schön, dass du wieder hier bist, aber du hast uns noch nicht gesagt, wer der junge Mann an deiner Seite ist!“, sagte einer der anwesenden Männer. Der Mann, der gerade gesprochen hatte, sah mit seiner Brille und den hervorstehenden Schneidezähnen aus wie ein Biber und bei diesem Gedanken musste Cloud darauf achten, seine geistige Barriere aufrecht zu erhalten. „Der junge Mann hier ist mein Adoptivsohn Cloud. Wir haben ihn bereits im Sommer adoptiert, allerdings ist er kurz darauf in seine Schule zurückgekehrt und nun hat er Weihnachtsferien. Er wollte mal sehen, wo und wie ich arbeite, deshalb ist er heute mitgekommen. Ich hoffe, dass ihr euch durch seine Anwesenheit nicht gestört fühlt! Er wird bis zur Mittagspause bleiben.“ Sagte Thomas und klopfte Cloud auf die Schulter. Cloud nickte und sah reihum in die Gesichter. Jede einzelne Person begrüßte Cloud und erklärte den Bereich, für den er oder sie zuständig sei. Nachdem sich alle Personen vorgestellt hatten, hatte man nun auch einen Stuhl für Cloud organisiert und die Besprechung begann. Die Themen waren neue Filialen, neue Produkte, von denen sogar einige zum kosten da waren. Cloud bekam ein Plunderstück, dass mit Zimt und Apfel gefüllt sein sollte, doch als Cloud hinein biss, hatte er Vanillepudding und Rosinen im Mund. Er schluckte seinen Bissen herunter und als eine großgewachsene Frau ihn fragte, wie es denn geschmeckt habe, sagte Cloud wahrheitsgemäß, dass es keine Füllung von Apfel und Zimt war, sondern dass sich dort Vanillepudding und Rosinen befunden haben und das es keine gute Mischung gewesen wäre. Das von Cloud angebissene Gebäckstück wurde mit einer Serviette herum gereicht und ein etwas älterer Mann, von dem Cloud jetzt auch wusste, dass er Bäckermeister und für die Produktionsstätte verantwortlich war, erhob sich und sagte mit einer tiefen, brummenden Stimme: „Da ist wohl ein Fehler unterlaufen. Ich werde gleich nach dieser Besprechung diesem Fehler auf den Grund gehen.“ Cloud wischte sich mit einer Serviette den Mundwinkel ab. Das nächste Stück, das er probieren sollte war ein Pfannkuchen mit einer Nugat- und Vanillecremefüllung. Diesmal war sogar das angegebene enthalten. Für Cloud war der Geschmack zu süß, doch er wusste, dass dies auf seinen gesteigerten Geschmackssinn zurück zu führen war und so sagte er, nachdem er seinen Bissen heruntergeschluckt hatte: „Schmeckt wirklich sehr gut. Für Silvester ist es eine hervorragenden Idee, doch die Mischung aus Nugat und Vanillecreme ist zu viel. Jeweils eine Geschmacksrichtung reicht und etwas mehr Füllung sollte enthalten sein, sonst ist es mehr Teig als alles andere!“, meinte Cloud. Der Bäckermeister, der sich noch vor kurzem sein Bedauern über den letzten Fehler in seiner Backstube ausgedrückt hatte, sagte: „Gut, wir werden deinen Einwand berücksichtigen, aber wegen der Füllung muss ich sagen, dass dies die vorgesehene Menge ist. Wenn wir noch mehr hineinfüllen, würden wir mehr Füllmenge benötigen, was mehr Kosten bereiten würde, was schlussendlich dazu führen würde, dass das Produkt, nämlich der Pfannkuchen, im Preis steigen würde und bei einem preishohen Pfannkuchen überlegen es sich Kunden zweimal, ob sie unsere Pfannkuchen oder doch nicht eher die billigen aus dem Supermarkt nehmen. Wir können aber trotzdem mal darüber diskutieren!“ Die anderen Konferenzmitglieder nickten und die nächsten Themen waren mehr theoretischer Natur und Cloud musste sich selber eingestehen, dass er nicht alles davon verstand, trotzdem hörte er interessiert zu und zeigte keinerlei Desinteresse. Nach zwei Stunden war die Besprechung vorbei und Cloud verließ nach seinem Vater den Besprechungsraum. „Das hast du sehr gut gemacht, Cloud!“, lobte Thomas und sah zu seinem Sohn herab. Cloud kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ach, ich hab doch nichts großartiges gemacht. Ich hab nur meine Meinung gesagt, dass ist alles!“, sagte Cloud und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Du wirst es wahrscheinlich noch nicht glauben, aber manchmal ist es schon eine große Tat, seine eigene Meinung zu vertreten, auch wenn eine Menge Leute anderer Meinung sind. Bestes Beispiel sind deine Schulkameraden. Hier in meiner Firma wäre das beste Beispiel der Pfannkuchen, den du beschrieben hast mit der Füllung. Ich war dagegen, dass eine Mischung hineinkommt, aber sie haben es trotzdem getan und jetzt haben sie die Quittung dafür bekommen. Die Panne mit dem Plunder war wirklich zu komisch. Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen.“ Sagte Thomas und lächelte bei diesem Gedanken, den er dann auch seinem Sohn hinüber sendete. Als das Bild über Clouds verzogene Miene in seinen Gedanken aufflackerte, musste Cloud selbst schmunzeln. Sie gingen zurück in Thomas` Büro und Cloud bekam dort die Aufgabe, unwichtige Akten zu schreddern. Diese, wenn auch kleine Aufgabe, beschäftigte Cloud bis zur Mittagspause. Als diese begann, verließen Thomas und Cloud sein Büro und machten sich hinab auf den Weg in die Kantine, die sich im Erdgeschoss befinden sollte. Clouds Magen grummelte schon eine ganze Weile, und das nicht nur, weil er Hunger auf herkömmliche Nahrung hatte, sondern auch weil er seit ganzen zwei Tagen kein Blut mehr zu sich genommen hatte. Thomas entging das nicht und so nahm er sein Handy aus der Hosentasche und schrieb jemandem eine SMS. Als sie die Kantine betraten, umwehte Cloud ein köstlicher Duft. Er stellte sich mit seinem Vater am Ende der Schlange an, nahm sich ein Tablett und wartete darauf, dass er dran kam. Nach nur kurzer Wartezeit war dann auch endlich Cloud an der Reihe. Er konnte zwischen Spagetti Bolognese und einem vegetarischen Nudelauflauf wählen. Cloud entschied sich für die Spagetti und gemeinsam mit Thomas setzte er sich an einen der Tische und begann zu essen. „Na, wie hat es dir gefallen?“, fragte Thomas und sah seinen Sohn an. „Naja, es geht so. Es ist ziemlich trocken. Ich werde mich jetzt noch nicht entscheiden, was ich später lernen werde. Aber hast du es bemerkt? Die Frau, die mich befragt hat, wie der Plunder geschmeckt hat und auch dieser Bäckermeister, beide haben wie die Geier auf deinen Platz gestarrt, ganz so, als würden sie selber gerne dort sitzen und deine Position einnehmen.“ Sagte Cloud und schaufelte sich wieder ein paar Nudeln in den Mund. Thomas nickte. „Tja, so ist es halt im Leben. Nichts wird einem gegönnt. Jeder will besser sein als der Andere. Aber mach dir keine Sorgen. Mich kann man nicht aus dem Chefsessel stoßen, denn ich habe 100% der Firma. Wir müssen uns jetzt ein wenig beeilen, denn Wiki holt dich in einer Viertelstunde ab.“ Sagte Thomas und die beiden machten sich schnell über ihr restliches Essen her. Nachdem sie fertig waren, räumten sie ihre Tabletts weg und gingen zurück in die Eingangshalle der Firma. Sie verließen das Gebäude durch die gleiche Tür, durch die sie auch reingekommen waren. Schon als sie hinaus ins Freie traten, blies Cloud ein eisiger Wind um die Ohren. Dort, auf dem Parkplatz, wartete bereits eine junge Frau auf einem Motorrad auf Cloud. Thomas führte Cloud zur Motorradfahrerin. Die Frau nahm den Helm ab und eine pinke Haarmähne kam zum Vorschein. „Wiki!“, stieß Cloud aus und umarmte seine Tante. Wiki lachte herzhaft auf. „Hey, nicht so stürmisch, Großer! Hier, nimm den Helm, wir fahren jetzt mal wohin!“, sagte sie und reichte Cloud einen Ersatzhelm. Cloud nahm den Helm, setzte ihn sich auf den Kopf und stieg hinter Wiki auf das Motorrad. Er umfasste ihren Bauch und hielt sich so an ihr fest. Da stieg ihm ein Geruch in die Nase, der nicht selbst von Wiki auszugehen schien, sondern nur an ihr anhaftete. Der Geruch war herber und männlicher als der feinseidige und exotische Geruch von Wiki. Cloud beschloss erst mal, sich darüber keine Gedanken zu machen und verabschiedete sich von seinem Vater und dankte ihm dafür, dass er heute mitkommen durfte. Wiki startete die Maschine und fuhr los. Über das Gelände der Firma fuhr sie noch langsam, oder als sie das Gelände verlassen hatten und Thomas sie nicht mehr sehen konnte, fuhr Wiki sofort auf die Autobahn und beschleunigte auf mehr als 200 km/h . Cloud pfiff der Fahrtwind nur so um die Ohren und es machte ihm spürbar riesigen Spaß. Nach einer ganzen Weile verließ Wiki wieder die Autobahn und sie reduziert ihre Geschwindigkeit auf die angegebene Höchstgeschwindigkeit. Sie erreichten eine Gabelung und Wiki schlug die Straße nach links ein. Cloud wusste, dass sie auf direkten Weg nach Wildau waren, denn bei der Gabelung gab es ein Schild, dass den linken Weg als direkte Strecke nach Wildau auswies. Doch noch bevor sie den Ort Staacken, der Ort, der vor Wildau lag, erreichten, bog Wiki auf eine schmale Straße ab. Sie fuhr diesen Weg nur eine Minute, bevor sie die Maschine zum Stillstand brachte. „Wir sind da!“, sagte sie und stieg vom Motorrad ab. Cloud stieg ebenfalls vom Motorrad ab und sah sich den Platz an, an dessen Ende sie standen. Der Platz war voller Reifenspuren und Cloud konnte deutlich die Motorgeräusche der Maschinen hören. Wiki legte ihren Arm um Clouds Schulter und führte ihn am Rand des Platzes entlang auf ein kleines Häuschen mit Garage zu. Als sie an dem Häuschen angekommen waren, klopfte sie an die Tür und kurze Zeit später öffnete sich diese. Ein schlacksiger Mann mit einem Spitzbart öffnete die Tür und fragte Cloud dann direkt: „Motorrad oder Kart?“ Cloud sah den Mann nur verwirrt an, doch Wiki antwortete für ihn: „Motorrad natürlich!“ Der Mann nickte und stapfte dann zur Garage hinüber. Er schloss sie auf und ging hinein. Kurz darauf schob er ein kleines Motorrad aus der Garage. Am Lenker des Motorrads baumelte ein Helm. Der Mann übergab Cloud dann das Motorrad, den Helm und dazu noch einen Motorradanzug in Clouds Größe. Er erklärte Cloud die wichtigsten Dinge, die bei der Fahrt zu beachten seien und dann zog sich Cloud den Helm über den Kopf, die Schutzkleidung konnte er sich einfach so über seine eigene Kleidung ziehen und schob die kleine Maschine auf den Platz. Er stieg auf die Maschine und startete sie mit dem Kickstarter. Er ließ die Maschine langsam anfahren, damit er sich an das Gefühl gewöhnen konnte. Dann beschleunigte er und fuhr die ersten Runden. Er war allerdings nicht alleine auf der Piste, denn noch jemand weiteres fuhr ein kleines Motorrad. Als er neben dem anderen Jungen fuhr, erkannte er, dass es Léon war. Sie passten beide auf, dass sie nicht miteinander zusammenstießen. Als Cloud und Léon die Runde beendeten, sahen sie Wiki, wie sie mit einer Zielflagge herumwedelte. Beide beschleunigten noch einmal und versuchten als erster ins Ziel zu gelangen. Beide waren gleichauf, doch dann fuhr Clouds Motorrad in eine Fahrrille und Cloud rutschte weg und krachte mit dem Motorrad auf den Boden. Er rappelte sich auf, stieg wieder auf das Motorrad und fuhr den restlichen Weg zum Ziel, wo bereits Wiki und Léon auf ihn warteten. „Alles ok bei dir?“, fragte Wiki, als Cloud neben ihr zum Stehen kam. „Klar doch, ich bin ja nicht aus Zucker!“, gab Cloud mit einem Grinsen zurück und zog sich den Helm über den Kopf. Er zog sich auch die Schutzkleidung aus, denn Léon hatte schon das selbe getan und schob seine Maschine zurück zum Hüttenbesitzer. Am Haus wartete nicht nur deren Besitzer, sondern auch Béatrice auf sie. „Mutter, was machst du denn hier?“, fragte Léon und sah fragend zu seiner Mutter herüber. Béatrice lächelte. „Wiki hatte mich angerufen und gebeten, euch hier abzuholen. Deshalb bin ich hier!“, beantwortete sie die Frage ihres Sohnes. Auch Cloud begrüßte seine Mutter und umarmte sie. Er überreichte die Maschine mitsamt Schutzkleidung dem Besitzer und ging dann zusammen mit Béatrice, Wiki und Léon zurück zum Auto. Am Auto angekommen bedankten sich die beiden Brüder und verabschiedeten sich von Wiki. Danach stiegen sie in das Auto, was diesmal keine Limousine, sondern ein kleiner, orangefarbener Golf war, ein und fuhren los. „Das war wirklich klasse!“, sagte Léon, worauf ihm Cloud begeistert zustimmte. Sie fuhren zurück zum Anwesen und als sie in der Garage ausstiegen, schwankte Cloud ein wenig. Léon hielt ihn auf den Beinen und sah ihn besorgt an. „Cloud, was ist los mit dir?“, fragte Léon besorgt und besah sich seinen Bruder genauer an. Béatrice war das natürlich nicht entgangen und sie ging mit raschem Schritt hinüber zu ihren Söhnen und sah Cloud genauer an. Sie sah ihrem Sohn direkt in die Augen, dann sagte sie: „Er braucht Blut. Die kleine Menge bei seinem Willkommensessen hat natürlich nicht gereicht. Komm mit ins Haus, dort gibt es frisches Blut!“, sagte Béatrice. Cloud hob wie benommen den Kopf und in seinen Augen konnte man deutlich das dunkle Verlangen sehen, was seinen Körper momentan so sehr verzerrte. So schnell sie konnten betraten sie das Haus und ohne sich ihrer Kleidung zu entledigen marschierten sie in die Küche. Béatrice riss den Kühlschrank auf und holte eine Blutkonserve heraus. Sie öffnete den Verschluss und schob ihn Cloud in den Mund. Sie drückte zweimal leicht auf die Konserve, damit etwas von deren Inhalt herauskam und als Cloud gemerkt hatte, was sie in dem Beutel befand, fing er an, an ihr zu saugen wie an einem Strohhalm. In weniger als einer Minute war der Beutel komplett leer und Cloud ließ den leeren Beutel auf den Küchentisch fallen. „Das war jetzt wirklich nötig!“ ,sagte er und wischte sich einen Tropfen Blut von seinem Mundwinkel. Béatrice räumte den leeren Beutel weg, dann baute sie sich vor ihrem Sohn auf und für Cloud war sie jetzt wirklich furchterregend. „Das, mein Lieber, glaub ich dir jetzt gern. Du hast in den letzten zwei Tagen kaum etwas zu dir genommen, was für einen Jungvampir sehr gefährlich ist. Ich habe keine Lust dich eines nachts irgendwo in einer dunklen Straßenecke zu finden, wie du dich nach Blut verzehrst und dort schmerzhafte Qualen erleidest.“ Sagte sie und bohrte ihren spitzen Zeigefinger in Clouds Brust. Er ließ ein wenig den Kopf hängen. Sie sah ihren Sohn mit einem wütenden Blick an, doch nach kurzer Zeit wurde ihr Blick weicher und sie umarmte ihre beiden Jungs. „Ich denke, wir sollten jetzt gemeinsam mal raus gehen und dort für Cloud Blut besorgen!“, sagte Léon, worauf ihm Béatrice zustimmte. Langsam verließen die beiden Brüder das Anwesen und gingen die Straße hinab in die Kleinstadt. Dort mussten sie nicht lange suchen, um für Cloud etwas passendes zu finden, denn in der Nähe einer kleinen Disco fanden sie zwei junge Mädels, die sich auf den Weg zur Disco befanden. Léon redete sie an und schon als sie in seine Augen sahen, waren sie von seinem Blick so gefesselt, dass sie sich nicht mehr fortbewegten. Léon zog seinen Bruder in den Schatten des Discogebäudes und die beiden Mädels folgten ihnen. Er setzte Cloud auf einem umgestürzten Eimer ab und ließ eines der Mädels vor ihm niederknien. Das Mädchen bewegte sich schon so von allein zu Cloud, dass dieser nur noch in ihren Hals beißen musste. Er öffnete seinen Mund, so dass man seine verlängerten Eckzähne sehen konnte. Er bewegte seinen Mund bis zu ihrem Hals, doch noch bevor er seine Zähne in seinen Hals versenkte, kamen ihm verwirrende Gedanken in den Kopf. „Was mache ich hier überhaupt? Was gibt mir das Recht, mir einfach ihr Blut zu nehmen? Was passiert, wenn ich zuviel von ihr trinke?“ Mit diesen Gedanken meldete sich Clouds Gewissen zu Wort und er schloss den Mund wieder. Léon war das natürlich nicht entgangen, auch wenn er bereits etwas von dem anderen Mädchen getrunken hatte. Er ließ das Mädchen zu Boden sinken und ging zu Cloud herüber. Er nahm sein Taschenmesser aus der Hosentasche, ritze damit das Handgelenk des Mädchens ein wenig auf, so dass sich wenige Blutstropfen an der Klinge des Messer sammelten und hielt es dann seinem Bruder an die Nase. Cloud nahm den Geruch des frischen Blutes auf, doch er kämpfte gegen seinen innerlichen Drang an, in den Hals des Mädchens zu beißen. Léon wedelte weiter mit der Messerspitze vor der Nase seines Bruders herum und Cloud gab schließlich seinem inneren Drängen nach und biss in den Hals des Mädchens. Das Blut rann aus dem Hals und Cloud sog es gierig auf. Für ihn war es wie das lebensrettende Atem holen nach einem sehr langen Tauchgang. Er sog nur ein paar mal, dann ließ er reflexartig von dem Mädchen ab. Das Mädchen sackte erschöpft zu Boden und Cloud wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. Er zitterte vor Entsetzen darüber, was er angerichtet hatte. Léon legte seine Hand auf die Schulter von Cloud und sagte dann in einem leisen Tonfall: „Das Gewissen ist unser ständiger Begleiter. Es straft dich jetzt mit einem schlechten Gefühl, aber du solltest mit deinem Gewissen vereinbaren, dass du die Mädchen nicht tötest und nur so viel von ihnen nimmst, dass dein Hunger gestillt ist und sie nicht sterben.“ Cloud herhob sich und ging schwankend an der Diskothek vorbei die Straße entlang. Léon folgte ihm und versuchte seinen Bruder wieder aufzubauen. Cloud hörte ihm nur mit einem halben Ohr zu und als sie das Anwesen erreichten, ging er in die Villa und sofort in sein Zimmer. Dort angekommen, ging er zu dem Regal rüber, in dem seine neuen DVD´s standen und besah sich deren Cover an. Die Box einer Animeserie, die auch über Vampire handelte, erregte seine Aufmerksamkeit und er zog sie aus dem Regal. Er ging mit der Box zu seinem Fernseher, schaltete diesen ein und legte die erste DVD in den dafür ausgelegten Rekorder. Er besah sich die ersten vier Folgen der Animeserie Vampire Knight an, um ein wenig von seiner Situation weg zu kommen. Danach schaltete er den Fernseher aus und ging in sein Bett . Nach nur wenigen Minuten schlief er ein, denn die Ereignisse des Tages hatten ihn ziemlich aufgewühlt und zum Ende übermannte ihn einfach nur noch der Schlaf. Währenddessen saßen Léon, Béatrice und Thomas im Esszimmer und sprachen über die vergangenen Geschehnisse. „Was meint ihr, was wird mit Cloud werden?“, fragte Léon und in seiner Stimme schwang die pure Unsicherheit mit. Béatrice und Thomas tauschten einen Blick, dann räusperte sich Thomas und sagte: „Wir müssen Cloud klar machen, dass er Blut zu sich nehmen muss, um überleben zu können. Blut ist für uns wie die Nahrung für Menschen.“ Léon und Béatrice stimmten ihm zu, dann ging jeder für sich in sein Bett. Am nächsten Tag wurde Béatrice bereits früh morgens um 7 Uhr von seiner Mutter geweckt. „Cloud, Liebling, wach auf! Wir müssen bald los!“, sagte Béatrice sanft und zog die Bettdecke zurück. Cloud streckte sich müde und gähnte herzhaft. Langsam stieg er aus seinem Bett und tappste in sein Badezimmer. Dort duschte er erst einmal ausgiebig, so dass sich die Müdigkeit aus seinem Geist wusch. Als er fertig war, verließ er die Duschkabine, trocknete sich ab und zog sich an. Danach verließ er das Badezimmer und ging zurück in sein Zimmer. Er verließ sein Zimmer und ging hinunter in den Speisesaal, wo bereits seine Mutter auf ihn wartete. Sie saß am Esstisch und hatte bereits zwei belegte Brote für Cloud fertig gemacht. Cloud setzte sich zu ihr und fing an mit dem Frühstück. Béatrice beobachtete ihren Sohn ganz genau. „Wie geht es dir heute morgen?“, fragte sie und goss Cloud einen Tee ein. Cloud zuckte mit den Schultern und trank dann einen Schluck von dem noch brühendheißen Tee. Er musste husten, als die heiße Flüssigkeit seine Kehle herunterrann. Béatrice klopfte ihm auf den Rücken. Als Cloud mit dem Essen fertig war, räumte er sein Geschirr in die Spülmaschine. Béatrice stand auf und gemeinsam verließen sie das Esszimmer und gingen in die Eingangshalle. Sie zogen sich an und verließen die Villa. Sie stapften durch den hohen Schnee und hinüber zur Garage. Béatrice öffnete die Garage mit dem gleichen Code, den auch schon Thomas am Tag zuvor benutzt hatte und trat in die Garage. Cloud folgte ihr gemeinsam stiegen sie in den kleinen Golf. Sie startete den Wagen und fuhr ihn aus der Garage und vom Gelände. Sie fuhr aus Wildau heraus und auf die Autobahn, die nach Berlin führte. Auf der Autofahrt unterhielten sie sich über die Schule,was dort noch alles weiter passiert war und Cloud erzählte ihr über das Buch, was er gefunden hatte und wo er den Zauber gefunden hatte, mit dem er Nurarihyon beschworen hatte. Nach einer Stunde fahrt kamen sie in der Hauptstadt an. Sie verließen die Autobahn und fuhren durch die Innenstadt. Als sie an dem Pharmakonzern ankamen, fanden sie sich in der Mitte Berlins wieder. Béatrice parkte das Auto auf dem Parkplatz und sie stiegen aus. Als Cloud aus dem Wagen gestiegen war, besah er sich das Gebäude genauer an. Es war aus rotem Backsteinen gebaut und einfach nur riesig. Béatrice rief nach Cloud und dieser erwachte aus seiner Starre. Schnellen Schrittes folgte er seiner Mutter und betrat das riesige Gebäude. Im Eingangsbereich gab es eine Rezeption, hinter der eine junge Frau saß. Als Béatrice an der Rezeption vorbeiging, grüßte sie die Frau und die Frau grüßte zurück. Sie stiegen in einen Aufzug, der sich gegenüber der Rezeption befand und Béatrice drückte den Knopf für den 6. Stock. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung und sie fuhren hinauf in das sechste Stockwerk. Dort angekommen stiegen sie aus dem Fahrstuhl und betraten einen langen Flur, der nur zwei Türen hatte. Béatrice hielt an der ersten Tür an, klopfte und trat hinein. Cloud folgte ihr und fand sich in einem Büro wieder. Hinter einem Schreibtisch saß ein Mann mittleren Alters und telefonierte gerade. Als er sie bemerkte, beendete er das Telefonat und trat hinter seinem Schreibtisch hervor. „Guten Tag Frau zu Wallenstein! Ich bin froh, dass Sie wieder zurück sind. Ihre Termine häufen sich und außerdem...!“, begann er, doch Béatrice hob die Hand, um ihren Sekretär zu unterbrechen. „Meine Termine werde ich wahrnehmen, doch ich möchte Ihnen zuerst meinen Sohn Cloud vorstellen! Mein Mann und ich haben Cloud im letzten Sommer adoptiert, allerdings musste er kurze Zeit darauf wieder in das Internat zurückkehren, auf das er geht, weshalb wir ihn noch nicht vorstellen konnten. Kontaktieren Sie bitte alle Mitglieder des Vorstands, dass ich für 12 Uhr eine Sitzung haben möchten. Ich dulde keinerlei Ausreden!“, sagte Béatrice und verließ das Büro ihres Sekretärs. Cloud folgte seiner Mutter und gemeinsam gingen sie das letzte Stück des Ganges und durch die zweite Tür. Als Cloud Béatrices Büro sah, war er irgendwie enttäuscht. Das Büro war zwar groß, allerdings war es sparsam eingerichtet worden. Cloud dachte, dass es hier nur so vor teuren Möbeln so strotzen würde, aber dem war nicht so. Der Schreibtisch von Béatrice war groß, aber nicht mit irgendwelchen teuren Verzierungen versehen und auch der Sessel war nicht so protzerhaft, wie Cloud es eigentlich bei einer Chefin erwarten würde, sondern schlich und elegant. „Und, wie gefällt dir mein Büro?“, fragte Béatrice und Cloud bemerkte, dass seine Mutter ihn genaustens beobachtet hatte. „Es sieht gut aus. Nicht so protzig wie man es bei einer Chefin eines großen Pharmakonzerns denken könnte. Schlicht und elegant!“, antwortete Cloud. Béatrice nickte und setzte sich in den Sessel hinter ihrem Schreibtisch. Cloud setzte sich auf einen der Stühle, die vor dem Schreibtisch standen. Béatrice seufzte schwer, dann fing sie an zu sprechen. „Léon hat mir gestern Abend berichtet, was passiert ist. Du hast mit dir und deinem Gewissen gerungen. Das Gewissen ist ein zweischneidiges Schwert. Es kann unser Antrieb und zugleich unser Untergang sein. Wenn wir etwas für moralisch, ethisch oder aus religiösen Gründen für unvertretbar halten, dann hindert uns meist unser Gewissen daran, dies zu tun. Aber wir als Vampire müssen jeden Tag mit unserem Gewissen kämpfen, wenn wir zum Beispiel Blut trinken. Glaubst du denn, dass selbst die ältesten Vampire dies tun können, ohne es zuvor mit ihrem Gewissen vereinbart zu haben?! Ich kann dir sagen, dass ich in den 900 Jahren, in denen ich schon als Vampir auf dieser Welt wandle, bei jedem einzelnen Mal, wo ich Blut getrunken habe, dies zuvor mit meinem Gewissen vereinbart habe. Ich kann mein Gewissen damit beruhigen, indem ich ihm sage, dass ich Blut trinken muss, um am Leben zu bleiben. Das aufnehmen von normalen Lebensmitteln können wir Vampire auch unterlassen, denn wir nehmen alles notwendige über das Blut auf. Ich verlange ja nicht, dass du unter den Menschen ein Massaker betreibst, was auch verboten ist, aber ich verlange von dir, dass du dich für das Leben entscheidest.“ Sagte Béatrice und als sie zu Ende gesprochen hatte musste Cloud schwer schlucken. Er wollte etwas sagen, um sich und seine Gefühle auszudrücken, doch in genau diesem Moment öffnete sich die Tür und der Sekretär trat ins Büro. „Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber die von ihnen angesetzte Vorstandssitzung kann nicht erst um 12 Uhr, sondern schon um 9.Uhr stattfinden. Die anderen Mitglieder des Vorstands haben sonst leider keine Zeit!“, sagte der Sekretär, verbeugte sich und verließ wieder das Büro. „War ja mal wieder anzunehmen!“, murrte Béatrice und sah auf die Uhr, die auf ihrem Schreibtisch stand. „Dann komm, denn es ist gleich 9 Uhr.“ Sagte Béatrice, stand auf und verließ gefolgt von Cloud das Büro. So schnell sie konnten gingen sie in den Fahrstuhl und betätigten den Schalter für das 5. Stockwerk. Gleich darauf schlossen sich die Türen des Fahrstuhls und er setzte sich in Bewegung. Nur kurz darauf hielt der Fahrstuhl an und sie stiegen aus. Hier waren die Gänge breiter und sie teilten sich in drei weitere Gänge auf, so dass Cloud der Gedanke kam, dass man sich hier auch mal schnell verlaufen könnte. Sie gingen einen der Gänge entlang und traten dann in einen großen Konferenzraum, in dem bereits vier weitere Personen auf sie warteten. Cloud bemerkte sofort, dass es ausschließlich nur Männer waren. Sie erhoben sich nicht, als ihre oberste Chefin mit ihrem Sohn eintrat. Béatrice ignorierte diese Unhöflichkeit und setzte sich auf ihren Platz an der Stirnseite des Tisches. „Guten Morgen und vielen Dank, dass Sie meine Aufforderung so schnell nachgekommen sind. Der Grund für dieses spontane Meeting sind die Quartalszahlen, das neue Medikament und zum Schluss möchte ich ihnen noch meinen Sohn Cloud vorstellen!“, sagte Béatrice. Die Erwähnung von Cloud machte die anderen Vorstandsmitglieder stutzig, doch es wagte niemand ein Wort zu sagen. Offenbar führte Béatrice ihr Unternehmen und ihre Mitarbeiter mit eiserner Hand. Die nächste Stunde wurde über die Ein- und Ausnahmen des vergangenen Quartals gesprochen, was für Cloud ungefähr so spannend war wie eine Topfpflanze zu gießen. Als sie mit dem ersten Thema fertig waren, sprachen sie über ein neues Herzmedikament, was bald auf den Markt kommen sollte. Auch dieses Thema wurde wieder breit diskutiert und Cloud hätte vor Langeweile sterben können, wenn er nicht unsterblich wäre. Als sie nach zwei Stunden endlich auch mit diesem Thema fertig waren, kamen sie endlich zum dritten und letzten Thema. Cloud erhob sich und stellte sich den anderen Vorstandsmitgliedern vor. Er beantwortete einen Haufen Fragen, die vor allem auf seine leiblichen Eltern zielten und als eine der Fragen darauf zielte, dass seine leiblichen Eltern wahrscheinlich Alkoholiker waren und sich nicht mehr um Cloud kümmern konnten, platzte ihm der Kragen. „Meine Eltern waren keine Säufer. Das einzige, was ich über sie weiß ist, dass sie umgebracht worden sind!“, schrie er den Mann an, der ihm diese dreiste Frage gestellt hatte. Der Mann wirkte ziemlich pikiert, stand auf und verließ die Sitzung. Cloud stand der Zorn ins Gesicht geschrieben und der schnaufte vor Wut. „Ich denke, wir belassen es hierbei und lösen dieses Meeting jetzt auf.“ Sagte Béatrice und stand auf. Cloud erhob sich so schnell er konnte und verließ als erster den Konferenzraum. Er ging sofort zum Fahrstuhl und betätigte den Knopf, um den Fahrstuhl nach oben zu beordern. Béatrice holte zu ihm auf und gemeinsam stiegen sie in den Fahrstuhl. Cloud lehnte sich an die Wand des Fahrstuhls und atmete erst mal durch. „Wie kann dieser Sesselpupser es wagen so über meine leiblichen Eltern zu sprechen. Gut und schön, ich weiß nicht besonders viel über sie, aber sie waren auf keinen Fall Säufer!“, fluchte Cloud aufgebracht. Da Béatrice größer war als Cloud, beugte sie sich zu ihrem Sohn herunter und legte ihre Hand auf die Schultern ihres Sohnes. „Cloud, mach dir keine Gedanken darüber, was dieser aufgeblasene Windbeutel gesagt hat. Du gehörst zu unserer Familie und allein das zählt.“ Sagte sie und umarmte ihren Sohn. Die Fahrstuhltür öffnete sich wieder und gemeinsam traten sie ins Erdgeschoss, wo sich auch die Rezeption befand. Sie bogen nun nach links in einen Seitengang ab. „Wo gehen wir hin?“, fragte Cloud und sah in das Gesicht seiner Mutter. Sie zwinkerte ihm zu. „Ich hatte geplant, dich an ein paar Experimenten teilnehmen zu lassen. Du wirst heute ein wenig mitforschen. Das wird dich sicherlich auch von deinen schlechten Gedanken ablenken!“, sagte sie und öffnete eine Tür am Ende des Ganges. Cloud folgte ihr und fand sich in einem modern ausgestatteten Labor wieder. Béatrice reichte ihm einen weißen Kittel, den Cloud anzog. Béatrice stellte ihm alle Mitarbeiter des Labors vor und erklärte ihm, dass sich die Mitarbeiter nicht nur um die Herstellung von neuen Medikamenten kümmerten, sondern dass sie sich auch um Nahrungsergänzungsmittel kümmerten. Der Mitarbeiter, der sich um dieses Gebiet kümmerte, war ein junger Mann Mitte zwanzig. Cloud stellte ihm eine Menge Fragen zu diesem Gebiet. „Kann man eigentlich auch Flüssigkeiten, wie zum Beispiel Orangensaft so bearbeiten, dass man am Ende den O-saft als Tablette auf der Hand liegen hat?“, fragte er, worauf der junge Mann lächelte. „Genau an diesem Experiment war ich gerade am arbeiten. Schau mal her!“, sagte er und zeigte Cloud eine Konstruktion, in der er in einem großen Kolben eine zerkleinerte und pürierte Orange getan hatte. Was darauf folgte war eine lange Erklärung, wie und warum es denn zu dieser Reaktion gekommen ist. Das Ergebnis war, dass sich in dem Kolben, in dem zuvor noch die pürierte Orange war, jetzt nur noch zerschrumpeltes Fruchtfleisch war. „Und wie bekommen wir das jetzt in die Tablettenform?“, fragte Cloud. „Um es in die typische Tablettenform zu bekommen, müssen wir das getrocknete Fruchtfleisch so zerreiben, dass nur noch ein Pulver davon übrig bleibt. Hier hast du einen Mörser und einen Stößel. Deine Aufgabe wird jetzt sein, das getrocknete Fruchtfleisch so zu zerkleinern, dass wir ein feines Pulver haben.“ Sagte der Mann, von dem Cloud nun wusste, dass er Lars hieß. Cloud nahm den Mörser und den Stößel und fühlte das Fruchtfleisch in die kleine Schale. Danach fing er an das Fruchtfleisch mit dem Stößel zu zerkleinern. Als er fertig war, zeigte er Lars das Resultat und dieser zeigte sich vollauf zufrieden mit Clouds Arbeit. Danach nahm er die Schale Cloud ab und gab das Pulver in einen Apparat, der für Cloud weitere Fragen aufwarf.: „Wofür dies diese Maschine?“, fragte Cloud und deutete auf den Apparat, in das Lars das Pulver getan hatte. „Diese Maschine gibt noch ein kleines Bindemittel zu unserem Fruchtfleisch und presst dann das Bindemittel mit dem Fruchtfleisch so stark zusammen, dass es die Form einer Tablette ergibt und nicht sofort wieder zerbröselt.“ Sagte Lars und betätigte die Maschine. Diese fing sofort an zu rattern und nach einigen Minuten hörte das Rattern auf und fing mit einem schrillen Piepsen an. Cloud hielt sich die Ohren zu, denn das Piepsen war für ihn unerträglich laut. Als das Piepsen aufhörte, öffnete sich die Klappe des Apparats und ein Dampfschwall drang daraus hervor. Lars zog sich einen dicken Handschuh an und holte den Inhalt daraus hervor. Er ging zu Cloud herüber und zeigte ihm, dass sich in seiner Handfläche auf dem Handschuh jetzt drei Tabletten befanden. Cloud nahm die Tabletten in die Hand und besah sie sich an. Sie waren blass gelb und ungefähr so groß wie die Fingerkuppe von Clouds kleinem Finger. „Ich habe noch eine weitere Substanz hinzu gegeben, sodass diese Tablette für einen halben Liter frischen Orangensaft ausreichen würde.“ Sagte Lars und versetzte Cloud mit dieser Information in helle Aufregung. „Kann man das eigentlich auch mit anderen Flüssigkeiten machen?“ ,fragte Cloud aufgeregt. In ihm keimte eine Idee auf, die sich noch am Anfang befand. „Klar, warum denn nicht?!“ Sagte Lars und sah ihn überrascht an. Das war für Cloud das Zeichen, dass er dann zuhause mit seinem Plan beginnen konnte. „Aber leider wird daraus nicht, weil diese Geräte hier entsorgt und durch elektronische ersetzt werden!“, sagte Lars und sah mit einem bedauernden Blick hinüber zu den Geräten, die sie für ihren Versuch benutzt hatten. Cloud zermaterte sich den Kopf, wie er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, dann fragte er frei heraus: „Wenn diese Geräte entsorgt werden, kann stattdessen ich die nicht haben?“ Lars wirkte vollkommen verblüfft. „Das kann ich nicht beurteilen, aber wenn die Leiterin zustimmt, dann kannst du die bestimmt mitnehmen!“, sagte Lars und fing zusammen mit Cloud an die Geräte zu reinigen. „Super, können wir dann zusammen noch einmal aufschreiben, wie der ganze Versuch aufgebaut ist, was zu beachten ist und wie der Versuch stattfindet, bitte?!“, sagte Cloud und fing mit einem Eifer an die Sachen zu reinigen, dass Lars überrascht eine Augenbraue hochzog. Aber er hatte nichts dagegen einzuwenden und so schreiben sie den ganzen Versuch, nachdem sie alle Geräte gereinigt hatten, auf und Lars beschrieb jeden einzelnen Vorgang genaustens. Auch die chemischen Reaktionen erklärte er Cloud so, dass er das mit seinem nicht vorhandenen Chemiewissen nachvollziehen konnte. Danach heftete Lars die Aufzeichnungen in einem kleinen Schnellhefter ab und überreichte diesen Cloud. „Na, seid ihr beiden fertig?“, ertönte die Stimme von Clouds Mutter hinter ihnen. „Ja, Frau Professor zu Wallenstein! Cloud hat noch gefragt, ob er die Geräte, die heute entsorgt werden sollen, behalten darf. Anscheinend hat ihn das kleine Experiment so sehr gefallen, dass er es zuhause nachmachen möchte!“, sagte Lars. Béatrice sah sich die Gegenstände an und drehte sich dann wieder zu Cloud und Lars um. „Ich denke, dass da nichts dagegen spricht. Ich danke Ihnen, dass Sie sich so um meinen Sohn gekümmert haben, denn ich hatte noch einige Dinge in der Verwaltung zu erledigen.“ Sagte Béatrice und schüttelte Lars die Hand. Während sich Béatrice und Lars die Hand schüttelten, säuberte Cloud ein kleines Glasfläschchen und steckte es danach vorsichtig in seine Hosentasche. „Gern geschehen. Ihr Sohn hat wirklich Talent auf diesem Gebiet!“, sagte Lars und schüttelte Cloud und dann Béatrice zum Abschied die Hand. Cloud bedankte sich bei Lars für die umfangreiche Erklärung und dass er sich soviel Zeit für ihn genommen hatte. Lars nahm Clouds Dank an und verabschiedete sich von ihm. Zusammen mit Béatrice verließ Cloud das Labor und er erzählte ihr alles, was er zusammen mit Lars gemacht hatte und er zeigte ihr auch die kleine Mappe, die er erstellt hatte, um ihren Versuch niederzuschreiben. Béatrice nahm die Mappe von Cloud entgegen und lass sie sich im Laufen durch. „Anscheinend habe ich dich beim richtigen Mann gelassen. Denn er wird der neue Leiter der Forschungsabteilung. Den letzten Leiter habe ich vor einer Stunde von seinem Amt enthoben. Er war der Mann, den du angeschrien hast.“ Sagte Béatrice und gemeinsam verließen sie das Gebäude und gingen hinüber zum Auto. Cloud zog sich den Kittel aus, den er noch immer anhatte. „Ach verdammt, ich hab vergessen den Kittel wieder zurück zu geben!“, sagte Cloud und wollte schon ins Gebäude zurücksprinten, als er von seiner Mutter aufgehalten wurde. „Warte Cloud! Den Kittel kannst du behalten, denn wir haben dir diesen mit Absicht gegeben, weil er sonst niemand anderem passte.“ Sagte Béatrice und stieg ins Auto. Cloud folgte ihr und stieg ebenfalls ins Auto. Béatrice startete das Auto und fuhr vom Gelände des Pharmaunternehmens. Sie fuhren die gleiche Strecke zurück, die sie auch schon auf dem Hinweg benutzt hatten. Als sie in Wildau ankamen, steuerte Béatrice den Wagen auf den Parkplatz eines italienischen Restaurants und stellte ihn dort ab. „Wir werden jetzt eine Kleinigkeit essen.“ Sagte sie und gemeinsam stiegen sie aus dem Wagen und gingen in das kleine Restaurant. Sie setzten sich an einen Tisch und bestellten zuerst ihre Getränke. Diese kamen dann auch ziemlich schnell. „Danke, dass ich heute mitkommen durfte. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht!“, sagte Cloud und sah seine Mutter dankbar an. „Gern geschehen. Vielleicht solltest du nächstes Jahr in meiner Firma dann das Praktikum machen!“, sagte Béatrice und kurze Zeit darauf bestellten sie ihr Essen. Cloud unterhielt sich mit seiner Mutter noch ein wenig über die beiden Firmen und als das Essen dann kam, schlugen sie mächtig zu. Als sie dann mit essen fertig waren, bezahlte Béatrice die Rechnung und sie verließen das Restaurant. Sie stiegen wieder in den Wagen und fuhren nach Hause. Dort angekommen stellte Béatrice das Auto in der Garage ab und gemeinsam gingen sie ins Haus. „Sag mal Mama, für wen sind eigentlich die dritte und die vierte Villa gedacht?“, fragte Cloud und zog sich die Jacke aus und hing sie in die Garderobe. Seine Frage kam ihm einfach so über die Lippen. Er dachte nicht besonders viel über sie nach, doch Béatrices Reaktion überraschte ihn dafür umso mehr. Sie hielt im Ausziehen ihrer Jacke inne und sah Cloud vollkommen überrascht an. „Hast du gerade Mama zu mir gesagt?!“, fragte Béatrice. Cloud wirkte wegen ihrer Reaktion vollkommen ratlos und nickte leicht. Die Augen seiner Mutter füllten sich mit Tränen und sie umarmte ihn so stürmisch, dass sie Cloud umriss. Cloud wusste nicht mehr, was er jetzt tun sollte. Die Reaktion seiner Mutter machte ihn mehr als ratlos und so strich er über den Rücken seiner Mutter, um sie zu beruhigen. Jemand kam herbeigeeilt und half zuerst Béatrice, dann Cloud wieder auf die Beine. Als Cloud wieder auf eigenen Beinen stand, konnte er sehen, dass ihm Nurarihyon und Béatrice Wiki auf die Beine geholfen haben. „Was ist passiert?“, fragte der Dämon Cloud und half ihm die Jacke von Béatrice wegzuhängen. „Ich weiß nicht genau. Ich habe mich mit Mutter unterhalten und dann fing sie plötzlich an zu weinen!“, sagte Cloud und sah, wie Wiki Béatrice in das Esszimmer brachte. Léon kam die Treppe hinunter gestürzt und rannte auf seinen Bruder zu. „Was ist passiert?“, fragte er Cloud, der nur etwas ratlos mit den Schultern zuckte. „Na ja, ich habe Mutter nur gefragt, für wen die dritte und die vierte Villa sind, da ist sie plötzlich in Tränen ausgebrochen! Ist in diesen beiden Häusern irgendetwas komisches enthalten?“, fragte Cloud und sah seinen Bruder fragend an. Léon schüttelte nur den Kopf, dann ging er zusammen mit Cloud ins Esszimmer, wo sie Béatrice zusammen mit Thomas, Wiki und Nurarihyon am Tisch zusammen fanden. Als sie die Tür hinter sich schlossen, sahen die am Tisch sitzenden Personen auf und erblickten Cloud und er die noch immer weinende Béatrice. Cloud ging zu seiner Mutter herüber und legte vorsichtig seinen Arm um ihre Schulter. „Was ist los Mama? Hab ich dich irgendwie verletzt?“, fragte Cloud und in seiner Stimme klang jetzt ein Zittern mit, dass er sich selbst nicht erklären konnte. Béatrice schüttelte noch immer weinend den Kopf, dann umarmte sie Cloud so innig, dass es ihn beinahe von den Füßen riss. Nach ein paar Minuten ließ sie ihn los und Wiki führte Cloud wieder aus dem Esszimmer. „Warum weint sie so? Hab ich irgendetwas falsch gemacht?“, fragte Cloud nun Wiki und in seiner Stimme schwang Verzweiflung mit. Wiki überlegte, wie sie auf die Frage antworten sollte, dann aber sagte sie: „Nein, du hast nicht falsch reagiert. Sie weint jetzt, weil ihr deine Reaktion oder eher gesagt deine Frage so nah gegangen ist. Bei deiner Frage hast du sie „Mama“ genannt und das hatte Béatrice sich so sehr gewünscht und jetzt ist sie so überwältigt von ihren Gefühlen. Ich weiß, du denkst jetzt, dass eine so alter Vampirin wie Béatrice gefasster auf so etwas reagieren sollte, aber wir sind nun mal auch nicht aus Stein gemacht und dass wir Emotionen zeigen, zeigt doch, dass wir nicht die eiskalten Monster sind, für die uns der Großteil der Zauberergemeinschaft hält!“, sagte Wiki, worauf Cloud nickte. „War meine mentale Barriere wieder so durchlässig, dass du meine Gedanken lesen konntest?“, fragte Cloud und nahm sich fest vor, seine Gedanken in der Zukunft besser zu verschließen. Wiki lachte amüsiert auf. „Nein, aber deine Frage stand dir ins Gesicht geschrieben!“, sagte Wiki und lachte weiter. Cloud war diese Sache ein wenig unangenehm und so fragte er Wiki etwas, um sich abzulenken. „Können wir gemeinsam nach draußen gehen? Ich habe heute noch nichts zu mir genommen!“, sagte Cloud, worauf Wiki einwilligte. „Gut! Ich denke, wir sollten Béatrice etwas Zeit geben, um sich zu beruhigen und währenddessen kannst du etwas zu dir nehmen!“, erwiderte Wiki und gemeinsam zogen sie sich ihre Winterjacken an und verließen die Villa. Sie gingen zu Fuß vom Grundstück der Villa und gingen die Straße entlang, die auf einen kleinen Supermarkt zu führte. Cloud sah sich nach einer passenden Gelegenheit um und in einer Seitenstraße sah er zwei junge Frauen Anfang zwanzig. Cloud machte Wiki auf die beiden Frauen aufmerksam und zusammen gingen sie auf die beiden Frauen zu. Cloud rempelte eine der beiden Frauen absichtlich an und als sie sich umdrehte um sich zu beschweren, war sie schon im Bann von Clouds roten Augen gefangen. Die zweite Frau machte keinen Mucks und als Cloud zu ihr hinsah, sah er, dass sie Wiki wie hypnotisiert anstarrte. Sie versteckten sich hinter einer nahe gelegenen Hecke und Cloud befahl der Frau, die er in seinem Bann hatte, sich soweit herunter zu beugen, dass er sie mühelos in den Hals beißen konnte. Obwohl es schon dunkel geworden war, schaute sich Cloud noch einmal gründlich um und auch mit seiner Aura konnte er niemanden anderen in ihrer ummittelbaren Nähe finden. Er beugte sich zu der Frau herüber und versenkte seine Eckzähne in dem zarten Fleisch ihres Halses. Er konnte ihr Parfüm riechen, das angenehm nach Lavendel und Rosmarin roch. Er sog das Blut aus ihrem Körper und hörte nach dem vierten mal ziehen auf. Er wusste, dass die maximale Blutmenge noch nicht erreicht war, die er der Frau aussaugen konnte, aber er hatte mit der Frau noch eine Kleinigkeit vor. Er zog vorsichtig das kleine Reagenzglas aus seiner Hosentasche und entkorkte dieses. Vorsichtig hielt er das Reagenzglas an die Bisswunde, so dass das Blut, was aus der Wunde austrat, zum größten Teil in die Glasflasche rann. Als das Reagenzglas voll war, steckte Cloud wieder den Korken rein und verstaute das Reagenzglas wieder vorsichtig in seiner Hosentasche. Danach leckte er über die Bisswunde, worauf sich diese wieder verschloss. Er lehnte die Frau gegen die Hecke, die zum Glück so stabil war, dass sie das Gewicht der Frau trug und erhob sich. „Weißt du, dass du richtig süß aussiehst, wenn du Blut trinkst?! Aber verrate mir doch mal, wozu du dieses Reagenzglas mit Blut brauchst. Etwa ein kleiner Mitternachtstrunk?“, fragte Wiki und wischte mit dem Daumen den letzten Blutstropfen von Clouds Mundwinkeln. Dieser grinste, worauf seine Eckzähne nur zu gut zur Geltung kamen. „Das wirst du noch sehen!“, sagte Cloud geheimnistuerisch und grinste noch breiter. Gemeinsam gingen sie zurück zur Villa und betraten diese. Cloud erkundigte sich bei seinem Vater, wie es Béatrice ginge und dieser erklärte ihm, dass sie bereits zu Bett gegangen sei. Cloud verabschiedete sich und ging hoch in sein Zimmer. Dort angekommen legte er das kleine Reagenzglas auf seinen Schreibtisch und ließ es mit einem Schwebezauber eine handbreit über seinen Schreibtisch schweben. Er ließ den Zauberstab um das Reagenzglas wirbeln und erzeugte somit um das Glas einen Luftstrom, der das Blut im inneren auf der konstant gleichen Temperatur hielt. Er ging zur Tür und richtete diesmal seine Zauber so ein, dass nur Vampire durch die Tür treten konnten, aber keine Menschen. Danach ging Cloud ins Badezimmer, machte sich fertig für die Nacht und ging zu Bett. Seinen Zauberstab hielt er griffbereit in einer Bettritze versteckt. Bald darauf fielen ihm die Augen zu. Ende des 17. Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)