Versuch's doch mal mit Blumen von abgemeldet (Wichtelgeschichte für Schangia) ================================================================================ Kapitel 1: Versuch's doch mal mit Blumen ---------------------------------------- Krisensitzungen im Blumenladen „Kätzchen im Haus“ waren nie ein gutes Zeichen. Seit Omi sie verlassen hatte, um Persers Job als Chef von Kritiker zu übernehmen hatten die übrigen drei Jungs keinen weiteren Auftrag erhalten und konnten sich ganz um den Laden kümmern – der jedoch alles andere als gut lief. Die Gerüchte um ihr angebliches Terroristendasein waren zwar aus der Welt geschafft worden, aber dennoch waren die Kunden weniger geworden. Und mit Omis Weggang waren auch seine weiblichen Fans verschwunden. Dazu kam die Dürre, die dafür sorgte, dass sie viele ihrer üblichen Waren nur sehr schwer besorgen konnten. Und wenn dann auch noch Birman auftauchte, dann bedeutete das meist, dass der Abend für die drei Attentäter gelaufen war. *** „Ich hoffe doch wirklich, dass das nicht Kritikers Ernst ist“, sagte Aya, ruhig wie immer, aber die Kälte in seiner Stimme konnte Glas zum Bersten bringen. Birman zuckte die Schultern, sie fühlte sich sichtlich unwohl. „Leider schon“ bestätigte sie. „Jetzt, wo Schwarz ihre Loyalität Esszett gegenüber gebrochen haben, wären sie eine gute Unterstützung für uns. Und Mr. Crawford hat selbst gesagt, dies wäre eine gute Lösung für uns alle.“ „Und ihr vertraut ihm?“, fragte Ken ungläubig. Birman nickte. „Ja. Er kann die Zukunft vorhersehen – eine nützliche Fähigkeit. Genau wie Schuldigs Fähigkeit, Gedanken zu lesen. Sie werden uns von Nutzen sein.“ Sie sah die drei Jungs an. „Mr. Crawford und Mr. Naoe werden in der Zentrale bleiben und mir Perser zusammen arbeiten. Schuldig und Farfarello werden hier her kommen.“ Youji und Ken begannen lautstark zu protestieren, während Aya einfach nur seine Arme sinken ließ und Birman ansah. Unter seinem enttäuschten Blick konnte sie nichts anderes tun, als die Augen abzuwenden. Sie wusste, er fühlte sich von ihnen – besonders von Omi – verraten. „Wir können nicht mit ihnen zusammen arbeiten“ begehrte Ken auf. „Nach allem, was sie uns angetan haben... wir sollen sie tatsächlich hier aufnehmen und gemeinsame Sache machen? Birman, habt ihr alle den Verstand verloren?“ Youji nickte. „Wirklich, Birman, was denkt sich Omi? Er kann doch nicht erwarten, dass wir einfach vergeben und vergessen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wahrscheinlich nicht. Aber er hofft, dass ihr es zumindest versuchen werdet.“ Aya ging auf die Tür auf. „Ich vertraue Omi“ sagte er leise. „Wenn er meint, das sei eine gute Idee, bitte. Aber wenn einer der beiden nur ein – und ich meine EIN – falsches Wort sagt... bring ich sie beide um.“ Er verließ den Raum, gefolgt von geschockter Stille und Birmans erleichtertem Lächeln. *** Schuldig und Farfarello betraten drei Nächte später den Laden. Die drei Jungs von Weiß standen vor dem Tresen und sahen ihnen entgegen. Farfarello war ruhig wie immer und sah sich um, während Schuldig sie angrinste. „Hey, Mitbewohner“ begrüßte er sie und ließ seine Tasche fallen. „Wie nett von euch, uns Heimatlose aufzunehmen.“ Ken schnaubte nur und verließ den Raum, gefolgt von Youji. Aya und Schuldig lieferten sich ein kurzes Blickduell, welches Aya schlussendlich beendete. „Euer Zimmer ist im zweiten Stock“ sagte der Rothaarige leise. „Momentan müsst ihr es euch noch teilen, wir bauen noch einen Raum im Keller um für Farfarello.“ Schuldig nickte. „Okay. Solange er seine Medikamente kriegt, ist das kein Problem.“ Er sah sich kurz um. „Wie sieht es mit der Arbeit aus?“ Aya schüttelte den Kopf. „Wir können ihn nicht in den Laden stellen, dass sollte dich nicht überraschen. Du hingegen wirst uns helfen.“ Schuldig grinste wieder. „Das ich jemals in den Einzelhandel gehen würde... Wird sicher lustig.“ Er nahm seine Tasche wieder auf. „Na denn, zeig uns doch mal unser Zimmer, Kätzchen. Ich würde gerne ne Runde pennen, bevor wir sicher morgen von einer Reihe an Regeln überrollt werden.“ Aya erwiderte nichts darauf sondern führte die beiden neuen Gruppenmitglieder einfach nur zu ihrem Zimmer. Er hoffte wirklich, Omi wusste, was er tat. *** Drei Wochen später war Aya zu der Entscheidung gekommen, dass Omi tatsächlich gewusst hatte, was er tat. Schuldig hatte sich überraschend leicht eingelebt und Farfarello verbrachte sowieso den Großteil des Tages in seinem Zimmer im Keller, sobald dieses fertig gestellt war. Die Regeln, die größtenteils von Ken und Youji erdacht worden waren, wurden befolgt und selten diskutiert, die Arbeit im Haushalt wurde zu aller Zufriedenheit aufgeteilt und selbst im Laden war Schuldig eine Hilfe – er war nicht umsonst ein Frauenschwarm. Er und Youji waren inzwischen sogar bereits zweimal auf einen Drink ausgegangen, Ken schien sich genug an Farfarello zu gewöhnen, um ihm seine Medikamente zu geben und Aya... Nun, Aya war sein übliches ruhiges Selbst. Zumindest bis zu dem Tag, an dem ihr Lieferant anrief um mitzuteilen, dass es jetzt wirklich keine Dahlien, Lilien oder Orchideen mehr gab. Wütend knallte Aya den Hörer auf und seufzte. „Was ist los?“, fragte Schuldig, der an diesem Tag zusammen mit Aya Schicht hatte. „Die verdammte Trockenheit gefährdet unser Geschäft“, knurrte der Jüngere. „Wir kriegen keine Dahlien, keine Orchideen, keine Lilien. Und wenn das so weiter geht, gehen uns auch bald die Rosen aus. Dann können wir dicht machen.“ Schuldig schwieg. Es war nicht so, dass er ein Fan der Arbeit im Blumenladen war, aber das hieß nicht, dass er keinen Spaß daran hatte. Und er wusste, dass es Probleme geben könnte, wenn sie ihre Undercover Arbeit nicht mehr ausführen könnten. „Und wenn wir uns unsere Blumen von woanders einfliegen lassen?“, überlegte er und sah Aya fragend an. „Ich meine, Kritiker würde das doch sicher bezahlen.“ Aya runzelte die Stirn. „Von woher denn?“ Schuldig grinste. „Ach, ich hab da so eine Idee...“ Er sagte jedoch nichts weiter und arbeitete einfach weiter, während er in Gedanken bereits wichtige Schritte plante. Aya war leicht beunruhigt. *** Zwei Tage später starrten Aya, Ken und Youji mit offenem Mund auf den voll mit Blumen gestellten Laden. So viel Ware hatten sie schon lange nicht mehr gehabt, noch dazu waren auch einige Pflanzen darunter, die sie sonst nicht im Sortiment hatten. „Was... Wie...“, stammelte Ken und Ayas Blick fiel auf Schuldig, der sich grinsend an die Wand lehnte. „Überraschung“, rief der Deutsche und lachte. „Gefällts euch?“ „Wie hast du das gemacht?“, fragte Aya und Schuldig zuckte die Schultern. „Hab ein paar alte Freunde aus der Heimat angerufen. Sie waren gerne bereit, einem ehemaligen Klassenkameraden einen Gefallen zu tun.“ Er stieß sich von der Wand ab und ging auf die Tür zum Wohnbereich zu. „Wo das herkommt, kriegen wir noch mehr her, wenn wir es brauchen.“ Aya nickte. „Und warum genau hast du das getan?“ Schuldig grinste und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Mir hat mal jemand gesagt, wenn ich mir Chancen bei jemandem erhoffe, sollte ich es mit Blumen versuchen.“ Er drückte Ayas Schulter und verließ den Laden. Aya erlaubte sich eines seiner seltenen Lächeln. Langsam fand er Gefallen an dieser Zusammenarbeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)