True Cross X-Files von Niela_DeAhrel ([Shiro x Mephisto]) ================================================================================ Kapitel 1: Case 01: Das Nachtgespenst ------------------------------------- True Cross X-Files Case 01: Das Nachtgespenst Der klare blaue Himmel und die strahlende Sonne schienen über die jüngsten Ereignisse in der True Cross Akademie zu spotten. Das idyllische Bild eines perfekten Montagmorgens wurde jedoch von einer verhängnisvollen Wolke faulig-süßen Verwesungsgeruchs überschattet, die schwer über drei reglosen, übel zugerichtete Körpern schwebte. Eine Gruppe Mittelklasse-Exorzisten sammelte sich bei den Opfern um gleich darauf die Umgebung eifrig nach Hinweisen auf den Täter zu untersuchen. Sir Mephisto Pheles seufzte theatralisch auf. Die Obrigkeit hatte ihm bereits deutlich zu verstehen gegeben, dass man ihn für die unzureichenden Sicherheitsvorkehrung zur Verantwortung ziehen würde. Und obwohl es nicht ausgesprochen wurde, lag der unterschwellige Verdacht, dass er an der Tat zumindest teilweise mitgewirkt hatte, deutlich in der Luft. Sicher, es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er einem Dämon Zutritt verschaffen würde. Doch dieses Mal war er absolut unschuldig. Außerdem achtete er immer tunlichst darauf, dass keiner seiner Schüler bei diesen Spielchen zu Schaden kam. Ein solches Blutbad hätte er unter keinen Umständen gebilligt. „Sir Pheles, könnten Sie bitte mal hierauf einen Blick werfen? Auf dem Rücken des Toten ist ein Muster oder eine Art Schrift zu erkennen. Die Symbole ähneln sich zu sehr untereinander, um einfach nur willkürliche Kratzer oder dergleichen zu sein.“ Sichtlich genervt von der Inkompetenz der Exorzisten die man ihm zur Klärung des Falles zugewiesen hatte, schritt er schnellen Schrittes über das Kopfsteinpflaster des Geländes. Neben den Opfern ging er unverzüglich in die Knie um einen besseren Blick auf die ominösen Zeichen werfen zu können. Unschlüssig fuhr er mit seinem schmalen Zeigefinger über keilförmige Lettern und ertastete die leichten Vertiefungen der Wunden, die augenscheinlich mit klauenartig-spitzen Fingernägeln ins Fleisch geritzt worden sein mussten. Irgendwo in seinem Kopf machte sich eine vergessen geglaubte Erinnerung bemerkbar und identifizierte diese Symbole als altertümliche, tote Sprache. Doch zuordnen konnte er sie nicht. „…Da werden untereinander laufen Wüstentiere und wilde Hunde, und ein Feldteufel wird dem andern begegnen…” Der dämonische Schulleiter erschrak, als die Worte unmittelbar neben seinem Ohr erklangen, doch dann bildete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht. Es gab nur einen Menschen der sich so gut an ihn heranschleichen konnte. Sein Grinsen verbreiterte sich noch etwas als sich gleich darauf eine Hand auf Mephistos Schulter legte. „Das ist im Übrigen Sumerisch und eigentlich solltest du das wissen.“ Mephisto erhob sich und vollführte eine ausladende Begrüßungsgeste. „Sieh an, der Herr Besserwisser gibt sich die Ehre. Wie erfreulich.“ Shiro warf ihm ein kurzes Grinsen zurück, bevor er sich dann mit gewissenhaftem Ernst den drei Toten widmete. „Was für ein übler Gestank. Wie lange liegen diese bemitleidenswerten Jungs schon hier in der Sonne herum?“, kritisierte er die Mittelklasse-Exorzisten unverhohlen und erntete schuldbewusstes Schulterzucken. Die Angesprochenen murmelten verlegen Entschuldigungen vor sich her und und versuchten Schadensbegrenzung zu betreiben indem sie hektisch begannen, die Leichen aus der Hitze zu schaffen. Jedoch zeitgleich penibel darauf bedacht sich dabei nicht schmutzig zu machen. Shiro schüttelte verständnislos den Kopf und Mephisto konnte sich problemlos vorstellen was in dem Mann vorging. Die Exorzisten von heute waren einfach nicht mehr das, was sie noch zu ihrer Sternstunde waren. Hygienevorschriften galten heutzutage wohl mehr, als Würde und Anstand. „Erstaunlich wie schnell die jungen Hunde kuschen, wenn du pfeifst.“, murmelte er amüsiert. Als die Leichen endlich wie Fische auf dem Markt im Schatten der archaischen Torbögen aufgereiht worden waren, setzte Shiro seine Untersuchungen fort. Mephisto beugte sich über ihn um ebenfalls die Symbole betrachten zu können. Der Paladin studierte angestrengt die filigran eingeritzten Linien, ohne auf die Bemerkung einzugehen. „Diese Botschaft… es ist eine Textpassage aus der Bibel… aber keine anwendbare Aria-Phrase, also kann ich mich nicht genau entsinnen, wie der vollständige Text lautet und wo er steht… ich glaube es war aus den Schriften der Propheten, bin mir aber nicht hundertprozentig sicher.“ „Das klingt zumindest schon einmal nach einem Anhaltspunkt.“ „Sicher, aber… ich frage mich, warum deine Sicherheitsvorkehrungen versagt haben? Normalerweise sind sie doch sehr verlässlich.“ Shiro warf Mephisto einen abschätzenden Seitenblick zu. „Oh-ho, wird das jetzt ein Verhör, ja?“, erwiderte Mephisto höhnisch. Er zog tadelnd eine Augenbraue hoch, doch ein verschmitztes Funkeln in seinen Augen machte deutlich, dass er Shiros Frage nicht als Kritik verstand. „Es gibt diverse Möglichkeiten… entweder der Dämon war stärker als meine gelegten Fallen - was ich jedoch arg bezweifle, da ein solcher Dämon stärkeres Interesse an der Vernichtung der True Cross Niederlassung mitsamt der darin befindlichen Exorzisten hätte, als an dem sinnlosen Gemetzel an drei normalen Schuljungen. Oder aber jemand hat den Dämon gerufen, die Kontrolle über ihn verloren, und ihm dadurch die Möglichkeit gegeben, sich hier frei zu bewegen… was die Opfer wiederum zu Tätern machen könnte.“ Shiro legte kameradschaftlich die Hand auf Mephistos Schulter. „Meiner Meinung nach, ist es die letztere Variante, aus den gleichen Gründen, die du schon genannt hast. Außerdem bin ich der Meinung, wir sollten den Fall ab jetzt selbst übernehmen.“, fügte er mit einem Seitenblick auf die gemieteten Exorzisten hinzu. „Wir sind ein eingespieltes Team von hochrangigen Exorzisten mit viel Erfahrung. Und immerhin handelt es sich bei dem Tatort um deine Schule.“ Der Direktor schmunzelte. Shiro wollte die alten Zeiten aufleben lassen, huh? Die Vorstellung gefiel ihm. „Ich hatte lange nicht mehr das Vergnügen, einem Einsatz beizuwohnen. Ich bin dabei.“ Die Mittelklasse Exorzisten sahen sich gegenseitig fragend an. Keiner von ihnen konnte dem Paladin folgen, also ernteten sie nur einvernehmliches Schulterzucken. --- Geronnenes Blut klebte an ihren Händen wie ein dünner, schwarzer Handschuh. Ihre Augen wanderten sehnsüchtig über den Campus, erspähten Schüler und ihr junges, männliches Fleisch. Dieser Ort war wie ein Fünfsterne-Buffet. Oh, was hatte sie lange in Gehenna geruht, bevor diese dummen Jungs sie heraufbeschworen hatten, nichtsahnend, welche Kraft sie in sich barg. So dumm, so naiv waren die Menschenkinder. Eigentlich könnte sie zufrieden sein, doch noch immer nagte dieser Hunger in ihr. Sie brauchte mehr. Trotzdem musste sie noch abwarten, bis die Nacht hereinbrach, um weiterhin unentdeckt zu bleiben. Auch wenn das bedeutete noch ein wenig länger ihre Instinkte und ihren Hunger unterdrücken zu müssen… --- Mittlerweile war es Nachmittag und draußen prasselte der Regen wie ein Trommelkonzert auf die Scheiben nieder. Die Sonne war hinter dunklen Wolken verschwunden und schien sich heute nicht mehr blicken lassen zu wollen. Das war der vorrangige Grund warum der Mephisto und Shiro ihre Untersuchungen in das Prinzipalbüro verlegt hatten. Stillschweigend saßen sie an dem großen Schreibtisch und lasen jeder für sich in Kopien der Bibel, um die Textpassage zu finden, die ihnen Aufschluss über den Dämon geben konnte. “Als du sagtest, dass wir den Fall übernehmen sollten, hatte ich nicht erwartet, dass du das damit meintest.“, äußerte Mephisto mit lautstarkem Gähnen hinter vorgehaltener Hand und lehnte sich in seinem opulenten Schreibtischstuhl zurück. „Dieses Buch wird so maßlos überschätzt. Ich jedenfalls kann mir eine spannendere Bettlektüre vorstellen.“ Ohne aufzublicken nahm sich Shiro die Wasserflasche, die auf dem Tisch stand und goss sich einen kleinen Schluck Mineralwasser in sein Glas. „Dieses Buch wirkt ganz hervorragend gegen deinesgleichen… und das ist doch schon viel wert.“, entgegnete er zwinkernd, bevor er genussvoll die klare Flüssigkeit trank. Der Dämon legte seinen Kopf schief und hob fragend eine Augenbraue. „Meinesgleichen? Sehr charmant.“ Shiro umkringelte noch ein paar Wörter und Phrasen aus dem Absatz, den er gerade gelesen hatte, dünn mit einem Kugelschreiber, schrieb sich die ein oder andere Notiz daneben und sah dann Mephisto grinsend an. „Wenn du schmollst, hast du erstaunliche Ähnlichkeit mit Rin.“ „Das liegt wohl in der Familie.“, erwiderte Mephisto gespielt angesäuert, gähnte erneut herzhaft und ließ seinen Oberkörper wie einen nassen Sack auf seine Kopie der heiligen Schrift sinken. Das Buch langweilte ihn dermaßen, dass er müde wurde – und eigentlich war er so gut wie nie müde. Missmutig stütze er seinen Kopf auf die rechte Hand und massierte mit den Fingerspitzen leicht seine Schläfen, um seine Konzentration zu stimulieren. Doch schon nach wenigen Wörtern gab er wieder auf und seine Augen wanderten unwillkürlich zurück zu Shiro, der noch immer akribisch die Heilige Schrift durch wälzte, als hinge sein Leben davon ab. Der Priester war alt geworden. Einige Falten zeichneten sich in seinem markanten Gesicht ab und auch die dunklen, schweren Augenringe schmeichelten ihm wenig. Sein ehemals aschblondes Haar war nun silbergrau und er kniff trotz seiner Brille die Augen zusammen, als habe er noch stärker an Sehkraft verloren. Auch wenn Mephisto der Ältere von beiden war, Shiro sah man das Alter deutlicher an. Der Schulleiter mochte gar nicht daran denken, wie es sein würde, wenn Shiro jemals das Zeitliche segnen würde. Dämonen hatten in aller Regel nicht genug Herz, um normale menschliche Empfindungen wie Liebe oder Zuneigung nachvollziehen zu können, dennoch versetzte ihm der Gedanke einen leichten Stich in der Brust. Der Paladin war ihm immer schon näher gewesen, als sonst irgendwer und der Verfall seiner menschlichen Hülle, veranschaulichte nur zu deutlich, dass er eines Tages nicht mehr da sein würde. Je früher er sich mit dem Gedanken anfreundete, desto einfacher würde es später sein – zumindest redete sich der Dämon das ein. „Du solltest dich eigentlich auf deine Arbeit konzentrieren!“, spöttelte Shiro und riss Mephisto aus seinen trüben Gedanken. „Du nötigst mich die Bibel zu lesen. Das grenzt nicht nur an Blasphemie, sondern widerspricht auch gänzlich meinem Naturell. Aus diesem Grund, brauche ich jetzt dringend eine Pause…“ Der Schuldirektor erhob sich von seinem Polstersessel und schaltete ein strahlend-pinkes Retroradio ein, dass auf einer antiken, weißen Holzkommode mit Goldornamenten thronte und trotz des krassen Stilmixes nicht deplatziert wirkte. “…And now it's virtual insanity, Forget your virtual reality ~” plätscherte ein Sprechgesang aus den Boxen. Mephisto wippte versuchsweise seinen Kopf im Takt der Musik und entschied sich dafür, dass er keinen neuen Sender suchen brauchte. Gut gelaunt pfiff er ein paar Takte mit und tänzelte dabei im Kreis herum. Shiro klappte seine Bibel zu und schob sie resigniert auf Seite. "Na gut, aber nur 15 Minuten." Zufrieden kramte Mephisto in seiner rechten Hosentasche nach seinem auffällig verzierten Handy und tippte eine Nachricht, während er sich zeitgleich wieder hinter den Schreibtisch setzte. „Mach 30 Minuten daraus, ich ordere uns gerade Tee. Earl Grey und Minzschokolade, der Herr?“ „Du machst doch sowieso, was du willst, also habe ich wohl keine Wahl. Earl Grey lass ich mir aber jederzeit gefallen.“ „Fein, fein.“, der Schulleiter schickte seine Nachricht ab und ignorierte gönnerhaft Shiros amüsiertes Kopfschütteln. Der Schulleiter wusste, dass es seltsam erschien, wenn er seinen Bediensteten Anweisungen simste, doch er nutzte gerne sein Handy und es war eine sehr diskrete und unproblematische Art, seinen Haushalt zu führen. So musste er nicht ständig auf der Suche nach seinem Personal die Villa durchkämmen und hatte ebenso auch keinen persönlichen Butler an seiner Seite. Dafür nahm er auch den Spot des Paladins in Kauf. Sorgsam verstaute er das Handy wieder in seiner Tasche, bevor auch er seine Kopie der Bibel zusammen klappte. Allerdings legte er sie nicht wie Shiro behutsam beiseite, sondern feuerte sie mit einer geschmeidigen Drehung des Handgelenks über seine Schulter in die Ecke des Raumes. Den tadelnden Blick des Priesters ignorierte er dabei geflissentlich. „Während wir warten, kannst du mir ja in der Zwischenzeit von deinen beiden Jungs erzählen. Gibt es irgendwelche Auffälligkeiten im Verhalten, speziell bei Rin?“ Das Thema auf Shiros Adoptivkinder zu lenken war nicht nur reiner Smalltalk sondern vor allem auch ein taktischer Schachzug. Der Paladin war vernarrt in seine beiden Jungs und er nutzte jede Gelegenheit um es seinen Mitmenschen mitzuteilen. So konnte man ihn am besten von notwendiger Arbeit ablenken, wenn man darauf keine Lust hatte. Außerdem war es sehr erheiternd, seinen Anekdoten zuzuhören, die er mit glänzenden Augen und stolzgeschwellter Brust erzählte. Diesmal jedoch war der Effekt nicht ganz so wie geplant, denn Shiro ließ die Schultern hängen. „Rin ist schwierig momentan. Er hat ein Alter erreicht in dem ich ihn nicht mehr ohne Weiteres mit Gesten beruhigen kann. Wenn die anderen Kinder ihn früher in der Schule geärgert hatten, musste ich ihn nur in den Arm nehmen und er beruhigte sich sofort. Doch jetzt wehrt er sich wenn ich versuche ihn zu trösten. Ich darf mich regelmäßig bei den Eltern seiner Mitschüler entschuldigen, weil er sich wieder geprügelt hat.“ „Dass er anders sein würde, hast du von vorneherein gewusst.“, entgegnete Mephisto kühl. „In Gehenna ist Gewalt das einzige verfügbare Mittel um sich als Jungdämon behaupten zu können. Ich habe Rins Kräfte damals versiegelt, doch komplett charakterlich umkrempeln konnte ich ihn damit nicht. Gewisse Instinkte lassen sich einfach nicht ausschalten.“ Der Priester schwieg eine Weile und stöhnte dann laut. „Du hast schon recht. Doch ich weiß, dass da mehr in dem Jungen drinsteckt. Er könnte so viel aus sich machen, wenn er erst einmal anfangen würde zu denken, bevor er handelt. Ich sehe doch daheim, dass es auch anders geht.“ „Wie schon gesagt: Instinkte lassen sich nicht ausschalten. Finde dich einfach mit dem Gedanken ab.“ „So, so…“ murmelte Shiro und fixierte den Schulleiter mit seinem Blick. „Hast du auch… Instinkte?“ Die Betonung des letzten Wortes ließen Mephisto aufhorchen. Er gab eine Art Schnurrlaut von sich und beugte sich auf seine Schreibtischplatte gestützt vor, um die Distanz zu seinem Gegenüber zu minimieren. „Kommt ganz darauf an, wie du das meinst.“ Für einen Augenblick schien es so, als rückte auch Shiro näher, doch dann brach der Mann in haltloses Gelächter aus. „Was ich meine ist… wie konnte jemand wie du jemals in Gehenna überleben, geschweige denn sich durchsetzen? Du machst auf mich den Eindruck, als wärst du wie eine schwule Elfe durch das Dämonenreich gehüpft und hättest die anderen Dämonen mit deinem rosa Schirmchen und Lollipops verprügelt in deinem albernen Clownsoutfit!“ Mittlerweile lachte er so herzhaft, dass ihm die Tränen über die Wangen liefen. Schmollend verdrehte Mephisto die Augen und schüttelte den Kopf. Die ganze schöne Stimmung war vollkommen hinüber. Dass Shiro in allen möglichen Situationen seine blöden Witzchen riss, war ja an sich nichts Neues, aber diesmal war es dermaßen fehl am Platz, dass der Schulleiter am liebsten seinen Schädel auf die Tischplatte hämmern wollte. Während sich der Priester vor Lachen in seinem Sessel kringelte wie ein Aal unter Strom, wanderte Mephistos Blick zu dem Kalender an der Wand, der zu seiner rechten hing. Sein Blick fiel bewusst auf den morgigen Tag, den er mit einem Herzchen umrandet und mit der Notiz „20 Jahre“ vermerkt hatte. „Du weißt schon, was morgen für ein Tag ist.“ Das Lachen hörte schlagartig auf und ein mildes Lächeln breitete sich auf Shiros Gesicht aus, als er Mephistos Blick folgte. „Ehrlich gesagt, ist das der Grund, warum ich überhaupt hier bin. Von dem Vorfall ist jedenfalls nichts zu mir vorgedrungen. Wahrscheinlich wollte man mich nicht wegen solcher „Lappalien“ belästigen.“ Der Dämon antwortete in einem heiseren, spöttischem Tonfall: „Gegen das faule System im Orden kannst du allein nichts ausrichten. Aber es ist sehr schmeichelhaft, dass du dir Zeit zur Feier unserer 20jährigen Freundschaft nehmen konntest.“ Wortlos erhob sich der Paladin von seinem Stuhl und umrundete den Schreibtisch mit wenigen, schnellen Schritten. Sanft aber bestimmt fixierte er Mephistos Arme unter seinen Händen an den Seitenlehnen des Sessels und näherte sein Gesicht so an, dass es nur noch wenige Zentimeter von dem des Dämons getrennt war. Der Abstand war so gering, dass er Mephistos heißen, schnellen Atem an seinem Hals spüren konnte. „Ich glaube zwischen uns gibt es ein bisschen mehr als nur Freundschaft…“ „Ich weiß nicht, ob das hier angemessenes Verhalten für einen so hochrangigen Exorzisten ist…“, wisperte der Schulleiter betörend, bevor er vor schnellte, um seine Lippen auf die des Priesters zu drücken. Zärtlicher als man es von einem Dämon erwarten würde, wanderten seine scharfen Reißzähne über das weiche Fleisch von Shiros Unterlippe und baten saugend um Einlass. Shiro entfuhr ein verlockendes Stöhnen und Mephisto nutzte die Gelegenheit postwendend um seine Zunge in dessen Mund zu schlängeln. Die Hände des Paladins wanderten Mephistos Arme hinauf, strichen sanft über die Wangen des Dämons und krallten sich schließlich in dessen seidige, dunkle Haarsträhnen. So waren nun auch endlich Mephistos Hände frei. Fordernd grub er seine Finger in den Stoff von Shiros Robe, zog den Mann hinab auf seinen Schoß und keuchte auf, als er dessen Gewicht und Wärme auf sich spürte. Er hatte fast vergessen, wie gut es sich anfühlte, den Priester so nah bei sich zu haben. Unwillkürlich drückte er sich fester an Shiros Körper, spürte, wie ihn die Hitze des Augenblicks und die Geräusche, die der Mann von sich gab, ihn noch mehr antrieben. Beide atmeten schwer, als sie ihren Kuss des Sauerstoffs wegen unterbrechen mussten. Doch der Priester schien noch etwas mehr außer Atem zu sein: „Wenn du dich das nächste Mal so exzessiv an mich klammerst, denk bitte dran, dass ich nicht mehr der Jüngste bin. Oder hattest du etwa vor, mich auf diese Art umzubringen?“ Mephistos Wangen waren von einer feinen Röte überzogen und sein Blick schrie förmlich nach Sex. Dennoch brachte er genug Selbstbeherrschung auf, um Shiro halb entschuldigend, halb provokant die Zunge herauszustrecken und neckend zu antworten: „So alt bist du nun auch wieder nicht und es gibt weitaus schlimmere Arten zu sterben?“, schnurrte er nah an Shiros Ohr, während er seinen Zeigefinger verführerisch um dessen Brustwarze kreisen ließ, die sich unter dem feinen Stoff hart abzeichnete. „Oder soll ich stattdessen eine Dose Rheumasalbe öffnen und dich damit einreiben, alter Mann?“ Der Priester gluckste amüsiert und begann damit an Mephistos Ohrläppchen zu knabbern. „Du bist ganz schön vorlaut!“ „Ich weiß. Das bin ich sogar leidenschaftlich gerne…“ Der Dämon zwinkerte neckisch und begann damit langsam die vielen Knöpfe an Shiros Robe zu öffnen. Just in dem Moment erklang ein Klopfen an der Tür. Beide Männer seufzten unisono. Resigniert begannen sie damit, sich die Kleidung wieder zu richten und auf ihre Plätze zurückzukehren, bevor sie den Bediensteten hereinbaten, der stillschweigend den Earl Grey und die Minzschokolade servierte. Dann mussten ihre Bedürfnisse eben noch ein wenig warten. --- Ihr Herz brodelte, als sie geschwind durch die engen gewundenen Straßen der True Cross Akademie fegte wie eine Hexe auf ihrem Besen. Ihr Ziel war bald in Reichweite. Dort wimmelte es von Fleisch. Sie würde ein Festmahl genießen können. Ihr Verstand hatte sich längst ausgeschaltet und ihre Instinkte hatten die Oberhand. Sie schrien vor Hunger und zum ersten Mal in ihrem Leben, fühlte sie sich frei und wild zugleich, auch wenn sie sich selbst längst verloren hatte. --- Es war kurz vor zehn, als Mephisto ein sanftes Schnarchen von der anderen Seite seines Schreibtisches wahrnahm. Empört blickte er auf und stellte fest, dass Shiros Kopf auf den geöffneten Seiten seiner Bibel ruhte. Soviel also zu der Predigt, die er ihm eben noch bezüglich das Setzens von Prioritäten gehalten hatte. Der Schuldirektor war sehr versucht, den Priester irgendetwas an den Kopf zu schmeißen, um ihn wieder aufzuwecken und ihm seine eigene bittere Medizin in Form von Worten schlucken zu lassen. Doch das einzige, was er hätte werfen können, waren seltene und kostspielige Sammlerstücke, seine Bibel oder aber ein wertloser Schlüsselanhänger in Form eines Frosches aus einem Gashapon-Automaten, der aufgrund seiner weichen Konsistenz jedoch nicht als geeignetes Wurfgeschoss einzustufen war. Stattdessen entschied er sich einfach dazu, den Schlafenden eine Weile lang über den Tisch hinweg zu beobachten und dabei in alten Erinnerungen zu schwelgen. Vor 20 Jahren hatte man beschlossen sie zusammen in ein Team zu stecken. Mephisto war zu dem Zeitpunkt bereits ein „Ehrwürdiger Ritter“ gewesen. Shiro hingegen war gerade erst zu einem Second Class Exorzisten aufgestiegen. Damals war er auch noch um einiges temperamentvoller und großschnäuziger als heute und nicht ganz so besonnen und professionell wie in diesen Tagen. Aber es hatte schon damals Spaß gemacht mit ihm zusammenzuarbeiten. „Es ist nicht gerade fair von dir, mir auf die Art die ganze Arbeit aufzuhalsen. Das weißt du, oder?“, murmelte der Dämon vorwurfsvoll, als ob der alte Mann ihn im Schlaf hören könnte. Dann erhob er sich von seinem Stuhl, öffnete die Schnalle seines Umhangs mit einem leisen Click und deckte Shiro anschließend mit dem Kleidungsstück sorgsam zu. „Du wirst morgen mit Rückenschmerzen aufwachen, da kannst du sicherlich eine Verkühlung nicht auch noch gebrauchen.“ Der Schulleiter betrachtete seine Tat selbstzufrieden und begab sich dann wieder an seinen Platz, um weiter zu arbeiten. So sehr es ihm widerstrebte die Heilige Schrift überhaupt zu lesen, so sehr freute es ihn auch, dass die Aussichten auf einen erfolgreichen Jubiläums-Tag morgen stiegen, wenn er Shiro in der Angelegenheit jetzt unterstützte und alles in seiner Macht stehende tat, um eine Spur auf den Täter zu bekommen. Zudem hasste er es, wenn irgendwelche Dämonen ungefragt in seine Schule hereinspazierten und seine Schüler abschlachteten wie Freiwild. Der Priester schnarchte seelenruhig weiter. Es war in diesem Augenblick schwer vorstellbar, dass dieser müde, alte Mann es zum Paladin gebracht hatte. Augenrollend widmete sich Mephisto wieder seiner eintönigen Aufgabe zu. Irgendwo in der Mitte der Seite hatte er sich markiert, wo er aufgehört hatte zu lesen. Im direkten Vergleich mit seinem Partner war er allerdings nicht sehr weit vorangeschritten. Erst bis zu Kapitel 34 hatte er es im Buch Jesaja gebracht. 8 Denn das ist der Tag der Rache des HERRN und das Jahr der Vergeltung, zu rächen Zion. 9 Da werden Edoms Bäche zu Pech werden und seine Erde zu Schwefel; ja sein Land wird zu brennendem Pech werden, 10 das weder Jahr noch Tag verlöschen wird, sondern ewiglich wird Rauch von ihm aufgehen; und es wird für und für wüst sein, daß niemand dadurchgehen wird in Ewigkeit; 11 sondern Rohrdommeln und Igel werden's innehaben, Nachteulen und Raben werden daselbst wohnen. Denn er wird eine Meßschnur darüber ziehen, daß es wüst werde, und ein Richtblei, daß es öde sei, 12 daß seine Herren heißen müssen Herren ohne Land und alle seine Fürsten ein Ende haben; 13 und werden Dornen wachsen in seinen Palästen, Nesseln und Disteln in seinen Schlössern; und es wird eine Behausung sein der Schakale und Weide für die Strauße. 14 Da werden untereinander laufen Wüstentiere und wilde Hunde, und ein Feldteufel wird dem andern begegnen; das Nachtgespenst wird auch daselbst herbergen und seine Ruhe daselbst finden. Mephisto stutzte und las den letzten Absatz noch einmal, bevor er sich vollkommen sicher war: Das war die Textstelle die Shiro rezitiert hatte! Und er wusste zudem, welcher Dämon dort als das Nachtgespenst Erwähnung fand. Konnte es tatsächlich sein, dass er die Lösung gefunden hatte? Hatte sie sich selbst verraten mit den eingeritzten Worten? Sie war eine lebende Legende. Älter als die Bibel und eigentlich kein aggressives Wesen, das nach Blut dürstete. Lilith, Adams erste Frau, das Gegenbild der Eva… sie hatte viele Namen. In Gehenna kannte man sie jedoch eher als Urmutter der Sukkubus- und Inkubus-Dämonen… die Mutter seiner eigenen Spezies. Er musste sofort Shiro wecken. --- Näher, immer näher kam sie dem Ziel. Nur noch wenige Minuten, bis sie ihn erreicht hatte, den Ort an dem die männlichen Studenten schliefen. Ihr Herz pochte. Ihr irres, vorfreudiges Lachen gellte durch die Straße. Ihr Verstand war vollkommen untergegangen… --- „Lilith? Blutbäder klingen nicht nach ihrem normalen Verhalten…. Ich hätte eher auf Orgien getippt in ihrem Zusammenhang.“, hakte Shiro nach, während Mephisto gelassen an seinem Bund nach dem geeigneten Schlüssel für den direkten Weg zum Wohnheim der männlichen Studenten suchte. Seine offiziellen Roben hatte er gegen seinen Trenchcoat eingetauscht, um im Falle einer Auseinandersetzung agiler reagieren zu können. „In der Regel können unerfahrene Tamer einen so hochrangigen Dämonen wie Lilith nicht herbeirufen, da sie dafür zu schwach sind, um die Verbindung zwischen Gehenna und Assiah für die Dauer der Beschwörung lange genug aufrecht zu erhalten. Es gibt jedoch Gerüchte, dass Sprüche existieren, die es unzureichend ausgebildeten Beschwörern erlaubt, hochrangige Dämonen auf ein niedrigeres Level entsprechend dem Potential des entsprechenden Beschwörers zurückzustufen. Dadurch verliert der Dämon jedoch an Kraft und Struktur, was sich wiederum negativ auf sein Grundverhalten auswirkt. Da man genauso gut einen niederklassigen Dämonen ohne Fehlverhalten und mit gleicher Stärke herbeirufen könnte, haben sich diese Sprüche im Laufe der Zeitverloren… in einigen älteren Schriften werden Sie jedoch noch erwähnt, wie zum Beispiel im Lemegeton Clavicula Salomonis.“ „Das würde bedeuten, einer der drei getöteten Jungs hat so einen Spruch angewendet und Liliths Psyche damit dermaßen geschädigt, dass sie nun Amok läuft und Männer abschlachtet wie eine Furie?“ „Ja genau. Wahrscheinlich wollten Sie sich mit der Urmutter aller Verführerinnen ein wenig vergnügen und haben dabei ihr ganzes Bewusstsein irreparable geschädigt. Das würde dann auch erklären, warum Lilith uns Hinweise hinterlassen hat. Zu dem Zeitpunkt musste sie kurzzeitig wieder Kontrolle über sich gehabt und das Erstbeste getan haben, was ihr in den Sinn kam: Um Hilfe rufen in Form dieser eingeritzten Botschaft… Ah, hier ist ja der Schlingel!“ Triumphierend hielt der Schuldirektor einen kleinen goldenen Schlüssel hoch, der mit schlichten Ornamenten verziert war, und steckte ihn dann behände in das Schloss seiner Bürotür, um diese mit einem lauten Clonk zu entriegeln. Mit einer ausschweifenden Geste bedeutete er anschließend dem Priester, durch die geöffnete Tür zu gehen. Doch Shiro tat es ihm stattdessen gleich. „Nah, Manieren müssen sein: Lady’s First!“, sagte er grinsend und fing sich dadurch einen nachsichtigen Stoß in die Rippen ein. „Langsam wirst du ganz schön unverschämt.“, entgegnete Mephisto mit einem erheiterten Lachen und spazierte dann doch zuerst durch die Tür in den dunklen Flur der Jungenunterkünfte. Die beiden Exorzisten sahen sich im Schein des Mondlichts um. Das Fehlen von abgeschlachteten Jugendlichen und das selige Schnarchen das vielerorts durch die geschlossenen Türen drang schienen gute Indizien dafür zu sein, dass hier bislang noch nichts vorgefallen war. „Ich würde sagen, dass wir uns am besten aufteilen.“, schlug Mephisto vor und dirigierte Shiro mit ausgestrecktem Zeigefinger Richtung Norden. „Du nimmst den Korridor dort und ich schau mich auf der anderen Seite um.“ Der Priester nickte und marschierte schnellen Schrittes in die Richtung, die Mephisto ihm gezeigt hatte. Der Dämon selbst wollte gerade kehrt machen und zur anderen Seite laufen, als er aus dem Augenwinkel heraus einen flüchtigen Schatten in den Büschen vor dem Gebäude erspähte. Als nachtaktives Wesen war seine Sicht im Dunklen besser ausgeprägt, als die eines Menschen, doch auch ihm waren Grenzen gesetzt. Dennoch war er sich sicher, dass er gefunden hatte, wonach sie suchten. Geschwind öffnete er das Fenster und schwang sich elegant aus dem zweiten Stock hinab auf die spärlich beleuchtete, kleine Auffahrt vor dem Gebäude. Der direkte Weg war immer noch der Schnellste. Die Nachtluft war feucht und legte sich schwer auf seine Lungen. Das würde sich negativ auf seine Ausdauer auswirken. Seine Augen wanderten im Schein der Laternen umher. Er konnte ihre Anwesenheit hier draußen noch deutlicher spüren, nur sehen konnte er sie nicht und das ärgerte ihn. Wo hielt sie sich bloß verborgen? Ungeduldig, dennoch wachsam schritt er hinüber zu der angelegten Grünanlage. Irgendwo dort meinte er den Schatten eben gesehen zu haben. Obwohl seine Ohren gespitzt waren, hörte er Lilith viel zu spät. Sie war schon hinter ihm, als er sie bemerkte und es blieb ihm keine Möglichkeit mehr, zu einem Ausweichmanöver. Mit einem gezielten Schlag in die Magengrube nahm sie ihm die Atemluft und drückte ihn mit ihren scharfen Klauen und übermenschlicher Kraft auf den harten Boden. Der Dämon spürte schmerzhaft, wie sich ihre spitzen Nägel tief in sein Fleisch bohrten und dabei seine Haut blutig riß. „Mephissssstooooo~“, zwitscherte die Dämonin wie im Wahn. Ihr sonst so feines, blondes Haar, hing in wirren, dreckigen Strähnen von ihrem Kopf. Ihr Blick war irre und ihre aufgeplatzten Lippen waren zu einem teuflischen breitem Grinsen verzehrt. Seltsam glucksende Laute kamen aus ihrem Mund, während ein bestialischer Gestank nach Fäulnis sie einhüllte wie ein Leichentuch. Mephisto wurde regelrecht schlecht von dem Gestank. Alles an ihr schrie förmlich nach Wahnsinn, Tod und Verfall. Dem Schulleiter blieb keine Zeit, um einen strategisch wertvollen Plan auszuklügeln. Das Wichtigste war jetzt, dass er sich befreite. Er wandte sich geschickt unter Liliths Leichtgewicht, bis er wieder halbwegs Kontrolle über seinen Körper bekam, und versetzte ihr einen Tritt in den Unterbauch. Die Dämonin schrie sofort vor Schmerz und krümmte sich, So dass es Mephisto spielend gelang ihren Griff zu sprengen und wieder auf die Beine zu kommen. Mit einem Satz nach hinten brachte Mephisto Distanz zwischen sich und der Angreiferin, bevor sie sich wieder erheben und sich womöglich an ihm abreagieren konnte. Der Schulleiter grinste finster und wischte sich das Blut vom Gesicht. Es würde nicht lange dauern, bis diese oberflächlichen Verletzungen bei ihm wieder verheilt waren. „Gut, du weißt also noch wer ich bin. Sehr löblich, Mutter. Doch ich fürchte, unser kleines Familientreffen wird heute recht kurz ausfallen. Es war nicht sehr nett von dir, dich an meinen Schülern zu vergreifen. Dafür muss ich dich nun leider vernichten.“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, stürzte sich die Dämonin mit einem schrillen Wutschrei auf ihn. Mephisto hatte erneut Mühe ihr auszuweichen und er schaffte es nur um Haaresbreite. Ihre Augen waren zorngeweitet und Speichel troff unappetitlich aus ihrem Maul. Das degenerierte Etwas da vor ihm war nicht einmal mehr ein Schatten der anmutigen Urmutter seiner Spezies. Es war ein sabberndes, bluthungriges Ungetüm, zu instinktgesteuert um berechenbar zu sein, was dieses Auseinandersetzung umso gefährlicher machte. Aber vielleicht lag darin auch der ganze Reiz dieses Kampfes. Mephisto musste jedenfalls zugeben, dass er sich köstlich amüsierte und sein Grinsen war so präsent, dass ihn jeder, der ihn nicht kannte, ebenfalls für irre halten musste. Tatsächlich war er sich aber nur absolut siegessicher. Ohne groß zu Zögern griff er nach seinem pinken Flickenschirm. „Genug jetzt! Eins… Zwei…“ „Ich brauche Fleisch! Und Blut! Deines! Gib es miiiiiir!“, krächzte Lilith und setzte erneut zu einer Attacke an. „Dre…!“, gerade als Mephisto die Energie des Angriffs entladen wollte, sprang Shiro aus einem der Gebüsche hervor und streckte die angreifende Dämonin mit einem gezielten Schuss in den Schädel nieder. Blut und Gehirnmasse spritzten vermischt zu einer einzigen roten Masse auf das Kopfsteinpflaster und regnete auf den erstaunten Schulleiter nieder. Liliths Körper fiel wie ein nasser Sack in sich zusammen. Sie war tot, noch bevor sie den Boden berührte. „…Liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein der Herr, hilft dir, dass du sicher wohnest.“, rezitierte der Priester und besprenkelte den verdrehten Körper mit reichlich Weihwasser. Die Substanz fraß sich in das Dämonenfleisch und verätzte die Überreste innerhalb von wenigen Sekunden zu grauem, stinkendem Qualm. Mephisto packte seinen Schirm wieder weg und betrachtete genervt seinen besudelten weißen Trenchcoat. „Weißt du eigentlich wie schwer es ist Blut und Gehirnflüssigkeit aus einem Kleidungsstück herauszubekommen, du Berserker?“, motzte er und versuchte den gröbsten Dreck wieder wegzuwischen, mit dem Ergebnis, dass es noch schlimmer als vorher wurde. Shiro grinste triumphierend und hängte seine schallgedämmte Kalaschnikow über die rechte Schulter, als sich der Körper der Dämonin vollkommen aufgelöst hatte. „Nein, aber ich bin mir sicher, dass du es auch nicht weißt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass so ein wohlhabender und verwöhnter Kerl wie du, seine Wäsche selber wäscht.“ „Nun, das ist nicht der Punkt.“, gab der Direktor zurück. Gemächlich stapfte er hinüber zu seinem Partner und kniff ihn spielerisch in den Oberarm „Musst du denn immer ein Massaker aus einer Dämonenhatz machen, du elender Angeber?“ „Also ich finde es stilvoller, als mit einem pinken Schirmchen herum zu wedeln.“, neckte Shiro und vollführte eine entsprechend, winkende Handgeste. Mephisto grummelte irgendetwas Unverständliches in seinen Bart. Beide Exorzisten sahen sich flüchtig an und brachen dann in haltloses Gelächter aus. Nach all den Jahren , die sie zwei nun schon miteinander verbracht hatten, benahmen sie sich immer noch wie Kleinkinder. --- Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee weckte Shiro aus seinem traumlosen Schlaf. Immer noch müde und erschöpft von der gestrigen Nacht rieb er sich den Sand aus dem Augenwinkel und stützte sich auf seinen Ellbogen noch oben, um sehen zu können, wo der verführerische Duft herkam. „Guten Morgen, Herr Langschläfer.“, schnurrte Mephisto gut gelaunt hinter seinem Schreibtisch, auf dem ein ganzes Buffet an Frühstücksspeisen angerichtet war. „Ich dachte nach der anstrengenden Nacht hättest du sicherlich Hunger.“ Shiro lächelte mild und schälte sich aus dem Laken. Sein Rücken schmerzte ein wenig trotz der federweichen Schlafcouch. Mephisto hatte kein eigenes Bett, da er seine Nächte nicht mit mehr als einer Stunde Schlaf vergeudete. „Kommt darauf an, ob du das Essen vorbereitet hast oder jemand mit Sachverstand.“ „Nah, und schon wieder stichelst du mich. Das Essen stammt allerdings wirklich nicht von mir.“ Shiro ließ den Blick über das opulente Mahl gleiten. Neben Croissants, Waffeln mit Kirschen und Sahne und Pancakes mit Ahornsirup gab es auch noch vielerlei Sorten Brot, Wurst, Käse, Marmelade, Eier in diversen Varianten zubereitet und sogar Fisch, Reis und Misosuppe in Anlehnung an ein traditionelles japanisches Frühstück. Dem Priester lief das Wasser im Munde zusammen, doch zunächst schenkte er sich eine Tasse des Kaffees ein. „Lass es dir schmecken…“, sagte der Schulleiter und bestrich sein Buttercroissant großzügig mit Erdbeermarmelade. „… und einen schönen Jahrestag wünsche ich dir.“ Shiro legte das Messer beiseite, mit dem er sich eine Scheibe Weißbrot abgeschnitten hatte und beugte sich über den Schreibtisch. Ein Klecks Marmelade hing in Mephistos Mundwinkel, den er genießerisch ableckte, bevor er ihn ungewohnt zärtlich küsste. „Einen ebensolchen.“, sagte er anschließend und widmete sich dann wieder seinem Frühstück ohne zu bemerken, wie dem Dämon vor Überraschung die Schamesröte ins Gesicht stieg. ~ TBC? ~ Quellenangaben: 1) Die Luther-Bibel: Jesaja 34,8-14 / Psalm 4.9 (stellenweise abgeändert) 2) Musiktext: „Virtual Insanity“ von Jamiroquai Vielen lieben Dank für die Inspiration zur erfolgreichen Plotbunny-Jagd in Form einer Challenge geht an . Alle Wörter, die genannt werden mussten: Besen, Blut, Frosch, Virtual Reality, Handy, Käse, Wasserflasche, Regen, Kalender, Kugelschreiber Noch mehr Dank an meine engagierte und kompetente Beta , ohne die ich mich nur halb so gewählt und treffend ausdrücken könnte. Kapitel 2: Case 02: Das Rudel ----------------------------- True Cross X-Files File 2: Das Rudel Es waren nun schon wieder mehrere Monate vergangen bei denen Shiro nicht genau sagen konnte, wie und wo er sie verbracht hatte. Irgendwo zwischen Kinderhüten, der alltäglichen Arbeit im Kloster und Exorzisten-Missionen musste ihm die Zeit durch die Finger gerieselt sein wie Sand in einem Stundenglas. Sein einziger Trost war, dass er sich in den Sommerferien keine Gedanken um Rins schlechtes Sozialverhalten machen musste. Hier im Kloster war der Junge pflegeleicht und umgänglich, aber in der Schule benahm er sich wie der reinste Flegel. „Papaaaa~!“, ertönte es wie auf Kommando aus dem Garten und die Kirchentür schwang, gefolgt von einem lauten Knall, auf. Die Tür war mit voller Wucht gegen die Wand gescheppert und Shiro zuckte wie unter Schmerzen zusammen, als er den Putz von der Wand bröckeln sah; von dem Riss in dem schweren Eichenholz ganz zu Schweigen. Der Junge verfügte über so viel Kraft, dass selbst der schwere Kronleuchter bedrohlich schwankte, als würde er sich jeden Moment aus der Verankerung lösen und auf den Altar hinabstürzen. „Rin! Du hast erst letzte Woche ein sehr teures Bleiglas-Fenster hier eingeworfen. Wir können uns nicht ständig irgendwelche Reparaturen leisten!“, schimpfte Shiro streng. Als der Junge dann aber verlegen und schuldbewusst seinem Blick auswich und nervös am Saum seines roten Sweaters herum zupfte, taten ihm seine harschen Worte auch schon wieder leid und er streichelte Rin liebevoll mit der Hand durch das kurze, blauschwarze Haar. „Sei einfach das nächste Mal vorsichtiger, ok?“ „Okay!“, antwortete der Junge und seine blauen Augen strahlten wieder. Dann ergriff er ohne Vorwarnung Shiros Hand und zog ihn hinaus auf den üppig begrünten Hof des Klosters. Eine kleine Schar von Tauben flatterte aufgeregt auf, als sich näherten. Nur Eine blieb auf einem Blumentopf voller Kapuzinerkresse hocken, legte den Kopf schräg und verfolgte die Szene neugierig. Erst kurz vor dem gusseisernen Eingangstor hielt endlich Rin inne und deutete hinauf zum Himmel. Da es noch früh am Tag war, brannte die Sonne noch nicht ganz so erbarmungslos auf sie herab, aber ihre warmen Strahlen reichten bereits jetzt aus, um Shiro unter dem Stoff seiner Soutane ins Schwitzen zu bringen. „Schau mal, es ist so ein schöner Tag! Izumi und Nagatomo wollen heute zum Strand fahren… dürfen Yukio und ich mit?“ „Habt ihr denn schon die beiden gefragt, ob sie euch überhaupt mitnehmen wollen?“ „Natürlich haben sie das!“, ertönte Izumis Stimme hinter ihm. Der junge Priester hatte bereits eine Strandtasche umgehängt, aus der Wasserflaschen, Badetücher und eine große mehrstöckige Bentobox hervor lugten, trat mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht neben ihn und legte kameradschaftlich seine Hand auf Rins Schulter. „Direkt nachdem wir es vorgeschlagen haben.“ „Huff, du bist ganz schön fix, Rin. Und das bei den Temperaturen!“, meldete sich Nagatomo schwer atmend zu Wort, der mit Yukio zu seiner Linken nachfolgte und einen großen Sonnenschirm, sowie drei Strandmatten aus Stroh bei sich trug. „Wenn du also mit willst, dann musst du uns aber hoch und heilig versprechen, dass du am Strand nicht wegläufst, verstanden? Sollte dir was zustoßen, macht Fujimoto-san uns nämlich einen Kopf kürzer.“ „Worauf du dich verlassen kannst.“, erwiderte der Paladin in einem neckisch-strengen Tonfall. Dann wandte er sich an die beiden Kinder, indem er sich auf ihre Augenhöhe hinab hockte und seine Hände auf jeweils eine Schulter jedes Jungen legte. „Also ihr zwei Strolche. Versprecht ihr mir, dass ihr euch gut benehmt und immer brav auf die Beiden hört.“ Die Zwei nickten so enthusiastisch, dass Shiro lächeln musste. „Gut, dann ab mit euch.“ Jubelnd liefen die beiden Jungs zum Tor. „Wir sind gegen sechs Uhr wieder da. Bis heute Abend also!“, fügte Nagatomo noch hinzu und die Vier machten sich sogleich auf den Weg. „Viel Spaß!“ Shiro winkte den Vieren gutmütig grinsend nach und blickte stolz auf seine beiden Jungs. Es erstaunte ihn jedes Mal wieder, wie groß sie schon geworden waren. Wie schnell die Zeit doch verging. Er könnte meinen, er hatte erst gestern noch ihre Windeln gewechselt. Besonders Yukio hatte sich stark verändert. Er machte einen deutlich selbstbewussteren Eindruck als noch vor 2 Jahren. Die Ausbildung zum Exorzisten tat dem Jungen gut, auch wenn er trotz allem immer noch sehr viel steifer wirkte, als sein quirliger Bruder, der gerade mit Händen und Füßen irgendetwas erzählte, was alle köstlich zu amüsieren schien. Als die Gruppe außer Sichtweite war, wandte er sich wieder der Kirche zu. Er würde sich den Schaden ansehen, den Rin eben unbedacht angerichtet hatte. Vielleicht konnte er mit Pinsel und Farbe noch etwas retten. Gerade als er das Gebetshaus wieder betreten wollte, sprang jedoch das Eingangstor lautstark aus den Angeln und ein lautes Jaulen ertönte. Das war kein gutes Zeichen. Hastig spurtete der Priester zurück zur Pforte und legte sich in seinem Kopf schon ein paar Aria-Phrasen für den Fall eines Falles zurecht. Die schweren Torflügel lagen auf dem Boden, aber als sich Shiro nach einem Eindringling umschaute, entdeckte er nur einen weißen Terriermischling, der ein rosafarbenes Halstuch mit weißen Punkten um den Hals trug, winselnd seine Pfote leckte und ihn zeitgleich mit vorwurfsvollem Blick traktierte. Maruta und Kyodo, die beiden übrigen Priester im Kloster kamen aus dem Wohntrakt gestürzt, bereit sich in einem Kampf zu stellen. „Fujimoto-sama, was ist passiert?“ fragte der Stabilere von Beiden und sah sich hektisch suchend nach einem Angreifer um. „Nur ein…pff… nur ein Fehlalarm.“, gluckste Shiro erheitert und versuchte zwanghaft den aufkeimenden Lachanfall zu unterdrücken. „Geht ruhig wieder rein. Das Tor reparieren wir nachher, wenn die anderen wieder da sind.“ Die beiden Priester sahen sich verwirrt an, gehorchten aber schulterzuckend und gingen wieder zurück, um ihren alltäglichen Pflichten nachzukommen. Kaum waren sie außer Hörweite konnte Shiro nicht mehr an sich halten und lachte schallend los. „Mephisto! Was zum Teufel…? Hast du geglaubt, wir lassen diesen Ort hier unbewacht und ohne irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen?“ „Wirklich sehr, sehr komisch.“, kommentierte der Hund entrüstet. „Ich dachte, ich wäre ein gern gesehener Gast, da bin ich natürlich nicht davon ausgegangen, dass die Bannkreise auf mich anspringen. Offensichtlich habe ich mich aber geirrt.“ „Jetzt sei nicht beleidigt, du Bettvorleger.“ Shiro vollführte eine Handbewegung während er leise eine Beschwörung sprach, die dem Dämon den Eintritt gewähren würde. Dann beugte er sich vor und kraulte Mephisto hinter den Ohren, was dieser mit einem instinktiven Schwanzwedeln quittierte. Der direkte Körperkontakt zu dem eingeladenen Dämon war wichtig, damit dieser von den Bannkreisen als Freund anerkannt wurde. Der Terrier setzte vorsichtig einen Schritt durch das Tor. Da die Bannkreise nicht reagierten, schien alles erfolgreich verlaufen zu sein. Sogleich packte der Priester den Hund schnell und geschickt am Nackenfell und hob ihn auf seinen Arm, noch bevor dieser sich wehren konnte. Er hatte bemerkt, dass Mephisto seine rechte Vorderpfote entlastete und wollte sich nun anschauen, woran das lag. Und tatsächlich entdeckte er eine recht große Brandverletzung am Ballen die von den Abwehrzaubern stammen musste. „Waaahhh… Lass mich gefälligst sofort runter!“, knurrte Mephisto und wand sich wie ein Kraken, um sich aus dem festen Griff zu befreien. Es war ihm sichtlich unangenehm, doch der Priester blieb stur und hielt Mephisto weiterhin im Arm, jedoch ohne ihn dabei zu erdrücken. Geschwind wandte er sich zum Wohntrakt um, durchschritt einige verwinkelte Flure und brachte den Terrier in einen kleinen Raum, in dem sich Regale voller Medikamente und Tinkturen an den Wänden türmten und eine abgenutzte Pritsche bereit stand. Darauf setzte er den strampelnden Hund ab, bevor er flink und präzise nach einem Erste-Hilfe-Koffer und einer großen, braunen Flaschen mit der Aufschrift „Arnica montana“ griff. Währenddessen verwandelte sich der Hund, begleitet von einem Ploff und einer Emission von rosafarbenem Rauch, zurück in den dämonischen Schulleiter. „Was fällt dir eigentlich ein? Ich bin ein Gentleman und kein Schoßhund, den man einfach durch die Gegend trägt! Das war mehr als erniedrigend!“, Shiro ignorierte die scharfe Kritik geflissentlich und holte pfeifend eine Pinzette, ein Wattebällchen, Mullverbände und eine Dose selbst angerührte Ringelblüten-Paste aus dem Köfferchen, bevor er die Ärmel hochkrempelte und den Wattebausch sorgsam mit der klaren Tinktur tränkte. Als er jedoch die Finger ausstreckte, um Mephistos Wunde zu verarzten, zog der Dämon schnell seine Hand weg und versteckte sie hinter seinem Rücken. „Das ist gleich wieder verheilt, spar dir die Mühe!“ „Schmoll nicht rum, du Giftspritze, und gib mir deine Hand.“, erwiderte Shiro gelassen aber mit einem strengen Unterton. „Abwehrzauber verheilen nicht so einfach und wenn ich mich nicht darum kümmere, dann kriegst du da eine hässliche Narbe, egal wie gut sich deine Wunden normalerweise schließen. Du hast nur Schiss, dass es brennen könnte!“ Mephisto verzog trotzig das Gesicht, aber wenn er eine passende Antwort parat hatte – und daran zweifelte Shiro nicht – behielt er sie ausnahmsweise für sich. Zögerlich holte er seine Hand wieder hinter seinem Rücken hervor. Bei seiner Rückverwandlung hatten sich jedoch auch wieder die violetten Handschuhe manifestiert. Das Kleidungsstück verdeckte die Wunde vollkommen und machte Shiros Arbeit somit nicht unbedingt leichter. Der Priester seufzte und legte die Pinzette beiseite. „Das wird jetzt definitiv brennen, also beiß deine Zähne zusammen.“ Behutsam pellte Shiro das Kleidungsstück von der verletzten Hand des Schulleiters. Doch alle Vorsicht reichte nicht aus, um den festklebenden Stoff völlig schmerzfrei abzuziehen. Mephisto zog scharf die Luft ein, doch er war immer noch starrköpfig genug, um sich nicht zu beschweren. Schnell griff Shiro nach der vorbereiteten Pinzette, tunkte einen neuen Wattebausch in die Arnica-Lösung und betupfte ganz sanft die mittelschwere Brandverletzung. Der Dämon entspannte sich zusehends und auch seine Haut begann schnell damit, sich zu regenerieren. Die Tinktur aus Quellwasser und Heilpflanze war im Gegensatz zu Jod eine äußerst milde Art, Wunden zu reinigen und hatte einen angenehmen, kühlenden Effekt. Außerdem hinterließ sie nicht so eine Sauerei; Mephisto wäre sicherlich noch gereizter, wenn Shiro ihm auch noch sein kostbares weißes Clowns-Outfit mit orangefarbenen Flecken besudelte. Im Anschluss strich er noch ausreichend Salbe auf die Wunde und umwickelte die Hand akkurat mit der sauberen Mullbinde. Erleichtert, dass der Dämon sich doch noch kooperativ gezeigt hatte, grinste er Mephisto altklug an. „Na, was hab ich gesagt… war das jetzt so schlimm?“ Mephisto strich sich nachdenklich über die verbundene Hand. Eine leicht verlegene Röte zeichnete sich auf seinen Wangen ab, aber Shiro konnte ihm deutlich ansehen, dass er sich immer noch stoisch um souveränes Auftreten bemühte. Statt Worte des Dankes erntete der Priester deshalb auch einen schmerzhaften Fingerschnipp gegen die Stirn und einen Tadel: „Untersteh dich, mich noch einmal so respektlos zu behandeln!“ Der dämonische Schulleiter schwang sich temperamentvoll von der Pritsche und begutachtete die Regale. „Ein beachtliches Arsenal an pharmakologischen Wundermittelchen hast du hier.“, kommentierte er in einem munteren Plauderton, als sei nichts vorgefallen, während er die vielen angestaubten Gläser mit Pflanzen, Cremes und Tonika studierte. „Oh~… und vielversprechende Essensvorräte ebenfalls, wie ich sehe.“ Anzüglich grinsend wedelte Mephisto mit einer Tube Schokosauce, die neben einem Glas eingelegter Dörrpflaumen im Regal gestanden hatte. Shiro hatte die Sauce in aller Unschuld für seine beiden Jungs geholt, um sie mit Eisbechern zu verwöhnen. Jetzt wurde ihm bewusst, dass er diese Flasche niemals mehr ohne Hintergedanken würde aus dem Regal nehmen können. Shiro gluckste. „Nicht, dass ich mich nicht freuen würde, dass du mich besuchst… aber, was genau hat dich hierher verschlagen?“, fragte er heiser und trat fast schon unverschämt nah an den Dämon heran. Als er sich jedoch hinab beugte um Mephistos Lippen in einem Kuss einzufangen, fuhr dieser nur seinen Zeigefinger maßregelnd dazwischen und schnalzte mit der Zunge. „Nuh-uh, so einfach mache ich es dir nicht, nachdem du mich eben so schamlos herabgewürdigt hast! Ich hatte ehrlich gesagt nur Langeweile und wollte dir daher einen kleinen Besuch abstatten. In den Sommerferien ist nicht gerade viel los in der Akademie.“ Mit einer geschmeidigen Bewegung tauchte Mephisto unter Shiros Armen hindurch und schritt in die Mitte des Raumes. Anschließend drehte er sich energisch auf dem Absatz um und schob sich auf provokant-laszive Weise in eine halbliegende Position auf die Pritsche. „Außerdem wollte ich mir deine beiden Jungs live in ihrer natürlichen Umgebung anschauen, um zu beurteilen, wie sie sich entwickeln.“ Shiro konnte sich bei diesem Anblick nur schwerlich konzentrieren, aber er würde sich nicht ohne Weiteres zu Mephistos sadistischen, kleinen Verführungsspielchen hinreißen lassen. Daher atmete er einmal tief durch, um seine Beherrschung wieder unter Kontrolle zu bringen, bevor er das Wort erhob um zu antworten. „Und? Bist du soweit zufrieden mit dem Ergebnis?“ „Sehr sogar.“, gestand der Schulleiter ein und rollte sich auf den Rücken. Sein auffällig großer Zylinder segelte dabei zu Boden wie Herbstlaub. „Schon als du mir vor 2 Jahren Yukio vorgestellt hast, war ich beeindruckt… aber dass du Rin so gut erziehen konntest, ist noch um Einiges erstaunlicher. Du hast in der Tat eine wirklich bemerkenswerte Leistung vollbracht.“ Seine Beine pendelten von der Liegefläche, während er nachdenklich die Decke anstarrte. Mephisto hatte Momente, da war er dem Paladin gegenüber so offen, dass er seine Ich-habe-stets-alles-immer-unter-meiner-Kontrolle-Maskerade abfallen ließ und nur noch wie ein Kind wirkte, das die Welt aus ganz anderen Augen bestaunte. Der Dämon liebte es in Assiah zu weilen, daran gab es keine Zweifel, sonst wäre er auch längst nach Gehenna zurückgekehrt. Mephisto wandte seinen Blick wieder auf ihn und hob fragend eine Augenbraue. „Habe ich etwas im Gesicht, oder warum strahlst du mich so an, alter Mann?“ „Du hattest also bloß Langeweile?“ erwiderte Shiro neckisch, ohne auf die Frage einzugehen. Langsam schritt er Richtung Tür und schloss sie vorsichtshalber schon einmal von innen ab, bevor er sich zu Mephisto hinab beugte. „Nur ein Besuch, um zu schauen, wie es den Kindern geht und ein kleines Pläuschchen mit mir zu halten. Also ganz und gar unschuldig, hm?“ Der Dämon grinste verführerisch und umfasste Shiros Gesicht mit seiner freien linken Hand. In seiner Rechten hielt er immer noch die Flasche mit der Schokosauce fest. Es konnte keinen deutlicheren Beweis dafür geben, dass er auch aus ganz anderen Gründen hier hergekommen war. „Och weißt du… ich dachte, da ich ja nun schon mal hier bin, könnten wir uns auch ein wenig amüsieren, nicht?“ Mit katzenhafter Geschmeidigkeit drapierte Mephisto seine Beine um die Hüften des Paladins und zog ihn anschließend am Stoff seiner Soutane zu sich herab in einen hungrigen, besitzergreifenden Kuss. Shiro stöhnte, doch Mephistos Mund dämmte das Geräusch auf ein Minimum. Die Finger seiner rechten Hand fuhren tänzerisch über Mephistos Brust und öffneten in spielerischer Leichtigkeit die drei Knöpfe des Blazers, bevor sie sich mit den zahlreichen, kleineren Hemdknöpfen darunter auseinandersetzten. Ihm wurde schummerig, als der Dämon sein Rückgrat durchbog und seinen schlanken Körper ungehemmt an seinem rieb. Es fiel dem Priester von Sekunde zu Sekunde schwerer, sich nicht vollkommen seinen Instinkten hinzugeben. Jedes verdammte Mal, wenn Mephisto ihn verführte, fühlte er sich mehr wie ein hormongesteuerter Teenager, als wie ein gestandener Mann in den Mittvierzigern. Es musste an seiner inkubischen Blutlinie liegen. In diesem Moment kostete es ihn jedenfalls enorme Willenskraft, Mephisto nicht die Kleider vom Leib zu reißen und ihn in Grund und Boden zu vögeln. „Du bist sooooo unanständig, Shiro.“, schnurrte der Schulleiter amüsiert, als habe er in den Gedanken des Priesters gelesen – was durchaus nicht auszuschließen war. Mephisto hatte einige erstaunliche Fähigkeiten inne, von denen er wahrscheinlich den Großteil noch gar nicht kannte. Doch diese Überlegungen verpufften, als der Dämon anfing zärtlich an seinem Hals zu knabbern und zu lecken. Die Prioritäten des Priesters lagen gerade eindeutig woanders. Flink hatten Mephistos delikaten Finger die Knöpfe der Soutane geöffnet und strichen den schweren Baumwollstoff in einer gleitenden Bewegung von Shiros Oberkörper. Seine spitzen Zähne gruben sich leidenschaftlich in das empfindliche Fleisch zwischen Halsansatz und Schultern ohne dabei jedoch die Haut zu verletzen. Die Hitze, die sich bislang nur in Shiros Brust gehalten hatte, wanderte einige Regionen tiefer und sein guter Vorsatz geriet bedrohlich ins Schwanken. Entschlossen fasste der Paladin Mephisto an den Handgelenken und fixierte sie mit einer Hand oberhalb der Pritsche auf dem Polster, bevor er sich halb aufrichtete, um zu verschnaufen und wieder Herr seiner Sinne zu werden. „Fu-Fu-Fu… warum wehrst du dich nach all den Jahren immer noch so vehement gegen deine inneren Bedürfnisse? Hast du etwa Angst vor animalischem, ungezügelten Sex? Ich wäre der Letzte, der sich darüber beklagen würde, wenn du deine schmutzigen Gedanken in die Tat umsetzt. Und das solltest du wissen… du kennst mich ja nun lange genug.“ Shiro starrte Mephisto an und kam ins Grübeln. Hatte er Angst, sich einfach fallen zu lassen? Ja, hatte er. Ein Teil seines Geistes kämpfte stets gegen die Willenskraft Satans an. Wenn er sich vollkommen auf Mephisto einließ, konnte das bedeuten, dass er es nicht überstand, ohne hinterher vom Höllenfürst persönlich besessen zu sein. Der Priester schloss die Augen und lehnte seine Stirn sanft an die seines Geliebten. „Ich wünschte manchmal, dass ich es tatsächlich könnte, aber es geht nicht… es wird nie gehen.“ Er fühlte wie sich die Arme des dämonischen Schulleiters Trost spendend um seinen Oberkörper schlangen. Zärtlich streichelte eine Hand ihm durch das kurze, stoppelige Nackenhaar. Sie schwiegen Beide, denn sie brauchten zur Abwechslung keine Worte um zu verstehen, was in dem Anderen vorging. Es waren rare Momente, wie diese, die Shiro so sehr an ihrer verkorksten Beziehung liebte. Es mochte eine kleine Ewigkeit vergangen sein oder auch nur ein paar Sekunden, als Shiro sich wieder aufrappelte und Mephisto abermals küsste; dieses Mal nicht hungrig, sondern zart und sanft. Erneut begaben sich seine Hände auf Wanderschaft, erforschten jeden Winkel auf der blassen, freigelegten Haut, bevor sie sich mit diebischer Freude über die dunklen Nippel hermachten, sie zwickten und streichelten, bis sie unter der Berührung hart wurden und Mephisto die süßesten Töne von sich gab, die sich ein Liebhaber vorstellen konnte. „Hn… Shiro…“ „Ja? Gibt es etwas zu beanstanden?“, flachste der Paladin und hielt inne. „So sehr ich deine Berührungen auch genieße, aber heute bin ich dran mit Verwöhnen. Hinlegen!“, befahl der Dämon liebevoll und rutschte zur Seite, so dass sich Shiro platzieren konnte, während Mephisto sich rittlings auf ihn schwang und unheilvoll mit der Tube Schokosauce wedelte. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ „Oh doch, mein Lieber, oh doch. Und wenn ich jetzt auch nur ein Sterbenswörtchen darüber höre, wie klebrig Schokolade ist und was für eine Sauerei sie hinterlässt, spritz ich dir das Zeug gleich komplett quer über den Oberkörper und mach mir nicht die Mühe es wieder ab zu lecken, verstanden?“ Shiro seufzte resigniert und gab sich schulterzuckend seinem Schicksal hin. Es hatte ja sowieso keinen Zweck gegen Mephisto an zu argumentieren, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Also konnte er sich die Mühe genauso gut auch sparen. Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen öffnete der Schulleiter den Verschluss und begann damit langsam die dunkelbraune Flüssigkeit heraus zu drücken. Die Kühle der Sauce hinterließ auf Shiros cremefarbener Haut eine leichte Gänsehaut. Als er sich nach 5 Minuten das Ergebnis der kreativen Schöpfung des Dämons ansah musste er zwangsläufig grinsen. Sein Oberkörper war regelrecht gepflastert von krakeligen Smileys, Doodles und Herzchen. Mephisto beäugte sein Kunstwerk kritisch und nickte anschließend selbstzufrieden, bevor er die Tube achtlos nach hinten schmiss und sich der wirklich interessanten Aufgabe widmete: Dem Ablecken. Dämonen liebten zuckerhaltige Speisen; warum auch immer. Jedwede Art von Süßkram ließ ihr Herz höher schlagen und so verwunderte es Shiro nur wenig, dass sich Mephisto die größte Mühe gab jedes noch so kleine Tröpfchen Schokoladensauce zu erwischen und auf frivole Art von Lippen und Fingern ab zu lutschen, wie ein unverschämt attraktives Kätzchen. Shiro spürte, dass seine Hose unangenehm eng wurde. Der Dämon hatte es geschafft, die Sauce so auf seiner Brust zu verteilen, dass alle erogenen Zonen bei der Katzenwäsche stimuliert wurden. Schließlich wanderte die Zunge weiter herab. Geschwind stieg Mephisto von der niedrigen Pritsche und begann damit, den Gürtel der Soutane zu öffnen, um dem Priester gleich darauf die Robe komplett auszuziehen. Nun trug Shiro nur noch seine schwarze Hose. Außer Atem hievte sich der Paladin in eine sitzende Position, um das Schauspiel besser genießen zu können. Dabei ließ er die Beine von der Liegefläche baumeln, zwischen denen der Dämon kniete, wie ein reumütiger Hund und zu ihm aus lüstern funkelnden Augen hinaufblickte. Allein dieser Anblick sandte weitere heiße Wellen durch Shiros Körper. Nur Augenblicke später ging ein lautes Stöhnen durch den Raum. Mephisto schob die Hose langsam von Shiros Hüften und widmete sich voller Inbrunst seiner Aufgabe als verwöhnender Part. Zärtlich saugte und leckte er an dem weichen Fleisch und erfreute sich dabei an den Tönen, die er dem sonst so beherrschten Paladin entlockte. Shiros Hand krallte sich in das Haar des dämonischen Schulleiters fest. Er war kurz vor seinem Höhepunkt, als Mephisto aufhörte und wieder zurück auf den Tisch krabbelte wie eine Raubkatze auf der Pirsch, um erneut in einem atemraubenden Kuss zu versinken. Zärtlich drückte Shiro den schlanken Körper seines Geliebten bäuchlings auf die Liegefläche und bahnte sich streichelnd und leckend seinen Weg hinab, um auch Mephisto von dem bisschen übriggebliebener Kleidung zu befreien und die berühmte Schwachstelle eines jeden Dämons freizulegen. Dunkelviolettes Fell mit hellblauem Ticking zierte den langen Dämonenschweif, der wild durch die Luft peitschte, bevor er sich um die Brust des Priesters schlängelte und ihn besitzergreifend festhielt. Umständlich griff der Paladin hinter sich in das Regal und suchte nach einer großen Flasche voller Basis-Öl, das er normalerweise zum Anrühren für Heilcremes und Pasten verwendete. Großzügig goss er die Substanz auf seine Hand und stellte die Flasche beiseite, so dass sie sie nicht versehentlich umstoßen konnten. Um das Öl auf Körpertemperatur zu bringen verrieb er es mit beiden Händen, bevor er diese auf Mephistos Schultern legte, um dort mit einer sanften Massage zu beginnen. Der Schulleiter schnurrte fast wohlig unter der Berührung. Seine Muskulatur war bretthart und es brauchte mehr als Shiros oberflächliche Massageversuche, um die Anspannung dort vollends heraus zu kneten. Dennoch lockerte sich der Dämon zusehends, je tiefer die Hände wanderten. Letztendlich träufelte Shiro eine letzte Portion Öl auf Zeige- und Mittelfinger und penetrierte Mephisto mit sanftem Nachdruck. Der Dämon verkrampfte für einen kurzen Augenblick, bevor er begann zu erzittern und zu keuchen. Die leichte Röte, die sich auf seinen Wangen abzeichnete und auch der nebelige Blick in seinen Augen verrieten Shiro, dass er genau die richtige Stelle getroffen hatte. Er führte noch einen dritten und vierten Finger ein und ersetzte sie, nachdem er sich sicher war, dass Mephisto diese Prozedur auch genoss und nicht nur ertrug, durch sein steifes Glied. „Oh… Shiro!“, entfuhr es dem Dämon und seine scharfen Fingernägel bohrten sich durch das lederbezogene Polster der Pritsche. Sein hemmungsloses Ächzen trieb den Priester fast in den Wahnsinn; ebenso die heiße Enge, die ihn umfasste. Nach nur wenigen Stößen fanden beide ihren Rhythmus. Im Nu befanden sie sich in einem ekstatischen Rauschzustand und begannen, Sterne vor ihren Augen flimmern zu sehen. Mehrfach wechselten sie die Stellung, um das Unvermeidliche so lange wie möglich hinauszuzögern. Sie trieben es immer heftiger und schneller und schon bald hatten sich Beide dermaßen hochgeschaukelt, dass der Höhepunkt qualvoll und erleichternd zugleich über sie hereinbrach wie eine tosende Springflut. Schweißgebadet, nach Luft ringend und selbstzufrieden ließen sie sich auf die Pritsche fallen. Es war nicht viel Platz vorhanden, dennoch schafften sie es sich nebeneinander hinzulegen. Shiro lag auf dem Rücken und Mephisto kuschelte sich an seine Seite mit dem Kopf auf der Brust des Priesters ruhend, während dieser zärtlich über den Rücken seines Geliebten streichelte. Sie waren beide Experten im Sprücheklopfen, doch nach dem Sex schien ihnen jedwede Konversation unangebracht. Sie genossen einfach das Gefühl und die angenehme Stille. --- Es war etwa gegen vier Uhr nachmittags als Shiros Handy klingelte. Mephisto lag noch immer in seinem Arm. Er war nach dem vierten Mal friedlich eingeschlummert. Der Paladin versuchte sich, ohne seinen Liebhaber zu wecken, von der Pritsche zu schieben und an seine Hose zu kommen, in deren Tasche das Handy schellte. Doch Mephisto hatte einen seichten Schlaf und war augenblicklich wach. Er rieb sich noch etwas benommen über die Augen und schaute dabei zu wie Shiro, den Anruf kleidungslos entgegennahm. „Ja? Oh, Izumi du bist’s. Was machen die Jungs… WAS?!“ Shiros Gesicht wurde blass und er schwankte ein paar Schritte rückwärts, bevor er sich hilfesuchend zu Mephisto umdrehte und ihn aus weit geöffneten, starren Augen ansah. „Ich komme so schnell es geht. Beschützt die Kurzen und passt auf, dass Rin Nichts von Alledem mitkriegt.“ Alarmiert schob sich der Schulleiter von der Pritsche und schnippte sich Hosen und Trenchcoat mit einem schnellen „Eins, Zwei, Drei…“ an den Leib. Shiro legte auf und schlüpfte, so schnell es ihm möglich war, in seine Kleidung, während er begann zu berichten, was der andere Priester ihm telefonisch mitgeteilt hatte. „Ein 7-köpfiges Rudel Chupacabras ist am Strand von True Cross Town gesichtet worden; im südlichen Bezirk der Stadt. Sie fallen wohl über alles her, was ihrem Beuteschema entspricht und bislang konnten die ausgesandten Exorzisten sie nicht aufhalten. Man hat die Situation wohl ein wenig unterschätzt. Izumi und Nagatomo sind dort mit den beiden Jungs. Wenn Rin verletzt wird… dann…“ Der letzte Satz blieb dem Paladin im Halse stecken. Er wollte nicht einmal daran denken, was passieren würde, wenn der Junge gerade jetzt in seiner Flegelphase erfuhr, was er in Wirklichkeit war. „Es wird schon schiefgehen, die Zwei sind ja schließlich nicht allein. Lass uns direkt losfahren, dann sind wir in dreißig Minuten da.“ Mephisto bemühte sich Shiro Richtung Tür zu schieben, doch der Priester schüttelte nur den Kopf. Der Schock steckte ihm wahrlich tief in den Gliedern. Alle seine Gedanken kreisten um Rin und das Siegel. „Aber wir haben doch kein Auto…“ „Sei nicht albern Shiro. Ich hab Eins! Oder glaubst du ich bin auf dem Besen hierher geritten? Für dieses Gebiet haben wir doch absichtlich keinen magischen Schlüssel fertigen lassen.“, der Dämon griff in seine Jackentasche und förderte ein paar Autoschlüssel zu Tage, die er vor Shiros Nase hin und her wedelte. „Und nun: Husch-husch! Dein Sohnemann braucht dich.“ Der Priester nickte und straffte die Schultern. In Windeseile durchquerten sie spurtend die Abtei und rannten zur Straße hinaus. Der Paladin sah sich suchend um, doch es dauert nicht lange, bis er das Fahrzeug entdeckte, dass zu Mephistos Schlüsseln passte. Obwohl in diesem Moment jede einzelne Sekunde zählte, stutzte er einen Augenblick. Es musste das pinke Cadillac-Cabriolet sein, das auf Hochglanz poliert an der Straßenecke stand. Jede Faser in Shiros Körper weigerte sich instinktiv dagegen, dort einzusteigen. „Was ist das DAS? Barbies Traum-Auto?!“ Er erntete für die Aussage einen schmerzhaften Klaps auf den Hinterkopf. „Wenn es dir nicht passt, kannst du auch gerne zu Fuß zum Strand laufen.“, schimpfte der Dämon schmollend und schwang sich hinter das Lenkrad. „Was ist nun?“ Shiro ließ dem Schicksal ergeben die Schultern hängen. „Schon gut, ich steig ja ein.“, grummelte er missmutig und schwang sich mit einem Satz über die Autotür hinweg auf den rosafarbenen Plüschbezug des Beifahrersitzes… Nichts, aber auch rein gar Nichts in ganz Assiah, war mädchenhafter als dieses Fahrzeug . Neben ihm startete Mephisto mit lautem Getöse den Motor. Der Wagen beschleunigte aus dem Stand heraus auf Hundert in weniger als sechs Sekunden und Shiro fühlte sich unangenehm in die Rückenlehne gepresst. Hastig schnallte er sich an, bevor sie die erste Kreuzung erreichten. Wie erwartet, fuhr der Dämon mit schockierend hohem Tempo in die Kurve. Die Reifen quietschten laut über den Asphalt und der Paladin musste sich krampfhaft an der Armlehne festkrallen um nicht aus dem Auto geschleudert zu werden. Dass der Dämon bedrohlich nah in den Gegenverkehr hinein lenkte, beunruhigte Shiro jedoch um noch Vieles mehr. „Wo zum Teufel hast du fahren gelernt?!“ „Nirgends... Ich hab es mir selbst beigebracht.“ Ungläubig sah der Priester den Schulleiter an, der nur gelassen die Schultern zuckte. „Ist doch nicht viel anders als Autoscooter fahren... und das mach ich schließlich täglich im Mephie-Land.“ „Das ist nicht dein Ernst?! Du fährst wie eine besengte SAU! Hier ist eine Fünfzigerzone und du rauschst mit 140 km/h über die Straße! Nimm gefälligst Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer und vor allem auf MICH!“ Mephisto gluckste amüsiert. „Seit wann bist du so eine Spaßbremse? Ich weiß schon, was ich tue. Ich habe alles unter Kontrol... whoops!“ Der Dämon stieg voll in die Eisen und Shiro flog fast mit dem Kopf voran durch die Windschutzscheibe hindurch. Auf dem Fußgängerüberweg starrte sie eine Frau mit einem Kinderwagen und einem kleinen Mädchen an der Hand aus schockierten Augen an. „Entschuldigen Sie bitte vielmals. Wir wollten Sie nicht erschrecken. Gehen Sie einfach weiter, ja?“ rief der Paladin ihr mit einem freundlichen Lächeln entgegen und warf dann dem Schulleiter einen finsteren Blick zu. „Ich sehe schon, wie du alles unter Kontrolle hast! Fahr jetzt ordentlich oder ich schmeiß dich aus dem fahrenden Auto und fahr selbst weiter.“ Augenrollend trat Mephisto wieder auf das Gaspedal, diesmal jedoch deutlich vorsichtiger. Zufrieden verschränkte der Paladin die Arme vor der Brust und schaute nach vorne. Innerlich sendete er jedoch ein paar Stoßgebete gen Himmel, auf dass sie auch ja heil am Strand ankamen und es noch nicht zu spät war. --- Die restliche Fahrt verlief ereignislos, auch wenn Mephisto vehement die Geschwindigkeitslimits ignorierte. Wie prophezeit waren sie dafür dann aber schon in einer halben Stunde am Strand des südlichen Bezirks von True Cross Town angelangt. Das Leben pulsierte hier und nichts deutete auf einen Dämonenangriff hin. Deftige Essensgerüche aller Art schwebten über der Strandpromenade. Die Sonne brannte unerbittlich, während Bikini-Schönheiten sich auf ihren Badehandtüchern aneinanderreihten wie die Ölsardinen in der Dose und ihren blassen Teint bräunten. Shiro hätte sicherlich der Ein oder Anderen angeboten, sie einzucremen, wenn er es nicht so verdammt eilig hätte. Doch wo nur waren die Chupacabras? So groß konnte der Strandabschnitt doch nicht sein. Die beiden Exorzisten liefen weiter die Promenade hinauf. Vielleicht war dort etwas zu finden. „Was wissen wir eigentlich alles über Chupacabras, Mephisto?“ „Niederrangiger Dämon, besetzt Hunde und hundeartige Überreste, rottet sich zu kleineren Rudeln zusammen wobei das Alphatier die Führung übernimmt. Sie ernähren sich vom Blut von Kleinvieh, wie Ziegen oder Schafen, aber wenn sie hungrig sind, greifen sie auch Kinder an. Männliche Chupacabras sind größer als die Weibchen und wiegen um die 60-80kg wohingegen die Weibchen nur etwa 50-70kg auf die Wage bringen. Optisch sind sie leicht zu erkennen. Sie sind unbehaart, mager und mit bläulich grauer Haut überzogen. Eine Reihe gelb-grüner Stacheln ziert ihren Rücken entlang der Wirbelsäule. Sie sondern äußerst aggressives Miasma ab, also nimm dich davor in Acht.“ „Mephisto Pheles, das wanderndes Dämonenlexikon.“, lachte Shiro und tauchte durch eine dichte Menschenmenge. „Was wäre ich auch für ein lausiger Dämonenprinz, wenn ich meine eigenen Heerscharen nicht kennen würde.“, entgegnete der Schulleiter mit einem breiten Grinsen. „Dort hinten spüre ich eine Präsenz.“ Auch wenn seine Lungen bereits jetzt schon brannten legte der Priester noch ein wenig an Geschwindigkeit zu. Mit neidischem Blick sah er auf Mephisto, der sich flink durch die Menge bewegte und dabei nicht einmal den Anschein von Anstrengung erweckte. Doch dann hörte er die Schreie der Menge und sah eine Fontäne aus Sand über flüchtende Leute hinwegfegen. Dort musste es sein. Kurze Zeit darauf erreichten Sie den Ort des Geschehens. Drei Chupacabras waren zu sehen und nur noch ein einzelner Exorzist versuchte sein Bestes, um gegen die wütende Meute anzukämpfen. Doch wie seine drei zu Boden gegangenen Kollegen war er über und über mit Miasma bedeckt. Es würde nicht mehr lange Dauern, bis auch er kraftlos zusammenbräche. Sie waren genau im richtigen Moment gekommen. Shiro hatte in der Eile zwar nicht sein Sturmgewehr dabei, doch einen kleinen Revolver, den er stets in einer versteckten Tasche in der Innenseite der Soutane mit sich trug. Mit einem schnellen Griff spannte er den Hahn und legte zum Schuss an, während Mephisto seinen pinken Schirm aus der Luft hervorzauberte und sich ebenfalls zum Kampf rüstete. Im Geiste durchkämmte der Paladin seine Erinnerung nach den richtigen Aria-Versen für diese wilden Kreaturen. Chupacabras waren selten in Japan, aber wie es der Zufall so wollte, hatte er bei einem Einsatz in Südamerika bereits die richtigen Bibelphrasen gehört – jetzt musste er sich nur noch an den Wortlaut erinnern. Er begann zu schießen und sofort wandten sich die Monster zu den beiden hochrangigen Exorzisten um. Das vordere, größte Tier musste im aufgerichteten Zustand gut 3m messen, den Schwanz nicht mit eingerechnet. Wenn sie diesen Brocken zuerst erledigten, war der Rest ein Klacks. Mit einem Nicken zum besagten Tier, deutete Shiro dem seinem Partner an, was ihm gerade durch den Kopf ging. An Mephistos Blick konnte er ausmachen, dass er ihn verstanden hatte. Der Schulleiter machte einen Ausfallschritt öffnete seinen Schirm, während er auf Deutsch bis drei zählte und sendete eine bunte Konfetti-Schockwelle durch die Luft, die einen dumpfen, fast unhörbaren Ton nach sich zog. Das Alphatier wurde getroffen, wirbelte kaum 1 Meter rückwärts, bevor es wild kreischte und sich verwirrt schüttelte. Seine zwei Rudelmitglieder taten es ihm gleich und schnappten in ihrem Schmerz sogar nacheinander, obwohl, die Welle sie nicht voll erwischt hatte. „Kläffer hassen den Ton... ich kann ihn auch nicht ertragen, wenn ich selbst ein Hund bin.“, erklärte Mephisto beiläufig. Shiro nutzte die Gunst des Augenblicks und feuerte ein paar weitere Silberkugeln in den großen Schädel des Alphatiers, aber es zeigte sich kaum eine Wirkung. Das Biest fixierte ihn zornig und setzte zum Angriff an, doch endlich fielen dem Priester die rettenden Zeilen ein. „Mephisto, lenk das Vieh ab, damit ich mich auf den Text konzentrieren kann!“ „Geht klar! 1...2...3...“ Mit einem Fingerschnippen nahm Mephisto seine Hundegestalt an, die verglichen mit dem Alphatier des Rudels geradezu lächerlich mickrig wirkte, und stürzte sich in den Kampf. Er griff jedoch nicht an, sondern kläffte und knurrte bloß, während er blitzschnell haken schlug und über den Sand wetzte, wie ein Kaninchen auf der Flucht. Die Chupacabras schnappten nach ihm, doch er war flinker, wendiger und geschickter auf dem lockeren Untergrund. Es war die perfekte Ablenkung, so konnte Shiro getrost mit dem Rezitieren beginnen. „Und als er diese Worte hatte alle ausgeredet, zerriss die Erde unter ihnen und tat ihren Mund auf und verschlang sie mit ihren Häusern, mit allen Menschen, die bei Korah waren, und mit aller ihrer Habe; und sie fuhren hinunter lebendig in die Hölle mit allem, was sie hatten, und die Erde deckte sie zu, und kamen um aus der Gemeinde. Und ganz Israel, das um sie her war, floh vor ihrem Geschrei; denn sie sprachen: dass uns die Erde nicht auch verschlinge!“ Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen ging ein Ruck durch die Leiber der Dämonen und sie verwandelten sich zurück in die stinkenden, fauligen Hundekadaver, die sie besetzt hatten. Der Exorzist, der sich bislang wacker auf den Beinen gehalten hatte, kippte zur Seite weg. Seine Kraft war aufgezehrt. Noch während sich Shiro sprintend den Verletzten zu wandte und sie notdürftig versorgte, hatte Mephisto sich erneut verwandelt und telefonierte nun mit der Verwaltung des True Cross Ordens. Er forderte umgehende Hilfe durch Doctor-Meister an und bestand auf eine Erklärung, für die spärliche Besetzung, die man auf diesen Fall angesetzt hatte. Doch Shiro hörte gar nicht hin. Seine Sorge galt immer noch seinen beiden Söhnen, die hier irgendwo zu finden sein mussten, doch egal wie sehr er sich umschaute, er konnte sie nicht erblicken. Mit zitternder Hand griff er nach seinem Handy und wählte Izumis Nummer an. Es klingelte eine geschlagene Minute lang am anderen Ende der Leitung, bevor Izumi das Gespräch entgegennahm. „Fujimoto-san? Keine Sorge, Rin und Yukio geht es gut... wir konnten rechtzeitig abhauen und machen uns gerade zum Kloster auf. Ist... äh... die Angelegenheit inzwischen erledigt?“ Shiro atmete erleichtert auf und deutete Mephisto mit einem „Daumen hoch“ an, dass alles in bester Ordnung war. Der Dämon erwiderte die Geste und grinste breit, bevor er sich wieder genervt mit der Verwaltung auseinandersetzte. „Ja, Izumi, vielen Dank. Sir Pheles und ich haben uns um die Chupacabras gekümmert. Sie sind jetzt wieder da, wo sie hingehören. Bis gleich dann.“ --- Die Rückfahrt verlief sehr viel entspannter. Shiro hatte sich in seinem Beifahrersitz zurück gelehnt und genoss den Fahrtwind, der sanft über sein Gesicht streichelte, während am Horizont die blutrote Sonne im Meer versank. Mephisto hatte seit gut zehn Minuten kein Wort mehr gesprochen. Von Seine finsteren Gesicht konnte man deutlich ablesen, dass es in ihm brodelte. Dass seine Verwaltung eine Bedrohung wie die Chupacabras so maßlos unterschätzt hatte, ging ihm offensichtlich furchtbar gegen den Strich. Er mochte es lieber, wenn seine heilige, japanische Außenstelle des True Cross Ordens funktionierte wie ein Schweizer Uhrwerk. „Da du ja die ganze Schokoladensauce so achtlos verschwendet hast, kann ich meinen Söhnen jetzt nicht einmal einen Eisbecher servieren.“ Der Paladin verschränkte die Hände hinter dem Kopf und wartete auf eine Reaktion seitens des Schulleiters. Der haderte zunächst, doch sprang dann mit leicht miesepetrigem Unterton in der Stimme auf den Konversationsversuch an. „Im Handschuhfach ist noch so ein Instantpulverzeugs. Kaltschale oder so ähnlich. Das kannst du nehmen, wenn du möchtest.“ Shiro grinste verschmitzt. Wenn Mephisto einem etwas freiwillig anbot, sagte man nicht Nein dazu. Beherzt wollte er in das Fach greifen, allerdings kam ihm zunächst einmal ein ganzer Berg an achtlos hinein geworfenen Utensilien entgegen. Irgendwie schaffte er es aber dann doch noch die Packung mit dem Instantpulver zu bergen, ohne allzu großes Chaos im Fußraum zu hinterlassen. Lediglich ein rosafarbenes viereckiges Büchlein hatte er mit hinaus gezogen. Er wollte es gerade wieder zurück in das Handschuhfach schmeißen, als er die goldenen Lettern auf dem Einband las. „Ein Tagebuch? Langsam fange ich wirklich an zu bezweifeln, dass du ein Mann bist, auch wenn ich mich schon oft genug vom Gegenteil überzeugen konnte.“ Der Dämon konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Was ist schon dabei... ich schreib darin auf, was mir so durch den Kopf geht. Und der heutige Tag wird mit dem Eintrag gefüllt: Viermal mit Shiro gevögelt. Besonderheit: Schokoladensauce.“ Shiro begann als erstes lauthals zu lachen und schon bald stimmte Mephisto mit ein. Schokoladensauce würde sicherlich nie wieder das für Shiro sein, was es mal gewesen war: Eine unschuldige Nascherei für kleine Kinder. ~ TBC? ~ Quellenangabe: - die Aria-Phrase zum bekämpfen der Chupas ist aus der Luther-Bibel: Moses 16,31-34 - die Informationen über das Aussehen und Verhalten der Chupacabras habe ich größtenteils von wikipedia. Da die Aussagen aber ziemlich wage sind, habe ich den Rest einfach dazu gesponnen... ^3^ : Otouto, vielen dank für die inspirierenden zehn Wörter, die ich in diesem Kapitel verwursten musste und wie immer an dieser Stelle auch für dein hervorragendes Beta-ing. Challenge-Worte: Kaltschale, Kronleuchter, Tagebuch, Bettvorleger, Blumentopf, Autoschlüssel, Schokosauce, Soutane, Pinsel, Dörrpflaumen Kapitel 3: Case 03.1: Teuflisches Bündnis ----------------------------------------- True Cross X-Files Case 3.1: Teuflisches Bündnis „Vergib mir Vater, denn ich werde sündigen…“ sprach Mephisto mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen und schwang sich rittlings auf Shiros Schoß, während er sich zeitgleich in einer fließenden Bewegung seinen Blazer von den Schultern streifte. Der Priester befand sich gerade im Beichtstuhl und zierte sich noch ein wenig gegen das unmoralische Angebot. „Mephisto… überall aber doch nicht hier und jetzt. Was wenn ein Gläubiger Abbitte leisten möchte oder Rin und Yukio hier reinstolpern!“ Es war ein halbherziger Versuch sich des Dämons zu entledigen. Es klang nicht einmal überzeugend. Also kümmerten die Worte den dämonischen Schulleiter reichlich wenig. »Ich fände das... durchaus erheiternd.« Spielerisch pikste er seinen Zeigefinger in Shiros Brust und beschrieb kleine Kreise auf dem Stoff der Soutane. Geschmeidig wie ein Raubtier strich Mephisto seine Hüfte Shiros Oberschenkel hinauf und presste seine Lippen verlangend auf die des Paladins. Hm… es tat so gut ihn zu schmecken, ihn zu berühren, seinen Geruch zu inhalieren und seine Wärme zu spüren. Obwohl Shiro mittlerweile eine Festeinstellung an der True Cross Akademie als Lehrer für Pharmakologie hatte, sahen Sie sich viel zu selten. Als Inkubus benötigte Mephisto jedoch eine gewisse Regelmäßigkeit an sexueller Aktivität. Bekam er diese Art der Aufmerksamkeit nicht, wären entweder Vergewaltigung eines Unbeteiligten oder eine fieberartige Erkrankung mit spasmodische Krämpfen seinerseits die Folge. Beides war absolut nicht wünschenswert und konnte zudem so einfach vermieden werden, wenn er sich jetzt nur geschickt genug anstellte. Im Normalfall bevorzugte er es natürlich mehr, wenn Shiro die Initiative ergriff und ihn umgarnte. „Keine Widerrede, Pater… als vorbildlicher Priester müssen Sie sich die Sünden all Ihrer Schäfchen anhören.“ Galant öffnete Mephisto die Knöpfe seines Hemdes und entblößte die makellose Haut seiner Brust quälend langsam. An der Beule, die sich in Shiros Schoß bildete, und dessen leicht geröteten Wangen, konnte der Dämon erkennen, dass seine kleine Showeinlage ihm offensichtlich gefiel. “Und ich bin verdorben bis aufs Mark.“ säuselte er ihm verführerisch ins Ohr. Die Reaktion darauf war heftiger als erwartet. Shiro drückte ihn fast schon schmerzhaft gegen die hölzerne Wand, die den Beichtstuhl in zwei Kammern unterteilte und küsste ihn so leidenschaftlich, dass dem Dämon der Atem stockte. Verlangend bog Mephisto sein Rückgrat durch, um den Körper des Anderen zu spüren und sich wie ein liebestolles Tier an ihm zu reiben. „Oh. Da ist aber jemand stürmisch heute. Ich habe mit ein wenig mehr Widerstand gerechnet.“ kokettierte er spöttisch, als sich ihre Lippen voneinander lösten. Shiro quittierte den Kommentar stillschweigend mit einer hochgezogenen Augenbraue, dann widmete er seine Aufmerksamkeit Mephistos Halsansatz und brachte unter Einsatz seiner Zunge und Zähne mit Lecken, Bissen und Saugen den Körper des Dämons zum Erzittern. „S-Shiro…!“ stöhnte der Prinzipal und grub seine Finger in die kurzen, silbrigen Haare des Paladin. Der Priester wusste genau, wie er Mephisto zu händeln hatte und der Dämon war bereits Butter in seinen Händen. Seine Augen glühten vor Begierde und sein Schwanz peitschte erregt durch die Luft, bis Shiro ihn zu fassen bekam und in sanft an der empfindlichen Spitze zwirbelte. Mephisto keuchte und ächzte. Und hätte der Paladin nicht in weiser Voraussicht seine Hand auf dessen Mund gepresst, hätte er sogar im Rausch der Sinne lautstark aufgestöhnt. Doch so hörte man nur ein paar erstickte Laute im Kirchenschiff widerhallen. Der Dämon umschlang mit seinen Schenkeln die Hüften des Priesters und rieb sich nun nahezu ekstatisch an ihm. Fast schon flehend blickte er ihm in die Augen. Er wollte ihn gerade so sehr wie noch nie zuvor. Der Paladin grinste still, breit und schmutzig. Natürlich hatte er seinen Blick richtig gedeutet. Wenn einer seine Gedanken - oder zumindest einen Teil davon - lesen konnte, dann war es Shiro. Geschickt öffnete Shiro die Knöpfe an Mephistos Hose mit einer Hand, während die Andere weiterhin seinen Schwanz massierte. „Du bist ganz schön unverschämt, mich auf diese ungehobelte Art zum stillschweigen zu bringen... Herr Paladin.“ „Du bist noch viel unverschämter hier aufzukreuzen und mich an so einem Ort in Versuchung zu führen, Herr Schulleiter.“, wisperte er, bevor er das Ohrläppchen des Schulleiters in seinen Mund sog und es mit seinen Zähnen zärtlich bearbeitete. Mit fließenden Bewegung streifte er die Hose des Dämons soweit herunter, bis sie im Kniebereich hing. Dann gab es ein hässliches Ratsch-Geräusch. Empört blickte Mephisto Shiro in die Augen. „Na hör mal, bist du jetzt vollkommen von Sinnen? Weißt du, was diese Strumpfhosen kosten?“ Shiro gluckste vergnügt. »Du spießiger Geizkragen!« »Lüsterner Grobian!« konterte der Dämon und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust. »Du schuldest mir 5.500 Yen, mein Lieber. Das zieh ich dir von deinem Gehalt ab!« »Ach so...? Dann berechne ich dir eben für diese Gefälligkeit hier 5.500 Yen und wir sind wieder quitt.« Der Paladin setzte sich wieder hin und zog Mephisto zurück auf seinen Schoß. »Prostitution in der katholischen Kirche... wenn das mal keine Negativ-Schlagzeilen für euren Verein gibt..« grinste der Dämon verschmitzt. »Du hast so ´nen abgeschmackten Sinn für Humor...« Shiros amüsiertes Grinsen strafte seinen Tadel Lüge. Mephisto setzte zu einer patzigen Antwort an, als sein Handy klingelte. Beide Männer warfen einen Blick auf die arglos auf den Boden geworfene Pluderhose, aus deren Tasche es summte. Mit einer wegwerfenden Handbewegung und einem Augenrollen widmete sich der Dämon jedoch wieder dem Paladin zu und begann damit, genießerisch dessen Hals zärtlich anzuknabbern. »Das kann warten... es gibt wichtigere Dinge, die meine ungeteilte Aufmerksamkeit erfordern.« Verführerisch ließ er sein Becken auf dem Schoß des Priesters kreisen und quittierte das darauf folgende, laute Stöhnen mit einem breiten Grinsen. Touché, Shiro! *** Nach dem gefühlten tausendsten Anruf in Folge, seufzte der dämonische Schulleiter, rutschte entnervt von Shiros Schoß und zog sich hastig wieder an. Wenn jetzt jemand wegen einer Lappalie so ein Aufheben machte, würde es Ärger und höchstwahrscheinlich Tote geben. Ein Blick auf die Nummer im Display seines Mobilfunkgeräts ließ ihn jedoch stutzen. „Ich bin sofort wieder für dich da… bewege dich ja nicht vom Fleck.“, schnurrte er dem Paladin zu, bevor er den Beichtstuhl und die kleine Kirche verließ, um unbehelligt das Gespräch entgegennehmen zu können. „Du störst, was gibt’s?“ Am anderen Ende herrschte kurzes Schweigen, bevor Amaimon das Wort erhob. „Belial trifft sich mit dem König in Gelb in Assiah.“ „Bitte was?!“ Seufzen am anderen Ende der Leitung. „Ich sagte, Belial trifft sich....“ Mephisto knurrte ungeduldig. „Ja ja! Was hecken die Beiden zusammen aus?“ „Keine Ahnung, Aniue, aber es hat garantiert mit dir zu tun.“ „Ja, kein Zweifel… oh, und danke für die Warnung, dafür bekommst du deine heißbegehrten Lieblingslollies von mir.“ Noch ehe Amaimon etwas erwidern konnte, legte Mephisto auf. Er lehnte sich an das kalte Gemäuer der Kirche und rieb sich mit Zeigefinger und Daumen über seinen Nasenansatz, um die aufkeimenden Kopfschmerzen zu unterdrücken. Das waren keine guten Neuigkeiten. Belial, einer seiner wenigen älteren Brüder, hegte einen persönlichen Groll gegen Mephisto, weil er, trotz seiner Verbannung aus Gehenna immer noch den Titel eines Königs von Gehenna trug, ihm hingegen kein einziger Adelstitel zugestanden worden war. Allerdings hatte Belial auch keinerlei kämpferisches Talent oder zeigte eine entsprechende Motivation. Seine einzige Kunst lag darin, große Reden zu schwingen, aber das konnte Mephisto beinahe ebenso gut und er drückte sich nicht vor jeder Auseinandersetzung. Der König in Gelb hingegen war ein Aggressor, der sich niemals davor scheute, in den Angriff überzugehen. Er zürnte den Königen Gehennas im Allgemeinen, weil er trotz seines Namens nicht keiner von Ihnen war. König in Gelb hieß er nur deshalb, weil niemand mehr seinen wahren Namen kannte. Dabei war er nur ein selbst gekrönter Lord von mittelmäßiger Stärke, der sich viel zu leicht in Kämpfe ziehen ließ ohne vorher eine Strategie auszuklügeln. Beide allein waren Sie kein Problem für Mephisto. In Kombination waren Sie jedoch eine Katastrophe. „Alles soweit in Ordnung bei dir…?“ Mephisto zuckte erschrocken zusammen. Er hatte so tief in Gedanken versunken da gestanden, dass er weder auf die Zeit geachtet, noch Shiro, der nun direkt vor ihm stand, bemerkt hatte. „Du siehst blass aus.“ Ein besorgter Unterton schwang in der Stimme des Paladins mit. „Alles bestens, ich war lediglich in Gedanken versunken. Wegen so etwas musst du dir keine Sorgen machen. Ich fürchte jedoch, dass ich umgehend in die Akademie zurückkehren muss, um ein paar Angelegenheiten zu klären. “ Mit einem frechen Lächeln überspielte der Dämon seine verfinsterte Laune, obwohl er wusste, dass Shiro ihm ansehen konnte, wenn er ihm etwas verheimlichte. Doch so sehr Mephisto den Priester auch als Freund und Liebhaber schätzte, es gab Dinge die ihn nichts angingen – meistens, zu seinem eigenen Schutz. „Schade eigentlich. Denn mir hat das kleine Techtelmechtel im Beichtstuhl sehr gefallen. Das sollten wir bei nächster Gelegenheit wieder aufnehmen.“ Er drückte Shiro noch einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, bevor er herumwirbelte und die Abtei verließ. In seinem momentanen Zustand der Besorgnis bemerkte er jedoch nicht, dass eine weitere Präsenz im Schatten lauernd das Gespräch mit angehört hatte… *** Auch wenn seine Urinstinkte ihn langsam aber sicher an den Abgrund des Wahnsinns trieben, riss sich Mephisto zusammen und verstärkte die Sicherheitsmaßnahmen um seine Schule drastisch. Er erneuerte persönlich sämtliche Siegel und Schutzzauber, stellte neue Barrieren und Fallen auf und errichtete Bannkreise, die ungebetene Dämonen von dem Gelände fernhalten würden. Am Ende des Tages war er schließlich so ausgelaugt, dass er sich nur noch auf dem ausladenden Sofa in seinem Büro zusammenrollte und einschlief. --- „ Der Dämon Mephistopheles macht sich des Hochverrats an seiner eigenen Art schuldig! Er hilft Exorzisten, unsereins aus Assiah zu vertreiben. Das ist inakzeptabel, besonders für einen der großen Könige... ich fordere daher die Verbannung aus Gehenna und Aberkennung seines Titels.“ Ein Raunen hallte durch die Reihen des Gerichtssaals. Doch es war nicht Entsetzen aufgrund der unverschämten Forderung sondern Spott in den Stimmen der Beiwohnenden zu hören. „Noch nie wurde ein Dämon aus Gehenna verbannt!“ „Sein Vergehen wiegt schwer. Es ist mehr als gerechtfertigt.“ „Recht hast du... soll er doch zu seinen geliebten Menschen nach Assiah gehen und mit ihnen verfaulen!“ „Fein! Ach könnte ich nur dabei sein und es mit eigenen Augen sehen! Verdient hat er es allemal.“ Der junge Mephisto hörte jedes einzelne Wort und doch fühlte es sich an, als stünde er neben sich. Für einen kurzen Moment entglitt ihm sein permanentes Grinsen, als ihm bewusst wurde, dass niemand hier im Gerichtssaal ihm auch nur ansatzweise Sympathie entgegenbrachte. Nicht, dass es ihn seelisch belastete - ohne Seele war das sowieso unmöglich - doch es machte ihm eins schmerzlich bewusst: Er war im Begriff diesen Fall zu verlieren und das war inakzeptabel. Er gewann schließlich immer! Zornig richtete sich sein Blick gegen den Dämon, der die Strafe eingefordert hatte. „Belial...“ knurrte er und fletschte die Zähne, doch der Mann im akkuraten Anzug und mit den schulterlangen zu einem Pferdeschwanz zurück gebundenem pechschwarzen Haar rückte nur seine goldene Brille auf der Nase zurecht und erwiderte die stumme Drohung mit einem selbstgefälligen Grinsen. „Nun bekommst du endlich was du verdienst, du kleine Pest! Viel zu lange, hat Vater dich verhätschelt, aber nun ist Schluss damit. Er kann deine Taten nicht mehr ungesühnt lassen bei der Beweislage... drei altehrwürdige Dämonenkönige... verraten und verkauft an das Menschenpack. Du bist zu weit gegangen. Aber es soll mein Schaden nicht sein.“ raunte ihm Belial gehässig von der Seite zu. Mephisto zwang sich wieder ein beherrschtes Grinsen auf die Lippen, auch wenn es innerlich in ihm brodelte. „Verkrieche dich nur hinter deinen angeblichen Fakten und Wortklaubereien, Belial. Bitte sehr, verbanne mich ruhig nach Assiah. Mir gefällt es dort. Es ist eine riesige Spielwiese nur für mich allein und ich bin gewieft genug mit den Menschen fertig zu werden. Ein paar Versprechungen hier, ein paar erfüllte Wünsche dort und sie werden mir aus der Hand fressen, wie dressierte Hobgoblins. Sie sind einfach zu korrumpieren. Doch dein Plan, meinen Platz einzunehmen, wird nicht funktionieren... und wir beide wissen auch ganz genau warum, nicht wahr, du Niete?“ Belials kalten, saphirblauen Augen blitzen ihn kurz zornig an, doch er ließ sich nicht auf die Spielchen seines jüngeren Bruders ein. Stattdessen wandte er sich an Satan, der den Streit seiner beiden Söhne mit einem amüsierten Grinsen verfolgt hatte. „Vater, ich bitte Euch, verschließt nicht mehr die Augen vor den Taten Eures Sohnes und setzt dem ein Ende! Verbannt ihn für alle Zeiten aus Gehenna...“ Noch bevor das Urteil verkündet wurde, wusste Mephisto, dass dies sein letzter Tag in Gehenna sein würde. Die Fakten sprachen gegen ihn und ebenso das Misstrauen seines Vaters ihm gegenüber. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass er Dämonen an das Menschenvolk verraten hatte im Austausch gegen die ein oder andere leicht verdiente Seele. „Mephistopheles, der König der Lüfte, ist mit sofortiger Wirkung auf alle Ewigkeiten aus Gehenna verbannt. Seinen Titel darf er behalten, seine Heerscharen werden jedoch dem Herrn der Fliegen, Beelzebub, zugesprochen.“ hallten Satans Worte durch den Gerichtssaal und die Menge applaudierte. Mephisto fühlte in diesem Moment gar nichts. Weder Trauer noch Wut, weder Schmerz noch Hass... erst als ihm langsam bewusst wurde, dass er verloren hatte, begann ein inneres Feuer des Zorns in ihm zu lodern. Er kannte es nicht, zu verlieren und es schmeckte ihm nicht. Dennoch ließ er es sich nicht anmerken, was in ihm Vorging. Mit einem süffisanten Grinsen verbarg er sein Inneres, verbeugte sich in Würde vor dem Herrn der Finsternis und richtete ein paar hochtrabende Worte an das gemeine Fußvolk, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und den Gerichtssaal scheinbar unbekümmert pfeifend verließ. --- Mephisto schreckte aus dem Traum hoch, schweißgebadet und fiebrig. Sofort fiel er wieder in die Zierkissen zurück. Das aufkeimende Fieber machte ihn schwindelig und verursachte Übelkeit. Doch es war nicht mehr als ein Vorbote von dem, was ihn erwartete, wenn er noch länger auf Sex verzichtete; seine verdammten dämonischen Abarten und Triebe. Er schloss die Augen und versuchte sich daran zu erinnern, was er geträumt hatte, dass er so abrupt aus seinem Schlaf hochgeschreckt war. Doch jedes Mal wenn er glaubte, sich erinnern zu können, zerrannen die Bilder wieder vor seinem inneren Auge und ließen sich nicht mehr einfangen. Ein theatralisches Stöhnen entfuhr seinen trockenen, spröden Lippen. „Was für ein miserabler Tag... den streiche ich aus dem Kalender, so viel ist sicher!“ Just in diesem Moment legte sich ein Schatten unheilvoll über ihn, doch noch bevor er reagieren konnte, war es bereits zu spät. Er spürte wie ein Gewicht auf der Brust ihn in das Polster des Sofas drückte und sich unnatürlich starke Finger um seine Handgelenke wickelten. Mephisto wandte sich wie ein Aal und versuchte sich freizukämpfen, doch sein Körper war zu geschwächt um den Angreifer abzuwehren. Mit zornigem Blick schaute er dem Angreifer ins Gesicht. Mit Verblüffung stellte er jedoch fest, dass er sich in seiner Rage und Panik gar nicht genau wahrgenommen hatte, wer ihn da eigentlich so spielend leicht in Schach hielt. Er ächzte kurz erstaunt, dann knurrte er. *** „Sukiyaki! Jaaaaa!“ Rin quiekte vor Freude und zog seinen Zwillingsbruder an den Händen in eine Art Siegestanz. Yukio wirkte ein wenig beschämt über Rins unbändige Begeisterung, sagte aber kein Sterbenswörtchen und lächelte nur sanft. Shiro kam nicht umhin über das kleine Schauspiel zu grinsen. Seine beiden Jungs waren ein Herz und eine Seele, auch wenn sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. „Hmmm... Sukiyaki, das gab's lange nicht mehr.“, kommentierte Izumi begeistert und auch die anderen Priester des Klosters schienen sichtlich erfreut. „Dann gehe ich jetzt alles Notwendige dafür einkaufen und...“. „Fujimoto-san, Sie haben heute schon den ganzen Tag hart gearbeitet... lassen Sie uns doch den Einkauf erledigen. Wir nehmen die Jungs mit.“ sprach Maruta und fügte noch ein wenig schüchtern hinzu. „Sie sehen so aus, als könnten Sie etwas Ruhe gebrauchen.“ Perplex starrte Shiro seine Priesterkollegen an, die alle zaghaft nickten und gleichzeitig versuchten, seinem Blick auszuweichen. Sah er denn wirklich so fertig aus? Langsam schritt er zu der Garderobe im Flur und warf einen Blick in den schlichten runden Spiegel. Der Anblick erschrak ihn ein bisschen. Seine Wangen wirkten blass und eingefallen. Eine tiefe Falte hatte sich zwischen seine Augenbrauen gegraben und seine Mundwinkel hatten sich streng nach unten gezogen. Man sah ihm viel zu deutlich an, dass ihn etwas bedrückte. Und er hatte es nicht einmal gemerkt, wie sehr Mephistos plötzlicher Abgang ihn mitgenommen hatte. Irgendetwas verbarg sein dämonischer Freund vor ihm, da war er sich sicher. Natürlich war es nichts Neues dass Mephisto sich gelegentlich gerne in Schweigen hüllte und nicht einmal ihm jedes winzige Detail über sich selbst verriet. Dennoch hasste Shiro es, dass der Schulleiter überhaupt Geheimnisse vor ihm hatte. „Nein, nein. Lasst gut sein. Ich erledige den Einkauf und ihr bereitet schon einmal alles vor, während ich weg bin.“ entgegnete er. »Die frische Luft wird mir gut tun.« Grinsend strich er seinen Söhnen über die Köpfe, bevor er sich seinen Mantel schnappte und zum nächstgelegenen Supermarkt marschierte. Aus dem Schatten heraus folgte ihm ein rotglühendes Augenpaar. Die Präsenz des Dämons bemerkte Shiro jedoch erst viel zu spät, da er zu tief in seine Gedankenwelt versunken war. So war es ein leichtes für den Angreifer, den Paladin zu überwältigen. Mit einem gut platzierten Hieb auf den Hinterkopf, betäubte der Dämon den Aria-Meister und schleifte ihn anschließend in eine dunkle Seitengasse. Zwischen Bergen von stinkenden Mülltüten und räudigen Straßenkatzen, die nach Ratten jagten, wartete ein Wagen auf den Angreifer und sein Opfer. Um genau zu sein, handelte es sich um eine schwarze auf Hochglanz polierte Stretch-Limousine der Manufaktur Maybach, die dort im schummrigen Lichtkegel einer Laterne parkte. Eine Tür öffnete sich im hinteren Bereich. Der Dämon warf den reglosen Körper des Paladins ins Innere des Wagens, bevor er selbst einstieg. Die Sitze des Wagens waren aus einem saphirblau gefärbten Leder und bildete einen schönen Kontrast zu dem hellen, ockerfarbenem Lederbezug der restlichen Innenausstattung. Ein süßlicher Duft von aromatisiertem Tabak hing in der Luft. Doch das alles war irrelevant für den Dämon, der den Priester eingefangen hatte. »Hier ist der Mensch, den du haben wolltest.« sprach er mit einem teuflischen Grinsen. »Sehr gut, König in Gelb. Ausgezeichnete Arbeit.« Ein großgewachsener, hagerer Mann am anderen Ende der Limousine drehte mit seinem Fuß den bewusstlosen Shiro auf den Rücken. Ein spöttisches Grinsen legte sich auf das markante Gesicht, das umrahmt wurde von einzelnen, tiefschwarzen Haarsträhnen. seine spitzen, makellos weißen Zähne blitzten kurz auf, bevor er sich die goldene Brille mit dem Mittelfinger auf der Nase hochschob. »Lass uns ihn in Stücke reißen und seine Seele verschlingen.« wisperte der König in Gelb mit einem leicht wahnsinnigen Unterton in der Stimme. »Nein! Nein... beherrsche dich! Wir brauchen ihn lebend. Unser Ziel ist nicht seine Seele - vorerst zumindest. Dieser Mensch ist Mephistopheles wichtig... er wird ihn zurückhaben wollen, aber dafür muss er ihn abholen kommen. Und dann haben wir ihn.« Das Grinsen auf den Gesichtern beider Dämonen verbreiterte sich. Der Plan war nahezu perfekt. Diesmal würde Belial bekommen, was er wollte. Nach all den Jahren des geduldigen Wartens war der Tag der endgültigen Abrechnung nun endlich gekommen. ***TBC*** wikipedia: Der König in Gelb (englischer Originaltitel: The King in Yellow) ist eine 1895 erschienene Sammlung von Kurzgeschichten des amerikanischen Autors Robert W. Chambers. Inhaltlich lassen sich die Geschichten als frühe Horrorliteratur einordnen. Die ersten vier Kurzgeschichten beinhalten ein Theaterstück mit demselben Namen. Die ersten vier Kurzgeschichten sind makaber in Bezug auf Sprache, Charaktere und Aufbau. Die erste Kurzgeschichte The Repairer of Reputations spielt in einem fiktionalen Zukunftsamerika der 1920er Jahre. Die weiteren Geschichten des Buches folgen nicht dem makaberen Charakter der ersten vier. Sie sind, vergleichbar mit Chambers späteren Werken, in einem romantischen Stil geschrieben. Challenge: Teddybär, Sukiyaki, Brille, Schnaps, Laterne, Feuer, Quietsche-Ente, Wassermelone, Beichtstuhl, Strampelanzug Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)