Ein guter Tag zum Sterben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, der Hunderat und so etwas ähnliches wie die Hölle) ================================================================================ Kapitel 16: Die letzte Prüfung ------------------------------ Vielen Dank für eure lieben Geburtstagswünsche:) Äh, und langsam solltet ihr doch hoteps law, wie es cistus mal nannte, gewohnt sein... 16. Die letzte Prüfung Als endlich der Wirbelsturm aus Sand um ihn nachgelassen hatte, atmete Sesshoumaru zu ersten Mal seit scheinbar endlosen Minuten tiefer ein. Mit einer ärgerlichen Geste befreite er Augen und Nase von den unangenehmen Sandkörnern. Selbst in die Ohren waren sie gedrungen, hatten es, zusätzlich zu dem Getöse des Windes, verhindert, dass er etwas wahrnehmen konnte. Jetzt gelang es ihm immerhin festzustellen, dass er allein war. Wo steckte Inuyasha? Hatten diese toten Seelen die Gelegenheit des Sturmes genutzt den Schwächeren von ihnen beiden anzugreifen? Aber, was hatten sie mit ihm vor? Er erinnerte sich nicht daran, die Windnarbe gewittert oder gehört zu haben, aber vielleicht hatte Hayasa genau darum den Sturm geschickt. Sei es, um zu verhindern, dass er selbst einen Kampf mitbekam, sei es gar, dass der Hanyou das kaze no kizu nicht einsetzen konnte. Freilich: gewöhnlich würde er leugnen, dass Inuyasha jemand war, den man einfach eben so überfallen, gar umbringen konnte, aber das hier war die Prüfungshölle der Daiyoukai. Und trotz aller Fähigkeiten seines Halbbruders und Tessaigas – Inuyasha war kein Daiyoukai. Das war ein Fakt. Endlich legte sich der Wind völlig und er stand in der klaren, kalten Wüstenluft unter einem Sternenhimmel. So blickte er sich um und suchte die nur zu bekannte Witterung. Nichts. Das gab es doch gar nicht. Der war doch viel zu stur und menschlich, ihn hier allein zu lassen. Hatten es diese toten Seelen wirklich geschafft Inuyasha zu entführen? Oder gar Ärgeres? Mit ungewohnter Besorgnis entdeckte er ein Stück vor sich etwas Rot-Weißes im Wüstensand. Erneut blickte er sich um, aber niemand war zu sehen oder auch nur zu wittern. Nicht einmal Magie war wahrzunehmen, aber das lag natürlich daran, dass dies hier Hayasas Welt war. Er ging hinüber, unwillkürlich angespannt. Was war mit seinem Halbbruder geschehen? Sein regungsloses Gesicht verriet keines seiner Gefühle, als er den Körper vor sich im Sand betrachtete. Selbst das Feuerrattengewand hatte es nicht vermocht Inuyasha gegen den Angriff zu schützen. Es war zerfetzt, der gesamte Körper blutüberströmt. Noch immer hielt der Hanyou Tessaiga in der Hand. Der Daiyoukai hütete sich näher zu kommen. Er hatte schon erlebt, dass Tessaiga sogar dann seinen Herrn schützte, wenn dieser bewusstlos war. So meinte er nur: „Inuyasha.“ Keine Reaktion. War der so tief in der Bewusstlosigkeit? Was war das für ein Angreifer gewesen, der ihm derart zusetzen konnte? Hatte Tessaigas Scheide ihren schützenden Bannkreis nicht entfalten können, weil das hier eben die Prüfungshölle war? Nur zu versuchen den Hanyou um die Ecke zu bringen war mehr als ein hartes Stück Arbeit, das wusste er selbst zu gut – warum hatte er nichts von dem Kampf mitbekommen? Durch den Sturm? War die Magie der shiken jigoku am Werk? Wollte Hayasa nicht, dass er Inuyasha helfen konnte? Moment. Er konnte selbst in der Stille der Wüste keinen Atemzug vernehmen, keinen Herzschlag. Noch einmal musterte er den Körper des Halbdämons, ehe er zugeben musste, dass es in der Tat kein Lebenszeichen mehr gab. Und er ertappte sich bei einer seltsamen Mischung aus Wut und Trauer, wie er sie kaum je zuvor erlebt hatte. Das hier war sein kleiner, dämlicher Hanyoubruder. SEIN Halbbruder. Und, wenn den jemand umbringen durfte, dann allein er. Er brauchte nicht nach Tenseiga zu fassen, um zu wissen, dass die magischen Fähigkeiten des Himmelsschwertes in Hayasas Welt versiegelt waren. Er konnte nichts für den Jüngeren tun. Auf jeden Fall musste Inuyasha bis zum Ende gekämpft haben, klassisch der. Tapfer, stur ein wenig dumm. Er hätte doch versuchen können, ihn, Sesshoumaru, um Hilfe zu bitten. Nein, das würde der nie tun...hätte der nie getan. Ich habe mich geirrt, dachte er: du warst keine Schande für die Familie, sondern Vaters Sohn, mein kleiner Bruder. Mit gewisser Bitterkeit und doch Vorsicht bückte sich der Daiyoukai und nahm die verkrampfte Hand, um Tessaiga zurück in die Scheide zu stecken. Zu sicher war er, dass der Bannkreis ihn selbst jetzt abwehren würde. Was sollte er nun tun? Inuyasha hier liegen lassen? Unmöglich. Ein Sohn des Inu no Taishou, sein eigener Halbbruder, der im Kampf gefallen war, hatte ein ehrenhaftes Begräbnis verdient, selbst als Hanyou. Das würde die letzte Aufgabe sein, die diese acht Ratsmitglieder vor ihrem eigenen Ende übernehmen durften. Als er Inuyasha aufhob, um ihn weiterzutragen, war nichts mehr in seinen Gedanken außer Tod. Hayasa entdeckte in sich gewisses Mitleid. In der Tat. Das waren Jungs nach seinem Geschmack. Die Prüfung der toten Seelen mochte hart sein, aber hier wurde Treue und Loyalität überprüft. Und wie konnte man das besser als bei dem Glauben ein Familienmitglied verloren zu haben. Einer seiner Trainingspartner hatte ihn vor langem zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass dies eine der wichtigsten Prüfungen wäre – natürlich nicht für ihn selbst, aber für die Neuen. So hatten sie diese Welt gemeinsam erschaffen. Wäre jeder der Zwei hier allein gewesen, hätte er in ihren Erinnerungen suchen müssen, wen sie vermissen würden. Folglich hatte er angenommen, es sei der Halbbruder und sie im Sandsturm in zwei verschiedene Prüfungswelten geschickt. Denn nichts, was sie ihm bislang gezeigt hatten, hatte die Gerüchte des Hunderates bestätigt, dass sie verfeindet seien, ja sich gegenseitig umbringen wollten. Schön, sie waren nicht immer einer Meinung, der Ältere hatte die Ausbildung des Jüngeren verpasst, aber sie vertrauten sich ihr Leben an. Und ihre Reaktion jetzt bewies, dass sie sich schätzten. Allerdings sollte er die Sache besser auflösen ehe sie hier ankamen, beide in dem Glauben der andere sei tot, und den Rat schon mal umlegten, bevor sie merkten, dass es nur eine Prüfung gewesen war. Am besten, er baute da noch rasch ein Portal ein, ehe es zu den Blumen ging – die ihm jetzt schon Leid taten. Da wäre jemand vermutlich froh, sich abreagieren zu können. Und so stark waren seine Pflanzen trotz aller Macht nun auch nicht. Sie waren die letzte Hürde der shiken jigoku, die Falle, wenn die Kandidaten durch die bisherigen Tests körperlich und seelisch angeschlagen waren, leichtfertig wurden. Die Schwerter würden freilich noch nicht wieder voll funktionieren, aber... Ja, aber. Das hier waren die Chaotenbrüder. Und das noch in ziemlich geladenem Zustand. Die beiden Halbbrüder betraten jeder für sich das nächste Portal – und stellten fest, dass sie sich gegenüberstanden. Für einen Moment hatte jeder den Eindruck, selbst in den Armen des anderen gelegen zu sein, bis sie nur noch sich sahen. „Nii-san!“ Inuyasha atmete durch. Großer Bruder? So hatte der ihn noch nie genannt. Hatte etwa auch der Jüngere geglaubt, wiederum, er sei tot? Sesshoumaru gab sich zu, dass er erleichtert war, dass der noch lebte. Nicht, dass das an seiner Meinung über den Hunderat viel geändert hätte. Immerhin wusste er nun, warum das hier die Prüfungshölle hieß. „Gehen wir.“ „Oh ja....“ Jetzt erst sah sich der Hanyou um. Sie befanden sich noch immer in einer Wüste, wenn auch anscheinend an deren Rande. Blaue Pflanzen wuchsen um sie, etwas entfernt. Blumen in der Wüste. War da nicht etwas gewesen? Der Daiyoukai schritt bereits weiter. Es konnten nicht mehr viel Prüfungen vor ihnen liegen, falls Hayasa nicht gelogen hatte. Aber der Herr der shiken jigoku hatte bislang fair gespielt. „Äh, Ses---nii-san?“ Er sollte dabei bleiben. Immerhin war das die richtige Anrede, mein älterer Bruder. Und, wenn er sich nicht völlig geirrt hatte, hatte der ihn getragen. Jeder von ihnen schien geglaubt zu haben, der andere sei tot, und hatte um den Halbbruder getrauert. Dies war für ihn eine gewisse Überraschung, das konnte man jedoch schon honorieren. Sicher, sie hatten das Beste gegeben um sich gegenseitig umzubringen, aber das war doch etwas anderes gewesen. Sozusagen eine Familiensache. Der Angesprochene wandte den Kopf. „Die Blumen da....“ „Hör auf, wie Rin zu reden!“ „Glaub mir, die würde sie nicht pflücken wollen.“ Inuyasha legte die Hand an Tessaiga, was den Hundeyoukai bewog sich umzudrehen. Diese Pflanzen waren in der Tat näher gekommen. Sie waren blau, liefen auf zwei Beinen – aber das zweifellos Interessanteste an ihnen waren die spitzen und scharfen Zähne, die sich in der gelben Blüte zeigten. Wie töricht. Er zog und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass sein Halbbruder diesem Beispiel folgte. Hatte Inuyasha etwa abgewartet? Kannte er diese Geschöpfe wieder einmal nicht und wollte nun wissen, was das war und wie man es beseitigen konnte? Das war etwas Neues. Und legte nur erneut den Verdacht nahe, dass alle Eigenschaften, die ihn an dem Hanyou störten, schlicht und ergreifend Myougas Versäumnis waren. Falls sich dies bestätigte, konnte sich der alte Flohgeist schon einmal auf ein nettes Begräbnis einrichten. Nach dem Rat, natürlich. „Souryuha!“ „Kaze no kizu!“ kam es fast gleichzeitig von Inuyasha. Beide legten ihre Gefühle der letzten Stunden in ihre Angriffe und Hayasa, der wie immer zusah, bedauerte seine Pflanzen. Aber damit hatte er gerechnet. Und er musste sie ja nur wieder erschaffen – wie eine Menge in der shiken jigoku. Nun, die beiden Chaoten hatten die Prüfungshölle bestanden, es würde keine weiteren Hindernisse für sie geben. Nachdenklich blickte er seitwärts zum Hunderat. Sollte er sie vorwarnen? Nein. Sie sollten nur ernten,was sie gesät hatten. Und wer Wind säte, erntete eben Sturm, wenn man sich mit Profis anlegte – und das waren diese Zwei. Mochten Inabikari und Kyuu auch die Stufe zum Daiyoukai überschritten haben – von der wahren Macht und Verantwortung eines solchen hatten sie – noch - keine Vorstellung. Sie waren alle so jung und in dieser Generation der Hunde schien es keine Älteren zu geben, die sie angeleitet hätten. Was wohl aus denen allen geworden war? Die Halbbrüder hatten unterdessen ihre Schwerter zurückgesteckt und sich erneut umgesehen. Mit gewisser unausgesprochener Erleichterung erkannten sie das nächste – und wie sie schwer hofften, letzte - Portal. Ohne zu zögern schritten sie hindurch. Fast unverzüglich spürten sie, wie sich etwas veränderte, ihre Klingen schwerer wurden. Und beiden war klar, dass sie nun wieder Zugriff auf alle magischen Fähigkeiten ihrer Waffen hatten. Sie standen auf einer Wiese, direkt vor ihnen befand sich ein weiteres Portal, das dem sehr ähnlich war, durch das sie auf den Pfad der Prüfungshölle geschickt worden waren. Also konnte es sich nur um den Ausgang handeln. Wenn man den Anfang schon nicht zerstören konnte ohne sich ungewisse Schwierigkeiten einzuhandeln, sollte das doch für das hier nicht gelten, beschlossen sie in schweigender Einigkeit und zogen erneut. Dem gemeinsamen Angriff konnte das Tor keinen Widerstand leisten und sank mit einer riesigen Staubwolke in sich zusammen. Mit gewissem Erstaunen bemerkten die Hundebrüder, dass sie sich plötzlich in Sichtweite des Tores des Anfanges wiederfanden, der dort wartende Rat sie fassungslos anstarrte – und der Herr der Prüfungshölle sie ebenfalls dort erwartete. Nun ja, also hatten sie es geschafft. Und jetzt gab es da acht Hundeyoukai mit denen sie noch ein größeres Hühnchen zu rupfen hatten. Hayasa erhob sich gemächlich auf seine vier Pfoten, während er den buchstäblich explosiven Auftritt sachlich kommentierte: „Sie haben also die Prüfungshölle bestanden. Hier kommen die beiden, die ich nicht nur als perfekte Youkai kennengelernt habe, sondern auch als das Synonym für Zerstörung, ja, wandelnde Katastrophen. Viel Spaß mit ihnen. Ich glaube, sie haben hier noch eine Kleinigkeit zu erledigen. - Ich werde shiken jigoku wieder aufbauen, dank euch.“ Es war wohl besser hier nicht im Weg herumzustehen. Er konnte das Ganze auch anders beobachten. Der Rat starrte die Herankommenden an, ohne darauf zu achten, dass sich Hayasa buchstäblich in Luft auflöste. Das deutlich gezeigte Youki der Hundebrüder verriet ihren Zorn – und die Energie war selbst bei dem Hanyou bemerkenswert. Inabikari ging höflich auf ein Knie nieder: „Willkommen zurück, mein Taishou.“ Das brachte auch die anderen Mitglieder des Rates, selbst Kyuu, dazu sich zu Boden zu begeben. Allerdings fuhr der junge Daiyoukai fort, zu Sesshoumaru aufsehend: „Falls Ihr nicht zu erschöpft seid, wäre es mir eine Ehre mit Euch sogleich um eben diesen Titel zu kämpfen.“ „Ich bin in keinster Weise erschöpft,“ gab Sesshoumaru eisig zurück. Damit hatte er gerechnet. Das bedeutete, er könnte mit den anderen Ratsmitgliedern erst abrechnen, wenn er Inabikari besiegt hatte – sonst könnte man ihm Feigheit unterstellen. Ein Unding. „Und ich fände es passend, wenn ich dich...Euch, Inuyasha-sama, ins Jenseits befördern könnte,“ ergänzte Kyuu prompt, sich gerade noch auf die Höflichkeit besinnend. Immerhin war dieser Halbmensch mit Bestehen der Prüfungshölle die Nummer Zwei der Hierarchie. Nun, er würde sich an diesem Titel nur kurz erfreuen können. Gegen einen wahren Daiyoukai kam er nicht an, da war sie sicher. Schließlich würde ihm sein großer Bruder in den Proben der shiken jigoku geholfen haben. „Keh,“ machte der Hanyou sichtbar genervt: „Aber sonst geht es dir gut? - Hör mal, Kyuu, oder wie du heißt, ich, wir sind nicht gerade gut auf euch alle hier zu sprechen, uns auf diesen netten kleinen Höllentrip gesetzt zu haben. Aber ein Duell gegen dich? Ich will dich eigentlich nicht umbringen.“ „Zu feige?“ höhnte sie unverzüglich. Inuyasha richtete sich etwas auf und nicht nur sein Halbbruder hatte plötzlich das Gefühl, sie seien sich mehr als ähnlich: „Halt einfach die Klappe. Das wäre gesünder für dich. Du hast keine Ahnung, wer ich bin und was ich kann.“ Inabikari fand es noch immer besser, auf Knien zu bleiben und der Rat folgte diesem Beispiel. Jetzt aber wandte er ein: „Kyuu möchte um die Ehre eines Duells mit Euch bitten, auch, wenn sie es ein wenig unglücklich formuliert hat, Inuyasha-sama. Sobald sie gegen Euch verloren hat, und der Taishou mir zustimmt, werden er und ich kämpfen. Sollte ich gegen Euren Halbbruder siegen und Ihr damit ohne Verwandten sein, möchte ich Euch anbieten, mein Bruder zu werden.“ Er bemerkte, dass ihn nun alle anstarrten: „Ich sehe Eure Stärke – aber auch Euer Alter. Ihr seid fast noch ein Welpe und benötigt weitere Anleitung. In Anbetracht der Tatsache, dass Ihr bereits jiken jigoku überlebt habt, gehe ich davon aus, dass Eure Familie Euer beachtliches Potential richtig einschätzte und zunächst, da Ihr ja ein Hanyou seid, die Erziehung auf Kämpfe beschränkte. Ein Hanyou, ja, aber ich wäre bereit zu schwören, dass Ihr der erste und einzige Daihanyou seid, den es je gab. Ich würde mich daher auch um Euer geistiges Potential, Höflichkeit und andere Dinge kümmern. Bis zu dem Tag, an dem Ihr so weit seid, mir ein ebenbürtiger Gegner zu sein. Und dann wäre es mir ein Vergnügen Euch gegenüber zu treten. Natürlich auch, Euch zu töten.“ Die Halbbrüder hörten ihm sprachlos zu, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Inuyasha war schlicht perplex. Das war ja quasi ein Adoptionsantrag? Inabikari ging davon aus, dass er, der Hanyou, ein würdiger Gegner wäre? Allerdings auch davon, dass der Gute Sesshoumaru um die Ecke bringen konnte. Und das deutete eigentlich auf gewisse Selbstüberschätzung hin. Aber dennoch war das irgendwie nett gemeint. Daihanyou, das hörte sich schon mal ganz anders an als Schande der Familie – wobei er zugeben musste, das schon länger nicht um die Ohren bekommen zu haben. Der Ältere der Halbbrüder spürte in sich einen gewissen Zorn aufsteigen. Was fiel diesem Inabikari denn eigentlich ein? Wieso faselte der etwas von Welpe? Inuyasha war ein Jugendlicher, ja, noch nicht ganz erwachsen, aber doch kein Welpe mehr. Oder? Mit gewissem Unbehagen überlegte er zum ersten Mal, wie eigentlich Hanyous alterten. Er war davon ausgegangen, dass es so weiter ging, wie in den ersten Jahren, als Inuyasha wie ein Mensch gewachsen war. Nun gut, die fünfzig Jahre am Baum gebannt hatte er unbeschadet überstanden, aber da war auch Magie am Werk gewesen. Nur – sollte Inabikari recht haben und ein Hanyou alterte nur zunächst wie die menschliche Seite, ehe die dämonische übernahm? Erklärte das zusätzlich zu Myougas Unfähigkeit gewisse Mankos bei seinem Halbbruder? War der eben nicht schon fast erwachsen – sondern eher noch ein Welpe? Nein. Immerhin war der verheiratet, so arg konnte es nicht sein. Sicher nicht. Dennoch, so ging das nicht an: „Inabikari, du solltest nicht Dinge planen, zu einem Zeitpunkt, an dem du längst tot bist.“ „Mit Verlaub, mein Taishou,“ erwiderte der höflich: „Ich bewundere Euren Halbbruder, das gebe ich zu. Euch selbstverständlich auch, aber gerade, weil ich ebenfalls die Schwelle zum Daiyoukai überwunden habe, kann ich mir vorstellen, dass dies für einen halben Menschen noch schwerer sein muss.“ Er hat Tessaiga, hätte Sesshoumaru um ein Haar gesagt. Aber das wollte er nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, Inuyasha doch nicht antun. Sollte der sich nur in Inabikaris Anbetung sonnen. Das würde nur von kurzer Dauer sein, dann wäre dieser Hanyouverehrer Geschichte. Allerdings war da auch noch Kyuu und ihre Herausforderung. „Inuyasha.“ „Hm? - Ach du meinst ich solle mir echt diese Kyuu vorknöpfen? Na bitte schön.“ Der Hanyou trat etwas zurück. Die Hundedame sprang unverzüglich auf: „Natürlich nur, falls die Prüfungshölle nicht zu sehr an dei....Euren Kräften gezehrt hat.“ „Die shiken jigoku ist äußerst nervig, lästig, aber nicht zu anstrengend.“ Er legte die Hand an Tessaiga: „Und für dich reicht es immer.“ Da sich Inabikari erhob taten dies auch die anderen sechs Mitglieder des Rates, nutzen allerdings die Gelegenheit, sich möglichst unauffällig rückwärts aus dem Staub zu machen. Sie alle wussten, wie heftig Kämpfe dieser Art und dieser Macht werden konnten und hegten nicht das geringste Bedürfnis eine Attacke des legendären Tessaiga oder Kyuus abzubekommen. Sesshoumaru warf dagegen nur einen Blick auf seinen potentiellen Gegner, der seitwärts nickte: „Ich vermute, Taishou, dass Ihr anschließend zu kämpfen wünscht. Ihr werdet mich jederzeit bereit finden. - Darf ich vorschlagen, dass wir dort hinübergehen?“ Höflich und ehrbar war er ja, dachte Sesshoumaru. Warum nur war dieser Idiot ebenso darauf versessen Taishou zu werden wie es schon dessen Vater gewesen war? Sein...ihr eigener Vater hatte ja das Duell gewonnen – warum gaben diese Idioten nicht auf? Was versprachen sie sich denn nur davon? Oder anders gefragt: warum hatte sich Inabikari nicht mit Kyuu auseinander gesetzt und ihn außen vor gelassen? Er hatte nie gegenüber dem Rat oder sonst wem zu erkennen gegeben, dass er Interesse an der Politik hätte. Und das musste er auch nicht, stellte er fest. Die schlichte Tatsache, dass er und Inuyasha die Bluterben waren, hatte Inabikari genügt. Und an ihm war niemand vorbeigekommen. In der Tat, der dachte ehrenhaft, wollte niemanden übervorteilen. Direkt schade, dass er schon bald in der anderen Welt sein würde. Sesshoumaru ahnte gar nicht, wie recht er hatte. Inuyasha und Kyuu warfen einen unwillkürlichen Blick herum, um zu sehen, wohin die sechs Ratsmitglieder gegangen waren, der eine, um sie nicht aus Versehen zu verletzen, die andere um eine möglichst gute Vorstellung ihrer Macht und Stärke präsentieren zu können. Siegte sie, würde der restliche Rat so oder so nicht mehr an ihr vorbeikommen. Und später würde das Duell gegen den angeschlagenen Gewinner des anderen Kampfes endgültig ihren Platz an der Spitze sichern. Sie zog ihr Schwert. Der Hanyou mochte Tessaiga besitzen, aber es war fraglich, wie gut er damit in Wahrheit umgehen konnte. Es war ein Youkaischwert und diese pflegten mit ihrer Magie durchaus mit ihrem Träger um die Vorherrschaft zu kämpfen, zumal, wenn sie mächtig waren, oder dessen Seele buchstäblich zu zerstören. Bislang schien das bei Inuyasha nicht der Fall zu sein. Also konnte er entweder einigermaßen mit Tessaiga kämpfen – oder aber er wedelte nur damit herum, hatte die Magie noch nicht aktiviert. Hatte er, stellte sie prompt fest, als er ebenfalls zog und sich die Klinge rasch verbreiterte. Nun, das würde interessant werden. „Ich hoffe, du hast deinen Gedenkstein schon ausgesucht, Hanyou!“ „Keh! Den brauche ich erst in vielen Jahren. Mal antesten, was du so drauf hast: kaze no kizu!“ Die Windnarbe, also. Kyuu machte einen Satz auf die Seite. Ihr Arm schoss vor und ihre Klinge wickelte sich scheinbar um den energiereichen Angriff, ehe sie ihn zurückwarf und sich ihr Gegner mit einem Sprung in Sicherheit brachte. „Nicht schlecht für einen Halbmenschen.“ „Nicht schlecht für jemanden mit so einer großen Klappe,“ gab Inuyasha zurück: „Du kannst sie sehen.“ „Das ist doch wirklich kein Problem.“ „Ich weiß.“ Also konnte sie womöglich auch der Bakaryuuha etwas entgegensetzen. Na und? Erstens war das noch auszuprobieren, zweitens besaßen er und Tessaiga noch ganz andere Fähigkeiten und drittens – ja, eigentlich wollte er sie nicht umbringen. Schön, der Rat hatte sie da auf dem Pfad der Höllenprüfung ausgesetzt, aber bis auf wenige Momente war das doch eigentlich nicht so schlimm gewesen und sie hatten das ja anscheinend aus Politik und nicht aus Boshaftigkeit gemacht. „Kono mae!“ Kyuu hatte nun ihrerseits einen Energieangriff mit dem Namen „das letzte Mal“ gestartet, etwas überrascht, dass der Hanyou nicht auswich. Glaubte er etwa, sie sei so schwach, dass... „Na also! Bakaryuuha!“ Verdammt, er konnte ihren ersten Angriff zurückwerfen? Nicht schlecht, gab sie noch zu, dann hatte sie alle Hände voll damit zu tun, die verdoppelte Energie beiseite zu schleudern, nicht darauf achtend, dass sich in der Gegend der Rat befand, der eilig wegspringen musste. „Ich hoffe, dass du noch ein bisschen was mehr auf der Pfanne hast,“ erklärte Inuyasha: „Sonst wird es nämlich langweilig.“ „Es war nur ein Test, Halbmensch!“ knurrte sie. Inabikari hätte um ein Haar genickt. Es war nur ein gegenseitiges Abtasten, aber anscheinend hatte Inuyasha bereits ihre große Schwäche erkannt: ihre Ungeduld. Er reizte sie mit Worten und diesen kleinen Spielereien, denn der Hundeyoukai nahm keinen Moment an, dass das schon alles war, was der jüngere Sohn des verstorbenen Taishou auf Lager hatte. Um sich eine Bestätigung zu holen, warf er einen Blick seitwärts. Sesshoumaru stand regungslos neben ihm und musterte den Kampf – eher gelangweilt. Nun, bei ihrem eigenen Duell würde er sich gewiss nicht langweilen – sie beide nicht. Diesmal liefen die zwei Gegner aufeinander zu und drückten in einem weiten, letzten Sprung ihre Klingen aneinander, ehe sie landeten. Es war ein reines Kräftemessen, und Inuyasha gab zu, dass er selten einen so starken, weiblichen Widersacher gehabt hatte. Nun, er hatte ja auch kaum gegen weibliche Daiyoukai gefochten – und...... „Mist, was ist das?“ brachte er noch hervor, ehe er erkannte, dass auch Kyuu ihn überrascht, ja, vorwurfsvoll ansah. Um sie herum war ein schwarzer Kreis im Boden entstanden, der sich rasch vergrößerte, so schnell, dass er auch noch Sesshoumaru und Inabikari erfasste, die zurückspringen wollte, sich allerdings in dem entstehenden schwarzen Wirbel gefangen fanden, ebenso wie Inuyasha und Kyuu. Und dann waren alle vier vor den Augen des verwirrten Rates verschwunden. ** Im folgenden Kapitel darf Inabikari eine selten dumme Idee seines Vaters beichten: Der Jahrhundertplan bringt nicht nur die vier Duellanten sondern die Welt in Gefahr. Oder hat jemand von euch geglaubt, wie die Jungs, so etwas ähnliches wie die Hölle sei allein die shiken jigoku? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)