Allison von Mad-Dental-Nurse (Das Erbe des Wolfes) ================================================================================ Kapitel 2: Der Kontakt ---------------------- Ich wachte in meinem Zimmer auf. Als ich die weissgestrichene Decke meines Zimmers sah, wusste ich nicht, was mit mir passiert war. Mir erschien die letzte Nacht wie ein Traum. Wie ein Alptraum. Aber dann… „Sei nicht so dumm. Allison. Ich habe jegendlich dein Ende hinausgezögert!“ Diese Worte kehrten mit der Wucht eines heranrasenden Lastwagens und trafen mich. Ruckartig schnellte ich nachoben und saß kerzengerade in meinem Bett. Meine Finger hielten die Bettdecke festumklammerten, sodass sie sie fast zerrissen und Schweiss stand mir auf der Stirn. Trotz das es warm in meinem Zimmer war, fror ich. Ich fühlte mich so, als sei ich haarscharf einem tödlichen Unfall entronnen. Und das war es auch. Wenn dieser Schatten nicht gewesen wäre, wäre ich… Es schüttelte mich, als ich mir das Bild dieses Monsters, welches über mir gebeugt war, wieder vors Auge rief und mein Magen drehte sich um. So stark und schnell, dass ich sofort aus dem Bett flüchten musste, um mich nicht im Bett zu übergeben. Laut würgend entlerrte ich meinen Magen und fühlte mich danach noch elender. Kraftlos und zitternt sank ich auf dem gekachelten Boden. Spürte die Kälte der Kacheln an meiner Wange und war kurz davor in eine Ohnmacht zu fallen. Da hörte ich entfernt Schritte auf mich zukommen. „Allison…Allison um Himmelswillen!“, hörte ich meinen Vater. Er kniete sich neben mich und hob mich vorsichtig auf die Arme. Wie ein kleines Kind trug er mich wieder ins Bett und legte mich vorsichtig hinein. „Was machst du denn?“, fragte er tadelnd. Ich erwiderte darauf gar nichts. Mein Hald fühlte sich furchbar trocken an und ich merkte, wie sich wieder alles um mich herum drehte. „Mir war so schlecht!“, zwang ich mich zu sprechen und Vater seufzte. „Ich habe eben mit deiner Arbeit telefoniert. Diese und nächste Woche bist du erstmal krankgeschrieben. Die Gründe sind nicht wichtig. Hauptsache du kommst wieder auf die Beine!“, sprach er und klopfte mir sanft auf die Schultern. „Danke. Papa!“, sagte ich nur matt. Und wunderte mich etwas. Wieso fragte er mich nicht, was gestern passiert war. Ich wusste nur noch, dass ich mich irgendwie nachhause geschleppt hatte, nachdem ich mir die Seele aus dem Hals geschrien hatte. Das nächste was ich noch mitbekam war, wie Papa mich ansah, als sei ich ein Geist und war ohneweiteres in mein Zimmer gegangen. Dann musste ich eingeschlafen sein. Bis jetzt hatte er es vermieden mich darauf anzusprechen. Doch irgendwann musste er es ja tun. „Was ist gestern eigentlich passiert?“, fragte er besorgt und setzte sich zu mir auf Bett. Ich zuckte nur hilflos mit den Schultern, da ich es mir ja selber nicht erklären konnte. Gerne hätte ich an einen Traum geglaubt. Aber war der Gestank dieses Monsters, was mich gestern beinahe getötet hätte, viel zustark in meiner Nase geblieben. Mir wurde schlecht, als ich mich daran erinnerte. „Ich weiss es nicht so genau. Ich…ich war auf dem Heimweg und merkte, dass ich verfolgt wurde. Als ich versucht hatte, diesen Kerl loszuwerden, hetzte er mich schließlich und sprang sich auf mich. Was er wollte, wollte ich nicht so genau wissen. Dann aber kam jemand hat mich… gerettet!“, erzählte ich und bemühte mich glaubwürdig zuklingen. „Und wo ist dieser Retter jetzt?“, hackte er nach und ich merkte, wie mein Kopf mit einem Male leer war. Tja, wo war nun mein Retter in der Not? Hatte sich in Luft aufgelöst. Doch wenn ich das sagte, würde ich sicher auf der Couch eines Seelenklempners landen. Darauf konnte ich getrost verzichten. Ich zuckte deshalb mit den Schultern. „Abgehauen!“, sagte ich. Nachdem er mir sagte, dass er mein Ende hinauszögern wollte. Was für ein Irrer war das überhaubt. War das überhaupt ein Mensch. Nein, denn Menschen löstens ich nicht auf. Oder konnten andere Formen annehmen. Papa schien mir auch das nicht abzukaufen. Sein Blick sprach eindeutig dafür. Ich versank tiefer in die Kissen und hoffte, dass etwas passiert, das diese Unterhaltung unterbrechen würde. Doch dieses kleine Wunder geschah nicht. „Abgehauen?“ „Ja, einfach abgehauen. Ich wollte mich noch bedanken, aber er war schon weg!“, erwiederte ich und hoffte, dieses Verhör würde endlich aufhören. Man, ist echt ein Fluch die Tochter eines Polizisten zusein. Da fiel mir allerdings etwas ein, womit ich ihm einen Dämpfer versetzen konnte. „Wieso bist eigentlich nicht gestern ans Handy gegangen. Wenn du drangewesen wärst und mich abgeholt hättest, wäre das nicht passiert!“, konterte ich. Verschränkte dabei trotzig die Arme vor der Brust. Für einen kurzen Moment schien ihn das wirklich aus der Bahn geworfen zuhaben. Doch ehe ich mich auf einen Triumph gegenüber meines Vaters freuen konnte, verpasste er mir nun einen Dämpfer. „Allison. Du weißt ganz genau, dass ich nicht immer rangehen kann, wenn ich auf Streife bin!“, sagte er. Das Schlimme war, dass er Recht hatte. Aber er musste mir doch nicht gleich so misstraurisch begegnen. Ich meine, ich bin doch noch am Leben. Also alles halb sowild. Sei nicht dumm. Es hätte auch anders ausgehen können. Naja, wenn ich sorecht überlege: Ich sollte das nicht auf die lockere Schulter nehmen. Die nächsten Tage zogen sich hin wie Kaugummi. Papa nahm sich etwas Urlaub um mich wieder aufzupäppeln. Etwas was ich mehr als einmal ausschlug. Ich war kein kleines Kind mehr, das eine schwere Grippe hat. Wobei… Der Angriff von diesem…diesem Ding hatte mehr Spuren hinterlassen, als eine Grippe es jemals konnte. Noch immer hatte ich diesen widerlichen Gestank in der Nase, der aus dem Schlund des Monsters mir entgegenschlug und diese Schattengestalt, die es einfach so verspeist hatte. Wenn ich nachts schlief, sah ich sie deutlich vor mir stehen. Hörte ihre Stimme und ihre Worte. „Ich habe jegendlich dein Ende hinausgezögert!“ Soll das heissen, dass das noch nicht alles war? Das ich das Schlimmste noch vor mir hatte? Wenn ja, sah meine Zukunft alles andere als rosig aus. Was würde noch passieren? Um ehrlich zusein, wollte ich es gar nicht wissen. Doch schon bald sollte ich sehen, dass das, was mich vorher plagte, noch gar nichts war. Es schüttete wie aus Eimern und der Himmel war beinahe schon schwarz. Der Wetterbericht hatte ein heftiges Gewitter angekündigt und so kam es auch. Im fünfminutentakt blitzte es und ein tiefes Donnern ließ die Fensterscheiben zittern. Papa musste für einen Kollegen einspringen, was ihm natürlich nicht gefiel. Immer wieder hatte er gefragt, ob es in Ordnung war und ich ihm genauso oft versichert, dass er sich keine Sorgen machen musste. Ich versuchte auf andere Gedanken zu kommen. Doch weder das Fernsehen noch ein Buch lesen konnten mich ablenken. Es war einfach zum heulen. Rafael lag in seinem Korb und schlief. Würde die Sonne scheinen, könnte ich mit ihm etwas spazieren gehen. Aber bei diesem Wetter würde ich ihn nicht mal einen Meter vor die Tür kriegen. Und um ehrlich zusein, wollte ich mich am liebsten auch ins Bett legen und dieses Mistwetter verschlafen. Aber ich hatte schon viel zuoft und viel zulange im Bett gelegen, als das ich das konnte. Da lesen und fernsehen ausfiel, fragte ich mich, was ich tun konnte, um mich etwas abzulenken. Wie auf ein Stichwort stieg mir ein etwas unangenehmer Geruch in die Nase und ich musste zu meiner Schande eingestehen, dass ich es war, die so müffelte. Pfui! Habe ich mich wirklich sosehr gehen lassen? Nocheinmal roch ich an mir und schüttelte mich. Japp, habe ich. Okay, es war Zeit für eine lange und intensive Dusche. Als ich das Bad betrat, schlug mir wohlige Wärme entgegen. Papa hatte wohl in weiser Voraussicht die Heizung angedreht. Typisch, Papa. Auch wenn er auf Arbeit musste, dachte er immer zuerst an mich. Ich muste lächeln. Schnell schälte ich mich aus meinen Klamotten, pfefferte sie in den Wäschekorb und stieg in die Duschkabine. Regelte dann das Wasser so, dass es die richtige Temperatur hatte und genoss es, wie das Wasser über mich hinwegfloss. Das Duschen tat gut. Nicht nur, dass es mich von meinem strengen Geruch befreite, sondern auch, weil es einen Teil dessen wegspülte, was bei mir für schlaflose Nächte sorgte. Ja, es half mir wirklich und als ich frisch geduscht aus der Kabine trat, die warme, feuchte Luft einatmete, die nach Apfel roch, fühlte ich mich seit langem wieder richtig wohl in meiner Haut. Leise summend trat ich an den Spiegel, der etwas beschlagen war und wollte diesen abwischen. Doch dann merkte ich, wie die herrliche Wärme, die mich gerade einhüllt hatte, in beissende Kälte umschlug. Kleine Dampfwolken stiegen mir bei ausatmen auf und ich runzelte die Stirn. Wie konnte es soschnell kalt werden. Ich schaute zum Raumthermometer und sah, wie die rote Flüssigkeit in der Mitte langsam absank. Ich blickte auf die Zahlen, die die Temperatur anzeigten. Minus vierzig, minus fünfunddreißig, minus dreißig, minus fünfundzwanzig und so weiter. Es wurde immer kälter und ich schnappte mir schnell den Bademantel, damit ich mir in dem Handtuch nicht noch eine Erkältung hole. Mit zitternen Knien ging ich zur Heizung und fühlte. Die Heizung war ausgefallen! Aber das konnte doch nicht sein. Erst dachte ich an einen Blitzschlag, der für eine Störung sorgte, aber dann verwarf ich diesen Gedanken wieder. Bei der Heizung doch gar nicht. Nur beim Fernsehen oder anderen elektrischen Geräten. Also warum dann heizte sie nicht mehr? Ein leises Quietschen ließ mich wieder zum Spiegel schauen. Er war immer noch beschlagen, aber etwas schien sich an ihm zu verändern und als ich näher trat, glaubte ich einen fetten Kloß in meinem Hals zu haben. Langsam, wie in Zeitlupe wurde etwas auf dem beschlagenen Spiegel geschrieben. Das unheimliche war, dass…das es wohl ein Geist sein musste, da ich die einzige im Badezimmer war. Mit wildklopfendem Herzen sah ich, wie dieses Ding, was auch immer es war, etwas großzügig auf den Spiegel schrieb. Mein Herzschlag wurde schneller, als er es jetzt schon war und langsam, nur sehr langsam erkannte ich, dass es sich um einen Namen handelte. Doch es war nicht mein Name, sondern ein anderer. Meine Knie begannen zuzittern, als ich den Namen las. E.R.I.C Erik! Wer zum Teufel war denn Erik? Was soll das ganze? Ein eisiger Lufthauch streifte mich, als wäre das die Antwort und ich schauderte. In meinem Hals bildete sich ein fetter Kloss und wischte den Namen weg. Ich für meinenTeil hatte genug von diesem übersinnlichen und vorallem unheimlichen Mist. Ich bückte mich über das Waschebecken, drehte kaltes Wasser auf. Um meine erneut angespannten Nerven zu beruhigen. Ich wusste, dass das nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Aber ich wollte es nicht glauben. Redete mir ein, dass das eine Täuschung, oder noch besser, ein böser Traum war, aus dem ich jederzeit erwachen konnte. Also wieso tat ich es nicht. Ich klatschte paarmal das kalte Wasser in mein Gesicht, atmete tief durch. „Ganz ruhig, Allison. Das…das träumst du nur…Wach auf!“, sagte ich. Und spürte sofort irgendwie, dass das Unsinn war. Als gäbe es da in meinem Kopf einen Teil, der es besser wusste. Das ich das gar nicht träume! Aber sowas passierte doch nur in Horrorfilmen! Sofort fing ich an zu zittern und umklammerte mit meinen Händen den Rand des Wschbeckens. Ich schloss die Augen. Atmete tief ein und aus. Zwickte mir in den Arm. Das half ja angeblich. Nichts! Weder wachte ich auf, noch verschwand die Kälte. Ich versuchte es nochmal. Wieder nichts! Das Zittern wurde stärker und mir schwanden die Sinne. Da merkte ich einen eisigen Lufthauch, der mich im Nacken streifte und mich erschauern ließ. Hörte das denn nie auf? Langsam, gegen meinen eigenen Willen, als würde mich etwas fest im Griff haben, drehte ich den Kopf herum und mein Blut in den Adern gefror. Hinter mir, keine zwei Zentimeter schwebte er. Der Schatten! Er überragte mich mit zwei Kopflängen. Seine Gestalt war prechschwarz und die Ränder an seinem Körper zerfaserten, wie Rauch, wenn er sich bewegte. Zogen dünne Rauchfäden hinter sich her, die zischten und rauschten. In der Schwärze meinte ich sein Gesicht zusehen. Wenn das überhaupt ein Gesicht sein konnte. Jetzt wo er mir sonahe war, konnte ich jedes Detail seines grausigen Gesichts sehen. Er hatte nicht das Gesicht eines Menschen. Mit Haut und Lippen, sondern das eines Totschädels, dass mich verhöhnend anschaute. Die schwarzen Augen, die wie zwei Kohlen glühten, waren auf mich gerichtet, als würde es mich kennen. Mein Hals schnürte sich zu und ich merkte, wie meine Knie butterweich wurden. Eisige Kälte schlug mir entgegen und lähmte mich. Dann beugte sich der Schatten zu mir hinunter. Ich wich zurück, sofern das möglich war, mit dem Waschbecken im Rücken. Das Gesicht des Totenkopfes war nun wenige Millimeter von meinem entfernt. Immer mehr schlug mir beissende Kälte ins Gesicht und ein feiner, seltsamer Geruch, den ich nicht unterordnen konnte. Aber was auch immer das war: Es roch nicht gerade angenehm! Noch einige Minuten blieb der Schatten so dicht vor mir, dann hob er die Hand, die, wie sein Gesicht, eines Skeletts gehörte und als seine knochigen Finger mich berührten, gaben meine Beine unter mir nach und ich wurde erneut bewusstlos. Christopher Adea kam spät nachhause und war froh seinen Dienst hinter sich zuhaben. Bei diesem Unwetter, was draußen getobt hatte, war einAutofahrer in einen anderen gefahren. Zum Glück wurde niemand verletzt. Nur die Autos hatten einen Totalschaden erlitten. Es hatte lange gedauert, die beschädigten Autos mit dem Abschleppdienst wegzuschaffen, die Strasse zu räumen und die Peronalitäten der beiden Fahrer zu notieren, da jeder der beiden meinte, den anderen zu beschuldigen. Es war ein Hinundher gewesen, ehe sie sich geeinigt hatten, nur mit Hilfe von Chris Drohnung, das er sie beide anzeigen würde, wegen Behinderung im Strassenverkehr und er endlich nachhause konnte. Auf was er sich am meisten freute war ein heisses Bad. Natürlich fragte er sich, ob mit Allison alles in Ordnung war. Zwar war das zuviel des Guten an Vaterliebe, aber er machte sich eben Sorgen um sie. Das arme Mädchen, dachte er. Sie hatte wirklich viel durchmachen müssen. Erst Erins Tod, den sie mitansehen musste, die Zeit der Trauer, die sie einfach nicht loslassen wollte. Dann der Unfall, bei dem sie und ihre Freundin beinahe selbst getötet worden wären und nun dieser Angriff von diesem Kerl. Welcher Vater wäre da nicht besorgt gewesen. Aber da war ach etwas anderes gewesen. Diese Visionen, die sie plagten… Oft hatte er sich gefragt, ob es richtig war Italien zuverlassen und hierher in seine Vaterstadt zu ziehen. Seit sie hier waren, war alles nur noch schlimmer geworden. Und sie hatte am Anfang hier keine Freunde gehabt und auch keine haben wollen. Sondern allein sein wollen. Es war beängstigend gewesen in der ersten Zeit. Chris hatte oft versucht seine Tochter aus ihrem Schneckenhaus zubekommen. Hatte sie auf Partys von Freunden mitgenommen. Doch das Mädchen saß einfach nur da. Teilnahmslos vor sich hinblickend. Und nur gesprochen, wenn man sie fragte. Das Mädchen, was einst so voller Freude und Energie war, war verschwunden. Was zurückgeblieben war, war ein Kind, das den Tod seiner Mutter nicht überwinden konnte. Chris hatte das eine zeitlang mit angesehen, in der Hoffnung, dass sich das ändern würde. Aber dem war nicht so. Sondern immer schlimmer geworden. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er sie zu einem Gespräch gebeten hatte. Da war sie dreizehn. Ein Teenager, der eigentlich außer Rand und Band sein sollte. „Allison, ich weiss, das Mamas Tod dich sehr mitgenommen hat, aber…du kannst nicht ewig so weiterleben. Du musst endlich mal aus dir rauskommen und Leute treffen. Sonst wird dich das noch auffressen!“ „Aber ich vermisse Mama!“ „Ich vermisse sie auch. Sehr sogar. Aber das heisst nicht, dass du dich so zurückziehen sollst!“ „Aber wenn ich nicht will!“, hatte sie gesagt und Tränen waren in ihren Augen zusehen. „Allison!“, sagte er nur, legte dabei seine Hand auf ihre und drückte sie. „Glaubst du wirklich, deine Mutter wollte das? Du solltest das vergessen und…“ „Vergessen? Wie soll ich Mama vergessen? Das kann und will ich nicht! Wenn du Mama wirklich geliebt hast, dann würdest du nicht so reden!“, platzte es plötzlich aus ihr herraus und sie entriss ihm ihre Hand. Schaute ihn mit tränenden, wütenden Augen an. Chris schaute sie sprachlos an, setzte dann aber zu einer neuen Antwort an und seine Stimme wurde bitter. „Ich habe Mama geliebt. Und ich werde sie nicht vergessen. Nicht so, wie du denkst. Ich werde sie so in Erinnerung halten, wie sie früher war und das solltest du auch!“ „Wenn es aber nicht geht? Wenn ich das nicht kann?“, schrie sie nun wütend und war in ihr Zimmer geflohen. Das war nun fünf Jahre her und mit einem Schlag hatte Allison sich um hundertachtzig Grad gedreht. Vielleicht hatte sie seinen Rat doch zu Herzen genommen und vergessen, wie Erins damals gestorben war und sie nun so in Erinnerung behalten, wie sie mal war. Eine aufgeweckte Frau und eine liebevolle Mutter. Chris hoffte es zumindest. Mit einem Seufzen hängte Chris seinen Mantel an die Gardrobe und schaute dabei automatisch auf das Bild, das ihn, seine Tochter, als kleines Mädchen und Erin zeigte. Erin mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und Allison im Arm. Chris musste bei diesem Anblick lächeln und berührte sanft mit seinen Fingerspitzen das Bild. Das waren noch glückliche Zeiten, die sie miteinander erlebt hatten. Bis zu jenem Tag an dem… Chriss Gesicht verdüsterte sich. Eine Mischung aus Trauer und Zorn zeigte sich in seinen Augen, als er sich daran erinnerte und verdrängte diese sofort. Nein, daran wollte er niemals mehr denken. Sondern nur noch an das hierundjetzt. An seine Tochter. „Allison!“, rief er und ging ins Wohnzimmer. Rafael der bis ebenoch auf der Couch gelegen und geschlafen hatte, war nun wach und trottete zu ihm. Bergüßte ihn mit wedelndem Schwanz und suchte in Chris Hosentaschen nach etwas zu naschen für ihn. Chris lachte auf, klopfte dem schwarzen Wolf auf die Schultern. „Sorry, alter Knabe, aber leider habe dir nichts mitgebracht!“, sagte er und Rafael ging, frustiert schnaubend weg. Legte sich auf seinen alten Platz und döste wieder. Chris schüttelte den Kopf. Beleidigte Leberwurst, dachte er schmunzelnd. „Allison. Ich bin wieder da?“, rief er erneut, doch wie beim ersten Mal bekam er keine Antwort. Irgendwie machte er sich solangsam aber Sorgen. Eigentlich antwortete sie sofort. „Vermutlich liegt sie schon im Bett!“, dachte er und schaute in ihr Zimmer. Das Bett war zwar ungemacht, doch keine Allison drin. Chriss Sorge wurde größer. Da sah er, dass Licht im Bad brannte. und ging zum Bad, um dann im nächsten Moment wie angwurzelt stehen zu bleiben. Die Augen entsetzt weit aufgerissen. Auf dem gekachelten Boden lag seine Tochter, nur in einem Handtuch gewickelt und ohne jegliches Bewusstsein. „Allison!“, keuchte er, ging zu seiner Tochter, kniete sich neben sie und hob sie auf seine Arme. Sie war leichenblass und wog leicht wie eine Feder in sein Armen. Für einen kurzen Moment fürchtete er das Schlimmste. „Allison. Wach auf, was ist mir dir. Allison!“, rief er. Schlug ihr sanft auf die Wangen. Sekunden dehnten sich zu Minuten und er wollte schon den Notarzt rufen. Doch dann sah er, wie ihre Augenlider zu zittern begannen und sie sie aufschlug, als sei sie aus einem Traum erwacht. Gehetzt wie ein Tier blickte ich sie sich um und krallte ihre Finger in das Hemd ihres Vaters. Ihr Atem raste, überschlug sich und wurde noch unregelmässiger. Besorgt beugte sich der Vater über seine Tochter, zog sie nahe an sich und umarmte sie. Sie war eiskalt. Wieviele Stunden sie schon dagelegen haben musste? Chris schluckte und strich seiner zitternen Tochter über den Kopf. Wiedamals als sie noch ein kleines Kind war und aus Alpträumen erwacht war. „Schsch. Es ist alles gut. Ich bin ja hier!“ Allison zitterte noch immer. Schluchzte. „Allison. Ist doch alles gut!“, wollte er sie weiter beruhigen. Doch Allison schüttelte den Kopf. „Nein…nein…Nichts ist gut. Er war hier. Er war wirklich hier…er…er hat mich angefasst!“, stammelte sie und Chris drückte seine Tochter sachte von sich. „Wer war hier und hat dich berührt?“, fragte er. Fürchtete, dass sich ein Eindringling hier zutritt verschafft hatte und seine Tochter… Chris wollte nicht weiter darüber nachdenken, sondern beschloss diesen Scheisskerl, der das seiner Tochter angetan hatte nicht nur ins Gefängniss zu bringen, sondern ihm auch Arme und Beine eigenhändig zu brechen. „Der…der Schatten. Er war hier…Wie bei dem letzten Mal. Der, der mich auch vor diesem Ding gerettet hatte!“, sprudelte es aus ihr herraus. Chriss Braen hoben sich. „Was für ein Schatten?“ „Das sagte ich doch: Der, der mich gerettet hat!“ Langs Schweigen folgte, in dem Chris die außersich geratene Allison nur festhielt und sie mit einer Mischung aus Verwirrung und ungutem Gefühl anschaute. „War an dem Schatten irgendwas seltsam. Hatte er etwas an sich, dass nicht normal war!“ Allison nickte wie wahnsinng. „Ja,…er…er hatte ein Gesicht. Es…es war das Gesicht eines Toten. Eines Totenkopfes!“, stiess sie hervor und weinte. „Papa, bitte. Glaub mir. Ich…ich bin nicht verrückt!“ Chris schloss Allison wieder in die Arme. „Ich glaube dir. Und auch das du nicht verrückt bist!“, murmelte er. Strich ihr über den Rücken. Ein Gesicht wie das eines Toten! Sein Herz zog sich zusammen. Trotz das er froh, dass ihr nichts Schlimmes passiert war, machte ihm das doch große Sorgen. Das konnte doch nicht normal sein. Was passierte nur mit seiner Tochter? Noch am selben Abend, als er Allison ins Bett gelegt hatte und sicher war, dass sie schlief, ging er ins Wohnzimmer, gönnte sich erstmal ein Glas Whiskey. Der Schock des Anblicks seiner bewusstlosen Tochter hatte ihn tiefer getroffen als erwartet und als sich ein dunkler Verdacht in ihm bemerkbar machte, denn er eigentlich für blanken Unsinn abtun wollte, es aber nicht konnte, beschloss er sich erstmals selber zu beruhigen, ehe er die Nummer wählte. Noch einige Minuten blieb er reglos auf dem Sofa sitzen, dann griff er zum Telefon und wählte. Es klingelte einige Male, ehe auf dem anderen Ende der Leitung abgenommen wurde und sich alte vertraute Stimme meldete. „Ich bin es. Adea. Ich fürchte, es ist eingetroffen, was Sie prophezeit haben!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)