Allison von Mad-Dental-Nurse (Das Erbe des Wolfes) ================================================================================ Kapitel 1: Der Beginn --------------------- Es war heiß. Unerträglich heiß. Selbst für mich, da ich aus Italien kam und an heißeres Wetter gewöhnt sein sollte. Doch die Schwüle, die schwer über Paris lag, meinem neuen Zuhause, war nicht damit zu vergleichen. Und deswegen verstand ich nicht die Menschen, die im Cafe, in dem ich arbeitete, heißen Tee oder Kaffee bestellten, anstatt ein kaltes Wasser oder ein Eis. Ich trat in die Hitze und bediente einige der Gäste. Ich war nun achtzehn und kellnerte in einem kleinen, aber feinen Strassencafe, in der Nähe der Pariser Oper. Ich wusste nicht wieso, aber dieses Gebäude faszinierte mich. Oft, wenn ich es konnte, blickte ich zu dem Gebäude, so wie jetzt und fragte mich manchmal selbst, warum es mich so anzog. Vermutlich diese alte Bauweise. Die Verzierungen und Fassaden. Ich mochte alte Häuse. Wir selber lebten leider in einem Neubau. Papas Zweitwohnung, um genau zusein. Zwar hatte man dabei einen wunderbaren Blick auf die Stadt, aber so ein Altbau gefiel mir eher. Ich mochte nicht nur die Architektur, sondern auch den Geruch. Keine Ahnung woher ich diese Neigung habe. Vermutlich von meiner Mutter. Von ihr ich so ziemlich alles habe. Nur meine Augen waren anders. Statt nur blaue oder braune, hatte ich das linke Auge braun und das blaue Auge blau. Zwei verschiedene Augenfarben also. Und ich war immer sehr stolz darauf. Was wohl an Mama Worten lag. Sie sagte immer: „Du bist etwas ganz besonders Allison. Und egal, was die anderen sagen: Sie haben unrecht!“ Das habe ich mir wieder gesagt, als sie gestorben war und ich mich immer mehr zurückzog und damit den Spott und den Hohn meiner Mitschüler auf mich zog. Nun bin ich aus der Schule, aber das änderte nichts daran, dass ich mich niemandem außer meinem Vater öffnete. Während die anderen Freunde hatten und fröhlich um die Häuser zogen, saß ich auf der Couch, laß oder schaute fern. Tja, kein normales Leben. Oder so ging das wohl jedem, der seine Mutter oder seinen Vater oder sogar beide verloren hatte. Meine Visionen machten das natürlich nicht besser. „Hey, Bedienung!“, rief einer der Gäste und holte mich so aus meinen Gedanken. „Oui, Monsieur?“, fragte ich und zückte meinen kleinen Block. „Für mich ein Wasser und für meine Freundin einen Kaffee!“, sagte er und deutete auf diese. Sie war hübsch. Wirklich sehr hübsch. Brünnete, lange Haare, die ihr fast bis zur Hüfte reichten und ein Gesicht, bei dem selbst die Engel neidisch werden würden. Ich nickte ihr höflich zu. Doch diese drehte nur den Kopf herum und murmelte etwas, was sich wie „graues Mäuschen“, anhörte. Zugegeben ich trug nicht gerade die neueste Mode. Sondern gerne schwarze Klamotten. Jeans und Tops bevorzugt. So wie jetzt. Nun fand ich sie nicht mehr hübsch, sondern oberflächlich und dumm. Das stand ja deutlich auf ihrer Stirn geschrieben. Von ihrem Outfit ganz zuschweigen. Knallenge Jeans, Pumps und ein Oberteil, das tief einblicken ließ. Nun fragte ich mich, ob sie wirklich seine Freundin war oder nicht doch eine Bordsteinschwalbe. Gerade wollte ich zu einer Antwort ansetzten, um ihr eins reinzuwürgen, ohne jedoch meinen Job zu riskieren, als ich plötzlich das Gefühl hatte, ein Blitz würde mich treffen und mich lähmen. Schlagartig wurde mir dabei kalt und ich begann zu zittern. Ich wusste nur zugut, was das bedeutete. Neinneinneinnein! Ich kniff die Augen fest zusammen und atmete tief ein und aus. Zählte bis zehn, dann öffnete ich sie wieder. Ich konnte es deutlich sehen. Die Strasse. Das Cafe, mit zahlreichen Menschen besucht und der rote Wagen, der auf uns zuraste. Oder besser gesagt, auf die beiden, die ich bediente. Der Fahrer hatte die Kontrolle verloren und ehe sie reagieren konnten, erfasste es sie. Schleuderte beide durch die Luft wie Puppen. Der Fahrer versuchte nocheinmal die Knotrolle über sein Fahrzeug wiederzuerlangen. Bremste und riss gleichzeitig das Steuer herum. Das heck des Wagens scherte aus und kam genau auf mich zu. Riss mich von den Füssen und… So schnell das Bild meiner Vision mich überfiel, war es auch wieder weg. Mir stand der kalte Schweiss auf der Stirn und ich hatte meine Finger um meinen Block gekrallt. Dieses Mal handelte die Vision auch von mir. Ich würde diesen Unfall nicht überleben. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“, fragte der Mann, während mich seine Freundin ansah, als sei ich vom anderen Stern. Ich brauchte einen Moment, ehe ich etwas sagen konnte. Mein Hals war trocken, wie Sand und mir wurde kurz schlecht. So schlimm war es bisher noch nicht, dachte ich nur und blickte rein instinktiv zu der Strasse, aus der ich das rote Auto kommen sah und stiess im nächsten Moment einen entsetzten Schrei aus. „Pass auf!“ Es passierte in wenigen Sekundenbruchteilen und doch hatte ich das Gefühl, alles in Zeitlupe zusehen. Die Strasse, das Cafe und das rote Auto, das, wie in meiner Vision, auf uns zuraste. Ich sprang auf die beiden zu, die erst nicht wussten, was los war, packte sie dann und riss sie zur Seite. Hart prallten wir auf dem Boden auf, fügten uns einige Schürfwunden zu und für einige Minuten, sahen wir Sterne. Drohten dahin zu dämmern. Da hörten wir das Krachen und Splittern und blickten dorthin, wo wir eben noch gewesen waren. Dort lagen nur noch Überreste von Stühlen, verbogen und zerschmettert und das Auto, dass gegen einen Lampenpfeiler gefahren war. Den Fahrer hat es voll erwischt. Er war durch die Frontscheibe geflogen und sein toter Körper lag auf der Haube. Zäh floss das Blut über den roten Lack. Tropfte zu Boden. Glasscherben und Metallteile lagen umher und boten einen furchtbaren Anblick. Mir wurde schlecht und ich wäre gerne ohnmächtig geworden. Wie nur durch Watte gedämpft hörte ich die sich näherenden Sirenen und die Stimme der Passanten, die zu uns eilten. Während die Leiche, oder das was noch vom Mann übrig geblieben war, in einen Plastiksarg gepackt wurde, wurden wir von einem Polizisten befragt. Beziehungsweise die beiden Gäste. Zitternd und immer wieder Blick zu mir werfend, erklärten sie, was passiert war. Ich saß nur teilnahmslos auf dem Bordstein. Auch ich zitterte. Aber nicht weil ich nur knapp dem Tode entkommen war, sondern, dass es mich diesesmal treffen sollte. Aber eigentlich sollte mich das nicht überraschen. Irgendwann musste ich es ja selber abkriegen. Dennoch schockte es mich. Man sollte meinen, dass das einen abbrüht und man so was schnell wieder wegsteckt. Doch ich nicht. Ich war nicht dafür gemacht, diese Dinge als einfach passiert abzutun. Überall auf der Welt passieren solche schlimmen Dinge. Und ausgerechnet ich musste es sehen und konnte nichts dagegen tun. Aber was konnte ich schon dagegen ausrichten. Ich hatte keine Superkräfte, mit denen ich mit Schallgeschwindigkeit durch die Luft fliegen, geschweige denn mich teleportieren kann. Nur diese verdammte Gabe, die mir mehr Fluch als Gabe ist. Wieso musste ich sie haben? Was hatte sich der Herr nur dabei gedacht? Als alles ausgeschrieben und abtranporttiert war, kam das Paar noch einmal auf mich zu und bedankte sich. Die Frau sah mich nun mit ganz anderen Augen an. Dankbar und um Verzeihung bittend, dass sie vorher mich noch mit Hand gehaltenem Mund beleidigt hatte. Ich lächelte nur und winkte ab. Dann ging ich. Nachdem Schock wollte ich mich nur noch ins Bett legen und mich ausruhen. Mein Papa allerdings machte mir dabei einen Strich durch die Rechnung. Kaum das ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, kam er mir entgegen und Sorge war in seinen Augen zusehen. „Allison. Bei Gott. Bist du in Ordnung. Ich habe von Markus gehört was passiert ist!“, kam es wie aus einer sprudelnden Quelle aus ihm und ich stöhnte auf. Das hatte ich ganz vergessen. Papa war ja Polizist und Markus sein Kollege. War also logisch, dass er ihn benachrichtete. „Ja, Papa. Alles in Ordnung. Mir fehlt nichts. Habe nur einige Kratzer!“, gab ich matt von mir und der Ruf meines Bettes nach mir wurde lauter. Papa legte seine Hände auf meine Arme und betrachtete mich eingehender. Ohje! Das konnte sicherlich nichts Gutes bedeuten, wenn er mich so ansah. „Du bist so blass!“, sagte er und ergriff meine Hände. „Und deine Hände sind eiskalt!“ Dann sah er mich wieder an, und…ich weiss nicht, was er gesehen hatte, aber auf jeden Fall verursachte mir der Blick, den er jetzt hatte, mir furchtbare Bauchschmerzen. „Wieder eine dieser Visionen?“, fragte er schließlich und ich nickte. Papa seufzte schwer, dann ließ er meine Hand los und berührte zärtlich, tröstend meine Wange. Ich schloss bei dieser Berührung die Augen und fühlte, wie etwas von dem Schrecken abfiel. Mich freigab. Ich lächelte dankbar. Papa schloss mich dann in seine Arme und drückte mich an sich. Genauso, als ich noch klein war. Da nahm er mich immer so in den Arm, wenn ich einen schlimmen Traum hatte. Lange Zeit blieben wir so stehen, dann löste er sich von mir. „Geh jetzt ins Bett. Ruh dich aus. Ich werde deinen Chef anrufen und sagen, dass du morgen nicht kommen kannst!“ Ich nickte bloss. Dankbar darüber, dass mein Vater sah, wie sehr mich das ganze mitnahm und nicht wollte, dass ich gleich wieder von null auf hundert geben musste. Arbeiten, wenn ich schon daran dachte, wurde mir schlecht. Wie sollte ich Bestellungen entgegen nehmen, wenn ich den Unfallort genau vor der Nase hatte? Müde ging ich in mein Zimmer und hielt inne. Auf meinem Bett lag etwas Großes, Schwarzes und mit dichtem Fell. Als ich ins Zimmer kam, hob es seinen Kopf und schaute mich aus dunklen Augen fragend an. Ein leises Winseln kam von ihm. Ich lächelte müde. Rafael! Mutters schwarzer Hund, wobei er mehr einem Wolf ähnelte. Wie sehr hatte Mama ihn geliebt. Sie hatte ihn stets behandelt, wie einen Menschen. Wie ein Familienmitlgied und war immer so traurig, wenn ihm etwas fehlte. Nun aber war er traurig, weil er sie vermisste. Genauso wie ich. In dieser Hinsicht, waren wir uns einig. Während dieser schweren zeit war er für mich dagewesen, wenn Papa arbeiten und allein daheim war. Nun würde er würde für mich da sein, da er genau zusehen schien, was in mir vorging. „Hallo, Rafael!“, begrüßte ich den schwarzen Wolfshund. Rafael winselte noch einmal, dann sprang er vom Bett und tapste auf mich zu. So als wäre ich Jahre lang und keinen Tag weggewesen, rieb er seinen schwarzen, weichen Kopf an meinem Bein und hechelte. Ich musste lachen. Das Fell kitzelte und ich strich ihm liebevoll über den Rücken. Der Schreck wurde immer kleiner. Dank meinem Freund. „Jaja, ist ja gut. Ich habe dich auch vermisst!“, gestand ich und schob mich an ihm vorbei. Schüttle dann die Kissen und die Bettdecke auf und machte mich für die Nacht fertig. Rafael machte einen Satz aufs Bett und legte sich, ohne dass ich etwas sagte, neben mich. Zu Anfang war ich dagegen, dass ein sogroßes Tier in meinem Bett schlief und natürlich ich kaum Platz hatte. Aber dann gab ich mich geschlagen. Außerdem war es ungemein tröstend, ihn neben mir zuhaben. Rafael half mir über den Kummer, den ich nachts verspürte, zuverkraften und ruhig einzuschlafen. Zumindest bis wieder ein Alptraum mich plagte. Nochmals streichelte ich ihn. „Gute Nacht, Rafael!“, sagte ich dann und schlief schon bald ein. Lautlos glitt er durch die Nacht. Schwebte an Häusern vorbei und war nicht mehr, als ein Schatten. Sein Schweif zog sich, wie der Schwanz einer Echse hinterher und hinterließ frostige Spuren, die sogleich wieder schmolzen. Immer wieder drehte er den Kopf, ließ seine schwarzen Augen suchend durch die Nacht wandern. Lange schwebte er über die Dächer, spähte von einem Zimmer ins nächste, bis er endlich fand, was er suchte. Er hielt vor einem der Fenster, hinter dem sich das Zimmer einer jungen Frau befand. Sie lag im Bett genau vor ihm und regte sich nicht. Neben ihr lag ein großer schwarzer Wolf. Dieser schien nicht zu schlafen. Denn sobald der Schatten näher an das Glas kam, zeichneten sich Frostblumen auf dem Glas ab und es klirrte. Die Ohren des Wolfes zuckten und er hob den Kopf. Ließ ihn plötzlich in Richtung des Fensters rucken und seine dunklen Tieraugen, fixierten die des Schattens. Der Schatten schwebte noch einige Minuten in der Luft, schaute zum Tier hinein. Dann schoss er hinauf in den Nachthimmel und verschmolz mit der Dunkelheit. Der schrille Wecker weckte mich aus einem tiefen und traumlosen Schlaf. Ich fühlte mich völlig erledigt. So als sei man mit einer Dampfwalze über mich hinweg gerollt. Und das zehnmal hintereinander. Rafael schien es nicht anders zuergehen. Er wirkte ebenso müde und gähnte herzhaft. Ich schloss mich ihm an. Das Frühstück verlief ohne irgendwelche Gespräche. Müde kaute ich auf meinem Brot herum und kippte die letzten Reste meines Kaffees hinunter. Der Kaffee, den ich immer schwarz trank. Eine Vorliebe, die ich von meiner Mutter hatte, die Papa nicht verstand. „Du kannst doch immerhin Milch hineintun!“, hatte er stets gesagt. Irgendwann hatte er es allerdings aufgegeben. „Wie geht es dir?“, fragte er schließlich und ich hatte ehrlich gehofft, dass er dieses Thema nicht mehr ansprechen würde. Ich zuckte bloss die Schultern. „Wie es einem sogeht, wenn man millionenmal Todesunfälle kommen sieht!“, murmelte ich. Papa sah mich mitleidig an und stellte die Tasse, der er vorhin noch in der Hand hielt auf den Tisch. Der Klang der dabei verursacht wurde, war in meinen Ohren viel zu laut. „Magst du darüber reden?“ „Nein!“, sagte ich entschieden. Was half das reden schon. Danach würden diese Träume doch niemals verschwinden. Sie waren mein Fluch, der nicht gebrochen werden kann. Egal wie! Papa sah mich einen Moment noch schweigend und nachdenklich an. Dann schaute er auf seine Armbanduhr und gab einen resegnierten Laut von sich. „Ich muss jetzt zur Arbeit. Mach niemandem die Türe auf!“, sagte er und küsste mich auf die Stirn. Ich verzog das Gesicht. Das war wirklich nicht nötig gewesen das zusagen. Ich war schließlich kein kleines Kind mehr. Aber anscheinend war Papa selber etwas unter Schock, über meine Nahtoderfahrung, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Ich lächelte dann. „Werde ich schon nicht machen, Papa!“, sagte ich. Papa lächelte auch. Etwas schwach und küsste mich nochmals auf die Stirn. Dann ging er und ließ mich allein. Ich war schon etwas froh, dass er ging. Denn so konnte ich etwas für mich sein und nachdenken. Was ich immer tat. Manchmal glaube ich, ich denke nur noch. Die ganze Zeit. Aber das war immerhin besser, als sich vor diesen Träumen zufürchten. Ich blieb noch bis dreiuhr, dann aber fiel mir die Decke auf den Kopf und ich beschloss, etwas an die frische Luft zugehen. Ich nahm Rafael gleich mit. Der Gute konnte etwas Bewegung ganz gut vertragen und ich auch. Ein wenig Stöckchenwerfen im Park würde uns beide die lange Zeit toschlagen. Rafael freute sich natürlich wie wahnnsing, als ich mich anzog und ihm sagte, dass wir etwas rausgehen. Doch als ich die Leine rausholte, war er nicht gerade begeistert. Nur mit Mühe und Not schaffte ich es, ihm diese anzulegen. Murrend und finster vor sich dreinblickend, trottete er neben mir her und zog an der Leine, als könnte er es gar nicht erwarten in den Park zu kommen. „Rafael, zieh doch nicht so!“, bat ich ihn, doch mein wölfischer Freund wollte nicht hören. Als wir dann im Park waren, nahm ich ihm das lästige Ding ab und es dauerte keine fünf Sekunden, da schoss er schon los. Tollte über die Wiese und untersuchte jeden Baum. Die anderen Hundebesitzer warfen ihm erschreckte und fremde Blicke zu. Hatten die noch nie einen Wolfmischling gesehen, oder sah er so furchterrgend aus, dass sie fürchteten, er würde sie anfallen? Einer von ihnen sogar hatte einen Pit-Bull, der im Vergleich zu Rafael ziemlich gefärhlich aussah und tat so, als sei mein Hund, die Killermashcine und nicht das hässliche Vieh, dass er neben sich hatte. Er sah Rafel nach, dann zu mir. Ich sah ihn allerdings an, frei nach dem Motto: Fass dir an die Nase! Nach einer Weile pfiff ich Rafael zurück, legte ihn wieder die Leine um, wobei er sich allerdings nicht mehr sträubte, sondern brav dasaß und etwas hechelte. Offenbar war er so grogie, dass er die Leine nicht mehr scheute. „Komm gehen wir!“, sagte ich und wir machten uns auf den Heimweg. Dabei kamen wir an meiner Arbeitstelle vorbei. Mir wurde flau im Magen und ich zwang mich förmlich weiter zugehen. Die Stelle, auf der der Unfall passiert war, war großzügig abgeriegelt und sogar mit einem Sperrband versehen. Die Gäste hatten sich auch etwas weiter weg von der Unfallstellte gesetzt und warfen nur selten Blicke dorthin. Trotz dass es gestern noch ein schrecklicher Unfall dort passiert war, war das Cafe gut besucht und ich fragte mich, was sich mein Chef überlegt hatte, um seine Kundschaft nicht zuverlieren. Sicherlich zwei Lattemacchiato zum Preis von einem, dachte ich zynisch. Jaque konnte ziemlich erfinderisch sein, wenn es ums Geld ging und wie man es in die Kasse kriegt. Da ich heute frei habe, hatte Marie die Tische, die für mich eingeteilt waren übernommen, und kam fast gar nicht mehr mit den Bestellungen mit. Ich bekam irgednwie ein schelchtes Gewissen, weil sie es sein musste, die das ganze ausbaden musste. Marie war gerade mal ein halbes Jahr bei uns und noch etwas unsicher. Sie war die einzige, mit der ich mich schon gut verstand. Zwar waren wir nicht die dicksten Freundinnen, aber wir verstanden uns. Marie war gerade dabei, die Bestellung weiter an die Küche zugeben, da sah sie mich und strahlte über das ganze Gesicht. „Hey, Allison. Was machst du denn hier? Ich dachte du hast frei?“, begrüsste sie mich und vergessen war die Bestellung. Ich grinste etwas. „Habe ich auch. Aber ich habe es daheim nicht ausgehalten!“, bemerkte ich und machte eine Kopfbewegung zu Rafael. Marie kicherte. Sie war die Sorte von Mädchen, die das Leben von einer sonnigen Seite sehen und immer glücklich zu sein schienen. Sie hatte Blonde, lockige Haare, die sie bis zu den Schultern trug und ein hübsches Puppenhaftes Gesicht. Große, grüne Augen, die wie Samaragte leuchteten, wenn sie lächelte und eine tolle Figur. Kurz um, das genaue Gegenteil von mir. „Nimm es mir nicht übel, aber…ich finde du siehst grauenvoll aus!“, sagte Marie und wirkte dabei etwas beschämt. Ich lächelte etwas verkrampft. Es war nicht böse gemeint, das wusste ich. Ich sah wirklich nicht gut aus. Aber man musste es mir nicht unbedingt unter die Nase reiben. „Danke, Marie. Ich finde dich auch sehr sexy heute!“, erwiederte ich. „Möchte dich mal sehen, wenn du nur knapp dem Gevatter Tod von der Klinge hoppst!“ „Du bist immernoch geschockt nicht wahr?“, fragte sie und ich verzog das Gesicht. „Un dwie. Ich sehe es immernoch vor mir!“, gab ich trocken zurück und ich sah es wirklich vor meinem inneren Auge. Der rote Wagen, der auf das Paar zuraste und sie erwischte und dann mich. Ein eisiger Schauer rann mir über den Rücken. „Wie hast du das überhaupt geschafft. Ich habe gehört, dass du sie gepackt und weggerissen hast, als man kucken konnte!“, sagte sie nun und alles in mir verkrampfte sich. Ich wollte darüber nicht sprechen. Wirklich nicht. „Bitte, Marie. Frag mich das nicht!“, bat ich sie, da ich merkte, wie mir wieder schlecht wurde. Ich blickte zu der abgeriegelten Unfallstelle und das Gefühl der Übelkeit nahm zu. Machte sich als fetter schleimiger Kloss in meinem Hals breit und ließ mich würgen.Vielleicht war es doch keine gute Idee, aus dem Haus rauszugehen. „Aber du …!“, versuchte es Marie nocheinmal. Und es reichte mir. „Marie, bitte. Ich…!“, platzte es aus mir raus, weil ich genug hatte. Doch ich kam nicht weiter, etwas zusagen. Dafür war ich zusehr erschrocken. Es war allerdings keine Vision, die mir den Atem stocken ließ. Sondern der Schatten. Dieser kam jedoch weder von einem der Gäste, noch von was anderem. Und sah aus wie etwas, dass nicht natürliches, nichts von dieser Welt war. Er hatte entfernt Ähnlichkeit mit einem menschlichen Schatten. Entfernt wie gesagt. Seine Gestalt war mager, praktisch dürr und seine Hände glichen den Klauen eines Tieres. Dunkle Augen, die wie schwarze Steine funkelten, stierrten mich an und ich schauderte. Rafael schien diesen auch gesehen zu haben, denn er knurrte und fletschte die Zähne. Ich zog schnell an der Leine. Dass er jetzt Amok lief, hätte mir gerade noch gefehlt. Sofort war er wieder ruhig. Ließ aber den Schatten nicht aus den Augen. Genau wie ich. Mit einem Mal wurde mir kalt und ich schluckte. Was zum Teufel war das nur ein Ding? Was will es von mir? So als hätte dieser Schatten meine Frage gehört, bewegte er sich. Schien mir in einer spöttischen Geste mir zuzuwinken. Ich schluckte und glaubte unter seinem Blick zuschrumpfen. Ich zwang mich ruhig zu bleiben und nicht schreiend wegzurennen. Was allerdings schier unmöglich war. Es war mir einfach unheimlich. Marie, die natürlich den Schatten nicht sehen konnte, da sie mit dem Rücken zu ihm gewandt war, runzelte die Stirn. „Was hast du?“, fragte sie und ich brachte keinen einzigen Ton hervor. Ich konnte mich vor Angst nicht einkriegen. Von allen Dingen, die ich bisher gesehen hatte, war das da das gruseligste. Dieser Schatten hatte etwas, was mir sagte, ich sollte mich vor ihm in Acht nehmen. Eine dunkle Ausstrahlung, die mir gefährlich werden konnte, wenn ich nicht aufpasste. Marie widerholte ihre Frage und ich zeigte hinter sie. Auf den Schatten. Marie drehte sich um, doch der Schatten löste sich in dem Moment auf, als sie sich zu ihm umwandte. Zerfaserte förmlich. „Da ist doch nichts!“, sagte sie und drehte sich wieder zu mir. Ich aber konnte nicht den Blick von der Stelle nehmen, wo noch vor wenige Minunten, der Schatten gewesen war. Obwohl er weg war, hatte ich immernoch das Gefühl ihn zusehen und spürte seinen Blick auf mir. Wie er mich ansah. Als wüsste er, wer ich bin. Das war nicht gut. Gar nicht! „Bist du sicher, dass es dir gutgeht?“, fragte sie nun wieder besorgt und ich wischte mir über die Augen. „Ich glaube, ich drehe langsam durch!“, murmelte ich. Das alles war zuviel für mich. Müde schleppte ich mich nachhause. Rafael wich mir nicht von der Seite. Etwas, wofür ich ihm sehr dankbar war. Der Schatten ließ mich einfach nicht los. Jetzt auch nicht, da ich mich in mein Bett fallen ließ. Die Augen schloss und in einen tiefen Schlaf versank. Leise kroch der Schatten durch den Schlitz zwischen dem Fenster und der Fensterbank und schwebte dann über den Boden. Sein Kopf wandte sich zum Bett, auf dem die schlafende junge Frau lag und nichts von der Anwesenheit des Schattens zumerken schien. Vorsichtig schwebte er näher heran und schaute sie an. Lange blieb sein Blick auf ihrem Gesicht ruhen. Ein nachdenklicher Ausdruck machte sich auf seinem schattigen Gesicht breit. „Sie sieht ihr wirklich ähnlich!“, dachte er und beugte sich tiefer zu ihr hinunter. Ein kalter Lufthauch streifte mich an der Wange und ich schreckte auf. Mir war, als wäre jemand bei mir gewesen, doch als ich mich umschaute, sah ich niemanden. Komisch. Aber vermutlich lag es auch daran, dass ich ein wenig gestresst war. Da war es doch logisch, wenn man Gespenster sah. Geschweige denn hörte. Ich wollte mich nochmal hinlegen, doch da knurrte mir der Magen und machte damit einen Strich durch die Rechnung. Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Gerade mal zwei Stunden hatte ich geschlafen und ich fühlte mich immernoch so, als hätte ich eine Woche kein einziges Mal geschlafen. Aber nochmal hinlegen fiel aus, da mein Magen, wie als hätte er ein Eigenleben, nochmals knurrte und mich förmlich zwang aus dem Bett zusteigen. Murrend und müde lief ich in die Küche und schaute erstmal in den Kühlschrank. Hm, auf ein Omlett hätte ich Lust. Gesagt, getan. Ich schlug gut fünf Eier in die Schüssel und verquirlte alles. Mischte noch etwas Salz und Peffer, einige Kräuter hinein und erhitzte dann die Pfanne. Schon bald war die Küche mit dem leckeren Duft von gebratenen Eiern erfüllt und mir lief das Wasser im Munde zusammen. Gerade lud ich mir etwas von dem Essen auf den Teller, als gerade Rafael in die Küche und mich auch schon mit diesen typisch bittenden Augen ansah. Ich verdrehte dafür meine. Der Kerl kriegt schon genug zuessen, muss aber dennoch bei uns schnorren. Als hätte er meine Gedanken gelesen, winselte er und ich ließ mich breitschlagen. „Okay, aber nur dieses eine Mal!“, sagte ich, wobei schon vorher klar war, dass es danach so weiter gehen würde. Rafael hechelte und wedelte mit dem Schwanz. Mit einem Seuzfer, halb amüsiert und halb genervt, warf ich ihm etwas von meinem Essen auf den Fliessenboden. Kaum war es dort gelandet, schon stürzte er sich darauf und verschlang das Omlett gierig. Genüsslich leckte er sich über die Lefzen. Ich schüttelte den Kopf und aß selber. Erst rebellierte mein Magen und ich musste mich erstmal selber dazuwingen, überhaupt etwas runter zu bekommen. Aber dann hatte mein Magen sich daran gewöhnt und freute sich schließlich, dass ich ihm etwas zum arbeiten gab. Nach dem das letzte bisschen Omlett weg war, ließ ich mich satt und-ausnahmsweise entspannt-in den Stuhl zurücksinken. Rafael lief zu mir, setzte sich neben mich und rieb seinen Kopf an meinem Oberschenkel. Wenn ich noch etwas zuessen gehabt hätte, hätte er damit bezwecken wollen, dass er noch etwas kriegt. Aber so schien er auf Streichelein auszuseien und die gab ich nur zugerne. Ich kraulte ihm über den Kopf und Rafael schnaubte leise und schloss beinahe dabei die Augen. Ich musste etwas lächeln. Der Kerl konnte schon einem auf die Nerven gehen, aber ohne ihn zusein, schien mir noch schlimmer als seine Betteleien. „Du bist und bleibst ein Chaot, wie?“, fragte ich und Rafael bellte kurz. Wie als wollte er meine Frage bestätigen. Ich musste dabei lachen. Manchmal dachte ich er wäre ebenso ein Mensch. Seine Launen und soweiter sprachen ja deutlich dafür. Aber gerade deswegen liebte ich ihn genauso wie meine Mutter. Er hatte Charakter und war kein verhätscheltes Schoßhündchen, wie manch andere. Da spitzten sich die Ohren meines Freundes und sein Kopf ruckte zur Tür. Ich dachte erst, es sei mein Vater den er hörte. Doch als er die Zähne fletschte und wütend zu bellen und zu knurren begann, wusste ich, dass da jemand vor der Tür stand, der nichts Gutes wollte. Ich lief zur Tür und schaute aus dem Spion. Mir fuhr der Schreck in alle Glieder. Vor der Tür stand der Schatten. Den Schatten, den ich schon in der Schule gesehen hatte. Wie war das möglich? War er mir etwa wirklich bis zur Haustür gefolgt. Verrückt und ich würde das niemals glauben. Aber ich sah ihn genau vor mir. Ich blinzelte, wie als wollte ich mich vergewissern, dass mir meine Augen nicht doch einen bösen Streich spielten. Zu meiner Erleichterung war er verschwunden, doch die Angst, die ich bei seinem Anblick empfunden hatte, blieb. Am nächsten Tag musste ich wohl oder übel arbeiten gehen. Jaque sagte nicht, aber sein Blick reichte schon. Er war wirklich ein Idiot. Statt Verständniss für seine Mitarbeiter zuhaben, die ein schimmes Erlebnis hatten, musste er die Nase rümpfen und behaupten, dass die heutige Jugend verweichlicht sei. Daber war er auch nicht gerade alt. Aber was nutzte es, sich darüber aufzuregen. Zum Glück ging der Tag sehr schnell vorbei und ich konnte schon sehr bald wieder nachhause gehen. Es dämmert schon und ich überlegte, ob es nicht besser wäre meinen Vater anzurufen und ihn bitten, mich abzuholen. Es war kindich ich weiss. Aber jetzt wo ich sah, wie lang die Schatten wurden, war mir alles andere als wohl zumute. Ich suchte in meiner Handtasche nach dem Handy, was ich auch schnell fand und wählte Papas Nummer. Es klingelte fünfmal, ehe die Mailbox ranging. „Ihr gewünschter Gesprächspartner ist zu Zeit nicht erreichbar. Bitter hinterlassen Sie…!“ Entnervt dürckte ich auf den Auflegknopf und fluchte vor mich hin. Gerne hätte ich über Papas Unzuverlässigkeit geschimpft. Ließ es aber, da es sowieso sinnlos war. Papa war Polizist und auf Streife. Da kann er nicht gerademal seine Kollegen sitzen lassen um sein kleines Töchterchen abzuholen. Ich seufzte resigniert und stopfte das Handy wieder in die Tasche. Es half nichts: Ich musste allein nachhause gehen! Die Strassen von Paris waren aufeinmal wie leergefegt. Keine Menschenseele war zusehen und ich hatte ein wirklich ungutes Gefühl. Jeder kennt es sicherlich. Es ist das gleiche Gefühl als wenn man in einer Achterbahn sitzt. Im ersten Wagen und man sieht, wie man nach oben gezogen wird und sich immer mehr und mehr dem Abgrund nähert, bevor man diesen hinunterstürzt. Man kann schreien, um sich schlagen. Doch es würde nichts ändern. Man rast einfach hinunter. Und so fühlte es sich jetzt an. Nur noch viel schlimmer. Immer wieder blickte ich mich um, da ich glaubte in den Schatten Bewegungen zusehen. Das Gefühl beobachtet zuwerden nahm immer mehr zu und nun bildete ich mir auch ein, dass hinter mir Schritte zuhören waren. Die immer näher kamen. Scheisse, was ging hier nur vor sich, dachte ich bloss und lief etwas schneller. Bog um einige Ecken. Versuchte damit den Verfolger abzuschütteln. Aber er blieb mir dicht auf den Fersen. Klebte förmlich daran. Mein Herz raste in der Brust und ich merkte, wie mir kalter Schweiss auf die Stirn trat. Langsam wangte ich es, einen Blick über die Schulter zuwarfen und erstarrte sogleich. Der Kerl, der mich verfolgte, hinkte mit dem rechten Bein und wirkte auch sonst ziemlich verkrüppelt. Dennoch hielt er erstaunlicher weise mit mir Schritt und wurde sogar noch schneller, als ich schon zu rennen begann. Was war das bloss für einer? Zu einer Antwort allerdings sollte ich nicht mehr kommen, da mir dieser Kerl plötzlich ins Genick sprang und mich unsanft zu Boden riss. Für einen Sekundenbruchteil drehte sich alles um mich herum und es dauerte etwas, ehe ich wieder zur mir kam. Doch dann wünschte ich mir sogleich ohnmächtig geworden zusein. Über mich hatte sich mein Verfolger gebeugt. Ich musste ein Würgen und einen Schrei gleichermassen unterdrücken. Im dämmrigen Licht der Strassenlaterne wirkte sein Gesicht wächsern und grässlich entstellt. Der Mund war nur ein schwarzes Loch, aus dem ebenso schwarzer Schleim tropfte und das Auge, dass eigentlich ins dafür vorhergesehene Loch gehörte, baumelte an einem feuchtglänzendem Nervenstrang, wie ein ausgerolltes Jo-Jo hinundher. Mir wurde schlecht als die schwarzen dicken Tropfen auf meine Wange fielen und ich fühlte mich wie gelähmt. Vergeblich versuchte ich mich zu bewegen. Meine Arme aus seinem Griff zubefreien und ihn von mir zustossen. Das einzige, was aber ich zustande brachte, war ein Zucken meiner Arme. Ein widerlicher süßlicher Geruch stieg mir in die Nase. Der Geruch von Leichen! Mein Ekel und meine Angst, vor dem was nun kommen würde, wurden noch größer als ich sah, wie dieses Ding über mir plötzlich zu grinsen begann und dabei eine Reihe von scharfen Reisszähnen entblösste. Das war nie undnimmer ein Mensch, schoss es mir durch den Kopf. Ein Mensch könnte bei solchen Missbildungen nicht leben. Geschweige denn soschnell sein. Aber wenn das kein Mensch war, was war es dann? Ein undeutliches Wimmern kam mir über die Lippen und nocheinmal versuchte ich mich von meinem Angreifer zubefreien. Dieser belächelte meinen Versuch jedoch und beugte sich zu mir hinunter. Mit einem ekelhaften Schmatzen, riss es sein Mund weiter auf und wollte mir seine Zähne ins Gesicht schlagen. Da wurde es plötzlich mit brutaler Kraft von mir zurückgerissen und ich konnte mich endlich aufrichten. Ich holte tief Luft, da ich glaubte der ekelhafte Geruch von Leichen würde mich ersticken und ich blickte zum Monster, das vorhin über mir gebeugt gewesen war und sich nun gegen etwas wehrte, was ich zunächst nicht erkennen konnte. Es wand und schängelte geschickt umher, wie eine Schlange. Verschmolz kurz mit der Dunkelheit, um dann plötzlich wieder aufzutauchen und zuzuschlagen. Das Monster brüllte auf, versuchte auf das Etwas, was ihn tiefe Fleischwunden in seinen, ohnehin schon zerfetzten, Körper riss, einzuschlagen. Doch es war schneller und wich seinen Schlägen immer wieder aus. Dann wickelte es sich blitzschnell um ihn herum und begann ihn zu würgen. Ich dachte wirklich eine Schlange würde das Ding gleich töten. Aber als ich genauer hinsah, wurde mir klar, dass das niemals eine Schlange sein konnte. Denn seit wann hatten Schlangen einen Kopf von einem Wolf? Gerne hätte ich geschrien oder wäre weggerannt. Weit weg von dem, was sich gerade vor meinen Augen abspielte. Aber meine Beine fühlten sich taub und schwer wie Blei zugleich an. Meine Hände zitterten. Ich zitterte. So heftig das ich fürchtete, meine Zähne würden dabei zerbrechen. Gelähmt stand ich da und konnte nichts tun. Nur eins: Zusehen wie das schwarze Ding mit dem Wolfskopf das Monster immer mehr in seine tödliche Umarmung nahm und schließlich das Maul weit aufriss. Ein schauerliches Heulen drang aus dem Schlund hervor, ehe es sein Opfer verschlang. Knochen des Monsters zerbarsten unter dem Druck der Kiefer des anderen. Der Körper meines vorherigen Angreifers wurde förmlich durch den Schlund gedrückt. Unter der dunklen Haut des anderen konnte man deutlich sehen, wie das „Essen“, hindurchgeschoben wurde. Stück für Stück. Als das Ding sein Opfer ganz und gar verschlungen hatte, begann es zu zerfliessen. Sank kurz in sich zusammen und nahm dann menschliche Form an. Ich schnappte nach Luft: Nun war es kein Schlangenähnliches Etwas, mit dem Kopf eines Wolfes. Sondern ein Mensch. Ein Schattenmensch. Sein Kopf drehte sich langsam in meine Richtung und blickte mich dann mit dunkelfunkelten Augen an. Und als ich diese Augen sah, erkannte ich nun meinen Retter. Es war der Schatten. Der den ich vor zwei Tagen in der Schule und dann vor meiner Haustür gesehen hatte. Ich schluckte und merkte, wie mein Herz wieder zurasen begann. Ein ungeheuerlicher Gedanke durchfuhr mich. Er hatte mich vor diesem anderen Monster gerettet! Gerne wäre ich darüber erleichtert gewesen. Zu wissen, dass er mir nichts böses woltle. Doch dann legte sich über diese Erleichterung ein unheilvoller Schleier. Oder wollte er mich nur retten, um mich selber zuverspeisen? Da hörte ich ein unheimliches Geräusch und ich brauchte eine Weile, ehe ich es als ein Lachen erkannte. Ein ziemlich trockenes und humorloses Lachen. Und es kam vom Schatten. Seit wann konnten Schatten lachen? „Sei nicht so dumm. Allison. Ich habe jegendlich dein Ende hinausgezögert!“, flüsterte er und löste sich vor meinen Augen auf. Als das passierte, konnte ich es nicht mehr unterdrücken. Mit einem Schlag fand ich meine Stimme wieder und das erste, was ich tat, war zu schreien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)