Living Lies von Varlet ================================================================================ Kapitel 1: Ein Mord mit Folgen ------------------------------ Hallo, ich freu mich euch beim dritten Teil meiner DC-Geschichte zu begrüßen. Natürlich schließt es an die zwei FF’s vorher an, allerdings hab ich für alle, die die Storys nicht kennen in der FF-Beschreibung eine kleine Zusammenfassung eingefügt. Diesmal werde ich es anders machen, als in den zwei Teilen zuvor. Damals war es mir wichtig, dass ich pro Kapitel auf jeden Fall auf 5000 Wörter komme, in diesem Teil werde ich es anders machen und die Kapitel dann enden lassen, wenn dies zur Geschichte passt, das heißt, ein Kapitel kann 1000 Wörter haben, ein anderes hingegen 3000…je nachdem, aber das werdet ihr dann sehen. Joa, das wars auch schon fast von mir, ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen und hoffentlich sehen wir uns wieder wöchentlich wieder, wobei ich euch nicht versprechen kann, dass ich es schaffen werde, jede Woche was hochzuladen, die ersten vier Kapitel sind schon soweit fertig, aber da die Uni mir manchmal nicht so gut mitspielt, wie ich es will, kann sich das in die Länge ziehen. Ich hoffe dennoch, dass euch die Geschichte gefallen wird. __________________________________ Überall loderte das Feuer. Überall lag Rauch in der Luft, das Knistern des Brandes war immer noch zu verspüren und doch war es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät. Der Raum war dunkel, kalt, man spürte nur noch das eisige Wehen des Windes, wenn sich die Tür öffnete. Männer mit blau-schwarzen Uniformen, bestehend aus einer Hose, einem blauen Hemd und einer schwarzen Jacke, auf welcher in gelber Farbe die Buchstaben FBI standen, betraten den Raum. Einige von ihnen trugen schwarze Sonnenbrillen, andere waren über ein Funkgerät im Ohr mit dem Boss verbunden und wieder andere trugen neben ihrer Waffe und dem Holster, eine Taschenlampe, unterscheiden konnte man sie nur anhand ihrer Haarfarben. Eine Frau mit blonden Haaren betrat nun auch den Raum. Sie war anders gekleidet als die anderen, trug einen lilanen Hosenanzug und versuchte das Geschehen zu überblicken. „Oh my God“, gab sie von sich. Überall war die dunkle Schwärze zu sehen, das Ruß und die Stelle, welche als Brandherd zu identifizieren war. „Als ob du nicht solche Orte gesehen hättest“, kam es von einem der Männer. Auch er war lockerer gekleidet, trug eine schwarze Hose, seine schwarze Jacke und dazu noch die schwarze Mütze. Würde man es nicht besser wissen, so hätte man schwören können, dass er nicht zu der Gruppierung gehörte…und doch war es so. Und als wäre seine Haltung, sein Benehmen und seine Worte nicht schon schlimm genug, so zog er, aus der Schachtel, welche sich in der Jackentasche befand, eine Zigarette heraus. Es war makaber. Er war makaber. Als hätte die Blonde wenige solcher Situationen mit ihm erlebt, aber in letzter Zeit wurde es nur schlimmer. Er war nicht mehr der, den sie damals kennen lernte. Seufzend stöhnte sie auf, trat einige Schritte auf ihn zu und mit einem Ruck schnappte sie sich die Zigarette. „Shuuu“, presste sich leicht quietschend heraus. Der Angesprochene rollte mit den Augen. Die grüne Farbe nahm nun noch einen viel stechenderen Farbton an. Sein ganzes Gesicht wirkte alles andere als entspannt…und doch ging von ihm Ruhe und Gelassenheit aus. Jodie war immer wieder erstaunt gewesen, wie schnell er ihr das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gab, wie wenig er sich seine Gefühle anmerken ließ. Hinzu kam, dass es sie einfach ärgerte, wenn er wieder einmal so gelassen war. Ihn auch mal auf die Palme zu bringen, war eines ihrer Ziele im Leben, einfach würde es nie werden. „Beantworte mir mal lieber, warum wir hier her gerufen worden sind“, wie er das sagte…man bekam eine Gänsehaut. Diese tiefe Stimme und kaum Gefühl in den Worten. „Ähm…“, fing die Blonde an. Sie blickte sich abermals um. Und ehe sie weiter sprechen konnte, kam die Unterbrechung. „Sieht doch nach einem gewöhnlichen Arbeitsunfall aus. Irgendein Chemiker hat Mist gebaut, das Labor ist in die Luft geflogen. Fertig. Ende. Aus. Soll sich Shiho doch alles ansehen und rekonstruieren, was vorgefallen ist…“, meinte Akai. Aber dann passierte etwas Ungewöhnliches. Es war ein Druck auf seiner Brust, ein Gefühl, welches ihm sagte, dass es nicht vorbei war, dass hier mehr in der Luft lag als nur der Rauch. Sofort schalteten sich all seine Sinne ein. Ein halbes Jahr war es ruhig um sie gewesen. Ein halbes Jahr hatte man nichts mehr gehört, aber darum gekümmert. Es waren genügend Männer und Frauen auf sie angesetzt, genügend Menschen, die dafür Sorge zu tragen hatten, welche Information weitergeleitet werden würde und welche nicht. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Viele der Agenten nahmen an, dass es vorbei sei, aber jeder, der mehr Zeit bei ihnen verbrachte, ahnte, dass dies nur ein Schachzug war für die vollkommene Zerstörung. Ein Plan, der noch nicht allen offengelegt war. Ohne Spion und ohne Aktivitäten konnte man nichts machen. Aber wie würde es weiter gehen? Sie konnten die Organisation doch nicht weiter machen lassen, oder doch? Sollten sie solange warten, bis der Feind wieder zuschlug, bis sie eine Gelegenheit bekämen den schwarzen Raben nachzujagen? Fragen über Fragen und noch war keine Lösung in Sicht gewesen. Vor allem für Shuichi Akai war es ein hartes unterfangen. Wann würde er es endlich schaffen und den Mörder seiner geliebten Freundin den Gar ausmachen? Wann würden nicht mehr so viele Menschen leiden, nur weil sie Kontakt mit den schwarzgekleideten Leuten hatten? Unglücklicherweise war das ganze Unterfangen nicht leicht. Vieles musste geklärt werden und dann brauchten sie auch noch Anhaltspunkte. Ein ganzes halbes Jahr kam nichts, aber jetzt…es war keine wirkliche Spur, es war nur ein Ort, an den sie berufen worden sind, ein Ort der Zerstörung. Und doch…das Schicksal lag in der Luft. Ein Schicksal, welches das Ende einläuten ließ? „Bist du dir sicher, dass wir Shiho hier her holen wollen?“, wollte Jodie von ihrem Kollegen wissen. Sie hob ihre Augenbraue und schob sich die Brille weiter auf die Nase. Von Shuichi kam keine Reaktion. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verformt, sein Blick war noch durchbohrender als schon zuvor. Und erst bei der erneuten Frage und der nun schrilleren Stimme seiner Kollegin reagierte er wieder. „Sie kennt sich am besten mit der ganzen Chemie aus. Dazu kann sie besser Chemikalien oder irgendwelche Reagenzien erkennen und hat hier einen anderen Blick als wir. Mach es einfach und stell keine weitere Fragen.“ „Aber Shu…“, murrte die Blonde, während sie anschließend ihr Handy aus der Tasche zog. Dabei traf sie wieder ein Blick. Jodie schluckte als sie langsam nach oben zu dem Schwarzhaarigen schaute. „H..hab ich irgendwas falsch gemacht?“ Ansich konnte dies nicht sein. Jodie war ausgebildet, kannte sich aus und doch hatte Akai irgendwas an sich, was die junge Frau verunsichern ließ. „Schon mal was von explosionsfähigen Chemikalien gehört?“, wollte der Agent wissen. Er schüttelte wissentlich den Kopf. „Du meinst, sie haben uns hier was dagelassen?“, musste Jodie schlucken. Ihr Blick ging von einer Seite zur nächsten um irgendwas zu erspähen, was auch der Agent sah. Nur leider schien ihr Auge nicht so geschult zu sein. „Kann sein, kann nicht sein. Geh draußen telefonieren.“ Kaum hatte er dies gesagt, war sie auch schon weg gewesen. Shuichi schüttelte einfach nur den Kopf. Man konnte seiner Kollegin wirklich leicht Befehle geben, sie führte diese immer aus. Unglücklicherweise war es dadurch auch ein leichtes, Jodie auszutricksen und erst recht schwer würde es sein, wenn es jemand aus der Organisation tat. Daran würden sie noch üben müssen. Besonders war die leichte Verunsicherung nicht gerade fördernd für die Arbeit. Aber jetzt musste der Agent erstmals seinem unguten Gefühl nachgehen. Shuichi trat einige Schritte nach vorne, immer weiter und weiter. Er wusste nicht, was er suchte, ob es ein Hinweis war oder irgendwas nur um die schwarze Organisation mit dem Fall in Verbindung zu bringen. Nur der kleinste Hinweis würde schon helfen. Allerdings war da noch eine Frage. Wieso wurde ausgerechnet das FBI zur Untersuchung gerufen? Warum machte dies nicht die Polizei? Der junge Agent räusperte sich und trat an eine Stelle, die voller Schutt und Asche war. An einer Stelle wunderte er sich. Im Vergleich zu dem Rest des Labors war einer der Kühlschränke aus der Ummantelung gerissen und auf den Boden geschleudert. Skeptisch betrachtete Shuichi die Stelle mit dem weißen Gebilde und dann entdeckte er an einer Stelle eine Fingerkuppe. Hieß es nicht, dass keine Person im Gebäude war? Aber was machte dann dieser Mensch dort? Und war er es, der Akais schlechtes Gefühl auslöste? „Sofort herkommen!“, befahl der Agent und wies auf den Kühlschrank. „Hochheben und die Leiche bergen“, fügte er an. Seine Stimme verfinsterte sich, während die anderen Beamten zusammen das schwere Gewicht stemmten. Unter der Last lag ein Mann, ca. 45 Jahre alt, schon mit grauen Haaren, ein wenig stemmiger. „Ein Wissenschaftler“, murmelte Shuichi als dann auch Jodie wieder zu der Gruppe kam. „Oh, gibt es hier irgendwas zu sehen?“, wollte die quirlige Blondinne wissen und gesellte sich neben Akai. „Oh“, stieß sie dann aus, als sie den Mann erspähte. Und dann bewegte sich sein Brustkorb… Kapitel 2: Ein schlechter Tag ----------------------------- Es war ein Tag wie jeder Andere. Am frühen Morgen ging die Fahrt zur Arbeit los. Vom Wohnungsblock war es nicht weit, nur vier Straßen östlich, dann über die Kreuzung und schon konnte man das große Gebäude sehen. Es gehörte ‚Year International‘, einem kleinen Konzern der zu Forschungszwecken gegründet war. Von außen sah es groß aus, allerdings war das Gebäude in mehrere Teile gegliedert. In der ersten Etage befand sich der Empfang mit der netten Dame, die jeden Tag am gleichen Platz saß. Ging man geradeaus durch, kam man zu den Umkleiden, die nach Mann und Frau getrennt waren, und vor diesen die Stempelautomaten, damit man seine Arbeitszeiten nachweisen konnte. Als letztes befanden sich im unteren Teil des Gebäudes ein Fahrstuhl sowie die Treppen. Nur wenige gingen zu Fuß nach oben und taten es nur dann, wenn sie den ganzen Tag über am Sitzen waren. Für alles andere waren die Treppen eine sehr gute Abwechslung. Die zweite Etage war ausschließlich mit Computern übersäht, welche für das wissenschaftliche Arbeiten, sowie für sämtliche Arbeiten an diesen, benutzt wurden. Außerdem saß die ganze Verwaltung, wie Personalchef, in diesen Räumlichkeiten. Erst im dritten Stockwerk war das erste Labor. Dort kümmerte man sich ausschließlich mit der Ausarbeitung und der Testung bereits bestehenden Proben in der Industrie. Außerdem wurden diese dort oftmals weiter entwickelt. Die nächste Etage war ausschließlich für die neueren Forschungen der Produkte. Die Wissenschaftler arbeiteten und arbeiteten die ganze Zeit, fast rund um die Uhr. Hier gab es hin und wieder auch Schichtarbeit. Morgens und abends war jemand da. Im fünften Stockwerk war eine kleine Gruppe von Wissenschaftler. Es war eine Handvoll, mehr brauchte man nicht. Hier kam man nur dann rein, wenn man viel Erfahrung vorweisen konnte oder aber sehr gute Bewertungen hatte. In diesem Labor arbeitete auch Taro. Taro war Wissenschaftler, er war, wie er selber von sich sagte 45 Jahre jung und hatte weiße Haare. Eigentlich war er braunhaarig, allerdings musste er sich diese färben, nachdem er eine Wette gegen seine Tochter verlor. Ein netter Einsatz, war das, was seine Kollegen dazu sagten. Alles in allem war der Wissenschaftler trotz seines Alters noch immer jung geblieben. Außerdem musste er alleine eine Tochter versorgen und vor dieser wollte er weder Schwäche noch Probleme zeigen. An jenem Tag saß er wieder an seinen Forschungen. ‚Project Unicorn‘ nannte man es. Und kaum ein anderer Wissenschaftler konnte sich bei dem Namen irgendwas vorstellen. Es konnte keiner, der nicht befähigt war, in dieses kleine, schon fast private Labor, herein. Manchmal wusste selbst Taro nicht, was sie mit dem Projekt erzielen wollten, zumindest anfangs nicht. Da war es schwer das ganze Projekt durchzusetzen und zu forschen. Irgendwann aber wurde es einfacher. Die Pläne wurden konkreter und als Taro merkte, was er tat, wollte er dies zuerst verhindern. Dummerweise war sein Arbeitgeber dagegen, also arbeitete er weiter. Anders ging es ja nicht, zumindest dann nicht, wenn man ein Kind ernähren musste. An ‚Project Unicorn‘ arbeitete Taro bereits seit 12 Jahren. Er forschte immer gerne, es war seine große Leidenschaft und sein ganzes Leben war mit Arbeit übersäht. So ging es schon früher los. Von den 24 Stunden pro Tag arbeitete Taro meistens 48 Stunden. Eine andere Beschäftigung gab es in seinem Leben als junger Forscher nicht mehr. Und damals war es auch wirklich verwundert, dass ‚Year International‘ ihn haben wollte. Damals war es ein Traum und nach der Ausbildung und einigen Forschungen in der Medizin hatte er eigentlich ganz gute Chancen. Dennoch erhoffte er sich nicht zu viel und dann kam auf einmal die Zusage. Total überrumpelt, aber auch glücklich, setzte sich Taro schon bald an seine Arbeiten. Man musste meinen, dass irgendwann der ganze Dreh aus der Sache draußen sein musste, allerdings war dieser Zeitpunkt noch weit in der Zukunft. Immer wieder stand Taro Stunde um Stunde im Labor, hatte alle Handys und Telefone abgestellt, damit man ihn auch ja nicht stören konnte, doch trotzdem hatte er für wirkliche Notfälle einen kleinen Pieper bei sich, dessen Nummer nur wenige Menschen kannten. Und doch meldete sich selten jemand bei ihm. Auch mit den Kollegen verstand er sich gut, bis auf eine Person. Sina. Sie war…anders. Sina hatte immer versucht alles alleine zu regeln und nahm erst dann Hilfe an, als sie sie wirklich brauchte. Und so musste sie irgendwann Taro vertrauen, auch wenn er immer wieder ihre Pläne zunichtemachte, da er ganz anders an die Probleme heranging als sie. Teilweise hasste sie ihn und doch war da mehr, mehr als nur das sexuelle Verlangen, welches sie versprühten, vor allem nachdem die erste Nacht gemeinsam verbracht wurde. Und schon bald ging aus diesem kleinen Tête-á-tête ein Kind hervor, eines das geliebt wurde. Ein süßes Mädchen, was Sina und Taro dazu veranlasste, zu heiraten und sich noch mehr zu lieben. Doch das junge Glück war getrübt. Sina kam nicht damit zurecht, dass Taro einfach besser war, dass er genau wusste, worauf es ankam und alleine seine Familie ernähren wollte. Er mochte es gar nicht, wenn die Frau, die er liebte arbeiten wollte, es wäre doch viel besser, würde sie bei der gemeinsamen Tochter bleiben, sich um diese kümmern und ihn seinen gefährlichen Job machen lassen. Zwar war er Wissenschaftler und auch wenn viele meinten, dass dieser Beruf kaum Gefahren mit sich bringt, so irrten sie sich. Es war immer gefährlich. Die falsche Handhabung mit gelieferten Chemikalien, das nicht tragen der Sicherheitsmaßnahmen, wie die Schutzbrille oder den Kittel, konnte schwere Verätzungen, Verbrennungen oder sogar Explosionen mit sich führen. Aber nicht nur das, viele Stoffe wurden erhitzt und so chemisch weiter verarbeitet und während der ganzen Oxidations- und Reduktionsprozesse untersucht. Andere Stoffe konnten giftig wirken oder gar explosiv. Aber das machte weder Sina noch ihren Mann was aus. Sie wollte einfach nur arbeiten und besuchte so ihren Mann täglich im Labor. Während dieser Zeiten, nahm sie das kleine Töchterchen immer wieder mit, zeigte ihr alles und wollte sie den Umgang mit den Gefahren lehren. Dass ihr genau das, zum Verhängnis werden würde, ahnte sie zu diesem Zeitpunkt nicht. Alles war wie immer gewesen, das Mädchen war drei Jahre alt und spielte in der Mittagspause auf dem Boden des Flures, während Taro im Labor bei einem Projekt mit hoch gefährlichen Stoffen hantierte. Auch Sina war vor Ort und hoffte ihren Mann bei der Handhabung korrigieren zu können. Leider passierte dann alles anders. Immer wenn es zur Mittagspause schlug, ließ jeder seine Arbeit fallen und das Essen wurde wichtiger. Nur die wenigen arbeiteten weiter und gingen dafür früher oder ließen sich die Zeit als Überstunden abrechnen. Während sich Taro auch daran machte den Mittag mit seiner Familie zu verbringen und hinten noch Kleinigkeiten erledigte, kümmerte sich Sina noch um eine Probe, die mit einem Dringlichkeitsvermerk gekennzeichnet war. Dabei bemerkte sie, dass ihre Kleine ins Labor kam und ein wenig um sah. Sie schmunzelte leicht und ließ ihre Arbeit ruhen, ging zu ihr und kniete sich hin. „Jetzt darfst du nicht rein“, sprach sie leise, legte ihre Hand auf den Kopf des Mädchens und lächelte sie aufmunternd an. „Mami muss noch diesen Versuch zu Ende machen, dann kommt sie raus“, versprach Sina. „Ist gut“, nickte das Mädchen. Sie umarmte ihre Mutter und sagte ihr auch noch, wie lieb sie sie doch hatte. Danach lief sie zur Tür, stolperte aber über ein Kabel und riss die gesamte Apparatur nach unten. Schwere Lasten waren dabei, auf das Mädchen zu fallen, welches sich nicht rühren konnte. Die Kleine bekam es mit der Angst zu tun und schloss nur noch ihre Augen, während sich ihre Arme um den Körper schlangen und sie versuchte sich so zu schützen. Doch was konnte man von einem kleinen Kind erwarten? Und dann spürte sie etwas…eher jemanden über sich. Langsam öffnete das Kind die Augen und blickte zu der Person, die nun über ihr gebeugt war. „Mami...Mami...“, schluchzte die Kleine. Sie ahnte nicht, was los gewesen war. Zwar konnten die Zwei noch gerettet werden und das Kind blieb ohne Schaden, aber ihre Mutter hatte es nicht so leicht erwischt. Schwere innere Verletzungen wurden bei ihr festgestellt, den Weg ins Krankenhaus schaffte sie nicht mehr. Taro selber gab sich die Schuld daran und so versuchte er immer wieder alles, damit seine Kleine, die Person, die er noch hatte, geschützt war. Er gab ihr ein sicheres Umfeld, eine normale Schulbildung und was wichtig war, ein stabiles Familienleben. Sie war sein Ein und Alles nachdem er seine Frau verlor. Seine Angst, auch seine Tochter zu verlieren, war groß gewesen und doch gab er ihr alle möglichen Freiheiten gab. Oft dachte Taro noch daran wie es war, wie seine Frau in diesem Raum vor ihm stand und so leiden musste. Seufzend blickte er auf seine Uhr. Noch 20 Sekunden. Dann konnte er die Lösung, die sich in dem Reagenzglas befand aus dem Ofen heraus nehmen und in eine Präparateflasche abfüllen. Direkt danach nahm er die Unterlagen, welche er geschrieben hatte. Erneut seufzte Taro. Das Mittel…das Mittel welches er gerade beendet hatte, brach ihm ein ungutes Gefühl. „Das ist gegen alle Regel“, wisperte der Wissenschaftler und spielte in seinen Gedanken mehrere Szenarien ab, was mit dem Einsatz passieren würde. Es wurde ‚Cetrl‘ genannt, Kontrolle. Genau diese wollte der Boss haben. Menschenkontrolle. Der einzige Grund warum Taro an dem Projekt arbeitete war sein Ehrgeiz. Im Inneren wusste er, dass ein solches Mittel nie entwickelt werden würde, doch leider waren sämtliche Forschungsergebnisse positiv und die Tests an den Mäusen zeigen das Ausmaß der ‚Droge‘. „Das darf nicht sein“, mit der Faust schlug Taro gegen den Tisch, woraufhin die Reagenzgläser die auf diesem lagen, kurz hochsprangen und durch die Erdanziehungskraft nach unten gezogen wurden. Mit einem Mal hatte sich alles verändert. Taro handelte schnell. Sein Kollege, ein junger Mann, Mitte 30 blickte dem Älteren besorgt zu. Und ehe er dann was tun konnte, stand Taro am Entsorgungsabzug und drehte den Stopfen eines Kanisters ab. Sogleich war die farblose Lösung, das Mittel ‚Cetrl‘ im Kanister entsorgt. „Was haben Sie getan?“, rief Josh. „Das war die Arbeit der letzten acht Jahre“, stieß er anschließend aus. Acht lange Jahre hatte er nun mit seinem Kollegen zusammen gearbeitet und die letzten Modifikationen übernommen und nun…alles war verloren. „Es wäre Verrat an der Menschheit“, entgegnete Taro. Er selbst war ruhig geblieben und trat an den Computer. Sämtliche Daten auf der Festplatte überspielte er auf eine alte Diskette. Nur wenige Computer hatten noch ein Diskettenlaufwerk und so war wenigstens gewährleistet, dass das Öffnen nicht einfach war. Zudem wurde alles über ein Passwort verschlüsselt. „Aber unsere Arbeit!“ „Hören sie auf“, erhob Taro seine Stimme. „Wollen Sie etwa sehen, wie die Menschen, die sie lieben von anderen kontrolliert werden? Das kann ich nicht zulassen“, nun ballte der Mann seine Faust und steckte die Diskette in seine Kitteltasche. „Sie haben sich der Firma verpflichtet“, kam der Einwand. „Und so werde ich auch die Konsequenzen auf mich nehmen. Machen Sie sich über ihre berufliche Laufbahn keine Sorgen“, fing der Professor an. „Keiner wird erfahren, dass Sie mich gesehen haben und wenn, ich ließ nicht zu, dass Sie mich aufhalten. Sie kommen mit weißer Weste aus der Sache heraus.“ „Danke, Professor“, nickte Josh leise murmelnd und steckte die Hände in die Taschen. Er seufzte. Eine Stunde später stürmten mehrere Männer in das Labor. In ihrer Hand hielt einer eine kleine Fernbedingung und sobald er den roten Knopf betätigte, gab es einen Knall. Es war hochgegangen. Irgendwo. Sobald zwei Männer im Raum waren, griff sich der eine sogleich den jungen Wissenschaftler. „Lassen Sie ihn sofort los“, rief Taro. Er stand wie angewurzelt da, konnte nichts machen und versuchte dennoch irgendwie einen Ausweg zu finden. Unglücklicherweise konnte er nur zu sehen, wie sein junger Kollege in der Gewalt der Männer war. Diese hielten ihm eine Waffe an den Kopf, der Finger bewegte sich langsam um den Abzug und Taro merkte nun, dass es bald soweit sein würde. War es weil er die Ergebnisse vernichtete oder waren es irgendwelche Spione, die alles über das ‚Cetrl‘ in Erfahrung bringen wollten? Taro schluckte. „Was wollen Sie?“ „Du weißt genau, was wir wollen“, sprach einer der Männer. Er war schwarz gekleidet und trug einen Hut auf dem Kopf. Seine langen weiß-silbernen Haare fielen ihm leicht ins Gesicht, sodass man seine Augenfarbe nur schwer erkennen konnte. „Taro…sagen Sie es nicht“, bat Josh leise wimmernd. Er hatte in der letzten Stunde zunehmendes gemerkt, wie sehr sein Kollege an der Zerstörung des Mittels hing. Sofort blickte der zweite Mann, ein kleinerer und dickerer, auf Josh. „Wenn du es nicht tust, wird dein Kollege bald einen schmerzhaften Tod erleiden“, sprach Gin. Er zeigte keine einzige Regung, weder im Gesicht noch mit seinem Körper. Dann aber nickte er seinem Partner, Wodka, zu. Sofort handelte der gestikulierend Angesprochene und schlug Josh auf den Hinterkopf. „Und denkst du immer noch, wir würden es nicht ernst meinen?“, grinste nun Wodka. Taro begriff nun umso mehr, dass er keine andere Wahl hatte. „Lasst ihn in Ruhe, ich gebe euch die Dateien.“ „Wie nett von dir“, sprach Gin voller Ironie und sobald Taro die Diskette nach vorne hielt, holte sich Wodka diese. „Dann können wir den jetzt abknallen“, sprach der Dickere. „Spinnst du?“, schrie Gin diesen nun an. „Der Kerl hat die Datei sicher mit einem Passwort gesichert“, fügte dieser knurrend hinzu und schaute dann zu Taro. „Also los, her damit.“ „Ihr erschießt mich doch sowieso“, schluckte Taro. War es dann noch Wert, das Passwort zu verraten? „Sei nicht so überheblich. Wir können hier jeden abknallen und auch wenn du tot wärst, du wärst an ihrem Ende Schuld.“ Taro schluckte ein weiteres Mal. „Es ist Clear Mind“, sprach der Wissenschaftler reumütig. „So so, Clear Mind also“, meinte Gin. Irgendwie passte das sogar zu dem Wissenschaftler. Nun hatte Gin also das, was er brauchte. Und dies hatte zur Folge, dass sie Taro nicht mehr brauchten. Ein Schuss fiel und Taros Körper kam sogleich auf dem Boden auf. Es war ein Schuss in den Bauch. Ein langsamer und sehr qualvoller Tod, der ihn ereilen würde. Erst als Taro benebelt wieder zu Bewusstsein kam, vollzog der Wissenschaftler noch eine Tat. Schmerzerfüllt setzte er sich auf und krabbelte in die Richtung des Telefons. Mit Mühe zog er sich nach oben und drückte am Telefon einen Knopf, der ihn gleich zum Sicherheitssystem weiter leitete und schon bald das erste-Hilfe-Signal von sich gab. Lange hielt der Wissenschaftler nicht mehr durch und sank mit seiner letzten Kraft wieder zu Boden. Und dann folgte eine weitere Explosion. Die schwarz gekleideten Männer mussten was damit zu tun gehabt haben. Direkt nach der Explosion breitete sich ein Feuer in dem kleinen Labor aus. „Nein“, wisperte Taro. Er musste doch durchhalten, um seiner Tochter Willen und um dafür zu sorgen, dass mit den Daten aus der Diskette kein Unheil durchgeführt wird. Taro startete einen neuen Versuch sich aufzurichten. Nur mit Mühe und mit aller Kraft krabbelte er zum Feuermelder. Langsam kraxelte der Mann nach oben und hielt sich an einem Schrank mit Glasgeräten fest und das nur, um den roten Knopf drücken zu können. Als dann das leise Signal ertönte, ließ er sich langsam nach hinten sinken und zog zu allem Unglück den Schrank mit. Schwer atmend schloss der Mann seine Augen und wartete darauf seinen letzten Atemzug zu tätigen… ~~~~ Und wie fandet ihr es? Kapitel 3: Eine letzte Rettung ------------------------------ Sobald die FBI Agenten langsam die schwere Last unter ihnen hochhoben, bemerkte Shuichi, wie sich der Brustkorb des Mannes bewegte. Sofort verengten sich seine Augen erneut. „Beeilt euch, der Mann lebt noch“, rief der Agent. Und trotz der leicht erhöhten Stimme konnte man keine sonstige Regung bei ihm erkennen. Es war einfach nichts Neues mehr. So oft hatte er gleiche Begebenheiten gesehen. „Was? Shu das kann nicht sein, wie geht das?“, wollte Jodie von ihrem Kollegen wissen. Irgendwas stimmte an der Situation nicht. Der Mann konnte das alles doch nicht überlebt haben. Feuer. Explosion. Kühlschrank. Wie ging das? „Ich nehme mal an, das, durch die Explosion ausgelöste Feuer fand vor dem eigentlichen Geschehen hier statt. Unser netter Kollege hier war entweder zur falschen Zeit am falschen Ort oder er war es, auf den Mann es abgesehen hat“, entgegnete der schwarzhaarige Agent. „Los beeilt euch“, meinte Jodie noch danach und blickte anschließend Akai an. „Du meinst…“, sie schluckte dann. „Wer macht so was grauenhaftes nur…“ „Das ist die falsche Frage“, grummelte Shu. „Du solltest nicht immer so tun, als würdest du das alles das erste Mal sehn“, sprach er danach. Sobald der Körper des Mannes unter dem Kühlschrank endlich geborgen wurde, kniete sich Akai neben diesen. „Der hat es bald hinter sich“, murmelte der Agent und schüttelte dabei nur den Kopf. „Shu, wie kannst du das nur sagen? Hast du überhaupt keine Hoffnung mehr?“, blöckte Jodie wütend. Sie ballte die Faust. Wie konnte ihr Kollege immer nur so negativ sein? Das war wirklich nicht fair. „Nun hab dich nicht so. Als hättest du nicht oft genug solche Wunden gesehen“, Shu schüttelte ein weiteres Mal den Kopf. „Geh nach unten und hol das Rettungsteam nach oben.“ „Sofort“, nickte die Blonde und machte sich anschließend auch sofort auf den Weg. Shuichi beobachtete den alten Mann weiter, während er seinen Kollegen ein Zeichen gab. Direkt im Anschluss spürte der Agent, wie sich zitternd zwei Hände an seine Jacke legten und nach oben zogen. Der Agent zog die Augenbraue hoch. „Lassen Sie das sein, das zerrt nur an den Kräften und so hätten Sie wenigstens noch eine Chance“, gab er leise von sich. Jedes Mal wenn der Agent einen Menschen sterben sah, zog sich was in seinem Inneren zusammen. Es war nicht das Sterben an sich, es war viel eher die Tatsache, dass dieser Mann hier alleine starb und nur einige Agenten um sich herum hatte…aber keine Familie oder liebende Menschen. Seit Akemi’s Tod sah er die Sache anders. Auch war Akemi damals alleine in der Halle, wo ihr Ende auf sie wartete. Sie hatte ihm noch eine Nachricht geschickt. Diese eine Nachricht, die alles veränderte. Zu dem Zeitpunkt war Shuichi bereits zurück in Japan, wo er wieder am Fall der Organisation arbeitete. Damals bekam er die SMS von Akemi. Zunächst nahm er diese nicht ganz war und wollte sich erst um alles kümmern, was bislang angefallen war. Leider bedeutete dies auch, dass er nichts mehr für Akemi tun konnte. Sobald er ihre letzten Worte las, wurde ihm schlagartig klar, dass etwas nicht stimmte. Es war einfach sein Gefühl, welches ihm so viel verriet. Und auch, wenn man durch eine SMS nicht wirklich viel Emotionen oder Interaktion senden konnte, so ahnte der Agent was in Wahrheit in ihr vorging. Als Shuichi endlich wieder in seinem Wagen saß und los fahren konnte, trat er auf das Gaspedal wie kein Anderer. Er raste und raste, bis er schließlich an Akemis Wohnung ankam. Der Ort, an dem er früher öfters war und nun war er wieder hier. Schnell stieg der Agent aus dem Wagen aus, er rannte und schlich doch zugleich zu ihrem Appartement. Dort hämmerte er wie ein wilder gegen die Haustür, die sich nicht öffnete. „Akemi“, rief der Agent mehrfach und hämmerte weiter. Doch keiner machte die Tür auf und sein ungutes Gefühl nahm Überhand. „Akemi, mach auf!“, forderte er die junge Frau an. Als nun wieder nichts passierte, trat er die Tür auf. Shuichi trat herein und blickte sich im Zimmer um. Keiner war da. „Verfluch“, kam es aus ihm heraus. Wenn sie nicht hier war, war sie eindeutig in Gefahr. Shuichi musste nun sämtliche Nervenzellen aktivieren und überlegen, wo seine Freundin jetzt sein konnte. Und schon bald hatte er die erste Idee. Da sie immer noch ein Mitglied der Organisation war, musste er sie an einen Ort, wo die Organisation oftmals ihre Aufträge abwickelte, suchen. Es kam nur einer in Frage. Der Hafen. Mit quietschenden Reifen hielt der Agent am Ort an. Es war zu spät. Nur noch das abtransportieren bekam Shuichi mit und dann war da noch ein kleiner Junge, der alles andere als fröhlich drein blickte. Hatte er irgendwas mit der ganzen Sache zu tun? Akai schüttelte den Kopf. Es war ein Kind. Er konnte unmöglich… „Verdammt…“, stieß Shuichi aus. Sie war nicht mehr am Leben und es war nur seine Schuld. Hätte er doch eher die SMS gelesen, dann wäre er auch eher vor Ort. Jetzt war es vorbei. Akemi, seine große Liebe, existierte nicht mehr in dieser Welt. Durch die Hand des Wissenschaftlers wurde Shuichi wieder aus seinen Gedanken gerissen. Er blickte den Mann nun wieder an. „Haben Sie mich nicht gehört? Sie sollen das sein lassen und Ihre Kräfte sparen“, sprach er grob. Aber nein, es gab natürlich Menschen, die davon nichts hören wollten, vor allem dann nicht, wenn die Verletzungen so groß waren. „B..bitte…“, wisperte Taro leise. Er musste sich konzentrieren um die Worte zu sprechen, seine ganze Kraft war bereits ausgeschöpft und dabei musste er eigentlich nur noch durchhalten. Doch dies gestaltete sich manchmal viel zu schwierig. „Dummer alter Mann“, grummelte Akai. Langsam ging ihm der Alte auf die Nerven. Und dennoch war er nicht der Erste, den er so sah. Shuichi hasste diesen Anblick der Männer und Frauen, die immer noch versuchten um ihr Leben zu kämpfen und sich an ihm festkrallten, als würde sie das retten. Akai wusste. Er konnte keinen mehr retten, nachdem er seine Akemi nicht retten konnte. Und dennoch versuchte er es immer wieder, wobei sein Hauptziel der ganzen Geschichte nur das Auslöschen der Organisation war. Auch wenn alle anderen Menschen gerettet werden konnten, so lag es nicht, weil dies seine Absicht war, sondern eher, weil er nur die Organisation zur Strecke bringen wollte. Aber darauf konnte er nun nicht hoffen, da kein Zusammenhang zwischen den schwarzen Krähen und dieser Geschichte war. „Be…besch…beschü…tzen…Sie…sie…“, kam es leise von dem Wissenschaftler. In seinem Blick lag Hoffnung. Jene Hoffnung, die Shuichi erstarren und erschaudern ließ. Selten sah er so viel Aussagekraft wie jetzt. Shuichi erkannte zum Teil, dass der Mann von seinem baldigen Ableben Bescheid wusste, und doch war da dieser eine Wunsch. „Was meinen Sie?“ „M..mei..ne To..Toch…tochter…“, gab Taro von sich. Shuichi rollte mit den Augen. Super jetzt sollte er auch noch einen auf Bodyguard machen. Und natürlich war es das, was der Agent nie im Leben machen würde. „Hören Sie mal. Ich bin FBI-Agent und das ist hier kein Fall, an dem ich weiter arbeiten werde“, fing Shuichi an. „Also wird ich auch niemanden beschützen.“ „B..bitte…“, flehte der Mann und richtete sich weiter auf. Er krallte sich nun richtig in Shuichis Jacke und sah den Agenten energisch an. „So…sons…t..ho..hole..n…sie…sie…“ Shuichi wurde leicht hellhörig, da es langsam interessanter wurde. „Wer will sie holen?“ „I…ich..wei…weiß n..nicht…da…wa..ren…zwei…Mä…nner…schwa…rzge…kleidet…“, brachte Taro heraus. Jetzt waren bei Shuichi sämtliche Alarmglocken am Arbeiten. „Welche zwei schwarzgekleideten Männer?“, wollte Akai wissen. „Beschreiben Sie mir, wie sie aussahen“, fügte er hinzu. „Sch…warz..einer…groß und…dünn…mit Hut…der an..dere…klei..n…und…dick…“ „Gin und Wodka“, knurrte der FBI Agent. „Interessant.“ „Sch…ütz..en ..Sie…sie…bitte…“ „Keine Sorge, sie wird in Sicherheit sein“, nickte Shuichi. Das FBI würde das Mädchen beschützen, allerdings würde er selbst nicht an ihrer Seite sein. „Shu?“, Jodie, die nun wieder die ganze Zeit über neben ihm stand, ließ nun das Sanitätspersonal an den Mann heran. Es war zu spät. Taro starb noch am Unfallort, doch er konnte mit dem Wissen sterben, dass sein Kind in Sicherheit war. „Ruf bei Shiho an. Sie soll auf gar keinen Fall hier her kommen“, sprach der Agent und stand auf. Er sah an seine Jacke herunter und erblickte Blut. „Super, versaut.“ „Shuichi!“, mahnte Jodie. „Wie kannst du nur so reden?“, wollte sie wissen und gab den Auftrag Shiho anzurufen an einen der anderen Agenten ab. „Übertreibs nicht“, grummelte Shuichi. „Und lass uns gehen. Ich weiß, was ich wissen muss.“ „Was hast du jetzt vor?“, wollte die Blonde wissen. „Na was wohl? Denk doch nach“, sprach der Agent. „Ich sprech mit James was wir nun in der Lage machen.“ „Und was ist mit dem Mädchen?“, fragte Jodie nach. „James schickt sicher einen Agenten, der auf das Töchterchen aufpasst“, entgegnete Shuichi. „Aber er wollte doch, dass du dich darum kümmerst“, meinte die Agentin. „Ich hab keine Zeit, um mich darum zu kümmern“, sprach Akai. „Und wenn ein anderer Agent nicht reicht, dann soll sie bei uns im Quartier bleiben“, fügte er hinzu. „Du kannst machen was du willst, ich geh jetzt.“ „Shu“, kreischte Jodie, nachdem ihr Kollege sie einfach so stehen ließ und abdüste. Sie selbst war nicht schnell genug um mit ihm Schritt zu halten. „Komm rein.“ Shuichi trat in das Büro hinein. In Japan besaß das FBI nun ein neues Quartier, wo sie arbeiten konnten, da das alte viel zu lange benutzt wurde. Genau wie die Organisation wechselten auch sie im Takt ihre Quartiere um keinen Anschlägen der Feinde zum Opfer zu fallen. „Gut, dass du da bist“, nickte James und klappte die Unterlagen, die er gerade durchging zu. „Hast du dir schon überlegt, was wir jetzt machen wollen?“ „Was passiert ist, ist schrecklich, aber dafür haben wir jetzt endlich wieder einen Anhaltspunkt zur Organisation“, fing James an. „Wenn es stimmt, was er sagte, dann müssen wir nun seine Tochter beschützen.“ „Da kann ich dir nur zustimmen“, stimmte Akai dem zu. „Ich hab Jodie schon dazu aufgefordert einen Agenten dort hin zu schicken.“ „Ich weiß. Ich hab den Auftrag negiert“, sprach Black. „Bitte was? Kannst du mir mal sagen, warum du das tust?“, wollte Akai wissen. „Ich dachte, das Mädchen sollte Schutz kriegen.“ James runzelte die Stirn. „Das hast du falsch verstanden“, fing er an. „Für heute Abend hab ich zwei Agenten zu der Wohnung geschickt. Sie halten dort Wache und werden sich melden, sollte die Organisation zuschlagen. Für den Rest der Zeit möchte ich, dass du sie beschützt.“ „Das kannst du vergessen“, gab Shu energisch von sich. „Ich mach hier keinen auf Babysitter“, knurrte er dann. James seufzte leicht. „Akai, ich dachte, du wüsstest, um was es hier geht. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Organisation bei ihr auftaucht. Und egal wann dies sein wird, ich möchte, dass du auch vor Ort bist…“ „Hmpf…“, grummelte der Agent, was James zum erneuten Seufzen brachte. „Du wirst dich rund um die Uhr um sie kümmern und sie nicht aus dem Auge lassen, aber was brauch ich dir das sagen. Du weißt es sicher am Besten.“ „Wenn die Organisation bemerkt, dass wir ein Auge auf das Töchterchen geworfen haben, werden sie doch sicherlich denken, dass das Mädchen irgendwie von großer Wichtigkeit ist. Besonders, wenn ich mich um sie kümmere.“ Es war ein Versuch der Verantwortung zu entkommen. „Daran hab ich schon gedacht. Unsere Männer im Labor haben bestätigt, dass vieles zerstört wurde, der Chef der ganzen Truppe dort hat bestätigt, dass Forschungsergebnisse der letzten Wochen verschwunden sind. Wenn du mich fragst, werden sie auf jeden Fall bei der Tochter aufschlagen, sollten sie weitere Informationen zu den Forschungen brauchen.“ „Du denkst, er hat sie zu Hause am Computer?“, fragte Shuichi nachdenklich. „Mhm…das wäre schlecht.“ „Schlecht ja, aber für uns eine Möglichkeit sie endlich zu kriegen“, nickte James. „Also, Akai, tust du es?“ „Wenn es unbedingt sein muss“, grummelte der Agent. Bei seinem Glück würde es sicher Monate dauern, ehe sich Gin oder ein anderes Organisationsmitglied dort zu schaffen machte. Also hieß es erstmals wieder nur ‚nichtstun‘ und ein wenig babysitten. „Gut. Es geht morgen früh los.“ James blickte wieder auf seinen Agenten. „Wir werden ihr erstmals nicht sagen, was mit ihrem Vater passiert ist. Du erzählst ihr, er wäre auf einer kurzfristigen Geschäftsreise wegen seiner Forschungen und wisse noch nicht, wann er zurück kommt. Deswegen hat er dich gebeten, auf sie aufzupassen.“ „Ein FBI-Agent muss auf einen Teenager aufpassen…“ „So was passiert ab und an in unserem Job“, entgegnete der Ältere. „Du solltest heute früh schlafen gehen. Wer weiß wie aufgekratzt die Teenager von heute sind.“ „Du glaubst doch nicht wirklich, dass mich ein kleines Gör auf Trab halten kann?“, Shuichi hob die Augenbraue und schüttelte dann den Kopf. „Erstatte mir morgen einen kleinen Zwischenbericht, damit ich weiß, das eure erste Begegnung gut verlaufen ist“, antwortete James. „Von mir aus.“ Der ältere FBI Agent blickte seinem jüngeren Kollegen nach und legte die Akte über diesen Fall auf den Tisch. James runzelte die Stirn und griff dann nach dem Hörer seines Telefons. „James hier“, fing er an. „Taro ist nicht mehr am Leben. Akai kümmert sich nun um die Kleine. Komm auf gar keinen Fall hier her, sonst fliegt alles auf…“ ~~~ Ich hoffe, ihr verzeiht es mir, dass ich an der Stelle aufgehört hab, aber ich wollte unbedingt einen kleinen Cliffhanger am Ende haben. Und damit denke ich, fängt auch die Zeit für Spekalutionen an. Ich hoffe, euch hat das Kapitel soweit gefallen Kapitel 4: Nur ein Urlaub ------------------------- „Raaaaaaaaaan“, rief eine weibliche Stimme. Ein junges Mädchen, 17 Jahre alt, braunes langes Haar, lief auf die andere Langhaarige zu und umarmte diese. „Kazuha“, freute sich Ran. „Ich freu mich so, dich zu sehen“, lächelte das Mädchen. „Ich mich auch. Es ist schon so lange her“, schwelgte Kazuha in Erinnerungen. „Der Abend bei Chris Vineyard war ja auch total schön, bis dieser Mord geschah“, seufzte die Langhaarige. „Aber das ist ja jetzt endlich vorbei“, kicherte Kazuha und blickte zu Heiji, der neben ihr stand. „Heiji, nun sei doch mal höflich und begrüß unsere Gäste“, wies sie ihren Sandkastenfreund an. „Das gilt auch für dich Shinichi“, meinte Ran. „Ja, doch“, grummelten beide Jungs gleichzeitig und sahen sich an. „Lang nicht mehr gesehen, Kudo.“ „Gleiches gilt auch für dich, Hattori.“ Die Gruppe der vier Jugendlichen splitete sich nun in zwei Fraktionen. Auf der einen Seite standen Ran und Kazuha, während sich auf der anderen Seite Shinichi und Heiji tummelten. „Die stehen ja da, als würden sie sich gar nicht kennen“, flüsterte Kazuha leise. „Findest du?“, Ran blickte nun zu Beiden. „Naja vielleicht, aber sie sind gute Freunde“, lächelte sie. „Wirklich? Soweit ich weiß, haben sie sich doch so gut wie nie gesehen. Immer wenn wir in Tokyo waren, war Shinichi doch gar nicht da“, erinnerte sich Kazuha. „Und in Osaka war er auch nicht.“ „Ähm…doch soweit ich weiß, haben sie sich das eine und andere Mal gesehen“, entgegnete Ran leise. Es war schwer Kazuha anzulügen, da sie scheinbar die einzige der Gruppe war, die nichts von Conans Identität wusste. „Das hat Heiji zwar immer gesagt, aber ich habs ihm nie geglaubt. Normalerweise sollte man doch meinen, dass sich Kudo zuerst bei dir meldet und nicht bei ihm“, murmelte sie leise. „Das lag an seinem Fall, musst du wissen“, fing Ran ruhig an. „Er konnte mit keinem darüber reden, der nicht Bescheid wusste. Also hat er sich selten mit mir getroffen. Wir haben das geklärt und jetzt ist alles wieder gut“, lächelte sie. Auch wenn sie wusste, dass nicht immer alles gut war. Oftmals gingen sich die Beiden aus dem Weg. Und Shinichi immer mehr. Durch seinen ganzen Kontakt zur Organisation wusste er, dass Ran nicht dauerhaft in Sicherheit war…irgendwann würde sie ihnen auffallen und selbst zum Opfer werden. Doch leider konnte er die gemeinsame Einladung nicht ausschlagen. „Ach so“, nickte die Langhaarige. „Und jetzt ist alles wieder gut bei euch?“, wollte Kazuha noch einmal wissen. „Ja, alles in bester Ordnung“, nickte Ran. „Seid ihr schon zusammen?“ „Kazuha!“, mahnte Ran und lief ganz rot an. „Darüber sollte man nicht reden.“ „Hmm also noch nicht“, schlussfolgerte das Mädchen. „Schade eigentlich.“ „Kazuha! Jetzt hör doch bitte auf.“ „Na gut, von mir aus.“ Heiji blickte aus dem Augenwinkel zu Kudo. „Sind die immer…so?“, fragte er leise nach. Shinichi nickte. „Ich denke schon.“ „Ist mir irgendwie noch nie aufgefallen“, entgegnete der Detektiv aus Osaka. „Wir waren auch immer mit anderen Dingen beschäftigt“, murmelte Kudo. „Oh ja, daran erinner ich mich noch gut. Es ist eine richtige Freude, dich ganz normal zu sehen und ohne das Wissen, dass Conan wieder zurück kommt“, grinste der Dunkelhäutige. „Schht…nicht so laut, oder willst du das gleich der ganzen Welt erzählen?“, ermahnte Shinichi seinen Freund. „Upps…hab ich vergessen.“ Heiji kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf und warf Kazuha einen Blick zu. „Sie weiß es nicht und ich würde dich darum bitten, dass ihr ihr nichts erzählt.“ „Keine Sorge, das hatten wir nicht vor. Ran weiß auch schon Bescheid. Sie wird nichts sagen.“ Shinichi seufzte. „Aber es fällt ihr schwer, sowohl darüber zu reden, als auch nicht darüber zu sprechen. Egal was sie sagt, die Menschen in unserer Umgebung wollen alle wissen wo ich war und warum ich mich so selten meldete, vor allem bei ihr. Und Ran…ich glaube, sie tut nur so, als wäre sie so stark und würde das alles verstehen. Aber in ihrem Inneren…“ „Mensch, Kudo, jetzt lass doch mal das dauerhafte gegrübel und freu dich, dass du hier bist.“ Heiji schlug seinem Kumpel auf die Schulter, sodass dieser fast nach vorne fiel. „Ihr seid jetzt hier in Osaka und das heißt, wir haben eine kleine Tour für euch vorbereitet“, fügte er an und grinste Kazuha an. „Genau. Das wird wieder total lustig werden. Aber Heiji…“, sie warf ihm einen grimmigen Blick zu. „Was ist? Schau doch nicht so“, grummelte Hattori. „Jedes Mal, wenn wir zusammen was machen, passiert was. Du bringst uns hier Unglück und ziehst einen Mord an. Lass diese Pechsträhne zu Hause. Ich hab keine Lust, dass ihr beiden wie die verrückten wieder nach den Tätern suchen werdet. Haben wir uns verstanden?“ „Du dummes Huhn. Als ob ich hier der Einzige bin, der die Fälle anzieht. Kudo ist mindestens dreimal so schlimm wie ich. Und außerdem, wenn sie mir nicht zu den Füßen fallen, wer soll sie sonst hier lösen?“, knurrte der Detektiv. „Ähm, Heiji…?“ „Was ist jetzt schon wieder, Kazuha? Fällt dir nichts mehr ein, was du darauf erwidern kannst? Du bist doch sonst nicht so ruhig und streitest dich bei jeder Gelegenheit“, murrte Heiji. „Wie war das nochmal mit dem ‚zu den Füßen fallen‘?“, wollte Kazuha wissen und wies nach unten. „Wieso? Was meinst du?“, fragte Heiji und blickte nach unten. Und auch Shinichi war sofort zur Stelle. „Das ist doch nur ein Zettel“, seufzte Shinichi und sah zu Kazuha. „Ich weiß, aber wenn so was passiert ist irgendwas Ungutes nicht gerade weit. Seit ich Heiji kenne, glaub ich nicht mehr an Zufälle“, meinte sie. „Du übertreibst“, entgegnete Hattori. „Ich übertreibe? Ich übertreibe?“, fragte sie mehrfach und zog ihrem Freund an der Wange. „Ja, tust du. Das ist doch nur ein Zettel“, knurrte der Gefragte. „Oh nein, das ist nicht nur ein Zettel. Es ist wie jedes Mal, immer wenn wir Ran hier her einladen und ihnen einen Teil von Osaka zeigen wollen, kommt irgendwas dazwischen. Entweder ein Fall von dir, oder jemand anderes braucht unsere Hilfe“, warf das Mädchen ein. „Kazuha, jetzt übertreibst du wirklich ein wenig“, mischte sich Shinichi ein. Und ehe Kazuha darauf noch was erwidern konnte, wurde der Detektiv von Ran zur Seite gezogen. „Das bringt nichts. Sie werden sich jetzt noch eine Weile streiten und danach ist alles wieder gut“, murmelte Ran. „Wie immer also“, seufzte Kudo und sah den beiden Streithennen zu. „Seid ihr jetzt endlich fertig?“, wollte der Detektiv wissen. „Ja“, murrte Heiji und sah Kazuha demonstrativ an. „Ich wird dir jetzt beweisen, dass diesmal rein gar nichts passiert und der Zettel nur ein Zettel ist.“ „Gut, dann mach das. Würde ich wetten, würden deine Chancen sehr schlecht stehen.“ „Zicke…“, brachte Heiji leise heraus. Dann faltete er das Stückchen Papier auseinander bis er die genaue Botschaft vor sich hatte. „Und was steht drin?“, wollte Kazuha wissen. „Ist nur ein Flyer. Hab ichs doch gesagt. Irgendwas Unnützes“, antwortete Heiji und ging mit dem Zettel zum Mülleimer, wo er ihn weg warf. „Hmm…“, murmelte Shinichi leise und beäugte seinen Kumpel. „Shinichi, ist was?“, wollte Ran wissen. „Nein nein, alles in Ordnung“, meinte der Detektiv. „Also gut, dann lasst uns unsere Tour starten“, rief Heiji dann aus. „Ja, also wir wollten zuerst mit euch in das Kabuki-Theater Shin Kabuki-za gehen“, erzählte Kazuha. „Das ist doch langweilig“, wisperte Shinichi leise. „Wenn ich Tanz, Musik und Pantomime sehen will, dann geh ich zu Rans Vater“, kicherte er dann. „Wie war das?“, wollte das Mädchen wissen und kniff Shinichi in die Wange. „Nur ein Scherz. Nur ein Scherz“, versuchte Shinichi das Mädchen zu beschwichtigen. „Ich find ja, Shinichi hat Recht“, entgegnete Heiji und erntete für diesen Kommentar einen bösen Blick von Ran. „Eh…nicht mit dem was er über deinen Vater gesagt hat. Die heutige Aufführung ist schon ein wenig langweilig…“ „Bitte was?“, Kazuha sah bedrohlich zu ihrem Sandkastenfreund. „Du hast die heutige Vorstellung doch vorgeschlagen und wolltest dort hin“, warf sie ein. „Ähm…aber bei genauerem Überlegen find ich sie nicht sehenswert für unsere Gäste“, wollte sich Heiji aus der Sache heraus reden. Irgendwie musste es doch klappen. „Und was schlägt der große Detektiv dann vor?“, wollte Kazuha murrend wissen. „Eh…wie wäre es mit dem Rathaus?“ „Das Rathaus?“, Kazuha konnte es kaum fassen und hielt sich die Hand an die Stirn. „Was hab ich mir da nur eingebrockt“, murmelte das Mädchen leise. „Du und dein Gemecker“, konterte der Oberschüler. „So dann ist das Rathaus jetzt beschlossene Sache und soweit ich weiß ist dort in der Nähe auch ein gutes Eiscafé, dort könnten wir was Essen.“ „Wenns unbedingt sein muss.“ „Ach komm schon, Kazuha, schau nicht so“, murmelte Hattori. „Wie schau ich denn?“ „Wie eine beleidigte Ziege.“ „Dann beleidige mich gefälligst nicht“, entgegnete das Mädchen und schon hatte der zweite Streit begonnen. Shinichi seufzte leicht und warf Ran einen Blick zu. „Ich sage sieben Mal“, sprach er. „Was meinst du?“ „Sie werden sich heute im Laufe des Tages noch sieben Mal streiten“, erklärte er. „Shinichi!“, mahnte Ran. „Jetzt sag so was nicht, das ist unhöflich“, fügte Ran hinzu. „Nun komm schon“, Kudo stupste seine Freundin an der Seite an. „Was ist dein Tipp?“ „Neun Mal“, murmelte das Mädchen leise. „Gut, die Wette steht“, grinste der Detektiv, während er sich anschließend mit der ganzen Truppe auf den Weg zum Rathaus machte. In der Zwischenzeit waren Ran und Kazuha ein wenig schneller gegangen und hatten sich leicht von den Jungs gelöst. Auch wenn es nur wenige Schritte waren, so waren sich Shinichi und Heiji doch sicher, dass die Mädchen nichts von ihrem Gespräch mitbekamen. Shinichi schaute seinen Freund an. „Jetzt zeig mir mal den Zettel“, fing der junge Detektiv an. „Zettel? Ich weiß gar nicht, was du meinst.“ „Denk ja nicht, ich wüsste nicht, dass der Zettel wichtig war. Ich hab gesehen, wie du einen anderen Zettel in den Mülleimer geworfen hast. Also her damit“, meinte der Detektiv. Heiji seufzte. „Vor dir kann man auch nichts verstecken“, wisperte er leise. „Aber lass es ja nicht Kazuha sehen.“ Verstohlen griff der Detektiv in seine Jackentasche und zog einen leicht zerknüllten Zettel heraus. Es war jener, den er vorhin fand. „Lass das ja nicht Kazuha sehen. Sie dreht durch.“ „Keine Sorge“, nickte Shinichi und faltete das Papierstück auseinander. Mein lieber Schülerdetektiv, ich bin guter Dinge, da du meinen Wünschen entsprichst und bei der Jagd mitmachst. Gespannt erwarte ich deine Fallaufklärung am Ende des Tages. Der erste Hinweis folgt sogleich und doch ist es nicht mein letzter Streich. XXX meinen Namen änder ich nicht Shinichi sah Heiji nach dem Lesen weiterhin an. „Dir ist schon klar, dass Kazuha mit ihrer Theorie recht hatte“, fing er an. „Scchhhht. Nicht so laut.“ Heiji hielt seinem Freund den Mund zu. „Sie darf es nicht erfahren, ansonsten verarbeitet sie mich zu Hackfleisch.“ „Ich sag ja nichts“, versuchte Kudo irgendwie hervor zu bringen. „Und was willst du Kazuha erzählen, wenn wir am Rathaus sind? Oder willst du dich heimlich mit dem Absender des Briefes Treffen?“, wollte Shinichi wissen. „Vielleicht könnte Ran sie ablenken“, schlug der Detektiv vor. „Dann frag sie.“ „Was?“, Heiji sah erschrocken drein. „Ich…eh…ich hatte gehofft, du tust das“, kicherte er dann. „Ich habs geahnt“, murmelte Kudo. „Danke. Damit wären wir dann ja quitt.“ „Quitt?“, wollte Shinichi wissen. „Na, du schuldest mir was, dafür, dass ich dich so lange gedeckt hab“, entgegnete Heiji mit einem Grinsen. „Hattori!!“ „War nur ein Scherz. Nimm das doch nicht immer so ernst“, gab der Oberschüler von sich. „Das ist alles andere als lustig“, warf Shinichi ein. „Eh? Was geht da hinten vor?“, bemängelte Kazuha dann. „Ach nichts nichts…“, kam es sofort von Heiji. „Wirklich?“, fragte Kazuha nach. „Mach dir nicht so viel Sorgen“, fing Heiji an und ging ein wenig schneller. „Da vorne ist es, das Rathaus…“ ~~~ Na wie fandet ihrs? Jetzt muss ich hier mal eine kleine Ankündigung machen. Da ab nächster Woche irgendwas in der Art von Urlaub geplant ist, wird es nächsten Sonntag kein neues Kapitel geben. Ich hoffe, ihr könnt mir das verzeihen. Kapitel 5: Schnitzel mit Jagd ----------------------------- „Da wären wir“, nickte Heiji. Sie kamen zusammen endlich am Rathaus an. Der Fußweg war nicht weit, doch wenn man es genauer betrachtete, so kam man zu dem Schluss, dass dies sicherlich nicht der richtige Ort war für junge Erwachsene. Kaum einer kam her nur um seinen Bekannten einen Teil der Stadt zu zeigen. Das Rathaus war viel eher der letzte Ort, den man sich ansehen wollte. „Und was willst du den Beiden jetzt zeigen?“, wollte Kazuha leicht genervt von ihrem Freund wissen. Heiji verdrehte die Augen, was nicht unbemerkt blieb und dafür sorgte, dass er sich gleich einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf abholte. „Aua!“, gab der Junge von sich. „Sag mal spinnst du?“ „Du hast es doch verdient.“ „Das kann man auch freundlicher sagen“, warf das Mädchen ein. Mit ihrem Fuß tippte sie auf der Straße herum. Man konnte ihr ansehen, dass sie nicht erfreut war, hier zu sein. „Oh man“, seufzte der Osakaer. „Wenn es für dich so schlimm ist hier zu sein, dann geh doch mit Ran drüben ins Café. Ich zeig Kudo hier ein paar Kleinigkeiten, danach holen wir euch ab und du kannst dich wieder beruhigen“, fügte er hinzu. Aus seiner Jackentasche zog der Oberschüler seine Geldbörse heraus. Aus dieser entnahm er einige Yen-Scheine und drückte sie Kazuha in die Hand. „Das müsste reichen, kauft euch doch davon einen Eisbecher.“ Die Falte auf Kazuhas Stirn wurde immer größer und größer. Langsam reichte es dem Mädchen. „Heijiiiiii“, zischte die Langhaarige. Dabei ballte sie die Faust und musste von Ran festgehalten werden. Nicht, dass noch ein Unglück passierte. „Kazuha, jetzt beruhige dich“, warf Ran ein. Langsam wurde die Situation auch ein wenig peinlich. Aber selbst wenn, zuerst musste sie die Streithähne wieder in den Griff bekommen. „Also gut, Heiji“, fing Kazuha an. Sie griff nach dem Geld und steckte es weg. „wir warten eine halbe Stunde auf euch, wenn ihr dann nicht wieder da seid, werdet ihr mich kennen lernen“, drohte sie. „Jaja, mach dir keine Sorgen“, gab der Oberschüler von sich. Mit der linken Hand fuhr er sich über das Gesicht an die Haare. „Mit was hab ich sie nur verdient“, murmelte der Junge kopfschüttelnd. Manchmal, das musste er sagen, war sie eine richtige Nervensäge. Sie machte nie das, was sie machen sollte und brachte sich viel zu oft in Gefahr. Er selber durfte es, da er in solchen Situationen auf sich selber gestellt war, aber bei Kazuha mochte er es ganz und gar nicht. Auch hatte er manchmal das Gefühl, dass sie vergaß, dass sie doch Kampfsport ausübte. Schlimm wurde es immer dann, wenn sie beide zusammen in der Bredouille waren. Vor allem wurde es da interessant, da sie sich gegenseitig die Schuld daran gaben. Oh ja, mit Kazuha war es nie langweilig. Kurz schüttelte Heiji den Kopf. „Komm lass uns gehen, Kudo“, sprach er und zog den anderen Oberschüler zur Seite. „Ja doch. Zieh doch nicht so“, meinte Shinichi. Durch den ganzen Zug hatte er hin und wieder ein paar kleine Probleme gehabt, auf den Beinen stehen zu bleiben. „Nun hab dich nicht so“, seufzte Heiji. „Ich habs irgendwie mehr gemocht, als du noch ein Kind warst.“ Nun grinste der Oberschüler. „Da konnte man dich einfach hoch heben und mitnehmen.“ „Na vielen Dank, dass ich bei dir nur ein Gegenstand zum herumtragen bin.“ „Du bist doch selber Schuld dran, aber wenn ich es mir so vorstelle, hattest du schon ein leichteres Leben, Ran hat für dich gekocht, du musstest eigentlich nichts machen und hast ihr ‚Lovely Item‘ dargestellt“, kicherte Hattori. Shinichi hob die Augenbraue. „‘Lovely Item‘?“ Dabei musste Heiji nun lachen. Alleine wie Shinichi die zwei Wörter betonte. Den Oberschüler hielt jetzt nichts mehr. Und das Lachen wurde noch viel Schlimmer, als er bemerkte, wie Shinichi ihn ansah. Zwanghaft gab sich Heiji die Anweisung mit dem Lachen aufzuhören. Damit dies klappte, biss sich Heiji leicht auf die Unterlippe. „Deine Aufgabe als ‚Lovely Item‘ bestand darin einfach nur süß zu sein und natürlich was der Sinn eines Items ist, einen Besitzer zu haben. In deinem Fall war Ran der Besitzer und du hast sie dadurch niedlicher gemacht. Normalerweise werden ‚Lovely Items‘ nur dazu verwendet, damit die wirklich harten Jungs ein wenig sanfter aussehen“, erklärte er. „Aja“, murmelte Shinichi. „Sag mir nicht, du hast das bisher noch gar nicht bemerkt“, warf Hattori ein. Wenn er so darüber nachdachte, dann war es eigentlich nicht zu übersehen. „...“ „Nun guck doch nicht so. Es war doch wirklich eindeutig. Jedes Mal wenn ihr jemanden getroffen habt, kam doch sicher ein ‚Och der ist aber niedlich‘ oder so etwas in der Art“, erklärte der Oberschüler. „Und hab ich Recht?“ „Unglücklicherweise schon“, seufzte Kudo. Bei den jüngeren Mitmenschen ging es ja noch, aber die ganzen älteren Personen…vor allem aber Großmütter. Das die auch sofort an den Wangen ziehen mussten und gar nicht genug von dem kleinen Racker bekamen. Eine Horrorvorstellung. Shinichi schüttelte den Kopf. „Genug jetzt davon“, meinte er. „Wie du willst“, nickte Heiji. „Also wir sind jetzt hier, wohin geht’s weiter?“ „Wir müssen nach hinten zu dem Schalter“, entgegnete Heiji. „Und woher weißt du das?“ „Es steht auf dem Zettel“, gab Heiji von sich. Skeptisch blickte Shinichi zu dem Jungen. Gelesen hatte er es nicht. „Hast du mir einen Teil auf dem Zettel nicht gezeigt?“, wollte Kudo wissen. Heiji schüttelte den Kopf. „Du hast den ganzen Zettel zu Gesicht bekommen“, sprach der Oberschüler und holte den, nun zerknüllten Zettel, aus seiner Hosentasche heraus. „Hmmm“, murmelte Shinichi und sah sich das Stückchen Papier ein wenig genauer an. Wieder las er nichts von einem Treffen. Aber Shinichi wäre nicht Shinichi, wenn er es nicht heraus bekäme. „Und?“ „Ich ahne es“, meinte Kudo. Er setzte ein Grinsen auf, das versprach, dass er die Wahrheit kannte. Kurz darauf hielt Shinichi das Papierstück an die Sonne. Und dort erblickte er die versteckte Schrift. Heiji nickte. „Ich geb zu, darauf kommt man im ersten Moment nicht“, sprach der Junge. „Sieht sehr danach aus. Jetzt versteh ich auch, was die Person mit erstem Hinweis meinte“, murmelte Kudo. „Genau. Ich hab auch erst gewartet bis der Hinweis kam. Und wir standen auch lange genug an der glichen Stelle. Aber rein gar nichts passierte. Und als du dann nach dem Zettel fragtest, hab ich es durch Zufall gesehen“, erklärte Heiji. „Also fassen wir mal zusammen. Irgendjemand möchte, dass du bei einer Schnitzeljagd mitmachst. Unser einziger Anhaltspunkt ist der Rathaus beziehungsweise der Schalter mit der Nummer ‚XVI‘. Richtig?“ „Richtig“, stimmte Hattori zu. „Wenn du mich fragst, ist es entweder ein Spinner, der dich nur verarschen will oder s geht wirklich um was Ernstes“, warf Shinichi ein. „Beides ist für mich sehr unlogisch. Egal wer die Person ist, die dahinter steckt, irgendwas will sie uns doch damit sagen“, murmelte Heiji. „Es muss was sein, was die Polizei nicht erfahren soll, noch nicht“, fügte er hinzu. „Egal was es ist, wir sollten vorsichtig sein“, gab Kudo von sich. Heiji nickte. „Glaubst du, deine Freunde von der Organisation stecken dahinter?“ „Bitte was? Freunde?!“, Shinichis Gesicht verzog sich dabei leicht. „Sie waren es nicht. Ihre Handschrift ist blutiger“, fügte Shinichi hinzu. „Oh man“, seufzte Hattori. „Es stimmt was ich über dich dachte. Immer wenn du auftauchst, kommen die Fälle angeflogen. Du bist ein Magnet und bringst einem nur Pech.“ „Na vielen Dank auch. Das Kompliment kann ich auch gerne zurück geben“, säuselte Shinichi. „Ich bitte dich. So viele Fälle hab ich dir nie nach Tokyo geschleppt. Aber immer wenn du da bist, sammeln sie sich.“ Dabei musste Heiji grinsen. „Wenigstens wird es so nicht langweilig, wenn du hier bist.“ „Wenn du das sagst, dann muss es ja stimmen“, gab Kudo dann von sich. „Jetzt sag mir nicht, dass du beleidigt bist“, warf Heiji ein. „Wir haben einen Fall zu lösen und wenn du nichts machst, dann wird ich ihn vor dir lösen“, grinste der Oberschüler weiter. Heiji wusste eben genau was er machen musste, damit Shinichi ihm nicht böse war und damit er sich auf den Fall einließ. Wobei es auch andersherum geklappt hätte. Beide waren sich viel zu ähnlich. „Kann ich ihnen helfen?“, wollte die junge Dame am Schalter von den beiden Jungs wissen. „Ja, denke schon“, fing Heiji nickend an. So richtig hatte er sich aber keine Gedanken darüber gemacht, wie er hier was finden sollte. „Ich bin Heiji Hattori…“, gab der Junge dann von sich. „Schön, dass Sie da sind. Ich hab hier etwas für Sie“, unterbrach die Frau. „Sie haben was für mich?“, ein wenig erstaunt blickte Heiji zu Shinichi, der einfach nur nickte. „Einen Moment bitte“, sprach sie. Dann stand die Frau auf und ging zu einem Safe, der hinten stand. Mit der richtigen Tastenkombination öffnete sie diesen und zog einen Brief heraus. Wieder bei Heiji und Shinichi zurück, händigte sie ihnen den Brief aus. „Und von wem ist der?“ „Das weiß ich auch nicht. Ich hab nur den Auftrag den Brief zu übergeben, wenn Sie hier sind“, entgegnete die junge Frau. „Meinen Sie, dass ihr Boss weiß von wem der Brief ist?“, wollte Shinichi wissen. „Nein, ich denke nicht. Der Brief lag heute Morgen auf meinem Tisch mit der Notiz ‚an Heiji Hattori‘. Mehr weiß ich darüber leider auch nicht.“ „Okay, danke sehr“, gab Heiji von sich. Zusammen mit Shinichi trat er ein wenig abseits und öffnete den Brief. „Hmm, und jetzt?“, murmelte Shinichi, während Heiji seufzte. „Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen zum Hafen“, sprach der Oberschüler. „Das wird Kazuha aber nicht wirklich freuen“, warf Kudo ein. „Damit muss ich rechnen“, nickte der Osakaer. Aber es war erstmals egal. Zuerst war wichtig, dass sie sich am Hafen umsahen. Vom Hafen ging es dann zum Osakaer Theater und von dort zum Hauptbahnhof. Langsam zermürbte es die beiden Jungs, vor allem aber da sie auch die beiden Mädchen im Hinterkopf hatten. Nun hatten sie beide mehr als eine Stunde warten lassen. Seufzend schaute Shinichi auf den letzten Zettel. „Wir sollen jetzt also wieder zurück zum Rathaus?“ „Scheint so“, hüstelte der Oberschüler. „Dann ruf ich jetzt mal Kazuha an und sag ihr Bescheid, dass wir bald wieder bei ihnen sind.“ „Na, die wird sich freuen“, sprach Kudo darauf. „Ich weiß, ich kann sie jetzt schon hören.“ Kapitel 6: In Deckung --------------------- „Also wollen wir mal“, murmelte Heiji. Aus seiner Hosentasche zog er daraufhin sein Handy heraus. Mit einem leicht mulmigen Gefühl wählte er die Nummer seiner Freundin. In seinem Kopf spielte sich schon das Szenario ab, wie Kazuha reagieren konnte. Es konnte eigentlich nicht schlimmer kommen…eigentlich. „Schön, dass du dich auch mal wieder meldest“, keifte Kazuha auch schon los. Das Mädchen war mehr als erfreut darüber, aber was sollte sie tun? „Du hast gesagt, in einer halben Stunde seid ihr wieder da und was ist jetzt? Wo seid ihr?“ „Kannst du dich mal wieder beruhigen. So schlimm ist das doch auch nicht“, fing er an. „Nicht schlimm? Nicht schlimm? Ich glaub, ich hör nicht richtig. Und ob es schlimm ist. Immer wieder lässt du mich einfach so stehen. Und am Ende tust du so, als wäre alles in Ordnung. Aber so ist es nicht. Du kannst mich nicht immer einfach so alleine lassen, wenn wir verabredete sind“, warf das Mädchen ein. Es war klar, dass sie mir die alten Geschichten wieder vorwirft, dachte sich der Oberschüler. Heiji seufzte leicht und hielt sich das Handy ein wenig weiter weg vom Ohr. „Ist ja schon gut. Ich wird mich nachher genügend oft bei dir entschuldigen, aber sei jetzt nicht sauer.“ Kazuha seufzte. „Wie lange noch?“, wollte sie wissen. „Nicht mehr lange. Wir sind bald bei euch“, damit legte Heiji auf. Sein Blick blieb an Shinichi haften. „Man hat es nie leicht mit ihr“, murmelte er leise. „Irgendwoher kommt mir so was bekannt vor“, gab Kudo von sich. Er musste leicht schmunzeln. Zu Beginn war es mit Ran auch so. Immer wieder regte sich das Mädchen darüber auf, dass Shinichi weg musste. Doch seitdem sie wusste, dass er Conan war, veränderte sich Ran. Das Mädchen war zwar immer noch besorgt um ihren Freund, hatte aber gelernt damit umzugehen. Sie war nicht mehr wütend, wenn er länger weg blieb, aber das lag an ihrem Versprechen. Shinichi musste nun jedes Mal Bescheid geben, wenn er längerfristig in zu Hause war, oder aber wenn wieder was passierte, wie geschrumpft zu werden. Seit dieser ganzen Geschichte lief es wirklich sehr viel besser zwischen den Beiden. „Ist Ran auch so?“, wollte er wissen. „Früher ja, nach meinem Verschwinden war sie nur noch besorgt und hin und wieder auch total wütend auf mich, wenn ich mich zu lange nicht mehr gemeldet hab. Manchmal war sie auch wütend, wenn ich da war und wieder weg musste.“ Der Oberschüler seufzte kurz. „Aber wir haben es hinbekommen. Jetzt wo sie weiß, was passiert ist, ist sie viel ruhiger. Ich muss ihr zwar immer mal wieder mitteilen, wenn ich lange weg bin, aber das kann man verschmerzen“, fügte er an. „Na toll. Soll ich mich jetzt auch schrumpfen lassen nur damit sich Kazuha sorgen mach? Das ist doch Irrsinn.“ „Ich hab auch nie behauptet, dass dir das gleiche wiederfahren sollte wie mir. Es hat nur vieles zwischen Ran und mir einfacher gemacht“, warf Kudo ein. „Habs ja schon verstanden“, murmelte Heiji. „Das Problem dabei ist, ich habe nichts worüber ich mi Kazuha reden kann. Sie weiß so gut wie alles von mir, da gibt es kein Geheimnis, welches gelüftet werden muss.“ „Dann musst du versuchen eine andere Lösung für das Problem zu finden. Wenn du mich fragst, ist es das Beste, ehrlich zu ihr zu sein. Sag ihr doch einfach, dass du jetzt einen Fall hast, vielleicht versteht sie es sogar“, engegnete Shinichi. „Dir ist aber klar, dass wir hier von Kazuha sprechen, ja?“, wollte Heiji wissen. „Natürlich“, nickte der andere Oberschüler. „Naja vielleicht sollte ich es mal versuchen. Was kann sie schon tun außer mir den Kopf abzureißen“, murmelte Hattori. „Gute Einstellung“, schmunzelte Shinichi dabei leicht. „Kazuha! Kazuha jetzt beruhige dich doch“, bat Heiji. Das sie gleich so laut werden würde, damit hatte er selber nicht gerechnet. Es war logisch, eine normale Handlung von dem Mädchen und doch wünschte sich der Oberschüler, dass sie nicht gleich so ausrastete. „Ich soll mich beruhigen? Ich soll mich tatsächlich beruhigen? Wie kommst du nur darauf? Du hast uns so lange hier warten lassen, dabei wolltet ihr gleich wieder bei uns sein. Und was war? Du fandest es lustig mit Kudo wieder zu verschwinden“, brachte Kazuha heraus. „Ich wusste, dass das kommt“, murmelte Hattori leise. „Super, und was hast du jetzt vor zu tun?“, wollte das Mädchen wissen. Wieder seufzte Heiji. Super. Wirklich super. „Ich hab da so einen Fall“, fing der Detektiv an. „Vom Zettel?“ „Eh? Aber woher…“ „Heiji, ich kenn dich jetzt schon lange genug. Das solltest du doch langsam wissen“, meinte Kazuha. „Und ich bin nicht blöd. Ich hab gesehen, dass du länger auf den Zettel gestarrt hast. Und nachdem du uns einfach so sitzen liest, hab ich kombiniert, dass es ein Fall ist“, fügte sie an. „Wow, Kazuha, das hätte ich dir nicht zugetraut“, kam es erstaunt von Heiji. „Was soll das jetzt schon wieder heißen?“, wollte das Mädchen wissen und zog Heiji an der Wange. „Au! Das tut weh, dass du auch immer so grob sein musst“, murrte der Oberschüler. „Habt ihr denn schon was heraus gefunden?“, kam es dann fragend von Ran. „Du weißt auch davon?“ „Kazuha hat mir ihren Verdacht erzählt. Und wenn man daran denkt, was ihr sonst immer gemacht habt, wenn wir mal alle zusammen waren, war ein neuer Fall das logischste“, erklärte das Mädchen. „Also wie weit seid ihr gekommen?“, fragte Kazuha im Anschluss. „Naja nicht wirklich soweit“, seufzte Heiji. „Zuerst waren wir am Rathaus, danach mussten wir noch zum Theater, zum Hafen und wieder zurück zum Rathaus“, erklärte der Junge. „Eigentlich ist es nur ein lautes hin und her. Wir dachten am Rathaus gäbe es eine neue Nachricht für uns, aber es kam rein gar nichts. Wir standen um die zehn Minuten dort.“ „Und wie war es sonst?“, wollte Kazuha wissen. „Naja auf dem ersten Zettel stand wo wir den Zettel am Rathaus abholen sollten. Als wir dann beim Hafen waren, fanden wir auch schon direkt den nächsten Hinweis. Und so ging es die ganze Zeit über weiter“, erzählte Hattori. „Ihr habt auch wirklich lange genug am Rathaus gewartet?“, kam es dann wieder von Ran. „ Natürlich“, nickte Shinichi. „Aber die ganze Zeit über kam nichts. Während Heiji am Platz wartete, bin ich überall rumgegangen. Nichts, wirklich nichts.“ „Vielleicht hat der ‚Auftraggeber‘ nicht damit gerechnet, das ihr zwei wieder so schnell am Rathaus seid und hat noch nichts vorbereitet“, gab Kazuha schließlich von sich. „Das glaub ich weniger. Es schien wirklich so zu sein, dass die Zettel alle vorher verteilt worden wären. Deswegen wurde es auch so merkwürdig, dass der nächste nicht dort war“, warf Shinichi ein. „Und deswegen seid ihr einfach so gegangen?“ „Teilweise“, nickte Heiji. „Wir dachten uns, wir gehen jetzt erstmals zu euch zurück und ehe wir uns auf den weiteren Weg machen, schauen wir noch einmal am Rathaus vorbei. Vielleicht ist dort ja die nächste Nachricht“, fügte der Junge ein. „Wir dachten uns einfach, dass wir so dem ‚Auftraggeber‘ noch ein wenig mehr Zeit geben, für den Fall das er den nächsten Zettel noch nicht vorbereitet hatte“, stimmte Shinichi hinzu. „Wieso hab ich nur geahnt, dass das von euch kommt“, murmelte Kazuha. „Du kennst mich eben nur zu gut“, grinste Heiji und legte seinen Arm um das Mädchen. „Und jetzt zieh nicht so ein Gesicht und lass uns gehen.“ „Also hier solltet ihr her kommen?“, fragte Kazuha. „Ja, genau an die Stelle. Und zwar dann wenn der Schatten die Fläche bedeckt. Das tut es immer noch und bislang gab es keinen weiteren Hinweis“, seufzte Heiji, während sich Shinichi in der Zwischenzeit umsah. „Denkt ihr, es ist möglich, dass euch jemand einfach nur an der Nase entlang führen wollte?“, kam es fragend von Ran. „Es wäre zumindest nicht auszuschließen. Aber trotzdem frage ich mich, wer das mach. Und vor allem warum diese Person mich direkt anschrieb. Es kann auch kein Kinderspiel sein, da die Hinweise nicht sofort zu erkennen waren. Der erste Zettel enthielt den Hinweis, wenn man ihn gegen das Sonnenlicht hielt. Auf so eine Idee kann nur jemand kommen, dem es wichtig ist“, erklärte der Osakaer. „Und wie lange wollen wir hier jetzt rumstehen?“, kam es von Kazuha. „Ich dachte mir, wir warten noch eine Viertelstunde. Und dann sehen wir weiter. Eigentlich müsste es nun genügend Zeit gewesen sein. Wir waren bei euch im Café, hatten dort die hitzige Diskussion und sind jetzt hier. Das müsste von der Zeit her genügen“, gab Heiji von sich. „Also gut“, murmelte Kazuha. Sie ging ein wenig umher und blieb dann an einer Wand stehen. Seufzend lehnte sich Kazuha gegen diese. „Was hast du?“, wollte Ran von ihr wissen. „Naja es ist nichts. Es macht mich nur ein wenig traurig, dass bei unseren Treffen immer wieder etwas dazwischen kommt. Ich weiß ja, dass es Heijis ‚Beruf‘ ist, aber muss es immer sein? Ich hab mich schon so auf die freien Tage mit euch gefreut und dann kriegt er wieder einen Auftrag“, erzählte das Mädchen. „Ich weiß, wie es dir geht. So geht es mir auch manchmal mit Shinichi. Aber ich denke, wir können unsere beiden Jungs nur so gut wie es geht, unterstützen und müssen damit leben. Keiner von uns kann ihnen verbieten es zu tun. Es ist genau das, was sie ausmacht. Und ich wüsste nicht, wie es Shinichi geht, wenn er mal keinen Fall lösen kann“, sprach Ran. Kazuha kicherte leicht. „So geht’s mir auch mit Heiji. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was Heiji machen würde, wenn er keine Fälle lösen könnte. Oh man, wir haben es echt nicht leicht mit den Beiden.“ „Da müssen wir durch. Und wer weiß, vielleicht ändern sie sich ja noch irgendwann.“ „Oder es wird mit den Beiden noch viel schlimmer“, entgegnete Kazuha. Dabei mussten nun beide Mädchen anfangen zu lachen. Doch dieses Lachen wurde von einem großen Knall unterbrochen… Kapitel 7: Verdacht ------------------- „Was war das?“, wisperte Ran erschrocken. Dem Mädchen kam es so vor, als hätte die Erde gerade zu Beben begonnen. Sie schluckte leicht, ahnte es doch schon. „Shinichi“, murmelte die Langhaarige daraufhin. „Hat sich angehört wie eine…“, schluckte Kazuha. Sie schaute sich um. Es war so nah und doch so fern, zumindest zeigte das Rathaus keine Spuren einer Explosion. „Wo ist Shinichi?“, kam es sofort schreckhaft von Ran. Ihr Blick blieb kurz bei Kazuha haften, die auch keine Ahnung hatte, danach versuchte sie die Umgebung abzusuchen. Und schon aus der Ferne erblickte sie die Beiden. „Da“, wies Ran hin. Nachdem der Knall erfolgte, machten sich Heiji und Shinichi sofort auf den Weg zum Umglücksort. Es dauerte nicht sehr lange, da entdeckten die beiden Jungs das Flammenmeer. „Wir müssen die Feuerwehr informieren“, kam es rufend von Heiji. Am liebsten hätte er jetzt die Arme vor dem Gesicht verschränkt und darüber nachgedacht, wie dieses Unglück passierte, doch dafür war keine Zeit. Ohne hastige Handlungen konnten Menschen, die sich in der Tankstelle befanden, sterben. „Ran, ruf einen Krankenwagen, die Feuerwehr und die Polizei“, kam es dann von Shinichi. Sobald er sich umsah, hatte er das Mädchen und Kazuha gesehen. Aus dem Grund übergab er ihnen die Aufgabe und folgte Heiji in die Flammen. „Shinichi“, brachte Ran heraus. Sie schluckte. Würde jetzt was passieren? Würde sie ihren Shinichi möglicherweise in dem flammenden Gebäude verlieren? Ehe das Mädchen nun auch rein laufen konnte, wurde sie von Kazuha am Arm festgehalten. „Du darfst da auch nicht rein“, sprach das Mädchen. „Aber Shinichi ist da drin“, murmelte sie. „Ich weiß. Und Heiji ist auch drin. Aber wir müssen das tun, was die Jungs uns sagen“, warf Kazuha ein. „Aber…“, gab Ran leise von sich. „Nein Ran“, schüttelte Kazuha den Kopf. „Wir müssen warten. Das letzte Mal wo ich Heiji gefolgt bin, wäre ich fast drauf gegangen und das nicht nur einmal. Ich will jetzt doch auch nichts lieber, als den Beiden nach laufen, aber es ist zu gefährlich für uns“, entgegnete das Mädchen. Einige Minuten später kamen Shinichi und Heiji aus der Tankstelle heraus. Beide hielten sich ihren Ärmel der Jacke vor die Nase und den Mund, außerdem war ihr Gesicht leicht schwarz vom Ruß befleck. „Da drin ist keiner mehr…zumindest kein Lebender“, meinte Heiji. Mittlerweile waren Polizei, Feuerwehr und auch ein Krankenwagen eingetroffen. Sowohl Shinichi als auch Heiji mussten husten, winkten aber ab und meinten, dass es ihnen gut ging. „Was zum…warum mischt du dich immer wieder in Dinge ein, die dich nichts angehen?“, wollte Heizo Hattori von seinem Sohn wissen. Der Polizist sah seinen Sohn streng und mürrisch an. „Aber Vater, ich konnte doch nicht einfach nur daneben stehen“, warf Heiji ein. „Du hättest die Polizei verständigen sollen und dich zurück halten“, konterte der Ältere. „Aber aber, du weißt doch wie dein Sohn ist“, mischte sich nun der Vater von Kazuha ein. „Er kann gar nicht anders. Das ist dein Blut, er hat genau so einen Dickkopf wie du, Heizo.“ „Jetzt nimm ihn doch nicht in Schutz“, schüttelte Heizo seinen Kopf und blickte zu Toyama. „Ich mein ja nur, er ist wie du. Du wärst auch einfach so da rein gelaufen, wenn du in seinem Alter wärst.“ „Mag sein, aber er soll seinem Vater nicht widersprechen“, sagte Heizo im Anschluss und sah wieder auf Heiji, welcher nun anfing zu grinsen. „Was wird das?“ „Eh…nichts, verzeih, Vater“, gab der Oberschüler kleinlaut von sich. „Du hast gesagt, da drinnen ist keiner?“, meinte Kazuhas Vater anschließend um wieder auf das Hauptproblem zurück zu kommen. Heiji nickte. „Wir haben zumindest keine Menschen gefunden. Kudo und ich, wir konnten nicht ganz rein gehen, aber selbst auf unser Rufen gab es keine Reaktion. Entweder ist die Person, die drinnen war, gestorben, oder es war keiner drinnen.“ „Denkst du, es ist Versicherungsbetrug und nur eine Lappalie?“ „Eine Lappalie? Vater wie kannst du das sagen?“, wollte Heiji wissen. „Du weißt wie ich das meine, ihr habt das Morddezernat herkommen lassen, für uns sind solche Sachen nur Kleinigkeiten“, gab der Ältere von sich. „Das ist wieder mal so was von typisch“, murmelte Heiji leise. Er seufzte auf und blickte anschließend in die strengen Augen seines Vaters. „Eh…“, wisperte er dann leise und schluckte leicht. Der Blick war nicht gerade freundlich. „Ich seh mir mal die weiteren Ermittlungen an“, entgegnete Heizo im Anschluss. „Gut, tu das“, nickte der junge Hattori. Sein Blick ging wieder zu Shinichi. „Mein Vater wie er leibt und lebt“, seufzte er. „Das merkt man“, nickte Kudo. Sein Blick hingegen war auf den heraus kommenden Polizisten gerichtet. „Hmm? Was ist da los?“, wollte er dann wissen. „Was meinst du?“, kam es von Heiji, ehe er im Anschluss die Stirn runzelte. „Sieht nicht gut aus.“ „Ich hab ein ungutes Gefühl.“ „So geht’s mir auch.“ „Meinst du, dass hat irgendwas mit unserem ‚Auftrag‘ zu tun?“ „Wäre möglich, aber ich würde mir gerade wünschen, dass es nicht so ist“, seufzte Hattori. „Wenn wir hier noch weiter ermitteln, wird mich Kazuha umbringen, sobald ihr wieder nach Hause fahrt.“ „Erst wenn wir fahren? Nicht schon eher?“ „Haha! Lass uns schauen gehen“, meinte Heiji und machte sich im Anschluss auch schon auf den Weg seinem Vater hinterher zu gehen. „Was ist los?“ „Beim Brand wurde eine Wand zerstört. Hinter dieser befand sich wohl ein kleines Zimmer. So und jetzt dürft ihr raten, was dort gefunden wurde“, erklärte Heizo. „Ich ahne es schon. Eine Leiche“, gab Heiji von sich. Dabei erntete er das Nicken seines Vaters. „Es war eindeutig Mord, das Zimmer schien vor der Tat verschleiert worden zu sein.“ „Hmmm…“, murmelte Heiji leise. „Wir haben einige Zeit vorher einen neuen Auftrag bekommen. Es war wie eine Art Schnitzeljagd. Unsere Spuren führten uns zurück zum Rathaus. Nach langem Warten hörten wir dann hier den Knall. Möglicherweise könnte es im Zusammenhang stehen.“ „Wer war der Auftraggeber?“, wollte Heizo wissen. „Das ist gerade das Merkwürdige. Den ersten Zettel fanden wir nur durch Zufall und von da an, gab es Hinweise, wo es weiter geht. Die Personen, die uns die weiteren Briefe übergaben, sagten alle aus, dass sie diese am Morgen liegen hatten und mit dem Hinweis sie mir zu geben.“ „Und auf so was schwachsinniges lässt du dich ein?“ „Hätte ich es denn ignorieren sollen? Vielleicht war der Mord geplant und jemand wollte, dass ich ihn verhinder. Wie hättest du denn gehandelt?“, wollte Heiji wissen. „Jedenfalls nicht so unbedacht wie du“, gab sein Vater zurück. „Ich bitte dich, du hättest doch auch das getan, was ich getan hab. Vielleicht wären wir ohne die ganzen Briefe nicht hier.“ „Du bist blauäugig“, schüttelte der Kommissar den Kopf. „Hast du die Briefe wenigstens aufbewahrt?“ „Aber natürlich. Du glaubst doch nicht, dass ich die weg werfe? Für wie unfähig hältst du mich, Vater?“ „Es war lediglich nur eine Frage“, meinte der Angesprochene. Heizo nahm die Briefe entgegen, die er von Heiji in die Hand gedrückt bekam. „Hmmm“, gab er dann nachdenklich von sich und suchte die jeweiligen Hinweise zum nächsten Ort. „Wenn die Hinweise verschleiert wurden, wäre es möglich, dass auch der Name des Auftraggebers verschleiert ist.“ „Das kann nicht sein. Wir haben danach auch schon geschaut. Mehr steht nicht drauf“, seufzte Heiji. „Das muss nichts heißen. Wir haben im Labor neuere Techniken um weitere Schrift zu erkennen. Und wenn es das nicht ist, haben wir noch die Möglichkeit einen Schriftvergleich zu machen und zu hoffen, dass die Schrift in der Datenbank gespeichert ist. In außergewöhnlichen Fällen reicht es auch, dass Papier nach seiner Beschaffenheit zu überprüfen, um dadurch seinen Ursprung zu erfahren“, erklärte der Ältere. „Damit könnten wir den Bereich klar eingrenzen“, murmelte Heiji. „Außer wenn es das Standardpapier ist.“ „Wir werden sehen. Toyama! Lass die Briefe ins Labor bringen und mach ihnen Dampf.“ In der Zwischenzeit machten sich Shinichi, Heiji, Kazuha und Ran auf die Suche nach möglichen Zeugen. Es hatte sich bereits eine Menschenmasse am Ort des Geschehens eingefunden. Als wäre das Ganze hier nicht schon schlimm genug, so kamen alle hier her, als würde irgendwas kostenlos verteilt werden. Aber wie sagte man doch so schön, der Täter kommt zum Ort des Geschehens zurück. Sie mussten einfach nur suchen und auf ihr Glück hoffen, wichtige Beweise zu finden. Und meistens taten sie dies ja auch. Nach nicht allzu langer Zeit fanden sich auch einige Zeugen, die sahen, wie die Tankstelle anfing Feuer zu fangen. Auf die Frage, warum sie nichts unternahmen um Hilfe zu leisten, kam immer wieder die gleiche Antwort: Eine in feuerstehende Tankstelle kann mittels Benzin in die Luft fliegen. Es war logisch, dass sich keiner der Anwesenden in Gefahr bringen wollte. Doch dann geschah was Merkwürdiges. Einer der Zeugen konnte sich daran erinnern, dass die Tankstelle wegen neuer Übernahme und Renovierungsarbeiten geschlossen war. Folglich konnte sich gar kein Benzin an diesem Ort befinden. Und laut weiterer Aussagen wusste die ganze Umgebung darüber Bescheid. „Komisch“, murmelte Shinichi. „Dann haben wir unsere drei Verdächtigen“, wisperte Heiji. Und da standen sie, ein wenig abseits nebeneinander. Ryou Ikema, Shinda Mykagi und Kairi Hinato. Sie alle machten sich verdächtig und wussten angeblich nichts. Shinichi nickte und warf den Dreien einen Blick zu. „Einer von ihnen war es.“ „He! Was soll das hier? Ihr könnt nicht einfach behaupten, dass einer von uns es war. Wir waren alle nur zufällig hier“, warf Shinda ein. Der breitgebaute Mann rümpfte die Nase. „Wir können es zumindest noch nicht ausschließen. Fakt ist, Sie alle wohnen hier in der Nähe und wollen angeblich nicht gewusst haben, dass es an der Tankstelle kein Benzin gibt. Finden Sie das auch nicht merkwürdig?“, wollte Heiji wissen. „Das hat bei mir nichts zu bedeuten. Ich war bis vorgestern in Hokkaido und lass mir sicher dort nicht Bescheid geben, dass hier die Tankstelle gerade dicht ist“, warf Kairi ein. „Nun denn, dann haben Sie sicherlich nichts zu befürchten, wenn wir das nachprüfen lassen. Es tut mir Leid, dass sagen zu müssen, aber keiner von Ihnen hat zu der Tatzeit ein Alibi, da sie hier waren“, entgegnete Shinichi. „Wie auch. Wir waren alle hier und haben uns gegenseitig gesehen. Aber das zählt hier ja nicht“, knurrte Ryou. „Sie müssen die Sache schon uns überlassen. Und vergessen Sie nicht, Sie waren nicht gleichzeitig hier und sahen das Feuer auch nicht von einem Platz. Sie sahen sich erst dann, als Sie näher kamen“, sagte Shinichi. „Das sind doch alles nur Hirngespinste“, warf Shinda ein. „Das macht ihr doch nur, weil ihr sonst keine Täter haben würdet“, fügte er sauer ein. „Nein! Das machen wir, weil wir schon Erfahrungen damit gesammelt haben“, sprach Heiji. „Ach Unsinn. Wie alt seid ihr schon.“ „Das hat rein gar nichts mit dem Alter zu tun. Sie können gerne meinen Vater fragen, der wird Ihnen versichern, dass ich weiß, was ich tu.“ Kapitel 8: Trockeneis --------------------- „Und hast du schon einen Verdacht?“, wollte Shinichi von Heiji wissen. „Nicht wirklich“, seufzte der Oberschüler. „Alle drei kommen in Frage, auch wenn dieser Kairi im Urlaub war, ist das kein Freifahrtsschein, das er es nicht doch war.“ „Seh ich auch so. In der Zwischenzeit hätte er sich die ganzen Informationen holen können“, gab Kudo von sich. „Gut, denken wir mal nach. Welche Motive hätten unsere Verdächtigen?“ „Bisher haben wir noch keins. Aber wir wissen, dass dieser Shinda vor zwei Jahren für ein halbes Jahr wegen Körperverletzung ins Gefängnis musste. Ryou Ikema wurde bisher nur auffällig was Strafzettel angeht und der Dritte hat bisher noch keine Auffälligkeiten“, erzählte Shinichi. „Laut Angaben, die bei der Polizei gemacht wurden, ist Shinda momentan in einer kleinen Bäckerei tätig, Ryou in einem Autogeschäft und Kairi arbeitet als Sekräter für einen Professor der Naturissenschaften.“ „Also zwei mi kriminellem Ansatz und einer der harmlos ist“, murmelte Heiji. „Das muss aber nichts bedeuten.“ Shinichi nickte. Der Oberschüler seufzte leicht. Der Fall forderte seine gesamte Aufmerksamkeit und es war kein gewöhnlicher Fall. Es schien, als hätte keiner der Verdächtigen auch nur irgendwas mit der Tankstelle zu tun. „Wissen wir bereits, wer der Tote ist?“ „Nein, aber ich glaub mein Vater hat gerade die Info bekommen“, gab Heiji von sich. „Ich bin mal kurz fragen“, fügte der Junge hinzu und ging zu Heizo. Zuerst wurde er angemeckert, dass er sich wieder in die Polizeiarbeit einmischte, erfuhr dann aber den Namen. Mit diesem Wissen trat er zurück zu Shinichi. „Bei dem Toten handelt es sich um Taichi Yagisawa. Meinem Vater ist noch heraus gerutscht, dass diesem Taichi die Tankstelle gehören sollte.“ „Das macht die ganze Sache kompliziert. Wenn wir davon ausgehen, dass der Täter wusste, wo sich Taichi Yagisawa befand, muss er irgendwie mit diesem vorher in Verbindung gestanden haben“, entgegnete Shinichi. „Das ist aber noch nicht alles“, warf Heiji ein. „Der Besitzer schien in finanziellen Schwierigkeiten zu stecken. Und für uns die wichtigste Information. Die Sprinkleranlage wurde vor einigen Tagen getestet. Sie funktioniert einwandfrei. Die Polizisten haben es vorhin getestet.“ „Langsam wird dieser Fall merkwürdig. Wenn die Sprinkleranlage ging, warum hat sie das Feuer nicht gelöscht?“ „Vielleicht war es ja Versicherungsbetrug, der anschließend Böse endete“, gab Heiji von sich. „Oder jemand will es als Betrug darstellen lassen“, kam von Shinichi. „Wir sollten im Hinterkopf behalten, dass es keinen Anhaltspunkt dafür gab, dass die Anlage manipuliert war“, fügte Heiji hinzu. Kudo nickte. „Wir sollten den Tatort noch einmal untersuchen“, gab er dann von sich. „Du glaubst das bringt was? Wir haben uns schon vorhin alles angeschaut und selbst mein Vater.“ „Dann schauen wir uns die Umgebung an. Manche Täter sind unachtsam und fühlen sich außerhalb in Sicherheit“, warf Kudo ein. Nun nickte auch Heiji und machte sich mit Shinichi auf den Weg sich die Umgebung anzuschauen. Nach einer Weile fanden sie auch was. „Merkwürdig“, murmelte Heiji und trat auf die Stelle hin. Der Oberschüler kniete sich hin und betastete die Erde. „Frisch.“ „Hmmm?“, gab Shinichi von sich. Auch er kniete sich dann dort hin und legte die Hand auf die Erde. „Wie ich das sehe, hat der Täter einen Beweis vergraben“, ein leichtes Grinsen setzte sich auf das Gesicht von Shinichi. „Wenn das so ist, werden wir ihn bald haben“, nickte Hattori. Sofort stand er wieder auf und lief zu den Polizisten hin. Dort forderte er eine Schaufel an, die er nach kurzer Wartezeit bekam. Sobald Heizo zu ihm kam und wissen wollte, was los war, lief Heiji wieder zurück. Der Oberschüler machte sich sofort daran die Stelle zu begraben. Nach einer Weile hörte er auf. „Da ist was“, sprach er. Die letzten Stücke Erde grub Shinichi mit seinen Händen zur Seite. Als er den Lappen sah, machte es bei ihm Klick. „Da haben wir Beweisstück A“, sprach er, während einer der dazu kommenden Polizisten dieses mit den Handschuhen einsammelte. „Es liegt über einer Leitung“, murmelte Heiji. „Dann müssen wir jetzt nur wissen, über welche“, Shinichi blickte dabei zu Heiji. „Ich denke, wir wissen Beide zu welcher Leitung die Röhre gehört“, fügte er hinzu. Heiji nickte. „Die Sprinkleranlage.“ „So war das also“, murmelte Kudo. „Welche Materialien kennen wir alles, die Wasser gefrieren lassen können und das über einen längeren Zeitraum?“, wollte der Oberschüler wissen. Es war nur eine theoretische Frage, da er selber bereits auf die Antwort kam. „Eis und flüssiger Stickstoff sind die gängigsten Mittel. Pures Eis würde wenig bringen. Es könnte die Leitung nicht so schnell herunter kühlen, dass sie gefriert. Flüssiger Stickstoff wäre da eine bessere Variante, aber auch hier gibt es Probleme mit der Handhabung. Um flüssigen Stickstoff zu transportieren wäre ein besonderes Gefäß nötig. Dies ist allerdings nicht hier zu finden. Um es damit zu schaffen, müsste der Täter die Stelle erneut umgraben und würde dann das Gefäß bei sich tragen. Dies war aber nicht der Fall. Die dritte Möglichkeit ist wieder Eis. Aber kein geringeres als Trockeneis“, fügte der Oberschüler hinzu. „Sag mal Shinichi“, begann nun Ran, die zusammen mit Kazuha jedes Wort der beiden Jungs lausche. „Was ist dieses Trockeneis eigentlich genau und warum kommt es in Frage?“, wollte sie wissen. „Trockeneis ist eigentlich nichts anderes als Kohlenstoffdioxid. Das Besondere ist aber, dass es bei -78°C sublimiert. Du musst dir das so vorstellen, du hast den Brocken Eis, normales Eis fängt an zu schmelzen und wird flüssig. Trockeneis hingegen schmilzt nicht, es geht direkt in die Gasphase über und ist somit nicht nachweisbar. Aus dem Grund gibt es hier auf der Erde auch keinen natürlichen Bestand an Trockeneis. Es wird künstlich hergestellt, indem unter Drucken flüssiges Kohlenstoffdioxid entspannt wird. Das hört sich einfach an, bedeutet aber, dass ein Teil vom Kohlenstoffdioxid verdampft während der Rest abkühlt und dadurch gefriert. Wenn du mich fragst, ist Trockeneis sehr interessant und auch in der Industrie von Nöten. Sein Hauptanwendungsgebiet liegt in der Verwendung als Kühlmittel beziehungsweise in Löschmitteln. Besonders in den Laboren dieser Welt werden sogenannte ‚Kohlenstoffdioxid-Löscher‘ verwendet. Sie machen sich genau das Prinzip, welches ich vorhin erwähnt habe, zum Vorteil.“ „Und damit hätten wir unseren Täter weit eingekreist“, nickte Heiji. „Nur er kann es gewesen sein.“ Shinichi nickte ebenso. „Es wird nicht schwer sein ihn zu überführen.“ „Wieso?“, wollte Kazuha nun wissen. „Wie gesagt, Trockeneis ist sehr kalt. Um es zu transportieren bedarf es eine Kiste. Aber das ist nicht das Hauptproblem. Ich kann mir gut vorstellen, dass unser Täter bei sich zu Hause was hat. Das Problem liegt eher daran, dass man bei der Arbeit mit Trockeneis auf jeden Fall Handschuhe tragen muss. Und wie ich das sehe, werden wir diese sicherlich finden. Es gibt nicht viele Männer, die bei diesem Wetter Handschuhe mit sich tragen. Und selbst wenn die snicht der Fall ist, ein Handschuh verschwindet nicht einfach so von der Erdoberfläche. Wir würden ihn finden und daan die DANN des Täters finden.“, erklärte Kudo. „Dann wollen wir mal“, meinte Heiji und begab sich mit Shinichi zu den Verdächtigen. „Wir wissen jetzt, wer von Ihnen Dreien der Täter ist“, fing der Oberschüler an. „Würden Sie uns jetzt bitte Ihre Hände zeigen?“, bat der andere Oberschüler. „Unsere Hände? Wieso?“, wollte Ryou wissen. „Tun Sie es bitte. Wenn wir Ihre Hände gesehen haben, werden wir Ihnen unser weiteres Vorgehen erklären“, sprach Shinichi. „Also gut, von mir aus“, meinte Shinda und zeigte den beiden Jungs die Hände. „Die Innenflächen bitte auch“, bat Kudo und begutachtete sich diese. Heiji und Shinichi wiederholten diesen Vorgang bei den beiden restlichen Verdächtigen. „Wie ichs mir gedacht hab“, nickte Shinichi. „Als Täter kommt nur einer in Frage.“ Beide Detektive fixierten diesen einen Mann. „Der Täter sind Sie. Kairi Hinato“, sprachen Beide im Chor. „…“ „Das…das…ist doch gar nicht wahr“, gab dieser von sich. „Ich war es nicht. Wie kommt ihr überhaupt dazu mir so ein Verbrechen zu unterstellen. Ihr werdet von meinem Anwalt hören.“ „Sind Sie sich sicher? Die Beweise sprechen gegen Sie“, warf Heiji ein. „Nur Sie kommen dafür in Frage. Wir haben die umgegrabene Stelle entdeckt. Nach unserer Annahme wurde die Sprinkleranlage mittels Trockeneis gefroren. Normalerweise gibt es kein Trockeneis im normalen Fachhandel. Es ist nur Ihnen möglich welches zu bekommen, da sie bei einem Professor der Naturwissenschaften arbeiten. Und noch was. Schauen Sie sich Ihre Hände an. Man sieht eindeutig gerötete Stellen. Ich würde mal sagen, Sie haben das Trockeneis auf dem kurzen Weg selber in den Händen transportiert. Das was Sie da haben sind eindeutige Kälteverbrennungen. Ich bin mir sicher, wenn wir an Ihren Arbeitsplatz fahren, werden wir dort bestätigt bekommen, dass Sie für ihren Boss das Eis holen sollten. Und ohne, dass er es wusste, zweigten Sie sich gleich einen Teil davon ab, und das nur um dieses Verbrechen zu begehen. Und was sagen Sie jetzt?“ Kairi knurrte leicht. „Er hat es verdient“, gab er von sich. „Keiner hat es verdient zu sterben“, sprach Shinichi. „Ach ja? Du weißt doch gar nicht, was er alles getan hat. Einst gehörte mir die Tankstelle, aber Taichi hat alles dafür getan, dass ich Pleite gehe und das nur, um selber die Geschäftsführung zu übernehmen“, murrte der Mann. „Und nachdem er merkte, dass er sich selber damit schadete, meine Arbeit schlecht zu machen, hatte er auch keine Möglichkeit gehabt den Laden auf Vordermann zu bringen. Dann noch sein dummer Plan, er wollte alles abfackeln und das Geld der Versicherung dazu benutzen um sich hier einen anderen Laden aufzubauen. Der Alte wusste nur nicht, dass ich immer noch an Rache dachte.“ „Also haben Sie sich hier her geschlichen und die Rohrleitung eingefroren, damit nichts mehr von der Tankstelle übrig bleibt“, entgegnete Heiji. „Nein, so war es gewiss nicht. Damit hätte ich ihm noch einen Gefallen getan. Ich hab mitbekommen, wann er es plant. Also bin ich dort gewesen und hab ihn im geheimen Zimmer eingesperrt. Der Rest war nur eine Frage der Zeit. Ich hätte nicht wissen können, dass Typen wie ihr auf einmal auftaucht und mir meinen schönen Plan zu nichte macht“, murrte Kairi. „Dann hätten Sie mich und Kudo nicht hier her lotsen sollen. Das ist nur wegen Ihren Briefen passiert“, warf der Oberschüler ein. „Welche Briefe? Ich hab nichts damit zu tun“, kam es sogleich. „Bitte? Das kann doch nicht sein. Wenn Sie es nicht waren, wer war es dann?“ „Wie ich den Alten kenne, dann war er es. Immer eine Absicherung, er ist sehr abergläubisch und lässt sehr gerne mal das Schicksal entscheiden, wenn er was tut, dass er irgendwann bereuen könnte. Wer weiß, vielleicht schrieb er euch um aufgehalten zu werden. Aber kann mir ja egal sein. Ich bin den Alten los“, gab Kairi von sich. „Damit werden Sie nicht durchkommen“, entgegnete Heiji. Er schüttelte den Kopf und konnte einfach nicht verstehen, wie es Menschen geben konnte, die so waren. Kapitel 9: Erstes Beschnuppern ------------------------------ Wie James es veranlasste, bekam das Mädchen für den ersten Tag noch Schutz von einem anderen Agenten, damit sich Shuichi langsam an seine neue Aufgabe gewöhnte. Der ältere FBI Agent war sich bewusst, dass nur Akai den Schutz übernehmen konnte und der Sache gewachsen war. Würde was passieren, wäre alles aus. Einfach alles. James selber rührte, wie es manchmal von Außen aussah, keinen Finger. Der FBI Agent saß gerade in seinem Stuhl im provisorischen Büro. Das FBI selber hatte keine richtige Station in Japan, so gut wie keiner wusste überhaupt, dass sie hier agierten. Aber wie es nun einmal war, mussten er und seine Männer oder Frauen auch irgendwo bleiben um Berichte zu machen. Aus dem Grund organisierte sich der Boss mehrere leer stehende Gebäude, die er der Reihe nach benutzte. Natürlich konnten sie an einem Ort nicht lange bleiben. Die Gefahr dadurch aufzufallen und die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich zu lenken, war viel zu groß. Was das FBI definitiv nicht gebrauchen konnte, war ein feindlicher Angriff auf ihren Stützpunkt. Und so variierten sie diesen. Wenn sie ehrlich waren, war dies eine Begebenheit, welche sie von der Organisation abkupferten. Nur nicht für Andere erreichbar sein, zumindest nicht dauerhaft. James rümpfte die Nase und lehnte sich in seinem Stuhl nach hinten. Vom Tisch zog er die Einsatzakte an sich heran, nahm sie hoch und schlug die erste Seite auf. Ein schwerer Seufzer kam über seine Lippen, als würde er bereits ahnen, welch ein Unwetter über sie heran zog. Mit der Organisation war nicht zu Spaßen, besonders nicht zu diesem Zeitpunkt. Viele Möglichkeiten blieben ihnen nicht, eigentlich gab es nur eine. Sie aufhalten. Aber das war nicht einfach. Die Organisation agierte in der Dunkelheit, wo sie den Schutz der Nacht besaßen. Und dann handelten sie noch aus dem Hinterhalt. Ehrliche ‚Arbeit‘ kannten sie nicht, zumindest gab es wenige davon. James Blick flog nur so über die Akte, sodass er schon bald auf der nächsten Seite ankam. „Das arme Mädchen“, gab er leise von sich. Aber was sollte er noch Großes machen? Die einzige Möglichkeit bestand nur noch darin, ihr Akai an die Seite zu stellen und auf sein Geschick zu hoffen. Der Blick des Agenten blieb schließlich an einer Seite hängen. Sie handelte um die persönlichen Angaben des Mädchens. James schüttelte dabei den Kopf. Alles nur lügen, sagte er sich. James schüttelte den Kopf und wurde jäh vom Klingeln seines Telefons unterbrochen. „James Black“, sprach er in dieses sobald er abnahm. Den Hörer hielt sich der ältere Agent an das Ohr und lauschte den Geräuschen. Auch wenn er alt war, so hatte er nie vergessen, auf was man alles achten musste. Er war von der alten Schule und wusste noch Tricks und Kniffe, die Neulinge nicht wussten. „Ich bins“, kam es von der männlichen Stimme am Ende der Leitung. Der FBI Agent zog an seiner Zigarette und pustete den Rauch wieder heraus. Dafür, dass er so viel rauchte, war seine Stimme überhaupt nicht kratzig. „Ich mach mich jetzt auf den Weg zu der Kleinen. Irgendwelche Vorkommnisse?“ „Bislang war alles ruhig. Gib acht auf dich. Es ist niemanden geholfen, wenn du etwas Unbedachtes tust und dein Leben verlierst“, entgegnete James. „Mach dir mal um mich keine Sorgen. Ich weiß, was ich tu. Und ich hoffe, das Mädchen weiß auch, dass sie mich nicht reizen soll.“ „Das wird sie wohl früh genug merken“, sprach James. „Aber vergiss nicht, sie sollte nicht erfahren, dass ihr Vater verstorben ist. Erzähl ihr einfach, dass er auf einer wichtigen Geschäftsreise ist und dich bat, einige Tage auf sie aufzupassen.“ „Jaja, schon klar, ich spiel hier ein wenig Babysitter“, Akai verdrehte die Augen und schüttelte dabei den Kopf. Nun stand er vor der Adresse des Mädchens. Der FBI Agent war eines der wenigen Male erstaunt. Normalerweise verdiente man doch als Wissenschaftler mehr Geld und dann lebte er zusammen mit seiner Tochter nur in einer Blockwohnung. Ob das Zufall war? Aber Akai glaubte nicht an Zufälle, sie konnten nicht logisch erklärt werden und waren demnach auch keine stichhaltigen Beweise. Sofort wurde dem FBI Agenten klar, dass es sich hierbei noch um eine größere Geschichte handelte, als er zuerst annahm. Akai aber ließ sich nicht beirren und setzte seinen Weg fort. Schnellen Schrittes gelang er an die untere Haustür, die im gleichen Moment aufging. Er nutzte die Gunst der Stunde und trat ein. Zuerst führte ihn sein Blick durch die gesamte untere Etage. Sie war nicht so groß, wie es von außen ausschaute. Direkt auf der rechten Seite neben dem Eingang befand sich die erste Familienwohnung, geradeaus befand sich der Fahrstuhl, der einen in die einzelnen Etagen brachte, links davon war eine, wohl kleinere Wohnung für wenig Personen. An diese Wohnung grenzte der Briefkasten an. Sogleich erspähte der Agent, dass es Briefkästen gab, die mit Werbungen und Zeitungen voll standen, andere hingegen waren leer. Was für eine Absteige. Weiter links befand sich noch eine weitere Wohnung, wie Akai annahm, war sie größer als die Wohnung in der Mitte. An der gleichen Seite führten Treppen nach unten. Kellergeschoss. Ehe Shuichi de Weg nach oben aufsuchte, ging er diese Treppen nach unten und sah sich um. Um in den richtigen Keller zu kommen, bedarf es eines Schlüssels für die große Metalltür. Diesen würde sich der Agent noch besorgen müssen, da hier Flucht und Mord nebeneinander lagen. Wieder oben angekommen, bahnte sich der Agent seinen Weg nach oben. Er nutzte nicht den Fahrstuhl sondern ging die drei Etagen nach oben per Treppe. Dabei beäugte er sämtliche Namensschilder an den Türen, ehe er die richtige Haustür fand. Hoffentlich ist die Kleine älter als 14, sagte er zu sich selber. Meistens hatte Akai Glück, zumindest sagten viele, er hätte welches sobald er auf einen Feind traf. Aber wer wusste schon, wie es jetzt war. Die Situation war eine vollkommen andere. Und so läutete Akai an der Klingel. Es war noch früh, aber irgendwann musste jeder einmal aufstehen. Es vergingen einige Minuten. Shuichi wurde leicht genervt. Hörte sie etwa die Klingel nicht? Würde sie ihn kennen, würde sie wissen, dass es nicht gerade von Vorteil war, dass sie ihn warten ließ. Langsam begann der Agent mit dem Fuß auf dem Boden herum zu tippen. Ihm war klar, dass sie zu Hause sein musste, kein Agent ließ sie, bis er da war, aus den Augen. Und Shuichi war sich sicher, dass sie keine übernatürliche Begabung an den Tag legte einfach so zu verschwinden und eine Reihe ausgebildeter Agenten stehen ließ. Murrend ballte Akai die Hand zu einer Faust und klopfte an die Tür. Wieder verging einige Zeit, ehe er dann das Klacken des Schlosses hörte. Na endlich, dachte sich Akai. Sein Blick war immer noch auf die dunkelbraune Tür gerichtet. Nur noch diese trenne ihn von dem Mädchen. Jetzt mach schon endlich auf, sagte er sich in Gedanken. Nur zaghaft öffnete sich die Tür und das einzige, was er erblickte, war ein Auge. Das Mädchen war wenigstens vorsichtig was Fremde anging und hatte nur einen kleinen Spalt geöffnet. „Wer sind Sie?“, kam es von ihr. Bereits in ihrer Jugend hatte sie von ihrem Vater gelernt, keinen Fremden zu vertrauen oder gar die Tür zu öffnen. Mit dem Alter änderte sich die Handlung dem gegenüber. Zwar war sie immer noch vorsichtig, doch auch neugierig. „Was wollen Sie?“, wollte sie dann von ihm wissen. Shuichi hob leicht die Augenbraue. Super, jetzt erkannte er nicht einmal um welche Zielperson es sich handelte und da er zuvor auch kein Foto von ihr bekam, konnte er nur Mutmaßungen um ihr Aussehen und das Alter treffen. Immer noch hoffte er, dass er es nicht mit einem Teenager zu tun hatte. Es wäre eine Katastrophe ihr zu erklären, was mit ihrem Vater war und wieso er nun hier war. Wobei vielleicht wäre es auch nicht gerade schlecht. Kinder oder Teens schenkten Fremden viel häufiger ihr Vertrauen als die älteren Generationen. „Dein Vater schickt mich“, gab Akai nur von sich. Jetzt musste sie die Entscheidung treffen, ob sie ihn herein ließ oder nicht. „Papa?“ Langsam wurde nun der Türspalt weiter geöffnet. „Wo ist er?“, fragte sie nach. „Unausweichliche Geschäftsreise.“ Wie immer gab Shuichi nur kurze und präzise Antworten. So früh am Morgen so viel zu reden, war einfach nicht seins. „Wann kommt er wieder?“ „Wenn alles fertig ist. Er weiß selber noch nicht, wann er wieder zurück reisen kann, in der Zwischenzeit musst du dich mit mir begnügen, ich soll auf dich aufpassen“, sprach Shuichi und trat nach vorne heran. Kaum, dass sie die Tür wieder schließen wollte, stand Akai schon in der Wohnung. Mit seinem Blick fixierte er das fremde Mädchen. _______ nächste Woche wird es leider kein Kapitel geben, da ich direkt nach dem Wochenende meine Biochemie-Klausur schreibe und dementsprechend die ganze Woche+Wochenende mit dem Lernen verbringen werde. Dennoch wünsch ich euch viel Spaß mit dem Kapitel Kapitel 10: Die ersten Schritte ------------------------------- So meine Klausur wurde geschrieben, und wie ichs im Gefühl hab, darf ich sie nachschreiben. Trotz sehr viel Lernen, wars einfach nur Murks...die Hälfte der Fragen hatte gar nichts mit der Vorlesung zu tun...aber abwarten. Dennoch hab ich ein Kapitel für euch, leider muss ich sagen, dass es mir nicht so sehr gefällt, wie ich dachte, aber ich verspreche, das nächste wird besser sein. In dem Kapitel werdet ihr das erste Mal meinen eigenen Charakter kennen lernen, das lustige ist ja, dass der Charakter bereits seit 2007 existiert, aber ich aufgrund der Vorgeschichte in Magic Memories und Pleasant Presence erst jetzt dazu kam, sie so richtig einzuführen. _____________ Sie wich nach hinten. Damit, dass er sich sogleich in der Wohnung befand, war so befremdlich. Sie kannte den Mann gar nicht und schon war er da. Ob ihr Vater wirklich auf Geschäftsreise war? Aber warum sollte man sich so was ausdenken? Bei weiterem Nachdenken war die Tatsache, dass er jemanden schickte, um aufzupassen, neu gewesen. Bisher konnte sie immer alleine zu Hause sein. Auf der anderen Seite aber war er nie lange weg, wenn dann nur übers Wochenende oder in der Woche zwei Tage. Aber das jetzt war was ganz Anderes. „Was ist mit meinem Vater?“, wollte das Mädchen von dem Mann wissen. „Wie gesagt, er ist zur Zeit nicht in der Stadt. Tu was du willst, aber ich soll hier auf dich aufpassen“, grummelte der FBI-Agent. Toll, wirklich toll…wahrscheinlich wäre es einfacher auf ein 12 Jahre altes Mädchen aufzupassen, als auf sie. Sie wollte scheinbar nicht verstehen, dass es jetzt sein Job war. „Also hör auf mit diesen Spielchen, ich weiß, dass du informiert wurdest, dass ich hier her komme, zick jetzt nicht rum“, kam es dann von Shuichi. Warum er? Warum nur? Das hatte er doch wirklich nicht verdient. „Mhmm…“, murmelte das braunhaarige Mädchen. Noch war sie skeptisch. Natürlich wusste sie, dass sich jemand um sie kümmern sollte, aber so wie er aussah, stellte sie sich den Mann nicht vor. Er war genau das komplette Gegenteil von einem Aufpasser, viel eher machte er ihr Angst. Na super, dachte sich Shuichi. Ohne ein weiteres Wort weiter zu sagen, schloss er nun die Tür zu der Wohnung und trat durch den Flur. Seine Schuhe zog er auch nicht aus, das war ihm jetzt einfach nur egal. Das Wichtigste in diesem Moment war, dass er sich einen Überblick über die Lage machte. Wenn keine Gefahr herrschte, musste er sich nicht so sehr darauf konzentrieren. „So und jetzt erzähl mir doch was über dich, was ich noch nicht weiß.“ „Eh?“, gab sie von sich. „Was wissen Sie denn über mich?“ „Du bist die Tochter des Wissenschaftlers Taro. Fertig“, gab Akai von sich. Warum sollte sich Akai auch über das Mädchen informieren. Sämtliche Informationen würde er schon von irgendwo her bekommen, auch wenn er ihr jetzt ein wenig zu hören musste…wobei er eigentlich nur wenig Sachen wissen wollte. „Dann haben Sie ja sehr viele Informationen über mich“, sprach sie dann leise. Ein wenig verunsichert, hielt sie sich den linken Arm. „Mehr brauch ich auch nicht. Wozu auch? Alles was ich in den Auftragsakten lesen kann, sind doch nur irgendwelche Sachen, die ich im Laufe der Tage sowieso erfahren werde“, log der Agent. Erfahren ja, merken nein. „Verstehe“, nickte sie ruhig. „Ähm ja…mein Name ist Joanna, mein Vater ist Wissenschaftler, meine Mutter war Wissenschaftlerin, ist aber gestorben als ich ein kleines Mädchen war…“, erzählte sie. „Stop!“ „Wie bitte?“, wollte sie von ihm wissen. „Mehr muss ich über dich nicht wissen“, sprach Akai. Sein Weg führte ihn nun ins Wohnzimmer, wo er es sich einfach auf dem Sofa bequem machte. „Hast du einen Aschenbecher?“, wollte der FBI Agent wissen und zog die Schachtel mit den Zigaretten aus seiner Jackentasche. „Nein…wir sind kein Raucherhaushalt“, gab Joanna von sich. „Na toll“, grummelte Shuichi. Nicht einmal ordentlich rauchen konnte man hier. Als hätte sie es sich von Jodie abgeguckt. Und wieder musste er die Schachtel weg stecken. „Kommen wir jetzt zum wesentlichen. Für die erste Zeit wird ich hier einziehen, danach schauen wir weiter.“ Einziehen?, das Mädchen runzelte die Stirn. „Ich glaube, dass geht mir ein wenig zu schnell. Ich kenn Sie doch noch gar nicht.“ „Du musst schon keine Angst haben, dass ich dir irgendwas tu. Du bist nicht mein Typ“, sagte Akai. Dabei umspielte ein leichtes Grinsen seine Lippen. Wie würde sie das wohl aufnehmen. „…Was….?“, leicht errötet blickte sie zu ihm. „Das war doch gar nicht so gemeint, es ist nur, ich kenn Sie doch gar nicht, und da wollen Sie schon hier einziehen“, fügte sie an. „Ich brauch nicht viel. Ich werd das Zimmer deines Vaters fürs Schlafen nutzen. Wenn du zur Schule oder sonst wo hin musst, sagst du mir Bescheid, dann fahr ich dich.“ Es war schon leicht makaber wenn er im Zimmer des Vaters schlafen würde, aber auf das Sofa hatte er nun auch keine richtige Lust. Und leider würde sie auch mit ihm mitfahren müssen, aber im Auto galt nur eine Regel: Anschauen erlaubt, Anfassen verboten. „Die Sachen, die ich brauchen werde, bringe ich in den nächsten Tagen hier her. Mach dir keine Gedanken, dir wird gar nicht auffallen, dass ich hier bin“, fügte Shuichi. „Ich weiß ja nicht“, murmelte Joanna ruhig. Noch immer war sie nicht wirklich von der Sache überzeugt. Und sie sah auch nicht ein, dass sie für diese paar Tage, wo ihr Vater weg war, einen Aufpasser zu haben. Alt genug war sie schließlich. Aber scheinbar war ihr Vater nicht dieser Meinung. Mit einem Mal zog das Mädchen ihr Handy aus der Hosentasche heraus und wählte die Nummer ihres Vaters. Mit dem Handy am Ohr trat sie an das Balkonfenster heran. ‚The person you’ve called is temporarily not available. Please call again later.‘ „Na super, Papa”, gab sie leise von sich und schrieb ihrem Vater im Anschluss eine SMS. Dass diese nie gelesen werden würde, ahnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. „Das hätte ich dir auch sagen können“, sprach Shuichi. Er lehnte sich nach hinten ans Sofa und streckte sich. Dabei schloss er die Augen. „Falls du dir gerade überlegst, wie du mich am besten los werden kannst, muss ich dich enttäuschen. Es gibt nichts, das ich nicht schon gesehen hätte.“ Das war nicht einmal gelogen, aber er musste ihr ja auch nicht auf die Nase binden, was er schon alles sah und wie schrecklich es war. Joanna grummelte leicht. Er war ein Fremder, sie kannte ihn nicht, also warum sollte sie ihn dann hier wohnen lassen? Und von ihrem Vater hatte sie diese Anweisung nicht bekommen. Eher im Gegenteil. Ein fremder Mann, der behauptete, mit ihrem Vater in Kontakt zu stehen, rief sie an und erzählte ihr von dem Schutz. Das war doch absurd. „Ich brauch keinen Babysitter.“ „Und ich brauch kein Mädchen auf das ich aufpassen muss“, grummelte der FBI Agent. Wenigstens war sie theoretisch alt genug, um auf sich selber aufzupassen. „Wenn es nach mir geht, müssen Sie das auch nicht tun“, warf sie ein. „Job ist Job.“ „Aber erwarten Sie nicht, dass ich hier einen auf Hausfrau mache, ich werde Sie definitiv nicht bedienen“, entgegnete Joanna. „Keine Sorge, das erwarte ich auch nicht. Wir führen unsere Leben ganz normal weiter, nur mit der Tatsache, dass ich jetzt auf dich aufpasse“, erklärte Shuichi noch ein weiteres Mal. Warum musste er auch immer wieder wiederholen, dass er nur da war um aufzupassen und sich sonst nicht in ihr Leben einmischen wollte. Tja…so waren die jungen Dinger von heute. „Was meinen Sie für wie lange mein Vater weg ist?“, wollte sie von ihm wissen. „Eine Weile“, gab Akai von sich. Am liebsten hätte er jetzt einfach nur gesagt, dass sie gar nicht auf ihren Vater warten musste. Er war nicht am Leben, aber von James bekam er die Anweisung darüber zu schweigen und weiterhin von einer Geschäftsreise zu reden. Und wenn Shuichi ehrlich war, machte es ihm auch gar nichts aus zu lügen. Lügen gewöhnte er sich an, als er für die lange Zeit undercover bei der Organisation arbeiten musste. Und das Lügen verlernte man so schnell nicht. Joanna seufzte. „Irgendwie hab ich das geahnt“, nuschelte die Braunhaarige. „Dann solltest du nicht nachfragen“, kam es derweil von Shuichi. Doch so waren Menschen eben, selbst wenn sie bereits wussten, welche Antwort kam, so stellten sie dennoch die Frage. Was für eine Verschwendung von Zeit. „Kann ich meinen Vater wenigstens anrufen?“, wollte das Mädchen wissen. Shuichi seufzte. Warum? Warum nur? Konnte oder wollte sie einfach nicht verstehen, dass man normalerweise auf Geschäftsreisen einfach nicht dazu kam, zu Hause anzurufen? „Du kannst es gern versuchen, ich glaube aber kaum, dass du ihn erreichen wirst. Laut meinen Informationen muss er die meiste Zeit arbeiten und wenn er endlich mal Zeit hat, wird er die sicherlich mit Schlafen verbringen.“ Vom ewigen Schlaf musste Shuichi ja kein Wort verlieren. „Na schön“, stieß Joanna aus. Sie war betrübt und leicht angeschlagen als sie das hörte. So konnte sie nicht einmal mehr mit ihrem Vater reden, seine Stimme hören, ihm von ihrem Tag erzählen und alles was dazu gehörte. Akai verkniff sich einen Kommentar, der in die Richtung ging, dass sie ihren Vater doch bald wiedersehen konnte…es war nicht passend und eine Lüge, die er ihr nicht auftischen wollte. Auch er konnte einmal nett sein, aber was nicht sein musste, ließ er auch. Sie würde sicherlich schon früh genug erfahren, was mit ihrem Vater passierte und da konnte ihm ein Kommentar zum Verhängnis werden. Stillschweigend stand der Agent von dem Sofa auf, griff wieder in seine Jackentasche und zog die kleine Schachtel mit den Zigaretten heraus. Aus seiner Hosentasche fummelte er ein Feuerzeug heraus. Seine Schritte führten ihn zur Balkontür, die er mit einem Ruck öffnete, heraus trat und an der frischen Luft rauchte. Das Mädchen würde ihm sicherlich noch sämtliche Nerven kosten. Da war er sich sicher. Aber er wollte abwarten, wie sich die Sache entwickelte. Kapitel 11: Das falsche Passwort -------------------------------- „Dem Alten haben wirs gezeigt“, sprach Wodka überheblich. „Jetzt sag doch auch mal was dazu, Gin“, kam es anschließend von ihm. Doch Gin war ein Mann von wenig Worten. Er erledigte die Aufträge lieber schnell und präzise. Ohne Umschweife eben. Und ja, sie hatten es dem Wissenschaftler gezeigt. Sie hatten genauste Anweisungen, einen Plan und erfüllten das Ziel binnen weniger Minuten. Ein weiterer Vorteil lag in der Anwesenheit des Mitarbeiters, der zu einem sehr guten Druckmittel wurde. Gebracht hat es dem Wissenschaftler allerdings nichts. „Sei still“, zischte der Langhaarige als er seinen Wagen um die Ecke fuhr und auf einen größeren Bürokomplex zusteuerte. „Aber Gin“, gab der Kurzhaarige von sich. Seufzend blieb er stillschweigend, auch wenn er jetzt gerne mit seinem Partner über die Erbeutung gesprochen hätte. Wieder kam es keine wirkliche Reaktion von dem Angesprochenen. Gin parkte seinen schwarzen Porsche auf einem unterirdischen Parkplatz, zog den Schlüssel aus dem Zündloch und stieg aus seinem Wagen aus. Sie waren bereits so weit gekommen, man konnte zwar einige Minuten warten, allerdings machte Warten keinen Spaß. Gin wollte sofort das Programm modifiziert bekommen, damit es auch auf ausgewählte Personen anwendbar war – vor allem aber, damit die Organisation die Macht über die Menschheit übernehmen konnte, allen in allen über Shuichi. Ja, darauf freute sich der Langhaarige wirklich, wenn Shuichi das tun würde, was er wollte. Ein Grinsen huschte über die Lippen von Gin. Allein diese Vorstellung war Gold wert. „Komm jetzt“, maulte Gin herum und ging hastig in die Richtung, wo der Aufzug stand. Leicht schwerfällig folgte Wodka seinem Partner und verschnaufte, als sie an der Aufzugstüre standen. Es war kein Knopf zum Drücken da, für jede andere Person eine schier unmögliche Aufgabe, aber nicht für die Mitglieder der Organisation. Seine Hand drückte Wodka gegen eine kleine Ausbuchtung auf der linken Seite. Sogleich erschien das Licht eines kleinen Scanners. Zugriff gewährt, blickte oben auf als sich die Tür des Fahrstuhls öffnete. Gemeinsam traten Gin und Wodka ein. Wodkas Blick ging an die Schalttafel mit den einzelnen Etagen. Unter dieser Tafel befand sich eine kleine Tafel mit den Hinweisen für einen Notfall. Nur die, die eingeweiht waren, wussten, wie es hier weiter ging. Wodka drückte nun seinen rechten Daumen gegen diese Tafel - genau in die Mitte, wo der Text nicht mehr zu lesen war – und wartete ab. Auf Augenhöhe, da wo normalerweise die Anzeige war, auf welcher Etage man sich befand, leuchtete ein rotes Licht auf, was das dickliche Organisationsmitglied dazu bewegte, seinen Kopf ganz nah an die Anzeige zu legen. Die Organisation war genau so gut ausgestattet, wie das FBI, nicht nur, dass sie einen Handscanner besaßen, es gab auch einen zweiten. Zur besseren Sicherheit und Gewährleistung der Geheimnisse waren beide Hände von Nöten, aber nicht nur das, auch die Iris wurde abgescannt und mit der Probe verglichen, die die Mitglieder abgaben. Nur wenn alles korrekt war, fuhr der Fahrstuhl in die unterste Etage, die auch mit -2 bezeichnet wurde. Und wenn es nicht korrekt war…dann fuhr man direkt in sein Verderben. Zuversichtlich trat Wodka aus dem Fahrstuhl heraus, trat zusammen mit Gin durch den kalten, engen Flur und öffnete die Tür zu den Büroräumen. „Wir haben’s“, sprach der Mann in Schwarz. „Sehr gut, nur her damit“, kam es von Absinth. Der, auch in schwarz gekleidete Mann, drehte sich in seinem Schreibtischstuhl um und blickte direkt zu Gin und Wodka. „Irgendwelche Komplikationen?“ „Natürlich nicht“, grinste Gin du zog die Beute aus seinem Mantel heraus. „Der Alte kann einem schon leid tun“, entgegnete Absinth. Er streckte sich dabei und blickte auf die CD, die Gin heraus zog. „Und dann meldete sich sein gutes Gewissen bei ihm und er wollte seine Forschungen zerstören. Was für ein Idiot.“ „Nur gut, dass du das verhindern konntest“, nickte Wodka. „Wäre ja zu schade, wenn die gesamten Forschungen umsonst gewesen wären.“ Absinth grinste und fuhr sich dann mit der Hand an den Hinterkopf, dort hatte sich eine große Beule ausgebildet, die alleine schon beim Anfassen schmerzte. „Beim nächsten Mal solltet ihr nicht so stark zuschlagen“, zischte Absinth. „Sagtest du nicht, du bist schmerzunempfindlich?“, wollte Wodka wissen. „Bin ich auch, aber nicht wenn ihr mir auf den Hinterkopf schlagt und ich dann noch auf diesen Fall“, murrte das Organisationsmitglied. „Nun hab dich mal nicht nur wegen so einer kleinen Beule. Es war doch schlimmer, dass du dem Alten vorspielen musstest, dass du sein Freund bist und ihr noch auf der gleichen Seite steht“, warf Gin ein. „Was für ein Schwachsinn“, Gin schüttelte einfach nur den Kopf. „Und dann bemerkt der alte Knacker nicht, dass du es nur auf sein tolles Programm abgesehen hast…“ „Tja, so dumm muss man sein. Da hat ihm der kleine Josh was Nettes vorgespielt. Ich sollte in Erwägung ziehen, Schauspieler zu werden“, gab Absinth von sich. „So gut bist du nun auch wieder nicht“, meinte Gin und legte die CD mit der Hülle auf den Tisch an welchem Absinth saß. „Ist ja auch egal, Hauptsache, wir haben endlich das Programm. Ich hab mich langsam wirklich gefragt, wie lange der Alte noch die ganzen Forschungsgelder dafür verwenden will“, sprach Absinth. „Du solltest lieber froh sein, dass er nicht alles vernichtet hat, so wie er es wollte, und dass du schnell genug warst, um uns von seinem Wandel zu informieren“, grinste der Langhaarige. „Und wenn nicht, hätte ich ihn einfach erschossen.“ „Ohne das Passwort zu wissen – natürlich“, kam es anschließend von Gin, der sich nun auch einen der Stühle holte und sich setzte. „Wir hätten das Passwort schon knacken können. Dass Prozedere wäre länger, aber nicht undenkbar.“ Absinth wusste natürlich welche Risiken es hatte, wenn sie das Passwort erst knacken mussten und er wusste auch, dass der Forscher es ihnen nicht leicht machen würde. Gerade Zeit war das, was sie nicht hatten. Sie mussten Aufträge erfüllen und dafür sorgen, dass alles schnell voran ging. „Ist dieser Computer-Hacker nicht gerade an einem anderen Auftrag dran?“, wollte Wodka wissen. „Wäre möglich. Das ist jetzt unwichtig, schauen wir uns doch mal die netten Daten auf diesem Programm an“, grinste Absinth. Er nahm die CD aus der Hülle heraus und schob sie in das Laufwerk des Computers. Bitte Passwort eingeben, blinkte sofort im Fenster auf. Ein verheißungsvoller Blick ging zu Wodka. „Cla…eh?“, Wodka zog seinen schwarzen Hut herunter und kratzte sich am Kopf. „Wie war es noch mal…“, sprach er leise. Dass Wodka nicht gerade der hellste war, wusste jeder, aber dennoch sollte er sich beweisen. „Jetzt beeil dich mal“, zischte Gin wütend. „Ich…eh…ähm… ich habs mir aufgeschrieben“, entgegnete der Dickere und kramte in der Manteltasche nach einem Zettel. „Wird’s bald?“, wollte Gin ungeduldig wissen. Wie die Organisation nur auf Wodka kam, war ihm ein Rätsel. Der einzige Vorteil, den er bot, war, dass er eiskalt tötete, mehr aber auch nicht. Hastig zog Wodka den Zettel aus der Manteltasche heraus, klappte ihn auseinander und sah ein wenig verdutzt auf sein Geschreibsel. Wenn er es eilig hatte, konnte man wirklich sehr wenig erkennen. „Ah, da ist es ja“, gab Wodka von sich. „Clear Mind.“ Absinth sah ein wenig überrascht aus. Der Mann in Schwarz hob die Augenbraue. War das ernst? Sein Blick ging herüber zu Gin, der nur nickte. „Was für ein…schönes Passwort“, sprach Absinth. „Tja, der Alte hatte ein Faible für Schwachsinniges“, grinste Gin daraufhin. „Wem sagst du das, mich wunderte es, dass der Kerl nicht verrückt wurde“, meinte Absinth. „Na dann wollen wir doch mal“, sagte er im Anschluss und trug in das Feld die Wörter Clear und Mind ein. Es ertönte ein leises Signa. Passwort korrekt, erschien ein Kästchen auf dem Display, doch schon wenige Sekunden später tauchte ein zweites Fenster auf. Bitte Passwort eingeben. „Was zum“, kam es von dem Mann in Schwarz. „Hast du es falsch eingegeben?“, wollte Wodka wissen. „Nein“, grummelte Absinth. „Der Kerl hat das Programm nicht nur mit einem Passwort gesichert, er hat zwei“, zischte Absinth wütend. „Für so intelligent hätte ich den Alten ja nicht gehalten“, sagte Gin. „Versuchs mal mit Mind Clear“, gab der Agent dann von sich. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass er so einfache Passwörter nimmt“, entgegnete Absinth. „Mir doch egal, was er gemacht hat. Wenn er es doppelt verschlüsselt, muss er irgendwas genommen haben, was er sich leicht merken kann. Und auf Mind Clear wird wohl kaum wer kommen.“ „Naja einen Versuch ist es zumindest mal Wert“, sprach Absinth daraufhin und tippte die beiden Wörter ein. Passwort nicht korrekt. Sie haben noch zwei Versuche bis zur Detonation, stand auf dem Display geschrieben. „Mhmm…der Alte ist wohl schlauer gewesen, als wir dachten.“ „Und was machen wir jetzt?“, fragte Wodka nach. „Wir brauchen auf jeden Fall das zweite Passwort, ansonsten zerstört sich die CD von selber. Noch zwei Versuche“, murmelte Absinth ruhig. „Ich lass es in die Informatik-Abteilung bringen, vielleicht kann White Russian das dazwischen schieben.“ „Sollten wir uns nicht auch Gedanken machen, wie wir sonst an das Passwort kommen, wenn es zu lange dauert?“, kam es von Wodka. „Leite es weiter“, gähnte Gin gelangweilt. „Irgendwer wird schon seine Wohnung auf dem Kopf stellen, dann finden sie das Passwort. Oder sucht seinen alten Computer.“ „Der Computer wird schwer sein, der war im Labor, zu Hause hatte er keinen“, erklärte Absinth. „Aber zu Hause könnte sich vielleicht was anfinden lassen“, grinste Absinth. „In wie fern?“ „Er hat eine Tochter. Ich bin mir sicher, sie weiß nichts von dem Programm und der Forschung, aber ich denke schon, dass der Alte ihr irgendwas hinterlassen hat, damit sie im Notfall das Programm verwenden und zerstören kann“, entgegnete Absinth. „Eine Tochter?“, Gin grinste bei dem Gedanken. „Woran denkst du gerade, Gin?“, wollte Wodka wissen. „Der Kleinen wird ich gerne einen Besuch abstatten.“ „Die Kleine ist schon alt genug. Ich glaub irgendwas mit 21 oder 22“, gab Absinth von sich. „Mhm…interessant“, sprach Gin. „Um die Kleine werd ich mich liebend gern kümmern.“ Kapitel 12: Die erste Lüge -------------------------- Seit Gin sich vornahm an das Passwort über die Tochter des Wissenschaftlers zu gelangen, vergingen einige Tage. Öfters hielt er sich in der Nähe ihres zu Hauses auf und schon sehr bald musste er feststellen, dass auch das FBI mitmischte. Sie hatten also auch schon von ihrer Existenz erfahren und schützen sie. Aber was sich ihm dann bot, änderte alles. Nicht irgendein FBI Agent kümmerte sich um das Mädchen – nein es war Shuichi Akai – der FBI Agent, der alles änderte. Gin grinste leicht. Sein Erzfeind beschützte das Mädchen, um das er sich kümmern musste. Es würde interessant werden. Das wusste Gin. Der Mann in Schwarz drückte seine Zigarette aus und zündete sich direkt im nächsten Moment die nächste an. Um das Mädchen nun in seine Fänge zu bekommen, musste er sich wirklich was überlegen. Gin wusste, dass das FBI mit einer Handlung seitens der schwarzen Organisation rechnete, weswegen er sich nun keinen Fehler erlauben durfte. Er startete den Motor und fuhr mit Vollgas los. Sein Blick galt der Umgebung. Weitere FBI Agenten gab es scheinbar keine, das merkte er früh – nirgends liefen die gleichen Menschen entlang. Als der Abend anbrach, setzte sich Akai ins Wohnzimmer. In seiner Hand hielt er eine Tasse mit heißem Kaffee, die er anschließend trank. Die Unzufriedenheit über diesen Job war ihm bereits ins Gesicht geschrieben. Wenn er nur konnte, wollte er den Auftrag an den Nagel hängen. Tagelang passierte nichts. Gar nichts. Er hing in der Wohnung herum und musste sich mit dem Mädchen herumschlagen. „Wo willst du hin?“, kam es dann von dem Agenten. Auch wenn er nach vorne zum Fernseher, der ausgeschaltet war, blickte, hatte er vernommen, dass Joanna sich heraus schleichen wollte. Sie seufzte und blieb stehen. „Kurz nach unten und um den Block“, grummelte sie leicht. „Alleine kannst du vergessen“, entgegnete er, ehe er aufstand. „Na super. Ich brauch keinen Babysitter“, murmelte das Mädchen und verschränkte ihre Arme dabei. „Das hast du nicht zu entscheiden.“ Na super, jetzt sah er sich selber schon als Babysitter. Das konnte ja noch was werden. „Und das heißt?“ „Wenn du raus willst, sagst du mir Bescheid, dann geh ich mit dir“, sprach er anschließend. „Toll. Wie sieht das denn aus…ich bin alt genug“, gab Joanna von sich und setzte sich dann beleidigt auf die Couch. „Tja“, kam es nur von Akai. Der Agent streckte sich. Das ganze Sitzen und Nichtstun zerrte auch an seinen Gelenken. „Gleich kommt noch eine Kollegin von mir. Sie bringt Pizza mit, du wirst heute also noch nicht verhungern“, dabei musste der Agent ein wenig Grinsen. „Ich kann mir auch selber was kochen…“ „Das hab ich gesehen. Deine Küche sind aus wie dem Chaos entsprungen und essen kann man das meiste auch nicht“, sagte Shuichi. Eine Röte legte sich auf ihr Gesicht. Das war gerade verdammt peinlich. Sie hatte nie behauptet, eine gute Köchin zu sein. Es reichte für sie, auch wenn es mal Tiefkühlessen oder Fast-Food sein musste, sie wurde satt. Und ihm schien man es nie recht machen zu können. „Ich musste ja auch bisher nie für jemanden kochen“, gab Joanna dann zurück. „Nicht einmal für deinen Vater?“ „Nein! Er aß immer in der Arbeit oder er sagte, dass es ihm schmeckte“, sprach sie. Dann log er aber, dass sich die Balken bogen, sagte sich Shuichi. Aber wahrscheinlich, war es nun besser, einfach nichts zu sagen. Sie lebte scheinbar in ihrer kleinen Welt. „Dacht ich mir“, antwortete er darauf. Es war unverfänglich. Aber auch wenn, Lust auf weitere Diskussionen mit ihr hatte er keine. Und zum Glück würde dies auch noch eine Weile auf sich warten lassen, da es an der Tür klingelte. „Das wird sie sein“, meinte der Agent. Er trat an die Tür heran, schaute durch das Guckloch und öffnete anschließend. „Komm rein.“ „Jetzt bin ich mal gespannt, wie dein Schützling so ist“, schmunzelte Jodie. Die vergangenen Tage hatte sie versucht, herauszufinden, wie das Mädchen war. Sie wollte sie kennen lernen, aber Shu war da anderer Meinung. Doch jetzt, wo er feststellte, dass es ihn zunehmend nervte, ließ er Jodie und Joanna aufeinander treffen. „Sie ist im Wohnzimmer und sicher am Verhungern.“ „Dann bin ich mal gespannt“, schmunzelte Jodie. „Ich find schon dorthin“, fügte die Agentin an. Jodie ging einfach ihrer Nase entlang und fand dann auch das Wohnzimmer. Die Pizza stellte sie auf dem Tisch ab, musterte das Mädchen und trat auf sie zu. „Hey my Girl“, fing sie an. „Ich bin Jodie, seine Partnerin. Schön, dich mal zu sehen.“ „Öhm…freut mich auch“, entgegnete Joanna und schaute die Blonde an. Sie war das komplette Gegenteil von dem Mann, der nun täglich bei ihr ein und aus ging. So hatte sie sich wahrlich seine Partnerin nicht vorgestellt. „Ich hoffe du hast Hunger, ich hab Pizza mitgebracht“, fügte Jodie an. „Ja, hab ich schon gehört und gesehen“, nickte das Mädchen. Sie stand auf und wurde sogleich von Shuichi beäugt. „Ich hol nur Teller.“ „Gut“, nickte der Agent und ließ sich wieder auf dem Sofa nieder. „Du bemutterst sie ja richtig“, kicherte Jodie. „Sie hat nur Flausen im Kopf“, grummelte Shuichi mürrisch. „Wie ein kleines Kind.“ „Wie alt ist sie denn?“ „22 oder so was in dem Dreh“, er zuckte mit den Schultern. „Dann kannst du ihr ja eigentlich nichts mehr vorschreiben“, murmelte die Blonde. „Eigentlich. Aber es ist der Auftrag“, entgegnete Shu. Er seufzte. Am liebsten wollte er auch nicht hier sein. „Und sie nimmt das einfach so hin?“, wollte Jodie dann wissen. „Natürlich nicht. Wäre zu schön um wahr zu sein. Morgens geht es noch, abends versucht sie nur immer wieder raus zu kommen. Zum Glück hab ich meine Ohren überall und kann verhindern, dass sie irgendwo alleine weg geht“, erklärte der Agent. „Das muss ihr ja ziemlich peinlich sein, wenn sie nur noch mit dir an ihrer Seite, raus kann.“ „Und wenn schon. Damit muss sie nun leben, bis wir weiter wissen“, warf Akai ein. „Apropos dein Schützling“, fing Jodie ruhig an. „Wollte sie nicht nur die Teller holen?“ Ohne was zu sagen, sprang Shuichi auf und ging schnellen Schrittes zur Küche. Sie war leer und kurz darauf hörte er nur noch die Tür zuschlagen. „Diese verdammte Göre“, zischte der FBI Agent. Schnell ging er in die Richtung der Tür, als Jodie ihm in die Quere kam. Das konnte er gerade nicht gebrauchen, es würde nur aufhalten. „Zur Seite“, wies er sie schroff an und stieß sie weg. Ihm war klar, dass ihm jetzt ein Fehler unterlief, ein unverzeihlicher Fehler. Niemand wusste, was in der kalten Nacht auf das Mädchen wartete. So schnell wie es ging, nahm der FBI Agent die Verfolgung auf. Viel wusste er nicht, nur dass sie weg wollte. Folglich musste sie den Weg zum nächsten Bus nehmen. Auf eine Gelegenheit wie diese wartete Gin nur. Lange hatte er in seinem Wagen gesessen und gewartet. Jetzt zahlte es sich endlich aus. Mit einem Grinsen beobachtete er das Mädchen. Sie lief so schnell wie es ging – als wäre der Teufel hinter ihr her – und doch kam sie zu spät. Der Bus fuhr ohne sie ab. Für Gin tat sich die perfekte Gelegenheit auf. Keiner lief ihr nach, sie war alleine. „Du bleibst im Wagen“, wies er Wodka an, welcher nur nickte. Dann stieg Gin aus und machte sich auf den Weg an die Bushaltestelle. „Verdammt“, fluchte Joanna, als sie dem fahrenden Bus hinterher blickte. Sofort trat sie an den Aushang des Fahrplans heran. Der nächste Bus kam erst in 20 Minuten. Zu viel Zeit. Zeit in der ER hier war. „Mist“, gab sie nun von sich und machte einen Schritt nach hinten. Sie spürte einen Körper hinter sich, seinen flachen Atem an ihrer Haut. Oh nein. Er hat mich gefunden, sagte sie sich. Sie schluckte und drehte sich um. Doch nicht der, den sie erwartete, stand vor ihr, es war ein Fremder. „Verzeihung“, entgegnete Joanna. Sie wollte zur Seite ausweichen, wurde aber von ihm festgehalten. Gins rechte Hand hatte sich förmlich in ihrem linken Oberarm verbissen. „Du kommst jetzt mit und machst keine Faxen. Nicht so, wie dein dummer Vater“, sprach er kalt und rau. Seine Stimme war eisig, viel eisiger als die von Shuichi. Joanna schluckte. Sie verstand nicht wirklich, was er meinte. „Sieh mal einer an“, grinste der Mann in Schwarz. „Sie haben dir also nicht gesagt, dass sich dein Vater die Radieschen von unten ansieht.“ Der Schock durchzog Joannas Körper. Sie spürte, wie ihre Beine weich wurden, ihre Knie zitterten und man ihr den Boden unter den Füßen wegriss. Mit einem Mal wurde sie bleich im Gesicht und sackte zusammen. Gin verdrehte die Augen und zog seine Beretta heraus. „Sei ein liebes Mädchen und steh jetzt auf!“ Schluckend blickte Joanna in den Lauf der Waffe und stand langsam auf. Sie hatte Panik. „Lass die Waffe fallen.“ Gin grinste leicht unterschwellig. „Wie schön, du bist auch da“, sprach er. „Dann kann es ja noch ein lustiges Spiel werden.“ Nun nach so langer Zeit standen sich beide Männer endlich gegenüber. Shuichi ließ keine Minute verstreichen, zückte seine Waffe und hielt sie auf Gin. „Du wirst noch bereuen, dass du hier aufgetaucht bist“, entgegnete der FBI Agent kalt. Nie, niemals würde er es ihm verzeihen. Beide Männer standen sich gegenüber. Ein kalter Windhauch blies die Haare von Gin zur Seite, doch keiner machte auch nur die geringsten Anstalten sich zu bewegen. Sie fixierten den jeweils anderen und warum zum Äußersten bereit. „Wenn du den Tod willst, helf ich gern nach“, kam es von Gin. „Rye.“ „Hör auf mich so zu nennen. Ich bin schon lange nicht mehr Rye“, entgegnete Shuichi kühl. Der Name gehörte der Vergangenheit an. Alles was damit in Verbindung stand waren Leid, Schmerz und Intrigen. „Du hättest es noch weit gebracht, wenn du bei uns geblieben wärst.“ Wieder Worte, die der FBI Agent nicht hören wollte. Für seinen Undercover Auftrag hatte er schon genug Pein auf sich genommen und das liebste in seinem Leben verloren. Was brachte es ihm noch, weiter für die Organisation zu arbeiten? „Gin, ich schnapp mir die Kleine, während du dich um den Verräter kümmerst“, nun mischte sich auch noch Wodka in das Gespräch ein. Der Dickere parkte den Wagen an der Bushaltestelle und stieg aus. Mit schnellen Schritten näherte er sich Joanna. „Du wirst sie in Ruhe lassen“, Jodie, die Shu nachlief, hielt ihre Waffe auf das Organisationsmitglied. Nun hatten sie eine Patt-Situation erreicht. Es stand zwei gegen zwei. „He. Steh nicht da wie so eine Litfaßsäule. Beweg dich und verschwinde“, rief der FBI Agent dem Mädchen zu. Doch sie stand einfach nur so da. Ihre Beine zitterten und ihre Angst auf der Flucht erschossen zu werden, war zu groß. „Wartest du auf eine Einladung oder warum bewegst du dich nicht?“, wollte er mit einem wütenden Unterton wissen. Shuichi wusste genau, dass keiner der Beiden schoss wenn sie verschwand, da sie sogleich einige Schüsse der Agenten abbekämen. Außerdem sagte ihm sein Instinkt, dass Scharfschützen wie Korn oder Chianti nicht da waren. Es war der perfekte Moment für eine Flucht. „Jetzt mach schon“, knurrte der FBI Agent. Nur mit Mühe und Not schaffte es Joanna ihre Beine in Bewegung zu setzen. Dann lief sie, sie wollte einfach nur weg und vergessen, was sie eben erfuhr. „Tja Gin, jetzt ist sie weg.“ „Und wenn schon, die Kleine kriegen wir noch“, gab der Mann in Schwarz zurück. „Glaub ja nicht, dass du schon so leicht gewonnen hast.“ „Das werden wir noch sehen“, entgegnete Akai. Endlich. Lange hatte er auf den Tag gewartet und jetzt war er da. Jetzt konnte er Gin endlich entgegentreten und ihm das heimzahlen, was er ihm antat. Nur leider war es vorgestellt einfacher als in der Durchführung, als mit der Zeit wieder einige Menschen auf die Bushaltestelle zusteuerten. Als FBI Agent durfte er diese nicht in Gefahr bringen, auch nicht, wenn es darum ging, seinen Erzfeind und das Böse festzunehmen. Einvernehmlich – was durch die Blicke ausgetauscht wurde – steckten beide Parteien ihre Waffen weg. „Das nächste Mal kriegen wir sie“, kam es von Gin, der zu seinem Wagen hin. Stünde der Schutz über das Wissen der Organisation nicht an oberste Stelle der Priorität, hätte Gin bereits geschossen. Aber so gab es noch ein nächstes Mal. „Das werden wir sehen“, zischte Shuichi und blickte zu Jodie, die zu ihm kam. „Das ging knapp aus“, murmelte sie. „Wir hatten Glück, es hätte auch eine andere Wendung nehmen können“, meinte der Agent. „Wo sie wohl hingelaufen ist?“, wollte die Blonde wissen. „Ich hoffe für sie, dass es wieder nach Hause ging.“ „Aber sie ist doch in eine ganz andere Richtung gelaufen“, warf Jodie ein. „Von dort hinten kommt man auch zum Gebäudekomplex“, erklärte der Agent. Aus seiner Jackentasche zog er eine Zigarette heraus und zündete sich diese an. Anschließend machte er sich wieder auf den Weg zurück. „Du meinst, sie ist wirklich wieder nach Hause?“, fragte Jodie nach. „Ich an ihrer Stelle wäre überall hin gelaufen, nur nicht nach Hause.“ „Instinkt“, antwortete Shu ruhig. „Deine Ruhe möchte ich auch mal haben“, entgegnete die Brillenträgerin. „Bei dir ist das schon zu spät. Entweder man hat sie oder man hat sie nicht“, kam es sogleich. „Wenn ich mir immer sorgen machen würde, würd ich nie zu Ruhe kommen. Wir werden sehen, ob sie zu Hause ist oder nicht. Wenn nicht, ist sie selber in ihr Unglück gelaufen“, sprach er. „Wie…nett…“, murmelte Jodie und folgte ihm. Als sie endlich im Gebäudekomplex ankamen, stieß Shuichi die Tür unten auf. Sie war schon seit Tagen kaputt und ließ jeden in den Komplex herein. Aber wenigstens konnte man sich noch auf die normalen Türen verlassen. Shuichi hoffte wirklich inständig, dass das Mädchen hier war. Zusammen mit Jodie fuhr er im Fahrstuhl zur richtigen Etage hoch, stieg heraus und stand nun an der Tür des Mädchens. Da Shuichi keinen eigenen Schlüssel besaß, klingelte er. Schweigend sah der junge Agent auf die Tür der Wohnung. Ging sie wohl auf? Kapitel 13: Neuer Schutz ------------------------ Mit seinem Fuß tippte Shuichi Akai auf dem Boden herum. Die Spannung lag dem Agenten ins Gesicht geschrieben. Entweder sie war da oder nicht. Natürlich war es besser, wenn sie da war. „Du kannst aufmachen“, sprach Shuichi kühl. Eigentlich wusste er, dass es im derzeitigen Moment besser war, einfühlsam zu sein. Doch genau das war nicht seine Art. Wirklich nicht. „Ich hoffe, sie ist da“, gab Jodie leise von sich. Von der anderen Seite der Tür hörte man, wie das Türschloss aufgeschlossen wurde. Shu hatte Recht, sie war da. Zum Glück. Nur langsam wurde die Türklinge nach unten gedrückt und die Tür einen kleinen Spaltbreit geöffnet. Shuichi blickte an die Tür. Sobald sie sich öffnete, war auch er ein klein wenig erleichtert. Wenigstens befand sie sich in Sicherheit und wusste, wo sie hinlaufen sollte. In den nächsten Sekunden wurde der Türspalt immer größer, bis sie die Tür gänzlich offen hatte. Schweigend sah Shuichi das Mädchen an. Er musterte sie von oben bis unten. Dann verfinsterte sich sein Blick. Die Situation war angespannt. „Tu das nie wieder“, zischte der FBI Agent wütend. Seine Stimme war kühl und kalt. „Shu…“, fing Jodie an. „Nein Jodie, halt du dich mal da heraus. Sie ist einfach so weg gelaufen, nur weil sie sich weigerte hinzunehmen, dass ich auf sie aufpassen soll. Und was macht sie dann? Direkt dem Feind in die Arme laufen. Du weißt selbst, was für ein Glück sie hatte“, raunte Akai seine Kollegin an. „Aber Shu…“, gab Jodie wieder von sich. Eigentlich wollte sie mehr sagen, doch Shu schnitt ihr wieder das Wort ab. „Ich sagte doch, du sollst dich raus halten. Wer nicht hören will, der muss fühlen. Und wäre sie nicht abgehauen, wäre sie jetzt noch in Sicherheit. Aber nein Madame weiß alles besser. Wir bringen sie sofort zu James, der soll sonst was mit ihr machen. Hier kann sie auf gar keinen Fall weiter bleiben.“ „Shu?“ „Was ist denn noch, Jodie?“, wollte der FBI Agent wissen. Langsam endete auch seine Geduld. „Sie weint“, wies die junge Frau ihren Kollegen an. Ein wenig erstaunt blickte Akai nun zu seinem Schützling. Sie stand relativ verstört da, die Tränen liefen ihr über die Wange und mit der linken Hand versuchte sie sich diese aus dem Gesicht zu wischen. Mit einer solchen Reaktion auf seine ‚Standpauke‘ hatte der FBI Agent nicht gerechnet. „Mhmm…“, gab Shu von sich. „Jetzt halt mal den Ball flach, es ist blöd gelaufen, aber du bist wenigstens in Sicherheit“, entgegnete der Agent. Man merkte, dass er sich nicht mit Trösten nicht wirklich auskannte und eher derjenige war, der andere niedermachte. Shuichi verdrehte die Augen, als sie nach seinem, zuletzt, gesagten nicht aufhörte zu weinen. „Hast du gehört, was ich gesagt hab?“, wollte er dann wissen und legte seinen linken Arm auf die Schulter von Joanna. Was danach passierte, überraschte selbst ihn. Verzweifelt warf sich die Braunhaarige in die Arme des FBI Agenten. Sie brauchte Trost und konnte immer noch nicht verstehen, dass ihr Vater verstorben war. Sie hatte es nicht einmal geahnt und auch nicht gefühlt. Es gab nichts. Jetzt war er nicht mehr da und sie war alleine. Joanna wusste nicht, was sie tun sollte. Diese Situation war fremd für sie und das Schlimmste, es gab keinen, zu dem sie konnte. Wer war jetzt noch Freund und wer Feind? Irgendjemand hatte es auf sie abgesehen, die Frage war nur wer. Doch das war nur nebensächlich. Im Moment musste sie erst den Tod ihres Vaters verarbeiten und damit zurechtkommen. Joanna krallte sich in Shus Jacke, vergrub den Kopf an seiner Brust und gab nur noch wimmernde Laute von sich. Na toll…mein Hemd ist jetzt durchnässt, sagte sich Shuichi. Er seufzte lautlos auf und blickte zu Jodie, die gerade weg schaute, als hätte sie gar nichts gesehen. Super, Jodie distanziert sich auch schon davon. „Na…na…“, gab er nur von sich. Es hörte sich nicht gerade tröstend an und eher wie eine Maschine. Leicht irritiert schaute Shuichi seine blonde Kollegin an, während sein Schützling weiter und unaufhörlich weinte. Jodie schüttelte nur noch den Kopf. „So kannst du das doch nicht machen“, gab die Agentin von sich. Sie fuhr sich durch die Haare und blickte Shuichi bei seinen Handlungen zu. „Dann mach doch einfach was, anstatt mich hier rumstehen zu lassen“, entgegnete Shuichi leicht mürrisch. Wieder schüttelte Jodie den Kopf. „Du hat kein Taktgefühl.“ „Erwartest du, dass ich mich jetzt dafür entschuldige, dass ich sie angeschnauzt hab, weil sie weg gelaufen ist? Das werd ich sicherlich nicht tun. Es war ihre freie Entscheidung das zu machen, damit muss sie mit den Konsequenzen leben.“ „Oh man, Shu, du kannst doch nicht so da heran gehen“, sprach die Blonde. Sie trat näher an die Beiden heran und versuchte sie voneinander zu lösen. „Hey, ist ja gut. Shu hat es doch nicht so gemeint“, fügte sie an. Joanna schüttelte den Kopf. „Papa…“, wisperte das Mädchen nur leise. „Mhmm?“, plötzlich blickte Jodie nach oben zu Akai. „Ich glaube, sie weiß es“, murmelte sie. „Na toll…“, grummelte der FBI Agent. „Gehen wir rein“, befahl er danach. „Du lässt sie allein im Zimmer?“, wollte Shu wissen. Mittlerweile saß er wieder auf seinem gewohnten Platz auf dem Sofa. „Ja, ich denke sie kann alleine die wichtigsten Sachen zusammenpacken“, nickte die Blonde. „Ohne abzuhauen?“ „Ich glaub nicht, dass sie es wieder macht. Der Schrecken sitzt ihr immer noch in den Knochen und jetzt wo sie noch weiß, dass ihr Vater verstorben ist, hört sie eher auf dich“, seufzte Jodie. „Das hätte nicht passieren dürfen“, murmelte sie, ehe sie sich neben Shu setzte. „Ist nicht mehr zu ändern. Jetzt hilft nur noch Schadensbegrenzung.“ „Und weißt du schon, was wir jetzt mit ihr machen?“, wollte die Blonde wissen. „Ich hab James angerufen. Wir fahren zu ihm und er entscheidet wie es weiter geht“, nickte der FBI Agent. „Hey…ähm…ich bin jetzt fertig“, murmelte die Langhaarige. Sie stand mit einer kleinen Tasche im Flur. „Gut“, sagte Shu und stand auf. „Jodie, du nimmst sie mit, ich warte dann auf euch bei James.“ „In Ordnung“, entgegnete die Blonde. Auch sie stand auf und trat an die Tür heran. Dann blickte sie kurz auf Joanna. „Sicher, dass du nicht mehr brauchst?“ „Fürs Erste wird es noch reichen“, murmelte sie. „Und ich…wir kommen hier doch nochmal her, oder nicht?“ „Ich weiß es leider nicht. Wir müssen schauen, was unser Boss dazu sagt“, erklärte Jodie und machte sich anschließend mit dem Mädchen auf den Weg zu ihrem Wagen. Sie ließ sie zuerst einsteigen und achtete vorher darauf, dass keiner der Organisation auch nur in der Nähe war. Sicher konnte man trotzdem nicht sein. Sobald Jodie die Lage für ruhig empfand, stieg auch sie ein. Sofort trat sie auf das Gaspedal und fuhr los. „Er ist sicher sauer auf mich“, murmelte die Langhaarige. Jodie blickte zu ihr herüber. „Vielleicht ein wenig, aber er ist auch sauer auf sich selber, weil du ‚entkommen‘ konntest. Das schafft sonst keiner bei ihm“, zwinkerte Jodie ihr zu. Joanna seufzte. Das war nicht gerade die Antwort die sie haben wollte. „Ich hätte nicht gehen sollen“, entgegnete sie leise. „Solche Sachen bemerkt man immer dann, wenn es zu spät ist. Daran kannst du jetzt nichts mehr ändern.“ Am Gebäude angekommen, stieg Jodie zuerst aus. Sie sah sich um, fühlte sich aber in diesen Begebenheiten weitaus wohler als sonst wo. Hier musste sie keine Angst haben, dass die schwarze Organisation zu schlug, hier hatte sie genügend Helfer. Schnell trat sie an die Beifahrerseite und öffnete diese. „Na komm. Du musst keine Angst haben“, sprach die Blonde ruhig. Joanna nickte und stieg aus, wie man es ihr sagte. Die junge Frau atmete tief ein und aus. „Unser Boss ist wirklich nett, mach dir mal keine Sorgen“, entgegnete Jodie anschließend. „Ist gut, es ist nur…“, murmelte sie leise. „…ich kann immer noch nicht glauben, dass mein Vater nicht mehr am Leben ist.“ „Es tut mir so leid“, seufzte Jodie leise. „Wir wollten es dir ersparen, es so zu erfahren“, erzählte sie leise. „Was? Ihr wusstet davon?“ „Oh…“, nuschelte Jodie. „Ehm…ja wir wussten es…“ „Wollt ihr den ganzen Tag dort stehn bleiben?“, wollte Shu von den Beiden wissen. Ein wenig genervt schaute er auf die beiden Frauen, während er an der Eingangstür des Gebäudes stand. „Wir kommen ja schon“, meinte Jodie. Sie griff nach Joannas Hand und zog sie mit ins Gebäude. „James erwartet uns schon“, kam es knapp von Shuichi. Ohne zu klopfen, trat er in das Zimmer ein. „Da sind wir.“ „Sehr gut. Setzt euch“, nickte James und sah alle Beteiligten an. Shuichi stand lieber und stellte sich an das Fenster um heraus zu sehen. James runzelte leicht die Stirn und blickte dann auf Joanna. Er lächelte ein wenig. „Zuerst möchte ich mich entschuldigen, dass du unter anderen Bedingungen von dem Tod deines Vaters erfahren hast. Wir hielten die Zeit dafür noch nicht gekommen, da wir erst heraus finden wollten, was oder wer für seinen Tod verantwortlich ist und ob es für dich eine Gefahr birgt“, erklärte der ältere Mann. „Da wir jetzt auch wissen, dass sie es auf dich abgesehen haben, müssen wir unsere Sicherheitsvorkehrungen noch verschärfen.“ Joanna nickte. „Was ist mit ihm passiert?“ James legte den Kopf ein wenig in die schräge, ehe zu Shu sah. „Du hast nichts gesagt?“. Ein Kopfschütteln als Antwort reichte ihm. „Verstehe. Nun ja, meine beiden Mitarbeiter fanden deinen Vater im verwüsteten Labor. Dein Vater wies Shuichi an auf dich aufzupassen, weswegen ich ihn dafür abkommandierte. Normalerweise macht das FBI so was nicht, aber in diesem Fall haben wir eine Ausnahme gemacht. Was genau passiert ist, können wir leider nicht sagen. Du wirst uns also vertrauen müssen.“ Es war eh zu spät gewesen den Tod zu verschleiern und da sie sowieso schon wusste, dass jemand hinter ihr her war, konnte er mehr sagen, als das Übliche. „Ich verstehe“, nuschelte sie. „Was geschieht jetzt mit mir?“, sie schluckte dabei und wollte es sich gar nicht vorstellen. „Das Beste wird sein, wenn wir dich erstmals von hier weg bringen. Momentan halte ich das Zeugenschutzprogramm für zu weit daher geholt. Aber außerhalb des Landes werden wir doch wohl eher bringen“, erklärte James. „Was? Aber…aber das hier ist mein zu Hause. Ich kann doch nicht einfach so weg. Nein, das will ich nicht. Es muss doch einen Weg geben, um hier zu bleiben“, warf sie empört ein. Sie wollte einfach nicht weg. Hier war ihr Leben. James seufzte. „Hier bist du in einer dauernden Gefahr. Wir wissen nicht, wann sie es wieder auf dich abgesehen haben. Und außerdem…“, stockte der Ältere leicht. „…du hast hier keinen der auf dich aufpasst“, führte Shuichi den Satz zu Ende, während er sich eine Zigarette aus seiner Jackentasche zog. „So sieht es leider aus. Momentan gebe ich ungern irgendwem diesen Fall“, stimmte James zu. „Ja, aber…nein…ich will nicht gehen“, energisch sprang Joanna von ihrem Stuhl auf. „Ich will hier bleiben. Ich tu diesmal auch das, was von mir verlangt wird und lauf nicht irgendwo weg.“ „Das bringt nichts. Jetzt da wir wissen, dass sie hinter dir her sind, ziehen wir andere Seiten auf“, grinste Shuichi. Mit ihrer ‚Attacke‘ war es amtlich. Die schwarze Organisation hatte ihre Finger im Spiel. „Und wenn sie in der Zwischenzeit zu mir kommt?“, schlug Jodie vor. „Woran denkst du?“, wollte James wissen. „Ich kann doch jederzeit zurück an die Teitan-Oberschüle kehren. Das mach ich einfach und bring sie mit. Sie könnte dort als Aushilfskrankenschwester oder Bibliothekarin aushelfen. Dann hätte ich sie immer im Auge und wohnen könnte sie doch auch bei mir.“ „Du meinst, sie ist da sicher genug?“, kam es von Akai. „Bisher hatte ich doch noch keine Probleme mit ihnen gehabt. Also warum nicht. Und wenn ich mal keine Zeit hab, wird sich Shu um sie kümmern“, zwinkerte Jodie. „Das kannst du vergessen“, entgegnete Akai knapp. „Einmal und nie wieder.“ „Mhmm..wenn du dir das zutraust, und alle beteiligten einverstanden sind, werde ich es genehmigen“, nickte James. „Na toll“, grummelte Shu. Endlich war er sie los geworden und dann wurde sie ihm schon wieder aufs Auge gedrückt. Diesmal zwar nur indirekt, aber Jodie wusste ganz genau, dass er wegen der Organisation immer ein Auge auf sie warf. „Ich bin draußen“, entgegnete der FBI Agent. Alleine in seinem Büro runzelte James die Stirn. Falten legten sich auf diese, als es an der Tür klopfte. „Herein“, sprach er. Hereinspaziert kam eine junge Frau mit blondem Haar, welches hochgesteckt war. Sobald sie eintrat, schloss sie die Tür. „Sie werden es bald heraus finden, wenn wir es nicht zu verhindern wissen“, sprach James ruhig. „Es ist gut, dass du so schnell wie es nur ging, hier her gekommen bist, Vermouth.“ Kapitel 14: Rückkehr -------------------- Das Flugzeug landete pünktlich. Die Braunhaarige blickte während des Landeanflugs die ganze Zeit über aus dem Fenster. Sie war nachdenklich und fuhr sich durchs Haar. Jetzt war sie also wieder nach Hause zurück gekehrt. All die Zeit über hatte sie diesen schrecklichen Ort verdrängt, doch jetzt kam sie wieder zurück. Shiho seufzte auf, als im Flugzeug die Anzeige aufleuchtete. Eigentlich hoffte sie, nicht her zu müssen, doch leider konnte man die Gegenwart und die Zukunft nicht aufhalten. Jetzt, da ein Wissenschaftler von der Organisation ermordet wurde, musste sie wieder herkommen. „Warum nur“, murmelte Shiho, ehe sie von ihrem Platz aufstand. Man sah ihr die Begeisterung an. Langsam drückte sie sich durch die Menschenmenge, die ebenfalls aus dem Flugzeug heraus kommen wollte. Sie preschte an denen vorbei und holte im Anschluss ihren Koffer. Am Ausgang des Flughafens wurde sie bereits erwartet. Mehrere Männer standen dort und warteten. Noch immer war die Nase von Shiho fein genug, um den Geruch der Organisation wahrzunehmen, weswegen sie wusste, auf welcher Seite die Fremden standen. Schnurrstracks hielt sie auf diese zu. „Shiho Miyano?“, wurde sie von einem angesprochen. „Ja“, nickte die Angesprochene. „Wir sind hier um Sie abzuholen“, kam es dann. Wieder nickte die Angesprochene und folge den Männern. „Man hat Ihnen eine Wohnung besorgt und wird Ihnen täglichen Schutz bieten“, entgegnete der Mann. „Nicht nötig“, gab Shiho von sich. „Ich werde bei einem Freund bleiben. Er wohnt in Beika.“ „Ich glaube nicht, dass das möglich ist“, sprach der FBI Agent ruhig. „Rufen Sie doch Ihren Boss an oder rufen Sie gleich bei Akai an. Die werden sicherlich bestätigen, dass ich in Beika bleiben kann“, entgegnete Shiho. „Ehm…okay, einen Moment“, sagte der junge Mann und zog sein Handy aus der Jackentasche heraus. Schnell wählte der die Nummer von James und wartete. „Entschuldigen Sie, Boss“, fing er an. „Wir haben die junge Frau vom Flughafen abgeholt. Allerdings will sie nicht in die Wohnung gefahren werden, sondern bei einem Freund in Beika bleiben“, erwähnte er. „Ich glaube, ich weiß, wenn Shiho meint“, murmelte James. „Gut, bringen Sie sie dorthin und achten sie immer mal wieder auf die junge Frau“, gab James den Befehl. Der Agent nickte. „Alles klar, ich hab verstanden“, sprach er und legte dann auf. Sein Blick ging wieder zu Shiho. „Gut, aber FBI Schutz bekommen Sie trotzdem.“ „Damit kann ich leben“, entgegnete die Braunhaarige. Nach so langer Zeit würde sie ihn jetzt endlich wieder sehn. Die ganze Zeit über hatte sie gegen ihre Gefühle zu ihm gekämpft, dann ließ sie sie frei und kurz darauf verschwand sie ins Ausland. Was sollte sie bloß jetzt davon halten? Aber Shiho wusste, dass Shinichi zu Ran gehörte, die Beiden waren ein Herz und eine Seele, sie gehörten zusammen. Und jetzt tauchte sie wieder auf und würde das Gleichgewicht der Beiden zerstören. Seufzend blickte Shiho aus dem Fenster des Wagens und je näher sie der Kudo-Villa kamen, desto nervöser wurde sie, wie das Wiedersehen ablaufen würde. Sobald das Auto anhielt, stieg Shiho aus. „Ich komm alleine rein und ich würde es gut finden, wenn er nicht gleich irgendeinen Fall dahinter wittert“, erklärte das Mädchen. „Gut“, nickte der Agent. „Wir warten, bis Sie drinnen sind und fahren dann erst weiter“, fügte er an. Shiho nickte. Dem Mädchen war klar, dass das FBI ihr wohl anders keine Wahl ließ. Sie würden, auch wenn Shiho es nicht wollte, da bleiben und warten. Langsam stieg die Braunhaarige aus dem Wagen heraus. „Ich werde mich morgen wieder bei Ihnen melden“, sagte sie, ehe sie die Beifahrertür schloss. Mit schnellen Schritten trat Shiho an die Tür der Kudo-Villa. Doch dann stoppte sie. Wie würde Shinichi wohl darauf reagieren? Damals war sie einfach so gegangen. Ohne ein weiteres Wort der Verabschiedung. Sie war einfach so weg. Die Wissenschaftlerin nahm sich ein Herz und klopfte an die Tür der Villa. Sie atmete tief durch, als die Tür geöffnet wurde. Da stand er nun. Ihre ehemalige Liebe. „So sieht man sich wieder, Kudo.“ „Haibara…“, murmelte der Oberschüler leicht verwundert. „Du bist wieder hier“, stellte er fest. „Sonst stünde ich nicht vor deiner Tür“, gab sie von sich. „Kann ich rein kommen?“ „Ehm…natürlich, komm rein. Es ist schön dich wieder zu sehen“, nickte Shinichi und ließ Shiho eintreten. „Was machst du hier? Irgendwie hab ich nicht damit gerechnet, dich hier wieder zu sehen. Ist der Professor auch da?“, wollte er wissen. „Typisch Detektiv. Da sieht man sich nach so langer Zeit wieder und du fragst einen gleich Löcher in den Bauch“, schmunzelte die Wissenschaftlerin. „Entschuldige, das gehört zum Beruf dazu“, grinste der Detektiv. „Ich werd versuchen das nicht mehr so sehr raus hängen zu lassen.“ „Schon gut. Ich kenn es ja nicht anders vor dir. Zu deinen Fragen, ich bin hier, weil mich das FBI wegen einem Fall hergeholt hat. Und bevor du fragst, um was es geht, das weiß ich selber noch nicht, nur dass es einen Unfall in einem Labor gab und ich da mitarbeiten soll. Die ganzen Einzelheitenkann ich dir erst morgen Abend sagen. Und der Professor ist nicht da, der ist momentan in London.“ „FBI? Fall?“, murmelte Shinichi leicht interessiert. „Ich habs geahnt“, entgegnete Shiho. „Entschuldige. Es ist nur, wenn das FBI hier wieder was macht, dann heißt es ja nur, dass es in Verbindung mit der Organisation steht…“ „War klar, dass es nichts anderes ist“, nuschelte die Wissenschaftlerin. „Ist ja keine Absicht“, grinste Kudo und kratzte sich am Hinterkopf. „Ich versuch die Gedanken auszustellen“, fügte er an und bat das Mädchen herein. „Du warst also in der letzten Zeit in England?“ „Ja, war aber nur Zufall. Eigentlich arbeite ich in den Staaten in einem Labor des FBIs, Professor Agasa im Übrigen auch“, erzählte sie und setzte sich dann ins Wohnzimmer. „Aber du kennst den Professor ja, mit seinen Erfindungen macht er die unterschiedlichsten Sachen“, lächelte sie. „So kam es auch dazu, dass sie in London zwei neue Erfindungen vorstellen sollte. Deswegen bin ich mit ihm dort hin…“ „Hört sich ja an, als hätte sich für den Professor eine wirklich sehr gute Chance aufgetan“, lächelte Shinichi. „Und wie sieht das bei dir aus? Ich mein, ist die Arbeit für das FBI gut?“ „Das FBI hält mich so gut wie es geht aus den Sachen die mit der Organisation heraus. Außerdem muss ich ja auch keine Laborarbeit für deren Fälle machen, ich synthetisiere nur Tatortmaterial neu oder schaue in wie fern, die chemischen Reaktionen stattfinden konnten. Sehr oft kümmere ich mich auch um die biochemischen Aspekte. Alles wahrlich interessant und ich muss auch kein Gift herstellen, welches jemanden schrumpfen lässt“, erzählte Shiho. „Hört sich wirklich interessant an“, nickte Shinichi. „Solange dir die Arbeit Spaß macht ist ja alles gut. Man merkt richtig, wie viel Spaß es dir macht“, fügte er an. „Woran will man das denn merken?“, wollte die Wissenschaftlerin wissen. „Ganz einfach, wenn du davon erzählst, leuchten deine Augen. Als du noch an dem Gegenmittel für das APTX-4869 gearbeitet hast, haben deine Augen nie so geleuchtet. Und wenn es jetzt das tut, dann weiß ich wenigstens, dass dir die Arbeit dort Spaß macht. Es freut mich, dass du jetzt nichts mehr machen musst, was du nicht tun willst“, lächelte er. „Beim FBI zu arbeiten ist auch anders. In der Organisation wirst du immer nur dazu gedrängt so schnell wie es geht, die Mittel fertig zu stellen, zu testen und zu verbessern, im Vergleich dazu, sagen sie dir beim FBI, dass du alle Zeit der Welt hast, in Ruhe die ganzen Tests machen sollst und dann nochmal alles verbessert. Und wenn es einmal nicht so klappt, wie man will, kassiert man keine Predigten, dass man nicht arbeiten kann. Die ganze Atmosphäre ist dort einfach viel besser“, Shiho lächelte leicht. „Man kann sagen, es ist mein Traumberuf.“ „Jetzt kann ich auch verstehen, warum du dich in der ganzen Zeit nicht mehr gemeldet hast. Ich muss ja sagen, am Anfang war ich ein wenig beleidigt, aber jetzt wo ich das höre, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass du dich nicht melden wolltest“, nickte Shinichi. „Das war nicht deswegen“, murmelte das Mädchen. „Hmm?“ „Ach komm schon, Kudo, du kannst mir nicht sagen, dass du es nicht gewusst hast.“ „Hö? Was meinst du?“, wollte er wissen. „Sag mir jetzt nicht, du wusstest es wirklich nicht“, erstaunt blickte Shiho zu ihm. „Nein“, schüttelte Kudo den Kopf. „Was meinst du denn?“ „Oh man, hätte ich das gewusst“, Shiho musste leicht lachen. Ihre ganzen Sorgen waren unbegründet, wie sie jetzt feststellen musste. „He…Shiho…jetzt sag doch mal“, entgegnete der Junge. „Ist halt so wild. Es ist nur, ich war früher mal ein wenig verliebt in dich. Und nun fühl dich nicht geehrt, es ist schon wieder vorbei. Wahrscheinlich war es nur eine kurze Schwärmerei“, sagte die Wissenschaftlerin. „Oh“, murmelte der Oberschüler. Er wurde leicht rot. „Aber Shiho…du weißt…“, fing er dann wieder an. Die Wissenschaftlerin rollte mit den Augen. „Hast du mir nicht zugehört? Es ist schon wieder vorbei und war nur eine kleine Schwärmerei“, wiederholte sie sich. „Und nein, du musst jetzt nicht aufpassen, irgendwas falsches zu machen. Es geht mir gut, ich interessiere mich nicht mehr für dich.“ „Wieso hast du mir das früher nie gesagt?“ „Warum sollte ich?“, sie zuckte mit den Schultern. „Für dich gab es doch nur Ran und für mich war kein Platz. Außerdem hättest du mich jedes Mal so komisch angesehen, wie jetzt. Darauf hatte ich, ehrlich gesagt, keine Lust.“ „Aber ich…ich hätte dir sicher helfen können“, warf er ein. „Ach ja? Und wie? Das hätte doch nichts gebracht“, Shiho hob die Augenbraue und schüttelte einfach nur den Kopf. „So wie es war, war es gut. Du hättest nichts anders machen können.“ „Und was ist…jetzt?“ „Kudo! Hörst du mir eigentlich zu? Jetzt ist nur noch Freundschaft zwischen uns. Ich will nichts von dir, also mach dir da keine Gedanken“, keifte die Wissenschaftlerin. „Okay“, nickte der Oberschüler. „Ich glaubs dir, aber du musst mir versprechen, dass du mir sagst, wenn es wieder…passiert“, sprach er. Ein weiteres Mal rollte Shiho mit den Augen. „Kudo, was habe ich gerade gesagt?“ „Dass alles in bester Ordnung ist und du keine Gefühle mehr für mich hast“, antwortete der Gefragte. „Genau und so wird es auch bleiben“, meinte sie anschließend. „Ach ehe ich es vergesse, ich würd für die nächste Zeit gern hier wohnen, wenn es geht.“ Überrascht schaute Shinichi sie an. „Was ist? Das FBI hat für mich eine Wohnung gefunden und will mich beschützen, aber ich finde nicht, dass ich das brauche. Ich bleib lieber hier, wo ich jemanden kenne“, meinte die junge Frau. „Öhm…also gut, ich bereite für dich ein Gästezimmer vor.“ „Danke, sehr freundlich“, sprach Shiho leicht sarkastisch. Das war eben sie. „Wie schaut es drüber im Haus des Professors aus?“ „Da ist jetzt ein junger Student. Sein Name ist Subaru Okiya, er ist ziemlich nett und auch ein Holmes-Fan“, grinste Shinichi leid. „Warum hab ich das nur geahnt?“, musste Shiho lachen. Scheinbar waren Holmes-Fans sehr gesellig und fanden immer zueinander. Es war doch schon ziemlich lustig. „Und was studiert er?“ „Ingenieurwissenschaften an der Touto-Universität“, erklärte er. „Als er einzog und die Reste des Professors sah, war er recht überrascht und erfreut. Ich wette mit dir, er bastelt an denen herum“, erzählte Kudo. „Würde ja passen“, murmelte Shiho. Sie stand auf und streckte sich. „Vielleicht geh ich mal die nächsten Tage rüber“, entgegnete sie und trat an das Fenster heran. „Ich hab gerne dort gewohnt“, wisperte sie leise. Wie auf die Minute genau trat Subaru Okiya aus der Tür des Hauses. Es zog ihn in den Garten, wo er sich zuerst streckte und dann zuerst zu seinem Kirschblütenbaum blickte. Anschließend blickte der junge Mann nach oben. Er fühlte sich beobachtet und blickte hoch an das Fenster, wo er Shiho erblickte. „Huh….“, erschreckte sich das Mädchen. Plötzlich fing sie an zu zittern. „Das…das…“, sie schluckte und wich einige Schritte nach hinten. Viel heraus bringen konnte die Wissenschaftlerin in diesem Moment nicht. Kapitel 15: Recherche --------------------- Nur mit Müh und Not und sehr viel Überredungskunst schaffte es Jodie ihren alten Job an der Teitan-Schule wieder zu bekommen. Dazu schaffte sie es Joanna als Aushilfsbibliothekarin mit an Bord zu ziehen. Es war schwer, aber Jodie war sehr oft überzeugend. Die junge Frau grinste am Morgen am Frühstückstisch. Jetzt find es wieder an, früh aufstehen und zur Schule, dafür hatte man am Nachmittag wieder frei, was sie meistens für die Arbeit beim FBI nutzte. Aber sonst war der Job wirklich mehr als in Ordnung und auch die Bezahlung konnte sich sehen lassen. „Freust du dich auf deinen ersten Tag?“, wollte die Blonde wissen. „Ja, kann ja nur besser werden“, nickte Joanna murmelnd und aß ihr Brot. „An einer Schule zu arbeiten ist was anderes, als in der Buchhandlung“, fügte sie an. „Aber es wird vom Ablauf her fast das gleiche sein, nur dass du diesmal die Bücher ausleihst und das einträgst. Also denk dran, kein Verkauf“, schmunzelte Jodie. „Keine Sorge, ich hab das System, was sie mir zeigten, verstanden. Eigentlich kann mich da nichts aus der Bann werfen“, entgegnete Joanna. „Denkst du, sie werden dort auftauchen?“ „Mhm…“, murmelte Jodie leise. Sie, mit sie meinte sie sicher die Organisation. Es war gut, dass sie die weiteren Umstände noch nicht kannte und nichts von der Existenz der Organisation wusste. Aber die Frage war berechtigt. Was würde passieren, wenn die Organisation auftauchte und Jodie nichts dagegen machen konnte? An diese Wendung dachte sie nicht, als sie James vorschlug sich um Joanna zu kümmern. Jodie schluckte leicht. Würde die Organisation an die Schule kommen, wäre es wirklich nicht von Vorteil. „Ach mach dir keine Sorgen, in der Schule sind wir sicher, ich glaube nicht, dass sie dich holen werden, wenn so viele Menschen bzw. Schüler dort sind. Und im Notfall hast du ja auch mich mit dabei“, entgegnete die Blonde. „Irgendwie kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Shu den Fall wirklich abgab. Ich denke, er hat immer mal wieder ein Auge auf uns.“ „Irgendwie kann ich das nur hoffen“, entgegnete Joanna ruhig. „Mach dir darum nun wirklich keine Gedanken. Erst wenn wir uns Sorgen machen, müssen wir Angst haben, das hat mal ein guter Freund von mir gesagt“, Jodie zwinkerte dabei. „Es geht schon alles gut. Am Tage werden sie eh nicht zuschlagen, man könnte sie ja sehen“, fügte die Blonde an. „Und jetzt hör auf den Hund in der Pfanne verrückt zu machen.“ Kurz bevor sie zu zweit an der Schule ankamen, streckte sich Jodie. „Ich bin mal gespannt, was die Schüler zu meiner Rückkehr sagen“, kicherte sie leicht. „Wieso hast du denn aufgehört?“, wollte Joanna wissen. „Ach das war so eine Sache. Ich hab hier wegen meinem anderen Job angefangen quasi undercover. Naja und als ich aufflog, hab ich aufgehört hier zu arbeiten. Es war nicht mehr nötig und ich hab mich auf meinen eigentlichen Beruf konzentriert“, erläuterte die Brillenträgerin. „Undercover an einer Schule? Ist hier irgendwas passiert?“ „Was? Nein nein“, schüttelte Jodie schnell den Kopf. „So meinte ich das nicht. Um länger hier zu bleiben brauchte ich einen Job, also hab ich den gemacht, damit man mich nicht verdächtigt. Das hatte eigentlich nichts mit den Schülern und Lehrern hier zu tun“, log die Blonde. „Miss Jodie“, erklang es fröhlich von Ran. Zusammen mit Shinichi machte sie sich auf den Weg zur Schule, wo sie gleich ihre ehemalige Lehrerin erblickte. „Was machen Sie denn wieder hier?“ „Oh ihr seid es“, lächelte die Blonde. „Guten Morgen Ran, oh nice to see you, cool guy.“ „Guten Morgen”, entgegnete Shinichi. „Ist irgendwas passiert?“, wollte der Oberschüler wissen. Ihm wurde wieder bewusst, was Shiho am Vortag erzählte. Das FBI war also wieder zurück und wieder an der Schule. Das konnte ja nur heißen, dass die Organisation ihre Finger im Spiel hatte. Jodie lachte auf. „Das ist ja wieder so typisch für dich. Kaum bin ich hier, denkst du, es wäre was vorgefallen“, kicherte sie. „Es ist zwar richtig, dass ich hier meinen alten Job wieder aufnehme, aber nicht aus den Gründen, an die du denkst“, entgegnete die Blonde. „Da ich gerade dabei bin, das ist Joanna, sie ist…eine Freundin von mir und arbeitet in der Schulbibliothek. Heute ist ihr erster Tag, deswegen bring ich sie her“, lächelte Jodie. „Ach ja?“, Ran blickte an Jodie vorbei. „Oh hallo, freut mich wirklich sehr“, entgegnete das Mädchen fröhlich. „Hi“, kam es anschließend von Shinichi, der die Englischlehrerin skeptisch ansah. Cool Guy ahnt wieder was, sagte Jodie zu sich selber. Sie musste leicht kichern. „Ran? Tust du mir den Gefallen und bringst Joanna zur Bibliothek?“ „Ja gerne“, nickte die Langhaarige. Sie blickte zu Joanna. „Dann wollen wir mal“, fügte das Mädchen an und ging mit der anderen Langhaarigen los. „Und was ist los?“, wollte Shinichi von der Blonden wissen. „Was sollte schon sein? Es ist alles in bester Ordnung.“ „Das glaube ich nicht. Ich kann eins und eins zusammenzählen. Gestern stand Shiho auf meiner Matte, sie wurde vom FBI wieder hier her gebracht um an irgendwas mitzuarbeiten. Und jetzt sind Sie wieder als Englischlehrerin an der Schule tätig. Also was wird das?“, wollte der Oberschüler wissen. „Ich weiß, dass es irgendeinen Unfall gab.“ Jodie seufzte auf. „Gut gut. Du hast ja Recht. Es gab einen Unfall, ein Wissenschaftler wurde ermordet und bat mit seinen letzten Worten Shu darum, sich um seine Tochter zu kümmern. Wir nahmen es alle nicht so wirklich ernst, aber als Shu James davon erzählte, unterstellte er ihr gleich FBI-Schutz“, fing die Blonde an. „Shu sollte sich selbst um sie kümmern und zog bei ihr ein. Aber es lief nicht gerade gut zwischen ihnen. Er konnte sie einfach nicht leiden und hatte auch keine Lust gehabt, so was zu machen. Als ich dann eines Abends dorthin kam, um das Mädchen kennen zu lernen, haute sie ab. Man mag es nicht glauben, aber sie schaffte es tatsächlich Shu zu entkommen.“ „Das Mädchen…?“, Shinichi wies in die Richtung in welcher Ran verschwand. Jodie nickte. „Ja, sie ist das. Am Anfang wussten wir noch nicht, dass es sich um die Organisation handelt. Es war vollkommen abwegig. Aber nachdem sie weglief, lief sie Gin direkt in die Arme und er zögerte keinen Moment…zum Glück war Shu rechtzeitig dort. Das hätte schlimm enden können. Leider hat sie dadurch auch von dem Tod ihres Vaters erfahren, James wollte das aus irgendeinem Grund noch nicht. Und da sich Shu nicht weiter um sie kümmern wollte und sie nicht ins Zeugenschutzprogramm wollte, hab ich sie bei mir aufgenommen. Normalerweise arbeitet sie in der Stadt in einer Buchhandlung. Eigentlich oft belebt, aber die Gefahr, dass ihr dort was passiert ist größer, als an einem Ort, den ich jederzeit überwachen kann.“ „Und deswegen haben Sie hier wieder als Englischlehrerin angefangen“, folgerte Shinichi. „Genau. Während der Unterrichtszeit kann sie dort Inventar machen oder lesen. Wenn was passiert, würde ein Alarm losgehen und für den Notfall hat sie ein Handy. Meistens sitzen auch genügend Schüler in der Bibliothek und lernen oder machen aufgaben. Andere Lehrer gehen auch mit ihren Klassen dorthin. Sie wäre also nicht so oft allein und ich hätte immer wieder ein Auge auf sie. In den Pausen kann ich mich auch dort aufhalten. Und es sehe doch besser aus, als wenn ich in die Buchhandlung geh und die ganze Arbeitszeit über nur rumsitze, ohne was zu kaufen.“ „Ich verstehe“, grübelt Shinichi. „Die Organisation wird hier an der Schule nicht einfach so auftauchen…“ „Das denken wir auch“, nickte Jodie. „Und ich bin mir sicher, Shu wird hier auch nicht lange auf sich warten lassen. Wie ich ihn kenne, observiert er schon alles“, schmunzelte sie. „Da stimm ich Ihnen zu“, entgegnete Kudo. „Danke für die Infos, Jodie. „Können Sie Ran bitte sagen, dass mich noch ein Fall aufhält und ich mich nachher bei ihr melde? Danke“, sprach der Oberschüler ehe er von der Stelle los lief. „Aber…?“, verdutzt sah Jodie ihrem Schüler nach. Sie schüttelte den Kopf. Ihr war klar, dass man den Oberschüler nicht mehr aufhalten konnte. So war er eben. Sobald es um die Organisation ging, schaltete er ab und wollte gegen sie angehen. Jodie hoffte inständig, dass Kudo nichts anstellte, was ihm schaden konnte. Schnell zog sie ihr Handy aus der Jackentasche und rief Shuichi an. Shinichi lief zuerst zur Villa zurück. Er stellte seine Tasche im Flur ab und machte sich dann wieder auf den Weg. Dieser führte ihn zum Polizeihauptquartier. Mit schnellen Schritten trat der Oberschüler ein und suchte anschließend das Archiv auf. Durch seine detektivischen Fähigkeiten hatte er halbwegs freien Zugang. Meistens kam noch ein Polizist dazu, der darauf achtete, dass alles mit rechten Dingen vor sich ging. Shinichi kannte sich schon einigermaßen gut im Archiv aus und wusste, was er wo finden konnte, aber auch er kannte nicht alles. „Sagen Sie, wo finde ich die Akten über Laborunfälle?“, wollte er wissen. „Die findest du unter dem Aktenzeichen B-40“, erklärte der Polizist. „Danke“, nickte Kudo und suchte nun bei diesen. Sein Blick schweifte ab und versuchte den Unfall zu finden, hinter dem die Organisation steckte. Aber das FBI wusste, wie es den Fall verschlüsseln musste. Als Shinichi die Akte endlich fand, setzte er sich an einen der Tische im Archiv. Er schlug die Akte auf, doch was er sah, verschlug ihm die Sprache. Nichts von einem Mord oder einem Unfall. Überall war einfach nur beschrieben, dass sich ein Brand ereignete, aber keiner zu Schaden kam. Es war so, als gäbe es diesen Unfall gar nicht. Shinichi runzelte die Stirn. „Das kann doch nicht…“, murmelte er und sah sich dann die Liste der Firmenmitarbeiter an. Ich sollte mal schauen, welche Zusammenhänge es zu denen gibt, sagte er sich. Kurz darauf schaltete der Oberschüler einen der Computer an, die im Raum standen und suchte nach den einzelnen Namen. Bei vielen fand er schon ein paar Treffer, aber es waren immer wieder belanglose Sachen. Ein Unfall hier, ein Unfall da. Nichts, was wirklich Aufmerksamkeit an sich zog. Shinichi seufzte leicht. Hier hatte er keine heiße Spur. Kapitel 16: Die zweite Lüge --------------------------- Mit einem schlechten Gefühl im Bauch und der Ahnung, irgendwas übersehen zu haben, trat Shinichi Kudo aus dem Polizeihauptquartier heraus. Der Blick des Oberschülers war nachdenklich auf den Boden gerichtet. Irgendwas übersah er, ein Teil im Puzzle fehlte ihm, um die komplette Situation korrekt zu erfassen. In seinem tiefsten Inneren spürte er es. Aber was war es? „Irgendwas interessantes gefunden?“, hallte es von der Seite. Sofort erblickte man die Zigarette im Mund des Mannes. Ein wenig erschrocken schaute Shinichi auf den Ansprechenden. „Ach Sie sind das, Herr Akai“, fing der Oberschüler an. „Ich dachte schon, du würdest an mir vorbei laufen“, entgegnete der FBI Agent mit einem gespielten Lächeln. „Ich hab irgendwie nicht darauf geachtet, wo ich hin geh. Ich war in Gedanken“, erklärte der Oberschüler. „Und hast du irgendwas gefunden?“ „Was? Wie meinen Sie das?“, wollte der Oberschüller wissen. „Woher wissen Sie, dass ich was gesucht hab?“ „Dafür gibt es mehrere Indizien. Zum einen kommst du aus dem Polizeihauptquartier, ohne dass es für dich einen interessanten Fall gibt, dann warst du noch so in den Gedanken vertieft, dass du nichts um dich herum bemerkt hast“, erklärte der FBI Agent. „Und außerdem hat mich Jodie informiert.“ „Das hätte ich mir denken können“, murmelte Shinichi und blickte Shuichi an. „Und? Hast du was gefunden?“ Shinichi seufzte. „Leider nicht. Der Laborunfall, von dem mir Shiho und Jodie erzählten, ist nur als Laborunfall in den Akten aufgenommen worden. Es stand nichts mehr dabei, kein Toter, kein Mord“, entgegnete er. „Ist ja auch kein Wunder“, grinste Shuichi leicht. Dafür sorgte das FBI. „Verstehe. Sie haben dafür gesorgt, dass man nichts findet“, meinte Shinichi. „Du hast es erfasst“, nickte Akai. „Und was gedenkst du jetzt zu machen?“, wollte er wissen. „Eigentlich hatte ich keine Ahnung und wollte ruhig darüber nachdenken. Aber jetzt wo ich Sie sehe, denke ich mir, dass Sie mir einen kleinen Gefallen tun könnten“, sagte Kudo. „Der da wäre?“ „Können Sie es sich nicht denken?“, fragte Shinichi nach. Natürlich hatte sich Shuichi schon was gedacht, allerdings musste er nicht gleich alles erzählen. „Ich kann mir sehr vieles denken“, gab der Agent von sich. „Gut, dann wissen Sie auch, dass ich gern in das FBI Archiv möchte.“ „Von meiner Seite aus hab ich damit kein Problem. Ich kann dich reinbringen, ich könnte dir natürlich auch alles über den Fall erzählen“, meinte Shuichi. „Da hab ich doch glatt eine bessere Idee“, grinste Kudo leicht. „Ich würde gern Beides haben.“ „Ich hab heute sowieso nichts zu tun“, entgegnete Shuichi und warf seine Zigarette auf den Boden. Er trat sie aus und blickte wieder zu Shinichi. „Komm mit und beeil dich.“ Zusammen mit Shinichi trat Shuichi in das Erdgeschoss des Gebäudes ein. Hier war alles nach dem Hauptquartier in den Staaten nachgebildet. Es war wirklich interessant, wie sehr es dem ähnelte. Kurz vor dem Eintritt, rauchte Shuichi eine weitere Zigarette und pustete den Rauch dann in den Raum. „Du kannst dich gern umsehen“, sprach der FBI Agent. „Hier sieht es ja so anders aus“, stellte Shinichi fest. „Wir sind eben nicht so wie die Polizei“, entgegnete Shuichi. Sämtliche Akten waren digitalisiert in den Ablagen zu finden, wobei es für jeden Buchstaben ein Set mit Disketten gab. Es wurden absichtlich nur Disketten verwendet, die die neueren Computer kein Disketten-Laufwerk besaßen. Eigentlich perfekt. Bei Diebstahl waren sie wenigstens teilweise gesichert. Und selbst wenn man die Disketten in einem Computer eingeben konnte, so brauchte man immer noch das jeweilige Passwort. Und das war der ganze Trick der Sache, zumal jede Aktenablage ihr eigenes Passwort hatte. In der Ecke standen verschiedene Computer, mit denen man die Akten lesen konnte. „Gut, also welchen Fall suchst du zuerst?“ „Den im Labor vor einigen Tagen“, sprach Shinichi. „Der wird wahrscheinlich noch nicht im Archiv sein“, sagte der FBI Agent. „Schade, dann suchen wir nach ähnlichen Fällen.“ Akai nickte und sah sich in den Ablagen, die zu dem Thema gehörten um. Verdutzt blieb er stehen. „Mhm…“, gab der Agent von sich. Er zog die Diskette aus seiner Halterung und ging an einen der Computer. Shuichi setzte sich und zog dadurch die Aufmerksamkeit von Shinichi auf sich. Der Oberschüler folgte ihm. „Haben Sie was gefunden?“, wollte er wissen. „Der Fall ist im Stapel ‚aufgeklärt‘ gelandet. Mich würde interessieren, wer das getan hat…“ „Das ist ja merkwürdig. Jodie erzwähnte, dass der Fall noch nicht abgeschlossen ist“, warf Shinichi ein. Shuichi nickte. „Aus dem Grund will ich wissen, was es damit auf sich hat.“ Schnell tippte Shuichi das Passwort ein. Der erste Zugang wurde ihm verweigert. Akai konnte sich nicht denken warum. Er runzelte die Stirn und tippte ein weiteres Mal. Die Sache wurde komischer und komischer. Mit der Computermaus blätterte er mehrere Seiten durch, bis er zum Abschlussbericht kam. „James hat den Fall als aufgeklärt gekennzeichnet.“ „Denken Sie, es war ein Versehen?“, wollte Shinichi wissen. „Unmöglich. James hat mich doch selber für den Fall gerufen“, gab Akai von sich. Es wurde mysteriöser, je tiefer sie sich darin befanden. „Das heißt also, das Geheimnis liegt jetzt in dieser Akte?“, fragte der Oberschüler. „Auf jeden Fall“, nickte Shu. „Da pflege ich doch nur eines zu sagen: Es gibt immer nur eine Wahrheit und wir finden sie.“ „Das ist jetzt nicht dein Ernst“, Akai hob die Augenbraue und blickte ihn skeptisch an. „Doch doch“, grinste der Oberschüler. Shuichi schüttelte den Kopf. „Von mir aus“, meinte er und nahm sich von der Ablage einen Zettel und einen Stift. Sämtliche Namen, die in der Akte vorkamen, schrieb er sich heraus und runzelte die Stirn. „Was haben Sie vor?“ „Ich notier mir sämtliche Namen derer, die mit diesem Fall im Zusammenhang stehen und such in der Datenbank nach Fällen, die irgendwann mit ihnen zu tun hatten“, erklärte Shuichi. „Gut, geben Sie mir einen Namen“, nickte Shinichi. „Josh Welsh“, entgegnete Akai und tippte den Namen schon in das Suchfeld. „Das ist ja interessant.“ „Was ist los?“ „Ein Josh Welsh existiert nicht. Weder in der Datenbank zu irgendwelchen Fällen noch als Person“, murmelte der Agent. „Das bedeutet, jemand hat es gezielt auf das Labor abgesehen.“ Shinichi nickte. „Wenn es nicht sein richtiger Name war, können wir ihn auch nicht finden“, schlussfolgerte er. Der Oberschüler seufzte. Die Sache schien noch heikler zu sein, als zuerst angenommen. „Wer ist die nächste Person?“, fragte Kudo. „Der Wissenschaftler. Dazu haben wir eine Datei in Ablage PR-249-234. Schau mal nach, ob da irgendwas dazu bereit liegt.“ „Einen Moment“, nickte der Angewiesene. Shinichi richtete seinen Blick zu der Ablage und brauchte eine Weile, ehe er die richtige fand. Danach begann die Suche nach der richtigen Datei. „Wir haben Datei 249-232, 249-233 und 249-235“, entgegnete er und sah sich weiter um. „Nirgends eine Datei mit 249-234 am Ende.“ Schon wieder passierte es. Die Datei existierte nicht und es ließ nur einen gültigen Schluss zu. Irgendjemand wusste, dass sie recherchierten und legte ihnen Steine in den Weg. „Haben wir noch eine andere Möglichkeit um an die Daten zu kommen?“ „Die hab ich“, nickte Shuichi. Am Computer öffnete er eines der vielen Programme. Mit diesem einen bekam er Zugriff auf die zuletzt verwendeten Dateien aller Computer. Doch bevor es erfolgte, musste er einen Sicherheitscode eingeben, den er ganz am Anfang von der Arbeit bekam. Nur dieser war der Schlüssel. „Hmm“, gab Shinichi von sich. „Da haben wir doch die Datei“, sprach der Agent. Sofort rief er sie auf. „Finden Sie irgendwas interessantes?“, wollte er wissen. „Die Datei wurde verändert. Sehr vieles wurde nachträglich gelöscht“, murmelte Akai. Ob das auch James war?, fragte sich der Agent. Er las die Akte weiter und stieß dann an einen Punkt, der ihn überraschte. „Merkwürdig.“ „Was haben Sie?“ Shinichi seufzte. Immer musste er Akai die Informationen aus der Nase heraus ziehen, dabei dachte er, sie wären über diese Stufe weit hinaus. Scheinbar irrte sich der Oberschüler. „Da steht, dass bei einem Unfall vor 19 Jahren die Frau unseres Wissenschaftlers ums Leben kam. Sie hatte ihre gemeinsame Tochter beschützt und erlag ihren Verletzungen. Der Tochter ging es äußerlich gut, sie kam aber auch ins Krankenhaus. Als das Mädchen auf die Untersuchung wartete, wurde sie bewusstlos. Die Ärzte diagnostizierten eine starke Hirnblutung als Folge eines schweren Schädel-Hirn-Traumas. Sie konnte nicht gerettet werden und starb kurz darauf auch…“ „Oh man, das ist mies. Die Mutter und die Schwester an einem Tag verloren zu haben, muss schlimm gewesen sein“, entgegnete Kudo seufzend. „Moment mal“, gab Akai von sich und dachte an seine Begegnung mit Joanna. „Ähm ja…mein Name ist Joanna, mein Vater ist Wissenschaftler, meine Mutter war Wissenschaftlerin, ist aber gestorben als ich ein kleines Mädchen war…“, erzählte sie. „Was haben Sie?“, wollte der Oberschüler wissen. „Joanna hat keine Geschwister. Als ich wollte, dass sie mir was über sich erzählt, hatte sie nur gesagt, dass ihr Vater Wissenschaftler ist, ihre Mutter ebenso aber verstorben. Sie hatte weder da noch später ein Wort über eine mögliche Schwester verloren“, erklärte der FBI Agent. „Wusste sie möglicherweise nichts von einer Schwester? Vielleicht war sie damals zu klein um das zu verstehen und ihr Vater verschwieg es?“, schlug der Oberschüler vor. „Das glaub ich nicht, dann hätte er auch den Tod ihrer Mutter verschweigen können. Da muss irgendwas anderes dahinter stecken, etwas, dass ich noch nicht sehe.“ „Haben Sie eine Idee? Vielleicht haben sie auch den Tod des Kindes nur vorgetäuscht, weil die Organisation hinter ihnen her war? Wäre das nicht möglich? Die Mutter könnte ein ehemaliges Mitglied gewesen sein“, entgegnete Shinichi. „Gut möglich“, nickte Akai. „Was es auch ist, wir müssen es schnell heraus finden, ansonsten wird uns die Organisation immer einen Schritt voraus sein.“ Shinichi nickte. „Ich hab mir ihren Namen aufgeschrieben. Am besten geh ich zu Shiho. Wenn jemand noch weitere Mitglieder der Organisation kennt, vor allem welche von damals, dann wird es sicherlich Sherry sein“, meinte er. Schweigend stand Shuichi von dem Platz auf. Er blickte auf Shinichi herunter. „Und jetzt raus hier“, meinte er. Den Schüler würde er ganz sicher nicht alleine drinnen lassen. „Bin ja schon draußen“, nickte Kudo. „Da ich jetzt weiß, wonach wir suchen müssen, werde ich im Zeitungsarchiv nach dem damaligen Fall suchen“, erklärte er. Akai nickte und schloss den Raum ab. Den Schlüssel verwahrte er, wie alle wichtigen Schlüssel, an seinem Anhänger, den er von Akemi geschenkt bekam. Kurz blickte er auf diesen und machte sich auch schon wieder auf den Weg. Diesmal trieb ihn dieser zum Büro von James. „Hmm…“, murmelte Akai, als die Tür aufging und die blonde Schauspielerin heraus trat. Sie schloss die Tür und erblickte auch Shuichi. Vermouth hielt sich zurück. Sie tat nichts außer an Akai vorbeizugehen. Der FBI Agent ballte seine Faust und trat sofort bei James ein. „Was hatte sie hier zu suchen?“, wollte er wissen. James runzelte die Stirn. „Ich brauchte ihre Hilfe bei einer Auskunft über Verkleidungen. Man kann sagen was man will, sie ist die Beste dafür.“ Kapitel 17: Die dritte Lüge --------------------------- Mit verschränkten Armen stand Shuichi Akai im Büro seines Vorgesetzten James Black. Er beäugte seinen Boss misstrauisch. Irgendwie glaubte Akai nicht daran, dass Vermouth wegen einem Fall hier war. Es passte nicht zu den ganzen Begebenheiten. Selbst wenn James ihre Hilfe bei einer Verkleidung brauchte, so konnte er sich auch anders an sie wenden und nicht hier auftauchen lassen. Der Agent nahm die Sache nicht so leicht auf die linke Schulter. „So? Sie brauchen Sie für einen Fall“, murmelte der FBI Agent. „Das sagte ich doch“, nickte James. Der alte Mann steckte ein Stück Papier in eine Akte und schloss diese wieder. „Dir ist trotzdem eine Laus über die Leber gelaufen. Wenn du darüber reden willst…“ „Ich war vorhin im Archiv“, Shuichi lehnte sich gegen die große braune Tür des Büros. Die verschränkten Arme wirkten leicht bedrohlich bei seiner momentanen Statur. „Wo liegt das Problem?“ „Ich habe die Akten gefunden, oder sagen wir mal, ich habe die Akten nicht gefunden“, entgegnete Akai. „Die jetzige Akte wurde als ‚aufgeklärt‘ betitelt. Ein Josh Welsh, der im Labor ebenfalls gestorben ist, existiert nicht und was ebenfalls interessant ist, es gab vor 19 Jahren einen weiteren Unfall im Labor. Dabei starben eine Frau und ein Kind. Das Mädchen, auf das ich aufpasste hat allerdings keine Geschwister. Und jetzt will ich wissen, warum Sie die Akte gefälscht haben.“ James runzelte die Stirn. Sein Vorhaben flog auf, er wurde erwischt und rechnete in diesem Fall nicht daran, dass Shuichi einen Blick auf die Akte und die alten Akten warf. Eigentlich hätte er Shuichi besser eingeschätzt, doch James wusste, dass der junge Agent die Büroarbeit immer auf Andere abwälzte. Aber jetzt agierte er anders als geplant. „Ich höre.“ „Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass die Organisation dahinter steckt“, fing James an. „Aus dem Grund hab ich die Akte gefälscht. Sollte die Organisation irgendwie an diese gelangen, würde sie nur sehen, dass wir alles abgehackt haben. Sie hätten damit aufgehört. Nur leider habe ich mich geirrt und sie haben trotzdem nach ihr gesucht.“ „Das ist alles?“, skeptisch blieb der Blick des FBI Agenten auf James gerichtet. Das war eine logische Erklärung, aber sie war doch nicht ganz schlüssig. Die Organisation war auch ohne Kenntnis der Akte auf der Suche nach dem Mädchen. „Ja, das ist alles“, nickte der Gefragte. „Ich lasse momentan nach diesem Josh Welsh suchen. Bisher haben wir ihn nicht finden können. Josh Welsh existiert nicht. Wir haben auch kein Überwachungsvideo finden können. Allerdings bekamen wir von der Personalabteilung der Firma seine Daten. Mit dem Bild versuchen wir ihn nun mittels Erkennungssoftware zu identifizieren“, erklärte James. „Momentan haben wir allerdings noch keine Hinweise über diesen Mann.“ „Die Akte über den Unfall vor 19 Jahren fehlt. Was ist damit?“ James zuckte mit den Schultern. „Die Datei hab ich noch nicht nach unten gebracht. Du wirst nicht viel in dieser finden. Ich hatte den gleichen Gedankengang wie du. Aber es schien, als wäre der Unfall von damals wirklich nur ein Unfall gewesen“, sprach James. „Ich verstehe. Aber Ihnen ist eine Sache nicht aufgefallen“, grinste der FBI Agent leicht. „Die wäre?“ „Bei dem Unfall starb die Tochter unseres Forschers…“ „Das ist mir aufgefallen“, nickte der Boss. „Und jetzt passt du auf die Schwester auf.“ „Falsch. Die angebliche Schwester weiß nicht, dass sie eine hat“, meinte Shu. „Vielleicht hat ihr Vater ihr nichts davon erzählt“, konterte James. „Es ist so lange her. Wie ich las, war das Mädchen damals erst drei Jahre alt.“ „Das passt aber trotzdem nicht zusammen. Als ich mit Joanna ein wenig redete...“, wenn er es mal tat und sie nicht gleich abwürgte. „…erzählte sie mir auch gleich von ihrer verstorbenen Mutter. Sie erwähnte keine Schwester. Das ist doch komisch. Mutter und Kind sterben am gleichen Tag und sie weiß nur vom Tod der Mutter.“ „Vielleicht wollte ihr Vater sie einfach nur schonen. Solche Väter gibt es schließlich auch“, meinte James darauf. Er drückte die Brille mit seinem Zeigefinger wieder zurück an die Nase und sah zu Akai. „Du solltest dir darüber nicht allzu viele Gedanken machen. Ich glaube, dass hat alles eine logische Erklärung, wir sehen sie nur in diesem Moment noch nicht“, entgegnete der Vorgesetzte. „Möglich und trotzdem hab ich da so ein Gefühl“, sprach Shuichi. „Du und deine Gefühle. Wenn du dem Gefühl nachgehen willst, tu das, aber vergiss deinen Auftrag nicht“, warf James ein. „Keine Sorge. Die Suche danach wird mich nicht davon abhalten, die Organisation auszulöschen.“ Nicht wirklich zufriedenstellend von dem Gesagten, verließ Shuichi Akai das Gebäude des FBIs. Der junge Mann zündete sich ein weiteres Mal eine Zigarette an. James wusste scheinbar auch nichts und trotzdem blieb der FBI Agent skeptisch. James schien sich gar nicht für den Fall zu interessieren und ignorierte das alles. Irgendwas musste es damit auf sich haben, das wusste er. Mit schnellen Schritten machte er sich auf den Weg zur Schule, wo Jodie arbeitete. Es war besser mit ihr darüber zu reden, ehe er irgendwas tat, was für keinen einen Vorteil brachte. Rauchend stand der Kurzhaarige am Schultor und blickte zu den Fenstern. Irgendwo war sie. Gerade als Akai in die Richtung gehen wollte, blieb Ran vor ihm stehen. „Herr Akai, Sie sind also auch wieder da“, lächelte das Mädchen. „Es ist schön, Sie hier wieder zu sehen. Wie geht es Ihnen denn?“, wollte sie von ihm wissen. Shuichi blickte einfach nur auf sie herab. Er schwieg. „Herr Akai?“, fing das Mädchen erneut an. „Was ist?“, antwortete er kühl. „Ist irgendwas passiert? Miss Jodie ist auch da und Shiho wurde auch hier her gebracht. Ich war gestern bei Shinichi, da saß sie auf dem Sofa und bat ihn, bei ihm zu wohnen. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Sie hat mir doch damals gesagt, was sie für ihn fühlt“, murmelte Ran. „Aber wahrscheinlich muss ich mir keine Sorgen machen, hab ich Recht?“ „Was fragst du mich das? Frag deinen kleinen Freund“, entgegnete der FBI Agent. Solche Probleme musste man mal haben, aber es gab wichtigeres im Leben als das. „Aber…Herr Akai…?“, nur langsam blickte Ran dem Agenten hinterher, der einfach so an ihr vorbei lief. Sie seufzte und schaute dem Himmel entgegen. Schweigend lief Shuichi die Treppe nach oben. Die Schüler starrten ihn an und einige schluckten. Shuichi sah nun mal nicht allzu freundlich aus, vor allem dann nicht, wenn er sich schnell auf den Weg machte. Ohne sich auch nur Gedanken darüber zu machen, dass noch Schüler im Klassenzimmer waren, öffnete er die Tür und sah zu Jodie. „Wir müssen reden.“ „Eh?“, gab Jodie verdutzt von sich. Die Blonde packte ihre Tasche zusammen und ging dann zu Shu, der sie wieder zurück in den Klassenraum drückte. Er schloss die Tür und sah sie an. „Irgendwas stimmt nicht. Du musst von der Kleinen heraus finden, ob sie eine tote Schwester hat“, sprach der Agent. „Wie kommst du jetzt darauf?“, wollte Jodie wissen. „Mach es einfach. Alles Weitere erklär ich dir nachher. Ach noch was, wenn ihr nachher nach Hause fahrt, pack ihre Sachen zusammen, sie zieht in die Kudo-Villa.“ „Aber Shu…ich dachte sie sollte bei mir bleiben“, warf Jodie ein. „Das war der ursprüngliche Plan, aber jetzt ist es ein anderer. Tu was ich gesagt hab“, meinte Akai darauf nur. „Ist die Villa denn groß genug? Ich hab gehört, Shiho wohnt dort jetzt auch“, murmelte die Blonde. Der FBI Agent grinste und trat wieder zur Tür. „Nein, Shu, das ist nicht dein Ernst…“, sie schüttelte den Kopf. „Das kannst du nicht machen…du willst sie als Köder benutzen“, schluckte Jodie. Wieder grinste Shuichi nur. Er öffnete die Tür und trat heraus. Dabei blickte er noch einmal kurz zurück. „Tu was ich gesagt hab“, kam nur von ihm. Shuichi hatte viel zu tun an diesem Tag. Nachdem was er heute erlebte, war sich Shu sicher, dass irgendwo ein Geheimnis verborgen war, auch wenn es noch so klein war. Allein durch seine Spürnase hatte Shuichi keine andere Wahl, als sich um diesen Auftrag zu kümmern. Für seinen perfekten Plan musste er allerdings noch einiges erledigen. Jetzt ging es nur noch darum zu erfahren, was es mit Joannas Mutter auf sich hatte. Und Shu wusste genau wo er suchen musste. Es war ein Ort, den er nur sehr selten aufsuchte. Der Friedhof. Das letzte Mal war er hier, als er Akemis Grab zu ihrem Geburtstag besuchte und jetzt war er wieder hier. Sein Blick glitt zu dem kleinen Haus, wo der Friedhofswärter saß. Akai ging hin und suchte Minuten später das Grab von Taros Frau auf. „Mhmm“, gab er von sich. Das Grab war vollkommen normal. Nichts, das auffällig war oder auf die schwarze Organisation hinwies. Warum sollte es auch anders sein. Momentan waren sie alle normale Menschen, aber irgendwas lag in der Luft, er konnte die angespannte Stimmung förmlich spüren. Der Schwarzhaarige schaute zu dem Grab an der linken Seite und wurde hellhörig, als er die Aufschrift darauf las. „Chris Carlet“, murmelte er. Es war zusammenhangslos und doch bekam er das Gefühl, als hätte das Grab was mit der Sache zu tun. Vor allem, als er sich das Todesdatum ansah. Es war genau das gleiche, wie bei der Mutter. Und auch das Alter stimmte perfekt überein. Jetzt musste er nur den Zusammenhang verstehen. Aber am Grab würde es ihm nichts bringen. Shuichi seufzte lautlos auf, er drehte sich um und machte sich auf den Weg um sich vom Grab zu entfernen. Er blieb stehen. Ach Akemi, sagte sich der FBI Agent. Er schüttelte den Kopf und ging die Straße weiter entlang, bis er am Grabstein von Akemi stehen blieb. Da war er also nun. „Du bist also auch hier.“ Akai drehte sich um und blickte zu der Frau, die ihn ansprach. „Genau wie du“, entgegnete er. „Ich komm immer hier her, wenn ich da bin“, sprach Shiho. Ihre Angst Shuichi gegenüber legte sie in der letzten Zeit ab und trotzdem war da immer noch ein Hauch von Verzweiflung. „Wieso bist du wieder hier?“, wollte er wissen. „Frag das deinen Boss. Man schickte mich her, weil ich mir das Labor ansehen sollte“, zuckte sie mit den Schultern. Die ganze Zeit über ließ Shiho den Agenten nicht aus den Augen. „Flieg wieder nach Hause“, gab Akai knurrend von sich. Kapitel 18: Bombige Stimmung ---------------------------- Grummelnd fuhr Gin bei der Organisation vor. Seinem Partner Wodka blickte er, seit dem Erlebten, nicht mehr in die Augen. Gin war wütend, am liebsten hätte er das nächste, was den Weg in seine Hände fand, zerdrückt. Aber selbst das war keine Genugtuung. Es brauchte schon mehr, um den Mann in Schwarz wieder ruhig zu stimmen. Gin war so wütend, dass sogar Wodka kein einziges Wort sagte. Schweigend hielt der Mann in Schwarz auf seinen Parkplatz zu und ließ den Wagen stehen. Wieder ohne was zu sagen, stieg er aus und machte sich auf den Weg ins Gebäude. Schluckend sah Wodka ihm hinterher. Der hat ja mehr als nur schlechte Laune. Ohne ein Wort trabte Wodka hinter Gin her. Wie sie den Fehlschlag vor den anderen Organisationsmitgliedern und vor allem den Boss rechtfertigen sollten, war dem dickeren Mann noch ein Rätsel. Er hoffte, dass sich Gin etwas einfallen ließ. „Trödel nicht“, zischte Gin wütend, als er am Fahrstuhl stand. Er zog sich eine Zigarette aus der Manteltasche heraus und rauchte diese genüsslich. Alles lief nach Plan und dann musste Akai wieder auftauchen. Wären die vielen Menschen nicht noch aufgetaucht, wäre das Mädchen jetzt schon Geschichte oder in den Fängen der Organisation. Mit schnellen Schritten machte sich Gin auf den Weg in das Bürozimmer. Sobald die Tür geöffnet wurde, gingen alle Blicke zu den Eintretenden. Besonders Absinth funkelte die zwei an. „Und? Habt ihr das Mädchen?“, wollte er wissen. Gin knurrte und machte es sich auf einem Stuhl bequem. „Das FBI passt auf sie auf. Akai kam mir in die Quere“, zischte der Mann in Schwarz. „Sagtest du nicht, der Auftrag wäre einfach? Und dann schaffst du es nicht einmal ein kleines Mädchen zu entführen“, grinste Absinth. „Ich kenn das Mädchen, du hättest einfach nur behutsam vorgehen müssen, dann wäre sie jetzt hier“, fügte er an. „Wenn du es behutsam haben willst, dann mach es das nächste Mal selber“, entgegnete Gin wütend. „Aber aber. Soweit ich weiß, warst du es doch, der sich um das Mädchen kümmern wollte“, warf Absinth ein. „Und wenn schon“, knurrte Gin wütend. „Och sag bloß, es war so schlimm?“ „Wäre dieser Akai nicht aufgetaucht, hätte ich das Mädchen sofort her gebracht“, zischte Gin. „Du hättest Wodka damit beauftragen müssen, wenn du das nicht geschafft hast“, entgegnete der Andere. „Die Blonde vom FBI ist auch noch aufgetaucht“, meinte Wodka leise. „Hätten wir auf das Mädchen geschossen, wäre der nächste von uns erschossen worden“, seufzte der Mann. „Na und? Einer hätte dann halt ins Gras gebissen“, warf Absinth ein. Ihm war es egal und da er Gin sowieso nicht mochte, konnte dieser ruhig drauf gehen. „Wir hätten auch gleich ein Schild hochhalten können und gestehen, was wir alles getan haben. Du kannst ja das nächste Mal mit kommen und dann die Menschen fern halten.“ „Tja, dann musst du eben einen anderen Weg finden“, zuckte Absinth mit den Schultern. „Pfff…wie sieht es mit dem Passwort aus? Bist du damit weiter gekommen?“, wollte Gin wissen. Absinth rollte mit den Augen und wandte den Blick wieder auf den Computer hin. „Wir hatten noch keine Möglichkeit mit den Computerspezialisten in Kontakt zu treten“, knurrte er sauer. „Die haben ganz andere Prioritäten und halten das Knacken eines Passworts für eine Lächerlichkeit, die sie erst später machen können. Es sei ja nicht so wichtig, sagen die immer.“ Gin grinste. „Und dann erlaubst du es dir, mich wegen dem Auftrag in Rechenschaft ziehen zu wollen. Fass dir lieber an deine eigene Nase.“ „Im Vergleich zu dir, hab ich wenigstens was gemacht. Was hast du schon großes dabei geleistet. Du setzt dich in deinen Wagen und fährst eine Weile rum. Und dann bist du vor Ort und observierst. Also bitte, du kannst mir nicht sagen, dass das so hart ist. Und wie wir sehen, hast du nicht den Faktor Akai bedacht.“ „Der Kerl taucht ja auch immer dann auf, wenn man es nicht will“, murmelte Gin. „Er hat einen Riecher dafür“, gab Absinth von sich. „Du bist doch nur sauer, weil Akai die ganze Zeit über dein Partner war und dabei in Wirklichkeit für das FBI arbeitete. Du hast einfach nicht gesehen, dass er uns gegenüber nicht loyal ist. Macht dich das so wütend, dass du immer wieder gegen ihn antreten willst?“, wollte der Mann von ihm wissen. „Akai ist ein Verräter und ein Spitzel. Er muss erledigt werden.“ „Hat nicht Vermouth mal gesagt, dass Akai ein ‚Silver Bullet‘ ist? Die Silberkugel, der es möglich ist, unsere Organisation auszulöschen, weil sie dich bis ins tiefe Mark trifft?“, fragte Absinth. „Es gibt keine Silberkugel. Kein einzelner Mann ist in der Lage eine Kanone wie uns zu vernichten. Weder Akai noch sonst wer.“ „Und trotzdem schafft man es einfach nicht diesen FBI Agenten zu töten. Selbst deine ganzen Versuche scheiterten und nicht zu vergessen die Aktion mit Kir. Da haben die dich aber auch an der Nase lang geführt“, lachte Absinth. „Sie ‚erschossen‘ ihn vor deinen Augen und dann tauchte er auf einmal wieder auf und Kir entpuppte sich als Spitzel. Wie…interessant. Zwei verschiedene Persönlichkeiten, die mit dir zusammen arbeiteten oder dir unterstellt waren und beide waren NOC’s. Und wollen wir mal Vermouth nicht vergessen. Bist du dir sicher, dass es in deinen Reihen keine Weiteren gibt?“, kam es von ihm. „Mit Vermouth musste ich nur wegen dem Willen des Bosses zusammen arbeiten. Sie unterstand ihm, er hat sie rekrutiert und ihr freie Hand gelassen. Wenn du mich schon bezichtigst, dass die ganzen Verräter bei mir sind, denk ein wenig nach und du wirst erkennen, dass der hochrangigste Verräter direkten Kontakt mit dem Boss hatte.“ „Touché. Gut gekontert“, entgegnete Absinth. „Wie?“, jetzt verstand Wodka gar nichts mehr. Er versuchte die ganze Zeit über der hitzigen Diskussion zu folgen, doch irgendwann hörte er auf ihren Sinn zu verstehen. „Das musst du nicht verstehen, Wodka.“ „Absinth?“, meldete sich eine weibliche Stimme zu Wort. „Was gibt es, Madeira?“ „Wir haben eine Suchmeldung“, entgegnete die Frau. „Der Suchbegriff?“ „Josh Welsh“, antwortete die Frau. „Verstehe. Wissen wir wer?“, wollte Absinth wissen. „Nein, die IP war verschlüsselt. Jeder Versuch näheres heraus zu finden wird an der Firewall zertrümmert“, sagte Madeira. „Gut, geh wieder an deine Arbeit“, nickte er. „Wer ist dieser Josh Welsh?“, fragte Wodka nach. „Das bin ich, wobei eigentlich ist es der Name, den ich mir ausgesucht hab, um mit Taro zusammen zu arbeiten. Ein Josh Welsh existiert nicht“, grinste er. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß, wer nach dir sucht…“, entgegnete Gin ruhig. „Meinst du, das kann ich mir nicht auch denken? Aber es ist egal, sie werden nichts über mich finden“, kam es von Absinth. „Und selbst wenn sie was finden, es gibt keinen Anhaltspunkt, dass ich ein Mitglied der Organisation bin“, fügte der Mann an. „Wenn du dich da nicht irrst. Bestimmt hat Akai schon eine Ahnung. Der Typ ist eine Klette, die man nicht so einfach los werden kann. Wenn der was ahnt, sucht er nach Beweisen“, warf Gin ein. „Du musst es ja wissen“, grinste Absinth. „Und wenn schon. Soll er doch suchen, dann ist er wenigstens abgelenkt.“ „Wie ich dich kenne, hast du wieder irgendwas geplant. Und was ist es?“ „Ich zeig es dir.“ Absinth drehte sich zu seinem Computer um und rief anschließend ein Programm auf. Der Bildschirm war schwarz und zeigte eine Uhr an. Diese stand auf 03:00:00. „Und was soll uns jetzt diese Uhr sagen?“, wollte Wodka wissen. „Das, mein Lieber, ist eine Zeituhr. Wenn ich sie betätige, läuft sie rückwärts ab und wenn sie bei 0 angekommen ist, gibt es einen großen Knall.“ „Und was willst du damit in die Luft jagen?“, meldete sich Gin wieder zu Wort. „Die Kudo-Villa.“ „Wieso denn das? Der Schüler hat nichts gegen uns in der Hand und tut uns im Moment auch nichts“, warf Wodka ein. „Das nicht, aber es wird vor allem dich erfreuen, Gin, dass die kleine Sherry wieder da ist. Und jetzt rate doch mal, wo sie momentan wohnt“, antwortete Absinth. „Aber nicht nur das. Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass die kleine Göre demnächst auch in die Villa einzieht. Einer unserer Informanten, hat da zufällig was mitbekommen“, fügte er an. „Wir würden drei auf einen Streich erledigen“, grinste Gin. „Nicht nur das. Ich habe die Bombe so konstruiert, dass wir sie auch vor Ort zünden können. Wenn du möchtest, kannst du nachher noch Korn und Chianti als Schützen hin schicken. Wenn sich Akai und einige FBI Agenten in der Villa befinden, kann ich sie manuell starten und wir sind noch mehr Nervensägen los.“ „Keine schlechte Idee“, das musste Gin ja zugeben. „Aber du hast eine Kleinigkeit in deinen Überlegungen vergessen. Wie willst du die Bombe in der Villa platzieren? Die ist doch, vor allem wenn jetzt so viele kleine Würmer einziehen, belebt.“ „Das ist kein Problem. Wir warten einfach bis alle am Vormittag nicht da sind und lenken Akai und die anderen FBI Agenten ab. Sie werden nie und nimmer auf die Idee kommen, dass sich eine Bombe in ihrem zu Hause befindet“, erklärte Absinth. „Wenn es klappt, dann mach es einfach“, nickte der Mann in Schwarz. Gin ballte die Faust. Auf eine solche Idee hätte er auch kommen können. Es war so einfach, so nah und trotzdem ergriff er nicht die Initiative und kam auf die Idee alle zusammen auszulöschen. Die Tage vergingen. Die Organisation blieb ruhig. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Und doch war es nur, um das FBI zu besänftigen. Sie sollten nicht auf die Idee kommen, dass die schwarze Organisation irgendwas plante. Schweigend fuhr Gin in der Nähe der Kudo-Villa vorbei. Er parkte weit abseits und zog sein Handy aus der Tasche heraus. „Wir starten“, sprach er in den Hörer und startete seinen Wagen ein weiteres Mal. Er selber durfte nicht in der Nähe gesehen werden, ansonsten wäre der schöne Plan dahin. Kapitel 19: Abriegelung ----------------------- Direkt nach der Schule ging Shinichi zusammen mit Ran in die Detektei. Kogoro war noch immer nicht wirklich gut auf den Oberschüler zu sprechen. Er war eine Nervensäge und stahl ihm einen Ruhm. Meistens blieb Kogoro unten in der Detektei, während Ran und Shinichi oben in der Wohnung Essen kochten und anschließend ihre Hausaufgaben machten. Stunden später war der Oberschüler wieder auf den Weg nach Hause. Es war nicht sehr weit und trotzdem konnte man auf dieser kurzen Strecke die diversesten Menschen treffen. Manchmal fragte sich Shinichi, wenn er heute traf. Kudo schüttelte den Kopf. Es war irgendwie lustig, aber warum musste er ausgerechnet jetzt wieder daran denken? „Oh, cool guy, da bist du ja“, sprach Jodie, als sie den Jungen erblickte. „Miss Jodie, kommen Sie erst jetzt nach Hause?“ „Ja, Joanna musste heute noch ein wenig länger arbeiten, also hab ich auf sie gewartet. Und jetzt bring ich sie nach Hause“, nickte die Blonde. „Kommen Sie denn mit der mehrfachen Belastung klar? Sie müssen doch jetzt wieder als FBI Agentin arbeiten“, warf Kudo ein. „Ach das geht. Ich mach ja nicht so viel. Und wenn ich sie nach Hause bringe, hab ich die Ablenkung. Dann geh ich nach Hause und wenn ich Lust hab, geh ich noch einmal kurz in die Spielhalle“, schmunzelte Jodie. „Das ist so typisch“, murmelte Shinichi und musste leicht lachen. „Naja da wir jetzt auf Shinichi trafen, kann ich doch mit ihm nach Hause und du kannst dir deine Ablenkung in der Spielhalle holen“, entgegnete Joanna. „Das wäre auch nicht schlecht. Ich würde die Zeit sparen, aber wahrscheinlich bringt mich Shuichi dann um“, nuschelte sie seufzend. „Bis zu mir nach Hause ist es ja nicht weit“, sprach Shinichi. „Dann haben Sie es hinter sich oder Sie kommen noch rein und trinken einen Tee.“ „Das wäre eine gute Idee“, nickte die Blonde. „Somit würd ich wenigstens Shus Auftrag erfüllen“, murmelte sie. „Wo ist Herr Akai denn?“, wollte der Junge wissen. „Der hatte heute irgendwas anderes zu tun und schrieb mir nur eine Kurzmitteilung, dass ich sie zur Villa bringen soll“, antwortete die Blonde. „Davon hat er mir ja gar nichts gesagt“, meinte Shinichi. „Du stehst mit Shu in Kontakt?“ „Naja hin und wieder. Wir haben uns mal getroffen und dann zusammen recherchiert. Jetzt allerdings gab es keinen Kontakt mehr.“ „Das kenn ich nur zu gut. Wenn es wichtig ist, wird sich Shu schon bei uns melden“, sagte Jodie ruhig. „Hoffentlich…“, nuschelte der Oberschüler. So wie er Shu einschätzte, war er sich sicher, dass der FBI Agent sich nicht melden würde, außer es war wirklich notwendig. „Ach das wird schon, cool guy“, kicherte Jodie und zog Shinichi am Arm mit. „Warum stehen denn da so viele Leute herum?“, wollte Shinichi wissen, als sie in der Nähe der Kudo-Villa waren. „Das frag ich mich gerade auch. Sieht so aus, als wäre irgendwas los“, nickte Jodie. Sie war verwirrt und zog ihr Handy heraus. Darauf befand sich keine Nachricht von Shuichi. Mit dem Handy versuchte Jodie eine Verbindung in Internet zu bekommen und heraus zu finden, was im Beika-Viertel los war. Sie fand allerdings nichts. „Dann gehen wir nachfragen. Wenn ich hier schon wohne, will ich auch wissen, was hier los ist“, entgegnete Kudo und ging mit schnelleren Schritten in die Menschenmasse. „Lassen Sie mich bitte durch…“, irgendwie musste er ja voran kommen. Jodie und Joanna folgten ihm durch die Menschenmenge und schafften es irgendwann bis hin zu einer polizeilichen Abriegelung. „Wieso geht’s hier denn nicht mehr weiter?“, wollte Jodie wissen und sah skeptisch auf die gesamte Abriegelung. „Fragen Sie nicht mich, ich bin auch eben erst hier her gekommen“, entgegnete Shinichi und sah zu Jodie. „Das weiß ich doch“, schmunzelte die Blonde. „Fragt sich nur, was los ist“, fügte sie an. Jodies Blick ging wieder suchend durch die Menge. Noch erblickte sie kein bekanntes Gesicht, als Takagi an die Abriegelung kam. „Miss Jodie, schön Sie zu sehen“, sprach er und sah dann zu Shinichi. „Gut, dass du auch da bist.“ „Herr Takagi, was ist passiert?“, wollte Shinichi wissen. „Wir haben Bombenalarm.“ „Was?“, Shinichis Augen weiteten sich. „Hier in Beika? Aber das gibt es doch nicht.“ „Leider doch“, nickte der Polizeibeamte. „Ich sage es ja nur ungern, aber der Alarm kam aus der Nähe deiner Villa.“ „Was?“, Kudo blickte ihn ungläubig an. „Das kann doch nicht sein. Erzählen Sie mir alles, was passiert ist“, wies Shinichi Takagi an. „Es ist nicht so viel passiert“, fing Takagi an. „Vor einer Stunde bekamen wir einen anonymen Anruf. Wir konnten das Handy oder verwendete Telefongerät nicht zurück orten.“ Takagi überlegte einen Moment. „Ein Mann meldete sich am anderen Ende. Er sagte, er hätte gesehen, wie zwei Männer in eines der Gebäude eindrangen und dann wieder raus sind. Danach sprach er nur noch Bombe und legte auf.“ „Dann können wir also nicht sichergehen, dass sich tatsächlich eine Bombe in einem der Häuser befindet“, warf er ein. „Das nicht, aber wir können diesen Hinweis nicht außen vor lassen und handeln. Wenn hier irgendwas in die Luft fliegt, haben wir wenigstens gehandelt“, seufzte Takagi. „Können Sie es schon eingrenzen?“, wollte Jodie wissen. Takagi nickte. „Der Anrufer sprach von den Hausnummern 20-24. Wir suchen jetzt nach dem Haus, welches den Vormittag über leer stand. Es kann ja nur eines sein, wo niemand zu Hause war.“ „Meins müsste eigentlich besetzt sein. Momentan wohnt auch Shiho bei mir. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das Haus verlassen hat“, entgegnete Shinichi. Es war nicht undenkbar, allerdings wusste der Oberschüler, dass Shiho immer noch panische Angst vor der Organisation besaß und sich sicher nicht alleine heraus traute. Zumindest noch nicht. „Was erzählt du da über mich?“ Die eben erwähnte Person tauchte neben Shinichi auf. „Eh? Shiho? Du…du warst nicht zu Hause?“, wollte er wissen. Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab heute das Grab von Akemi besucht und war dann noch wegen der Arbeit unterwegs.“ „Das heißt also…“, murmelte er. „Die Villa war den ganzen Tag über leer“, beendete Jodie seinen angefangenen Satz. „Damit wäre es möglich, dass sich die Bombe dort befindet“, nickte Shinichi. „Eine Bombe?“, Shiho hob die Augenbraue. „Die Polizei bekam einen anonymen Tipp und jetzt räumen sie alles“, erklärte Shinichi schnell. „Denkst du…“, murmelte Shiho leise. „Ich weiß es nicht“, entgegnete Shinichi. „Wir können jetzt nur abwarten.“ „Es tut mir wirklich leid, dass wir Sie damit stören müssen, doch es wäre besser, wenn sie ihr Haus für die nächste Zeit verlassen“, erklärte Sato einem braunhaarigen Mann. Zusammen mit ihm, trat sie nach draußen und brachte ihn zu Takagi und den Anderen. „Was ist denn passiert?“, wollte dieser Mann wissen. „Wir haben eine Bombendrohung. Jetzt müssen wir Sie alle in Sicherheit bringen“, sprach sie. Auf einmal hielt Shiho panisch den Arm von Shinichi fest. Sie schluckte beim Anblick des Mannes und versuchte sich hinter dem Oberschüler zu verstecken. Es war wie damals, als sie klein waren. „Was hast du denn auf einmal?“, wollte Shinichi von ihr wissen. Verdutzt sah er auf die junge Frau. „Du musst doch keine Angst haben, oder spürst du, dass einer aus der Organisation da ist?“, flüsterte der Oberschüler. „Ich…weiß nicht…es ist so komisch…“, wisperte Shiho und krallte sich stärker in Shinichis Arm. „Mhmmm?“, gab der Oberschüler von sich und sah sich um. „Aber vor ihm musst du keine Angst haben. Das ist doch nur der neue Eigentümer von Professor Agasas Haus. Ich hab dir doch von ihm erzählt…Subaru Okiya“, erklärte Kudo. Sogleich blieb sein Blick an dem Nachbarn haften. „Hallo, Herr Okiya.“ „Oh hallo, schön euch hier auch zu sehen“, lächelte der Student. „Habt ihr eine Ahnung, was es mit dieser Bombe auf sich hat?“, wollte er wissen. „Leider wissen wir auch nicht viel mehr. Es gab wohl einen anonymen Hinweis und jetzt werden alle Häuser geräumt“, Shinichi seufzte. „Aber wir fanden heraus, dass eigentlich nur die Häuser betroffen sein können, die am Vormittag und Nachmittag leer standen“, entgegnete Jodie. Sie musterte den Studenten von oben und unten. „Verstehe. Ich war heute den ganzen Tag zu Hause. Ich war höchstens draußen, wenn ich im Garten war.“ „Entschuldigung? Kenn ich Ihre Stimme nicht von irgendwo?“, fragte Takagi in diesem Moment. Subaru drehte sich um und erblickte Takagi. Er runzelte die Stirn. „Das glaube ich kaum, außer es gibt noch andere Menschen, die die gleiche Stimme haben wie ich.“ „Sind Sie sich sicher?“, wollte der Kommissar wissen. „Ich bin mir ganz sicher. Wir sind uns bisher noch nie begegnet und die Polizei hab ich auch noch nie gerufen.“ „Dann entschuldigen Sie bitte die Frage“, sprach Takagi. Subaru nickte und sah dann wieder zu Shiho. „Entschuldigung, ich wollte Ihnen keine Angst machen“, entgegnete er der jungen Frau. Shiho schluckte und griff noch ein wenig fester an Shinichis Arm. Sie drehte ihr Gesicht zur Seite und richtete es zum Boden hin. „Eh? Shiho? Was ist denn?“, wollte der Oberschüler wissen. Verdutzt blickte er zu Subaru. „Tut mir leid, ich weiß auch nicht, was sie hat.“ „Das macht nichts. Vielleicht lernen wir uns in der Zukunft noch ein wenig näher kennen und sie hat keine Angst mehr vor mir“, meinte Subaru. „Bestimmt“, nickte Shinichi. „Sagen Sie mal…“, fing Jodie an. „Sie sagten eben, Sie wären die ganze Zeit über zu Hause gewesen. Haben Sie da Männer gesehen, die irgendwo einbrachen? Oder jemanden, der telefonierte?“ Nachdenklich fasste sich Subaru mit der rechten Hand an das Kinn. „Hmmm…“, gab er von sich. „Ich habe nichts gehört“, murmelte der junge Mann. Dann schüttelte er den Kopf. „Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen.“ „Schon okay“, gab Jodie von sich. Auch sie blickte nachdenklich drein und ihr Hauptverdächtigter war ausgerechnet der Nachbar von Shinichi. Kapitel 20: Der Spitzel ----------------------- Das Wiedersehen mit Shuichi Akai fühlte Vermouth ziemlich auf. Sie war überrascht ihn zu sehen, rechnete sie doch nicht damit, dass er die erste Person sei, der sie über den Weg lief. Natürlich wusste sie, dass irgendwann im Quartier auftauchte, aber James versicherte ihr immer wieder, dass er zu jenen Zeitpunkten nicht dort sei. Scheinbar waren die Annahmen falsch und nicht richtig begründet, denn er war vor Ort. Wieso musste er nur wieder auftauchen? Die letzte Zeit war sie gut alleine zurecht gekommen und wusste sich zu helfen, doch nur eine Begegnung mit ihm, warf sie gleich aus der Bahn. Shuichi Akai war Vergangenheit - das alles hier war Vergangenheit – und trotzdem fühlte es sich wieder so nah an. Chris schüttelte den Kopf. Sie durfte das Vergangene nicht so nah an sich heran lassen. Das hatte sie gelernt und wusste, wie schwer ein Leben in der Vergangenheit sein konnte. Akai war Vergangenheit, James war Vergangenheit, die Organisation war Vergangenheit. Trotzdem holte sie diese ein. Alte Bilder flackerten vor ihrem inneren Auge auf, die Bilder waren so real und wollten nicht verschwinden. „Verdammt“, zischte Vermouth, als sie mit ihrem Wagen anhielt. Sie legte ihren Kopf auf das Lenkrad und sah aus dem Fenster. „Warum musstest du mich nur anrufen“, entgegnete die Blonde leise. Sie schloss ihre Augen, öffnete diese aber in der nächsten Sekunde wieder, um nicht die vergangenen Bilder zu sehen. „Das darf doch nicht wahr sein.“ Sich wieder, in die richtige Lage begebend, richtete sich Chris auf. Erneut startete sie den Motor und fuhr zu ihrem Hotel, wo sie nächtigte. Täglich wechselte sie dieses, nur um unauffindbar zu bleiben. Doch jetzt wusste sie, dass es trotzdem Menschen gab, die in der Lage waren, sie zu finden. Es überraschte sie, dass Akai nicht einer der ersten war, der sie kontaktierte. Vermouth schüttelte den Kopf, sie parkte ihren Wagen und ging in die Richtung des Hotels, wo sie heute wohnte. Stunden später lief die Schauspielerin aus dem Hotelzimmer heraus. Sie war gänzlich anders gekleidet. Ein Bart zierte ihr sonst so schmales Gesicht, sie hatte markante Wangenknochen und eine haarige Mähne am Kopf. Mal wieder schlüpfte sie in eine Rolle, eine die sie diesmal ins Verderben führen konnte. Aber es musste sein. Chris begriff schnell, welche Bedrohung diesmal von der Organisation ausging und das sie handeln mussten. Die Schauspielerin war bewusst, dass es nicht einfach war, in das Gebäude hineinzukommen. Die Organisation hatte genügend Mittel und Wege Eindringlinge zu bekämpfen und loszuwerden. Wartend, aber auch versteckend, blickte sie immer wieder zu dem Gebäude. Erst als ihr ein bekanntes Gesicht vor die Linse huschte, kam sie heraus. Vermouth beschleunigte ihren Schritt um das Organisationsmitglied zufällig zu treffen. Sobald Madeira an der Eingangstür stand, kam auch Vermouth dazu. „Morgen“, grüßte sie die Frau. „Morgen, Rum. Ist dein Auftrag schon vorbei?“, wollte Madeira wissen. „Wie mans nimmt. Ich muss oben nur was nachsehen, danach bin ich wieder weg“, erläuterte sie mit einer Männerstimme. Wenn jemand einen anderen sehr gut nachahmen konnte und sämtliche Charakterzüge der Person darstellte, dann war es nur Chris. Sie war die Beste in diesem Gebiet. Es fiel ihr nicht schwer sich in die Menschen hinein zu versetzen. Sie wusste, was zu tun war. Und für diese Rolle brauchte sie nicht einmal Übung. Ihr war bewusst, dass sich Rum, welchen sie gerade kopierte, bei einer Mission außerhalb befand, weswegen es ein leichtes werden würde, an die nötigen Informationen zu kommen. Auch die Sprache und die Haltung beherrschte sie einwandfrei. „Dann pass auf, dass du nicht versagst. Der Boss ist sauer.“ „Was ist passiert?“, kam es von der Schauspielerin. „Absinth hat seinen Auftrag endlich erfüllt und musste sich für den Showdown mit Gin und Wodka zusammen tun. Jetzt hat doch tatsächlich dieser dämliche Forscher das Programm mit zwei Passwörtern gesichert und wir kommen nicht an das zweite, weil die anderen bei einer wichtigeren Mission sitzen“, erzählte sie knurrend. „Dann waren sie sich alle sicher, dass die Tochter des Forschers das Passwort kennt und Gin wollte sich darum kümmern. Aber du weißt ja, wie Gin ist, er erledigt seine Aufträge mit Bravour und knallt jeden ab. Doch diesmal kam ihm dieser Akai in die Quere und brachte das Mädchen in Sicherheit. Der Boss ist sauer, weil sich das alles solange hinzieht. Und dann können wir diese Verräter Kir und Vermouth nicht finden“, erläuterte Madeira wütend. Sie war, wenn sie jemanden hatte, dem sie vertraute, eine richtige Klatschtante. Ein Grund mehr, warum sich Vermouth dafür entschied die Rolle von Rum einzunehmen. „Tz. Gin, ich frag mich, wie der sich so hocharbeiten konnte.“ „Nicht nur du. Auch Absinth stellt Gin In Frage. Bisher hat jeder Verräter mit ihm zusammen gearbeitet. Das fällt langsam auf“, nickte die junge Frau. „Schauen wir mal, wann Gin degradiert wird“, grinste Vermouth darauf. Das Gespräch verhalf ihr unauffällig in das Gebäude hinein zu kommen. Wie immer nutzte Madeira ihre Kennung um die Türen zu öffnen. Nach einer kurzen Verabschiedung fuhr Vermouth alleine im Fahrstuhl nach oben. Als sie ankam, pirschte sie sich langsam zu den Büroräumen und öffnete die Tür langsam. Als sie bemerkte, dass keiner im Raum war, wandte sie sich an einen der Computer. Wie immer war die Organisation gut ausgerüstet und brachte jede Information an einen Computer an. Sie grinste leicht. Es war immer noch die gleiche Taktik, als hätten sie nichts dazu gelernt. Auf der anderen Seite aber war es auch etwas, womit keiner rechnete. Die normale Reaktion auf Verräter war, dass man Passwörter und alle Systeme wieder veränderte, nur damit diese nicht an die Daten heran kamen, doch genau ein solches Handeln wurde erwartet. Aus dem Grund änderte die Organisation nichts. Nur die wenigen würden es mit den ‚alten‘ Passwörtern versuchen. Auf Vermouths Bildschirm öffnete sich das Programm mit der Zeitschaltuhr. Zuerst realisierte sie nicht, was es mit dieser auf sich hatte, als sie bemerkte, dass der Timer bereits nach unten lief. „Scheiße“, gab sie leise von sich. Die Uhr lief und lief. Ihr genauer stand war 02:13:57. Das ehemalige Organisationsmitglied schluckte. In knappen zwei Stunden würde irgendwas in die Luft fliegen und ihr dumpfes Gefühl sagte ihr, dass das FBI mit involviert war. Mit der Maus klickte sie mehrfach an der Uhr herum, versuchte den Timer zu stoppen – zwecklos. Nichts ging. Kein einziger Klick brachte einen Erfolg. „Was machst du hier?“ Vermouth schaute nach hinten. „Absinth“, fing sie an. „Was machst du hier?“, fragte er erneut. „Muss was nachsehen. Bin gleich wieder weg“, erklärte sie ihm und schloss das Programm. Sie stand auf und trat an ihm vorbei. „Warum glaub ich dir das nicht?“, wollte er wissen. „Ist nicht mein Problem“, kam die Antwort. „Du bleibst hier.“ Absinth hielt das andere, ältere Organisationsmitglied am Arm fest. „Lass mich los“, zischte Chris wütend. „Und wenn nicht, was tust du dann? Du kommst jetzt erstmals mit.“ „Das geht nicht. Ich habe einen Auftrag“, entgegnete sie. „Ach wirklich? Wie kannst du denn hier sein, wenn ich vor einer Stunde mit Rum telefoniert hab? Du bist also tatsächlich wieder hier her gekommen, Vermouth“, zischte Absinth. „Ihr werdet mit eurem Plan nicht durchkommen. Egal was ihr versuchen werdet, sie werden euch aufhalten“, warf die Schauspielerin ein. „Ach denkst du das wirklich? Das seh ich nicht so. Sie werden sich schon bald alle zusammen im Jenseits befinden“, grinste er. „Das werde ich zu verhindern wissen.“ „Und wie? Willst du mich verführen, damit ich dich dann laufen lasse? Vergiss es. Dein Spiel ist vorbei, Vermouth“, gab Absinth von sich. „Sag niemals nie“, knurrte die Frau. Durch ihre zahlreichen Rollen wusste sie sich zu verteidigen. Sie hob ihr Bein an und trat ihm dann voller Wucht in die Brust. Bei dem Sturz von Absinth nach hinten, reagierte sie schnell. Sie ließ sich auf ihn fallen und durchsuchte im Moment der Überraschung seine Jackentaschen. Als sie endlich das hatte, was sie brauchte, richtete sie seine Beretta auf ihn. „Sag leb wohl.“ Mit einem Schuss erledigte die Schauspielerin das Organisationsmitglied. Von dieser Entfernung war alles andere auch nicht möglich. Mit einem Seufzen stieg sie von ihm herunter. Die Beretta legte sie ihm in die Hand als hätte er Selbstmord begangen. Während der Präparation entdeckte sie eine CD, die dem Opfer aus der Tasche fiel. Sie nahm sie an sich und steckte sie weg. Schnell wandte sich die verkleidete Frau von ihm ab und lief aus der Tür heraus. Auf die Beobachter achtete sie gar nicht mehr. Wieder in ihrem Wagen sitzend, zog Vermouth die Maske von Rum herunter. Ihre blonde Mähne entblößte sich und auch das weibliche Gesicht kam zum Vorschein. Sie atmete tief ein und griff nach ihrem Handy, welches sich in der Jackentasche befand. Schnell wählte sie eine, ihr sehr bekannte Nummer. „Was willst du?“, kam es von dem Angerufenen, als er endlich abnahm. „Die Organisation plant euch auszulöschen. Irgendwo ist eine Bombe“, erzählte sie. „In knapp zwei Stunden geht sie hoch.“ „Ich bin auf dem Weg.“ „Wohin?“, Vermouth war überrascht. „In der Nähe der Kudo-Villa gibt es einen Bombenalarm. Mit deiner Info bin ich mir sehr sicher, dass ich weiß, wo sich die Bombe befindet“, antwortete Akai. „Die Kudo-Villa? Aber…warum da…?“, nuschelte sie. „Ich habe sie als Köder ausgelegt…sie alle…“ „Du hast was? Bist du verrückt geworden? Was machst du, wenn die Bombe in die Luft fliegt?“, warf Vermouth ein. Sie schluckte. Ihr Cool Guy und Angel waren in Gefahr. „Komm ja nicht auf die Idee dich dort blicken zu lassen“, entgegnete Shu. Er hatte die Sache voll im Griff und nach eigener Aussage von Chris immerhin noch knappe zwei Stunden Zeit, um die Bombe zu finden. Ohne einen weiteren Kommentar legte Shuichi auf. „Jetzt hab ich euch“, grinste der FBI Agent. Kapitel 21: In der Gefahrenzone ------------------------------- Shuichi drückte mit dem Fuß sofort auf das Gaspedal. Er wusste, wohin ihn sein Weg nun führte und was er zu tun hatte. Der FBI Agent musste schnell sein. Die Zeit lief und in der gesamten Zeit brauchten sie auch noch das Einplanen, was sie zum Suchen brauchten. Hab ichs doch geahnt, sagte der FBI Agent zu sich selber. Er ahnte schon seit langem, dass die Organisation demnächst zuschlug und wenn er noch all ihre gesuchten Leute auf einen Haufen versammelte, würden sie schon sehr bald handeln. In seinen Augen war es der perfekte Plan. Wieder drückte der FBI Agent auf das Gaspedal um so schnell wie es nur ging zur Kudo-Villa zu kommen. Er konnte sie schon sehen, die Menschenmassen zeigten ihm, dass er schon sehr nah war. Shuichi parkte seinen Wagen in einer Seitenstraße und machte sich dann zu Fuß auf den Weg zur Villa. Er schwieg und drängte sich durch die Menschenmassen. Ein Blick von ihm genügte und man machte ihm Platz. „Und wie schauts aus?“, wollte Shu von Jodie wissen. Die blonde Frau erschrak. Wie immer tauchte er einfach so auf und war da. Jodie atmete tief durch und blickte Shu an. „Nicht so gut. Irgendwo ist eine Bombe“, murmelte sie. „Ich weiß“, gab der FBI Agent von sich. „Wie? Du weißt es und fragst mich trotzdem?“ „Vielleicht hattest du mehr zu sagen, als nur das“, meinte er und zog sie am Arm zur Seite. Verdutzt blickte Shinichi und ging beiden dann nach. „Haben Sie was raus gefunden?“, wollte der Oberschüler wissen. „Apropos, Shu, woher wusstest du, dass wir hier sind? Ich glaube nicht, dass irgendwas im Radio durchgesagt wurde“, warf Jodie ein. „Sagen wir es mal so, ich hab einen netten Hinweis bekommen.“ „Einen Hinweis?“, Jodie hob die Augenbraue und blickte ihren Kollegen an. „Das heißt?“ „Dass ich weiß, wo sich die Bombe befindet“, entgegnete Shu. „Hm? Wo?“, wollte Kudo von ihm wissen. „In deiner Villa. Es war die Organisation. Sie wollen alle auf einmal auslöschen. In weniger als zwei Stunden wird die Bombe gezündet. Der Countdown läuft.“ „Verdammt“, fluchte Shinichi. Shuichi blickte zu Jodie. „Kümmer du dich um den Rest unserer ‚Schützlinge‘“, sprach er. „Ich? Soll ich nicht lieber mit rein kommen?“, wollte sie wissen. „Nein, auf gar keinen Fall“, zischte der FBI Agent. „Du bleibst hier draußen und bringst die anderen in Sicherheit. „Aber Shu…“ „Hab ich mich nicht falsch ausgedrückt?“, kam es von ihm. Er knurrte dabei und ballte seine Faust. „Wenn ich dir sage, du bleibst hier, dann hast du das auch zu tun. Denkst du wirklich die Organisation verlässt sich nur auf eine Bombe, die in weniger als zwei Stunden hoch geht? Ganz sicher nicht. Schon bald werden sie hier auftauchen und überprüfen, in wie weit ihr Plan Früchte trug. Wenn sie sehen, dass ihr hier draußen steht, werden sie sicher bald los ballern.“ „Oh. Richtig“, murmelte Jodie. Sie nickte dann. „Aber sie werden uns doch sehen, wenn ich die drei wegbringe“, warf sie ein. „Deswegen bleibst du auch erstmals hier. Solange die Polizei alles abriegelt und genügend Menschen da sind, die nur schauen, wird die Organisation nicht handeln. Oder denkst du, sie versuchen somit die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zu ziehen? Ganz sicher nicht“, sprach Akai. Jodie nickte. „Irgendwann wird sich die Menschenmasse lichten und es werden nicht mehr so viele da sein. Da musst du aufpassen. Wenn sie Korn und Chianti schicken, könnte es sein, dass ihr bald erledigt werdet. Außerdem musst du darauf achten, dass ihr in Bewegung bleibt. Bleibt nicht allzu lange irgendwo stehen. Geht rum, schaut euch um und macht irgendwas“, gab Akai die Anweisung. „Ist gut“, meinte Jodie. „Wohin soll ich sie bringen?“, wollte sie dann wissen. Sicher hatte Shu dafür schon eine Idee. „Weg von hier, egal wo, Hauptsache die Explosion trifft euch nicht, sollte die Bombe doch eher hochgehen“, entgegnete Shuichi. „Und versuch irgendwo hinzufahren, wo man euch nicht gleich durchs Fenster erschießen kann“, fügte er an. Wieder nickte Jodie. Sie schluckte leicht und hoffte, dass es wirklich so einfach war, wie es sich anhörte. „Shu, ich hab da noch ein kleines Problem“, fing sie an. „Das wäre?“ „Ich hab kein Auto dabei. Der Weg war ja nicht so lang“, murmelte sie. Shu murrte. Er schüttelte den Kopf. „Meinen Wagen kriegst du nicht“, kam es sogleich von ihm. „Dann besorg dir einen Wagen. Das kann ja nicht so schwer sein.“ „Sie wollen einfach so rein? Ohne zu wissen, wo die Bombe ist?“, wollte Shinichi wissen. „Ich werd sie schon finden. So viele Möglichkeiten gibt es bei dir ja nicht“, warf Akai ein. „Woher wollen Sie wissen, dass es so einfach sein wird?“ „Denk doch nach. Sie kamen wohl am Vormittag, wo keiner von euch zu Hause war. Das heißt, sie mussten schnell handeln, weil sie nicht wissen konnten, wann Shiho wieder zurück ist. Ihr anderen habt einen zeitlichen Plan, wann die Schule vorbei ist, aber sie tauchte einfach so auf, ohne einen Grund. Folglich mussten sie also schnell handeln, wenn sie eine Bombe verstecken wollten. Und schnelles Handeln führt zu Fehlern, aber auch dazu, dass man nur die Möglichkeit hat, die Bombe an offensichtlichen Stellen zu deponieren. Das offensichtliche ist für die meisten Menschen unsichtbar. Also werd ich überall nachsehen, wo man die Bombe sofort finden könnte“, erklärte Akai. „Und wenn sie es nicht dort versteckten, wo es offensichtlich ist, such ich eben weiter. Ich hab über eine Stunde Zeit. Und wenn ich nichts finde, verschwinden wir alle sofort.“ „Das ist viel zu gefährlich für dich“, meinte Jodie energisch. „Du kannst dabei sterben.“ „Und? Besser was tun, als einfach nur abwarten und Däumchen drehn. Jeder von uns stirbt irgendwann…die einen früher, die anderen später. Es ist besser, wenn die Bombe mit mir hochgeht, als wenn sich mehrere im Haus befinden.“ „Shu! Das kann nicht dein Ernst sein. Nein, das kannst du nicht machen. Wir brauchen dich doch noch. Du kannst dein Leben nicht einfach so wegwerfen“, entgegnete Jodie. „Wer spricht denn schon von wegwerfen? Ich sag doch nur, wie es ist. Wir müssen alle Begebenheiten einplanen, ansonsten sehen wir schlecht aus. Alles kann passieren…jedes einzelne Szenario.“ „Aber Shu...“, murmelte die Blonde. „Hör auf damit, Jodie. Du kannst mich nicht mehr umstimmen. Ich habe entschieden, was wir tun und du solltest, wenn dir dein und mein Leben lieb ist, darauf hören. Ich weiß schon, was das Beste ist“, sprach der FBI Agent. „Shu…ich…“, doch dann stoppte Jodie. Sie wusste, dass es nichts brachte mit Shu darüber zu reden. Er hatte seine eigene Meinung und blieb dabei, egal wie gute Argumente sie hatte. „Also gut. Aber pass bitte auf dich auf“, bat sie ihn. „Du kennst mich doch“, entgegnete er. „Deswegen hab ichs ja auch gesagt“, meinte Jodie. Sie seufzte. Nur zu gut kannte sie ihren Partner. „Keine Sorge, ich weiß genau was ich tu“, grinste er. Und genau das machte der Blonden die meiste Angst. Shu wusste immer, was er tat und das beinhaltete auch, dass er manchmal Sachen tat, die eigentlich nicht gut für ihn waren. Shuichi stellte sich erneut an die Abriegelung und beäugte misstrauisch die Räumung der einzelnen Häuser, die von dem Hinweis betroffen waren. Es war geschickt eingefädelt. Keiner wusste, welches Haus betroffen war und in allen die leer waren, konnte sich die Organisation heimlich einnisten. Kein schlechter Plan. „Was denken Sie gerade?“, wollte Shinichi wissen, der sich neben Shuichi stellte. „Was denkst du, welches Haus suchen sie sich für ihre Scharfschützen aus?“ „Hmm?“, der Oberschüler blickte nachdenklich drein und sah zu den einzelnen Häusern. „Ich würde mal sagen das, das am besten die Sicht ins Haus oder hier draußen gibt“, meinte er. „Also genau das Gegenüber“, murmelte Akai. „Hätte ich mir wohl auch ausgesucht.“ „Manchmal machen Sie mir Angst…“, entgegnete Shinichi leise. Akai grinste leicht. Sein grimmiges Auftreten bestätigte nun das, was Shinichi sagte. Wenn Shuichi wollte, konnte er mehr als nur Angsteinflößend sein. „Du solltest jetzt zu den Anderen gehen“, warf der Agent ein. „Das können Sie vergessen. Es ist schließlich mein zu Hause um das es hier geht. Ich bleibe. Nur weil ich ein Schüler bin, heißt das nicht, dass ich nicht auch was tun kann. Und Sie wissen doch auch, dass ich eh schon in die Machenschaften der Organisation verwickelt bin…schon von Anfang an“, sprach der Detektiv. „Und wenn schon. Ich zieh keine Zivilisten mit in die Sache rein.“ Jeder der nicht zum FBI gehörte und ausdrücklich den Auftrag mit der schwarzen Organisation hatte, war für Shuichi ein Zivilist. Die brauchte er definitiv nicht hier. Shinichi seufzte. „Man kann Ihre Meinung auch nicht ändern“, sagte er ruhig. „Kann man nicht. Gewöhn dich dran“, kam es von Akai. Er grinste leicht und sah wieder an die Villa. Fast zeitgleich starteten Shuichi und Shinichi ihren Lauf. Sie liefen an der Absperrung vorbei und direkt auf die Kudo-Villa zu. „Hey. Das geht doch nicht“, rief Takagi ihnen nach. Er wollte die Beiden aufhalten, stolperte aber über seine eigenen Beine und riss einen Teil der Absperrung mit nach unten. Mit einem Mal riss Akai die Haustür auf und verschwand in dieser. Shinichi tat es ihm gleich. Der Oberschüler schloss im Anschluss die Tür und lehnte sich gegen diese. „Puh“, gab er leise von sich. Als er hoch blickte, bemerkte er schon den strengen Blick des FBI Agenten. Kapitel 22: Fundort ------------------- Grimmig blickte Shuichi Akai auf den Oberschüler. „Hast du nicht verstanden, was ich gesagt hab?“, kam es von dem FBI Agenten. Shinichi musste leicht grinsen. „So langsam sollten Sie mich aber kennen. Sie wissen doch, wenn es um die Organisation geht, misch ich mich immer ein…selbst wenn ich es nicht sollte.“ Er schmunzelte dabei. Es entsprach der Wahrheit. Wenn sich Shinichi an seine Zeit als Grundschüler erinnerte, wusste er wieder, wie er sich damals im Wagen von Shu versteckte. Da konnte Akai auch nichts anderes machen, als Conan mit nehmen. „Deswegen überrascht es mich auch nicht“, entgegnete Akai. Und trotzdem wollte Shu dafür sorgen, dass Kudo nicht mit in die Sache gezogen wird. Jetzt war es sowieso zu spät. „Also wir sind jetzt drin. Was denken Sie, wo kann die Bombe sein?“, wollte Shinichi wissen. Shuichi zuckte mit den Schultern. „Gibt genug Möglichkeiten“, sprach der FBI Agent. Shinichi nickte. „Sie sagten, sie wäre an Orten, wo man sie vermuten würde…“, murmelte er. „Geh du in die Küche schauen, ich übernehm das Wohnzimmer“, sagte Akai. Mit schnellen Schritten ging Shinichi in die Küche. Sofort schaute er sich um, doch beim ersten Umsehen, fand er nichts, dass nach einer Bombe aussah. Danach seufzte er. Wahrscheinlich war die Bombe auch nicht als Bombe getarnt und er musste anders denken, um sie zu finden. Der Oberschüler ging an den Kühlschrank und öffnete ihn. Er seufzte erneut. Eigentlich war es alles andere als der geeignete Ort für die Bombe, aber wenn es offensichtlich sein sollte, war die Möglichkeit, dass sich die Bombe im Kühlschrank befand groß. Jedes einzelne Lebensmittel drehte der Oberschüler um, aber alles waren normale Nahrungsmittel. Das wäre ja auch zu einfach, wenn sie so schnell was fänden. Doch je mehr der Oberschüler daran dachte, desto mehr fragte er sich, ob die Bombe ein tickendes Geräusch von sich gab, oder aber ob sie still herunter lief. Nachdem der Kühlschrank wieder zu war, trat der Oberschüler zu den einzelnen Schränken heran. Er öffnete diese und durchsuchte ihren Inhalt. Wieder fand er nichts. Selbst im Ofen schaute er nach. Doch auch hier gab es keinen einzigen Anhaltspunkt. Warum konnte die Organisation auch nicht einfach ein Schild mit einem Pfeil hinstellen ‚Achtung Bombe‘. Aber das wäre zu einfach. Als nächstes ging der Oberschüler an die Eieruhr und kontrollierte, ob sie nicht in Wahrheit die versteckte Bombe war. Aber nichts. Alles war ganz normal. Der Detektiv kratzte sich am Kopf und überlegte, wo er noch suchen konnte. Bei Shuichi lief es auch nicht anders. Der FBI Agent kontrollierte erstmals das gesamte Inventar, beginnend bei dem Sessel und der Couch. Shuichi sah ebenfalls in den Rillen der Bezüge nach, aber nichts. Keine Bombe. Akai runzelte die Stirn. Die Organisation hatte hier genügend Orte zum Verstecken, aber nur einer war der Wahre. Im Anschluss sah sich der Agent in den Schränken um. Aber auch hier fand er nichts außer ein paar Süßigkeiten und Geschirr. Grummelnd machte sich Akai auf den Weg in den Flur, von welchem er her kam. Er erblickte die Aufhängung für die Jacken und durchsuchte sofort jede einzelne von ihnen. Auch in die Taschen griff er, doch fand er nichts. Akai knurrte. Das konnte doch nicht so schwer sein, zumindest erwartete er, dass ihm die Bombe bald auffiel, nur leider schien die Organisation besser geworden zu sein. „Herr Akai?“, fing Shinichi an. Er lief aus der Küche heraus und sah den Agenten an. „Was ist? Hast du sie?“, wollte er wissen. „Nein“, Shinichi schüttelte den Kopf. Der Oberschüler seufzte. „In der Küche ist nichts. Und wie sieht es bei Ihnen aus?“ „Wohnzimmer und Flur sind sauber.“ „Hmm, dann bleiben noch ein paar Zimmer übrig“, seufzte Shinichi. Die Villa war nicht gerade klein. Es konnte noch eine ganze Weile dauernd, ehe sie an die Bombe kamen. „Wir müssen anders denken“, entgegnete der Agent anschließend. „Das heißt? Haben Sie schon eine Idee, was wir machen könnten?“, wollte der Oberschüler wissen. „Wir denken wie die Organisation. Ansonsten finden wir die Bombe nicht in der Zeit.“ Shuichi zog sein Handy aus der Jackentasche heraus und sah auf seine Uhr. Sie hatten nur noch ein-ein-halb Stunden Zeit ansonsten würde es schlimm werden. „Wie lange noch?“, fragte Shinichi nach. „Über eine Stunde. Wir sollten uns beeilen“, kam die knappe Antwort. „Gut, ich wird die Schlafzimmer überprüfen“, nickte Kudo. „Nein. Warte!“, sprach Akai. Jetzt fiel es ihm erst wie die Schuppen vom Auge. „Was haben Sie?“ „Ich weiß jetzt, wo sie die Bombe versteckt haben. Es gibt hier einen Raum, wo man suchen kann wie man will und trotzdem nicht wirklich voran kommt. Ein Raum, dessen Regale vollgestellt sind“, erläuterte er. „Wir müssen nach oben in eure Bibliothek. Ich bin mir sicher, die Bombe wird sich dort anfinden. Wie ich deine Familie einschätze, habt ihr mehr als nur zehn Bücher, was heißt, dass in jedem die Bombe versteckt sein kann“, fügte er an. „Aber natürlich. Das wäre gar nicht mal zu verkehrt, sie dort zu verstecken. Abends halte ich mich meistens dort auf. Die Explosion würde sofort das tun, was die Organisation will“, murmelte der Oberschüler. „Also los“, wies ihn Akai an. Zusammen liefen sie die Treppenstufen nach oben. Shinichi öffnete die Tür und blickte sich um. „Meinen Sie, die Bombe tickt?“, wollte er wissen. „Das werden wir sehen. Aber ich glaube eher weniger. Die Wahrscheinlichkeit eine tickende Bombe zu finden, ist größer als eine, die keine Geräusche von sich gibt. Unglücklicherweise weiß die Organisation, wie sie solche Bomben herstellen können. Das haben wir damals im Beika-Krankenhaus gesehen“, warf Akai an. „Dann suchen wir also nach einer tickenden Zeitbombe ohne das Ticken“, nickte der Oberschüler. „Schau du dich in den Regalen um. Wenn dir was auffällt, was so nicht hingehört, schau es dir genau an“, wies Shuichi ihn an. Shinichi nickte und trat an die Bücher heran. In der Zwischenzeit ging Shuichi zum Schreibtisch im Zimmer. Man sah sofort, dass dieser früher oft verwendet wurde, wenn Yusaku an seinen Büchern schrieb und jetzt wurde er scheinbar für das Lesen und Schreiben verwendet. Shuichi setzte sich auf den Stuhl und überprüfte die einzelnen Schubladen. Außer einigen Stücken Papier und Stiften war nichts in diesen zu finden. Vom Stuhl aufstehend ging Akai auf die andere Seite und überprüfte dort alles. Er beugte sich nach unten und suchte wirklich jede einzelne Stelle ab. Aber nichts. Keine Bombe. Akai grummelte und blickte zu Shinichi. „Und? Schon was gefunden?“, wollte er von dem Oberschüler wissen. „Leider nichts“, seufzte der Gefragte. Hier waren so viele Bücher und in jedem konnte eine Bombe sein. So richtig wusste er auch nicht, wo er schauen sollte. Shinichi sah sich weiter um und blieb dann an den Büchern seines Vaters stehen. Er zog es heraus und blätterte in diesem herum. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass die Organisation ihn mit dem Buch seines Vaters in die Luft jagen wollte. Doch wie schon zu vor fand er gar nichts. Der Oberschüler fuhr sich durch die Haare und sah dann zu den weiteren Büchern. Direkt neben Yusakus Büchern, waren die Holmes Bücher – Shinichis Lieblingsbücher. Er schmunzelte leicht, wenn er daran dachte, wie viel Spaß er beim Lesen dieser Bücher hatte. Shinichi richtete seinen Blick weiter, stoppte dann aber. Eine Studie in Scharlachrot, fiel ihm sofort auf. Es standen zwei identische Bücher nebeneinander, dabei befand sich in seinem Besitz nur eine. „Herr Akai? Ich hab sie“, rief Shinichi. Mit seiner Hand griff er nach den beiden Büchern und zog sie heraus. Sie glichen einander, kaum zu unterscheiden. Das eine Buch besaß auf der Vorder- und Rückseite mehrere Kratzer, weswegen der Oberschüler bereits ahnte, dass sich in diesem die Bombe befand, immerhin behandelte er seine eigenen Bücher mit einer größeren Sorgfalt. Shinichi schlug die erste Seite des Buches auf. Sir Arthur Conan Doyle – Eine Studie in Scharlachrot – Roman, stand auf der ersten Seite. Die zweite Seite zierte das Inhaltsverzeichnis und danach ging es auch schon los. Aus den Erinnerungen von John H. Watson M.D., ehemals Mitglied des Medizinischen Dienstes der Armee. Es schien, als wären alle Seiten intakt. Hatte sich Shinichi doch geirrt und keine Bombe gefunden? Der Oberschüler runzelte die Stirn und blätterte um. Die nächsten Seiten waren ausgeschnitten, der ganze Text fehlte und inmitten dieser Seiten befand sich eine kleine, 13 cm lange, 8 cm breite und 0.5 cm breite, Bombe. Das Display zierte die Zahlen 01:08:32. Da war sie also. Jetzt hatten sie sie gefunden. In der Zwischenzeit fuhren Korn und Chianti auf ihren Motorrädern im Beika-Viertel vor. Sie kamen von der anderen Seite und parkten anschließend in einer kleinen Garage. Gemeinsam gingen sie dann los. Anders als erwartet, suchten sie sich ein Haus aus, welches zwar unbewohnt war, aber nicht in der Abriegelung lag. Korn und Chianti machten es sich auf dem Balkon gemütlich und bauten ihr Gewehr zusammen. Das weibliche Wesen setzte sich ein Headset auf und war so mit Gin verbunden. „Wir sind jetzt da“, sprach sie in das Mikrofon. „Sehr schön. Wie sieht die Lage aus?“, wollte der Mann in Schwarz wissen. „Die Polizei hat alles abgeriegelt. Da muss denen wohl ein Tipp eingegangen sein“, knurrte sie. „Aber zwei von drei Zielpersonen stehen draußen herum.“ „Warte noch ab“, entgegnete Gin. „Ist Akai in der Nähe?“ Chianti blickte sich um. „Nein, ich seh ihn nicht.“ „Gut, warte noch. In einer Stunde geht die Bombe hoch. Wir warten eine dreiviertel Stunde. Danach kannst du schießen“, sprach er. „Ist gut. Aber hier draußen ist eine große Menschenmasse“, warf sie ein. „Mach dir darum keine Sorgen. Die Polizei wird alle evakuieren je näher die Explosion rückt. In dem Getümmel wirst du sie dann erschießen.“ Kapitel 23: Schusswechsel ------------------------- „Lass mal sehn“, sprach Shuichi, nachdem er zu Shinichi ging. Er nahm ihm das Buch mit der Bombe aus der Hand. Wenigstens hatten sie noch Zeit um die Bombe zu entschärfen oder sie weg zu bringen. „Das nenn ich mal klein“, entgegnete er dann. Er stellte das Buch auf den Kopf und ließ die kleine Bombe in seine Handfläche fallen. „Was haben Sie vor?“, wollte Shinichi wissen. Es sah nicht gerade so aus, als könnte man die Bombe einfach so entschärfen. „Ich will mir anschauen, wie die Bombe konstruiert ist. Ich muss ja sagen, so klein hätte ich nicht gedacht“, gab er von sich. Akai grinste leicht. Das entsprach seinem Geschmack. „Wieso grinsen Sie?“ „Es ist eine Herausforderung“, meinte der FBI Agent. Solche Herausforderungen gab es in der letzten Zeit viel zu wenig, weswegen es jetzt genau gut passte. „Wieso hab ich das nur geahnt…“, murmelte der Oberschüler. „Das weiß ich auch nicht“, entgegnete Shuichi Akai. „Und haben Sie schon eine Idee, wie wir die Bombe entschärfen können?“, wollte der Oberschüler wissen. „Ich hab da schon eine Ahnung. Hol mir mal bitte einen Schraubenschlüssel, eine Schere und noch anderes Werkzeug“, wies Shuichi den Detektiv an. Zusammen mit der Bombe ging er wieder an den Schreibtisch und setzte sich. Der hat echt die Ruhe weg, sagte sich Shinichi verdutzt. Er schüttelte den Kopf und ging dann aus dem Zimmer heraus um das passende Werkzeug zu holen. Derweil blickte Akai wieder auf die Bombe. Sie sah interessant aus. „Na dann wollen wir doch mal sehn, wie wir dich entschärfen können“, murmelte der FBI Agent zu der Bombe. „Hier hab ich das Werkzeug“, entgegnete Shinichi. Er legte die ganzen Sachen auf den Tisch und sah gespannt zu ihm. Auch Shinichi hatte schon hin und wieder mit der einen oder anderen Bombe zu tun gehabt, doch er selber entschärfte nie eine persönlich. „Danke“, nickte Akai. Er nahm sogleich den Schraubenschlüssel. „Dann wollen wir doch mal sehn, ob wir sie aufkriegen“, fügte er an. Shuichi legte den Schraubenschlüssel an. An der Bombe befand sich eine kleine Einbuchtung die der FBI Agent hochdrückte. Im Anschluss zog er die Hülse der Bombe herab und legte sie auf den Tisch. Das Innenleben der Bombe sah schon weitaus komplizierter aus. Überall waren Kabel, die sich durcheinander schlängelten und von der einen Seite zur anderen führten. „Und jetzt?“, Shinichi hob die Augenbraue. „Jetzt sollten wir das richtige Kabel finden“, sprach Akai. Es war schwer. Diesmal hatte sich die Organisation etwas Raffiniertes ausgedacht und sämtliche Kabel in der gleichen Farbe angefertigt. „Haben Sie Erfahrungen mit solcher Art von Bombe?“ „Ich hab schon mal davon gehört“, murmelte der Schwarzhaarige. Er entfesselte die Kabel sodass diese nicht mehr durchknäult dalagen sondern in einer Reihe. Damit konnte man besser sehen, welches Kabel von wo nach wo ging. „Es sind fünf Kabel, eins davon zündet die Bombe sofort, drei davon sind nur eine Attrappe und machen gar nichts, während das fünfte Kabel die Bombe entschärft“, erklärte er ruhig. „Hört sich kompliziert an“, sagte Shinichi. „Eigentlich ist es das nicht, wenn es nach Farben sortiert ist. Die Organisation will es uns nicht leicht machen und jetzt dürfen wir raten, welches Kabel zum Entschärfen da ist“, gab Akai von sich und sah auf den Display. 00:43:23. Die Zeit lief immer schneller und schneller. Shinichi hob die Augenbraue. „Okay, wollen Sie das erste Kabel durchschneiden?“ „Mach ich schon“, nickte Akai. Er nahm die Schere in die linke Hand und suchte sich dann das zweite Kabel von unten aus. Während er dieses durchschnitt, schloss Shinichi die Augen und hoffte, dass es nicht das Falsche war. Es passierte nichts. Shinichi öffnete die Augen. Die Uhr lief weiter. „Das erste Falsche ist schon raus“, gab der FBI Agent von sich. „Nicht gut…“, nuschelte Shinichi. „Ich habs geahnt. Wäre ja noch schöner, wenn es direkt beim ersten Mal geklappt hätte“, entgegnete Akai ruhig. Ganz im Gegenteil, er dachte sich schon, dass das erste Kabel eine Fehlentscheidung war. Sein Blick ging zu Shinichi. „Willst du das nächste Kabel aussuchen?“, wollte er dann wissen. „Eh? Ich weiß nicht. Ich würde lieber Ihnen die Schuld geben, wenn es das Falsche ist“, meinte der Junge. „Wenn ich das falsche Kabel erwischte, wird es keinen geben, den du von meiner Schuld überzeugen kannst“, warf Akai ein. „Das ist mir egal. Bei meinem momentanen Glück werd ich wahrscheinlich eh nur das falsche Kabel nehmen“, sagte Shinichi. „Wie du meinst“, antwortete Akai. Er legte die Schere wieder an und durchschnitt anschließend das zweite Kabel von unten. Wieder passierte nichts. Jetzt waren die Chancen das richtige Kabel zu erwischen wieder minimiert. Akai sah auf die drei Kabel, die noch übrig blieben. Bei jedem konnte man reden, warum es das war, welches die Bombe zündete, aber die Organisation hatte, was das anging wohl keine Logik. Drei Kabel blieben über, das erste, das dritte und das letzte. Jetzt war es nur noch eine Frage des Glücks. Mit der Schere durchschnitt Shuichi zügig das letzte Kabel. Wieder passierte gar nichts und die Chancen standen 50:50. „War es Ihr Plan, dass nur noch das zu zündende Kabel und das entschärfende Kabel übrig bleiben?“, wollte der Oberschüler wissen. „Aber natürlich. Sonst wäre es ja nicht spannend“, gab Akai von sich. Er meinte es nicht ernst, allerdings passte es gerade in die Situation hinein. „Und welches Kabel nehmen Sie jetzt?“, kam es von Kudo. „Das ist die Frage, hat die Organisation das Kabel in der Mitte verbombt oder das erste?“, murmelte er nachdenklich. Beide kamen in Frage. Wenn man direkt am Anfang die fünf Kabel sah, konnte man jeweils das erste und letzte nehmen und weg tun. In dem Fall würde nur noch das in der Mitte über bleiben. Doch eine solche Taktik war so logisch, dass die Organisation dies eventuell ausnutzte. Auf der anderen Seite konnte man aber auch direkt das erste Kabel aussuchen und damit in sein Verderben laufen. Jetzt stellte sich nur die Frage, was davon das richtige Kabel war. Eins oder drei. Akai musste sich entscheiden. Seinen Blick wandte der FBI Agent wieder auf die Zahl auf dem Display. 00:35:52. Nur noch eine halbe Stunde. Bald würde draußen alles evakuiert werden. Sehr bald schon. „Herr Akai?“, zögerlich sah Shinichi zu dem Älteren. Shuichi blickte auf. „Wenn dir dein Leben lieb ist, solltest du jetzt gehen. Es ist gut möglich, dass ich das falsche Kabel durchtrenn, dann wars das mit dir.“ „Ich bleibe“, energisch schüttelte Shinichi den Kopf. „Ich bin mir sicher, Sie werden das richtige Kabel nehmen“, fügte er an. „Das will ich für uns beide hoffen“, entgegnete Akai und durchtrennte das Kabel Nummer 3 welches sich in der Mitte befand. Die Anzeige im Display leuchtete mehrfach grün auf, sie blickte und erlosch dann. Erleichtert ließ sich Shinichi auf den Boden sinken. „Gott sei Dank“, murmelte er. „Das hätte auch ins Auge gehen können“, sprach Akai. Er blickte zu Kudo und musste leicht grinsen. „Sag mir nicht, nach all dem, was passiert ist, hast du keine starken Nerven.“ „Scheinbar hab ich die wirklich nicht“, nuschelte Shinichi. Er blickte wieder nach oben und entdeckte was aus dem Augenwinkel. Verdutzt sah der Oberschüler dorthin. „Sind das nicht…“, schluckte er. „Hmm?“, Akai folgte seinem Blick. „Hab ichs mir doch gedacht. Sie haben sie geschickt, damit es auf jeden Fall Tote gibt“, fügte er an. Shuichi Akai stand auf und ging an eines der Regale um aus der Sicht des Fensters zu kommen. Aus seiner Jackentasche zog er sein Handy heraus. „Shu? Was ist da los? Ist alles in Ordnung?“, wollte Jodie wissen, als sie seine Nummer im Display entdeckte und abnahm. „Du kannst Entwarnung geben. Die Bombe ist entschärft. Egal was du jetzt tust, sei weder überrascht noch schau in irgendwo hin“, erläuterte Akai. „Eh? Aber warum?“ „Jodie? Was hab ich dir vorhin gesagt? Tu gefälligst das, was ich will“, gab Akai von sich. „Eh? Ja, gut“, nickte die Blonde. „Du sagst jetzt der Polizei, dass sie die Menschen weg schicken sollen. Dabei macht ihr euch auch auf den Weg. Geht am besten…nach nebenan, wie du rein kommst, ist mir egal. Und lasst euch nicht an den Fenstern blicken. Verschwindet so schnell wie es geht“, erklärte der FBI Agent. „Ja, ist gut“, murmelte die Blonde. „Passt auf euch auf“, sprach sie dann und hörte auch schon das Tuten. Shu hatte wieder einmal einfach so aufgelegt. Jodie seufzte und ging dann zu Takagi und anschließend zu Subaru. „Entschuldigen Sie bitte. Ich habe vorhin gesehen, dass Sie jetzt im Haus neben der Villa leben“, fing sie an. „Wäre es möglich, dass ich mit meinen Freunden gleich kurz mit rein kommen kann? Ich werde Ihnen den Rest nachher erklären. Versprochen“, fügte Jodie an. „Eh?“, Okiya rieb sich den Hinterkopf und sah die blonde Frau an. Sie versuchte gerade ihr Bestes. „Natürlich“, nickte der junge Mann. „Danke“, lächelte Jodie. Kurz darauf ging sie zu Shiho und Joanna, die nur da standen und auf weitere Instruktionen warteten. Sie konnten ja nicht einfach gehen. Langsam lichtete sich die Menschenmasse, die Abriegelungen wurden entfernt und Jodie griff die Hände der beiden jungen Frauen. „Los! Schnell!“, wies sie diese an und zog sie mit sich. Es musste schnell gehen, alles andere kostete Zeit, Zeit, die sie nicht hatten, wenn die ersten Schüsse fielen. Und darauf mussten sie auch nicht lange warten. Sobald sich die Blonde auf machte um in das ehemalige Agasa-Haus zu kommen, feuerten Korn und Chianti nach ihnen. „Lauft“, rief Jodie. Ihr Blick richtete sich auch an Subaru, der die Beine in die Hand nahm und bereits die Türe öffnete. Eigentlich hätte er als Erster die Tür passieren können, doch er ließ den drei Frauen den Vortritt und drückte sie noch mit der Hand hinein. Erst dann begab er sich selber in sein Haus. Sofort verschloss er die Tür und hielt sich mit den anderen bedeckt im Flur auf. „Puh…das ging gerade noch mal gut“, wisperte Jodie leise. Sie ließ sich neben der Kommode zu Boden sacken und steckte ihre Tokarev weg. Die Flucht war ihnen gelungen, bis sie rote Tropfen an Subarus Hemd sah. Ihre Augen weiteten sich. „Sie wurden angeschossen!“, stieß sie aus. „Was? Ach das, das ist nur ein kleiner Kratzer“, entgegnete Okiya. „Nein nein. Lassen Sie mich mal sehn“, meinte Jodie. Sie krabbelte zu dem Angeschossenen und wollte seine Jacke öffnen. „Nein! Es ist nichts. Sorgen Sie sich nicht um mich“, kam es wieder von dem Mann. Ein wenig harsch drückte er die Hand von Jodie weg. „Hoffen wir lieber, dass die Polizei die Schützen findet.“ Nach reiflicher Überlegung machte sich auch Vermouth auf den Weg zur Kudo-Villa. Zuerst spiegelte sich Unsicherheit in ihren Augen nieder. Aber dann musste sie einfach herkommen. Das Motorrad, auf welchem sie nun saß, führte sie schnell dort hin. Als die ersten Schüsse hallten, konnte sie sich in Sicherheit bringen und suchte nun ihrerseits nach dem Schützen. Da sie die Organisation kannte, war es ein leichtes, Chianti auf dem Dach zu entdecken. „Na warte“, sprach sie zu sich selber. Sie zog ihre Waffe heraus und feuerte. Kapitel 24: Die Wahrheit – oder lieber eine ewige Lüge? ------------------------------------------------------- Zielsicher feuerte Vermouth die erste Kugel auf Chianti ab. Nach dem Schuss versteckte sie sich hinter einer Hauswand um nicht entdeckt zu werden. Das ehemalige Organisationsmitglied lugte langsam hervor, ehe sie noch einen weiteren Schuss von sich gab. Dieser war diesmal auf Korn gerichtet. „Verflucht, hier schießt jemand auf uns“, knurrte Chianti wütend. Sofort riss sie ihr Gewehr in die Richtung aus der sie den Schuss wahr nahm. Zischend wartete sie, bis jene Person aus ihrem Versteck kam. „Vermouth.“ Ein Grinsen umspielte die Lippen der Frau. Jetzt endlich bekam sie die Möglichkeit die, ihr so, verhasste Frau zu erschießen. „He, pass auf. Du vergisst, dass wir einen Auftrag haben“, warf Korn ein. Im Vergleich zu seiner Partnerin hatte er seine Aufmerksamkeit auf das Agasa-Haus gerichtet. Keiner ließ sich am Fenster blicken, weswegen der Mann in Schwarz nur wartete. „Keine Sorge. Ich weiß was ich tu. Und wenn es sein muss, knall ich die Frau ab“, entgegnete Chianti wütend. Sie war zwar ein guter Scharfschütze, aber sobald persönliche Gefühle wie Hass in ihre Arbeit einflossen, endete alles. Wieder kam Vermouth von ihrem Versteck hervor und schoss auf die Frau. Schnell versteckte sie sich wieder. „Verdammt“, murmelte sie. Zwar war Vermouth eine gute Schützin, aber es gab keinen Treffer. Chianti ahnte wohin der Schuss ging und bewegte sich immer zur Seite. Die blonde Schauspielerin ballte die Hand. Wenn es so weiter ging, unterlag sie, aber das wollte sie nicht auf sich sitzen lassen. Gerade als sie sich für ihren nächsten Schuss bereit machte, lief sie ein paar Schritte nach hinten. Ein Schuss fiel. „Was zum?“, brachte Korn heraus. Er sah auf seine Partnerin, die ihr Gewehr zu Boden fallen ließ und sich am Arm hielt. Das Blut floß. „Dieser Bastard!“, zischte Chianti. „Was ist passiert?“, wollte Korn wissen. Mit seiner Bewegung hatte er Glück. Die nächste Kugel schlug direkt neben ihm ein. Korns Blick richtete sich in die Richtung, woher die Kugel kam. Als er Akai auf dem Dach der Kudo-Villa sah, schluckte er. Wie kam er dort hoch?, fragte er sich. Sie hatten doch die ganze Zeit über das Gebäude im Auge und zu keinem Mal, war Akai dort rein gegangen. „Verflucht“, gab Korn von sich. Er hatte keine andere Wahl und zog Chianti auf die Seite. Sie durften sich nicht treffen lassen, weder von ihm noch von Vermouth. Immer wieder gab Korn einige Schüsse ab, doch Shu wich diesen aus. Es war schon schwer ihn von der Ferne zu treffen und selbst jetzt in der nahen Entfernung klappte es ebenfalls nicht. Ohne auch nur ein wenig Zeit zu haben, kamen die nächsten Schüsse von Vermouth. „Was tust du denn da? Erschieß sie“, keifte Chianti herum. Ihre Schuss-Hand war verletzt, sie zitterte und so war das Organisationsmitglied nicht mehr in der Lage auch nur einen präzisen Schuss auszuführen. „Das kannst du vergessen. Wir verschwinden. Entweder wir Beide oder keiner“, gab Korn von sich. „Kannst du dein Motorrad fahren?“, wollte er von ihr wissen. „Wird gehen“, grummelte sie, doch im Moment hatte er die Kontrolle über die Situation. „Oh nein“, rief Vermouht. Sie kam aus ihrem Versteck heraus und schoss noch mehrfach auf die fahrenden Zweiräder. Sie Schüsse verfehlten nur gering ihre Opfer, doch sie fuhren einfach weiter. Derweil lief auch Shuichi vom Balkon zu der Treppe und nach unten, heraus aus der Villa. Seine Waffe richtete er auf das schwarze Übel. „Vermouth. Was willst du hier?“, kam es von ihm. „Ich wollte euch nur helfen. Jetzt halt die Waffe nicht mehr auf mich“, meinte die Schauspielerin und steckte ihrerseits die Waffe wieder weg. „Herr Akai?“, kam der Ruf von Takagi. Der Beamte lief schnell zu dem FBI Agenten. „Oh, Miss Vineyard…“ „Lassen Sie es gut sein, Takagi. Der Feind ist schon weg“, seufzte Shu und steckte ebenso seine Waffe weg. „Sie können alles entriegeln und die Straße freigeben.“ Jetzt war er schon so dicht dran und wieder klappte es nicht. „Shuu…“, auch Jodie bekam mit, dass der Schusswechsel aufhörte und die Luft wieder rein war. Sie lief sofort auf ihren Partner zu. „Jetzt mach bitte keinen Aufstand“, Akai schüttelte nur den Kopf. „Bei euch alles in Ordnung?“, wollte er dann wissen. Jodie nickte. „Soweit ja. Subaru Okiya, der der jetzt in Professor Agasas Haus wohnt, wurde angeschossen. Ich habe bereits einen Krankenwagen verständigt. Den anderen geht es soweit gut“, erklärte die junge Frau. „Ich bin so froh, dass du die Bombe entschärfen konntest“, erleichtert seufzte sie auf. „Naja, dann geh ich mal wieder“, warf Chris in den Raum. „Oh mein Gott. Ich fass es nicht. Sie sind…Sie sind…“ Gemeinsam mit Shiho und Subaru kam Joanna ebenfalls aus dem Haus heraus. Der Krankenwagen sollte bald da sein und Subaru wollte ihnen entgegen kommen. Dabei hievte er sich an beiden Frauen hoch und wartete nun an der Mauer des Grundstücks. „…Chris Vineyard. Ich bin ein großer Fan von Ihnen.“ „Eh?“, überrascht drehte sich Chris zu dem Mädchen um. Eine ungesehene Wärme strahlte sich in ihren Augen nieder. „Es freut mich immer wieder, wenn ich hier Fans finde“, lächelte die Blonde. „Könnte ich bitte ein Autogramm von Ihnen bekommen?“, wollte Joanna von ihr wissen. „Natürlich. Hast du was zum Schreiben da?“ „Ja“, nickte das Mädchen. Sie wühlte in ihrer Tasche herum und fand schließlich ein Stückchen Papier und einen Stift. „Genug dieses Getue“, mischte sich Akai wieder ein. Er riss Vermouth das Papierstück weg und gab es dem Mädchen. „Jetzt reicht dieses Angehimmel“, zischte er. „Wie du meinst. Ich hab hier nichts mehr zu suchen“, gab die Schauspielerin von sich und machte sich wieder auf den Weg, einen Weg, den sie schon die ganze Zeit gehen wollte. Während sich Shiho mit Shinichi zurück in die Villa machte, blieb Jodie bei Subaru Okiya. Sie wollte den Verletzten jetzt nicht alleine lassen, immerhin war es ihre Schuld. Er wollte nur helfen und dann passierte das. Auch wenn Okiya mehrfach betonte, dass sie keine Schuld daran trug, ließ Jodie nicht locker und fuhr mit zum Krankenhaus. In der Zwischenzeit machte sich Akai mit Joanna auf den Weg ins Quartier. Jetzt, da die Organisation aktiv wurde und ein weiterer Ort für ihre Sicherheit nicht in Frage kam, wollte er sie zu James bringen. Der würde schon wissen, was zu tun war. Im Quartier angekommen, sah Akai zu ihr. „Du wartest hier, bis ich dich rein rufe“, wies er sie an. „Eh? Ja, ist gut“, nickte Joanna. Sie schluckte leicht. Sein Ton war wieder so kühl, dabei hatte sie ihn wahrlich anders erlebt. Das Mädchen lehnte sich an die Wand und schloss ihre Augen. Sie war gespannt, was jetzt noch kam. Sogleich trat Akai an die Tür des Büros. Er klopfte und trat im Anschluss auch schon rein. James hatte keine Möglichkeit für eine Reaktion. „Shuichi…komm doch rein“, gab James von sich. „Ich geh dann mal. Danke für die Verschwiegenheit“, sprach die Schauspielerin. Sie stand vom ihrem Platz auf, blickte Shuichi an und ging an ihm vorbei. Chris schaute kurz auf Joanna, die draußen wartete und trat auch an ihr vorbei, als würde sie sie gar nicht kennen. Mürrisch blickte Akai auf James. „Was geht hier vor?“, wollte er wissen. Nun konnte sich der Boss nicht mehr heraus reden. Vermouth war wieder hier und direkt nach dem Schusswechsel bei der Kudo-Villa. Akai war sich sicher, die Frau stand im Zusammenhang mit der ganzen Geschichte. „Ich weiß nicht, was du meinst“, sprach James ruhig. „Was macht sie hier? Und warum sollen sie Stillschweigen bewahren?“ „Nun“, James runzelte die Stirn. Shuichi war der Wahrheit schon so nah und trotzdem noch fern. „Sie bat mich, dass ihr Auftauchen bei der Villa verschleiert wird“, erklärte er. Es war eine logische Erklärung. „Und warum geht sie dann nicht zur Polizei?“, wollte Akai wissen. „Weil sie der Polizei nicht so viel Vertrauen entgegen bringt, wie uns“, entgegnete er. „Hören Sie zu, James. Ich bin mir sicher, es ist nicht das, weswegen sie hier ist. Ich weiß, dass ihr Vater noch ein Kind hat, ich hab die verstorbene Tochter ausfindig gemacht und ich weiß ganz sicher, dass Joanna keine Schwester hat. Also ich will von Ihnen hören, was hier los ist, oder ich ziehe andere Geschütze auf“, begann Shu. Jetzt musste er so gegen seinen Boss angehen, aber wenn er nicht eingeweiht wurde, konnte das alles kein gutes Ende nehmen. James seufzte. „Was ich dir jetzt anvertraue, darfst du keinem Sagen.“ Akai hob die Augenbraue, nickte dann aber. „Du bist nicht der erste FBI Agent, der bei der Organisation undercover war. Nur hatten sie es damals nicht heraus gefunden. Unser Spitzel wurde auf die Schauspielerin Sharon Vineyard angesetzt. Doch es kam alles anders. Die Beiden fingen was miteinander an und irgendwann kam dann Chris. Ja, es gibt Chris Vineyard wirklich, was kaum einer weiß. Unter mysteriösen Umständen verstarb unser Agent und Sharon sah keine andere Möglichkeit, als das Kind aus der Organisation heraus zu schleusen“, erzählte er. „Sie gab sie mir in die Obhut, da der Vater mein ehemaliger Partner war und sie selber heraus fand, welches Doppelleben er führte. Das Kind blieb zwei Jahre bei mir, ehe die Organisation auf sie aufmerksam wurde“, fügte James an. „Das heißt?“ „Der Forscher, der ermordet wurde, war ein guter Bekannter von mir. Als es diesen Laborunfall gab und seine Frau sowie Tochter gestorben waren, habe ich in kontaktiert. Es war ein makaberer Vorschlag, aber Taro ging darauf ein“, entgegnete James danach. „Sie haben die Kinder einfach ausgetauscht. Und Joanna ist also…“ „Ja, das ist sie. Keiner darf erfahren, wer sie ist, ansonsten wird die Organisation sie nicht in Ruhe lassen“, fügte James an. „Keine Sorge. Ich pass auf.“ Jetzt wollte der FBI Agent diesen Auftrag wieder übernehmen, jetzt wo er die Wahrheit kannte. „Haben Sie sich schon überlegt, was wir weiterhin mit ihr machen werden?“ „Sie braucht mehr Schutz oder du kümmerst dich wieder alleine um sie“, schlug er vor. „Ich machs. Die Organisation weiß sowieso von ihr und ich denke nicht, dass sie sie einfach so aufgeben werden“, warf der Agent ein. „Gut, dann bleibt sie bei dir. So ist wenigstens für ihre Sicherheit garantiert“, lächelte James leicht. „Ich hol sie rein“, nickte Shu. Er wandte sich wieder zur Tür. „Ach James? Das nächste Mal erzählen Sie mir alles. Ich will es nicht erst am Ende erfahren“, sprach er und machte die Tür auf. Sein Blick galt Joanna. „Komm rein“, entgegnete er ihr kühl. Joanna nickte und trat herein. „Schön, dass dir heute nichts passiert ist“, fing James an. Er lächelte. „Ich bin auch froh“, meinte Joanna. „Es war knapp“, fügte sie an. „In der Obhut meiner besten Agenten musst du wirklich keine Angst haben“, sagte James. „Sie werden immer auf dich aufpassen und für deine Sicherheit sorgen.“ „Was das angeht…ich würde gern Ihr Angebot von unserem ersten Treffen annehmen. Ich würde gern ins Zeugenschutzprogramm“, antwortete sie darauf. „Du…du willst?“, ein wenig erstaunt blickte James auf Shu, der selber nicht wusste, wodurch sie auf diese Idee kam. „Wenn sie will, soll sie doch“, entgegnete Akai und zuckte mit den Schultern. „Gut“, nickte James. „Ich bringe dich ins Zeugenschutzprogramm. Aber dafür musst du in die Staaten. Dort wickeln wir alles ab.“ „In Ordnung. Dann würde ich demnächst ganz gern hinfliegen“, sprach das Mädchen. Es vergingen einige Tage. Für Joannas Abflug war alles bereit gewesen. In den Staaten sollte sie von einem FBI Agenten abgeholt und dann in das Hauptquartier gebracht werden. Shuichi holte sie höchstpersönlich ab, damit die Organisation sie noch in Ruhe ließ. Normalerweise wollte er keinen in seinem Wagen mitfahren lassen, aber es musste sein. Auf der Fahrt schaute er kurz zu der jungen Frau. „Wie kam es dazu?“ „Hmm? Zu was?“, wollte sie von ihm wissen. „Am Anfang wolltest du nicht in das Zeugenschutzprogramm. Warum ausgerechnet jetzt?“, entgegnete Shuichi. Das Mädchen blickte aus dem Fenster. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet. Bald begann ihre neue Zukunft und die Vergangenheit ließ sie hinter sich. „Weil ich jetzt die Wahrheit kenne“, wisperte Joanna. ___________________________________________ So meine lieben Leser, damit endet Living Lies, aber wie ihr bemerkt hab, hab ich es mir offen gelassen noch eine Fortsetzung zu schreiben. Aber momentan wird es keine geben. So dann mach ich noch einmal kurz Werbung in eigener Sache. Wenn ihr euch für die Organisation interessiert, dann möchte ich euch kurz auf meine andere FF mit dem Titel Black Awakening aufmerksam machen. Und dann noch auf eine andere FF, sie trägt den Titel 'File X' -> http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/280324/ Um was es geht? Um euch die neue FF ein wenig schmackhaft zu machen, eine kurze Zusammenfassung: Was passiert, wenn Ran durch Zufall die Wahrheit heraus findet, aber keine Zeit hat um das alles zu verarbeiten? Die Organisation schlägt zu und nimmt das Mädchen mit sich. Und schon bald verschwindet Ai und findet sich in den Fängen der Organisation wieder. Aber was hat es mit dem geheimnisvollen Mann auf sich, der in die Kudo-Villa eingezogen ist? Seine Identität wird enthüllt und schon bald entbrennt ein Kampf gegen die Organisation, welcher nicht ohne Folgen bleibt.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)