Die "Wolfsmutter" von Mir_Rage ================================================================================ Kapitel 2: Eine alte Geschichte ------------------------------- „Wo ist er denn nur hin?“ „Keine Ahnung! Ich seh ihn doch auch nirgends!“ rief Hakkaku nach unten. Da er von ihnen die besten Augen hatte, war der Wolfdämon mit der Stachelfrisur flugs auf einen der höheren Bäume geklettert und ließ von dort den Blick schweifen. Aber nirgends war auch nur der geringste Hinweis auf Kouga. Der Leitwolf war im Grün der Wälder verschwunden und sie hatten nun die unliebsame Aufgabe den Forst zu durchsuchen. Und so wie sie Kouga und seine „Geschwindigkeit“ kannten konnte er überall sein. In ihre Nähe jedenfalls war er nicht. „Verflucht noch mal!“ knurrte Hakkaku mürrisch. „Jedes Mal das selbe mit ihm!“ „Du sagst es!“ stimmte Ginta nicht minder verärgert ein. „Immer pest er kopflos davon und wir können uns die Hacken ablaufen und ihn suchen. Langsam aber sicher stinkt mir das!! Irgendwann... Irgendwann wird er so mal in einen Schlamassel geraten, aus dem er nicht mehr alleine rauskommt!! Und ich werd’ ihm dann nicht helfen!“ „Kunststück, weil wir ihn ja erst suchen müssen!!“ Hakkaku war gerade dabei wieder nach unten zuklettern, da verharrte er. „Warte mal! Dahinten, das könnte...“ Tatsächlich schraubte sich mit einem Mal eine Windhose unweit der kleinen Gruppe hin die Höhe und kam beständig näher. Doch der Wirbelwind entpuppte sich als zierliches Mädchen. „Ach Ayame! Du bist das!“ Diese blickte nach einem knappen "Hallo!" in alle Himmelsrichtungen, doch das was sie gesucht hatte schien hier nirgends zu sein. "Ähem, falls du Kouga suchst. Der ist nicht hier!" "DAS seh ich selbst!" meinte das Wolfsmädchen daraufhin so bissig, das Ginta im Reflex den Kopf vor ihr einzog. "Wo ist er?" fragte sie sogleich und visierte die beiden Jungs vor sich misstrauisch an. Ayame wusste nur zu gut, das die beiden Kouga nicht verpfeifen würden wenn er wieder das tat, was sie vermutete. Und ihr Verdacht schien sich zu bestätigen. Ginta und Hakkaku starrten entweder auf den nassen Waldboden oder in den azurblauen Himmel. Beide vermieden es tunlichst den lauernden Mädchenaugen zu begegnen. "Also schon wieder diese Menschenweib, nicht wahr!" fauchte die Kleine aufgebracht. "Wieder diese... diese Kagome!" Es war kein Geheimnis, das Ayame mehr als ein Auge auf den charismatischen Anführer dieses Wolfsrudels geworfen hatte und daher entsprechend eifersüchtig auf alles und jeden reagierte, was ihr Kouga' s Aufmerksamkeit abspenstig machte. Sie hatte es sich nunmal in den Kopf gesetzt seine Gefährtin zu werden und nichts und niemand würde Ayame davon abbringen. "Jetzt sagt es schon! Ist er wieder bei ihr!" Erneut wichen die beiden Wolfsdämonen dem düstern Blick aus, was Beweiß genug für Ayame war. "Na warte, DER soll mich kennenlernen! Denkt der etwa ich lasse mich so plump abfertigen!! Oh nein, nicht mit mir! Was glaubt er eigentlich wen er vor sich hat. Ich werde..." "Was ereiferste du dich denn schon wieder so heftig, mein Kind." fragte da eine dunkle Stimme. Sie gehörte dem alten, ergrauten Wolf, Ayame's Großvater, welcher das große Rudel anführte. "Über was hast du dich denn so geärgert?" fragte er seine Enkelin mit mildem Tonfall. "Über wen wohl!" polterte Ayame daraufhin los "Dieser nichtsnutzige Kerl ist schon wieder hinter diesem Menschenmädchen her!" In ihrer Rage stampfte die Kleine heftig auf den nassen Boden auf, genau mitten hinein in eine Regenpfütze. Wasser spritzte hoch empor und regnete auf die wütenden Dämonin herab. Diese quietschte erschrocken auf als sie so unvermittelt nass wurde. "Alles nur wegen dieser doofen Kagome!" greinte Ayame mit trotziger Miene und schüttelte den Kopf hin und her. "Ähem, das... das ist so nicht ganz richtig! Kagome und ihre Leute haben wir schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Ehrlich!" "Ach was, schon seit Monaten nicht mehr. Die sind sicher ganz wo anders." Ginta und sein Rudelbruder versuchten tunlichst die Wogen zu glätten, sonst würden sie bei Kouga's Rückkehr diejenigen sein, die ein Donnerwetter erwartete. "Alles was wir aufgestöbert hatten, war so 'n Duftfetzen Nachtflieder. Dann ist Kouga wie vom Blitz getroffen losgeflitzt. Aber das kann nicht Kagome gewesen sein. Die hat eine ganz andere Duftnote." Einerseits beruhigten diese Worte Ayame, andererseits... "Nacht...flieder?" wiederholte sie ungläubig. "Was soll das sein? Und wie soll der riechen?" Das der alte Wolf an ihrer Seite ebenfalls die Ohren aufgestellt hatte, bemerkte die Kleine gar nicht. Sie hing nun neugierig an Hakkakus Lippen. Der wiederum wies auf seine Kumpel (mit einem frechen Grinsen) "Das frag mal am besten Ginta! Der saß schließlich immer brav auf Oma's Schoß!" "Halt die Klappe du Schwätzer!" keifte der nun wieder beleidigt los "Wenigstens weiß ich was es ist wenn ich was wittere. Du würdest doch glatt nen ranzigen Fisch mit ner blühenden Chrysantheme verwechseln!" "Noch ein Wort und du witterst die nächsten Tage gar nichts mehr, Bruder!" Ein geballte Faust tauchte vor Gintas Nase auf. Doch wieder ließen sich weder der eine noch der andere Wolfsdämon voneinander einschüchtern. Sicher wäre auch unmittelbar wieder eine Rauferei ausgebrochen, wenn nicht... "Lass mich runter, du wandelnder Flohfänger! Auf der Stelle lässt du Maki und mich wieder frei! Ich warne dich, ich meine es ernst. Du sollst uns loslassen du dämlicher Wolf oder du wirst es bereuen! Lass mich los!" Die laute Stimme konnte man meilenweit hören. Erstaunt hob das Rudel die Köpfe und blickte in eben jene Richtung aus der das Gebrüll kam. Völlig unerwartet und entgegen seiner Gewohnheit, kam Kouga in gemächlichem Laufschritt ihnen entgegen. Während das kleine Mädchen ruhig in seinem Arm lag (was wohl daran lag das sie schlief)zeterte und strampelte der Bengel dafür so lauter. Der Lärm schreckte einen Schwarm Krähen aus den Baumwipfeln auf. "Ich sagte, lass uns endlich runter!! Verflucht nochmal! Ich will runter!! Das wird dir noch verdammt leid tun! Yozora- obasan wird stinksauer sein und dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken!!" So ging das Geschrei in einem fort. Doch Kouga schien sich weder von den wüsten Drohungen noch von dem wilden Gezappel des Jungen beeindrucken zu lassen. Als er endlich die Gruppe erreicht hatte, schleuderte der junge Wolfsdämon seinen kleine Artgenossen einfach in die Mitte der verdutzten Wölfe. Die treuen Tiere gingen jedoch sofort in Drohhaltung als der Knirps sich anschickte wieder auf ihren Anführer los zugehen. Verunsichert hielt der Dreikäsehoch nun inne. Der giftige Blick, den er Kouga zuwarf, änderte sich allerdings in keinsterweise. Er wurde sogar noch giftiger als sein Gegenüber dem schlafenden Mädchen in seinem Arm die zerzausten Haare glattstrich. "Nimm deine dreckigen Finger von meiner Schwester. Fass Maki nur noch einmal an und ich beis dir sämtiche Finger ab! Das ist mein voller Ernst. Lass sie in Ruhe oder..." Wieder begannen die Wölfe laut zu knurren, so das dem Bengel die Zornesworte im Halse stecken blieben. "Jetzt mach endlich mal halblang, Kurzer!!" brummte Kouga "Ich werd' sie schon nicht fressen. An dem Gerippe ist ja eh kaum was dran." "Wag' es bloss nicht..." brüllte der Zwerg aufgebracht weiter, doch Kouga blendete das Geplärre einfach aus. In seinem Kopf hatten sich gerade andere Gedanken breit gemacht. Und eben diese zauberten ein breites Grinsen auf das Gesicht des Wolfdämons. "Ähem, Kouga. Wer sind denn die zwei Wichte?" "Zwei Köder für einen großen Vogel!" antwortete dieser seinen beiden Begleitern. "Hmmm, was n für n Vogel!" Ginta und Hakkaku blinzelten einander verständnislos an. Was meinte ihr Anführer denn nur? "Wieso Vogel?! Die Göttervögel von damals sind doch schon lange aus unserem Revier..." "Von denen red' ich auch nicht, ihr Schnarchzapfen! Diesen Vogel... den will ich schon fangen, seit sie mich damals einfach zurück gelassen hat!" Während die anderen sich keinen Reim auf Kouga's Worte machen konnte, schien der alte Leitwolf nur zu genau Bescheid zu wissen. "Dann... ist sie also zurückgekehrt!" Es war keine Frage, sondern eine nüchterne Feststellung. Die wachen Wolfsaugen musterten den jungen Burschen vor sich aufmerksam. Kouga erwiderten den Blick gelassen. "Ich würde sagen, dass hier spricht Bände!" Sein Kopf deutete auf den indigoblauen haori, in den das schlafende Mädchen sich gewickelt hatte. Dem Stoff entströmte ein solch kräftiger Blütenduft, als würde hier ein Nachtfliederbusch wurzeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)