Expecto Patronum - Ich erwarte meinen Schutzherrn von Kaiserin ================================================================================ Kapitel 10: Pensieve -------------------- „Ich sage es ungern“, Madam Pomfrey sah Albus ernst an, „aber dass der Junge noch lebt ist ein Wunder! Er hätte sich auch das Genick brechen können! Oder einen Schädelbruch! Gebrochene Rippen, die in seine Lunge-“ – „Poppy“, wurde sie vom Schulleiter unterbrochen, „ich denke, wir wissen alle selbst, was hätte passieren können.“ Sein Blick glitt dabei zu Draco, der völlig fertig an Harrys Bett saß. Bei den Ausführungen der Ärztin war er immer wieder zusammen gezuckt. Jene seufzte und rieb sich mit den Fingerspitzen die Stirn. „Es tut mir leid, aber… Er wird wohl die ersten Tage wenn er aufwacht… nicht laufen können.“ Erschrocken riss Draco den Kopf zu ihr hoch; er war völlig bleich um die Nase. „Was? Wieso nicht?“, fragte er erschrocken. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Es war die von Professor Snape, der ernster dreinsah als sonst. „Durch den Sturz auf die Stufen… Ist sein Rücken verletzt worden. Zwei seiner Wirbel sind gebrochen, aber die heilen bereits durch den Trank.“ Ihr mitleidiger Blick lag auf dem schwarzhaarigen Jungen, der bewusstlos in dem weißen Bettzeug lag. „Aber unglücklicher Weise wurden dabei einige Nervenbahnen stark beschädigt. Bis das wieder in Ordnung ist, wird es etwas dauern. Wie lange kann ich allerdings nicht sagen. Wenn es länger als eine Woche dauert, muss ich ihn nach Sankt Mungos verlegen.“ Wieder seufzte sie schwer. „Wäre er ein gewöhnlicher Muggel… wäre er jetzt von der Hüfte ab Querschnittsgelähmt.“ Selbst Dumbledore schluckte schwer bei dieser Feststellung. Poppy verabschiedete sich und zog sich vorerst in ihre Räume zurück. Dumbledore sprach etwas abseits einige leise Worte mit Snape, blickte dabei immer wieder auf den blassen Draco, dem einfach nur noch schlecht war. Dann ging der Schulleiter. Als er fort war, drehte sich der Hauslehrer zu Draco um, sah ihn nichtssagend an und schritt auf ihn zu. Als er vor ihm stehen blieb, musste der Blonde zu ihm auf sehen. Eigentlich wäre er höflich vor seinem Professor aufgestanden, aber sein ganzer Körper zitterte. Hart schlucke er, wusste nicht was jetzt auf ihn zukam. Doch statt einer erwarteten Schelte, hörte er nur die ruhige Stimme seines Vertrauten seit Kindertagen. „Professor Dumbledore hält es für besser, wenn ich mit dir spreche. Draco, was ist passiert?“ Plötzlich musste der Langhaarige mit ansehen, wie sich die silbergrauen Augen seines Schützlings mit heißen Tränen füllten, wie er anfing zu hicksen und bitterlich weinte. Er vergrub sein Gesicht in den Händen, schluchzte laut. „Es ist alles meine Schuld!“, wimmerte er. Mit zusammengezogenen Augenbrauen ging Severus in die Knie, legte beruhigend die Hände auf Dracos Schultern. „Habt ihr gestritten?“, fragte er mit einer Ruhe, die anderen Schülern wahrscheinlich Angst gemacht hätte, weil sie sie nicht kannten. „Ja… Nein… Nein, nicht gestritten es… Ich hab ihn überfordert und erschreckt und er… er bekam plötzlich Panik und ist weggerannt! Ich bin ihm nach, aber er ist nicht stehen geblieben und… dann war da diese Treppe! Und plötzlich lag er da unten!“ Fest bohrten sich seine Fingernägel in seine Kopfhaut, als er die Finger seiner übers Gesicht gelegten Hände in sein blondes Haar grub. „Warum diese Panik?“ Severus war nach außen hin immer noch ruhig und durchdacht, doch innerlich konnte er kaum mit ansehen, wie sein Schützling sich selbst verletzte. Doch er wusste, er würde es jetzt nicht unterbinden können. Doch Draco schüttelte nur den Kopf, bebte vor Tränen. Er wollte nicht sagen, was passiert war, war er sich doch sicher, dass genau das der Grund für Harrys Flucht gewesen sein musste. Er hatte Angst, jemand könnte es erfahren. Für Harry wäre dieser Umstand momentan sogar noch weit schlimmer als für Draco selbst. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er war so ein Idiot! Lautloses Seufzen ertönte von Snape, als er sich wieder aufrichtete. „Ich werde dem Schulleiter mitteilen, was du mir erzählt hast… Bleib hier bei Harry. Vielleicht wacht er ja auf.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab, und verließ die Krankenstation. +++ Spät nachts wurde der am Bettrand eingenickte Draco von unruhigem Wimmern geweckt. Schnell sah er auf, direkt in das verschwitzte Gesicht Harrys. So, wie er nun dalag, erkannte man sehr gut, wie ausgelaugt und erschöpft der junge Zauberer war. Die letzten Monate waren Gift für ihn gewesen. Draco seufzte schwer. Und er hatte es nur noch schlimmer gemacht! Ein weiteres Wimmern und unruhiges Zucken ließ den Blonden aus seinen Gedanken schrecken. „Harry?“ Vorsichtig legte er eine Hand an dessen Stirn und erschrak. „Er ist ja eiskalt!“, schoss es durch seine Gedanken. Hinter ihm raschelte es und er fuhr zusammen, wirbelte herum und blinzelte verwundert. Professor Snape rieb sich mit einer Hand die Augen, schien sich gerade aus dem Stuhl, auf dem er saß, aufgesetzt zu haben. Hatte er auch hier gesessen und war eingeschlafen? Es sah ganz danach aus. „Was ist mit ihm?“, hörte er das schläfrige und müde Brummen des Lehrers. Er klang etwas heiser, was dafür sprach, dass er wirklich hier gesessen und eingenickt war. „Er ist ganz kalt, Severus! Aber er schwitzt, als hätte er Fieber!“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen trat der Langhaarige ans Bett und besah sich Harry, befühlte seine Stirn. „Das ist beunruhigend… Vielleicht aber nur Nebenwirkungen eines der Medikamente, sowas kann vorkommen", murmelte er, wollte Draco – aber auch irgendwie sich selbst – damit beruhigen. Doch der junge Malfoy sah weiter besorgt auf das blasse Gesicht, über dessen Lippen erneut leises Wimmern kam. „Was hast du denn?“, flüsterte der Slytherin dem Jungen leise zu, legte seine Hand auf die des Anderen. Er und Snape hörten, wie die Tür zur Krankenstation auf ging und wieder geschlossen wurde. Sie sahen sich um und erkannten den Schulleiter. „Er träumt…“, entließ dieser die nur leise gesprochenen Worte in den Raum. Langsam trat er näher und im gedimmten Licht der beiden Kerzen, die links und rechts zu Harrys Bett standen, kam nun auch ein zweiter Schatten hervor. Severus Blick wurde düster, während Draco überrascht blinzelte. Doch der, den sie sahen, achtete nicht auf die beiden, sondern eilte schnell zu seinem Paten. Sirius Black war wieder da. „Harry, mein Junge…“, flüsterte er, streichelte durch das schweißnasse Haar. Erst dann blickte er um sich, sah die beiden Slytherin an und richtete sich auf. Severus legte wie für ihn üblich die Fingerspitzen aneinander und sah sein Gegenüber missgünstig an. „Black…“, meinte er nur als schwachen Gruß. Jenem zuckte eine Art Lächeln über den Mundwinkel. „Snape…“, erwiderte er ebenso lustlos. Dann aber fiel sein Blick auf den Blonden und er bekam ein wütendes Funkeln. „Und du? Balg eines Todessers! Was hast du angerichtet? Er hätte sterben können, du -“ – „Sirius!“, ermahnte ihn die Stimme Dumbledores. „Draco ist sich wohl darüber im Klaren, was hätte passieren können und ist bestürzt genug darüber! Es ist nicht nötig, dass du ihn noch mehr Schuldgefühle einredest! Das Ganze war ein schlimmer Unfall, der nicht hätte passieren müssen. Doch Harry liegt nun hier und ist schwer verletzt, wir sollten an seinem Krankenbett nicht in Streitereien und Anschuldigungen verfallen!“ Trotz dessen, dass der Rektor ihn in Schutz nahm, stiegen ihm wieder die Tränen in die Augen. Harry hätte jetzt tot sein können, wegen seiner Dummheit! Laut schniefte er. Ohne ein Wort zu sagen legte Severus seinen Arm um die Schultern des Jungen und zog ihn schlicht an seine Seite. Dann sah er zu Albus. „Sie sagten, er träumt", lenkte er ein anderes Thema ein. Der Angesprochene nickte, sah besorgt zu dem Jungen hinab, der immer wieder zuckte. „Ja, er träumt. Und es sind wohl keine angenehmen Träume.“ Harrys Pate beugte sich wieder über den Jungen und tupfte ihm mit einem Tuch, das auf dem Nachttisch lag, sachte die Stirn ab. „Träumt er etwa von Voldemort?“, fragte er besorgt. Doch der Älteste im Bunde schüttelte nur sacht den Kopf. „Ich weiß es nicht", war die ruhige und wahrheitsgemäße Antwort. „Können wir ihm nicht helfen?“, kam es da erstickt von Draco. Professor Snape runzelte die Stirn. „Dazu müssten wir wissen, was er träumt. Aber er schläft ja nicht einfach nur, er liegt in einem komatösen Zustand. Ich habe schon früher festgestellt, dass seine geistige Barriere in einem solchen Zustand immens ist! Nicht einmal ich habe die Möglichkeit, in ihm zu lesen.“ Sirius schnaubte. „War ja klar, dass deine ach so tollen Fähigkeiten genauso nutzlos sind, wenn man sie braucht, wie alles andere!“ Snape verschränkte die Arme und sah ihn stechend an. „Das muss ich mir nicht sagen lassen von einem räudigen Köter, der wegen seiner eigenen Dummheit alles ruiniert hat!“, keifte er zurück. Gerade als Black wieder anfangen wollte, ging Dumbledore abermals dazwischen. „Nun hört doch endlich auf! Was im Ministerium passiert ist, hat niemand vorhersehen können, es hat keinen Sinn, dass ihr euch streitet! Harry ist jetzt viel wichtiger!“ Draco stand auf und sah die beiden finster an. „Das finde ich auch! Euren Kleinkrieg könnt ihr später austragen!“ Er stellte sich neben Albus und sah ihn fest an. „Wie können wir ihm helfen?“ - „Nun,“ der Schulleiter blickte lächelnd zu ihm, „eine Möglichkeit gibt es, die wir versuchen könnten… Dazu müssen wir allerdings in mein Büro. Sirius, wärst du so freundlich?“ Der Angesprochene nickte, wenn auch noch etwas verwirrt. Er hob Harry auf die Arme, achtete darauf, dass er ihn sicher hatte und ging dann dem bereits aus der Krankenstation huschenden Direktor nach. Severus und Draco warfen sich fragende Blicke zu, ehe auch sie schnell zu den Anderen aufschlossen. +++ In Professor Dumbledores Büro angekommen, stellte Sirius nun die Frage, die der Alte bei allen aufkommen hatte lassen. „Was werden wir jetzt tun?“ Besorgt und mitleidig sah er in das Gesicht seines Paten. Doch der alte Magier antwortete nicht, holte stattdessen sein Denkarium hervor. „Bringt ihn hier herüber!“, gab er die Anweisung. Die drei sahen sich kurz fragend an, ehe Tatze mit Harry näher schritt. Albus sprach leise einen Vergrößerungszauber auf das Bassin des Denkariums, welches nun so groß wurde wie eine runde Badewanne. „Leg ihn dort hinein…“, sprach der Alte, doch Sirius klammerte sich an Harry. Snape nahm ihm die Frage, die er gerade stellen, wollte ab: „Was haben Sie vor, Albus?“ Der Schulleiter lächelte. „Harrys Gedanken sind fest in ihm verankert. Wie eine Erinnerung in einem Tiegel. Mit dem richtigen Zauber können wir sie hier im Denkarium einfach öffnen.“, erklärte er ruhig. Doch Draco verzog die Augenbraue. „Wird er nicht… ertrinken?“ Seine grauen Augen richteten sich auf das Wasserbassin. „Mein Junge,“ Dumbledore sah ihn etwas amüsiert an. „Bin ich denn je ertrunken, wenn ich meine Gedanken betrachtet habe?“ Draco blinzelte. Natürlich, man musste ja das Gesicht in dieses Wasser tauchen, um die Gedanken zu sehen! Er biss sich auf die Unterlippe. So eine dumme Frage, die er da gestellt hatte… „Sirius, wärst du dann so freundlich?“ Schnell waren alle wieder beim Geschehen. Langsam und vorsichtig legte Sirius seinen Neffen auf dem Wasser ab. Kurz schien er auf der Oberfläche liegen zu bleiben, doch bald darauf schien es, als würde er hinab schweben. Keine Welle, kein Luftbläschen regte sich, als Harry einfach unter die Wasseroberfläche gezogen wurde. Sein Haar und das einfache weiße Krankenhausgewand waberten sachte, als würde Harry schlicht in einem leichten Wind stehen. Stumm wirkte Dumbledore einen Zauber und kurz darauf war Harry von nebelartigen, leuchtenden Streifen umgeben, die sich um seinen Körper zogen; diese seine Gedanken. Der Direktor winkte die anderen näher. Er nickte ihnen allen zu und sie legten ihre Gesichter auf das Wasser. Nur Draco war kurz gefesselt vom Anblick des Schwarzhaarigen. Dann tauchte aber auch er ein, in die Gedanken von Harry Potter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)