Fullmetal Alchemist - Was danach geschah von abgemeldet (Was hätte passieren können...) ================================================================================ Kapitel 42: AND WE SAY GOOD BYE ------------------------------- AND WE SAY GOOD BYE Mustang und Linette wurden um sechs Uhr morgens geweckt und unter schwerbewaffneter Eskorte in einen Raum gebracht, wo sie sich von ihren Freunden und Familienmitgliedern verabschieden konnten. Linette war gefasst und vergoss keine Träne, als sie sich von Serena und Kay verabschiedete und erst als sie sich Force zuwandte, sah sie so aus, als ob sie weinen wollte, aber sie riss sich zusammen und weinte nicht, als sie ihn umarmte. „Ich habe nicht mehr viel Zeit“, sagte sie leise. Nicht lange genug. Tausend Jahre hätten nicht gereicht, um mit ihm zusammen zu sein, und sie hatten viel Zeit verschenkt. „Ich habe viel zu viel nie gesagt. Ich dachte irgendwie immer, dass wir mehr Zeit haben würden, später. Ich habe dir mein ganzes Leben versprochen und jetzt waren es nur fünf Jahre.“ „Es ist nicht schlimm, Linette“, sagte er. „Ich hätte dich für nur fünf Stunden genommen.“ Sie lächelte schwach. „Du hast mich so oft gerettet“, flüsterte sie. „Nicht nur vor den anderen, auch vor mir selbst. Und ich habe mich nie bei dir bedankt.“ „Nicht mit Worten, aber ich hatte nie das Gefühl, dass du mich vergessen hättest“, sagte er und strich über ihr Gesicht. „Mach dir keine Vorwürfe, du hast es versucht und manchmal scheitert man eben. Ich wäre nur wütend auf dich, wenn du deine Prinzipien verraten hättet.“ Für einige Minuten standen sie einfach nur da und hielten sich aneinander fest, währen sie gleichmäßig atmeten und einander ansahen. Dann sah sie ihn ernst an und umfasste seine Hand mit all ihrer Kraft. „Versprich mir, dass du nicht das tun wirst, was du schon einmal getan hast, als du dachtest, dass sie mich wirklich erwischt hätten“, sagte sie in einem flehenden Ton, den man nie bei ihr gehört hatte. „Versprich mir, dass du einfach weitermachst, als ob nichts passiert wäre. Versprich mir, dass du dich um meine Schwestern und alle anderen kümmerst. Und versprich mir, dass du keine Dummheiten machst.” Er nickte, dann hielt er sie nur noch fester. „Ich verspreche es dir”, sagte er leise. „Gut, das ist gut“, murmelte sie. „Dann lasse ich keine Baustellen zurück, ich habe aufgeräumt und kann in Frieden sterben. Sie können mich als Verräterin abstempeln und mir das Ehrenbegräbnis verweigern, aber ich weiß, dass ich bis zum Schluss gekämpft habe. Und sie können mir meine Ehre nicht mehr nehmen. Und meine Schwestern werden dich brauchen. Du musst für sie und für mich stark sein. Bitte, Martin. Und vergiss mich nicht so leicht.“ „Versprochen“, sagte Force und küsste sie sanft und die Stirn. „Es tut mir leid, alles.“ Linette vergoss doch eine einzige Träne. „Es muss dir nicht leidtun, du hast getan, was getan werden musste“, sagte Force. „Und Leben und Freiheit kann man dir nehmen, aber deine Ehre wirst du mit ins Grab nehmen, Helena Anastasia Hamilton Force. Ich bin froh, dass wir es noch offiziell machen konnten, bevor du gehst.“ „Glaubst du noch immer an mich?”, fragte sie leise, während sie schwach lächelte. „Immer“, sagte er. Sie küsste ihn zweimal kurz, dann lächelte sie. „Was immer auch passiert“, sagte sie, „ich habe dich immer geliebt und ich werde dich bis zu meinem letzten Atemzug lieben.“ „Es wäre ein wenig eindrucksvoller, wenn du nicht gerade auf dem Weg in den Tod wärst, Linette“, sagte Serena sachlich, bevor sie ihre Schwester umarmte. „Was sind deine letzten Befehle für uns?” Helena Anastasia Hamilton salutierte ein vermutlich letztes Mal, bevor sie zu ihrem Mann und ihren Schwestern sprach: „Was immer passieren mag, folgt mir nicht. Das gilt besonders für dich, Martin, und für dich, Rena. Kay, von dir weiß ich, dass du zu schlau bist, um dir selbst das Leben zu nehmen. Sei für die beiden anderen bitte stark, okay? Ich weiß, dass du das kannst, Kay. Bitte, tu es für mich.“ Die ältere Schwester nickte nur, bevor sie sich wieder umarmten. Unterdessen hatte sich Mustang seinen Untergebenen zugewandt. „Es tut mir leid“, sagte er leise, während er die Schultern zuckte. „Schätze, das ist alles, was ich euch noch sagen kann. Ihr wart toll, Leute, wirklich. Ihr wart die besten Untergebenen, die man sich nur wünschen kann. Ich hätte es euch früher gesagt, aber ich dachte immer, dass ich mehr Zeit haben würde. Tja, so kann man sich irren.“ Er sah Rebecca an. „Sag du ihr, was passiert ist, und sah ihr, dass es nicht ihr Fehler war und dass sie mir in keinem Fall folgen darf.“ Die dunkelhaarige Frau nickte. „Ich weiß“, sagte sie leise. „Ich werde ihr alles so erzählen, wie es wirklich war. Ich werde ihr die ungeschminkte Wahrheit ins Gesicht schleudern. Und ich werde ihr sagen, dass wir bis zum Schluss gekämpft haben.“ „Sie wird eine gute Freundin an ihrer Seite brauchen, wenn es erst vorbei ist“, sagte Mustang, bevor er sich Falman zuwandte. „Danke, Vato“, sagte er ernst, während er die Hand des Mannes mit ein wenig Mühe schüttelte. „Du warst ein guter Kamerad und die beste menschliche Wanze, die ich je in meinem Leben gekannt habe. Ich kann nur immer wieder sagen, wie sehr es mir leidtut. Kannst du Riza alles sagen, was vor Gericht gesagt wurde? Vielleicht hilft ihr das und sag ihr, dass ich sie selbst nach meinem Tod noch lieben würde. Immer, immer. Nichts kann mich davon abhalten. Es war mein Schicksal, könnte man sagen, und ich werde bis zum Schluss nur an sie und keinen anderen denken.“ Falman nickte. „Wir haben auch zu danken, Sir“, sagte er leise. „Sie waren … Sie sind ein guter Chef. Wir werden für Ladyhawk da sein, jeder von uns. Wir werden sie nicht im Stich lassen.“ „Das ist … das ist gut“, murmelte Mustang, bevor sein Blick zu den anderen ging. „Und falls ihr könnt, verbrennt Linettes Forschungsunterlagen, bevor Hakuro sie bekommen kann. Das ist alles, worum ich euch noch bitten kann. Ihr wart super, wirklich. Ohne euch alle wäre ich nie so weit gekommen.“ „Mach dir keinen Kopf, Boss“, sagte Havoc. „Noch ist es nicht vorbei und ich gebe die Hoffnung auch nicht auf. Himmel, du solltest mein Trauzeuge werden!“ „Danke, Jean“, sagte Mustang leise. „Ich kann euch allen gar nicht oft genug danken – wo sind Fuery, Brosh und Ross?“, fragte er unvermittelt. „Mein Assistent ist bei Generalmajor Armstrong und Oberleutnant Ross ist eben in Hakuros Büro gerufen worden“, sagte Kay, die immer alles mitbekam. „Tut mir leid für Sie, Mustang. Wir wollten es nicht soweit kommen lassen, glauben Sie uns. Ich wollte es jedenfalls nicht, aber wir hatten keine Wahl. Wenn wir länger gewartet hätten, hätte man auch noch diverse andere geopfert. Und wir wollen nur wenige zum Tode Verurteilte in unseren Reihen.“ Serena sah einen der Bewacher aus großen Augen an. „Darf ich vielleicht ein paar Sekunden mit dem Generalmajor und meiner Schwester alleine haben?“, fragte sie mit zuckersüßer Unschuldsstimme. „Ich ziehe sogar meine Handschuhe aus. Das müsste doch gehen, oder? Ich will mich in aller Ruhe von ihnen verabschieden können.“ Offenbar hatte Hakuro den Fußsoldaten nicht mitgeteilt, dass die Kadettin alles andere als harmlos war, weil sie auch ohne ihre Handschuhe transmutieren konnte, denn nur so ließ es sich erklären, dass keiner irgendwelche Einwände dagegen hatte, dass die junge Frau sich noch unter sechs Augen von ihrer Lieblingsschwester und deren Schicksalsgefährten verabschieden konnte. Sie bekam die Zeit, die sie brauchte. Direkt danach wurden die beiden Staatsalchemisten auf den alten Paradeplatz geführt und stellten sich an der Wand auf, während das maskierte Erschießungskommando aus einem der Nebengebäude kam. Auf der anderen Seite des Platzes erschien Hakuro, der neben einem breiten Grinsen im Gesicht Olivier an seiner Seite hatte. Mustang fragte sich, ob der Verräter eigentlich merkte, dass die Generalin kurz davor stand, ihm mit bloßen Händen die Kehle herauszureißen, aber dann fiel ihm ein, dass Aufmerksamkeit noch nie zu Hakuros Merkmalen gehört hatte. Kay kam aus dem Verabschiedungsgebäude und machte sich auf den Weg zu Hakuros anderer Seite. Während sie ging, fiel mildes Sonnenlicht auf ihr Schwert und ließ es funkeln. Und sie trug ihre Zweithandschuhe. „Wenn du jetzt rennst, schaffst du es vielleicht, Linette“, sagte Mustang. „Wir müssen hier nicht beide sterben, das weißt du.“ Sie lachte nur. „In meiner Familie ist es Tradition, für seine Ziele zu sterben“, sagte sie, „und meine Mutter hat ihren Tod auch an Ihrer Seite gefunden, Sir. Wieso sollte ich jetzt also mit der Tradition brechen? Es bringt doch alles nichts, oder? Wenn ich renne, erschießen sie mich ebenso, wie wenn ich bleibe und mein Urteil wie eine Märtyrerin annehme. Letzteres erfordert auch mehr Stärke.“ „Danke“, sagte er leise. „Und vergiss nicht, heute sind wir die Sündiger, morgen sind wir Helden.“ Hakuro zog unter großem Getue einen Zettel aus seiner Tasche und las noch einmal das Märchen vor, das zu der augenblicklichen Situation geführt hatte. „Oberst Helena Anastasia Hamilton und Generalmajor Roy Mustang-“ „Wieso nennen sie meinen Namen zuerst?“, zischte Linette. „Weil du die Frau bist, Kleine“, sagte Mustang grinsend. „Klappe, ich bin fast so alt wie du“, schnappte sie. „-wurden wegen Hochverrates und versuchtem Mord zum Tode durch ein Erschießungskommando verurteilt. Wir sind hier zusammengekommen, um über die Einhaltung dieser Hinrichtung zu wachen.“ An dieser Stelle war offensichtlich, dass Miles Olivier starke Beruhigungstabletten ins Essen geschmuggelt hatte, weil sie viel zu friedlich wirkte. Normalerweise hätte sie Hakuro spätestens an diesem Punkt der Show vermutlich erwürgt, weil sie ihren kostbaren Stahl sicherlich nicht mit seinem Blut in Berührung kommen lassen wollte. Sie sah Mustang an und ihre Lippen formten ein stummes „Es tut mir leid.“ Er zuckte nur leicht mit den Schultern. „Es war nicht dein Fehler“, erwiderte er lautlos. „Bedank dich bei dem Kerl neben dir.“ „Noch irgendwelche letzte Worte, Generalmajor Mustang?“, fragte der Intrigant mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Für dich habe ich keine letzte Worte“, sagte Mustang wütend und warf Hakuro einen tödlichen Blick zu. „Oberst Hamilton?“, fragte der verräterische General. „Wir sehen uns in der Hölle wieder, Hakuro“, sagte die Frau leise, bevor sie sich straffte. „Gut, dann zielt jetzt“, sagte Hakuro mit einem sichtbaren Anflug von Ungeduld. Er wollte es schnell hinter sich bringen und mied den Blick von Olivier und Kay, die neben ihm standen. Mustang sah in Oliviers Augen eine merkwürdige Mischung und er wusste nicht, was sie damit sagen wollte. Er wusste nur, dass es keine Hoffnung mehr für ihn gab. Das war alles, was er wusste. „Riza“, sagte Mustang und Linette seufzte „Martin.“ Bessere letzte Worte gab es in ihren Augen nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)