Fullmetal Alchemist - Was danach geschah von abgemeldet (Was hätte passieren können...) ================================================================================ Kapitel 41: DER GESCHLAGENE KÖNIG UND DER GEFALLENE ENGEL? ---------------------------------------------------------- DER GESCHLAGENE KÖNIG UND DER GEFALLENE ENGEL? „Es tut mir leid“, sagte Linette, während sie Mustang in der gemeinsamen Zelle gegenüber saß. „Ich kann mein Versprechen vermutlich nicht halten. Weder das Versprechen Ihnen gegenüber, noch die Versprechen meinen Untergebenen oder Leutnant Breda gegenüber. Geschweige denn die Versprechen, die ich Martin gegeben habe. Ich bin wirklich so eine Versagerin! Kay hatte immer Recht, ich bin nicht fürs Militär gemacht! Ich falle einer so erbärmlichen Intrige zum Opfer, obwohl ich immer gelernt habe, wie man die Absichten von Menschen deutet.“ „Es muss dir nicht leidtun“, sagte Mustang freundlich, während er sich gegen die Wand lehnte. „Du hast gekämpft, wir haben alle gekämpft. Und wenn ich ehrlich bin, dann beneide ich dich. Du hast wenigstens die Chance, dich von deinen Schwestern und von Force zu verabschieden. Ich kann mich nicht von der Frau, die ich liebe, verabschieden, weil sie im Koma liegt. Ich kann nur beten, dass sie mir verzeihen wird, dass ich mich habe umbringen lassen.“ „Ich hoffe auch, dass man mir verzeiht“, sagte sie leise, während sie auf ihre gefesselten Hände starrte. „Wenn ich meine Handschuhe hätte, wäre ich innerhalb von Sekunden wieder draußen, aber ich habe sie abgeben müssen. Generalmajor, ich will nicht so sterben! Ich wollte nie als Verräterin sterben! Ich will das nicht! Ich habe mich immer an die Regeln gehalten, ich habe die Wahrheit vor Gericht gesagt. Ich bin sozusagen unschuldig!“ „Ich weiß“, sagte Mustang leise, „aber was soll ich sagen? Sie lasten mir den versuchten Mord an meinem Mentor und an meiner Verlobten an. Ich finde meine aktuelle Situation auch nicht so schön, aber was wollen wir machen? Wir kommen hier nicht raus, das weißt du selbst. Ich brauche zwar keine Handschuhe mehr, aber ich bekomme meine Hände nicht zusammen, deswegen kann ich nichts transmutieren. Wenn wir sterben, versprich mir nur, dass du nicht weinst. Wenn du weinst, würde ich auch die Nerven verlieren. Und ich will ihnen nicht den Gefallen tun. Ich will meine Würde mit ins Grab nehmen. Und wenn es sein muss, dann werde ich lächeln. Ich meine, ich hatte eine schöne Zeit in meinem Leben. Ich kann mich noch immer an all die schönen Momente erinnern. Und ich habe die Hoffnung, dass sie Olivier nicht auch noch bekommen. Wenn sie fällt, wird Hakuro Generalfeldmarschall. Was aber keinen Sinn macht, ist, dass sie Olivier alles anhängen wollen. Das hier sieht auf den ersten Blick verdächtig nach einer persönlichen Rache an ihr aus, bei der wir nur Bauern sind.“ Mustang wäre erstaunt, wenn er wüsste, wie Recht er hatte. Olivier hatte sich sofort auf den Weg zu ihrem Anwesen gemacht, um einen neuen Plan auszuknobeln, als sie alleine durch eine dunkle Gasse gehen musste. Plötzlich gab es hinter ihr eine Explosion und der Rückweg war versperrt. Und vor ihr erschien ein Mann. „Ich habe auf dich gewartet, Livvie“, sagte er mit einem hässlichen Grinsen. „Ich habe sehr lange gewartet. Um genau zu sein, habe ich 6832800 Minuten gewartet. Das sind 113880 Stunden. Das macht 4745 Tage. Oder um es kurz zu machen: Vierzehn gottverdammte Jahre, in denen du so getan hast, als ob du ein Gutmensch wärst. In denen du Karriere gemacht hast. Du hast mir mein Leben gestohlen. Und jetzt bin ich dran. Ich werde dein Leben so zerstören, wie du meines ruiniert hast. Und ich werde damit anfangen, deine Freunde der Reihe nach zu töten.“ Er lachte. „Du bist vielleicht schon auf die Idee gekommen, dass ich hinter der Sache mit Mustang stecke. Ich hatte ursprünglich geplant, dich sofort dafür verantwortlich machen zu lassen, aber leider ist es zu bekannt, wie selten du in Central bist. Und wenn du mal da bist, dann eher zufällig. Er hingegen ist sehr viel regelmäßiger dort. Alles, was ich tun musste, war, dem zweiten Assistenten des Generalfeldmarschalls eine Kopie des Terminkalenders stehlen und aus Hamiltons Labor ein paar Gase zu klauen. Sie hat mich gesehen, die kleine Schlampe, aber das spielt keine Rolle, weil sie den Tod an Mustangs Seite finden wird. Und du wirst wissen, dass es deine Schuld ist, Olivier.“ Er kicherte. „Ich hätte auch dich sofort selbst umbringen können, aber das wäre nicht gerecht genug gewesen. Du sollst all deine Freunde und Verbündeten der Reihe nach sterben sehen, bevor du schließlich selbst an der Reihe bist. Du sollst sie schreien hören und ihre Tränen sehen.“ „Respekt, Lucien“, sagte Olivier und atmete schwer, „aber was hast du persönlich davon, Mustang und Hamilton sterben zu sehen? Alle wissen, dass sie unschuldig sind. Du wirst damit nur den Hass der Bevölkerung auf dich ziehen. Du kannst nicht gegen mich gewinnen. Das konntest du noch nie. Du hast nicht damit gerechnet, dass ich dich wirklich in den Knast bringen würde, was? Aber du wirst sehen, dass ich noch immer kein Problem damit habe, dich in den Knast zu bringen. Ich wette, du hast dich mit Hakuro zusammengetan. Der konnte mich noch nie leiden. Du weißt aber, dass der Kerl dich fallen lassen wird, sobald du keinen Wert mehr für ihn hast?“ „Genau wie du mich damals hast fallen lassen, Olivier?“, fragte der Mann namens Lucien scharf. „Oh, du hast wie ein kleiner Engel ausgesehen, als du gegen mich ausgesagt hast. Du hattest immer eine Schwäche für diese rotäugigen Bastarde. Ich wette, dass ich auch der Grund, warum du einen von ihnen als Assistent hast. Wahrscheinlich assistiert er dir nicht nur im Büro, sondern auch noch in anderen Bereichen des Lebens. Und deswegen wird er auch der letzte sein, der stirbt. Ihr zwei werdet den Tod zusammen finden. Das muss dir gefallen, was? Du wirst zusammen mit deinem rotäugigen Freund sterben. Das hast du dir wahrscheinlich all die Jahre über gewünscht.“ „Du denkst vielleicht, dass wir geschlagen wären, weil Mustang und Hamilton bald erschossen werden, aber so haben wir nicht gewettet“, sagte Olivier, während sie die Hände zu Fäusten ballte. „Ich habe noch nicht aufgegeben. Und ich werde auch nicht aufgeben. Ich werde kämpfen. Du denkst, dass ich nicht mehr dazu in der Lage wäre, weil ich alt geworden bin, aber je älter ich geworden bin, desto mehr Verbündete habe ich um mich geschart. Wir werden euch Kontra geben, solange wir atmen. Wir werden weder Silver noch Flame an euch Wahnsinnige preisgeben! Du wirst sehen, ich bin nicht so schwach wie vor vierzehn Jahren! Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und ich bin stärker geworden. Ich habe Freunde und Verbündete, die es kaum erwarten können, euch die Kehle herauszureißen!“ „Dann versuch es, Olivier“, sagte Lucien. „Ich will dir die Chance geben, uns allen zu beweisen, dass du eine gute Kämpferin bist. Aber vergiss nicht, dass es mein Spiel ist und dass ich die Regeln mache.“ Olivier lächelte nur. Sie sagte nicht, was sie dachte, denn sie dachte: ‚Ich habe mich in all den Jahren nie an die Regeln gehalten. Und wieso sollte ich jetzt damit anfangen, wenn du die Regeln machst, du verdammter Bastard?!’ „Wir sehen uns spätestens bei deiner eigenen Hinrichtung wieder, Livvie“, versprach der Mann und verschwand wieder. „Also werden wir uns niemals wiedersehen“, murmelte die Generalin. „Gut, damit kann ich leben.“ Sie straffte sich und beeilte sich, nach Hause zu kommen. Sie wusste, dass die anderen schon wussten, was geschehen war. Sie würde also nicht diejenige sein, die die Botschaft des endgültigen Schachmatts überbringen musste. Darüber war sie froh, aber sie merkte, dass Kay fehlte. „Wo steckt sie?“, fragte die Blonde scharf und sah Serena an, die zusammengesunken auf der Couch saß. „Sie hat das Hauptquartier vor mir verlassen!“ „Sie und Jean haben gesagt, dass sie etwas zu erledigen hätten“, sagte Rebecca leise. „Wir wissen nicht, was der Plan ist, aber wir hoffen, dass sie keine Dummheiten machen. Linette und Mustang sind schon zwei Verurteile zu viel auf meiner Seite.“ „Madam?“ Fuery zupfte Olivier schüchtern am Ärmel. „Darf ich Ihnen vielleicht kurz etwas zeigen? Es könnte vielleicht ganz nützlich sein…“ „Natürlich“, sagte sie und folgte ihm aus dem Raum. „Ich mache mir Sorgen um Scar und May“, sagte Serena leise. „Sie hätten schon längst hier sein sollen! Sie haben gesagt, sie hätten einen Plan, aber zurzeit scheint es eher so zu sein, dass alle mit Plan auf mysteriöse Art und Weise verschwinden…“ „Die beiden werden wissen, was sie tun“, sagte Rebecca, während sie auf der Treppe Platz nahm. „Ich will nur nicht diejenige sein, die es Riza erzählen muss, wenn alles scheitert.“ Unterdessen war Linette in der Zelle eingeschlafen und schlief für eine Frau, die wusste, was sie in naher Zukunft erwartete, erstaunlich gut. Mustang saß auf seiner Pritsche und als er eine Hand an seine Stirn brachte, spürte er, dass er Fieber hatte. Es war keine Überraschung, dass seine Gesundheit ihn jetzt im Stich ließ. Immerhin war er auf dem Weg in den Tod. Er sah hoch und stellte fest, dass Linette verschwunden war und dass Hughes dort saß, wo eben noch die Frau gelegen hatte. „Yo, Roy“, sagte der Brigadegeneral. „Sieht schlecht für dich aus, was?“ „Wem sagst du das?“, seufzte Mustang und schluckte schwer. „Und nach mir ist Armstrong an der Reihe. Sie ist zwar eine Psychopathin, aber das hat sie nicht verdient, wenn du mich fragst.“ „Hakuro ist ein Dreckskerl“, sagte Hughes beziehungsweise sein Geist. „Ich meine, dass er dich umbringen lassen will, ist schon übel, aber dass er auch noch die kleine Hamilton in die Sache hineingezogen hat, ist richtig schlecht. Ich meine, sie geht mit meinem Cousin aus. Sie ist mit Sicherheit ein nettes Mädchen, aber sie hat denselben Fehler gemacht wie ich: Sie hat sich mit einem übermächtigen Gegner angelegt. Du willst vielleicht wissen, wie es Hawkeye geht. Sie liegt noch immer im Koma und nach allem, was man hört, ist ihr Zustand stabil.“ „Ich hätte mich gerne von ihr verabschieden können“, sagte Mustang. „Ich meine, bisher war es immer so, dass wir zusammen in Gefahr geraten sind. Jetzt liegt sie im Koma und ich sitze hier in der Zelle, ohne mich von ihr verabschieden zu können. Ich hoffe, dass all meine neuen Freunde sich etwas einfallen lassen, um es ihr taktvoll beizubringen. Ich meine, sie soll es nicht von Hakuro oder einem seiner Spießesgesellen erfahren. Am besten wäre Rebecca, sie hat die meiste Erfahrung damit. Und sie ist in der Lage, sich in Riza hineinzuversetzen. Ich habe keine Angst vor dem Tod, ich habe Angst vor dem, was danach kommt. Ich habe in Ishbal die Hölle gesehen – und ich will nicht nach dort zurück. Ich will die Hölle nicht wiedersehen. Lieber würde ich einfach nicht mehr existieren.“ „Du bist krank“, sagte Hughes. „Ich werde gehen und dir einen Arzt holen. Du wirst ihn brauchen, glaub mir. Und ich werde dir einen Arzt besorgen, dem du vertrauen kannst.“ Mustang wollte zwar nicht, dass er ging, aber er war sich darüber im Klaren, dass sein bester Freund ohnehin nur seiner Phantasie entsprungen war. Überrascht war er nur, als die Tür zu seiner Zelle aufging und statt Doktor Knox, den er erwartet hatte, Winry Rockbell/Elric im weißen Kittel hereinkam und zwar nicht alleine: Hinter ihr kam Rebecca, die eine blonde Perücke und einen Mundschutz trug, herein. Und zum ersten Mal überhaupt war Mustang froh, Rebecca zu sehen. „Olivier ist offiziell eingeknickt und hat den Hinrichtungstermin vorverlegt“, sagte die Dunkelhaarige trocken, „aber das ist es, was wir brauchten. Je mehr Zeit verging, desto mehr Möglichkeiten haben die anderen, unseren nächsten Zug vorherzusehen. Und der muss wirklich ein Dolchstoß in den Rücken sein, damit der Plan aufgeht.“ Sie legte eine Hand auf Mustangs Stirn. „Du glühst ja wirklich! Als wir von Lewellyn gehört haben, dass du Fieberträume hättest, dachten wir, du würdest simulieren, damit wir dir neue Informationen geben können. Mach dir keine Sorgen, es wird alles wieder gut.“ „Ihr solltet nicht hier sein“, sagte Mustang und wies schwach auf Linette. „Sie ist hier, weil sie die Wahrheit gesagt hat! Hakuro und Co. sind hart im Nehmen, Rebecca, ihr seid verrückt, hier zu sein.“ Winry schüttelte den Kopf. „Deine anderen Untergebenen wirst du morgen wiedersehen. Olivier hat es noch durchbekommen, dass sie sich von dir verabschieden können. Außer Breda kommen alle. Breda steckt mit Oberst Armstrong im Osten fest und betet. Hätte nie gedacht, dass wir alle mal so religiös werden würden, aber hier hilft wohl nur noch beten.“ „Oder genialer Wahnsinn“, sagte Rebecca grinsend. „Wir haben dir Fiebermedikamente mitgebracht. Du musst morgen einen klaren Kopf haben.“ Sie sah zu Linette. „Wie nimmt sie es auf?“ „Wie eine geborene Heldin“, sagte Mustang leise. „Sie hat sich damit abgefunden. Bisher keine hysterischen Anfälle oder so. Nur Wut darüber, dass sie ihre Versprechen nicht halten kann.“ Hosted by Animexx e.V. 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