Fullmetal Alchemist - Was danach geschah von abgemeldet (Was hätte passieren können...) ================================================================================ Kapitel 12: REFLEKTIONEN EINER EISKÖNIGIN ----------------------------------------- REFLEKTIONEN EINER EISKÖNIGIN Briggs – wo auch sonst? – Auf dem Dach der Festung Olivier war seltsamerweise glücklich, als die kalte Luft ihren kleinen Körper umfing. Sie trat hinaus in die schneidende Kälte und setzte sich dann auf ihren Stammplatz. Sie war mit der aktuellen Situation nicht unzufrieden. Drachma verhielt sich ruhig, nachdem ihre Männer erst vorgestern wieder einen Spion des Feindes gefangengenommen hatten, und sie hatte ihren besten Untergebenen zurück. Sie konnte nicht klagen. Das einzige, was ihre Laune trübte war – wieder einmal – Generalmajor Mustang. Sie konnte den Kerl einfach nicht ertragen, obwohl sie einen gewissen Respekt vor ihm hatte. Es war auch schwer, keinen Respekt vor einem Mann zu haben, der sie jederzeit in Brand stecken könnte. Und eigentlich ärgerte sie es mehr, dass er zurzeit denselben Rang hatte wie sie selbst. Sie musste sich schnell etwas einfallen lassen, um Generalleutnant zu werden, damit sie wieder in aller Ruhe auf ihn herabsehen konnte. Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Tag, an dem sie erstmals den Verdacht gehegt hatte, dass Generalfeldmarschall Grumman der Großvater von Oberstleutnant Hawkeye sein könnte. Dieser Tag lag inzwischen zwei Jahre zurück, aber sie erinnerte sich noch so gut daran, als ob es erst gestern gewesen wäre … Langweilig, dachte Generalmajor Olivier Armstrong, während sie durch die Menschenmenge schritt. Wieso bin ich nur hierher gekommen? Ich hätte lügen können. Ich hätte mich krank stellen können. Ich hätte sagen können, dass mein Arm noch wehtut … Aber diesmal war ihr die Idee erst zu spät gekommen. Jetzt war sie hier. Auf einer Feier, auf der man Generalfeldmarschall Grumman feierte und alle, die am Versprochenen Tag ihr Leben gelassen hatten. Deswegen war sie auch hier. Sie hatte viele ihrer Bären verloren und um ihre Opfer zu würdigen, brachte sie das größte Opfer, das sie selbst bringen konnte: Sie besuchte (annähernd) freiwillig eine Feier, auf der auch Mustang zugegen sein würde. Bisher hatte sie es seit drei Stunden erfolgreich geschafft, ihm aus dem Weg zu gehen, aber spätestens bei Tisch würde sie ihn sehen. Wie erfreulich. Keiner achtete auf sie. Darüber war sie froh. Die meisten Offiziere waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich beim Generalfeldmarschall einzuschmeicheln. Das hatte sie gar nicht nötig. Sie war schon jetzt die Nummer zwei der Armee, auch wenn sie sich den zweiten Platz mit Mustang teilen musste, was sie ein wenig wurmte. Sie schüttelte Miles, der die ganze Zeit über wie ein Schatten hinter ihr geblieben war, irgendwie ab und ging in die Bibliothek des Generalfeldmarschalls. Wie bei einem Mann Grumman nicht anders zu erwarten, stand hier ein Schachbrett. Die Partie war nicht zu Ende gespielt, aber Weiß schien zu gewinnen. Neben dem Schachbrett lag ein ausgeschlagenes Buch, in dem Spielergebnisse standen. Mustang – Grumman: 1 zu 97. Das erfreute Oliviers Herz. Wenigstens einer, der wusste, wie man mit Mustang umspringen musste. Vielleicht … war Grumman als Generalfeldmarschall doch nicht so ein Reinfall, wie sie befürchtet hatte. Sie drehte sich vom Schachbrett weg und sah sich weiter um. Sie war eine ausgesprochen gute Lügnerin und könnte jedem erzählen, dass sie sich nicht wohlfühlen würde und den Hauptsaal deswegen verlassen hatte. Außer Miles gab es niemanden, der mit Sicherheit sagen konnte, wann sie log. Sie ging leise durch die Gänge und presste sich gegen ein Regal, als Stimmen hereinkamen. „…hab gehört, du wärst befördert worden“, sagte ein Mann. „Du hast richtig gehört, Breda“, erwiderte Havoc. „Der Generalmajor hat das für mich gedeichselt: Tapferkeit im Angesichts des Feindes. Klingt gut, was?“ „Bei dir hat’s aber nur für einen Rang ausgereicht“, erwiderte der andere. „Unsere gütige Elizabeth hat den vielleicht größten Karrieresprung überhaupt hinter sich. Sie ist jetzt Oberstleutnant. Ich glaube, der Generalmajor macht sich deswegen Sorgen. Ich meine, Hughes war auch Oberstleutnant, als er gestorben ist…“ „Es ist Elizabeth, Breda. Denkst du wirklich, dass er zulassen würde, dass sie stirbt? Er würde die Sonne schlucken, wenn das bedeuten würde, dass sie überlebt“, erwiderte der Blonde. „Außerdem hat sie den Befehl, nicht zu sterben. Und sie befolgt den Befehl. Sie befolgt jeden seiner Befehle, das weißt du doch. Selbst wenn es sie selbst den Kopf kosten würde, würde sie niemals zulassen, dass er etwas tut, was sie hassen würde.“ „Jungs, ihr solltet nicht in den Privaträumen des Generalfeldmarschalls herumstrolchen“, wies sie eine helle Frauenstimme zurecht. „Das macht keinen guten Eindruck.“ „Maria, Maria.“ Breda seufzte schwer, dann lachte er. „Ich sehe, du bist auch befördert worden. Und? Wie fühlt sich das an? Ich meine, erst jagen sie dich aus dem Land, dann kommst du zurück und bekommst die Beförderung, auf die du solange gewartet hast…“ „Kennt ihr das schöne Wort ‚Triumph’?“, fragte die Frau zurück. „So fühle ich mich. Es ist ein Triumph für mich. So, jetzt muss ich Brosh und Major Armstrong suchen, bevor die beiden irgendwie in Schwierigkeiten kommen können.“ „He, Havoc“, sagte Breda leise. „Catalina ist gekommen.“ „Oh, wir sollten wirklich schnell zurück!“, rief der Blonde. „Wenn die ‚Harpyie’ und der Generalmajor aufeinandertreffen, fliegen meistens die Fetzen. Das muss ich sehen!“ „Sie kommt übrigens in unsere Einheit. Ich schätze, dass der Generalfeldmarschall sie in einer gewohnten Umgebung belassen wollte…“ Die beiden Stimmen wurden immer leiser und Olivier atmete auf, bevor sie sich umdrehte. In den letzten Minuten hatte sich ein Bilderrahmen unangenehm in ihre Schulter gedrückt und jetzt wollte sie das Bild sehen. Es war ein altes Familienfoto, auf dem nur drei Leute zu sehen waren. Der Mann in der Mitte war Grumman selbst in voller Uniform und mit einem selbstsicheren Lächeln auf dem Gesicht. Die ältere Frau an seiner rechten Seite musste seine Ehefrau Cordelia sein, der er in seiner Antrittsrede zehn Minuten gewidmet hatte, um auszuführen, wie wichtig sie für ihn gewesen war und wie sehr sie seine Arbeit beeinflusst hatte. Sie war eine attraktive Frau gewesen. Groß und schlank, mit lebendigen dunklen Augen und hellen Haaren. Auf der anderen Seite des jetzigen Generalfeldmarschalls stand ein junges Mädchen, das Olivier sehr bekannt vorkam, auch wenn sie die Verbindung nicht sofort ziehen konnte. Aber das Mädchen musste seine Tochter sein, die bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Als ein leiser Gong ertönte, verließ die blonde Generalin die Bibliothek wieder und ging wie alle anderen auch in den Speisesaal. Sie erblickte ihr Hassobjekt Mustang schon von weitem. Es schien jedoch in eine ernsthafte Diskussion mit seiner Adjutantin verwickelt zu sein und ihre Anwesenheit gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Hawkeye sah zwar noch ein bisschen blass aus, aber ihre Augen funkelten wieder lebhaft. Sie gehörte zu den Offizieren, die nicht in Uniform gekommen waren, aber dennoch musste sie vermutlich diejenige gewesen sein, die zum Oberstleutnant befördert worden war, obwohl sie noch so fürchterlich jung war. Jedoch bezweifelte Olivier in ihrem Fall nicht, dass die Beförderung angemessen gewesen war. „So, Sir, ich lasse Sie jetzt alleine“, sagte sie und machte einen Schritt von Mustang weg. „Bitte benehmen Sie sich bei Tisch ein wenig und fangen Sie keinen Streit mit Generalmajor Armstrong an. Ich will nicht vor so vielen Zeugen morden müssen.“ „Ähm…“ Mustang sah seine Untergebene verwirrt an. „Sie wissen aber schon, dass Sie neben mir sitzen, oder?“ „Ich glaube kaum, dass ich das tue, Sir“, erwiderte sie. „Ich bin Oberstleutnant, wie Sie wissen, und Sie sitzen bei den anderen Generälen. Ich sitze bei den anderen Offizieren meines Ranges. Deswegen müssen Sie ausnahmsweise ohne mich zurechtkommen.“ „Bemerkenswert, wie eindrucksvoll Sie sich irren können“, erwiderte er und zeigte ihr einen Sitzplan. „Können Sie lesen? Oberst Miles, Generalmajor Armstrong, Oberstleutnant Hawkeye und Generalmajor Mustang. Falls ich nicht vollkommen irre, sitzen Sie neben mir und können auf mich aufpassen.“ „Der große General braucht den Schutz einer Frau?“, fragte Olivier zynisch, während sie hinter den beiden herging, dann sah sie Hawkeye an. „Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung. Sie haben es sich wirklich verdient. Wie geht es Ihrem Hals?“ Die jüngere Blondine sah sie verwirrt an. „Danke, mir geht es gut“, sagte sie dann, „aber wie geht es Ihrem Arm, Madam?“ „Danke für Ihre Anteilnahme an meiner Verletzung, Generalmajor Armstrong“, sagte Mustang säuerlich. „Nein, die Hände tun nicht mehr weh. Ja, ich kann sehen, dass Sie Ihr Schwert nicht zur Hand haben. Nein, ich habe noch nicht zu viel getrunken. Ja, ich werde mich zusammennehmen und Ihnen nicht in den Weg kommen…“ „Du bist so ein Kind!“, fuhr Olivier ihn an. „Du solltest dich daran gewöhnen, dass ich auch hin und wieder mit anderen Menschen kommunizieren will als mit dir!“ „Generalmajor Armstrong“, sagte Miles gewohnt ruhig, als er hinter ihr erschien. Er hielt ihr einen Drink hin, den sie dankbar annahm. Er war lange genug ihr Untergebener gewesen, um zu wissen, wie sie ihren Wodka mochte. „Danke, Miles“, sagte sie freundlich und wandte sich ab, um sich zu setzen. Hawkeye und Mustang folgten ihr, während Miles vorausging, um ihr die Türen aufzuhalten. Es war nur so, dass die vier Offiziere ein wenig überrascht waren, als sie feststellten, dass sie an einem Fünf-Personen-Tisch saßen und dass es sich bei der fünften Person um den Generalfeldmarschall höchstpersönlich handelte, der bereits Platz genommen hatte und den vier jungen Offizieren freudig zuwinkte. „Oh. Mein. Gott. Wir sitzen an einem Tisch mit dem Generalfeldmarschall“, sagte Hawkeye, während sich ihre Augen weiteten. „Wieso sitzen wir an einem Tisch…“ „Ich habe keine Ahnung“, sagte Mustang leise. „Ich dachte, Sie wüssten das, aber Sie haben offenbar aus irgendeinem Grund falsche Informationen erhalten. Aber gut. Tun wir so, als ob alles ganz normal wäre und als ob wir damit gerechnet hätten.“ „Verstanden, Sir“, erwiderte sie, während sie sich auf ihren Stuhl setzte, bevor sie den Generalfeldmarschall schüchtern anlächelte. „Guten Abend, Sir.“ „Guten Abend, Oberstleutnant Hawkeye. Ich sehe, es geht Ihrem Hals wieder besser.“ Grumman lächelte, dann sah er die beiden höherrangigen Offiziere an. „Armstrong, was macht der Arm? Ich habe gehört, Sie hätten sich einen sehr komplizierten Bruch zugezogen, als Sie gegen diesen hässlichen Homunkulus gekämpft haben…“ „Ich interessiere mich nicht für das Fachchinesisch der Ärzte“, sagte die Blonde. „Wenn Sie wissen wollen, was sie genau mit mir angestellt haben, müssen Sie Miles fragen. Er hat den Ärzten geduldig zugehört, während ich nur solange zugehört habe, bis sie mir gesagt haben, wann ich wieder an die Arbeit gehen kann.“ „Oh, strebsam wie immer!“ Grumman applaudierte kurz. „Eine bewundernswerte Einstellung, wie ich finde. Sie sorgen dafür, dass wir alle ruhig schlafen können und keine Angst vor Drachma haben müssen. Hervorragend, wirklich.“ Er sah Mustang an. „Und wie geht es Ihren Händen?“ „Ich hatte das Glück, mir keine Infektion zugezogen zu haben“, erwiderte der Alchemist. „Deswegen galt meine Hauptsorge auch meinen Augen, aber ich kann wieder sehen.“ „Und? Haben Sie jetzt eine andere, bessere Sicht der Dinge, Mustang?“, fragte Grumman interessiert, während er Champagner in sein Glas goss. „Ehrlich gesagt, war es teilweise vorteilhaft, nichts sehen zu können, weil ich deswegen nicht sehen musste, wie knapp es zum Teil war“, sagte der jüngere Soldat. „Und Oberstleutnant Hawkeye hat mir ihre Augen geliehen. Es war gar nicht mal so schlimm.“ Während des eigentlichen Abendessens bestimmte der Wiederaufbau Ishbals die Unterhaltung und nach dem Essen zogen sich Olivier und Mustang zusammen mit Grumman in die Bibliothek zurück. „So, Mustang“, sagte Grumman und nahm einen Stoß Akten aus dem Tresor. „Für Sie geht es zurück in den Osten.“ „Bin ich der einzige, der nach Hause gehen muss?“, fragte er mit einem Anflug von Besorgnis in der Stimme. Es war offensichtlich, dass er das nicht wollte. „Sehen Sie sich die Akten an“, sagte der Generalfeldmarschall. Mustang schlug zögernd die erste Akte auf. Leutnant Kain Fuery. Treffer. Dann nahm er die nächste Akte. Leutnant Heymans Breda. Zweifach-Treffer. Er griff nach der nächsten Akte und öffnete sie. Oberleutnant Jean Havoc. Dreifach-Treffer. Die vierte Akte wurde ohne Zögern geöffnet. Oberleutnant Vato Falman. Fünffach-Treffer. „Und die letzte Akte“, sagte Grumman und reichte ihm eine weitere Akte. Mustang schlug sie auf. Er rechnete damit, Riza Hawkeyes Bild auf der ersten Seite zu sehen, aber das war nicht der Fall. „Leutnant Rebecca Catalina?“, fragte er hörbar unzufrieden. „Wieso diese Harpyie?“ „Ach, ich habe wohl eine Akte vergessen“, sagte Grumman und griff noch einmal in den Tresor. „Um ehrlich zu sein, wollte ich ihre Bitte um Versetzung zuerst nicht unterschreiben”, gab Grumman aufrichtig zu, „aber dann habe ich erkannt, dass es Dinge gibt, die ich nicht beeinflussen kann, auch wenn ich jetzt Generalfeldmarschall bin.“ Er gab Mustang die Akte und lächelte freundlich. „Oberstleutnant Riza Hawkeye hat mich persönlich darum gebeten, wieder unter Ihr Kommando versetzt zu werden. Sie bekommen sie also sofort wieder zurück, Generalmajor.” Mustang griff nach dem Ordner und schlug ihn auf. Ein leiser Seufzer entwich ihm, als er das Bild seines Oberstleutnants auf der ersten Seite sah. Er musste nicht die ganze Akte lesen. Er musste nur ihre Namen und ihre Bilder sehen, damit er wusste, dass seine Mannschaft wieder im Spiel war. Die Homunkuli hatten zwischenzeitig vielleicht dafür sorgen können, dass sie sich in alle Winde zerstreut hatten, aber sie waren zu treu, um jetzt nicht wieder zur Grundaufstellung zurückzukehren. „Herzlichen Dank, Sir”, sagte Mustang und raffte alle Ordner zusammen, bevor er sie wie einen Teddybär an seine Brust drückte. „Jetzt bin ich mir sicher, dass ich mich im Osten schnell wieder wie zuhause fühlen werde. Ich habe sie alle zurück. Meinen Bauern, meinen Turm, meinen Springer, meinen Läufer und natürlich auch meine Dame.“ Olivier schnaubte verächtlich, während sie die Olive aus ihrem Glas fischte. „Ich bin mir sicher, dass wir auch in Zukunft beim jährlichen Manöver unserer Armeen eine Menge Spaß haben werden, Mustang“, sagte sie dann tödlich gelangweilt. „Sie können natürlich auch gerne immer krank werden und Hawkeye und Havoc die Organisation überlassen. Mir würde es nichts ausmachen, wissen Sie das eigentlich? Meinetwegen müssen Sie dem Manöver nicht Jahr für Jahr beiwohnen…“ „Sie sollten nicht immer so gemein zueinander sein“, sagte ihr einziger verbleibender Vorgesetzter. „Sie sind Kollegen, haben wir uns da verstanden? Also sind Sie ein Team.“ „Mit jemandem, der so wenig Respekt vor dem weiblichen Geschlecht hat, kann ich kein Team bilden“, fauchte Olivier. „Jetzt hören Sie mir beide gut zu“, sagte Grumman ärgerlich. „Ich werde Sie erst zum Generalleutnant befördern, wenn ich den Eindruck habe, dass Sie verstanden haben, worum es mir geht. Ich habe Ihnen Ihr altes Team nicht zurückgegeben, damit Sie mit Armstrong Nettigkeiten austauschen, Mustang. Ich habe Ihnen Ihr Team zurückgegeben, weil jeder Ihrer Untergebenen mich darum gebeten hat, wieder für Sie arbeiten zu dürfen. Oberstleutnant Hawkeye ist sofort an dem Tag, an dem ich die Verletzten im Krankenhaus besucht habe, zu mir gekommen und hat mich um diese Versetzung gebeten. Oberleutnant Havoc hat den Weg zu mir als erstes gesucht, als er wieder auf beiden Beinen stand. Alle sind sie aus eigenem Antrieb zu mir gekommen und haben mir den Antrag auf Versetzung vorgelegt. Diese Treue ist wirklich bemerkenswert.“ Er sah den jüngeren Mann scharf an. „Ihre Leute … sie vertrauen Ihnen, Mustang. Sie würden ihr Leben für Sie geben. Wissen Sie, dieses Vertrauen dürfen Sie nicht enttäuschen.“ Er nickte kurz. „Ich habe verstanden“, sagte er leise. „Ich werde sie nicht fallenlassen. Ich habe sie alle zu sehr vermisst, als man sie mir der Reihe nach genommen hat.“ „Und was Sie angeht, Armstrong…“ Grumman drehte sich zu ihr um. „Ihnen kann ich die verlorenen Männer nicht zurückgeben und ich kann mir vorstellen, dass es für Sie auch unangenehm ist, dass Sie Ihren Adjutanten an den Osten verlieren, aber Sie dürfen sich einen neuen Assistenten aussuchen. Sie dürfen sich bei mir im Osten frei bedienen. Oder vielleicht gibt es jemanden, den Sie aus eigenen Reihen befördern möchten…“ Sie schluckte schwer. „Man kann einen Menschen nicht so leicht gegen einen anderen austauschen“, sagte sie. „Deswegen werde ich mir einen Assistenten aussuchen. Vielleicht nehme ich mir auch einen Scharfschützen. Wie man bei Oberstleutnant Hawkeye sieht, geben Scharfschützen wirklich herausragende Leibwächter ab…“ Als sie Schritte hörte, sah Olivier Armstrong hinter sich und lächelte innerlich, als sie ihren Adjutanten kommen sah. „Bemerkenswert, wie schnell du es nach Hause geschafft hast, Miles“, sagte sie gelassen und stand auf. „Und du hast mich sofort gefunden. Ich sehe schon, du hast dich kein bisschen verändert.“ „Aber Sie haben sich verändert, Madam“, sagte er. „Kann es sein, dass Sie zu lange in der Sonne waren? Irgendwie sind Sie weicher und wärmer geworden – jedenfalls sagen das die anderen, die ich getroffen habe, als ich hochgegangen bin, um nach Ihnen zu sehen. Ich glaube, Sie bereiten den anderen Sorge, Madam.“ Sie zuckte die Schultern und blieb mit dem Rücken zu ihm am Rande der Mauer stehen. „Bin ich eigentlich ein schrecklicher Mensch, Miles?“, fragte sie deprimiert. „Ich meine, wenn ich besser geplant hätte, könnten Bucaneer und all die anderen noch am Leben sein. Es wurmt mich, das zugeben zu müssen, aber es muss doch einen Grund geben, weshalb Mustang keinen einzigen seiner treuen Untergebenen verloren hat!“ Der Oberst machte einen entschlossenen Schritt auf sie zu und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Machen Sie sich bitte keine Vorwürfe, Madam“, sagte er, „und Mustang hat die Frau verloren, die ihm am meisten bedeutet. Haben Sie es nicht auch bemerkt? Zwischen Mustang und Hawkeye scheint zurzeit eine dicke Glaswand zu stehen. Früher war das nicht so. Früher waren die beiden nicht so ängstlich. Ich habe von Scar gehört, dass Hawkeye den Befehl hat, Mustang sofort zu erschießen, wenn er vom Weg abkommt.“ „Als ob sie das könnte!“ Olivier lachte bitter auf. „Damit würde sie sich ihren Lebensgrund selbst wegnehmen – und welcher Mensch wäre schon so … suizidal veranlagt?“ Miles sah in die Ferne, wo die Adler ihre Kreise zogen. „Ich glaube auch nicht, dass sie mit dieser Entscheidung weiterleben würde“, sagte er beherrscht. „Zwei Schüsse – mehr braucht es nicht, um die Dame und den König zu vernichten.“ „Wärst du in der Lage, mich zu erschießen, wenn ich vom Pfad abkomme?“, fragte sie und folgte seinem Blick. Es waren zwei Adler, genau wie an dem Tag, an dem sie entschieden hatte, ihren Untergebenen zurückzuholen. „Madam?“ „Du hast meine Frage verstanden, also spiel kein Spielchen mit mir.“ „Ich habe keinen solchen Befehl von Ihnen erhalten, deswegen habe ich nie darüber nachgedacht, ob ich in der Lage wäre, meine Königin zu erschießen“, sagte er trocken. „Und ich kann auf so einen Befehl auch hervorragend verzichten, Madam.“ „Und wenn du es tun würdest, würdest du dich danach auch selbst erschießen?“, fragte sie und drehte sich zu ihm um. Tiefrot traf auf Hellblau, als sie sich in die Augen sahen. „Ich hatte das Thema mit Havoc, als er zusammen mit Catalina in Ishbal war“, sagte der Oberst zögernd. „Und ich habe ihn gefragt, ob er sich auch selbst die Kugel geben würde, wenn er Mustang erschossen hätte. Seine Antwort war: ‚Natürlich würde ich das tun. Ich bin zwar nicht in ihn verliebt, aber … wenn ich es täte und herauskäme, dass ich es war, würde ich zum Tode verurteilt. Und soweit ich weiß, ist das Urteil zurzeit Tod am Strick. Und da würde ich einen einzigen sauberen Schuss vorziehen.’“ „Ich dachte, man würde erschossen“, sagte Olivier gedankenverloren. „Manchmal ist das tatsächlich das Urteil, aber meistens wird man erhängt“, sagte er. „Ich dachte auch, dass man erschossen würde, aber Havoc scheint sich irgendwann mal mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben, denn er konnte die betreffenden Gesetzestexte auswendig rezitieren.“ „Es wäre eine Schande, Hawkeye so zu verlieren“, sagte die Eiskönigin. „Ich kann ihren Vorgesetzten zwar noch immer nicht leiden, aber wenn eine Frau mit ihrer Intelligenz sagt, dass er es wert ist, für ihn zu sterben, kann er eigentlich gar nicht so schlimm sein. Ich habe mich immer gefragt, weshalb sie nicht weiter als bis zum Oberleutnant befördert worden ist, all die Jahre über hätte sie mindestens den Rang eines Majors verdient gehabt. Schon dafür, dass sie es solange mit Mustang aushält…“ Ihr Blick schweifte über die Landschaft. „Und dann habe ich irgendwann zufällig die Dienstvorschriften genauer gelesen und dort stand irgendwo, bis zu welchem Rang die Untergebenen eines Obersts unter seinem Kommando bleiben können, bevor sie automatisch herausgenommen werden und ein eigenes Kommando bekommen. Sobald sie befördert worden wäre, hätte sie nicht mehr für ihn arbeiten können. Deswegen ist sie geblieben.“ Miles pfiff leise. „Sie können sich bemerkenswert gut in sie hineinversetzen“, sagte er anerkennend. „Aber irgendwo ergibt es Sinn. Ich meine, seitdem die beiden nach Briggs gekommen sind, um an den Übungen teilzunehmen, waren sie immer zusammen. In all den Jahren kann man die Gelegenheiten, bei denen man einen von ihnen alleine gesehen hat, an zwei Händen abzählen.“ Seine Vorgesetzte sah ihn direkt an. „Ich habe einen Befehl für dich“, sagte sie. Er salutierte. „Was immer Sie wünschen, Madam“, sagte er ernsthaft. „Sehr gut“, sagte sie und lächelte schmallippig. „Was immer auch passieren mag – du darfst meine Seite nie wieder verlassen. Seitdem Bucaneer und all die anderen weg sind, spüre ich langsam, wie meine Felle davonschwimmen. Ich merke, dass ich kurz davor bin, mich selbst zu verlieren. Deswegen ist es dein Hauptauftrag, für meine geistige Gesundheit zu garantieren. Ich vertraue dir meinen Kopf an, Miles.“ „Das heißt, Sie bekommen keine Drinks mehr, Generalmajor“, sagte er ruhig, „Das war an Hawkeyes Geburtstag nicht wirklich Ihre Liga, Sie waren fast so betrunken wie er.“ „Ich erinnere mich noch daran, dass du und Hawkeye uns ins Bett gebracht habt“, sagte Olivier und wirkte verlegen. „Herzlichen Dank dafür.“ „Er war eindeutig betrunkener als Sie, Madam“, sagte Miles aufmunternd. „Ich hatte Hawkeye gesagt, dass ich noch mal nach ihr sehen würde, und als ich dann ins Zimmer kam, hielt er sie so im Arm, als ob er sie nie wieder loslassen wollte. Es war einer der Momente, in denen man nicht weiß, was man tun soll. Ich meine, es ist nicht schön, wenn man eine Frau, die man immer als absolut pflichtbewusst erlebt hat, plötzlich in der innigen Umarmung ihres Vorgesetzten sieht! Ich weiß, dass sie für jede Beförderung hart gearbeitet hat, aber wenn man das so gesehen hat…“ Olivier zuckte die Schultern, dann wandte sie sich wieder der eigentlichen Festung zu. „Ich bin froh, dass du zurückgekommen bist, Miles“, sagte sie ruhig, während sie den Aufzug rief. „Ich mache keinen solchen Aufstand über die Rückkehr meines Adjutanten wie Mustang, aber ich schätze, dass du auch so weißt, dass ich froh darüber bin.“ Er nickte. „Und Sie ahnen gar nicht, wie glücklich ich darüber bin, zurück zu sein“, sagte er. „Ich habe mir ein wenig Sorgen darüber gemacht, wie es hier aussieht. Ich meine, erst waren Sie lange weg, dann war ich nicht mehr da…“ „Weswegen sind Sie so schnell zurückgekommen, Oberst?“, fragte sie und sobald sie nicht mehr unter sich waren, wurde sie wieder höflich. „Ich meine, saßen Sie in Ishbal und haben die ganze Zeit über gewusst, dass ich anrufen würde?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht gewusst, dass Sie anrufen würden, Madam, aber ich habe darauf gehofft“, sagte er ruhig und hielt ihr die Tür zu ihrem Büro auf. „Ah, hier hat sich aber einiges verändert. Sie haben einen neuen Teppich, Madam.“ „Ja, ich war der Meinung, dass es Zeit für ein paar Veränderungen war“, sagte sie und wies auf den zweiten Schreibtisch. „Auch wenn ich Mustang nicht ausstehen kann, hat er einen guten Stil, mit seinen Untergebenen umzugehen. Und an dem Tag, an dem Hawkeye einen Schreibtisch hat, der nicht in seiner Sichtweite ist, geht die Welt unter.“ „Ach, ich habe Ihnen übrigens gleich die Post mitgebracht“, sagte er. „Können Sie sich vorstellen, was ich für einen Stress hatte, den Männern zu erklären, dass ich wieder zurück bin und nicht nur kurz zu Besuch bin?“ „Nun ja…“ Olivier kratzte sich am Kopf. „Nachdem Sie weg waren, gab es einen Andrang auf den … vakanten Posten, aber ich habe innerhalb von zwei Jahren vier oder fünf persönliche Assistenten verschließen. Danach hörte es auf, aber diejenigen, die ihr Glück versucht haben, erzählen überall herum, was für eine schreckliche Vorgesetzte ich bin und wie sehr es sie erstaunt, dass Sie es so lange mit mir ausgehalten haben. Gleichzeitig haben sie noch darüber gelästert, dass es sie nicht wundern würde, dass mich keiner heiraten will, weil ich ja eine so … so schreckliche Person bin.“ „Würde Bucaneer noch leben, würde man sie zwei Stunden später tot am Fuße der Festung wiederfinden – falls man sie überhaupt noch einmal wiederfinden würde“, sagte Miles und reichte ihr eine besonders farbenfrohe Karte. „Vielleicht muntert Sie das auf.“ „Die letzte Post, die mich wirklich aufgemuntert hat, war Ihre Postkarte“, sagte sie ernsthaft und wedelte mit der besagten Postkarte herum. „Ich war zwar erstaunt, aber es hat mich für den Moment wirklich aufgeheitert. Zurzeit haben wir hier etwas Stress. Sie werden nicht viel Zeit haben, sich wieder einzugewöhnen. Ich habe meinen treuen Untergebenen die Order gegeben, alles Verdächtige direkt an mich weiterzuleiten. Ich traue den Leuten aus Central, die noch immer hier sind, nicht. Vielleicht bin ich seit dem Versprochenen Tag übermäßig vorsichtig, aber das letzte, was ich gebrauchen kann, ist eine Meuterei. Wenn Sie irgendetwas bemerken, was auf Befehlsverweigerung hindeutet, melden Sie es mir bitte sofort. Ich muss Briggs halten!“ Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Wie lange schleppen Sie sich schon hier herum, obwohl Sie eigentlich krank sind?“, fragte er ruhig. „Es ist nur eine harmlose Erkältung, Miles, daran sterbe ich nicht!“, sagte sie. „Ich kann jederzeit mein Bestes geben. Es geht mir gut, ernsthaft. Hören Sie auf, mich so anzusehen. Ich bin kerngesund.“ „Sie haben Fieber, Madam“, sagte er. „Sie sind wohl kaum ‚kerngesund’. Es ist auch gar kein Wunder, dass Sie krank geworden sind. Seitdem ich Sie kenne, haben Sie keinen einzigen Tag Urlaub gehabt. Gut, hin und wieder haben Sie die Festung verlassen, aber das war immer Arbeit. Was Sie brauchen, ist Urlaub. Vielleicht sollten Sie Ihre Familie in Xing besuchen, Madam. Oder vielleicht möchten Sie dem Generalfeldmarschall einen Besuch abstatten. Machen Sie sich keine Sorgen. Die Festung ist sicher. Ich habe mit Henschel gesprochen und er hat mir bestätigt, dass alles wunderbar ist.“ Erschöpft ließ sie sich auf ihren Sessel sinken und sah ihn verärgert an. „Sie sind zu aufmerksam, Miles“, sagte sie müde. „Sie sind seit vielleicht einer Stunde wieder da und wissen schon, dass ich krank bin. Keiner der anderen hat es bisher mitbekommen. Sie denken alle, ich wäre nur ausgebrannt, dabei habe ich Kopfschmerzen und fühle mich so, als ob jemand meinen kleinen Bruder in meinem Kopf aufs Trampolin gestellt hätte.“ „Machen Sie eine Pause“, sagte er. „Sie schuften sich sonst wirklich noch zu Tode. Fahren Sie in Urlaub und schicken Sie mir eine Postkarte. Scar ist dabei, die Postkartenindustrie in Ishbal anzukurbeln. Es soll nicht nur für Handel, sondern auch für Kultur und Tourismus stehen. Deswegen … was halten Sie von einem Urlaub?“ Generalmajor Olivier Armstrong sah ihn so an, als ob er ihr gerade ein unmoralisches Angebot gemacht hätte. „Ich soll … Urlaub machen?“, fragte sie, während sie den bunten Umschlag aufriss. „Miles, dann wäre ich nicht besser als Mustang. Ich wette, dass er inzwischen fast so viel Zeit im Büro wie außerhalb verbringt…“ „Und?“, fragte Miles, während sie den Brief las. „Was schreibt Xing? Wollen sie uns irgendwelche Techniker schicken, damit wir uns hier besser verteidigen können?“ Sie schüttelte den Kopf und sah auf. „Sie haben Recht“, sagte sie. „Ich sollte in der Tat Urlaub nehmen. Das hier ist eine Hochzeitseinladung. Und auch auf die Gefahr hin, Mustang in Xing über den Weg zu laufen, werde ich sie annehmen und mir Xing mit eigenen Augen ansehen. Gott sei Dank gibt es eine Eisenbahnstrecke. Ich bin als Kind einmal auf einem Kamel geritten und das ist eine Erfahrung, die ich nicht wiederholen will. Sie kümmern sich darum, dass wir jemanden in die Festung kriegen, der auch was taugt.“ Er sah sie fassungslos an. „Bin ich nicht normalerweise derjenige, der sich darum kümmert, dass hier alles in geordneten Bahnen verläuft, wenn Sie die Festung verlassen?“ Sie sah ihn so an, als hätte er eine sehr dumme Frage gestellt. „Wie wollen Sie sich um die Festung kümmern, wenn Sie selbst im Ausland sind, Miles?“, fragte sie, während sie schwankend aufstand. „Ich verlasse mich darauf, dass Sie alles regeln. Ich lege mich hin. Wir brechen in einer Woche auf. Bis dahin melde ich mich krank. Kümmern Sie sich bitte um alles und sagen Sie der Ärztin, dass ich mir was gefangen habe…“ Er stützte sie, als sie den Raum taumelnd verließ, und eskortierte sie zu ihrem Quartier, bevor er kurz im medizinischen Herz der Festung vorbeisah und darum bat, dass jemand schnellstmöglich nach der Eiskönigin sah. „Gute Arbeit, Miles“, sagte Leutnant Henschel, der ebenfalls kurz in der Arztstube gewesen war. „Unsere Königin schleppt sich seit Wochen damit herum, aber wir wissen alle, dass es ihr nicht gut geht. Wir sind froh, dass Sie zurück sind, Sir. In den letzten zwei Jahren war sie einfach nicht mehr dieselbe…“ „Ich habe sie dazu bekommen, sich Urlaub zu nehmen“, sagte Miles und klang nicht gerade unzufrieden. „Mit dem Ergebnis, dass ich sie nach Xing begleiten darf. Ich brauche nur jemanden, der hier nach dem Rechten sieht…“ „Haben Sie schon irgendwen ins Auge gefasst?“, fragte der Leutnant. „In der Tat.“ Miles lächelte innerlich, während er innehielt. „Sie gehören zu den wenigen, denen sie zurzeit noch vertraut. Sie scheint hohes Fieber zu haben und bildet sich ein, dass die Soldaten hier eine Meuterei planen würden. Am Anfang, als ich ankam, hat sie einen ganz vernünftigen Eindruck auf mich gemacht, aber inzwischen würde ich fast schon sagen, dass sie ziemlich krank ist. Ich mache mir große Sorgen um sie.“ Henschel blieb ebenfalls stehen. „Sie sollten bei ihr bleiben, Miles“, meinte er. „Der Tod von Bucaneer hat sie mehr aus dem Gleichgewicht gebracht als gedacht. Und wenn sie jetzt krank ist, ist das auch kein gutes Zeichen…“ Miles seufzte schwer. „Ich bin jederzeit erreichbar, falls etwas sein sollte“, sagte er kurz, bevor er sich abwandte und Kurs auf das Quartier der Eiskönigin nahm, wo die Ärztin schon emsig damit beschäftigt war, eine gewisse Blondine ins Bett zu verfrachten und sie dort auch festzuhalten, weil besagte Blondine ziemlich bockig war. „Oberst Miles, würden Sie ihr vielleicht erklären, dass sie sich einfach gesund schlafen muss, weil es kein anderes Heilmittel gegen Erschöpfung gibt?“, seufzte die Ärztin. „Sie will mir einfach nicht zuhören. Vielleicht hört sie Ihnen ja besser zu…“ „Hören Sie mir bitte gut zu, Madam“, sagte Miles und nahm auf dem einzigen Stuhl im Raum Platz. „Wenn Sie jetzt schlafen, werden Sie schnell wieder gesund und dann sind Sie auch bald wieder in der Lage, für Ihre Beförderung zu arbeiten…“ Sie musterte ihn eingehend, dann nickte sie langsam und ließ sich in ihr Bett sinken. „Gut“, sagte sie. „Ich werde schlafen. Aber nur unter einer Bedingung.“ Die beiden sahen sie fragend an. „Irgendwer bleibt bei mir. Ich habe Angst, dass jemand kommt und mich im Schlaf ersticht.“ Olivier war zu krank, um zu wissen, wie paranoid das klang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)