Erin Erik 3 von Mad-Dental-Nurse (Buch 3: Im Reich der weissen Schlange) ================================================================================ Kapitel 6: Hindernisse ---------------------- Seit diesem Zwischenfall ist kein weiterer Angriff durch die Nagas erfolgt. Seit dem hatte auch jeder geschwiegen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Und doch jeder wusste von der Gefahr, die auf sie lauerte und dass das erst der Anfang war. Denn jetzt waren sie wirklich in der Grube der Schlangen und es war gut möglich, dass es bald schon zum nächsten Angriff kommen würde. Als sie den See schon meilenweit hinter sich gebracht hatten, machten sie eine Pause. Erin setzte sich auf einen Steinbrocken und stütze die Hände auf den Knien. Atmete tief durch. Die letzten Kilometer hatten sie im Eilschritt zurückgelegt und sie merkte, wie erschöpft sie war. Rafael erging es nicht anders. Er hechelte etwas und legte sich hin. „Na, mein Kleiner. Du bist auch fixundfoxi, was?“, fragte sie überflüssigerweise mit einem schwachen Lächeln. Rafael bellte kurz zustimment. „Was ist mit euch?“, fragte sie an die anderen gewandt. Brian nickte nur. Esmeralda sah genauso gehetzt aus und lehnte sich gegen einen Baum. „Es geht. Ich denke, wenn ich nochmal so schnell renne, kann ich mich bei den olympischen Spielen anmelden!“, witzelte Lex trocken. „Und du, Fay. Geht es?“ „Denke schon!“, sagte sie erschöpft. „Hätte nur nicht gedacht, dass es so schlimm wird!“ „Das ist nicht London. Nicht euer Territorium. Hier sind wir ins Whitneys und die hat sicher noch paar Tricks parat!“, erklärte Erin finster und musste sich an das Monster erinnern, dass erst den Mann erwischt hatte und dann sie verschlingen wollte. Ihr wurde klar, dass sie bisher dieses Biest unterschätzt hatte. Zumindest was ihren Heimvorteil an anging. Sie musste vorsichtiger sein. Und mit allem rechnen. „Wer hat mich eigentlich gerettet. Habe nur diesen Feuerball gesehen. Würde mich gerne bei demjenigen bedanken!“ „Das war ich!“, sagte Brian, hob kurz die Hand. Erin hob die Brauen. „Du? Ich dachte du kannst mich nicht ausstehen!“, sagte sie. Es war ein dummer Spruch, dass wusste sie. Aber es war einfach aus ihr rausgerutscht. Sie konnte sich vorstellen, dass er und sie nicht grün miteinander werden würden. Dafür waren sie in der Vergangenheit zu oft aneinandergeraten. Nicht direkt, aber immerhin… „Das habe ich nicht gesagt. Aber wenn du stirbst, haben wir keine Chance. Schon vergessen: Nur zusammen können wir es schaffen. Hast du das nicht selber gesagt?“ „Ja, das habe ich!“, sagte sie und lächelte. Der Inder, der immernoch völlig unter Schock stand, blickte aphatisch drein und zitterte. Erin ging zu ihm, fragte ihn, ob es ihm gut ging. Doch der Mann konnte nichts sagen. „Das alles war zuviel für ihn!“, dachte sie sich. Aber was hatte sie anders erwartet. Diese Menschen waren abergläubisch und fürchteten sich vor den Kreaturen, die in der Finsterniss lebten. Noch einige Minuten lang blieben sie so sitzen, dann aber war Erin der Meinung, weiter zugehen. Es war Abend, als sie die nächste Pause machten und sich ausruhten. Erin lehnte sich gegen einen Felsen und schloss die Augen. Versuchte die letzten Minuten zuverdauen. Ihre Muskeln waren schwer wie Blei und alles in ihr schrie danach, sich einige Minuten auszuruhen und ein Nickerchen zu halten. Doch Erin zwang sich wach zu bleiben. Sich jetzt hinzulegen und zuschlafen, war nicht der richtige Moment. Fay blickte sich um. Seit dem Zwischenfall im See war das Gefühl, dass sie beobachtet wurden, stärker geworden und nicht nur ihr erging es so. Außerdem fühlte sie sich mit jedem Schritt, den sie durch den Dschungel machten unwohler. Und dabei war sie eine Jägerin, die an solchen Orten keine Furcht haben sollte. Doch nichts und niemand war pferekt. Nicht mal ein Halbvampir. „Ich weiss, dass das ziemlich bescheuert klingt, aber dieser Dschungel ist wirklich unheimlich!“, sagte sie und rutschte unruhig hinundher. „Da geht es nicht nur dir so?“, bemerkte Brian. „Wobei nicht nur der Dschungel unheimlich ist!“, ergänzte Lex und sah zu Erin. Erin merkte die Blicke des Vampirs und öffnete die Augen. „Ich frage mich, was in dieser Frau noch so alles steckt!“ Erin lächelte dunkel. „Das mein hübscher, siehst du noch!“ „Wie geht’s denn eigentlich jetzt weiter. Jetzt wo wir wahrlich in der Höhle des Löwen sind, sollten wir bereden, was wir gegen dieses Monster ausrichten!“, sagte Esmeralda und Erin richtete sich auf. „Das finde ich auch. Schließlich hast du lange genug geschwiegen und es wird Zeit, dass wir von deinen Plan erfahren. Oder hast du keinen?“, fragte Brian, der sich einmal mehr daran erinnerte, dass Erin bisher noch kein Wort über einen Plan geäußert hatte. Erin grinste. „Und ob ich einen habe. Zwar habe ich diesen erst später entwickelt, als ich auf dem Weg nach London kam, aber er ist besser als gar keiner!“, erklärte sie kühl. „Silber kann dieser Schlange nichts anhaben. Leider. Dass musste ich mehr als einmal feststellen und auch mit einer erhöhten Kraft kommt man ihr nicht bei. Also bleibt eigentlich nur eine Lösung!“, sagte sie und machte eine kurze Pause. Jeder sah sich und dann an Erin an. Die Ruhe, die zwischen ihnen lag war, unerträglich und Brian wurde das Schweigen zudumm. Sie hatten keine Zeit und er keine Lust, um weiterhin rum zurätseln. Außerdem erschien die Zukunft nicht gerade rosig dadurch. „Ja und? Spann uns doch nicht so auf die Folter!“, drängte Brian. „Nagut nagut. Ich wollte es eigentlich noch weiter erklären. Aber auch egal. Weißt du noch was dein Feuer mit meinem Arm gemacht hat?“, fragte sie ihn und Brians Gesicht wurde ausdruckslos. Und ob er das noch wusste. Trotz dass er den Körper eines anderen übernommen hatte, hatte er gesehen was sein Feuer mit ihrem Arm gemacht hatte. Er ahnte, was sie damit andeuten wollte. „Ja. Erzähl weiter!“ „Nun…Ich glaube, dass dein Feuer das einzige ist, was diesem Monster etwas anhaben kann. Und als ich nun gesehen habe, dass das Feuer deiner Frau die gleiche Wirkung hat, hätten wir sehr gute Chancen!“, erklärte Erin. „Das ist wahr. Und diese Biester scheinen auch auf Genickbruch sehr empfindlich zureagieren!“, sagte Esmeralda, die die Meinung Erins teilte und Brians Gesicht wurde nun grimmig. „Du glaubst? Nicht gerade sehr vielversprechend. Was wenn du dich irrst?“, fragte Brian, der sich mit Erins Plan nicht ganz anfreuen konnte. Erins Gesicht nahm einen undeutbaern Ausdruck an, der dann schnell dunkel und niedergeschlagen wurde. „Dann wird es ein kurzer Kampf!“ „Das hört sich wirklich nach einem guten Plan an!“, sagte Fay ironisch. Lex pflichtete ihr bei. Aber was blieb ihn schon anderes übrig. Erin hat es selbst gesagt. Dieser Plan war besser als gar keiner. „Und wie gehen wir vor. Hast du eine Taktik?“ „Nein und ich glaube wir brauchen auch keine. Whitney weiss mittlerweile, dass wir auf dem Weg zu ihr sind!“, sagte sie und massierte sich ihre Schultern. „Dank diesen Monstern, die uns angegriffen haben!“, murmelte Lex. „Genau. Also können wir uns einen Überraschungsangriff eigentlich sparen!“, erklärte Erin ernst und jedem lief ein kalter Schauer über den Rücken. Der Mann, der still dagesessen hat und sich bisher nicht gerührt hatte, erwachte nun aus seiner Starre, als er die Worte der Wölfin hörte. Das was sie vorhatten war reiner Wahnsinn und er war mittendrin. Nervös blickte er sich im Dschungel um, in dem sie saßen und der um sie herum war. Sich wie ein Ring aus Blättern, Bäumen und Büschen schloss und unvorstellbare Gefahren in seinem Schatten barg. Das Licht des Feuers welches in der Mitte der Verbündeten flackerte, vermochte es kaum, die Dunkelheit um sie herum zuvertreiben. Kalter Schweiss bildete sich auf seiner Stirn und er begann zu zittern. Er fühlte die Bedrohung und die Angst, die wie ein Gift durch seine Adern kroch und ihn erschauern ließ. In seinem Kopf drehte sich ein Orkan von unterschiedlichen Gefühlen. Angst und Zweifel, Hoffnung und die bittere Erkenntniss, dass er nicht lebend hier rauskommen würde. Diese unterschiedlichen, gegensätzlichen Gefühle fochten einen verbitterten Kampf aus, stachelten sich gegenseitig immer mehr an und ließen Mann in seinem Entschluss wanken. Einerseits wollte er davon laufen und diese Schattenblütler allein im Dschungel und ihrem Schicksal überlassen. Doch dann würde er sich dabei sterben. Wer konnte wissen, was in der Dunkelheit lauter und nur darauf wartete, dass er einen Fehler machte. Wenn er überleben wollte, sollte er hier, bei diesen Schattenwesen blieben. Dennoch überwog die Angst mehr und mehr. Vertrieb die Stimme seiner Vernunft, sodass er nun vor Angst nicht mehr klar denken konnte. Immer wieder ließ er den Blick über das dunkle Unterholz schweifen und glaubte das litzen von kalten Reptilienaugen zu sehen, die ihn hungrig anfunkelten. Als könnten sie es gar nicht erwarten, ihn zu verschlingen. Als er dann ein leises Wispern hörte, glaubte er, seine Sinne würden ihm einen bösen Strecih spielen und er würde seinen Verstand verlieren. „Was machst du hier noch… Lauf los…Bring dich in Sicherheit…Wenn du noch länger hierbliebst, stirbst du…Lauf!“, flüsterte sie und der Mann schauderte. „Lauf…lauf…lauf!“ Verzweifelt schlug er die Hände um den Kopf, presste sie auf seine Ohren, um die Stimme, die einen kleinen Teil in ihm weckte, der ihn zur Flucht trieb und nicht mehr aufhörte, an seine Vernunft zu apellieren. Irgendwann konnte er es nicht mehr ertragen. Mit einem Schrei, sprang er auf die Füsse und ehe Erin oder die anderen richtig verstehen konnten, was los war, rannte er panisch auf. Erin knurrte wütend. Schnappte sich ihren Waffengrütel und spurtete los. „Dieser Narr!“ Und schon war sie hinter ihm. „Brian, los komm…!“, schrie sie noch bevor sie im dunklen Dschungel verschwand und Brian zögerte. Er blickte zu seiner Frau und seinen beiden Kindern. Kontne er sie wirklich inmitten dieser grünen Hölle alleine lassen? Langes Schweigen herrschte, ehe Esmeralda ihn ermutigend zu nickte. Sie konnte sich denken, wieso er ihr nicht nachlief. „Wir kommen schon klar. Geh ihr nach. Sie wird deine Hilfe brauchen!“, versprach sie und Brian hechtete los. Erin hatte ihre scharfen Sinne des Wolfes eingesetzt, um die Spur des Mannes nicht zuverlieren und fragte sich, was in ihm gefahren war. Er müsste doch wissen, dass es zu gefährlich war, allein hier rum zurennen. Was also zum Teufel hat ihn dazu getrieben? „Das kannst du dir doch denken!“, hörte sie Erik sagen. Bittere Erkenntniss schwang in seinen Worten mit und ein kurzes Gefühl der Kälte kroch übe rihren Rücken. Ihre Augen wurden schmal. Und ob sie sich das denken konnte. Whitney! Dieses Miststück. Sie muss ihn igrendwie dazu gebracht haben, los zurennen um sie von den anderen zu trennen. Und es hatte funktioniert. „Verdammt!“, fluchte Erin und rannte weiter. Der Boden unter ihren Füssen flog förmlich dahin und die Umgebung verschwand. Ein Schrei ließ sie abrubpt stehen. Der Schrei hatte sich an den Bäumen gebrochen und könnte aus jeder erdenklichen Richtung gekommen sein. Brian holte sie ein. Er war, zu seiner eigenen Verwunderung nicht schnell genug gewesen und hätte sie beinahe verloren. Nun aber wäre er fast in sie hingelaufen und schaute sie verwirrt an, als Erin den Kopf schief legte, um zu lauschen. Zuerst war nichts zuhören. Zumidest nicht für ihre und seine Ohren. Doch dann hörte sie einen weiteren Schrei. „Dalang!“, reif sie knapp und rannte nach rechts. Brian folgte ihr. Sie durchbrachen das Gestrüpp und hörten die Schreie des Mannes. Sie wussten, dass es zuspät für ihn war. Mit einem Zischen schlang das Schlangenmonster sich um ihn und begann seine Muskelnazuspannen, um dem Mann sämtliche Knochen zubrechen. Knochen für Knochen brach in dem Leib des Menschen. Seine Augen quollen aus den Höhlen hervor. Seine eine Hand, die als einzieger Teil seines Körpers nicht von dem massigen Schlangenleib gefangen gehalten wurde, krampfte sich zusammen. Als er Erin und Brian aus dem Dschungel stürzen sah, streckte er sie aus und flehte sie mit seinen schmerzverzerrten Augen an, ihm zu helfen. Wie es sein Freund getan hatte. Da riss er den Mund auf und stiess einen entsetzlichen Schrei aus. Das Monster hatte sein Maul weitaufgerissen und fing an, ihn zu verschlungen. Erst seine Füsse, dann die Beine und schließlich seine Hüfte. Es ließ sich alle Zeit der Welt, den schreienden Mann zuverspeisen, bis nur noch die Hand aus dem Maul ragte, die immer noch nach Halt suchte. Ehe auch diese verschwand. Laut schmatzend schlang das Ungetüm das Opfer hinunter. Unter den Schuppen konnte man genau die Umrisse des Mannes sehen und wie er immer weiter nachunten geschlungen wurde. Erin musste ein Würgen tapfer unterdrücken. Während das Ungeheuer den Inder verschlang, hatte sie sich nicht rühren können. Der vorherige Entschluss ihm zuhelfen war wie weggeblasen und sie konnte nichts anderes tun, als da zustehen und zuzusehen. Als der Mann im Leib des Monsters verschwunden, richteten sich die kalten Augen auf Erin und Brian. Und Erins Starre fiel von ihr ab. Wut machte sich in ihr breit. Doch nicht Wut auf das Ungehuer sondern auf sich. Sie hätte ihm helfen können. Auch wenn nur ein gezielter Kopfschuss ihn gerettet hätte. Aber sie hätte es gekonnt. Erin wich einen Schritt zurück und ihre Hand legte sich automatisch auf den Gürtel, in dem sie ihre Waffen hatte. Das Monster fauchte. Brian machte sich bereit zu einem Angriff. Das Ungeheuer kroch auf sie zu. Richtete sich in seiner vollen Größe auf und machte sich bereit zum Angriff. Doch da hielt es inne. Hob den Kopf, drehte ihn in die hintere Richtung und schien etwas zulauschen. Brain, der sich darüber etwas wunderte, warf Erin einen misstraurischen Blick zu. „Was ist? Wieso greift dieses Biest nicht an?“, fragte er und Erin zuckte die Schultern. Sie wusste es zunöchst auch nicht. Doch dann ahnte sie es und ihr Gesicht verfinsterte sich. Whitney hielt das Ungeheuer zurück. Sie will sie persönlich vernichten! Erin ballte die Fäuste und presste hart die Kiefer aufeinander. Da blickte das Monster wieder zu ihnen herüber und ein mörderisches Funkeln war in deren Augen zusehen. Mit einem warndem Knurren wandte sich das Monster und kroch zurück in den Dschungel. Minunten lang herrschte Stille. „Wieso hat dieses Monster nicht angegriffen?“, fragte Brian leise. Erin sagte nichts, schaute immernoch in den dichten Dschungel, wandte sich dann ab. Brian, der ihr Schweigen als nichts Gutes deutete, ging ihr nach. Sie schlugen sich ihren Weg durch das dickte Dickicht des Dschungels. Doch diesesmal hatten sie es nicht eilig. Erin nutzte diese Zeit um nachzudenken. Jetzt hatten sie keinen mehr, der sie durch diesen verdammten Dschungel führen konnte. Und Erin musste dabei an die beiden Männer denken, die ihr Leben verloren hatten. Nur weil sie sie nicht ins Dorf zurückgebracht hatte. Sie hätte gleich auf die Stimme der Vernunft hören sollen und nicht auf die, ihres dunklen Ichs. „Verdammt!“, fluchte sie innerlich vor sich hin. „Hör auf, dir deswegen jetzt den Kopf zuzerbrechen. Wir haben andere, wichtigere Probleme!“, sagte Erik düster und Erin nickte. Er hatte Recht! Sie mussten zu diesem Tempel. Egal wie! Als sie zurückkamen, löcherten Esmeralda, Lex und Fay sie mit Fragen. „Was war los?“, fragte Esmeralda. „Wo ist der Mann?“ „Er ist tot. Eines dieses Biester hat ihn erwischt!“, erklärte Brian, blickte dabei zu Erin, die finster dreinschaute. „Was? Wie sollen wir dann hierrausfinden?“ „Das wissen wir nicht. Nocht Nicht!“ „Na grossartig, das hat uns gerade noch gefehlt!“ „Beruhig dich Lex. Uns wird schon was einfallen!“, sagte Brian und schaute dann wieder zu Erin, die weitergegangen war und sich hinsetzte. Die Augen dunkel und grimmig. Brian sah zu ihr und konnte deutlich etwas wie Groll in ihr spüren. Er konnte sich irgendwie denken wieso. Damals hatte er mitbekommen, wie sehr sie sich bemühte Menschen zu retten und wie wütend sie war, es nicht geschafft zu haben. Wenn er noch jemand anderes damals gewesen wäre, so wie damals, hätte er sicher jetzt etwas gesagt. Doch er war nun wieder er selbst und somit nicht mehr ihr Freund. Nur ein Verbünderter, im Kampf gegen einen anderen Dämon. Sollte dieser Kampf zuende und sie alle noch am leben sein, so würden sich ihre Wege für immer trennen. „Das Wichtigste ist jetzt, dass wir wachsam sind!“, fügte er hinzu. Erin, die immernoch nichts gesagt hatte, starrte finster vor sich hin und Brian fürchtete schon, sie würde unter einer Art Schock stehen. Dabei müsste sie es gewohnt sein, zuversagen, dachte er. Da richteten sich ihre Augen auf ihn und Brian meinte einen Stich im Kopf zu spüren. „ Behalt deine dummen Sprüche für dich, Blutsauger!“, keifte sie in seinem Kopf. „Oder ich jage dir eine Kugel in deinen Schädel!“ Brian hob die Brauen, wollte schon etwas darauf erwiedern. Doch da legte sich Erins Hand schon auf ihre „Jackal“ und der drohende Ausdruck in ihren Augen wurde stärker. Brian schluckte. Es war nicht das erste Mal, dass er sie so sah. IN solchen Momenten hatte sie ihre Wut an diesen Monstern ausgelassen. Nun aber sollte er es sein, der ihren Zorn zu spüren bekommen würde und darauf war er wirklich nicht scharf. Daher hielt er es für das das Beste lieber auf die Stimme der Vernunft zu hören und nichts zusagen. „Wie soll es nun weitergehen? Unsere beiden Führer sind nun Schlangenfutter geworden und wir wissen nicht, wolang!“, sagte er stattdessen und Erins Blick schweifte zu dem Urwald. Im Moment war Weiterlaufen keine gute Idee. Zwar mochte Whitney das Monster zurückgepfiffen haben, aber das bedeutete nicht, dass sie sie einfach weitergehen ließ. Ebenso einfach drauflosgehen und auf das Glück zu hoffen, den Tempel zufinden. „Erstmal werden wir uns etwas ausruhen. Wir wechseln uns mit der Wache ab. Jeder drei Stunden. Sollte es Probleme geben, schlägt derjenige Alarm!“, kündigte sie nur an. „In Ordnung. Ich übernehme die erste!“, sagte Brian und keiner schien Einwände dagegen zu haben. Als die drei Stunden um waren, tauschte Brian mit seinem Sohn und dieser mit seiner Schwester. Am Ende kam Esmeralda. Tief in Gedankenverloren, schaute sie in die Flammen des Feuers, das vor sich hinprasselte. Außer dem Knistern war es still. Nur hinundwieder wehte ein schwacher Wind und ließ die Äster der Bäume tanzen und die Blätter rascheln. Eine niegekannte Dunkelheit legte sich über die Lichtung und die Schlafenden. Doch Esmeralda machte diese Dunkelheit nichts aus. Sie war in dieser Dunkelheit zuhause. Seit Brian sie zu seiner Gefährtin gemacht hatte. Sie lächelte etwas. Damals wo sie noch klein war, hatte sie gedacht, dass es Monster nur in ihrem Traum gab. Doch dann war sie Brian begegnet.Und sie hatte sich gefürchtet, bis sie sein wahres Gesicht gesehen hatte und ihn anfing zu mögen. Später, da war sie erwachsen, war sie in die Fusstapfen ihrer Mutter getreten und hatte als Jägerin die Unterwlt erschüttert. Und wie es das Schicksal so wollte, war sie erneut Brian begegnet und die Gefühle, die sie für ihn empfunden hatte, waren übermächtig gewesen. Hatten sich gegen alles gestellt, was der Vernunft entsprach. Ihre Liebe zu ihm hätte nichts zerstören können. Bis zu jenem Tag, in der Kapelle, wo sie gegen ihn, als Vampirin, als seine Schöpfung, kämpfte und er sie um den Gnadenstoss bat. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie sich das Bild wieder ins Gedächtniss rief und die Gefühle der Reue, die damit verbunden waren, wieder kehrten. Sie quälten sie. Verfolgten sie in ihren Träumen und ließen sie immer wieder mit blutigen Tränen erwachen. Das ging etliche Jahre so. Sie jagte, träumte von ihm und weinte um ihn. Dann fiel sie den Feinden in die Hände. Und dessen Anführer. Ein Vampirfürst! Maxwell de Roun! Ihr wurde schlecht, als sie sich an ihn erinnerte. Er hatte sie in eine Falle gelockt. Hatte unschuldige Menschen gefangen, weil er genau wusste, dass sie niemals zulassen würde, dass diesen etwas geschieht. Nur leider waren das keine echten Vmapire sondern Vampire, die sich als Opfer ausgaben und als sie die Finte bemerkt hatte, war es zuspät. Maxwell hatte es eiskalt ausgenutzt. Er nahm sie gefangen und folterte sie. Tage lang. Bohrte ihr ihre eigenen Silberdolche durch die Haut und labte sich an ihren Schmerzensschreien. Mit einem dieser Dolche, mit Weihwasser benetzt, ritzte er ihr das Wort Taitre in den linken Unterarm. Als sie völlig geschwächt von den Schmerzen vor seinen Füssen lag, erklärte er ihr, dass er sich langsam langweile und es kaum noch erwarten konnte, sie ins Jenseits zuschicken und hatte im nächsten Moment die Magnum, ihre Magnum mit den geweihten Silberkugeln an ihre Stirn gedrückt. Esmeralda wollte sich dagegen wehren. Sich auf ihn werfen. Doch ihre Kraft reichte nicht mehr aus und die Lakeien Maxwells hielten sie fest am Boden gedrückt. Mit einem grausamen Lächeln stand er über ihr. Im nächsten Moment hatte sie nur noch den brennenden Schmerz gefühlt, der ihr durch den Kopf rasste. Dann Finsterniss und Kälte. Esmeraldas Finger umklammerten die Innenseite ihres Unterarms und schauderte, als sie sich an die Leere und an die Kälte erinnerte, die sie umfing, während sie zwischen dem Jenseits und dem Dieseits verweilte und fragte sich immer wieder, wieso man sie nicht ins Himmelreich ließ. Vielleicht, weil sie sich in einen Dämon und sich damit zu einer Sünderin gemacht hatte? Nein, denn dann wäre Brian nicht erlöst gewesen und wäre mit ihr in dieser finsteren Zwischenwelt gefangen gewesen. Also musste es einen Grund gegeben haben. Ein leises Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich weiter daran erinnerte. Sie war in diesem Dämmerzustand solange gefangen, bis Wärme sie umhüllte und ihr neue Kraft gab. Kraft um als Phönix aufzuerstehen und Rache an ihrem Mörder zu nehmen. Und als sie Brian sah, wusste sie, dass er der Grund dieser Wärme war. Sie war so glücklich ihn endlich wiederzusehen. Sie lachte leise. „Schwelgst du in Erinnerungen?“, fragte ihr Mann, der durch ihr Lachen aufgewacht war und setzte sich auf. Esmeralda hob etwas die Schultern. „Etwas ja!“ Brian lächelte und legte den Arm um sie. Esmeralda schmiegte sich an ihm und ließ ihren Kopf auf seiner Schulter ruhen. Lange sagte keiner was. Jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Genoss den Moment der Ruhe, in dem sie zusammen sein konnten und nicht bedroht wurden. Es schien Ewigkeiten herzusein, dass sie solche Momente erleben durften. Doch dann unterbrach Brian die Stille. „Ich hoffe, wir kommen heil hier raus!“, murmelte er. Esmeralda nickte etwas. Sie konnte sich gut vorstellen, was für Sorgen und Bedenken er hatte. Die hatte sie auch. Sie waren in etwas hineingeraten, dass das, was sie erlebt hatten, in den Schatten stellen. „Sicher. Ich habe Vertrauen. In Sie und in dich!“, sagte sie dann und Brian presste hart die Lippen aufeinander. Diese Worte brannten schmerzhafter als geweihtes Silber oder das Feuer der Hölle. „Sie vertraut dir und du lügst ihr driekt ins Gesicht!“, fauchte eine schwache Stimme, die Brian gerne ignoiert hätte. Das schlechte Gewissen und das was der Grund seiner Rückkehr war, das was er ihr bisher immer erfolgreich verschwiegen hatte, kehrten zurück. Er musste sich wieder an das Gespräch mit Erin erinneren. Er würde es gerne tun. Nur um endlich Ruhe zuhaben, von dieser Stimme, die ihm plagte. Aber wenn er ihr nun erzählen würde, was er alles getan hatte, als er zurückgekehrt war, würde sie nicht dann doch vor ihm zurückschrecken und ihn womöglich verabscheuen? Er musste daran denken wie Fay ihn angesehen hatte, als sie die Wahrheit erfuhr und erstmal nichts von ihm wissen wollte. Würde es bei ihr genauso sein? Die Angst davor war einfach zu groß, als das er genauer darüber nachdenken wollte. Aber ihr länger seine Vergangenheit vorunenthalten, schien auch genauso unmöglich. „Sie hat ein Recht auf die Wahrheit!“, zischte sein Gewissen und er biss sich auf die Unterlippe. Sein Blick flog kurz zu Erin um zusehen, ob sie grinste und sich nun freute, dass er in die Enge getrieben wurde. Doch nichts war zusehen. Weder ein Grinsen noch ein schadenfrohes Kichern war zuhören. Erin schlief tief und fest. Brian seufzte erleichtert. Sie hält sich wirklich raus, dachte er. Doch die Erleichterung hielt nicht lange, als er wieder in das Gesicht seiner Frau sah. Es war sinnlos, ging es ihm durch den Kopf. Früher oder später, erfährt sie es sowieso! „Bist du dir da so sicher?“, fragte er leise und sah seine Frau mit traurigen Augen an. Esmeralda runzelte die Stirn. „Ja, wieso denn nicht!“ „Weil…weil ich dir etwas wichtiges verschwiegen habe!“, erklärte er und ehe Esmeralda draauf etwas antworten konnte, begann er zu erzählen. Von der Geburt und dem Tod derjenigen, in dessen Körper er fuhr. Von dessen Leben und dem Gefallen, den er ihr tat, in dem er das Haus mit den Menschen in Brand steckte, die sie quälten. Wie er die Menschen tötete, die ihr was Böses wollten. Wie er Erin begegnete und wie er nun endlich den Körper ganz und gar übernehmen konnte. Esmeraldas Mienenspiel spiegelte Fassungslosigkeit, Ekel, Staunen. Als Brian geendet hatte, wartete er gespannt ihre Reaktion ab. Esmeralda schwieg und schaute in die Flammen, die nun kleiner geworden waren und vor sich hinglimmten. Ihre Augen waren ausdruckslos und ihr Gesicht zeugte von Nachdenken. Brians Herz schlug ihm bis zum Hals und er fürchtete schon, sie würde ihn nun so sehen, wie einst und fasste nach ihrer Hand. Irgendwie war er froh, dass er ihr nun endlich alles offenbart hatte, was er getan hatte, bevor sie wieder zueinander fanden. Dennoch war die Angst größer, als die Erleichterung. „Esmeralda!“, flüsterte er und sie blickte ihn an. Kurz zuckte er zurück, als er in ihren Augen nur Leere sah und Schmerz. „Ich…ich weiss, was du jetzt denkst. Aber du musst mir eins glauben: Ich habe, seit ich dich wiedergefunden habe, niemandem geschadet. Ich habe weder einen Menschen getötet, noch habe ich mit dem Teufel wieder einen Handel geschlossen!“, sagte er und wusste wie absurd diese Worte aus seinem Mund klangen aber sie entsprachen der Wahrheit. Esmeralda sah ihn einige Minuten schweigend an und Brian fürchtete, sie würde ihm nicht glauben. Doch Esmeralda glaubte ihm. Sie lächelte schwach und strich mit dem Daumen über seinen Handrücken. „Das weiss ich und ich habe nie daran gedacht, dass du wieder einen Handel geschlossen hast. Dennoch…ich bin etwas schockiert, dass du von deiner Blutrünstigkeit nichts eingebüsst hast!“, murmelte sie und in ihren Augen schimmerte Schmerz. Brian senkte den Kopf. Hob ihre Hand an seine Lippen und hauchte einen sanften Kuss darauf. „Diese Blutrünstigkeit richte ich nur gegen meine Feinde. Niemals gegen dich!“, flüsterte er und blickte zu Boden. Esmeralda blickte ihn schweigend an. Langsam löste sie ihre Hand, nur um sie dann auf seine Wange zulegen. Esmeralda sah ihn traurigen und mit einem sanften Blick an. „Das weiss ich. Und dass du es mir gesagt hast, beweist, dass du dazu stehst!“, sagte sie und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Brian schloss die Augen und zog seine Frau enger an sich heran. Erleichterung verdrängte die Furcht und erfüllte ihn mit einer langvergessenen Wärme. Erin, die sich schlafend gestellt und das ganze mitverfolgt hatte, lächelte. „Endlich ist er über seinen Schatten gesprungen!“ Esmeralda lag schlafend neben Brian. Er hatte die Nachtwache übernommen und blickte sie unentwegt an. Noch immer konnte er nicht glauben, dass sie noch zu ihm hielt. Dabei waren sie beide einst verfeindet und sie hatte ihm den Gnadenstoss erteilt. Dass sie nun neben ihm lag und ihn immernoch liebte, erschien ihm wie ein Wunder. „Du siehst also dass deine Ängste unbegründet waren!“, sagte Erin, die, wie er sehen musste, nicht schlief und sein Gesicht sah aus, als hätte er in etwas Saures gebissen. „Hast du usn etwa belauscht?“ „Tut mir leid. Aber ich konnte nicht anders!“, beichtete sie. „Ziemlich unhöflich!“, knurrte er. „Außerdem woher weißt du, dass ich Angst hatte?“ „Ich habe es in deinen Augen gesehen. Jedesmal wenn du sie angesehen hast, habe ich gesehen, wie sehr du dich davor gefürchtet hast, es ihr zusagen!“ „Und was siehst du jetzt?“ Erin sah ihn musternt an und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Es war weder spottent noch irgendwie anders, dass Brians Missmut noch mehr angefacht hätte. „Das du jetzt wirklich glücklich bist. Und ich gönne es dir!“, sagte sie und Brians Brauen hoben sich. Verwunderung spiegelte sich in seinen Zügen. Ihre Worte ließen ihn wirklich staunen. Sonst hatte sie ihn nur herablassend behandelt, wollte ihn sogar töten. Dass er nun sowas von ihr hörte, war wirklich verrückt. „Und was ist mit dir. Bist du glücklich?“, waren seine nächsten Worte und er stockte. Die Frage war ihm einfach so über die Lippen gerutscht. Er fragte sich warum. Sie und er waren nicht die besten Freunde. Und ehrleich gesagt war er froh, wenn er sie nicht mehr wiedersehen musste. Also warum diese Frage. Lag es vielleicht daran, dass es noch immer einen kleinen Teil aus seinem vorherigen Leben in ihm gab. Ein Teil der Person, die in Erin eine Schwester gesehen hatte? Gerne hätte er sich eingeredet, dass das alles nur blanker Unsinn war. Konnte es jedoch nicht. Wieso, blieb ihm ein Rätsel. Erins Gesichtszüge verfinsterten sich und sie blickte in die dahinglimmenden Holzscheite. Ihr Mund war zu einem harten Strich zusammengepresst. „Ich werde erst glücklich sein, wenn ich dieses Miststück endlich vernichtet habe und so leben kann, wie ich will!“, sagte sie und ihre Stimme troff nur aus dunkler Vorfreude und Hass. Doch das Flackern in ihren Augen, was Tränen ankündigte, verriet sie und Brian konnte nicht anderster, als Mitleid mit ihr zu haben. Er hatte seine Frau, die er so liebte wieder und sie… Sie hatte auf das verzichten müssen, was sie sich so sehr wünschte. Er konnte ihren Schmerz irgendwie gut verstehen und nachvollziehen. Er hatte genauso gefühlt. Hatte sich ohne seine Liebste leer und nicht richtig lebendig gefühlt. „Das muss wirklich hart sein. Nicht so leben zu können, wie man es will!“, murmelte er. Erin sah ihn nur an. Und in ihr regte sich leises Staunen. Konnte es wirklich sein, dass er sie verstand und Mitleid mit ihr hatte. In seinen Augen sah sie aufrichtiges Mitleid. Kurz lief es ihr kalt über den Rücken, bei diesem Gedanken. Aber dann lächelte sie. „Das sind ja ganz neue Töne von dir!“, sagte sie und Brian lächelte. War kalr das er in ihren Augen der letzte war, der sie verstehen konnte. „Gewöhne dich nicht daran. Diese Töne hast du das erste-und auch das letzte Mal von mir gehört!“, waren letzten seine Worte. Kaum das die Sonne aufgegangen war, machten sie sich auf den Weg und liefen durch den dichten Urwald. Je tiefer sie vordrangen, desto dichter wurde er wieder und sie mussten sich den Weg freischlagen. „Ich will ja nicht meckern, aber in welche Richtung müssen wir eigentlich und wie lange müssen wir noch durch diesen grünen Alptraum eines jeden Gärtners maschieren!“, bemerkte Lex, als er eine Liane zernschnitt, die zäh, wie Gummi war. Brian sah Erin fragend und skeptisch an. Als sie sich fertiggemacht hatten, um weiterzugehen, hatte Erin einfach irgendeine Richtung eingeschlagen und sie waren ihr gefolgt. Bis jetzt hatte sie nur gschwiegen und solangsam bekamen Brain, Esmeralda und ihre beiden Kinder den Eindruck, dass sie es selber nicht wüsste, wolang sie eigentlich müssten. Kein schöner gedanke. Erin spürte es und blieb stehen. Sie hatten recht. Zielos herum zuirren brachte sie nicht weiter, sondern würde sie sicher noch mehr Zeit kosten und vielleicht in eine Sackgasse führen. Sie blickte zu Rafael hinunter, der sich genauso unwohl fühlte und sich ständig umschaute. Seine Ohren zuckten wild hinundher und seine Nase zog sich krauss. Sie konnte hören, wie er schnüffelte und sie hatte eine Idee. Mochte sie so verrückt sein, wie sie wollte. Sie schloss die Augen und holte tief Luft. Atmete aus und holte erneut Luft. Das wiederholte sie einigemale. Die anderen schauten sich verwirrt an. „Was soll das denn jetzt?“, fragte Lex. Seine Schwester zuckte nur die Schultern. Brian und Esmeralda tauschten auch Blicke. Aber ihre waren nicht verwirrt sondern ahnend. Sie konnten es fühlen. Die Kälte und Dunkelheit. Und sie kamen von Erin. Erin weckte die dunklen Kräfte, die sie als Wölfin hatte und sog noch einmal tief die Luft in sich ein. In der Finsterniss hinter ihren geschlossenen Augen, konnte sie schwache Schatten und Konturen sehen. Langsam schälten sie sich aus der Dunkelheit und nahmen immer mehr Scgräfe an. Wurden zu Bildern ihrer jetzigen Umgebung. Die jedoch weitaus schräfer wurden, als es für das menschliche Auge jemals sein konnte. Sie sah vor ihren Inneren Auge den Dschungel. Jede Einzelheit. Jedes Blatt, jeden Zweig und jedes Insekt, das sich in diesem Bauwerk aus grünen Blättern und Bäumen tummelte. Das alles konnte sie sehen und auch riechen. Soweit sogut, ging es ihr durch den Kopf und sie konzentierte sich noch mehr. Versuchte ihren Geist weiterauszudehnen und sich mehr auf die weisse Schlange zu konzentieren. Nach ihrem Geruch zu suchen. Ihr Geist flog durch den Dschungel, suchte jeden Winkel ab. Stiess dabei auf einige Sackgassen. Suchte weiter. Nichts geschah. Weder stiess sie auf einen geistigen Widerstand noch konnte sie etwas sehen. Erins Stirn legte sich in tiefe Falten. Irgendwo im Dschungel musste sie doch sein! Sie zwang ihren Geist weiter. Trieb ihn durch den Dschungel. Bis sie endlich etwas spürte. Kälte. Hass und Zorn! Sie bekam eine Gänsehaut und schauderte. Diese Gefühle krochen langsam zu ihr hin, umfingen sie, wie ein Netz und legte sich immer enger um sie. Ließen sie erstarren. Ihr Herz schlug mit einem Male schneller. Die Kälte zwang sie zurück, wollte verhindern, dass sie weiter vordrang. Erin konnte es fast schon körperlichen spüren. Doch Erin kämpfte dagegen an und drang weiter vor. Da! Endlich stiess sie auf etwas, dass der Ursprung dieser Aura der weissen Schlange sein konnte und sie prägte sich jede Einzelheit ein, die sie auf diesem Weg gesehen hatte. Eine Hängebrücke blieb ihr besonders im Gedächtniss und ihr Geist kehrte zurück, so wie ein Gummiband, das schnell zurückschnellte. Erin öffnete die Augen und schwankte etwas. Stöhnend hielt sie sich den Kopf und wusste zunächst nicht, wo sie war. Als die Sicht wieder klar wurde und sie sich gefangen hatte, blickte sie zu den anderen und sah die Vampire wissend an. „Wir müssen hierlang!“, sagte sie nur und deutete in die Richtung, die ihr Geist genommen hatte. Der Dschungel schwand und weicher ebener Grasboden ersetzte die mit Wurzeln und Löchern versehende Erde. Grelles Sonnenlicht strahlte ihnen entgegen und im ersten Moment mussten sie ihre Hände vors Gesicht halten um nicht geblendet zuwerden. Doch dann spürten sie die angenehme Wärme und genossen sie. Sie standen auf einer Anhöhe. Wo vorher der Dschungel beengt und düster war, breitete sich nun vor ihnen eine malerische Landschaft aus. Bäume, die eng aneinander geschmiegt standen, bildeten mit ihren unterschiedlichen Baumkronen ein grünes wildtobendes Meer und in dem Sonnenlicht glänzten sie in den verschiedensten Grüntönen, von Grasgrün bis Samaragtgrün erstrahlten. In der Ferne ragten Berge in den mittaglichen und hellblauen Himmel. Wolkenfetzten strichen sanft über diese hinweg und verfingen sich an deren Kanten. Erin meinte sogar Vogelzwitschern zuhören. Der Dschungel schien mit einem Male zuleben. In der Ferme hörten sie Wasser rauschen. Erin konnte sogar das salzige Wasser riechen und stellte sich vor, dass es vom einen imposanten Wasserfall kam, der sich seinen Weg aus dem harten Gestein kämpfte, um sich in einem kleinen Bach zu ergiessen. Wie ein feines Band schlängelte er sich durch den Dschungel die Tiere würden grierig daraus trinken. Ließ die Pflanzen, die am Ufer wachsen und erblühen lassen. Es musste ein wahres Paradies sein. „Kaum zu fassen, dass diese herrliche Landschaft ein solches Monster birgt!“, dachte sie sich. Fay atmete tief durch. Sog die frische Luft gierig in ihre Lungen. „Endlich sind wir auf diesem Dschungel draußen!“ „Freu dich nicht zufrüh, Fay!“, unterbrach ihr Bruder sie in ihrem Glück und deutete auf den Dschnungel, der vor ihnen, viele Meter entfernt weiterging. Zwischen ihnen und der anderen Seite, ein tiefer Abgrund. „Das ist doch nicht hoffentlich nicht das, was ich denke, oder?“, fragte sie. Erin Ließ den Blick weiter schweifen. Suchte nach der Brücke, die sie gesehen hatte und die sie weiterführen würde. Und als sie sie fand, kamen ihr ernste Zweifel. Das Gerippe, das sich über der Schlucht spannte, weckte kein großes Vertrauen. Manche der Bretter waren weggebrochen und die Seile, die das ganze festhielten oder zumindest es versuchten, waren teilweise durchgescheuert und ziemlich rissig. Das konnte sie selbst aus dieser Entfernung sehen. Erin schluckte. „Ich fürchte schon!“ „Oh man. Das kann doch gar nicht gut gehen!“, sagte Fay wie auf ein Zeichen und schaute sich die Brücke mit einem genauso skeptischen Blick an. „Wenn wir vorsichtig sind, wird das schon klappen!“, ermutigte ihre Mutter und sah Erin genauso an. „Da wäre ich mir nicht so sicher!“, murmelte sie. „Sollten wir nicht dann lieber nach einem anderen Weg suchen?“, fragte Fay dann wieder. „Dafür ist, fürchte ich, keine Zeit!“, wiedersprach Erin mit einem letzten Blick auf die Brücke. Da erscholl ein Donnern über ihnen. Erin blickte hoch und sah, wie sich in Sekundenschnelle der Himmel mit dunklen Wolken zugezogen hatte und ein heftiger Wind über sie hinwegflog. Dann war alles still. Die dunklen Wolken blieben jedoch. In deren Tosen zeichneten sich dämonische Fratzen, die ihnen mit hähmischen Grinsen die Zähne zeigten und eine Fratze, fiel Erin ganz besonders auf. Whitney! Erin knurrte. Das hätte sie sich gleich denken können. Und mit Sicherheit wollte sie auch, dass sie über die Brücke gingen. Sie blickte zum Dschungel. Die Bäume wiegten sich gefährlich und einige machten den Eindruck als wollten sie gleich abbrechen. Nein. Durch den Dschungel konnten sie nicht. Sie würden höchsten nur Gefahr laufen, von den Bäumen erschlagen zuwerden. Da konnten sie auch gleich über die Brücke gehen. Da hätten sie immerhin noch eine Chance. „Los, wir müssen weiter!“, schrie sie, da der heftige Wind zu einem Tosen wurde. Als sie einen Fuss auf die Brücke setzte, schwankte diese bedrohlich und das Holz knarzte unheilvoll. Erin…lass uns nach einem anderen Weg suchen!“, rief Esmeralda nach einigen Metern und ergriff ihre Schulter. Erin blickte zu ihr und sah zu dem Wald des Dschungels, deren Bäume sich immer mehr bogen und einige ihrer Äste verloren. „Uns bleibt keine andere Wahl. Wir müssen diesen Weg gehen!“, sagte sie über das Tosen des Sturmes und setzte den Fuss auf die Brücke. Unter ihren Schritten und durch den starken Wind schwankte die Brücke bedrohlich und die anderen brauchten einen Minute, ehe sie sich überwunden hatten und ihr folgten. Fay schnappte nach Luft, als die Brücke unter ihrem Gewicht etwas nachgab und blickte hinunter. Unter ihren Füssen mehr als hundert Meter tief strömte Wasser zu Tal und sie konnte sich nicht mehr rühren. Die Angst vor der Höhe hielt sie wieder gepack und lähmte sie. „Fay, was ist? Geh weiter!“, rief ihr Vater, als er bemerkte, dass seine Tochter nicht mehr nachkam und ging zu ihr. Er fasste sie an den Arm und zog. Doch Fay rührte sich nicht vom Fleck. „Was ist denn da hinten los?“, rief Erin und lief zu ihnen. Brian sah kurz Erin an und wandte sich wieder Fay zu. „Fay. Wir müssen weiter!“, rief ihr Vater und zog nocheinmal kräftig an ihrem Arm. Fay schüttelte den Kopf und hielt sich an dem Seil fest. „Nein. Ich…ich kann nicht!“, schrie sie. Das Knallen, welches lauter war, als das Tosen des Sturmes, ließ sie zusammenzucken und ihre Blicke richteten sich auf die Stelle aus der das Knallen kam. Ihnen lief es gleichermassen kalt über den Rücken. Eines der Seile war gerissen und das nächste begann langsam zufasern. Nur noch wenige Stränge hielten es zusammen. Ihnen blieb keine Zeit. Sie mussten von dieser Brücke runter. „Geh du weiter und bring Esmeralda und Lex in Sicherheit. Ich kümmere mich um sie!“, sagte sie und drang Brian zurück. Sofort wurde seine Miene finster und er schüttelte trotzig den Kopf. „Nein, ich werde sie nicht alleine lassen!“, schrie er. Erin verdrehte die Augen und sah ihn wütend an. „Versuche mir doch einmal in deinem Leben zu vertrauen!“ Brian wollte zu einer Antwort ansetzten, doch da war ein neues Knallen zuhören und es ging ein Ruck durch die Brücke. Fay schrie auf und Brian stolperte nach hinten. „Jetzt mach schon!“, schrie Erin und stiess ihn zurück. Brian taumelte und brachte die letzten Meter hinter sich. Als er die sichere Seite erreicht hatte wirbelte er herum und sah zu Erin und Fay, die sich immernoch festhielt und sich weigerte weiterzugehen. Ein neues Knallen kündigte ein weiteres Reissen an und die Brücke kippte etwas zur Seite. Fay schrie auf. Sie lehnte mit dem Rücken gefährlich an dem Seil, das als Geländer diente und wäre fast in die Tiefe gestürzt. Erin packte sie noch rechtzeitig bei den Schultern und schleuderte sie nachvorne. Fay landete hart aber sicher auf der anderen Seite. Zitterte am ganzen Leib. Erin vergeudete keine Zeit. Sprintete los. Da rissen nun die restlichen Seile und die Brücke sackte nachunten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)