Stalker von InfernalMirror (Von Cliscia) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Malik fröstelte, schlang die warme blaue Jacke seiner Schuluniform fester um sich und rieb seine Hände in einem traurigen Versuch, etwas Wärme zu gewinnen, an seinen Armen auf und ab. Seine Zähne klapperten und er fühlte sich einsam und deprimiert davon, nach der Schule im abscheulichen Winterwetter, das ihn jedes Jahr plagte, seit er nach Amerika gezogen war, nach Hause zu laufen. Hitze konnte er aushalten. Er war schliesslich mit ihrem drückenden Gefühl aufgewachsen. Doch die beissenden, schaurigen Winde der Kälte hielt er nicht aus. Und seiner Meinung nach war Schnee wirklich der weisse Tod. Innehaltend, um die Jacke noch enger um seine schlanke Figur zu schlingen, runzelte Malik die Stirn, als er die Tafel erblickte, die seinen Weg blockierte. Das Baugeschäft hatte floriert in der kleinen Strasse, in der sich sein Appartement befand, doch er hätte nie gedacht, dass es gross oder auffallend genug sein würde, um die Südstrasse abzuschliessen, die an ihre anschloss. Aber anscheinend war es das. Ein frustriertes Knurren kam über seine Lippen als er, die Richtung änderte und begann, eine kleinere Strasse entlang zu stapfen, die sich ihre gute, süsse Zeit nehmen würde, bis sie sich endlich mit seiner verband. Seine Laune verschlechterte sich von Minute zu Minute als Malik leise vor sich hin schimpfte. Dieser Umweg würde ihn nicht nur in die schlechten Teile der Nachbarschaft führen, sondern ihn auch doppelt so viel Zeit kosten. Komplett-verfickt-brillant. Und Malik schluckte, abermals fröstelnd, doch diesmal nicht vor Kälte. Es war wahr, dass er nicht genau im besten Teil der Stadt lebte, die Vororte nur ein weit entfernter Traum, dessen Erfüllung man sich wünschte, wenn man eine Sternschnuppe sah. Aber andererseits, Sternschnuppen waren nur Teile von Weltraummüll, die explodierten, wenn sie die Erdatmosphäre trafen und dabei einen ,schönen‘ Funken Licht erzeugten. Ihre Namen waren nur eine Tarnung für die langweilige und uninteressante Wirklichkeit. ,Genau wie mein Leben,‘, dachte Malik missbilligend, ,es ist nur eine grosse, alte Lüge.‘ Während seine Gedanken zu verschiedenen Dingen abschweiften, bemerkte Malik kaum, dass ihn zunehmend mehr Slums umgaben, doch unterbewusst beschloss er, es zu ignorieren um seinen pessimistischeren Gedanken einen Gefallen zu tun. Zumindest nicht, bis die Spitze seines ausgelaufenen Tennisschuhs sich in einem Loch im Bürgersteig verfing, was bewirkte, dass er stolperte, beinahe elegant auf seinen Hintern fiel und ihn merken liess, dass seine deprimierenden Gedanken ihn weiter in die dunklen Ecken und Gassen der Nachbarschaft gebracht hatten. Er bewegte sich leicht und rieb sich den Hintern, wobei er das Gesicht ob der Schramme verzog, die er sich mit seiner tollpatschigen Vorstellung zugezogen hatte. Als er aufsah, schlug Maliks Herz ein wenig schneller, denn er verstand endlich die Umstände seiner misslichen Lage. Wie die schlecht geschriebene Seifenoper seines Lebens wurde sein Tag immer schlimmer. Malik hatte es auf wundersame Weise geschafft, sich komplett und vollkommen zu verlaufen. Malik setzte einen grimmigen Blick auf, um seine Angst davor sich zu verirren zu verstecken, stand schwankend auf, immer noch mit leichten Schmerzen von seinem Zusammenstoss mit dem Boden, hob seine Tasche auf und schwang sie sich zurück über die Schulter. Er runzelte die Stirn und überflog die Gegend, um herauszufinden, von wo genau er gekommen war, wohin er von hier aus gehen konnte und wo genau ,hier‘ war. Die Wände der baufälligen Appartements und Gebäude auf beiden Seiten von ihm schienen sich über ihn zu lehnen und Schatten über seine schlanke Gestalt zu werfen, schufen eine Illusion der Gefangenschaft, zusammen mit einem deutlichen Gefühl von Klaustrophobie. Zum zweiten Mal an diesem Tag schluckte er, zuckte dann plötzlich zusammen und drehte sich um, als etwas in der Gasse schepperte und seine Maske des Mutes fallen liess. Der Deckel einer Blechbüchse rollte an ihren Platz auf dem Boden und Malik seufzte (schon wieder), dankbar, dass seine Angst nur durch das Geräusch, das das Metall gemacht hatte, verursacht worden waren. Wahrscheinlich nur eine Katze... Sich etwas weniger am Rande seiner Selbstberuhigung fühlend drehte Malik sich um, nur um unerwartet an etwas sehr Massives zu stossen. Maliks lavendelfarbene Augen drifteten langsam vom dreckigen Beton aufwärts, über eine Brust bedeckt mit dreckigen Fetzen und sah schlussendlich in ein gräuliches, schmutziges Gesicht. Ein Gesicht, das, er konnte nicht anders als das zu merken, in verzweifeltem Bedarf eines Rasiermessers und einer gründlichen Gesichtswäsche war. Erstarrt Ort und Stelle (Malik war nie der Typ für Penner gewesen, insbesondere nicht in diesem Teil der Stadt, in dem der Mann ihn leicht umbringen und ausrauben könnte), starrte Malik den Mann einen langen Moment an, während sich ihm ein Klumpen im Hals bildete und er darauf wartete, dass der Andere ihn ansprach und nicht einfach nur auf seinen Halsschmuck starrte. Er rieb sich die Hände, nervös und gierig das glatte Metall musternd. „Hey, Bursche.“ Die Stimme passte wirklich gut zur Erscheinung des Mannes. Grob und heiser. „Stört es dich, wenn ich mir diese hübschen kleinen Accessoires anschaue, die du trägst?“ Und als die dunklen, dreckigen Hände sich erhoben, um leicht seinen Halsreif zu berühren, rannte Malik, er wollte den Penner nicht länger bei Laune halten. Alles was er wollte war es, so viel Distanz zwischen ihn, die dunklen Gassen und den Mann in ihnen zu bringen wie möglich. Malik schnappte nach Luft, rannte weiter durch das Labyrinth aus Gassen, bemerkte jedoch keinen Fortschritt. Beinahe erstickend schnappte er nach Luft, die Winterkälte machte es schwer, die Luft in seine Lungen zu lassen. Er hörte nicht auf, seine Beine zu bewegen, rannte immer noch mit voller Geschwindigkeit und begann, sich zu sorgen. Jetzt war er hoffnungslos verloren, denn das Treffen mit dem Penner und die Flucht vor ihm hatten bewirkt, dass er noch verlorener und desorientierter war als zuvor. Als seine Beine endlich unter ihm zusammenbrachen, fiel Malik zum zweiten Mal an diesem Tag zu Boden, während er nach Luft schnappte.Er begann, leise zu schniefen und sich gleich darauf für seine weiblichen Emotionen zu hassen doch spürte wie das Gefühl der Depression und alles, das passiert war, ihn einholte und er erlaubte sich, leise in der Dunkelheit in der schäbigen Spalte der Hinterstrasse zu weinen. Er seufzte, rieb seinen Arm über seine Nase und sein Gesicht, fühlte sich ein wenig besser, weil er all die angestauten Emotionen freigelassen hatte und begann darüber nachzudenken, warum genau er an diesem schrecklichen Ort festsass. Malik war nicht wirklich schrecklich aber auch nicht wirklich schön aufgewachsen. Trotz seinen Beschwerden und Wutanfällen darüber, dass es ihm nicht möglich gewesen war mit anderen Kindern seines Alters zusammen zu sein, war er von seiner Schwester Isis zu Hause unterrichtet worden. Sein Vater war eine schäbige Entschuldigung eines Mannes gewesen, sein Temperament und sein Gemütszustand hatten nach Lust und Laune gewechselt und er hatte sich oft bis zum Stumpfsinn in einer der lokalen Bars betrunken anstatt zu versuchen, seine Kinder grosszuziehen. Isis, die perfekte und vollkommen heilige, wundervolle Schwester hatte diesen Job meistens übernommen. Malik war dankbar, nahm er an, auch wenn er es selten zugab. Maliks Mutter war kurz nach seiner Geburt gestorben, da die Entbindung falsch gelaufen war und durch seinen Hass und seine Wut hatte Maliks Vater ihn beschuldigt, daran Schuld zu sein. Rishid - sein Adoptivbruder - und Isis hatten mehrere Male versucht, seine unkontrollierte Wut zu entschärfen, doch das hatte nichts genutzt und Malik war in der Zeit, in der er jenen Mann gekannt hatte, durchweg misshandelt worden. Zum Glück war sein Vater ironischerweise an einer Überdosis Alkohol gestorben. Isis hatte bewiesen, dass sie erwachsen und kompetent genug war, um Malik selber aufzuziehen und die Vormundschaft war auf sie übertragen worden. Isis hatte Ägypten so schnell wie möglich verlassen wollen und hatte ein wenig des kleinen Betrages an Geld, der ihnen von Alkoholexzessen ihres Vaters geblieben war, verbraucht, um mit ihnen nach Amerika zu ziehen, ins Land der Möglichkeiten, wo sie für hoffte, dass sie alle ein neues Leben beginnen und alles vergessen konnten, was zuvor passiert war. Isis hatte ebenso erwogen, nach Japan zu ziehen, doch hatte sich dann aufgrund der Population und der Tatsache, dass es eine Insel war, umentschieden. Keiner in ihrer Familie war wirklich begeistert von Wasser, da sie nicht schwimmen konnten und das Wissen, in einem so kleinen Land, das von Wasser umgeben war, zu leben, machte ihr Angst. (Sie hatte nicht auf Maliks Argumentation, dass JEDES Land von Wasser umgeben war, gehört.) Obwohl Isis sich ein besseres Leben als in Ägypten gewünscht und vorgestellt hatte, hatte es nicht so begonnen und derzeitig kämpften sie damit, sich ihr kleines Appartement im Treaty Boulevard zu leisten. Isis mit ihrem Job als Kunstmanagerin des lokalen Museums der Stadt und Rishid als Mechaniker (Er hatte nicht den Luxus einer angemessenen Ausbildung genossen, hatte jedoch ein Talent für Maschinerie.) verdienten nicht viel Geld, und dieses wurde von Miete, Strom- und Wasserkosten und Maliks fortlaufender Ausbildung verschluckt. Obwohl er es ihm ein schlechtes Gewissen machte, keinen Job zu haben, betonte Isis, dass er nicht arbeiten und sich auf die Schule konzentrieren sollte. So weit hatte sie es geschafft, ihn fokussiert zu halten, weshalb er nicht länger in Prügeleien hineingeriet, wie es in ihrer Heimatstadt oft der Fall gewesen war. Eigentlich wäre er nun der perfekte Sohn gewesen, den sein Vater immer gewollt hatte... Und hier war er, frierend und verängstigt, verlaufen in einer traurigen Entschuldigung für eine Nachbarschaft, auf dem Bürgersteig sitzend und weinend. Wenn er in seinen Schoss sah- „Hilfe!“ Malik hielt inne, schaute ruckhaft auf, sein Herz immer schneller schlagend, packte aus Gewohnheit seine Jacke und drückte sie stärker an sich. Das war auf keinen Fall der selbe Mann wie vorhin. „Hilfe, bitte!“ Die Stimme war schwach und weit weg, sie driftete durch die Luft und wickelte ihn ein, ihn dazu verleitend, alle Hemmung zu ignorieren und nachzusehen, wessen Stimme das war und womit diese Person Hilfe brauchte. Die Stimme begann, lauter und verzweifelter zu werden, als Malik nicht antwortete. „Hilfe, bitte! Ich komme hier nicht heraus!“ „Wer... Wer ist da!“ Sich still für sein leichtes Stottern verfluchend stand Malik auf, drehte sich zwei Mal um und versuchte zu erraten, woher die Stimme kam. „Oh-oh! Ist jemand da?“ Sie schien aufgeregt zu werden und Malik konnte sich beinahe vorstellen, wie die Person vor Freunde sprang und klatschte wie ein Kind. ...Obwohl das sehr unwahrscheinlich schien. „W-Wenn jemand da ist, ich bin im grauen Bau! Neben dem Gebäude aus Ziegelsteinen! Er hielt inne und sah sich nach dem ,grauen Bau neben dem Gebäude aus Ziegelsteinen‘ um, fühlte sich dumm, als er realisierte, dass er die ganze Zeit vor ihm gestanden hatte. Seine Hände zu einem Trichter formend, rief er nach der Person im Innern. „Ich bin hier! Was ist los?“ Unabhängig davon, in was für einer schlechten Stimmung er sich befand, Malik konnte keine niemanden in Schwierigkeiten lassen. Niemals könnte er sich vorstellen, dass jene Person eine bösartige Absicht hätte und ihm würde schaden wollen... „Das Gebäude, ich habe es für das Unternehmen gereinigt, das hier arbeitet, ein Balken ist heruntergefallen und blockiert die Tür! Alles, was Sie tun müssen, ist, ein wenig gegen die Tür zu drücken... Ich denke, ich komme so an sie heran.“ Es schien ein wenig fragwürdig; das Gebäude sah alt und benutzt aus. Kein Platz, den ein Unternehmen würde brauchen wollen, vor Allem nicht in diesem Teil der Stadt. Aber Malik hörte zu, fand den Hintereingang und rüttelte die Türklinke um zu sehen, ob er verschlossen war. Sie bewegte sich und er öffnete die Tür, fühlte, wie sie aufschwang, bevor er in den schummrigen, staubigen Raum trat. Verwirrt darüber, dass sie so leicht aufging, rief er in den verlassenen Raum hinein: „Ich bin hier, aber ich denke, ich sehe keinen B-“ Malik wurden die Worte abgeschnitten, als er fühlte, wie ihm etwas auf den Schädel knallte, hatte nicht einmal die Zeit zu schreien, oder die Person über ihm stehen zu sehen, bevor er bewusstlos auf den kalten, rauen Boden fiel. Auch hörte er nicht mehr, wie die Stimme leise kicherte. „Es sieht aus, als hätte ich meinen Retter gefunden.“ Kapitel 2: ----------- Es war seltsam, dachte Malik, in der Wärme aufzuwachen. So ein scharfer Kontrast zu dem Wetter, dass sie seit kürzlich hatten. Aber der Gedanke währte nicht lange. Er seufzte zufrieden, einfach dankbar, nicht zu frieren. Dieser Morgen war einer dieser, an denen Malik sich wünschte, dass sie nie enden mochten, niemals aufzuwachen und für eine Weile so zu tun, als ob seine Familie alles hätte, dass sie wollte und er ein reicher, verhätschelter, hochklassiger Bürger war. Malik lachte leicht darüber, lächelte und hob die Hände über seinen Kopf um sich zu strecken und sich auf die Seite zu drehen. Oder wenigstens war es das, was er getan hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre, seine Arme zu bewegen. Sein Herz setzte für eine Sekunde aus und er begann, in Panik zu geraten, doch dann beruhigte er sich damit, dass er sich immer in seinen Decken verwickelte. Noch ein Lachen von seiner Seite (obwohl zugegebenermassen nervöser als das letzte) und Malik setzte seine Tagträume fort. Er würde den ganzen Tag faul im Bett liegen (Schliesslich war er reich! Und welche Aufgaben hatten Reiche auszuüben, die vergangene Generationen nicht schon getan hatten? So gut wie keine, denn Geld war kein Problem...), es nur aus seinem Zimmer wagend um herumzuschlendern, vielleicht das das riesige Landgut zu erkunden oder mit einem seiner Hausmädchen zu plaudern. Und dann würde Malik sich natürlich langweilen, worauf er das teuerste Auto nehmen und so weit fahren würde wie er wollte. Weil er wohlhabend war, würde er sich nicht um die Schule kümmern müssen. Und nur wenn das Heimweh ihn rufen würde, würde Malik nach Hause zurückkehren. ...Für eine Weile jedenfalls. Ungeachtet wie viel Geld er hatte, er würde immer reisen. Nur mit Feindseligkeit der Realität gegenüber öffnete Malik widerwillig seine Augen, wissend, dass er nicht den ganzen Tag hatte um im Bett zu liegen und tagzuträumen. Was er alles für diesen Traum geben würde... Er murrte ein wenig und war überrascht, als sein Sichtfeld schwarz war, seine Augen verhindert, das Licht des Morgens zu sehen. Verwirrt blinzelte er einige Male, bemerkte das Gefühl von Stoff auf seinen Augenlidern. Als er einen Arm heben wollte um sich die Augen zu reiben, stoppte Maliks Herz wirklich. Er konnte seine Arme wirklich nicht bewegen, fühlte das grobe Gefühl von Seil, das sie hinter seinem Rücken fesselte. Er konnte seine Augen nicht öffnen, da sie unzweifelhaft von einer Augenbinde verdeckt wurden. Aber was...- Und dann schlug die Erkenntnis zu und Malik schrie beinahe auf vor Schrecken. Oh, die ganzen Male, die Isis ihm gesagt hatte, dass er niemals mit Fremden sprechen sollte... Er war so-! Er... Er musste weg von dem, der ihn gefangen hielt. Malik musste nach Hause, zu Isis, zu Rishid, zu allem, das er hatte. Er musste weg von dem, der verrückt genug war, jemand vollkommen Fremdes zu entführen. Er musste! Er musste, er musste! Panik begann, ihn zu überwältigen und Malik musste das wachsende Gefühl von Entsetzen unterdrücken, schluckte es dann jedoch hinunter und verdrängte es in einen winzigen Winkel seines Geistes. Panik war keine Lösung und wenn er wirklich in einer so gefährlichen Situation war wie angenommen, würde es nicht helfen, seinen Kopf vernebeln zu lassen. Er musste ruhig denken, so rational wie möglich, um hier weg zu kommen und die Situation zu überleben. Ruhig und rational, ruhig und rational, ruhig und rational... Malik wiederholte diese Worte immer wieder, während er immer wieder tiefe Atemzüge nahm um seinen Herzschlag zu beruhigen (was nicht zu helfen schien, denn es schlug so schnell wie noch nie). Immer noch etwas hysterisch versuchte Malik, sich zu beruhigen. ...Wenn er wirklich entführt worden war, dann war sein Kidnapper irgendwo und, ein beunruhigender Gedanke, möglicherweise im selben Raum, in dem er nun war. Und wenn er (Sie?) nicht hier war, dann war er so dumm, wie er verrückt war. Ein plötzlicher Stoss von Mut überkam ihn und Malik bereute kaum, als er seinen Mund öffnete. „H-Hallo? Wenn... Wenn jemand hier ist, Ich-“ „Ich habe die Aufgabe übernommen, dich zu wärmen, Junge, also sei dankbar, dass du jetzt eine Decke hast. Hat deine Mutter dir nie gesagt, du sollst dir einen Pullover anziehen, wenn es kalt wird? Und nein, diese windige Ausrede für eine Jacke ist nicht einmal in der Nähe von akzeptabel.“ Malik schrak etwas zusammen, als sein Kidnapper ohne Vorwarnung das Wort an ihn richtete. Die Gefahr ignorierend, in der er sich befand (wie Jungen es meistens taten), wählte er den Sarkasmus, da er der einzige Weg war, seine Angst darüber zu verbergen, was wirklich geschah. „Wie schade, ich habe nicht einmal eine Mutter.“ Er war wirklich dabei, ein tieferes und tieferes Grab für sich auszuheben. Ein scharfes Lachen war zu hören und Malik entschied genau dann und dort, dass die Stimme männlich war, tief und im Bariton. Die Stimme von vorher war höher; wahrscheinlich eine Verstellung. „Dummer Junge, jeder hat eine Mutter, ob du das akzeptieren willst oder nicht ist deine Wahl, aber die Fakten bleiben die Selben.“ „Das Einzige, das mir zu erkennen übrig bleibt sind die Käfer auf ihrem Grab - Kaum ein Ersatz für das, was du willst, das ich ,akzeptiere‘.“ Vielleicht sprang er auch gerade hinein. „Schade... Obwohl, Mitleid wird dir keinen Gefallen tun.“ Und dann kratzte etwas zu seiner Rechten über den Boden, wobei Malik ein lautes, kreischendes Geräusch hörte, fast wie ein Stuhl, der weggestossen wurde. Diese plötzliche Handlung brachte Malik zurück in seinen früheren Schrecken. Er erstarrte, als er erkannte, wie nahe ihm der Mann eigentlich war. So nahe, dass er sich fast vorstellen konnte, wie er jederzeit nach ihm reichen und ihn würgen konnte. Er hielt den Atem an und begann zu zittern, vollkommen gelähmt vor Angst davor, welches Schicksal ihm zufallen würde. Der Art nach, wie der Mann gesprochen hatte, würde er bestimmt sterben. Vielleicht ein Schuss. Vielleicht ein Messer. Oder vielleicht war sein Entführer kreativ und hatte einen grausameren Tod für ihn übrig. Malik schrie auf, als eine Hand die Seite seines Gesichts berührte. Sich von Seite zu Seite windend schrie er immer noch weiter, als die selbe Hand sich auf seinen Mund presste. Tränen rannen aus seinen von der Augenbinde verdeckten Augen. Er hatte zu grosse Angst, um sich durch sein Benehmen erniedrigt zu fühlen. Er würde sterben... Er würde sterben! Isis... Oh Isis, sie würde nicht wissen, was ihm zugestossen war. Erst ihre Mutter, dann ihr Vater und jetzt Malik? Obwohl sie stark war, wusste Malik, dass so viele Tode in ihrem Umkreis sie treffen würde. Und sogar wenn die Kosten, die er mit sich brachte, nicht mehr waren, sie würden trotzdem ums Geld kämpfen. Alles würde zusammenstürzen und verbrennen. Alles. Alles war vorbei... Alles! Malik fuhr fort, sich zu wehren, ein letzter Versuch sich zu widersetzen, bevor er sterben würde. Lieber ein Held als ein Feigling... Er hielt erst inne, als der Mann wieder sprach, überrascht, dass ihn nicht sofort der Tod ereilt hatte. „Sssh-sssh, wenn du weiter so schreist, werde ich vielleicht wirklich deine hübsche Kehle aufschlitzen müssen.“ Er hielt inne, scheinbar darüber nachdenkend, was er gesagt hatte, berührte mit der anderen Hand Maliks Haar und spielte sanft damit - als würde das irgendwie seine Angst beruhigen. „Aber ich habe nicht die Absicht, dich zu töten, Junge, also werde ich warten, so lange du brauchst, um dich zu beruhigen.“ Es war ein trauriger, trauriger Ansatz von Trost, aber es erleichterte Malik sofort, dass er nicht sterben würde... Noch nicht. Sein Widerstand wurde etwas schwächer, doch er begann, hysterisch zu atmen. Malik drückte seine Augen zu. Er hatte nichts anderes übrig, als leise zu weinen und sich immer wieder zu sagen, dass alles gut werden, dass er nicht sterben würde, auch wenn er ganz genau wusste, dass es nicht stimmte. Das war keine Erpressung - welches Geld hatte seine Familie für seine sichere Rückkehr anzubieten? Doch obwohl er nicht die Gründe hinter dem Handeln seines Entführers kannte, wusste er, dass er etwas Schreckliches über ihn bringen würde. Wirklich, er war verloren. Verurteilt zu einem Leben, das so kurz gelebt sein würde, wie es seine Hoffnung, dass das hier eine Erpressung war... Gut, wenigstens würde der Mann keine Befriedigung dadurch erlangen, jemanden so verarmten wie ihn zu töten. Das Bett, auf dem er sass, quietschte laut und er fühlte Gewicht hinter sich. „Sehr gut. Siehst du? Du lernst schnell. So lange du still bleibst, werde ich mich nicht zwingen müssen, dich zu knebeln.“ Lernen...? „Jetzt habe ich... Fragen für dich, Junge. Und du wirst sie beantworten, ohne zu fragen. Verstanden?“ „J-Ja.“ Er schluckte, sich bedrückt fühlend durch den Kommentar über das Knebeln. Vielleicht sollte er seine Stimme benutzen, so lange er sie hatte. Wie lange das auch immer sein mochte... Malik fühlte den Mann beinahe hinter sich sitzen und lächeln, als er mit den Seilen fummelte, die seine natürlich dunklen Arme fesselten. Malik hätte sich nicht unbehaglicher fühlen können. „Wie alt bist du?“ „Sechzehn.“ „Sehr gut. Jetzt... Deine Familie. Wer ist alles Mitglied deiner Familie?“ „N-nur meine Schwester und mein Stiefbruder.“ Verflucht zur Hölle sei sein konstantes Stottern. Obwohl es nicht gerade weise war, fühlte er die Notwendigkeit, dieser Person alles zu erzählen. Er konnte nicht sagen, wie gefährlich sie war und wenn sie später herausfinden würde, dass er ihr Information vorenthalten hatte... Er wollte wirklich nicht weiter darüber nachdenken. „Keine Cousins, Tanten, Onkel oder entfernte Verwandte? Keine Nichten oder Neffen?“ Er schien das für lustig zu halten, aus welchem Grund auch immer (Schliesslich war er verrückt - er musste es einfach sein!) und begann noch einmal zu lachen. Es war entnervend, wie viel dieser Mann lachen konnte aber vielleicht war lachen nicht das richtige Wort. Lachen war definiert als ,Ausdruck von Heiterkeit oder Vergnügen‘ und war nicht kalt und spöttisch. Der einzige Weg, sein Lachen zu erklären, war 'Humor in der Form von spottendem Sarkasmus'. „Du bist ganz allein... Du bist ganz allein! Niemand ist übrig! Du bist ganz allein! Ganz allein!“ Malik runzelte die Stirn. Die Art, wie der Mann sich immer wieder wiederholte war lästig, auch wenn er wusste, dass er so etwas wie das nicht einmal denken sollte. Schliesslich lag sein Leben in seinen Händen. „Es ist gut jetzt, stell entweder die Fragen, die du noch hast, oder lass mich gehen. Egal was, es ist besser, als dich zu wiederholen.“ Der Mann lachte und zog ihn an seine Brust, wobei Malik aufschrie. Verrückt, er musste verrückt sein! „Oh Malik, du bist nicht in der Lage mir zu sagen, was ich zu tun habe. Schliesslich ist niemand da für dich. Du bist ganz mein! Also schlage ich vor, du hältst deinen hübschen kleinen Mund geschlossen.“ „Du... Woher weisst du meinen Namen! Verfickte Scheisse, ich gehöre niemanden, du Psycho! Wag es nicht, mich anzufassen!“ Er schrie hysterisch, als er fühlte, wie die Hand des Mannes sein Oberschenkel rieb. Das konnte alles nicht wahr sein. Auf keinen verdammten Fall. „Oh, es gibt so viel mehr, dass ich weiss als deinen Namen, Malik.“ Malik keuchte heftig, als er fühlte, wie der Mann sich über seine Schulter lehnte um ihm ins Ohr zu wispern. Das war verrückt. Es war schrecklich krank. Es musste ein Albtraum sein. Oh Gott, lass es ein Albtraum sein! „I-Ich weiss nicht, was du willst, zur Hölle, ich weiss nicht einmal, wer du bist. Aber b-bitte, lass mich einfach gehen. Bitte, ich bitte Sie mit meinem eigenen Leben, mir die Augenbinde abzunehmen und mich freizulassen. Ich werde alles tun, alles, wenn Sie mich gehen lassen. Ich tue alles! Aber...! Oh Gott, bitte!“ „Tut mir Leid, kleiner Malik, aber das wird nicht passieren. Ich habe so vieles durchgemacht um dich hierher zu bekommen und ich werde dich nicht einfach so gehen lassen. Aber ich kann eine Sache für dich tun.“ Es war auf keinen Fall erlösend, dass ihn der Mann fest umarmte und keinen Vorbehalt fühlte, sanft die Seite seines Gesichts zu streicheln, als Malik verzweifelt um Mitleid zu schluchzen begann. Verwechselte der Mann ihn mit einem Mädchen? Dieser Gedanke allein machte ihn wütend. Dann, als der Druck sich entfernte und er fühlte, wie seine Augenbinde fiel, drückte er seine Augen immer noch zu, zu verängstigt um sie zu öffnen und anzublicken, was ihn erwartete. „Komm schon, öffne deine Augen. Ich hatte den Anstand, dir deinen Wunsch zu erfüllen; jetzt musst du auch nehmen, was ich dir gegeben habe.“ Beinahe schüchtern öffnete er seine Augen, blinzelte und drehte seinen Kopf zur Seite, als endlich das Licht sein Sichtfeld erreichte. Einige weitere Male blinzelte er und ihm wurde das Höllenloch enthüllt, in das er gezwungen worden war. Die Wände waren dunkel, eine schäbige, braune Farbe, verschmutzt mit gott-wusste-was, keine Dekoration und jenseits von sauber. Der Rest des Raumes war kaum eine Veränderung, nur ein paar Möbel standen hier und da im Raum. Eine Lampe stand auf dem Boden, ihr Schein, der den Raum mit einem hässlichen Gelb erleuchtete, klar wahrnehmbar. Da nirgends ein Fenster zu sehen war, gab es keinen Weg, zu sagen, welche Zeit es war. Wo... War das? Dann gab es nur noch etwas, das zu sehen übrig war, und das Eine, das er Angst hatte zu sehen. Und dann, als ob er ihn ermutigen wollte, rieb der Mann die Seite seines Gesichts, drehte es leicht zur Wand. Er nahm einen tiefen Atemzug, schluckte die Luft wie pure Lebenskraft und drehte den Kopf das restliche Stück um seinen Entführer anzusehen. Er keuchte überrascht, als er dem Mann ins Gesicht blickte. Denn wenn er ehrlich war, sah der Mann beinahe exakt so aus wie er. Abgesehen von unnatürlich abstehendem Haar, war der einzige Unterschied, den er nennen konnte, ihr Altersunterschied und die Art, wie es seinen Augen an Leben zu fehlen schien. „D-Du... Zur Hölle.“ Indem er die Luft gehen liess, die er zurückbehalten hatte, atmete er scharf aus und begann zu lachen. Es gab absolut nichts Lustiges an dieser Situation aber seine Nerven brodelten und äusserten sich in nicht mehr aufhörendem Lachen. Das war so verdammt... Durcheinander. „Verdammte Hölle, was? Versucht du... Dich über mich lustig zu machen?“ Der Mann runzelte die Stirn und blickte ihn intensiv an. Sein Blick entnervte ihn. „Ich mache mich nicht über dich lustig, Malik.“ „Also sagst du mir, und ich sage das gerade heraus, dass die Person, die mich entführt hat, genau gleich aussieht wie ich?“ „Ich kann nichts für mein Aussehen, Junge, aber ich kann dir sagen, dass du niemals so mit mir reden sollst, wie du es jetzt tust.“ Malik starrte den Anderen stechend an, dessen Worte so sanft waren, doch das Gegenteil ausdrückten. Es war wirklich beängstigend, wie ähnlich sie sich sahen, und es war seltsam genug, dass ihn die Ähnlichkeit ihres Aussehens einen Moment lang tröstete. Aber dieser Mann war nicht einmal in der Nähe von ihm ähnlich und er war genauso entsetzt wie zuvor, wenn nicht sogar noch näher an seinen Grenzen. Vielleicht war das wirklich nur ein Traum. Ein sehr lebensechter Traum, in dem er sich heiser schreien konnte und niemand kommen würde, um ihn zu retten, abgesehen von der Person, die das Chaos verursachte. Was für eine lachhafte Idee das war. Er schrak zusammen, als er das Knallen einer Türe hörte, denn er hatte niemand anderen erwartet zu sein, wo... Wo auch immer er war. Wieder körte man ein Krachen und sein Entführer knurrte und griff fest nach seinem Arm, wobei Malik eine Grimasse zog. „Was?“ Seine Stimme klang sehr verärgert davon, unterbrochen zu werden. Malik war froh, dass seine Aufmerksamkeit endlich von ihm weggelenkt wurde. „Mariku, wir müssen gehen. Ich weiss nicht, wie lange du geplant hast, hier zu bleiben, aber wir müssen jetzt gehen.“ Die andere Stimme klang ungeduldig und mürrisch und Malik bemerkte die Spur eines Akzents, konnte ihn aber nicht einordnen. „Gut.“ Das Wort war geknurrt und die andere Person ging, die Schritte verschwanden in einer Halle auf der anderen Seite der verschlossenen Tür. (Oder zumindest nahm er an, dass sie verschlossen war.) „Tut mir leid, Malik, aber wir werden Gelegenheit zu reden bekommen, wenn wir mehr Zeit haben. Aber für jetzt musst du leider wieder schlafen.“ Ein seltsames Lächeln von der Seite des anderen und er richtete sich langsam vom Bett auf. Malik war froh, dass er nicht länger so nahe bei ihm sass. Doch die Erleichterung war kurzlebig, denn er sah, wie der andere durch den Raum zu einem Tisch ging, von dem er eine Spritze gefüllt mit einer ihm unbekannten Flüssigkeit nahm, die Spitze der Nadel funkelnd im fahlen Licht. Wie er sie nicht hatte bemerken können würde er niemals wissen, aber die Angst begann wieder, sich in seinen Bauch zu fressen und Malik starrte den Mann mit geweiteten Augen an, als er zu ihm zurückkehrte und nach seinen gefesselten Armen griff. Paralysiert durch die Angst sah er stumm zu, als die Nadel an seinen linken Oberarm angesetzt wurde und erst, als sie sich nach unten bewegen wollte um ihr Ziel zu erreichen bewegte er sich, riss er seine Arme weg und rutschte so weit weg wie möglich in den Ecken des Kopfendes des Bettes. Sein Entführer runzelte die Stirn. Er hatte dieses plötzliche Missverhalten nicht erwartet. Malik blickte nur entsetzt die Nadel an. Er hatte noch nicht richtig realisiert, dass der Mann ihn unter Drogen setzen würde, dass er keine Chance hatte. „B-Bleib weg von mir. Bleib weg von mir damit und bleib weg von mir so lange ich lebe!“, knurrte Malik, wobei er seine Zähne zeigte und seine Arme fest an seine Brust drückte, um ihre Unterseiten vor dem Mann zu verbergen. „Malik“, schnurrte er, ihn mit dunkelvioletten Augen beobachtend, als er ein Knie auf das Bett legte, wobei Malik erstarrte und sich so weit zurückzog wie möglich, nur, um mit dem Rücken gegen die Wand zu stossen. „Malik, das ist der einzige Weg.“ „Dann gibt es keinen Weg! Ich werde dich mich nicht unter Drogen setzen lassen, du Psycho!“ Mit geweiteten Augen konnte er nichts tun ausser beoabchten, wie er sich näher zu ihm bewegte und erst stoppte, als er bei ihm war. „Ich verspreche dir, es wird alles gut werden.“ Und dann ging alles so schnell, dass es keinen Weg gegeben hätte, es aufzuhalten, auch wenn seine Hände nicht gefesselt gewesen wären. Er fühlte, wie er nach Atem rang, als der Mann beide Hände um seine Kehle legte und seine Luftzufuhr abschnitt. Er keuchte, versuchte verzweifelt, den gebräunten Arm zu zerkratzen, doch er schlug nur nutzlos wild um sich. Hysterisch zappelte er, versuchte, den Mann irgendwie zu treten, damit er ihn losliess. Er begann, sich benommen zu f¨ühlen. Und dann hörte er auf, seine Hände waren fort. Nach Atem Luft ringend krümmte er sich, schluckte hastig Luft und legte seine Hände um seinen Hals, um seinen Nacken zu massieren. Von da an wusste er, dass der Tod gar nicht so weit weg war und dass die Drohungen, die sein Entführer machte nicht leer waren. Und da er das nun wusste, begann er aus Niederlage und Einsamkeit leise zu schluchzen. Er könnte hier wirklich sterben... Er wehrte sich nicht, als er fühlte, wie der Andere sanft seinen Arm nahm und weinte immer noch, als die Nadel in seinen Arm stach, sein Blut mit der fremden Flüssigkeit füllte. Beinahe sofort begann die Droge zu wirken, machte seine Sicht verschwommen und undefiniert. Das Letzte, das er mit einheitlichem Verstand erfasste, war, wie der Andere ihn nahe an sich zog und seine Lippen neben sein Ohr brachte, wispernd, was auch immer ein Psycho zu sagen hatte, bevor er sich zurückzog und er liegen blieb, zur Seite zusammengesackt, sein Geist der Realität entgleitend. Alles andere war verloren, das einzige, das er noch aufnahm, war der Name des Anderen. Mariku. Kapitel 3: ----------- Malik dachte von sich selber nicht als eine starke Person. Physisch vielleicht, aber emotional fühlte er sich schwach und er musste seine ganze Willenskraft aufwenden, um nicht zu weinen, als er das zweite mal erwachte, diesmal in einem seltsamen und kargen Raum. Aber anders als der vorherige war er hell, denn ein Fenster zu seiner Rechten warf ein Lichtstrahl auf den weichen blauen Teppich, auf dem er sass, immer noch gefesselt. Es war verwirrend, die Tatsache, dass er nicht in einem dreckigen Keller war, ein Messer an seiner Kehle und das war entsetzender als die zweite Vorstellung. Was... Was für ein Spiel spielte sein Entführer mit ihm? Seien Augen reibend sah Malik sich in dem weiss getünchten Raum achtsam um. Er wusste nicht, ob der Mann mit ihm im Raum war wie zuvor. Eine gründliche Suche sagte ihm, dass er das nicht war, und er bewegte sich ein wenig, einen Fuss unter sich platzierend bevor er aufstand, wackelig auf den Beinen, da er seine Arme nicht zur Verfügung hatte, um sich in‘s Gleichgewicht zu bringen. Er liess einen Atemzug gehen, von dem er nicht gewusst hatte, dass er ihn zurückgehalten hatte und ging langsam zum Fenster. Er atmete scharf ein, als er durch die klaren Fensterscheiben sah. Er war... Komplett umgeben von einem Wald, dessen grüne Bäume sich für Meilen über Meilen erstreckten, bis jenseits seiner Sichtweite, das Einzige, was ihr natürliches Muster unterbrach war ein See zu seiner Linken. Sa er die Spitzen der Bäume sehen konnte, vermutete er, dass das Haus, wo auch immer es auch stand, gross war und er sich ungefähr drei Stockwerke über dem Boden befand. „Oh... Gott.“ Dieser Ort war ihm vollkommen fremd; Malik war noch nie zuvor in einem Wald gewesen. Seine Fluren waren so riesig, erstreckten sich zum Horizont, umschlossen ihn und erweckten in ihm ein Gefühl von Klaustrophobie. Er war... Sehr weit weg von zu Hause und er hatte Angst. Seine Arme hinter seinem Rücken verschnürt lehnte er seinen Körper gegen das Fenster, seine Stirn an das kalte Glas. Er atmete langsam, schloss seine Augen und versuchte, sich zu entspannen, er wollte nicht hysterisch werden wie zuvor. Malik war stark gewesen, als er nach Amerika umgezogen war, in ein komplett neues Land, und er konnte jetzt stark sein. Aber irgendwie war es einfach... Nicht das gleiche. Zuvor hatte er seine Familie gehabt und sie hatten die Tortur gemeinsam durchgestanden. Jetzt hatte er niemanden. Seine Familie war... Weg. Für immer. Ausser sein Entführer würde sein Betteln beherzigen und ihn nach Hause zurückbringen. Malik lachte über die Vorstellung aber es endete mehr in einem keuchenden Schluchzen als irgend etwas anderem. Er drehte den Kopf zur Seite, öffnete seine Augen, atmete auf das Fenster und sah den kleinen Kristallen zu, die sich formten. Es war immer noch kalt. Nach allem war die verdammte Kälte immer noch da. Malik lachte beinahe. Er vermisste Ägypten. „Ich will nach Hause“, wisperte er leise, seine Zähne zusammenbeissend, als seine Schultern etwas zu zittern begannen und unterdrückte das Bedürfnis, zu weinen. Er würde nicht weinen, er würde nicht weinen. Malik wollte nicht mehr schwach sein und er würde nicht weinen! Er schluckte die Gefühle hinunter, beruhigte sich und blieb ruhig und, versuchte aber nicht, die Tränen zu stoppen, die sich gesammelt hatten und nun langsam sein Gesicht hinunter rannen, sein Kinn entlang, bevor sie zu Boden fielen. Malik starrte sie an, doch beachtete sie nicht. Was brachte es schon? Und dann wiederholte er, ein wenig lauter als zuvor: „Ich will nach Hause!“ Seine Stimme zitterte. Das leise ,Klick‘ hinter sich hörte er nicht. „Es tut mir Leid, dass du es hier so geschmacklos findest, Malik. Sag mir, was ich tun kann, um es angenehmer zu machen.“ Malik erstarrte und starrte nur weiter aus dem Fenster, gab dem Anderen nicht die Befriedigung, von ihm angesehen zu werden. Dazu hatte er ohnehin zu grosse Angst. Er hatte nicht gehört, wie die Tür sich geöffnet hatte... „Lass mich gehen und bring dich selber um, anstatt mir mit dem Tod zu drohen.“ Er hätte seinen Mund wirklich nicht geschlossen halten können, wenn er es versucht hätte. Schliesslich war Maliks liebste Art, seine Angst zu verbergen, beissender Sarkasmus und seine Situation änderte das auch nicht. Er würde sowieso sterben... Oder? „Malik, äussere nicht so leicht Todeswünsche. Ich habe dir nicht weh getan und ich plane nicht, es zu tun.“ „So? Und wie nennst du es, mich unter Drogen zu setzen, mich zu fesseln und mich dahin zu bringen, wo verdammt noch mal ich bin? Ein freundlicher Gefallen?“ Jetzt verfiel er in Panik, er wusste es und schloss seine Augen und drehte sich um, um seinem Entführer entgegenzutreten und öffnete dann die Augen, um den Anderen böse anzustarren. Er war immer noch entnervt durch sein plötzliches Erscheinen. Der Mann namens Mariku starrte zurück und er spannte sich an und presste den Rücken so stark gegen die Wand, wie er konnte. Er hatte unglaubliche Angst vor ihm und Malik wollte so weit von ihm weg sein, wie es physisch möglich war. Je länger er ihn anstarrte, desto unbehaglicher fühlte er sich. Malik fühlte sich nackt unter dem Blick des Anderen, bewegte sich, versuchte, so viel von seine Körper vor ihm zu verbergen wie möglich. Es kam unerwartet, als sein Entführer sich bewegte. Er verengte seine Augen. Was hatte der Andere vor? Er bewegte sich in seine Richtung und Malik trat von ihm weg, sein Herz rasend. Mit jedem Schritt, den Mariku in seine Richtung nahm, nahm er doppelte so viele zurück, stellte sicher, dass kein Abstand zwischen ihnen verloren ging. Er war überrascht, als er stoppte, da sein Ziel anscheinend nicht er sondern das Bett war und er sich auf dessen Rand setzte, wobei die Matratze leise quietschte. Malik versteckte sich in einem Ecken. Er traute ihm nicht. „Wieso kommst du nicht hierher, Malik? Ich werde dir nicht weh tun, ich verspreche es.“ Marikus Augen waren bloss Löcher in seinem Kopf. Er weigerte sich, schüttelte entschlossen den Kopf. „Nein.“ Die Antwort war klar genug. Mariku runzelte die Stirn. „Ich will nur reden.“ „Dann rede, du Trottel! Ich muss nicht irgendwo in deiner Nähe sein um dich zu hören, so verdammt laut, wie deine Stimme ist!“ Er hatte Angst, er hatte Angst, er hatte Angst, er hatte Angst. Was wollte er von ihm? Er sah verletzt aus von seinen harschen Worten und furchte die Augenbrauen, als er seufzte. Hatte er wirklich gedacht, dass er einfach kommen würde? ,Verrückt‘, erinnerte er sich, ,Er ist verrückt.‘ „Sag nicht solche Dinge, Malik. Ich will bloss mit dir sprechen.“ „Gut.“ Das war schlicht genug, vermutete er. Gefangen im selben Raum wie er, würde es nicht weh tun, zu... Reden. Es war nicht, als könnte er irgend etwas Anderes tun. Mariku sah fröhlich aus ob seiner Antwort, lächelte leicht. Malik vertraute diesem Lächeln nicht. Als der Andere nichts sagte, ärgerte Malik sich etwas. Er wollte reden, wieso also sagte er nichts? Was wollte er? Wollte er, dass er begann? „Du wolltest reden, gut. Also rede und hör auf, mich anzustarren, als wäre ich ein Stück saftiges Fleisch.“ „Nein Malik, ich will, dass du mit mir sprichst. Ich will nicht mich selber hören, nur dich. Sag irgend etwas, frage etwas und ich werde dir die Antwort geben. Rede mit mir.“ Malik war misstrauisch. Würde er so einfach Informationen bekommen? Da musste irgendwo ein Haken sein. Aber... Es schien nicht, als gäbe es einen. Und wenn ihm die Chance gegeben wurde, würde er sie nutzen. Obwohl er Angst davor hatte, die genauen Absichten des Anderen zu erfahren. Er schluckte, bevor er sprach. „Wo sind wir?“ „Minnesota.“ „Wo in Minnesota?“ „Das kann ich dir nicht sagen.“ Malik knurrte, wütend darüber, dass er angelogen worden war. Mariku hatte gesagt, dass er ihm alles sagen würde und nun verweigerte er ihm die Information, die er verdiente? „Wieso?“ „Weil du das nicht wissen musst.“ „Du hast gesagt, du würdest mir alles sagen! Du hast mich angelogen!“ „Nein, aber es gibt Dinge, du du einfach nicht wissen darfst, lieber Malik.“ Er betonte das Wort vor seinem Namen drohend. „Gut. Was ist dein Name?“ „Mariku.“ „Mariku... Was?“ „Das kann ich dir nicht sagen.“ Er fuhr sich etwas übertrieben grob durch sein Haar. „ Okay, wie bin ich hierher gekommen? Ich weiss, durch dich, aber... Wie?“ „Ich habe dich unter Drogen gesetzt und per Flugzeug hierher gebracht, sehr viel schneller als es mit dem Auto möglich gewesen wäre. Einige Male wärest du beinahe aufgewacht, aber ich habe dir wieder eine Spritze gegeben.“ „...Wieso... Ich meine, w-wie hast du mich in das Flugzeug gekriegt, jemand hätte doch gesehen...“ Malik trauerte über all die Leute, die ihn bewusstlos gesehen haben mussten aber nicht gehandelt und die Polizei gerufen hatten. Wie viele Male sieht man schon einen bewusstlosen Jungen am Flughafen, seine Augen verbunden und seine Arme hinter seinem Rücken gefesselt? Die Leute waren so dumm... Oder vielleicht kümmerte es sie auch einfach nicht. Der ägyptische Junge, der entführt und von seiner Familie weg gebracht wurde, kümmerte sie nicht. Schliesslich war er anders, wieso sollte es sie kümmern, wenn er durch die Hände eines Fremden sterben würde? Er war nicht einer von ihnen. Malik biss die Zähne zusammen, wusste, dass es stimmte. Es widerte ihn an. „Niemand hat uns gesehen, ich habe ein Privatflugzeug gemietet.“ Was genau hatte er alles getan, nur um ihn zu entführen...? „Und nicht einmal den Piloten kümmerte es, dass du mich entführt hast? Fuck, was stimmt nur nicht mit dieser Welt!“, wimmerte er zu sich selber, zu Mariku, und zu niemand Bestimmtem. Das war so verrückt... „Ich habe ihn dafür bezahlt, die Geheimhaltung zu wahren. Ich bin nicht dumm, Malik und ich lasse nicht eine einzelne Person meine Chance auf Glück ruinieren.“ Malik ignorierte, was Mariku vielleicht mit seiner ,Chance auf Glück‘ gemeint haben könnte und fuhr mit seinen Fragen fort, sprach so schnell, dass er innehalten musste um Luft zu holen. „Also bist du reich?“ „Ja.“ „Wie hast du dein Vermögen bekommen?“ „Durch eine Erbschaft.“ „Besitzt du ein Unternehmen?“ „Nein.“ „Arbeitest du?“ „Manchmal, aber jetzt wird es nicht mehr so oft sein.“ „Wieso?“ „Das kann ich dir nicht sagen.“ „...Ist das dein Haus?“ „Eines von ihnen.“ „Wo ist die nächste Stadt?“ „Das kann ich dir nicht sagen.“ Vielleicht gingen seine Ideen, was er fragen könnte, zu Ende, auch wenn er eine Million Fragen hatte. Das Einzige, was übrig war die Frage, vor der er Angst hatte, da er nicht wusste, ob er die Antwort wissen wollte oder nicht. Warum... War er entführt worden? „Warum...“ Nervös verstumme er wieder. „Ja?“ Mariku lehnte sich vor, beobachtete ihn. „Warum...“ Er konnte nicht, er konnte einfach nicht... „Warum hast du mich entführt?“ Mariku lächelte nur. Kapitel 4: ----------- Mariku war gut aufgewachsen. Als Kind hatte er alles gehabt, was er sich gewünscht hatte. Seine Familie war reich durch eine Erbschaft, denn einer seiner Urururururgrossväter (er verlor oft den Faden, wie viele „Ur“s es waren) hatte ein solch unglaubliches Vermögen zurückgelassen, dass seine Familie immer noch von den Vorteilen profitiert hatte. Und natürlich hatte er auch eigenes Geld verdient. Auf eine sehr zwielichtige und unmoralische Art. Aber kein Geldbetrag hätte ihn davor bewahrt, gehänselt zu werden. In seiner Schule und seiner Stadt waren der Grossteil der Leute Weisse und seine ägyptische Rasse entfremdete ihn von den Anderen. Während der Grund- und Mittelschule war er immer wegen seiner dunkle Haut und noch mehr wegen seinem blonden Haar gehänselt worden, nicht, dass es von anderem blonden Haar unterscheiden würde, sein weil es unnatürlich für ihn als Ägypter war, blondes Haar zu haben. Zu Ende seines achten Schuljahres hatte Mariku begonnen, alles an seiner Familiengeschichte und Kultur zu hassen und sich zu wünschen, ein neues Leben zu führen. Zu Beginn der Hochschule hatte er begonnen, sich mit einem ausländischen Studenten namens Bakura anzufreunden, der seinen Anteil am Drogengeschäft hatte und bereits ganz oben auf der Verbrecherliste stand. Er hatte sich von ihm angezogen gefühlt, einem Ausländer, anders als alle anderen, genau wie er selbst. Seine Haut war sehr hell, genauso wie sein Haar; ein Blond, so hell, dass es oft mit Weiss verwechselt wurde. Und deswegen war auch er gehänselt worden. Aber nicht für lange; die bei Weitem älteren Mobber waren am nächsten Tag voller blauer Flecken und Blut in der Garderobe der Turnhalle der Schule gefunden worden. Bakura war intelligent und seine Noten zeigten es, aber oftmals verändern die Leute, denen man sich verbunden fühlt, mehr als die eigene Identität und auf ihn traf das gut zu. So intelligent Bakura auch war, es half ihm nicht, die Gang zu verlassen, in die er Mariku mit hineingezogen hatte, schliesslich war er in den Slums seiner Heimatstadt aufgewachsen; genau die Orte, vor denen Marikus Eltern ihn gewarnt hatten. Und es war das, das ihn an Bakura so faszinierte. Er rebellierte gegen seine Lebensweise, wollte mehr als ein verhätscheltes Leben gefüllt mir Etikette - Er wollte die Spannung des Lebens fühlen und das Adrenalin, das Bakura und seine Freunde lieferten. Seine Noten begannen zu fallen, als er mehr und mehr in den Bann des Briten und seiner Freunde geriet. Aus seiner neuen Gang schöpfte er sehr viel mehr Vergnügen als aus jedem Mass an korrektem Benehmen, wie seine Eltern es erwarteten. Aber als er eines Tages nach Hause kam, sah er die bekannte blau-weisse Seite eines Polizeiwagens vor seinem Zuhause und dieses Mal sass er nicht selber darin. Eine Polizistin hatte ihn zu einem stillen Teil des Gartens gebracht und als er angefangen hatte, laut zu werden um zu erfahren, was passiert war, hatte sie ihm ruhig erzählt, dass seine Eltern ermordet worden waren und der Mörder noch nicht gestellt werden konnte. Damit hatte er alles Geld seiner Familie geerbt. Er hatte von vorne herein nie eine grosse Familie gehabt. Auch wenn Mariku sich nie auf irgendeine Art seinen Eltern nahe gefühlt hatte, trauerte er dennoch über ihre Verlust. Und Trost fand er bei der Person, von der er es am wenigsten erwartet hatte; bei Bakura. Mariku hatte gedacht, dass er ihn für sein schwaches Benehmen schelten, sich vielleicht sogar angewidert von ihm abwenden würde, aber er war gleichzeitig geschockt und erleichtert als er ihn in dieser Nacht in sein kleines Appartement liess, klatschnass vom Regen, der nach dem Tod seiner Eltern zu fallen begonnen hatte. Er setzte sich auf eine zerfallene Couch und Bakura beobachtete, wie seine Schultern bebten, bevor er sich still neben ihn setzte. Sanft tätschelte er sein Bein und sagte ihm, dass alles gut werden würde, dass auch er seine Eltern verloren hatte (der Grund, dass er nach Amerika gegangen war, war, dass er hätte mit einem Cousin leben sollen, was er abgelehnt und sich ein eigenes Appartement gekauft hatte) und dass sie nun zusammenhalten mussten. Mariku lachte nur rau und sank in sich zusammen. Dann schlief er ein. Da er nach der Hochschule keinen Sinn mehr in Ausbildung sah, bot Mariku Bakura an, ihm alles zu vergüten, indem er ihm anbot, mit ihm zu wohnen, nachdem er ein grosses Haus am Stadtrand gekauft hatte. Bakura lehnte ab, sagte, dass er dass Leben mit der Gang zu sehr liebte. Und so lebte Mariku für drei Jahre allein, fand einen Job um sich zu beschäftigen, nicht für das Geld, nur aus Langeweile. Dies waren die längsten drei Jahre seines Lebens. Es war nicht wirklich ein schlechtes Leben aber es war langweilig und es fehlte ihm an der Spannung, die er zuvor mit Bakura und seiner Gang gehabt hatte. Und auch, weil er beinahe verzweifelt einsam war. Seinem Leben fehlte alles in Allem etwas. Erst, als er als Kassierer in einer Tankstelle arbeitete, fühlte er wieder den Rausch des Adrenalins. Um zwei Uhr morgens in einer Samstagnacht wurde er von einer der vielen Gangs überfallen, die die Stadt durchstreiften, eine Pistole wurde auf seine Brust gerichtet und der Befehl wurde ihm zugebellt, er sollte jeden Cent übergeben, den die Kasse enthielt (Ssie wären enttäuscht gewesen, zu erfahren, dass dies die ,Zwielichtstunde‘ war und dass da kaum etwas war, dass man hätte übergeben können). Er weigerte sich, ganz genau wissend, dass er sterben könnte, doch es kümmerte ihn nicht im Geringsten. Wenn es das war, was es brauchte um sich wieder lebendig zu fühlen, war es ihm egal, was er zu opfern haben musste. Er war überrascht, als der Mann seine Kapuze wegriss und langes weisses Haar über seine Schultern fiel. Bakura starrte ihn für eine Weile an, die Pistole immer noch an seiner Brust, bevor er wieder sprach. „Komm mit mir, Mariku, oder ich schwöre bei den Göttern, dass ich dich erschiessen werde. Aber bevor das passiert“, grinste Bakura, „gib mir den Rest des Geldes.“ Mariku grinste zurück, öffnete die Kasse und legte den Inhalt auf den Ladentisch. Während er sich über das Geld beugte, lächelte er süsslich und machte eine spöttische Geste. „So, hier kommt also mein Ritter in blutiger Rüstung um mich zu retten. Sag mir, wirst du mich dazu bringen, mich Hals über Kopf in dich zu verlieben?“ Bakura beobachtete ihn noch einmal, braune Augen verengt als er sich selber etwas nach vorne lehnte um ihn zu küssen, bevor er sich das Geld griff. „Solange du Beine zum Laufen hast, werde ich mich niemals wieder dazu herunterlassen, dir zu helfen. Du kommst mit mir mit und das ist ein Befehl.“ Er lachte, kam hinter dem Ladentisch hervor und nahm die Kapuze aus Bakuras Hand und spielte ein wenig damit, bevor er sie ihm wieder zurückwarf. Bakura fing sie und funkelte ihn an. Für ihn war es eine einladende Geste und eine, die er für eine sehr lange Zeit vermisst hatte. Sie wussten, dass der Laden von Kameras überwacht wurde, und verliessen ihn deshalb schnell, nachdem er seine Uniform ausgezogen und die Kameras ausgeschaltet hatte. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis die Polizei hier auftauchen würde. Nach seiner Wiedervereinigung mit Bakura bot er ihm noch einmal an, in seinem Haus zu leben und dieses Mal nahm er das Angebot an. Ihre Beziehung war schon immer flüchtig gewesen und Mariku war überrascht, dass er ihn immer noch anziehend fand, denn er hatte nicht erwartet, dass er lange währendes Interesse in ihn haben könnte, einem Mann. Aber nach ihrem Wiedersehen wurde er ihm gegenüber wärmer (wenn man es so erklären konnte) und sagte ihm, wie einsam er gewesen war ohne ihn. Aber auch mit der unorthodoxen Liebe, die Bakura ihm entgegenbrachte, war Mariku immer noch einsam. Bakura war oft weg, tat Gott-wusste-was und obwohl Mariku der Gang wieder beitrat, war er nicht einmal annähernd ein so aktives Mitglied wie Bakura und war die meiste Zeit alleine. Dann, als er eines Tages nach der Arbeit (der Manager der Tankstelle hatte es unterlassen, ihn anzuzeigen nachdem er ihn mit 15000 Dollar bestochen hatte, über den Diebstahl zu schweigen) ein Kaffee besuchte, sah er von dem Kaffee auf, den er beim Fenster schlürfte und traf den Blick eines dunklen Jungen, der den Bürgersteig entlang lief. Der Junge war schön, goldenes Haar akzentuiert durch seine dunkle Haut, kleine Tattoos identisch zu seinen unter seinen violetten Augen und ein zierlicher Körper der beinahe feminin aussehen musste, würde er nicht von der Jungenuniform der Schule der Stadt verborgen. Aber das einzigartigste an ihm war seine Haut, anormal dunkel, doch nicht von der Sonne, das sah er. Er war ein Ägypter, genau wie er. Ihr Blickkontakt hielt für ungefähr eine Sekunde, bis der Junge ihn abbrach, als er wegsah und weiter die Strasse entlang lief. Doch dieser kurze Moment war alles, was es brauchte, um Mariku zu verzücken, diese Augen wieder auf sich gerichtet haben zu wollen. Er stand plötzlich auf, liess seinen Kaffee zurück und rannte nach draussen, versuchte, den Jungen wieder zu finden, sah sich verzweifelt um, bis er ihn am Ende der Strasse einen Buchladen betreten sah. Mariku sah ihm still zu, während er hinter einem Bücherregal stand und ihn beobachtete, als er ein Buch aufhob, den Staub vom Deckel wischte und durch die Seiten blätterte. Der Junge seufzte und legte es wieder weg, bevor er ein anderes nahm. Er sah dem Teenager zu, als er das Gleiche immer wieder tat und ihm kamen es vor wie dutzende von Malen, bevor er lächelte, zwei vom Stapel nahm, den er gemacht hatte und sie umdrehte, um nach den Preisen zu sehen, scheinbar nachdenkend. Doch dann wurde sein Gesicht traurig und er runzelte die Stirn, zuckte ein wenig zusammen und legte sie wieder auf den Ausverkaufstisch. In einer anderen Situation hätte Mariku darüber gelacht, dass jemand so arm war, dass er sich kaum ein Buch vom Ausverkaufstisch leisten konnte, aber als er den traurigen Blick des schönen Jungen sah, fühlte er nur Mitleid. Als der Junge wieder seufzte und den Laden verlies, folgte er ihm schnell, aber nicht so nahe, dass der Andere fühlen würde, dass er verfolgt wurde und beobachtete ihn, als er das selbe Parkhaus betrat, das er oft benutzte. Er eilte zu seinem Auto, denn er wusste, dass der Junge das Parkhaus wohl gleich verlassen würde, und er wollte ihn nicht so leicht aufgeben. Als er hinter dem Steuerrad sass, legte er seinen Kopf auf seine Arme und beobachtete, wie er zu einem Motorrad ging, einen Schlüsselbund aus seiner Tasche nahm und es aufschloss, einen Helm aufnahm und ihn aufsetzte. Mariku grinste ein wenig als der Junge sein Bein über das Fahrzeug schwang, was ihm einen schönen Ausblick auf seinen Hintern gestattete, bevor er das Motorrad startete und das Gaspedal drückte. Mariku startete sein Auto und folgte ihm. Kurz fragte er sich, ob Bakura wütend auf ihn sein würde, weil er so spät nach Hause kam und wie er reagieren würde, wenn Mariku ihm erzählen würde, dass er dem Jungen den ganzen Weg zu dessen Haus gefolgt war. Er dachte eine Weile darüber nach, während er das Steuerrad seines Sportwagens drehte, das Motorrad vor ihm beobachtete, Strasse für Strasse abbog. Erst als die Nachbarschaft immer schlechter wurde begann er, sich Sorgen zu machen. Was würde sein Junge hier machen? Und dann wurde der Junge langsamer, sass ab und schloss sorgfältig sein Motorrad ab, bevor er ein altes, dreckig aussehendes Appartement betrag. Mariku beobachtete, wie er die Tür öffnete, sich Licht über ihn ergoss und seinen Körper einrahmte, doch seine Silhouette wurde aus seinem Sichtfeld geschnitten als der Ägypter die Tür schloss. Mariku wollte mehr. Und so begann sein Spiel. Er folgte dem Jungen jeden Tag nach Hause und zur Schule, stellte sicher, ausserhalb seines Blickes zu bleiben aber jede seiner Bewegungen sehen zu können. Bakura lachte ihn aus, es schien ihn nicht zu kümmern, dass er jemand Anderen als ihn so intensiv anblickte, bemerkte nur, dass er wohl auf ihn abfärben müsse. Mariku zuckte nur mit den Schultern. Es gab eine Menge Dinge, die er über den Jungen erfuhr, das erste war sein Name gewesen, den er von einem Aufgabenblatt hatte, das er weggeworfen hatte, als er seine Büchertasche ausgeräumt hatte; Malik Ishtar. Der Name war schön und er freute sich über das gewohnte Ägyptisch. Malik war 16, besuchte die Saint Matthew Hochschule und hatte eine ältere Schwester und entweder einen Stiefbruder oder einen Adoptivbruder (Mariku wusste es nicht genau), beide waren Ägypter. Seine Schwester arbeitete in einem Museum und sein Bruder war ein Mechaniker; keiner von beiden hatte ein Einkommen, das Malik gebührte. Und es war dazu gekommen, dass er von Malik als ,sein‘ dachte. Offensichtlich hatte der Junge ein hartes Leben und lebte nah an der Armut. Alles, was er sich wünschte, war, Malik aus seiner Hölle zu retten, ihn zu trösten und für ihn zu sorgen, dass er alles hatte, was ihm jetzt fehlte. Und er wenig bis nichts besass, fand er es berechtigt, dass er ihn als sein Eigentum bezeichnete. Mariku war besessen. An manchen Tagen parkierte er sein Auto einen Block oder zwei von Maliks Appartement weg, um ihn zu beobachten, anstatt nach Hause zurückzukehren. Dies tat er, indem er auf einen Baum kletterte, der beinahe zu bequem neben Maliks Fenster stand, wobei er die Äste als Tritte benutzte und herausfand, wie er sich verstecken konnte, wenn er ihn beobachtete. Malik war fleissig, lernte, wollte eines Tages aus der Stadt heraus kommen, die Uni besuchen und einen guten Job bekommen um seine Familie zu unterstützen, damit sie sich niemals mehr darüber Sorgen machen mussten, wie sie die Rechnungen bezahlen sollten. Und es schien, als ob Mariku alles hatte, das Malik fehlte. Aber im gleichen Sinne hatte er alles, das Mariku sich wünschte; eine Familie, die in ungeachtet der Umstände liebte. Die eine Nacht war schlimm für seinen Malik. Mariku konnte hören, wie er seine Schwester anschrie als er mit ihr über Arbeit stritt. Sie wollte nicht, dass er arbeitete, wollte, dass er sich ganz auf die Schule konzentrierte, doch das war nicht, was Malik wollte und er konterte damit, dass er, weil er wenig Freunde hatte, ein paar Stunden übrig hatte um ein wenig zusätzliches Geld einzubringen. Das Argument verlor jedoch und Mariku hörte, wie Malik die Treppe hinauf stampfe, seine Türe mit einem Knall zuschlug, sich auf sein Bett fallen liess und in sein Kissen schimpfte. Nach dem er sich ein wenig beruhigt hatte, drehte er sich auf den Rücken und starrte eine Weile an die Decke, bevor er zur Türe blickte und dann aufsass, um aufzustehen und sie abzuschliessen. Mariku beobachtete neugierig, wie er sich zurück auf sein Bett fallen liess, die Augen schloss und sein Gesicht in den Händen versteckte, bevor er sie zurück auf seinen Bauch fallen liess und sein Shirt anhob, um kleine Kreise auf seine Hand zu zeichnen. Marikus Atem stoppte einen Augenblick, als er sein Shirt auszog, seine Augen schloss und seine Hände ungehemmter bewegte. Still beobachtete er, wie sich sich nach oben bewegten und sanft seine Nippel berührten. Maliks Seufzen wurde zu einem Stöhnen, als er sie drehte, was beinahe schmerzhaft aussah. Dann hielt er inne, keuchte leicht, legte eine Hand auf seinen schwarzen Gürtel, öffnete ihn und warf ihn dann weg. Mariku erstarrte, starrte ihn an, wagte es nicht, sich auch nur einen Zoll zu bewegen, doch das wollte er sowieso nicht. Wie weit würde Malik gehen? Er hoffte auf das Beste und fragte sich, wie lange er selber still bleiben konnte, so hart wie er schon dadurch wurde zu beobachten, wie Malik seine Anspannung verlor. Hoffentlich würde er für die Stunden, in denen er den Jungen beobachtet hatte, belohnt werden. Und dann wurden seine Erwartungen erfüllt. Malik zog sich mit der gebräunten Hand langsam seine Unterhose aus und warf sie quer durch den Raum zu seinem Gürtel, sein Körper nun komplett nackt. Mariku würde es mit Sicherheit nicht schaffen, während dieser Vorstellung still zu bleiben und zog sogar in Erwägung zu gehen und Malik seine Privatsphäre zu lassen, auch wenn er nicht wusste, dass sie gerade verloren war. Aber der Anblick, endlich alles von seinem Malik vor sich zu haben, war zu verlockend, um aufzugeben. Er blieb, auf dem Baum hockend und versteckt in seinen Schatten und beobachtete, wie Malik sich befriedigte. Malik war wirklich schön... Malik seufzte zum dritten Mal diese Nacht, als er sanft seine Erektion berührte und die andere Hand auf seinen Mund legte, um das Stöhnen zu dämpfen, das über seine Lippen kam, bevor er mutiger wurde. Er schloss die Augen und neckte sanft die Spitze, bevor er seine Hand die ganze Länge hinunter bewegte und am Schaft inne hielt, bevor er es wiederholte. Die andere Hand nahm er nun von seinem Mund, da er erwartete, dass es ihm möglich war, still zu sein. Seine nun befreite Hand spielte sanft mit seinen Brustwarzen und seine andere intensivierte ihre Bewegungen, seine Hüfte zitterte leicht. Er fuhr für einige Minuten damit fort, bevor er sich so verzweifelt nach Reibung zu sehnen schien, dass er das Interesse an seinem Oberkörper verlor und seine Hand zwischen seine Beine sinken liess. Er schloss sie der anderen an und wurde schneller. Er zischte, die Augenbrauen gerunzelt. Aber es war nicht genug. Er stöhnte so leise, dass Mariku sich anstrengen musste, es zu hören. Dann verliess seine rechte Hand die Andere liess sich etwas weiter zwischen seine Oberschenkel sinken. Er triezte seine Öffnung mit einem Finger und führte ihn langsam ein. Sein Ausdruck wurde schmerzverzerrt, als er einen zweiten einführte. So sehr er seine Vorführung auch liebte, Mariku fühlte das Bedürfnis, ihm zu sagen, er solle aufhören. Er wollte Malik nicht in Schmerzen sehen. Aber dieser Schmerz schien kurzlebig und Malik stöhnte ein wenig lauter als zuvor und pumpte seine Erektion schneller, wobei er mit seinen Fingern die Bewegung nachahmte. Als er sich auf die Lippe biss, wusste Mariku, dass Malik seinen Höhepunkt erreichte (zu früh, sehr zu seiner Enttäuschung). Er erhöhte die Geschwindigkeit noch einmal und wand sich ein wenig, bevor er beide Hände von seiner Unterregion entfernte und seine Hand auf seine Brust legte, in einen Spritzer der hellen Flüssigkeit. Dann hob er sie und starrte sie an. Mariku hatte Malik niemals wirklich als Kreatur mit sexuelle Interessen betrachtet, aber war erfreut, dass er falsch gelegen hatte. Nur war das offensichtlich zu früh gedacht gewesen. Er sah, wie Maliks Gesicht plötzlich angewidert wurde, während er seine Hand anstarrt. Dann, als ob er Angst hätte, begann Malik leise zu weinen, seine Augen geweitet, und strich die weisse Substanz verzweifelt von sich. Es schien ihn zu entsetzen, dass er sich selbstbefriedigt hatte. Aber Mariku konnte nur zusehen, wie sein schöner Junge leise weinte, sein Gesicht in seinen Händen versteckte und sich vor und zurück wiegte. Oh, was würde er geben, wenn er ihn berühren und in den Arm nehmen könnte... Schliesslich beruhigte sich Malik. Er wischte sich über sein Gesicht, bevor er aufstand, um das Licht auszumachen. Mariku war immer noch besorgt, als der andere Blonde schlussendlich einschlief, denn er fühlte immer noch das Bedürfnis über ihn zu wachen. Auch wenn der Andere nicht wusste, dass er ihn beobachtete oder nicht einmal, wer er war, Mariku blieb trotzdem. In dieser Situation hatte Mariku angefangen, zu fantasieren: Was, wenn er Malik wirklich sein machen würde? Was, wenn ER zu Maliks Antworten werden würde? Was, wenn er Malik wegholen könnte von all den Beschwerlichkeiten und Problemen, so dass er sich niemals wieder über irgend etwas Sorgen machen müsste? Und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr begann er zu denken, dass es vielleicht, vielleicht nicht nur eine Fantasie sein würde. Es war sehr spät, als Mariku diese Nacht heimkam und er war überrascht zu sehen, dass Bakura in erwartete. Für gewöhnlich war er selber der, der zuerst zu Hause war. Bakura starrte ihn eine Weile an, schein beinahe etwas zu ahnen. Dann liess er seine Aufmerksamkeit zu seinem Schritt sinken und blickte amüsiert wieder auf. Er war immer noch hart. Mariku nahm das indirekte Angebot an, doch er fühlte sich beinahe schuldig dafür. Die ganze Zeit war es Malik, mit dem er schlief, nicht Bakura, und es war Liebe, die er damit ausdrückte, nicht wilde Lust. Wenigstens wusste Bakura immer die Antwort auf seine Probleme. Mariku wusste, dass ihr Lebensstil auch eine Menge Gefahr mit sich brachte. Bakura knallte oft, wenn er nach Hause kam, die Tür hinter sich zu und sagte ihm, dass er alle Fenster schliessen sollte, bevor er nach draussen blickte und danach Ausschau hielt, worüber auch immer er sich sorgte. Ob es die Polizei war oder nicht oder eine andere Gang, es war ihm egal. Er hatte begonnen, jedes Bisschen freier Zeit, das er hatte, in seinen Malik zu verlagern. Er beobachtete ihn eifrig, beinahe, als würde er sein Leben an seiner Seite leben und natürlich begann Bakura, eifersüchtig zu werden. Zuvor hatte er gesagt, dass es ihn nicht kümmerte und dass er den Jungen so lange beobachten konnte, wie er wollte, so lange er ihn nicht anfasste, doch als er beim Sex aus Versehen Maliks Namen anstatt den des Briten stöhnte, bekam er einen Wutanfall. Er verprügelte Mariku in dieser Nacht und er war selber nicht überrascht, dass er sich nicht wehrte (so sehr Bakura es auch hasste, das zuzugeben, Mariku WAR stärker und grösser als er), sondern nur still die Abreibung einsteckte. Bakura hörte schliesslich auf, als er es müde wurde, den Blonden zu misshandeln und starrte auf ihn nieder. Er erwiderte seinen Blick, bewegte sich nicht. Dann begann Bakura zu sprechen. „Es kümmert mich nicht mehr, Mariku. Wenn du diesen Jungen wirklich mehr liebst als mich, dann gut. Aber es wird er sein, dem du weh tun wirst, nicht ich.“ Er hatte keine Zeit, Bakura ,Du bist es, den ich wirklich liebe!‘ zu sagen, verspottete ihn nur, zog seine Kleider an und stapfte aus dem Haus. Er fühlte sich niedergeschlagen, wieder einsam, dachte an Malik und Bakura und wusste nicht, wen er mehr liebte, nur, dass er von ihnen keine Liebe mehr bekommen würde. Die Tage zogen dahin, ohne dass Bakura zurückkehrte, aber Mariku wartete trotzdem auf ihn, kochte jede Nacht Abendessen nur für den Fall, auch wenn es ein sinnloses Bemühen war. Am dritten Tag entliess er sich von seinem Liebhaber, fand keinen Sinn mehr darin, auf ihn zu warten, wenn er offensichtlich immer noch wütend war und irgendwo schmollte, wie er es gewöhnlich tat. Bakura war sehr launisch. Stattdessen konzentrierte er sich auf seine andere Liebe; und seine wachsende Obsession. Eines Tages ging Malik mit einem Freund ins Kino und Mariku war froh darüber. Malik schien meistens für sich zu bleiben und er war kalt gegenüber anderen Leuten, deshalb erfreute ihn dieser plötzliche soziale Stoss. Er mochte es, wie die andere Person ihn zum Lächeln brachte. Doch dann traf ihn ein Eifersuchtsanfall und er wünschte sich, die andere Person wäre tot, sodass es ER wäre, den Malik anlächelte. Knurrend über seinen Gefühlsausbruch unterdrückte er die Eifersucht und wartete darauf, dass das Paar das Kino verlassen würde. Es spielte keine Rolle, wie sehr er sich Malik verschrieben hatte, er würde nicht mit ihnen den Film schauen. In Wirklichkeit hatte er Horrorfilme nie gemocht. Er war erleichtert, als sie das Kino verliessen, es war schon spät geworden. Der andere Junge bot ihm einen Kaffee an, den Malik dankend annahm. Er betrat das Kaffee nach ihnen, sass in einen Ecken und hob eine Zeitung, um sie zu beobachten ohne gesehen zu werden. Eine Kellnerin hatte fragte ihn, ob er etwas bestellen wolle, doch er scheuchte sie fort, denn er wollte nichts verpassen. Sie wirke ein wenig verärgert (er bedeutete, dass sie ein Trinkgeld weniger würde einstecken können), doch dann huschte sie hinüber zu Maliks Tisch. Maliks Freund hatte dasselbe für sie beide bestellt und ein plauderte ein wenig mit ihm, bis ihre Eiskaffees ankamen. Er war es müde geworden, der Konversation der beiden Jungen zuzuhören und konzentrierte sich schliesslich nur noch auf Malik. Jede Bewegung, die er tat, sog er förmlich auf und verehrte sie, von den kleinsten Dingen wie ein Zurückstreichen der Haare oder eine Pause zwischen seinen Worten an. Alles an Malik war schön und hinreissend und er verzückte Mariku mit jeder verstreichenden Sekunde mehr, es wurde wie zu einem Rausch, ihn zu beobachten und abermals glaubte er, dass Malik sein war. E-Er... Er liebte ihn, er liebte ihn mit jeder Faser seiner Seele. Hinausgerissen aus seinem Fokus auf Malik, beobachtete er in Entsetzen, wie der andere Junge innehielt und leise etwas wisperte, bevor er sich leicht aufsetzte, sich über den Tisch lehnte und seinen Malik küsste. Eine Wut, die er nicht begreifen konnte, brodelte plötzlich in ihm auf und es brauchte jedes Bisschen seiner Willenskraft, die Zeitung nicht hinunterzureissen und diesen Jungen zu erwürgen. Ihn dafür zu erwürgen, dass er es wagen konnte, seinen Malik anzusehen und all seine Nerven damit zu zerstören, so weit zu gehen, ihn... Zu küssen. Aber das, was er als nächstes sah, schockte ihn sogar noch mehr, denn er hatte geglaubt, dass Malik die Geste willkommen heissen und den Kuss erwidern würde. Doch dies war nicht der Fall. Malik erstarrte, verkrampfte sich und stand dann plötzlich auf, wobei er seinen Kaffee umstiess. Der andere Junge stand ebenfalls auf, fragte immer und immer wieder, was mit ihm los sei, denn Malik sah aus wie am Rand der Tränen. Er legte eine Hand auf seinen Mund, bevor er langsam von dem Tisch weg stolperte, sich dann schnell umdrehte und aus dem Laden rannte. Aus seinem Ecken beobachtete Mariku, wie er wegrannte, bevor seine Aufmerksamkeit zu dem anderen Jungen zurückkehrte, der niedergeschlagen die Kaffees bezahlte und den verschütteten Kaffe aufwischte. Er gab der Bedienung ihr Trinkgeld und verliess dann den Laden. Mariku folgte ihm. Der Junge ging um eine Ecke und nahm eine Abkürzung durch eine dunkle Gasse, die zum Parkhaus führte. Doch dann wurde er grob gegen die Wand gerempelt. Seine Augen waren vor Angst geweitet, als er umgedreht und gezwungen wurde, seinem Angreifer ins Gesicht zu sehen. Mariku starrte ihn so eindringlich hasserfüllt an, dass es keine Worte gab, die angemessen wären, es zu beschreiben. Dann drückte er ihn zu Boden und trat ihm immer wieder in die Seite, bevor er ihn wieder grob auf die Beine riss. Er sagte dem Jungen, dass er nicht das Recht hatte, seinen Malik zu berühren und der Junge protestierte, dass er seinerseits nicht das Recht habe, ihn ,sein‘ zu nennen. Später dachte Mariku darüber nach, dass er das Treffen hätte in die Länge ziehen können, um es dramatischer zu machen, anstatt ihn einfach zu erschiessen, zuzuschauen, wie das Blut seinen Nacken hinunter lief und dann angewidert fallen zu lassen. Aber er war noch nie so romantisch gewesen. Als er nach Hause kam, war er froh, dass Bakura auf ihn wartete, erleichtert, dass ihm vergeben worden war. Aber die Erleichterung war kurzlebig, denn Bakura sah seine blutbefleckte Jacke und fragte ihn darüber aus, weshalb es dort war und wessen es war. Widerwillig gab er zu, dass er wieder Malik gefolgt war und den Jungen getötet hatte, der es gewagt hatte, ihn zu küssen. Bakura lachte, erwähnte, dass er wohl auf ihn ,abfärbte‘. Mariku stimmte zu. Nur eine Sorge blieb übrig. Vielleicht hätte er die Leiche beseitigen sollen, anstatt sie einfach liegen zu lassen... Nach diesem Unfall nahm seine Besessenheit von Malik einen finsteren Zug an, denn er hasste sofort jeden, der Malik anblickte oder gar die Frechheit besass, ihn zu berühren. Natürlich trauerte Malik über den Tod seines Freundes und gab sich selbst die Schuld dafür, weil es direkt passiert war, nachdem er gegangen war. Er schloss sich tagelang in seinem Zimmer ein, wollte seiner Familie seine Schwachheit nicht zeigen und fixierte sich stattdessen auf die Einsamkeit. Doch Mariku beobachtete ihn eifrig, weshalb er niemals wirklich allein war. Da Maliks Familie zu beschliessen schien, seine Missstände zu ignorieren, übernahm er diese Aufgabe selber und behütete Malik still und liebevoll, bis dieser sich als fähig erachtete, über den Tod seines Freundes hinwegzukommen. Dieser Tag war für Mariku ein Fest, denn er hasste es, seinen Malik unglücklich zu sehen. Ein war Wochen vergingen und jeder Atemzug, der Malik tat, füllte das Loch in seinem Herzen, doch er war noch immer einsam. Sein Malik wusste nicht von seiner Existenz und so begann er, sich Fantasien von Malik zu schaffen; von seinem Gott. Jahre wären vergangen und Malik würde mit ihm ein entspanntes Leben verbringen. Malik würde ihn lieben und verehren, wenn Mariku seinen Körper verwöhnte, sich an den Tag erinnern, an dem er das erste Mal Maliks ganzen Körper gesehen hatte. Der andere Blonde würde leise stöhnen wenn er seine Beine küsste, zwei der schönsten Dinge an ihm (Aber wie könnte er da schon wählen...?) Die Küsse wanderten langsam die Innenseite seiner Oberschenkel hoch, und Malik würde ungeduldig warten, würde seinen Mund anderswo haben wollen. Eine gebräunte Hand griffe sanft nach seinem Haar, zöge ihn näher zu sich und würde erst loslassen, wenn er das täte, was er wollte, die Spitze seiner Erektion leckte. Er würde seine Augen schliessen und so glücklich darüber sein, dass das, was er erlebte, real war, dass Malik ihn liebte und ihm seinen Körper schenkte. Er würde seine Gegenwart fühlen wollen und stärker saugen und Malik schnappte nach Luft und stösse sich in seinen Mund, bevor er plötzlich käme, wobei sein Rücken sich wölbte und er voller Lust aufschriee. Mariku würde bereitwillig alles schlucken. Erschöpft lehnte Malik sich zurück und still und mit halb geschlossenen Augen beobachtete er, wie Mariku ihn darauf vorbereitete, was als Nächstes käme. Das Gleitmittel umhüllte seine Erektion, wenn er sich wieder aufrichten und sich über den bronzenen Körper lehnte, ihre Finger verflöchte und Malik langsam küsste, bevor er sich langsam in ihn stossen würde. Malik würde scharf die Luft einsaugen und seine Beine hinter Marikus Rücken überkreuzen wenn er ihn befriedigte, sich hinein, wieder hinaus und wieder hineinstiesse, ihm immer wieder sagen würde, dass er ihn liebte, bis die Enge beinahe untragbar werden würde. Seine Stösse würden unregelmässig werden und die Reibung der beiden Körper machte seinen Malik wieder hart. Mariku griffe nach Maliks Erektion, um sie zu seinen Bewegungen zu pumpen, die Empfindungen würden überwältigend werden, wenn sein Malik sich verkrampfte, seine Augen schlösse, ein letztes Mal stöhnte und dann zum letzten Mal käme. Ob der unerwarteten plötzlichen Enge käme Mariku ebenfalls und stösse sich ein letztes Mal in ihn, bevor er sich aus ihm entfernte und seufzte, seinen Malik küsste und in seinem eigenen kleinen Paradies lächelte. Malik würde sein Lächeln erwidern, sein Lächeln, und er würde glücklich sein. In der vielen Zeit, die ihm zur Verfügung stand, schuf Mariku sich viele Phantasien und die ihm liebste war die, in der er Malik ausgeliefert war, weil der Blonde ihn entführt und unter Drogen gesetzt und an einen Ort weit weg von seinem Leben und allem, das er geliebt hatte, gebracht und an dem er keine andere Wahl hätte, als jeden Wunsch seines Entführers zu erfüllen. Zuerst würden sein Entführer und seine Forderungen ihn erschrecken, doch bald begänne er, ihn zu lieben. Sein Malik bemerkte seinen Sinneswandel und böte ihm die Freiheit an, doch Mariku lehnte ab, wählte aus freiem Willen, bei ihm zu bleiben und den Rest seines Lebens mit ihm zu verbringen. Diese mochte er am liebsten, besonders sie Vorstellung, Maliks Besitztum zu sein und unter ihm, der ihn dann, natürlich, ebenfalls lieben würde, zu leiden. Eines Tages jedoch stürzten seine Träume in sich zusammen, als Bakura nach Hause kam. Hysterisch und wütend schrie er herum und er fragte ihn, was los sei. Er packte ihn grob an seinem Shirt und riss ihn zu sich. Das Glitzern in seinen Augen war schrecklich wütend, doch auch... Verängstigt. „Mariku, du beschissener Idiot, willst du wissen, wieso ich so verdammt wütend bin? Willst du es verdammt noch mal wissen?“ Mariku nickte widerwillig. „Ich werde es dir verfickt noch mal sagen! Wegen dem Tag, an dem du deine brave kleine Arschprinzessin und sein kleines Flittchen verfolgt hast. Du bist pissig geworden, weil er ihn geküsst hat und hast ihn getötet. Aber hmm, Mariku, lass uns sehen... Was hast du falsch gemacht?“ Bakura tippte sich spottend ans Kinn und es hätte beinahe lustig ausgesehen, wäre er nicht noch wütender geworden, als zuvor.. „Ich sage dir, was du verflucht noch mal falsch gemacht hast... Du hast vergessen, die Leiche zu beseitigen! Also lass es uns doch einfach alles in der Öffentlichkeit bekannt geben! Eine Angestellte von diesem schwulen, kleinen Kaffee-und-Kuchen-Laden in dem du warst hat gesehen, wie du hinter ihm her gegangen bist und nach dem Verhör ist was passiert, rate mal, mein kleiner Mariku? Sie hat es verdammt noch mal den verfluchten Bullen erzählt. Und jetzt sucht dich die beschissene Polizei und wenn sie erst einmal wissen, wo du bist, werden sie auch mich im Visier haben und wissen, dass ich es war, der die Galerie ausgeraubt hat. So, und da du so ein klugscheisserischer kleiner Junge bist, sag mir, was schlägst du vor, sollen wir tun?“ Die Frage wurde ihm mit solcher Gehässigkeit gestellt, dass er Bakura zuerst nur verdutzt anstarrte. Eine folgende kurze Antwort war ebenfalls die Einzige. „Wir gehen.“ Über die Aussicht, das Haus und all seine Besitztümer zurückzulassen, hatte er nicht nachgedacht; materieller Besitz war ihm nie wichtig gewesen. Aber da gab es etwas, das er nicht zurücklassen konnte und es war das Eine, das er nicht aufgeben wolle; seinen Malik. Er beobachtete Malik jede Tag als wäre es der letzte und wartete darauf, dass Bakura sagte, dass es die rechte Zeit sei zu gehen. Akzeptieren zu müssen, dass er seinen Malik verlassen musste, war schrecklich und es kam gar nicht soweit. Er dachte darüber nach, wie es wäre, seinen schönen Jungen niemals wieder zu sehen, hatte schon zuvor darüber nachgedacht und sich überlegt, wie er ihn vielleicht, nur vielleicht, bei sich behalten könnte. Die Idee kam plötzlich und er war überrascht von ihrer Spontanität. Er bezweifelte, dass es funktionieren würde, doch er würde es für diese eine, silberne Hoffnung versuchen, Malik nicht Lebewohl sagen zu müssen. Als alles für den Plan bereit war, musste Mariku nur noch in dem dunklen, verlassenen Gebäude warten und zu Malik, seinem Gott, beten müssen, dass er vorübergehen würde. Kürzlich hatte man begonnen, in Maliks kleiner Strasse zu bauen, Pläne für Einzelhandelsgeschäfte boomten. Jeden Tag nahm Malik die Strasse, die an die angrenzte, in der er lebte, um von da aus zu seinem Appartement zu kommen. Alles, das Mariku getan hatte, war, eine gestohlene Bauwarntafel (Besitztum von Bakura) am Anfang seiner Strasse hinzustellen, die Passanten anwies, einen anderen Weg zu nehmen, wenn sie vorbei wollten. Sein Malik hatte keine andere Wahl, als eine Umleitung zu nehmen, die nächste Strasse ein oder zwei Blocks weiter, und Mariku hoffte, dass er an seinem Versteck vorbeikommen würde, wo er auf ihn wartete. Und das... War es. Simpel in der Theorie, doch in seinen Augen schien es beinahe genial. Mariku betete in der Zeit, in der er auf Malik wartete und die ihm wie Stunden vorkam, dass er sich keinen neuen Plan überlegen oder ihn gar würde zurücklassen müssen und schrie vor Erleichterung beinahe auf, als er endlich sah, wie sein Malik auftauchte. Er kam rennend und ausser Atem in sein Sichtfeld und sank vor dem Gebäude zu Boden, in dem Mariku sich versteckte. Er hasste es, dass sein Malik zu weinen begann, doch er tröstete sich damit, dass das das letzte Mal sein würde, das er still zuschauen würde, während er litt. Als die Tränen aufhörten zu fliessen, trocknete Malik sich mit einem Ärmel das Gesicht ab und starrte in seinen Schoss. Mariku wusste, dass der Moment gekommen war und rief nach seinem Malik. Dieser sah scharf auf, als ob er ihn nicht ganz gehört hätte. Mariku schluckte, um seinen Hals zu befreien, und rief noch einmal, lauter als das letzte Mal. Er beobachtete, wie Malik aufstand, bereit dazu, der Person zu helfen, die er sich ausgedacht hatte, um Malik zu sich zu locken. Beinahe zu leicht öffnete Malik die Tür des Gebäudes, trat hinein und fragte nach, wieso die Information nicht stimmte, die er ihm gegeben hatte. Er hätte beinahe vor Freude aufgeschrien. Sein Malik, endlich sein. Er würde niemals wieder allein sein. Kapitel 5: ----------- Als Mariku nicht sofort antwortete, begann Malik, sich Sorgen zu machen. Vielleicht hatte er nur darauf gewartet, dass er diese Frage stellen würde um ihn danach zu töten... Oder schlimmer. Und je länger Malik ihn anstarrte, desto stärker wurde Maliks schlechtes Gefühl. Er wollte es nicht weiter vertiefen, also kehrte er zu der Frage zurück. Er hasste es, wie seine Stimme zitterte. „Wieso hast du mich entführt?“ Mariku starrte ihn nur weiter eindringlich an und es fühlte sich an, als ob sich sein Blick in seinen Kopf bohren würde. Malik wurde noch missmutiger und er öffnete den Mund um noch einmal zu fragen, doch der Andere unterbrach ihn scharf. „Weil ich dich liebe.“ Die Worte kamen so plötzlich und waren mit so einer Ernsthaftigkeit gesetzt, dass Malik abrupt erstarrte, nicht unähnlich einem Reh, gefangen in den Scheinwerfern eines entgegenkommenden Autos. „W-was?“ Das alles war so verstörend. Auf keinen Fall hatte er das richtig gehört, er musste sich alles nur eingebildet haben. Seine Vorstellungskraft spielte ihm einen kranken, kranken Streich. Ja, das tat sie. Es musste so sein. „Ich liebe dich, Malik. Deshalb.“ Malik starrte ihn an, die Augen geweitet, glaubte nicht für eine Sekunde, dass das die Wahrheit war, doch seine Augen schienen so... Entschlossen... Es entsetzte ihn. Was für einen Grund könnte er haben, so einfach zu sagen, dass er ihn liebte? Er kannte ihn nicht einmal! Wie konnte er das nur sagen! Das war so... Krank. Unglaublich... Krank. Malik wusste nicht, wie er damit umgehen sollte, mit allem. Wie konnte diese Person, die ihn entführt hatte, sagen, dass er ihn liebte! Es war so widerwärtig und es machte ihn wütend. „Sch-scheisse, du kannst doch nicht-! ...Du bist krank! Du bist verdammt krank, du Freak! Hat dir das jemals jemand gesagt, Freak?! Sag verflucht noch mal keine solchen Dinge zu mir!“, schrie er seinen Entführer an. Es gab niemand anderen, an dem er seine Wut hätte auslassen können. Er liess die Worte aus seinem Mund sprudeln wie eine Krankheit, schrie und schrie, als würde es ihm als Rettungsleine dienen. Es war sein einziger Weg aus der Hölle und es kümmerte ihn nicht, was deswegen mit ihm geschehen würde. Alles, was jetzt zählte, war, seinen ganzen Schrecken loszulassen. Er konnte nicht stillschweigen, solange all diese Gefühle auf ihn eindrangen.. Und was hatte er überhaupt noch zu verlieren? „S-sag das nie wieder! Du machst dich über mich lustig - Das kann nicht sein! B-Bleib weg von mir!“ Als Mariku aufstand, begann er beinahe zu weinen. Er versuchte, lauter zu schreien, doch seine Stimme war heiser und er musste husten. Er tastete sich an der Wand entlang, und jedes Bisschen an Schrecken kehrte zurück in seine Glieder, als ihm bewusst wurde, dass er weder flüchten noch sich verstecken konnte. Mariku kam langsam durch den weissen Raum in seine Richtung. Maliks Augen glitten verzweifelt zur Tür. Es musste einen Ausweg geben... „Malik...“ Er sah auf und starrte den Man an, starr vor Angst. Er hasste seine Nähe, die er so vorsichtig zu vermeiden versucht hatte. Was würde er mit ihm machen...? Würde er ihn für seine Beschimpfungen schlagen? Würde er ihn als Vergeltung töten? Malik zuckte zusammen, als Mariku sich vor ihm hinkniete, sodass sie auf Augenhöhe waren aber Malik presste die Augen zusammen und versuchte, sich mit seinen Armen vor dem zu schützen, was auch immer ihm als Strafe zufallen würde. Er hatte nicht erwartet, dass der Andere im nächsten die Hand nach seinem Arm ausstrecken würde, um ihn sanft von seinem Gesicht wegzuziehen. Erschrocken über den plötzlichen Körperkontakt schlug er seine Hand weg, biss die Zähne zusammen und knurrte den Anderen an. „Wag es verdammt noch mal nicht, mich anzufassen, du Freak!“, spie Malik ihm an. Seine Kehle brannte vom vielen Schreien. Er fühlte sich so erbärmlich... Wie ein Tier, das in der Ecke seines Käfigs kauerte, von seinem Jäger in die Ecke getrieben, bereit, verschlungen zu werden. Aber er würde sich nicht auffressen lassen - Malik würde kämpfen bis zum bitteren Ende. Er drängte sich fester weiter in die Ecke, nahm den Arm, den Mariku berührt hatte und drückte ihn fest an seine Brust. Es war widerwärtig, dass er versucht hatte, ihn zu berühren. Für eine Sekunde hatte er die Hand des Anderen auf seiner Haut gespürt, sie hatte ihn berührt, und es machte ihm Angst. Malik mochte es nicht, berührt zu werden. Besonders nicht von Psychos, die ihn unter Drogen setzten, entführten, fesselten und ihm dann ihre Liebe gestanden. Nein. Marikus Hand fiel und er runzelte ein wenig die Stirn und beugte sich über ihn, sodass er ihn überragte. Seine Augen schienen aufzublitzen, als Malik zurückschreckte. Indem er beide Hände auf je einer Seite seines Kopfes an der Wand platzierte, schloss er ihn ein und sein Schatten verschluckte Maliks vollkommen. Er starrte ihn eindringlich an und runzelte die Stirn. Malik drückte sich in seinen Ecken. Er war nach jedem Ermessen gefangen, vollkommen seinem Entführer ausgesetzt. Und auch wenn er sich wehrte, Malik hatte immer noch Angst davor, was im Gegenzug passieren würde. Er wollte nicht verletzt werden. Er war nicht wirklich stark. Er war so... Erbärmlich. „Malik...“ „Warum sagst du nicht einmal etwas Anderes als meinen Namen, Freak! Ich will ihn nicht mehr von dir hören!“ Seine Stimme zitterte offen hörbar und er kauerte sich noch stärker zusammen. Zuvor war Raum zwischen ihnen gewesen und Mariku hatte ihm nicht einmal annähernd so bedrohlich geschienen. Aber jetzt liess ihn seine Nähe zittern, nun war die Situation sehr viel erschreckender und realer. Er fühlte sich nicht so zuversichtlich wie zuvor, wie gelähmt vor Angst, was mit ihm passieren würde. Mariku konnte ihn jederzeit umbringen. Er musste nur die Hand nach ihm ausstrecken und ihn würgen... Wie... Zuvor. Malik schluchzte beinahe. „Ich wünsche dir keine Unannehmlichkeiten, aber wenn du weiterhin so mit mir redest, wie du es jetzt tust, werde ich keine andere Wahl haben als dich zu bestrafen. ...Malik...“ Mariku starrte auf ihn hinunter, seine Gesichtszüge zeigten Härte und Kälte, doch diese wurden nach und nach zu Abwesenheit... Schuldbewusstsein. „Ich will nicht, dass du Angst vor mir hast, aber ich werde deine grosse Klappe nicht tolerieren. Seit wann bist du so unhöflich?“ Er neigte seinen Kopf zur Seite und seine Haarsträhnen rahmten sein Gesicht und fielen davor, was ihn seltsam jung aussehen liess. Malik machte ein finsteres Gesicht und starrte den Anderen an, versuchte wieder, seine Angst zu verbergen. „Wenn du angenommen hast, ich würde keine Schimpfwörter benutzen, dann kommt etwas auf dich zu, Freak. Und benutze meinen Namen nicht. Ich will nicht, dass jemand so abgefucktes wie du ihn s-“ Plötzlich traf Marikus Hand seine Wange. Die blosse Kraft des Schlages knallte seinen Kopf gegen die Wand. Das Geräusch der Ohrfeige klang nach und brachte ihn zum Erstarren. Es geschah schnell und unerwartet und er bewegte sich nicht, wagte nicht, sich zu bewegen. Der Schock liess es nicht einmal zu. Erst als der Schmerz ihn erreichte, drehte er den Kopf langsam zurück und starrte zu Mariku hinauf. Er meinte es ernst, die pure Kraft hinter dem Schlag hatte es ihm klar gemacht. Auch wenn Mariku aus irgendeinem Grund sagte, dass er ihn liebte, hatte er keine Bedenken, ihm weh zu tun. Der nun heftige Schmerz in seiner Wange war der Beweis dafür. Malik fasste sich an die Wange und schrie auf und krümmte sich, um sich vor seinem Blick zu schützen. Er wollte in so einem Zustand der Schwäche nicht gesehen werden. Schluchzer schüttelten seinen Körper, während er innerlich zusammenbrach. Er weinte und rieb seine Wange in einem traurigen Versuch, den Schmerz zu vertreiben. Es war zu viel, es war einfach zu viel. Er würde sterben... Er würde sterben und er konnte es nicht ändern. Das war es gewesen. Er gab auf. Malik schluchzte. „Steh auf.“ Mariku erhob sich und überragte ihn noch mehr, nun, da Malik zu seinen Füssen kniete und weinte. Es war erniedrigend und er hasste es. Aber er würde nicht aufstehen. Malik hatte die Vergeltung aufgegeben aber er würde seinen Stolz nicht auch noch aufgeben. Er würde ihm nicht geben, was er wollte. Er würde nicht aufstehen. „Steh auf, Malik“, sagte er nun kräftiger und stupste ihm mit dem Fuss sanft in die Seite. Malik zuckte leicht zusammen und rieb sich die Nässe vom Gesicht. Doch er bewegte sich nicht. „Malik. Beweg dich.“ Und dann trat er ihn in die Seite. Der Tritt liess ihn aufstöhnen. Mariku trug Stiefel. Er sah auf und funkelte ihn trotzig an, die hellvioletten Augen verengt vor Hass und Angst. Er wollte nicht so sterben. Nicht auf dem Boden, nicht zu den Füssen seines Entführers. Als Mariku nach seinem Shirt griff um ihn auf die unsicheren Füsse zu reissen, jaulte er scharf auf. Er stand auf den Zehenspitzen, denn Mariku zog ihn so weit hoch, dass er nicht richtig stehen konnte. Dann stiess er ihn beiseite. Malik stolperte zurück, die gefesselten Hände immer noch vor sich, bis sein Rücken die Mauer berührte und ihn aufhielt. „Malik, mach mich nicht wütend. Ich will dir nicht wehtun aber du musst auf mich hören. Verstanden?“ Aber Malik gab keine Antwort, starrte ihn nur an... Und dann die Tür hinter ihm. „Malik... Wag es nicht.“ Er sah den anderen Blonden ein letztes Mal an, drehte sich um und stürzte zur Tür, betete zu welchem Gott auch immer, dass sie nicht verschlossen war. Und die Götter antworteten ihm, die Klinke gab unter seinem Griff nach. Als er die Tür aufriss, sah er noch aus einem Augenwinkel, wie Mariku auf ihn zu rannte und die Hand nach ihm ausstreckte, um ihn zurück zu zerren, doch in die Luft griff. Nun ohne Hindernisse knallte Malik die Tür hinter sich zu und liess hektisch den Blick durch den grossen Korridor schweifen, in dem er sich wiederfand und rannte dann in die Richtung, die er am passendsten für eine Flucht befand. Als Malik um das rannte, was er für sein nacktes Leben hielt, konnte er es nicht verhindern, die Weite von dem, durch das er rannte, zu bemerken. Korridor nach Korridor... Wie gross war dieses Haus? Diese... Villa? Drei Stufen auf einmal nehmend rannte er eine Treppe hinunter und sorgte sich nur noch um die Distanz zwischen ihm und Mariku. Sechs Stufen weiter rutschte sein Fuss aus, weil seine Ferse auf die falsche Art gelandet war. Er verlor das Gleichgewicht und bewältigte den Rest des Weges fallend. Die Luft war aus seiner Lunge gepresst worden, als er den Fuss der Treppe erreichte und nach seinem verlorenen Atem keuchte und schnappte. Er vergeudete keine Zeit mehr daran, sich zu erholen, stand mit zittrigen Beinen auf und griff nach dem eichenen Geländer, um den Rest des Weges, die nächste Formation von Stufen, hinunter zu rennen. Langsam konnte er nicht mehr, teils von der psychischen Anstrengung, die ihm auferlegt wurde und teils aufgrund der Tatsache, dass er sich nicht hatte innehalten lassen um wieder zu Atem zu kommen. Und während er noch nach Luft schnappte, merkte er, dass er sich erlaufen hatte. Er fand sich in einer Sackgasse wieder. Er sah zurück und suchte den Bereich nach einem anderen Fluchtweg ab, doch fand keinen. Da war nur der Weg, den er gekommen war, und die vielen Türen, die ihn umgaben. Da er es nicht riskieren wollte, seine Schritte zurückzuverfolgen und zurück die Treppen hinauf zu gehen (was im Zusammenhang damit stand, sich Mariku zu nähern), wählte er eine zufällige Tür, öffnete sie, schloss sie leise hinter sich und sank auf den Boden, vergrub seinen Kopf in seinen immer noch gefesselten Händen. Dann öffnete er die Augen und linste durch einen Spalt zwischen seinen Fingern um den Raum um ihm zu begutachten. Er stellte überrascht fest, dass es ein Schlafzimmer war. Noch dazu ein regelmässig benutztes. Das Erste, das er bemerkte, war, dass der Raum im Halbdunkel lag. Die Vorhänge waren vorgezogen, die Wände von einer dunklen Farbe, dazu kam die trostlose Ausstattung. Anders als der Rest des Hauses bestand der Raum aus Hartholz und in die Ecken der Planken waren komplizierte Muster geritzt, die aus Schlaufen, Strudeln und Wirbeln bestanden. Ein Bett stand am Ende des Raumes und es war mit einer auffällig grossen Anzahl von Kissen dekoriert, die alle schwarz waren, genauso wie die Bettdecke. Der Raum war gross und Möbelstücke säumten die Wände, ein Computer stand in der Ecke auf einem Tisch. Maliks Augen weiteten sich und er krabbelte auf seine Füsse um ihn zu erreichen. Vielleicht konnte er Kontakt mit jemandem aufnehmen... Vielleicht konnte er nach Hilfe rufen... Vielleicht konnte er fliehen! Auf seinem Weg zu dem Gerät stiess er mit dem Fuss gegen etwas, wobei es über den Boden rutschte. Er schluckte, als er zu Boden sah und eine Pistole erblickte. Das war nicht gut... War das Marikus Zimmer? Die Vorstellung lastete alles andere als leicht auf seinem Verstand. Seine Hände erreichten das Pult und er griff sich den Stuhl davor, um sich darauf zu setzen, doch dann erstarrte er, drehte sich langsam um und starrte entsetzt die Tür an. Er hörte Stimmen, die immer lauter wurden. Sofort vergass er den Computer und sah sich wild nach einem Versteck um. Er stürzte schliesslich zum Bett und kroch darunter, wobei er nicht bemerkte, wie staubig es darunter war. Er griff sich eine Ecken der Bettdecke, die er von unter dem Bett sehen konnte und zog sie nach unten, womit er seine Sicht einschränkte sich, sich dafür aber im Gegenzug vor Mariku verstecken konnte, sollte er entscheiden, sein Versteck zu prüfen. Er unterdrückte ein Schluchzen, sein Herzschlag wurde immer schneller und ein zittriger Atemzug entwich seinen Lippen. Er musste ruhig sein. Er musste daran denken, ruhig zu sein... Als das Geräusch der öffnenden Türe seine Ohren erreichte, schrie er beinahe auf. Es konnte nicht sein, dass Mariku von all den Räumen in diesem Labyrinth von einem Haus wählte, in genau diesem nach ihm zu suchen. Es konnte einfach nicht sein... Es musste ein Art schlechtes Karma sein, das ihn für etwas bestrafte, das er in der Vergangenheit getan hatte. Da erwartet hatte, Marikus Stimme zu hören. Doch die Stimme der ersten Person, sprach mit einem Akzent und war bestimmt nicht Marikus. „Deine kleine Schlampe ist aus einem Grund weggerannt, Mariku. Das würde ich auch machen, wenn du versuchen würdest, mich hier zu behalten.“ Die Tür wurde geschlossen und er hielt den Atem an, biss sich auf die Lippen und versuchte, ruhig zu bleiben. Er erschrak, als er ein paar Schritte (die gedämpften Geräusche liessen ihn folgern, dass es nicht Mariku war, denn dieser trug Stiefel) hörte, die sich dem Bett näherten. Dann merkte er, wie sich jemand zur Rechten seines Kopfes auf das Bett fallen liess, denn die Matratze sank ein wenig. Die Person lachte rau. Sein Herz sank mit den Federn der Matratze. Es sank nur noch tiefer als er die Antwort hörte. „Halt die Fresse, Bakura. Du weisst, dass du deine Finger sowieso nicht von mir lassen kannst.“ Mariku war auch hier. Die Tür war geschlossen und er sass in der Falle. Vollkommen gefangen. „Ich weiss und deshalb habe ich dich hierher gebracht... Aber oh, es scheint, ich habe dein Spielzeug gefunden.“ Malik konnte sich das Grinsen des Fremden beinahe vorstellen. Er erstarrte vor Schrecken. In seiner Eile, sich zu verstecken, hatte er den Stuhl des Computertisches umgestossen. Der, der Bakura hiess, musste es gesehen haben. Er war so ein Narr. „Wo?“ „Wo denkst du denn, Mariku?“ Ein Moment der Stille zwischen den beiden und er war sich noch stärker jedes Geräusches bewusst, das er machte, versuchte verzweifelt, seinen Atem anzuhalten. Die Zeit ging so langsam vorüber, dass es beinahe nicht auszuhalten war. Als es ihm unmöglich wurde, die Luft noch länger anzuhalten, atmete er so leise aus, wie er konnte, bevor er einen langsamen, stillen, zittrigen Atemzug nahm. „Hab dich.“ Die Decke, die ihn vor dem Rest des Raumes versteckte wurde weggezogen, eine bleiche Hand griff nach ihm und trotz seinen Bemühungen, ihr zu entfliehen, wurde er mit solcher Kraft unter dem Bett hervor gezogen, dass er beinahe glaubte, dass ihm der Arm ausgerenkt worden war. Er wurde an seinem Shirt hochgezogen und musste dem Mann ins Gesicht sehen, der ihn gefangen hatte. Verzweifelt zappelte er in seinem Griff. „Versuch verdammt noch mal nicht, mich zu schlagen, kleines Miststück. Ich bin nicht so nett wie der da. Versuch Scheisse mit mir abzuziehen und ich bringe dich dazu, um den Tod zu betteln“, knurrte ihn der blasse Mann an, die Zähne entblösst. Sein weisses Haar fiel ihm ins Gesicht. „Bakura.“ Malik konnte Mariku hinter sich hören, die Stimme hart, beinahe, als ob er den Anderen anweisen wollte, still zu sein. Aber die Stimme seiner grössten Angst verängstigte ihn nur noch mehr und er zappelte wilder, krallte seine Hände in den Arm des Anderen um sich zu befreien. Bakura warf ihn zu Boden und grinste höhnisch, als ob er das niederste Ding wäre, das man sich überhaupt vorstellen konnte. „Nimm ihn. Ich will ihn nie wieder in meinem Zimmer sehen.“ Malik sah, wie sich Bakuras braune Augen vor Hass verengten, als ob Malik ihm etwas Schreckliches angetan hätte. Wer war diese Person...? Als sich hinter ihm etwas bewegte, drehte er sich um und sah zu Mariku hoch, zu gelähmt, seine Meinung zu äussern. Er hasste es, schon wieder ihm zu Füssen zu liegen. „Steh auf, Malik.“ Und diesmal gehorchte er, erhob sich langsam auf die Beine, machte jedoch einige Schritte weg von ihm. Diesmal hatte er es bestimmt geschafft. Diesmal würde er sterben, er war sich sicher. „Bitte...“ Seine Augen weiteten sich, seine Schultern sanken und er hielt sich die Arme vor den Körper, um so viel von sich zu verbergen wie möglich. Wieder hatte Malik Angst. „Komm hierher, Malik.“ „B-Bitte!“ Malik sah auf, flehte um das, von dem er sehr wohl wusste, dass es sein Leben war und sah den Anderen eindringlich an. Mariku hielt stand, sein Blick kalt. Es kümmerte ihn nicht, wie tief er sich erniedrigte - Malik wollte nicht sterben und wenn er betteln musste, dann sei es so. „Ich sagte komm, Malik.“ Und Malik sah ihn noch einmal flehend an, bevor er einen Fuss vor setzte, dem ein zweiter folgte, bis er in der Armlänge seines Entführers stand, näher wollte er nicht sein. Was würde mit ihm geschehen, was würde mit ihm geschehen? Er fühlte, wie sein Oberarm gegriffen wurde und widerstand dem Drang, ihn abzuschütteln - Er wollte ihn nicht wütender machen als er es bereits getan hatte. Mariku führte ihn aus dem Raum und zurück in den Korridor, wobei er die ganze Zeit still blieb. Sie gingen weiter, die Treppe hoch und Maliks Hoffnung schrumpfte und starb als er realisierte, dass er direkt zurück in den Raum gebracht wurde, aus dem er geflohen war. Und als er gezwungen wurde, sich damit auseinanderzusetzen, begann er zu betteln. „Bitte nicht. Ich will nicht hier sein, bitte, lass mich einfach gehen! Was willst du von mir? W-Wenn du Geld willst, ich werde es für dich besorgen, nur... Bitte! Bitte lass mich gehen, lass mich nach Hause gehen! Ich kenne dich nicht einmal... Was willst du? Was willst du von mir! Bitte lass mich gehen!“ Doch seine Bettelei traf auf taube Ohren, Marikus Griff wurde nur noch härter und er blickte eindringlich nach vorne, seine Gedanken nur auf sein Ziel gerichtet. Malik schauderte, fühlte, wie ihm wieder die Tränen kamen, schniefte und versuchte, sie zu verstecken. Er war ein Junge, verdammt... Er sollte nicht weinen... Aber als sie ihr Ziel erreichten, tat er es. Sein verzweifeltes Schluchzen hallte im Korridor nach. „N-Nein! Nein, lass mich gehen! Bitte, nein! Bitte, bitte!“ Die Tür wurde geöffnet, er wurde hinein geschubst und drehte sich schnell um und versuchte, die Tür zu öffnen, die Mariku geschlossen hatte. Mariku zog ihn weg und er fiel wieder auf die Knie, starrte ihn ausdruckslos an. Er war zurück in seinem erbärmlichen Zustand. Der andere Ägypter sah auf ihn nieder als er weinte, sein Blick wieder so seltsam schuldig. „Es tut mir Leid, Malik, aber du kannst nicht gehen. Aber... Sobald du dich beruhigt hast, werde ich... Zurückkommen.“ Malik schluchzte als die Tür sich endlich schloss. Schnell stürzte er zu der Tür und rüttelte verzweifelt an der Klinke, um sie zu öffnen, doch nur um zu merken, dass sie fest verschlossen war. Er sackte zusammen, rutschte an der Tür herunter und schlug mit den Fäusten auf sie ein, wobei ihm die Fesseln die Haut aufscheuerten. Als er endlich die Hoffnungslosigkeit seiner Versuche begriff, zog er seine Knie an seine Brust und schlang seine Arme darum... Und weinte. Mariku seufzte, schloss die Tür und hörte zu, wie sein Malik weinte. Sollte er ihn nicht eigentlich trösten...? Er lehnte sich an die Tür und liss sich daran heruntergleiten, bis er auf dem Boden sass und starrte an die Decke, bevor er die Augen schloss. Trotz allem war er glücklich. Unglaublich glücklich. Er hatte seinen Malik und es war ihm möglich ihn zu berühren, ihn zu sehen, mit ihm zu reden. Und obwohl Malik Angst hatte, er wusste, dass das vergehen würde. Schlussendlich würde er sehen, wie wundervoll das Leben mit ihm war und er würde nie wieder versuchen, ihn zu verlassen. Er brauchte nur Zeit. Er war zufrieden, als er den Schluchzern des Jungen zuhörte... Jeder einzelne war an ihn gerichtet, bettelte um ihn, schrie um ihn. Um ihn und ihn allein. Mariku lächelte. Kapitel 6: ----------- Anmerkung der Autorin: Von hier an werden die Anfänge der Kapitel Rückblenden aus Marikus Sichtweise sein aus der Zeit, in der er Malik gestalkt hat. Beinahe wie eine separate Handlung. Anmerkung der Übersetzung: Liebe Leser, Ich möchte euch herzlich für die Kommentare, Favos und überhaupt die Aufmerksamkeit danken, es freut mich sehr, dass es ankommt :3 Ich muss jedo noch einmal deutlich anmerken, dass die Fanfic NICHT von mir ist. Alles, was ich tue, ist, sie vom Englischen ins Deutsche zu übersetzen, so gut ich es eben vermag. Ihr könnt natürlich gerne die Geschichte an sich kommentieren, ich finde das immer interessant, aber geht bitte nicht mehr davon aus, dass ich sie beeinflussen kann und sie von mir stammt. Also dann, danke für die Aufmerksamkeit~ Malik sass still auf dem Bett, blätterte durch die Seiten seines Schulbuches und beugte sich ab und zu vor, um eine schnelle Notiz auf das Antwortblatt zu schreiben. Er widmete sich ausschliesslich seiner Bildung und liess sich vollkommen vom Lernen beanspruchen. Er hatte nicht den Trieb, sein Leben an Drogen und Sex zu verschwenden, wie es andere Teenager in seinem Alter taten. Malik verpflichtete sich allem, das er einmal begann - Bildung war nur etwas darunter. Das machte Mariku glücklich. Eines Sonntags sass Mariku auf seinem Lieblingsast und summte leise vor sich hin, während er Malik beim Lernen beobachtete. Am nächsten Tag würde er eine Prüfung schreiben und er achtete darauf, alles gut zu verinnerlichen. Mariku sah in seinen Schoss und fummelte eine Weile mit dem Saum seines Hemds, bevor er wieder aufsah und seinen Malik musterte, dessen Position sich nicht geändert hatte. Seine Aufmerksamkeit kehrte zu einem losen Faden seines Hemds zurück, mit dem er nun gedankenverloren spielte. Vielleicht sollte er sich ein neues Hemd kaufen, ein neues Einkaufszentrum, das er sich ohnehin hatte ansehen wollen, hatte gerade geöffnet... Mariku verlor beinahe das Gleichgewicht, als Maliks Telefon klingelte und seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkte. Er hatte beinahe ein schlechtes Gewissen, weil er ihm nicht mehr Beachtung geschenkt hatte. Malik sah von seinem Buch auf und griff nach dem Telefon auf seinem Nachttisch, hob ab und drückte die Sprechtaste. Einige Sekunden vergingen bevor die Person sprach. Malik lächelte, als er die Stimme hörte. „Malik, hey.“ „Halt die Klappe, Nathan. Was willst du?“ Mariku war verwundert über die Art, wie er gesprochen hatte, doch Malik lächelte gleich darauf über seine freundschaftliche Neckerei. Mariku lächelte selber ein wenig. Er froh darüber, dass Malik diesem Jungen so vertraut war. Der Junge namens Nathan lachte, dann kam er darauf zurück, wozu er angerufen hatte. „Mensch, ich habe mich nur gefragt, was du heute machst.“ „Na, ich lerne, das was du auch machen solltest, wenn du nicht so ein kompletter Idiot währst.“ „Als ob ich das jemals machen würde... Sagen wir, ich weiss alles schon.“ Malik rollte die Augen, schloss das Lehrbuch und lenkte alle Aufmerksamkeit auf seinen Anrufer. „Ja, natürlich. Also, was willst du?“ „...“ Der andere Junge hielt inne, bevor er wieder sprach. „Malik, du bist nicht mehr ausgegangen, seit... Dann. Weisst du, wir machen uns alle irgendwie Sorgen um dich. Malik?“ Malik starrte das Telefon an, seine Augen geweitet. Dann wandte er den Blick überallhin ausser auf das Telefon und antwortete nicht. Es war ein Monat her, seit Mariku Malik von der Verpestung durch seinen alten Freund befreit hatte; von dem einen, der es gewagt hatte, ihn zu küssen. Aber immer noch schien es, als hätte Malik das Ganze noch nicht akzeptiert. Sah er nicht das Geschenk, das er ihm gemacht hatte? Aber es war egal... Er brauchte bloss Zeit. Er würde merken, wie wundervoll seine Gabe war... Und er würde ihn lieben. Ja, Malik brauchte bloss Zeit. „Malik, komm schon. Wir sind alle traurig, aber du kannst dir nicht die Schuld geben. Du musst dich ablenken und ausserdem, wann hast du dir zuletzt eine Pause gegönnt? ...Ich und Jordan gehen zu Kristas Party. Du solltest auch kommen. Alles, das du im Moment tust, ist-“ „...Gut. Ich komme.“ Mariku konnte sich das Lächeln auf der anderen Seite beinahe vorstellen. „Hey, das ist super. Kopf hoch, es wird toll sein.“ „Ich denke... Wann... Wann willst du gehen?“ Er sass auf, drehte sich um, sodass er zum Fenster sehen konnte und schwang seine Beine über die Bettkante. Mariku erstarrte, schluckte und zog sich nervös etwas in den Schatten des Baumes zurück, betete, dass Malik ihn nicht entdecken würde. Aber Malik schien nicht wirklich zu sehen sondern nur in die Ferne zu starren, nichts zu erkennen. „Gut, äh, heute Nacht.“ Ein nervöses Lachen und eine Pause. „Aber wenn du erst morgen ausgehen willst, dann können wir, denke ich-“ „Nein, heute ist gut. Lass mich nur noch duschen oder so und dann komme ich zu dir.“ Malik stand auf und ging zu seinem Kleiderschrank um etwas Besseres anzuziehen als nur ein T-Shirt und Sporthosen. Er schien wählerisch zu sein, was seine Kleidung anging... „Mensch, du musst stinken.“ Malik streckte dem Telefon als Antwort die Zunge heraus, als ob der andere Junge ihn sehen könnte. „Wenigstens kümmert es mich, wie ich aussehe. Deshalb mögen so viele mich und nicht dich.“ „Nein, weil du all den Schmuck trägst. Die denken alle, dass du reich bist oder so. Die wollen nur Geld, Malik. Das ist sowieso, was alle Mädchen wollen.“ „Ja, ja, wie auch immer.“ Noch einmal verdrehte er die Augen, bevor er damit fortfuhr, seine Schublade zu durchsuchen. Er runzelte die Stirn, traf dann seine Wakl legte ein Shirt aufs Bett. „Wie auch immer, ich muss gehen. Ich bin um sechs bei dir, denke ich. Ich hoffe du fährst, ich will nicht mein Motorrad nehmen.“ „Wie du willst, Schätzchen.“ „Na klar. Also, tschüss.“ Malik schnaubte, hing auf und legte das Telefon zurück auf seinen Nachttisch. Seufzend band er sein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann nahm er seine Kleider und ging zweifellos ins Badezimmer. Als er einsah, dass er keine Zeit zu verlieren hatte, sass Mariku einige Momente still um sicher zu sein, dass Malik nicht in sein Zimmer zurück kam, dann kletterte er vom Baum hinunter. Er sprang vom letzten Zweig und sah sich um, um sicherzustellen, dass ihn niemand gesehen hatte. Zufrieden ging er ein paar Blöcke weiter zu seinem Auto, wobei er darauf achtete, sich unauffällig zu benehmen. Er nahm seine Schlüssel aus seiner Tasche. Als er das Auto aufschloss, gab es ein Piepen von sich. Das teure Fahrzeug wirkte ziemlich deplatziert in der heruntergekommenen Nachbarschaft. Mariku öffnete die Tür, setzte sich hinter das Steuerrad und suchte nach seinem Handy. Als er es fand, fragte er sich kurz, ob Bakura abheben würde, wenn er anriefe. Er war oft weg gewesen in der letzten Zeit... Aber das war egal. Er rief zu Hause an und hinterliess eine Nachricht. Er würde heute lange weg sein. Leise atmend beobachtete Mariku Malik, als er endlich die Party hinter sich liess und seinen Weg nach Hause antrat. Malik seufze und sah auf. Als es zu regnen begann, zuckte er leicht zusammen und öffnete dann seinen Schirm. Er blickte sich hin und her nach Autos um, dann überquerte er die Strasse Es war spät, beinahe zwei Uhr morgens, und Mariku war erleichtert, dass Malik endlich ging, denn ihm war kalt, er war müde und nun auch nass. Still folgte er ihm, überquerte dieselbe Strasse und beobachtete, wie Malik ging, gefesselt von seinen Schritten, der Art, wie sein Haar im Wind flatterte, von allem, bis hin zu den kleinen Haaren auf seinen Armen, die sich in der Kälte aufrichteten. Lächelnd stellte er sich vor, wie es wäre, seinen Jungen neben sich zu haben, neben ihm herzugehen, mit ihm zu frieren. Dann böte er ihm seine Jacke an, die Malik dankbar annähme und ihn mit einem Kuss belohnte. Er wurde aus seinem Tagtraum gerissen, als er gegen einen kleinen Stein trat, der den Gehsteig entlang flog und dann wieder auf den Asphalt fiel. Mariku hielt den Atem an und fluchte dann leise, als Malik erstarrte. Er trat zurück in den Schatten des Gebäudes hinter ihm und betete, dass er ihn nicht sehen würde. Malik blieb stehen und sah sich nervös um, dann schluckte er und setzte seinen Weg fort. Innerlich seufzte Mariku vor Glück... Oder Pech. Mariku nahm seine vorherige Position wieder ein, um den anderen Ägypter weiter zu beschatten, wobei er nun darauf achtete, etwas vorsichtiger zu sein. Es war nicht gut, dass Malik so spät noch auf der Strasse war, besonders in diesem Teil der Stadt. Nur Gott wusste, was mit ihm passieren könnte. Mariku fühlte sich wohler, wenn er bei ihm wäre, falls etwas passieren würde. Schliesslich würde er alles tun um seinen Malik zu beschützen. Er liebte ihn so sehr... „Malik...“ Mariku würde alles geben um ihn zu haben. Er wollte ihn so sehr, mehr, als er jemals zuvor etwas gewollt hatte. Der Regenschirm senkte sich etwas und Malik drehte sich um. Er stand Mariku direkt gegenüber. Oh, von all den dummen- ...Mariku erstarrte. Er wusste, dass er nun ziemlich in der Scheisse sass. „Wer ist da?“, fragte Malik und sein Gesicht war gleichzeitig verängstigt und wütend. Aber es war eine Frage. Hiess das, dass er ihn nicht gesehen hatte? Mariku blieb still und hielt den Atem an, während er seinen Jungen durch den strömenden Regen beobachtete. Noch einmal stellte er die Frage und wieder gab er keine Antwort. Malik hob den Regenschirm wieder und ging einige Schritte rückwärts, die Augen verengt und voller Argwohn gegenüber der Dunkelheit, die ihn umgab, bevor er sich endlich umdrehte und weiterging. Als das hohe graue Gebäude seines Appartements in Sicht kam, beschleunigten sich Maliks Schritte und er begann schliesslich zu rennen, als er ihm immer näher kam. Und als er die zerbröckelnden Stufen zum Eingang hinauf joggte, liess Mariku von ihm ab. Er runzelte die Stirn als er zu seinem Lieblingsbaum ging, um sicher zu stellen, dass alles in Ordnung war. Ungefähr eine Minute wartete er bis Malik in Sicht kam, vollkommen durchnässt, den Schirm auf sein Bett warf und sich nervös im Raum umsah. Dann machte er die Tür zu... Und schloss sie ab. ~ ~ ~ Beständige Atemzüge, ein... Und aus... Und ein; das einzige Geräusch in dem grossen, weissen Raum. Malik sass dicht in seine Stammecke gedrängt auf dem Boden, den Kopf gegen die gestrichene Wand gelehnt, seine Augen halb geschlossen und atmete leise durch den Mund. Das sanfte Licht des Morgens, das durch das Fenster fiel, erreichte ihn nicht, doch warf es eine helle Form an die Wand zur Linken seiner dunklen Ecke. Malik gehörte nicht in diesen lichten Raum; er war ein Fremder mit seiner dunklen Haut und tätowierten Wangen und er wollte kein Teil seiner Helligkeit sein. Er wollte kein permanenter Bestandteil sein, nur ein vorübergehender Gast. Ja, er war nur ein Gast. Die Zeit verging langsam und ab einem gewissen Punkt vergass Malik, weshalb genau er hier war. Er starrte nur den Lichtflecken an, der beständig grösser wurde und dem Raum mehr Farbe gab. Das Gefühl der Angst ergriff seine Brust wieder und es schien das tausendste Mal diesen Morgen zu sein, dass er an etwas Anderes dachte als das nun nicht mehr so kleine Stück Licht. Es schien so viel einfacher zu sein, sein Gehirn auszuschalten, nicht zu denken und nur zu sein. Aber... Das zu tun war schwierig. Dieser Ort war so fremd, so anders als sein kleiner Raum in seinem kleinen Appartement in seiner grossen Stadt. Der Geruch des Waldes - Er wäre in jeder anderen Situation erfrischend gewesen, dachte er, doch jetzt verängstigte er ihn bloss. Er fühlte sich so... Isoliert. Von seiner Familie, von seinem Leben und von allem, das er gehabt und gekannt hatte. Alles, was er nun übrig hatte, war zu warten. Darauf zu warten, dass sein Entführer ihm gegenübertrat und ihm sein Schicksal verriet. Aber die Wahrheit war... Er wollte nicht warten, er wollte leben, mehr als alles andere. Es war die einzige Möglichkeit, seine Hoffnung zu fliehen aufrechtzuerhalten. Er neigte den Kopf zur Seite und beugte sich langsam vor, sodass er auf dem blauen Teppich lag. Jeder seiner Fäden war nun einzigartig, da er sie aus der Nähe sah, nicht länger nur ein Meer von blauer Übereinstimmung. Seufzend schloss er die Augen. Er hatte die ganze Nacht hindurch versucht zu schlafen aber immer, wenn er versuchte, seine Augen zu schliessen, begannen die Bilder von Mariku, Bakura und allem, das geschehen war und noch geschehen konnte, seinen Verstand in Form von Schlaflosigkeit zu quälen. Jedes Mal stellte er sich seinen Tod vor, weit weg von seiner Familie, verrottet in dem Raum, in dem er festgehalten wurde, verurteilt zu einem Schicksal von immerwährendem Schrecken und vollkommener Abkapselung und deshalb hatte er sich gezwungen, wach zu bleiben. Er schluckte und verdrängte diese Dinge aus seinem Kopf, drückte die Augen zu und versuchte verzweifelt, sich zu entspannen. Und ironischerweise suchte er Zuflucht im Licht des Morgens, dem einzigen, das sicher war. Auch wenn er tausende von Meilen von zu Hause weg war, auch wenn er entführt worden war, auch wenn er in einem Haus festgehalten wurde, in dem er noch nie gewesen war und auch wenn das Einzige, auf das er noch warten konnte, die Erfüllung seines Schicksals war... Die Sonne würde weiter auf- und untergehen. Die Welt drehte sich weiter und sie würde trotz seines Leids nicht untergehen. Und mit diesen zynischen Gedanken gewann er Trost aus der Tatsache, dass er noch existierte. Er war noch. Langsam begann er, sich zu entspannen und vor Erleichterung einzuschlafen. Es war in der Zeit, in der Malik auf der Grenze von Bewusstsein und Bewusstlosigkeit schwankte, da er ein leises Klicken hörte und das gedämpfte Geräusch einer Tür, die geöffnet wurde. Zu jeder anderen Zeit wäre Malik sofort aufgewacht, aber jetzt war er so müde, dass die Nacht endlich das Gewicht zeigte, das sie ihm aufgebürdet hatte. Er versuchte, sich zum Wachwerden zu zwingen, wobei seine Augenbrauen sich vor Anstrengung furchten. Er war so müde... Zu müde, um sich zu verteidigen. Er hörte nicht, wie der Andere den Raum durchquerte, doch zuckte zusammen, als er etwas über die Seite seines Gesichts streichen fühlte und erkannte, dass es Marikus Hand war. Er wimmerte vor Angst davor, berührt zu werden, besonders in so einem Zustand purer Verletzlichkeit. Er hörte, wie Mariku ein leises, beruhigendes Geräusch machte, als er leicht zurückwich. Er hatte nicht genug Energie, um sich wirklich zu wehren. Es schien ihn nicht zu kümmern, dass er zurückgewichen war, sondern berührte weiter sein Gesicht. Anfangend bei seinem Gesicht strich er langsam über seine Wange bis zu seinem Kinn. Das Gefühl von Marikus Knöcheln auf seinem Gesicht verschwand für einen Moment. Malik seufzte innerlich, wurde von Sekunde zu Sekunde lethargischer, doch dann spürte er wieder seine Knöchel. Malik wehrte sich nicht gegen den Kontakt (wenn er richtig wach gewesen wäre, hätte er sich darüber entsetzt, dass er sich so einfach berühren liess) und liess seinen Albtraum gewähren, als er begann, sein Haar zu streicheln, während er selbst immer weiter in den Schlaf glitt. Nach dem, was er später für ungefähr eine Minute hielt, fühlte Malik, wie er vom Boden hochgehoben wurde (Mariku musste ziemlich stark sein... Was nicht gut war.). Dies alarmierte ihn wieder ein wenig und seine Augen öffneten sich halb. Er sah Mariku furchtsam an. Der Andere blickte auf ihn nieder, überrascht, dass er teils wach war, aber dann wurde sein Blick weicher und er lächelte sanft. Es war untypisch für ihn und machte Malik entgegen seinen Absichten nervös. Was spielte er ihm vor? Der Gedanke wurde aus seinem Kopf radiert als er auf das Bett am Rand des Raumes gelegt wurde. Mariku wich zurück als er ihn misstrauisch anstarrte, darauf wartete, dass er etwas sagte; eine Erklärung oder vielleicht einen Grund, bevor er ihn tötete. Mariku blickte mit unverändert seltsamem Gesichtsausdruck auf ihn nieder. Er schien zu versuchen zu erraten, was er von ihm erwartete. „Es- ...Du solltest nicht auf dem Boden schlafen.“ Malik vertraute seinen Worten kein bisschen, doch schloss die Augen trotzdem, denn die Kraft, die er hatte aufbringen müssen, um sie offen zu halten, war nun, da er wieder einschlief, vollkommen geschwunden. ~ ~ ~ Schlaf war eine willkommene Ablenkung von der Hölle gewesen und Malik trauerte um dessen Verlust, als er seine Augen langsam wieder aufschlug. Träge stöhnte er, zog die Decke über seinen Kopf und drückte sein Gesicht in das warme Kissen. Alles war so viel weicher und schöner als zu Hause… Als er realisierte, was er vorhin zugelassen hatte, setzte er sich abrupt steif auf. Von ihm berührt zu werden... Malik fühlte sich so krank. Verzweifelt blickte er sich um, wusste nicht ob es ihn überraschte oder nicht, seinen Entführer auf einem Stuhl auf der anderen Seite des Raumes sitzen und ihn still beobachten zu sehen. „Was schaust du mich so an?“ Mariku blieb still. Er hatte ein Bein über das Andere und die Hände auf seinen Schoss gelegt, was beinahe formal wirkte, aber Malik wusste es besser. Und erst dann sah er wirklich, wie er aussah und es überraschte ihn. Der Mann war entsetzlich, widerlich, erschreckend und doch... Er kleidete sich wie jeder andere, den er je gekannt hatte, vielleicht sogar ein wenig besser. Er war gepflegt, trug saubere Kleider und sein Haar war perfekt geordnet. Seit seiner ersten Begegnung mit Mariku hatte Malik die Vorstellung gepflegt, dass Mariku widerlich, dreckig und rau war. Aber diese Vorstellungen waren falsch, denn er war nichts davon. ...In physischer Erscheinung jedenfalls... Innerlich war er immer noch hässlich und dreckig und die Tatsache, dass er sich gut kleidete, änderte das nicht. In jeder anderen Situation wäre er anziehend gewesen. Und vielleicht war es das, was Malik solche Angst einjagte. Er hasste ihn, er wollte nach Hause. „Ich sehe dich ganz normal an, Malik. Sei nicht so unhöflich, das ist nicht sehr schmeichelhaft.“ „Ich kann so scheiss verdammt unhöflich sein, wie ich will. Ich habe jedes Recht dazu.“ Knurrend starrte er ihn an. Er hasste es, dass er ihm sagte, was er zu tun und zu lassen hatte und er hasste es, wie er ihn ansah. Er hasste diesen Gesichtsausdruck - er machte ihm Angst. Er senkte seine Stimme und verlagerte unwohl sein Gewicht. „..Binde mich los.“ Es würde nichts bringen, den Anderen anzuschreien. Schlussendlich war der einzige Weg, ihn zu überreden, so höflich zu sein wie möglich. Malik war sich nicht sicher, ob er das zustande bringen würde. „Hast du endlich abgeschlossen mit den Respektlosigkeiten? Malik, ich will nur mit dir reden, nicht streiten. Das ist das Fernste davon, was ich will. ...Ich binde dich los, aber nur, wenn du versprichst, mich nicht auszufragen. Du wirst zuhören, was ich sage, verstanden?“ Mariku blinzelte, hob seine Hände aus seinem Schoss und stand auf. Malik biss die Zähne zusammen und antwortete. „Ja.“ Er wusste, dass er niemals zu seinem Wort stehen würde - Er wollte nur losgebunden werden. Nur dieses kleine bisschen Freiheit haben. Auf keinen Fall würde er Mariku auf irgendeine Weise gehorchen. „Danke, mein Malik.“ Mariku lächelte und Malik hatte wieder mit seinen Nerven zu kämpfen. Dieser Ausdruck schien so falsch und fremd auf seinem Gesicht. Das Pronomen vor seinem Namen bewirkte ebenso wenig, dass er sich behaglicher fühlte. Malik schluckte und wich weiter zurück an das Kopfende des Bettes, als sein Entführer die kurze Distanz zwischen ihnen überbrückte und um das Bett herumging, zu seinem Rücken. Die Matratze bewegte sich als er ein Knie darauf legte und Malik drehte sich um, um ihn anzusehen. Seine Nähe machte ihn nervös und seiner Verletzlichkeit bewusst. Mariku sah ihn an, dann griff er in seine Hosentasche und holte ein kurzes Messer gervor. Er erstarrte und es drehte ihm den Magen um, als er es sah. Das Licht, das durch das Fenster fiel, liess das Metall gefährlich glänzen. Malik stürzte sich nach vorne, um aus der Nähe des Messers zu gelangen. Doch Mariku hielt ihn fest, schlang einen Arm um seinen dünnen Bauch und drückte ihn an seine Brust. „Schhhh, ich werde dir nicht wehtun, ich will nur den Strick zerschneiden. Willst du denn nicht befreit werden?“ Seine Stimme war leise, kam von neben seinem Ohr. Malik verkrampfte sich und blieb still. Er hörte ein Rascheln, als Mariku seine Hand zwischen ihre Körper schob, sich ein wenig zurücklehnte und das Messer an dem Strick ansetzte. Alles, was es brauchte, war ein langsames und vorsichtiges Sägen und ein Schnitt nach unten und Maliks Fesseln fielen. Seine Haut fühlte sich rau an und er wusste, dass sie abgewetzt war. Mariku legte den weg und strich Malik dann eine Strähne seines Haares hinter sein Ohr. „Ich hoffe, du wirst jetzt-“ Er wurde plötzlich unterbrochen, als Malik sich umdrehte und ihm eine scharfe Ohrfeige verpasste. Malik war so unglaublich dankbar, seine Freiheit zumindest ein wenig zurück zu haben. Mariku legte eine Hand auf seine gerötete Wange und starrte ihn ungläubig an. „Ich habe dir gesagt, dass will, dass ich verflucht noch mal will, dass du mich niemals wieder anfasst. Tu. Es. Nicht.“ Malik verengte die Augen. Er hob seine Handgelenke vor seine Brust und rieb sie. Er zuckte zusammen, als er die rote Haut sah. Es stach, wenn er sie berührte. Malik wimmerte leise und vergass für einen Augenblick seinen Entführer. Doch es dauerte nicht lange, dass er fühlte, wie er gepackt und mit dem Gesicht voran in die Matratze gedrückt wurde. Eine Hand in seinem Nacken verhinderte, dass er sich bewegen konnte. Malik schlug wild um sich. Dann fühlte er, wie Mariku sich neben ihm herunterbeugte. „Du hast dein Versprechen gebrochen, mein Malik. Weder du noch irgendjemand anderes schlägt mich. Ich will dir nicht wehtun. Bitte, bring mich nicht dazu. Du wirst lernen müssen, dich wie ein zivilisiertes menschliches Wesen zu benehmen“, zischte er und entfernte ein wenig Druck um Malik atmen zu lassen. Malik schnappte nach Luft und ergriff die Gelegenheit, sich unter ihm weg zu winden, wobei er von der Kante des Bettes fiel. Er verschwendete keine Zeit zur Tür zu stürzen und an ihr zu rütteln. Als er merkte, dass sie verschlossen war, stöhnte er verzweifelt auf. Er sah zurück zu Mariku und seine Augen weiteten sich, als er beobachten musste, wie er vom Bett stieg und auf ihn zukam. Er tat einen ungeschickten Schritt nach hinten, fiel wieder auf seinen Hintern und fand sich zitternd vor Angst in seiner Lieblingsecke wieder. Er hätte stillhalten, still sein sollen anstatt sich zu wehren und grosse Klappe aufzureissen. Er allein trug die Schuld. Er war wie gelähmt als Mariku sich über ihn beugte. Er kniete sich zu ihm hinunter und Malik schrie als er seine Handgelenke packte, sie von ihm weg riss und dann zusammenpresste. Der Schmerz war schrecklich, beinahe, als würden sie brennen. Malik begann zu weinen. Er versuchte einen Moment lang, sich zu wehren, seine Hände von ihm weg zu reissen, doch es verstärkte den Schmerz nur noch. Mariku lockerte seinen Griff nicht ein bisschen, starrte ihn an… Immer starrte er ihn an. Malik presste seine Lippen zusammen und versuchte verzweifelt, nicht wieder zu schreien, als Mariku noch ein letztes Mal zudrückte. Das Geräusch wurde in seiner Kehle gedämpft und als er den Mund etwas öffnete, war das Einzige, das ihm entwich, eine leise, dünne Kreuzung zwischen einem Wimmern und einem Stöhnen. Ungewollt begann er, still zu weinen. Die Tränen rannen über seine Wangen und fielen auf sein Bein. Malik wich zurück und sah erst auf, als Mariku sich nach vorne lehnte und ihn eindringlich musterte. Sofort wich er wieder zurück. Malik erstarrte, als Mariku plötzlich eines seiner Handgelenke zu seinen Lippen hob und es sanft und bedacht küsste. Seine Tränen versiegten augenblicklich und Malik beobachtete in kränklichem Schrecken, wie er es immer wieder wiederholte. Mariku küsste sein Handgelenk überall, wo es verletzt worden war, beinahe wie eine Entschuldigung. Dann wechselte er zum andern und wiederholte den Prozess. Das Gefühl seiner Lippen auf seinen Handgelenken war erschreckend und es erinnerte ihn daran, wie verteidigungslos und ausser Kontrolle der Lage er war. Es war ihm nicht einmal möglich zurückzuweichen. Und in diesem Moment wusste er, dass er die Kontrolle niemals haben würde. Er war komplett der Gnade seines Entführers überlassen. „Wir müssen reden, Malik. So kann es nicht weitergehen.“ Malik wehrte sich nicht und Malik antwortete nicht. Mariku runzelte leicht die Stirn. Als er seine Angst und plötzliche und untypische Unterwerfung wahrnahm. „Du bist hier, weil ich dich liebe und denke nicht, dass ich das jemals ehrlicher sagen könnte. Ich liebe dich mit allem, das ich bin und allem, dass ich jemals sein könnte, das musst du verstehen. Du- ...Malik, ich werde dich niemals gehen lassen. Ich kenne dich nun schon so lange, Malik, und jetzt, da ich dich endlich[I/] bei mir habe, könnte ich diese Chance niemals ungenutzt verstreichen lassen. Ich habe dich nicht entführt, wegen was auch immer du denkst, dass ich es getan habe, sondern weil ich dich liebe, und weil es sein musste. Eines Tages wirst auch du mich lieben, mein schöner Malik, und dann wirst du mich nicht verlassen wollen, das weiss ich. Du wirst sehen, was ich alles für dich tue, es wird nur Zeit brauchen. Bitte, sei nicht traurig, du wirst diesen Ort lieben. Ich werde mich um dich kümmern. Jeden Abend werde ich für dich da sein, ich werde dich lieben und ich werde dich in meinen Armen halten. Was auch immer du dir wünschst zu haben, wirst du bekommen, Malik. Niemals wieder wirst du dir Sorgen machen müssen über die Schule oder Rechnungen oder Essen, ich werde mich um alles kümmern. Das ist alles, was ich will - mich um dich zu kümmern. Verstehst du das denn nicht? Ich liebe dich. Alles an dir, von deinen Augen zu deiner Nase, deinem Hals, deinen Beinen und deinen Handgelenken.“ Er nahm eines zu sich und küsste es sanft, wie als Betonung seiner Worte. „Ich werde dich verehren, denn das ist es, was du verdienst. Du bist so schön... Ich bin gesegnet, dich bei mir zu haben. Mein schöner, schöner, Malik! O-Oh Gott, ich liebe dich!“ Und dann würde er zu ihm gezogen und Mariku beugte sich vor… Und küsste ihn, die Augen geschlossen. Malik wehrte sich, konnte nicht glauben, was mit ihm passierte. Er wurde in die Ecke gedrückt, Mariku lehnte sich über ihn und presste seine Handgelenke gegen die Wand, sodass Maliks Kopf gegen die Wand gedrückt wurde. Malik konnte sich nicht eine Sache denken, vor der er je solche Angst empfunden hatte wie hiervor, nicht vor seinem Vater, nicht davor, unter Drogen gesetzt zu werden, nicht, geschlagen zu werden, gestalkt zu werden oder vor dem Schrecken seines Alltags. Niemals, niemals hatte er solche Angst gehabt, wie er sie jetzt hatte. Marikus die Worte, seine Lippen, die auf den seinen lagen. Er begann zu weinen, wie er es nie zuvor getan hatte. Mit jeder Sekunde fiel Malik in tiefere Verzweiflung und als Mariku sich von ihm löste, um Atem zu holen, schluchzte er immer noch. Unter Tränen hickste und keuchte Malik, weinte und weinte, schluchzte und heulte. Mariku sah ihn traurig an und beugte sich vor, um seine Wange zu küssen. Malik schreckte zurück. „Bitte, mein schöner Malik, weine nicht. Bitte weine nicht. Ich liebe dich und das ist alles, was du wissen musst. Auch du wirst mich lieben, ich verspreche es. Es ist wahr, dass du nicht gehen kannst aber du wirst hier viel glücklicher sein als dort, wo du vorher warst. Oh Habibi, ya habibi, shaielha laek.“ Malik starrte ihn an. Sein Ägyptisch war ein wenig unklar, doch die Bedeutung war klar. Und es widerte ihn an, dass Mariku den Begriff ,Habibi‘ so leichtfertig benutzte... Er war nicht sein Geliebter, er war es nicht im Entferntesten und er beschmutzte die Sprache seiner Vorfahren. „Versuche nicht, vor mir zu fliehen, mein Malik, bitte. Ich fände dich nur und danach wärst du wirklich mitgenommen...“ Die Drohung hinter den Worten war. Malik schloss die Augen. Immer noch rannen ihm Tränen über die Wangen. Würde er wirklich... Für immer hier bleiben müssen? Würde er niemals - oh Gott. Würde er jemals seiner Familie wiedersehen? „I-Ich will nach Hause. Ich will meine Familie sehen. Ich will meine Schwester und meinen Bruder sehen, und meine Freunde und meine Lehrer. Bitte...“ Er sah verzweifelt, flehend zu ihm hoch. Doch Mariku lächelte nur traurig und nahm seine Handgelenke in eine Hand, um mit der anderen langsam mit dem Daumen über seine Wange zu streichen. „Nein, Malik. Ich bleibe den Worten treu, dass ich dich mich nicht verlassen lassen werde. Bitte, bitte sei nicht traurig. Ich verspreche dir, dein neues Leben wird viel besser sein. Andererseits, du hast keine Wahl.“ Mariku wandte den Blick ab, schien über seine Worte nachzudenken. Dann sah er ihn wieder an. „Du meinst es also... Ernst.“ Es war keine Frage. Malik fühlte sich so hoffnungslos... Das alles war wirklich real. Er lebte seinen eigenen persönlichen Albtraum, seine Hölle wurde Wirklichkeit. Was würde mit ihm geschehen? Die Vorstellung, hier mit seinem Entführer alt zu werden, schien so... Irreal und wenn er etwas wusste, dann, dass er diesen Mann niemals liebe würde. Er würde ihm niemals vergeben, was er getan hatte. Malik würde diesen Ort verlassen und die einzigen zwei Möglichkeiten waren Flucht... Oder Tod. Und im Moment wusste er nicht, welche er ansprechender fand. „Bald wirst du verstehen, Habibi. Du wirst mich lieben.“ Malik beobachtete verschreckt, wie er endlich von ihm abliess und aufstand, um den Raum zu durchqueren. Doch er hielt inne, um zu ihm zurück zu blicken. „Ich werde dir etwas zu essen besorgen, mein Malik. ...Ich liebe dich.“ Mariku lächelte, drehte sich um, trat durch den Türrahmen, machte die Tür zu und schloss sie ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)