Stalker von InfernalMirror (Von Cliscia) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Anmerkung der Autorin: Von hier an werden die Anfänge der Kapitel Rückblenden aus Marikus Sichtweise sein aus der Zeit, in der er Malik gestalkt hat. Beinahe wie eine separate Handlung. Anmerkung der Übersetzung: Liebe Leser, Ich möchte euch herzlich für die Kommentare, Favos und überhaupt die Aufmerksamkeit danken, es freut mich sehr, dass es ankommt :3 Ich muss jedo noch einmal deutlich anmerken, dass die Fanfic NICHT von mir ist. Alles, was ich tue, ist, sie vom Englischen ins Deutsche zu übersetzen, so gut ich es eben vermag. Ihr könnt natürlich gerne die Geschichte an sich kommentieren, ich finde das immer interessant, aber geht bitte nicht mehr davon aus, dass ich sie beeinflussen kann und sie von mir stammt. Also dann, danke für die Aufmerksamkeit~ Malik sass still auf dem Bett, blätterte durch die Seiten seines Schulbuches und beugte sich ab und zu vor, um eine schnelle Notiz auf das Antwortblatt zu schreiben. Er widmete sich ausschliesslich seiner Bildung und liess sich vollkommen vom Lernen beanspruchen. Er hatte nicht den Trieb, sein Leben an Drogen und Sex zu verschwenden, wie es andere Teenager in seinem Alter taten. Malik verpflichtete sich allem, das er einmal begann - Bildung war nur etwas darunter. Das machte Mariku glücklich. Eines Sonntags sass Mariku auf seinem Lieblingsast und summte leise vor sich hin, während er Malik beim Lernen beobachtete. Am nächsten Tag würde er eine Prüfung schreiben und er achtete darauf, alles gut zu verinnerlichen. Mariku sah in seinen Schoss und fummelte eine Weile mit dem Saum seines Hemds, bevor er wieder aufsah und seinen Malik musterte, dessen Position sich nicht geändert hatte. Seine Aufmerksamkeit kehrte zu einem losen Faden seines Hemds zurück, mit dem er nun gedankenverloren spielte. Vielleicht sollte er sich ein neues Hemd kaufen, ein neues Einkaufszentrum, das er sich ohnehin hatte ansehen wollen, hatte gerade geöffnet... Mariku verlor beinahe das Gleichgewicht, als Maliks Telefon klingelte und seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkte. Er hatte beinahe ein schlechtes Gewissen, weil er ihm nicht mehr Beachtung geschenkt hatte. Malik sah von seinem Buch auf und griff nach dem Telefon auf seinem Nachttisch, hob ab und drückte die Sprechtaste. Einige Sekunden vergingen bevor die Person sprach. Malik lächelte, als er die Stimme hörte. „Malik, hey.“ „Halt die Klappe, Nathan. Was willst du?“ Mariku war verwundert über die Art, wie er gesprochen hatte, doch Malik lächelte gleich darauf über seine freundschaftliche Neckerei. Mariku lächelte selber ein wenig. Er froh darüber, dass Malik diesem Jungen so vertraut war. Der Junge namens Nathan lachte, dann kam er darauf zurück, wozu er angerufen hatte. „Mensch, ich habe mich nur gefragt, was du heute machst.“ „Na, ich lerne, das was du auch machen solltest, wenn du nicht so ein kompletter Idiot währst.“ „Als ob ich das jemals machen würde... Sagen wir, ich weiss alles schon.“ Malik rollte die Augen, schloss das Lehrbuch und lenkte alle Aufmerksamkeit auf seinen Anrufer. „Ja, natürlich. Also, was willst du?“ „...“ Der andere Junge hielt inne, bevor er wieder sprach. „Malik, du bist nicht mehr ausgegangen, seit... Dann. Weisst du, wir machen uns alle irgendwie Sorgen um dich. Malik?“ Malik starrte das Telefon an, seine Augen geweitet. Dann wandte er den Blick überallhin ausser auf das Telefon und antwortete nicht. Es war ein Monat her, seit Mariku Malik von der Verpestung durch seinen alten Freund befreit hatte; von dem einen, der es gewagt hatte, ihn zu küssen. Aber immer noch schien es, als hätte Malik das Ganze noch nicht akzeptiert. Sah er nicht das Geschenk, das er ihm gemacht hatte? Aber es war egal... Er brauchte bloss Zeit. Er würde merken, wie wundervoll seine Gabe war... Und er würde ihn lieben. Ja, Malik brauchte bloss Zeit. „Malik, komm schon. Wir sind alle traurig, aber du kannst dir nicht die Schuld geben. Du musst dich ablenken und ausserdem, wann hast du dir zuletzt eine Pause gegönnt? ...Ich und Jordan gehen zu Kristas Party. Du solltest auch kommen. Alles, das du im Moment tust, ist-“ „...Gut. Ich komme.“ Mariku konnte sich das Lächeln auf der anderen Seite beinahe vorstellen. „Hey, das ist super. Kopf hoch, es wird toll sein.“ „Ich denke... Wann... Wann willst du gehen?“ Er sass auf, drehte sich um, sodass er zum Fenster sehen konnte und schwang seine Beine über die Bettkante. Mariku erstarrte, schluckte und zog sich nervös etwas in den Schatten des Baumes zurück, betete, dass Malik ihn nicht entdecken würde. Aber Malik schien nicht wirklich zu sehen sondern nur in die Ferne zu starren, nichts zu erkennen. „Gut, äh, heute Nacht.“ Ein nervöses Lachen und eine Pause. „Aber wenn du erst morgen ausgehen willst, dann können wir, denke ich-“ „Nein, heute ist gut. Lass mich nur noch duschen oder so und dann komme ich zu dir.“ Malik stand auf und ging zu seinem Kleiderschrank um etwas Besseres anzuziehen als nur ein T-Shirt und Sporthosen. Er schien wählerisch zu sein, was seine Kleidung anging... „Mensch, du musst stinken.“ Malik streckte dem Telefon als Antwort die Zunge heraus, als ob der andere Junge ihn sehen könnte. „Wenigstens kümmert es mich, wie ich aussehe. Deshalb mögen so viele mich und nicht dich.“ „Nein, weil du all den Schmuck trägst. Die denken alle, dass du reich bist oder so. Die wollen nur Geld, Malik. Das ist sowieso, was alle Mädchen wollen.“ „Ja, ja, wie auch immer.“ Noch einmal verdrehte er die Augen, bevor er damit fortfuhr, seine Schublade zu durchsuchen. Er runzelte die Stirn, traf dann seine Wakl legte ein Shirt aufs Bett. „Wie auch immer, ich muss gehen. Ich bin um sechs bei dir, denke ich. Ich hoffe du fährst, ich will nicht mein Motorrad nehmen.“ „Wie du willst, Schätzchen.“ „Na klar. Also, tschüss.“ Malik schnaubte, hing auf und legte das Telefon zurück auf seinen Nachttisch. Seufzend band er sein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann nahm er seine Kleider und ging zweifellos ins Badezimmer. Als er einsah, dass er keine Zeit zu verlieren hatte, sass Mariku einige Momente still um sicher zu sein, dass Malik nicht in sein Zimmer zurück kam, dann kletterte er vom Baum hinunter. Er sprang vom letzten Zweig und sah sich um, um sicherzustellen, dass ihn niemand gesehen hatte. Zufrieden ging er ein paar Blöcke weiter zu seinem Auto, wobei er darauf achtete, sich unauffällig zu benehmen. Er nahm seine Schlüssel aus seiner Tasche. Als er das Auto aufschloss, gab es ein Piepen von sich. Das teure Fahrzeug wirkte ziemlich deplatziert in der heruntergekommenen Nachbarschaft. Mariku öffnete die Tür, setzte sich hinter das Steuerrad und suchte nach seinem Handy. Als er es fand, fragte er sich kurz, ob Bakura abheben würde, wenn er anriefe. Er war oft weg gewesen in der letzten Zeit... Aber das war egal. Er rief zu Hause an und hinterliess eine Nachricht. Er würde heute lange weg sein. Leise atmend beobachtete Mariku Malik, als er endlich die Party hinter sich liess und seinen Weg nach Hause antrat. Malik seufze und sah auf. Als es zu regnen begann, zuckte er leicht zusammen und öffnete dann seinen Schirm. Er blickte sich hin und her nach Autos um, dann überquerte er die Strasse Es war spät, beinahe zwei Uhr morgens, und Mariku war erleichtert, dass Malik endlich ging, denn ihm war kalt, er war müde und nun auch nass. Still folgte er ihm, überquerte dieselbe Strasse und beobachtete, wie Malik ging, gefesselt von seinen Schritten, der Art, wie sein Haar im Wind flatterte, von allem, bis hin zu den kleinen Haaren auf seinen Armen, die sich in der Kälte aufrichteten. Lächelnd stellte er sich vor, wie es wäre, seinen Jungen neben sich zu haben, neben ihm herzugehen, mit ihm zu frieren. Dann böte er ihm seine Jacke an, die Malik dankbar annähme und ihn mit einem Kuss belohnte. Er wurde aus seinem Tagtraum gerissen, als er gegen einen kleinen Stein trat, der den Gehsteig entlang flog und dann wieder auf den Asphalt fiel. Mariku hielt den Atem an und fluchte dann leise, als Malik erstarrte. Er trat zurück in den Schatten des Gebäudes hinter ihm und betete, dass er ihn nicht sehen würde. Malik blieb stehen und sah sich nervös um, dann schluckte er und setzte seinen Weg fort. Innerlich seufzte Mariku vor Glück... Oder Pech. Mariku nahm seine vorherige Position wieder ein, um den anderen Ägypter weiter zu beschatten, wobei er nun darauf achtete, etwas vorsichtiger zu sein. Es war nicht gut, dass Malik so spät noch auf der Strasse war, besonders in diesem Teil der Stadt. Nur Gott wusste, was mit ihm passieren könnte. Mariku fühlte sich wohler, wenn er bei ihm wäre, falls etwas passieren würde. Schliesslich würde er alles tun um seinen Malik zu beschützen. Er liebte ihn so sehr... „Malik...“ Mariku würde alles geben um ihn zu haben. Er wollte ihn so sehr, mehr, als er jemals zuvor etwas gewollt hatte. Der Regenschirm senkte sich etwas und Malik drehte sich um. Er stand Mariku direkt gegenüber. Oh, von all den dummen- ...Mariku erstarrte. Er wusste, dass er nun ziemlich in der Scheisse sass. „Wer ist da?“, fragte Malik und sein Gesicht war gleichzeitig verängstigt und wütend. Aber es war eine Frage. Hiess das, dass er ihn nicht gesehen hatte? Mariku blieb still und hielt den Atem an, während er seinen Jungen durch den strömenden Regen beobachtete. Noch einmal stellte er die Frage und wieder gab er keine Antwort. Malik hob den Regenschirm wieder und ging einige Schritte rückwärts, die Augen verengt und voller Argwohn gegenüber der Dunkelheit, die ihn umgab, bevor er sich endlich umdrehte und weiterging. Als das hohe graue Gebäude seines Appartements in Sicht kam, beschleunigten sich Maliks Schritte und er begann schliesslich zu rennen, als er ihm immer näher kam. Und als er die zerbröckelnden Stufen zum Eingang hinauf joggte, liess Mariku von ihm ab. Er runzelte die Stirn als er zu seinem Lieblingsbaum ging, um sicher zu stellen, dass alles in Ordnung war. Ungefähr eine Minute wartete er bis Malik in Sicht kam, vollkommen durchnässt, den Schirm auf sein Bett warf und sich nervös im Raum umsah. Dann machte er die Tür zu... Und schloss sie ab. ~ ~ ~ Beständige Atemzüge, ein... Und aus... Und ein; das einzige Geräusch in dem grossen, weissen Raum. Malik sass dicht in seine Stammecke gedrängt auf dem Boden, den Kopf gegen die gestrichene Wand gelehnt, seine Augen halb geschlossen und atmete leise durch den Mund. Das sanfte Licht des Morgens, das durch das Fenster fiel, erreichte ihn nicht, doch warf es eine helle Form an die Wand zur Linken seiner dunklen Ecke. Malik gehörte nicht in diesen lichten Raum; er war ein Fremder mit seiner dunklen Haut und tätowierten Wangen und er wollte kein Teil seiner Helligkeit sein. Er wollte kein permanenter Bestandteil sein, nur ein vorübergehender Gast. Ja, er war nur ein Gast. Die Zeit verging langsam und ab einem gewissen Punkt vergass Malik, weshalb genau er hier war. Er starrte nur den Lichtflecken an, der beständig grösser wurde und dem Raum mehr Farbe gab. Das Gefühl der Angst ergriff seine Brust wieder und es schien das tausendste Mal diesen Morgen zu sein, dass er an etwas Anderes dachte als das nun nicht mehr so kleine Stück Licht. Es schien so viel einfacher zu sein, sein Gehirn auszuschalten, nicht zu denken und nur zu sein. Aber... Das zu tun war schwierig. Dieser Ort war so fremd, so anders als sein kleiner Raum in seinem kleinen Appartement in seiner grossen Stadt. Der Geruch des Waldes - Er wäre in jeder anderen Situation erfrischend gewesen, dachte er, doch jetzt verängstigte er ihn bloss. Er fühlte sich so... Isoliert. Von seiner Familie, von seinem Leben und von allem, das er gehabt und gekannt hatte. Alles, was er nun übrig hatte, war zu warten. Darauf zu warten, dass sein Entführer ihm gegenübertrat und ihm sein Schicksal verriet. Aber die Wahrheit war... Er wollte nicht warten, er wollte leben, mehr als alles andere. Es war die einzige Möglichkeit, seine Hoffnung zu fliehen aufrechtzuerhalten. Er neigte den Kopf zur Seite und beugte sich langsam vor, sodass er auf dem blauen Teppich lag. Jeder seiner Fäden war nun einzigartig, da er sie aus der Nähe sah, nicht länger nur ein Meer von blauer Übereinstimmung. Seufzend schloss er die Augen. Er hatte die ganze Nacht hindurch versucht zu schlafen aber immer, wenn er versuchte, seine Augen zu schliessen, begannen die Bilder von Mariku, Bakura und allem, das geschehen war und noch geschehen konnte, seinen Verstand in Form von Schlaflosigkeit zu quälen. Jedes Mal stellte er sich seinen Tod vor, weit weg von seiner Familie, verrottet in dem Raum, in dem er festgehalten wurde, verurteilt zu einem Schicksal von immerwährendem Schrecken und vollkommener Abkapselung und deshalb hatte er sich gezwungen, wach zu bleiben. Er schluckte und verdrängte diese Dinge aus seinem Kopf, drückte die Augen zu und versuchte verzweifelt, sich zu entspannen. Und ironischerweise suchte er Zuflucht im Licht des Morgens, dem einzigen, das sicher war. Auch wenn er tausende von Meilen von zu Hause weg war, auch wenn er entführt worden war, auch wenn er in einem Haus festgehalten wurde, in dem er noch nie gewesen war und auch wenn das Einzige, auf das er noch warten konnte, die Erfüllung seines Schicksals war... Die Sonne würde weiter auf- und untergehen. Die Welt drehte sich weiter und sie würde trotz seines Leids nicht untergehen. Und mit diesen zynischen Gedanken gewann er Trost aus der Tatsache, dass er noch existierte. Er war noch. Langsam begann er, sich zu entspannen und vor Erleichterung einzuschlafen. Es war in der Zeit, in der Malik auf der Grenze von Bewusstsein und Bewusstlosigkeit schwankte, da er ein leises Klicken hörte und das gedämpfte Geräusch einer Tür, die geöffnet wurde. Zu jeder anderen Zeit wäre Malik sofort aufgewacht, aber jetzt war er so müde, dass die Nacht endlich das Gewicht zeigte, das sie ihm aufgebürdet hatte. Er versuchte, sich zum Wachwerden zu zwingen, wobei seine Augenbrauen sich vor Anstrengung furchten. Er war so müde... Zu müde, um sich zu verteidigen. Er hörte nicht, wie der Andere den Raum durchquerte, doch zuckte zusammen, als er etwas über die Seite seines Gesichts streichen fühlte und erkannte, dass es Marikus Hand war. Er wimmerte vor Angst davor, berührt zu werden, besonders in so einem Zustand purer Verletzlichkeit. Er hörte, wie Mariku ein leises, beruhigendes Geräusch machte, als er leicht zurückwich. Er hatte nicht genug Energie, um sich wirklich zu wehren. Es schien ihn nicht zu kümmern, dass er zurückgewichen war, sondern berührte weiter sein Gesicht. Anfangend bei seinem Gesicht strich er langsam über seine Wange bis zu seinem Kinn. Das Gefühl von Marikus Knöcheln auf seinem Gesicht verschwand für einen Moment. Malik seufzte innerlich, wurde von Sekunde zu Sekunde lethargischer, doch dann spürte er wieder seine Knöchel. Malik wehrte sich nicht gegen den Kontakt (wenn er richtig wach gewesen wäre, hätte er sich darüber entsetzt, dass er sich so einfach berühren liess) und liess seinen Albtraum gewähren, als er begann, sein Haar zu streicheln, während er selbst immer weiter in den Schlaf glitt. Nach dem, was er später für ungefähr eine Minute hielt, fühlte Malik, wie er vom Boden hochgehoben wurde (Mariku musste ziemlich stark sein... Was nicht gut war.). Dies alarmierte ihn wieder ein wenig und seine Augen öffneten sich halb. Er sah Mariku furchtsam an. Der Andere blickte auf ihn nieder, überrascht, dass er teils wach war, aber dann wurde sein Blick weicher und er lächelte sanft. Es war untypisch für ihn und machte Malik entgegen seinen Absichten nervös. Was spielte er ihm vor? Der Gedanke wurde aus seinem Kopf radiert als er auf das Bett am Rand des Raumes gelegt wurde. Mariku wich zurück als er ihn misstrauisch anstarrte, darauf wartete, dass er etwas sagte; eine Erklärung oder vielleicht einen Grund, bevor er ihn tötete. Mariku blickte mit unverändert seltsamem Gesichtsausdruck auf ihn nieder. Er schien zu versuchen zu erraten, was er von ihm erwartete. „Es- ...Du solltest nicht auf dem Boden schlafen.“ Malik vertraute seinen Worten kein bisschen, doch schloss die Augen trotzdem, denn die Kraft, die er hatte aufbringen müssen, um sie offen zu halten, war nun, da er wieder einschlief, vollkommen geschwunden. ~ ~ ~ Schlaf war eine willkommene Ablenkung von der Hölle gewesen und Malik trauerte um dessen Verlust, als er seine Augen langsam wieder aufschlug. Träge stöhnte er, zog die Decke über seinen Kopf und drückte sein Gesicht in das warme Kissen. Alles war so viel weicher und schöner als zu Hause… Als er realisierte, was er vorhin zugelassen hatte, setzte er sich abrupt steif auf. Von ihm berührt zu werden... Malik fühlte sich so krank. Verzweifelt blickte er sich um, wusste nicht ob es ihn überraschte oder nicht, seinen Entführer auf einem Stuhl auf der anderen Seite des Raumes sitzen und ihn still beobachten zu sehen. „Was schaust du mich so an?“ Mariku blieb still. Er hatte ein Bein über das Andere und die Hände auf seinen Schoss gelegt, was beinahe formal wirkte, aber Malik wusste es besser. Und erst dann sah er wirklich, wie er aussah und es überraschte ihn. Der Mann war entsetzlich, widerlich, erschreckend und doch... Er kleidete sich wie jeder andere, den er je gekannt hatte, vielleicht sogar ein wenig besser. Er war gepflegt, trug saubere Kleider und sein Haar war perfekt geordnet. Seit seiner ersten Begegnung mit Mariku hatte Malik die Vorstellung gepflegt, dass Mariku widerlich, dreckig und rau war. Aber diese Vorstellungen waren falsch, denn er war nichts davon. ...In physischer Erscheinung jedenfalls... Innerlich war er immer noch hässlich und dreckig und die Tatsache, dass er sich gut kleidete, änderte das nicht. In jeder anderen Situation wäre er anziehend gewesen. Und vielleicht war es das, was Malik solche Angst einjagte. Er hasste ihn, er wollte nach Hause. „Ich sehe dich ganz normal an, Malik. Sei nicht so unhöflich, das ist nicht sehr schmeichelhaft.“ „Ich kann so scheiss verdammt unhöflich sein, wie ich will. Ich habe jedes Recht dazu.“ Knurrend starrte er ihn an. Er hasste es, dass er ihm sagte, was er zu tun und zu lassen hatte und er hasste es, wie er ihn ansah. Er hasste diesen Gesichtsausdruck - er machte ihm Angst. Er senkte seine Stimme und verlagerte unwohl sein Gewicht. „..Binde mich los.“ Es würde nichts bringen, den Anderen anzuschreien. Schlussendlich war der einzige Weg, ihn zu überreden, so höflich zu sein wie möglich. Malik war sich nicht sicher, ob er das zustande bringen würde. „Hast du endlich abgeschlossen mit den Respektlosigkeiten? Malik, ich will nur mit dir reden, nicht streiten. Das ist das Fernste davon, was ich will. ...Ich binde dich los, aber nur, wenn du versprichst, mich nicht auszufragen. Du wirst zuhören, was ich sage, verstanden?“ Mariku blinzelte, hob seine Hände aus seinem Schoss und stand auf. Malik biss die Zähne zusammen und antwortete. „Ja.“ Er wusste, dass er niemals zu seinem Wort stehen würde - Er wollte nur losgebunden werden. Nur dieses kleine bisschen Freiheit haben. Auf keinen Fall würde er Mariku auf irgendeine Weise gehorchen. „Danke, mein Malik.“ Mariku lächelte und Malik hatte wieder mit seinen Nerven zu kämpfen. Dieser Ausdruck schien so falsch und fremd auf seinem Gesicht. Das Pronomen vor seinem Namen bewirkte ebenso wenig, dass er sich behaglicher fühlte. Malik schluckte und wich weiter zurück an das Kopfende des Bettes, als sein Entführer die kurze Distanz zwischen ihnen überbrückte und um das Bett herumging, zu seinem Rücken. Die Matratze bewegte sich als er ein Knie darauf legte und Malik drehte sich um, um ihn anzusehen. Seine Nähe machte ihn nervös und seiner Verletzlichkeit bewusst. Mariku sah ihn an, dann griff er in seine Hosentasche und holte ein kurzes Messer gervor. Er erstarrte und es drehte ihm den Magen um, als er es sah. Das Licht, das durch das Fenster fiel, liess das Metall gefährlich glänzen. Malik stürzte sich nach vorne, um aus der Nähe des Messers zu gelangen. Doch Mariku hielt ihn fest, schlang einen Arm um seinen dünnen Bauch und drückte ihn an seine Brust. „Schhhh, ich werde dir nicht wehtun, ich will nur den Strick zerschneiden. Willst du denn nicht befreit werden?“ Seine Stimme war leise, kam von neben seinem Ohr. Malik verkrampfte sich und blieb still. Er hörte ein Rascheln, als Mariku seine Hand zwischen ihre Körper schob, sich ein wenig zurücklehnte und das Messer an dem Strick ansetzte. Alles, was es brauchte, war ein langsames und vorsichtiges Sägen und ein Schnitt nach unten und Maliks Fesseln fielen. Seine Haut fühlte sich rau an und er wusste, dass sie abgewetzt war. Mariku legte den weg und strich Malik dann eine Strähne seines Haares hinter sein Ohr. „Ich hoffe, du wirst jetzt-“ Er wurde plötzlich unterbrochen, als Malik sich umdrehte und ihm eine scharfe Ohrfeige verpasste. Malik war so unglaublich dankbar, seine Freiheit zumindest ein wenig zurück zu haben. Mariku legte eine Hand auf seine gerötete Wange und starrte ihn ungläubig an. „Ich habe dir gesagt, dass will, dass ich verflucht noch mal will, dass du mich niemals wieder anfasst. Tu. Es. Nicht.“ Malik verengte die Augen. Er hob seine Handgelenke vor seine Brust und rieb sie. Er zuckte zusammen, als er die rote Haut sah. Es stach, wenn er sie berührte. Malik wimmerte leise und vergass für einen Augenblick seinen Entführer. Doch es dauerte nicht lange, dass er fühlte, wie er gepackt und mit dem Gesicht voran in die Matratze gedrückt wurde. Eine Hand in seinem Nacken verhinderte, dass er sich bewegen konnte. Malik schlug wild um sich. Dann fühlte er, wie Mariku sich neben ihm herunterbeugte. „Du hast dein Versprechen gebrochen, mein Malik. Weder du noch irgendjemand anderes schlägt mich. Ich will dir nicht wehtun. Bitte, bring mich nicht dazu. Du wirst lernen müssen, dich wie ein zivilisiertes menschliches Wesen zu benehmen“, zischte er und entfernte ein wenig Druck um Malik atmen zu lassen. Malik schnappte nach Luft und ergriff die Gelegenheit, sich unter ihm weg zu winden, wobei er von der Kante des Bettes fiel. Er verschwendete keine Zeit zur Tür zu stürzen und an ihr zu rütteln. Als er merkte, dass sie verschlossen war, stöhnte er verzweifelt auf. Er sah zurück zu Mariku und seine Augen weiteten sich, als er beobachten musste, wie er vom Bett stieg und auf ihn zukam. Er tat einen ungeschickten Schritt nach hinten, fiel wieder auf seinen Hintern und fand sich zitternd vor Angst in seiner Lieblingsecke wieder. Er hätte stillhalten, still sein sollen anstatt sich zu wehren und grosse Klappe aufzureissen. Er allein trug die Schuld. Er war wie gelähmt als Mariku sich über ihn beugte. Er kniete sich zu ihm hinunter und Malik schrie als er seine Handgelenke packte, sie von ihm weg riss und dann zusammenpresste. Der Schmerz war schrecklich, beinahe, als würden sie brennen. Malik begann zu weinen. Er versuchte einen Moment lang, sich zu wehren, seine Hände von ihm weg zu reissen, doch es verstärkte den Schmerz nur noch. Mariku lockerte seinen Griff nicht ein bisschen, starrte ihn an… Immer starrte er ihn an. Malik presste seine Lippen zusammen und versuchte verzweifelt, nicht wieder zu schreien, als Mariku noch ein letztes Mal zudrückte. Das Geräusch wurde in seiner Kehle gedämpft und als er den Mund etwas öffnete, war das Einzige, das ihm entwich, eine leise, dünne Kreuzung zwischen einem Wimmern und einem Stöhnen. Ungewollt begann er, still zu weinen. Die Tränen rannen über seine Wangen und fielen auf sein Bein. Malik wich zurück und sah erst auf, als Mariku sich nach vorne lehnte und ihn eindringlich musterte. Sofort wich er wieder zurück. Malik erstarrte, als Mariku plötzlich eines seiner Handgelenke zu seinen Lippen hob und es sanft und bedacht küsste. Seine Tränen versiegten augenblicklich und Malik beobachtete in kränklichem Schrecken, wie er es immer wieder wiederholte. Mariku küsste sein Handgelenk überall, wo es verletzt worden war, beinahe wie eine Entschuldigung. Dann wechselte er zum andern und wiederholte den Prozess. Das Gefühl seiner Lippen auf seinen Handgelenken war erschreckend und es erinnerte ihn daran, wie verteidigungslos und ausser Kontrolle der Lage er war. Es war ihm nicht einmal möglich zurückzuweichen. Und in diesem Moment wusste er, dass er die Kontrolle niemals haben würde. Er war komplett der Gnade seines Entführers überlassen. „Wir müssen reden, Malik. So kann es nicht weitergehen.“ Malik wehrte sich nicht und Malik antwortete nicht. Mariku runzelte leicht die Stirn. Als er seine Angst und plötzliche und untypische Unterwerfung wahrnahm. „Du bist hier, weil ich dich liebe und denke nicht, dass ich das jemals ehrlicher sagen könnte. Ich liebe dich mit allem, das ich bin und allem, dass ich jemals sein könnte, das musst du verstehen. Du- ...Malik, ich werde dich niemals gehen lassen. Ich kenne dich nun schon so lange, Malik, und jetzt, da ich dich endlich[I/] bei mir habe, könnte ich diese Chance niemals ungenutzt verstreichen lassen. Ich habe dich nicht entführt, wegen was auch immer du denkst, dass ich es getan habe, sondern weil ich dich liebe, und weil es sein musste. Eines Tages wirst auch du mich lieben, mein schöner Malik, und dann wirst du mich nicht verlassen wollen, das weiss ich. Du wirst sehen, was ich alles für dich tue, es wird nur Zeit brauchen. Bitte, sei nicht traurig, du wirst diesen Ort lieben. Ich werde mich um dich kümmern. Jeden Abend werde ich für dich da sein, ich werde dich lieben und ich werde dich in meinen Armen halten. Was auch immer du dir wünschst zu haben, wirst du bekommen, Malik. Niemals wieder wirst du dir Sorgen machen müssen über die Schule oder Rechnungen oder Essen, ich werde mich um alles kümmern. Das ist alles, was ich will - mich um dich zu kümmern. Verstehst du das denn nicht? Ich liebe dich. Alles an dir, von deinen Augen zu deiner Nase, deinem Hals, deinen Beinen und deinen Handgelenken.“ Er nahm eines zu sich und küsste es sanft, wie als Betonung seiner Worte. „Ich werde dich verehren, denn das ist es, was du verdienst. Du bist so schön... Ich bin gesegnet, dich bei mir zu haben. Mein schöner, schöner, Malik! O-Oh Gott, ich liebe dich!“ Und dann würde er zu ihm gezogen und Mariku beugte sich vor… Und küsste ihn, die Augen geschlossen. Malik wehrte sich, konnte nicht glauben, was mit ihm passierte. Er wurde in die Ecke gedrückt, Mariku lehnte sich über ihn und presste seine Handgelenke gegen die Wand, sodass Maliks Kopf gegen die Wand gedrückt wurde. Malik konnte sich nicht eine Sache denken, vor der er je solche Angst empfunden hatte wie hiervor, nicht vor seinem Vater, nicht davor, unter Drogen gesetzt zu werden, nicht, geschlagen zu werden, gestalkt zu werden oder vor dem Schrecken seines Alltags. Niemals, niemals hatte er solche Angst gehabt, wie er sie jetzt hatte. Marikus die Worte, seine Lippen, die auf den seinen lagen. Er begann zu weinen, wie er es nie zuvor getan hatte. Mit jeder Sekunde fiel Malik in tiefere Verzweiflung und als Mariku sich von ihm löste, um Atem zu holen, schluchzte er immer noch. Unter Tränen hickste und keuchte Malik, weinte und weinte, schluchzte und heulte. Mariku sah ihn traurig an und beugte sich vor, um seine Wange zu küssen. Malik schreckte zurück. „Bitte, mein schöner Malik, weine nicht. Bitte weine nicht. Ich liebe dich und das ist alles, was du wissen musst. Auch du wirst mich lieben, ich verspreche es. Es ist wahr, dass du nicht gehen kannst aber du wirst hier viel glücklicher sein als dort, wo du vorher warst. Oh Habibi, ya habibi, shaielha laek.“ Malik starrte ihn an. Sein Ägyptisch war ein wenig unklar, doch die Bedeutung war klar. Und es widerte ihn an, dass Mariku den Begriff ,Habibi‘ so leichtfertig benutzte... Er war nicht sein Geliebter, er war es nicht im Entferntesten und er beschmutzte die Sprache seiner Vorfahren. „Versuche nicht, vor mir zu fliehen, mein Malik, bitte. Ich fände dich nur und danach wärst du wirklich mitgenommen...“ Die Drohung hinter den Worten war. Malik schloss die Augen. Immer noch rannen ihm Tränen über die Wangen. Würde er wirklich... Für immer hier bleiben müssen? Würde er niemals - oh Gott. Würde er jemals seiner Familie wiedersehen? „I-Ich will nach Hause. Ich will meine Familie sehen. Ich will meine Schwester und meinen Bruder sehen, und meine Freunde und meine Lehrer. Bitte...“ Er sah verzweifelt, flehend zu ihm hoch. Doch Mariku lächelte nur traurig und nahm seine Handgelenke in eine Hand, um mit der anderen langsam mit dem Daumen über seine Wange zu streichen. „Nein, Malik. Ich bleibe den Worten treu, dass ich dich mich nicht verlassen lassen werde. Bitte, bitte sei nicht traurig. Ich verspreche dir, dein neues Leben wird viel besser sein. Andererseits, du hast keine Wahl.“ Mariku wandte den Blick ab, schien über seine Worte nachzudenken. Dann sah er ihn wieder an. „Du meinst es also... Ernst.“ Es war keine Frage. Malik fühlte sich so hoffnungslos... Das alles war wirklich real. Er lebte seinen eigenen persönlichen Albtraum, seine Hölle wurde Wirklichkeit. Was würde mit ihm geschehen? Die Vorstellung, hier mit seinem Entführer alt zu werden, schien so... Irreal und wenn er etwas wusste, dann, dass er diesen Mann niemals liebe würde. Er würde ihm niemals vergeben, was er getan hatte. Malik würde diesen Ort verlassen und die einzigen zwei Möglichkeiten waren Flucht... Oder Tod. Und im Moment wusste er nicht, welche er ansprechender fand. „Bald wirst du verstehen, Habibi. Du wirst mich lieben.“ Malik beobachtete verschreckt, wie er endlich von ihm abliess und aufstand, um den Raum zu durchqueren. Doch er hielt inne, um zu ihm zurück zu blicken. „Ich werde dir etwas zu essen besorgen, mein Malik. ...Ich liebe dich.“ Mariku lächelte, drehte sich um, trat durch den Türrahmen, machte die Tür zu und schloss sie ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)