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Batman - Reset

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Das selbe Jahr ...

The Narrows/Gotham City 11. August 04:23 Uhr

Das Mädchen
 

Sie ist ein Opfer.

Ihre junge Seele stillt den Hunger dieser Stadt nicht einmal annährend, aber das interessiert das riesige leere, schwarze Loch nicht, das dort hervor giert, wo eigentlich Rechtschaffenheit, Freiheit und Sicherheit herrschen sollten. Es zieht beharrlich alle Menschen in seinen Bannkreis aus blauem Feuer, die Guten und Aufrichtigen gleichermaßen wie die Irren, Geächteten und Antisozialen.

Es verheißt Freiheit und lockt mit einem Neubeginn, mit unendlichen Chancen und dem uralten Mythos vom amerikanischen Traum. Dinge, die in vielen amerikanischen Städten längst nicht mehr so realistisch erscheinen, wie hier in Gotham City.

Jeder der nach diesen Dingen sucht, sieht im Antlitz dieser Stadt eine Zuflucht und erkennt sein Schicksal irgendwo zwischen den verschlungenen Gassen, in den leuchtenden Reklamen oder emporstrebenden Wolkenkratzern. Niemand sieht die spitzen Krallen und Zähne an den Wänden der Häuser, in den Eingängen zu den Einkaufszentren und U-Bahntunneln; die scharfen Waffen einer dunklen Metropole in einem dunklen Zeitalter.

Keiner weiß, dass aus den Gullydeckeln der faulige Atem einer sich langsam zersetzenden Gesellschaft dringt oder dass das Hämmern auf den Bahnschienen der Metro der geheuchelte Herzschlag eines dunklen, herzlosen Babylons ist. Die gealterte Hure am Fluss, auf deren fleckigen Busen die Narrows liegen und zwischen ihren schlaffen Schenkeln die Megchant River-Insel, auf der das Arkham Asylum Tür und Tor geöffnet hält für die Flut an Geistesgestörten und ihren unheilvollen Gedanken.

Die Hure blickt mit blinden Augen in das Land und belauscht mit tauben Ohren das Chaos, was in ihrem Inneren erblüht wie eine riesige, wunderschöne Blume, hinter deren Blütenblättern sich aber tödliche Schlingen mit einem Würgegriff verbergen und immer fester zudrücken.

Sie tastet danach, unternimmt den verzweifelten Versuch sie heraus zu reißen, immer und immer wieder, aber sie schafft es nie, denn das Chaos ist ein unverrückbarer Teil von ihr. Und zwischen all den sinnlosen Versuchen, kleinen und großen Erfolgen, kleinen und großen Niederlagen, fängt sie an zu begreifen, warum der Wahnsinn sie nicht verlassen wird.

Weil es IHR Wahnsinn ist. Es ist keine Krankheit, die sie sich von einem Freier eingefangen hat. Kein fremder Wanderer ist gekommen und hat die Irren irre gemacht oder die Mörder zu Mördern. Das alles ist in ihr gewachsen, wie ein Tumor, der wandert und schleichend meuchelt. Es war schon immer da. Es ist ihre Veranlagung.

Die Suchenden ignorieren diese Tatsache, laufen mit einem Tunnelblick auf ihr persönliches Ziel umher, solange bis sie sich fragen, was der Grund sein könnte, weshalb sie seit Wochen nicht mehr richtig schlafen können, weshalb ihnen der Schweiß mitten auf der Straße auf der Stirn ausbricht und warum sie sich nicht mehr erinnern können, wann sie das letzte Mal richtig glücklich waren.

Erst dann beginnen sie langsam, nur sehr langsam, sich zu besinnen.

Gotham ist schon lange keine Goldgräberstadt mehr, in der Jeder in kürzester Zeit zu Geld und Ansehen kommen kann. Aber sie erweckt immer noch den Anschein.

Jetzt liegen die Straßen voller ewig Suchender, die glaubten eine Weile lang gefunden zu haben, was sie suchten, dann feststellen mussten, dass dem nicht so war und ihr Ziel vergaßen.

Das Einzige, was jetzt noch glänzt ist das Katzengold. Aber das leuchtet hell genug für die irrsinnigen Gemüter, die meist anderes begehren, als Reichtum.

In vielerlei Hinsicht sind sie anspruchsvoller in ihrer Anspruchslosigkeit. Sie werden nicht enttäuscht, weil sie Etwas suchen, was diese Stadt im Überfluss zu bieten hat.

Chaos und genug Platz, um sich unter den Augen Aller an dessen Wachstum mitzuwirken.
 

Das Mädchen weiß nicht, dass ein besonders ambitionierter Vertreter dieser Gruppe gerade dabei ist, seinen Hunger nach Bestätigung und Anerkennung seiner perfiden Kunst zu stillen; zum einen, weil er seine Arbeit verfeinern möchte und ständig neue Erkenntnisse benötigt, zum anderen, weil er nun mal nicht anders kann, denn wie so viele, die ihm auf verschiedene Weisen ähnlich sind, leidet er unter einem unerklärbaren Zwang, einer Sucht, die von ihm alles abverlangt, von seinen Opfern aber weitaus mehr fordert.

Der blasse Körper des Mädchens lehnt gefesselt an totem Metall, ihr Geist liegt gefesselt in einer von wirren Träumen durchdrungenen Bewusstlosigkeit. Ein Delirium, wie es häufig kurz vor dem Tode auftritt.

Sie ist dünn, viel dünner, als in der Nacht, in der man sie gefangen hat. Das war vor ungefähr 6 Tagen. In der Zwischenzeit hat man ihr nur soviel Nahrung in Form von medizinischen Nährlösungen verabreicht, um sie am Leben zu erhalten.

Hinter dieser Schwächung ihres Körpers steckt ein kalter, analytischer Plan. Sie ist eine Versuchsanordnung, eine neue Probe aufs Exempel. Ihre Größe, ihr Alter, ihr Gewicht. Das alles steht irgendwo auf ein Blatt Papier geschrieben, sauber eingetragen in eine Tabelle.

Größe, Alter, Gewicht. Mehr ist sie nicht. Und dahinter eine leere Spalte mit der Überschrift „Auswirkung/Ergebnis“.

Das Mädchen ist blass. Ihre Haut scheint einen leichten Blauschimmer zu haben, wie man ihn bei fein geschliffenem Mondstein erkennen kann. Ihre Fingerknöchel, ihre Wangenknochen und Schlüsselbeine treten knochenweiß hervor. Ihr Magen hat mittlerweile auch aufgehört zu knurren. In dieser Behandlung wird sie keine zwei Tage mehr überleben.

Muss sie auch nicht. Die selbst ernannten Herrscher über ihre Existenz haben entschieden, dass ihr Leben jetzt enden soll.

Dieser Morgen war ihr morgen. Ihr persönliches Good Bye and Fare Well.

Allerdings ist es auch genau der Morgen, an dem Jonathan Crane die seltene Gelegenheit wahrnimmt, ein paar Minuten ihrer kostbaren, verbleibenden Lebenszeit mit den Alpträumen zu füllen, die sie als geistig gesunder Mensch seid Jahren bereits erfolgreich aus ihrem wachen Bewusstsein heraus hält und die – wären sie doch einmal an die Oberfläche gerutscht – niemals so grässlich ausgeartet wären, wie sie es jetzt tun werden. Sie hat keine Traumata, aber sie hat Ängste wie wir alle. Ängste über die man sagen kann, sie seien unlogisch, irrational und vollkommen leicht auszublenden, wenn man erwachsen ist und die Fähigkeit besitzt klar zu denken. Nur lässt sich diese Fähigkeit sehr gut manipulieren.
 

Das erste, was sie wahrnimmt ist ein scharfer Geruch. Einer, der einem die Nasenhaare wegätzt, würde man ich permanent einatmen.

Sie verzieht das Gesicht nur schwach, beinahe hilflos, und dreht ihren Kopf unbeholfen ruckartig und mit immer noch geschlossenen Augen von dem kleinen Fläschchen mit Riechsalz weg, dass ihr Crane unter die Nase hält.

Sie schwebt nur ganz leicht an der Grenze zwischen Wachheit und Ohnmacht. Sie bemerkt kaum den kühlen Luftzug an ihrer Wange und wie ein Fingerpaar ihr rechtes Augenlied nach oben zieht, um einen routinierten Blick auf die Weitung der Pupillen und somit ihren Bewusstseinszustand werfen zu können.

Es dauert kaum zwei Sekunden, dann fällt ihr Lid wieder in seine Position zurück und der Luftzug streift wieder über ihr Gesicht.

Doktor Jonathan Crane trägt eine Schutzmaske und hält die Gaspistole sicher umschlossen und nur einige wenige Zentimeter von den sich leicht blähenden Nasenlöchern seiner Testperson entfernt. Er legt den Kopf schräg - seine Wange streift fast seine linke Schulter - und beobachtet sonderbar konzentriert das flache Auf und Ab ihres Brustkorbes, der die festgeschnallten Lederriemen mit einem leisen Knirschen dehnt.

Im für ihn richtigen Moment drückt er ab.

Eine mehlartige Wolke, die so bekannt und doch so unheilvoll aussieht, wie das, was sie hervorruft, schwebt eine hundertstel Sekunde lang wie in Zeitlupe vor dem Gesicht des Mädchens, bedeckt ihre Haut wie das fein gewobene Netz einer Tunnelspinne, mit Wirbeln, die zu allen Seiten hin Drehungen vollführen und an den Seiten zu verblassen beginnen.

Dann atmet sie ein.

Der dichte Dunst verschwindet augenblicklich in den zwei dunklen Nasenlöchern und wandert die Luftröhre hinab, durch die Bronchien zu den Lungenblässchen in beiden Lungenflügeln. Dort gelangt er in die Blutlaufbahn und bindet sich an die roten Blutkörperchen, auf denen er innerhalb von nicht einmal zwei Herzschlägen bis in das Gehirn des Mädchens reist. Das Halluzinogen krallt sich an den visuellen Cortex und beginnt dort nun endlich zu wirken. Das Alles in weniger als vier Sekunden.

Ihr Körper bemerkt sofort, dass etwas nicht stimmt. Ihre halbdurchsichtigen Deliriumfantasien reißen abrupt ab, ihr Atem und ihr restlicher Kreislauf pausiert, beinahe so als wäre ihr gerade etwas Wichtiges eingefallen. Dann setzt ihr Herzschlag überraschend stark und mit deutlich erhöhtem Tempo wieder ein. Ihr Körper erzittert unter den Auswirkungen des plötzlich freigesetzten Adrenalins. Ihre Augäpfel bewegen sich in unruhigen Sakkaden unter den Lidern und ihr Mund ist schlagartig trocken.

Alles eine augenblickliche Reaktion auf das Gas.

Noch hat sie die Augen geschlossen und sieht nicht einmal den Schatten einer unheilvollen Halluzination. Und dennoch reagiert sie empfindsam auf die instinktiven Warnsignale, die der Körper einem gibt, wenn er sich in Gefahr wägt. Nur dass es hier das Halluzinogen ist, welches ihn in eine Hab-Acht-Haltung zwingt, sie aufpuscht bis sie keinen klaren Gedanken mehr fassen kann – wäre dies in ihrer Situation noch möglich - und eine wichtige Vorraussetzung schafft für den Erfolg der eigentlichen Wirkung des Nervengases.

Das Adrenalin belebt den dahinsiechenden Körper noch ein letztes Mal.

Unter dem schnellen Flattern ihres Atems zuckt sie zusammen, so als ob man ihr einen elektrischen Schlag gegeben hätte und öffnet dabei die Augen. Ihr Puls liegt mittlerweile bei 145 steigend und nährt sich dabei von kaum vorhandener Energie.

Das Mädchen starrt angstvoll wie eine junge Forelle, die man gerade am Haken aus dem Wasser in die lebensfeindliche Luft gezogen hat. Ihre dunklen Augen zucken zweimal durch den Raum vor ihr und scheinen sich dabei an unsichtbaren Gegenständen zu orientieren, dann heften sie sich an die Gestalt im weißen Kittel, die dicht neben ihr an der Metallbahre steht und zurückstarrt.

Das Mädchen bemerkt nicht den abartig faszinierten Blick der emotionslosen, hellen Augen, die kindliche Erregung darin oder das leichte Zucken in den Mundwinkeln. Ein Sekundenlächeln.

Sie sieht etwas ganz Anderes, etwas viel Verabscheuenswürdigeres, wenn das überhaupt möglich ist.
 

Statt den zarten Zügen eines jungen Soziopathen sieht sie den massigen Schädel eines schwarzen Pferdes. Die Nüstern weiten sich und aus ihnen steigt dünner, heißer Nebel, der die Luft flimmern lässt. Hinter dem Flirren starren ihr zwei riesige, leere Augenhöhlen entgegen.

Nicht ganz leer! Irgendetwas bewegt sich darin. Zehe, windende Bewegungen.

Das Pferd nähert sich ihrem Gesicht. Sie kann die Hufe auf dem Boden hören.

Sein Atem brennt auf ihrer Haut wie ein Inferno. Das Mädchen schließt die Augen und dreht sich vor Ekel und Verwirrung seufzend zur Seite.

Sie will nicht in die leeren Löcher starren und sehen, womit sie angefüllt sind. Noch hat sie die Erscheinung nicht als Realität akzeptiert. Würde sie die Augen geschlossen halten, würde sie den Schrecken vielleicht umgehen können. Allerdings verwirrt das Gas auch alle anderen Sinne: Den Geruchssinn, den Hörsinn, das Fühlen … Und das beunruhigt und macht den eigenen Körper zu einem unhörigen Diener.

Sie öffnet die Augen wieder, als sich der Atem des Tieres von ihr entfernt. Sie blickt nach vorn.

Das Pferd steht nun drei Meter von ihr entfernt und scharrt mit den Hufen nervös über den Betonboden. Es klingt, als würde ein Metzger sein Beil schleifen, so hart presst es seine Hufe gegen den grauen Untergrund.

Dann wirft es den Kopf in den Nacken, bäumt sich auf und wiehert. Nein, es schreit! Und das Mädchen kreischt mit, denn der Laut, der dem Tier entrinnt, ist so Angst einflößend, dass er sie in blanke Panik versetzt. Ein Laut den weder Mensch noch Tier formen können. Ein einziger lang gezogener, hoher Ton ähnlich einer Mischung aus Krächzen, Trompeten und dem Schreien eines sterbenden Kindes.

Der Ton vibriert, reißt abrupt ab und setzt sich in ihrem Inneren als endlos gewordener Alptraumruf fort, obgleich er in der Luft schon verklungen ist.

Die beschlagenen Hufe knallen zurück auf den Untergrund. Das Pferd schüttelt die verklebte Mähne, dreht dabei das Haupt von Rechts nach Links und wieder zurück.

Dann - mit dem Knacken vieler knöcherner Halswirbel - überdehnt sich der schlanke Hals des Tieres und der Kopf wird endgültig herum gerissen, sodass die leeren Augenhöhlen sie nun von unten her anstarren und das geifernde Maul gen Himmel zeigt. Lange, teerartige Speichelfäden rinnen über die hochgezogenen Lefzen des Tieres nach unten, verfangen sich einen Moment lang in den abgerundeten Winkeln der Schädelvertiefungen und rinnen dann in breiteren Strömen heraus und verkleben die Mähne.

Mit einigen weiteren angestrengt wirkenden, ruckartigen Bewegungen und einem Geräusch, das an zerbrechendes Geäst erinnert, dreht sich das Haupt gegen den Uhrzeigersinn weiter bis es wieder seine endgültige Position erreicht hat.

Aus der zerquetschten Kehle des Tieres dringt ein feuchtes Keckern. Ist das ein Lachen?

Blut läuft aus Nüstern und dem schiefen Maul, dringt nun auch aus den leeren Augenhöhlen und schwemmt eine Flut an wimmelndem Getier heraus. Maden, Würmer, Mückenlarven, Kellerasseln, fette Engerlinge und junge Grabkäfer.

Sie versuchen sich an ihrem Wirt festzukrallen, werden aber durch den endlosen Schwall halb geronnen Blutes heraus gespült und klatschen mit dem Geräusch eines voll gesogenen Schwammes auf den Boden.

Wild scharrend verteilt das dunkle Reittier die stinkende Verwesung unter sich. Mittlerweile hat sich der Kopf des Pferdes fast völlig von seinem Hals gelöst und jegliche Anspannung verloren. Die Lippen hängen schlaff über den gelblichen Zähnen und die Ohren schlackern zu allen Seiten, während die schwarze Mähne sich mit dem Speichel und Blut voll saugt und die dicke rote Brühe mit den Insektenlarven einen See unter den Hufen bildet.

Der Kopf stoppt in seiner rotierenden Bewegung. Alles wird widerlich still, bis auf das Mädchen, welches seit ungefähr zwei Minuten nicht aufgehört hat zu schreien und dessen Blick, wie festgenagelt auf der Szenerie haftet.

Dann – mit dem Klang, den ein großer Gegenstand macht, wenn man ihn aus feuchtem Morast zieht – löst sich der Pferdeschädel vom Hals des Tieres. Er fällt jedoch nicht zu Boden. Irgendetwas hält ihn an Ort und Stelle.

Das Etwas lässt hinter den Kieferknochen acht lange, schwarz schimmernde Beine erkennen. Lange, behaarte Spinnenbeine, die sich mit leisem Knarren in Bewegung setzten und den Kopf wie eine Ameise, die ihre Beute zum Bau schleppt, nach unten auf den Boden mitnehmen und dann auf das vor Angst halb wahnsinnig gewordene Mädchen zu.

Sie schreit und rüttelt an ihren Fesseln, mit einer vehementen, unerschütterlichen Macht, zu der sie eigentlich keine Kraft mehr hat. Doch Angst ist immer ein zuverlässiger Ansporn.

Unter lauter werdenden Schreien und Kreischen spürt sie wie das Etwas ihre Beine berührt, sich schwer wie ein feuchter Sack an ihrer Jeans hängt und beginnt sich daran nach oben zu hangeln. Sie spürt die Spitzen Beinchen auf ihrer Haut, wie sie durch den Stoff an ihre Schenkel drücken und ihre Hüften hinaufwandern, nach neuem festeren Halt tastend.

Dann, unerträglich langsam, taucht vor ihrem Gesicht der massige Pferdekopf auf. Er ist wieder falsch herum gedreht. Nur Millimeter von ihr entfernt, glänzt blutiges Zahnfleisch aus einem Maul voller schiefer Zähne, dann heben sich die leeren Augenlöcher auf ihre Höhe.

Das Tier muss tot sein, aber plötzlich strömt wieder dieser widerliche Atem aus seinen Nüstern. Und diesmal brennt er nicht nur auf der Haut des Mädchens, sondern er verbrennt sie regelrecht. Wie Säure gleitet der Nebel über ihren Nasenrücken. Für einen kurzen Moment hört sie auf zu schreien, um nichts davon einzuatmen.

Der giftige Dunst fließt auch am Haupt des Gauls nach unten und ätzt alles weg, auf das er trifft sodass am Ende nur noch ein weißes Gerippe übrig bleibt, überlaufen von Blutrinnsalen und kleinen geschwärzten Fleischklumpen, das sie mit einem zerstörten Grinsen betrachtet.

Das Mädchen wirft sich gegen seine Fesseln, versucht das Ding abzuschütteln, schreit und gibt sich dem reinen Wahnsinn in einer Art und Weise hin, die jeden Menschen zu einer leeren Hülle macht, wenn er dem Auslöser nur ein wenig länger ausgesetzt bleibt.

Doch das Ding will nicht gehen, es krallt sich nur noch fester an ihren Brustkorb. Spinnenbeine drücken gegen ihren Busen und bohren sich in ihre weiche Haut. Ihre Lunge zieht sich schmerzhaft zusammen. Die Atemnot setzt ein. Ihr Körper kollabiert, während der Griff des Monsters immer fester wird.

Dann öffnet sich das knöcherne Maul des Pferdes und es brüllt:



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Merida
2011-07-09T07:54:53+00:00 09.07.2011 09:54
Entschuldige das ich so lange gebraucht habe das Kapitel zu lesen und dann einen Kommentar zu schreiben. Aber ich wollte es nicht zwischen Tür und Angel lesen, weil es dafür einfach zu Qualitativ hochwertig ist.

Wo soll ich anfangen? Die Bilder die du erschaffst sind einfach nur der Wahnsinn. Du baust sie auf, staffierst sie aus und beziehst alles darauf. Der Beginn des Kapitels war fantastisch, wie du die Stadt verglichen hast und immer mehr Details in das Bild eingefügt hast, bis man dann das große Monumentalwerk ganze sah, war einfach unglaublich. Ich habe regelrecht beim Lesen in deinen Formulierungen geschwelgt und sie auf mich wirken lassen. (Hört sich jetzt vielleicht etwas seltsam an, aber ich finde auch gute Worte Zusammenstellungen kann man genießen.)

Weiterhin fand ich es bemerkenswert wie die Stadt personifizierst und dann auf die Menschen in ihr zu sprechen gekommen bist. Und dann ganz speziell auf die unstetigeren Gemüter, die sich von ihr angezogen fühlen. Und das Viele nicht anders können und von ihren "inneren Dämonen" getrieben werden, das zu tun was sie eben tun, bis man sie eines Tages fasst.

Die Angstvision des Mädchens war einfach nur beeindruckend. Im Sinne von mir standen alle Haare zu Berge. Hieronymus Bosch hätte es nicht treffender in einen seiner Bilder abbilden können. Auch hier wieder die Steigerung die mir sehr gut gefällt. Du fängst an die Schreckensvision zu konstruieren und beschreitest diesen Weg wirklich bis zum abstoßenden Ende.

Nur ganz kurz als kleiner Einwurf am Rand. Crane benutzt kein Gas, sondern ein Feststoff-Aerosol, also laut deiner Beschreibung. Es wird zwar oft als Gas bezeichnet, aber von der Darreichungsform her wäre es falsch definiert. Ich bin bei solchen Sachen einfach ein wenig pedantisch. Sorry, ignoriere es einfach, weil es eigentlich nicht stört und nicht wirklich relevant ist.

Und damit ich mich nicht mit diesen kleinen Klugscheißereinwurf verabschiede, will ich noch was zum Schluss sagen. Die Sache mit dem Pferd hat mich beim 2. Nachdenken über die Sache an die Johannes Offenbarung erinnert. Im Sinne von ein fahles Pferd, welches von Tod geritten wird. Und die Faszination von kleinen Mädchen mit Pferden und Ponys, wenn man es so betrachtet könnte man es als groteske Verdrehung dieser Tatsache ansehen. Nur so ein kleiner Gedankengang von mir am Rande.

Es war mal wieder genial das Kapitel und der cliffhanger zum Schluss verspricht wieder mal ein ebenso spannendes folgendes Kapitel.
Ich freue mich drauf es zu lesen.
Meri
Von: haki-pata
2011-06-22T06:12:36+00:00 22.06.2011 08:12
Mir stockte der Atem. Und eine Gänsehaut habe ich immer noch.

Verdammt! Du bist so verdammt gut!


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