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Batman - Reset

von

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Prolog

Gotham 11.Oktober 23:31 Uhr

Commissioner James Worthington Gordon
 

„Seltsam …“

Ein Wort, das er schon lange nicht mehr in den Mund genommen hatte. Aus dem einfachen Grund, dass es sich in einer Stadt wie dieser nicht lohnte Worte auszusprechen, die andernorts ihre wortwörtliche Bedeutung beibehielten, hier aber ein Synonym für „normal“ waren.

Aber in dieser Nacht, in diesem mit einer seltsamen Atmosphäre angefüllten Raum, strömt es zwischen Gordons Lippen hindurch und bildet einen sanften Nebel in der kühlen Luft. Der Raum ist kälter, als er eigentlich sein dürfte.

Der Commissioner hat seinen Trenchcoat angelassen, unter dem er immer noch das Pyjama-Oberteil trägt, welches er auch getragen hatte, als man ihn so unsanft aus dem Schlaf geholt hatte.

Das Wort steht im Raum und sein Sprecher bemerkt unweigerlich wie perfekt es doch die Situation beschreibt, auch wenn es mit Gordons unglaublicher Nüchternheit gesprochen ist, denn er hat keine Ahnung, was er da vor sich hat … Und vor allen Dingen nicht, wie er eine Ahnung davon bekommen kann.

Die Fotografen und Spurenanalytiker huschen nur zögerlich über die Szenerie, laufen beinahe wie auf rohen Eiern ehrfürchtig auf den Marmorfliesen umher.

Es wirkt fast so, als hätte man sie beauftragt auf einem Minenfeld nach brauchbaren Beweisen zu suchen und nicht in der protzigen und überaus weitläufigen Eingangshalle des Wayne Manor.

Einer der Photographen weiß anscheinend nicht mehr, wo ihm der Kopf steht, drückt fahrig auf den Auslöser seines Apparates und stößt mit dem Rücken gegen ein Podest mit einem Blumentopf. Dieser schlägt auf den Boden, zerbricht und beschallt die totenstille Halle für eine schmerzhaft lange Zeit.

Gordon schließt die Augen und richtet sein Gesicht zum kalten Steinboden, während der angespannte junge Mann die Erde zur Seite wischt. Keiner wagte es das Missgeschick auch nur eines kurzen Blickes zu bedenken. Alle sind sie gefangen in dieser beklemmenden Atmosphäre.

Der Commissioner steht mitten im Raum. Wie in Gedanken versunken, starrt er zu Boden, aber denkt nichts. Er lauscht wie sein eigener Atem über seinen Oberlippenbart gleitet und dabei dieses leise pfeifende Geräusch macht, welches Sarah so liebt. Diesmal kann er beim Gedanken an sie nicht lächeln.

Er blickt wieder hinüber zu der Szenerie, riskiert ein weiteres Mal, dass ihn die Situation überfordert. Er sieht zu der Leiche, die am Ende der Treppe wie vergessen daliegt. Wie eine Puppe sieht sie aus. Schwer, steif und kalt wie dieser Raum.

Der Körper ist nicht schlimm zugerichtet. Wäre das Loch und die Kugel nicht, die in der Stirn steckt, umgeben von einem Saum getrockneten Blutes, der einer dort niedergelegten Strauchrose gleicht, dann hätte es auch ein Herzinfarkt sein können. Gordon war weitaus Schlimmeres gewohnt. Viel … Schlimmeres …

Aber Art und Weise des Todes spielen in diesem abstrusen Bild keinerlei Rolle.

Der Commissioner starrt zu der mächtigen Doppeltreppe und zu der Wanduhr, die im Schatten des Brückenganges wie ein stummer Beobachter aussieht und anscheinend stehen geblieben ist, um die Situation noch zu unterstützen.

Er öffnet den Mund und redet mit fester Stimme zu der Uhr vor ihm.

„Was hältst du davon?“

Hinter Gordon gleitet ein Schatten vom Gebälk hinunter und nähert sich ihm.

Der Commissioner hatte ihn gespürt, bereits als er den Raum zum ersten Mal betreten hatte. Natürlich war er schon lange vor ihnen hier gewesen und hatte seine Analysen gemacht. Immerhin war es sein Haus.

Jim Gordon hatte lange gebraucht mit der Verantwortung zu leben, zu wissen, wer Batman eigentlich war. Er hatte verstanden, warum der dunkle Ritter gerade ihm mitteilen wollte, wer er war, aber er hatte es das erste Mal abgelehnt in das Gesicht unter der Maske zu schauen. Weil er Angst hatte. Angst davor, welche Änderungen das mit sich brachte … welche Gefahren. Und auch jetzt war ihm dieses Wissen mehr eine Last, als dass es ihn erleichterte.

„Ich halte es für einen Scherz.“ Der Dunkle tritt neben ihn. Niemand dreht sich um. Zu gewohnt ist seine Anwesenheit.

„Meine Analysen allerdings machen daraus eine Unmöglichkeit.“

„Das heißt?“

„100% genetische Übereinstimmung. Ich habe es dreimal berechnen lassen. Ich habe Äußerlichkeiten wie Iris, Muttermale, Narben und Gebiss geprüft. Er ist es.“

Gordon stößt einen Atmer aus, der noch länger ist, als die Leitung, auf der er gerade steht und blickt den Dunklen durch seine Brillengläser an.

„Nimm mir das nicht übel, mein Freund.“, sagt er leise genug, „Aber in dem

Fall muss ich noch einmal unter vier Augen mit dir reden!“

Batman reagiert gefasst, wie er es immer tut. Mit der Stimme eines automatisiertem Übermenschlichen, die dunkel wie die Nacht ist, in der er lebt und so bar jeder Emotion.

„Kein Problem, Commissioner.“

Er verlässt den Raum überraschender Weise durch die Tür. Fünf Minuten später wird sich Gordon mit ihm an der Gabelung vor Wayne Manor treffen und eine der seltsamsten Unterhaltungen seines Lebens führen. Doch vorerst wirft er noch einen letzten Blick auf den toten Mann am Fuß der Treppe. Einer der Photographen verewigt gerade ein weiteres Mal das Unmögliche.

Und Gordon versteht immer noch nicht. Er fürchtet nur. Denn egal, was der Grund dafür ist, dass hier vor ihm der tote Körper Bruce Waynes liegt, es bedeutet auf jeden Fall, dass sich die Dinge ab jetzt wieder zum Schlechten wenden werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  ElliotAlderson
2011-05-13T11:56:56+00:00 13.05.2011 13:56
Ein sehr spannungsgeladener Anfang, toll wie du die Identität der Leiche bis zum Schluss verborgen hast und dann der große Überraschungseffekt zu Tragen kam. Klasse!
Von:  Merida
2011-05-03T13:37:08+00:00 03.05.2011 15:37
Das macht Appetit auf mehr...
Wow, wundervoll geschrieben, die Spannung konnte man fast mit Händen greifen.
Von: haki-pata
2011-05-03T05:46:06+00:00 03.05.2011 07:46
Süchtig machend.
Waah!
Wehe, du lässt dir zulange Zeit mit weiteren Kapiteln!


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